„AIDS“ – Versionsunterschied
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{{Begriffsklärungshinweis}} |
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Das '''A'''cquired '''I'''mmune '''D'''eficiency '''S'''yndrome ([[englische Sprache|englisch]] für ''erworbenes Immundefektsyndrom'', kurz '''Aids''') ist eine Folge einer [[Virusinfektion|Infektion]] mit dem [[HIV|HI-Virus]] ('''H'''uman '''I'''mmunodeficiency '''V'''irus, [[englische Sprache|englisch]] für menschliches Immunschwächevirus), das eine schrittweise Zerstörung des [[Immunsystem]]s bewirkt. Die Folge sind [[Sekundärinfektion]]en (auch opportunistische Infektionen genannt), die in bestimmter Kombination das [[Syndrom]] Aids definieren. Die häufigste Todesursache HIV-Positiver in Europa und den USA ist Leberversagen, was im Wesentlichen auf bekannte (Neben-)Wirkungen von Protease-Inhibitoren (einer Klasse von Anti-HIV-Medikamenten) zurückgeführt wird. [http://www.vacohort.org/] |
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{{Infobox ICD |
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[[Bild:Hiv budding.jpg|thumb|200px|[[HIV|HI-Virus]], das sich aus einer [[Immunsystem|Immunzelle]] herauslöst]] |
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|01-CODE = B20 |
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|01-BEZEICHNUNG = Infektiöse und parasitäre Krankheiten infolge HIV-Krankheit |
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|02-CODE = B21 |
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|02-BEZEICHNUNG = Bösartige Neubildungen infolge HIV-Krankheit |
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|03-CODE = B22 |
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|03-BEZEICHNUNG = Sonstige näher bezeichnete Krankheiten infolge HIV-Krankheit |
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|04-CODE = B23 |
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|04-BEZEICHNUNG = Sonstige Krankheitszustände infolge HIV-Krankheit |
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|05-CODE = B24 |
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|05-BEZEICHNUNG = Nicht näher bezeichnete HIV-Krankheit |
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'''AIDS''' ({{IPA2|ɛɪ̯t͡s}}; [[Akronym]] von [[Englische Sprache|englisch]] '''''a'''cquired '''i'''mmune '''d'''eficiency '''s'''yndrome'' „erworbenes Immunschwächesyndrom“, auch „Akquiriertes Immun-Defizienz-Syndrom“)<ref>„HIV“, bereitgestellt durch das [[Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache|Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache]], [https://www.dwds.de/wb/HIV HIV], abgerufen am 12. März 2021.</ref> bezeichnet eine [[Syndrom|spezifische Kombination von Symptomen]], die beim Menschen infolge der durch eine [[HIV]]-Infektion ausgelösten Zerstörung des [[Immunsystem]]s auftreten.<ref name="marx1982">{{Literatur |Autor=J. L. Marx |Titel=New disease baffles medical community |Sammelwerk=[[Science]] |Band=217 |Nummer=4560 |Datum=1982 |Seiten=618–621 |Sprache=en |Online={{Webarchiv |url=http://www.usu.edu/science/unwrapped/files/uploads/618_Science_HIV.pdf |text=usu.edu |wayback=20120130145750}} |Format=PDF |KBytes=1032 |PMID=7089584}}</ref> Bei den Erkrankten kommt es zu lebensbedrohlichen [[Opportunistischer Erreger|opportunistischen Infektionen]] und [[Tumor]]en. |
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AIDS wurde, nach Definition des Zusammentreffens bestimmter Krankheitszeichen durch die [[Vereinigte Staaten|US-amerikanischen]] ''[[Centers for Disease Control and Prevention]]'' (CDC), am 1. Dezember 1981 als eigenständige Krankheit erkannt. Eine HIV-Infektion gehört zu den [[Sexuell übertragbare Erkrankung|sexuell übertragbaren Krankheiten]]. Laut dem [[Gemeinsames Programm der Vereinten Nationen für HIV/Aids|Gemeinsamen Programm der Vereinten Nationen für HIV/Aids]] (UNAIDS) lebten im Jahr 2023 weltweit etwa 39,9 Millionen HIV-positive Menschen. 2023 kam es zu etwa 1,3 Millionen HIV-Neuinfektionen (3562 pro Tag), und etwa 0,63 Millionen Menschen starben an den Folgen von HIV/AIDS. Seit Beginn der Epidemie starben 42,3 Millionen Menschen an AIDS.<ref name="UNAIDS2021">{{Internetquelle |url=https://www.unaids.org/sites/default/files/media_asset/UNAIDS_FactSheet_en.pdf |titel=Fact Sheet – World Aids Day 2024 |werk=unaids.org |datum=2024 |format=PDF; 219 kB |sprache=en |abruf=2025-01-04}}</ref> Der Anteil der HIV-Infizierten liegt im weltweiten Durchschnitt bei etwa 0,8 % der 15- bis 49-Jährigen, erreichte in einzelnen afrikanischen Staaten jedoch Werte um 25 %.<ref name="UNAIDS2013">{{Literatur |Autor=UNAIDS |Titel=UNAIDS Report on the global AIDS epidemic 2013 |Datum= |Online=http://www.unaids.org/sites/default/files/media_asset/UNAIDS_Global_Report_2013_en_1.pdf |Format=PDF |KBytes=1400 |Abruf=2014-01-30}}</ref> Eine [[Impfung|Schutzimpfung]] steht nicht zur Verfügung. Durch die effektivere Behandlung von HIV-Infizierten mit neuen Medikamenten ist AIDS in [[Mitteleuropa]] seltener geworden.<ref name="UNAIDS2008">{{Literatur |Autor=UNAIDS |Titel=2008 Report on the global AIDS epidemic |Datum= |Online=http://data.unaids.org/pub/GlobalReport/2008/jc1511_gr08_executivesummary_en.pdf |Format=PDF |KBytes=2200 |Abruf=2008-12-22}}</ref> |
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== Krankheitsverlauf == |
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Eine HIV-Infektion verläuft in drei Phasen: |
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# '''Akute Phase''' (4-6 Wochen)<br>Normalerweise treten 2-6 Wochen nach einer Infektion grippeähnliche Symptome, wie Fieber, Nachtschweiß, geschwollene Lymphknoten, Übelkeit usw., auf. Manche Patienten bemerken diese Symptome jedoch nicht oder sie haben keine. |
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# '''Latenzphase:'''<br>In dieser Zeit vermehrt sich das Virus im Körper. Der Betroffene bemerkt davon zunächst nichts. |
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# '''Aids:'''<br>Die rein klinische Diagnose "Aids" wird gestellt, wenn bei einem HIV-Positiven bestimmte Infektionen, die sogenannten Aids definierenden Erkrankungen, festgestellt werden. Diese Infektionen nennt man opportunistische Infektionen. Oft sind die Erreger solcher Infektionen für den gesunden Menschen bzw. ein gesundes Immunsystem harmlos. Durch das geschwächte bzw. vernichtete Immunsystem eines HIV-Positiven kann sich der Organismus jedoch nicht mehr gegen selbst harmlose Erreger wehren und es treten die o.g. Infektionen auf. Als Maß für die Zerstörung des Immunsystems dient die [[T-Zelle|T-Helfer-Zellen]]-Zahl im Blut eines HIV-Infizierten. Der Standard-Grenzwert ist erreicht, wenn das [[T-Zelle|T-Zell]]-Niveau eines Patienten unter 200–400 / µl Blut fällt. Die Unterschreitung dieser Grenze stellt eine Behandlungsindikation dar. Es existiert die Theorie, dass nicht jeder, der mit dem HI-Virus infiziert wurde, zwangsläufig Aids entwickelt. Hierzu gibt es jedoch keine gesicherten Erkenntnisse. |
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==Definition und Klassifikation== |
== Definition und Klassifikation == |
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=== Klassifikation in der ICD-10 === |
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HIV-Erkrankungen werden in der Regel nach der CDC-Klassifikation eingeteilt, die von den US-amerikanischen [[Centers for Disease Control and Prevention]] erstellt und zuletzt 1993 überarbeitet wurde. Die Einteilung basiert auf drei verschiedenen Kategorien, die sich aus dem klinischen Bild ergeben (A-C) und der Einteilung des [[CD4-Rezeptor|CD4]]-T-Helferzellstatus (1-3). |
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In dem weltweit anerkannten medizinischen Diagnoseklassifikationssystem [[Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme|ICD-10]] der [[Weltgesundheitsorganisation|WHO]] können sowohl die HIV-Infektion als auch zahlreiche Krankheiten als Folge einer HIV-Infektion codiert werden. Die genaue Art der Folgeerkrankung wird in der zuletzt für das Jahr 2013 von der Weltgesundheitsorganisation aktualisierten Version der ICD-10 in einer vierten Stelle verschlüsselt, zum Beispiel: ''B20.6 Pneumocystis-Pneumonie infolge HIV-Krankheit''. |
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=== Einstufung der HIV-Infektion und AIDS-Definition === |
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'''Kategorie A''' bezeichnet eine asymptomatische HIV-Infektion. |
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==== CDC-Definition ==== |
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Gemäß Falldefinitionen der US-amerikanischen [[Centers for Disease Control and Prevention]] (CDC) gilt ein bestätigter positiver [[HIV-Test]] als Nachweis der HIV-Infektion.<ref name=":0">{{Literatur |Autor= |Hrsg=[[Centers for Disease Control and Prevention]] |Titel=Revised surveillance case definition for HIV infection--United States, 2014 |Sammelwerk=MMWR. Recommendations and reports: Morbidity and mortality weekly report. Recommendations and reports |Band=63 |Nummer=RR-03 |Datum=2014-04-11 |Seiten=1–10 |Sprache=en |PMID=24717910}}</ref> Die Bewertung der HIV-Infektion nach Grad der Schwere einschließlich AIDS wurde mehrfach geändert, zuletzt wurde sie 2014 aktualisiert. Bis 2008 wurden klinische Befunde in Form von Kategorien und Laborwerte als Stadien separat eingestuft und als Buchstaben-Ziffern-Codierung dargestellt (z. B. A1, B3). Dabei wurden auch asymptomatische sowie mit HIV verbundene aber nicht AIDS-definierende Erkrankungen einbezogen.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.cdc.gov/mmwr/preview/mmwrhtml/00018871.htm |titel=1993 Revised Classification System for HIV Infection and Expanded Surveillance Case Definition for AIDS Among Adolescents and Adults |werk=[[Centers for Disease Control and Prevention|cdc.gov]] |datum=1993 |sprache=en |abruf=2020-01-14}}</ref> Seit 2008 werden nur noch die AIDS-definierenden Erkrankungen berücksichtigt. Die Einteilung nach Anzahl der CD4-positiven T-Lymphozyten ([[T-Helferzelle]]n) und die Liste der AIDS-definierenden Erkrankungen blieben hingegen unverändert. Seit 2014 gibt es 5 Stadien: Je nach CD4<sup>+</sup>-Zellzahl und ggf. klinischen, AIDS-definierenden Symptomen werden die Stadien 1 bis 3 definiert. Wenn diese Informationen nicht vorliegen, ist das Stadium „unbekannt“. Das 2014 eingeführte Stadium 0 deckt frühe bzw. frische HIV-Infektion ab; innerhalb 6 Monate nach einem bestätigten positiven HIV-Test liegt ein negativer vor. |
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Die in der Praxis möglicherweise verbreitete Buchstaben-Ziffern-Codierung ist somit veraltet. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die Falldefinition in erster Linie der [[Epidemiologie|epidemiologischen]] Überwachung von HIV und AIDS dient und nicht als Leitfaden für eine (aktuelle) klinische Diagnostik. So kann eine Falleinstufung nicht wieder herabgesetzt werden; sie sagt daher gegebenenfalls nichts über den aktuellen Status eines Patienten aus. Ein Patient wird bei einer Progression neu klassifiziert. Damit sagt die CDC-Klassifikation nichts über den aktuellen Zustand zum Beispiel nach etablierter HIV-Therapie aus.<ref name=":3">{{Literatur |Autor=Jürgen Rockstroh |Hrsg=Jürgen Rockstroh, Christian Hoffmann |Titel=Einleitung |Sammelwerk=HIV 2022/2023 |Verlag=Medizin Fokus Verlag |Ort=Hamburg |Datum=2022 |ISBN=978-3-941727-28-1 |Seiten=2-13 |Sprache=de |Online=https://www.hivbuch.de/wp-content/uploads/2020/11/HIV2022-23_online.pdf#page=19 |Format=PDF |KBytes=4600}}</ref> |
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Unter '''Kategorie B''' werden Krankheiten zusammengefasst, die nicht als Aids definierend gelten, aber im Zusammenhang mit einem Immundefizit zu stehen scheinen. Zu diesen gehören: |
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* bazilläre [[Angiomatose]]n, |
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* Entzündungen des kleinen Beckens, besonders bei Komplikationen eines Tuben- oder Ovarial[[abszess]]es, |
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* ausgedehnter oder rezidivierender [[Herpes zoster]], |
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* [[thrombozyt]]opene [[Purpura]], |
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* lang anhaltendes [[Fieber]] oder [[Diarrhoe]]n, die länger als einen Monat anhalten, |
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* [[Listerien|Listeriose]], |
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* [[oral]]e [[Haarleukoplakie]], |
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* [[oropharyngeal]]e [[Candidose]]n, |
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* [[chronisch]]e oder schwer zu therapierende [[vagina]]le [[Candidose]]n, |
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* [[Zervix|zervikale]] [[Dysplasie]]n, |
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* [[Karzinom|Carcinoma in situ]] und |
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* periphere [[Neuropathie]]. |
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{| class="wikitable" |
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'''Kategorie C''' umfasst die ''Aids definierenden Erkrankungen''. Es handelt sich um meist opportunistische oder maligne Erkrankungen, die bei einem gesunden Immunsystem nicht oder nicht in der beschriebenen Weise auftreten. Zu ihnen gehören: |
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|+HIV-Einstufung gemäß CDC (2014), Einteilung nach CD4<sup>+</sup>-Zellzahl<ref name=":0" /> |
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* Candidosen der Atemwege oder der Speiseröhre, |
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! |
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* [[Cytomegalievirus]]-Infektionen (außer der [[Leber]], [[Milz]] und [[Lymphknoten]]), |
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!Stadium |
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* [[Cytomegalievirus|CMV]]-[[Retinitis]] (mit Einschränkung der Sehschärfe), |
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!Erwachsene und Kinder ab 6 Jahren |
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* HIV-bedingte [[Enzephalopathie]], |
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!Kinder 1 bis 5 Jahre |
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* [[Herpes|Herpes simplex]] mit chronischen [[Ulcus|Ulzera]] (>1 Monat) oder durch Herpes simplex bedingte [[Bronchitis]], |
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!Kinder unter 1 Jahr |
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* [[Pneumonie]] oder [[Ösophagitis]], |
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|- |
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* [[Histoplasmose]], chronisch, |
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| rowspan="4" |CD4<sup>+</sup>-Zellzahl [µl] bzw. |
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* intestinale [[Isosporiasis]], |
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in Prozent aller Lymphozyten |
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* [[Kaposi-Sarkom]], |
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|1 |
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* disseminierte oder extrapulmonale [[Kokzidiomykose]], |
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|≥ 500 |
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* [[extrapulmonal]]e [[Kryptokokkose]], |
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> 26 % |
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* chronisch intestinale [[Kryptosporidiose]], |
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|≥ 1000 |
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* immunoblastisches, primär zerebrales oder Burkitt [[Lymphom]], |
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> 30 % |
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* extrapulmonale [[Mykobakterien]], |
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|≥ 1500 |
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* [[Pneumocystis]]-Pneumonie, |
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> 34 % |
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* rezidivierende [[bakterie]]lle [[Pneumonie]]n (mehr als 1/Jahr), |
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|- |
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* progressive multifokale [[Leukenzephalopathie]], |
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|2 |
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* rezidivierende [[Salmonellen]]-[[Septikämie]], |
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|200–499 |
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* [[Tuberkulose]], |
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14–25 % |
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* [[zerebral]]e [[Toxoplasmose]], |
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|500–999 |
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* [[Wasting-Syndrom]], |
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22–29 % |
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* invasives [[Zervixkarzinom]] |
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|750–1499 |
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26–33 % |
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|- |
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|3 (AIDS) * |
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|< 200 |
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< 14 % |
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|< 500 |
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< 22 % |
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|< 750 |
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< 26 % |
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|- |
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|unbekannt |
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| colspan="3" |keine Werte bzw. Befunde über eine AIDS-definierende Erkrankung verfügbar |
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|- |
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| colspan="5" |Die CD4<sup>+</sup>-Zellzahl hat gegenüber der Prozenteinteilung Vorrang, letztere ist nur dann ausschlaggebend, wenn die Absolutzahl nicht vorliegt.<br /> |
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Wenn die Kriterien für Stadium 0 erfüllt sind, bleibt das Stadium bei 0.<br /> |
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Wenn die Kriterien für Stadium 0 nicht erfüllt sind, dafür aber die für Stadium 3 AIDS-definierende Erkrankung vorliegen (vgl. Auflistung unten), wird das Stadium auf 3 gesetzt<br /> |
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<nowiki>*</nowiki> oder mindestens eine AIDS-definierende Erkrankung (vgl. Auflistung unten) |
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|} |
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[[Datei:CandidiasisFromCDCinJPEG03-18-06.JPG|mini|Orale Candidiasis (Mundsoor, Überwucherung der Mundhöhle mit dem Hefepilz ''[[Candida albicans]]'')]] |
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[[Datei:Kaposi's Sarcoma.jpg|mini|[[Kaposi-Sarkom]] der Haut bei einem AIDS-Patienten, ausgelöst durch das [[Humanes Herpesvirus 8|Humane Herpesvirus 8]]]] |
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[[Datei:Fundus photograph-CMV retinitis EDA07.JPG|mini|[[Augenhintergrund]] bei Entzündung der [[Netzhaut]], verursacht durch das [[Humanes Cytomegalievirus|Cytomegalievirus]] („CMV-Retinitis“)]] |
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Als AIDS (im Deutschen ursprünglich auch ''erworbenes Immundefektsyndrom genannt'') gelten der Nachweis der HIV-Infektion und eine AIDS-definierende [[Krankheit|Erkrankung]] (Stadium 3) oder aber der Nachweis der HIV-Infektion und eine CD4-Zellzahl < 200 Zellen bzw. < 14 %. Als AIDS-definierende Erkrankungen/Symptome wurden von den CDC festgelegt:<ref name=":0" /> |
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Die CDC-Klassifikation der Laborkategorien beschreibt die noch vorhandene Anzahl von CD4-Zellen. Kategorie 1 entspricht mehr als 500 CD4-Zellen/pl, Kategorie 2 200 bis 400 und Kategorie 3 unter 200 CD4 Zellen/pl. |
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* multiple bakterielle Infektionen, [[Rezidiv|rezidivierend]] (gilt nur für Kinder unter 6 Jahren) |
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Zur Einstufung werden beide Werte herangezogen. Die Erkrankung eines Patienten mit einer oropharyngealen Candidose und mit einem CD4 Zellwert von 300 wird also mit B2 beschrieben. Eine Rückstufung bei Besserung des klinischen Bildes oder des CD4 Zellwertes wird nicht vorgenommen. |
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* [[Candidose]] (Pilzinfektion) von [[Bronchialsystem|Bronchien]], [[Luftröhre]] oder Lungen |
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* Ösophageale Candidose (Pilzinfektion der [[Speiseröhre]]) |
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* [[Humanes Cytomegalievirus|CMV]]-Infektionen (außer Leber, Milz, Lymphknoten) |
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* CMV-Retinitis ([[Netzhaut]]entzündung mit [[Amaurose|Visusverlust]]) |
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* [[Enzephalopathie]], HIV-bedingt |
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* [[Herpes simplex|Herpes-simplex]]-Infektionen: chronische [[Ulcus|Ulzera]] (> ein Monat bestehend; oder Bronchitis, Pneumonie, Ösophagitis) |
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* [[Histoplasmose]], [[Dissemination|disseminiert]] oder extrapulmonal (außerhalb der Lunge) |
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* [[Isosporiasis]], chronisch, intestinal, mehr als ein Monat bestehend |
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* [[Kaposi-Sarkom]] |
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* [[Kokzidioidomykose]], disseminiert oder extrapulmonal |
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* [[Kryptokokkose]], extrapulmonal |
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* [[Kryptosporidiose]], chronisch, intestinal, > ein Monat bestehend |
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* [[Burkitt-Lymphom]] |
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* [[Malignes Lymphom|Lymphom]], immunoblastisches |
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* Lymphom, primär zerebral |
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* [[Mycobacterium avium|Mycobacterium avium-Komplex]] oder ''Mycobacterium kansasii'', [[Dissemination|disseminiert]] (verbreitet) oder extrapulmonal |
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* ''[[Mycobacterium tuberculosis]]'', pulmonal (gilt nur für Erwachsene und Kinder ab 6 Jahren), disseminiert oder extrapulmonal |
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* Mycobakteriose, andere oder nicht identifizierte Spezies disseminiert oder extrapulmonal |
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* [[Pneumocystis]]-Pneumonie (durch ''[[Pneumocystis jirovecii]]'' verursachte Pneumonie) |
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* Pneumonien, rezidivierend |
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* [[Progressive multifokale Leukenzephalopathie]] |
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* [[Salmonellen]]-[[Sepsis]], rezidivierend |
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* [[Tuberkulose]] |
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* [[Toxoplasmose]], zerebral |
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* [[Wasting-Syndrom]] (durch HIV bedingt) |
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* [[Zervixkarzinom]], invasiv (gilt nur für Erwachsene und Kinder ab 6 Jahren) |
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Nicht mehr verwendet werden alte Staging-Systeme wie die nach Walter Reed<ref>{{Literatur |Autor=Robert R. Redfield et al. |Titel=The Walter Reed staging classification for HTLV-III/LAV infection |Sammelwerk=The New England Journal of Medicine |Band=314 |Nummer=2 |Datum=1986-01-09 |Seiten=131–132 |Sprache=en |DOI=10.1056/NEJM198601093140232 |PMID=2934633}}</ref> oder die Frankfurter Stadieneinteilung (nach Hans-Reinhard Brodt und Mitarbeitern)<ref>{{Literatur |Autor=Alexander Matuschke et al. |Titel=Zusammenstellung der gebräuchlichen Definitionen und Klassifikationssysteme bei HIV-Infektion |Sammelwerk=AIDS-Forschung |Band=4 |Nummer=11 |Datum=1989-11 |Seiten=587-594 |Sprache=de |Online=https://epub.ub.uni-muenchen.de/7800/1/7800.pdf |Format=PDF |KBytes=35200}}</ref>. |
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In Deutschland wird die Diagnose Aids anhand des klinischen Bildes getroffen, wohingegen in den USA bei einem CD4-Zellwert von unter 200 ebenfalls von Aids gesprochen wird, auch ohne klinische Symptomatik. |
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==== Europäische Definition ==== |
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Die CDC Klassifikation ist die derzeit gebräuchlichste und wahrscheinlich beste Einteilung der HIV-Erkrankung. Trotzdem weist sie einige Schwächen auf. Zum einen ist sie zuletzt 1993 neu bearbeitet worden, was eine ganze Epoche an HIV-Therapiemöglichkeiten und der damit verbundenen Änderung des klinischen Bildes nicht mit einschließt. Zum anderen ist sie geprägt durch ihren Entstehungsort (USA). Einige opportunistische Erreger, die in anderen Teilen der Welt eine große Rolle spielen, wie Penicillosen in Asien, tauchen nicht in der Klassifikation auf. |
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Gemäß Falldefinition der [[Europäische Kommission|Europäischen Kommission]] gilt ein bestätigter positiver HIV-Test als Nachweis der HIV-Infektion.<ref>{{CELEX|32018D0945|''Durchführungsbeschluss (EU) 2018/945 der Kommission vom 22. Juni 2018 über die durch epidemiologische Überwachung zu erfassenden übertragbaren Krankheiten und damit zusammenhängenden besonderen Gesundheitsrisiken sowie über die entsprechenden Falldefinitionen''|abruf=2023-12-25}}</ref> Eine Bewertung der HIV-Infektion nach Grad der Schwere wird nicht vorgenommen. |
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Als AIDS gelten der Nachweis der HIV-Infektion ''und'' eine der in der europäischen Falldefinition für AIDS festgelegten Erkrankungen. Diese sind mit denen der CDC-Aufstellung identisch (siehe dort). Eine AIDS-Diagnose lediglich aufgrund von Laborwerten ohne jedweden klinischen Befund (CDC-Stadium 3) wurde verworfen.<ref>{{Internetquelle |url=http://cedoc.cies.edu.ni/general/2nd_Generation%20%28D%29/Definitions%2C%20testing%20%26%20ethical/AIDS%20Case%20Definitions/EURO%201993%20AIDS%20Definition.pdf |titel=AIDS Surveillance in Europe, Quarterly Report 1993; No. 37 |hrsg=WHO-EC Collaborating Centre on AIDS |datum=1993-03-31 |format=PDF; 219 kB |sprache=en |offline=1 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20160305020648/http://cedoc.cies.edu.ni/general/2nd_Generation%20%28D%29/Definitions%2C%20testing%20%26%20ethical/AIDS%20Case%20Definitions/EURO%201993%20AIDS%20Definition.pdf |archiv-datum=2016-03-05 |abruf=2014-02-17}}</ref> |
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== Geschichte von Aids== |
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HIV ist eng mit Viren verwandt, die aidsähnliche Symptome in [[Primat]]en auslösen, und es ist allgemein akzeptiert, dass einer dieser Virustypen Anfang des [[20. Jahrhundert]]s auf den Menschen übertragen wurde, obwohl es Hinweise darauf gibt, dass dies in isolierten Fällen bereits früher geschah. |
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Die europäische Falldefinition dient der epidemiologischen Überwachung von HIV und AIDS. |
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Genaue Angaben über Zeit, Ort, [[Wirt (Biologie)|Wirtstier]], Art und Anzahl der Übertragungen sind nicht bekannt. |
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==== WHO-Definition ==== |
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[[bild:Bonobo.jpg|thumb|Das HI-Virus stammt sehr wahrscheinlich von dem bei Schimpansen gefundenen SI-Virus ab]] |
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Gemäß WHO-Falldefinition gilt ein bestätigter positiver HIV-Test als Nachweis der HIV-Infektion.<ref name="WHO-Def">{{Internetquelle |url=http://www.who.int/hiv/pub/guidelines/HIVstaging150307.pdf |titel=WHO case definitions of HIV for surveillance and revised clinical staging and immunological classification of HIV-related disease in adults and children |hrsg=[[Weltgesundheitsorganisation|WHO]] |datum=2007 |format=PDF;1,12 MB |sprache=en |offline=1 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20131031044253/http://www.who.int/hiv/pub/guidelines/HIVstaging150307.pdf |archiv-datum=2013-10-31 |abruf=2014-02-17}}</ref> |
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Ein Virus, das fast identisch mit dem menschlichen HI-Virus ist und [[SIV]] genannt wird, wurde in [[Schimpanse]]n gefunden. Nach jüngsten Untersuchungen von Virologen der Universität Birmingham/Alabama löst HIV-1, das von dem im Schimpansen gefundenen SI-Virus abstammt, vermutlich die Immunschwächekrankheit aus. Durch eine genetische Analyse konnten die Wissenschaftler zeigen, dass das SI-Virus eine Kombination aus zwei Virusstämmen ist, die in bestimmten [[Meerkatzen]] vorkommen. Da Meerkatzen von Schimpansen gejagt und gefressen werden, müssen sich die Schimpansen mit den zwei Virusstämmen infiziert haben, aus denen sich dann in ihrem Körper das SI-Virus gebildet hat. Die Übertragung dieses SI-Virus auf den Menschen erfolgte nach Ansicht der Forscher wohl bereits in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts durch den Verzehr von Schimpansenfleisch. |
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{| class="wikitable" |
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Weitere wissenschaftliche Untersuchungen ergaben, dass das HI-Virus zuerst in West-[[Afrika]] auftrat, aber es ist nicht mit letzter Sicherheit geklärt, ob es nicht mehrere [[Virusherd]]e gab. Neue so genannte phylogenetische Untersuchungen, das heißt Verwandtschaftsvergleiche zwischen den unterschiedlichen Subtypen von HIV und zwischen HIV und SIV lassen vermuten, dass mehrere unabhängige Übertragungen vom Schimpansen auf den Menschen in [[Kamerun]] und/oder dessen Nachbarländern stattfanden. Die erste Blutprobe, die nachgewiesenermaßen HIV enthält, wurde 1959 im [[Demokratische Republik Kongo|Kongo]] genommen. Weitere Proben stammen von einem [[US-Amerikaner]] (1969) und einem [[Norwegen|norwegischen]] Matrosen (1976). |
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|+ style="background:#EEEEEE;"| Immunologische und klinische HIV-Einstufung der WHO (2007) bei Erwachsenen und Jugendlichen*<ref name="WHO-Def" /> |
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! Stadium |
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! Symptome |
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! style="text-align:center; border-right:0;"| CD4<sup>+</sup>-Zellzahl pro µl<br /><span style="color:#006400">% aller Lymphozyten</span> |
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! style="border-left:0"| |
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|- |
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| '''1''' |
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| Asymptomatisch |
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|style="text-align:center; border-right:0px"| ≥ 500 |
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|style="border-left:0px"| Asymptomatische Erkrankung(en) |
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|- |
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| '''2''' |
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| Milde Symptome |
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|style="text-align:center; border-right:0px"| 350–499 |
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|style="border-left:0px"| Für dieses Stadium definierte Erkrankung, zum Beispiel [[Herpes Zoster]] |
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|- |
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| '''3''' |
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| Fortgeschrittene Symptome |
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|style="text-align:center; border-right:0px"| < 350 |
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|style="border-left:0px"| Für dieses Stadium definierte Erkrankung, zum Beispiel [[Orale Haarleukoplakie|Orale Haarzellleukoplakie]] |
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|- |
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| '''4 (AIDS)''' |
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|Schwerwiegende Symptome |
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|style="text-align:center; border-right:0px"| < 200<br /><span style="color:#006400"><15 %</span> |
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|style="border-left:0px"| oder mindestens eine der AIDS-definierenden Erkrankungen |
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|colspan="4" |<small>* Nachweis der HIV-Infektion ist vorausgesetzt</small> |
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Für die epidemiologische Überwachung wird bei Erwachsenen und Jugendlichen die fortgeschrittene HIV-Infektion definiert als Nachweis der HIV-Infektion ''und'' eine Erkrankung der klinischen Stadien 3 oder 4.<ref name="WHO-Def" /> |
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[[1981]] wurde erstmals eine Häufung seltener und oft tödlich verlaufender Infektionen bei zuvor gesunden [[homosexuell]]en Männern in den USA beschrieben. Besonders auffällig war die Kombination von [[Pneumocystis carinii]]-Infektionen und [[Kaposi-Sarkom]]en, beides Erkrankungen, die zumeist bei deutlich geschwächten Patienten auftrat. Schon recht früh wurde eine erworbene Immunschwächeerkrankung für die wahrscheinlichste Ursache in Betracht gezogen. Epidemiologische Untersuchungen in den USA zeigten, dass neben Homosexuellen vorwiegend Drogenabhängige, Empfänger von Blut und Blutprodukten und Kleinkinder von erkrankten Müttern an Aids erkrankten. Dies führte 1982 zu der Vermutung, dass der Auslöser der neuen Erkrankung ein sexuell und [[parenteral]] übertragbarer Erreger sei. 1983 isolierte eine französische Forschergruppe um [[Luc Montagnier]] ein Virus, bei dem sie die Ursache für Aids vermuteten. Eine kausale Beziehung zwischen dem Virus und der Immunschwächeerkrankung wurde kurze Zeit später behauptet. Zwei Jahre später, 1985, wurde der erste ELISA-Antikörper-Test etabliert. |
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Zu Anfang galt die Erkrankung in der öffentlichen Wahrnehmung als Problem von Randgruppen – Homosexuellen und Drogenabhängigen. Dies änderte sich jedoch auf dramatische Weise durch das Aufkommen von HIV-Tests. Denn auch Menschen ohne klinische Symptome hatten Antikörper, was auf eine Inkubationszeit von mehreren Jahren hindeutete, in der das Virus möglicherweise auch weitergegeben wurde. 1984 ergaben Untersuchungen, dass Aids in [[Kinshasa]] bei Männern und Frauen gleich häufig auftrat, unabhängig von Drogenkonsum und Bluttransfusionen. In den USA wurde 1985 berichtet, dass bei untersuchten [[Hämophilie]]kranken ("Blutern"), die sich durch Blutkonserven infiziert hatten, die Ansteckungsrate der Ehefrauen bei 70% lag. Die Erkenntnis, dass die Ansteckungsgefahr bei heterosexuellem Geschlechtsverkehr deutlich höher zu sein schien als zunächst angenommen, führte zu einem großen öffentlichen Interesse. Die Kombination aus den nun bekannten Ansteckungswegen und langer Inkubationszeit ließen epidemiologische Hochrechnungen ein apokalyptisches Bild zeichnen. Eine geschichtlich einmalige Massenhysterie breitete sich aus: Aids schien zu einer Bedrohung der Menschheit geworden zu sein. Die jährliche Verdopplung von Neuerkrankungen hielt in Deutschland nur von 1984 bis 1987 an, danach verlief der Anstieg der Zahl von Erkrankten weniger steil, bis sich die Zahlen im Jahre 1993 auf ca. 2000 einpendelte. Dadurch änderte sich auch schnell wieder das öffentliche Interesse an Aids. 2003 steckten sich weltweit ungefähr 4,8 Millionen Menschen neu mit dem Virus an, im selben Jahr starben circa 2,9 Millionen Menschen daran. |
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Als AIDS gilt bei Erwachsenen und Jugendlichen der Nachweis der HIV-Infektion ''und'' einer AIDS-definierenden Erkrankung (Stadium 4) oder aber der Nachweis der HIV-Infektion ''und'' eine CD4-Zellzahl < 200 Zellen bzw. < 15 %. |
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==Epidemiologie== |
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===Allgemein=== |
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Aus epidemiologischer Sicht ist das weltweite Verteilungsmuster von HIV interessant: Während sich die meisten Viren gleichmäßig schnell ausbreiten, war dies bei HIV anders. Während die HIV-Epidemie in den USA bereits vor 20 Jahren begann, gab es einige Länder, die von HIV verschont zu sein schienen, dann aber mit großer Geschwindigkeit vom Virus erobert wurden. So geschah es vor allem in Osteuropa und Asien Mitte der 1990er Jahre. In anderen Ländern, zum Beispiel [[Kamerun]], blieb die [[Prävalenz]] von HIV Jahre lang stabil, um dann sprunghaft anzusteigen. Auch eine Obergrenze in der HIV-Prävalenz scheint es nicht zu geben. So stieg die Quote der schwangeren Frauen mit HIV in städtischen Zentren in [[Botswana]] nach 1997 in vier Jahren von 38,5% auf 55,6%. |
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Die AIDS-definierenden Erkrankungen/Symptome sind weitgehend mit denen der CDC-Aufstellung identisch. |
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Dass HIV erfolgreich zu bekämpfen ist, zeigt das Beispiel [[Uganda]]. 1992 lag die Prävalenz von HIV bei schwangeren Frauen bei nahezu 30% und konnte auf 10% im Jahre 2000 gesenkt werden. Grundlagen dieses Erfolges waren die landesweite Einführung von Sexualkundeunterricht, flächendeckende Kampagnen zur Steigerung der Akzeptanz von Kondomen, HIV-Tests, deren Ergebnisse noch am selben Tag bekannt gegeben wurden und Selbsthilfe-Kits für sexuell übertragbare Krankheiten. Diese Erfolge sind jedoch nur mit finanziellen Mitteln durchführbar, die viele der [[Endemie|Hochendemie]]-Länder in Afrika nicht allein aufbringen können. Unabdingbar ist ferner ein politischer Wille diese Seuche aktiv zu bekämpfen. |
