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„Berlin-Prenzlauer Berg“ – Versionsunterschied

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{{Infobox Ortsteil von Berlin
[[Bild:Lage Prenzlauer Berg in Berlin.png|thumb|220px|Lage des Prenzlauer Bergs in Berlin]]
[[Bild:Blick ueber prenzlberg.jpg|thumb|220px|Blick über den Prenzlauer Berg]]
|NAME= Prenzlauer Berg
|BEZIRK= Pankow
'''Prenzlauer Berg''' ist ein Ortsteil im [[Bezirk Pankow]] von [[Berlin]]. Bis zur Fusion mit den ehemaligen Stadtbezirken [[Berlin-Weißensee|Weißensee]] und [[Berlin-Pankow|Pankow]] bei der Verwaltungsreform [[2001]] war er ein eigenständiger ''Stadtbezirk Prenzlauer Berg''.
|ORTSTEILNUMMER= 0301
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|EINWOHNER= {{Metadaten Einwohnerzahl DE-BE|Prenzlauer Berg|ohneTz}}
|EINWOHNER-STAND= {{Metadaten Einwohnerzahl DE-BE|Datum|ISO-Ot.}}
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|QUELLE= [[Amt für Statistik Berlin-Brandenburg]]
}}


[[Datei:DEU Prenzlauer Berg (Bezirk) COA.svg|mini|hochkant=0.5|[[Wappen des Bezirks Pankow|Wappen des ehemaligen Bezirks Prenzlauer Berg]] (1992–2000)]]
Der Name „Prenzlauer Berg“ kann mit oder ohne Artikel verwendet werden. Die Bewohner können „im“ Bezirk oder aber in, am oder „auf'm“ Prenzlauer Berg wohnen. Die Abkürzung Prenzl. Berg wird auch umgangssprachlich oft verwendet, teils auch Prenz(e)lberg geschrieben.
[[Datei:Blick ueber prenzlberg.jpg|mini|Blick über Prenzlauer Berg mit typischer urbaner [[Blockrandbebauung]]]]
[[Datei:Hufelandstr.JPG|mini|Die [[Hufelandstraße]] im östlichen Prenzlauer Berg]]


'''Prenzlauer Berg''', umgangssprachlich auch '''Prenzlberg''' genannt, ist ein Ortsteil des [[Bezirk Pankow|Bezirks Pankow]] in [[Berlin]], der weithin aus [[Gründerzeitviertel]]n besteht. Von seiner Gründung im Jahr 1920 bis zur Fusion mit den benachbarten [[Bezirk (Berlin)|Bezirken]] [[Bezirk Weißensee|Weißensee]] und [[Bezirk Pankow|Pankow]] bei der [[Verwaltungsreform in Berlin|Verwaltungsreform 2001]] war er ein eigenständiger Bezirk (1952–1990: „Stadtbezirk“).
== Stadtbild ==
Vor der [[Deutsche Wiedervereinigung|deutschen Wiedervereinigung]] war Prenzlauer Berg ein Teil [[Ost-Berlin|Ostberlins]]. Er ist geprägt durch Altbauten aus der Zeit um die Jahrhundertwende zum [[20. Jahrhundert]]. Von Flächenbombardements im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] verschont, in der [[Deutsche Demokratische Republik|DDR]] vernachlässigt, wurde die Gebäudesubstanz in den [[1990er|1990er Jahren]] größtenteils saniert und bildet heute das wohl größte erhaltene [[Gründerzeit]]gebiet mit über 300 unter [[Denkmalschutz]] stehenden Gebäuden. Der innenstadtnahe Stadtteil ist von Restaurants und Bars geprägt, die sich besonders in der Kastanienallee, um Kollwitz- und Helmholtzplatz sammeln. Mittelpunkt des Nachtlebens ist das Gebiet um den U-Bahnhof Eberswalder Straße, an dem sich u.a. [[Schönhauser Allee]], [[Danziger Straße (Berlin)|Danziger Straße]] und Kastanienallee schneiden.


