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„Kombinat“ – Versionsunterschied

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Ein '''Kombinat''' war eine "[[konzern]]artige", also horizontal und vertikal integrierte Gruppe von Volkseigenen Betrieben ([[Volkseigener Betrieb|VEB]]) mit ähnlichem Produktionsprofil innerhalb der [[Zentralverwaltungswirtschaft]] der [[Deutsche_Demokratische_Republik|DDR]]. Vorläufer waren seit [[1958]] die Vereinigungen Volkseigener Betriebe (VVB). In mehreren Zentralisierungsschüben ab Ende der 1960er Jahre wurden die VVB-Strukturen in Kombinate überführt.
{{Staatslastig|DE}}
Ein '''Kombinat''' ([[Latein|lat.]] ''{{lang|la|combinatus}}'' ‚vereinigt‘, über [[Russische Sprache|russ.]] {{lang|ru|Комбинат}}), manchmal auch '''Großkombinat''' genannt, ist ein Zusammenschluss von produktionsmäßig eng zusammenarbeitenden [[Industrie|Industriebetrieben]] zu einem Großbetrieb in [[Realsozialismus|sozialistischen]] Staaten. Kombinate in sozialistischen Staaten sind oder waren in ihrem organisatorischen Aufbau oftmals vergleichbar mit [[Konzern]]strukturen in marktwirtschaftlichen Wirtschaftssystemen.


== Kombinatsbegriff in der DDR ==
Im Kombinat waren Produktion, Forschung, Entwicklung und Absatz einer Branche zusammengeschlossen. Ihre Struktur sollten einer verstärkten [[Rationalisierung]] und einer verbesserten, zentralisierten Steuerung der Produktionsabläufe dienen. Geleitet wurde das Kombinat von einem Stammbetrieb aus, der meist der größte VEB im Kombinat war.
In der [[Zentralverwaltungswirtschaft]] der [[Deutsche Demokratische Republik|DDR]] war ein Kombinat eine [[konzern]]artige, also [[Horizontale Integration|horizontal]] und [[Vertikale Integration|vertikal]] integrierte Gruppe von [[Volkseigener Betrieb|Volkseigenen Betrieben]] (VEB) mit ähnlichem Produktionsprofil. Vorläufer waren seit 1948 die [[Vereinigung Volkseigener Betriebe|Vereinigungen Volkseigener Betriebe]] (VVB). In mehreren [[Zentralismus|Zentralisierungsschüben]] ab Ende der 1960er Jahre wurden die VVB-Strukturen in Kombinate überführt.
[[Datei:Typenschild Landmaschinenbau Döbeln.jpg|mini|Typenschild eines Pfluges aus dem VEB Landmaschinenbau „Rotes Banner“ Döbeln im Kombinat Fortschritt Landmaschinen]]
Im Kombinat waren Produktion, Forschung, Entwicklung und Absatz einer Branche zusammengeschlossen. Ihre Struktur sollte einer verstärkten [[Rationalisierung (Ökonomie)|Rationalisierung]] und einer verbesserten, zentralisierten Steuerung der Produktionsabläufe dienen. Geleitet wurde das Kombinat von einem Stammbetrieb aus, der meist der größte VEB im Kombinat war. Innerhalb des Systems der DDR-Wirtschaft hatte jedes Kombinat die [[Konsumgüterproduktion in der DDR|Planauflage, auch Konsumgüter]] für den Bedarf der Bevölkerung herzustellen, Vorgabe waren mindestens 5 % seiner Gesamtproduktion. Die Leiter der Kombinate waren zur Erfüllung der [[Staatliche Planauflage|Staatlichen Planauflagen]] rechenschaftspflichtig.


Etwa seit Beginn der 1960er Jahre existierten in der DDR '''Schulkombinate'''. Diese befanden sich im ländlichen Raum und stellten zentralisierte größere Schulen der Form [[Polytechnische Oberschule]] als Nachfolger kleinerer Dorfschulen dar. Die Schüler wurden per [[Öffentlicher Personennahverkehr|öffentlichem Nahverkehr]] täglich zur Schule befördert oder übernachteten teilweise in einem angeschlossenen [[Internat]] während der Schulwoche.
Innerhalb des Systems der DDR-Wirtschaft hatte jedes Kombinat auch [[Konsumgüter]] für den Bevölkerungsbedarf herzustellen, Planvorgabe waren mindestens 5% seiner Gesamtproduktion.


