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„Fechtbuch“ – Versionsunterschied

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Ein '''Fechtbuch''' (pl. [[Fechtbücher]]) als Oberbegriff für ein [[Buch]] über die Techniken des [[Fechten]]s und des [[Schwertfechten]]s, bezeichnet allerdings im Sprachgebrauch auch überlieferte [[Manuskript]]e, da nicht alle [[Quelle]]n zum Thema [[Historisches Fechten]] in gebundener Form überliefert sind.
Im europäischen Raum sind die Fechtbücher ab dem [[Mittelalter]] und dem späten Mittelalter zu finden, in der Zeit der [[Renaissance]] wurden [[Handbücher]] zum Thema [[Schwertfechten]] sogar in sehr hoher Auflage veröffentlicht. Ab dieser Zeit jedoch wird der Übergang vom [[Schwert]] zum [[Rappier]] deutlich.


'''Fechtbücher''' sind mittelalterliche [[Manuskript]]e und [[Buchdruck]]e über das [[Europäischer Schwertkampf|Schwertfechten]] und den Kampf mit [[Nahkampfwaffe]]n. In Europa sind sie seit dem späten Mittelalter verbreitet, während der [[Renaissance]] wurden sie in hohen Auflagen gedruckt.
Das älteste bekannte [[Fechtbuch]] im deutschsprachigen Raum ist das so genannte [[i.33]], welches wahrscheinlich im 13. Jahrhundert von einem [[Mönch]] verfasst wurde und thematisch den Kampf mit [[Schwert]] ([[Kurzschwert]]) und Schild ([[Buckler]]) darstellt.
Das [[Fechtbuch]] ist bei der Rekonstruktion der historischen Schwertfechtkunst das wohl wichtigste Medium zum Verständnis dieser [[Kampfkunst]]. Heutzutage durch viele [[Verein]]e und
[[Organisation]]en wieder in den Mittelpunkt der Betrachtungen gerückt, sind im Internet viele dieser [[Quellen]] zum Betrachten oder [[Download]] bereitgestellt.


== Entwicklung ==
[[Inhalt]]: Die meisten [[Fechtbücher]] beschreiben jedoch nicht nur Techniken des [[Schwertkampf]]es, sondern befassen sich auch mit dem [[Ringen]], da es ein wichtiger Bestandteil des [[Training]]s im Umgang mit der [[Klinge]] für den Nahkampf ist.
[[Datei:Augsburg Cod.I.6.4º.2 (Codex Wallerstein) 1r.jpg|mini|Bild eines Fechters, aus dem Codex Wallerstein. Man sieht die gängigen Waffen in Fechtbüchern: Scheibendolch, Langes Schwert, Mordaxt, Lanze (Speer), Buckler, (langes) Messer und Einhandschwert am Boden.]]


Das älteste bekannte Fechtbuch ist das im [[Tower of London|Tower]]-Museum in London aufbewahrte deutsche [[Manuskript I.33]] (ehemals LB Gotha, Ms. membr. I, 115), welches wahrscheinlich um 1300 von einem Mönch auf Lateinisch verfasst wurde, mit eingestreuten deutschen Fachbegriffen.
''Alle alten europäischen Fechtmeister bzw. überlieferte Fechtbücher zu benennen und aufzuführen ist wahrlich eine Lebensaufgabe, doch soll hier ein Anfang mit den bekanntesten und weniger bekannten Autoren und Fechtmeistern gemacht werden. Die Auswahl an Links zu Transkriptionen und Online-Bereitstellung der Werke sind natürlich subjektiv gewählt, wobei versucht wurde, die besten Recourcen direkt hinter dem jeweiligen Fechtbuch anzubieten.''
Für die deutschsprachige Fechtliteratur ist [[Johannes Liechtenauer]]s „Kunst des langen Schwertes“ grundlegend, die zahlreiche Nachfolgewerke initiierte. [[Sigmund Ringeck]], [[Peter von Danzig (Fechtmeister)|Peter von Danzig]], [[Jud Lew]], [[Hans von Speyer]] und [[Johannes Lecküchner]] gaben die Lehre ausschließlich in literarischer Form weiter, im Spätmittelalter geschah dies hingegen ausschließlich ikonographisch durch [[Hans Talhoffer]] und [[Paulus Kal]]. Zur spätmittelalterlichen deutschsprachigen Fechtliteratur zählen weiters die Werke [[Peter Falkner]]s, [[Jörg Wilhalm]]s und [[Paulus Hector Mair]]s. Die 1467 entstandene oberdeutsche Handschrift ''Gladiatoria''<ref>[[Gundolf Keil]]: ''‘Gladiatoria’.'' In: [[Burghart Wachinger]] u.&nbsp;a. (Hrsg.): ''[[Verfasserlexikon|Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon]].'' 2., völlig neu bearbeitete Auflage, ISBN 3-11-022248-5, Band 3: ''Gert van der Schüren – Hildegard von Bingen.'' Berlin / New York 1981, Sp. 48.</ref> war inhaltlich umfangreich, bestand aus 59 Pergamentblättern und 116 kolorierten Federzeichnungen, ging jedoch im Zweiten Weltkrieg verloren.
Aus dem 16. Jahrhundert ist das [[Kölner Fechtbuch]] überliefert.