== Geographie ==
<center>[[Bild:Panorama schoenhauser allee.jpg|thumb|none|800px|360°-Panorama der Kreuzung [[Schönhauser Allee]] mit Danziger und Eberswalder Straße<br />v.l.n.r.: Einmündung Eberswalder Straße, Schönhauser Allee nach Norden (mit Hochbahnhof), Pappelallee, Einmündung Danziger Straße, Schönhauser Allee nach Süden (mit Konnopkes Imbiss), Kastanienallee]]</center>
Der Ortsteil Prenzlauer Berg ist ein Teil des [[Bezirk Pankow|Bezirks Pankow]] im Nordosten [[Berlin]]s und grenzt im Westen und Südwesten an den [[Bezirk Mitte]], im Süden an den [[Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg]], im Osten an den [[Bezirk Lichtenberg]] und im Norden an die Ortsteile [[Berlin-Weißensee|Weißensee]] und [[Berlin-Pankow|Pankow]].


Geologisch liegt der Ortsteil vollständig auf der [[Grundmoräne]]nfläche des [[Barnim]] und grenzt nach Südwesten (zum Bezirk Mitte) an das [[Berliner Urstromtal]], das sich in der [[Weichsel-Kaltzeit|Eiszeit]] gebildet hat.
Der Stadtteil bietet städtebaulich ein recht einheitliches Bild, er ist ganz überwiegend von fünfgeschossigen Wohngebäuden in geschlossener Blockbauweise geprägt. Die Blocks sind in den meisten Fällen durch die großen Grundstückstiefen und zahlreichen Hinterhofnutzungen sehr groß, manche Straßenblocks haben einen Umfang von mehr als einem Kilometer.


Der höchste Punkt des Ortsteils liegt heute mit 91 Metern über dem Meeresspiegel im Nordosten im ''[[Volkspark Prenzlauer Berg]]''. Dieser Berg entstand nach dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] als einer der [[Trümmerberg]]e durch das Aufschütten von Trümmern aus der [[Berliner Innenstadt]] und anschließender Begrünung.
[[Bild:Wasserturm, Prenzlauer Berg, Berlin, Germany.jpg|thumb|120px|Der Wasserturm an der Ecke Rykestraße/Knaackstraße]]
Herausragende Gebäude sind vor allem die großen Kirchen des Bezirks, von denen [[August Orth]]s Gethsemanekirche an der Stargarder Straße ([[1891]]-[[1893|93]]) die bekannteste sein dürfte. Ihr 66 Meter hoher Turm wird nur vom 79 Meter hohen Turm der Segenskirche an der Schönhauser Allee übertroffen. Auch die repräsentativen Schulbauten, überwiegend von [[Ludwig Hoffmann]] entworfen, heben sich von der Wohnbebauung ab.

In der Rykestraße befindet sich die größte Synagoge Deutschlands. Die Bauarbeiten begannen Ende [[1903]], geweiht wurde sie am [[4. September]] [[1904]]. Entworfen wurde der 2000 Personen fassende Bau von [[Johann Hoeniger]]. Die [[Reichskristallnacht]] überstand das Gebäude, da das Gebäude dicht von „arischen“ Gebäuden umbaut war. Die Synagoge wurde geschändet und im April 1940 enteignet. Am [[30. August]] [[1953]] wurde sie erneut eingeweiht. Auf dem [[1827]] eröffneten Jüdischen Friedhof in der Schönhauser Allee gibt es über 22.500 Gräber und 750 Familiengruften, unter anderem die Gräber von [[Max Liebermann]], [[Leopold Ullstein]] und [[Giacomo Meyerbeer]].

Als ein bauliches Wahrzeichen von Prenzlauer Berg gilt der ehemalige Wasserturm („dicker Hermann“) an der Ecke Rykestraße/Knaackstraße aus dem Jahr [[1877]].

Im Westen am Jahn-Sportpark (siehe [[Prenzlauer Berg#Sport|Sport]]) befindet sich der [[Mauerpark]], eine öffentliche Grünfläche, die auf dem Gebiet der ehemaligen [[Berliner Mauer]] angelegt wurde.

== Geographie ==
=== Lage, Namensgebung===
[[Bild:Hoehenprofil prenzlberg.png|thumb|220px|Höhenprofil Prenzlauer Berg]]
Der Stadtteil Prenzlauer Berg ist Teil des Berliner [[Bezirk Pankow|Bezirks Pankow]] im Nordosten [[Berlin]]s und grenzt im Südwesten an den [[Bezirk Mitte]], im Südosten an den [[Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg]], im Osten an den [[Bezirk Lichtenberg]], im Norden an die Ortsteile [[Berlin-Weißensee|Weißensee]] und [[Berlin-Pankow|Pankow]] und im Westen an den [[Bezirk Reinickendorf]].


