„Variantenwörterbuch des Deutschen“ – Versionsunterschied
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Das '''Variantenwörterbuch des Deutschen''' ist ein 2004 erstmals erschienenes [[Wörterbuch]], das die geographischen [[Varietät (Linguistik)|Varietäten]] der deutschen [[Standardsprache]] beschreibt. [[Dialekt]] und [[Umgangssprache]] wurden nur berücksichtigt, wenn die entsprechenden Wörter auch oft in Standardtexten vorkommen. Es wurde von [[Sprachwissenschaftler]]n in [[Deutschland]], [[Österreich]] und der [[Schweiz]] erarbeitet.<ref name="Wolfgang Krischke">{{Literatur |Autor=Wolfgang Krischke |Titel=Linksrutsch ist Topfen. Ein Wörterbuch über deutsche Sprachvarianten |Sammelwerk=[[Frankfurter Allgemeine Zeitung]] |Datum=2017-01-10 |Seiten=10 |Online=[https://fazarchiv.faz.net/faz-portal/document?uid=FAZ__FD1201701105023426 kostenpflichtig online]}}</ref> |
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Das Wörterbuch betrachtet [[Deutsche Sprache|Deutsch]] als [[plurizentrische Sprache]] und stellt die standardsprachlichen Varianten der Länder mit Deutsch als [[Amtssprache]] einander gleich. Dies trägt der Tatsache Rechnung, dass Standardsprachen auch von den [[Staat]]en und ihren Institutionen (Verwaltung, Rechtswesen etc.) geprägt werden, so zum Beispiel die verschiedenen Bedeutungen des Wortes ''Bundesrat''. |
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In der ersten Auflage wurde die deutsche Sprache in den Ländern Deutschland, Liechtenstein, Luxemburg, Österreich und der Schweiz sowie in [[Deutschsprachige Gemeinschaft Belgiens|Ostbelgien]] und [[Südtirol]] berücksichtigt. |
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Für die 2016 erschienene zweite Auflage wurden auch „Namibismen“, also spezifische Ausdrücke des [[Deutsche Sprache in Namibia|Namibia-Deutschen]], aufgenommen. Beispiele sind die aus dem [[Afrikaans]] stammenden Bezeichnungen „Braai“ für ein „Grillfest“, „Bokkie“ für Ziege oder „Pad“ für eine Schotterpiste.<ref>''Das Braai ist auf Pad ins Lexikon''. In: ''Allgemeine Zeitung'' (Windhuk) vom 22. Juni 2007.</ref> Außerdem wurde es um Wörter in den Standardsprachen der [[Rumäniendeutsche]]n und in den [[Mennoniten]]siedlungen auf dem amerikanischen Kontinent ergänzt. 1.500 Wörter, die noch in der ersten Auflage enthalten waren, wurden entfernt, teils weil sie inzwischen überregional gebräuchlich sind (also keine Varianten mehr), teils weil sie im Ursprungssprachraum nicht mehr zur Standardsprache gehören. Umgekehrt wurden 2.100 neue Stichwörter aufgenommen.<ref name="Wolfgang Krischke" /> |
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Das Wörterbuch umfasst nicht den gesamten Wortschatz des [[Standarddeutsch]]en, sondern nur diejenigen Wörter, die staatliche oder regionale Besonderheiten aufweisen. Ein Wort wurde aufgenommen, wenn es |
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Berücksichtigt wurden neben dem Grundwortschatz auch Bezeichnungen für Sachspezifika und Institutionen, typische Vornamen und Abkürzungen sowie [[Redewendung]]en. Nicht berücksichtigt wurden [[Fachsprache]]n, Dialekt und Umgangssprache, veraltete Wörter und Wendungen. Insgesamt enthält das Wörterbuch nach Verlagsangabe rund 12.000 Wörter und Wendungen. |
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* ''den Rahm abschöpfen'' ist im gesamten deutschen Sprachraum in dieser Form verbreitet, obwohl in Deutschland Rahm und Sahne [[ |
* ''den Rahm abschöpfen'' ist im gesamten deutschen Sprachraum in dieser Form verbreitet, obwohl in Deutschland Rahm und Sahne [[Synonymie|Synonyme]] sind. |
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* ''<abbr title="jemandem">jmdm.</abbr> jagt es den [[Schnuller|Nuggi]] raus'' (Schweiz; Grenzfall des Standards) entspricht den in Deutschland benutzten „jmdm. geht der Hut hoch“, „jmdm. geht die Hutschnur hoch“ und „jmdm. platzt die Hutschnur“. |
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== Ausgaben == |