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== Übertragung == |
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Das HI-Virus wird durch [[Blut]] und infektiösen Körperflüssigkeiten wie [[Sperma]], [[Lubrikation|Vaginalsekret]], [[Liquor cerebrospinalis|Liquor]], Flüssigkeitsfilm auf der Darmschleimhaut oder [[Muttermilch]] übertragen.<ref name="RKIRatgeber" /> Potentielle Eintrittspforten sind frische, noch blutende Wunden in [[Schleimhaut|Schleimhäuten]] (Bindehaut, Mund-, Nasen-, Vaginal- und Analschleimhaut) bzw. nicht ausreichend verhornte, leicht verletzliche Stellen der [[Haut|Außenhaut]] ([[Glans penis|Eichel]], Innenseite der [[Penisvorhaut]]). Die häufigsten [[Infektionsweg]]e sind der ungeschützte [[Vaginalverkehr|Vaginal-]] oder [[Analverkehr]], die Benutzung kontaminierter Spritzen bei intravenösem Drogenkonsum und der aufnehmende [[Oralverkehr]] (wenn Schleimhautkontakt mit Sperma bzw. Menstruationsblut). Beim aufnehmenden Oralverkehr mit unverletzter Mundschleimhaut stellt der Kontakt mit [[Präejakulat]] oder Vaginalsekret ein vernachlässigbares Infektionsrisiko dar, ebenso wie der passive Oralverkehr. [[Männer, die Sex mit Männern haben]], [[Heroin#Intravenöser Konsum|Fixer]], die mit anderen Nadel und Spritze teilen, bis 1984 auch Menschen, die häufig Bluttransfusionen brauchen, sowie Menschen mit [[Promiskuität|häufigem Partnerwechsel]] gelten als Risikogruppen.<ref>[[Ludwig Demling]]: ''Tödliche Bedrohung AIDS.'' In: [[Johannes Gründel]] (Hrsg.): ''AIDS. Herausforderung an Gesellschaft und Moral'' (= ''Schriften der Katholischen Akademie in Bayern.'' Band 125). Mit Beiträgen von [[Otto Braun-Falco]], Ludwig Demling, Johannes Gründel, [[Gundolf Keil]], [[Henrik Kreutz]] und [[Otfried Seewald]]. Mit einem Anhang ''Gesetzestexte, staatliche Maßnahmen, kirchliche Orientierungen''. Patmos, Düsseldorf 1987, ISBN 3-491-77686-4, S. 24–30, hier: S. 26 (''Risikogruppen'').</ref> Wie hoch das Risiko beim Geschlechtsverkehr ist, hängt vor allem von der [[Viruslast]] in der Samenflüssigkeit, im Scheidensekret und im Blut ab. Diese ist in den ersten Wochen nach der Infektion, bevor sich [[Antikörper]] gebildet haben, besonders hoch, nimmt dann ab und steigt in späten Stadien der Erkrankung wieder an. Möglich sind auch Übertragungen durch Organspenden und Unfälle. |
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HIV wird nicht über [[Speichel]], [[Schweiß]], [[Träne]]nflüssigkeit, [[Tröpfcheninfektion]] oder durch [[Insektenstich]]e übertragen. Ebenso wenig führt die Kontamination intakter Haut mit virushaltiger (Körper-)Flüssigkeit zu einer Ansteckung. Auch stellen Körperkontakte im alltäglichen sozialen Miteinander, die gemeinsame Benutzung von Geschirr, Besteck u. ä. sowie die gemeinsame Benutzung sanitärer Einrichtungen kein Infektionsrisiko dar.<ref name="RKIRatgeber">{{Internetquelle |url=http://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_HIV_AIDS.html |titel=RKI Ratgeber: HIV-Infektion/AIDS |hrsg=[[Robert Koch-Institut]] |datum=2022-06-16 |sprache=de |abruf=2023-12-28}}</ref><ref name="cdc-factsheet">{{Internetquelle |url=http://www.cdc.gov/hiv/basics/transmission.html |titel=HIV Transmission |hrsg=[[Centers for Disease Control and Prevention|CDC]] |datum=2015-12-14 |sprache=en |abruf=2016-03-02}}</ref> |
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Bei Patienten mit AIDS-Vollbild besteht ein Ansteckungsrisiko mit typischen opportunistischen Erregern: [[Herpesvirales|Viren der Herpes-Gruppe]], [[Candida (Pilze)|Candida]], [[Streptokokken]], [[Pneumokokken]], [[Meningokokken]] und viele weitere. Partner von Patienten mit AIDS-Vollbild sollten sich auch über diese Erreger und deren Infektionswege informieren. Beispielsweise mindert der vollständige Impfschutz von Kontaktpersonen indirekt auch das Risiko für AIDS-Patienten, an impfpräventablen Infektionen zu erkranken. Das gilt besonders bei Impfungen, die Menschen mit Immunschwäche nicht erhalten können.<ref name="Anwendungshinweise">{{Literatur |Autor=Tim Niehues et al. |Titel=Impfen bei Immundefizienz: Anwendungshinweise zu den von der Ständigen Impfkommission empfohlenen Impfungen(I) Grundlagenpapier |Sammelwerk=[[Bundesgesundheitsblatt]] |Band=60 |Nummer=6 |Datum=2017-06 |Seiten=674–684 |Sprache=de |DOI=10.1007/s00103-017-2555-4}}</ref><ref name="Anwendungshinweise2">{{Literatur |Autor=Stephan Ehl et al. |Titel=Impfen bei Immundefizienz: Anwendungshinweise zu den von der Ständigen Impfkommission empfohlenen Impfungen. (II) Impfen bei 1. Primären Immundefekterkrankungen und 2. HIV-Infektion |Sammelwerk=[[Bundesgesundheitsblatt]] |Band=61 |Nummer=8 |Datum=2018-08 |Seiten=1034–1051 |Sprache=de |DOI=10.1007/s00103-018-2761-8}}</ref> |
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! Mit HIV/Aids lebende Personen |
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! Neuinfektionen |
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{| class="wikitable float-right" |
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! Todesfälle |
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|+ Geschätztes Übertragungsrisiko nach Infektionsweg<ref>{{Internetquelle |autor=[[Centers for Disease Control and Prevention|CDC]] |url=http://www.cdc.gov/hiv/risk/estimates/riskbehaviors.html |titel=Zahlen zur mittleren Übertragbarkeit von HIV, pro Akt |sprache=en |abruf=2016-11-17}}</ref> |
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! Todesfälle aufsummiert |
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|- class="hintergrundfarbe5" |
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! Infektionsweg |
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! Risiko pro 10.000 Kontakten<br /> mit infektiöser Quelle |
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! In [[Prozent]] |
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! colspan="3" style="text-align:left;"|[[Parenteral]] |
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! 1980 |
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| align="center" | (~ 2.000.000)<sup>1</sup> |
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| align="center" | - |
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| align="center" | - |
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| align="center" | - |
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|- |
|- |
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| Bluttransfusion |
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! 1993 |
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| 9 250 |
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| align="center" | (12.900.000)<sup>1</sup> |
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| {{0}} 92,5 |
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| align="center" | - |
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| align="center" | - |
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| align="center" | (2.500.000)<sup>1</sup> |
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|- |
|- |
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| Drogeninjektion mit gebrauchter Nadel |
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! 1999 |
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| 63 |
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| align="center" | - |
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| {{0}} 0,63 |
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| align="center" | 4.000.000 |
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| align="center" | - |
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| align="center" | - |
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|- |
|- |
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| Nadelstich durch die Haut |
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! 2000 |
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| 23 |
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| align="center" | - |
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| {{0}} 0,23 |
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| align="center" | 3.800.000 |
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| align="center" | - |
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| align="center" | - |
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|- |
|- |
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! colspan="3" style="text-align:left;"|Sexuell (ungeschützter Geschlechtsverkehr) |
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! 2001 |
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| align="center" | 34.900.000 (''40.000.000'')<sup>1</sup> |
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| align="center" | 3.400.000 |
|||
| align="center" | 2.500.000 |
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| align="center" | 20 - 22 Mio |
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|- |
|- |
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| Analverkehr, empfangender Partner |
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! 2002 |
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| 138 |
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| align="center" | - (''42.000.000'')<sup>1</sup> |
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| {{0}} 1,38 |
|||
| align="center" | 3.500.000 |
|||
| align="center" | 3.100.000 |
|||
| align="center" | ~ 21.1 Mio |
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|- |
|- |
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| Vaginalverkehr, empfangender Partner |
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! 2003 |
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| 8 |
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| align="center" | 37.800.000 |
|||
| {{0}} 0,08 |
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| align="center" | 4.800.000 |
|||
| align="center" | 2.900.000 |
|||
| align="center" | ~ 24.0 Mio |
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|- |
|- |
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| Analverkehr, einführender Partner |
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! 2004 |
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| 11 |
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| align="center" | 39.400.000 |
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| {{0}} 0,11 |
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| align="center" | 4.900.000 |
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|- |
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| align="center" | 3.100.000 |
|||
| Vaginalverkehr, einführender Partner |
|||
| align="center" | ~ 27.1 Mio |
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| 4 |
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| {{0}} 0,04 |
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|- |
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| Oralverkehr |
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| gering<sup>1</sup> |
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| – |
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|colspan="3" | <small><sup>1</sup> Fälle von HIV-Übertragung durch Oralsex wurden wissenschaftlich dokumentiert, sind jedoch selten.<br /> Eine präzise Schätzung des Risikos ist aufgrund der schlechten Datenlage nicht verfügbar.</small> |
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|} |
|} |
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=== Übertragung Mutter/Kind === |
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<small><sup>1</sup>Bei der Berechnung der Gesamtzahl aller Infektionen wandte UNAIDS ab 2004 eine neue Methodik an, die eine relative Korrektur der Zahlen nach unten nach sich zog. Nach alter Methodik ermittelte Zahlen sind zur Unterscheidung kursiv gesetzt, für 2001 finden sich zum Vergleich beide Werte angegeben, ein korrigierter Wert für 2002 ist nicht bekannt. |
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Eine Übertragung von HIV der Mutter auf das Kind ist während der [[Schwangerschaft]], insbesondere während der [[Geburt]] und durch das [[Stillen]] nach der Geburt, möglich.<ref name="RKIRatgeber" /> Das Ansteckungsrisiko beträgt hierbei bis zu 40 % (Europa 15–25 %)<ref name=":4">{{AWMF|https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/055-002.html|HIV-Therapie in der Schwangerschaft und bei HIV-exponierten Neugeborenen|S2k|Deutschen AIDS-Gesellschaft (DAIG)|2020}}</ref>, wenn keine HIV-Transmissionsprophylaxe (vgl. unten) ergriffen wird.<ref name=":3" /> Mit diesen Maßnahmen sinkt das Risiko einer HIV-Übertragung auf unter 1 %. |
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</small> |
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=== Übertragung durch Bluttransfusionen === |
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{{Hauptartikel|Infektionen durch HIV-kontaminierte Blutprodukte}} |
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[[Bluttransfusion]]en bergen ebenfalls das Risiko einer HIV-Infektion. Eine Routineüberwachung der [[Blutspende]], wie sie in Deutschland durchgeführt wird, reduziert dieses jedoch stark, sodass heutzutage das Risiko, eine HIV-Infektion über Transfusion eines Blutproduktes zu erhalten, verschwindend gering ist. |
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{| border="1" |
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! Globale Verteilung |
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In den ersten Jahren nach der Entdeckung von AIDS (1981) war die Gefahr der Infektion über kontaminierte Blutprodukte sehr groß, da es noch keine zuverlässigen Labortests zum Nachweis des HI-Virus gab, um Blutspender zu testen. Darüber hinaus ist die Gefahr einer Infektion bei Transfusion von infizierten Blutprodukten besonders hoch (ca. 90 Prozent). Besonders betroffen waren an [[Hämophilie]], der Bluterkrankheit, erkrankte Personen, die regelmäßig Gerinnungsfaktor-Konzentrate transfundiert bekommen mussten. Diese Gerinnungsfaktor-Konzentrate wurden aus zahlreichen Plasmaspenden hergestellt. Dies hatte zur Folge, dass bis zum Ende der 1980er Jahre ungefähr 50 % aller etwa 15.000 Hämophilie-Kranken in den USA mit HIV infiziert wurden.<ref>{{Internetquelle |autor=Gina Kolata |url=http://www.nytimes.com/1988/05/16/us/hemophilia-and-aids-silent-suffering.html?pagewanted=all |titel=Hemophilia and AIDS: Silent Suffering |hrsg=[[The New York Times]] |datum=1988-05-16 |sprache=en |abruf=2012-11-11}}</ref> Auch in Deutschland wurden etwa 1.800 der ungefähr 3.000 Hämophilie-Kranken und weitere 460 Personen durch Blutprodukt-Transfusionen infiziert, obwohl es bereits damals die (allerdings sehr teure) Möglichkeit einer Virusinaktivierung der Plasmapräparate gab.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.igh.info/nachrichten/themengebiete/hivaids/die-geschichte-des-blut-aids-skandals-in-deutschland.html |titel=Die Geschichte des Blut-AIDS-Skandals in Deutschland |hrsg=Interessensgemeinschaft Hämophiler e. V. |datum=2011-04-04 |abruf=2012-11-11}}</ref> Der sich daraufhin in der deutschen Öffentlichkeit entwickelnde „Blut-Skandal“ führte 1994 letztlich zur Auflösung des [[Bundesgesundheitsamt]]es, das als Aufsichtsbehörde für die Sicherheit von Blutprodukten zuständig gewesen war, durch den damaligen Bundesgesundheitsminister [[Horst Seehofer]].<ref name="zeit-1993-10-29">{{Internetquelle |autor=Hans Harald Bräutigam, Kuno Kruse |url=https://www.zeit.de/1993/44/auf-den-spuren-des-blut-skandals |titel=Bundesgesundheitsminister Horst Seehofer hat für große Verwirrung gesorgt. Gibt es eine neue Aids-Gefahr? Auf den Spuren des Blut-Skandals |werk=[[Die Zeit#Zeit Online|Die Zeit Online]] |datum=1993-10-29 |abruf=2014-12-26}}</ref> Bedingt durch die Skandale um mit HIV- oder [[Hepatitis-C-Virus]]-infizierten Blutprodukten wurde das Bluttransfusionswesen in Deutschland und anderen Ländern einer rigorosen und strengen gesetzlichen Kontrolle unterworfen. Seit 1985 ist in den USA und der Bundesrepublik die Testung aller Blutprodukte auf HIV-Antikörper gesetzlich vorgeschrieben, wodurch sich das Infektionsrisiko auf deutlich weniger als 1:100.000 verminderte (fast alle transfusionsbedingten Infektionen waren vor 1985 erfolgt). Allerdings verblieb noch ein kleines Restrisiko, da erst einige Wochen nach Virusinfektion Antikörper nachweisbar sind („[[diagnostische Lücke]]“). Seit dem 1. Mai 2004 ist in Deutschland die Testung jeder Blutspende nicht nur auf Antikörper, sondern auch direkt auf das Vorhandensein von HIV-[[Ribonukleinsäure|RNA]] gesetzlich vorgeschrieben. Dadurch können auch frische Infektionen erkannt werden. Das Risiko, eine HIV-Infektion über ein infiziertes Blutprodukt zu erwerben, wurde im Jahr 2008 in Deutschland auf 1:4,3 Millionen oder geringer geschätzt.<ref name="Transfusion">Michael K. Hourfar, Christine Jork u. a.: ''Experience of German Red Cross blood donor services with nucleic acid testing: results of screening more than 30 million blood donations for human immunodeficiency virus-1, hepatitis C virus, and hepatitis B virus.'' In: ''Transfusion.'' Band 48, 2008, S. 1558, [[doi:10.1111/j.1537-2995.2008.01718.x]].</ref> |
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! 2001 |
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! 2002 |
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=== Übertragung durch Nadeln/Kanülen/Nadelstiche === |
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! 2003 |
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Vor allem in der Anfangszeit der Epidemie infizierten sich viele Intravenös-Drogenabhängige durch die gemeinsame Nutzung von Injektionsnadeln. Auch Ärzte und pflegerisches Personal haben ein gewisses Risiko der Ansteckung bei [[Nadelstichverletzung]]en im [[Operationssaal|OP]] oder nach [[Punktion]]en an infizierten Patienten. Das Infektionsrisiko durch Nadelstiche hängt sehr von den Umständen ab. Das Infektionsrisiko wird durchschnittlich mit 0,3 % angegeben und steigt mit folgenden Faktoren: sehr tiefe Verletzungen (16-fach erhöht), sichtbare Blutspuren auf der Nadel oder Nadel war vorher in einer [[Vene]] oder [[Arterie]] des Überträgers (jeweils fünffach erhöht), bei hoher Viruslast des Überträgers (sechsfach erhöht). Das Risiko bei Hohlnadeln ist höher als bei geschlossenen Nadeln. |
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! 2004 |
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Das Risiko, sich bei gemeinsamer Benutzung einer [[Kanüle]], zum Beispiel beim Spritzen von [[Heroin]], zu infizieren, liegt um 0,7 % und sinkt mit dem zeitlichen Abstand zwischen den [[Injektion]]en, allerdings nur langsam, da in der Kanüle eingeschlossenes Blut tagelang infektiös bleiben kann. Ein Auskochen der Nadeln ist zwar generell möglich, allerdings sind handelsübliche Nadeln oft nicht dafür geeignet, weil die verwendeten Kunststoffe nicht entsprechend hitzefest sind. Eine chemische Desinfektion mit [[Bleichen|Bleiche]] oder anderen [[Desinfektion]]smitteln kann das Risiko deutlich verringern, ist jedoch nicht ausreichend, um eine Übertragung sicher auszuschließen.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.saferuse-nrw.de/Saferuse-NRW/front_content.php?idcat=707 |titel=Tipps zum Reinigen des Spritzbestecks |hrsg=Aidshilfe NRW |abruf=2014-02-02}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=http://www.cdc.gov/idu/facts/disinfection.pdf |titel=Syringe Disinfection for Injection Drug Users |hrsg=[[Centers for Disease Control and Prevention|CDC]] |datum=2004-07 |format=PDF |abruf=2014-02-02}}</ref> |
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; Sonderfall – Verwendung unsteriler, mehrfach verwendeter Schneidewerkzeuge bei weiblicher Genitalverstümmelung |
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Wegen der Mehrfachverwendung von Rasierklingen oder anderen Werkzeugen bei der auch als weibliche Beschneidung bekannten [[Weibliche Genitalverstümmelung|Genitalverstümmelung von Mädchen und Frauen]], die oftmals in größerer Anzahl innerhalb eines umgrenzten Zeitraums erfolgt, kann es zur Übertragung von Bakterien und Viren, darunter das HIV, kommen.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.giz.de/fachexpertise/downloads/giz2011-en-fgm-hiv.pdf |titel=Female Genital Mutilation and HIV |werk=giz.de |datum=2011-01 |format=PDF; 177 kB |sprache=en |offline=1 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20180324162438/https://www.giz.de/fachexpertise/downloads/giz2011-en-fgm-hiv.pdf |archiv-datum=2018-03-24 |abruf=2018-07-02}}</ref> <!-- AIDS-Raten von teilweise mehr als 20 % in der jüngeren Bevölkerung südafrikanischer Landstriche verweisen auf das Ausmaß des Problems.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.unaids.org/en/regionscountries/countries/lesotho/ |titel=Country Factsheet Lesotho 2016 – HIV and AIDS Estimates |werk=unaids.org |sprache=en |abruf=2018-07-02}}</ref> --> |
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=== Übertragung durch Geschlechtsverkehr === |
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Das individuelle [[Risiko]] einer Infektion mit HIV durch Geschlechtsverkehr ist sehr variabel und hängt von vielen Faktoren ab. Eine Infektion ist nach einmaligem Geschlechtsverkehr möglich, es sind jedoch auch Fälle bekannt, in denen trotz mehrjährigen ungeschützten Sexualkontaktes mit einem infizierten Partner keine Ansteckung erfolgte. Eine gleichzeitig vorliegende andere [[Sexuell übertragbare Erkrankung|Geschlechtserkrankung]] erhöht das Infektionsrisiko um das 5- bis 10fache, eine hohe [[Viruslast]] des Überträgers sogar um das 10- bis 30fache. Frischinfizierte weisen in den ersten Wochen eine hohe Viruslast auf, da der Körper in diesem Stadium über keine spezifischen Antikörper gegen das HI-Virus verfügt. [[Geschlechtsverkehr]] während der [[Menstruation|Regelblutung]] der Frau ist mit einem erhöhten Infektionsrisiko für beide Partner verbunden, [[Zirkumzision|beschnittene]] Männer haben ein geringeres Infektionsrisiko. Insgesamt scheint das Infektionsrisiko nicht konstant über die Anzahl der Kontakte zu sein, sodass das Risiko einzelner Kontakte womöglich erheblich zu niedrig angegeben ist. Mit einer antiretroviralen Therapie nimmt das Übertragungsrisiko durch die sinkende Viruslast in Blut und Sekreten erheblich ab. |
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* Vaginalverkehr: Ungeschützter vaginaler Geschlechtsverkehr ist mit vergleichsweise hohem Risiko behaftet (0,05–0,1 % pro Sexakt). |
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* [[Trockener Sex]]: Das Infektionsrisiko ist hierbei deutlich erhöht, da aufgrund der schmerzhaften Friktionen Einrisse und Blutungen der Vaginalschleimhaut häufig vorkommen und Kondome (falls verwendet) in dem trockenen Milieu seltener funktionsfähig bleiben.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.bbc.co.uk/worldservice/sci_tech/features/health/sexwise/trad_pract.shtml |titel=Traditional Practices |werk=bbc.co.uk |sprache=en |abruf=2018-07-03}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor=Prudence Phiri |url=https://globalpressjournal.com/africa/zambia/zambian-women-practice-dry-sex/ |titel=Zambian Women Practice Dry Sex to Avoid Accusations of Infidelity |werk=globalpressjournal.com |datum=2016-04-07 |sprache=en |abruf=2018-07-05}}</ref> |
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* Bei Analverkehr treten häufig kleine Risse an der Schleimhaut auf, daher ist das Risiko im Vergleich zum Vaginalverkehr nochmals signifikant erhöht. |
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* [[Fellatio]], [[Oralverkehr]] mit [[Sperma]]aufnahme durch den Mund: Das Infektionsrisiko ist sehr gering, eine Infektion ist jedoch nicht ausgeschlossen. |
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* Das Risiko einer Infektion durch Vorflüssigkeit ([[Präejakulat]]) ist sehr klein und bei Oralsex vernachlässigbar.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.hivreport.de/sites/default/files/documents/2011_02_hivreportb.pdf |titel=Der Lusttropfen |werk=HIVreport 2/2011 |datum=2011-04-28 |format=PDF; 424 kB |abruf=2020-07-12}}</ref> |
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* [[Cunnilingus]], Oralverkehr bei der Frau: Das Risiko wird ebenfalls als äußerst gering eingeschätzt, solange kein Kontakt mit Menstruationsblut stattfindet. |
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* [[Anilingus]]: Das Risiko wird als äußerst gering eingeschätzt. |
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* Andere Sexualpraktiken, bei denen kein Kontakt zu Schleimhäuten, Blut, Sperma oder Vaginalsekret besteht, haben ein extrem geringes Infektionsrisiko. |
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=== Postexpositionelle Prophylaxe === |
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{{Hauptartikel|Postexpositionsprophylaxe}} |
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Teilweise besteht nach einer Risikosituation die Option, einer möglichen HIV-Infektion entgegenzutreten. Hierbei sind erste Sofortmaßnahmen durchzuführen u. a. das Waschen des [[Penis]] nach dem Verkehr, eine Blutflussförderung (potentiell infektiöses Material soll dadurch ausgespült werden), anschließende Wundspreizung und Spülung und Behandlung mit [[Desinfektion]]smittel.<ref name=":1">{{Internetquelle |url=https://register.awmf.org/assets/guidelines/055-004l_S2k_Medikamentoese-Postexpositionsprophylaxe-PEP-nach-HIV-Exposition_2022-06.pdf |titel=Deutsch-Österreichische Leitlinie zur medikamentösen Postexpositionsprophylaxe (PEP) nach HIV-Exposition |hrsg=Deutsche AIDS-Gesellschaft e. V. (DAIG) |datum=2022 |format=PDF |sprache=de |abruf=2023-12-31}}</ref> Anschließend soll mit der medikamentösen [[Postexpositionsprophylaxe|postexpositionellen Prophylaxe]] (PEP) begonnen werden. |
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Diese bietet den bestmöglichen Schutz, wenn die Behandlung innerhalb von zwei Stunden nach Exposition begonnen wird, kann aber bis zu 24 Stunden nach intravenöser und bis zu 72 Stunden nach anderer Exposition über die Schleimhäute noch immer wirksam sein.<ref name=":1" /> Deshalb sollte nach einem begründeten Ansteckungsverdacht immer sofort ein Arzt aufgesucht werden, der über mögliche Maßnahmen informiert und diese auch einleiten kann. |
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Die Standardtherapie besteht derzeit aus einer Kombination von [[Raltegravir]] zusammen mit [[Tenofovir|Tenofovir-Disoproxil-Fumarat]] (TDF)/[[Emtricitabin]] (FTC), [[Dolutegravir]] mit TDF/FTC oder Bictegravir/TAF/FTC (außer bei bestehender [[Schwangerschaft]]).<ref name=":1" /> Falls diese nicht verfügbar sind, soll auf [[Darunavir]]/[[Ritonavir]] mit TDF/FTC oder [[Elvitegravir]]/[[Cobicistat]]/TAF/FTC (außer bei bestehender Schwangerschaft) ausgewichen werden. Die PEP soll über 28 bis 30 Tage erfolgen. |
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== HIV-Tests == |
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{{Hauptartikel|HIV-Test}} |
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HIV-Tests unterteilen sich in Suchtests und Bestätigungstests. Ziel eines ''Suchtests'' (zum Beispiel [[HIV-Test#Suchtest mittels Immunassay|ELISA-Suchtest]]) ist es, möglichst alle infizierten Personen zu erkennen – um den Preis, dass auch einige nichtinfizierte fälschlicherweise positiv getestet werden. Wird eine Person im Suchtest positiv getestet, so ist in vielen Ländern ein ''Bestätigungstest'' (in Deutschland und den USA: [[HIV-Test#Western-Blot-Bestätigungstest|Western-Blot-Bestätigungstest]]) vorgeschrieben, um eine falsch positive Diagnose zu verhindern. HIV-Tests werden meist in einem Labor durchgeführt. Es existieren jedoch auch [[HIV-Test#Point-of-Care-Tests|Schnelltests]], die ohne technische Hilfsmittel teilweise bereits nach wenigen Minuten ein Ergebnis anzeigen können.<ref>Elizabeth Boskey: [https://www.verywellhealth.com/hiv-diagnosis-3132731 ''How HIV Is Diagnosed.''] In: ''about.com'', 21. April 2020, abgerufen am 13. Mai 2020 (englisch).</ref> |
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Ein HIV-Test darf nur mit ausdrücklicher Zustimmung des Betroffenen durchgeführt werden, eine Testung ohne Wissen des Patienten ist rechtlich unzulässig und kann dementsprechend geahndet werden. Hierfür fehlt noch eine Quelle! --> |
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== Anonymisierte Meldepflichten == |
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In Deutschland ist der direkte oder indirekte Nachweis von ''HIV'' [[Meldepflichtige Krankheit#Deutschland|nichtnamentlich meldepflichtig]] nach {{§|7|ifsg|juris}} Absatz 3 des [[Infektionsschutzgesetz]]es (IfSG). Also muss ein positiver HIV-Test vom Labor in anonymisierter Form an das [[Robert Koch-Institut]] in Berlin gemeldet werden ({{§|8|ifsg|juris}} Absatz 1 Nummer 2, 3 oder Absatz 4, {{§|10|ifsg|juris}} Absatz 2 und 4 IfSG). |
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In Österreich ist nur die AIDS-Erkrankung, nicht aber die bloße HIV-Infektion [[Meldepflichtige Krankheit#Meldepflicht nach dem AIDS-Gesetz|meldepflichtig]]. Denn eine AIDS-Erkrankung ist nach dem AIDS-Gesetz<ref>{{§§|AIDS-Gesetz|RIS-B|GesetzNr=10010768|text=Gesamte Rechtsvorschrift des AIDS-Gesetzes}} in der geltenden Fassung.</ref> definiert, wenn sowohl der Nachweis einer Infektion mit dem [[HIV|HI-Virus]] als auch zumindest eine Indikatorerkrankung<ref>{{§|2|Infektionsnachweis und Indikatorerkrankungen für AIDS|RIS-B|DokNr=NOR12136964}} Infektionsnachweis und Indikatorerkrankungen für AIDS.</ref> vorliegt ({{§|1|AIDS-Gesetz|RIS-B|DokNr=NOR12136723}} AIDS-Gesetz). Eine solche Erkrankung sowie jeder dadurch verursachte Todesfall sind meldepflichtig ({{§|2|AIDS-Gesetz|RIS-B|DokNr=NOR12136724}} AIDS-Gesetz). Die Meldung muss binnen einer Woche ab Diagnosestellung an das Gesundheitsministerium in Wien gestellt werden. Dabei sind allerdings nur die Initialen (Anfangsbuchstabe des Vor- und Familiennamens), Geschlecht und Geburtsdatum und relevante anamnestische und klinische Angaben zu übermitteln ({{§|3|AIDS-Gesetz|RIS-B|DokNr=NOR12136725}} AIDS-Gesetz). |
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In der Schweiz sind erfüllte klinische Kriterien zur Erkrankung ''AIDS'' und der positive laboranalytische Befund zum ''HI-Virus'' [[Meldepflichtige Krankheit#Schweiz|meldepflichtig]] und zwar nach dem [[Epidemiengesetz]] (EpG) in Verbindung mit der ''Epidemienverordnung'' und {{§§|URL|2=https://www.admin.ch/opc/de/classified-compilation/20151622/index.html#app3ahref0|3=Anhang 1}} bzw. {{§§|URL|2=https://www.admin.ch/opc/de/classified-compilation/20151622/index.html#app3ahref0|3=Anhang 3}} der ''Verordnung des [[Eidgenössisches Departement des Innern|EDI]] über die Meldung von Beobachtungen übertragbarer Krankheiten des Menschen''. Vom Arzt, Spital usw. sind (nur) Vornamenscode, Wohnort, Geburtsdatum, Geschlecht, Staatsangehörigkeit und Herkunftsland, vom Labor sind (nur) Vornamenscode, Wohnort, Geburtsdatum und Geschlecht zur Person zu melden. |
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== Krankheitsverlauf == |
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[[Datei:Verlauf einer HIV Infektion1.svg|mini|480px|Verlauf einer HIV-Infektion/AIDS (Lymphozytenzahl, Viruslast).{{Linienlegende|blue solid 3px|CD4<sup>+</sup> T-Lymphozytenzahl (Helferzellzahl) (Zellen/mm³)}}{{Linienlegende|red solid 3px|HIV RNA-Kopien pro ml Blutplasma}}]] |
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Eine HIV-Infektion verläuft in verschiedenen Phasen: |
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=== Akute Phase === |
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Zwei bis sechs Wochen nach einer Infektion können [[Influenza|grippeähnliche]] Symptome wie [[Fieber]], [[Nachtschweiß]], [[Lymphadenitis|geschwollene Lymphknoten]] und [[Übelkeit]] auftreten. |
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Die häufigsten Symptome einer akuten HIV-Infektion sind (angegeben nach der Wahrscheinlichkeit des Auftretens):<ref name="Hecht2002">{{Literatur |Autor=F. M. Hecht et al. |Titel=Use of laboratory tests and clinical symptoms for identification of primary HIV infection |Sammelwerk=AIDS |Band=16 |Nummer=8 |Datum=2002 |Seiten=1119–1129 |Sprache=en |Online=http://www.aidsonline.com/pt/re/aids/fulltext.00002030-200205240-00005.htm |PMID=12004270}}</ref> |
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* 80 % [[Fieber]] |
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* 78 % [[Unwohlsein und Ermüdung|Leistungsminderung]], [[Müdigkeit]] |
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* 68 % [[Befindlichkeitsstörung|Unwohlsein]], Krankheitsgefühl |
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* 54 % [[Kopfschmerz]]en |
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* 54 % [[Appetitlosigkeit|Appetitverlust]] |
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* 54 % [[Arthralgie]]n (Gelenkschmerzen) |
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* 51 % [[Exanthem|Hautausschlag]] |
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* 51 % [[Nachtschweiß]] |
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* 49 % [[Myalgie]]n (Muskelschmerzen) |
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* 49 % [[Übelkeit]] |
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* 46 % [[Durchfall|Diarrhoe]] (Durchfälle) |
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* 46 % [[Fieber]] und [[Exanthem|Ausschlag]] (als Kombination) |
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* 44 % [[Pharyngitis]] oder Schluckschmerzen |
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* 37 % orale [[Ulcus|Ulzerationen]] (Geschwüre im Mund) |
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* 34 % [[Meningismus|Steifer Nacken]] (vermutlich aufgrund der auch dort befindlichen und angeschwollenen Lymphknoten) |
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* 32 % [[Gewichtsreduktion|Gewichtsverlust]] größer als 2,5 kg |
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* 24 % [[Lichtscheu]] |
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Manche Patienten bemerken obige Symptome jedoch nicht, oder sie haben keine. Da die Symptome sehr unspezifisch sind und viele andere Ursachen haben können, bleiben HIV-Infektionen oft erst unerkannt. Eine HIV-positive Diagnose kann nicht allein anhand von Symptomen der akuten Phase gestellt werden, sondern nur mittels eines HIV-Tests. |
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Zur Diagnostik einer ''akuten'' HIV-Infektion dient ein positiver HIV-RNA-Test durch eine [[Reverse-Transkriptase-Polymerase-Kettenreaktion|RT-PCR]] und ein negativer oder „grenzwertiger“ Bestätigungstest.<ref name="Hecht2002" /> HIV-Infektionen, die sechs Wochen oder mehr zurückliegen, werden in der Regel per Antikörper/Antigen-Suchtest statt PCR diagnostiziert. |
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=== Latenzphase === |
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In dieser Zeit vermehrt sich das Virus im Körper. Betroffene, sofern sie von ihrer Infektion wissen, leiden allenfalls psychisch darunter, körperliche Symptome treten in diesem seropositiven Latenzstadium hingegen oft nicht auf. Währenddessen sinkt die Zahl der [[CD4-Rezeptor|CD4<sup>+</sup>]]-Helferzellen meist kontinuierlich ab, bis ein schwerer [[Immundefekt]] entsteht (< 200 CD4<sup>+</sup>-Zellen/Mikroliter).<ref>{{Internetquelle |url=https://www.internisten-im-netz.de/krankheiten/hiv-aids/symptome-%20%20%20%20%20%20stadien.html |titel=HIV & Aids: Symptome & Stadien |werk=internisten-im-netz.de |hrsg=Berufsverband Deutscher Internisten e. V. |abruf=2021-10-12}}</ref> Die [[Inkubationszeit|Latenzzeit]] dauert im Durchschnitt neun bis elf Jahre. Es gibt auch Patienten, die innerhalb von Monaten nach der Ansteckung AIDS entwickeln. |
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Äußerst selten (< 1 %) sind sogenannte „Elite-Controller“. Diese HIV-positiven Patienten können die Viruslast ohne [[antiretrovirale Therapie]] (ART) so stark reduzieren, dass HIV-1-RNA im peripheren Blut nicht nachweisbar ist.<ref name=":2">{{Literatur |Autor=Henning Grüll |Hrsg=Jürgen Rockstroh, Christian Hoffmann |Titel=Pathophysiologie der HIV-Infektion |Sammelwerk=HIV 2022/2023 |Verlag=Medizin Fokus Verlag |Ort=Hamburg |Datum=2022 |ISBN=978-3-941727-28-1 |Seiten=27; 31; 145 |Sprache=de |Online=https://www.hivbuch.de/wp-content/uploads/2020/11/HIV2022-23_online.pdf#page=44 |Format=PDF |KBytes=4600}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://www.rnd.de/wissen/ohne-therapie-wieso-konnen-manche-menschen-hiv-in-schach-halten-EWKKWYP6YBB2RIDYT6UFZEHZGA.html |titel=Ohne Therapie: Wieso können manche Menschen HIV in Schach halten? |werk=[[RND Redaktionsnetzwerk Deutschland]] |datum=2020-08-31 |sprache=de |abruf=2023-12-31}}</ref> Die CD4<sup>+</sup>-Zellzahl bleibt über viele Jahre im Normalbereich. Sie entwickeln u. a. sehr wirksame [[breitneutralisierende Anti-HIV-Antikörper]], die gegen besonders konservierte Bereiche des Env-Oberflächenproteins gerichtet sind. Daher können sie bereits in geringer Konzentration eine große Anzahl existierender HIV-1-Varianten neutralisieren.<ref name=":2" /> Etwa 10 % der Patienten sind ''Long-Term Non-Progressors'' (LTNPs), sie haben ohne ART eine geringe Viruslast von unter 2000 HIV-1-RNA-Kopien pro Milliliter Blut.<ref name=":2" /> |
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=== AIDS Related Complex (ARC) === |
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Dieser Ausdruck wurde früher für das klinische Stadium 2 der CDC-Klassifikation (also das Auftreten von klinischen Symptomen, die aber nicht zu den AIDS-definierenden Erkrankungen gehören) verwendet. Unbehandelt folgt der Übergang in das Vollbild AIDS.<ref>P. Fritsch: ''Dermatologie und Venerologie''. Springerverlag, 2004, S. 913.</ref> |
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=== Krankheitsphase (AIDS) === |
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Die Diagnose AIDS wird gestellt, wenn bei einem HIV-Positiven bestimmte Infektionen oder bösartige Tumoren, die sogenannten AIDS-definierenden Erkrankungen (CDC Klassifikation 3), festgestellt werden. Zu diesen zählen besonders opportunistische Infektionen, die von [[Viren]], [[Bakterien]], [[Pilze]]n oder [[Parasitismus|Parasiten]] hervorgerufen werden, zum Beispiel [[Candidose|Mundsoor]], [[Herpes Zoster|Herpes]]-, [[Pneumokokken]]- oder [[Meningokokken]]-Infektionen. Einigen davon kann mit [[Impfung]]en vorgebeugt werden.<ref name="Anwendungshinweise" /><ref name="Anwendungshinweise2" /> Hinzu kommen andere Erkrankungen wie (disseminiertem) [[Kaposi-Sarkom]], [[malignes Lymphom]], HIV-[[Enzephalopathie]], [[Wasting-Syndrom]] und nichtinfektiöse Hauterkrankungen. |
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Für das (intakte) Immunsystem eines gesunden Menschen sind opportunistische Erreger meist harmlos. Das kompromittierte Immunsystem eines HIV-Positiven kann die Erreger jedoch nicht ausreichend abwehren; es treten die oben genannten Infektionen auf. Unbehandelt verlaufen sie häufig tödlich. Als Maß für die Zerstörung des Immunsystems dient die Anzahl der [[T-Lymphozyt|T-Helfer-Zellen]] im Blut eines HIV-Infizierten. |
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== Therapie == |
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Die Indikation zur Behandlung einer HIV-Infektion ergibt sich aus klinischem Befund (HIV-assoziierte Symptome und Erkrankungen bzw. AIDS, opportunistische Infektionen), Immunstatus (CD4-positive T-Helfer-Lymphozyten) und Virusdynamik (HI-Viruslast) bei den infizierten Patienten.<ref>[[Marianne Abele-Horn]]: ''Antimikrobielle Therapie. Entscheidungshilfen zur Behandlung und Prophylaxe von Infektionskrankheiten.'' Unter Mitarbeit von Werner Heinz, Hartwig Klinker, Johann Schurz und August Stich, 2., überarbeitete und erweiterte Auflage. Peter Wiehl, Marburg 2009, ISBN 978-3-927219-14-4, S. 302–305 ''(HIV-Infektion)'', hier S. 302 f.</ref> Eine AIDS-Therapie durch vollständige Eliminierung des replikationsfähigen HIV im Körper, kann mit den zur Verfügung stehenden Medikamenten nicht erreicht werden. |
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=== Highly Active Antiretroviral Therapy (ART) === |
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[[Datei:HIV-drug-classes-de.svg|mini|450px|Schematische Darstellung der Mechanismen vier verschiedener Wirkstoffklassen antiretroviraler Medikamenten gegen HIV]] |
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{{Hauptartikel|Antiretrovirale Therapie}} |
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Mit ''[[Antiretrovirale Therapie]]'' (ART, auch hochaktive antiretrovirale Therapie ''HAART'') wird die medikamentöse Kombinationstherapie aus mindestens zwei [[Virostatikum|antiretroviralen Wirkstoffen]] bezeichnet. Ziel von ART ist, das Immunsystem zu rekonstituieren und den Ausbruch des Krankheitsbildes AIDS zu verhindern. Eine erfolgreiche ART drückt die Viruslast (Konzentration des HI-Virus)<ref>Durch Senkung der Viruslast um 1 – 2 [[Dekadischer Logarithmus|log10]] können Morbidität und Letalität vermindert werden. Die unvollständige Viruslastsenkung führt jedoch zur Selektion von resistenten Virusmutanten und es besteht das Risiko eines Therapieversagens, weswegen eine die initiale antiretrovirale Therapie die Viruslast unter die Nachweisegrenze (Stand 2009: 20–50 HIV-RNA-Kopien/mL) absenken sollte. Marianne Abele-Horn: ''Antimikrobielle Therapie. Entscheidungshilfen zur Behandlung und Prophylaxe von Infektionskrankheiten.'' Unter Mitarbeit von Werner Heinz, Hartwig Klinker, Johann Schurz und August Stich, 2., überarbeitete und erweiterte Auflage. Peter Wiehl, Marburg 2009, ISBN 978-3-927219-14-4, S. 302 f.</ref> im Blut unter die Nachweisgrenze, woraufhin die Anzahl der CD4<sup>+</sup>-Zellen wieder ansteigt und damit das Immunsystem gegen opportunistische Infektionen und andere AIDS-definierende Erkrankungen gestärkt wird. Da das Virus schnell Resistenzen gegen einzelne Wirkstoffe entwickelt, hat sich die Therapie durch die Einnahme aus mindestens zwei verschiedenen antiretroviralen Wirkstoffen durchgesetzt. Bei aktuellen Medikamenten sind diese zwei bzw. drei Wirkstoffe in einer Tablette vereint, die einmal täglich eingenommen wird. Zurzeit werden mehrere [[Wirkstoffklasse]]n angewandt: ''[[Nukleosidische Reverse-Transkriptase-Inhibitoren|Nukleosid- und Nukleotidanaloga]]'' (NRTIs), ''[[Nichtnukleosidische Reverse-Transkriptase-Inhibitoren]]'' (NNRTIs), ''[[HIV-Proteaseinhibitor]]en'' (PIs), ''[[Entry-Inhibitoren]],'' ''[[Integrase-Inhibitor|Integrase-Strangtransfer-Inhibitoren]]'' (INSTI) sowie Kapsid-Inhibitoren. |
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Antiretrovirale Therapie kann die Lebenserwartung HIV-Infizierter deutlich verlängern, jedoch keine vollständige Eradikation des Virus – und damit eine Heilung – bewirken. Zudem können mitunter [[Nebenwirkung]]en auftreten, denen jedoch in der Regel durch einen Wechsel der Wirkstoffkombination entgegengetreten werden kann. Eine einmal begonnene ART sollte nicht mehr abgesetzt werden, um Resistenzbildung zu verhindern. Aus demselben Grund ist eine regelmäßige Tabletteneinnahme unumgänglich (siehe [[Adhärenz]]). |
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Aufgrund neuer medizinischer Studienergebnisse sowie der Entwicklung und Zulassung neuer antiretroviraler Arzneistoffe und Substanzklassen befindet sich ART in einem kontinuierlichen Entwicklungsprozess. Dennoch gibt es eindeutige Leitlinien auf nationaler,<ref>{{AWMF|https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/055-001.html|Deutsch-Österreichische Leitlinien zur antiretroviralen Therapie der HIV-1-Infektion|S2k|Deutschen AIDS-Gesellschaft e. V. (DAIG)|2021}}</ref> europäischer<ref>{{Internetquelle |url=https://www.eacsociety.org/guidelines/eacs-guidelines/ |titel=EACS Guidelines |werk=European AIDS Clinical Society |sprache=en |abruf=2023-12-30}}</ref> und internationaler<ref>{{Internetquelle |url=https://www.who.int/publications/i/item/9789240031593 |titel=Consolidated guidelines on HIV prevention, testing, treatment, service delivery and monitoring: recommendations for a public health approach |hrsg=[[Weltgesundheitsorganisation]] |datum=2021-07-16 |sprache=en |abruf=2023-12-30}}</ref> Ebene zu den verschiedenen Aspekten der antiretroviralen Therapie. Patienten, die bereits AIDS-definierende Erkrankungen haben, wird eine ART dringend empfohlen. Auch beim Auftreten von Erkrankungen, die auf ein geschwächtes Immunsystem hindeuten, jedoch nicht AIDS-definierend sind, wird eine ART empfohlen. Dies gilt auch für Patienten, die symptomfrei sind, deren Anzahl der CD4<sup>+</sup>-Zellen aber unter 350 liegt. Ebenso angeraten ist der Beginn der ART laut der Empfehlung bei Patienten mit einem CD4<sup>+</sup>-Wert zwischen 350 und 500, wenn eine hohe Viruslast vorliegt (> 100.000). |
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Aufgrund der für den Patienten weitreichenden Konsequenzen wird die Entscheidung individuell getroffen, sodass der Patient zuvor über Risiken und [[Nebenwirkung]]en ausreichend informiert und psychisch auf die Therapie eingestellt ist. |
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=== Experimentelle Therapien === |
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==== Maturationsinhibitoren ==== |
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[[Maturationsinhibitor]]en („Reifungshemmer“) hemmen die Knospung neuer [[Virion]]en. Wie bei den Integrasehemmern wurde 2005 erstmals ''in vivo'' eine antiretrovirale Wirkung nachgewiesen. Jedoch wurde die Entwicklung vieler Wirkstoffkandiaten wie [[Bevirimat]] oder Fipravirimat eingestellt. |
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==== Tre-Rekombinase ==== |
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Forscher des Hamburger [[Leibniz-Institut für Virologie|Heinrich-Pette-Instituts, Leibniz-Institut für Experimentelle Virologie]] und des [[Max-Planck-Institut für molekulare Zellbiologie und Genetik|Max-Planck-Instituts für molekulare Zellbiologie und Genetik]] in Dresden arbeiten mit dem vielversprechenden Ansatz, das HIV-Genom gezielt aus der DNA infizierter Wirtszellen herauszuschneiden und damit die Infektion dieser Zellen rückgängig zu machen. Dafür haben sie ein spezielles [[Enzym]] – die [[Tre-Rekombinase]] – entwickelt, das als „Gen-Schere“ fungiert. Das Enzym wird nur in Anwesenheit der proviralen DNA aktiviert, also nur in infizierten Zellen. Nach mehreren vielversprechenden Experimenten ''[[in vitro]]''<ref>{{Internetquelle |url=http://www.sciencemag.org/cgi/content/abstract/316/5833/1912 |titel=Indrani Sarkar, Ilona Hauber, Joachim Hauber, Frank Buchholz; HIV-1 Proviral DNA Excision Using an Evolved Recombinase; Science, 316, Nr. 5833, 2007, S. 1912–1915 |hrsg=Sciencemag.org |datum=2007-06-29 |sprache=en |abruf=2010-09-09}}</ref> gelang es den Wissenschaftlern 2013, mit HIV infizierte „humanisierte“<ref>Humanisierte Mäuse sind Mäuse bestimmter Zuchtlinien mit Defekten im Immunsystem, welches dann durch Bestrahlung komplett zerstört wird. Anschließend werden die Mäuse durch Transplantation von humanen Blutstammzellen mit einem menschlichen Immunsystem ausgestattet.</ref> Mäuse von HIV zu befreien und damit zu „heilen“. Allerdings trugen diese transgenen Mäuse das Gen für die Tre-Rekombinase von vornherein im Genom.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.plospathogens.org/article/info%3Adoi%2F10.1371%2Fjournal.ppat.1003587 |titel=Highly Significant Antiviral Activity of HIV-1 LTR-Specific Tre-Recombinase in Humanized Mice |hrsg=Plospathogens.org |datum=2013-09-26 |sprache=en |abruf=2013-10-20}}</ref> Ob mit Hilfe der Tre-Rekombinase eine effiziente Therapie von HIV-Infektionen bzw. eine Heilung entwickelt werden kann, ist derzeit noch nicht abzuschätzen, Humanstudien fehlen. |
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==== Monoklonale Antikörper ==== |
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Eine einmalige Gabe eines Cocktails mit mehreren Antikörpern wirkte bei infizierten Rhesusaffen im Schnitt 56 Tage lang. Einige Tiere blieben danach auf Dauer gesund.<ref name="DOI10.1038/nature12744">D. H. Barouch, J. B. Whitney u. a.: ''Therapeutic efficacy of potent neutralizing HIV-1-specific monoclonal antibodies in SHIV-infected rhesus monkeys.'' In: ''Nature.'' Band 503, Nummer 7475, November 2013, S. 224–228, [[doi:10.1038/nature12744]]. PMID 24172905. {{PMC|4017780}}.</ref> |
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==== Stammzelltransplantation ==== |
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Anfang 2013 gab eine Arbeit die Hoffnung auf Heilung, die zeigte, dass eine langzeitige Virusreduktion gefolgt von einer hämatopoetischen Stammzelltherapie das HI-Virus vielleicht vollständig entfernen könnte.<ref name="DOI10.1093/infdis/jit086">T. J. Henrich, Z. Hu u. a.: ''Long-term reduction in peripheral blood HIV type 1 reservoirs following reduced-intensity conditioning allogeneic stem cell transplantation.'' In: ''The Journal of infectious diseases.'' Band 207, Nummer 11, Juni 2013, S. 1694–1702, [[doi:10.1093/infdis/jit086]]. PMID 23460751. {{PMC|3636784}}.</ref> Dies schien vorerst auch zu funktionieren, jedoch erlitten beide in Boston so behandelten Patienten nach einigen Wochen Virusfreiheit ein Rezidiv und müssen nun wieder antiretroviral behandelt werden.<ref name="aerzteblatt-56858">{{Internetquelle |autor=rme/aerzteblatt.de |url=https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/56858/HIV-Geheilte-Boston-Patienten-erleiden-Rueckfall |titel=HIV: „Geheilte“ Boston-Patienten erleiden Rückfall |werk=[[Deutsches Ärzteblatt|aerzteblatt.de]] |datum=2013-12-09 |abruf=2014-12-26}}</ref> Während der US-Amerikaner [[Timothy Ray Brown]], der ebenfalls eine Stammzelltransplantation erhielt, bis heute als erster geheilter AIDS-Patient gilt.<ref name="Tagesspiegel2011">{{Internetquelle |autor=Kerstin Decker |url=https://www.tagesspiegel.de/weltspiegel/gesundheit/aids-heilung-anatomie-eines-wunders/4252722.html |titel=AIDS-Heilung: Anatomie eines Wunders |hrsg=[[Der Tagesspiegel]] |datum=2011-06-06 |abruf=2018-11-25}}</ref><ref>Clare Wilson: [https://www.newscientist.com/article/mg23431244-400-immune-war-with-donor-cells-after-transplant-may-wipe-out-hiv/ ''Immune war with donor cells after transplant may wipe out HIV.''] newscientist.com, 3. Mai 2017, abgerufen am 25. November 2018 (englisch).</ref> Im Jahr 2022 wurde eine Person für geheilt erklärt, die 31 Jahre die Viruserkrankung mit sich trug – länger als jede Person, die geheilt werden konnte.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.spiegel.de/wissenschaft/medizin/aids-kalifornische-forscher-erklaeren-vierten-hiv-patienten-fuer-geheilt-a-39b3d2bb-ef26-4517-9fab-8caee1d29f4f |titel=Aids: Kalifornische Forscher erklären vierten HIV-Patienten für geheilt |werk=[[Spiegel Online]] |datum=2022-07-28 |abruf=2022-07-28}}</ref> |
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==== Gentherapie ==== |
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Durch teilweise Entfernung des Corezeptors CCR5 aus dem Genom der CD4-positiven T-Zellen mit einem [[Adoptiver Zelltransfer|adoptiven Zelltransfer]] und ''[[Genome Editing]]'' kann das Absinken der Konzentration der CD4-positiven T-Zellen verlangsamt werden.<ref>P. Tebas, D. Stein, W. W. Tang, I. Frank, S. Q. Wang, G. Lee, S. K. Spratt, R. T. Surosky, M. A. Giedlin, G. Nichol, M. C. Holmes, P. D. Gregory, D. G. Ando, M. Kalos, R. G. Collman, G. Binder-Scholl, G. Plesa, W. T. Hwang, B. L. Levine, C. H. June: ''Gene editing of CCR5 in autologous CD4 T cells of persons infected with HIV.'' In: ''[[The New England Journal of Medicine]].'' Band 370, Nummer 10, März 2014, S. 901–910, [[doi:10.1056/NEJMoa1300662]]. PMID 24597865, {{PMC|4084652}}.</ref> |
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== Vorbeugung == |
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=== Persönliche Prophylaxe === |
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[[Datei:AIDS-Truck1.jpg|mini|AIDS-Information in der Öffentlichkeit]] |
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Information und Prävention sind die effektivsten Maßnahme gegen Erkrankungen durch HIV-Infektionen. Allgemein sollten zur persönlichen Vorbeugung allgemeine Hygienemaßnahmen beachtet werden<ref>Vgl. [[Ludwig Demling]]: ''Tödliche Bedrohung AIDS.'' In [[Johannes Gründel]] (Hrsg.): ''AIDS. Herausforderung an Gesellschaft und Moral'' (= ''Schriften der Katholischen Akademie in Bayern.'' Band 125). Mit Beiträgen von [[Otto Braun-Falco]], Ludwig Demling, Johannes Gründel, [[Gundolf Keil]], [[Henrik Kreutz]] und [[Otfried Seewald]]. Mit einem Anhang ''Gesetzestexte, staatliche Maßnahmen, kirchliche Orientierungen''. Patmos, Düsseldorf 1987, ISBN 3-491-77686-4, S. 24–30, hier: S. 27–28 (''Persönliche Prophylaxe – derzeit einzige Waffe'').</ref> und der Kontakt zu fremdem Blut und Sperma vermieden werden. Durch den Gebrauch von [[Kondom]]en (auch [[Femidom]]en und [[Lecktuch|Lecktüchern]]), sterilen [[Nadel]]n bei der Einnahme von [[Droge]]n, beim Stechen von [[Piercing]]s, [[Tätowierung]]en und anderen blutigen Methoden der [[Körpermodifikation]] wie auch im medizinischen Bereich sowie einer strikten Kontrolle des Blutes im Rahmen von [[Blutspende]]n kann man einer Infektion sehr sicher entgehen. Vorsicht ist auch bei wundverursachenden Methoden im Bereich des [[BDSM]] geboten. Die [[UNESCO]] hat 2004 mit [[EDUCAIDS]] ein weltweites Programm zur Aufklärung der Bevölkerung gestartet. Erfolgreich<ref>{{Internetquelle |url=https://www.aidshilfe.de/hiv-prep |titel=HIV-PrEP |datum=2019-05-13 |abruf=2021-01-30}}</ref> eingesetzt wird auch die [[Präexpositionsprophylaxe]] (PrEP) als Präventionsmaßnahme, bei der HIV-negative Personen präventiv Medikamente der antiretroviralen HIV-Therapie einnehmen, um sich vor einer möglichen HIV-Infektion zu schützen. Nach einem Ereignis mit Ansteckungsrisiko kann die Wahrscheinlichkeit einer Infektion vermindert werden, wenn eine sogenannte [[Postexpositionsprophylaxe]] durchgeführt wird. |
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Ein ausreichend effektiver [[HIV-Impfstoff]] existiert bisher nicht. An der hohen Mutationsrate des HI-Virus scheiterten bisher die langjährigen Forschungen um Impfstoffe, die die Bildung von schützenden Antikörpern gegen das Oberflächenprotein gp120 fördern sollten. Als das Mittel gegen das sehr ähnliche [[Simianes Immundefizienz-Virus|SIV]] (SI-Virus, simian Immunodeficiency virus) der Affen erfolgreich getestet worden war, hatte das HI-Virus in freier Wildbahn die Struktur seines gp120-Oberflächenproteins verändert. |
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=== HIV-Transmissionsprophylaxe bei Schwangeren und Müttern === |
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Bei allen Schwangeren mit unbekanntem HIV-Status ist ein HIV-Antikörpertest empfohlen. Ärzte sind zudem verpflichtet, Schwangere zu HIV zu beraten und einen (freiwilligen) HIV-Test anzubieten.<ref name="RKIRatgeber" /> Bei bekannter HIV-Infektion der Mutter kann das Risiko einer Übertragung auf das Kind durch die Gabe antiretroviraler Medikamente (an die Mutter vor und das Kind nach der Geburt) und den Verzicht auf das [[Stillen]] des Kindes auf unter ein Prozent vermindert werden.<ref name="RKIRatgeber" /> Die Geburt kann durch [[Kaiserschnitt]] eingeleitet werden, wenn bei der Mutter eine HI-Viruslast nachweisbar ist.<ref name=":4" /> Mit der antiretroviralen Therapie soll bis spätestens zu Beginn des 2. Trimenons begonnen werden – dies stellt die Effektivität der Transmissionsprophylaxe durch vollständige Suppression der HIV-RNA sicher. In allen Fällen ist eine Zusammenarbeit von HIV-Behandlern, Geburtshelfern und Pädiatern während und nach der Geburt erforderlich. |
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Die Handhabung bezüglich Stillen wird weltweit unterschiedlich gehandhabt. Bei einer Viruslast von unter 50 Kopien HIV-RNA pro Milliliter Blut empfiehlt die deutsch-österreichische Leitlinie, eine gemeinsame Entscheidung mit der Mutter (unter Abwägung von Nutzen und Risiken) zu suchen.<ref name=":4" /> Bei nicht ausreichend supprimierter mütterlicher Viruslast wird ein Stillverzicht empfohlen. |
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In Entwicklungsländern wird dagegen trotz HIV-Infektion der Mutter das Stillen empfohlen, sofern antiretrovirale Medikamente eingesetzt werden, die das Infektionsrisiko senken.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/langes-stillen-senkt-risiko-fuer-hiv-uebertragung-a-895153.html |titel=Studie in Afrika: Langes Stillen senkt Risiko für HIV-Übertragung |werk=[[Spiegel Online]] |abruf=2014-07-01}}</ref> Dies liegt daran, dass Stillen wichtige Vorteile gegenüber der industriell hergestellten Fertignahrung beinhaltet, insbesondere dann, wenn diese unter schlechten hygienischen Bedingungen oder mit unsauberem Wasser zubereitet wird, wie es in Entwicklungsländern häufig der Fall ist. Außerdem verbessert Muttermilch die Überlebenschance HIV-infizierter Säuglinge, die beispielsweise schon vor oder während der Geburt angesteckt wurden.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.focus.de/gesundheit/baby/news/muttermilch-stillen-trotz-hiv-infektion_aid_306702.html |titel=Muttermilch – Stillen trotz HIV-Infektion |werk=[[Focus Online]] |datum=2008-06-05 |abruf=2020-07-25}}</ref> Die [[Weltgesundheitsorganisation|WHO]] empfiehlt daher das exklusive Stillen über eine Dauer von sechs Monaten auch für HIV-positive Mütter, wenn Flaschennahrung für sie nicht (sozial)akzeptabel, durchführbar, bezahlbar, sicher (hygienische Zubereitung mit Trinkwasser) oder dauerhaft verfügbar ist.<ref name=":4" /> Die WHO empfiehlt eine längere Stilldauer von 12–24 Monaten für den Fall, dass die Mutter eine ART erhält und die Adhärenz zur ART sichergestellt ist. |
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=== Prophylaxe opportunistischer Infektionen === |
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Die [[Ständige Impfkommission]] (STIKO) am [[Robert Koch-Institut]] (RKI) stuft Menschen mit HI-Virus-verursachter [[Immundefekt|Immunschwäche]] als [[Risikogruppe]] für opportunistische Infektionskrankheiten ein. Sie erkranken demnach häufiger als immungesunde Personen und erleiden auch öfter schwere Verläufe. Die STIKO rät Betroffenen deshalb, die altersentsprechenden Standardimpfungen vollständig und aktuell zu halten. Da die [[Immunantwort]] durch die AIDS-Infektion geschwächt sein kann, sollten Impfungen möglichst nach Stabilisierung des Immunsystems mittels antiretroviraler Therapie vorgenommen werden. Gegebenenfalls sind [[Impfung#Auffrischungsimpfung|Auffrischungsimpfungen]] für den Impferfolg nötig.<ref name="Anwendungshinweise2" /><ref>{{Literatur |Autor=Ständige Impfkommission (STIKO) |Titel=Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) beim Robert Koch-Institut 2021 |Datum=2021-08-26 |Online=https://edoc.rki.de/handle/176904/8683 |Abruf=2021-10-12 |DOI=10.25646/8824}}</ref> Für eine Reihe an [[Indikationsimpfung]]en hat die STIKO gemeinsam mit verschiedenen medizinischen Fachgesellschaften Anwendungshinweise herausgegeben. Insbesondere [[Totimpfstoff]]e gelten als gut verträglich für immungeschwächte Patienten. Zu diesen Impfstoffen gehören die Vakzine gegen [[Influenza]], [[Herpes Zoster]], [[Pneumokokken]] und [[Meningokokken]] der [[Serotyp|Serogruppen]] A, C, W, Y und B. [[Lebendimpfstoff]]e zum Beispiel gegen [[MMR-Impfstoff|Mumps-Masern-Röteln]], [[Windpocken|Varizellen]] oder [[Rotavirus|Rotaviren]], sind dagegen, je nach CD4-Wert, kontraindiziert und sollten nur nach individueller Risiko-Nutzen-Abschätzung des behandelnden Arztes gegeben werden.<ref name="Anwendungshinweise" /><ref name="Anwendungshinweise2" /> |
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Abhängig von Ausmaß der Immunsuppression ergibt sich die Indikation zur ''Primärprophylaxe'' opportunistischer Infektionen. |
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CD4-Schwellenwerte, oberhalb derer bestimmte HIV-assoziierte Erkrankungen unwahrscheinlich sind: |
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* unterhalb 50/µl: CMV-Retinitis, Kryptosporidiose und atypische [[Mykobakterien|Mykobakteriosen]] ([[MOTT]]) |
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* unter 100/µl zerebrale Toxoplasmose, HIV-Encephalopathie, Kryptokokkose und [[Miliartuberkulose]] |
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* unter 250/µl ''Pneumocystis jirovecii''-Pneumonie, Soor-Ösophagitis und progressive multifokale Leukencephalopathie |
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* unter 350/µl Zoster durch Herpes-Zoster-Virus, Ulzera durch [[Herpes-simplex-Viren]] (HSV) und Mundsoor |
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* ohne Grenze des Schwellenwerts: Kaposi-Sarkom, Lungen-Tuberkulose sowie bakterielle [[Lungenentzündung|Pneumonien]] und [[Meningitis|Meningitiden]] |
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Im Gegensatz zur von der CD4-Zellzahl abhängigen Primärprophylaxe erfolgt eine ''Sekundärprophylaxe'' oder ''[[Postexpositionsprophylaxe]]'' (siehe auch [[#Postexpositionelle Prophylaxe|postexpositionelle Prophylaxe]]) als Erhaltungstherapie nach bereits durchgemachter Erkrankung: |
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* Gabe von [[Cotrimoxazol]] nach Lungenentzündung (Pneumonie) durch [[Pneumocystis jirovecii]] ''(PCP)'' und Toxoplasmose |
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* [[Isoniazid]] ''(INH)'' bei Risikopatienten nach Tuberkulose |
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* [[Azithromycin]] nach [[MOTT|atypischer Mykobakteriose]] |
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* Pneumokokken-Impfung nach bakterieller Pneumonie |
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* Expositionsprophylaxe nach Erkrankung durch Kryptosporidien (Vermeiden des Trinkens von Leitungswasser) |
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* keine Primärprophylaxe empfohlen (Stand: 2009) nach CMV-Retinitis, Candidose, [[Herpes-simplex-Viren|HSV]], [[Varizella-Zoster-Virus]] und Kryptokokken<ref>Marianne Abele-Horn (2009), S. 304 f.</ref> |
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== Epidemiologie == |
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Die [[Prävalenz]] beträgt weltweit 0,0059, in Deutschland 0,0007, in Österreich 0,0011 (Stand 2006). <!-- Quelle? --> |
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=== Allgemein === |
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[[Datei:AIDS and HIV prevalence 2009.svg|mini|480px|Anteil der HIV-Infizierten und AIDS-Kranken an der Bevölkerung, weltweit, 2009: |
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<div style="column-width:10em">{{Farblegende|#787878|keine Daten verfügbar}} {{Farblegende|#94bf8b|unter 0,1 %}} {{Farblegende|#f4e2ba|0,1–0,5 %}} {{Farblegende|#eaca83|0,5–1 %}} {{Farblegende|#f07568|1–5 %}} {{Farblegende|#ff4800|5–15 %}} {{Farblegende|#b00000|15–50 %}}</div> |
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]] |
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{| class="wikitable float-right" |
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|- class="hintergrundfarbe5" |
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|+ Globale Statistik der HIV/AIDS-Epidemie |
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! Jahr |
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! Mit HIV lebende Personen |
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! Neuinfektionen |
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! Todesfälle |
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! Personen unter Therapie |
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|- |
|- |
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| 2000<ref name="UNAIDS2021" /> |
|||
! Südliches Afrika |
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|style="text-align:center;"| 26,0 Mio. |
|||
| 23,8 Millionen |
|||
|style="text-align:center;"| 2,9 Mio. |
|||
| 24,4 Millionen |
|||
|style="text-align:center;"| 1,7 Mio. |
|||
| 25,0 Millionen |
|||
|style="text-align:center;"| 0,6 Mio. |
|||
| 25,4 Millionen |
|||
|- |
|- |
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| 2005<ref name="UNAIDS2021" /> |
|||
! Süd- & Südostasien |
|||
|style="text-align:center;"| 28,5 Mio. |
|||
| 5,9 Millionen |
|||
|style="text-align:center;"| 2,5 Mio. |
|||
| 6,4 Millionen |
|||
|style="text-align:center;"| 2,0 Mio. |
|||
| 6,5 Millionen |
|||
|style="text-align:center;"| 2,0 Mio. |
|||
| 7,1 Millionen |
|||
|- |
|- |
||
| 2010<ref name="UNAIDS2021" /> |
|||
! Latein-Amerika |
|||
|style="text-align:center;"| 30,8 Mio. |
|||
| 1,4 Millionen |
|||
|style="text-align:center;"| 2,2 Mio. |
|||
| 1,5 Millionen |
|||
|style="text-align:center;"| 1,4 Mio. |
|||
| 1,6 Millionen |
|||
|style="text-align:center;"| 7,8 Mio. |
|||
| 1,7 Millionen |
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|- |
|- |
||
| 2011 |
|||
! Osteuropa & Zentralasien |
|||
|style="text-align:center;"| 33,9 Mio. |
|||
| 890.000 |
|||
|style="text-align:center;"| 2,2 Mio. |
|||
| 1,0 Millionen |
|||
|style="text-align:center;"| 1,4 Mio. |
|||
| 1,3 Millionen |
|||
|style="text-align:center;"| 9,1 Mio. |
|||
| 1,4 Millionen |
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|- |
|- |
||
| 2012 |
|||
! Ostasien & Pazifik |
|||
|style="text-align:center;"| 34,5 Mio. |
|||
| 680.000 |
|||
|style="text-align:center;"| 2,2 Mio. |
|||
| 760.000 |
|||
|style="text-align:center;"| 1,4 Mio. |
|||
| 900.000 |
|||
|style="text-align:center;"| 11 Mio. |
|||
| 1,1 Millionen |
|||
|- |
|- |
||
| 2013 |
|||
! Nordamerika |
|||
|style="text-align:center;"| 35,2 Mio. |
|||
| 950.000 |
|||
|style="text-align:center;"| 2,1 Mio. |
|||
| 970.000 |
|||
|style="text-align:center;"| 1,3 Mio. |
|||
| 1 Million |
|||
|style="text-align:center;"| 13 Mio. |
|||
| 1 Million |
|||
|- |
|- |
||
| 2014 |
|||
! Westeuropa |
|||
|style="text-align:center;"| 35,9 Mio. |
|||
| 540.000 |
|||
|style="text-align:center;"| 2,1 Mio. |
|||
| 600.000 |
|||
|style="text-align:center;"| 1,2 Mio. |
|||
| 580.000 |
|||
|style="text-align:center;"| 15 Mio. |
|||
| 610.000 |
|||
|- |
|- |
||
| 2015 |
|||
! Nordafrika und Naher Osten |
|||
|style="text-align:center;"| 36,7 Mio. |
|||
| 340.000 |
|||
|style="text-align:center;"| 2,1 Mio. |
|||
| 430.000 |
|||
|style="text-align:center;"| 1,1 Mio. |
|||
| 480.000 |
|||
|style="text-align:center;"| 17 Mio. |
|||
| 540.000 |
|||
|- |
|- |
||
| 2016<ref name="UNAIDS2016">{{Internetquelle |url=http://www.unaids.org/sites/default/files/media_asset/UNAIDS_FactSheet_en.pdf |titel=UNAIDS 2016 GLOBAL FACT SHEET |hrsg=unaids.org |datum=2016 |format=PDF;342 kB |sprache=en |abruf=2016-11-17}}</ref> |
|||
! Karibik |
|||
|style="text-align:center;"| 36,7 Mio. |
|||
| 400.000 |
|||
|style="text-align:center;"| 1,8 Mio. |
|||
| 420.000 |
|||
|style="text-align:center;"| 1,0 Mio. |
|||
| 430.000 |
|||
|style="text-align:center;"| 20,9 Mio. |
|||
| 440.000 |
|||
|- |
|- |
||
| 2017<ref name="UNAIDS DATA 2018">{{Internetquelle |url=http://www.unaids.org/sites/default/files/media_asset/unaids-data-2018_en.pdf |titel=UNAIDS DATA 2018 |hrsg=unaids.org |datum=2018 |format=PDF;11,9 MB |sprache=en |abruf=2018-12-01}}</ref> |
|||
! Ozeanien |
|||
|style="text-align:center;"| 36,9 Mio. |
|||
| 24.000 |
|||
|style="text-align:center;"| 1,8 Mio. |
|||
| 28.000 |
|||
|style="text-align:center;"| 0,9 Mio. |
|||
| 32.000 |
|||
|style="text-align:center;"| 20,9 Mio. |
|||
| 35.000 |
|||
|- |
|||
|2018<ref name="UNAIDS DATA 2019">{{Internetquelle |url=https://www.unaids.org/sites/default/files/media_asset/2019-UNAIDS-data_en.pdf |titel=UNAIDS DATA 2019 |hrsg=unaids.org |datum=2019 |format=PDF;13,1 MB |sprache=en |abruf=2019-08-02}}</ref> |
|||
|style="text-align:center;"| 37,9 Mio. |
|||
|style="text-align:center;"| 1,7 Mio. |
|||
|style="text-align:center;"| 0,77 Mio. |
|||
|style="text-align:center;"| 23,3 Mio. |
|||
|- |
|||
|2019<ref name="UNAIDS DATA 2020">{{Internetquelle |url=https://www.unaids.org/sites/default/files/media_asset/2020_aids-data-book_en.pdf |titel=UNAIDS DATA 2020 |hrsg=unaids.org |datum=2020 |format=PDF;12,0 MB |sprache=en |abruf=2020-07-06}}</ref> |
|||
|style="text-align:center;"| 38,0 Mio. |
|||
|style="text-align:center;"| 1,7 Mio. |
|||
|style="text-align:center;"| 0,69 Mio. |
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|style="text-align:center;"| 25,4 Mio. |
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|- |
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|2020<ref name="UNAIDS2021" /> |
|||
|style="text-align:center;"| 37,8 Mio. |
|||
|style="text-align:center;"| 1,5 Mio. |
|||
|style="text-align:center;"| 0,69 Mio. |
|||
|style="text-align:center;"| 27,2 Mio. |
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|- |
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| 2021<!--<ref name="UNAIDS2022" /> --> |
|||
|style="text-align:center;"| 38,4 Mio. |
|||
|style="text-align:center;"| 1,5 Mio. |
|||
|style="text-align:center;"| 0,65 Mio. |
|||
|style="text-align:center;"| 28,7 Mio. |
|||
|- |
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| 2022<!--<ref name="UNAIDS2023" /> --> |
|||
|style="text-align:center;"| 39,0 Mio. |
|||
|style="text-align:center;"| 1,3 Mio. |
|||
|style="text-align:center;"| 0,63 Mio. |
|||
|style="text-align:center;"| 28,9 Mio. |
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|- |
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|2023 |
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|style="text-align:center;"|39,9 Mio. |
|||
|style="text-align:center;"|1,3 Mio. |
|||
|style="text-align:center;"|0,63 Mio. |
|||
|style="text-align:center;"|30,7 Mio. |
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|} |
|} |
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Aus epidemiologischer Sicht war das weltweite Verteilungsmuster von HIV sowie dessen ungleichmäßige Ausbreitung im Gegensatz zu den meisten anderen Viren ungewöhnlich. |
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<small>Alle Zahlen von UNAIDS</small><br> |
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Das erste entdeckte HI-Virus war HIV-1, Subtyp B aus der Hauptgruppe M. Dieses Virus tauchte erstmals um 1925 in Zentralafrika auf.<ref>W. David Hardy: ''Fundamentals of HIV Medicine 2019.'' Oxford 2019, [https://books.google.de/books?id=CNqUDwAAQBAJ&pg=PA15 S. 15.]</ref> Ein internationales Forscherteam kam nach Gen-Analysen zahlreicher HIV-Subtypen aus aller Welt zu dem Schluss, dass dieses Virus um das Jahr 1966 von Afrika nach [[Haiti]] gelangte. Die Untersuchungen belegen ferner, dass sich das Virus mit hoher Wahrscheinlichkeit zunächst innerhalb von Haiti und danach von dort über die ganze Welt ausbreitete. Es erreichte von Haiti aus im Jahr 1969 die USA, was anhand von Virusproben der ersten bekannten AIDS-Patienten aus Haiti nachvollzogen werden konnte.<ref name="SPON-514205">{{Internetquelle |url=https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/genanalyse-aids-blieb-in-usa-ein-jahrzehnt-lang-unerkannt-a-514205.html |titel=Genanalyse: Aids blieb in USA ein Jahrzehnt lang unerkannt |werk=[[Der Spiegel (online)|Spiegel Online]] |datum=2007-10-30 |abruf=2014-12-26}}</ref> In den USA habe sich das Virus zunächst sehr langsam in der heterosexuellen Bevölkerung ausgebreitet, bevor es sich dann wenig später innerhalb der Hochrisiko-Gruppe homosexueller Männer stärker verbreitete. |
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Im südlichen Afrika ist die Rate am höchsten. Die Rate der |
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Schwangeren HIV-Infizierten in [[Südafrika]] unter 20 Jahren ist auf |
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15,4 % gesunken (1998: 21 %); dies bedeutet, dass Aufklärungsprogramme |
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langsam Erfolge zeigen. |
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Jedoch sind die Aids-Raten bei älteren Frauen immer noch sehr hoch. |
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32 % der Frauen zwischen 24 und 29 Jahren sind derzeitig mit der |
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Krankheit infiziert. |
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Insgesamt sind 20 % der Bevölkerung Südafrikas mit HIV infiziert. |
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Während die HIV-Epidemie in den USA bereits in den 1980er Jahren begann, gab es einige Länder, die von HIV verschont zu sein schienen, dann aber mit großer Geschwindigkeit vom Virus erobert wurden. So geschah es vor allem in Osteuropa und Asien Mitte der 1990er Jahre. In anderen Ländern, zum Beispiel [[Kamerun]], blieb die [[Prävalenz]] von HIV jahrelang stabil, um dann sprunghaft anzusteigen. Auch eine Obergrenze in der HIV-Prävalenz scheint es nicht zu geben. So stieg die Quote der schwangeren Frauen mit HIV in städtischen Zentren in [[Botswana]] nach 1997 in vier Jahren von 38,5 auf 55,6 %. |
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===Deutschland=== |
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Die Zahl der Neuinfektionen lag in den letzten Jahren relativ konstant bei knapp 2.000 pro Jahr. Ende 2002 lebten ca. 39.000 HIV-infizierte Menschen in der Bundesrepublik. |
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Grund zur Besorgnis gibt der kontinuierliche Anstieg von anderen sexuell übertragbaren Krankheiten. Nicht nur, dass sich damit das Risiko einer Ansteckung erhöht, es zeigt auch, dass die Akzeptanz von [[Kondom|Kondomen]] rückläufig zu sein scheint. |
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Auch die Zahl der an Aids Erkrankten liegt bei ca. 700 pro Jahr und ist ebenfalls relativ konstant. Etwa 600 Menschen sind 2002 an den Folgen einer HIV-Infektion beziehungsweise an Aids verstorben. |
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Von Anfang der [[1980er|1980er Jahre]] bis 2002 haben sich in der Bundesrepublik Deutschland etwa 60.000 Menschen mit HIV infiziert, etwa 25.500 Menschen sind an Aids erkrankt und etwa 20.500 sind an den Folgen der HIV-Infektion gestorben. |
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Eine nachhaltig erfolgreiche Bekämpfung von HIV/AIDS in afrikanischen Hochprävalenzländern muss die Reduktion sowohl von AIDS-bedingten Todesfällen als auch von Neuinfektionen umfassen. Daten aus einigen schwer von der HIV-Epidemie getroffenen Ländern wie Kenia, Ruanda, Uganda und Simbabwe zeigen, dass sich die Rate der Neuinfektionen durch verschiedene Maßnahmen verringern lässt. Als Grundlagen dieses Erfolges gelten die landesweite Einführung von Sexualkundeunterricht, die zunehmende Einführung der antiretroviralen Therapie, flächendeckende Kampagnen zur Steigerung der Akzeptanz von Kondomen, HIV-Tests, deren Ergebnisse noch am selben Tag bekannt gegeben werden, und Selbsthilfe-Kits für [[Sexuell übertragbare Erkrankung|sexuell übertragbare Krankheiten]]. Diese Erfolge sind jedoch nur mit finanziellen Mitteln durchführbar, die viele der [[Endemie|Hochendemie]]-Länder in Afrika nicht allein aufbringen können. Unabdingbar ist ferner ebenso ein politischer Wille, diese Seuche aktiv zu bekämpfen. |
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Im August 2004 ergaben neueste Untersuchungen, dass die Zahl der Neuinfinzierten nun doch auf ca. 3.000 im letzten Bemessungszeitraum angestiegen ist und ca. 43.000 HIV-infizierte Menschen in der Bundesrepublik leben. Diese alarmierende Nachricht wird durch die Tatsache begründet, dass zum einen die Aufklärungswelle der [[1990er]]-Jahre "verebbt" sei und zum anderen gerade Jugendliche zwischen 13 und 16 Jahren eine erstaunliche Unkenntnis in Bezug auf die latente Ansteckungsgefahr beim ungeschützten Sexualakt hätten. So behauptet erschreckenderweise jeder fünfte Jugendliche, dass man einem HIV-Positiven "die Krankheit ansehen könne". Hinzu kommt eine Verharmlosung und gelegentliche Faszination mit den Gefahren, die bei manchen zu bewusst risikoreicherem Verhalten ([[Barebacking]]) führt. |
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Laut Daten aus Uganda konnte die Prävalenz von HIV bei schwangeren Frauen von fast 30 % im Jahr 1992 auf 5,4 % im Jahr 2007 gesenkt werden.<ref name="UNAIDS2008" /> Das Erfolgsmodell Uganda ist nicht unumstritten: Zur Reduktion der HIV-Prävalenz haben auch eine verbesserte Datenerhebung und die dramatische Sterblichkeitsrate von Menschen mit HIV/AIDS beigetragen. In Simbabwe ging die Prävalenz von 29 % (1997) auf 16 % (2007) zurück. Eine interdisziplinäre [[Gemeinsames Programm der Vereinten Nationen für HIV/Aids|UNAIDS]]-Studie kam zum Schluss, dass der hauptsächliche kausale Faktor eine Änderung des Sexualverhaltens war, die durch Reduktion von außerehelichem, kommerziellem und gelegentlichem Sex zu einer deutlichen Reduktion der Anzahl von Sexualpartnern führte.<ref>{{Literatur |Autor=Daniel T. Halperin et al. |Titel=A Surprising Prevention Success: Why Did the HIV Epidemic Decline in Zimbabwe? |Sammelwerk=[[PLOS Medicine]] |Nummer=8(2) |Datum=2011-02 |Sprache=en |DOI=10.1371/journal.pmed.1000414}}</ref> |
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== Aids in Afrika == |
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Die Aids-[[Pandemie]] hat ihre schlimmsten Ausmaße südlich der [[Sahara]]. Hier leben 26 Millionen Menschen mit einer HIV-Infektion. In einigen Ländern hat sich durch die Immunschwächeerkrankung die [[Lebenserwartung]] um mehr als 10 Jahre gesenkt. Warum sich die Erkrankung hier so viel schneller verbreitet, ist nicht ganz geklärt. |
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=== Weltweit === |
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Es scheint einige Faktoren zu geben, die die Ausbreitung begünstigen: während in Europa und Nordamerika schon kurz nach der Entdeckung des HI Virus durch Massenmedien, die Endzeitstimmung verbreiteten, große Teile der Bevölkerung über die Übertragungswege und Prävention informiert waren, blieb Aids in vielen Teilen Afrikas ein Tabuthema, dadurch hatte die Seuche fast 20 Jahre mehr Zeit, sich ungehindert zu verbreiten. Zudem war und ist in vielen Gebieten das Interesse, seinen HIV-Status zu kennen und somit andere schützen zu können, recht gering. Ein positives Testergebnis kommt in vielen Gebieten Afrikas einem Todesurteil gleich, da es keinerlei Behandlungsmöglichkeiten gibt. Zudem kann das Bekanntwerden des HIV-Status zu Diskriminierung führen. In Gebieten, in denen kostenlose HIV-Behandlungen angeboten werden, steigt auch das Interesse an HIV-Tests. In vielen Ländern haben ökonomische Bedingungen die herkömmlichen Lebensweisen verändert. Dies führt auch zum Anstieg der Armutsprostitution, die maßgeblich an der Verbreitung beteiligt ist. |
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{{Siehe auch|HIV-Prävalenz}} |
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Höhere [[Prävalenz]] und fehlende Behandlungsmöglichkeiten für andere [[sexuell übertragbare Krankheiten]] begünstigen die Übertragung des HI-Virus. Da viele Geschlechtskrankheiten zu Hautwunden an den Geschlechtsorganen führen, kann das Virus beim Geschlechtsverkehr in solchen Fällen die Schleimhautbarrieren wesentlich leichter überwinden. Gelegentlich werden auch genetische Faktoren in Betracht gezogen. Auch Unterschiede des HI-Virus von den in Europa verbreiteten Stämmen wurden als Faktoren benannt. Bekannt ist auch, dass Aids vermehrt mit den in Afrika häufigen Erkrankungen [[Tuberkulose]] und [[Malaria]] einher geht. In wie weit die [[Prävalenz]] dieser Erkrankungen die Verbreitung von HIV beeinflussen, ist noch nicht verstanden. [[Polygamie]] und das sofortige Heiraten der Witwen durch Familienangehörige des Verstorbenen sind ebenfalls begünstigende Faktoren. Auffallend ist, dass im Gegensatz zu Europa und Nordamerika mehr Frauen als Männer betroffen sind. Erklärungen dazu sind jedoch sehr vage. Bekannt ist, dass es einen Zusammenhang von Gewalt in Beziehungen und der Wahrscheinlichkeit, Aids zu haben, gibt: In [[Tansania]] ergab eine Untersuchung, dass bei jungen Frauen, die Gewalt durch ihren Partner erfahren haben, die Wahrscheinlichkeit, HIV-infiziert zu sein, zehn mal höher war als bei Frauen, die keine Gewalt erfuhren. In wie weit [[Patriarchat|patriarchale]] Verhältnisse die Verbreitung von HIV begünstigen, bleibt zu untersuchen, genauso wie die Frage, in wie weit [[Vergewaltigung]]en, vor allem in Bürgerkriegsländern, einen Einfluss auf die Verbreitung von HIV haben. Von verschiedenen Seiten werden die Statistiken für Afrika angezweifelt. Armut und Unterernährung seien für [[Immunschwäche]] und die Ausbreitung opportunistischer Infektionen verantwortlich und nicht das HI-Virus. Einige HIV-Testverfahren sollen zudem häufiger zu falsch positiven Ergebnissen kommen, wenn eine Malariainfektion vorliegt. |
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Nach wie vor ist das [[Südliches Afrika|südliche Afrika]] besonders stark von der Epidemie betroffen. Im Jahr 2012 fanden 70 % aller HIV-Neuinfektionen unter Erwachsenen hier statt. Jedoch zeigt sich, dass die Aufklärungs- und Präventionsprogramme Erfolg haben. Zwischen 2001 und 2012 sind die jährlichen HIV-Neuinfektionen im südlichen Afrika um 34 % zurückgegangen. Weltweit nahmen in 26 Ländern die HIV-Neuinfektionen im Zeitraum 2001 bis 2012 gar um 50 % oder mehr ab, darunter Äthiopien, Ghana, Indien, Thailand und die Ukraine. Ein Anstieg der Neuinfektionen ist hingegen in Osteuropa und Zentralasien sowie dem Mittleren Osten und Nordafrika zu verzeichnen. Das Land mit der weltweit höchsten HIV-Rate ist [[Eswatini|Swasiland]], wo 2012 26,5 % der Erwachsenen (15 bis 49 Jahre) mit HIV infiziert waren.<ref name="UNAIDS2013" /> |
|||
=== Deutschland === |
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Während in den [[Industrienation]]en sich für HIV-Infizierte die Lebenserwartung und Lebensqualität deutlich gebessert hat – sei es durch anti[[Retrovirus|retrovirale]] Medikamente, durch bessere Behandlung von opportunistischen Infektionen oder die medikamentöse [[Prophylaxe]] von Infektionen –, sind die Perspektiven von HIV-Infizierten in den meisten afrikanischen Ländern immer noch schlecht. Wo eine medizinische Versorgung oft ein [[Privileg]] weniger ist, bleibt eine lebenslange antiretrovirale Therapie für Millionen von Menschen unbezahlbar. Über viele Jahre herrschte von Seiten der Industrienationen Ignoranz gegenüber der [[Pandemie]] in Afrika. Dies hat sich etwas gebessert: In jüngster Zeit gibt es verschiedene Ansätze, HIV im großen Stil zu bekämpfen. Neben humanitären Gesichtspunkten spielen auch ökonomische Interessen eine Rolle in der neuen Hilfsbereitschaft. Jahre lang hatte die Pharmaindustrie nicht nur kein Interesse am Einsatz von antiretroviralen Medikamenten in afrikanischen Ländern, die so gut wie keinen Absatzmarkt darstellen. Einige Hersteller befürchteten auch, dass der Einsatz von antiretroviralen Medikamenten in armen Ländern zur Entstehung von Resistenzen führt, da durch fehlende Geldmittel und schlechte Infrastruktur Therapien immer wieder unterbrochen würden und dem Virus die Möglichkeit gegeben würde, sich zu erholen und anzupassen. Ein Sprecher der Organisation [[USAID]] behauptet zudem, dass viele Afrikaner nicht in der Lage seien, Medikamente jeden Tag zur gleichen Zeit einzunehmen – ein Vorurteil, das sich in einigen angesehen medizinischen Journalen wiederfand. Durch die Einführung von antiretroviralen [[Generikum|Generika]], die lange von den patentinhabenden Pharmafirmen verhindert wurde, wurde eine antiretrovirale Therapie für Hilfsorganisationen und für zumindest wohlhabende Teile der afrikanischen Bevölkerung erschwinglich. Jüngere Studien zu antiretroviralen Therapien ergaben, dass Resistenzprofile in Afrika sich nicht deutlich von denen in industriellen Ländern unterscheiden, und wenn man die mangelnden finanziellen Mittel als Faktor ausklammert, sich das [[Compliance (Medizin)|Einnahmeverhalten]] der Medikamente auch nicht unterscheidet. Zu Beginn des Jahres [[2004]] hat die [[Clinton Foundation]] eine Einigung mit verschiedenen Generikaherstellern und Markenherstellern erzielt und deutlich günstigere Konditionen für die Länder ausgehandelt, die am stärksten von der [[Pandemie]] betroffen sind. [[UNAIDS]] verkündete das Ziel, in diesen Ländern drei Millionen Menschen bis zum Jahre 2005 den Zugang zur antiretroviraler Therapie zu ermöglichen. Das Erreichen dieses ehrgeizigen Plans hängt vor allem davon ab, in wie weit die [[Geberländer]] von UNAIDS ihre Zusagen halten – die deutsche Bundesregierung hat einen Großteil des zugesagten Geldes zurückgehalten. |
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{{Tabelle HIV in Deutschland 2023}} |
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Im Jahr 1986 erreichte die Anzahl der HIV-Neuinfektionen mit knapp 6000 Infektionen in der Bundesrepublik ihren Höhepunkt, während in der DDR nur ein Infizierter registriert wurde.<ref>https://www.bpb.de/themen/deutschlandarchiv/318550/epidemien-in-der-ddr/</ref> |
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Einen eigenen Weg in der Aidsbekämpfung in Afrika scheinen die Vereinigten Staaten von Amerika zu gehen. Präsident [[George W. Bush|Bush]] verkündete einen “Emergency Plan” und versprach große Geldsummen. Diese Initiative wird jedoch von vielen Seiten kritisiert. Zum einen wird vorgeworfen, dass die Zahlen künstlich hoch gerechnet werden. Es werden bestehende Programme, die sowieso schon finanziert werden, zum Emergency Plan umdeklariert. Zum anderen werden die Bedingungen kritisiert, die erfüllt werden müssen, um Geld zu erhalten. So dürfen Therapieprogramme nur bestimmte Markenprodukte anstelle von Generika benutzen, sodass eine Therapie drei- bis fünfmal teurer wird. Auch die deutliche Bevorzugung von so genannten “Faith based Organisations” gegenüber anderen [[Nichtregierungsorganisation|NGOs]] und Initiativen wird kritisiert. Von diesen wird häufig der Gebrauch von [[Kondom]]en abgelehnt – dem nachweislich effektivsten Mittel im Kampf gegen die Pandemie. Auch die deutliche Gewichtung der Geldmittel zugunsten medikamentöser Therapie gegenüber Präventionsmaßnahmen wird von einigen kritisch gesehen. Wie eine Studie von UNAIDS-Mitarbeitern ergab, ist die Therapie der mit Abstand teuerste Weg der Pandemiebekämpfung. |
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Im Jahr 1987 erwog die [[bayerische Staatsregierung]] im Kampf gegen die Verbreitung des HI-Virus eine Gesetzesinitiative zur Verschärfung des damaligen Bundes-Seuchengesetzes. Vorgesehen waren Zwangstests für Bewerber für den öffentlichen Dienst und Strafgefangene sowie die Ausweisung HIV-positiver Ausländer und die Quarantäne infizierter Personen „in speziellen Heimen“.<ref>{{Der Spiegel |ID=13522444 |Titel=Bayern: Entartung ausdünnen |Jahr=1987 |Nr=12 |Seiten=}}</ref><ref>Johann Osel: [https://www.sueddeutsche.de/bayern/ein-paukenschlag-von-gauweiler-das-letzte-mittel-1.3394240 ''Als Bayern Aids den Kampf ansagte.''] Süddeutsche Zeitung, 25. Februar 2017.</ref> Am 19. Mai 1987 machte die bayerische Regierung ihren Maßnahmenkatalog mit Volzugshinweisen zu Seuchenrecht, Ausländerrecht und Polizeirecht bekannt.<ref>''Maßnahmenkatalog der Bayerischen Staatsregierung zur Verhütung und Bekämpfung der Immunschwächekrankheit AIDS – Bekanntmachung des Bayerischen Staatsministeriums des Inneren vom 19. Mai 1987.'' In: [[Johannes Gründel]] (Hrsg.): ''AIDS. Herausforderung an Gesellschaft und Moral'' (= ''Schriften der Katholischen Akademie in Bayern.'' Band 125). Mit Beiträgen von [[Otfried Seewald]] und anderen und einem Anhang ''Gesetzestexte, staatliche Maßnahmen, kirchliche Orientierungen''. Patmos, Düsseldorf 1987, ISBN 3-491-77686-4, S. 145–155.</ref> Im selben Jahr, am 27. März, wurde in Bonn von der [[Gesundheitsministerkonferenz]], die sich bereits 1985 in Stuttgart und 1986 in Berlin mit Problemen der AIDS-Bekämpfung befasst hatte, eine ''Entschließung der für das Gesundheitswesen zuständigen Minister und Senatoren der Länder'' herausgegeben, in der Feststellungen und Maßnahmen zur Epidemiologie, Vorbeugungsmaßnahmen, Eingriffsmaßnahmen, Betreuung und Versorgung, Zusammenarbeit und Forschung enthalten sind.<ref>''Entschließung der für das Gesundheitswesen zuständigen Minister und Senatoren der Länder (GMK) am 27. März 1987 in Bonn.'' In: [[Johannes Gründel]] (Hrsg.): ''AIDS. Herausforderung an Gesellschaft und Moral'' (= ''Schriften der Katholischen Akademie in Bayern.'' Band 125). Mit Beiträgen von [[Otfried Seewald]] und anderen und einem Anhang ''Gesetzestexte, staatliche Maßnahmen, kirchliche Orientierungen''. Patmos, Düsseldorf 1987, ISBN 3-491-77686-4, S. 138–144.</ref> |
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== Alternativ begründete Thesen == |
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Zur Herkunft und Verbreitung von HIV und Aids gibt es Theorien, die der in der Wissenschaft vorherrschenden Sichtweise widersprechen und insbesondere deren These über den Zusammenhang von HIV und Aids anzweifeln: |
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In den 1990er Jahren kam es jährlich zu etwa 2000 HIV-Neuinfektionen. Von 2000 bis 2005 stieg die Zahl der Neuinfektionen jährlich kontinuierlich an, besonders bei [[Männer, die Sex mit Männern haben|Männern, die Sex mit Männern haben]] (MSM). Seit 2005 scheinen sich die jährlichen Neuinfektionen bei einem Wert von etwa 3000 zu stabilisieren. In Deutschland zählt AIDS im Vergleich mit anderen Todesursachen mit etwa 460 Toten pro Jahr zu den eher unbedeutenden [[Todesursache]]n. Nach Daten des [[Robert Koch-Institut]]s (RKI) erlagen bis Ende 2023 insgesamt etwa 33.900 Menschen in Deutschland den Folgen der Immunschwäche.<ref name=":5">{{Internetquelle |url=https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2024/Ausgaben/28_24.pdf?__blob=publicationFile |titel=HIV in Deutschland 2022 und 2023 |werk=Epidemiologisches Bulletin 28 / 2024 |hrsg=RKI |datum=2024-07-11 |format=PDF |sprache=de |abruf=2025-01-04}}</ref> Im Jahr 2023 waren geschätzt 96.700 Menschen in Deutschland (ca. ein Mensch auf 1000) mit HIV infiziert. Die Inzidenz an Neuinfektionen ist dabei regional sehr unterschiedlich. In Großstädten (Berlin, Köln, Hamburg, Stuttgart, Frankfurt am Main) betrug sie im Jahr 2012 zwischen 10 und 13/100.000 Einwohnern, während sie im ländlichen Raum deutlich niedriger lag. Jedoch zeigt eine Analyse der Meldezahlen seit 2000, dass insbesondere unter MSM die Zahl der Meldungen außerhalb der Großstädte stärker zugenommen hat als die Meldungen aus den Großstädten und sich somit die Zahlen langsam angleichen.<ref>{{Literatur |Hrsg=Robert Koch-Institut |Titel=[[Epidemiologisches Bulletin]] 24/2013 |Datum=2013-06-17 |Kommentar=Tabelle 5 |Online=http://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2013/Ausgaben/24_13.pdf?__blob=publicationFile |Format=PDF |KBytes=327 |Abruf=2014-02-04}}</ref> In großen Städten waren 2009 laut RKI 10 bis 12 Prozent der MSM HIV-positiv.<ref>{{Internetquelle |autor=Holger Wicht |url=https://magazin.hiv/2009/07/11/mediathek-berliner-forscher-entwickeln-schatzverfahren-10-prozent-der-schwulen-grosstadter-hiv-positiv/ |titel=Berliner Forscher entwickeln Schätzverfahren: 10 Prozent der schwulen Großstädter HIV-positiv |werk=magazin.hiv |hrsg=Deutsche AIDS-Hilfe |datum=2009-07-11 |abruf=2019-10-30}}</ref> |
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* [[Peter Duesberg]] [http://www.duesberg.com/], Institutsleiter an der [[University of California, Berkeley|Universität Berkeley]] und Entdecker der Retroviren (zu denen auch HIV gezählt wird), [[Kary Mullis]] [http://www.virusmyth.net/aids/index/kmullis.htm], [[Nobelpreisträger]] und Erfinder der [[Polymerase-Kettenreaktion]] (ein wichtiges gentechnisches diagnostisches Verfahren, das auch Grundlage jener HIV-Tests ist, mit denen direkt HIV-Partikel - statt potentiell [[Kreuzreaktion|kreuzreagierender]] und damit möglicherweise [[falsch-positiv]]er Antikörper - nachgewiesen werden) und eine Reihe anderer namhafter Wissenschaftler (mehrere Nobelpreisträger, diverse Leiter mikrobiologischer Institute, Akademiemitglieder usw. [http://aras.ab.ca/]) kommen aus eigenen und fremden Forschungsergebnissen zu dem Schluss, HIV führe nicht zu Aids [http://aids-info.net/]. |
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Von den etwa 2200 Neuinfizierten im Jahr 2023 waren nach Schätzungen des RKI etwa 77 % Männer. 55 % der Neuinfizierten sind Männer, die Sex mit Männern haben; etwa 28 % der Übertragungen kamen durch heterosexuellen Geschlechtsverkehr zustande, 17 % der Infektionen durch infizierte Spritzen bei intravenösem Drogenkonsum und weniger als 1 % Übertragungen von der Mutter auf das Kind während der Schwangerschaft und der Geburt. Die Zahl der bisher noch nicht diagnostizierten HIV-Positiven in Deutschland beträgt laut Schätzungen etwa 8.200.<ref name=":5" /> Das Infektionsrisiko für Männer, die Sex mit Männern haben, ist damit signifikant höher, als bei ungeschütztem Geschlechtsverkehr bei heterosexuellen Paaren. Die Krankheit betrifft alle gesellschaftlichen Gruppen und sozialen Schichten.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.hiv-symptome.de/hiv-statistik |titel=Präventions-Initiative HIV-Symptome.de: HIV Statistik 2009/2010 |abruf=2011-04-19}}</ref> |
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* Kritiker wenden unter anderem ein, dass die wissenschaftliche [[Evidenz]] nicht sicher ausreicht, um Afrika definitiv als Herkunftsland zu belegen, um die absichtliche oder versehentliche Herstellung des HI-Virus im [[Labor]] auszuschließen oder um eine Übertragung zwischen Tier und Mensch sicher (von Affen auf Menschen) anzunehmen. Professor Dr. sc. [[Jakob Segal]] (1911-1995), 1971 emeritierter Leiter des Instituts für Allgemeine Biologie an der Humboldt-Universität, Berlin, stellte zudem bereits um 1987 die These auf, dass das HI-Virus möglicherweise das Ergebnis militärischer Experimente in Fort Detrick, Maryland, USA, durch den US-Forscher Gallo sei<!-- , vgl. hierzu [http://www.uni-muenster.de/PeaCon/s-eliten/methode/aids.html] // seite existiert nicht (404)-->; eine Basis vieler [[Verschwörungstheorie]]n, die Aids als bewusst gegen bestimmte Personengruppen eingesetzte [[Biowaffe]] sehen (s.u.). Segal und seine Mitarbeiter entwickelten zudem alternative Erklärungsansätze, wie die HIV-Infektion das Aids verursacht; und davon ausgehend Vorschläge zur Therapie (regelmäßige Einnahme von [[Acetylsalicylsäure]], z.B. in Form von ''Aspirin<sup>®</sup>'', Behandlung mit [[Ultraviolett|UV]]-bestrahltem Blut) und zu möglichen Impfungen, die sich jedoch jeweils nicht durchgesetzt haben. Zu Details siehe den Artikel [[Jakob Segal]]. |
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Die vom RKI ermittelten Daten zur Verbreitung von HIV und AIDS sind nur begrenzt mit früher publizierten Schätzungen vergleichbar, da zusätzliche Daten und Informationen sowie die Anpassung der Erhebungsmethodik die Berechnungen von Jahr zu Jahr verändern. Das RKI passt daher die alljährliche Auswertung der sich verändernden Datenlage an und interpoliert beispielsweise Daten aus den Anfangszeiten der HIV-Epidemie, um eine Gesamttendenz sichtbar zu machen. |
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* Viele Forscher, die eine Nicht-Mainstream-Sicht auf das HIV/Aids-Phänomen haben, haben sich in der "Scientific Group for Reappraising the HIV-AIDS hypothesis" zusammengefunden. Der Zugang zu Aids-Konferenzen wird ihnen in aller Regel verweigert. Innerhalb dieser Gruppe gibt es unterschiedlich starke Ausprägungen der Zweifel: Einige zweifeln die Infektiosität oder Übertragbarkeit von HIV an, andere sogar die Existenz eines HIV (siehe oben). Die Gruppe benennt hauptsächlich harte [[Drogen]], [[Unterernährung]] und [[Vergiftung]]en als Ursache für das Aids-Syndrom. Vgl. [[AIDS-Dissidenten]] |
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Grund zur Besorgnis gibt weiterhin der kontinuierliche Anstieg von anderen [[Sexuell übertragbare Erkrankung|sexuell übertragbaren Krankheiten]]. Nicht nur, dass sich damit das Risiko einer HIV-Infektion erhöht, es zeigt auch, dass die Akzeptanz von [[Kondom]]en rückläufig ist und die Präventionsmaßnahmen der letzten Jahrzehnte offensichtlich an Wirkung verlieren. |
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* In Afrika ist die These gängig, dass westliche Rassisten die Krankheit Aids auf ihren Kontinent gebracht haben, um die dortige Bevölkerung zu dezimieren und vorhandene Rohstoffe billiger mittels verstärkter Maschinenunterstützung und installierter "Marionetten-Regimes" (wie aus Iran, Panama, Irak, u.v.a.m. bekannt) "neo"-kolonialistisch auszubeuten. |
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=== Österreich === |
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Anfang 2008 lebten etwa 12.000 bis 15.000 HIV-Infizierte in Österreich, etwa die Hälfte davon in [[Wien]]. Die Zahl der Neuinfektionen beträgt seit 2003 etwa 450 pro Jahr (2015: 428<ref>{{Internetquelle |url=http://www.virologie.meduniwien.ac.at/fileadmin/virologie/files/Epidemiologie/2016/0316.pdf |titel=„Virusepidemiologische Information“ Nr. 3/16 |werk=virologie.meduniwien.ac.at |datum=2016 |format=PDF; 634 kB |abruf=2019-08-04}}</ref>). Die niedrigste Rate war 1997 mit 297, die höchste 1993 mit 561 Neuinfektionen. Die Anzahl der Neuinfektionen bleibt mittlerweile relativ konstant. Zwischen 1983 und dem 5. Mai 2008 sind in Österreich 2608 Menschen an AIDS erkrankt und 1468 gestorben. Von 2003, mit 50 neuen Erkrankungen, stiegen sie im Jahr 2004 auf 65 an. |
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Der umgangssprachlich sogenannte "Aidstest" meint den [[HIV]]-Antikörper-Test. Dies ist ein kostengünstiger [[Suchtest]], basierend auf einem [[Enzyme-linked Immunosorbent Assay]] (ELISA), und eignet sich daher für regelmäßige Untersuchung gefährdeter Personen. Hier wird das Blut auf das Vorhandensein von [[Antikörper]]n untersucht. Dieser Test ist frühestens zwölf Wochen nach einem eventuellen Risikoereignis sinnvoll, weil sich erst dann Antikörper in der Anzahl gebildet haben, dass man sie '''sicher''' nachweisen kann. Der Test hat eine hohe [[Sensitiviät]], d.h. sollten Antikörper vorhanden sein, werden diese auch erkannt. Allerdings sind mit keinem dieser Tests die erkannten Antikörper eindeutig einer HIV-Infektion zuzuweisen. Nach einem "reaktiven" ist grundsätzlich ein so genannter Bestätigungstest durchzuführen. Eine Beschreibung findet sich unter Wikipedia: "[[HIV]]". |
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2006 erfolgten fast 42 % der Neuinfektionen über heterosexuelle Kontakte (1998 waren es 27 %), 28,6 % über homosexuelle Kontakte und 20,5 % über intravenösen Drogenkonsum. |
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Zur Sicherung der [[Diagnose]] und genaueren Untersuchung der vorhandenen Virusstämme dienen umfassende weiterführende Tests, welche Antikörper, HIV-[[Antigen]] oder beide detektieren können. Weiter dient ein Nachweis proviraler HIV-[[DNA]] der Sicherung der Diagnose, während sich anhand der HIV-[[RNA]] die Virus-"Menge" messen lässt. Mittlerweile werden auch solche Nachweismethoden zum diagnostischen Standard, welche [[Resistenz]]en in den Virusstämmen gegen antiretrovirale Therapien zeigen. |
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Pro Jahr werden in Österreich rund eine Mio. HIV-Antikörper-Tests durchgeführt (500.000 davon durch Spenden finanziert). Ein Problem ist, dass die Tests oft in der falschen Zielgruppe durchgeführt werden (Pensionisten). Einerseits wird sehr viel getestet, andererseits wird bei vielen der Betroffenen die HIV-Infektion erst im Zuge der tatsächlichen Erkrankung bekannt. |
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Schwierigkeiten bereitet die Diagnose bei Neugeborenen, da die nachgewiesenen Anti-HIV-[[Antikörper]] der Klasse [[Immunglobulin#IgG|IgG]] üblicherweise von der infizierten Mutter stammen. Kommerziell erhältliche Tests zum Nachweis von [[Immunglobulin#IgM|IgM]]- oder [[Immunglobulin#IgA|IgA]]-Antikörpern, welche vom Kind gebildet werden, sind noch nicht vorhanden. Somit lässt sich bei positivem Antikörper-Suchtest, aber bei negativem Test auf HIV-DNA oder -RNA kein klarer Status erschließen. |
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=== Schweiz === |
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Beratungsstellen für einen kostenlosen und anonymen HIV-Antikörpertest in Nordrhein-Westfalen findet man unter folgendem Link: |
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In der Schweiz begann die AIDS-Epidemie 1983 mit 8 gemeldeten AIDS-Fällen und erreichte ihren Höhepunkt im Jahr 1992 mit 244 Fällen bei homosexuellen Männern.<ref>{{Literatur |Autor=Knolle, Helmut |Titel=Die AIDS-Epidemie unter homosexuellen Männern: Vergleich einer Modellrechnung mit Daten aus der Schweiz |Sammelwerk=Informatik, Biometrie und Epidemiologie in Medizin und Epidemiologie |Band=26 |Nummer=1 |Datum=1995 |Seiten=7-17}}</ref> |
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* [http://www.vak-nrw.de/ '''kostenloser und anonymer HIV-Test''' bei Beratungsstellen in Nordrhein-Westfalen] |
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In der Schweiz wurden im Jahr 2014 519 positive HIV-Tests gemeldet. Seit 2008 gibt es einen kontinuierlichen, leicht abnehmenden Trend bei der Anzahl der HIV-Diagnosen. Besonders stark betroffen sind die Kantone [[Kanton Zürich|Zürich]], [[Kanton Waadt|Waadt]] und [[Kanton Genf|Genf]]. |
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Informationen zum Aids-Test bundesweit gibt es unter [http://www.aidshilfe.de Aids Hilfe Deutschland] |
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Im Jahr 2014 kamen 50 % der Infektionen bei Männern, die Sex mit Männern haben, zustande. Die Anzahl der Ansteckungen nach [[Heterosexualität|heterosexuellem]] Verkehr folgt mit 39,1 %. Die Ansteckungen nach Drogenkonsum sinken kontinuierlich und liegen bei 1,6 %. |
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Individuelle Anfragen beantwortet die [http://www.aidsberatung4you.de Aidsberatung 4you] |
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Bei Männern (sowohl homo- als auch heterosexuell) fand die Infektion mit HIV öfter bei Gelegenheitssex als bei Sex mit einem festen Partner statt. Hingegen steckten sich Frauen überwiegend in einer festen Partnerschaft an. Dementsprechend schützt eine feste Partnerschaft nicht zwingend vor HIV.<ref name="BAG2014">{{Webarchiv |url=http://www.bag.admin.ch/themen/medizin/00682/00684/01032/index.html?lang=de&download=NHzLpZeg7t,lnp6I0NTU042l2Z6ln1acy4Zn4Z2qZpnO2Yuq2Z6gpJCMeHx3e2ym162epYbg2c_JjKbNoKSn6A-- |text=HIV- und STI-Fallzahlen 2014: Berichterstattung, Analysen und Trends |wayback=20160304210605}} (PDF; 3,1 MB)</ref> |
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== Meldepflicht == |
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In Deutschland wird dem feststellenden Arzt im Rahmen der Laborberichtspflicht empfohlen, eine HIV-Infektion anonymisiert dem [[Robert-Koch-Institut]] in Berlin zu melden. |
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Eine HIV-Infektion ist in Österreich, im Gegensatz zur Aidserkrankung, nicht meldepflichtig. Diese erfolgt an das Ministerium in anonymisierter Form. |
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=== Afrika === |
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== Sozialethische Beurteilung == |
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{{Hauptartikel|HIV/AIDS in Afrika}} |
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Das Krankheitssyndrom Aids hat sich weltweit zu einer ernsten Herausforderung für direkt Betroffene, für die medizinische Wissenschaft, aber auch für all jene, die derartige Patienten zu betreuen haben oder mit ihnen zusammenleben müssen, entwickelt. |
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Die HIV/AIDS-[[Pandemie]] hat ihre schlimmsten Ausmaße südlich der [[Sahara]]. Hier leben 24,7 Millionen Menschen mit einer HIV-Infektion (ca. einer von zwanzig Erwachsenen ist infiziert). Die Hauptübertragungswege von HIV unterscheiden sich grundlegend von denen in Europa und Nordamerika: Der heterosexuelle Geschlechtsverkehr ist in Afrika mit etwa 50 % der HIV-Infektionen der weitaus häufigste Übertragungsweg. Zu weiteren 5 bis 10 % der Ansteckungen kommt es durch infizierte Bluttransfusionen. Die Übertragung des Virus von HIV-positiven, schwangeren Frauen auf ihre Neugeborenen während der Schwangerschaft, der Geburt und der Stillzeit ist ein weiterer Ansteckungsweg. In einigen Ländern hatte sich durch die Immunschwächeerkrankung die [[Lebenserwartung]] um mehr als zehn Jahre gesenkt. Inzwischen hat sich die Situation gebessert. Im Jahre 2013 kannten etwa die Hälfte der Infizierten südlich der Sahara ihren HIV-Status. Von diesen erhielten 87 % eine antiretrovirale Therapie.<ref name="UNAIDS-GAP">{{Literatur |Autor=[[Gemeinsames Programm der Vereinten Nationen für HIV/Aids|UNAIDS]] |Titel=UNAIDS The GAP Report (2014) |Datum= |Online=http://www.unaids.org/sites/default/files/en/media/unaids/contentassets/documents/unaidspublication/2014/UNAIDS_Gap_report_en.pdf |Format=PDF |KBytes=2500 |Abruf=2015-06-13}}</ref> |
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Fernab von jeder [[Stigmatisierung]] aidskranker Patienten gilt es, Mittel und Wege zu finden, ihnen besser wirksam zu helfen: Sei es durch immer noch nicht ausreichend verfügbare [[Therapie|therapeutische Maßnahmen]], sei es im Sinn der [[symptomatische Therapie|symptomatischen Therapie]] und [[Palliation|palliativen Medizin]]. Geboten ist zudem umfassende und wirksame [[Prävention]]. |
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Es scheint einige Faktoren zu geben, die die Ausbreitung des HI-Virus begünstigen: Während in Europa und Nordamerika schon kurz nach der Entdeckung des HI-Virus die Massenmedien große Teile der Bevölkerung mit Informationskampagnen über die tödlichen Gefahren einer HIV-Infektion und Prävention informierten und zur Enttabuisierung<ref>[[Johannes Gründel]]: ''AIDS – Anlaß zur Enttabuisierung ehtischer Fragestellungen.'' In: Johannes Gründel (Hrsg.): ''AIDS. Herausforderung an Gesellschaft und Moral'' (= ''Schriften der Katholischen Akademie in Bayern.'' Band 125). Mit Beiträgen von [[Otto Braun-Falco]], [[Ludwig Demling]], Johannes Gründel, [[Gundolf Keil]], [[Henrik Kreutz]] und [[Otfried Seewald]]. Mit einem Anhang ''Gesetzestexte, staatliche Maßnahmen, kirchliche Orientierungen''. Patmos, Düsseldorf 1987, ISBN 3-491-77686-4, S. 80–106.</ref> beitrugen, blieb AIDS in vielen Teilen Afrikas ein Tabuthema. So hatte das HI-Virus fast zwanzig Jahre mehr Zeit, sich ungehindert auszubreiten. |
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Die Suche nach einer ethisch vertretbaren Aids-Bekämpfungsstrategie führt zu teils gegenteiligen Ergebnissen: Die einen betonen die unbedingte Notwendigkeit eines ausschließlich oder doch primär „technischen“ Schutzes gegen die Ausbreitung der Krankheit. Andere sehen diese Antwort als nicht ausreichend an bzw. lehnen diese aus Gründen einer religiösen Ethik ab. Sie betonen den Wert der dauerhaften ehelichen [[Treue]] neu bzw. fordern im konkreten Fall auch zeitweise oder völlige [[Enthaltsamkeit]] ein. Die Propagierung von Kondomen als Schutz gegen Aids sei vom religiös-christlichen Standpunkt aus bedenklich. Man argumentiert, auf diese Weise werde ein mit [[Promiskuität]] und gewissen sexuellen Praktiken assoziierter verantwortungsloser Lebensstil gefördert, der die eigene Person sowie andere Menschen einer todbringenden Gefahr aussetze. |
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=== Nachfolgestaaten der Sowjetunion === |
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Im Oktober 2003 deckte die [[BBC]] in einer Reportage auf, dass Priester, Nonnen und katholische Sozialarbeiter auf direkte Weisung des [[Vatikan]]s überall in der so genannten [[Dritte Welt|Dritten Welt]] die Unwahrheit verbreiten, [[Kondom]]e böten keinen Schutz vor Aids. Das Virus könne jederzeit durch das Latex schlüpfen, weil es 450-mal kleiner sei als ein [[Spermatozoon]] und damit auch deutlich kleiner als [[Pore]]n im Material. So macht etwa der Erzbischof von Nairobi, [[Raphael Ndingi Nzeki]], in [[Kenia]], wo nach offiziellen Schätzungen bereits 20 % der Bevölkerung mit HIV infiziert sind, die Verfügbarkeit von Kondomen für die rasche Ausbreitung der Epidemie verantwortlich. Nach Aussage von Gesundheitsarbeitern erzählen manche Priester sogar, dass die Kondome selbst mit dem Virus beschichtet seien. [http://www.guardian.co.uk/print/0,3858,4770493-106925,00.html] |
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{{Siehe auch|HIV/AIDS in der Ukraine}} |
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Die ersten HIV-Infektionen in der [[Sowjetunion]] wurden erst Ende der 1980er Jahre registriert. Eine epidemische Ausbreitung begann Anfang der 1990er Jahre, und zwar zunächst fast ausschließlich unter Benutzern von Injektionsdrogen. Der Hauptansteckungsweg war der gemeinsame Gebrauch von Spritzen. Mit der sich nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion ausbreitenden Drogensucht stieg auch die Zahl der Infektionen mit HIV. |
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Viele Gesundheitsorganisationen betrachten die religiös motivierte und sachlich irreführende Anti-Kondom-Propaganda zahlreicher Kirchen als ein großes Hindernis für ihre Präventionsarbeit. Sie sei in hohem Maße unethisch, weil sie die Wahrung einer restriktiven [[Sexualmoral]] für wichtiger als oder ausreichend für die mögliche Eindämmung der Aids-Epidemie halte. |
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Bis heute, wo je nach Region bereits bis zu 60 % der Neuinfektionen auf sexuellem Weg stattfinden, prägt ihre Entstehung im Drogenmilieu das Erscheinungsbild der HIV-Epidemie in den Nachfolgestaaten der Sowjetunion. Am stärksten betroffen und im Hinblick auf die Charakteristika der Epidemie beispielhaft für viele Regionen der ehemaligen Sowjetunion war die [[Ukraine]]. |
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==Literatur== |
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'''Bücher''' |
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* Ilse Zündorf: ''Entdeckung und Ursprung des HI-Virus''. Pharmazie in unserer Zeit 30(3), S. 190 - 192 (2001), ISSN 0048-3664 |
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* Ilse Zündorf, Theo Dingermann: ''Struktur des HI-Virus''. Pharmazie in unserer Zeit 30(3), S. 202 - 207 (2001), ISSN 0048-3664 |
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* H. Leisch: ''Die AIDS-Pandemie - regionale Auswirkungen einer globalen Seuche''. Geographische Rundschau 53(2), S. 26 - 31 (2001), ISSN 0016-7460 |
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* UNAIDS: ''2004 Report on the Global HIV/AIDS Epidemic: 4th Global Report'', Genf, 2004, ISBN 92-9173-355-5 |
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* Schirin Bogner: ''Ich wollte hundert Jahre alt werden'', 2002, ISBN 3404615115 |
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* Randy Shilts: ''AIDS. Die Geschichte eines großen Versagens'', 1989, ISBN 3442114861 |
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* Manuel Kiper: ''Seuchengefahr aus der Retorte'', rororo Tb Verlag GmbH, 1992 ISBN 3-499-13119-6 |
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* Peter Duesberg / Kary Mullis (Vorwort): ''Inventing the AIDS Virus'', Regnery Publishing, 1997, ISBN 0895263998 |
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* Wolff Geisler: ''AIDS, Herkunft, Verbreitung und Heilung'', Bipawo Verlag, 1994, ISBN 3-9803883-1-X |
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Laut Angaben zu Beginn der Welt-AIDS-Konferenz 2018 nahmen die Neuinfektionen in Osteuropa und Zentralasien als einziger Weltregion zwischen 2010 und 2016 zu, zu 80 Prozent betreffe dies [[Russland]],<ref>[https://www.derbund.ch/wissen/russland-droht-eine-hivepidemie/story/27387763 ''Russland kämpft mit einer HIV-Epidemie'']. Der Bund, 23. Juli 2018.</ref> wo die Anzahl der Neuinfektionen 2017 laut UNAIDS doppelt so hoch lag wie 2005.<ref>{{Webarchiv |url=http://www.unaids.org/sites/default/files/media_asset/unaids-data-2018_en.pdf |text=UNAIDS Data 2018 |wayback=20180725122914}}</ref> Im Jahr 2019 zählte die Verbraucherschutzbehörde dort knapp über eine Million Infizierte und zirka 80 tägliche Neuansteckungen, so Wadim Pokrowski<!-- Wer ist das? -->.<ref>[https://www.avert.org/professionals/hiv-around-world/eastern-europe-central-asia/russia HIV and AIDS in Russia], avert.org, nach dem letzten Update vom 1. Oktober 2019.</ref> |
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'''Zeitschriften''' |
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*African Journal Of Aids Research (Grahamstown, Südafrika) |
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== Geschichte == |
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=== Entstehungstheorien === |
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Als einheitliches Krankheitsbild wurde AIDS erstmals 1981 in Kalifornien erkannt und beschrieben.<ref>[[Ludwig Demling]]: ''Tödliche Bedrohung AIDS.'' In [[Johannes Gründel]] (Hrsg.): ''AIDS. Herausforderung an Gesellschaft und Moral'' (= ''Schriften der Katholischen Akademie in Bayern.'' Band 125). Mit Beiträgen von [[Otto Braun-Falco]], Ludwig Demling, Johannes Gründel, [[Gundolf Keil]], [[Henrik Kreutz]] und [[Otfried Seewald]]. Mit einem Anhang ''Gesetzestexte, staatliche Maßnahmen, kirchliche Orientierungen''. Patmos, Düsseldorf 1987, ISBN 3-491-77686-4, S. 24–30, hier: S. 24–25 (''Ätiologie – geographischer Ursprung'').</ref> Der Erreger von AIDS war 1983 gefunden worden.<ref>Otto Braun-Falco: ''AIDS – Steckbrief der Erkrankung und Ausmaß der Bedrohung. Ein Beitrag aus medizinischer Sicht.'' 1987, S. 14–15.</ref> Mit dem menschlichen HI-Virus fast identisch ist das bei Affenarten vorkommende [[Simianes Immundefizienz-Virus|simiane Immundefizienz-Virus]] (SIV). Es dürfte seit mindestens 32.000 bis 75.000 Jahren existieren, wie durch Vergleiche von Proben ermittelt wurde, die von der im [[Golf von Guinea]] vor Afrika liegenden Insel [[Bioko]] und vom afrikanischen Festland stammen.<ref>{{Internetquelle |url=https://sciencev2.orf.at/stories/1662081/index.html |titel=Studie – Ursprungsvirus von HIV älter als gedacht |werk=orf.at |datum=2010-09-17 |abruf=2019-03-06}}</ref> Man unterscheidet vor allem das afrikanische SIVcpz (von ''chimpanzee''), von dem HIV-1 abstammt, und das asiatische SIVmac (von ''macaque''), von dem das seltenere HIV-2 abstammt. |
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* ''[[Philadelphia (Film)]]'', 1993, [http://german.imdb.com/title/tt0107818/ IMDb] |
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* ''... und das Leben geht weiter'', 1994, [http://german.imdb.com/title/tt0106273/ IMDb] |
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* ''Kids'', 1995, [http://german.imdb.com/title/tt0113540/ IMDb] |
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* ''It's my Party'', 1996, [http://german.imdb.com/title/tt0113443/ IMDb] |
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* ''Fickende Fische'', 2002, [http://imdb.com/title/tt0291905/ IMDb] |
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Genetische Analysen von Virologen der [[University of Alabama at Birmingham]] aus dem Jahre 2003 zeigen, dass SIVcpz eine Kombination aus zwei Virusstämmen ist, die in [[Große Weißnasenmeerkatze|Weißnasenmeerkatzen]] und [[Halsbandmangabe]]n vorkommen. Da diese Arten von Schimpansen gejagt und gefressen werden, könnten sich die Schimpansen mit den zwei Virusstämmen infiziert haben, aus denen sich dann in ihrem Körper das SI-Virus gebildet haben könnte.<ref>Donald G. McNeil Jr.: [https://www.nytimes.com/2003/06/13/us/researchers-have-new-theory-on-origin-of-aids-virus.html ''Researchers Have New Theory on Origin of AIDS Virus.''] In: ''nytimes.com'', 13. Juni 2003, abgerufen am 21. Juni 2020 (englisch).</ref> |
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=== Dokumentationen === |
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*''Sindis letzte Chance: Billige AIDS-Medikamente für Südafrika'', [[WDR]] 2001 [http://www.wdr.de/tv/diestory/archiv/2001/05/07.html] |
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* ''Tödlicher Ausverkauf: Wie AIDS nach Asien kam'', WDR 2004 [http://www.wdr.de/tv/diestory/archiv/2004/09/27.html] |
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* [[Fritz Poppenberg|Poppenberg, Fritz]]: ''Die AIDS-Rebellen'', 1992, Dokumentation |
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* [[Djamel Tahi|Tahi, Djamel]]: ''AIDS - Die großen Zweifel'', Dokumentation |
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* [[Konrad Hoya|Hoya, Konrad]]: ''Fehldiagnose AIDS? - Teil 1: Wissenschaftliche Hintergründe'', Dokumentation |
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* [[Konrad Hoya|Hoya, Konrad]]: ''Fehldiagnose AIDS? - Teil 2: Medizinische und soziale Folgen'', Dokumentation |
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* [[Teboho Edkins]]: ''Ask me, I'm positive'', 2003, Dokumentation im Rahmen des Projekts ''steps for the future'' |
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*[http://www.zdf.de/ZDFmediathek/inhalt/16/0,4070,2306608-6-rv_dsl,00.html Talk mit J.B.Kerner im ZDF zu Aids in Osteuropa] |
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Die Übertragung dieses SI-Virus auf den Menschen erfolgte nach Ansicht der Forscher wohl bereits vor den 1930er Jahren durch Verletzungen bei der Jagd oder Verzehr von Schimpansen, wobei es Hinweise gibt, dass dies in isolierten Fällen bereits früher geschah. Weitere wissenschaftliche Untersuchungen ergaben, dass das HI-Virus zuerst in Westafrika auftrat, jedoch ist nicht mit letzter Sicherheit geklärt, ob es nicht mehrere Virusherde gab. Neue [[Phylogenese|phylogenetische]] Untersuchungen, also Verwandtschaftsvergleiche zwischen den unterschiedlichen Subtypen von HIV und zwischen HIV und SIV, lassen vermuten, dass mehrere unabhängige Übertragungen vom Schimpansen auf den Menschen in [[Kamerun]] und/oder dessen Nachbarländern stattfanden. |
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== Siehe auch == |
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* [[Aids in Südafrika]] |
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* [[Barebacking]] |
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* [[Deutsche AIDS-Hilfe]] |
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* [[HIV|HI-Virus]] |
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* [[Ottmar Herchenröder]] |
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* [[Postexpositionelle Prophylaxe]] - Vorbeugende Behandlung bei möglicher Infektion |
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* [[Rote Schleife]] |
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* [[Remindersday]] |
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* [[Safer Sex]] |
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* [[Safer Use]] |
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* [[UNAIDS]] |
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* [[46664 (Nelson Mandela)]] |
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* [[Weltaidskonferenz]] |
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Die älteste Blutprobe, die nachgewiesenermaßen HIV-Antikörper enthält, wurde 1959 im [[Demokratische Republik Kongo|Kongo]] von einem erwachsenen Mann genommen. Die Authentizität dieser Probe ist jedoch nicht sicher geklärt.<ref name="PMID2872424">{{Literatur |Autor=A. J. Nahmias, J. Weiss u. a. |Titel=Evidence for human infection with an HTLV III/LAV-like virus in Central Africa, 1959. |Sammelwerk=Lancet. |Band=1 |Nummer=8492 |Datum=1986-05 |Seiten=1279-1280 |Sprache=en |PMID=2872424}}</ref> In alten Paraffin-DNA-Proben konnten bei einer im Kongo gestorbenen Frau (1960, Lymphknotengewebe), einem [[Vereinigte Staaten|amerikanischen]] Jugendlichen (1969) und einem [[Norwegen|norwegischen]] Matrosen (1976) HIV-Gene gefunden werden. |
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== Weblinks == |
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=== Verschwörungstheorie === |
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{{Wiktionary1|Aids}} |
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Neben der derzeit anerkannten Theorie verbreitete der [[KGB]] im Rahmen der gegen die USA gerichteten [[Desinformation]]saktion „[[Operation Infektion|Infektion]]“ die Behauptung, ein neuartiges Virus sei von US-amerikanischen Forschern auf der Suche nach geeigneten Erregern zur [[Biologische Waffe|biologischen Kriegsführung]] in Afrika entdeckt, im US-Militärlabor [[Fort Detrick]]<ref>{{Internetquelle |autor=Axel Schock |url=https://magazin.hiv/magazin/geheimsache-fort-detrick/ |titel=Geheimsache Fort Detrick |werk=magazin.hiv |datum=2015-01-16 |abruf=2023-05-12}}</ref> vermehrt und untersucht worden, und dabei schließlich entwichen.<ref>Jack Z. Bratich: ''AIDS.'' In: Peter Knight (Hrsg.): ''Conspiracy Theories in American History. An Encyclopedia.'' Band 1. ABC Clio, Santa Barbara / Denver / London 2003, S. 42–48.</ref> |
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{{Wikiquote1|Aids}} |
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* [http://www.unaids.org AIDS-Informationsseite der Vereinten Nationen] |
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* [http://www.rki.de/cln_011/nn_225576/DE/Content/InfAZ/H/HIV__AIDS/hiv__node.html__nnn=true das Robert Koch-Institut zu HIV/AIDS] |
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* [http://www.bzga.de Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung] |
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* [http://www.machsmit.de/ Kondomkampagne machsmit] |
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* http://www.aids-kampagne.de/ |
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* [http://www.stopaids.ch/ Schweizerische Stop-AIDS-Kampagne] |
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* [http://www.kompetenznetz-HIV.de Kompetenznetz HIV/AIDS - Zusammenschluß von mehr als 100 Wissenschaftlern und mehr als 40 Kliniken, Instituten und niedergelassenen Ärzten] |
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*[http://www.uni-duesseldorf.de/WWW/AWMF/ll/055-002.htm Deutsch-Österreichische Empfehlungen zur HIV-Therapie in der Schwangerschaft, 2003] |
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* [http://de.staying-alive.org/stayingalive/shells/h_home.jhtml Staying Alive - die Jugendseite zum Thema HIV und Aids von MTV] |
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* [http://www.vergessen-ist-ansteckend.de/ Remindersday - "vergessen ist ansteckend"] |
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* [http://www.weltaidstag.de/ Weltaidstag.de - Informationsseite zum Thema Aids; Kondome, Welt Aids Tag"] |
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===Beratungen=== |
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* [http://www.aidshilfe.de Deutsche AIDS Hilfe e.V.] |
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* [http://www.berlin.aidshilfe.de Berliner Aids-Hilfe e.V.] |
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* [http://www.aids.at AIDS Hilfe Wien] |
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* [http://www.aidsberatung4you.de Aidsberatung 4you - Onlineberatung] |
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* [http://www.vak-nrw.de/ kostenloser und anonymer HIV-Test bei Beratungsstellen in Nordrhein-Westfalen] |
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* [http://www.weltaidstag.de/ 24 Stunden erreichbare telefonische Aidsberatungshotline - dazu weitere Angebote zu den Themen Aids, Kondome und Hiv Antikörpertest] |
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Eine wissenschaftlich untersetzte [[Jakob Segal#Verschwörungstheorie eines künstlichen HIV-Ursprungs|Hypothese eines künstlichen HIV-Ursprungs]] erarbeitete daraufhin ab 1985 [[Jakob Segal]]. |
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===HIV- / AIDS-Kritik=== |
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* [http://www.rethinkingaids.de/ RethinkingAIDS.de] |
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* [http://www.heal-berlin.de/ HEAL Gruppe Berlin] |
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* [http://www.duesberg.com Seite des AIDS-Kritikers Peter Duesberg] |
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* [http://aids-kritik.de/aids/ Internationale Beiträge] |
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* [http://aids-info.net/ AIDS-INFO.NET] |
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=== Erste Infektionen === |
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===Kritik an der HIV- / AIDS-Kritik=== |
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Die früheste dokumentierte Infektion mit HIV-1 wurde anhand 1959 entnommener Blutproben eines Mannes aus [[Kinshasa|Léopoldville]] ([[Belgisch-Kongo]]) nachgewiesen. Der Vergleich mit späteren Proben von einer 1976 an AIDS verstorbenen Familie eines norwegischen Seemanns deutet auf [[Divergenz (Biologie)|Divergenz]] von einem gemeinsamen Vorfahren aus den 1940er bis frühen 1950er Jahren hin. Es wird angenommen, dass HIV-1 einige Jahre zuvor auf den Menschen übersprang. Der genetische Unterschied zwischen HIV-1 und HIV-2 deutet jedoch auch darauf hin, dass diese Subtypen bereits weitaus früher divergierten.<ref name="zhu1998">{{Literatur |Autor=T. Zhu, B. T. Korber, A. J. Nahmias, E. Hooper, P. M. Sharp, D. D. Ho |Titel=„An African HIV-1 sequence from 1959 and implications for the origin of the epidemic“ |Sammelwerk=Nature |Band=391 |Nummer=1998-02-05 |Datum=1998 |Seiten=594–597 |Sprache=en |PMID=9468138}}</ref> Die Genetikerin Bette Korber vom [[Los Alamos National Laboratory]] datierte im Jahre 2000 anhand der Probe von 1959 die erste Übertragung auf etwa das Jahr 1931. Der Evolutionsbiologe Michael Worobey von der [[University of Arizona]] datierte im Jahre 2008 mit Hilfe einer zusätzlichen Probe aus dem Jahre 1960 die erste Übertragung auf die Zeit zwischen 1884 und 1924. Er vermutet dadurch, dass die Gründung der Kolonialstädte dem Virus half, Fuß zu fassen.<ref>{{Literatur |Autor=M. Worobey, M. Gemmel, D. E. Teuwen, T. Haselkorn, K. Kunstman, M. Bunce, J.-J. Muyembe, J.-M. M. Kabongo, R. M. Kalengayi, E. Van Marck, M. T. P. Gilbert, S. M. Wolinsky |Titel=„Direct evidence of extensive diversity of HIV-1 in Kinshasa by 1960“ |Sammelwerk=Nature |Band=455 |Nummer=2008-10-02 |Datum=2008 |Seiten=661–664 |Sprache=en |PMID=18833279}}</ref> |
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*[http://www.rki.de/cln_006/nn_338354/DE/Content/InfAZ/H/HIVAIDS/FAQ/AIDSKritikStellungnahmePerthGroup,templateId=raw,property=publicationFile.pdf Stellungnahme des Robert-Koch-Instituts zur Aids-Kritik] (PDF-Datei) |
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=== Erste Krankheitsbeschreibungen === |
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Im Jahr 1981 beschrieb der Arzt [[Michael S. Gottlieb]] in der am 5. Juni erschienenen Ausgabe des ''[[Morbidity and Mortality Weekly Report]]'', eines wöchentlichen Bulletins der US-Gesundheitsbehörde [[Centers for Disease Control and Prevention|CDC]], eine Häufung einer seltenen Form der [[Lungenentzündung]]. Diese durch den Pilz ''[[Pneumocystis jirovecii]]'' ausgelöste Form befällt nahezu ausschließlich Patienten mit schwerwiegender Immunschwäche, wurde von Gottlieb jedoch bei fünf zuvor gesunden, [[Homosexualität|homosexuellen]] Männern in Los Angeles festgestellt.<ref name="mmwr19810605">[http://www.cdc.gov/mmwr/preview/mmwrhtml/june_5.htm ''Epidemiologic Notes and Reports: Pneumocystis Pneumonia – Los Angeles''.] In: ''Morbidity and Mortality Weekly Report.'' (MMWR), 5. Juni 1981/30(21);1-3</ref> Ähnliche Berichte aus anderen US-amerikanischen Städten folgten. Zudem wurden verstärkt auch andere opportunistische Erkrankungen – etwa [[Kaposi-Sarkom]]e – festgestellt, die überwiegend Patienten mit geschwächtem Immunsystem befallen.<ref name="mmwr19820611">[http://www.cdc.gov/mmwr/preview/mmwrhtml/00001111.htm ''Epidemiologic Notes and Reports Update on Kaposi’s Sarcoma and Opportunistic Infections in Previously Healthy Persons – United States.''] In: ''Morbidity and Mortality Weekly Report.'' Band 31, Nr. 22, 11. Juni 1982, S. 300–301.</ref> Insgesamt wurde n 1981 in den Vereinigten Staaten 73 AIDS-Patienten registriert.<ref>Otto Braun-Falco: ''AIDS – Steckbrief der Erkrankung und Ausmaß der Bedrohung. Ein Beitrag aus medizinischer Sicht.'' In: [[Johannes Gründel]] (Hrsg.): ''AIDS. Herausforderung an Gesellschaft und Moral'' (= ''Schriften der Katholischen Akademie in Bayern.'' Band 125). Patmos, Düsseldorf 1987, ISBN 3-491-77686-4, S. 11–23, hier: S. 14 (''Epidemiologie von AIDS'').</ref> |
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Früh wurde eine erworbene Immunschwächeerkrankung, die sexuell übertragen werden kann, als wahrscheinliche Ursache in Betracht gezogen. Anfangs gab es keinen offiziellen Namen, und es wurde oft auf die Namen der Krankheiten verwiesen, wie [[Lymphadenopathie]] oder [[Kaposi-Sarkom]], teilweise mit einem Verweis auf homosexuelle Männer;<ref name="MMWR1982a">{{Literatur |Autor=Centers for Disease Control (CDC) |Titel=Persistent, generalized lymphadenopathy among homosexual males |Sammelwerk=MMWR Morb Mortal Wkly Rep. |Band=31 |Nummer=19 |Datum=1982 |Seiten=249–251 |Sprache=en |Online=http://www.cdc.gov/mmwr/preview/mmwrhtml/00001096.htm |PMID=6808340}}</ref><ref name="mmwr19820618">[http://www.cdc.gov/mmwr/preview/mmwrhtml/00001114.htm „A Cluster of Kaposi’s Sarcoma and Pneumocystis carinii Pneumonia among Homosexual Male Residents of Los Angeles and range Counties, California“], ''Morbidity and Mortality Weekly Report'', 18. Juni 1982/31(23);305-7</ref> die Task Force der CDC wurde ''Kaposi’s Sarcoma and Opportunistic Infections'' benannt, welches auch für Berichte genutzt wurde.<ref name="MMWR1982b">{{Literatur |Autor=Centers for Disease Control (CDC) |Titel=Opportunistic infections and Kaposi’s sarcoma among Haitians in the United States |Sammelwerk=MMWR Morb Mortal Wkly Rep. |Band=31 |Nummer=26 |Datum=1982 |Seiten=353–354; 360-361 |Sprache=en |Online=http://www.cdc.gov/mmwr/preview/mmwrhtml/00001123.htm |PMID=6811853}}</ref><ref name="Barre">{{Literatur |Autor=F Barré-Sinoussi, JC Chermann, F Rey et al. |Titel=Isolation of a T-lymphotropic retrovirus from a patient at risk for acquired immune deficiency syndrome (AIDS) |Sammelwerk=Science |Band=220 |Nummer=4599 |Datum=1983 |Seiten=868–871 |Sprache=en |Online=https://www.msu.edu/~luckie/paris/290B/Montagnier.pdf |Format=PDF |KBytes=1400 |DOI=10.1126/science.6189183 |PMID=6189183}} („References and Notes“)</ref> In der allgemeinen Presse wurde unter anderem ab Mai 1982 von ''Gay Related Immune Deficiency'' (GRID)<ref name="Altman">{{Literatur |Autor=L. K. Altman |Titel=New homosexual disorder worries officials |Sammelwerk=The New York Times |Datum= |Sprache=en}}</ref> oder ''Gay People’s Immuno Deficiency Syndrome'' (GIDS) geschrieben. Weitere epidemiologische Untersuchungen in den USA zeigten jedoch, dass die Krankheit auch unter [[Hämophilie|Hämophilen]],<ref>{{Literatur |Titel=Epidemiologic Notes and Reports Pneumocystis Carinii Pneumonia Among Persons with Hemophilia A |Sammelwerk=[[Morbidity and Mortality Weekly Report]] |Nummer=1982/31(27) |Datum=1982-07-16 |Seiten=365–367 |Sprache=en |Online=[https://www.cdc.gov/mmwr/preview/mmwrhtml/00001126.htm cdc.gov] |Abruf=2020-07-15}}</ref> Empfängern von Blut (zum Beispiel durch [[Bluttransfusion]]en)<ref name="CDC_1982">{{Literatur |Autor=CDC |Titel=Possible transfusion-associated acquired immune deficiency syndrome (AIDS) – California |Sammelwerk=MMWR Morb Mortal Wkly Rep |Band=31 |Nummer=48 |Datum=1982 |Seiten=652–654 |Sprache=en |Online=http://www.cdc.gov/mmwr/preview/mmwrhtml/00001203.htm |PMID=6819440}}</ref> und heterosexuellen Drogenabhängigen auftrat, was neben sexueller auch eine [[parenteral]]e Übertragung nahelegt. Auf der Suche nach einem Namen kreierte die CDC auch den Namen „the 4H disease“, verweisend auf die vermeintlichen Hauptbetroffenengruppen: [[Haiti|'''H'''aitianer]], '''H'''omosexuelle, '''H'''ämophile und '''H'''eroin-Süchtige.<ref name="SciRep470b">{{Internetquelle |url=http://www.scienceonline.org/cgi/reprint/313/5786/470b.pdf |titel=Making Headway Under Hellacious Circumstances |hrsg=[[American Association for the Advancement of Science]] |datum=2006-07-28 |format=PDF; 556 kB |sprache=en |offline=1 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20120724151940/http://www.sciencemag.org/content/313/5786/470.2.full.pdf |archiv-datum=2012-07-24 |abruf=2011-06-03}}</ref> Der deutsche Professor für Dermatologie und Venerologie [[Otto Braun-Falco]] gab 1987 als Verteilung der hauptsächlich von AIDS gefährdeten und betroffenen Menschengruppen noch folgende Zahlen an: etwa 75 % Männer mit homo- oder bisexuellen Kontakten, etwa 17 % heterosexuelle Drogensüchtige mit intravenöser Drogenzufuhr und gemeinsamer Benutzung von bluthaltigen Nadeln, etwa 2 % Personen mit heterosexuellen Kontakten zu Angehörigen von exponierten Personen, etwa 2 % Empfänger von Bluttransfusionen, etwa 1 % Hämophiliepatienten und etwa 5 % nicht sicher Zuzuordnende.<ref>Otto Braun-Falco: ''AIDS – Steckbrief der Erkrankung und Ausmaß der Bedrohung. Ein Beitrag aus medizinischer Sicht.'' In: [[Johannes Gründel]] (Hrsg.): ''AIDS. Herausforderung an Gesellschaft und Moral'' (= ''Schriften der Katholischen Akademie in Bayern.'' Band 125). Patmos, Düsseldorf 1987, ISBN 3-491-77686-4, S. 11–23, hier: S. 16–18 (''Kontagiosität und Infektiosität von AIDS'').</ref> Am 27. Juli 1982 einigte man sich bei einer Konferenz auf den beschreibenden Namen ''Acquired Immune Deficiency Syndrome'' und die Abkürzung AIDS,<ref name="Kher">{{Internetquelle |autor=U. Kher |url=https://content.time.com/time/specials/packages/article/0,28804,1977881_1977895_1978703,00.html |titel=A Name for the Plague – 80 Days That Changed the World |werk=Time |datum=2003-03-31 |sprache=en |abruf=2008-03-10}}</ref> was ab August 1982<ref name="marx1982" /> verwendet wurde und ab September 1982 bei der CDC<ref name="MMWR1982c">{{Literatur |Autor=Centers for Disease Control (CDC) |Titel=Update on acquired immune deficiency syndrome (AIDS)—United States. |Sammelwerk=MMWR Morb Mortal Wkly Rep. |Band=31 |Nummer=37 |Datum=1982 |Seiten=507–508; 513-514 |Sprache=en |Online=http://www.cdc.gov/mmwr/preview/mmwrhtml/00001163.htm |PMID=6815471}}</ref> bzw. im französischen Sprachraum als „Syndrome d’Immuno-Déficience Acquise“ (SIDA) in Erscheinung tritt. |
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Friedman-Kien und Mitarbeiter berichteten 1982 über ab 1979 aufgetretene Fälle von disseminiertem Kaposi-Syndrom bei homosexuellen Männern, die in der Hautklinik New York University Medical School gesehen wurden. Die ersten drei Fälle von AIDS in Bayern wurden von [[Otto Braun-Falco]] ab 1980 beobachtet und in ''Münchener Medizinische Wochenschrift''<ref>''Münchener Medizinische Wochenschrift.'' 125, 1983, S. 1135–1139.</ref> publiziert.<ref>Otto Braun-Falco: ''AIDS – Steckbrief der Erkrankung und Ausmaß der Bedrohung. Ein Beitrag aus medizinischer Sicht.'' In: [[Johannes Gründel]] (Hrsg.): ''AIDS. Herausforderung an Gesellschaft und Moral'' (= ''Schriften der Katholischen Akademie in Bayern.'' Band 125). Patmos, Düsseldorf 1987, ISBN 3-491-77686-4, S. 11–23, hier: S. 11–13.</ref> In der Bundesrepublik Deutschland berichtete der ''[[Der Spiegel|Spiegel]]'' erstmals am 31. Mai 1982 unter dem Titel ''Der Schreck von drüben'',<ref>{{Der Spiegel |ID=14338963 |Titel=Schreck von drüben |Jahr=1982 |Nr=22 |Seiten=187–189}}</ref> und die Krankheit wurde erstmals im Juli 1982 durch die Medizinerin [[Eilke Brigitte Helm]] bei einem Patienten am [[Universitätsklinikum Frankfurt]] diagnostiziert.<ref name="welt-699375">{{Internetquelle |autor=Lars-Broder Keil |url=https://www.welt.de/print-welt/article699375/Eine-Seuche-wird-alltaeglich.html |titel=Eine Seuche wird alltäglich |werk=[[Die Welt#Online-Ausgabe|welt.de]] |datum=2006-12-01 |abruf=2014-12-26}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://www.faz.net/aktuell/rhein-main/frankfurt/pionierin-der-hiv-therapie-aids-aerztin-eilke-brigitte-helm-gestorben-18822274.html |titel=Aids-Ärztin Eilke Brigitte Helm gestorben |werk=[[FAZ.NET]] |datum=2023-04-14 |abruf=2023-04-15}}</ref> In Österreich wurden die ersten beiden Fälle im April 1983 gemeldet, und anlässlich des ersten Verstorbenen berichteten im Frühjahr 1983 erstmals die österreichischen Tageszeitungen. Viele Medien berichteten in reißerischen Tönen; der ''Spiegel'' charakterisierte die Erkrankung als „Homosexuellen-Seuche“ oder „Schwulenpest“.<ref>{{Der Spiegel |ID=14021779 |Titel=Aids: Eine Epidemie, die erst beginnt |Jahr=1983 |Nr=23}}</ref><ref>Siehe auch Eintrag ''[[wikt:Schwulenpest|Schwulenpest]]'' bei [[Wiktionary]].</ref> In der Folge erstellten die [[HOSI]] Wien mit [[Klaus Wolff]] und [[Christian Kunz]] ein an schwule Männer gerichtetes Informationsblatt und gaben es gemeinsam mit der „Wiener Arbeitsgemeinschaft für Volksgesundheit“ heraus. Es war die erste AIDS-Informationsbroschüre Europas.<ref>Margit Mennert: ''Die Geschichte der AIDS-Hilfen Österreichs.'' S. 8 und Frank M. Amort: ''Beratung.'' S. 52. In: {{Literatur |Titel=Gemeinsamen Zielen verpflichtet – 20 Jahre AIDS-Hilfen in Österreich |Verlag=Aidshilfe Salzburg |Datum=2005 |Online=https://www.aidshilfe-salzburg.at/sites/aidshilfe-salzburg.at/files/festschrift2005_0.pdf |Format=PDF |KBytes=906 |Abruf=2018-09-30}} {{Webarchiv |url=https://www.aidshilfe-salzburg.at/sites/aidshilfe-salzburg.at/files/festschrift2005_0.pdf |text=Gemeinsamen Zielen verpflichtet – 20 Jahre AIDS-Hilfen in Österreich |wayback=20180930154513}}</ref> |
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=== Isolation des Virus und erste Therapien === |
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Im Jahr 1983 isolierte eine französische Forschergruppe in Paris um [[Françoise Barré-Sinoussi]] und [[Luc Montagnier]] ein zuvor unbekanntes [[Retroviren|Retrovirus]], |
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das Lymphadenopathie-Virus (LAV, englisch ''Lymphadenopathie Associated Virus''), das sie als Ursache für AIDS vermuteten,<ref name="barresinoussi1983">{{Literatur |Autor=F. Barre-Sinoussi [[et al.]] |Titel=„Isolation of a T-lymphotropic retrovirus from a patient at risk for acquired immune deficiency syndrome (AIDS)“ |Sammelwerk=Science |Band=220 |Nummer=4599 |Datum=1983 |Seiten=868–871 |Sprache=en |PMID=6189183}}</ref> aus einem entzündlichen Lymphknoten eines Patienten mit Lymphadenopathiesyndrom (LAS).<ref>Otto Braun-Falco: ''AIDS – Steckbrief der Erkrankung und Ausmaß der Bedrohung. Ein Beitrag aus medizinischer Sicht.'' 1987, S. 14–15 und 20.</ref> Eine kausale Beziehung zwischen dem Virus und der Immunschwächeerkrankung wurde kurze Zeit später behauptet. 1984 wurde im US-Krebsinstitut ein bei AIDS-Patienten entdecktes Virus ''Human T-cell Lymphotropic Virus-III'' (HTLV-III) genannt.<ref name="popovic1984">{{Literatur |Autor=Popovic et al. |Titel=„Detection, isolation, and continuous production of cytopathic retroviruses (HTLV-III) from patients with AIDS and pre-AIDS“ |Sammelwerk=Science |Band=224 |Nummer=4648 |Datum=1984 |Seiten=497–500 |Sprache=en |PMID=6200935}}</ref> Im März 1985 stellte sich aufgrund weiterer Berichte zu LAV und HTLV-III heraus, dass diese identisch sind. 1985 erhielt [[Robert Gallo]] das US-Patent für den ersten ELISA-Antikörper-Test, der von der US-Zulassungsbehörde zugelassen wurde. Im Jahr 1986 wurde für das Virus der Name ''Humanes Immunschwächevirus (HIV)''<ref>Zum Terminus „human“ vgl. [[Gundolf Keil]]: ''Umgang mit AIDS-Kranken als Herausforderung an eine humane Gesellschaft. „Statement“ zum Akquirierten Immun-Defizienz-Syndrom aus fachhistorischer Perspektive.'' In: [[Johannes Gründel]] (Hrsg.): ''AIDS. Herausforderung an Gesellschaft und Moral.'' 2. Auflage. Düsseldorf 1988 (= ''Schriften der Katholischen Akademie in Bayern.'' Band 125), S. 31–41, hier S. 32 f.</ref> etabliert. Ein Jahr später, 1987, wurde mit AZT (Retrovir) das erste Therapeutikum zugelassen. 1989 wurde bei HIV-Patienten die [[Pentamidin]]-Inhalation zur Prophylaxe der Pneumocystis-Pneumonie eingeführt. |
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Im Januar 1982 wurde mit [[Gay Men’s Health Crisis]] (GMHC) die älteste Organisation zur Unterstützung von Menschen mit AIDS in [[New York City]] gegründet. 1983 wurde in Berlin die [[Deutsche Aidshilfe|AIDS-Hilfe]] gegründet, 1985 folgten jene in Wien und die [[Aids-Hilfe Schweiz]]. Im selben Jahr fand in [[Atlanta]] (USA) die erste [[Welt-AIDS-Konferenz]] statt, und mit [[Rock Hudson]] starb der erste Weltstar infolge der Immunschwäche. Aus der GMHC spaltete sich im März 1987 die aktivistische politische Initiative [[Act Up]] ab. |
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Als bei einer routinemäßigen Pressekonferenz am 15. Oktober 1982 im [[Weißes Haus|Weißen Haus]] eine Frage über AIDS gestellt wurde, wurde das Thema ins Lächerliche gezogen.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.thebody.com/content/art31696.html |titel=Ronald Reagan Remembered – First Public Discussion of HIV/AIDS |titelerg=Transkript der Pressekonferenz vom 15. Oktober 1982 |werk=thebody.com |datum=2004-06-12 |sprache=en |abruf=2019-12-09}}</ref> Der damalige US-Präsident [[Ronald Reagan]] fand im Mai 1987 bei der 3. Internationalen AIDS-Konferenz in Washington erstmals offizielle Worte. [[Elizabeth Taylor]] hatte ihm zuvor einen flehenden Brief geschrieben, mitzuhelfen, das archaische Stigma („Krankheit von Homosexuellen“) aufzubrechen. Bis dahin waren bereits 36.058 US-Bürger diagnostiziert worden, 20.849 an den Folgen gestorben, und die Infektion wurde in 113 Ländern festgestellt.<ref name="orf20110605">{{Internetquelle |url=https://orf.at/v2/stories/2061076/2061071/ |titel=Wie Reagan Aids „ermöglichte“ |werk=orf.at |datum=2011-06-05 |abruf=2018-12-03}}</ref> |
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1985 etablierte [[Norman L. Letvin]] das erste nicht-menschliche Primaten-Modell zur Erforschung von HIV, nachdem es ihm gelungen war, das [[Simianes Immundefizienz-Virus|Simiane Immundefizienz-Virus]] (SIV) zu isolieren und nachzuweisen, dass es bei indischen [[Rhesusaffe]]n AIDS-ähnliche Schädigungen des Immunsystems und Todesfälle verursacht.<ref>Andrew James McMichael: ''Norman Letvin 1949–2012.'' In: ''Nature Immunology.'' Band 13, 2012, S. 801, [[doi:10.1038/ni.2399]].</ref> |
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Seit 1987 ist das ''Global Program on HIV/AIDS'' der WHO aktiv, aus dem 1996 [[Gemeinsames Programm der Vereinten Nationen für HIV/Aids|UNAIDS]] entstand. Im Jahr 1988 wurde von der WHO der 1. Dezember zum [[Welt-AIDS-Tag]] erklärt. Der nachfolgende US-Präsident [[Bill Clinton]] erklärte im Jahr 2000 AIDS zum „Staatsfeind“, da die Epidemie Regierungen stürzen, Chaos in der Weltwirtschaft verursachen und ethnische Konflikte auslösen könne.<ref name="orf20110605" /> |
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=== Gesellschaftliche Entwicklung === |
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Zu Anfang galt die Erkrankung in der öffentlichen Wahrnehmung als Problem von „Randgruppen“ wie Homosexuellen und Drogenabhängigen. Dies änderte sich jedoch auf dramatische Weise durch das Aufkommen von HIV-Tests. Denn auch Menschen ohne klinische Symptome hatten Antikörper, was auf eine symptomfreie [[Latenzzeit (Noxen)|Latenzzeit]] von mehreren Jahren hindeutete, in der das Virus möglicherweise auch weitergegeben wurde. 1984 ergaben Untersuchungen, dass AIDS in [[Kinshasa]] bei Männern und Frauen gleich häufig auftrat, unabhängig von Drogenkonsum und Bluttransfusionen. |
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In den USA wurde 1985 berichtet, dass bei untersuchten [[Hämophilie]]kranken („Blutern“), die sich durch Blutkonserven infiziert hatten, die Ansteckungsrate der Ehefrauen bei 70 % lag. Die Erkenntnis, dass die Ansteckungsgefahr bei heterosexuellem Geschlechtsverkehr deutlich höher zu sein schien als zunächst angenommen, führte zu einem großen öffentlichen Interesse. Die Kombination aus den nun bekannten Ansteckungswegen und langer Latenzzeit ließ epidemiologische Hochrechnungen ein pessimistisches Bild zeichnen. |
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Im Jahr 1985 organisierte der Aktivist und Regisseur [[Rosa von Praunheim]] das erste große AIDS-Benefiz in Deutschland, im Berliner [[Tempodrom]], und gewann dafür namhafte Künstler wie [[Herbert Grönemeyer]], [[André Heller]] und [[Wolf Biermann]]. Von Praunheim drehte ''[[Ein Virus kennt keine Moral]]'', den ersten deutschen Film über AIDS, und setzte sich öffentlich für Aufklärung und [[Safer Sex]] ein.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.dw.com/de/filmemacher-und-paradiesvogel-rosa-von-praunheim-wird-75/a-41510287 |titel=Filmemacher und Paradiesvogel |hrsg=[[Deutsche Welle]] |abruf=2017-11-25}}</ref> [[Diana, Princess of Wales|Prinzessin Diana]] schüttelte im April 1987 AIDS-Patienten die Hand und erzeugte mit dieser Geste ein weitreichendes Medienecho. Sie trug zur Aufklärung über den ungefährlichen alltäglichen Umgang mit Erkrankten bei. Kurz darauf trank [[Lea Rosh]] in einer Fernsehshow des [[Norddeutscher Rundfunk|NDR]] demonstrativ aus dem Wasserglas eines Erkrankten.<ref>{{Internetquelle |autor=[[Axel Schock]] |url=https://magazin.hiv/magazin/gesellschaft-kultur/der-handschlag-der-prinzessin/ |titel=Der Handschlag der Prinzessin |werk=magazin.hiv |datum=2012-04-09 |abruf=2023-07-10}}</ref> Im Jahr 1987 veröffentlichte die Arbeitsgruppe AIDS des Bistums Trier einen Orientierungsrahmen, in dem sie unter anderem auf Pflicht zur tätigen Nächstenliebe und sich gegen eine Tabuisierung sexualethischer Themen aussprach.<ref>''AIDS. Orientierungsrahmen für das Bistum Trier (1987) (Auszug).'' In: Johannes Gründel (Hrsg.): ''AIDS. Herausforderung an Gesellschaft und Moral'' 1987, S. 171–184.</ref> 1987 startete in der Bundesrepublik Deutschland auch eine groß angelegte mediale Aufklärungskampagne des Bundesamtes für gesundheitliche Aufklärung mit dem Slogan [[Liebesleben. Es ist deins. Schütze es.|Gib AIDS keine Chance]]. Am bekanntesten war ein Werbespot aus dem Jahr 1989 mit [[Hella von Sinnen]], die auch als Krankenschwester Rita in ''Ein Virus kennt keine Moral'' mitgespielt hatte, als Kassiererin, die laut durch den Laden rief: „Tina, wat kosten die Kondome?“, als der von [[Ingolf Lück]] verkörperte Kunde sie kaufen wollte.<ref>[https://www.n-tv.de/der_tag/Ingolf-Lueck-kauft-wieder-Kondome-article17624431.html ''Ingolf Lück kauft wieder Kondome.''] In: ''[[n-tv]].de''. 4. Mai 2016, abgerufen am 15. März 2020.</ref> |
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Die jährliche Verdopplung von Neuerkrankungen hielt in der Bundesrepublik nur von 1984 bis 1987 an, danach verlief der Anstieg der Zahl von Erkrankten weniger steil, bis sich die Zahlen im Jahre 1993 auf etwa 2000 einpendelte. Dadurch änderte sich auch schnell wieder das öffentliche Interesse an HIV/AIDS. 2015 steckten sich weltweit ungefähr 2,1 Millionen Menschen neu mit dem Virus an, im selben Jahr starben etwa 1,1 Millionen Menschen daran.<ref name="UNAIDS2016" /> |
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=== Rote Schleife wird Symbol für Kampf gegen AIDS === |
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[[Datei:Red Ribbon.svg|mini|Die [[Rote Schleife]] als Symbol der Solidarität mit HIV-positiven und AIDS-kranken Menschen]] |
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Im Jahr 1990 wurde aus Protest gegen die Diskriminierung von HIV-Infizierten auf der AIDS-Konferenz in San Francisco das Red Ribbon, ein rotes Armband, etabliert. Ein Jahr später wurde die [[Rote Schleife]] international zum Symbol für den Kampf gegen AIDS.<ref>{{Internetquelle |autor=Axel Schock |url=https://magazin.hiv/magazin/1-dezember-welt-aids-tag/ |titel=Der 1. Dezember ist Welt-Aids-Tag |werk=magazin.hiv |datum=2022-11-30 |abruf=2023-05-12}}</ref> 1992 wurde aufgrund der US-Einreisebestimmungen der Welt-AIDS-Kongress von Boston nach Amsterdam verlegt. Außerdem wurde im Gedenken an [[Freddie Mercury]] von den verbleibenden [[Queen (Band)|Queen]]-Mitgliedern die Stiftung [[Mercury Phoenix Trust]] gegründet. |
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=== Veränderungen nach Einführung des PCR-Tests auf HIV === |
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1994 wurde die HIV-[[Polymerase-Kettenreaktion|PCR]] als wichtiger diagnostischer Test für die Therapiekontrolle des Infektionsverlaufes etabliert. Im folgenden Jahr, 1995, kam der erste HIV-Proteasehemmer, Saquinavir, in den USA auf den Markt. Im folgenden Jahr wurde Nevirapin als erster nichtnukleosidischer Reverse-Transkriptase-Hemmer zugelassen. Durch die intensive Kombinationstherapie nahm die Sterberate in den USA 1997 drastisch ab. 2003 wurde mit Enfuvirtid (Fuzeon) der erste Fusionshemmer in den USA zugelassen. 2004 wurde von der WHO die Initiative ''3 by 5'' gestartet: Drei Millionen Infizierte sollten im Jahr 2005 mit Medikamenten versorgt werden. |
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== Abweichende Thesen == |
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{{Hauptartikel|AIDS-Leugnung}} |
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Trotz gesicherter wissenschaftlicher Erkenntnisse bestreitet eine sehr geringe Zahl von Wissenschaftlern entweder die Existenz von HIV oder den Zusammenhang von HIV und AIDS. Dazu gehören insbesondere der deutsch-amerikanische Retrovirologe [[Peter Duesberg]]<ref name="Cohen">J. Cohen: {{Webarchiv |url=http://www.sciencemag.org/feature/data/cohen/266-5191-1642a.pdf |text=''The Duesberg phenomenon.'' |wayback=20040106005809}} In: ''Science.'' Band 266, Nummer 5191, Dezember 1994, S. 1642–1644. PMID 7992043.</ref> und der Chemiker [[Kary Mullis]]. Ihre Thesen beeinflussten den ehemaligen Präsidenten [[Südafrika]]s, [[Thabo Mbeki]], der Duesberg 2001 zum Mitglied der südafrikanischen AIDS-Beratungskommission ernannte.<ref>[http://www.virusmyth.com/aids/hiv/panel/aidsreport.pdf Abschlussbericht der südafrikanischen AIDS-Expertenkommission 2001] (PDF; 1,1 MB) S. 10 (englisch).</ref> In Südafrika waren 2001 ca. 15,3 % der Bevölkerung an HIV/AIDS erkrankt, und etwa 200.000 Menschen starben im selben Jahr dort an AIDS.<ref name="UNAIDS2013" /> Kary Mullis ist für die Entdeckung des [[Polymerase-Kettenreaktion|PCR]]-Verfahrens bekannt, wofür er den Nobelpreis für Chemie erhielt und mit dem unter anderem HI-Viren im Körper von Betroffenen nachgewiesen werden. Er selbst hat jedoch nie an HIV oder AIDS geforscht.<ref>{{Literatur |Autor=N. Nattrass |Titel=AIDS Denialism vs. Science |Sammelwerk=[[Skeptical Inquirer]] |Band=31 |Nummer=5 |Datum=2007 |Sprache=en |Online=http://www.csicop.org/si/show/aids_denialism_vs._science/}}</ref> Nachdem er sich aber als mögliches [[Entführung durch Außerirdische|Entführungsopfer von Außerirdischen]] bezeichnet und seine Vorliebe für [[Astrologie]] bekundet hat, hat seine [[Reputation]] als Wissenschaftler stark gelitten.<ref>{{Internetquelle |autor=Mark Strauss |url=http://www.nationalgeographic.com.au/people/nobel-laureates-who-were-not-always-noble.aspx |titel=Nobel Laureates Who Were Not Always Noble |werk=nationalgeographic.com.au |datum=2017-10-04 |sprache=en |abruf=2018-07-18}}</ref> |
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Die Position der AIDS-Leugner wird von der überwältigenden Mehrheit der Mediziner und Wissenschaftler als gefährliche Verschwörungstheorie eingestuft und scharf kritisiert. Auch das [[Robert Koch-Institut]] nahm Stellung zu diesen Positionen.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/H/HIVAIDS/FAQ/AIDSKritikStellungnahmePerthGroup.pdf?__blob=publicationFile |titel=Stellungnahme zu Hypothesen der sog. Perth-Group (V. Turner, E. Papadopoulos-Eleopulos, S. Lanka u. a.) zu Isolation und Nachweis von HIV, zum Zusammenhangzwischen HIV und AIDS und zur Wirkung und Wirksamkeit von Nukleosidanaloga beider antiretroviralen Therapie |werk=[[Robert Koch-Institut|rki.de]] |format=PDF; 42,5 kB |abruf=2020-01-17}}</ref> In [[Südafrika]] verzögerte sich wegen der durch das Leugnen des Zusammenhangs zwischen HIV und AIDS geprägten Gesundheitspolitik die Einführung der HIV-Therapie bis 2004. Man nimmt an, dass es als Folge dieser Politik zwischen 2000 und 2005 zum frühzeitigen AIDS-Tod von mindestens 330.000 Menschen gekommen ist und dass durch fehlende HIV-Infektionsprävention 35.000 Neugeborene mit HIV infiziert wurden.<ref>Pride Chigwedere, M. Essex: ''AIDS Denialism and Public Health Practice.'' In: ''AIDS and Behavior.'' Band 14, 2010, S. 237, [[doi:10.1007/s10461-009-9654-7]].</ref><ref>{{Internetquelle |autor=Aidsplakat in Afrika. (Datei: Reuters) |url=http://www.nzz.ch/nachrichten/wissenschaft/das_leugnen_von_aids_toetet_1.4648788.html |titel=Das Leugnen von Aids tötet (Wissenschaft, NZZ Online) |hrsg=Nzz.ch |datum=2010-01-27 |abruf=2014-01-30}}</ref><ref name="PMID16397537">J. Watson: ''Scientists, activists sue South Africa’s AIDS 'denialists'.'' In: ''Nature medicine.'' Band 12, Nummer 1, Januar 2006, S. 6, [[doi:10.1038/nm0106-6a]]. PMID 16397537.</ref><ref name="durbandec">{{Literatur |Titel=The Durban Declaration |Sammelwerk=Nature |Band=406 |Nummer=6791 |Datum=2000 |Seiten=15–16 |Sprache=en |PMID=10894520}} [http://www.nature.com/nature/journal/v406/n6791/full/406015a0.html nature.com].</ref><ref name="plos">{{Literatur |Autor=TC Smith, SP Novella |Titel=HIV Denial in the Internet Era |Sammelwerk=PLoS Med. |Band=4 |Nummer=8 |Datum=2007 |Seiten=e256 |Sprache=en |DOI=10.1371/journal.pmed.0040256 |PMID=17713982}}</ref> |
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== Sozialethische Beurteilung == |
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Das Krankheitssyndrom AIDS hat sich weltweit zu einer ernsten Herausforderung entwickelt für direkt Betroffene, die Medizin, Wissenschaft, aber auch für all jene, die erkrankte Personen betreuen oder mit ihnen zusammenleben. |
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Fernab von jeder [[Stigmatisierung]]<ref>Scott Burris, Edwin Cameron, Michaela Clayton: [http://papers.ssrn.com/sol3/papers.cfm?abstract_id=1189501 ''The Criminalization of HIV: Time for an Unambiguous Rejection of the Use of Criminal Law to Regulate the Sexual Behavior of Those with and at Risk of HIV''.] Kürzer in: S. Burris, E. Cameron: ''The Case Against Criminalization of HIV Transmission.'' In: ''[[Journal of the American Medical Association|JAMA]]'', Band 300, Heft 6, 6. August 2008, S. 578–581.</ref> AIDS-kranker Patienten (siehe: [[Diskriminierung von Menschen mit HIV/AIDS]]) gilt es, Mittel und Wege zu finden, ihnen besser wirksam zu helfen: Sei es durch immer noch nicht ausreichend verfügbare [[Therapie|therapeutische Maßnahmen]], sei es im Sinn der [[Symptomatische Therapie|symptomatischen Therapie]]<ref>Jan van Lunzen, Helmut Albrecht: ''Therapie opportunistischer Erkrankungen.'' In: Eberhard Aulbert, Friedemann Nauck, [[Lukas Radbruch]] (Hrsg.): ''Lehrbuch der Palliativmedizin.'' Schattauer, Stuttgart (1997) 3., aktualisierte Auflage 2012, ISBN 978-3-7945-2666-6, S. 710–737.</ref> und [[Palliativmedizin]].<ref>Michael Ewers: ''Anknüpfungspunkte für die psychosoziale Begleitung schwer kranker und sterbender Menschen mit HIV/AIDS.'' In: Eberhard Aulbert, Friedemann Nauck, [[Lukas Radbruch]] (Hrsg.): ''Lehrbuch der Palliativmedizin.'' Schattauer, Stuttgart (1997) 3., aktualisierte Auflage 2012, ISBN 978-3-7945-2666-6, S. 738–750.</ref> Geboten ist zudem umfassende und wirksame [[Krankheitsprävention|Prävention]]. |
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Die Suche nach einer ethisch vertretbaren Bekämpfungsstrategie gegen HIV/AIDS führt zu teils gegenteiligen Ergebnissen: Die einen betonen die unbedingte Notwendigkeit eines ausschließlich oder doch primär „technischen“ Schutzes gegen die Ausbreitung der Krankheit. Andere sehen diese Antwort als nicht ausreichend an bzw. lehnen diese aus Gründen einer religiösen Ethik ab. Sie betonen den Wert der dauerhaften [[Monogamie|ehelichen Treue]] neu bzw. fordern im konkreten Fall auch zeitweise oder völlige [[Sexuelle Abstinenz|Enthaltsamkeit]] ein. Die Propagierung von Kondomen als Schutz gegen AIDS sei vom religiös-christlichen Standpunkt aus bedenklich. Man argumentiert, auf diese Weise werde ein mit [[Promiskuität]] und gewissen sexuellen Praktiken assoziierter verantwortungsloser Lebensstil gefördert, der die eigene Person sowie andere Menschen einer todbringenden Gefahr aussetze. Diese Forderungen sind allerdings im Kontext der insbesondere in der katholischen Kirche<ref>Vgl. ''AIDS – Vier Aussagen des Erzbischofs von Köln, Kardinal [[Joseph Höffner]].'' In: [[Johannes Gründel]] (Hrsg.): ''AIDS. Herausforderung an Gesellschaft und Moral'' (= ''Schriften der Katholischen Akademie in Bayern.'' Band 125). Mit einem Anhang ''Gesetzestexte, staatliche Maßnahmen, kirchliche Orientierungen''. Patmos, Düsseldorf 1987, ISBN 3-491-77686-4, S. 156–165 (aus ''Zeitfragen – Eine Schriftenreihe, hrsg. vom Presseamt des Erzbistums Köln.'' Heft 41, 1987).</ref><ref>Vgl. auch ''Gemeinsame Stellungnahme der Augsburger Kirchen zum Thema „AIDS“ vom 10. April 1987.'' In: Johannes Gründel (Hrsg.): ''AIDS. Herausforderung an Gesellschaft und Moral.'' 1987, S. 166–170.</ref> verbreiteten Morallehre zu sehen, die Promiskuität negativ bewertet. Da die katholische Kirche während der Ausbreitungsphase von AIDS in Afrika erheblichen gesellschaftlichen Einfluss hatte, sind durch die jahrelange Behinderung von Aufklärung und Vorbeugung (etwa von Sexualaufklärung an den Schulen und der Verteilung von Kondomen) zahlreiche Neuansteckungen in Kauf genommen worden.<ref>{{Literatur |Autor=Bartholomäus Grill, Stefan Hippler |Titel=Gott Aids Afrika: Das tödliche Schweigen der katholischen Kirche |Verlag=Bastei Lübbe |Datum=2009 |ISBN=978-3-404-60615-3}} {{Internetquelle |url=https://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/krise-der-katholischen-kirche-in-afrika-regt-sich-widerstand-gegen-benedikt-xvi-a-687732.html |titel=Krise der katholischen Kirche |werk=[[Spiegel Online]] |datum=2010-04-08 |abruf=2010-09-09}}</ref> In dem 2010 erschienenen Interview-Buch ''Licht der Welt'' betonte das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche Papst [[Benedikt XVI.]], dass er die Verwendung von Kondomen „natürlich nicht als wirkliche und moralische Lösung“ ansehe. Ein begründeter Einzelfall für eine Ausnahme von dieser Haltung könne aber etwa sein, dass männliche Prostituierte ein Kondom verwenden. Dies könne dann „ein erster Schritt zu einer Moralisierung“ sein und helfen, ein Bewusstsein zu entwickeln, „dass nicht alles gestattet ist und man nicht alles tun kann, was man will“. Grundsätzlich lehnte der Papst die Verwendung von Kondomen im Kampf gegen die weltweite Epidemie jedoch weiterhin ab.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.sueddeutsche.de/politik/papst-benedikt-xvi-kondome-und-aids-ausnahme-prostitution-1.1026419 |titel=Männliche Prostituierte dürfen Kondom nehmen – sagt der Papst |werk=[[Süddeutsche Zeitung|sueddeutsche.de]] |datum=2010-11-21 |abruf=2020-07-08}}</ref> |
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HIV-positive und an AIDS erkrankte Menschen sind des Öfteren Stigmatisierung und Diskriminierung ausgesetzt. So kam eine Studie der Deutschen AIDS-Hilfe 2012 zu dem Ergebnis, dass 77 % der über 1100 befragten HIV-Positiven im Jahr vor der Befragung diskriminiert wurden – von Tratsch über Beleidigungen bis hin zu tätlichen Angriffen. Mehr positive Menschen verloren ihren Job aufgrund von Diskriminierung als aus gesundheitlichen Gründen. Kündigungen hatten in 84 % der Fälle mit Diskriminierung zu tun. Rund 20 % der Befragten wurde im Jahr vor der Befragung aufgrund von HIV eine medizinische Behandlung verweigert (zum Beispiel beim Zahnarzt).<ref>{{Internetquelle |url=http://www.aidshilfe.de/de/aktuelles/meldungen/deutsche-aids-hilfe-veroeffentlicht-erstmals-daten-zu-diskriminierung-von-mensch |titel=Deutsche AIDS-Hilfe veröffentlicht erstmals Daten zu Diskriminierung von Menschen mit HIV |hrsg=[[Deutsche Aidshilfe]] |datum=2012-08-22 |abruf=2014-02-17}}</ref> Abgesehen von offener Ablehnung berichten HIV-Patienten auch immer wieder von verzögerten Terminvergaben, separaten Behandlungszeiten oder Diskriminierung zum Beispiel mit Verweis auf arbeitsintensive Hygienerichtlinien. Die wissenschaftliche Fachgesellschaft [[Deutsche AIDS-Gesellschaft]] (DAIG e. V.) sowie die [[Deutsche Arbeitsgemeinschaft ambulant tätiger Ärztinnen und Ärzte für Infektionskrankheiten und HIV-Medizin e. V.]] (DAGNÄ) betonen jedoch, dass bei der zahnärztlichen Behandlung HIV-Infizierter keine über die Standardmaßnahmen hinausgehenden hygienischen Anforderungen gelten bzw. erforderlich sind, um eine HIV-Übertragung zu verhindern.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.daignet.de/site-content/hiv-therapie/copy_of_therapie-informationen |titel=Die zahnmedizinische Betreuung HIV-infizierter Menschen |hrsg=DAIG e. V. |datum=2010-10 |abruf=2014-07-08}}</ref> |
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Vor allem in Österreich hat sich für die Benachteiligung HIV-Positiver der Begriff des „sozialen AIDS“ erhalten.<ref>{{Internetquelle |url=http://derstandard.at/1259280906751/Welt-Aids-Tag-2009-Kampf-gegen-Soziales-Aids |titel=Kampf gegen „Soziales“ Aids |hrsg=[[Der Standard]] |datum=2009-12-01 |abruf=2014-02-18}}</ref> Sogar prinzipiell behandlungspflichtige Ärzte verweigern in Einzelfällen die Behandlung („[…] keine Lust habe sich solch einer Gefahr auszusetzen […]“).<ref>{{Internetquelle |url=http://www.ondamaris.de/?p=16338 |titel=Essen: Zahnarzt verweigert HIV-Positivem die Behandlung |werk=Ondamaris.de |datum=2010-02-04 |abruf=2014-12-26}}</ref> In [[Hanau]] und dem [[Main-Kinzig-Kreis]] wurde hierzu 2009 von der ''AIDS-Hilfe Hanau und Main-Kinzig-Kreis e. V.'' eine Umfrage mit telefonischer Kontaktaufnahme und Fragebogen gestartet. Von den rund 350 kontaktierten Praxen waren jedoch nur 33 bereit eine Antwort abzugeben. Viele Praxismitarbeiter wussten nichts mit den Begriffen HIV und AIDS anzufangen. Der Hauptgrund für eine Ablehnung von Patienten war jedoch der angeblich höhere Hygieneaufwand bei der Behandlung von Menschen mit HIV. Dabei ist in einer Praxis generell so hygienisch zu arbeiten, dass dort kein Übertragungsrisiko besteht.<ref name="fr-online-2869908">{{Internetquelle |autor=Ute Vetter |url=https://www.fr.de/rhein-main/main-kinzig-kreis/aids-sti62292/aerzte-zeigen-scheu-aids-11701790.html |titel=Umfrage in Hanau und Main-Kinzig: Ärzte zeigen Scheu vor Aids |werk=[[Frankfurter Rundschau|fr-online.de]] |datum=2010-03-20 |offline=1 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20220521021614/https://www.fr.de/rhein-main/main-kinzig-kreis/aerzte-zeigen-scheu-aids-11701790.html |abruf=2014-12-26}}</ref> Etwa 16 % der HIV-Positiven in Deutschland wissen noch nichts von ihrer Infektion. Öffentlichkeitswirksam aufklären wollen das ganze Jahr über die [[Deutsche Aidshilfe|AIDS-Hilfen]] und andere Organisationen. Auch der [[Welt-AIDS-Tag]] am 1. Dezember wird dazu genutzt, und der inzwischen international beachtete [[Life Ball]] in Wien will nicht nur Spenden sammeln, sondern über die Medienpräsenz auch mit positiven Slogans gegen die Stigmatisierung ankämpfen. |
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In manchen Ländern wird AIDS automatisch als tödliche Erkrankung trotz hoch-effektiver Behandlungsmöglichkeiten gleichgesetzt und HIV-Infizierte als Überträger einer tödlichen Erkrankung stigmatisiert.<ref>{{Literatur |Autor=Isaac Núñez et al. |Titel=Retiring the term AIDS for more descriptive language |Sammelwerk=The lancet. HIV |Band=11 |Nummer=3 |Datum=2024-03 |Seiten=e195–e198 |Sprache=en |DOI=10.1016/S2352-3018(23)00331-4 |PMID=38417978}}</ref> Dies führt auch zu Selbststigmatisierung Betroffener, wodurch sie einen HIV-Test, eine Behandlung und Nachsorgeuntersuchungen meiden. Damit der negativ konnotierte Begriff „AIDS“ seltener verwendet wird, haben sich manche Fachgesellschaften umbenannt (beispielsweise wurde die ''International AIDS Society'' in den USA zu der ''International Antiviral Society'') und empfehlen nicht mehr die Verwendung des Begriffes „AIDS“. Stattdessen sind andere Bezeichnungen wie „fortgeschrittene HIV-Infektion“ zielführender. |
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== Audio == |
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* [https://www.srf.ch/audio/zeitblende/30-jahre-entdeckung-des-hi-virus?id=10266114 ''30 Jahre Entdeckung des HI-Virus''] In: ''Zeitblende.'' von ''[[Schweizer Radio und Fernsehen]]'' vom 11. Mai 2013 (Audio) |
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* [https://www.deutschlandfunk.de/aids-wie-eine-krankheit-die-welt-veraendert-hat-dlf-7c2cc4ff-100.html ''40 Jahre AIDS Wie eine Krankheit die Welt verändert''.] [https://download.deutschlandfunk.de/file/dradio/2023/12/03/aids%20wie%20eine%20krankheit%20die%20welt%20veraendert%20hat%20dlf%2020231203%201630%207c2cc4ff.mp3 28.30 Minuten Audio-Version], von Jonas Reese und Christopher Weingart, [[Deutschlandfunk]] 3. Dezember 2023 |
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== Literatur == |
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=== Leitlinien === |
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* {{AWMF|https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/055-001.html|Deutsch-Österreichische Leitlinien zur antiretroviralen Therapie der HIV-1-Infektion|S2k|Deutschen AIDS-Gesellschaft (DAIG)|2021}} |
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* {{AWMF|https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/048-011.html|Antiretrovirale Therapie der HIV-Infektion bei Kindern und Jugendlichen|S2k|Deutschen AIDS-Gesellschaft (DAIG)|2019}} |
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* {{AWMF|https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/055-008.html|HIV-Präexpositionsprohphylaxe (PrEP)|S2|Deutschen AIDS-Gesellschaft (DAIG)|2024}} |
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* {{AWMF|https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/048-011.html|Antiretrovirale Therapie der HIV-Infektion bei Kindern und Jugendlichen|S2k|Deutschen AIDS-Gesellschaft (DAIG)|2019}} |
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* {{AWMF|https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/055-002.html|HIV-Therapie in der Schwangerschaft und bei HIV-exponierten Neugeborenen|S2k|Deutschen AIDS-Gesellschaft (DAIG)|2020}} |
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=== Zeitschrift === |
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* Die wissenschaftliche Fachzeitschrift ''[[AIDS Reviews]]'' erscheint vierteljährlich und veröffentlicht Übersichtsarbeiten, die sich mit den verschiedenen Aspekten von HIV und AIDS beschäftigen. |
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=== Sonstiges === |
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''chronologisch'' |
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* [[Johannes Gründel]] (Hrsg.): ''AIDS. Herausforderung an Gesellschaft und Moral'' (= ''Schriften der Katholischen Akademie in Bayern.'' Band 125). Mit Beiträgen von [[Otto Braun-Falco]], [[Ludwig Demling]], Johannes Gründel, [[Gundolf Keil]], [[Henrik Kreutz]] und [[Otfried Seewald]]. Mit einem Anhang ''Gesetzestexte, staatliche Maßnahmen, kirchliche Orientierungen''. Patmos, Düsseldorf 1987, ISBN 3-491-77686-4. |
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* Peter Lichtenberg, Michael Malm (Bearbeiter): ''AIDS: Fakten und Konsequenzen. Zwischenbericht der Enquete-Kommission des 11. Deutschen Bundestages „Gefahren von AIDS und wirksame Wege zu ihrer Eindämmung“.'' Hrsg.: Deutscher Bundestag, Referat Öffentlichkeitsarbeit. Zur Sache. Themen parlamentarischer Beratung, Band 3/88. Bonn 1988, ISBN 3-924521-22-0 (283 Seiten). |
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* [[Hansjörg Dilger]]: ''Leben mit Aids<!-- sic! -->. Krankheit, Tod und soziale Beziehungen in Afrika''. Eine Ethnographie. Campus, Frankfurt am Main 2005, ISBN 3-593-37716-0. |
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* [[Allan Stratton]]: ''Worüber keiner spricht.'' Roman. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2005, ISBN 3-423-78204-8. |
|||
* [[Bartholomäus Grill]], [[Stefan Hippler]]: ''Gott, AIDS, Afrika. Das tödliche Schweigen der katholischen Kirche''. Mit einem Vorwort von [[Henning Mankell]]. Bastei Lübbe, Bergisch Gladbach 2009, ISBN 978-3-404-60615-3. |
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* James Chin: ''Der Aids-Mythos. Medizinische Fakten versus politische Korrektheit.'' Übersetzt von Cathrine Hornung. [[Leopold Stocker Verlag|Ares Verlag]], Graz 2009, ISBN 978-3-902475-50-3. |
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* Susanne Roeßiger: [http://www.zeithistorische-forschungen.de/3-2013/id=4661 ''Safer Sex und Solidarität. Die Sammlung internationaler Aidsplakate im Deutschen Hygiene-Museum.''] In: ''[[Zeithistorische Forschungen]] / Studies in Contemporary History'', 10, 2013, S. 502–514. |
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* Henning Tümmers: [http://www.zeithistorische-forschungen.de/3-2013/id=4734 ''„Gib AIDS keine Chance“. Eine Präventionsbotschaft in zwei deutschen Staaten.''] In: ''[[Zeithistorische Forschungen]] / Studies in Contemporary History'', 10, 2013, S. 491–501. |
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* Henning Tümmers: ''AIDS. Autopsie einer Bedrohung im geteilten Deutschland.'' Wallstein Verlag, Göttingen 2017, ISBN 978-3-8353-3005-4. |
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* W. David Hardy: ''Fundamentals of HIV Medicine 2019.'' Oxford 2019, [https://books.google.de/books?id=CNqUDwAAQBAJ books.google.de] (englisch). |
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* Mona Leinung: [https://zeithistorische-forschungen.de/3-2021/6001 ''Positive Poster. Schwule Männlichkeiten auf Plakaten zur Aids-Prävention''.] In: ''[[Zeithistorische Forschungen]] / Studies in Contemporary History'', 18, 2021, S. 620–636. |
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== Weblinks == |
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{{Wiktionary|Aids}} |
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{{Wiktionary|AIDS}} |
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{{Commonscat|AIDS}} |
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{{Wikiquote|AIDS}} |
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* {{RobKochInst|https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/H/HIVAIDS/hiv_node.html|HIV (AIDS)}} |
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* [https://www.aidshilfe.de/ Deutsche Aidshilfe] |
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* [https://aids-stiftung.de/ Deutsche AIDS-Stiftung] |
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* [http://www.aids.at/ Österreichische AIDS-Hilfe] |
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* [http://www.aids-info.ch/ AIDS-Aufklärung Schweiz] Informationsmaterial zum Herunterladen |
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* [https://www.aids.ch/ Aids-Hilfe Schweiz] (viele Broschüren herunterladbar) |
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* [https://www.unaids.org/en UNAIDS] – Gemeinsames Programm der Vereinten Nationen zu HIV/AIDS (englisch, französisch, russisch, spanisch) |
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* [https://www.dagnae.de/ Deutsche Arbeitsgemeinschaft niedergelassener Ärzte in der Versorgung HIV-Infizierter (DAGNÄ e. V.)] – Informationen, aktuelle Entwicklungen und Liste niedergelassener HIV-Schwerpunktpraxen |
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* [https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/H/HIVAIDS/Eckdaten/Eckdaten.html ''HIV/AIDS: Eckdaten und Trends für Deutschland und für die Bundesländer.''] In: ''[[Robert Koch-Institut|rki.de]]''. |
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* Johannes Georg Gostomzyk: [https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/AIDS_(Acquired_Immune_Deficiency_Syndrome) ''Acquired Immune Deficiency Syndrome (AIDS).''] In: ''[[Historisches Lexikon Bayerns]].'' 28. Mai 2013. |
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* Sine Maier-Bode, Hildegard Kriwet: [https://www.planet-wissen.de/gesellschaft/krankheiten/aids/index.html ''Aids.''] In: ''[[Planet Wissen|planet-wissen.de]]''. [[ARD]] |
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* [[Spektrum.de]]: [https://www.spektrum.de/news/welt-aids-tag-warum-sind-manche-menschen-immun-gegen-hiv/2051130 ''Natürlich immun gegen HIV''] 1. Dezember 2022 |
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== Einzelnachweise == |
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<references /> |
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[[zh:艾滋病]] |
Aktuelle Version vom 6. Juni 2025, 06:26 Uhr
Klassifikation nach ICD-10 | |
---|---|
B20 | Infektiöse und parasitäre Krankheiten infolge HIV-Krankheit |
B21 | Bösartige Neubildungen infolge HIV-Krankheit |
B22 | Sonstige näher bezeichnete Krankheiten infolge HIV-Krankheit |
B23 | Sonstige Krankheitszustände infolge HIV-Krankheit |
B24 | Nicht näher bezeichnete HIV-Krankheit |
ICD-10 online (WHO-Version 2019) |
AIDS (Aussprache [ɛɪ̯t͡s]; Akronym von englisch acquired immune deficiency syndrome „erworbenes Immunschwächesyndrom“, auch „Akquiriertes Immun-Defizienz-Syndrom“)[1] bezeichnet eine spezifische Kombination von Symptomen, die beim Menschen infolge der durch eine HIV-Infektion ausgelösten Zerstörung des Immunsystems auftreten.[2] Bei den Erkrankten kommt es zu lebensbedrohlichen opportunistischen Infektionen und Tumoren.
AIDS wurde, nach Definition des Zusammentreffens bestimmter Krankheitszeichen durch die US-amerikanischen Centers for Disease Control and Prevention (CDC), am 1. Dezember 1981 als eigenständige Krankheit erkannt. Eine HIV-Infektion gehört zu den sexuell übertragbaren Krankheiten. Laut dem Gemeinsamen Programm der Vereinten Nationen für HIV/Aids (UNAIDS) lebten im Jahr 2023 weltweit etwa 39,9 Millionen HIV-positive Menschen. 2023 kam es zu etwa 1,3 Millionen HIV-Neuinfektionen (3562 pro Tag), und etwa 0,63 Millionen Menschen starben an den Folgen von HIV/AIDS. Seit Beginn der Epidemie starben 42,3 Millionen Menschen an AIDS.[3] Der Anteil der HIV-Infizierten liegt im weltweiten Durchschnitt bei etwa 0,8 % der 15- bis 49-Jährigen, erreichte in einzelnen afrikanischen Staaten jedoch Werte um 25 %.[4] Eine Schutzimpfung steht nicht zur Verfügung. Durch die effektivere Behandlung von HIV-Infizierten mit neuen Medikamenten ist AIDS in Mitteleuropa seltener geworden.[5]
Definition und Klassifikation
Klassifikation in der ICD-10
In dem weltweit anerkannten medizinischen Diagnoseklassifikationssystem ICD-10 der WHO können sowohl die HIV-Infektion als auch zahlreiche Krankheiten als Folge einer HIV-Infektion codiert werden. Die genaue Art der Folgeerkrankung wird in der zuletzt für das Jahr 2013 von der Weltgesundheitsorganisation aktualisierten Version der ICD-10 in einer vierten Stelle verschlüsselt, zum Beispiel: B20.6 Pneumocystis-Pneumonie infolge HIV-Krankheit.
Einstufung der HIV-Infektion und AIDS-Definition
CDC-Definition
Gemäß Falldefinitionen der US-amerikanischen Centers for Disease Control and Prevention (CDC) gilt ein bestätigter positiver HIV-Test als Nachweis der HIV-Infektion.[6] Die Bewertung der HIV-Infektion nach Grad der Schwere einschließlich AIDS wurde mehrfach geändert, zuletzt wurde sie 2014 aktualisiert. Bis 2008 wurden klinische Befunde in Form von Kategorien und Laborwerte als Stadien separat eingestuft und als Buchstaben-Ziffern-Codierung dargestellt (z. B. A1, B3). Dabei wurden auch asymptomatische sowie mit HIV verbundene aber nicht AIDS-definierende Erkrankungen einbezogen.[7] Seit 2008 werden nur noch die AIDS-definierenden Erkrankungen berücksichtigt. Die Einteilung nach Anzahl der CD4-positiven T-Lymphozyten (T-Helferzellen) und die Liste der AIDS-definierenden Erkrankungen blieben hingegen unverändert. Seit 2014 gibt es 5 Stadien: Je nach CD4+-Zellzahl und ggf. klinischen, AIDS-definierenden Symptomen werden die Stadien 1 bis 3 definiert. Wenn diese Informationen nicht vorliegen, ist das Stadium „unbekannt“. Das 2014 eingeführte Stadium 0 deckt frühe bzw. frische HIV-Infektion ab; innerhalb 6 Monate nach einem bestätigten positiven HIV-Test liegt ein negativer vor.
Die in der Praxis möglicherweise verbreitete Buchstaben-Ziffern-Codierung ist somit veraltet. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die Falldefinition in erster Linie der epidemiologischen Überwachung von HIV und AIDS dient und nicht als Leitfaden für eine (aktuelle) klinische Diagnostik. So kann eine Falleinstufung nicht wieder herabgesetzt werden; sie sagt daher gegebenenfalls nichts über den aktuellen Status eines Patienten aus. Ein Patient wird bei einer Progression neu klassifiziert. Damit sagt die CDC-Klassifikation nichts über den aktuellen Zustand zum Beispiel nach etablierter HIV-Therapie aus.[8]
Stadium | Erwachsene und Kinder ab 6 Jahren | Kinder 1 bis 5 Jahre | Kinder unter 1 Jahr | |
---|---|---|---|---|
CD4+-Zellzahl [µl] bzw.
in Prozent aller Lymphozyten |
1 | ≥ 500
> 26 % |
≥ 1000
> 30 % |
≥ 1500
> 34 % |
2 | 200–499
14–25 % |
500–999
22–29 % |
750–1499
26–33 % | |
3 (AIDS) * | < 200
< 14 % |
< 500
< 22 % |
< 750
< 26 % | |
unbekannt | keine Werte bzw. Befunde über eine AIDS-definierende Erkrankung verfügbar | |||
Die CD4+-Zellzahl hat gegenüber der Prozenteinteilung Vorrang, letztere ist nur dann ausschlaggebend, wenn die Absolutzahl nicht vorliegt. Wenn die Kriterien für Stadium 0 erfüllt sind, bleibt das Stadium bei 0. |

Als AIDS (im Deutschen ursprünglich auch erworbenes Immundefektsyndrom genannt) gelten der Nachweis der HIV-Infektion und eine AIDS-definierende Erkrankung (Stadium 3) oder aber der Nachweis der HIV-Infektion und eine CD4-Zellzahl < 200 Zellen bzw. < 14 %. Als AIDS-definierende Erkrankungen/Symptome wurden von den CDC festgelegt:[6]
- multiple bakterielle Infektionen, rezidivierend (gilt nur für Kinder unter 6 Jahren)
- Candidose (Pilzinfektion) von Bronchien, Luftröhre oder Lungen
- Ösophageale Candidose (Pilzinfektion der Speiseröhre)
- CMV-Infektionen (außer Leber, Milz, Lymphknoten)
- CMV-Retinitis (Netzhautentzündung mit Visusverlust)
- Enzephalopathie, HIV-bedingt
- Herpes-simplex-Infektionen: chronische Ulzera (> ein Monat bestehend; oder Bronchitis, Pneumonie, Ösophagitis)
- Histoplasmose, disseminiert oder extrapulmonal (außerhalb der Lunge)
- Isosporiasis, chronisch, intestinal, mehr als ein Monat bestehend
- Kaposi-Sarkom
- Kokzidioidomykose, disseminiert oder extrapulmonal
- Kryptokokkose, extrapulmonal
- Kryptosporidiose, chronisch, intestinal, > ein Monat bestehend
- Burkitt-Lymphom
- Lymphom, immunoblastisches
- Lymphom, primär zerebral
- Mycobacterium avium-Komplex oder Mycobacterium kansasii, disseminiert (verbreitet) oder extrapulmonal
- Mycobacterium tuberculosis, pulmonal (gilt nur für Erwachsene und Kinder ab 6 Jahren), disseminiert oder extrapulmonal
- Mycobakteriose, andere oder nicht identifizierte Spezies disseminiert oder extrapulmonal
- Pneumocystis-Pneumonie (durch Pneumocystis jirovecii verursachte Pneumonie)
- Pneumonien, rezidivierend
- Progressive multifokale Leukenzephalopathie
- Salmonellen-Sepsis, rezidivierend
- Tuberkulose
- Toxoplasmose, zerebral
- Wasting-Syndrom (durch HIV bedingt)
- Zervixkarzinom, invasiv (gilt nur für Erwachsene und Kinder ab 6 Jahren)
Nicht mehr verwendet werden alte Staging-Systeme wie die nach Walter Reed[9] oder die Frankfurter Stadieneinteilung (nach Hans-Reinhard Brodt und Mitarbeitern)[10].
Europäische Definition
Gemäß Falldefinition der Europäischen Kommission gilt ein bestätigter positiver HIV-Test als Nachweis der HIV-Infektion.[11] Eine Bewertung der HIV-Infektion nach Grad der Schwere wird nicht vorgenommen.
Als AIDS gelten der Nachweis der HIV-Infektion und eine der in der europäischen Falldefinition für AIDS festgelegten Erkrankungen. Diese sind mit denen der CDC-Aufstellung identisch (siehe dort). Eine AIDS-Diagnose lediglich aufgrund von Laborwerten ohne jedweden klinischen Befund (CDC-Stadium 3) wurde verworfen.[12]
Die europäische Falldefinition dient der epidemiologischen Überwachung von HIV und AIDS.
WHO-Definition
Gemäß WHO-Falldefinition gilt ein bestätigter positiver HIV-Test als Nachweis der HIV-Infektion.[13]
Stadium | Symptome | CD4+-Zellzahl pro µl % aller Lymphozyten |
|
---|---|---|---|
1 | Asymptomatisch | ≥ 500 | Asymptomatische Erkrankung(en) |
2 | Milde Symptome | 350–499 | Für dieses Stadium definierte Erkrankung, zum Beispiel Herpes Zoster |
3 | Fortgeschrittene Symptome | < 350 | Für dieses Stadium definierte Erkrankung, zum Beispiel Orale Haarzellleukoplakie |
4 (AIDS) | Schwerwiegende Symptome | < 200 <15 % |
oder mindestens eine der AIDS-definierenden Erkrankungen |
* Nachweis der HIV-Infektion ist vorausgesetzt |
Für die epidemiologische Überwachung wird bei Erwachsenen und Jugendlichen die fortgeschrittene HIV-Infektion definiert als Nachweis der HIV-Infektion und eine Erkrankung der klinischen Stadien 3 oder 4.[13]
Als AIDS gilt bei Erwachsenen und Jugendlichen der Nachweis der HIV-Infektion und einer AIDS-definierenden Erkrankung (Stadium 4) oder aber der Nachweis der HIV-Infektion und eine CD4-Zellzahl < 200 Zellen bzw. < 15 %.
Die AIDS-definierenden Erkrankungen/Symptome sind weitgehend mit denen der CDC-Aufstellung identisch.
Übertragung
Das HI-Virus wird durch Blut und infektiösen Körperflüssigkeiten wie Sperma, Vaginalsekret, Liquor, Flüssigkeitsfilm auf der Darmschleimhaut oder Muttermilch übertragen.[14] Potentielle Eintrittspforten sind frische, noch blutende Wunden in Schleimhäuten (Bindehaut, Mund-, Nasen-, Vaginal- und Analschleimhaut) bzw. nicht ausreichend verhornte, leicht verletzliche Stellen der Außenhaut (Eichel, Innenseite der Penisvorhaut). Die häufigsten Infektionswege sind der ungeschützte Vaginal- oder Analverkehr, die Benutzung kontaminierter Spritzen bei intravenösem Drogenkonsum und der aufnehmende Oralverkehr (wenn Schleimhautkontakt mit Sperma bzw. Menstruationsblut). Beim aufnehmenden Oralverkehr mit unverletzter Mundschleimhaut stellt der Kontakt mit Präejakulat oder Vaginalsekret ein vernachlässigbares Infektionsrisiko dar, ebenso wie der passive Oralverkehr. Männer, die Sex mit Männern haben, Fixer, die mit anderen Nadel und Spritze teilen, bis 1984 auch Menschen, die häufig Bluttransfusionen brauchen, sowie Menschen mit häufigem Partnerwechsel gelten als Risikogruppen.[15] Wie hoch das Risiko beim Geschlechtsverkehr ist, hängt vor allem von der Viruslast in der Samenflüssigkeit, im Scheidensekret und im Blut ab. Diese ist in den ersten Wochen nach der Infektion, bevor sich Antikörper gebildet haben, besonders hoch, nimmt dann ab und steigt in späten Stadien der Erkrankung wieder an. Möglich sind auch Übertragungen durch Organspenden und Unfälle.
HIV wird nicht über Speichel, Schweiß, Tränenflüssigkeit, Tröpfcheninfektion oder durch Insektenstiche übertragen. Ebenso wenig führt die Kontamination intakter Haut mit virushaltiger (Körper-)Flüssigkeit zu einer Ansteckung. Auch stellen Körperkontakte im alltäglichen sozialen Miteinander, die gemeinsame Benutzung von Geschirr, Besteck u. ä. sowie die gemeinsame Benutzung sanitärer Einrichtungen kein Infektionsrisiko dar.[14][16]
Bei Patienten mit AIDS-Vollbild besteht ein Ansteckungsrisiko mit typischen opportunistischen Erregern: Viren der Herpes-Gruppe, Candida, Streptokokken, Pneumokokken, Meningokokken und viele weitere. Partner von Patienten mit AIDS-Vollbild sollten sich auch über diese Erreger und deren Infektionswege informieren. Beispielsweise mindert der vollständige Impfschutz von Kontaktpersonen indirekt auch das Risiko für AIDS-Patienten, an impfpräventablen Infektionen zu erkranken. Das gilt besonders bei Impfungen, die Menschen mit Immunschwäche nicht erhalten können.[17][18]
Infektionsweg | Risiko pro 10.000 Kontakten mit infektiöser Quelle |
In Prozent |
---|---|---|
Parenteral | ||
Bluttransfusion | 9 250 | 92,5 |
Drogeninjektion mit gebrauchter Nadel | 63 | 0,63 |
Nadelstich durch die Haut | 23 | 0,23 |
Sexuell (ungeschützter Geschlechtsverkehr) | ||
Analverkehr, empfangender Partner | 138 | 1,38 |
Vaginalverkehr, empfangender Partner | 8 | 0,08 |
Analverkehr, einführender Partner | 11 | 0,11 |
Vaginalverkehr, einführender Partner | 4 | 0,04 |
Oralverkehr | gering1 | – |
1 Fälle von HIV-Übertragung durch Oralsex wurden wissenschaftlich dokumentiert, sind jedoch selten. Eine präzise Schätzung des Risikos ist aufgrund der schlechten Datenlage nicht verfügbar. |
Übertragung Mutter/Kind
Eine Übertragung von HIV der Mutter auf das Kind ist während der Schwangerschaft, insbesondere während der Geburt und durch das Stillen nach der Geburt, möglich.[14] Das Ansteckungsrisiko beträgt hierbei bis zu 40 % (Europa 15–25 %)[20], wenn keine HIV-Transmissionsprophylaxe (vgl. unten) ergriffen wird.[8] Mit diesen Maßnahmen sinkt das Risiko einer HIV-Übertragung auf unter 1 %.
Übertragung durch Bluttransfusionen
Bluttransfusionen bergen ebenfalls das Risiko einer HIV-Infektion. Eine Routineüberwachung der Blutspende, wie sie in Deutschland durchgeführt wird, reduziert dieses jedoch stark, sodass heutzutage das Risiko, eine HIV-Infektion über Transfusion eines Blutproduktes zu erhalten, verschwindend gering ist.
In den ersten Jahren nach der Entdeckung von AIDS (1981) war die Gefahr der Infektion über kontaminierte Blutprodukte sehr groß, da es noch keine zuverlässigen Labortests zum Nachweis des HI-Virus gab, um Blutspender zu testen. Darüber hinaus ist die Gefahr einer Infektion bei Transfusion von infizierten Blutprodukten besonders hoch (ca. 90 Prozent). Besonders betroffen waren an Hämophilie, der Bluterkrankheit, erkrankte Personen, die regelmäßig Gerinnungsfaktor-Konzentrate transfundiert bekommen mussten. Diese Gerinnungsfaktor-Konzentrate wurden aus zahlreichen Plasmaspenden hergestellt. Dies hatte zur Folge, dass bis zum Ende der 1980er Jahre ungefähr 50 % aller etwa 15.000 Hämophilie-Kranken in den USA mit HIV infiziert wurden.[21] Auch in Deutschland wurden etwa 1.800 der ungefähr 3.000 Hämophilie-Kranken und weitere 460 Personen durch Blutprodukt-Transfusionen infiziert, obwohl es bereits damals die (allerdings sehr teure) Möglichkeit einer Virusinaktivierung der Plasmapräparate gab.[22] Der sich daraufhin in der deutschen Öffentlichkeit entwickelnde „Blut-Skandal“ führte 1994 letztlich zur Auflösung des Bundesgesundheitsamtes, das als Aufsichtsbehörde für die Sicherheit von Blutprodukten zuständig gewesen war, durch den damaligen Bundesgesundheitsminister Horst Seehofer.[23] Bedingt durch die Skandale um mit HIV- oder Hepatitis-C-Virus-infizierten Blutprodukten wurde das Bluttransfusionswesen in Deutschland und anderen Ländern einer rigorosen und strengen gesetzlichen Kontrolle unterworfen. Seit 1985 ist in den USA und der Bundesrepublik die Testung aller Blutprodukte auf HIV-Antikörper gesetzlich vorgeschrieben, wodurch sich das Infektionsrisiko auf deutlich weniger als 1:100.000 verminderte (fast alle transfusionsbedingten Infektionen waren vor 1985 erfolgt). Allerdings verblieb noch ein kleines Restrisiko, da erst einige Wochen nach Virusinfektion Antikörper nachweisbar sind („diagnostische Lücke“). Seit dem 1. Mai 2004 ist in Deutschland die Testung jeder Blutspende nicht nur auf Antikörper, sondern auch direkt auf das Vorhandensein von HIV-RNA gesetzlich vorgeschrieben. Dadurch können auch frische Infektionen erkannt werden. Das Risiko, eine HIV-Infektion über ein infiziertes Blutprodukt zu erwerben, wurde im Jahr 2008 in Deutschland auf 1:4,3 Millionen oder geringer geschätzt.[24]
Übertragung durch Nadeln/Kanülen/Nadelstiche
Vor allem in der Anfangszeit der Epidemie infizierten sich viele Intravenös-Drogenabhängige durch die gemeinsame Nutzung von Injektionsnadeln. Auch Ärzte und pflegerisches Personal haben ein gewisses Risiko der Ansteckung bei Nadelstichverletzungen im OP oder nach Punktionen an infizierten Patienten. Das Infektionsrisiko durch Nadelstiche hängt sehr von den Umständen ab. Das Infektionsrisiko wird durchschnittlich mit 0,3 % angegeben und steigt mit folgenden Faktoren: sehr tiefe Verletzungen (16-fach erhöht), sichtbare Blutspuren auf der Nadel oder Nadel war vorher in einer Vene oder Arterie des Überträgers (jeweils fünffach erhöht), bei hoher Viruslast des Überträgers (sechsfach erhöht). Das Risiko bei Hohlnadeln ist höher als bei geschlossenen Nadeln.
Das Risiko, sich bei gemeinsamer Benutzung einer Kanüle, zum Beispiel beim Spritzen von Heroin, zu infizieren, liegt um 0,7 % und sinkt mit dem zeitlichen Abstand zwischen den Injektionen, allerdings nur langsam, da in der Kanüle eingeschlossenes Blut tagelang infektiös bleiben kann. Ein Auskochen der Nadeln ist zwar generell möglich, allerdings sind handelsübliche Nadeln oft nicht dafür geeignet, weil die verwendeten Kunststoffe nicht entsprechend hitzefest sind. Eine chemische Desinfektion mit Bleiche oder anderen Desinfektionsmitteln kann das Risiko deutlich verringern, ist jedoch nicht ausreichend, um eine Übertragung sicher auszuschließen.[25][26]
- Sonderfall – Verwendung unsteriler, mehrfach verwendeter Schneidewerkzeuge bei weiblicher Genitalverstümmelung
Wegen der Mehrfachverwendung von Rasierklingen oder anderen Werkzeugen bei der auch als weibliche Beschneidung bekannten Genitalverstümmelung von Mädchen und Frauen, die oftmals in größerer Anzahl innerhalb eines umgrenzten Zeitraums erfolgt, kann es zur Übertragung von Bakterien und Viren, darunter das HIV, kommen.[27]
Übertragung durch Geschlechtsverkehr
Das individuelle Risiko einer Infektion mit HIV durch Geschlechtsverkehr ist sehr variabel und hängt von vielen Faktoren ab. Eine Infektion ist nach einmaligem Geschlechtsverkehr möglich, es sind jedoch auch Fälle bekannt, in denen trotz mehrjährigen ungeschützten Sexualkontaktes mit einem infizierten Partner keine Ansteckung erfolgte. Eine gleichzeitig vorliegende andere Geschlechtserkrankung erhöht das Infektionsrisiko um das 5- bis 10fache, eine hohe Viruslast des Überträgers sogar um das 10- bis 30fache. Frischinfizierte weisen in den ersten Wochen eine hohe Viruslast auf, da der Körper in diesem Stadium über keine spezifischen Antikörper gegen das HI-Virus verfügt. Geschlechtsverkehr während der Regelblutung der Frau ist mit einem erhöhten Infektionsrisiko für beide Partner verbunden, beschnittene Männer haben ein geringeres Infektionsrisiko. Insgesamt scheint das Infektionsrisiko nicht konstant über die Anzahl der Kontakte zu sein, sodass das Risiko einzelner Kontakte womöglich erheblich zu niedrig angegeben ist. Mit einer antiretroviralen Therapie nimmt das Übertragungsrisiko durch die sinkende Viruslast in Blut und Sekreten erheblich ab.
- Vaginalverkehr: Ungeschützter vaginaler Geschlechtsverkehr ist mit vergleichsweise hohem Risiko behaftet (0,05–0,1 % pro Sexakt).