[[Datei:Hoehenprofil prenzlberg.png|mini|Höhenprofil Prenzlauer Berg. Die 60–80 Meter hohen Erhebungen sind die nach 1945 aufgeschütteten [[Schuttberg|Trümmerberge]] der [[Volkspark Friedrichshain|Volksparke ''Friedrichshain'']] (unten mittig) und [[Volkspark Prenzlauer Berg|''Prenzlauer Berg'']] (rechts)]]
Das alte Berlin reichte im Norden nur bis zum Ende des [[Spree]]tals heran. Hinter der ehemaligen Stadtmauer steigt das Gebiet auf der gesamten Breite zum Plateau des Barnim an. Daher wurde das Gebiet schon immer als „Berg“ – meist als ''Windmühlenberg'' – bezeichnet. Da der im [[Groß-Berlin-Gesetz]] [[1920]] festgelegte Bezirksname ''Prenzlauer Tor'' auf ein schon zu diesem Zeitpunkt fünfzig Jahre nicht mehr existierendes Bauwerk hinwies, wurde im Folgejahr der Name der Steigung am Beginn der ''Prenzlauer Allee'', einer zentralen Ausfallstraße, die direkt in die ca. 90 km nördliche gelegene [[Landkreis Uckermark|uckermärkische]] Stadt [[Prenzlau]] führte, für den gesamten Bezirk übernommen. Erstmals dokumentiert ist der Name ''Prenzlauer Berg'' bereits in einem Schreiben vom Mai [[1826]].


== Namensgebung ==
Der höchste Punkt des Bezirkes liegt mit 91 Metern überm Meeresspiegel im Nordosten im „Volkspark Prenzlauer Berg“. Dieser Berg entstand nach dem Zweiten Weltkrieg durch das Aufschütten von Trümmern aus der Innenstadt und anschließenden Begrünung.
Der Begriff ''Prenzlauer Berg'' bezieht sich auf das – von der Berliner Innenstadt aus gesehen – über die gesamte Breite ansteigende Plateau des [[Barnim]]. Da Berlin im Norden bis in das 19. Jahrhundert auf das ebene [[Berliner Urstromtal]] beschränkt blieb, wurde das Gebiet von den Berlinern schon immer als „Berg“ bezeichnet, insbesondere betrifft das den Windmühlenberg im Bereich des heutigen [[Wasserturm Prenzlauer Berg|Wasserturms]]. Da der im [[Groß-Berlin-Gesetz]] 1920 festgelegte Bezirksname ''Prenzlauer Tor'' auf ein zu diesem Zeitpunkt schon seit 50 Jahren nicht mehr existierendes Bauwerk hinwies, wurde im Folgejahr der Name der Erhöhung am Beginn der [[Prenzlauer Allee]], einer zentralen [[Ein- und Ausfallstraße|Ausfallstraße]], die direkt in die rund 90 Kilometer nördlich gelegene [[Landkreis Uckermark|uckermärkische]] Stadt [[Prenzlau]] führte, für den gesamten Bezirk übernommen. Erstmals dokumentiert ist der Name ''Prenzlauer Berg'' bereits in einem Schreiben vom Mai 1826.