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⚫ | * {{Literatur |Titel=Variantenwörterbuch des Deutschen. Die Standardsprache in Österreich, der Schweiz und Deutschland sowie in Liechtenstein, Luxemburg, Ostbelgien und Südtirol |Autor=[[Ulrich Ammon]], [[Hans Bickel (Linguist)|Hans Bickel]], [[Jakob Ebner (Sprachwissenschaftler)|Jakob Ebner]] u. a. |Verlag=Walter de Gruyter |Ort=Berlin |Jahr=2004 |ISBN=3-11-016575-9}} |
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* Ulrich Ammon, Hans Bickel, [[Alexandra N. Lenz]] (Hrsg.): ''Variantenwörterbuch des Deutschen. Die Standardsprache in Österreich, der Schweiz, Deutschland, Liechtenstein, Luxemburg, Ostbelgien und Südtirol sowie Rumänien, Namibia und Mennonitensiedlungen.'' 2., völlig neu bearbeitete und erweiterte Auflage. De Gruyter, Berlin 2016, ISBN 978-3-11-024543-1. |
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== Literatur zum Schweizerhochdeutsch und zum österreichischen Deutsch im Besondern == |
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* [[Hans Bickel (Linguist)|Hans Bickel]], [[Christoph Landolt]]: ''Schweizerhochdeutsch. Wörterbuch der Standardsprache in der deutschen Schweiz.'' 2., vollständig überarbeitete und erweiterte Aufl. Hrsg. vom Schweizerischen Verein für die deutsche Sprache. Dudenverlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-411-70418-7. |
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* [[Kurt Meyer (Germanist, 1921)|Kurt Meyer]]: ''Schweizer Wörterbuch. So sagen wir in der Schweiz''. Huber, Frauenfeld 2006, ISBN 3-7193-1382-4. |
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* ''[[Österreichisches Wörterbuch]]''. Hrsg. im Auftrag des [[Bundesministerium für Bildung|Bundesministeriums für Bildung]]. 43. Aufl. Österreichischer Bundesverlag (ÖBV), Wien 2016, ISBN 978-3-209-08514-6. |
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== Einzelnachweise == |
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==Literatur== |
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<references /> |
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⚫ | *Variantenwörterbuch des Deutschen. Die Standardsprache in Österreich, der Schweiz und Deutschland sowie in Liechtenstein, Luxemburg, Ostbelgien und Südtirol |
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[[Kategorie:Deutsches Wörterbuch]] |
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[[Kategorie:Literatur (Deutsch)]] |
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*http://www.degruyter.de/rs/bookSingle.cfm?id=IS-3110165759-1&l=D&ad=hd |
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[[Kategorie:Dialektologie des Deutschen]] |
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*http://oe1.orf.at/highlights/27118.html |
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*http://www.diepresse.com/Artikel.aspx?channel=k&ressort=kl&id=400061 -Germanistik: Das Deutsch gibt es nicht |
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Aktuelle Version vom 1. November 2024, 21:23 Uhr
Das Variantenwörterbuch des Deutschen ist ein 2004 erstmals erschienenes Wörterbuch, das die geographischen Varietäten der deutschen Standardsprache beschreibt. Dialekt und Umgangssprache wurden nur berücksichtigt, wenn die entsprechenden Wörter auch oft in Standardtexten vorkommen. Es wurde von Sprachwissenschaftlern in Deutschland, Österreich und der Schweiz erarbeitet.[1]
Thematik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Wörterbuch betrachtet Deutsch als plurizentrische Sprache und stellt die standardsprachlichen Varianten der Länder mit Deutsch als Amtssprache einander gleich. Dies trägt der Tatsache Rechnung, dass Standardsprachen auch von den Staaten und ihren Institutionen (Verwaltung, Rechtswesen etc.) geprägt werden, so zum Beispiel die verschiedenen Bedeutungen des Wortes Bundesrat.
In der ersten Auflage wurde die deutsche Sprache in den Ländern Deutschland, Liechtenstein, Luxemburg, Österreich und der Schweiz sowie in Ostbelgien und Südtirol berücksichtigt.