Im Sprachgebrauch der DDR wurde das Wort Kombinat auch für Firmenverbünde im sozialistischen Ausland verwendet.
Im [[Sprachgebrauch in der DDR]] wurde das Wort Kombinat auch für Firmenverbände im [[Ostblock|sozialistischen Ausland]] verwendet.


==Kombinatsleitung==
== Kombinatsleitung ==
[[Datei:Glaswerk Ilmenau Buerohaus.jpg|mini|Verwaltungsgebäude des [[Kombinat Technisches Glas|Kombinates Technisches Glas Ilmenau]]]]
An der Spitze des Kombinates stand ein [[Generaldirektor]] (GD), der oft auch zugleich Direktor des Stammbetriebes war. Die Kombinatsleitung wurde durch weitere stellvertretenden Generaldirektoren, Fachdirektoren und die Spitzen der Betriebsparteiorganisationen und Betriebsgewerkschaftsleitungen gebildet. Generaldirektoren der bedeutenden Kombinate waren hohe [[Nomenklaturkader]] der DDR, das heißt ihre Berufung mußte zuvor vom [[ZK der SED]] bestätigt werden. Die politisierte Struktur der DDR-Planwirtschaft bedingte, dass die Generaldirektoren überwiegend dem SED-Kader entsprangen. In der Hierarchie der DDR-Wirtschaft waren sie formal direkt dem zuständigen Fachminister sowie der Fachabteilung im ZK der SED unterstellt, bei bezirksgeleiteten Kombinaten den entsprechenden Stellen auf Bezirksebene. Wichtige Entscheidungen wurden direkt vom ZK-Sekretär für Wirtschaftsfragen (ab Mitte der 1960er Jahre war dies [[Günter Mittag]]) getroffen. Innerhalb des Kombinates war der Generaldirektor als einzelverantwortliche Leiter mit erheblichen Verfügungsrechten (z.B. zu eigenen Investititonsentscheidungen) ausgestattet. U.a. leitete und kontrollierte er die Direktoren der einzelnen VEB.
An der Spitze des Kombinates stand ein [[Generaldirektor]] (GD), der oft auch zugleich Direktor des Stammbetriebes war. Die Kombinatsleitung wurde durch weitere stellvertretende Generaldirektoren, Fachdirektoren und die Spitzen der [[Sozialistische Einheitspartei Deutschlands|Betriebsparteiorganisationen]] und [[Freier Deutscher Gewerkschaftsbund|Betriebsgewerkschaftsleitungen]] gebildet. Generaldirektoren der bedeutenden Kombinate waren hohe [[Nomenklatura|Nomenklaturkader]], das heißt ihre Berufung musste zuvor vom [[ZK der SED]] bestätigt werden. Die politisierte Struktur der DDR-[[Planwirtschaft]] bedingte, dass die Generaldirektoren überwiegend SED-Kader waren. In der Hierarchie der DDR-Wirtschaft waren sie formal direkt dem zuständigen Fachminister sowie der zuständigen Fachabteilung im ZK der SED unterstellt, bei bezirksgeleiteten Kombinaten den entsprechenden Stellen auf Bezirksebene. Wichtige Entscheidungen wurden direkt vom ZK-Sekretär für Wirtschaftsfragen (ab Mitte der 1960er Jahre war dies [[Günter Mittag]]) getroffen. Innerhalb des Kombinates war der Generaldirektor als einzelverantwortlicher Leiter mit erheblichen Verfügungsrechten (z. B. zu eigenen Investitionsentscheidungen) ausgestattet. Unter anderem leitete und kontrollierte er die Direktoren der einzelnen VEB.


==Arten von Kombinaten==
== Arten von Kombinaten ==
[[Datei:Bundesarchiv Bild 183-U0705-0309, Schwedt, petrochemisches Kombinat, Werkseingang.jpg|mini|Werkseingang zum [[Petrolchemisches Kombinat|VEB Petrolchemisches Kombinat (PCK)]] in [[Schwedt/Oder]]]]
*167 Zentralgeleitete Kombinate
*90 Kombinate der bezirksgeleiteten Industrie, "Sammelstelle" für kleinere "mittelständische" Betriebe, insbesondere nach der letzten Verstaatlichungswelle 1972


In der DDR gab es 175 zentralgeleitete Kombinate und über 300 Kombinate der bezirksgeleiteten Industrie, die als eine Art „Sammelstelle“ für kleinere „mittelständische“ Betriebe, insbesondere nach der letzten [[Verstaatlichungen in der DDR 1972|Verstaatlichungswelle 1972]] eingerichtet wurden.
==Beispiel für die Struktur==
*Stammbetrieb: VEB Technisches Glas [[Ilmenau (Stadt)|Ilmenau]]- Sitz der Kombinatsleitung
**VEB Glaswerke [[Stützerbach]] (Westglas)
**VEB Rosalinglaswerk Ilmenau
**VEB Glaswerk [[Gehlberg]]
**VEB Glaswerk [[Schmiedefeld am Rennsteig]]<br />