Der zwischen Prenzlauer Allee und Greifswalder Straße ''(Neue Königstraße)'' liegende Teil der [[Friedenstraße (Berlin)|Friedenstraße]] wurde 1913<ref>{{Berliner Adressbuch|1913|4228|Verzeichniß der Straßen Berlins …|Teil=III.|Seite=242|Zitat=Friedenstraße: 1–15 und 103–112 NO.43 / 16–73 und 83–102 NO.18 / 74–82 O.34|Kommentar=}} und {{Berliner Adressbuch|1915|4704|Verzeichniß der Straßen Berlins …|Teil=III.|Seite=687|Zitat=NO 43 Prenzlauer Berg: ←Greifswalder Straße→ Grundstücke 1.2–12 ←Prenzlauer Allee→ Grundstücke 13.14–22 ←Neue Königstraße→|Kommentar=Ein Verwaltungsbezirk war noch nicht benannt, Berlin ist in Postbezirke gegliedert.}}</ref> als [[Liste der Straßen und Plätze in Berlin-Prenzlauer Berg#Prenzlauer Berg*|Prenzlauer Berg]] benannt. Dieser Abschnitt zwischen den Begräbnisplätzen der St.-Georgen-Kirchgemeinde und der St.-Marien-, Kloster- und St.-Nicolai-Kirchengemeinde führt über einen Berg (nahe dem ''Prenzlauer Tor''): Prenzlauer Allee ({{Höhe|42.33|DE-NN}}) – höchster Punkt ({{Höhe|47.82|DE-NN}}) – Greifswalder Straße ({{Höhe|38.76|DE-NN}}).
In Prenzlauer Berg gibt es keinerlei Wasserflächen und heute auch keine Waldflächen mehr.


=== Gliederung ===
== Gliederung ==
Der Bezirk ist durch die großen Ausfall- und Ringstraßen leicht nachvollziehbar in Nachbarschaften („Kieze“) gegliedert, die fast alle über einen Quartiersplatz als Mittelpunkt verfügen. Diese Unterteilungen haben keine behördliche Relevanz, sind aber im Sprachgebrauch üblich.
Der Ortsteil ist durch die großen [[Ein- und Ausfallstraße|Ausfall-]] und [[Ringstraße]]n leicht nachvollziehbar in Nachbarschaften „[[Stadtviertel|Quartiere]]“ gegliedert, die lokal „[[Kiez]]e“ genannt werden. Diese Unterteilungen haben keine behördliche Relevanz.


[[Bild:Prenzlberg kieze.png|thumb|300px|Die Kieze des Prenzlauer Bergs]]
[[Datei:Prenzlberg kieze.png|mini|[[Stadtviertel]] von Prenzlauer Berg]]
{|
{|
| colspan="2" | ''Südlich des Straßenzugs Danziger Straße''
|-
|-
|colspan="2"| '''Südlich des Straßenzugs Danziger Straße'''
| style="background-color:#CCCCCC;" | '''01'''
| das Gebiet Kastanienallee / Teutoburger Platz
|-
|-
| style="background-color:#FF8888;" | '''02'''
|style="background-color:#BBBBBB; text-align:center;"| '''01'''
| das eng mit der [[Rosenthaler Vorstadt]] verbundene Gebiet Teutoburger Platz mit der nördlichen [[Kastanienallee (Berlin-Prenzlauer Berg)|Kastanienallee]]
| das Gebiet Kollwitzplatz ''(Kollwitzkiez)''
|-
|-
| style="background-color:#9FDD99;" | '''03'''
|style="background-color:#FF8888; text-align:center;"| '''02'''
| der ''Kollwitzkiez'' um den [[Kollwitzplatz]]
| das Gebiet Winsstraße
|-
|-
| style="background-color:#E0DA63;" | '''04'''
|style="background-color:#9FDD99; text-align:center;"| '''03'''
| das ''[[Winsviertel]]'' um die Winsstraße
| das Bötzowviertel mit dem Arnswalder Platz
|-
|style="background-color:#E0DA63; text-align:center;"| '''04'''
| das ''[[Bötzowviertel]]'' um die Bötzowstraße und den Arnswalder Platz
|-
|-


|colspan="2"| '''Zwischen Danziger/Eberswalder Straße und Ringbahn'''