- Trockener Sex: Das Infektionsrisiko ist hierbei deutlich erhöht, da aufgrund der schmerzhaften Friktionen Einrisse und Blutungen der Vaginalschleimhaut häufig vorkommen und Kondome (falls verwendet) in dem trockenen Milieu seltener funktionsfähig bleiben.[28][29]
- Bei Analverkehr treten häufig kleine Risse an der Schleimhaut auf, daher ist das Risiko im Vergleich zum Vaginalverkehr nochmals signifikant erhöht.
- Fellatio, Oralverkehr mit Spermaaufnahme durch den Mund: Das Infektionsrisiko ist sehr gering, eine Infektion ist jedoch nicht ausgeschlossen.
- Das Risiko einer Infektion durch Vorflüssigkeit (Präejakulat) ist sehr klein und bei Oralsex vernachlässigbar.[30]
- Cunnilingus, Oralverkehr bei der Frau: Das Risiko wird ebenfalls als äußerst gering eingeschätzt, solange kein Kontakt mit Menstruationsblut stattfindet.
- Anilingus: Das Risiko wird als äußerst gering eingeschätzt.
- Andere Sexualpraktiken, bei denen kein Kontakt zu Schleimhäuten, Blut, Sperma oder Vaginalsekret besteht, haben ein extrem geringes Infektionsrisiko.
Postexpositionelle Prophylaxe
Teilweise besteht nach einer Risikosituation die Option, einer möglichen HIV-Infektion entgegenzutreten. Hierbei sind erste Sofortmaßnahmen durchzuführen u. a. das Waschen des Penis nach dem Verkehr, eine Blutflussförderung (potentiell infektiöses Material soll dadurch ausgespült werden), anschließende Wundspreizung und Spülung und Behandlung mit Desinfektionsmittel.[31] Anschließend soll mit der medikamentösen postexpositionellen Prophylaxe (PEP) begonnen werden.
Diese bietet den bestmöglichen Schutz, wenn die Behandlung innerhalb von zwei Stunden nach Exposition begonnen wird, kann aber bis zu 24 Stunden nach intravenöser und bis zu 72 Stunden nach anderer Exposition über die Schleimhäute noch immer wirksam sein.[31] Deshalb sollte nach einem begründeten Ansteckungsverdacht immer sofort ein Arzt aufgesucht werden, der über mögliche Maßnahmen informiert und diese auch einleiten kann.
Die Standardtherapie besteht derzeit aus einer Kombination von Raltegravir zusammen mit Tenofovir-Disoproxil-Fumarat (TDF)/Emtricitabin (FTC), Dolutegravir mit TDF/FTC oder Bictegravir/TAF/FTC (außer bei bestehender Schwangerschaft).[31] Falls diese nicht verfügbar sind, soll auf Darunavir/Ritonavir mit TDF/FTC oder Elvitegravir/Cobicistat/TAF/FTC (außer bei bestehender Schwangerschaft) ausgewichen werden. Die PEP soll über 28 bis 30 Tage erfolgen.
HIV-Tests
HIV-Tests unterteilen sich in Suchtests und Bestätigungstests. Ziel eines Suchtests (zum Beispiel ELISA-Suchtest) ist es, möglichst alle infizierten Personen zu erkennen – um den Preis, dass auch einige nichtinfizierte fälschlicherweise positiv getestet werden. Wird eine Person im Suchtest positiv getestet, so ist in vielen Ländern ein Bestätigungstest (in Deutschland und den USA: Western-Blot-Bestätigungstest) vorgeschrieben, um eine falsch positive Diagnose zu verhindern. HIV-Tests werden meist in einem Labor durchgeführt. Es existieren jedoch auch Schnelltests, die ohne technische Hilfsmittel teilweise bereits nach wenigen Minuten ein Ergebnis anzeigen können.[32]
Anonymisierte Meldepflichten
In Deutschland ist der direkte oder indirekte Nachweis von HIV nichtnamentlich meldepflichtig nach § 7 Absatz 3 des Infektionsschutzgesetzes (IfSG). Also muss ein positiver HIV-Test vom Labor in anonymisierter Form an das Robert Koch-Institut in Berlin gemeldet werden (§ 8 Absatz 1 Nummer 2, 3 oder Absatz 4, § 10 Absatz 2 und 4 IfSG).
In Österreich ist nur die AIDS-Erkrankung, nicht aber die bloße HIV-Infektion meldepflichtig. Denn eine AIDS-Erkrankung ist nach dem AIDS-Gesetz[33] definiert, wenn sowohl der Nachweis einer Infektion mit dem HI-Virus als auch zumindest eine Indikatorerkrankung[34] vorliegt (§ 1 AIDS-Gesetz). Eine solche Erkrankung sowie jeder dadurch verursachte Todesfall sind meldepflichtig (§ 2 AIDS-Gesetz). Die Meldung muss binnen einer Woche ab Diagnosestellung an das Gesundheitsministerium in Wien gestellt werden. Dabei sind allerdings nur die Initialen (Anfangsbuchstabe des Vor- und Familiennamens), Geschlecht und Geburtsdatum und relevante anamnestische und klinische Angaben zu übermitteln (§ 3 AIDS-Gesetz).
In der Schweiz sind erfüllte klinische Kriterien zur Erkrankung AIDS und der positive laboranalytische Befund zum HI-Virus meldepflichtig und zwar nach dem Epidemiengesetz (EpG) in Verbindung mit der Epidemienverordnung und Anhang 1 bzw. Anhang 3 der Verordnung des EDI über die Meldung von Beobachtungen übertragbarer Krankheiten des Menschen. Vom Arzt, Spital usw. sind (nur) Vornamenscode, Wohnort, Geburtsdatum, Geschlecht, Staatsangehörigkeit und Herkunftsland, vom Labor sind (nur) Vornamenscode, Wohnort, Geburtsdatum und Geschlecht zur Person zu melden.
Krankheitsverlauf

Eine HIV-Infektion verläuft in verschiedenen Phasen:
Akute Phase
Zwei bis sechs Wochen nach einer Infektion können grippeähnliche Symptome wie Fieber, Nachtschweiß, geschwollene Lymphknoten und Übelkeit auftreten.
Die häufigsten Symptome einer akuten HIV-Infektion sind (angegeben nach der Wahrscheinlichkeit des Auftretens):[35]
- 80 % Fieber
- 78 % Leistungsminderung, Müdigkeit
- 68 % Unwohlsein, Krankheitsgefühl
- 54 % Kopfschmerzen
- 54 % Appetitverlust
- 54 % Arthralgien (Gelenkschmerzen)
- 51 % Hautausschlag
- 51 % Nachtschweiß
- 49 % Myalgien (Muskelschmerzen)
- 49 % Übelkeit
- 46 % Diarrhoe (Durchfälle)
- 46 % Fieber und Ausschlag (als Kombination)
- 44 % Pharyngitis oder Schluckschmerzen
- 37 % orale Ulzerationen (Geschwüre im Mund)
- 34 % Steifer Nacken (vermutlich aufgrund der auch dort befindlichen und angeschwollenen Lymphknoten)
- 32 % Gewichtsverlust größer als 2,5 kg
- 24 % Lichtscheu
Manche Patienten bemerken obige Symptome jedoch nicht, oder sie haben keine. Da die Symptome sehr unspezifisch sind und viele andere Ursachen haben können, bleiben HIV-Infektionen oft erst unerkannt. Eine HIV-positive Diagnose kann nicht allein anhand von Symptomen der akuten Phase gestellt werden, sondern nur mittels eines HIV-Tests.
Zur Diagnostik einer akuten HIV-Infektion dient ein positiver HIV-RNA-Test durch eine RT-PCR und ein negativer oder „grenzwertiger“ Bestätigungstest.[35] HIV-Infektionen, die sechs Wochen oder mehr zurückliegen, werden in der Regel per Antikörper/Antigen-Suchtest statt PCR diagnostiziert.
Latenzphase
In dieser Zeit vermehrt sich das Virus im Körper. Betroffene, sofern sie von ihrer Infektion wissen, leiden allenfalls psychisch darunter, körperliche Symptome treten in diesem seropositiven Latenzstadium hingegen oft nicht auf. Währenddessen sinkt die Zahl der CD4+-Helferzellen meist kontinuierlich ab, bis ein schwerer Immundefekt entsteht (< 200 CD4+-Zellen/Mikroliter).[36] Die Latenzzeit dauert im Durchschnitt neun bis elf Jahre. Es gibt auch Patienten, die innerhalb von Monaten nach der Ansteckung AIDS entwickeln.
Äußerst selten (< 1 %) sind sogenannte „Elite-Controller“. Diese HIV-positiven Patienten können die Viruslast ohne antiretrovirale Therapie (ART) so stark reduzieren, dass HIV-1-RNA im peripheren Blut nicht nachweisbar ist.[37][38] Die CD4+-Zellzahl bleibt über viele Jahre im Normalbereich. Sie entwickeln u. a. sehr wirksame breitneutralisierende Anti-HIV-Antikörper, die gegen besonders konservierte Bereiche des Env-Oberflächenproteins gerichtet sind. Daher können sie bereits in geringer Konzentration eine große Anzahl existierender HIV-1-Varianten neutralisieren.[37] Etwa 10 % der Patienten sind Long-Term Non-Progressors (LTNPs), sie haben ohne ART eine geringe Viruslast von unter 2000 HIV-1-RNA-Kopien pro Milliliter Blut.[37]
AIDS Related Complex (ARC)
Dieser Ausdruck wurde früher für das klinische Stadium 2 der CDC-Klassifikation (also das Auftreten von klinischen Symptomen, die aber nicht zu den AIDS-definierenden Erkrankungen gehören) verwendet. Unbehandelt folgt der Übergang in das Vollbild AIDS.[39]
Krankheitsphase (AIDS)
Die Diagnose AIDS wird gestellt, wenn bei einem HIV-Positiven bestimmte Infektionen oder bösartige Tumoren, die sogenannten AIDS-definierenden Erkrankungen (CDC Klassifikation 3), festgestellt werden. Zu diesen zählen besonders opportunistische Infektionen, die von Viren, Bakterien, Pilzen oder Parasiten hervorgerufen werden, zum Beispiel Mundsoor, Herpes-, Pneumokokken- oder Meningokokken-Infektionen. Einigen davon kann mit Impfungen vorgebeugt werden.[17][18] Hinzu kommen andere Erkrankungen wie (disseminiertem) Kaposi-Sarkom, malignes Lymphom, HIV-Enzephalopathie, Wasting-Syndrom und nichtinfektiöse Hauterkrankungen.
Für das (intakte) Immunsystem eines gesunden Menschen sind opportunistische Erreger meist harmlos. Das kompromittierte Immunsystem eines HIV-Positiven kann die Erreger jedoch nicht ausreichend abwehren; es treten die oben genannten Infektionen auf. Unbehandelt verlaufen sie häufig tödlich. Als Maß für die Zerstörung des Immunsystems dient die Anzahl der T-Helfer-Zellen im Blut eines HIV-Infizierten.
Therapie
Die Indikation zur Behandlung einer HIV-Infektion ergibt sich aus klinischem Befund (HIV-assoziierte Symptome und Erkrankungen bzw. AIDS, opportunistische Infektionen), Immunstatus (CD4-positive T-Helfer-Lymphozyten) und Virusdynamik (HI-Viruslast) bei den infizierten Patienten.[40] Eine AIDS-Therapie durch vollständige Eliminierung des replikationsfähigen HIV im Körper, kann mit den zur Verfügung stehenden Medikamenten nicht erreicht werden.
Highly Active Antiretroviral Therapy (ART)

Mit Antiretrovirale Therapie (ART, auch hochaktive antiretrovirale Therapie HAART) wird die medikamentöse Kombinationstherapie aus mindestens zwei antiretroviralen Wirkstoffen bezeichnet. Ziel von ART ist, das Immunsystem zu rekonstituieren und den Ausbruch des Krankheitsbildes AIDS zu verhindern. Eine erfolgreiche ART drückt die Viruslast (Konzentration des HI-Virus)[41] im Blut unter die Nachweisgrenze, woraufhin die Anzahl der CD4+-Zellen wieder ansteigt und damit das Immunsystem gegen opportunistische Infektionen und andere AIDS-definierende Erkrankungen gestärkt wird. Da das Virus schnell Resistenzen gegen einzelne Wirkstoffe entwickelt, hat sich die Therapie durch die Einnahme aus mindestens zwei verschiedenen antiretroviralen Wirkstoffen durchgesetzt. Bei aktuellen Medikamenten sind diese zwei bzw. drei Wirkstoffe in einer Tablette vereint, die einmal täglich eingenommen wird. Zurzeit werden mehrere Wirkstoffklassen angewandt: Nukleosid- und Nukleotidanaloga (NRTIs), Nichtnukleosidische Reverse-Transkriptase-Inhibitoren (NNRTIs), HIV-Proteaseinhibitoren (PIs), Entry-Inhibitoren, Integrase-Strangtransfer-Inhibitoren (INSTI) sowie Kapsid-Inhibitoren.
Antiretrovirale Therapie kann die Lebenserwartung HIV-Infizierter deutlich verlängern, jedoch keine vollständige Eradikation des Virus – und damit eine Heilung – bewirken. Zudem können mitunter Nebenwirkungen auftreten, denen jedoch in der Regel durch einen Wechsel der Wirkstoffkombination entgegengetreten werden kann. Eine einmal begonnene ART sollte nicht mehr abgesetzt werden, um Resistenzbildung zu verhindern. Aus demselben Grund ist eine regelmäßige Tabletteneinnahme unumgänglich (siehe Adhärenz).
Aufgrund neuer medizinischer Studienergebnisse sowie der Entwicklung und Zulassung neuer antiretroviraler Arzneistoffe und Substanzklassen befindet sich ART in einem kontinuierlichen Entwicklungsprozess. Dennoch gibt es eindeutige Leitlinien auf nationaler,[42] europäischer[43] und internationaler[44] Ebene zu den verschiedenen Aspekten der antiretroviralen Therapie. Patienten, die bereits AIDS-definierende Erkrankungen haben, wird eine ART dringend empfohlen. Auch beim Auftreten von Erkrankungen, die auf ein geschwächtes Immunsystem hindeuten, jedoch nicht AIDS-definierend sind, wird eine ART empfohlen. Dies gilt auch für Patienten, die symptomfrei sind, deren Anzahl der CD4+-Zellen aber unter 350 liegt. Ebenso angeraten ist der Beginn der ART laut der Empfehlung bei Patienten mit einem CD4+-Wert zwischen 350 und 500, wenn eine hohe Viruslast vorliegt (> 100.000).
Aufgrund der für den Patienten weitreichenden Konsequenzen wird die Entscheidung individuell getroffen, sodass der Patient zuvor über Risiken und Nebenwirkungen ausreichend informiert und psychisch auf die Therapie eingestellt ist.
Experimentelle Therapien
Maturationsinhibitoren
Maturationsinhibitoren („Reifungshemmer“) hemmen die Knospung neuer Virionen. Wie bei den Integrasehemmern wurde 2005 erstmals in vivo eine antiretrovirale Wirkung nachgewiesen. Jedoch wurde die Entwicklung vieler Wirkstoffkandiaten wie Bevirimat oder Fipravirimat eingestellt.
Tre-Rekombinase
Forscher des Hamburger Heinrich-Pette-Instituts, Leibniz-Institut für Experimentelle Virologie und des Max-Planck-Instituts für molekulare Zellbiologie und Genetik in Dresden arbeiten mit dem vielversprechenden Ansatz, das HIV-Genom gezielt aus der DNA infizierter Wirtszellen herauszuschneiden und damit die Infektion dieser Zellen rückgängig zu machen. Dafür haben sie ein spezielles Enzym – die Tre-Rekombinase – entwickelt, das als „Gen-Schere“ fungiert. Das Enzym wird nur in Anwesenheit der proviralen DNA aktiviert, also nur in infizierten Zellen. Nach mehreren vielversprechenden Experimenten in vitro[45] gelang es den Wissenschaftlern 2013, mit HIV infizierte „humanisierte“[46] Mäuse von HIV zu befreien und damit zu „heilen“. Allerdings trugen diese transgenen Mäuse das Gen für die Tre-Rekombinase von vornherein im Genom.[47] Ob mit Hilfe der Tre-Rekombinase eine effiziente Therapie von HIV-Infektionen bzw. eine Heilung entwickelt werden kann, ist derzeit noch nicht abzuschätzen, Humanstudien fehlen.
Monoklonale Antikörper
Eine einmalige Gabe eines Cocktails mit mehreren Antikörpern wirkte bei infizierten Rhesusaffen im Schnitt 56 Tage lang. Einige Tiere blieben danach auf Dauer gesund.[48]
Stammzelltransplantation
Anfang 2013 gab eine Arbeit die Hoffnung auf Heilung, die zeigte, dass eine langzeitige Virusreduktion gefolgt von einer hämatopoetischen Stammzelltherapie das HI-Virus vielleicht vollständig entfernen könnte.[49] Dies schien vorerst auch zu funktionieren, jedoch erlitten beide in Boston so behandelten Patienten nach einigen Wochen Virusfreiheit ein Rezidiv und müssen nun wieder antiretroviral behandelt werden.[50] Während der US-Amerikaner Timothy Ray Brown, der ebenfalls eine Stammzelltransplantation erhielt, bis heute als erster geheilter AIDS-Patient gilt.[51][52] Im Jahr 2022 wurde eine Person für geheilt erklärt, die 31 Jahre die Viruserkrankung mit sich trug – länger als jede Person, die geheilt werden konnte.[53]
Gentherapie
Durch teilweise Entfernung des Corezeptors CCR5 aus dem Genom der CD4-positiven T-Zellen mit einem adoptiven Zelltransfer und Genome Editing kann das Absinken der Konzentration der CD4-positiven T-Zellen verlangsamt werden.[54]
Vorbeugung
Persönliche Prophylaxe

Information und Prävention sind die effektivsten Maßnahme gegen Erkrankungen durch HIV-Infektionen. Allgemein sollten zur persönlichen Vorbeugung allgemeine Hygienemaßnahmen beachtet werden[55] und der Kontakt zu fremdem Blut und Sperma vermieden werden. Durch den Gebrauch von Kondomen (auch Femidomen und Lecktüchern), sterilen Nadeln bei der Einnahme von Drogen, beim Stechen von Piercings, Tätowierungen und anderen blutigen Methoden der Körpermodifikation wie auch im medizinischen Bereich sowie einer strikten Kontrolle des Blutes im Rahmen von Blutspenden kann man einer Infektion sehr sicher entgehen. Vorsicht ist auch bei wundverursachenden Methoden im Bereich des BDSM geboten. Die UNESCO hat 2004 mit EDUCAIDS ein weltweites Programm zur Aufklärung der Bevölkerung gestartet. Erfolgreich[56] eingesetzt wird auch die Präexpositionsprophylaxe (PrEP) als Präventionsmaßnahme, bei der HIV-negative Personen präventiv Medikamente der antiretroviralen HIV-Therapie einnehmen, um sich vor einer möglichen HIV-Infektion zu schützen. Nach einem Ereignis mit Ansteckungsrisiko kann die Wahrscheinlichkeit einer Infektion vermindert werden, wenn eine sogenannte Postexpositionsprophylaxe durchgeführt wird.
Ein ausreichend effektiver HIV-Impfstoff existiert bisher nicht. An der hohen Mutationsrate des HI-Virus scheiterten bisher die langjährigen Forschungen um Impfstoffe, die die Bildung von schützenden Antikörpern gegen das Oberflächenprotein gp120 fördern sollten. Als das Mittel gegen das sehr ähnliche SIV (SI-Virus, simian Immunodeficiency virus) der Affen erfolgreich getestet worden war, hatte das HI-Virus in freier Wildbahn die Struktur seines gp120-Oberflächenproteins verändert.
HIV-Transmissionsprophylaxe bei Schwangeren und Müttern
Bei allen Schwangeren mit unbekanntem HIV-Status ist ein HIV-Antikörpertest empfohlen. Ärzte sind zudem verpflichtet, Schwangere zu HIV zu beraten und einen (freiwilligen) HIV-Test anzubieten.[14] Bei bekannter HIV-Infektion der Mutter kann das Risiko einer Übertragung auf das Kind durch die Gabe antiretroviraler Medikamente (an die Mutter vor und das Kind nach der Geburt) und den Verzicht auf das Stillen des Kindes auf unter ein Prozent vermindert werden.[14] Die Geburt kann durch Kaiserschnitt eingeleitet werden, wenn bei der Mutter eine HI-Viruslast nachweisbar ist.[20] Mit der antiretroviralen Therapie soll bis spätestens zu Beginn des 2. Trimenons begonnen werden – dies stellt die Effektivität der Transmissionsprophylaxe durch vollständige Suppression der HIV-RNA sicher. In allen Fällen ist eine Zusammenarbeit von HIV-Behandlern, Geburtshelfern und Pädiatern während und nach der Geburt erforderlich.
Die Handhabung bezüglich Stillen wird weltweit unterschiedlich gehandhabt. Bei einer Viruslast von unter 50 Kopien HIV-RNA pro Milliliter Blut empfiehlt die deutsch-österreichische Leitlinie, eine gemeinsame Entscheidung mit der Mutter (unter Abwägung von Nutzen und Risiken) zu suchen.[20] Bei nicht ausreichend supprimierter mütterlicher Viruslast wird ein Stillverzicht empfohlen.
In Entwicklungsländern wird dagegen trotz HIV-Infektion der Mutter das Stillen empfohlen, sofern antiretrovirale Medikamente eingesetzt werden, die das Infektionsrisiko senken.[57] Dies liegt daran, dass Stillen wichtige Vorteile gegenüber der industriell hergestellten Fertignahrung beinhaltet, insbesondere dann, wenn diese unter schlechten hygienischen Bedingungen oder mit unsauberem Wasser zubereitet wird, wie es in Entwicklungsländern häufig der Fall ist. Außerdem verbessert Muttermilch die Überlebenschance HIV-infizierter Säuglinge, die beispielsweise schon vor oder während der Geburt angesteckt wurden.[58] Die WHO empfiehlt daher das exklusive Stillen über eine Dauer von sechs Monaten auch für HIV-positive Mütter, wenn Flaschennahrung für sie nicht (sozial)akzeptabel, durchführbar, bezahlbar, sicher (hygienische Zubereitung mit Trinkwasser) oder dauerhaft verfügbar ist.[20] Die WHO empfiehlt eine längere Stilldauer von 12–24 Monaten für den Fall, dass die Mutter eine ART erhält und die Adhärenz zur ART sichergestellt ist.
Prophylaxe opportunistischer Infektionen
Die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut (RKI) stuft Menschen mit HI-Virus-verursachter Immunschwäche als Risikogruppe für opportunistische Infektionskrankheiten ein. Sie erkranken demnach häufiger als immungesunde Personen und erleiden auch öfter schwere Verläufe. Die STIKO rät Betroffenen deshalb, die altersentsprechenden Standardimpfungen vollständig und aktuell zu halten. Da die Immunantwort durch die AIDS-Infektion geschwächt sein kann, sollten Impfungen möglichst nach Stabilisierung des Immunsystems mittels antiretroviraler Therapie vorgenommen werden. Gegebenenfalls sind Auffrischungsimpfungen für den Impferfolg nötig.[18][59] Für eine Reihe an Indikationsimpfungen hat die STIKO gemeinsam mit verschiedenen medizinischen Fachgesellschaften Anwendungshinweise herausgegeben. Insbesondere Totimpfstoffe gelten als gut verträglich für immungeschwächte Patienten. Zu diesen Impfstoffen gehören die Vakzine gegen Influenza, Herpes Zoster, Pneumokokken und Meningokokken der Serogruppen A, C, W, Y und B. Lebendimpfstoffe zum Beispiel gegen Mumps-Masern-Röteln, Varizellen oder Rotaviren, sind dagegen, je nach CD4-Wert, kontraindiziert und sollten nur nach individueller Risiko-Nutzen-Abschätzung des behandelnden Arztes gegeben werden.[17][18]
Abhängig von Ausmaß der Immunsuppression ergibt sich die Indikation zur Primärprophylaxe opportunistischer Infektionen. CD4-Schwellenwerte, oberhalb derer bestimmte HIV-assoziierte Erkrankungen unwahrscheinlich sind:
- unterhalb 50/µl: CMV-Retinitis, Kryptosporidiose und atypische Mykobakteriosen (MOTT)
- unter 100/µl zerebrale Toxoplasmose, HIV-Encephalopathie, Kryptokokkose und Miliartuberkulose
- unter 250/µl Pneumocystis jirovecii-Pneumonie, Soor-Ösophagitis und progressive multifokale Leukencephalopathie
- unter 350/µl Zoster durch Herpes-Zoster-Virus, Ulzera durch Herpes-simplex-Viren (HSV) und Mundsoor
- ohne Grenze des Schwellenwerts: Kaposi-Sarkom, Lungen-Tuberkulose sowie bakterielle Pneumonien und Meningitiden
Im Gegensatz zur von der CD4-Zellzahl abhängigen Primärprophylaxe erfolgt eine Sekundärprophylaxe oder Postexpositionsprophylaxe (siehe auch postexpositionelle Prophylaxe) als Erhaltungstherapie nach bereits durchgemachter Erkrankung:
- Gabe von Cotrimoxazol nach Lungenentzündung (Pneumonie) durch Pneumocystis jirovecii (PCP) und Toxoplasmose
- Isoniazid (INH) bei Risikopatienten nach Tuberkulose
- Azithromycin nach atypischer Mykobakteriose
- Pneumokokken-Impfung nach bakterieller Pneumonie
- Expositionsprophylaxe nach Erkrankung durch Kryptosporidien (Vermeiden des Trinkens von Leitungswasser)
- keine Primärprophylaxe empfohlen (Stand: 2009) nach CMV-Retinitis, Candidose, HSV, Varizella-Zoster-Virus und Kryptokokken[60]
Epidemiologie
Die Prävalenz beträgt weltweit 0,0059, in Deutschland 0,0007, in Österreich 0,0011 (Stand 2006).
Allgemein

Jahr | Mit HIV lebende Personen | Neuinfektionen | Todesfälle | Personen unter Therapie |
---|---|---|---|---|
2000[3] | 26,0 Mio. | 2,9 Mio. | 1,7 Mio. | 0,6 Mio. |
2005[3] | 28,5 Mio. | 2,5 Mio. | 2,0 Mio. | 2,0 Mio. |
2010[3] | 30,8 Mio. | 2,2 Mio. | 1,4 Mio. | 7,8 Mio. |
2011 | 33,9 Mio. | 2,2 Mio. | 1,4 Mio. | 9,1 Mio. |
2012 | 34,5 Mio. | 2,2 Mio. | 1,4 Mio. | 11 Mio. |
2013 | 35,2 Mio. | 2,1 Mio. | 1,3 Mio. | 13 Mio. |
2014 | 35,9 Mio. | 2,1 Mio. | 1,2 Mio. | 15 Mio. |
2015 | 36,7 Mio. | 2,1 Mio. | 1,1 Mio. | 17 Mio. |
2016[61] | 36,7 Mio. | 1,8 Mio. | 1,0 Mio. | 20,9 Mio. |
2017[62] | 36,9 Mio. | 1,8 Mio. | 0,9 Mio. | 20,9 Mio. |
2018[63] | 37,9 Mio. | 1,7 Mio. | 0,77 Mio. | 23,3 Mio. |
2019[64] | 38,0 Mio. | 1,7 Mio. | 0,69 Mio. | 25,4 Mio. |
2020[3] | 37,8 Mio. | 1,5 Mio. | 0,69 Mio. | 27,2 Mio. |
2021 | 38,4 Mio. | 1,5 Mio. | 0,65 Mio. | 28,7 Mio. |
2022 | 39,0 Mio. | 1,3 Mio. | 0,63 Mio. | 28,9 Mio. |
2023 | 39,9 Mio. | 1,3 Mio. | 0,63 Mio. | 30,7 Mio. |
Aus epidemiologischer Sicht war das weltweite Verteilungsmuster von HIV sowie dessen ungleichmäßige Ausbreitung im Gegensatz zu den meisten anderen Viren ungewöhnlich.
Das erste entdeckte HI-Virus war HIV-1, Subtyp B aus der Hauptgruppe M. Dieses Virus tauchte erstmals um 1925 in Zentralafrika auf.[65] Ein internationales Forscherteam kam nach Gen-Analysen zahlreicher HIV-Subtypen aus aller Welt zu dem Schluss, dass dieses Virus um das Jahr 1966 von Afrika nach Haiti gelangte. Die Untersuchungen belegen ferner, dass sich das Virus mit hoher Wahrscheinlichkeit zunächst innerhalb von Haiti und danach von dort über die ganze Welt ausbreitete. Es erreichte von Haiti aus im Jahr 1969 die USA, was anhand von Virusproben der ersten bekannten AIDS-Patienten aus Haiti nachvollzogen werden konnte.[66] In den USA habe sich das Virus zunächst sehr langsam in der heterosexuellen Bevölkerung ausgebreitet, bevor es sich dann wenig später innerhalb der Hochrisiko-Gruppe homosexueller Männer stärker verbreitete.
Während die HIV-Epidemie in den USA bereits in den 1980er Jahren begann, gab es einige Länder, die von HIV verschont zu sein schienen, dann aber mit großer Geschwindigkeit vom Virus erobert wurden. So geschah es vor allem in Osteuropa und Asien Mitte der 1990er Jahre. In anderen Ländern, zum Beispiel Kamerun, blieb die Prävalenz von HIV jahrelang stabil, um dann sprunghaft anzusteigen. Auch eine Obergrenze in der HIV-Prävalenz scheint es nicht zu geben. So stieg die Quote der schwangeren Frauen mit HIV in städtischen Zentren in Botswana nach 1997 in vier Jahren von 38,5 auf 55,6 %.
Eine nachhaltig erfolgreiche Bekämpfung von HIV/AIDS in afrikanischen Hochprävalenzländern muss die Reduktion sowohl von AIDS-bedingten Todesfällen als auch von Neuinfektionen umfassen. Daten aus einigen schwer von der HIV-Epidemie getroffenen Ländern wie Kenia, Ruanda, Uganda und Simbabwe zeigen, dass sich die Rate der Neuinfektionen durch verschiedene Maßnahmen verringern lässt. Als Grundlagen dieses Erfolges gelten die landesweite Einführung von Sexualkundeunterricht, die zunehmende Einführung der antiretroviralen Therapie, flächendeckende Kampagnen zur Steigerung der Akzeptanz von Kondomen, HIV-Tests, deren Ergebnisse noch am selben Tag bekannt gegeben werden, und Selbsthilfe-Kits für sexuell übertragbare Krankheiten. Diese Erfolge sind jedoch nur mit finanziellen Mitteln durchführbar, die viele der Hochendemie-Länder in Afrika nicht allein aufbringen können. Unabdingbar ist ferner ebenso ein politischer Wille, diese Seuche aktiv zu bekämpfen.
Laut Daten aus Uganda konnte die Prävalenz von HIV bei schwangeren Frauen von fast 30 % im Jahr 1992 auf 5,4 % im Jahr 2007 gesenkt werden.[5] Das Erfolgsmodell Uganda ist nicht unumstritten: Zur Reduktion der HIV-Prävalenz haben auch eine verbesserte Datenerhebung und die dramatische Sterblichkeitsrate von Menschen mit HIV/AIDS beigetragen. In Simbabwe ging die Prävalenz von 29 % (1997) auf 16 % (2007) zurück. Eine interdisziplinäre UNAIDS-Studie kam zum Schluss, dass der hauptsächliche kausale Faktor eine Änderung des Sexualverhaltens war, die durch Reduktion von außerehelichem, kommerziellem und gelegentlichem Sex zu einer deutlichen Reduktion der Anzahl von Sexualpartnern führte.[67]
Weltweit
Nach wie vor ist das südliche Afrika besonders stark von der Epidemie betroffen. Im Jahr 2012 fanden 70 % aller HIV-Neuinfektionen unter Erwachsenen hier statt. Jedoch zeigt sich, dass die Aufklärungs- und Präventionsprogramme Erfolg haben. Zwischen 2001 und 2012 sind die jährlichen HIV-Neuinfektionen im südlichen Afrika um 34 % zurückgegangen. Weltweit nahmen in 26 Ländern die HIV-Neuinfektionen im Zeitraum 2001 bis 2012 gar um 50 % oder mehr ab, darunter Äthiopien, Ghana, Indien, Thailand und die Ukraine. Ein Anstieg der Neuinfektionen ist hingegen in Osteuropa und Zentralasien sowie dem Mittleren Osten und Nordafrika zu verzeichnen. Das Land mit der weltweit höchsten HIV-Rate ist Swasiland, wo 2012 26,5 % der Erwachsenen (15 bis 49 Jahre) mit HIV infiziert waren.[4]
Deutschland
Statistische Größe | Zahl |
---|---|
HIV-Infizierte | 96.700 |
Davon Männer | 76.700 (79 %) |
Davon Frauen | 20.100 (21 %) |
Verteilung nach Infektionsrisiko | |
Männer, die Sex mit Männern haben | 57.000 (58,9 %) |
Heterosexuell Infizierte | 11.700 (12,1 %) |
Intravenöse Drogengebraucher | 9.000 (9,3 %) |
Durch Blutprodukte Infizierte | 450 (0,5 %) |
Neuinfektionen 2023 | |
Gesamt | 2.200 |
Davon Männer | 1.700 (77 %) |
Davon Frauen | 460 (21 %) |
AIDS-Todesfälle | |
Seit Beginn der Epidemie | 33.900 |
Im Jahr 2021 | 730 |
Medizinische Versorgung 2023 | |
Geschätzte Zahl an Personen, denen ihre HIV-Infektion nicht bekannt ist |
8.200 (8,5 %) |
HIV-Infizierte unter antiretroviraler Therapie | 87.200 (90 %) |
Quelle: Epidemiologisches Bulletin Robert Koch-Institut 28/2024 Epidemiologische Kurzinformation des Robert Koch-Instituts Stand Ende 2023 |
Im Jahr 1986 erreichte die Anzahl der HIV-Neuinfektionen mit knapp 6000 Infektionen in der Bundesrepublik ihren Höhepunkt, während in der DDR nur ein Infizierter registriert wurde.[68]
Im Jahr 1987 erwog die bayerische Staatsregierung im Kampf gegen die Verbreitung des HI-Virus eine Gesetzesinitiative zur Verschärfung des damaligen Bundes-Seuchengesetzes. Vorgesehen waren Zwangstests für Bewerber für den öffentlichen Dienst und Strafgefangene sowie die Ausweisung HIV-positiver Ausländer und die Quarantäne infizierter Personen „in speziellen Heimen“.[69][70] Am 19. Mai 1987 machte die bayerische Regierung ihren Maßnahmenkatalog mit Volzugshinweisen zu Seuchenrecht, Ausländerrecht und Polizeirecht bekannt.[71] Im selben Jahr, am 27. März, wurde in Bonn von der Gesundheitsministerkonferenz, die sich bereits 1985 in Stuttgart und 1986 in Berlin mit Problemen der AIDS-Bekämpfung befasst hatte, eine Entschließung der für das Gesundheitswesen zuständigen Minister und Senatoren der Länder herausgegeben, in der Feststellungen und Maßnahmen zur Epidemiologie, Vorbeugungsmaßnahmen, Eingriffsmaßnahmen, Betreuung und Versorgung, Zusammenarbeit und Forschung enthalten sind.[72]
In den 1990er Jahren kam es jährlich zu etwa 2000 HIV-Neuinfektionen. Von 2000 bis 2005 stieg die Zahl der Neuinfektionen jährlich kontinuierlich an, besonders bei Männern, die Sex mit Männern haben (MSM). Seit 2005 scheinen sich die jährlichen Neuinfektionen bei einem Wert von etwa 3000 zu stabilisieren. In Deutschland zählt AIDS im Vergleich mit anderen Todesursachen mit etwa 460 Toten pro Jahr zu den eher unbedeutenden Todesursachen. Nach Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) erlagen bis Ende 2023 insgesamt etwa 33.900 Menschen in Deutschland den Folgen der Immunschwäche.[73] Im Jahr 2023 waren geschätzt 96.700 Menschen in Deutschland (ca. ein Mensch auf 1000) mit HIV infiziert. Die Inzidenz an Neuinfektionen ist dabei regional sehr unterschiedlich. In Großstädten (Berlin, Köln, Hamburg, Stuttgart, Frankfurt am Main) betrug sie im Jahr 2012 zwischen 10 und 13/100.000 Einwohnern, während sie im ländlichen Raum deutlich niedriger lag. Jedoch zeigt eine Analyse der Meldezahlen seit 2000, dass insbesondere unter MSM die Zahl der Meldungen außerhalb der Großstädte stärker zugenommen hat als die Meldungen aus den Großstädten und sich somit die Zahlen langsam angleichen.[74] In großen Städten waren 2009 laut RKI 10 bis 12 Prozent der MSM HIV-positiv.[75]
Von den etwa 2200 Neuinfizierten im Jahr 2023 waren nach Schätzungen des RKI etwa 77 % Männer. 55 % der Neuinfizierten sind Männer, die Sex mit Männern haben; etwa 28 % der Übertragungen kamen durch heterosexuellen Geschlechtsverkehr zustande, 17 % der Infektionen durch infizierte Spritzen bei intravenösem Drogenkonsum und weniger als 1 % Übertragungen von der Mutter auf das Kind während der Schwangerschaft und der Geburt. Die Zahl der bisher noch nicht diagnostizierten HIV-Positiven in Deutschland beträgt laut Schätzungen etwa 8.200.[73] Das Infektionsrisiko für Männer, die Sex mit Männern haben, ist damit signifikant höher, als bei ungeschütztem Geschlechtsverkehr bei heterosexuellen Paaren. Die Krankheit betrifft alle gesellschaftlichen Gruppen und sozialen Schichten.[76]
Die vom RKI ermittelten Daten zur Verbreitung von HIV und AIDS sind nur begrenzt mit früher publizierten Schätzungen vergleichbar, da zusätzliche Daten und Informationen sowie die Anpassung der Erhebungsmethodik die Berechnungen von Jahr zu Jahr verändern. Das RKI passt daher die alljährliche Auswertung der sich verändernden Datenlage an und interpoliert beispielsweise Daten aus den Anfangszeiten der HIV-Epidemie, um eine Gesamttendenz sichtbar zu machen.
Grund zur Besorgnis gibt weiterhin der kontinuierliche Anstieg von anderen sexuell übertragbaren Krankheiten. Nicht nur, dass sich damit das Risiko einer HIV-Infektion erhöht, es zeigt auch, dass die Akzeptanz von Kondomen rückläufig ist und die Präventionsmaßnahmen der letzten Jahrzehnte offensichtlich an Wirkung verlieren.
Österreich
Anfang 2008 lebten etwa 12.000 bis 15.000 HIV-Infizierte in Österreich, etwa die Hälfte davon in Wien. Die Zahl der Neuinfektionen beträgt seit 2003 etwa 450 pro Jahr (2015: 428[77]). Die niedrigste Rate war 1997 mit 297, die höchste 1993 mit 561 Neuinfektionen. Die Anzahl der Neuinfektionen bleibt mittlerweile relativ konstant. Zwischen 1983 und dem 5. Mai 2008 sind in Österreich 2608 Menschen an AIDS erkrankt und 1468 gestorben. Von 2003, mit 50 neuen Erkrankungen, stiegen sie im Jahr 2004 auf 65 an.
2006 erfolgten fast 42 % der Neuinfektionen über heterosexuelle Kontakte (1998 waren es 27 %), 28,6 % über homosexuelle Kontakte und 20,5 % über intravenösen Drogenkonsum.
Pro Jahr werden in Österreich rund eine Mio. HIV-Antikörper-Tests durchgeführt (500.000 davon durch Spenden finanziert). Ein Problem ist, dass die Tests oft in der falschen Zielgruppe durchgeführt werden (Pensionisten). Einerseits wird sehr viel getestet, andererseits wird bei vielen der Betroffenen die HIV-Infektion erst im Zuge der tatsächlichen Erkrankung bekannt.
Schweiz
In der Schweiz begann die AIDS-Epidemie 1983 mit 8 gemeldeten AIDS-Fällen und erreichte ihren Höhepunkt im Jahr 1992 mit 244 Fällen bei homosexuellen Männern.[78]
In der Schweiz wurden im Jahr 2014 519 positive HIV-Tests gemeldet. Seit 2008 gibt es einen kontinuierlichen, leicht abnehmenden Trend bei der Anzahl der HIV-Diagnosen. Besonders stark betroffen sind die Kantone Zürich, Waadt und Genf.
Im Jahr 2014 kamen 50 % der Infektionen bei Männern, die Sex mit Männern haben, zustande. Die Anzahl der Ansteckungen nach heterosexuellem Verkehr folgt mit 39,1 %. Die Ansteckungen nach Drogenkonsum sinken kontinuierlich und liegen bei 1,6 %.
