„Mehrbenutzersystem“ – Versionsunterschied
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Ein '''Mehrbenutzersystem''' oder '''Multiuser-System''' ist ein [[Betriebssystem]], das die Möglichkeit bietet, [[Arbeitsumgebung #Anwendungsfeld „Informationstechnik“|Arbeitsumgebung]]en für verschiedene [[Benutzer]] bereitzustellen und voneinander abzugrenzen, im Gegensatz dazu kann ein [[Einzelbenutzersystem]] nur von einer Person gleichzeitig benutzt werden. |
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{{Doppeleintrag|Multiuser|[[Benutzer:Boemmels|Boemmels]] 12:44, 30. Jul 2005 (CEST)}} |
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== Geschichte == |
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Ein '''Mehrbenutzersystem''' ist ein [[Betriebssystem]], das für mehrere Benutzer ausgelegt ist. Alle [[Linux]]-Distributionen sowie verschiedene Versionen von [[Microsoft Windows]] ermöglichen dem [[Administrator (Rolle)|Administrator]], verschiedenen Personen (Benutzer-) [[Benutzerkonto|Konten]] anzulegen, so dass diese sich an dem PC anmelden können. |
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Die Idee, mehrere Benutzer mit einem Computer arbeiten zu lassen, stammt bereits aus den frühen Zeiten der [[Großrechner]], wo sich viele [[Bedarfsträger#EDV|EDV-Bedarfsträger]] wenige Ressourcen teilen mussten. Die Rechner waren früher vor allem in Universitäten und wenigen Großbetrieben in Gebrauch. Zu ihrer Bedienung dienten [[Terminal (Computer)|Terminals]], die nur aus einer [[Tastatur]] und einem [[Bildschirm]] bestanden und mit dem Hauptrechner verbunden waren. |
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Zur [[Amortisation]] der hohen Anschaffungskosten wurden ungenutzte Rechenzeiten an andere Interessenten vermietet, zum Beispiel an Unternehmen zur Durchführung ihres Rechnungswesens oder zur [[Produktentwicklung]]. So konnte es passieren, dass die Datenverarbeitung eines Konkurrenten auf demselben Rechner lief. Daher wurde es erforderlich, die Datenbestände verschiedener Nutzer gegeneinander abzuschirmen. |
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Weiterhin unterstützen Linux/[[UNIX]]-Systeme die Anmeldung über [[Netzwerk|Netzwerke]], z.B das Internet. So können sich viele verschiedene Nutzer in aller Welt über das Internet mit dem Rechner verbinden, einloggen und gleichzeitig an der selben Maschine arbeiten. |
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Die Bereitstellung der Datenträger und das Starten dieser „[[Job (EDV)|Jobs]]“ wurde von Bedienungspersonal vorgenommen, damit die [[Administrator (Rolle)|Administrator]]en ihren eigentlichen Aufgaben nachgehen konnten. Um Fehlbedienungen auszuschließen, erhielt dieses Personal nur eingeschränkte [[Zugriffsrecht]]e. |
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Von dieser Methode machten früher vor allem Universitäten Gebrauch. Anstelle viele Rechner zu kaufen, stellte man einen großen, schnellen Server auf und verteilte dann im Gebäude sogenannte [[Terminal (Computer)|Terminals]], die nur aus einer Tastatur und einem Monitor bestanden, die mit dem Hauptrechner verbunden waren. Dieses Vorgehen erleichterte dem Administrator die Arbeit, da dieser so nur noch einen einzigen Rechner zu warten hatte. |
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Zur Entwicklung der ersten Mehrbenutzersysteme, siehe [[Time-Sharing (Informatik)]]. |
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Als die ersten [[Mikrocomputer]] verfügbar waren, waren [[Halbleiterspeicher]] sehr teuer, entsprechend knapp waren diese daher ausgerüstet. Um Speicherplatz zu sparen, wurden die für Mikrocomputer verfügbaren Betriebssysteme auf das notwendigste reduziert. Das seinerzeit weit verbreitete [[Disk Operating System|DOS]] ist daher kein Mehrbenutzersystem, ebenso die auf [[MS-DOS]] aufbauenden [[Microsoft Windows 3|Windows-3.x]]- und [[Windows 9x|-9x]]-Systeme von Microsoft. |
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Beispiele für Mehrnutzersysteme sind Linux, (Free-, Net- und Open-) [[Berkeley Software Distribution|BSD]], UNIX, und einige neuere Versionen von Windows. |
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== Rechtemanagement == |