| colspan="2" | ''Zwischen Eberswalder/Danziger Straße und Ringbahn''
|-
|-
| style="background-color:#DB8FD8;" | '''05'''
|style="background-color:#DB8FD8; text-align:center;"| '''05'''
| das [[Gleimviertel]] um die Gleimstraße und den Falkplatz sowie Jahn-Sportpark und Mauerpark
| das Gebiet Falkplatz
|-
|-
| style="background-color:#8E99DD;" | '''06'''
|style="background-color:#8E99DD; text-align:center;"| '''<span style="color:white;">06</span>'''
| das Gebiet Helmholtzplatz / Pappelallee ''(Helmholtzkiez, auch LSD-Viertel, nach '''L'''ychener, '''S'''chliemann- und '''D'''unckerstraße)''
| der ''[[Helmholtzkiez]]'' um den [[Helmholtzplatz]] und die [[Pappelallee]], auch ''LSD-Viertel'' – nach der '''L'''ychener, '''S'''chliemann- und '''D'''unckerstraße – benannt.
|-
|-
| style="background-color:#ED8537;" | '''07'''
|style="background-color:#ED8537; text-align:center;"| '''07'''
| das in den 80er Jahren errichtete Wohngebiet Thälmannpark
| der [[Ernst-Thälmann-Park|Thälmannpark]] mit dem in den 1980er Jahren errichteten Wohngebiet
|-
|-
| style="background-color:#68D8D0;" | '''08'''
|style="background-color:#68D8D0; text-align:center;"| '''08'''
| die ''[[Grüne Stadt]]'' mit dem in den 1930er Jahren gebauten Wohngebiet und dem [[Volkspark Anton Saefkow|Anton-Saefkow-Park]], der nach dem [[Widerstand gegen den Nationalsozialismus|Widerstandskämpfer]] [[Anton Saefkow]] benannt ist.
| das aus den 30er Jahren stammende Gebiet Saefkowstraße
|-
|-
| style="background-color:#6470DD;" | '''09'''
|style="background-color:#6470DD; text-align:center;"| '''<span style="color:white;">09</span>'''
| das Gebiet um die Conrad-Blenkle-Straße am Velodrom
| das Gebiet am [[Velodrom (Berlin)|Velodrom]] an der Conrad-Blenkle-Straße. Diese ist nach dem [[Widerstand gegen den Nationalsozialismus|Widerstandskämpfer]] [[Conrad Blenkle]] benannt.
|-
|-
| style="background-color:#FFFFFF;" | '''10'''
|style="background-color:#EEEFFF; text-align:center;"| '''10'''
| das Gebiet des alten Schlachthofs
| das Gebiet des [[Zentralvieh- und Schlachthof|Alten Schlachthofs]], heute [[Entwicklungsgebiet Alter Schlachthof]]
|-
|-
|colspan="2"| '''Nördlich der Ringbahn'''
|-
|style="background-color:#48D348; text-align:center;"| '''11'''
| das ''Nordische'' bzw. ''Skandinavische Viertel'' um den [[Arnimplatz]]
|-
|style="background-color:#F2E711; text-align:center;"| '''12'''
| das Gebiet um den Humannplatz und die Stahlheimer Straße
|-
|style="background-color:#46EA39; text-align:center;"| '''13'''
| das aus den 1920er bis 1950er Jahren stammende Wohngebiet [[Ostseestraße (Berlin)|Ostsee-]]/Grellstraße
|-
|style="background-color:#3A7730; text-align:center;"| '''<span style="color:white;">14</span>'''
| die Großsiedlung an der Greifswalder/Michelangelostraße
|-
|style="background-color:#CC66CA; text-align:center;"| '''15'''
| das ''Blumenviertel'' um den Syringenplatz, das im westlichen Teil nahe dem [[Volkspark Prenzlauer Berg]] mit Einfamilienhäusern bebaut ist.
|}


'''Bebauung'''
[[Datei:Stargarder Strasse 01.jpg|mini|Für Prenzlauer Berg typische Bebauung aus der [[Gründerzeit]] in der Stargarder Straße]]


Im Gebiet von Prenzlauer Berg stehen insgesamt 8169 Gebäude mit 5,5 Millionen Quadratmetern Wohnfläche (Stand: 31. Dezember 2000). Im Ortsteil befinden sich insgesamt 88.544 Wohnungen. Nur 195 Wohngebäude (2,4 %) beinhalten eine oder zwei Wohnungen, der Großteil sind Häuser mit 30 bis 40 Wohnungen, meist in urbaner [[Blockrandbebauung]] errichtet.
| colspan="2" | ''Nördlich der Ringbahn''

Die Wohnungsgröße gehört mit durchschnittlich 3,2 Räumen zu den niedrigsten in Berlin, gleiches gilt für die Fläche mit durchschnittlich 62,7 Quadratmetern.