Ein grundlegendes Werk der italienischen Fechtschule ist [[Fiore dei Liberi]]s 1410 geschriebenes „[[Flos duellatorum]]“.
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In der Renaissance erschienen fernerhin „Opera Nova“ (1536) von Achille Marozzo, „Trattato die Scienza d'Arme con vn dialogo di filosofia“ (1553) von [[Camillo Agrippa]] und „Ragione di adoprar sicuramente l'Arme si da offesa, come da difesa“ (1570) von Giacomo di Grassi.
Liste der bekanntesten Fechtbücher


Die italienische Fechtschule beeinflusste grundlegend die spanische, die im Werk „Filosofia de las armas“ (1569) von Jeronimo Sanches da Carranza ihren Ausdruck fand. Die spanische Fechtschule erwies sich wiederum als grundlegend für die französische und englische Fechtliteratur.
* '''Auerswald''', Fabian von (1539)
Fechtbuch: „Ringer kunst:fünff und achtzig stücke“
* '''Baden''', Jakob Sutor von (1612)
Fechtbuch: „Neu künstliches Fechtbuch [...]“
Vorrangig beinhaltet es Langes Schwert, Dussack, Rappier und Dolch
* '''Czynner''', Hans (1538)
Fechtbuch: „Über die Fechtkunst und den Ringkampf“
dieses Werk ist (wie viele andere auch) geprägt von Liechtenauer und Meister Ott
* '''Danzig''', Peter von (Fechtbuch, 1452)
* '''Döbringer''', Hanko (1390)
Fechtbuch: „Handschrift 3227a“
Magische Rezepte und Alchemie vereinigen sich hier mit der Darstellung der Fechtkunst nach Johannes Liechtenauer [http://flaez.ch/scratch/3227a.html Liechtenauer]
* '''Dürer''', Albrecht (um 1512)
Fechtbuch [http://www.fioredeiliberi.org/topics/durer/ Dürer]
* '''Fabris''', Salvatore (20. April 1606, Kopenhagen)
geb. 1544 in Padua, † 1617 Padua, das Fechtbuch des Salvatore Fabris entstand im Auftrag des dänischen Königs Christian IV. und ist selbigen auch gewidmet. Fabris selbst gilt schon seiner Zeit als hervorragender Meister der Fechtkunst in Frankreich, Deutschland und Dänemark.
Das Werk selbst wurde mehrmals (in mehreren Sprachen) aufgelegt, 1616 eine deutsche Auflage von Sebastian Heussler („New Kunstlich Fechtbuch [...], Nürnberg“).
[http://www.thearma.org/essays/Fabris_the_Assassin.htm]
* '''Hergsell''', Gustav (1896)
Fechtbuch: „Die Fechtkunst im XV. und XVI. Jahrhundert“
dies ist zwar kein eigenständiges Fechtbuch im herkömmlichen Sinne, doch ein sehr übersichtliches Verzeichnis zu bekannten und unbekannten Meistern der Fechtkunst, zum Teil mit Rezeption ihrer Werke.
* '''i.33''' / „Towerfechtbuch“
Das wohl älteste bekannte Fechtbuch, welches sich hauptsächlich mit der Darstellung der Fechtkunst bezüglich Schwert und Faustschild/[[http://de.wikipedia.org/wiki/Buckler Buckler]] befasst.
* '''Lecküchner''', Hans (1558)
Fechtbuch: „Fechtbüch die ritterliche / Manniche Kunstund Handarbeyt Fechtens [...]“ [http://www.pragmatische-schriftlichkeit.de/cgm582.html Transkription Lecküchner]
* '''Liechtenauer''', Johannes(14. Jh.)
keine genauen Lebensdaten und keine eigene Handschrift überliefert, doch befasst sich ein gewisser Hanko Döbringer im sog. „Codex 3227a“ von um 1390 sehr ausführlich mit dem Meister Liechtenauer
[http://www.aemma.org/onlineResources/speyer/beatrixKoll/fechtbuchliechtenauer.htm Liechtenauer]
* '''Meister Ott''', Ringkunst
s.a. Talhoffer, Gothaer Kodex
* '''Meyer''', Joachim (1570)
Fechtbuch: „Gründtliche Beschreibung der freyen ritterlichen und Adelichen Kunst [...]“
Aufgeteilt in Schwert, Dussack, Rappier und Dolch, Ringen, sowie Stangenwaffen
[http://www.aemma.org/onlineResources/library_16c.htm Meyer]
* '''Rahn''', Anthon Friedrich (1739)
Fechtbuch: „Anfangsgründe der Fechtkunst“
sehr ausführliche Beschreibung der Fechtkunst mit dem Rappier / Degen, was einen Schwertfechter nicht davon abhalten sollte, einen Blick in diese Werk zu riskieren.
* '''Ringeck''', Sigmund (ca. 1440)
Fechtbuch: „Die ritterliche Kunst des langen Schwertes“
* '''Talhofer''', Hans (mehrere Fechtbücher) [http://flaez.ch/talhoffer/ Talhoffer]
Lebensdaten: nicht genau bestimmbar, wohl aber zwischen 1420 und 1490, Geburtsort unbekannt.
- “Gothaer Codex”, 1443 (inspiriert von Meister Ott)
[http://www.thehaca.com/Manuals/Talhoffer1443-1459Editions.htm Gothaer Codex]
- „Ambraser Codex“, 1459
- „Gerichtliche und andere Zweikämpfe darstellend“, 1467
[http://www.thehaca.com/Manuals/talhoffer.htm Talhoffer]


Vor der Mitte des 17. Jahrhunderts fand die mittelalterliche Tradition des Langschwertfechtens ein Ende.


== Inhalt ==
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Fechtbücher beschreiben den Kampf mit [[Blankwaffe]]n, mit und ohne [[Schild (Waffe)|Schild]] und [[Harnisch]], sowie auch das [[Ringen]]. Dabei werden dem Leser neben grundlegenden Prinzipien und Taktiken insbesondere Stellungen, Garden, Hiebe und komplexe Technikfolgen vermittelt.
Quellen:
Manche frühe Fechtbücher waren zum Teil eher als Gedächtnisstützen und nicht als didaktische Werke gedacht. Außerdem sind Bilder der Stellungen und Techniken in diesen frühen Büchern oft sehr rudimentär dargestellt, so dass manche Darstellungen nur sehr vage interpretiert werden können. Ein Verständnis ist hier nur unter Zuhilfenahme des beistehenden Textes möglich.
* Hergsell, Gustav: Die Fechtkunst im XV. und XVI. Jahrhundert, Prag, 1896.

* [http://www.aemma.org/library_top.htm AEMMA]
== Moderne Darstellungen ==
Im Zuge einer Wiederbelebung der mittelalterlichen Fechttradition kommen zunehmend neue Fechtbücher auf den Markt, die sich an historische Vorbilder anlehnen und diese reproduzieren. Moderne Fechtbücher sind zum Teil aber auch auf die Bedürfnisse von [[Reenactment]] und [[Schaukampf]] zugeschnitten.

* [[Christian Henry Tobler]]: ''Modernes Training mit dem langen Schwert nach Liechtenauer''. Aus d. Engl. übers. von Jan H. Sachers. G&S-Verlag, Zirndorf 2007, ISBN 978-3-925698-05-7.
* Konrad Kessler: ''Kampf mit dem langen Schwert: vom mittelalterlichen Gefecht zum modernen Sport''. Weinmann, Berlin 2007, ISBN 978-3-87892-091-5.
* Herbert Schmidt: ''Schwertkampf: der Kampf mit dem langen Schwert nach der Deutschen Schule''. (Fotos: Stefan Grdic.) [[Wieland Verlag]], Bad Aibling 2007, ISBN 978-3-938711-19-4.

== Literatur ==
* {{LexMA|4|324|328|Fechten, Fechtwesen||insbesondere Abschnitte III. ''Fechtliteratur in Deutschland und Italien'' (H.-P. Hils, Sp. 326–327) und IV. ''Französischer Bereich'' (Ph. Contamine, Sp. 327–328)}}
* Heidemarie Bodemer: ''Das Fechtbuch: Untersuchungen zur Entwicklungsgeschichte der bildkünstlerischen Darstellung der Fechtkunst in den Fechtbüchern des mediterranen und westeuropäischen Raumes vom Mittelalter bis Ende des 18. Jahrhunderts'' Diss. Stuttgart 2008 ([http://elib.uni-stuttgart.de/opus/volltexte/2008/3604/ Downloadmöglichkeit vom OPUS-Server])
* Daniel Jaquet, Karin Verelst, Timothy Dawson (Hrsg.): ''Late Medieval and Early Modern Fight Books. Transmission and Tradition of Martial Arts in Europe (14th–17th Centuries)'' (= ''History of Warfare.'' Band 112). Brill, Leiden/Boston 2016, ISBN 978-90-04-31241-8.
* [[Jan-Dirk Müller]]: ''Bild – Vers – Prosakommentar am Beispiel von Fechtbüchern. Probleme der Verschriftlichung einer schriftlosen Praxis.'' In: [[Hagen Keller]], [[Klaus Grubmüller]], [[Nikolaus Staubach]] (Hrsg.): ''Pragmatische Schriftlichkeit im Mittelalter. Erscheinungsformen und Entwicklungsstufen.'' München 1992 (= ''Münstersche Mittelalter-Schriften.'' Band 65), S. 251–282.

== Weblinks ==
<!-- Bitte Weblinks nur gem WP:Web einfügen -->
{{Wikisource|Fechtbücher|Fechtbücher}}
{{Wikisource|Fechtbuch (Talhoffer)|Talhoffers Fechtbuch 1467}}
* [http://www.hammaborg.de/de/fechtbuecher/index.php Übersicht der deutschen Fechthandschriften]
* [http://schwertfechten.ch/html/i33/ i.33/„Towerfechtbuch“, das älteste bekannte Fechtbuch]
* [http://www.thearma.org/ ARMA]
* [http://www.thearma.org/ ARMA]
* [http://www.krifon.de/literatur/ Krîfon – Fechtliteratur]
* {{HistLexBay|45860|link|André Schulze|Fechtbücher}}

== Einzelnachweise ==
<references />

[[Kategorie:Lehrbuch]]
[[Kategorie:Fechten]]
[[Kategorie:Kampfkunst (Europa)]]
[[Kategorie:Literatur des Mittelalters]]
[[Kategorie:Sport in der Kultur]]

Aktuelle Version vom 9. Juli 2024, 07:45 Uhr

fol. 2r aus dem Cod. 44 A 8, zwei Fechter in den Huten „vom Tag“ und „Alber“

Fechtbücher sind mittelalterliche Manuskripte und Buchdrucke über das Schwertfechten und den Kampf mit Nahkampfwaffen. In Europa sind sie seit dem späten Mittelalter verbreitet, während der Renaissance wurden sie in hohen Auflagen gedruckt.

Bild eines Fechters, aus dem Codex Wallerstein. Man sieht die gängigen Waffen in Fechtbüchern: Scheibendolch, Langes Schwert, Mordaxt, Lanze (Speer), Buckler, (langes) Messer und Einhandschwert am Boden.

Das älteste bekannte Fechtbuch ist das im Tower-Museum in London aufbewahrte deutsche Manuskript I.33 (ehemals LB Gotha, Ms. membr. I, 115), welches wahrscheinlich um 1300 von einem Mönch auf Lateinisch verfasst wurde, mit eingestreuten deutschen Fachbegriffen. Für die deutschsprachige Fechtliteratur ist Johannes Liechtenauers „Kunst des langen Schwertes“ grundlegend, die zahlreiche Nachfolgewerke initiierte. Sigmund Ringeck, Peter von Danzig, Jud Lew, Hans von Speyer und Johannes Lecküchner gaben die Lehre ausschließlich in literarischer Form weiter, im Spätmittelalter geschah dies hingegen ausschließlich ikonographisch durch Hans Talhoffer und Paulus Kal. Zur spätmittelalterlichen deutschsprachigen Fechtliteratur zählen weiters die Werke Peter Falkners, Jörg Wilhalms und Paulus Hector Mairs. Die 1467 entstandene oberdeutsche Handschrift Gladiatoria[1] war inhaltlich umfangreich, bestand aus 59 Pergamentblättern und 116 kolorierten Federzeichnungen, ging jedoch im Zweiten Weltkrieg verloren. Aus dem 16. Jahrhundert ist das Kölner Fechtbuch überliefert.

