„Frühe Neuzeit“ – Versionsunterschied
[ungesichtete Version] | [gesichtete Version] |
T.G. (Diskussion | Beiträge) →Philosophie: Link zu Moralistik |
KKeine Bearbeitungszusammenfassung |
||
(754 dazwischenliegende Versionen von mehr als 100 Benutzern, die nicht angezeigt werden) | |||
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
Die Begriffe '''Frühe Neuzeit''', '''Frühneuzeit''', '''Frühmoderne''' oder '''Neuere Geschichte''' bezeichnen in der Geschichte [[Europa]]s üblicherweise das [[Zeitalter]] zwischen dem [[Spätmittelalter]] (Mitte [[13. Jahrhundert]] bis Ende [[15. Jahrhundert]]) und dem Übergang zur [[Moderne]] um das Jahr [[1800]]. |
|||
Wie bei allen [[Periodisierung]]en in der [[Geschichtswissenschaft]] lassen sich keine exakt datierbaren [[Epoche (Chronologie)|Epochengrenzen]] ziehen. In [[Geisteswissenschaften|geisteswissenschaftlicher]] Hinsicht gelten das neue [[Menschenbild]] des [[Humanismus]] und die von ihm geprägte [[Renaissance]], die als Wiedergeburt der [[Antike]] verstanden wurde, sowie die Entwicklung des modernen [[Buchdruck]]s durch [[Johannes Gutenberg]] und der Beginn der [[Reformation]] 1517 als Beginn der Zeitenwende zwischen [[Mittelalter]] und [[Neuzeit]]. Machtpolitisch markante [[Zäsur (Geschichte)|Zäsuren]] waren die [[Eroberung von Konstantinopel (1453)|Eroberung Konstantinopels 1453]], die [[Entdeckung Amerikas 1492|„Entdeckung“ Amerikas]] durch [[Christoph Kolumbus]] im Jahr 1492, das Ende der [[Reconquista]] im selben Jahr, der Beginn der [[Italienische Kriege|Italienischen Kriege]] 1494 und im [[Heiliges Römisches Reich|Heiligen Römischen Reich]] die [[Reichstag zu Worms (1495)|Reichsreform]] von 1495. |
|||
== Das Problem der [[Periodisierung]] == |
|||
Das Ende der Frühen Neuzeit wird weitgehend übereinstimmend mit der [[Französische Revolution|Französischen Revolution]] (1789–1799) angesetzt, die zugleich das [[Zeitalter der Aufklärung]] abschließt. Das [[Ancien Régime]] brach nach 1789 zunächst in Frankreich und infolge der [[Koalitionskriege|Revolutionskriege]] in fast ganz Europa zusammen. Mit der Auflösung des [[Heiliges Römisches Reich|Heiligen Römischen Reiches]] auf Druck [[Napoleon Bonaparte|Napoleons]] 1806 endete die Frühe Neuzeit im deutschen Sprachraum. Auf sie folgte die Moderne, die Epoche der [[Neuzeit]], die bis in die Gegenwart andauert. |
|||
Alle [[Periodisierung|Epocheneinteilungen]] in der [[Geschichtswissenschaft]] sind nachträgliche Konstrukte, die dem wissenschaftlichen Interesse entspringen, einen Forschungsgegenstand einzugrenzen und zu klassifizieren. Sie können daher nur Annäherungen an die historische Wirklichkeit sein. Auch die Übergänge vom [[Mittelalter]] zur frühen Neuzeit einerseits und von dieser zur [[Moderne]] andererseits lassen sich nicht durch eindeutige Jahreszahlen definieren. Die Epochengrenzen sind vielmehr von Land zu Land und von Kulturkreis zu Kulturkreis fließend. Sie lassen sich nur am Wandel von Entwicklungen [[Longue durée|langer Dauer]] - etwa gesellschaftlicher, politischer oder wirtschaftlicher Natur - festmachen. |
|||
[[Datei:Siege constantinople bnf fr2691.jpg|mini|Die Eroberung Konstantinopels durch die Osmanen 1453 bedeutete das Ende des Byzantinischen Reichs und gilt als historischer Wendepunkt.]] |
|||
== Das Problem der Epocheneinteilung == |
|||
[[Datei:Buchdrucker-1568.png|mini|hochkant|Die Erfindung des Buchdruckes mit beweglichen Lettern durch [[Johannes Gutenberg]] revolutionierte die Kommunikation]] |
|||
[[Datei:Lucas Cranach (I) workshop - Martin Luther (Uffizi).jpg|mini|hochkant|[[Martin Luther]] als treibende Kraft der [[Reformation]]]] |
|||
[[Datei:La Rendición de Granada - Pradilla.jpg|mini|hochkant|Die Rückeroberung [[Granada]]s beendet die Reconquista. Hier das [[Historiengemälde]] ''[[Die Übergabe von Granada]]'' von [[Francisco Pradilla y Ortiz]] 1882]] |
|||
Jede [[Periodisierung]] in der [[Geschichtswissenschaft]] ist eine Setzung anhand bestimmter Kriterien mit dem Ziel, das Forschungsfeld zu systematisieren und einen Forschungsgegenstand einzugrenzen und zu klassifizieren. Dadurch ist nur eine Annäherung an die historische Wirklichkeit möglich und es wird eine historische Wirklichkeit im wissenschaftlichen Sinne überhaupt erst konstituiert. Auch die Übergänge vom Mittelalter zur Frühen Neuzeit einerseits und von dieser zur Moderne andererseits lassen sich daher nicht an einzelnen Jahreszahlen festmachen. Jahreszahlen und bestimmte Ereignisse sind vielmehr nur Markierungen zur Orientierung. Die Epochengrenzen sind fließend und variieren je nachdem, ob beispielsweise eher politische oder sozialgeschichtliche Fragen im Vordergrund stehen sowie welche Regionen und Länder im Blick sind. Viele historische Entwicklungslinien sind überdies von [[Longue durée|langer Dauer]] und können auch einer bestimmten Periodisierung widersprechen. |
|||
=== Beginn der Frühen Neuzeit === |
=== Beginn der Frühen Neuzeit === |
||
Der geistig-kulturelle Aufbruch der Renaissance und des Humanismus, die [[Zeitalter der Entdeckungen|Entdeckungsfahrten]] der Portugiesen und Spanier, mit denen Anfang des 15. Jahrhunderts die [[Europäische Expansion]] einsetzte, sowie die [[Reformation]], die nach 1517 die mittelalterliche Einheit der (West-)Kirche zerstörte – diese drei miteinander zusammenhängenden Entwicklungen markieren in der europäischen Geschichtswissenschaft für gewöhnlich den ''Beginn der Frühen Neuzeit''. |
|||
Im Allgemeinen gelten Renaissance (Wiederentdeckung der Antike) und [[Humanismus]] als Anfang einer Zeitenwende. Mit ihr verbreitete sich ein neues Menschenbild in Europa, in dessen Mittelpunkt das selbstbestimmte Individuum und seine Fähigkeiten standen. In Philosophie, Literatur, Malerei, Bildhauerei, Baukunst und allen anderen kulturellen Bereichen orientierten sich die Menschen wieder an den Formen und Inhalten der Antike. Am frühesten lässt sich diese [[Entwicklung]] in Italien feststellen, wo sie bereits im 14. Jahrhundert einsetzte, im 15. Jahrhundert in [[Florenz]] zu einer ersten kulturellen Hochblüte gelangte und von wo aus sie sich bis zum Beginn des 16. Jahrhunderts in ganz Europa verbreitete. Seine Vorreiterrolle verdankte Italien nicht zuletzt der Aufnahme einer großen Zahl griechischer Gelehrter aus [[Konstantinopel]], das 1453 von den [[Osmanisches Reich|Osmanen]] erobert worden war. Diese Gelehrten brachten längst verschollen geglaubtes Bildungsgut der Antike mit ins Abendland. Zur gleichen Zeit erfuhr die Verbreitung von Wissen eine ungeheure Beschleunigung durch [[Johannes Gutenberg]]s Erfindung des [[Buchdruck]]s mit beweglichen Lettern. Damit wurde eine Wissensakkumulation möglich, die besonders in den Städten zur Entfaltung kam. In den Städten, so vor allem in den großen Reichs- und Hansestädten, waren auch differenzierte Rechts- und Organisationsformen entwickelt worden, die eine große zivilisatorische Wirkung hatten. |
|||
Der geistig-kulturelle Aufbruch der [[Renaissance]] und des [[Humanismus]], die [[Zeitalter der Entdeckungen|Entdeckungsfahrten]] der Portugiesen und Spanier seit Anfang des [[15. Jahrhundert]]s, die das Bild von der Erde für immer veränderten, und die [[Reformation]], die nach [[1517]] die mittelalterliche Einheit der Kirche zerstörte - diese drei miteinander zusammenhängenden Entwicklungen markieren in der europäischen Geschichtswissenschaft für gewöhnlich den Beginn der frühen Neuzeit. |
|||
Die Erfindung des Buchdrucks wiederum verhalf einem Ereignis zum Durchbruch, das insbesondere in Deutschland mit dem Ende des Mittelalters und dem Beginn der Neuzeit gleichgesetzt wird: der Reformation. [[Martin Luther]] gründete seine [[95 Thesen]], die er 1517 veröffentlichte, auf ein genaues Quellenstudium der [[Heilige Schrift|Heiligen Schrift]] in [[Griechische Sprache|Griechisch]] und [[Hebräische Sprache|Hebräisch]], also auf Kenntnissen, die auf den Vorarbeiten der Humanisten des vorherigen Jahrhunderts beruhten. |
|||
Im Allgemeinen gelten Renaissance und Humanismus, die Wiederentdeckung der [[Antike]], ihrer Kunst und ihrer Philosophie als Anfang einer Zeitenwende. Mit ihr verbreitete sich ein neues Menschenbild in Europa, in dessen Mittelpunkt das selbstbestimmte Individuum und seine Fähigkeiten standen. In Philosophie, Literatur, Malerei, Bildhauerei, Baukunst und allen anderen kulturellen Bereichen orientierten sich die Menschen wieder an den Formen und Inhalten der Antike. |
|||
Luther verteidigte seine Thesen 1521 auf dem [[Reichstag zu Worms (1521)|Wormser Reichstag]] vor [[Römisch-deutscher Kaiser|Kaiser]] [[Karl V. (HRR)|Karl V.]], der ein Reich regierte, „in dem die Sonne nicht unterging“. Denn zu diesem Reich gehörten auch die spanischen Besitzungen in der [[Neue Welt|Neuen Welt]], die [[Christoph Kolumbus]] 1492 entdeckt hatte, im selben Jahr, in dem mit der Eroberung [[Granada]]s die [[Reconquista]] zu Ende gegangen war. Der erste Anstoß zum Zeitalter der Entdeckungen war aus Portugal gekommen: Im Auftrag des Prinzen [[Heinrich der Seefahrer|Heinrichs des Seefahrers]] wurden seit 1415 Expeditionen ausgesandt, um einen Seeweg nach Indien zu finden ([[Indienhandel]]). Dies gelang [[Vasco da Gama]] 1498. Die Entdeckungen der Portugiesen und der Spanier veränderten und erweiterten das Weltbild des mittelalterlichen Menschen und hatten auch die [[Europäische Expansion]] über die gesamte Erde zur Folge. |
|||
Am frühesten lässt sich diese Entwicklung in Italien feststellen, wo sie bereits im [[14. Jahrhundert]] einsetzte, im [[15. Jahrhundert]] in [[Florenz]] zu einer ersten kulturellen Hochblüte gelangte und von wo aus sie sich bis zum Beginn des [[16. Jahrhundert]]s in ganz Europa verbreitete. Seine Vorreiterrolle verdankte Italien nicht zuletzt der Aufnahme einer großen Zahl griechischer Gelehrter aus [[Konstantinopel]], das [[1453]] von den [[Osmanisches Reich|Osmanen]] erobert worden war. Diese Gelehrten brachten längst verschollen geglaubtes Bildungsgut der Antike mit ins Abendland. Zur gleichen Zeit erfuhr die Verbreitung von Wissen eine ungeheure Beschleunigung durch [[Johannes Gutenberg]]s Erfindung des [[Buchdruck]]s mit beweglichen Lettern. |
|||
=== Ende der Frühen Neuzeit === |
|||
Die selbe Erfindung wiederum verhalf einem Ereignis zum Durchbruch, das insbesondere in Deutschland mit dem Ende des Mittelalters und dem Beginn der Neuzeit gleichgesetzt wird: der Reformation. [[Martin Luther]] gründete seine [[95 Thesen]], die er [[1517]] veröffentlichte, auf ein genaues Quellenstudium der [[Heilige Schrift|Heiligen Schrift]] in Griechisch und Hebräisch, also auf Kenntnissen, die auf den Vorarbeiten der [[Humanist]]en des vorherigen Jahrhunderts beruhten. |
|||
Das Ende der Epoche und der Beginn der [[Moderne]] wird in der Geschichtswissenschaft weitgehend übereinstimmend mit der [[Französische Revolution|Französischen Revolution]] ab 1789 angesetzt. Die Französische Revolution war eine Folge der [[Aufklärung]], die schon die [[Amerikanische Revolution]] von 1776 getragen hatte. Aufgrund der Ereignisse von 1789 brach das [[Ancien Régime]] zunächst in Frankreich und infolge der Revolutionskriege fast in ganz Europa zusammen. In Deutschland kam das vor allem durch die Auflösung des [[Heiliges Römisches Reich|Heiligen Römischen Reiches]] im Jahr 1806 zum Ausdruck. Trotz der [[Restauration (Geschichte)|Restauration]] der alten Regime nach der Niederlage [[Napoleon Bonaparte]]s 1814/15 hatte sich Europa politisch grundlegend gewandelt. Der Historiker Reinhart Koselleck geht davon aus, dass darüber hinausgehend noch weitere Veränderungsprozesse von ungefähr 1750 bis 1850/70 stattfanden. Für diese Übergangszeit von der Frühen Neuzeit zur Moderne prägt er den Begriff der [[Sattelzeit]]. |
|||
=== Epochen innerhalb der Frühen Neuzeit === |
|||
Luther verteidigte seine Thesen [[1521]] auf dem [[Wormser Reichstag]] vor [[Kaiser]] [[Karl V. (HRR)|Karl V.]], der ein Reich regierte, „in dem die Sonne nicht unterging“. Denn zu diesem Reich gehörten auch die spanischen Besitzungen in der so genannten [[Neue Welt|Neuen Welt]], die [[Christoph Kolumbus]] [[1492]] entdeckt hatte, im selben Jahr, in dem mit der Eroberung [[Granada]]s die [[Reconquista]] zu Ende gegangen war. Der erste Anstoß zum Zeitalter der Entdeckungen war aus Portugal gekommen: Im Auftrag des Prinzen [[Heinrich der Seefahrer|Heinrichs des Seefahrers]] wurden seit [[1415]] Expeditionen ausgesandt, um einen Seeweg nach Indien zu finden. Dies gelang [[Vasco da Gama]] [[1498]]. Die Entdeckungen der Portugiesen und der Spanier erweiterten nicht nur das Weltbild des mittelalterlichen Menschen, sondern hatten auch die [[Europäische Expansion]] über die gesamte bekannte Erde zur Folge. |
|||