Die Mietpreise liegen in allen Lagen über dem Berliner Durchschnitt, ebenso wie die Wohnkostenquote (Anteil des Haushaltsnettoeinkommens, das für die Warmmiete aufgewendet wird).<ref>{{Internetquelle|url=https://www.berlinhyp.de/de/media/newsroom/wohnmarktreport-2017&ved=2ahUKEwiv8vGfg4mHAxXPAtsEHXhLAOUQFnoECBIQAQ&usg=AOvVaw2GH3y7odskVdk077sE89XP |titel=Wohnmarktreport Berlin 2017|abruf=2024-07-02|seiten=48–51}} (PDF)</ref>

== Stadtbild ==
[[Datei:Berlin-Prenzlauer Berg Karte.png|links|mini|Übersichtskarte des Prenzlauer Bergs]]

Prenzlauer Berg ist geprägt durch Altbauten, die größtenteils aus der Zeit um die Wende zum 20. Jahrhundert (1889–1905) stammen. Über 80 Prozent aller [[Wohnung]]en des Gebiets entstanden vor 1948, das älteste noch vorhandene Gebäude [[Kastanienallee 77]] ist von 1852/1853.<ref>{{LDLBerlin|09065095|LDL Berlin Kastanienallee 77}}</ref> Im Zweiten Weltkrieg wurden im Vergleich zu anderen Ortsteilen verhältnismäßig wenige Gebäude zerstört, das Gebiet wurde zu [[Deutsche Demokratische Republik|DDR]]-Zeiten allerdings vernachlässigt und die letzten Ruinen erst Anfang der 1970er Jahre abgetragen. Nach der [[Wende und friedliche Revolution in der DDR|politischen Wende]] wurde die marode Bausubstanz in großen Teilen saniert, Baulücken wurden bereits seit Mitte der 1980er Jahre geschlossen.
{{Anker|ecke}}
Prenzlauer Berg bildet heute ein fast homogenes Altbaugebiet. Über 300 Gebäude stehen unter [[Denkmalschutz]], wie das [[Stadtbad Oderberger Straße]], die Brauerei in der Milastraße oder die Brauerei in der Knaackstraße. Der innenstadtnahe Teil ist von Restaurants und Bars geprägt. Besonders in der [[Kastanienallee (Berlin-Prenzlauer Berg)|Kastanienallee]], um den [[Kollwitzplatz|Kollwitz]]- und um den [[Helmholtzplatz]] konzentriert sich die berlintypische Gastronomie. Mittelpunkt des Nachtlebens ist das Gebiet um den [[U-Bahnhof Eberswalder Straße]], an dem sich [[Schönhauser Allee]], [[Danziger Straße|Danziger-]]/[[Eberswalder Straße]] und Kastanien-/Pappelallee schneiden. Diese Kreuzung wird „Ecke Schönhauser“ genannt. Diese ältere [[Berolinismus|berlinische Bezeichnung]] wurde als Titel für den [[Berlin – Ecke Schönhauser…|gleichnamigen DEFA-Kultfilm]] von 1957 verwendet und auch dadurch bekannt.

[[Datei:Wasserturm Prenzlauer Berg Berlin 07-2015.jpg|mini|links|hochkant|Wasserturm an der Ryke-/Ecke Knaackstraße]]
[[Datei:Eberswalder Str U-Bahn station, Berlin, Germany, June 2013 (9059830063).jpg|mini|„Ecke Schönhauser“ mit [[U-Bahnhof Eberswalder Straße|Hochbahnhof Eberswalder Straße]] an der Kreuzung [[Schönhauser Allee]] mit der [[Danziger Straße|Danziger]] und [[Eberswalder Straße]]]]
{{Zitat |Text=Unter dem U-Bahnbogen an der Ecke Schönhauser Allee trifft sich täglich das junge Deutschland. Die Erwachsenen stören sich an der Gruppe Jugendlicher, den Halbstarken, ohne zu fragen, warum sie auf der Straße ihre Freiheit suchen. |Quelle=[[Berlin – Ecke Schönhauser…]] |ref=<ref>{{Webarchiv |url=http://www.progress-film.de/de/filmarchiv/film.php?id=82 |text=Progress-Filmvertrieb |wayback=20110719073519}}</ref>}}
[[Datei:Berlin Immanuelkirche.JPG|mini|hochkant|[[Immanuelkirche (Berlin)|Immanuelkirche]] an der [[Prenzlauer Allee]] Ecke Immanuelkirchstraße]]
[[Datei:Berlin Synagoge Rykestrasse Hauptschiff.JPG|mini|hochkant|Hauptschiff der [[Synagoge Rykestraße]]]]