Im ''Kombinat Fernmeldebau'' der [[Deutsche Post (DDR)|Deutschen Post]] waren die Fernmeldebauämter und weitere Baueinrichtungen der Deutschen Post zusammengefasst. Dieses Kombinat war Teil einer staatlichen Einrichtung, also einer Behörde.
==bedeutende Kombinate==
* [[Industrievereinigung Fahrzeugbau|IFA]] - Fahrzeugbau
* [[robotron]] - Rechentechnik
* [[TAKRAF]] - Krane, Großbagger
* VEB Kombinat Fortschritt Landmaschinen [[Neustadt in Sachsen|Neustadt]]
* [[SKET]]- Schwermaschinen
* VEB Werkzeugmaschinenkombinat "7. Oktober" Berlin (NILES), GD [[Heinz Warzecha]] 1984-90
* Kombinat Umformtechnik Erfurt
* Werkzeugmaschinenkombinats "[[Fritz Heckert]]" Chemnitz (Karl-Marx-Stadt), GD [[Rudolf Winter]] 1970-90
* Werkzeugkombinat [[Schmalkalden]]
* [[RFT]] (Radio- und Fernmeldetechnik) [[Radio]]-, [[Fernsehen|TV]]- und [[HiFi]]-Geräte
* [[VEK Schiffbau]]
* [[Kombinat Mikroelektronik Erfurt| Mikroelektronik Erfurt]]
* [[KCJ|KCJ Kombinat Carl-Zeiss Jena]]
* [[KAAB|KAAB Kombinat Automatisierung und Anlagenbau Berlin]]
* [[KEAB|KEAB Kombinat Elektronische Bauelemente Berlin]]
* Elektromaschinenbau Dresden, GD Hansjoachim Hahn
* [[KIM|KIM Kombinat Industrielle Mast]] - Hähnchen ([[Broiler]]), Gänse und Eier
* [[Nagema]] Dresden, GD Rolf Grupe
* [[Kombinat "Werner Lamberz" Polygraph]], Leipzig, polygraphischer Maschinenbau
* Kombinat Chemische Werke "Walter Ulbricht" [[Leuna]], GD [[Erich Müller]] (1968-90)
* Kombinat Chemische Werke [[Buna]]
* [[VEB Chemiekombinat Bitterfeld]] (CKB)
* Fotochemisches Kombinat [[Wolfen]]
* Petrolchemisches Kombinat (PCK) [[Schwedt/Oder]]
* [[VEB Elektro-Apparate-Werke Berlin Treptow "Friedrich Ebert"|Kombinat VEB Elektro-Apparate-Werke]], EAW


== Strukturbeispiel ==
==Beispiel für ein bezirksgeleitetes Kombinat==
Als Beispiel der Struktur eines Kombinats hier der VEB Kombinat für Technisches Glas Ilmenau:
* Kombinat Großhandel Waren des täglichen Bedarfs Chemnitz (Karl-Marx-Stadt) - Anfang der 80er Jahre aus mehreren Großhandelsgesellschaften (GHG) gebildet
* Stammbetrieb: [[VEB Werk für Technisches Glas Ilmenau]] Sitz der Kombinatsleitung
** [[Geratherm|VEB Thermometerwerk Geraberg]]
*** VEB Messinstrumente [[Schleusegrund|Schönbrunn]]
** VEB Glaswerke [[Stützerbach]] (Westglas)
** [[Sophienhütte|VEB Rosalinglaswerk Ilmenau]]
*** VEB Glaswerk Schmiedefeld am Rennsteig
*** VEB Kunst- und Hohlglasveredelung [[Wasungen]]
*** VEB Kunstglas [[Gehren]]
*** …
** VEB Glaswerk [[Gehlberg]]
** VEB Rennsteigglas [[Schmiedefeld am Rennsteig]]
** …


Insgesamt hatte das Ilmenauer Glaskombinat etwa 115 Betriebsteile, die in 18 größeren VEB organisiert waren. Die Mitarbeiterzahl betrug in allen Werken insgesamt etwa 13.000.
[[Kategorie:DDR]]


== Liste bedeutender Kombinate in der DDR ==
[[ja:コンビナート]]
{{Hauptartikel|Liste von Kombinaten der DDR}}

Bei den Benennungen ist zu unterscheiden, dass nach den frühen Kombinatsbildungen der Name des Kombinats zuerst genannt und der Kombinatsbetrieb (und gegebenenfalls weitere Betriebsteile) angefügt wurden; das führte gelegentlich zu extrem langen Bezeichnungen. Vor Ende der DDR wurde dann der Betrieb zuerst genannt und angefügt, zu welchem Kombinat er gehörte bzw. Stammbetrieb welchen Kombinats er war.