[[Christoph Cellarius]] (1638–1707) benutzte erstmals als [[Historiograph]] den Begriff der „Neuzeit“ zur Einteilung der Universalhistorie. [[Gerhard Oestreich]] gilt als einer der Mitschöpfer der „Frühen Neuzeit“ als eigener Fachdisziplin innerhalb der Geschichtswissenschaft. Im Allgemeinen wird der [[Zeitalter|Epochenbegriff]] mit dem Auftreten des [[Humanismus]] einerseits und dem Ende des [[Ancien Régime]] verortet.<ref>Walter Achilles: ''Landwirtschaft in der Frühen Neuzeit.'' Bd. 10, Enzyklopädie deutscher Geschichte, Oldenbourg Verlag, München 1991, ISBN 3-486-70187-8, S. 1</ref> |
|||
Je nach Betrachtungsweise kann die Frühe Neuzeit wiederum in folgende Zeitabschnitte unterteilt werden: |
|||
=== Ende der Frühen Neuzeit === |
|||
* Anbruch der [[Renaissance]] (ca. 1350–1450) (häufig noch zum Spätmittelalter gerechnet) |
|||
Das Ende der Epoche und der Beginn der Moderne wird in der Geschichtswissenschaft weitgehend übereinstimmend mit der [[Französische_Revolution|Französischen Revolution]] angesetzt, die [[1789]] begann. Auch sie war die Folge einer vorangegangenen, geistigen Bewegung, der Aufklärung, die schon die [[Amerikanische Revolution]] von [[1776]] beflügelt hatte. Aufgrund der Ereignise von 1789 brach das [[Ancien Regime]] zunächst in Frankreich und infolge der Revolutionskriege fast in ganz Europa zusammen. |
|||
* [[Zeitalter der Entdeckungen]] (1415–1531) |
|||
* [[Zeitalter der Glaubensspaltung|Zeitalter der Reformation und der Glaubensspaltung]] (1517–1648) ([[Konfessionalisierung]]) |
|||
* Zeit des [[Barock]]s („[[Absolutismus]]“) und der [[Aufklärung]] (ca. 1650–1789) |
|||
* Ende des Ancien Régime oder Beginn der [[Französische Revolution|Französischen Revolution]] (1789–1815) |
|||
In der angelsächsischen Wissenschaftsterminologie spricht man hingegen von der „Early Modern History“ oder in Bezug auf Europa vom „Early modern Europe“ und beschreibt damit zumeist eine Zeitspanne vom 15. Jahrhundert bis zum späten 18. Jahrhundert. Diesem Periodisierungskonzept liegt die Vorstellung zugrunde, dass der Zeitraum „zwischen Reformation und französischer Revolution“ als eine Epoche der kulturellen Transformation begriffen werden kann, der aufgrund spezifischer Strukturen und Prozesse sowohl vom [[Mittelalter]] als auch von der [[Moderne]] abgrenzbar sei.<ref>Dagmar Klose, Marco Ladewig (Hrsg.): ''Die Herausbildung moderner Strukturen in Gesellschaft und Staat der Frühen Neuzeit.'' Universitätsverlag Potsdam, Potsdam 2010, ISBN 978-3-86956-013-7 [https://publishup.uni-potsdam.de/opus4-ubp/frontdoor/deliver/index/docId/3938/file/phdl05.pdf]</ref> |
|||
In Deutschland endet die Frühe Neuzeit [[1806]] mit der Auflösung des [[Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation|Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation]]. Auch wenn die alten Regime nach der Niederlage [[Napoléon Bonaparte]]s [[1814]]/[[1815|15]] noch einmal restauriert wurden, hatte sich Europa als Folge der Revolution in Frankreich grundlegend gewandelt. |
|||
== Erscheinungsformen == |
|||
=== Epochen innerhalb der Frühen Neuzeit === |
|||
=== Politik === |
|||
[[Datei:Friedrich Zweite Alt.jpg|mini|hochkant|[[Friedrich II. (Preußen)|Friedrich II. von Preußen]] als Vertreter des [[Aufgeklärter Absolutismus|„aufgeklärten Absolutismus“]]]] |
|||
In politischer Hinsicht wirkt die Auseinandersetzung zwischen [[Protestantismus]] und [[Katholizismus]] für die Frühe Neuzeit prägend, die in den [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Krieg]] mündet. Die [[Konfessionalisierung]] führt zu einem tief greifenden Wandel in allen Lebensbereichen, der auch als [[Modernisierung (Soziologie)|Modernisierungsprozess]] begriffen werden kann. Die hierbei auftretenden Kämpfe bringen eine Neuordnung in Europa, die [[Altgläubige (Reformationsgeschichte)|Altgläubige]] und [[Protestanten]] als gleichberechtigte Religionsgemeinschaften anerkennt. Die absolute Vormachtstellung des katholischen Spanien wird schrittweise zurückgedrängt. |
|||
Je nach Betrachtungsweise unterteilt man die Frühen Neuzeit wiederum in folgende Zeitabschnitte: |
|||
Zumindest im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation entsteht ein neuer Typus von Staat. Der [[Territorialstaat]] mit einem [[Territorialherr]]n unterscheidet sich von den mittelalterlichen Gebilden dadurch, dass der Grundherr sich ausschließlich als [[Lehnsherr]] oder [[Vasall]] des [[Monarchie|Monarchen]] sah, während der Territorialherr als ein [[Souverän]] seines Landes auftritt. |
|||
* Anbruch der Renaissance (ca. 1350-1450) |
|||
* [[Zeitalter der Entdeckungen]] (1415-1531) |
|||
* [[Zeitalter der Glaubensspaltung|Zeitalter der Reformation und der Glaubensspaltung]] (1517-1648) ([[Konfessionalisierung]]) |
|||
* Zeit des [[Absolutismus]] und der [[Aufklärung]] (ca. 1650-1789) |
|||
* [[Französische Revolution]] (1789-1815) |
|||
Die prägende Staatsform der Frühen Neuzeit ist der [[Absolutismus]]. Mit ihm geht eine neue Wirtschaftsform, der [[Merkantilismus]], einher. Dabei wandelt sich das Selbstverständnis des Monarchen gegenüber seinen Untertanen. Der „Sonnenkönig“ [[Ludwig XIV.]] von Frankreich vertritt die Ansicht: „[[L’État, c’est moi]]“, zu Deutsch: „Der Staat bin ich“. König [[Friedrich II. (Preußen)|Friedrich II.]] von [[Preußen]] als Vertreter des „aufgeklärten Absolutismus“ versteht sich hingegen als „oberster Diener des Staates“. |
|||
==Erscheinungsformen== |
|||
In die Frühe Neuzeit (und nicht etwa ins Mittelalter) fällt auch die große [[Hexenverfolgung]]. Nach Forschungen von [[Heide Wunder]], aus denen das Konzept des „Arbeitspaares“ hervorgeht, standen in der Frühen Neuzeit die Arbeitswelten von Frau und Mann in der Ehe gleichberechtigt nebeneinander und ergänzten sich gegenseitig. Erst mit dem Entstehen der bürgerlichen Welt begann die Abwertung der häuslichen und Frauenarbeit. |
|||
===Allgemeine Politik=== |
|||
In politischer Hinsicht wirkt die Auseinandersetzung zwischen [[Protestantismus]] und [[Katholizismus]] für die Frühe Neuzeit prägend, die im [[Dreißigjähriger Krieg|dreißigjährigen Krieg]] mündet. Die politische Seite ist eine Wesentliche, die man unter dem Begriff [[Konfessionalisierung]] einordnet. Insgesamt ist das ein tief greifender Wandel, der alle Lebensbereiche der frühneuzeitlichen Gesellschaft umfasst. Man begreift das auch als einen Modernisierungsprozess. Wir haben einen neuen Typus eines Staates zumindest im [[Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation|Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation]]. Der frühneuzeitliche Staat ist ein [[Territorialstaat]] mit einem [[Territorialherr| Territorialherrn]]. Dieser unterscheidet sich von den mittelalterlichen Gebilden dadurch, dass der Grundherr sich ausschließlich als [[Lehnsherr]] oder [[Vasall]] des [[Monarch| Monarchen]] sieht, während der Territorialherr als ein [[Souverän|Souverain]] seines Landes auftritt. Insgesamt haben wir mit dem Prozess der [[Konfessionsbildung]] den der [[Modernisierung]] zu sehen. Die hierbei auftretenden Kämpfe bringen eine Neuordnung in [[Europa]], die sowohl [[Altgläubige]]n wie auch [[Protestanten]] als gleichberechtigte Religionsgemeinschaften anerkennt. Die absolute Vormachtstellung des katholischen Spaniens wird schrittweise zurückgedrängt. Die prägende Staatsform der Frühen Neuzeit ist der [[Absolutismus]], die auch mit dem Aufkommen einer neuen Wirtschaftsform, dem [[Merkantilismus]] einhergeht. Der Absolutismus äußert sich hauptsächlich im Selbstverständnis des Monarchen gegenüber seinen Untertanen. König [[Ludwig XIV. (Frankreich)|Ludwig XIV.]] von Frankreich, genannt auch der Sonnenkönig vertritt die Ansicht, "Der Staat bin ich." König [[Friedrich II. (Preußen)|Friedrich II.]] von [[Preußen]] als Vertreter des "aufgeklärten Absolutismus" versteht sich als den "obersten Diener des Staates." In die Frühe Neuzeit (und nicht etwa ins [[Mittelalter]]) fällt auch die Zeit der großen [[Hexenverfolgung]]. Zum Ende dieser Epoche kommen Prozesse der [[Demokratisierung]] der Gesellschaft zum Durchbruch. Das äußert sich am markantesten im [[Amerikanischer Unabhängigkeitskrieg|Nordamerikanischen Unabhängigkeitskrieg]] und in der [[Französische Revolution|Französischen Revolution]], die beide zu demokratischen Neuordnungen der Gesellschaft führen. Das äußert sich an einem neuen Staatsaufbau, bei dem der [[Adel]] seine politische Führungsrolle verliert, wie auch einer auf einer [[demokratisch |demokratischen]] [[Verfassung]] basierenden Rechtsordnung. |
|||
Zum Ende dieser Epoche kommen Prozesse der [[Demokratisierung]] der Gesellschaft zum Durchbruch. Das äußert sich am markantesten im [[Amerikanischer Unabhängigkeitskrieg|Nordamerikanischen Unabhängigkeitskrieg]] und anfangs auch in der Französischen Revolution, die zunächst beide zu republikanischen Neuordnungen der Gesellschaft führen. Während der [[Adel]] in Frankreich seine gesellschaftlichen Privilegien verliert, wird eine [[Demokratie|demokratische]] [[Verfassung]] zur schriftlich fixierten Grundlage der Rechtsordnung in den Vereinigten Staaten. |
|||
===Wirtschaftliche Entwicklung=== |
|||
Aus wirtschaftlicher Perspektive markierte dieses Zeitalter das Ende des [[Feudalismus]], einer Wirtschaftsform, die auf dem [[Grundbesitz]], besser gesagt der [[Grundherrschaft]] des [[Grundherr| Grundherrn]] als [[Lehnsherr]] oder [[Vasall]] des Monarchen und deren Besitz leibeigener Bauern beruhte. Weiterhin bedeutet es das Ende des bisherigen Zunft- und Ständewesens in den mittelalterlichen Städten. Die Expansion durch eine verstärkte Seefahrt und der damit verbundenen Entdeckungen führte zu neuen wirtschaftlichen Strukturen im Welthandel. Es wurde ersetzt von einem aufkeimenden [[Kolonialismus]] und [[Überseehandel]] durch die [[Großmacht|Großmächte]] [[Spanien]], [[Portugal]], [[Niederlande]], [[Großbritannien und Nordirland|Großbritannien]] und [[Frankreich]] und die Entwicklung der [[Manufaktur]]. Diese Entwicklungen legten das Fundament für [[Industrialisierung]] und [[Kapitalismus]]. Auch den [[Silberbergbau]] haben wir nicht zu vergessen. Die Entdeckungen der Silbervorkommen in der "Neuen Welt" führten zum Rückgang der traditionellen Zinn- und Silberförderung im [[Sachsen|sächsischen]] und [[Böhmen| böhmischen]] [[Erzgebirge]] bis zum schließlichen Abbruch dieser Förderung. Der Absolutismus brachte eine neue Wirtschaftform, die des [[Merkantilismus]] mit sich. Der auf dem Handel basierende Kapitalgewinn gibt diesem System seinen Namen, weil der absolutistische Staat in seinen Außenbeziehungen nach kaufmännischen Gesichtspunkten verfuhr. Es gibt hierfür auch die Bezeichnung [[Frühkapitalismus]]. |
|||
=== Wirtschaftliche Entwicklung === |
|||
Eine wesentliche Veränderung hinsichtlich Industrialisierung brachte die Erfindung der ersten voll funktionsfähigen Dampfmaschine durch [[James Watt]] im 18. Jahrhundert mit sich. Dem gingen die Dampfmaschinenkonstruktionen voraus, die bei weitem weniger effizient waren wie zum Beispiel die von [[Thomas Newcomen]]. Diese führte nicht nur zu einer Revolutionierung der Produktionsverhältnisse, insbesondere in der [[Stahlindustrie|Eisenindustrie]], sondern auch der [[Verkehrsinfrastruktur]] durch die Einführung der [[Eisenbahn]] durch [[George Stephenson]], deren Beginn in [[England]] in das Jahr [[1825]] fällt. Dem gingen allerdings auch Versuche der Konstruktion einer Dampflokomotive durch [[Richard Trevithick]] im Jahre 1804 voran, die allerdings nicht an der Lokomotiventechnologie, sondern an dem Schienenmaterial scheiterten. In gewisser Weise läutet die Erfindung der Eisenbahn das Ende der Frühen Neuzeit ein. |
|||
[[Datei:Atlantischer Dreieckshandel.png|alternativtext=|mini|Der [[Atlantischer Dreieckshandel|atlantische Dreieckshandel]]]] |
|||
Aus wirtschaftlicher Perspektive markierte das Zeitalter der Revolution das Ende des [[Feudalismus]], einer Wirtschaftsform, die auf dem [[Grundbesitz]], besser gesagt der [[Grundherrschaft]] des Grundherrn als [[Lehnsherr]] oder [[Vasall]] des Monarchen und deren Besitz leibeigener Bauern beruhte. Weiterhin bedeutet es das Ende des bisherigen Zunft- und Ständewesens in den mittelalterlichen Städten. Die Expansion durch eine verstärkte Seefahrt und der damit verbundenen Entdeckungen führte zu neuen wirtschaftlichen Strukturen im Welthandel (siehe auch [[Indienhandel]] und [[Chinahandel]]). Es wurde ersetzt von einem aufkeimenden [[Kolonialismus]] und [[Überseehandel]] durch die [[Großmacht|Großmächte]] [[Spanien]], [[Portugal]], [[Niederlande]], [[England]] und [[Frankreich]] und die Entwicklung der [[Manufaktur]]. Diese Entwicklungen legten das Fundament für [[Industrialisierung]] und [[Kapitalismus]]. Auch der [[Silberbergbau]] hatte eine tiefgreifende Veränderung erfahren. Die Entdeckungen der Silbervorkommen in der „Neuen Welt“ hatten zum Rückgang der traditionellen Zinn- und Silberförderung im [[Sachsen|sächsisch]]-[[Böhmen|böhmischen]] [[Erzgebirge]] bis zum schließlichen Abbruch dieser Förderung geführt. Der Absolutismus brachte eine neue Wirtschaftsform, die des [[Merkantilismus]] mit sich. Der auf dem Handel basierende Kapitalgewinn gibt diesem System seinen Namen, weil der absolutistische Staat in seinen Außenbeziehungen nach kaufmännischen Gesichtspunkten verfuhr. Es gibt hierfür auch die Bezeichnung [[Frühkapitalismus]]. |
