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„Wotrubakirche“ – Versionsunterschied

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[[Image:Wotruba kirche2.jpg|thumb|350px|Kirche "Zur Heiligsten Dreifaltigkeit" in Wien-Mauer ... ]][[Image:Wotruba kirche.jpg|thumb|350px|... besser bekannt als '''Wotrubakirche'''.]]
[[Datei:Wien - Wotrubakirche (5).JPG|miniatur|250px|Gesamtanlage mit Nebenbau, Lift und Gedenkstein (2020)]]


Die '''Kirche Zur Heiligsten Dreifaltigkeit''' in [[Wien]] liegt am St. Georgenberg im Stadtteil [[Mauer (Wien)|Mauer]] (Ecke Rysergasse/Georgengasse). Sie wurde zwischen August [[1974]] und Oktober [[1976]] erbaut nach einem Modell von [[Fritz Wotruba]].
Die '''Wotrubakirche''', offiziell '''Kirche Zur Heiligsten Dreifaltigkeit''', ist eine [[Römisch-katholische Kirche|römisch-katholische]] Kirche aus 152 Betonblöcken am [[Georgenberg (Wien)|Georgenberg]] im Südwesten [[Wien]]s. Sie wurde von August 1974 bis Oktober 1976 nach Entwürfen des Bildhauers [[Fritz Wotruba]] und Plänen des Architekten [[Fritz Gerhard Mayr]] erbaut und ist eine [[Rektoratskirche]] der [[Pfarrkirche Mauer|Pfarre Mauer]].


== Lage ==
Sie besteht aus 152 [[Beton]] - Blöcken zwischen 0,84&nbsp;m<sup>3</sup> (1,84&nbsp;t) und 64&nbsp;m<sup>3</sup> (141&nbsp;t); der höchste Block misst 13,10 Meter.
Die Wotrubakirche befindet sich auf {{Höhe|328|AT}} am Nordhang des Georgenbergs im Stadtteil [[Mauer (Wien)|Mauer]] am Ottillingerplatz 1. Das Gebiet ist der westlichste Teil des 23.&nbsp;Wiener Gemeindebezirks [[Liesing (Wien)|Liesing]]. Die Bergkuppe liegt 1,2&nbsp;km westlich des Maurer Ortskerns und 130&nbsp;m höher; sie war im Zweiten Weltkrieg das Areal einer [[Luftnachrichtentruppen-Kaserne]] mit einem Übungsgelände und einem großen [[Truppenübungsplatz#Ehemalige Truppenübungsplätze in Österreich|Schießplatz]].


Am flachen Areal knapp südlich der architektonisch ungewöhnlichen Kirche befindet sich der [[Sterngarten]] des österreichischen [[Österreichischer Astronomischer Verein|Astrovereins]] – eine als [[Planetarium|Freiluftplanetarium]] dienende Plattform mit drei hohen Masten, an denen bei [[Sternführung]]en der Verlauf der Sonnen- und Planetenbahnen demonstriert wird.
==Weblinks==
* [http://www.georgenberg.at/ Offizielle Webseite der Kirche zur Heiligsten Dreifaltigkeit]


Dieses Areal dient auch der Kirchengemeinde nach abendlichen Veranstaltungen oder für manche Freiluft-Konzerte von [[Wien Modern]].
[[Kategorie:Kirchengebäude in Österreich]]