== Auflösung der Kombinate ==
{{Hauptartikel|Treuhandanstalt}}

== Literatur ==
* Reiner Breuer: ''Zum Prozess der Kombinatsbildung in der Industrie der DDR am Ende der sechziger Jahre.'' In: ''Jahrbuch für Wirtschaftsgeschichte 1983/4.'' Akademie-Verlag, Berlin 1983, S.&nbsp;25–51 ([http://www.digitalis.uni-koeln.de/JWG/jwg_inhalt_98.html Digitalisat]).
* [[Lothar Fritze]]: ''Organisations- und Machtstrukturen ehemaliger DDR-Kombinate. Zerfallsprozesse der zentralgesteuerten Wirtschaftseinheiten als Hemmschuhe oder Katalysatoren des Übergangs zur Marktwirtschaft'' (= ''KSPW Kurzstudie''. 110). KSPW, Halle 1995.
* Rohnstock Biografien (Hrsg.): ''Die Kombinatsdirektoren: Jetzt reden wir. Was heute aus der DDR-Wirtschaft zu lernen ist.'' 4. Auflage. Verlag edition berolina, Berlin 2013, ISBN 9783867898133.

== Weblinks ==
{{Wiktionary}}
* {{DNB-Portal|4031820-5}}
* [http://www.kombinatsdirektoren.de/ ''Kombinatsdirektoren erzählen''] Ein Projekt zur Erkundung der DDR-Wirtschaftsgeschichte
* [http://www.händelstadt-halle.de/ddr-betriebe.htm Umfangreiche Liste von Kombinaten in der DDR (privat)]<!-- nicht erreichbar am 29. November 2022 -->

{{Normdaten|TYP=s|GND=4031820-5}}

[[Kategorie:Kombinat (DDR)| ]]
[[Kategorie:Wirtschaftssprache (DDR)]]
[[Kategorie:Rechtsform (Deutschland)]]

Aktuelle Version vom 11. Mai 2025, 15:10 Uhr

Ein Kombinat (lat. combinatus ‚vereinigt‘, über russ. Комбинат), manchmal auch Großkombinat genannt, ist ein Zusammenschluss von produktionsmäßig eng zusammenarbeitenden Industriebetrieben zu einem Großbetrieb in sozialistischen Staaten. Kombinate in sozialistischen Staaten sind oder waren in ihrem organisatorischen Aufbau oftmals vergleichbar mit Konzernstrukturen in marktwirtschaftlichen Wirtschaftssystemen.

Kombinatsbegriff in der DDR

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In der Zentralverwaltungswirtschaft der DDR war ein Kombinat eine konzernartige, also horizontal und vertikal integrierte Gruppe von Volkseigenen Betrieben (VEB) mit ähnlichem Produktionsprofil. Vorläufer waren seit 1948 die Vereinigungen Volkseigener Betriebe (VVB). In mehreren Zentralisierungsschüben ab Ende der 1960er Jahre wurden die VVB-Strukturen in Kombinate überführt.

Typenschild eines Pfluges aus dem VEB Landmaschinenbau „Rotes Banner“ Döbeln im Kombinat Fortschritt Landmaschinen

Im Kombinat waren Produktion, Forschung, Entwicklung und Absatz einer Branche zusammengeschlossen. Ihre Struktur sollte einer verstärkten Rationalisierung und einer verbesserten, zentralisierten Steuerung der Produktionsabläufe dienen. Geleitet wurde das Kombinat von einem Stammbetrieb aus, der meist der größte VEB im Kombinat war. Innerhalb des Systems der DDR-Wirtschaft hatte jedes Kombinat die Planauflage, auch Konsumgüter für den Bedarf der Bevölkerung herzustellen, Vorgabe waren mindestens 5 % seiner Gesamtproduktion. Die Leiter der Kombinate waren zur Erfüllung der Staatlichen Planauflagen rechenschaftspflichtig.