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Die Mehrbenutzerfähigkeit eines Betriebssystems wird durch ein Bündel von Einzelmaßnahmen erreicht. Darunter fallen beispielsweise die Verwaltung privater Arbeitsverzeichnisse und persönlicher Voreinstellungen für die einzelnen Benutzer. Auf Mehrbenutzer-Systemen erwarten Benutzer auch ein Konzept für das Management von [[Zugriffsrecht]]en auf gespeicherte Daten und andere Systemressourcen. |
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== Multisession == |
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Der Begriff Multiuser stellt nicht unbedingt auf gleichzeitiges Arbeiten ab. Es gab auch Computer, an denen verschiedene Benutzer in eigenen Arbeitsumgebungen nacheinander, jedoch nicht gleichzeitig arbeiten konnten. Sofern [[Multitasking]] vorgesehen war, konnte ein Benutzer immerhin mehrere Aufgaben gleichzeitig ausführen lassen. Wenn gleichzeitig verschiedenen Benutzern eigene Arbeitsumgebungen zur Verfügung stehen, spricht man von ''[[Multisession]] oder [[Mehrplatzrechner]]''. |
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Systeme, die nicht nur multiuserfähig, sondern auch multitaskingfähig sind, benötigen in der Regel ein Speicherschutzkonzept. Auf aktuellen Computersystemen wird dabei meist mit virtuellen Adressräumen im Hauptspeicher gearbeitet, die mit Hardwareunterstützung durch eine [[Memory Management Unit|MMU]] (als separater Baustein auf der [[Hauptplatine]] oder direkt im [[Prozessor]] integriert) prozess- beziehungsweise benutzerspezifisch konfiguriert werden. |
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[[en:Multi-user]] |
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[[sk:Viacpoužívateľský]] |
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== Mehrbenutzersysteme in Netzwerken == |
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[[zh:多用户]] |
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⚫ | Einige Mehrbenutzersysteme ermöglichen zusätzlich die Anmeldung über [[Rechnernetz]]e, z. B. das [[Internet]]. So können sich viele verschiedene Nutzer in aller Welt über das Internet mit dem Rechner verbinden, einloggen und gleichzeitig an derselben Maschine arbeiten. Diese Lösung entstand vor allem aus Kostengründen, denn früher waren Einzelrechner sehr teuer. Heute ist dieses Vorgehen eher selten zu finden. Die Konsole (Eingabeaufforderung, [[Unix-Shell]]) von [[Linux]]- oder [[Unix]]-Systemen wird allerdings noch heute als „Terminal“ bezeichnet. |
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=== Sicherheitsaspekte === |
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Das Rechtesystem eines Mehrbenutzersystems schützt dessen Benutzer vornehmlich vor Ausspähversuchen anderer Benutzer und Datenverlust durch unbeabsichtigtes Löschen von Dateien. Der wohl größte Vorteil ist aber die dadurch gesicherte Wahrung der [[Integrität (Informationssicherheit)|Systemintegrität]] bei Benutzung ohne Administrationsrechte. Ein [[Schadprogramm]] kann sich nur soweit verbreiten, wie die Schreibrechte des Benutzers reichen. Eine systemweite Verbreitung, [[Technische Kompromittierung|kompromittieren]] des [[Kernel (Betriebssystem)|Kernels]] oder grundlegender Systemdienste und dadurch automatische Aktivierung bei Systemstart sind somit nur durch Ausnutzen spezieller [[Angriffsvektor]]en wie z. B. [[Setuid]] oder Sicherheitslücken in Anwendungen möglich. |
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=== Benutzerwechsel === |
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*siehe [[runas]], [[sudo]], [[su (Unix)|su]] |
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== Beispiele == |
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* [[Unix]] und [[Unixoides System|Unix-artige Systeme]], wie |
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** [[Berkeley Software Distribution|BSD]]-Unix |
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** [[Linux]] |
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** [[Darwin (Betriebssystem)|Darwin]]/[[macOS]]/[[iOS (Betriebssystem)|iOS]] |
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* [[Mac OS (Classic)|(klassisches) Mac OS]] seit [[System 7]] ab 1992 |