Für die 2016 erschienene zweite Auflage wurden auch „Namibismen“, also spezifische Ausdrücke des Namibia-Deutschen, aufgenommen. Beispiele sind die aus dem Afrikaans stammenden Bezeichnungen „Braai“ für ein „Grillfest“, „Bokkie“ für Ziege oder „Pad“ für eine Schotterpiste.[2] Außerdem wurde es um Wörter in den Standardsprachen der Rumäniendeutschen und in den Mennonitensiedlungen auf dem amerikanischen Kontinent ergänzt. 1.500 Wörter, die noch in der ersten Auflage enthalten waren, wurden entfernt, teils weil sie inzwischen überregional gebräuchlich sind (also keine Varianten mehr), teils weil sie im Ursprungssprachraum nicht mehr zur Standardsprache gehören. Umgekehrt wurden 2.100 neue Stichwörter aufgenommen.[1]
Aufnahmekriterien
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Wörterbuch umfasst nicht den gesamten Wortschatz des Standarddeutschen, sondern nur diejenigen Wörter, die staatliche oder regionale Besonderheiten aufweisen. Ein Wort wurde aufgenommen, wenn es
- nicht im gesamten deutschen Sprachgebiet vorkommt
oder wenn es je nach Land oder Region
- unterschiedliche Bedeutungen trägt
- unterschiedlich verwendet wird
- unterschiedlichen Sprachstilen zugerechnet wird
- von unterschiedlichen Sprechergruppen verwendet wird
- unterschiedlich häufig verwendet wird
Berücksichtigt wurden neben dem Grundwortschatz auch Bezeichnungen für Sachspezifika und Institutionen, typische Vornamen und Abkürzungen sowie Redewendungen. Nicht berücksichtigt wurden Fachsprachen, Dialekt und Umgangssprache, veraltete Wörter und Wendungen. Insgesamt enthält das Wörterbuch nach Verlagsangabe rund 12.000 Wörter und Wendungen.
Bei Abgrenzungsproblemen war vor allem das Vorkommen im Korpus entscheidend. Nicht aufgenommen wurden Wörter, die sich nur in der Schreibung und der Aussprache von gemeindeutschen Wörtern unterscheiden.
- Beispiele
1. Abgrenzungsprobleme zum Standard: Das Wort Wuchtel ist in Österreich unter anderem eine
- saloppe Bezeichnung für „Ball“ (Grenzfall des Standards)
- saloppe Bezeichnung für die Pointe eines Witzes (Grenzfall des Standards)
2. Redewendungen
- den Rahm abschöpfen ist im gesamten deutschen Sprachraum in dieser Form verbreitet, obwohl in Deutschland Rahm und Sahne Synonyme sind.
- jmdm. jagt es den Nuggi raus (Schweiz; Grenzfall des Standards) entspricht den in Deutschland benutzten „jmdm. geht der Hut hoch“, „jmdm. geht die Hutschnur hoch“ und „jmdm. platzt die Hutschnur“.
Ausgaben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Ulrich Ammon, Hans Bickel, Jakob Ebner u. a.: Variantenwörterbuch des Deutschen. Die Standardsprache in Österreich, der Schweiz und Deutschland sowie in Liechtenstein, Luxemburg, Ostbelgien und Südtirol. Walter de Gruyter, Berlin 2004, ISBN 3-11-016575-9.
- Ulrich Ammon, Hans Bickel, Alexandra N. Lenz (Hrsg.): Variantenwörterbuch des Deutschen. Die Standardsprache in Österreich, der Schweiz, Deutschland, Liechtenstein, Luxemburg, Ostbelgien und Südtirol sowie Rumänien, Namibia und Mennonitensiedlungen. 2., völlig neu bearbeitete und erweiterte Auflage. De Gruyter, Berlin 2016, ISBN 978-3-11-024543-1.
Literatur zum Schweizerhochdeutsch und zum österreichischen Deutsch im Besondern
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Hans Bickel, Christoph Landolt: Schweizerhochdeutsch. Wörterbuch der Standardsprache in der deutschen Schweiz. 2., vollständig überarbeitete und erweiterte Aufl. Hrsg. vom Schweizerischen Verein für die deutsche Sprache. Dudenverlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-411-70418-7.
- Kurt Meyer: Schweizer Wörterbuch. So sagen wir in der Schweiz. Huber, Frauenfeld 2006, ISBN 3-7193-1382-4.
- Österreichisches Wörterbuch. Hrsg. im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung. 43. Aufl. Österreichischer Bundesverlag (ÖBV), Wien 2016, ISBN 978-3-209-08514-6.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Wolfgang Krischke: Linksrutsch ist Topfen. Ein Wörterbuch über deutsche Sprachvarianten. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 10. Januar 2017, S. 10 (kostenpflichtig online).
- ↑ Das Braai ist auf Pad ins Lexikon. In: Allgemeine Zeitung (Windhuk) vom 22. Juni 2007.