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„Diffeomorphismus“ – Versionsunterschied

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In der [[Mathematik]], insbesondere in den Gebieten [[Analysis]], [[Differentialgeometrie]] und [[Differentialtopologie]], ist ein '''Diffeomorphismus''' eine [[bijektiv]]e, [[stetig differenzierbar]]e [[Abbildung (Mathematik)|Abbildung]], deren [[Umkehrabbildung]] auch stetig differenzierbar ist.
Sind ''M'' und ''N'' differenzierbare [[Mannigfaltigkeit|Mannigfaltigkeiten]] (zum Beispiel ''M'' und ''N'' [[offene Menge]]n im '''R'''<sup>n</sup>), dann ist eine Abbildung f: ''M'' &rarr; ''N'' ein '''Diffeomorphismus''', wenn


Dabei können die Definitions- und Zielbereiche der Abbildung offene Mengen des endlichdimensionalen reellen Vektorraums <math>\R^n</math> sein oder allgemeiner differenzierbare Mannigfaltigkeiten.
*(1) f [[Bijektive_Abbildung| bijektiv]] ist (d.h. es existiert eine [[Umkehrfunktion]] f<sup> -1</sup>: ''N'' &rarr; ''M'')
Je nach Differenzierbarkeitsklasse spricht man von <math>C^k</math>-Diffeomorphismen (<math>k \in \{1,2,\dots,\infty,\omega\}</math>).
[[Datei:Diffeomorphism of a square.svg|right|thumb|Bild eines rechtwinkligen Netzes auf einem Quadrat unter einem Diffeomorphismus vom Quadrat auf sich selbst.]]


== Definition ==
*(2) Sowohl f als auch die Umkehrfunktion f<sup> -1</sup> in jedem Punkt stetig [[Differenzierbarkeit |differenzierbar]] ist.
=== Im Vektorraum ===
Eine Abbildung <math>f \colon U \to V </math> zwischen [[Offene Menge|offenen Teilmengen]] <math>U, V</math> des reellen Vektorraums <math>\R^n</math> heißt ''Diffeomorphismus'', falls gilt:


* <math>f</math>&nbsp;ist [[bijektiv]],
''M'' und ''N'' heißen '''diffeomorph''', falls es einen Diffeomorphismus f von ''M'' nach ''N'' gibt. Mengen, die diffeomorph sind, unterscheiden sich bezüglich ihrer [[differenzierbare Struktur|differenzierbaren Struktur]] nicht.
* <math>f</math>&nbsp;ist überall stetig [[Differenzierbarkeit|differenzierbar]],
* die [[Umkehrabbildung]] <math>f^{-1}</math>&nbsp;ist überall stetig differenzierbar.


Sind <math>f</math> und <math>f^{-1}</math> sogar <math>k</math>-mal stetig differenzierbar („von der Klasse <math>C^k</math>“, <math>k =1, 2, 3, \dotsc</math>), so nennt man <math>f</math> einen <math>C^k</math>-Diffeomorphismus.
; Beispiele:
Sind <math>f</math> und <math>f^{-1}</math> beliebig oft differenzierbar („von der Klasse <math>C^\infty</math>“), so bezeichnet man <math>f</math> als <math>C^\infty</math>-Diffeomorphismus. Sind <math>f</math> und <math>f^{-1}</math> beide [[Analytische Funktion|reell-analytisch]] („von der Klasse <math>C^\omega</math>“), so nennt man <math>f</math> einen <math>C^\omega</math>-Diffeomorphismus.


Eine Abbildung <math>f \colon U \to V </math> zwischen [[Offene Menge|offenen Teilmengen]] <math>U, V \subset \R^n</math> heißt ''lokaler Diffeomorphismus'', falls jeder Punkt <math>p \in U</math> eine offene [[Umgebung (Mathematik)|Umgebung]] <math>W \subset U</math> besitzt, so dass deren Bild <math>f(W)\subset V</math> offen und die [[Einschränkung (Mathematik)|Einschränkung]]
* Die Abbildung f: (-1,1) &rarr; '''R''', wobei f(t) = tan(t*pi/2) ist ein Diffeomorphismus zwischen der offenen Menge (-1,1) und '''R''', der Menge der reellen Zahlen. Damit ist das offene Intervall (-1,1) diffeomorph zu '''R'''.
<math>f|_W \colon W \to f(W)</math> von <math>f</math> auf <math>W</math> ein Diffeomorphismus ist.
* Die Abbildung f : R &rarr; R, f(x) = x<sup>3</sup>, ist bijektiv und differenzierbar. Sie ist aber kein Diffeomorphismus, denn f<sup> -1</sup> ist an der Stelle 0 nicht differenzierbar.


=== Auf differenzierbaren Mannigfaltigkeiten ===
; Wichtiger Satz:
Auf differenzierbaren Mannigfaltigkeiten wird der Begriff analog definiert:


Eine Abbildung <math>f \colon M \to N</math> zwischen zwei [[Differenzierbare Mannigfaltigkeit|differenzierbaren Mannigfaltigkeiten]] <math>M</math> und <math>N</math> heißt ''Diffeomorphismus'', falls sie bijektiv ist und sowohl <math>f</math> als auch die Umkehrabbildung stetig [[Differenzierbarkeit|differenzierbar]] sind.
Eine differenzierbare Abbildung mit invertierbarem [[Differential_(Mathematik)|Differential]] ist lokal ein Diffeomorphismus.
Wie oben werden die Begriffe <math>C^k</math>-, <math>C^\infty</math>- und <math>C^\omega</math>-Diffeomorphismus und lokaler Diffeomorphismus definiert.


Zwei Mannigfaltigkeiten <math>M</math> und <math>N</math> heißen ''diffeomorph'', falls es einen Diffeomorphismus <math>f</math> von <math>M</math> nach <math>N</math> gibt. Mannigfaltigkeiten, die diffeomorph sind, unterscheiden sich bezüglich ihrer [[Differenzierbare Struktur|differenzierbaren Struktur]] nicht.
; Herkunft:


Der Begriff des Diffeomorphismus ist in der Differentialtopologie und der [[Differentialgeometrie]] zu Hause und findet Anwendung in der Analysis auf differenzierbaren [[Mannigfaltigkeit|Mannigfaltigkeiten]].
Damit ist die ''Diffeomorphie'' gerade die Isomorphie in der [[Kategorientheorie|Kategorie]] der differenzierbaren Mannigfaltigkeiten.


== Eigenschaften ==
; Literatur:
* Ein Diffeomorphismus ist immer auch ein [[Homöomorphismus]], die Umkehrung gilt aber nicht.


* Aus der Differenzierbarkeit der Umkehrabbildung folgt, dass in jedem Punkt <math>p</math> die Ableitung von <math>f</math> (als [[lineare Abbildung]] von <math>\R^n</math> nach <math>\R^n</math> bzw. vom [[Tangentialraum]] <math>T_p M</math> nach <math>T_{f(p)}N</math>) invertierbar (bijektiv, regulär, von maximalem Rang) ist.
* K. Jänich, Vektoranalysis, Springer Verlag.
* D.K. Arrowsmith, C.M. Place, An Introduction to Dynamical Systems, Cambridge University Press.


* Ist umgekehrt die Abbildung <math>f</math> bijektiv und (<math>k</math>-mal) stetig differenzierbar und ist ihre Ableitung an jeder Stelle invertierbar, so ist <math>f</math> ein (<math>C^k</math>)-Diffeomorphismus.
[[Kategorie:Analysis]]


Eine stärkere Aussage enthält der Satz über die Umkehrabbildung:
[[Kategorie:Differentialgeometrie]]


=== Satz über die Umkehrabbildung ===
[[en:Diffeomorphism]]
Eine differenzierbare Abbildung mit invertierbarem [[Differential (Mathematik)|Differential]] ist lokal ein Diffeomorphismus.
[[it:Diffeomorfismo]]
Genauer formuliert:
[[ru:Диффеоморфизм]]

Sei <math>f \colon U \to V</math> stetig differenzierbar und die Ableitung von <math>f</math> sei an der Stelle <math>p \in U</math> invertierbar. Dann existiert eine offene Umgebung <math>W</math> von <math>p</math> in <math>U</math>, so dass <math>f(W)</math> offen und die Einschränkung
<math>f|_W \colon W \to f(W)</math> ein Diffeomorphismus ist.