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* [[Windows 9x]] (nur eingeschränkt, z. B. fehlen [[Zugriffsrecht]]e) |
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* [[Microsoft Windows NT|Windows NT]] (je nach Edition, Version und Lizenz nur beschränkt nutzbar) |
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== Mehrbenutzersysteme außerhalb von Betriebssystemen == |
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Mehrbenutzersysteme können im erweiterten Sinn nicht nur [[Betriebssystem]]e sein, sondern alle [[Anwendungssystem]]e, die für mehr als einen Benutzer arbeiten können. Dazu müssen auch sie (neben dem Betriebssystem) die Aktivitäten mehrerer Benutzer voneinander getrennt verarbeiten können und dazu bestimmte technische Voraussetzungen (u. a. Schutz gegen gleichzeitiges Ändern derselben Daten) bieten. |
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Gegenteil: Einbenutzersystem. |
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Beispiele: |
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* Anwendungen für Grafiken oder Textbearbeitung sind i. d. R. ''Einbenutzersysteme;'' an der Ergebnisdatei kann (gleichzeitig) immer nur ein Ersteller arbeiten. |
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* Ein Ticketbestellsystem ist ein ''Mehrbenutzersystem'', wenn gleichzeitig Aufträge von mehreren Benutzern bearbeitet werden können. |
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* [[Projektmanagementsoftware|Hilfsmittel für das Projektmanagement]] können ''Einbenutzersysteme'' sein (z. B. um einen Terminplan zu erstellen). Wenn mehrere Benutzer gleichzeitig z. B. ihre Arbeitsergebnisse zurückmelden können, sind es ''Mehrbenutzersysteme''. |
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[[Kategorie:Betriebssystemtheorie]] |
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Aktuelle Version vom 9. März 2025, 10:05 Uhr
Ein Mehrbenutzersystem oder Multiuser-System ist ein Betriebssystem, das die Möglichkeit bietet, Arbeitsumgebungen für verschiedene Benutzer bereitzustellen und voneinander abzugrenzen, im Gegensatz dazu kann ein Einzelbenutzersystem nur von einer Person gleichzeitig benutzt werden.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Idee, mehrere Benutzer mit einem Computer arbeiten zu lassen, stammt bereits aus den frühen Zeiten der Großrechner, wo sich viele EDV-Bedarfsträger wenige Ressourcen teilen mussten. Die Rechner waren früher vor allem in Universitäten und wenigen Großbetrieben in Gebrauch. Zu ihrer Bedienung dienten Terminals, die nur aus einer Tastatur und einem Bildschirm bestanden und mit dem Hauptrechner verbunden waren.
Zur Amortisation der hohen Anschaffungskosten wurden ungenutzte Rechenzeiten an andere Interessenten vermietet, zum Beispiel an Unternehmen zur Durchführung ihres Rechnungswesens oder zur Produktentwicklung. So konnte es passieren, dass die Datenverarbeitung eines Konkurrenten auf demselben Rechner lief. Daher wurde es erforderlich, die Datenbestände verschiedener Nutzer gegeneinander abzuschirmen.
Die Bereitstellung der Datenträger und das Starten dieser „Jobs“ wurde von Bedienungspersonal vorgenommen, damit die Administratoren ihren eigentlichen Aufgaben nachgehen konnten. Um Fehlbedienungen auszuschließen, erhielt dieses Personal nur eingeschränkte Zugriffsrechte.
Zur Entwicklung der ersten Mehrbenutzersysteme, siehe Time-Sharing (Informatik).
Als die ersten Mikrocomputer verfügbar waren, waren Halbleiterspeicher sehr teuer, entsprechend knapp waren diese daher ausgerüstet. Um Speicherplatz zu sparen, wurden die für Mikrocomputer verfügbaren Betriebssysteme auf das notwendigste reduziert. Das seinerzeit weit verbreitete DOS ist daher kein Mehrbenutzersystem, ebenso die auf MS-DOS aufbauenden Windows-3.x- und -9x-Systeme von Microsoft.
Rechtemanagement
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Mehrbenutzerfähigkeit eines Betriebssystems wird durch ein Bündel von Einzelmaßnahmen erreicht. Darunter fallen beispielsweise die Verwaltung privater Arbeitsverzeichnisse und persönlicher Voreinstellungen für die einzelnen Benutzer. Auf Mehrbenutzer-Systemen erwarten Benutzer auch ein Konzept für das Management von Zugriffsrechten auf gespeicherte Daten und andere Systemressourcen.