Bei Männern (sowohl homo- als auch heterosexuell) fand die Infektion mit HIV öfter bei Gelegenheitssex als bei Sex mit einem festen Partner statt. Hingegen steckten sich Frauen überwiegend in einer festen Partnerschaft an. Dementsprechend schützt eine feste Partnerschaft nicht zwingend vor HIV.[79]
Afrika
Die HIV/AIDS-Pandemie hat ihre schlimmsten Ausmaße südlich der Sahara. Hier leben 24,7 Millionen Menschen mit einer HIV-Infektion (ca. einer von zwanzig Erwachsenen ist infiziert). Die Hauptübertragungswege von HIV unterscheiden sich grundlegend von denen in Europa und Nordamerika: Der heterosexuelle Geschlechtsverkehr ist in Afrika mit etwa 50 % der HIV-Infektionen der weitaus häufigste Übertragungsweg. Zu weiteren 5 bis 10 % der Ansteckungen kommt es durch infizierte Bluttransfusionen. Die Übertragung des Virus von HIV-positiven, schwangeren Frauen auf ihre Neugeborenen während der Schwangerschaft, der Geburt und der Stillzeit ist ein weiterer Ansteckungsweg. In einigen Ländern hatte sich durch die Immunschwächeerkrankung die Lebenserwartung um mehr als zehn Jahre gesenkt. Inzwischen hat sich die Situation gebessert. Im Jahre 2013 kannten etwa die Hälfte der Infizierten südlich der Sahara ihren HIV-Status. Von diesen erhielten 87 % eine antiretrovirale Therapie.[80]
Es scheint einige Faktoren zu geben, die die Ausbreitung des HI-Virus begünstigen: Während in Europa und Nordamerika schon kurz nach der Entdeckung des HI-Virus die Massenmedien große Teile der Bevölkerung mit Informationskampagnen über die tödlichen Gefahren einer HIV-Infektion und Prävention informierten und zur Enttabuisierung[81] beitrugen, blieb AIDS in vielen Teilen Afrikas ein Tabuthema. So hatte das HI-Virus fast zwanzig Jahre mehr Zeit, sich ungehindert auszubreiten.
Nachfolgestaaten der Sowjetunion
Die ersten HIV-Infektionen in der Sowjetunion wurden erst Ende der 1980er Jahre registriert. Eine epidemische Ausbreitung begann Anfang der 1990er Jahre, und zwar zunächst fast ausschließlich unter Benutzern von Injektionsdrogen. Der Hauptansteckungsweg war der gemeinsame Gebrauch von Spritzen. Mit der sich nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion ausbreitenden Drogensucht stieg auch die Zahl der Infektionen mit HIV.
Bis heute, wo je nach Region bereits bis zu 60 % der Neuinfektionen auf sexuellem Weg stattfinden, prägt ihre Entstehung im Drogenmilieu das Erscheinungsbild der HIV-Epidemie in den Nachfolgestaaten der Sowjetunion. Am stärksten betroffen und im Hinblick auf die Charakteristika der Epidemie beispielhaft für viele Regionen der ehemaligen Sowjetunion war die Ukraine.
Laut Angaben zu Beginn der Welt-AIDS-Konferenz 2018 nahmen die Neuinfektionen in Osteuropa und Zentralasien als einziger Weltregion zwischen 2010 und 2016 zu, zu 80 Prozent betreffe dies Russland,[82] wo die Anzahl der Neuinfektionen 2017 laut UNAIDS doppelt so hoch lag wie 2005.[83] Im Jahr 2019 zählte die Verbraucherschutzbehörde dort knapp über eine Million Infizierte und zirka 80 tägliche Neuansteckungen, so Wadim Pokrowski.[84]
Geschichte
Entstehungstheorien
Als einheitliches Krankheitsbild wurde AIDS erstmals 1981 in Kalifornien erkannt und beschrieben.[85] Der Erreger von AIDS war 1983 gefunden worden.[86] Mit dem menschlichen HI-Virus fast identisch ist das bei Affenarten vorkommende simiane Immundefizienz-Virus (SIV). Es dürfte seit mindestens 32.000 bis 75.000 Jahren existieren, wie durch Vergleiche von Proben ermittelt wurde, die von der im Golf von Guinea vor Afrika liegenden Insel Bioko und vom afrikanischen Festland stammen.[87] Man unterscheidet vor allem das afrikanische SIVcpz (von chimpanzee), von dem HIV-1 abstammt, und das asiatische SIVmac (von macaque), von dem das seltenere HIV-2 abstammt.
Genetische Analysen von Virologen der University of Alabama at Birmingham aus dem Jahre 2003 zeigen, dass SIVcpz eine Kombination aus zwei Virusstämmen ist, die in Weißnasenmeerkatzen und Halsbandmangaben vorkommen. Da diese Arten von Schimpansen gejagt und gefressen werden, könnten sich die Schimpansen mit den zwei Virusstämmen infiziert haben, aus denen sich dann in ihrem Körper das SI-Virus gebildet haben könnte.[88]
Die Übertragung dieses SI-Virus auf den Menschen erfolgte nach Ansicht der Forscher wohl bereits vor den 1930er Jahren durch Verletzungen bei der Jagd oder Verzehr von Schimpansen, wobei es Hinweise gibt, dass dies in isolierten Fällen bereits früher geschah. Weitere wissenschaftliche Untersuchungen ergaben, dass das HI-Virus zuerst in Westafrika auftrat, jedoch ist nicht mit letzter Sicherheit geklärt, ob es nicht mehrere Virusherde gab. Neue phylogenetische Untersuchungen, also Verwandtschaftsvergleiche zwischen den unterschiedlichen Subtypen von HIV und zwischen HIV und SIV, lassen vermuten, dass mehrere unabhängige Übertragungen vom Schimpansen auf den Menschen in Kamerun und/oder dessen Nachbarländern stattfanden.
Die älteste Blutprobe, die nachgewiesenermaßen HIV-Antikörper enthält, wurde 1959 im Kongo von einem erwachsenen Mann genommen. Die Authentizität dieser Probe ist jedoch nicht sicher geklärt.[89] In alten Paraffin-DNA-Proben konnten bei einer im Kongo gestorbenen Frau (1960, Lymphknotengewebe), einem amerikanischen Jugendlichen (1969) und einem norwegischen Matrosen (1976) HIV-Gene gefunden werden.
Verschwörungstheorie
Neben der derzeit anerkannten Theorie verbreitete der KGB im Rahmen der gegen die USA gerichteten Desinformationsaktion „Infektion“ die Behauptung, ein neuartiges Virus sei von US-amerikanischen Forschern auf der Suche nach geeigneten Erregern zur biologischen Kriegsführung in Afrika entdeckt, im US-Militärlabor Fort Detrick[90] vermehrt und untersucht worden, und dabei schließlich entwichen.[91]
Eine wissenschaftlich untersetzte Hypothese eines künstlichen HIV-Ursprungs erarbeitete daraufhin ab 1985 Jakob Segal.
Erste Infektionen
Die früheste dokumentierte Infektion mit HIV-1 wurde anhand 1959 entnommener Blutproben eines Mannes aus Léopoldville (Belgisch-Kongo) nachgewiesen. Der Vergleich mit späteren Proben von einer 1976 an AIDS verstorbenen Familie eines norwegischen Seemanns deutet auf Divergenz von einem gemeinsamen Vorfahren aus den 1940er bis frühen 1950er Jahren hin. Es wird angenommen, dass HIV-1 einige Jahre zuvor auf den Menschen übersprang. Der genetische Unterschied zwischen HIV-1 und HIV-2 deutet jedoch auch darauf hin, dass diese Subtypen bereits weitaus früher divergierten.[92] Die Genetikerin Bette Korber vom Los Alamos National Laboratory datierte im Jahre 2000 anhand der Probe von 1959 die erste Übertragung auf etwa das Jahr 1931. Der Evolutionsbiologe Michael Worobey von der University of Arizona datierte im Jahre 2008 mit Hilfe einer zusätzlichen Probe aus dem Jahre 1960 die erste Übertragung auf die Zeit zwischen 1884 und 1924. Er vermutet dadurch, dass die Gründung der Kolonialstädte dem Virus half, Fuß zu fassen.[93]
Erste Krankheitsbeschreibungen
Im Jahr 1981 beschrieb der Arzt Michael S. Gottlieb in der am 5. Juni erschienenen Ausgabe des Morbidity and Mortality Weekly Report, eines wöchentlichen Bulletins der US-Gesundheitsbehörde CDC, eine Häufung einer seltenen Form der Lungenentzündung. Diese durch den Pilz Pneumocystis jirovecii ausgelöste Form befällt nahezu ausschließlich Patienten mit schwerwiegender Immunschwäche, wurde von Gottlieb jedoch bei fünf zuvor gesunden, homosexuellen Männern in Los Angeles festgestellt.[94] Ähnliche Berichte aus anderen US-amerikanischen Städten folgten. Zudem wurden verstärkt auch andere opportunistische Erkrankungen – etwa Kaposi-Sarkome – festgestellt, die überwiegend Patienten mit geschwächtem Immunsystem befallen.[95] Insgesamt wurde n 1981 in den Vereinigten Staaten 73 AIDS-Patienten registriert.[96]
Früh wurde eine erworbene Immunschwächeerkrankung, die sexuell übertragen werden kann, als wahrscheinliche Ursache in Betracht gezogen. Anfangs gab es keinen offiziellen Namen, und es wurde oft auf die Namen der Krankheiten verwiesen, wie Lymphadenopathie oder Kaposi-Sarkom, teilweise mit einem Verweis auf homosexuelle Männer;[97][98] die Task Force der CDC wurde Kaposi’s Sarcoma and Opportunistic Infections benannt, welches auch für Berichte genutzt wurde.[99][100] In der allgemeinen Presse wurde unter anderem ab Mai 1982 von Gay Related Immune Deficiency (GRID)[101] oder Gay People’s Immuno Deficiency Syndrome (GIDS) geschrieben. Weitere epidemiologische Untersuchungen in den USA zeigten jedoch, dass die Krankheit auch unter Hämophilen,[102] Empfängern von Blut (zum Beispiel durch Bluttransfusionen)[103] und heterosexuellen Drogenabhängigen auftrat, was neben sexueller auch eine parenterale Übertragung nahelegt. Auf der Suche nach einem Namen kreierte die CDC auch den Namen „the 4H disease“, verweisend auf die vermeintlichen Hauptbetroffenengruppen: Haitianer, Homosexuelle, Hämophile und Heroin-Süchtige.[104] Der deutsche Professor für Dermatologie und Venerologie Otto Braun-Falco gab 1987 als Verteilung der hauptsächlich von AIDS gefährdeten und betroffenen Menschengruppen noch folgende Zahlen an: etwa 75 % Männer mit homo- oder bisexuellen Kontakten, etwa 17 % heterosexuelle Drogensüchtige mit intravenöser Drogenzufuhr und gemeinsamer Benutzung von bluthaltigen Nadeln, etwa 2 % Personen mit heterosexuellen Kontakten zu Angehörigen von exponierten Personen, etwa 2 % Empfänger von Bluttransfusionen, etwa 1 % Hämophiliepatienten und etwa 5 % nicht sicher Zuzuordnende.[105] Am 27. Juli 1982 einigte man sich bei einer Konferenz auf den beschreibenden Namen Acquired Immune Deficiency Syndrome und die Abkürzung AIDS,[106] was ab August 1982[2] verwendet wurde und ab September 1982 bei der CDC[107] bzw. im französischen Sprachraum als „Syndrome d’Immuno-Déficience Acquise“ (SIDA) in Erscheinung tritt.
Friedman-Kien und Mitarbeiter berichteten 1982 über ab 1979 aufgetretene Fälle von disseminiertem Kaposi-Syndrom bei homosexuellen Männern, die in der Hautklinik New York University Medical School gesehen wurden. Die ersten drei Fälle von AIDS in Bayern wurden von Otto Braun-Falco ab 1980 beobachtet und in Münchener Medizinische Wochenschrift[108] publiziert.[109] In der Bundesrepublik Deutschland berichtete der Spiegel erstmals am 31. Mai 1982 unter dem Titel Der Schreck von drüben,[110] und die Krankheit wurde erstmals im Juli 1982 durch die Medizinerin Eilke Brigitte Helm bei einem Patienten am Universitätsklinikum Frankfurt diagnostiziert.[111][112] In Österreich wurden die ersten beiden Fälle im April 1983 gemeldet, und anlässlich des ersten Verstorbenen berichteten im Frühjahr 1983 erstmals die österreichischen Tageszeitungen. Viele Medien berichteten in reißerischen Tönen; der Spiegel charakterisierte die Erkrankung als „Homosexuellen-Seuche“ oder „Schwulenpest“.[113][114] In der Folge erstellten die HOSI Wien mit Klaus Wolff und Christian Kunz ein an schwule Männer gerichtetes Informationsblatt und gaben es gemeinsam mit der „Wiener Arbeitsgemeinschaft für Volksgesundheit“ heraus. Es war die erste AIDS-Informationsbroschüre Europas.[115]
Isolation des Virus und erste Therapien
Im Jahr 1983 isolierte eine französische Forschergruppe in Paris um Françoise Barré-Sinoussi und Luc Montagnier ein zuvor unbekanntes Retrovirus, das Lymphadenopathie-Virus (LAV, englisch Lymphadenopathie Associated Virus), das sie als Ursache für AIDS vermuteten,[116] aus einem entzündlichen Lymphknoten eines Patienten mit Lymphadenopathiesyndrom (LAS).[117] Eine kausale Beziehung zwischen dem Virus und der Immunschwächeerkrankung wurde kurze Zeit später behauptet. 1984 wurde im US-Krebsinstitut ein bei AIDS-Patienten entdecktes Virus Human T-cell Lymphotropic Virus-III (HTLV-III) genannt.[118] Im März 1985 stellte sich aufgrund weiterer Berichte zu LAV und HTLV-III heraus, dass diese identisch sind. 1985 erhielt Robert Gallo das US-Patent für den ersten ELISA-Antikörper-Test, der von der US-Zulassungsbehörde zugelassen wurde. Im Jahr 1986 wurde für das Virus der Name Humanes Immunschwächevirus (HIV)[119] etabliert. Ein Jahr später, 1987, wurde mit AZT (Retrovir) das erste Therapeutikum zugelassen. 1989 wurde bei HIV-Patienten die Pentamidin-Inhalation zur Prophylaxe der Pneumocystis-Pneumonie eingeführt.
Im Januar 1982 wurde mit Gay Men’s Health Crisis (GMHC) die älteste Organisation zur Unterstützung von Menschen mit AIDS in New York City gegründet. 1983 wurde in Berlin die AIDS-Hilfe gegründet, 1985 folgten jene in Wien und die Aids-Hilfe Schweiz. Im selben Jahr fand in Atlanta (USA) die erste Welt-AIDS-Konferenz statt, und mit Rock Hudson starb der erste Weltstar infolge der Immunschwäche. Aus der GMHC spaltete sich im März 1987 die aktivistische politische Initiative Act Up ab.
Als bei einer routinemäßigen Pressekonferenz am 15. Oktober 1982 im Weißen Haus eine Frage über AIDS gestellt wurde, wurde das Thema ins Lächerliche gezogen.[120] Der damalige US-Präsident Ronald Reagan fand im Mai 1987 bei der 3. Internationalen AIDS-Konferenz in Washington erstmals offizielle Worte. Elizabeth Taylor hatte ihm zuvor einen flehenden Brief geschrieben, mitzuhelfen, das archaische Stigma („Krankheit von Homosexuellen“) aufzubrechen. Bis dahin waren bereits 36.058 US-Bürger diagnostiziert worden, 20.849 an den Folgen gestorben, und die Infektion wurde in 113 Ländern festgestellt.[121]
1985 etablierte Norman L. Letvin das erste nicht-menschliche Primaten-Modell zur Erforschung von HIV, nachdem es ihm gelungen war, das Simiane Immundefizienz-Virus (SIV) zu isolieren und nachzuweisen, dass es bei indischen Rhesusaffen AIDS-ähnliche Schädigungen des Immunsystems und Todesfälle verursacht.[122]
Seit 1987 ist das Global Program on HIV/AIDS der WHO aktiv, aus dem 1996 UNAIDS entstand. Im Jahr 1988 wurde von der WHO der 1. Dezember zum Welt-AIDS-Tag erklärt. Der nachfolgende US-Präsident Bill Clinton erklärte im Jahr 2000 AIDS zum „Staatsfeind“, da die Epidemie Regierungen stürzen, Chaos in der Weltwirtschaft verursachen und ethnische Konflikte auslösen könne.[121]
Gesellschaftliche Entwicklung
Zu Anfang galt die Erkrankung in der öffentlichen Wahrnehmung als Problem von „Randgruppen“ wie Homosexuellen und Drogenabhängigen. Dies änderte sich jedoch auf dramatische Weise durch das Aufkommen von HIV-Tests. Denn auch Menschen ohne klinische Symptome hatten Antikörper, was auf eine symptomfreie Latenzzeit von mehreren Jahren hindeutete, in der das Virus möglicherweise auch weitergegeben wurde. 1984 ergaben Untersuchungen, dass AIDS in Kinshasa bei Männern und Frauen gleich häufig auftrat, unabhängig von Drogenkonsum und Bluttransfusionen.
In den USA wurde 1985 berichtet, dass bei untersuchten Hämophiliekranken („Blutern“), die sich durch Blutkonserven infiziert hatten, die Ansteckungsrate der Ehefrauen bei 70 % lag. Die Erkenntnis, dass die Ansteckungsgefahr bei heterosexuellem Geschlechtsverkehr deutlich höher zu sein schien als zunächst angenommen, führte zu einem großen öffentlichen Interesse. Die Kombination aus den nun bekannten Ansteckungswegen und langer Latenzzeit ließ epidemiologische Hochrechnungen ein pessimistisches Bild zeichnen.
Im Jahr 1985 organisierte der Aktivist und Regisseur Rosa von Praunheim das erste große AIDS-Benefiz in Deutschland, im Berliner Tempodrom, und gewann dafür namhafte Künstler wie Herbert Grönemeyer, André Heller und Wolf Biermann. Von Praunheim drehte Ein Virus kennt keine Moral, den ersten deutschen Film über AIDS, und setzte sich öffentlich für Aufklärung und Safer Sex ein.[123] Prinzessin Diana schüttelte im April 1987 AIDS-Patienten die Hand und erzeugte mit dieser Geste ein weitreichendes Medienecho. Sie trug zur Aufklärung über den ungefährlichen alltäglichen Umgang mit Erkrankten bei. Kurz darauf trank Lea Rosh in einer Fernsehshow des NDR demonstrativ aus dem Wasserglas eines Erkrankten.[124] Im Jahr 1987 veröffentlichte die Arbeitsgruppe AIDS des Bistums Trier einen Orientierungsrahmen, in dem sie unter anderem auf Pflicht zur tätigen Nächstenliebe und sich gegen eine Tabuisierung sexualethischer Themen aussprach.[125] 1987 startete in der Bundesrepublik Deutschland auch eine groß angelegte mediale Aufklärungskampagne des Bundesamtes für gesundheitliche Aufklärung mit dem Slogan Gib AIDS keine Chance. Am bekanntesten war ein Werbespot aus dem Jahr 1989 mit Hella von Sinnen, die auch als Krankenschwester Rita in Ein Virus kennt keine Moral mitgespielt hatte, als Kassiererin, die laut durch den Laden rief: „Tina, wat kosten die Kondome?“, als der von Ingolf Lück verkörperte Kunde sie kaufen wollte.[126]
Die jährliche Verdopplung von Neuerkrankungen hielt in der Bundesrepublik nur von 1984 bis 1987 an, danach verlief der Anstieg der Zahl von Erkrankten weniger steil, bis sich die Zahlen im Jahre 1993 auf etwa 2000 einpendelte. Dadurch änderte sich auch schnell wieder das öffentliche Interesse an HIV/AIDS. 2015 steckten sich weltweit ungefähr 2,1 Millionen Menschen neu mit dem Virus an, im selben Jahr starben etwa 1,1 Millionen Menschen daran.[61]
Rote Schleife wird Symbol für Kampf gegen AIDS

Im Jahr 1990 wurde aus Protest gegen die Diskriminierung von HIV-Infizierten auf der AIDS-Konferenz in San Francisco das Red Ribbon, ein rotes Armband, etabliert. Ein Jahr später wurde die Rote Schleife international zum Symbol für den Kampf gegen AIDS.[127] 1992 wurde aufgrund der US-Einreisebestimmungen der Welt-AIDS-Kongress von Boston nach Amsterdam verlegt. Außerdem wurde im Gedenken an Freddie Mercury von den verbleibenden Queen-Mitgliedern die Stiftung Mercury Phoenix Trust gegründet.
Veränderungen nach Einführung des PCR-Tests auf HIV
1994 wurde die HIV-PCR als wichtiger diagnostischer Test für die Therapiekontrolle des Infektionsverlaufes etabliert. Im folgenden Jahr, 1995, kam der erste HIV-Proteasehemmer, Saquinavir, in den USA auf den Markt. Im folgenden Jahr wurde Nevirapin als erster nichtnukleosidischer Reverse-Transkriptase-Hemmer zugelassen. Durch die intensive Kombinationstherapie nahm die Sterberate in den USA 1997 drastisch ab. 2003 wurde mit Enfuvirtid (Fuzeon) der erste Fusionshemmer in den USA zugelassen. 2004 wurde von der WHO die Initiative 3 by 5 gestartet: Drei Millionen Infizierte sollten im Jahr 2005 mit Medikamenten versorgt werden.
Abweichende Thesen
Trotz gesicherter wissenschaftlicher Erkenntnisse bestreitet eine sehr geringe Zahl von Wissenschaftlern entweder die Existenz von HIV oder den Zusammenhang von HIV und AIDS. Dazu gehören insbesondere der deutsch-amerikanische Retrovirologe Peter Duesberg[128] und der Chemiker Kary Mullis. Ihre Thesen beeinflussten den ehemaligen Präsidenten Südafrikas, Thabo Mbeki, der Duesberg 2001 zum Mitglied der südafrikanischen AIDS-Beratungskommission ernannte.[129] In Südafrika waren 2001 ca. 15,3 % der Bevölkerung an HIV/AIDS erkrankt, und etwa 200.000 Menschen starben im selben Jahr dort an AIDS.[4] Kary Mullis ist für die Entdeckung des PCR-Verfahrens bekannt, wofür er den Nobelpreis für Chemie erhielt und mit dem unter anderem HI-Viren im Körper von Betroffenen nachgewiesen werden. Er selbst hat jedoch nie an HIV oder AIDS geforscht.[130] Nachdem er sich aber als mögliches Entführungsopfer von Außerirdischen bezeichnet und seine Vorliebe für Astrologie bekundet hat, hat seine Reputation als Wissenschaftler stark gelitten.[131]
Die Position der AIDS-Leugner wird von der überwältigenden Mehrheit der Mediziner und Wissenschaftler als gefährliche Verschwörungstheorie eingestuft und scharf kritisiert. Auch das Robert Koch-Institut nahm Stellung zu diesen Positionen.[132] In Südafrika verzögerte sich wegen der durch das Leugnen des Zusammenhangs zwischen HIV und AIDS geprägten Gesundheitspolitik die Einführung der HIV-Therapie bis 2004. Man nimmt an, dass es als Folge dieser Politik zwischen 2000 und 2005 zum frühzeitigen AIDS-Tod von mindestens 330.000 Menschen gekommen ist und dass durch fehlende HIV-Infektionsprävention 35.000 Neugeborene mit HIV infiziert wurden.[133][134][135][136][137]
Sozialethische Beurteilung
Das Krankheitssyndrom AIDS hat sich weltweit zu einer ernsten Herausforderung entwickelt für direkt Betroffene, die Medizin, Wissenschaft, aber auch für all jene, die erkrankte Personen betreuen oder mit ihnen zusammenleben.
Fernab von jeder Stigmatisierung[138] AIDS-kranker Patienten (siehe: Diskriminierung von Menschen mit HIV/AIDS) gilt es, Mittel und Wege zu finden, ihnen besser wirksam zu helfen: Sei es durch immer noch nicht ausreichend verfügbare therapeutische Maßnahmen, sei es im Sinn der symptomatischen Therapie[139] und Palliativmedizin.[140] Geboten ist zudem umfassende und wirksame Prävention.
Die Suche nach einer ethisch vertretbaren Bekämpfungsstrategie gegen HIV/AIDS führt zu teils gegenteiligen Ergebnissen: Die einen betonen die unbedingte Notwendigkeit eines ausschließlich oder doch primär „technischen“ Schutzes gegen die Ausbreitung der Krankheit. Andere sehen diese Antwort als nicht ausreichend an bzw. lehnen diese aus Gründen einer religiösen Ethik ab. Sie betonen den Wert der dauerhaften ehelichen Treue neu bzw. fordern im konkreten Fall auch zeitweise oder völlige Enthaltsamkeit ein. Die Propagierung von Kondomen als Schutz gegen AIDS sei vom religiös-christlichen Standpunkt aus bedenklich. Man argumentiert, auf diese Weise werde ein mit Promiskuität und gewissen sexuellen Praktiken assoziierter verantwortungsloser Lebensstil gefördert, der die eigene Person sowie andere Menschen einer todbringenden Gefahr aussetze. Diese Forderungen sind allerdings im Kontext der insbesondere in der katholischen Kirche[141][142] verbreiteten Morallehre zu sehen, die Promiskuität negativ bewertet. Da die katholische Kirche während der Ausbreitungsphase von AIDS in Afrika erheblichen gesellschaftlichen Einfluss hatte, sind durch die jahrelange Behinderung von Aufklärung und Vorbeugung (etwa von Sexualaufklärung an den Schulen und der Verteilung von Kondomen) zahlreiche Neuansteckungen in Kauf genommen worden.[143] In dem 2010 erschienenen Interview-Buch Licht der Welt betonte das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche Papst Benedikt XVI., dass er die Verwendung von Kondomen „natürlich nicht als wirkliche und moralische Lösung“ ansehe. Ein begründeter Einzelfall für eine Ausnahme von dieser Haltung könne aber etwa sein, dass männliche Prostituierte ein Kondom verwenden. Dies könne dann „ein erster Schritt zu einer Moralisierung“ sein und helfen, ein Bewusstsein zu entwickeln, „dass nicht alles gestattet ist und man nicht alles tun kann, was man will“. Grundsätzlich lehnte der Papst die Verwendung von Kondomen im Kampf gegen die weltweite Epidemie jedoch weiterhin ab.[144]
HIV-positive und an AIDS erkrankte Menschen sind des Öfteren Stigmatisierung und Diskriminierung ausgesetzt. So kam eine Studie der Deutschen AIDS-Hilfe 2012 zu dem Ergebnis, dass 77 % der über 1100 befragten HIV-Positiven im Jahr vor der Befragung diskriminiert wurden – von Tratsch über Beleidigungen bis hin zu tätlichen Angriffen. Mehr positive Menschen verloren ihren Job aufgrund von Diskriminierung als aus gesundheitlichen Gründen. Kündigungen hatten in 84 % der Fälle mit Diskriminierung zu tun. Rund 20 % der Befragten wurde im Jahr vor der Befragung aufgrund von HIV eine medizinische Behandlung verweigert (zum Beispiel beim Zahnarzt).[145] Abgesehen von offener Ablehnung berichten HIV-Patienten auch immer wieder von verzögerten Terminvergaben, separaten Behandlungszeiten oder Diskriminierung zum Beispiel mit Verweis auf arbeitsintensive Hygienerichtlinien. Die wissenschaftliche Fachgesellschaft Deutsche AIDS-Gesellschaft (DAIG e. V.) sowie die Deutsche Arbeitsgemeinschaft ambulant tätiger Ärztinnen und Ärzte für Infektionskrankheiten und HIV-Medizin e. V. (DAGNÄ) betonen jedoch, dass bei der zahnärztlichen Behandlung HIV-Infizierter keine über die Standardmaßnahmen hinausgehenden hygienischen Anforderungen gelten bzw. erforderlich sind, um eine HIV-Übertragung zu verhindern.[146]
Vor allem in Österreich hat sich für die Benachteiligung HIV-Positiver der Begriff des „sozialen AIDS“ erhalten.[147] Sogar prinzipiell behandlungspflichtige Ärzte verweigern in Einzelfällen die Behandlung („[…] keine Lust habe sich solch einer Gefahr auszusetzen […]“).[148] In Hanau und dem Main-Kinzig-Kreis wurde hierzu 2009 von der AIDS-Hilfe Hanau und Main-Kinzig-Kreis e. V. eine Umfrage mit telefonischer Kontaktaufnahme und Fragebogen gestartet. Von den rund 350 kontaktierten Praxen waren jedoch nur 33 bereit eine Antwort abzugeben. Viele Praxismitarbeiter wussten nichts mit den Begriffen HIV und AIDS anzufangen. Der Hauptgrund für eine Ablehnung von Patienten war jedoch der angeblich höhere Hygieneaufwand bei der Behandlung von Menschen mit HIV. Dabei ist in einer Praxis generell so hygienisch zu arbeiten, dass dort kein Übertragungsrisiko besteht.[149] Etwa 16 % der HIV-Positiven in Deutschland wissen noch nichts von ihrer Infektion. Öffentlichkeitswirksam aufklären wollen das ganze Jahr über die AIDS-Hilfen und andere Organisationen. Auch der Welt-AIDS-Tag am 1. Dezember wird dazu genutzt, und der inzwischen international beachtete Life Ball in Wien will nicht nur Spenden sammeln, sondern über die Medienpräsenz auch mit positiven Slogans gegen die Stigmatisierung ankämpfen.
In manchen Ländern wird AIDS automatisch als tödliche Erkrankung trotz hoch-effektiver Behandlungsmöglichkeiten gleichgesetzt und HIV-Infizierte als Überträger einer tödlichen Erkrankung stigmatisiert.[150] Dies führt auch zu Selbststigmatisierung Betroffener, wodurch sie einen HIV-Test, eine Behandlung und Nachsorgeuntersuchungen meiden. Damit der negativ konnotierte Begriff „AIDS“ seltener verwendet wird, haben sich manche Fachgesellschaften umbenannt (beispielsweise wurde die International AIDS Society in den USA zu der International Antiviral Society) und empfehlen nicht mehr die Verwendung des Begriffes „AIDS“. Stattdessen sind andere Bezeichnungen wie „fortgeschrittene HIV-Infektion“ zielführender.
Audio
- 30 Jahre Entdeckung des HI-Virus In: Zeitblende. von Schweizer Radio und Fernsehen vom 11. Mai 2013 (Audio)
- 40 Jahre AIDS Wie eine Krankheit die Welt verändert. 28.30 Minuten Audio-Version, von Jonas Reese und Christopher Weingart, Deutschlandfunk 3. Dezember 2023
Literatur
Leitlinien
- S2k-Leitlinie Deutsch-Österreichische Leitlinien zur antiretroviralen Therapie der HIV-1-Infektion der Deutschen AIDS-Gesellschaft (DAIG). In: AWMF online (Stand 2021)
- S2k-Leitlinie Antiretrovirale Therapie der HIV-Infektion bei Kindern und Jugendlichen der Deutschen AIDS-Gesellschaft (DAIG). In: AWMF online (Stand 2019)
- S2-Leitlinie HIV-Präexpositionsprohphylaxe (PrEP) der Deutschen AIDS-Gesellschaft (DAIG). In: AWMF online (Stand 2024)
- S2k-Leitlinie Antiretrovirale Therapie der HIV-Infektion bei Kindern und Jugendlichen der Deutschen AIDS-Gesellschaft (DAIG). In: AWMF online (Stand 2019)
- S2k-Leitlinie HIV-Therapie in der Schwangerschaft und bei HIV-exponierten Neugeborenen der Deutschen AIDS-Gesellschaft (DAIG). In: AWMF online (Stand 2020)
Zeitschrift
- Die wissenschaftliche Fachzeitschrift AIDS Reviews erscheint vierteljährlich und veröffentlicht Übersichtsarbeiten, die sich mit den verschiedenen Aspekten von HIV und AIDS beschäftigen.
Sonstiges
chronologisch
- Johannes Gründel (Hrsg.): AIDS. Herausforderung an Gesellschaft und Moral (= Schriften der Katholischen Akademie in Bayern. Band 125). Mit Beiträgen von Otto Braun-Falco, Ludwig Demling, Johannes Gründel, Gundolf Keil, Henrik Kreutz und Otfried Seewald. Mit einem Anhang Gesetzestexte, staatliche Maßnahmen, kirchliche Orientierungen. Patmos, Düsseldorf 1987, ISBN 3-491-77686-4.
- Peter Lichtenberg, Michael Malm (Bearbeiter): AIDS: Fakten und Konsequenzen. Zwischenbericht der Enquete-Kommission des 11. Deutschen Bundestages „Gefahren von AIDS und wirksame Wege zu ihrer Eindämmung“. Hrsg.: Deutscher Bundestag, Referat Öffentlichkeitsarbeit. Zur Sache. Themen parlamentarischer Beratung, Band 3/88. Bonn 1988, ISBN 3-924521-22-0 (283 Seiten).
- Hansjörg Dilger: Leben mit Aids. Krankheit, Tod und soziale Beziehungen in Afrika. Eine Ethnographie. Campus, Frankfurt am Main 2005, ISBN 3-593-37716-0.
- Allan Stratton: Worüber keiner spricht. Roman. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2005, ISBN 3-423-78204-8.
- Bartholomäus Grill, Stefan Hippler: Gott, AIDS, Afrika. Das tödliche Schweigen der katholischen Kirche. Mit einem Vorwort von Henning Mankell. Bastei Lübbe, Bergisch Gladbach 2009, ISBN 978-3-404-60615-3.
- James Chin: Der Aids-Mythos. Medizinische Fakten versus politische Korrektheit. Übersetzt von Cathrine Hornung. Ares Verlag, Graz 2009, ISBN 978-3-902475-50-3.
- Susanne Roeßiger: Safer Sex und Solidarität. Die Sammlung internationaler Aidsplakate im Deutschen Hygiene-Museum. In: Zeithistorische Forschungen / Studies in Contemporary History, 10, 2013, S. 502–514.
- Henning Tümmers: „Gib AIDS keine Chance“. Eine Präventionsbotschaft in zwei deutschen Staaten. In: Zeithistorische Forschungen / Studies in Contemporary History, 10, 2013, S. 491–501.
- Henning Tümmers: AIDS. Autopsie einer Bedrohung im geteilten Deutschland. Wallstein Verlag, Göttingen 2017, ISBN 978-3-8353-3005-4.
- W. David Hardy: Fundamentals of HIV Medicine 2019. Oxford 2019, books.google.de (englisch).
- Mona Leinung: Positive Poster. Schwule Männlichkeiten auf Plakaten zur Aids-Prävention. In: Zeithistorische Forschungen / Studies in Contemporary History, 18, 2021, S. 620–636.
Weblinks
- HIV (AIDS) – Informationen des Robert Koch-Instituts
- Deutsche Aidshilfe
- Deutsche AIDS-Stiftung
- Österreichische AIDS-Hilfe
- AIDS-Aufklärung Schweiz Informationsmaterial zum Herunterladen
- Aids-Hilfe Schweiz (viele Broschüren herunterladbar)
- UNAIDS – Gemeinsames Programm der Vereinten Nationen zu HIV/AIDS (englisch, französisch, russisch, spanisch)
- Deutsche Arbeitsgemeinschaft niedergelassener Ärzte in der Versorgung HIV-Infizierter (DAGNÄ e. V.) – Informationen, aktuelle Entwicklungen und Liste niedergelassener HIV-Schwerpunktpraxen
- HIV/AIDS: Eckdaten und Trends für Deutschland und für die Bundesländer. In: rki.de.
- Johannes Georg Gostomzyk: Acquired Immune Deficiency Syndrome (AIDS). In: Historisches Lexikon Bayerns. 28. Mai 2013.
- Sine Maier-Bode, Hildegard Kriwet: Aids. In: planet-wissen.de. ARD
- Spektrum.de: Natürlich immun gegen HIV 1. Dezember 2022
Einzelnachweise
- ↑ „HIV“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, HIV, abgerufen am 12. März 2021.
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- ↑ Popovic et al.: „Detection, isolation, and continuous production of cytopathic retroviruses (HTLV-III) from patients with AIDS and pre-AIDS“. In: Science. Band 224, Nr. 4648, 1984, S. 497–500, PMID 6200935 (englisch).
- ↑ Zum Terminus „human“ vgl. Gundolf Keil: Umgang mit AIDS-Kranken als Herausforderung an eine humane Gesellschaft. „Statement“ zum Akquirierten Immun-Defizienz-Syndrom aus fachhistorischer Perspektive. In: Johannes Gründel (Hrsg.): AIDS. Herausforderung an Gesellschaft und Moral. 2. Auflage. Düsseldorf 1988 (= Schriften der Katholischen Akademie in Bayern. Band 125), S. 31–41, hier S. 32 f.
- ↑ Ronald Reagan Remembered – First Public Discussion of HIV/AIDS. Transkript der Pressekonferenz vom 15. Oktober 1982. In: thebody.com. 12. Juni 2004, abgerufen am 9. Dezember 2019 (englisch).
- ↑ a b Wie Reagan Aids „ermöglichte“. In: orf.at. 5. Juni 2011, abgerufen am 3. Dezember 2018.
- ↑ Andrew James McMichael: Norman Letvin 1949–2012. In: Nature Immunology. Band 13, 2012, S. 801, doi:10.1038/ni.2399.
- ↑ Filmemacher und Paradiesvogel. Deutsche Welle, abgerufen am 25. November 2017.
- ↑ Axel Schock: Der Handschlag der Prinzessin. In: magazin.hiv. 9. April 2012, abgerufen am 10. Juli 2023.
- ↑ AIDS. Orientierungsrahmen für das Bistum Trier (1987) (Auszug). In: Johannes Gründel (Hrsg.): AIDS. Herausforderung an Gesellschaft und Moral 1987, S. 171–184.
- ↑ Ingolf Lück kauft wieder Kondome. In: n-tv.de. 4. Mai 2016, abgerufen am 15. März 2020.
- ↑ Axel Schock: Der 1. Dezember ist Welt-Aids-Tag. In: magazin.hiv. 30. November 2022, abgerufen am 12. Mai 2023.
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- ↑ Michael Ewers: Anknüpfungspunkte für die psychosoziale Begleitung schwer kranker und sterbender Menschen mit HIV/AIDS. In: Eberhard Aulbert, Friedemann Nauck, Lukas Radbruch (Hrsg.): Lehrbuch der Palliativmedizin. Schattauer, Stuttgart (1997) 3., aktualisierte Auflage 2012, ISBN 978-3-7945-2666-6, S. 738–750.
- ↑ Vgl. AIDS – Vier Aussagen des Erzbischofs von Köln, Kardinal Joseph Höffner. In: Johannes Gründel (Hrsg.): AIDS. Herausforderung an Gesellschaft und Moral (= Schriften der Katholischen Akademie in Bayern. Band 125). Mit einem Anhang Gesetzestexte, staatliche Maßnahmen, kirchliche Orientierungen. Patmos, Düsseldorf 1987, ISBN 3-491-77686-4, S. 156–165 (aus Zeitfragen – Eine Schriftenreihe, hrsg. vom Presseamt des Erzbistums Köln. Heft 41, 1987).
- ↑ Vgl. auch Gemeinsame Stellungnahme der Augsburger Kirchen zum Thema „AIDS“ vom 10. April 1987. In: Johannes Gründel (Hrsg.): AIDS. Herausforderung an Gesellschaft und Moral. 1987, S. 166–170.
- ↑ Bartholomäus Grill, Stefan Hippler: Gott Aids Afrika: Das tödliche Schweigen der katholischen Kirche. Bastei Lübbe, 2009, ISBN 978-3-404-60615-3. Krise der katholischen Kirche. In: Spiegel Online. 8. April 2010, abgerufen am 9. September 2010.
- ↑ Männliche Prostituierte dürfen Kondom nehmen – sagt der Papst. In: sueddeutsche.de. 21. November 2010, abgerufen am 8. Juli 2020.
- ↑ Deutsche AIDS-Hilfe veröffentlicht erstmals Daten zu Diskriminierung von Menschen mit HIV. Deutsche Aidshilfe, 22. August 2012, abgerufen am 17. Februar 2014.
- ↑ Die zahnmedizinische Betreuung HIV-infizierter Menschen. DAIG e. V., Oktober 2010, abgerufen am 8. Juli 2014.
- ↑ Kampf gegen „Soziales“ Aids. Der Standard, 1. Dezember 2009, abgerufen am 18. Februar 2014.
- ↑ Essen: Zahnarzt verweigert HIV-Positivem die Behandlung. In: Ondamaris.de. 4. Februar 2010, abgerufen am 26. Dezember 2014.
- ↑ Ute Vetter: Umfrage in Hanau und Main-Kinzig: Ärzte zeigen Scheu vor Aids. In: fr-online.de. 20. März 2010, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 26. Dezember 2014.
- ↑ Isaac Núñez et al.: Retiring the term AIDS for more descriptive language. In: The lancet. HIV. Band 11, Nr. 3, März 2024, S. e195–e198, doi:10.1016/S2352-3018(23)00331-4, PMID 38417978 (englisch).