Diese Aussage gilt sowohl für Abbildungen zwischen offenen Mengen des <math>\R^n</math> als auch für Abbildungen zwischen Mannigfaltigkeiten.

== Beispiele ==
* Die Abbildung <math>f\colon (-1,1) \to \R</math>, wobei <math>f(t) = \tan\left(t \cdot \pi /2\right)</math>, ist ein Diffeomorphismus zwischen der offenen Menge <math>(-1,1)</math> und der Menge der reellen Zahlen <math>\R</math>. Damit ist das offene Intervall <math>(-1,1)</math> diffeomorph zu <math>\R</math>.
* Die Abbildung <math>f \colon \R \to \R</math>, <math>f(x) = x^3</math>, ist bijektiv und differenzierbar. Sie ist aber kein Diffeomorphismus, denn <math>f^{ -1}</math> ist an der Stelle 0 nicht differenzierbar.

== Diffeomorphie und Homöomorphie ==
Bei differenzierbaren Mannigfaltigkeiten in Dimension kleiner 4 impliziert Homöomorphie immer Diffeomorphie: Zwei differenzierbare Mannigfaltigkeiten der Dimension kleiner oder gleich 3, die homöomorph sind, sind auch diffeomorph. D. h., wenn es einen Homöomorphismus gibt, dann gibt es auch einen Diffeomorphismus. Dies bedeutet nicht, dass jeder Homöomorphismus ein Diffeomorphismus wäre.

In höheren Dimensionen ist dies nicht unbedingt der Fall.
Ein prominentes Beispiel sind die [[Barratt-Milnor-Sphäre|Milnor-Sphären]], nach [[John Willard Milnor]]: Sie sind homöomorph zur normalen 7-dimensionalen [[Sphäre (Mathematik)|Sphäre]], aber nicht diffeomorph. Für diese Entdeckung erhielt Milnor 1962 die [[Fields-Medaille]].

== Literatur ==
* [[Klaus Jänich]]: ''Vektoranalysis.'' 5. Auflage. Springer Verlag, Berlin u. a. 2005, ISBN 3-540-23741-0 (''Springer-Lehrbuch'').
* D. K. Arrowsmith, C. M. Place: ''An Introduction to Dynamical Systems.'' Cambridge University Press, Cambridge u. a. 1990, ISBN 0-521-30362-1.

[[Kategorie:Differentialgeometrie]]
[[Kategorie:Differentialtopologie]]

Aktuelle Version vom 10. Oktober 2022, 11:48 Uhr

In der Mathematik, insbesondere in den Gebieten Analysis, Differentialgeometrie und Differentialtopologie, ist ein Diffeomorphismus eine bijektive, stetig differenzierbare Abbildung, deren Umkehrabbildung auch stetig differenzierbar ist.

Dabei können die Definitions- und Zielbereiche der Abbildung offene Mengen des endlichdimensionalen reellen Vektorraums sein oder allgemeiner differenzierbare Mannigfaltigkeiten. Je nach Differenzierbarkeitsklasse spricht man von -Diffeomorphismen ().

Bild eines rechtwinkligen Netzes auf einem Quadrat unter einem Diffeomorphismus vom Quadrat auf sich selbst.

Eine Abbildung zwischen offenen Teilmengen des reellen Vektorraums heißt Diffeomorphismus, falls gilt:

Sind und sogar -mal stetig differenzierbar („von der Klasse “, ), so nennt man einen -Diffeomorphismus. Sind und beliebig oft differenzierbar („von der Klasse “), so bezeichnet man als -Diffeomorphismus. Sind und beide reell-analytisch („von der Klasse “), so nennt man einen -Diffeomorphismus.