|||
===Wissenschaft=== |
|||
Neben diesen Entwicklungen in der allgemeinen Politik haben wir die Fortschritte in der Wissenschaft zu sehen, welche unzweifelhaft einen wesentlichen Unterschied zu den vorangehenden Epochen markieren und somit ebenso für diese Epoche charakteristisch sind. Die Entdeckungen der spanischen und portugiesischen [[Seefahrer]] [[Christoph Kolumbus]], [[Amerigo Vespucci]], der dem Kontinent Amerika seinen Namen gab, [[Ferdinand Magellan]], [[Vasco da Gama]] oder [[Bartolomëu Diaz]] erweiterten das seit der Antike bestehende Weltbild, das (von einzelnen, kaum rezipierten Entdeckungen wie denen der [[Wikinger]] in Amerika abgesehen) lediglich Europa, Afrika nördlich der Sahara und Teile Asiens umfasste. Die Folge war ein Aufschung in der [[Kartographie]] u.a. durch [[Martin Behaim]], der schon 1492 den ersten [[Martin Behaims Erdapfel|Erdglobus]] geschaffen hatte (natürlich noch ohne Amerika) und [[Gerhard Mercator]]. |
|||
Eine wesentliche Veränderung hinsichtlich der [[Industrialisierung]] brachte die Erfindung der ersten voll funktionsfähigen Dampfmaschine durch [[James Watt]] im 18. Jahrhundert mit sich. Dem gingen die Dampfmaschinenkonstruktionen voraus, die bei weitem weniger effizient waren als zum Beispiel die von [[Thomas Newcomen]]. Diese führte nicht nur zu einer Revolutionierung nahezu der gesamten Produktionsverhältnisse, insbesondere in der [[Stahlindustrie|Eisenindustrie]], sondern auch der [[Verkehrsinfrastruktur]] durch die Einführung der [[Eisenbahn]] durch [[George Stephenson]], deren Beginn in England in das Jahr 1825 fällt. Dem gingen allerdings auch Versuche der Konstruktion einer Dampflokomotive durch [[Richard Trevithick]] im Jahre 1804 voran, die allerdings nicht an Mängeln der Lokomotiventechnologie, sondern an dem Schienenmaterial scheiterten. In gewisser Weise läutet die Erfindung der Eisenbahn das Ende der Frühen Neuzeit ein. |
|||
Die Neuentdeckungen legten den Grundstein für den Aufbau des spanischen und portugiesischen Weltreiches und nach deren Niedergang im Laufe des [[17. Jahrhundert]]s den für den Aufbau des englischen, niederländischen und französischen Kolonialsystems. Auch die Weltreisen von [[James Cook]] dürfen hier genannt werden. Auch sie haben uns wesentliche Aufschlüsse über die Beschaffenheit der Erde gegeben. Zu Cooks Ehre gereicht es auch einen Weg gefunden zu haben, um einer damals gefürchteten Seefahrerkrankheit, dem [[Skorbut]], wirksam zu begegnen. |
|||
=== Wissenschaft === |
|||
In dieses Zeitalter gehören die Astronomen [[Tycho Brahe]], [[Nikolaus Kopernikus]] und [[Johannes Kepler]], [[Galileo Galilei]] und [[Isaac Newton]]. Sie sorgten dafür, dass das [[Geozentrisches Weltbild|geozentrische Weltbild]] oder [[Ptolemäisches Weltbild|Ptolemäische Weltbild]] durch ein [[heliozentrisches Weltbild]] abgelöst wurde. Dieses System wurde letzten Endes auch durch Newtons [[Gravitationstheorie]] abgestützt. |
|||
[[Datei:Colomb.jpeg|mini|hochkant|Die „Entdeckung“ Amerikas durch Christoph Kolumbus gilt als eine der einflussreichsten Ereignisse im Übergang zwischen Mittelalter und Neuzeit.]] |
|||
Neben diesen Entwicklungen in der allgemeinen Politik markieren die Fortschritte in der Wissenschaft unzweifelhaft einen wesentlichen Unterschied zu den vorangehenden Epochen und geben somit der Epoche ihr charakteristisches Profil. |
|||
Auch die [[Medizin]] macht in dieser Zeit große Fortschritte. Zu den wichtigsten Vertretern gehörten zu ihrer Zeit [[Paracelsus]], einem Vorläufer der [[Pharmazie]] bzw. [[Bartolomeo Eustachi]], einer der Mitbegründer der [[Wissenschaft]] der [[Anatomie]]. |
|||
Die Entdeckungen der spanischen und portugiesischen [[Seefahrer]] [[Christoph Kolumbus]], [[Amerigo Vespucci]], der dem Kontinent Amerika seinen Namen gab, [[Ferdinand Magellan]], [[Vasco da Gama]] oder [[Bartolomeu Diaz]] erweiterten das seit der Antike bestehende [[Eurozentrismus|europäische Weltbild]], das (von einzelnen, kaum rezipierten Exkursionen wie denen der [[Wikinger]] in Amerika abgesehen) lediglich Europa, Afrika nördlich der Sahara und Teile Asiens umfasste. Die Folge war ein Aufschwung in der [[Kartografie]], unter anderen durch [[Martin Behaim]], der schon 1492 den ersten [[Martin Behaims Erdapfel|Erdglobus]] geschaffen hatte (natürlich noch ohne Amerika), und [[Gerhard Mercator]]. Nach ihm benannt wurde auch die [[Mercator-Projektion]], eine winkeltreue [[Kartenprojektion]]. |
|||
===Philosophie=== |
|||
Die Neuentdeckungen legten den Grundstein für den Aufbau des spanischen und portugiesischen Weltreiches und nach deren Niedergang im Laufe des 17. Jahrhunderts den für den Aufbau des englischen, niederländischen und französischen Kolonialsystems. Auch die Weltreisen von [[James Cook]] dürfen hier genannt werden. Auch sie haben uns wesentliche Aufschlüsse über die Beschaffenheit der Erde gegeben. Zu Cooks Ehre gereicht es auch einen Weg gefunden zu haben, um einer damals gefürchteten Seefahrerkrankheit, dem [[Skorbut]], wirksam zu begegnen. |
|||
Zu den bedeutendsten Philosophen des 16. und 17. Jahrhundert zählen [[Baruch Spinoza|Spinoza]], [[Michel Montaigne]], [[Rene Descartes]], [[John Locke]], [[Francis Bacon]] und [[Thomas Hobbes]]. In die Zeit des [[18. Jahrhundert]]s fällt die philosophische Auseinandersetzung der [[Aufklärung]], die mit der großen [[Encyclopédie ou Dictionnaire raisonné des sciences, des arts et des métiers|Enzyklopädie]] letzten Endes die Revolution in Amerika und Frankreich vorbereitet. Entscheidend hierfür wird das aufklärerisch geprägte Menschenbild, das in der Losung der [[Französischen Revolution]] seinen prägnantesten Ausdruck findet ''Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit''. Hinsichtlich der Frühaufklärung denkt man zunächst an [[Denis Diderot]] und [[Voltaire]], [[Montesquieu]], [[Jean Baptiste le Rond d'Alembert|Jean Baptiste le Rond d'Alembert]] oder [[Jean Jacques Rousseau]] und damit eher an die [[Moralistik| Moralisten]]. Auch die ''Lehre vom Gesellschaftsvertrag'' von Rousseau ist eine Frucht dieser Philosophie. Schon hier beginnt sich Kritik am [[Absolutismus]] zu formieren. Auch denkt man sicher an die Vernunftphilosophie von [[Immanuel Kant]]. Die ersten, die eine Geschichtsphilosophie entwickeln, sind die Vertreter des [[deutscher| deutschen Idealismus]] [[Johann Gottfried Herder]] und [[Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling]]. Ein weiterer wichtiger Vertreter des deutschen [[Idealismus]] ist [[Johann Gottlieb Fichte]]. Auch Fichte veröffentlicht zur Lehre vom [[Vertragstheorie|Gesellschaftsvertrag]]. Unverkennbar ist Rousseau hierfür Vorbild, dessen Philosophie auf der [[Volkssouveränität]] und dem [[Naturrecht]] beruht. Fichte und Schelling vertreten auch eine [[Naturphilosophie]]. Nicht zu vergessen ist hierbei auch [[Georg Wilhelm Friedrich Hegel]]. Dieser ist mit seiner Geschichtsphilosophie ebenfalls einer der Wegweiser des [[19. Jahrhundert]]s. Im 18. Jahrhundert haben wir auch eine philosophische Ausrichtung zu einem [[Rationalismus]] zu verzeichnen, der besonders der englischen [[Nationalökonomie]] verpflichtet ist. Zu diesen Vertretern zählen [[David Hume]], auf dem nicht wenig die Philosophie von [[Immanuel Kant]] beruht. Auch haben wir hier [[Adam Smith]] zu zählen als dem Begründer der [[Nationalökonomie]]. |
|||
In dieses Zeitalter, welches auch [[Zeitalter der Entdeckungen]] genannt wird, gehören die Astronomen [[Tycho Brahe]], [[Nikolaus Kopernikus]] und [[Johannes Kepler]], [[Galileo Galilei]] und [[Isaac Newton]]. Sie sorgten dafür, dass das [[Geozentrisches Weltbild|geozentrische Weltbild]] oder [[Ptolemäisches Weltbild|Ptolemäische Weltbild]] durch ein [[heliozentrisches Weltbild]] abgelöst wurde. Dieses System wurde letzten Endes auch durch Newtons [[Gravitationstheorie]] abgestützt. |
|||
Im 18. Jahrhundert haben wir erstmals eine wissenschaftlich fundierte Beschäftigung mit der Geschichte der Kunst des [[Griechische Antike|griechischen Altertums]] durch [[Johann Joachim Winckelmann]]. Auf ihn geht letztendlich die gesamte [[Klassisch| Klassische]] [[Altertumswissenschaft]] zurück. Auch für das Menschenbild dieser Zeit, die man auch mit dem Stichwort "Neuhumanismus" umschreiben könnte, ist Winckelmann von Bedeutung. Es ist nicht von ungefähr auch an den so genannten ''Laokoonstreit'' zwischen [[Johann Gottfried Herder]] und [[Gotthold Ephraim Lessing]] zu denken. |
|||
Die Entwicklung der Pendeluhr ab dem Jahr 1657 durch Christiaan Huygens bedeutete einen gewaltigen Fortschritt. Waren mechanische Uhren bis dahin eher seltene, teure Spielzeuge oder Kabinettstücke mit beschränktem Nutzen, gab es nun beinahe plötzlich die Möglichkeit, die Zeit mit einer Abweichung von nur wenigen Sekunden pro Tag zu messen, unabhängig von Sonnenlicht oder Sternen. Astronomen und Geodäten erkannten sofort den enormen Nutzen der Erfindung, da mithilfe einer präzisen Uhr der Längengrad ermittelt werden kann. Das Resultat war eine enorme Genauigkeitssteigerung der Landkarten. Ein Jahrhundert später war auch die tragbare Uhr, im Wesentlichen durch die Arbeit John Harrisons, zur Längengradbestimmung brauchbar, was die Vormachtstellung Englands zur See gefestigt hat. |
|||
In [[Ostasien]] war die Frühe Neuzeit geprägt durch erste Kontakte mit dem Westen, wenn wir von den früheren Reisen des berühmten [[Venetianer]]s [[Marco Polo]] einmal absehen, deren Authentizität bis heute nicht völlig geklärt ist, einen Niedergang des [[Buddhismus]] und ein Wiedererstarken des [[Konfuzianismus]]. |
|||
Auch die [[Medizin]] macht in dieser Zeit große Fortschritte. Zu den wichtigsten Vertretern gehörten zu ihrer Zeit [[Paracelsus]], einem Vorläufer der [[Pharmazie]] bzw. [[Bartolomeo Eustachi]], einer der Mitbegründer der [[Wissenschaft]] der [[Anatomie]]. |
|||
===Kunst=== |
|||
Die Kunst allgemein ist ein Spiegelbild des Zeitgeschmacks, des Menschenbildes, der allgemeinen Zustände in der Gesellschaft und des Staates und eines dementsprechenden Gesellschaftsverständnisses. Wie die oben stehenden Absätze erkennen lassen, sind diese Bedingungen auch in dieser Zeit Wandlungsprozessen unterworfen. |
|||
=== Philosophie === |
|||
Die vorherrschenden [[Kunststile]] dieser Epoche vornehmlich in Europa sind [[Renaissance]] und in einer Spätform [[Manierismus]], [[Barock]] und [[Rokoko]]. Diese sind im Wesentlichen in allen Kunstgattungen vertreten. Zu den bedeutendsten Künstlern dieser Zeit zählen [[Michelangelo]], [[Tizian]], der mehrfach Kaiser Karl V. porträtierte, [[Sandro Botticelli]], [[Albrecht Dürer]], [[Rembrandt]] und [[Peter Paul Rubens]]. |
|||
Zu den bedeutendsten Philosophen des 16. und 17. Jahrhunderts zählen [[Baruch Spinoza|Spinoza]], [[Michel de Montaigne]], [[René Descartes]], [[John Locke]], [[Francis Bacon]] und [[Thomas Hobbes]]. In das 17. und 18. Jahrhundert fällt die [[Aufklärung]], der sowohl individuelle als auch gesellschaftliche geistige Emanzipationsprozess, der sich gegen eine allein auf dem Glauben an Autoritäten beruhende Denkweise wandte. Je nachdem, auf welchen Aspekt dieses Prozesses man den Schwerpunkt der Betrachtung legt, liegt das Zentrum der Aufklärung im 17. Jahrhundert (Vernunft) oder im 18. Jahrhundert ([[Encyclopédie ou Dictionnaire raisonné des sciences, des arts et des métiers|Enzyklopädie]], bürgerliche Emanzipation). Diese Periode bereitete letzten Endes die Revolution in Amerika und Frankreich vor. Entscheidend hierfür wird das aufklärerisch geprägte Menschenbild, das in der Losung der Französischen Revolution seinen prägnantesten Ausdruck findet: ''Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit''. Hinsichtlich der Frühaufklärung denkt man zunächst an [[Denis Diderot]] und [[Voltaire]], [[Baron de Montesquieu|Montesquieu]], [[Jean-Baptiste le Rond d’Alembert]] oder [[Jean-Jacques Rousseau]] und damit eher an die [[Moralistik|Moralisten]]. Auch die ''Lehre vom Gesellschaftsvertrag'' von Rousseau ist eine Frucht dieser Philosophie. Schon hier beginnt sich Kritik am [[Absolutismus]] zu formieren. Auch denkt man sicher an die Vernunftphilosophie von [[Immanuel Kant]]. Die ersten, die eine Geschichtsphilosophie entwickeln, sind die Vertreter des [[Deutscher|deutschen Idealismus]] [[Johann Gottfried Herder]] und [[Friedrich Wilhelm Joseph Schelling]]. Ein weiterer wichtiger Vertreter des deutschen [[Idealismus]] ist [[Johann Gottlieb Fichte]]. Auch Fichte veröffentlicht zur Lehre vom [[Vertragstheorie|Gesellschaftsvertrag]]. Unverkennbar ist Rousseau hierfür Vorbild, dessen Philosophie auf der [[Volkssouveränität]] und dem [[Naturrecht]] beruht. Fichte und Schelling vertreten auch eine [[Naturphilosophie]]. Nicht zu vergessen ist hierbei auch [[Georg Wilhelm Friedrich Hegel]]. Dieser ist mit seiner Geschichtsphilosophie ebenfalls einer der Wegweiser des 19. Jahrhunderts. Im 18. Jahrhundert existierte auch eine philosophische Ausrichtung zu einem [[Rationalismus]], der besonders der englischen [[Nationalökonomie]] verpflichtet ist. Zu diesen Vertretern zählt [[David Hume]], auf dem nicht wenig die Philosophie von Immanuel Kant beruht. Auch [[Adam Smith]] zählt als Begründer der Nationalökonomie zu dieser Gruppe. |