== Geschichte ==
Das Gebäude entstand auf Initiative von [[Margarethe Ottilinger]] – einer 1948 nach Russland entführten hohen Beamtin – und nach einer Idee von Fritz Wotruba. Dieser wollte den für seine Arbeiten in Granit bekannten „Bildhauerpfarrer“ [[Josef Elter]] in Traunstein zur Mitarbeit gewinnen, jedoch scheiterte dieses Projekt an der Zustimmung der Bauherren.
[[Datei:Wien - Wotrubakirche, Innenansicht.JPG|miniatur|Innenraum mit Blick zur Altarwand]]
Der Bildhauer Wotruba wollte nach eigenen Worten
{{Zitat|
Etwas gestalten, das zeigt, dass Armut nicht hässlich sein muss, dass Entsagen in einer Umgebung sein kann, die trotz größter Einfachheit schön ist und auch glücklich macht.
|ref=<ref>{{Internetquelle |url=http://www.georgenberg.at/ |titel=Georgenberg / Wotrubakirche - Kirche zur Heiligen Dreifaltigkeit |zugriff=2018-06-25}}</ref>}} Ottilingers Motiv war, in einem Europa, in dem der Glaube an Gott schwindet, die Menschen aufzurütteln und zu zeigen, dass „noch immer Kräfte wirksam sind, die dem Geist des [[Unglaube]]ns widerstehen“.
Bereits vor der Fertigstellung wurde die heftig diskutierte Kirche zum Ausflugsziel von Neugierigen und Kunstinteressierten. 2018/2019 wurde ein Zubau mit einem barrierefreien Zugang zur Ober- und Unterkirche errichtet.

== Architektur ==
[[Datei:Wien - Wotrubakirche (3b).JPG|miniatur|Ostansicht mit Hauptportal]]
[[Datei:Wien - Wotrubakirche, Unterkirche.JPG|mini|Gemeindesaal im Untergeschoß]]

Das Gebäude ist stilistisch dem [[Brutalismus]] zuzurechnen.<ref>[[Wolfgang Pehnt]]: ''Lebendige Spur. Kirchen in Zeiten des Brutalismus.'' In: [[Oliver Elser]], Philip Kurz, Peter Cachola Schmal (Hrsg.): ''SOS Brutalismus. Eine Internationale Bestandsaufaufnahme.'' Projekt des [[Deutsches Architekturmuseum|Deutschen Architekturmuseums]] und der [[Wüstenrot Stiftung]]. Park Books, Zürich 2017, S.&nbsp;40–46, hier S.&nbsp;42–44. Vgl. auch [http://www.sosbrutalism.org/cms/15802395#15890959 ''Wotrubakirche / Kirche zur Heiligen Dreifaltigkeit.''] ''SOS Brutalismus''-Website, abgerufen am 1.&nbsp;Juni 2020.</ref> Es besteht aus 152 unverkleideten [[Beton]]-Blöcken zwischen 0,84&nbsp;m<sup>3</sup> (1,84&nbsp;t) und 64&nbsp;m<sup>3</sup> (141&nbsp;t); der höchste Block misst 13,10&nbsp;Meter. Das Licht fällt durch einfache Glasscheiben, die in die unregelmäßigen Zwischenräume eingesetzt sind, woraus sich überschneidende Lichtbündel ergeben. An der Altarwand befindet sich ein Abguss des von Wotruba für die Hofkirche in [[Bruchsal]] geschaffenen Kreuzes.

Im Untergeschoß befindet sich ein fast 350&nbsp;m² großer [[Gemeindesaal]].

== Literatur ==
* ''Wotruba. Die Kirche in Wien-Mauer.'' Herder, Wien 1977, ISBN 3-210-24541-X. Mit Fotos von O. J. Erwin Reichmann; [[Margarethe Ottilinger]]: ''Eine Kirche entsteht''; [[Fritz Gerhard Mayr]]: Baubeschreibung und Pläne; Abbildungen zu Vorarbeiten, Skizzen und Modelle; [[Rupert Feuchtmüller]]: ''Vom inneren Drama eines Bauwerks''; [[Friedrich Heer]]: ''Fritz Wotruba und sein Jahrhundert''; Alexander Unger: ''Eine Kirche als Kommunikationszentrum. Zur religiösen Bedeutung einer ästhetischen Erziehung''; [[Leopold Ungar]]: ''Eine metaphysische Herausforderung.''
* [[Friedrich Kurrent]]: ''Die Wotruba-Kirche oder der fehlende Mut zur Unvollendeten''. In: Friedrich Kurrent: ''Texte zur Architektur''. Pustet, Salzburg 2006, ISBN 3-7025-0537-7.
* [[Franz Loidl]]: ''Zehn Jahre Wotruba-Kirche auf dem St. Georgenberg Wien/Mauer 1986''. Wiener Kath. Akademie, Wien 1987.

== Weblinks ==
{{Commonscat|Kirche zur Heiligsten Dreifaltigkeit, Vienna|Wotrubakirche}}
* [https://www.georgenberg.at/ georgenberg.at] (Kirchengemeinde)
* [https://web.archive.org/web/20180723122614/https://www.wien.gv.at/bezirke/liesing/geschichte-kultur/sehenswertes/kirchen/dreifaltigkeitskirche.html wien.at – Dreifaltigkeitskirche (Wotruba-Kirche)] (Webarchiv)
* [http://www.db-bauzeitung.de/allgemein/in-die-jahre-gekommen-17/ In die Jahre gekommen: zum Bauzustand] (2004)
* [https://oe1.orf.at/artikel/644840 1976: Wotruba-Kirche, Wien], [[Ö1|Radio Ö1]], aus der Reihe [https://oe1.orf.at/hunderthaeuser Hundert Häuser – Die Republik Österreich im Spiegel ihrer Architektur], 2018
* [https://www.instagram.com/wotrubakirche/ Die Wotrubakirche auf Instagram]

== Einzelnachweise ==
<references/>

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{{Navigationsleiste Sakralbauten in Liesing}}

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{{SORTIERUNG:Wien-Liesing, Wotrubakirche}}
[[Kategorie:Liesing (Wien)|Wotrubakirche]]
[[Kategorie:Dreifaltigkeitskirche]]
[[Kategorie:Kirchengebäude in der Erzdiözese Wien]]
[[Kategorie:Rektoratskirche in Österreich]]
[[Kategorie:Kirchengebäude des Brutalismus]]
[[Kategorie:Kirchengebäude in Wien]]
[[Kategorie:Bauwerk der Moderne in Wien]]
[[Kategorie:Baudenkmal (Wien)]]
[[Kategorie:Stadtdekanat 23 (Erzdiözese Wien)]]
[[Kategorie:Bauwerk aus Beton]]
[[Kategorie:Erbaut in den 1970er Jahren|Wotrubakirche]]

Aktuelle Version vom 25. April 2025, 16:42 Uhr

Gesamtanlage mit Nebenbau, Lift und Gedenkstein (2020)

Die Wotrubakirche, offiziell Kirche Zur Heiligsten Dreifaltigkeit, ist eine römisch-katholische Kirche aus 152 Betonblöcken am Georgenberg im Südwesten Wiens. Sie wurde von August 1974 bis Oktober 1976 nach Entwürfen des Bildhauers Fritz Wotruba und Plänen des Architekten Fritz Gerhard Mayr erbaut und ist eine Rektoratskirche der Pfarre Mauer.

Die Wotrubakirche befindet sich auf 328 m ü. A. am Nordhang des Georgenbergs im Stadtteil Mauer am Ottillingerplatz 1. Das Gebiet ist der westlichste Teil des 23. Wiener Gemeindebezirks Liesing. Die Bergkuppe liegt 1,2 km westlich des Maurer Ortskerns und 130 m höher; sie war im Zweiten Weltkrieg das Areal einer Luftnachrichtentruppen-Kaserne mit einem Übungsgelände und einem großen Schießplatz.

Am flachen Areal knapp südlich der architektonisch ungewöhnlichen Kirche befindet sich der Sterngarten des österreichischen Astrovereins – eine als Freiluftplanetarium dienende Plattform mit drei hohen Masten, an denen bei Sternführungen der Verlauf der Sonnen- und Planetenbahnen demonstriert wird.

Dieses Areal dient auch der Kirchengemeinde nach abendlichen Veranstaltungen oder für manche Freiluft-Konzerte von Wien Modern.