Ein grundlegendes Werk der italienischen Fechtschule ist Fiore dei Liberis 1410 geschriebenes „Flos duellatorum“. In der Renaissance erschienen fernerhin „Opera Nova“ (1536) von Achille Marozzo, „Trattato die Scienza d'Arme con vn dialogo di filosofia“ (1553) von Camillo Agrippa und „Ragione di adoprar sicuramente l'Arme si da offesa, come da difesa“ (1570) von Giacomo di Grassi.

Die italienische Fechtschule beeinflusste grundlegend die spanische, die im Werk „Filosofia de las armas“ (1569) von Jeronimo Sanches da Carranza ihren Ausdruck fand. Die spanische Fechtschule erwies sich wiederum als grundlegend für die französische und englische Fechtliteratur.

Vor der Mitte des 17. Jahrhunderts fand die mittelalterliche Tradition des Langschwertfechtens ein Ende.

Fechtbücher beschreiben den Kampf mit Blankwaffen, mit und ohne Schild und Harnisch, sowie auch das Ringen. Dabei werden dem Leser neben grundlegenden Prinzipien und Taktiken insbesondere Stellungen, Garden, Hiebe und komplexe Technikfolgen vermittelt. Manche frühe Fechtbücher waren zum Teil eher als Gedächtnisstützen und nicht als didaktische Werke gedacht. Außerdem sind Bilder der Stellungen und Techniken in diesen frühen Büchern oft sehr rudimentär dargestellt, so dass manche Darstellungen nur sehr vage interpretiert werden können. Ein Verständnis ist hier nur unter Zuhilfenahme des beistehenden Textes möglich.

Moderne Darstellungen

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Im Zuge einer Wiederbelebung der mittelalterlichen Fechttradition kommen zunehmend neue Fechtbücher auf den Markt, die sich an historische Vorbilder anlehnen und diese reproduzieren. Moderne Fechtbücher sind zum Teil aber auch auf die Bedürfnisse von Reenactment und Schaukampf zugeschnitten.

  • Fechten, Fechtwesen. In: Lexikon des Mittelalters (LexMA). Band 4. Artemis & Winkler, München/Zürich 1989, ISBN 3-7608-8904-2, Sp. 324–328 (insbesondere Abschnitte III. Fechtliteratur in Deutschland und Italien (H.-P. Hils, Sp. 326–327) und IV. Französischer Bereich (Ph. Contamine, Sp. 327–328)).
  • Heidemarie Bodemer: Das Fechtbuch: Untersuchungen zur Entwicklungsgeschichte der bildkünstlerischen Darstellung der Fechtkunst in den Fechtbüchern des mediterranen und westeuropäischen Raumes vom Mittelalter bis Ende des 18. Jahrhunderts Diss. Stuttgart 2008 (Downloadmöglichkeit vom OPUS-Server)
  • Daniel Jaquet, Karin Verelst, Timothy Dawson (Hrsg.): Late Medieval and Early Modern Fight Books. Transmission and Tradition of Martial Arts in Europe (14th–17th Centuries) (= History of Warfare. Band 112). Brill, Leiden/Boston 2016, ISBN 978-90-04-31241-8.
  • Jan-Dirk Müller: Bild – Vers – Prosakommentar am Beispiel von Fechtbüchern. Probleme der Verschriftlichung einer schriftlosen Praxis. In: Hagen Keller, Klaus Grubmüller, Nikolaus Staubach (Hrsg.): Pragmatische Schriftlichkeit im Mittelalter. Erscheinungsformen und Entwicklungsstufen. München 1992 (= Münstersche Mittelalter-Schriften. Band 65), S. 251–282.
Wikisource: Fechtbücher – Quellen und Volltexte
Wikisource: Talhoffers Fechtbuch 1467 – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

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  1. Gundolf Keil: ‘Gladiatoria’. In: Burghart Wachinger u. a. (Hrsg.): Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon. 2., völlig neu bearbeitete Auflage, ISBN 3-11-022248-5, Band 3: Gert van der Schüren – Hildegard von Bingen. Berlin / New York 1981, Sp. 48.