|||
Im 18. Jahrhundert untersuchte [[Johann Joachim Winckelmann]] erstmals wissenschaftlich fundiert die Geschichte der Kunst des [[Griechische Antike|griechischen Altertums]]. Auf ihn geht letztendlich die gesamte moderne [[Klassische Altertumswissenschaft]] zurück. Auch für das Menschenbild dieser Zeit, die auch mit dem Stichwort „Neuhumanismus“ umschrieben werden kann, ist Winckelmann von Bedeutung. Es ist nicht von ungefähr an den sogenannten ''Laokoonstreit'' zwischen [[Johann Gottfried Herder]] und [[Gotthold Ephraim Lessing]] zu denken. |
|||
Nebst den Kunststilen dieser Epoche prägte sich in dieser Zeit verstärkt auch ein gewinnorientierter Kunstbetrieb aus. So hatte z. B. bereits [[Lucas Cranach]] eine [[Werkstatt]], in der er keineswegs allein beschäftigt war. Hierbei hat man weiterhin zu unterscheiden zwischen Werkstätten, die vorrangig oder zumindest mit hohem Anteil Auftragsarbeiten von staatlichen (also Höfen) oder kirchlichen Institutionen oder Personen ausführten, und solchen Werkstätten, welche ausschließlich auf private Auftraggeber angewiesen waren. |
|||
In [[Ostasien]] war die Frühe Neuzeit geprägt durch erste Kontakte mit dem Westen, wenn wir von den früheren Reisen des berühmten Venetianers [[Marco Polo]] einmal absehen, deren Authentizität bis heute nicht völlig geklärt ist, einen Niedergang des [[Buddhismus]] und ein Wiedererstarken des [[Konfuzianismus]]. |
|||
Auch in dieser Zeit gab es eine außereuropäische Kunst. Dazu zählt die Kunst der indianischen Hochkulturen, die erst mit der Landung von [[Hernando Cortez]] und [[Francisco Pizarro]] unterging. Einige bedeutende Reste davon sind noch vorhanden. Das betrifft besonders die Kunst und Kultur der [[Inka]], der [[Maya]] und der [[Azteken]]. |
|||
=== |
=== Kunst === |
||
[[Datei:Michelangelo JGericht4.jpg|mini|hochkant|Das ''Jüngste Gericht'' von Michelangelo in der [[Sixtinische Kapelle|Sixtinischen Kapelle]]]] |
|||
In der Kunst spiegeln sich Zeitgeschmack, Menschenbild und allgemeine Charakteristika einer Gesellschaft und so das dementsprechende Gesellschaftsverständnis einer bestimmten Zeit. |
|||
Was für die Kunst gilt hinsichtlich des Zeitgeschmacks, des Menschenbildes, der allgemeinen Zustände in der Gesellschaft und des Staates und eines dementsprechenden Gesellschaftsverständnisses, trifft ebenso für die Literatur zu. Namentlich in der Aufklärungszeit gilt das ganz besonders, wo die Literatur enge Verbindungen zur Philosophie hat. Wichtige Vertreter der französischen Aufklärungsliteratur sind Voltaire oder Diderot. Zu den wichtigsten Vertretern der deutschen Literatur gehören für das 18. und beginnende 19. Jahrhundert [[Georg Christoph Lichtenberg]], [[Gotthold Ephraim Lessing]], [[Johann Wolfgang Goethe]], [[Friedrich Gottlieb Klopstock]], [[Friedrich Schiller]], [[Christoph Martin Wieland]], [[Heinrich von Kleist]], [[Novalis]], [[Johann Gottfried Herder]]. Die Zeit von Goethe, Schiller und Herder bezeichnet man als den [[Sturm und Drang]]. Wenn hier von Lessing, Goethe und Schiller geredet wird, darf der Hinweis nicht fehlen, dass sie auch eine Reihe Theaterstücke schreiben. Sie nehmen auch aktiven Anteil am zeitgenössischen [[Theater]] selbst. |
|||
Die vorherrschenden Kunststile dieser Epoche vornehmlich in Europa sind [[Renaissance]] und später [[Manierismus]], [[Barock]] und [[Rokoko]]. Diese sind im Wesentlichen in allen Kunstgattungen vertreten. Zu den bedeutendsten Künstlern der Renaissance zählen [[Sandro Botticelli]], [[Leonardo da Vinci]], der durch genaues Beobachten naturwissenschaftlich arbeitete, [[Michelangelo]], [[Tizian]], der mehrfach Kaiser Karl V. porträtierte, und [[Albrecht Dürer]]. Für den Barock stehen beispielhaft [[Peter Paul Rubens]] und [[Rembrandt van Rijn|Rembrandt]]. |
|||
Auch die Reformationszeit und die Zeit der Glaubenskämpfe hat ihre typische Literatursprache. Sie erschöpft sich keineswegs nur mit [[Martin Luther|Luther]] und seiner Bibelübersetzung. Fraglos hat Luther mit weiteren Werken hierzu einen wichtigen Beitrag beleistet. Gerade in dieser Zeit ist sie häufig sehr polemisch. So gibt es reformatorische und auch antilutherische Literatur. Häufig hat sie publizistischen Charakter und so kommen sie als kurze Stücke als [[Flugschrift]]en vor. Man spricht auch von so genannter Flugschriftenliteratur. Zu wichtigen Vertretern dieser Zeit gehören unter anderem [[Hans Sachs (Dichter)|Hans Sachs]] oder auch [[Sebastian Brant]]. In die Zeit des [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Krieges]] gehört [[Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen]] und sein ''[[Der abenteuerliche Simplicissimus|Abenteuerlicher Simplicissimus]]''. |
|||
Nebst den Kunststilen dieser Epoche prägte sich in dieser Zeit verstärkt auch ein gewinnorientierter Kunstbetrieb aus. So hatte zum Beispiel [[Lucas Cranach der Ältere]] eine florierende [[Werkstatt]], in der rund 5000 Gemälde entstanden. Es gab Werkstätten, die vorrangig Auftragsarbeiten für Fürstenhöfe oder kirchliche Institutionen ausführten, und solche, die auf private Auftraggeber angewiesen waren. |
|||
Auch in dieser Zeit gab es eine außereuropäische Kunst. Dazu zählt die Kunst der indianischen Hochkulturen, die erst mit der Landung von [[Hernán Cortés]] und [[Francisco Pizarro]] unterging. Einige bedeutende Reste davon sind noch vorhanden. Das betrifft besonders die Kunst und Kultur der [[Inka]], der [[Maya]] und der [[Azteken]]. |
|||
=== Literatur === |
|||
Was für die Kunst gilt hinsichtlich des Zeitgeschmacks, des Menschenbildes, der allgemeinen Zustände in der Gesellschaft und des Staates und eines dementsprechenden Gesellschaftsverständnisses, trifft ebenso für die Literatur zu. Namentlich in der Aufklärungszeit gilt das ganz besonders, in der die Literatur enge Verbindungen zur Philosophie eingeht. Wichtige Vertreter der französischen Aufklärungsliteratur sind [[Voltaire]] und [[Denis Diderot]]. Zu den wichtigsten Vertretern der deutschen Literatur gehören für das 18. und beginnende 19. Jahrhundert [[Georg Christoph Lichtenberg]], [[Gotthold Ephraim Lessing]], [[Johann Wolfgang Goethe]], [[Friedrich Gottlieb Klopstock]], [[Friedrich Schiller]], [[Christoph Martin Wieland]], [[Heinrich von Kleist]], [[Novalis]], [[Johann Gottfried Herder]]. Die frühe Zeit von Goethe, Schiller und Herder bezeichnet man als den [[Sturm und Drang]], die späteren Werke von Goethe und Schiller ordnet man der [[Weimarer Klassik]] zu. Wenn hier von Lessing, Goethe und Schiller gesprochen wird, darf der Hinweis nicht fehlen, dass diese Schriftsteller auch eine Reihe Theaterstücke schrieben. Sie nahmen auch aktiv Anteil am zeitgenössischen [[Theater]] selbst. |
|||
Auch die Reformationszeit und die Zeit der Glaubenskämpfe hatte ihre typische Literatursprache.<ref>Vgl. für den deutschsprachigen Raum auch Frédéric Hartweg, Klaus-Peter Wegera: ''Frühneuhochdeutsch. Eine Einführung in die deutsche Sprache des Spätmittelalters und der frühen Neuzeit.'' Niemeyer, Tübingen 1989 (= ''Germanistische Arbeitshefte'', Band 33); 2. Auflage ebenda 2005, ISBN 3-484-25133-6.</ref> Sie erschöpfte sich keineswegs mit [[Martin Luther|Luther]] und seiner Bibelübersetzung. Fraglos leistete Luther mit weiteren Werken hierzu einen wichtigen Beitrag. Gerade in dieser Zeit war die Literatur häufig polemisch. So gab es reformatorische und auch antilutherische Literatur. Häufig hatte sie publizistischen Charakter und kamen als kurze Stücke in [[Flugschrift]]en vor. Man spricht auch von sogenannter Flugschriftenliteratur. Zu wichtigen Vertretern dieser Zeit gehören unter anderem [[Hans Sachs]] und [[Sebastian Brant]]. In die Zeit des [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Krieges]] gehört [[Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen]] und sein ''[[Der abenteuerliche Simplicissimus|Abenteuerlicher Simplicissimus]]''. |
|||
In der Frühen Neuzeit liegen unterschiedliche und wichtige Literaturströmungen. Diese lassen sich wie folgt groben Zeiträumen zuordnen: [[Barock]] von 1600 bis 1720, [[Aufklärung]] von 1730 bis 1800, [[Sturm und Drang]] von 1765 bis 1785 und [[Weimarer Klassik]] von 1786 bis 1805 (bis zum Tod [[Friedrich Schiller|Schiller]]s) oder bis 1832 (bis zum Tod [[Johann Wolfgang von Goethe|Goethes]]). |
|||
=== Musik === |
|||
[[Datei:Johann Sebastian Bach.jpg|mini|hochkant|Johann Sebastian Bach, Gemälde von [[Elias Gottlob Haußmann]], 1748]] |
|||
===Musik=== |
|||
Da die Musik eine [[Kunstgattung]] ist, trifft hinsichtlich der Auffassungen zum Menschenbild und dem der Gesellschaft dasselbe zu, was zur Kunst und Literatur bereits gesagt ist. |
Da die Musik eine [[Kunstgattung]] ist, trifft hinsichtlich der Auffassungen zum Menschenbild und dem der Gesellschaft dasselbe zu, was zur Kunst und Literatur bereits gesagt ist. |
||
Aus der Reformationszeit sind [[Geistliches Lied|Kirchenlieder]], die unter anderem Martin Luther selbst geschrieben hat, und die zugehörigen Noten erhalten geblieben. Zu den bekanntesten Komponisten des [[Barock]] zählen [[Heinrich Schütz]], [[Johann Sebastian Bach]] und [[Georg Friedrich Händel]]. |
|||
Gerade für die gesellschaftliche Kultur an den Höfen zur Zeit der Aufklärung ist die Musik ein wichtiger Bestandteil. Von Kaiser [[Leopold II. (HRR)|Leopold II.]] und König [[Friedrich II. (Preußen)|Friedrich II. von Preußen]] ist bekannt, dass sie selbst musizierten und zum Teil auch komponierten. In diesem Zusammenhang zu erwähnen sind [[Historischer Tanz|höfische Gesellschaftstänze]], für die entsprechende Musikstücke wie das [[Menuett]] komponiert wurden. Gesellschaftstänze insgesamt gibt es seit dem 14. Jahrhundert. |
|||
Bekannte Musikinstrumente dieser Zeit sind unter anderem [[Cembalo]], [[Virginal]] und [[Spinett]], [[Violine]] und [[Querflöte]]. Zu den berühmten Musikinstrumentenbauern dieser Zeit gehören die Geigenbauer [[Nicola Amati]] und [[Antonio Stradivari]] sowie der Orgelbauer [[Gottfried Silbermann]]. |
|||
=== Mentalität === |
|||
[[Datei:Da Vinci Vitruve Luc Viatour.jpg|mini|hochkant|Darstellung des [[Vitruvianischer Mensch|Vitruvianischen Menschen]], [[Leonardo da Vinci]] (1492)]] |
|||
Das Leben des Einzelmenschen in der Frühen Neuzeit war viel stärker als in der Gegenwart eingebettet in ein umfassendes Kollektiv, das sein Handeln und seine Identität maßgeblich bestimmte. Dieses Kollektiv war zusammengesetzt aus der direkten Verwandtschaft, der Hausgemeinschaft, Nachbarn, der Dorfgemeinschaft, Freunden und Handwerksvereinigungen. Das Individuum bestand nur im Kontext mit diesen Einflussgrößen, das Überleben in schweren Zeiten war nur durch die pragmatische Verbindung mit anderen möglich. So ist Solidarität bzw. Geselligkeit das grundlegende Prinzip frühneuzeitlicher Lebensformen. Die wichtigen engen Kontakte und das Zusammenleben verliefen nicht kontinuierlich harmonisch und daher bildeten sich genaue Umgangsregeln, die das weitgehende Funktionieren der Gemeinschaft gewährleisten sollten. Die Missachtung dieser Regeln führte zu Sanktion und Ausgrenzung. Der Integriertheit in die Gemeinschaft sowie dem Ansehen und der Position, die man einnahm, lag der Begriff der Ehre zugrunde. In kaum einer anderen Gesellschaft spielte diese eine so große Rolle wie in der Frühen Neuzeit. Ziel jeglichen Handelns war es, diesem Ideal gerecht zu werden und ein ehrenvolles Leben zu führen. Dieses Ansinnen besaß einen höheren Stellenwert als die Anhäufung von Vermögen, Macht oder das Überleben allein. Ehrenhaftigkeit war ein Maßstab, der sich in zahlreichen Facetten des Lebens und Alltags in der Frühen Neuzeit widerspiegelt, aber explizit nur in Konfliktsituationen hervortrat und Solidarität und Ausgrenzung schuf. Wer sich ehrenwidrig verhielt, wurde sanktioniert und auch von der Gemeinschaft ausgeschlossen. |
|||
Ehre variierte abhängig von ständischem Recht und [[Ethos]]. Jeder [[Ständeordnung|Stand]] hatte seine eigene Ehre. Die soziale Ehre sicherte den Stand des Einzelnen und schützte ihn gegen Angriffe; außerhalb eines Standes gab es weder Recht noch Ehre. Neben dieser Gruppenehre gab es eine persönliche Ehre. Besonders stark ausgeprägt war das Ehrgefühl und das Ehrverständnis beim Adel und Handwerk. |
|||
Ehre war ein Mittel zur sozialen Absicherung und Abschottung nach unten und der Herstellung von [[Solidarität]]. Im Verlauf des 17. und 18. Jahrhunderts erfolgten zwei Einschnitte, die die Legitimität der ständischen Ehre in Frage stellten. Zum einen wurde für die höfische Ehre die Stellung des Adeligen zum Hof maßgebend, nicht mehr allein sein Stand, zum anderen kam in der [[Aufklärung]] die Idee der inneren Ehre, der Tugendhaftigkeit, ins Spiel. |
|||
Ehre musste kontinuierlich aufrechterhalten werden und konnte jederzeit direkt oder indirekt verloren gehen. Streitereien um die Ehre bildeten die Mehrzahl der Konflikte in der städtischen und ländlichen Gesellschaft. In diesem Zusammenhang sind die zahlreichen Raufhändel in der Frühen Neuzeit zu erwähnen, in denen es um den Schutz oder die Wiedererlangung von Ehre ging. Ob man sich um Besitz oder Rechte stritt – immer ging es um die Ehre. Auch wer den sozialen Unterschichten angehörte, achtete nicht weniger als ein Adeliger auf den Erhalt seiner Ehre, zumal das Kapital an Ehre möglicherweise der einzige Besitz war. Beschimpfungen waren in der Frühen Neuzeit keine Nebensächlichkeiten, sondern waren fast existenzieller Natur. Sie beschädigten die beschimpfte Person und konnten die individuelle Situation des Beschimpften deutlich negativ beeinflussen. Auf Beleidigungen musste deshalb reagiert werden, um dem Angriff auf die Ehre standzuhalten und seine Ehre zu verteidigen. Manchmal wurden scharfe Blicke als Angriff auf die Ehre empfunden und das Schnipsen mit den Fingern vor dem Gesicht des Gegners konnte eine Schlägerei auslösen. |
|||
Diese wichtige Rolle, die der Ehre zukam, schuf das Phänomen der Unehrlichkeit. Unter Unehrlichkeit ist in diesem Zusammenhang keine moralische Kategorie, sondern eine rechtliche Zurücksetzung bestimmter Berufe, verbunden mit sozialer Distanzierung und Verachtung, zu verstehen. Ehrlose Leute waren nicht vollkommen rechtlos, aber sie hatten wenig Chancen das [[Bürgerrecht]] zu erlangen und in die ständisch-bürgerliche Ehre einer Stadt integriert zu werden. Einzelne Tätigkeiten, Berufe und Stände wurden als unehrlich stigmatisiert, im Allgemeinen aus dem Bestreben der Handwerker, ihr Handwerk mit ehrbarer [[Arbeit (Philosophie)|Arbeit]] und untadeligem Verhalten von vermeintlich unredlichen, unsauberen und unehrlichen Elementen rein zu halten. Als ehrlos betrachtet wurden zunächst alle [[unehelich]] geborenen Menschen. Des Weiteren wurden alle ausgegrenzt, die von „[[Wenden]]“, [[Juden]] oder „[[Zigeuner]]n“ abstammten. Daneben wurde die gesamte Gruppe der „fahrenden Leute“ als unehrlich angesehen: Bettler, Spielleute, Schausteller, Kleinhändler und Hausierer. Diese Personengruppen wurden vom ehrlichen Handwerk sowie vom Eintritt in eine [[Gilde (Kaufleute)|Gilde]] oder [[Zunft]] ausgeschlossen. Die Zahl der „fahrenden Leute“ war im 16. Jahrhundert beträchtlich. Daneben gab es auch Menschen, die durch unehrliches Verhalten ihren Ruf verloren haben und ausgegrenzt wurden. Es gab überdies viele [[unehrliche Berufe]]; hierzu zählten u. a. der [[Barbier]], [[Schäferei|Schäfer]], [[Müller (Berufsbezeichnung)|Müller]], [[Zöllner (Beruf)|Zöllner]], [[Pfeifer (Musikant)|Pfeifer]], [[Bader]], [[Scharfrichter]] und [[Abdecker]], denen aus verschiedenen Gründen die Ehrenhaftigkeit abgesprochen wurde. |
|||
=== Leibesübungen und Sport === |
|||
Gerade für die gesellschaftliche Kultur an den Höfen zur Zeit der Aufklärung ist die Musik ein wichtiger Bestandteil. Zumindest von Kaiser [[Leopold II. (HRR)]] und König [[Friedrich II. (Preußen)]] ist bekannt, dass sie selbst musizieren und zum Teil auch komponieren. |
|||
Leibesübungen wurden wie in der Antike in der gesamten Breite der Verwertungszusammenhänge praktiziert und erkundet.<ref>Werner Körbs: ''Vom Sinn der Leibesübungen zur Zeit der italienischen Renaissance.'' 2. Auflage. Hrsg. von [[Wolfgang Decker (Sporthistoriker)|Wolfgang Decker]]. Mit einem Geleitwort von [[Christiane Stang-Voß]]. – [Nachdr. der Ausg.] Berlin 1938. Weidmann, Hildesheim 1988, ISBN 3-615-00037-4.</ref> Das moderne Denken zeigte sich in der Ausformulierung des Regelwerks, in der Anwendung der Naturwissenschaften und der Mathematik (vor allem der Geometrie) auf den Sport. Leibesübungen wurden zum Zwecke der Gesundheit, des Kriegshandwerks, der Selbstverteidigung oder einfach als Wettkampfsport betrieben.<ref>[[Arnd Krüger]], [[John McClelland (Kulturhistoriker)|John McClelland]] (Hrsg.): ''Die Anfänge des modernen Sports in der Renaissance.'' Arena, London 1984 <br /> John McClelland: ''Body and Mind: Sport in Europe from the Roman Empire to the Renaissance'' (Sport in the Global Society). Routledge, London 2007. Die umfangreichste Bibliographie noch immer bei Arnd Krüger, John McClelland: ''Ausgewählte Bibliographie zu Leibesübungen und Sport in der Renaissance.'' In: A. Krüger, J. McClelland (Hrsg.): ''Die Anfänge des modernen Sports in der Renaissance.'' Arena, London 1984, S. 132–180.</ref> Das sich wandelnde Körperverständnis zeigte sich auch im Tanz und weiteren Körperpraktiken.<ref>Jean-Claude Margolin, Jean Ceard, Marie-Madeleine Fontaine (Hrsg.): ''Le Corps à la Renaissance: actes du XXXe colloque de Tours 1987.'' Aux amateurs de livres, Paris 1990, ISBN 2-87841-022-X; John McClelland, Brian Merrilees (Hrsg.): ''Sport and culture in early modern Europe. Le sport et la civilisation de l'Europe pré-moderne''. Centre for Reformation and Renaissance Studies, Toronto 2009, ISBN 978-0-7727-2052-8.</ref> Die Grundlagen der ''medizinischen Gymnastik'' wurden in dieser Zeit gelegt<ref>Friedrich Boerner: De Arte Gymnastica Nova. Diss Helmstedt 1748.</ref> und entwickelten sich weiter zur [[Physiotherapie]]. |
|||
== Siehe auch == |
|||
Bekannte Musikinstrumente dieser Zeit sind unter anderem das [[Virginal]], die [[Querflöte]], die [[Violine]], das [[Cembalo]] und das [[Spinett]]. Zu den bekanntesten Musikinstrumentenbauern dieser Zeit gehören [[Johann Gottfried Silbermann]], [[Antonio Stradivari]] und [[Nicola Amati]], der wiederum Stradivaris Lehrmeister ist. |
|||
{{Portal|Frühe Neuzeit}} |
|||
==Literatur== |
== Literatur == |
||
<!--alphabetisch nach Nachname--> |
|||
* Aretin, Karl Otmar von, Das Reich: Friedensgarantie u. europ. Gleichgewicht 1648–1806, Stuttgart 1986 |
|||
* ''Deutsche Geschichte.'' 10 Bände. Vandenhoeck & Ruprecht (Taschenbuchausgabe). Sonderausgabe in 3 Bänden. Band 2 (''Frühe Neuzeit''). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen/Zürich 1985, ISBN 3-525-36187-4. |
|||
* Blickle, Peter: ''Die Reformation im Reich'', Stuttgart 1982 |
|||
* |
* [[Wolfgang Behringer]]: ''Der große Aufbruch. Globalgeschichte der frühen Neuzeit.'' C. H. Beck, München 2023, ISBN 978-3-406-78344-9. |
||
* |
* [[Richard van Dülmen]]: ''Die Entdeckung des Individuums. 1500–1800.'' Fischer, Frankfurt am Main 2002, ISBN 3-596-60122-3. |
||
* |
* Richard van Dülmen: ''Gesellschaft der Frühen Neuzeit. Kulturelles Handeln und sozialer Prozess'' (= ''Kulturstudien.'' Bd. 28). Böhlau, Wien 1993, ISBN 3-205-98003-4. |
||
* |
* [[Birgit Emich]]: ''Geschichte der Frühen Neuzeit studieren.'' UVK, Konstanz 2006, ISBN 3-8252-2709-X. |
||
* [[Robert von Friedeburg]]: ''Europa in der frühen Neuzeit'' (= ''[[Neue Fischer Weltgeschichte]].'' Bd. 5). Fischer, Frankfurt am Main 2012. |
|||
* Emich, Birgit, ''Territoriale Integration in der Frühen Neuzeit. Ferrara und der Kirchenstaat'', Köln/Weimar/Wien : Böhlau 2005, 1178 S. ISBN 3-412-12705-1 (= Habiltation Freiburg 2002) |
|||
* Mark Greengrass: ''Das verlorene Paradies. Europa 1517–1648.'' Theiss, Darmstadt 2018. |
|||
* Lutz, Heinrich, ''Reformation und Gegenreformation'', durchgesehen und ergänzt von Alfred Kohler, 4. Aufl., München 1997 |
|||
* [[Leonhard Horowski]]: ''Das Europa der Könige. Macht und Spiel an den Höfen des 17. und 18. Jahrhunderts.'' Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 2017, ISBN 978-3498028350. |
|||
*Mieck, Ilja: ''Europäische Geschichte der frühen Neuzeit: eine Einführung'', 5., verb. Aufl., Stuttgart [u.a.] 1994, ISBN 3-17-012630-X |
|||
* Andreas Keller: ''Frühe Neuzeit. Das rhetorische Zeitalter.'' Akademie, Berlin 2008, ISBN 978-3-05-004399-9 (Literaturgeschichte, [http://www.hsozkult.de/hfn/publicationreview/id/rezbuecher-11912 Rezension]). |
|||
* Press, Volker: ''Kriege und Krisen, Deutschland 1600–1715'', München 1991 |
|||
* [[Thomas Maissen]]: ''Geschichte der Frühen Neuzeit.'' Beck, München 2013, ISBN 978-3-406-65472-5 (Bibliographische Hinweise, [https://books.google.de/books?id=xYQUAgAAQBAJ&pg=PA125 S. 125]). |
|||
* Schilling, Heinz: ''Die neue Zeit: vom Christenheitseuropa zum Europa der Staaten, 1250 bis 1750'', n: Berlin 1999 |
|||
* [[Ilja Mieck]]: ''Europäische Geschichte der frühen Neuzeit. Eine Einführung.'' 6., verbesserte Auflage. Kohlhammer, Stuttgart 1998, ISBN 3-17-015414-1. |
|||
* Schilling, Heinz: Siedler Deutsche Geschichte [Abt. 1]: Das Reich und die Deutschen Teil [5]: ''Aufbruch und Krise: Deutschland 1517–1648'', Berlin 1988 |
|||
* [[Paul Münch (Historiker)|Paul Münch]]: ''Lebensformen in der frühen Neuzeit. 1500–1800.'' Ullstein, Berlin 1998, ISBN 3-548-26520-0. |
|||
* [[Helmut Neuhaus]] (Hrsg.): ''Die Frühe Neuzeit als Epoche'' (= ''[[Historische Zeitschrift]].'' Beiheft 49). Oldenbourg, München 2009, ISBN 978-3-486-59087-6 ([http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/2010-2-004 Rezension]). |
|||
* [[Olwen Hufton]]: ''The Prospect Before her: A History of Women in Western Europe: 1500–1800.'' London 1995. |
|||
::Übersetzung: ''Frauenleben: Eine europäische Geschichte. 1500–1800.'' Aus dem Englischen von Holger Fliessbach. Fischer, Frankfurt 1998. |
|||
* [[Wolfgang Reinhard]]: ''Die Unterwerfung der Welt. Globalgeschichte der europäischen Expansion 1415–2015.'' Beck, München 2016, ISBN 978-3-406-68718-1. |
|||
* Wolfgang Reinhard (Hrsg.): ''Geschichte der Welt. Weltreiche und Weltmeere 1350–1750'' (= ''Die Geschichte der Welt.'' Hrsg. von [[Jürgen Osterhammel]], [[Akira Iriye]]. Bd. 3). Beck / Harvard University Press, München 2014, ISBN 978-3-406-64103-9. |
|||
* [[Heinz Schilling (Historiker)|Heinz Schilling]]: ''Die neue Zeit. Vom Christenheitseuropa zum Europa der Staaten, 1250 bis 1750.'' Siedler, Berlin 1999, ISBN 3-88680-440-2. |
|||
* [[Karl Vocelka]]: ''Frühe Neuzeit 1500–1800'' (= ''UTB-Basics.'' Bd. 2833). UVK, Konstanz 2013, ISBN 978-3-8252-2833-0. |
|||
* Anette Völker-Rasor (Hrsg.): ''Frühe Neuzeit.'' Oldenbourg, München 2000, ISBN 3-486-56426-9. |
|||
* [[Heide Wunder]]: ''Er ist die Sonn’, sie ist der Mond. Frauen in der frühen Neuzeit.'' Beck, München 1992, ISBN 3-406-36665-1 (Standardwerk zur Geschlechtergeschichte). |
|||
== |
== Weblinks == |
||
{{Commonscat|Early modern period|Frühe Neuzeit|audio=1|video=0}} |
|||
*[[Portal Frühe Neuzeit]], [[Neuzeit]], [[Frühkapitalismus]] |
|||
* {{DNB-Portal|7503866-3}} |
|||
* [https://www.historicum.net/ historicum.net – geschichtswissenschaftliche Informationsangebote im Internet] |
|||
* [https://webhistoriker.de/ Portal zur Geschichte der Frühen Neuzeit] (private Seite) |
|||
* [http://www.enzyklopaedie-der-neuzeit.de/ Enzyklopädie der Neuzeit] |
|||
* [https://iefn.univie.ac.at/ Institut für die Erforschung der Frühen Neuzeit] Wien |
|||
* [[Gerd Schwerhoff]]: [https://tu-dresden.de/gsw/phil/ige/fnz/ressourcen/dateien/startseite/fnz_profil?lang=de ''Frühe Neuzeit. Zum Profil einer Epoche.''] PDF, 2001. |
|||
== |
== Anmerkungen == |
||
<references /> |
|||
*[http://www.fruehe-neuzeit.net/ Virtual Library Frühe Neuzeit] |
|||
*[http://www.uni-muenster.de/FNZ-Online/ Einführung in die Frühe Neuzeit, Uni. Münster] |
|||
* [http://www.webhistoriker.de/ www.webhistoriker.de] Termine von Ausstellungen, TV- und Radiotipps sowie News aus dem Zeitbereich "Frühe Neuzeit" |
|||
{{Normdaten|TYP=s|GND=7503866-3}} |
|||
[[Kategorie:Neuzeit]] |
|||
[[Kategorie:Zeitalter]] |
|||
{{SORTIERUNG:Fruhe Neuzeit}} |
|||
[[da:Tidlig moderne tid]] |
|||
[[Kategorie:Frühe Neuzeit| ]] |
|||
[[en:Early modern Europe]] |
|||
[[Kategorie:Historisches Zeitalter]] |
|||
[[he:העת החדשה]] |
|||
[[Kategorie:Historischer Zeitraum]] |
|||
[[ja:近世]][[lv:Jaunie laiki]] |
|||
[[ru:Новое время]] |
Aktuelle Version vom 29. Mai 2025, 17:57 Uhr
Die Begriffe Frühe Neuzeit, Frühneuzeit, Frühmoderne oder Neuere Geschichte bezeichnen in der Geschichte Europas üblicherweise das Zeitalter zwischen dem Spätmittelalter (Mitte 13. Jahrhundert bis Ende 15. Jahrhundert) und dem Übergang zur Moderne um das Jahr 1800.
Wie bei allen Periodisierungen in der Geschichtswissenschaft lassen sich keine exakt datierbaren Epochengrenzen ziehen. In geisteswissenschaftlicher Hinsicht gelten das neue Menschenbild des Humanismus und die von ihm geprägte Renaissance, die als Wiedergeburt der Antike verstanden wurde, sowie die Entwicklung des modernen Buchdrucks durch Johannes Gutenberg und der Beginn der Reformation 1517 als Beginn der Zeitenwende zwischen Mittelalter und Neuzeit. Machtpolitisch markante Zäsuren waren die Eroberung Konstantinopels 1453, die „Entdeckung“ Amerikas durch Christoph Kolumbus im Jahr 1492, das Ende der Reconquista im selben Jahr, der Beginn der Italienischen Kriege 1494 und im Heiligen Römischen Reich die Reichsreform von 1495.
Das Ende der Frühen Neuzeit wird weitgehend übereinstimmend mit der Französischen Revolution (1789–1799) angesetzt, die zugleich das Zeitalter der Aufklärung abschließt. Das Ancien Régime brach nach 1789 zunächst in Frankreich und infolge der Revolutionskriege in fast ganz Europa zusammen. Mit der Auflösung des Heiligen Römischen Reiches auf Druck Napoleons 1806 endete die Frühe Neuzeit im deutschen Sprachraum. Auf sie folgte die Moderne, die Epoche der Neuzeit, die bis in die Gegenwart andauert.

Das Problem der Epocheneinteilung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]


Jede Periodisierung in der Geschichtswissenschaft ist eine Setzung anhand bestimmter Kriterien mit dem Ziel, das Forschungsfeld zu systematisieren und einen Forschungsgegenstand einzugrenzen und zu klassifizieren. Dadurch ist nur eine Annäherung an die historische Wirklichkeit möglich und es wird eine historische Wirklichkeit im wissenschaftlichen Sinne überhaupt erst konstituiert. Auch die Übergänge vom Mittelalter zur Frühen Neuzeit einerseits und von dieser zur Moderne andererseits lassen sich daher nicht an einzelnen Jahreszahlen festmachen. Jahreszahlen und bestimmte Ereignisse sind vielmehr nur Markierungen zur Orientierung. Die Epochengrenzen sind fließend und variieren je nachdem, ob beispielsweise eher politische oder sozialgeschichtliche Fragen im Vordergrund stehen sowie welche Regionen und Länder im Blick sind. Viele historische Entwicklungslinien sind überdies von langer Dauer und können auch einer bestimmten Periodisierung widersprechen.
Beginn der Frühen Neuzeit
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der geistig-kulturelle Aufbruch der Renaissance und des Humanismus, die Entdeckungsfahrten der Portugiesen und Spanier, mit denen Anfang des 15. Jahrhunderts die Europäische Expansion einsetzte, sowie die Reformation, die nach 1517 die mittelalterliche Einheit der (West-)Kirche zerstörte – diese drei miteinander zusammenhängenden Entwicklungen markieren in der europäischen Geschichtswissenschaft für gewöhnlich den Beginn der Frühen Neuzeit.
Im Allgemeinen gelten Renaissance (Wiederentdeckung der Antike) und Humanismus als Anfang einer Zeitenwende. Mit ihr verbreitete sich ein neues Menschenbild in Europa, in dessen Mittelpunkt das selbstbestimmte Individuum und seine Fähigkeiten standen. In Philosophie, Literatur, Malerei, Bildhauerei, Baukunst und allen anderen kulturellen Bereichen orientierten sich die Menschen wieder an den Formen und Inhalten der Antike. Am frühesten lässt sich diese Entwicklung in Italien feststellen, wo sie bereits im 14. Jahrhundert einsetzte, im 15. Jahrhundert in Florenz zu einer ersten kulturellen Hochblüte gelangte und von wo aus sie sich bis zum Beginn des 16. Jahrhunderts in ganz Europa verbreitete. Seine Vorreiterrolle verdankte Italien nicht zuletzt der Aufnahme einer großen Zahl griechischer Gelehrter aus Konstantinopel, das 1453 von den Osmanen erobert worden war. Diese Gelehrten brachten längst verschollen geglaubtes Bildungsgut der Antike mit ins Abendland. Zur gleichen Zeit erfuhr die Verbreitung von Wissen eine ungeheure Beschleunigung durch Johannes Gutenbergs Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern. Damit wurde eine Wissensakkumulation möglich, die besonders in den Städten zur Entfaltung kam. In den Städten, so vor allem in den großen Reichs- und Hansestädten, waren auch differenzierte Rechts- und Organisationsformen entwickelt worden, die eine große zivilisatorische Wirkung hatten.
Die Erfindung des Buchdrucks wiederum verhalf einem Ereignis zum Durchbruch, das insbesondere in Deutschland mit dem Ende des Mittelalters und dem Beginn der Neuzeit gleichgesetzt wird: der Reformation. Martin Luther gründete seine 95 Thesen, die er 1517 veröffentlichte, auf ein genaues Quellenstudium der Heiligen Schrift in Griechisch und Hebräisch, also auf Kenntnissen, die auf den Vorarbeiten der Humanisten des vorherigen Jahrhunderts beruhten.
Luther verteidigte seine Thesen 1521 auf dem Wormser Reichstag vor Kaiser Karl V., der ein Reich regierte, „in dem die Sonne nicht unterging“. Denn zu diesem Reich gehörten auch die spanischen Besitzungen in der Neuen Welt, die Christoph Kolumbus 1492 entdeckt hatte, im selben Jahr, in dem mit der Eroberung Granadas die Reconquista zu Ende gegangen war. Der erste Anstoß zum Zeitalter der Entdeckungen war aus Portugal gekommen: Im Auftrag des Prinzen Heinrichs des Seefahrers wurden seit 1415 Expeditionen ausgesandt, um einen Seeweg nach Indien zu finden (Indienhandel). Dies gelang Vasco da Gama 1498. Die Entdeckungen der Portugiesen und der Spanier veränderten und erweiterten das Weltbild des mittelalterlichen Menschen und hatten auch die Europäische Expansion über die gesamte Erde zur Folge.
Ende der Frühen Neuzeit
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Ende der Epoche und der Beginn der Moderne wird in der Geschichtswissenschaft weitgehend übereinstimmend mit der Französischen Revolution ab 1789 angesetzt. Die Französische Revolution war eine Folge der Aufklärung, die schon die Amerikanische Revolution von 1776 getragen hatte. Aufgrund der Ereignisse von 1789 brach das Ancien Régime zunächst in Frankreich und infolge der Revolutionskriege fast in ganz Europa zusammen. In Deutschland kam das vor allem durch die Auflösung des Heiligen Römischen Reiches im Jahr 1806 zum Ausdruck. Trotz der Restauration der alten Regime nach der Niederlage Napoleon Bonapartes 1814/15 hatte sich Europa politisch grundlegend gewandelt. Der Historiker Reinhart Koselleck geht davon aus, dass darüber hinausgehend noch weitere Veränderungsprozesse von ungefähr 1750 bis 1850/70 stattfanden. Für diese Übergangszeit von der Frühen Neuzeit zur Moderne prägt er den Begriff der Sattelzeit.
Epochen innerhalb der Frühen Neuzeit
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Christoph Cellarius (1638–1707) benutzte erstmals als Historiograph den Begriff der „Neuzeit“ zur Einteilung der Universalhistorie. Gerhard Oestreich gilt als einer der Mitschöpfer der „Frühen Neuzeit“ als eigener Fachdisziplin innerhalb der Geschichtswissenschaft. Im Allgemeinen wird der Epochenbegriff mit dem Auftreten des Humanismus einerseits und dem Ende des Ancien Régime verortet.[1]
Je nach Betrachtungsweise kann die Frühe Neuzeit wiederum in folgende Zeitabschnitte unterteilt werden:
- Anbruch der Renaissance (ca. 1350–1450) (häufig noch zum Spätmittelalter gerechnet)
- Zeitalter der Entdeckungen (1415–1531)
- Zeitalter der Reformation und der Glaubensspaltung (1517–1648) (Konfessionalisierung)
- Zeit des Barocks („Absolutismus“) und der Aufklärung (ca. 1650–1789)
- Ende des Ancien Régime oder Beginn der Französischen Revolution (1789–1815)
In der angelsächsischen Wissenschaftsterminologie spricht man hingegen von der „Early Modern History“ oder in Bezug auf Europa vom „Early modern Europe“ und beschreibt damit zumeist eine Zeitspanne vom 15. Jahrhundert bis zum späten 18. Jahrhundert. Diesem Periodisierungskonzept liegt die Vorstellung zugrunde, dass der Zeitraum „zwischen Reformation und französischer Revolution“ als eine Epoche der kulturellen Transformation begriffen werden kann, der aufgrund spezifischer Strukturen und Prozesse sowohl vom Mittelalter als auch von der Moderne abgrenzbar sei.[2]
Erscheinungsformen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Politik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
In politischer Hinsicht wirkt die Auseinandersetzung zwischen Protestantismus und Katholizismus für die Frühe Neuzeit prägend, die in den Dreißigjährigen Krieg mündet. Die Konfessionalisierung führt zu einem tief greifenden Wandel in allen Lebensbereichen, der auch als Modernisierungsprozess begriffen werden kann. Die hierbei auftretenden Kämpfe bringen eine Neuordnung in Europa, die Altgläubige und Protestanten als gleichberechtigte Religionsgemeinschaften anerkennt. Die absolute Vormachtstellung des katholischen Spanien wird schrittweise zurückgedrängt.
Zumindest im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation entsteht ein neuer Typus von Staat. Der Territorialstaat mit einem Territorialherrn unterscheidet sich von den mittelalterlichen Gebilden dadurch, dass der Grundherr sich ausschließlich als Lehnsherr oder Vasall des Monarchen sah, während der Territorialherr als ein Souverän seines Landes auftritt.
Die prägende Staatsform der Frühen Neuzeit ist der Absolutismus. Mit ihm geht eine neue Wirtschaftsform, der Merkantilismus, einher. Dabei wandelt sich das Selbstverständnis des Monarchen gegenüber seinen Untertanen. Der „Sonnenkönig“ Ludwig XIV. von Frankreich vertritt die Ansicht: „L’État, c’est moi“, zu Deutsch: „Der Staat bin ich“. König Friedrich II. von Preußen als Vertreter des „aufgeklärten Absolutismus“ versteht sich hingegen als „oberster Diener des Staates“.