Multisession
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Begriff Multiuser stellt nicht unbedingt auf gleichzeitiges Arbeiten ab. Es gab auch Computer, an denen verschiedene Benutzer in eigenen Arbeitsumgebungen nacheinander, jedoch nicht gleichzeitig arbeiten konnten. Sofern Multitasking vorgesehen war, konnte ein Benutzer immerhin mehrere Aufgaben gleichzeitig ausführen lassen. Wenn gleichzeitig verschiedenen Benutzern eigene Arbeitsumgebungen zur Verfügung stehen, spricht man von Multisession oder Mehrplatzrechner.
Systeme, die nicht nur multiuserfähig, sondern auch multitaskingfähig sind, benötigen in der Regel ein Speicherschutzkonzept. Auf aktuellen Computersystemen wird dabei meist mit virtuellen Adressräumen im Hauptspeicher gearbeitet, die mit Hardwareunterstützung durch eine MMU (als separater Baustein auf der Hauptplatine oder direkt im Prozessor integriert) prozess- beziehungsweise benutzerspezifisch konfiguriert werden.
Mehrbenutzersysteme in Netzwerken
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einige Mehrbenutzersysteme ermöglichen zusätzlich die Anmeldung über Rechnernetze, z. B. das Internet. So können sich viele verschiedene Nutzer in aller Welt über das Internet mit dem Rechner verbinden, einloggen und gleichzeitig an derselben Maschine arbeiten. Diese Lösung entstand vor allem aus Kostengründen, denn früher waren Einzelrechner sehr teuer. Heute ist dieses Vorgehen eher selten zu finden. Die Konsole (Eingabeaufforderung, Unix-Shell) von Linux- oder Unix-Systemen wird allerdings noch heute als „Terminal“ bezeichnet.
Sicherheitsaspekte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Rechtesystem eines Mehrbenutzersystems schützt dessen Benutzer vornehmlich vor Ausspähversuchen anderer Benutzer und Datenverlust durch unbeabsichtigtes Löschen von Dateien. Der wohl größte Vorteil ist aber die dadurch gesicherte Wahrung der Systemintegrität bei Benutzung ohne Administrationsrechte. Ein Schadprogramm kann sich nur soweit verbreiten, wie die Schreibrechte des Benutzers reichen. Eine systemweite Verbreitung, kompromittieren des Kernels oder grundlegender Systemdienste und dadurch automatische Aktivierung bei Systemstart sind somit nur durch Ausnutzen spezieller Angriffsvektoren wie z. B. Setuid oder Sicherheitslücken in Anwendungen möglich.
Benutzerwechsel
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Beispiele
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Unix und Unix-artige Systeme, wie
- (klassisches) Mac OS seit System 7 ab 1992
- Windows 9x (nur eingeschränkt, z. B. fehlen Zugriffsrechte)
- Windows NT (je nach Edition, Version und Lizenz nur beschränkt nutzbar)
Mehrbenutzersysteme außerhalb von Betriebssystemen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Mehrbenutzersysteme können im erweiterten Sinn nicht nur Betriebssysteme sein, sondern alle Anwendungssysteme, die für mehr als einen Benutzer arbeiten können. Dazu müssen auch sie (neben dem Betriebssystem) die Aktivitäten mehrerer Benutzer voneinander getrennt verarbeiten können und dazu bestimmte technische Voraussetzungen (u. a. Schutz gegen gleichzeitiges Ändern derselben Daten) bieten.
Gegenteil: Einbenutzersystem.
Beispiele:
- Anwendungen für Grafiken oder Textbearbeitung sind i. d. R. Einbenutzersysteme; an der Ergebnisdatei kann (gleichzeitig) immer nur ein Ersteller arbeiten.
- Ein Ticketbestellsystem ist ein Mehrbenutzersystem, wenn gleichzeitig Aufträge von mehreren Benutzern bearbeitet werden können.
- Hilfsmittel für das Projektmanagement können Einbenutzersysteme sein (z. B. um einen Terminplan zu erstellen). Wenn mehrere Benutzer gleichzeitig z. B. ihre Arbeitsergebnisse zurückmelden können, sind es Mehrbenutzersysteme.