Etwa seit Beginn der 1960er Jahre existierten in der DDR Schulkombinate. Diese befanden sich im ländlichen Raum und stellten zentralisierte größere Schulen der Form Polytechnische Oberschule als Nachfolger kleinerer Dorfschulen dar. Die Schüler wurden per öffentlichem Nahverkehr täglich zur Schule befördert oder übernachteten teilweise in einem angeschlossenen Internat während der Schulwoche.

Im Sprachgebrauch in der DDR wurde das Wort Kombinat auch für Firmenverbände im sozialistischen Ausland verwendet.

Kombinatsleitung

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Verwaltungsgebäude des Kombinates Technisches Glas Ilmenau

An der Spitze des Kombinates stand ein Generaldirektor (GD), der oft auch zugleich Direktor des Stammbetriebes war. Die Kombinatsleitung wurde durch weitere stellvertretende Generaldirektoren, Fachdirektoren und die Spitzen der Betriebsparteiorganisationen und Betriebsgewerkschaftsleitungen gebildet. Generaldirektoren der bedeutenden Kombinate waren hohe Nomenklaturkader, das heißt ihre Berufung musste zuvor vom ZK der SED bestätigt werden. Die politisierte Struktur der DDR-Planwirtschaft bedingte, dass die Generaldirektoren überwiegend SED-Kader waren. In der Hierarchie der DDR-Wirtschaft waren sie formal direkt dem zuständigen Fachminister sowie der zuständigen Fachabteilung im ZK der SED unterstellt, bei bezirksgeleiteten Kombinaten den entsprechenden Stellen auf Bezirksebene. Wichtige Entscheidungen wurden direkt vom ZK-Sekretär für Wirtschaftsfragen (ab Mitte der 1960er Jahre war dies Günter Mittag) getroffen. Innerhalb des Kombinates war der Generaldirektor als einzelverantwortlicher Leiter mit erheblichen Verfügungsrechten (z. B. zu eigenen Investitionsentscheidungen) ausgestattet. Unter anderem leitete und kontrollierte er die Direktoren der einzelnen VEB.

Arten von Kombinaten

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Werkseingang zum VEB Petrolchemisches Kombinat (PCK) in Schwedt/Oder

In der DDR gab es 175 zentralgeleitete Kombinate und über 300 Kombinate der bezirksgeleiteten Industrie, die als eine Art „Sammelstelle“ für kleinere „mittelständische“ Betriebe, insbesondere nach der letzten Verstaatlichungswelle 1972 eingerichtet wurden.

Im Kombinat Fernmeldebau der Deutschen Post waren die Fernmeldebauämter und weitere Baueinrichtungen der Deutschen Post zusammengefasst. Dieses Kombinat war Teil einer staatlichen Einrichtung, also einer Behörde.

Strukturbeispiel

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Als Beispiel der Struktur eines Kombinats hier der VEB Kombinat für Technisches Glas Ilmenau:

Insgesamt hatte das Ilmenauer Glaskombinat etwa 115 Betriebsteile, die in 18 größeren VEB organisiert waren. Die Mitarbeiterzahl betrug in allen Werken insgesamt etwa 13.000.

Liste bedeutender Kombinate in der DDR

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Bei den Benennungen ist zu unterscheiden, dass nach den frühen Kombinatsbildungen der Name des Kombinats zuerst genannt und der Kombinatsbetrieb (und gegebenenfalls weitere Betriebsteile) angefügt wurden; das führte gelegentlich zu extrem langen Bezeichnungen. Vor Ende der DDR wurde dann der Betrieb zuerst genannt und angefügt, zu welchem Kombinat er gehörte bzw. Stammbetrieb welchen Kombinats er war.

Auflösung der Kombinate

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  • Reiner Breuer: Zum Prozess der Kombinatsbildung in der Industrie der DDR am Ende der sechziger Jahre. In: Jahrbuch für Wirtschaftsgeschichte 1983/4. Akademie-Verlag, Berlin 1983, S. 25–51 (Digitalisat).
  • Lothar Fritze: Organisations- und Machtstrukturen ehemaliger DDR-Kombinate. Zerfallsprozesse der zentralgesteuerten Wirtschaftseinheiten als Hemmschuhe oder Katalysatoren des Übergangs zur Marktwirtschaft (= KSPW Kurzstudie. 110). KSPW, Halle 1995.
  • Rohnstock Biografien (Hrsg.): Die Kombinatsdirektoren: Jetzt reden wir. Was heute aus der DDR-Wirtschaft zu lernen ist. 4. Auflage. Verlag edition berolina, Berlin 2013, ISBN 9783867898133.
Wiktionary: Kombinat – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen