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„Westukrainische Volksrepublik“ – Versionsunterschied

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{{Infobox Staat
'''Sachidno-Ukrajinska Narodna Respublika - SUNR''' [[ukrainische Sprache|ukrainisch]] für „Westukrainische Volksrepublik“ - war ein von Ende [[1918]] bis Mai [[1919]] für kurze Zeit existierender Staat auf dem Gebiet Ost-[[Galizien]]s, nach dem Zusammenbruch [[Österreich-Ungarn]]s.
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|TRANSKRIPTION = Sachidno-Ukrajinska Narodna Respublika
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|ARTIKEL-FLAGGE = Flagge der Ukraine#Westukrainische Volksrepublik
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|AMTSSPRACHE = [[Ukrainische Sprache|Ukrainisch]]
|HAUPTSTADT = [[Lwiw]] (Lemberg)
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|STAATS- UND REGIERUNGSFORM = [[Volksrepublik]]
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|STAATSOBERHAUPT = [[Jewhen Petruschewytsch]]
|REGIERUNGSCHEF = [[Kost Lewyzkyj]]
|PARLAMENT = [[Ukrainischer Nationalrat der Westukrainischen Volksrepublik]]
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|NATIONALHYMNE = ''[[Schtsche ne wmerla Ukrajina]]''
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|BILD1 = West-Ukraine 1918.jpg
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}}


Die '''Westukrainische Volksrepublik''' ({{ukS-Cyrl|Західноукраїнська Народна Республіка}}, ''Sachidno-Ukrajinska Narodna Respublika'', SUNR) war ein von Ende 1918 bis Mai 1919 nach dem [[Österreich-Ungarn#Ende der Doppelmonarchie|Zusammenbruch der Habsburgermonarchie]] für kurze Zeit existierender [[Staat]] auf dem Gebiet [[Galizien|Ostgaliziens]], der Nord-[[Bukowina]] und [[Karpatenukraine|Transkarpatiens]]. Hauptstadt war in den ersten Wochen [[Lwiw]], in den anschließenden fünf Monaten [[Iwano-Frankiwsk|Stanislau]]. Das Gebiet hatte insgesamt eine ukrainische Bevölkerungsmehrheit, es gab aber eine signifikante polnische und jüdische Minderheit. In Lwiw und mehreren anderen größeren Städten waren polnischsprachige Bevölkerungsgruppen in der Mehrheit.
Die Hauptstadt war [[Lemberg]]. Nachdem in Lemberg am 22.11.1918 aber polnische Truppen die Oberhand gewinnen konnten, wurden der Regierungs- und Parlamentssitz über Ternopil nach ''[[Iwano-Frankiwsk|Stanisławów]]'' (Stanislau), dem heutigen Iwano-Frankiwsk verlegt. Am 3.1.1919 fand die erste Parlamentssitzung in Stanisławów statt.


== Tragende Parteien ==
Am 22.1.1919 beschloss das Parlament die Vereinigung mit der ''[[Ukrajinska Narodnja Respublika]] - UNR'' ([[ukrainische Sprache|ukrainisch]] für „Ukrainische Volksrepublik“). Dies geschah allerdings unter dem Vorbehalt, dass das Gebiet der Westukrainischen Volksrepublik einen weitgehenden Autonomiestatus bekäme, da es sich von der zentral- und ostukrainischen Gebiete aufgrund seiner historischen Entwicklung stark unterschied. Im Mai 1919 konnten die Polen auch in Stanisławów durch eine Machtergreifung seitens der polnischen Bevölkerungsgruppe die Oberhand gewinnen. Dies offenbarte eines der grossen Probleme bei der Errichtung der Westukrainischen Volksrepublik, dass Ukrainer in den größeren Städten des Gebietes nicht die Bevölkerungsmehrheit stellten. Im Juli 1919 konnte Polen die letzten Teile der Westukrainischen Volksrepublik besetzen.
Die Westukrainische Volksrepublik war zwar unter dem Eindruck der [[Oktoberrevolution]] der russischen [[Bolschewiki]] 1917 entstanden, befand sich aber unter dem Einfluss der [[Zentralna Rada]] (ukrainisch für „Zentralrat“), einer [[Bürgertum|bürgerlichen]] Koalition aus [[Sozialrevolutionäre]]n, [[Menschewiki]], Sozial-Föderalisten und anderen, und stand in [[Opposition (Politik)|Opposition]] zu den Bolschewiki.<ref>Manfred Scharinger: ''Nationale Frage und marxistische Theorie''. Teil&nbsp;2: ''Die sowjetische Erfahrung''. In: Arbeitsgruppe Marxismus (Hrsg.): ''Marxismus'' 24, Wien Oktober 2004, S. 112&nbsp;ff.</ref>


== Entwicklung ==
Während des [[polnisch-sowjetischen Krieges|Polnisch-Sowjetischer Krieg]] war das Gebiet zeitweise von sowjetischen Truppen besetzt. Im [[Friede von Riga|Frieden von Riga]] [[1921]] fiel das Gebiet der Westukrainischen Volksrepublik aber an [[Polen]].
Nach dem [[Österreich-Ungarn#Ende der Doppelmonarchie|Zerfall der Habsburgermonarchie]] wurde die Westukrainische Volksrepublik, gebildet aus Teilen der ehemaligen [[Kronland (Österreich)|Kronländer]] [[Königreich Galizien und Lodomerien]] ([[Galizien]]), [[Herzogtum Bukowina]] ([[Bukowina]]) sowie des nördlichen [[Königreich Ungarn|Ungarn]], am 1.&nbsp;November 1918 in Lwiw proklamiert. Die ursprünglich für den 3.&nbsp;November 1918 geplante Proklamation war vorgezogen worden, nachdem die ukrainischen Aktivisten erfahren hatten, dass die am 28.&nbsp;Oktober gegründete [[Liquidationskommission|Polnische Liquidationskommission]] beabsichtigte, von Krakau nach Lwiw umzuziehen. Als in Lwiw am 22.&nbsp;November 1918 aber [[Zweite Polnische Republik|polnische]] Truppen die Oberhand gewinnen konnten, wurden der Regierungs- und Parlamentssitz über [[Tarnopol]] nach Stanislau verlegt. Am 3.&nbsp;Januar 1919 fand die erste Parlamentssitzung in Stanislau statt.


Am 7.&nbsp;Dezember 1917 hatten ukrainische [[Bolschewiki]] zunächst im ostukrainischen [[Charkiw|Charkow]] die [[Ukrainische Sozialistische Sowjetrepublik]] gegründet und im Januar 1919 hatten ihre Truppen [[Kiew]] eingenommen.
==Siehe auch==

*[[Geschichte der Ukraine#Erste Unabhängigkeit|Geschichte der Ukraine]]
Am 22.&nbsp;Januar 1919 beschloss das Parlament die Vereinigung mit der am 20.&nbsp;November 1917 gegründeten [[Ukrainische Volksrepublik|Ukrainischen Volksrepublik]] (''Ukrajinska Narodna Respublika''). Dies geschah allerdings unter dem Vorbehalt, dass das Gebiet der Westukrainischen Volksrepublik einen weitgehenden [[Autonomie (Politikwissenschaft)|Autonomiestatus]] bekäme, da es sich von den zentral- und ostukrainischen Gebieten auf Grund seiner historischen Entwicklung stark unterscheide.
*[[Mychajlo Hruschewskyj]]

*[[Ukrajinska Narodnja Respublika]] (UNR) - Ukrainische Volksrepublik
Im Mai 1919 konnte [[Zweite Polnische Republik|Polen]] auch in Stanislau durch eine Machtergreifung seitens der polnischen Bevölkerungsgruppe die Oberhand gewinnen. Im Juli 1919 besetzte Polen auch die letzten Teile der Westukrainischen Volksrepublik. Am 21.&nbsp;November 1919 sprach der Hohe Rat der [[Pariser Friedenskonferenz 1919|Pariser Friedenskonferenz]] Ostgalizien für 25&nbsp;Jahre Polen zu.

Um gemeinsam mit Polen gegen die Bolschewiki kämpfen zu können, verzichtete die [[Menschewiki]]-Regierung der ''Ukrainischen Volksrepublik'' unter [[Symon Wassyljowytsch Petljura|Symon Petljura]] am 21.&nbsp;April 1920 auf alle ukrainischen Ansprüche auf Ostgalizien. Nach diesem Abkommen fühlten sich die galizischen Ukrainer verraten, wechselten zu den Bolschewiki und der [[Rote Armee|Roten Armee]] über und schlossen sich der ''Ukrainischen Sozialistischen Sowjetrepublik'' an, was die Kräfteverhältnisse im Bürgerkrieg in der Ukraine verschob.

Am 25.&nbsp;April 1920 überschritt die polnische Armee im [[Polnisch-Sowjetischer Krieg|Polnisch-Sowjetischen Krieg]] die galizische Ostgrenze und besetzte am 7.&nbsp;Mai 1920 für sechs Wochen Kiew.<ref>Manfred Scharinger: ''Nationale Frage und marxistische Theorie''. Teil&nbsp;2: ''Die sowjetische Erfahrung''. In: Arbeitsgruppe Marxismus (Hrsg.): ''Marxismus'' 24, Wien Oktober 2004, S. 176&nbsp;f.</ref> Ostgalizien wurde zeitweise von der Roten Armee besetzt. Im Juni 1920 belagerte ein Teil der Roten Armee unter [[Alexander Iljitsch Jegorow|Alexander Jegorow]] Lwiw. Im [[Friedensvertrag von Riga (1921)|Vertrag von Riga]] 1921 fiel das Gebiet der Westukrainischen Volksrepublik aber an Polen, [[Königreich Rumänien|Rumänien]] und die [[Tschechoslowakei]].

== Siehe auch ==
* [[Geschichte der Ukraine]], [[Geschichte der Juden in der Ukraine]]
* [[Polnisch-Ukrainischer Krieg]]


== Literatur ==
== Literatur ==
* Wehrhahn, T. (2004): Die Westukrainische Volksrepublik : Zu den polnisch-ukrainischen Beziehungen und dem Problem der ukrainischen Staatlichkeit in den Jahren 1918 bis 1923. Berlin.
* Torsten Wehrhahn: ''Die Westukrainische Volksrepublik. Zu den polnisch-ukrainischen Beziehungen und dem Problem der ukrainischen Staatlichkeit in den Jahren 1918 bis 1923.'' Zugleich: Dissertation, Freie Universität Berlin, 2001. Weißensee-Verlag, Berlin 2004, ISBN 3-89998-045-X.<ref>Torsten Wehrhahn: ''Die Westukrainische Volksrepublik. Zu den polnisch-ukrainischen Beziehungen und dem Problem der ukrainischen Staatlichkeit in den Jahren 1918 bis 1923.'' Auf Weissensee-Verlag.de ([http://www.weissensee-verlag.de/autoren/Wehrhahn/Wehrhahn-kurz.pdf PDF]; 161,5&nbsp;kB), abgerufen am 18.&nbsp;Januar 2023.</ref>
* Vasyl Kuchabsky: ''Western Ukraine in conflict with Poland and Bolshevism, 1918–1923''. Toronto 2009, ISBN 978-1-894865-12-8
* [https://chtyvo.org.ua/authors/Avtorskyi_kolektyv/Zakhidno-Ukrainska_Narodna_Respublika_1918-1923_Entsyklopediia_Tom_1_A-Zh.pdf Західно-Українська Народна Республіка 1918–1923. Енциклопедія. Т. 1]: А–Ж. Івано-Франківськ : Манускрипт-Львів, 2018. 688 с.
* [https://chtyvo.org.ua/authors/Avtorskyi_kolektyv/Zakhidno-Ukrainska_Narodna_Respublika_1918-1923_Entsyklopediia_Tom_2_Z-O.pdf Західно-Українська Народна Республіка 1918–1923. Енциклопедія. Т. 2]: З–О. Івано-Франківськ : Манускрипт-Львів, 2019. 832 с.
* [https://chtyvo.org.ua/authors/Avtorskyi_kolektyv/Zakhidno-Ukrainska_Narodna_Respublika_1918-1923_Entsyklopediia_Tom_3_P-S.pdf Західно-Українська Народна Республіка 1918–1923. Енциклопедія. Т. 3]: П – С. Івано-Франківськ: Манускрипт-Львів, 2020.576 с.
* [https://chtyvo.org.ua/authors/Avtorskyi_kolektyv/Zakhidno-Ukrainska_Narodna_Respublika_1918-1923_Entsyklopediia_Tom_4_T-Ya.pdf Західно-Українська Народна Республіка 1918–1923. Енциклопедія. Т. 4]: Т – Я. Івано-Франківськ: Манускрипт-Львів, 2021.688 с.

== Weblinks ==
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== Einzelnachweise ==
<references responsive />


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[[Kategorie:Ehemaliger Binnenstaat]]
[[Kategorie:Ukrainische Volksrepublik]]
[[Kategorie:Volksrepublik (Staat)]]

Aktuelle Version vom 31. Juli 2024, 14:39 Uhr

Die Westukrainische Volksrepublik (ukrainisch Західноукраїнська Народна Республіка, Sachidno-Ukrajinska Narodna Respublika, SUNR) war ein von Ende 1918 bis Mai 1919 nach dem Zusammenbruch der Habsburgermonarchie für kurze Zeit existierender Staat auf dem Gebiet Ostgaliziens, der Nord-Bukowina und Transkarpatiens. Hauptstadt war in den ersten Wochen Lwiw, in den anschließenden fünf Monaten Stanislau. Das Gebiet hatte insgesamt eine ukrainische Bevölkerungsmehrheit, es gab aber eine signifikante polnische und jüdische Minderheit. In Lwiw und mehreren anderen größeren Städten waren polnischsprachige Bevölkerungsgruppen in der Mehrheit.