Das Gebäude entstand auf Initiative von Margarethe Ottilinger – einer 1948 nach Russland entführten hohen Beamtin – und nach einer Idee von Fritz Wotruba. Dieser wollte den für seine Arbeiten in Granit bekannten „Bildhauerpfarrer“ Josef Elter in Traunstein zur Mitarbeit gewinnen, jedoch scheiterte dieses Projekt an der Zustimmung der Bauherren.

Innenraum mit Blick zur Altarwand

Der Bildhauer Wotruba wollte nach eigenen Worten

„Etwas gestalten, das zeigt, dass Armut nicht hässlich sein muss, dass Entsagen in einer Umgebung sein kann, die trotz größter Einfachheit schön ist und auch glücklich macht.“[1]

Ottilingers Motiv war, in einem Europa, in dem der Glaube an Gott schwindet, die Menschen aufzurütteln und zu zeigen, dass „noch immer Kräfte wirksam sind, die dem Geist des Unglaubens widerstehen“.

Bereits vor der Fertigstellung wurde die heftig diskutierte Kirche zum Ausflugsziel von Neugierigen und Kunstinteressierten. 2018/2019 wurde ein Zubau mit einem barrierefreien Zugang zur Ober- und Unterkirche errichtet.

Ostansicht mit Hauptportal
Gemeindesaal im Untergeschoß

Das Gebäude ist stilistisch dem Brutalismus zuzurechnen.[2] Es besteht aus 152 unverkleideten Beton-Blöcken zwischen 0,84 m3 (1,84 t) und 64 m3 (141 t); der höchste Block misst 13,10 Meter. Das Licht fällt durch einfache Glasscheiben, die in die unregelmäßigen Zwischenräume eingesetzt sind, woraus sich überschneidende Lichtbündel ergeben. An der Altarwand befindet sich ein Abguss des von Wotruba für die Hofkirche in Bruchsal geschaffenen Kreuzes.

Im Untergeschoß befindet sich ein fast 350 m² großer Gemeindesaal.

  • Wotruba. Die Kirche in Wien-Mauer. Herder, Wien 1977, ISBN 3-210-24541-X. Mit Fotos von O. J. Erwin Reichmann; Margarethe Ottilinger: Eine Kirche entsteht; Fritz Gerhard Mayr: Baubeschreibung und Pläne; Abbildungen zu Vorarbeiten, Skizzen und Modelle; Rupert Feuchtmüller: Vom inneren Drama eines Bauwerks; Friedrich Heer: Fritz Wotruba und sein Jahrhundert; Alexander Unger: Eine Kirche als Kommunikationszentrum. Zur religiösen Bedeutung einer ästhetischen Erziehung; Leopold Ungar: Eine metaphysische Herausforderung.
  • Friedrich Kurrent: Die Wotruba-Kirche oder der fehlende Mut zur Unvollendeten. In: Friedrich Kurrent: Texte zur Architektur. Pustet, Salzburg 2006, ISBN 3-7025-0537-7.
  • Franz Loidl: Zehn Jahre Wotruba-Kirche auf dem St. Georgenberg Wien/Mauer 1986. Wiener Kath. Akademie, Wien 1987.
Commons: Wotrubakirche – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Georgenberg / Wotrubakirche - Kirche zur Heiligen Dreifaltigkeit. Abgerufen am 25. Juni 2018.
  2. Wolfgang Pehnt: Lebendige Spur. Kirchen in Zeiten des Brutalismus. In: Oliver Elser, Philip Kurz, Peter Cachola Schmal (Hrsg.): SOS Brutalismus. Eine Internationale Bestandsaufaufnahme. Projekt des Deutschen Architekturmuseums und der Wüstenrot Stiftung. Park Books, Zürich 2017, S. 40–46, hier S. 42–44. Vgl. auch Wotrubakirche / Kirche zur Heiligen Dreifaltigkeit. SOS Brutalismus-Website, abgerufen am 1. Juni 2020.

Koordinaten: 48° 8′ 51,5″ N, 16° 15′ 12,4″ O