In die Frühe Neuzeit (und nicht etwa ins Mittelalter) fällt auch die große Hexenverfolgung. Nach Forschungen von Heide Wunder, aus denen das Konzept des „Arbeitspaares“ hervorgeht, standen in der Frühen Neuzeit die Arbeitswelten von Frau und Mann in der Ehe gleichberechtigt nebeneinander und ergänzten sich gegenseitig. Erst mit dem Entstehen der bürgerlichen Welt begann die Abwertung der häuslichen und Frauenarbeit.
Zum Ende dieser Epoche kommen Prozesse der Demokratisierung der Gesellschaft zum Durchbruch. Das äußert sich am markantesten im Nordamerikanischen Unabhängigkeitskrieg und anfangs auch in der Französischen Revolution, die zunächst beide zu republikanischen Neuordnungen der Gesellschaft führen. Während der Adel in Frankreich seine gesellschaftlichen Privilegien verliert, wird eine demokratische Verfassung zur schriftlich fixierten Grundlage der Rechtsordnung in den Vereinigten Staaten.
Wirtschaftliche Entwicklung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Aus wirtschaftlicher Perspektive markierte das Zeitalter der Revolution das Ende des Feudalismus, einer Wirtschaftsform, die auf dem Grundbesitz, besser gesagt der Grundherrschaft des Grundherrn als Lehnsherr oder Vasall des Monarchen und deren Besitz leibeigener Bauern beruhte. Weiterhin bedeutet es das Ende des bisherigen Zunft- und Ständewesens in den mittelalterlichen Städten. Die Expansion durch eine verstärkte Seefahrt und der damit verbundenen Entdeckungen führte zu neuen wirtschaftlichen Strukturen im Welthandel (siehe auch Indienhandel und Chinahandel). Es wurde ersetzt von einem aufkeimenden Kolonialismus und Überseehandel durch die Großmächte Spanien, Portugal, Niederlande, England und Frankreich und die Entwicklung der Manufaktur. Diese Entwicklungen legten das Fundament für Industrialisierung und Kapitalismus. Auch der Silberbergbau hatte eine tiefgreifende Veränderung erfahren. Die Entdeckungen der Silbervorkommen in der „Neuen Welt“ hatten zum Rückgang der traditionellen Zinn- und Silberförderung im sächsisch-böhmischen Erzgebirge bis zum schließlichen Abbruch dieser Förderung geführt. Der Absolutismus brachte eine neue Wirtschaftsform, die des Merkantilismus mit sich. Der auf dem Handel basierende Kapitalgewinn gibt diesem System seinen Namen, weil der absolutistische Staat in seinen Außenbeziehungen nach kaufmännischen Gesichtspunkten verfuhr. Es gibt hierfür auch die Bezeichnung Frühkapitalismus.
Eine wesentliche Veränderung hinsichtlich der Industrialisierung brachte die Erfindung der ersten voll funktionsfähigen Dampfmaschine durch James Watt im 18. Jahrhundert mit sich. Dem gingen die Dampfmaschinenkonstruktionen voraus, die bei weitem weniger effizient waren als zum Beispiel die von Thomas Newcomen. Diese führte nicht nur zu einer Revolutionierung nahezu der gesamten Produktionsverhältnisse, insbesondere in der Eisenindustrie, sondern auch der Verkehrsinfrastruktur durch die Einführung der Eisenbahn durch George Stephenson, deren Beginn in England in das Jahr 1825 fällt. Dem gingen allerdings auch Versuche der Konstruktion einer Dampflokomotive durch Richard Trevithick im Jahre 1804 voran, die allerdings nicht an Mängeln der Lokomotiventechnologie, sondern an dem Schienenmaterial scheiterten. In gewisser Weise läutet die Erfindung der Eisenbahn das Ende der Frühen Neuzeit ein.
Wissenschaft
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Neben diesen Entwicklungen in der allgemeinen Politik markieren die Fortschritte in der Wissenschaft unzweifelhaft einen wesentlichen Unterschied zu den vorangehenden Epochen und geben somit der Epoche ihr charakteristisches Profil.
Die Entdeckungen der spanischen und portugiesischen Seefahrer Christoph Kolumbus, Amerigo Vespucci, der dem Kontinent Amerika seinen Namen gab, Ferdinand Magellan, Vasco da Gama oder Bartolomeu Diaz erweiterten das seit der Antike bestehende europäische Weltbild, das (von einzelnen, kaum rezipierten Exkursionen wie denen der Wikinger in Amerika abgesehen) lediglich Europa, Afrika nördlich der Sahara und Teile Asiens umfasste. Die Folge war ein Aufschwung in der Kartografie, unter anderen durch Martin Behaim, der schon 1492 den ersten Erdglobus geschaffen hatte (natürlich noch ohne Amerika), und Gerhard Mercator. Nach ihm benannt wurde auch die Mercator-Projektion, eine winkeltreue Kartenprojektion.
Die Neuentdeckungen legten den Grundstein für den Aufbau des spanischen und portugiesischen Weltreiches und nach deren Niedergang im Laufe des 17. Jahrhunderts den für den Aufbau des englischen, niederländischen und französischen Kolonialsystems. Auch die Weltreisen von James Cook dürfen hier genannt werden. Auch sie haben uns wesentliche Aufschlüsse über die Beschaffenheit der Erde gegeben. Zu Cooks Ehre gereicht es auch einen Weg gefunden zu haben, um einer damals gefürchteten Seefahrerkrankheit, dem Skorbut, wirksam zu begegnen.
In dieses Zeitalter, welches auch Zeitalter der Entdeckungen genannt wird, gehören die Astronomen Tycho Brahe, Nikolaus Kopernikus und Johannes Kepler, Galileo Galilei und Isaac Newton. Sie sorgten dafür, dass das geozentrische Weltbild oder Ptolemäische Weltbild durch ein heliozentrisches Weltbild abgelöst wurde. Dieses System wurde letzten Endes auch durch Newtons Gravitationstheorie abgestützt.
Die Entwicklung der Pendeluhr ab dem Jahr 1657 durch Christiaan Huygens bedeutete einen gewaltigen Fortschritt. Waren mechanische Uhren bis dahin eher seltene, teure Spielzeuge oder Kabinettstücke mit beschränktem Nutzen, gab es nun beinahe plötzlich die Möglichkeit, die Zeit mit einer Abweichung von nur wenigen Sekunden pro Tag zu messen, unabhängig von Sonnenlicht oder Sternen. Astronomen und Geodäten erkannten sofort den enormen Nutzen der Erfindung, da mithilfe einer präzisen Uhr der Längengrad ermittelt werden kann. Das Resultat war eine enorme Genauigkeitssteigerung der Landkarten. Ein Jahrhundert später war auch die tragbare Uhr, im Wesentlichen durch die Arbeit John Harrisons, zur Längengradbestimmung brauchbar, was die Vormachtstellung Englands zur See gefestigt hat.
Auch die Medizin macht in dieser Zeit große Fortschritte. Zu den wichtigsten Vertretern gehörten zu ihrer Zeit Paracelsus, einem Vorläufer der Pharmazie bzw. Bartolomeo Eustachi, einer der Mitbegründer der Wissenschaft der Anatomie.
Philosophie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zu den bedeutendsten Philosophen des 16. und 17. Jahrhunderts zählen Spinoza, Michel de Montaigne, René Descartes, John Locke, Francis Bacon und Thomas Hobbes. In das 17. und 18. Jahrhundert fällt die Aufklärung, der sowohl individuelle als auch gesellschaftliche geistige Emanzipationsprozess, der sich gegen eine allein auf dem Glauben an Autoritäten beruhende Denkweise wandte. Je nachdem, auf welchen Aspekt dieses Prozesses man den Schwerpunkt der Betrachtung legt, liegt das Zentrum der Aufklärung im 17. Jahrhundert (Vernunft) oder im 18. Jahrhundert (Enzyklopädie, bürgerliche Emanzipation). Diese Periode bereitete letzten Endes die Revolution in Amerika und Frankreich vor. Entscheidend hierfür wird das aufklärerisch geprägte Menschenbild, das in der Losung der Französischen Revolution seinen prägnantesten Ausdruck findet: Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit. Hinsichtlich der Frühaufklärung denkt man zunächst an Denis Diderot und Voltaire, Montesquieu, Jean-Baptiste le Rond d’Alembert oder Jean-Jacques Rousseau und damit eher an die Moralisten. Auch die Lehre vom Gesellschaftsvertrag von Rousseau ist eine Frucht dieser Philosophie. Schon hier beginnt sich Kritik am Absolutismus zu formieren. Auch denkt man sicher an die Vernunftphilosophie von Immanuel Kant. Die ersten, die eine Geschichtsphilosophie entwickeln, sind die Vertreter des deutschen Idealismus Johann Gottfried Herder und Friedrich Wilhelm Joseph Schelling. Ein weiterer wichtiger Vertreter des deutschen Idealismus ist Johann Gottlieb Fichte. Auch Fichte veröffentlicht zur Lehre vom Gesellschaftsvertrag. Unverkennbar ist Rousseau hierfür Vorbild, dessen Philosophie auf der Volkssouveränität und dem Naturrecht beruht. Fichte und Schelling vertreten auch eine Naturphilosophie. Nicht zu vergessen ist hierbei auch Georg Wilhelm Friedrich Hegel. Dieser ist mit seiner Geschichtsphilosophie ebenfalls einer der Wegweiser des 19. Jahrhunderts. Im 18. Jahrhundert existierte auch eine philosophische Ausrichtung zu einem Rationalismus, der besonders der englischen Nationalökonomie verpflichtet ist. Zu diesen Vertretern zählt David Hume, auf dem nicht wenig die Philosophie von Immanuel Kant beruht. Auch Adam Smith zählt als Begründer der Nationalökonomie zu dieser Gruppe.
Im 18. Jahrhundert untersuchte Johann Joachim Winckelmann erstmals wissenschaftlich fundiert die Geschichte der Kunst des griechischen Altertums. Auf ihn geht letztendlich die gesamte moderne Klassische Altertumswissenschaft zurück. Auch für das Menschenbild dieser Zeit, die auch mit dem Stichwort „Neuhumanismus“ umschrieben werden kann, ist Winckelmann von Bedeutung. Es ist nicht von ungefähr an den sogenannten Laokoonstreit zwischen Johann Gottfried Herder und Gotthold Ephraim Lessing zu denken.
In Ostasien war die Frühe Neuzeit geprägt durch erste Kontakte mit dem Westen, wenn wir von den früheren Reisen des berühmten Venetianers Marco Polo einmal absehen, deren Authentizität bis heute nicht völlig geklärt ist, einen Niedergang des Buddhismus und ein Wiedererstarken des Konfuzianismus.
Kunst
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
In der Kunst spiegeln sich Zeitgeschmack, Menschenbild und allgemeine Charakteristika einer Gesellschaft und so das dementsprechende Gesellschaftsverständnis einer bestimmten Zeit.
Die vorherrschenden Kunststile dieser Epoche vornehmlich in Europa sind Renaissance und später Manierismus, Barock und Rokoko. Diese sind im Wesentlichen in allen Kunstgattungen vertreten. Zu den bedeutendsten Künstlern der Renaissance zählen Sandro Botticelli, Leonardo da Vinci, der durch genaues Beobachten naturwissenschaftlich arbeitete, Michelangelo, Tizian, der mehrfach Kaiser Karl V. porträtierte, und Albrecht Dürer. Für den Barock stehen beispielhaft Peter Paul Rubens und Rembrandt.
Nebst den Kunststilen dieser Epoche prägte sich in dieser Zeit verstärkt auch ein gewinnorientierter Kunstbetrieb aus. So hatte zum Beispiel Lucas Cranach der Ältere eine florierende Werkstatt, in der rund 5000 Gemälde entstanden. Es gab Werkstätten, die vorrangig Auftragsarbeiten für Fürstenhöfe oder kirchliche Institutionen ausführten, und solche, die auf private Auftraggeber angewiesen waren.
Auch in dieser Zeit gab es eine außereuropäische Kunst. Dazu zählt die Kunst der indianischen Hochkulturen, die erst mit der Landung von Hernán Cortés und Francisco Pizarro unterging. Einige bedeutende Reste davon sind noch vorhanden. Das betrifft besonders die Kunst und Kultur der Inka, der Maya und der Azteken.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Was für die Kunst gilt hinsichtlich des Zeitgeschmacks, des Menschenbildes, der allgemeinen Zustände in der Gesellschaft und des Staates und eines dementsprechenden Gesellschaftsverständnisses, trifft ebenso für die Literatur zu. Namentlich in der Aufklärungszeit gilt das ganz besonders, in der die Literatur enge Verbindungen zur Philosophie eingeht. Wichtige Vertreter der französischen Aufklärungsliteratur sind Voltaire und Denis Diderot. Zu den wichtigsten Vertretern der deutschen Literatur gehören für das 18. und beginnende 19. Jahrhundert Georg Christoph Lichtenberg, Gotthold Ephraim Lessing, Johann Wolfgang Goethe, Friedrich Gottlieb Klopstock, Friedrich Schiller, Christoph Martin Wieland, Heinrich von Kleist, Novalis, Johann Gottfried Herder. Die frühe Zeit von Goethe, Schiller und Herder bezeichnet man als den Sturm und Drang, die späteren Werke von Goethe und Schiller ordnet man der Weimarer Klassik zu. Wenn hier von Lessing, Goethe und Schiller gesprochen wird, darf der Hinweis nicht fehlen, dass diese Schriftsteller auch eine Reihe Theaterstücke schrieben. Sie nahmen auch aktiv Anteil am zeitgenössischen Theater selbst.
Auch die Reformationszeit und die Zeit der Glaubenskämpfe hatte ihre typische Literatursprache.[3] Sie erschöpfte sich keineswegs mit Luther und seiner Bibelübersetzung. Fraglos leistete Luther mit weiteren Werken hierzu einen wichtigen Beitrag. Gerade in dieser Zeit war die Literatur häufig polemisch. So gab es reformatorische und auch antilutherische Literatur. Häufig hatte sie publizistischen Charakter und kamen als kurze Stücke in Flugschriften vor. Man spricht auch von sogenannter Flugschriftenliteratur. Zu wichtigen Vertretern dieser Zeit gehören unter anderem Hans Sachs und Sebastian Brant. In die Zeit des Dreißigjährigen Krieges gehört Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen und sein Abenteuerlicher Simplicissimus.
In der Frühen Neuzeit liegen unterschiedliche und wichtige Literaturströmungen. Diese lassen sich wie folgt groben Zeiträumen zuordnen: Barock von 1600 bis 1720, Aufklärung von 1730 bis 1800, Sturm und Drang von 1765 bis 1785 und Weimarer Klassik von 1786 bis 1805 (bis zum Tod Schillers) oder bis 1832 (bis zum Tod Goethes).
Musik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Da die Musik eine Kunstgattung ist, trifft hinsichtlich der Auffassungen zum Menschenbild und dem der Gesellschaft dasselbe zu, was zur Kunst und Literatur bereits gesagt ist.