Der Ortsteil bietet städtebaulich ein relativ einheitliches Bild, er ist überwiegend von fünfgeschossigen Wohngebäuden in geschlossener [[Baublock|Blockbauweise]] geprägt. Die Blöcke sind in den meisten Fällen durch die großen Grundstückstiefen und zahlreichen Hinterhofnutzungen sehr groß, manche haben einen Umfang von mehr als einem Kilometer.

Herausragende Gebäude sind die großen Kirchen des Ortsteils, von denen die [[Gethsemanekirche (Berlin)|Gethsemanekirche]] von [[August Orth]] an der Stargarder Straße (erbaut: 1891–1893) die bekannteste ist. Ihr 66 Meter hoher Turm wird noch vom 79 Meter hohen Turm der [[Segenskirche (Berlin-Prenzlauer Berg)|Segenskirche]] an der Schönhauser Allee und dem 68 Meter hohen Turm der [[Immanuelkirche (Berlin)|Immanuelkirche]] an der Prenzlauer Allee übertroffen. Auch repräsentative Schulbauten, überwiegend von [[Ludwig Hoffmann (Architekt)|Ludwig Hoffmann]] entworfen, heben sich von der Wohnbebauung ab.

In der Rykestraße befindet sich die [[Synagoge Rykestraße|größte Synagoge Deutschlands]]. Die Bauarbeiten begannen Ende 1903, geweiht wurde das Gebäude am 4. September 1904. In der [[Reichspogromnacht]] wurde es nicht völlig zerstört, da es dicht von Gebäuden umgeben war, die aus ideologischen Gründen verschont wurden. Hingegen wurde die Synagoge geschändet und im April 1940 enteignet. Am 30. August 1953 wurde sie erneut eingeweiht und nach der Wende denkmalgetreu nach der Erstfassung von 1904 saniert. Auf dem 1827 eröffneten [[Jüdischer Friedhof Schönhauser Allee|Jüdischen Friedhof in der Schönhauser Allee]] gibt es über 22.500 Gräber und 750&nbsp;Familiengrüfte, unter anderem die Gräber von [[David Friedländer]], [[Max Liebermann]], [[Leopold Ullstein]], [[Ludwig Bamberger]], [[Eduard Lasker]] und [[Giacomo Meyerbeer]].

Ein Wahrzeichen von Prenzlauer Berg ist der ehemalige [[Wasserturm Prenzlauer Berg|Wasserturm]] („Dicker Hermann“) an der Ryke-/Ecke Knaackstraße aus dem Jahr 1877, der erste Wasserturm Berlins. Ein weiteres auffälliges Gebäude ist das 1987 eröffnete [[Zeiss-Großplanetarium]] an der Prenzlauer Allee.

Im Westen des Ortsteils westlich an den [[Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark|Jahn-Sportpark]] (siehe: [[#Sport|Sport]]) schließt sich der [[Mauerpark]] an. Diese öffentliche Grünfläche verblieb, da durch den [[Berliner Mauer#Mauerbau|Mauerbau]] zwischen Nordkreuz und Bernauer Straße das Gebiet des vormaligen Güterbahnhofs belegt war und so eine andere Nutzung für 40 Jahre unterblieb.

Seit 2017 gehört auch das in den Mauerpark einbezogene Gelände des früheren [[Bahnhof Berlin Eberswalder Straße|Bahnhofs Berlin Eberswalder Straße]] vollständig zum Ortsteil Prenzlauer Berg,<ref>[https://www.berliner-woche.de/prenzlauer-berg/c-politik/pankow-waechst-um-sieben-hektar-der-komplette-mauerpark-wird-kuenftig-vom-bezirk-verwaltet_a104067 | Berichterstattung in der „Berliner Woche“]</ref><ref>[https://gesetze.berlin.de/bsbe/document/jlr-BezGr%C3%84ndVBE13rahmen | Text der 13. Verordnung zur Änderung der Bezirksgrenzen in der Berliner Vorschriften- und Rechtsprechungsdatenbank]</ref> sodass dieser nun auch bis 1990 zu [[West-Berlin]] gehörendes Gebiet umfasst.