Tragende Parteien

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Die Westukrainische Volksrepublik war zwar unter dem Eindruck der Oktoberrevolution der russischen Bolschewiki 1917 entstanden, befand sich aber unter dem Einfluss der Zentralna Rada (ukrainisch für „Zentralrat“), einer bürgerlichen Koalition aus Sozialrevolutionären, Menschewiki, Sozial-Föderalisten und anderen, und stand in Opposition zu den Bolschewiki.[1]

Nach dem Zerfall der Habsburgermonarchie wurde die Westukrainische Volksrepublik, gebildet aus Teilen der ehemaligen Kronländer Königreich Galizien und Lodomerien (Galizien), Herzogtum Bukowina (Bukowina) sowie des nördlichen Ungarn, am 1. November 1918 in Lwiw proklamiert. Die ursprünglich für den 3. November 1918 geplante Proklamation war vorgezogen worden, nachdem die ukrainischen Aktivisten erfahren hatten, dass die am 28. Oktober gegründete Polnische Liquidationskommission beabsichtigte, von Krakau nach Lwiw umzuziehen. Als in Lwiw am 22. November 1918 aber polnische Truppen die Oberhand gewinnen konnten, wurden der Regierungs- und Parlamentssitz über Tarnopol nach Stanislau verlegt. Am 3. Januar 1919 fand die erste Parlamentssitzung in Stanislau statt.

Am 7. Dezember 1917 hatten ukrainische Bolschewiki zunächst im ostukrainischen Charkow die Ukrainische Sozialistische Sowjetrepublik gegründet und im Januar 1919 hatten ihre Truppen Kiew eingenommen.

Am 22. Januar 1919 beschloss das Parlament die Vereinigung mit der am 20. November 1917 gegründeten Ukrainischen Volksrepublik (Ukrajinska Narodna Respublika). Dies geschah allerdings unter dem Vorbehalt, dass das Gebiet der Westukrainischen Volksrepublik einen weitgehenden Autonomiestatus bekäme, da es sich von den zentral- und ostukrainischen Gebieten auf Grund seiner historischen Entwicklung stark unterscheide.

Im Mai 1919 konnte Polen auch in Stanislau durch eine Machtergreifung seitens der polnischen Bevölkerungsgruppe die Oberhand gewinnen. Im Juli 1919 besetzte Polen auch die letzten Teile der Westukrainischen Volksrepublik. Am 21. November 1919 sprach der Hohe Rat der Pariser Friedenskonferenz Ostgalizien für 25 Jahre Polen zu.

Um gemeinsam mit Polen gegen die Bolschewiki kämpfen zu können, verzichtete die Menschewiki-Regierung der Ukrainischen Volksrepublik unter Symon Petljura am 21. April 1920 auf alle ukrainischen Ansprüche auf Ostgalizien. Nach diesem Abkommen fühlten sich die galizischen Ukrainer verraten, wechselten zu den Bolschewiki und der Roten Armee über und schlossen sich der Ukrainischen Sozialistischen Sowjetrepublik an, was die Kräfteverhältnisse im Bürgerkrieg in der Ukraine verschob.

Am 25. April 1920 überschritt die polnische Armee im Polnisch-Sowjetischen Krieg die galizische Ostgrenze und besetzte am 7. Mai 1920 für sechs Wochen Kiew.[2] Ostgalizien wurde zeitweise von der Roten Armee besetzt. Im Juni 1920 belagerte ein Teil der Roten Armee unter Alexander Jegorow Lwiw. Im Vertrag von Riga 1921 fiel das Gebiet der Westukrainischen Volksrepublik aber an Polen, Rumänien und die Tschechoslowakei.

Commons: West-Ukrainische Volksrepublik – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Manfred Scharinger: Nationale Frage und marxistische Theorie. Teil 2: Die sowjetische Erfahrung. In: Arbeitsgruppe Marxismus (Hrsg.): Marxismus 24, Wien Oktober 2004, S. 112 ff.
  2. Manfred Scharinger: Nationale Frage und marxistische Theorie. Teil 2: Die sowjetische Erfahrung. In: Arbeitsgruppe Marxismus (Hrsg.): Marxismus 24, Wien Oktober 2004, S. 176 f.
  3. Torsten Wehrhahn: Die Westukrainische Volksrepublik. Zu den polnisch-ukrainischen Beziehungen und dem Problem der ukrainischen Staatlichkeit in den Jahren 1918 bis 1923. Auf Weissensee-Verlag.de (PDF; 161,5 kB), abgerufen am 18. Januar 2023.