Eine Abbildung zwischen offenen Teilmengen heißt lokaler Diffeomorphismus, falls jeder Punkt eine offene Umgebung besitzt, so dass deren Bild offen und die Einschränkung von auf ein Diffeomorphismus ist.

Auf differenzierbaren Mannigfaltigkeiten

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Auf differenzierbaren Mannigfaltigkeiten wird der Begriff analog definiert:

Eine Abbildung zwischen zwei differenzierbaren Mannigfaltigkeiten und heißt Diffeomorphismus, falls sie bijektiv ist und sowohl als auch die Umkehrabbildung stetig differenzierbar sind. Wie oben werden die Begriffe -, - und -Diffeomorphismus und lokaler Diffeomorphismus definiert.

Zwei Mannigfaltigkeiten und heißen diffeomorph, falls es einen Diffeomorphismus von nach gibt. Mannigfaltigkeiten, die diffeomorph sind, unterscheiden sich bezüglich ihrer differenzierbaren Struktur nicht.

Damit ist die Diffeomorphie gerade die Isomorphie in der Kategorie der differenzierbaren Mannigfaltigkeiten.

  • Ein Diffeomorphismus ist immer auch ein Homöomorphismus, die Umkehrung gilt aber nicht.
  • Aus der Differenzierbarkeit der Umkehrabbildung folgt, dass in jedem Punkt die Ableitung von (als lineare Abbildung von nach bzw. vom Tangentialraum nach ) invertierbar (bijektiv, regulär, von maximalem Rang) ist.
  • Ist umgekehrt die Abbildung bijektiv und (-mal) stetig differenzierbar und ist ihre Ableitung an jeder Stelle invertierbar, so ist ein ()-Diffeomorphismus.

Eine stärkere Aussage enthält der Satz über die Umkehrabbildung:

Satz über die Umkehrabbildung

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Eine differenzierbare Abbildung mit invertierbarem Differential ist lokal ein Diffeomorphismus. Genauer formuliert:

Sei stetig differenzierbar und die Ableitung von sei an der Stelle invertierbar. Dann existiert eine offene Umgebung von in , so dass offen und die Einschränkung ein Diffeomorphismus ist.

Diese Aussage gilt sowohl für Abbildungen zwischen offenen Mengen des als auch für Abbildungen zwischen Mannigfaltigkeiten.

  • Die Abbildung , wobei , ist ein Diffeomorphismus zwischen der offenen Menge und der Menge der reellen Zahlen . Damit ist das offene Intervall diffeomorph zu .
  • Die Abbildung , , ist bijektiv und differenzierbar. Sie ist aber kein Diffeomorphismus, denn ist an der Stelle 0 nicht differenzierbar.

Diffeomorphie und Homöomorphie

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Bei differenzierbaren Mannigfaltigkeiten in Dimension kleiner 4 impliziert Homöomorphie immer Diffeomorphie: Zwei differenzierbare Mannigfaltigkeiten der Dimension kleiner oder gleich 3, die homöomorph sind, sind auch diffeomorph. D. h., wenn es einen Homöomorphismus gibt, dann gibt es auch einen Diffeomorphismus. Dies bedeutet nicht, dass jeder Homöomorphismus ein Diffeomorphismus wäre.

In höheren Dimensionen ist dies nicht unbedingt der Fall. Ein prominentes Beispiel sind die Milnor-Sphären, nach John Willard Milnor: Sie sind homöomorph zur normalen 7-dimensionalen Sphäre, aber nicht diffeomorph. Für diese Entdeckung erhielt Milnor 1962 die Fields-Medaille.

  • Klaus Jänich: Vektoranalysis. 5. Auflage. Springer Verlag, Berlin u. a. 2005, ISBN 3-540-23741-0 (Springer-Lehrbuch).
  • D. K. Arrowsmith, C. M. Place: An Introduction to Dynamical Systems. Cambridge University Press, Cambridge u. a. 1990, ISBN 0-521-30362-1.