Aus der Reformationszeit sind Kirchenlieder, die unter anderem Martin Luther selbst geschrieben hat, und die zugehörigen Noten erhalten geblieben. Zu den bekanntesten Komponisten des Barock zählen Heinrich Schütz, Johann Sebastian Bach und Georg Friedrich Händel.
Gerade für die gesellschaftliche Kultur an den Höfen zur Zeit der Aufklärung ist die Musik ein wichtiger Bestandteil. Von Kaiser Leopold II. und König Friedrich II. von Preußen ist bekannt, dass sie selbst musizierten und zum Teil auch komponierten. In diesem Zusammenhang zu erwähnen sind höfische Gesellschaftstänze, für die entsprechende Musikstücke wie das Menuett komponiert wurden. Gesellschaftstänze insgesamt gibt es seit dem 14. Jahrhundert.
Bekannte Musikinstrumente dieser Zeit sind unter anderem Cembalo, Virginal und Spinett, Violine und Querflöte. Zu den berühmten Musikinstrumentenbauern dieser Zeit gehören die Geigenbauer Nicola Amati und Antonio Stradivari sowie der Orgelbauer Gottfried Silbermann.
Mentalität
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Das Leben des Einzelmenschen in der Frühen Neuzeit war viel stärker als in der Gegenwart eingebettet in ein umfassendes Kollektiv, das sein Handeln und seine Identität maßgeblich bestimmte. Dieses Kollektiv war zusammengesetzt aus der direkten Verwandtschaft, der Hausgemeinschaft, Nachbarn, der Dorfgemeinschaft, Freunden und Handwerksvereinigungen. Das Individuum bestand nur im Kontext mit diesen Einflussgrößen, das Überleben in schweren Zeiten war nur durch die pragmatische Verbindung mit anderen möglich. So ist Solidarität bzw. Geselligkeit das grundlegende Prinzip frühneuzeitlicher Lebensformen. Die wichtigen engen Kontakte und das Zusammenleben verliefen nicht kontinuierlich harmonisch und daher bildeten sich genaue Umgangsregeln, die das weitgehende Funktionieren der Gemeinschaft gewährleisten sollten. Die Missachtung dieser Regeln führte zu Sanktion und Ausgrenzung. Der Integriertheit in die Gemeinschaft sowie dem Ansehen und der Position, die man einnahm, lag der Begriff der Ehre zugrunde. In kaum einer anderen Gesellschaft spielte diese eine so große Rolle wie in der Frühen Neuzeit. Ziel jeglichen Handelns war es, diesem Ideal gerecht zu werden und ein ehrenvolles Leben zu führen. Dieses Ansinnen besaß einen höheren Stellenwert als die Anhäufung von Vermögen, Macht oder das Überleben allein. Ehrenhaftigkeit war ein Maßstab, der sich in zahlreichen Facetten des Lebens und Alltags in der Frühen Neuzeit widerspiegelt, aber explizit nur in Konfliktsituationen hervortrat und Solidarität und Ausgrenzung schuf. Wer sich ehrenwidrig verhielt, wurde sanktioniert und auch von der Gemeinschaft ausgeschlossen.
Ehre variierte abhängig von ständischem Recht und Ethos. Jeder Stand hatte seine eigene Ehre. Die soziale Ehre sicherte den Stand des Einzelnen und schützte ihn gegen Angriffe; außerhalb eines Standes gab es weder Recht noch Ehre. Neben dieser Gruppenehre gab es eine persönliche Ehre. Besonders stark ausgeprägt war das Ehrgefühl und das Ehrverständnis beim Adel und Handwerk. Ehre war ein Mittel zur sozialen Absicherung und Abschottung nach unten und der Herstellung von Solidarität. Im Verlauf des 17. und 18. Jahrhunderts erfolgten zwei Einschnitte, die die Legitimität der ständischen Ehre in Frage stellten. Zum einen wurde für die höfische Ehre die Stellung des Adeligen zum Hof maßgebend, nicht mehr allein sein Stand, zum anderen kam in der Aufklärung die Idee der inneren Ehre, der Tugendhaftigkeit, ins Spiel.
Ehre musste kontinuierlich aufrechterhalten werden und konnte jederzeit direkt oder indirekt verloren gehen. Streitereien um die Ehre bildeten die Mehrzahl der Konflikte in der städtischen und ländlichen Gesellschaft. In diesem Zusammenhang sind die zahlreichen Raufhändel in der Frühen Neuzeit zu erwähnen, in denen es um den Schutz oder die Wiedererlangung von Ehre ging. Ob man sich um Besitz oder Rechte stritt – immer ging es um die Ehre. Auch wer den sozialen Unterschichten angehörte, achtete nicht weniger als ein Adeliger auf den Erhalt seiner Ehre, zumal das Kapital an Ehre möglicherweise der einzige Besitz war. Beschimpfungen waren in der Frühen Neuzeit keine Nebensächlichkeiten, sondern waren fast existenzieller Natur. Sie beschädigten die beschimpfte Person und konnten die individuelle Situation des Beschimpften deutlich negativ beeinflussen. Auf Beleidigungen musste deshalb reagiert werden, um dem Angriff auf die Ehre standzuhalten und seine Ehre zu verteidigen. Manchmal wurden scharfe Blicke als Angriff auf die Ehre empfunden und das Schnipsen mit den Fingern vor dem Gesicht des Gegners konnte eine Schlägerei auslösen.
Diese wichtige Rolle, die der Ehre zukam, schuf das Phänomen der Unehrlichkeit. Unter Unehrlichkeit ist in diesem Zusammenhang keine moralische Kategorie, sondern eine rechtliche Zurücksetzung bestimmter Berufe, verbunden mit sozialer Distanzierung und Verachtung, zu verstehen. Ehrlose Leute waren nicht vollkommen rechtlos, aber sie hatten wenig Chancen das Bürgerrecht zu erlangen und in die ständisch-bürgerliche Ehre einer Stadt integriert zu werden. Einzelne Tätigkeiten, Berufe und Stände wurden als unehrlich stigmatisiert, im Allgemeinen aus dem Bestreben der Handwerker, ihr Handwerk mit ehrbarer Arbeit und untadeligem Verhalten von vermeintlich unredlichen, unsauberen und unehrlichen Elementen rein zu halten. Als ehrlos betrachtet wurden zunächst alle unehelich geborenen Menschen. Des Weiteren wurden alle ausgegrenzt, die von „Wenden“, Juden oder „Zigeunern“ abstammten. Daneben wurde die gesamte Gruppe der „fahrenden Leute“ als unehrlich angesehen: Bettler, Spielleute, Schausteller, Kleinhändler und Hausierer. Diese Personengruppen wurden vom ehrlichen Handwerk sowie vom Eintritt in eine Gilde oder Zunft ausgeschlossen. Die Zahl der „fahrenden Leute“ war im 16. Jahrhundert beträchtlich. Daneben gab es auch Menschen, die durch unehrliches Verhalten ihren Ruf verloren haben und ausgegrenzt wurden. Es gab überdies viele unehrliche Berufe; hierzu zählten u. a. der Barbier, Schäfer, Müller, Zöllner, Pfeifer, Bader, Scharfrichter und Abdecker, denen aus verschiedenen Gründen die Ehrenhaftigkeit abgesprochen wurde.
Leibesübungen und Sport
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Leibesübungen wurden wie in der Antike in der gesamten Breite der Verwertungszusammenhänge praktiziert und erkundet.[4] Das moderne Denken zeigte sich in der Ausformulierung des Regelwerks, in der Anwendung der Naturwissenschaften und der Mathematik (vor allem der Geometrie) auf den Sport. Leibesübungen wurden zum Zwecke der Gesundheit, des Kriegshandwerks, der Selbstverteidigung oder einfach als Wettkampfsport betrieben.[5] Das sich wandelnde Körperverständnis zeigte sich auch im Tanz und weiteren Körperpraktiken.[6] Die Grundlagen der medizinischen Gymnastik wurden in dieser Zeit gelegt[7] und entwickelten sich weiter zur Physiotherapie.
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Deutsche Geschichte. 10 Bände. Vandenhoeck & Ruprecht (Taschenbuchausgabe). Sonderausgabe in 3 Bänden. Band 2 (Frühe Neuzeit). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen/Zürich 1985, ISBN 3-525-36187-4.
- Wolfgang Behringer: Der große Aufbruch. Globalgeschichte der frühen Neuzeit. C. H. Beck, München 2023, ISBN 978-3-406-78344-9.
- Richard van Dülmen: Die Entdeckung des Individuums. 1500–1800. Fischer, Frankfurt am Main 2002, ISBN 3-596-60122-3.
- Richard van Dülmen: Gesellschaft der Frühen Neuzeit. Kulturelles Handeln und sozialer Prozess (= Kulturstudien. Bd. 28). Böhlau, Wien 1993, ISBN 3-205-98003-4.
- Birgit Emich: Geschichte der Frühen Neuzeit studieren. UVK, Konstanz 2006, ISBN 3-8252-2709-X.
- Robert von Friedeburg: Europa in der frühen Neuzeit (= Neue Fischer Weltgeschichte. Bd. 5). Fischer, Frankfurt am Main 2012.
- Mark Greengrass: Das verlorene Paradies. Europa 1517–1648. Theiss, Darmstadt 2018.
- Leonhard Horowski: Das Europa der Könige. Macht und Spiel an den Höfen des 17. und 18. Jahrhunderts. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 2017, ISBN 978-3498028350.
- Andreas Keller: Frühe Neuzeit. Das rhetorische Zeitalter. Akademie, Berlin 2008, ISBN 978-3-05-004399-9 (Literaturgeschichte, Rezension).
- Thomas Maissen: Geschichte der Frühen Neuzeit. Beck, München 2013, ISBN 978-3-406-65472-5 (Bibliographische Hinweise, S. 125).
- Ilja Mieck: Europäische Geschichte der frühen Neuzeit. Eine Einführung. 6., verbesserte Auflage. Kohlhammer, Stuttgart 1998, ISBN 3-17-015414-1.
- Paul Münch: Lebensformen in der frühen Neuzeit. 1500–1800. Ullstein, Berlin 1998, ISBN 3-548-26520-0.
- Helmut Neuhaus (Hrsg.): Die Frühe Neuzeit als Epoche (= Historische Zeitschrift. Beiheft 49). Oldenbourg, München 2009, ISBN 978-3-486-59087-6 (Rezension).
- Olwen Hufton: The Prospect Before her: A History of Women in Western Europe: 1500–1800. London 1995.
- Übersetzung: Frauenleben: Eine europäische Geschichte. 1500–1800. Aus dem Englischen von Holger Fliessbach. Fischer, Frankfurt 1998.
- Wolfgang Reinhard: Die Unterwerfung der Welt. Globalgeschichte der europäischen Expansion 1415–2015. Beck, München 2016, ISBN 978-3-406-68718-1.
- Wolfgang Reinhard (Hrsg.): Geschichte der Welt. Weltreiche und Weltmeere 1350–1750 (= Die Geschichte der Welt. Hrsg. von Jürgen Osterhammel, Akira Iriye. Bd. 3). Beck / Harvard University Press, München 2014, ISBN 978-3-406-64103-9.
- Heinz Schilling: Die neue Zeit. Vom Christenheitseuropa zum Europa der Staaten, 1250 bis 1750. Siedler, Berlin 1999, ISBN 3-88680-440-2.
- Karl Vocelka: Frühe Neuzeit 1500–1800 (= UTB-Basics. Bd. 2833). UVK, Konstanz 2013, ISBN 978-3-8252-2833-0.
- Anette Völker-Rasor (Hrsg.): Frühe Neuzeit. Oldenbourg, München 2000, ISBN 3-486-56426-9.
- Heide Wunder: Er ist die Sonn’, sie ist der Mond. Frauen in der frühen Neuzeit. Beck, München 1992, ISBN 3-406-36665-1 (Standardwerk zur Geschlechtergeschichte).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Literatur von und über Frühe Neuzeit im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- historicum.net – geschichtswissenschaftliche Informationsangebote im Internet
- Portal zur Geschichte der Frühen Neuzeit (private Seite)
- Enzyklopädie der Neuzeit
- Institut für die Erforschung der Frühen Neuzeit Wien
- Gerd Schwerhoff: Frühe Neuzeit. Zum Profil einer Epoche. PDF, 2001.
Anmerkungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Walter Achilles: Landwirtschaft in der Frühen Neuzeit. Bd. 10, Enzyklopädie deutscher Geschichte, Oldenbourg Verlag, München 1991, ISBN 3-486-70187-8, S. 1
- ↑ Dagmar Klose, Marco Ladewig (Hrsg.): Die Herausbildung moderner Strukturen in Gesellschaft und Staat der Frühen Neuzeit. Universitätsverlag Potsdam, Potsdam 2010, ISBN 978-3-86956-013-7 [1]
- ↑ Vgl. für den deutschsprachigen Raum auch Frédéric Hartweg, Klaus-Peter Wegera: Frühneuhochdeutsch. Eine Einführung in die deutsche Sprache des Spätmittelalters und der frühen Neuzeit. Niemeyer, Tübingen 1989 (= Germanistische Arbeitshefte, Band 33); 2. Auflage ebenda 2005, ISBN 3-484-25133-6.
- ↑ Werner Körbs: Vom Sinn der Leibesübungen zur Zeit der italienischen Renaissance. 2. Auflage. Hrsg. von Wolfgang Decker. Mit einem Geleitwort von Christiane Stang-Voß. – [Nachdr. der Ausg.] Berlin 1938. Weidmann, Hildesheim 1988, ISBN 3-615-00037-4.
- ↑ Arnd Krüger, John McClelland (Hrsg.): Die Anfänge des modernen Sports in der Renaissance. Arena, London 1984
John McClelland: Body and Mind: Sport in Europe from the Roman Empire to the Renaissance (Sport in the Global Society). Routledge, London 2007. Die umfangreichste Bibliographie noch immer bei Arnd Krüger, John McClelland: Ausgewählte Bibliographie zu Leibesübungen und Sport in der Renaissance. In: A. Krüger, J. McClelland (Hrsg.): Die Anfänge des modernen Sports in der Renaissance. Arena, London 1984, S. 132–180. - ↑ Jean-Claude Margolin, Jean Ceard, Marie-Madeleine Fontaine (Hrsg.): Le Corps à la Renaissance: actes du XXXe colloque de Tours 1987. Aux amateurs de livres, Paris 1990, ISBN 2-87841-022-X; John McClelland, Brian Merrilees (Hrsg.): Sport and culture in early modern Europe. Le sport et la civilisation de l'Europe pré-moderne. Centre for Reformation and Renaissance Studies, Toronto 2009, ISBN 978-0-7727-2052-8.
- ↑ Friedrich Boerner: De Arte Gymnastica Nova. Diss Helmstedt 1748.