== Bevölkerung ==
Der Ortsteil Prenzlauer Berg ist mit {{Metadaten Einwohnerzahl DE-BE|Prenzlauer Berg}} Einwohnern ({{Metadaten Einwohnerzahl DE-BE|Datum|Ortsteil}}) der [[Verwaltungsgliederung Berlins#Ortsteile|bevölkerungsreichste Ortsteil]] Berlins. Er hat die Dimension einer eigenen Großstadt auf einem relativ kleinen Gebiet von 11,0&nbsp;km². Die [[Bevölkerungsdichte]] gehört mit {{formatnum:{{#expr: {{Metadaten Einwohnerzahl DE-BE|Prenzlauer Berg|ohneTz}} / 10.955 round 0}}}} Einwohnern/km² zu den höchsten in Berlin.
{| class="toptextcells"
|
{| class="wikitable zebra" style="text-align:center;"
! Jahr
! Einwohner<ref>1925 bis 1933 ''Statistisches Jahrbuch von Berlin''; ab 1946 ''Statistisches Jahrbuch der DDR'' (jeweilige Jahre)</ref>
|-
|-
| 1925 || 326.311
| style="background-color:#48D348;" | '''11'''
| das Gebiet Arnimplatz
|-
|-
| 1933 || 312.981
| style="background-color:#F2E711;" | '''12'''
| das Gebiet Humannplatz / Stahlheimer Straße
|-
|-
| 1939 || 298.025
| style="background-color:#46EA39;" | '''13'''
| das aus den 20er und 50er Jahren stammende Wohngebiet Grellstraße / Ostseeplatz
|-
|-
| 1946 || 250.960
| style="background-color:#3A7730;" | '''14'''
| die Plattenbausiedlung Greifswalder / Michelangelostraße
|-
|-
| 1950 || 249.574
| style="background-color:#CC66CA;" | '''15'''
| das für den Bezirk sehr untypische, mit Einfamilienhäusern bebaute Wohngebiet Syringenplatz
|-
|-
| 1955 || 238.600
|-
| 1960 || 213.381
|-
| 1965 || 204.702
|-
| 1970 || 198.783
|-
| 1975 || 186.345
|-
| 1980 || 182.095
|-
| 1985 || 166.680
|}
|
{| class="wikitable zebra" style="text-align:center;"
! Jahr
! Einwohner<ref>ab 1990 ''Einwohnerinnen und Einwohner im Land Berlin am 31.&nbsp;Dezember'' (jeweilige Jahre) {{Literatur |Titel=Statistischer Bericht A I 5 - hj |Datum=2023-03 |Seiten=25 |Online=https://download.statistik-berlin-brandenburg.de/e501bddfe3150920/e07c5833fe8e/SB_A01-05-00_2022h02_BE.pdf}}</ref>
|-
| 1990 || 143.312
|-
| 2000 || 136.004
|-
| 2007 || 145.604
|-
| 2010 || 145.676
|-
| 2015 || 158.073
|-
| 2020 || 165.055
|-
| 2021 || 165.364
|-
| 2022 || 167.807
|-
| 2023 || 168.947
|-
| 2024 || 169.882
|}
|}
|}


<small>Quelle ab 2007: ''Statistischer Bericht A I 5. Einwohnerregisterstatistik Berlin. Bestand – Grunddaten. 31. Dezember.'' Amt für Statistik Berlin-Brandenburg (jeweilige Jahre)</small><ref>{{Internetquelle |url=https://download.statistik-berlin-brandenburg.de/33c9036f104cc704/506649c17098/SB_A01-05-00_2023h02_BE.pdf |titel=Statistischer Bericht A I 5 – hj 2 / 23. Einwohnerregisterstatistik Berlin 31. Dezember 2023 |hrsg=Amt für Statistik Berlin-Brandenburg |seiten=24 |format=PDF |abruf=2024-02-28}}</ref>
== Bevölkerung ==
Der Prenzlauer Berg als Stadtteil hat mit 134.861 Einwohnern ([[30. Juni]] [[2003]]) die Dimension einer eigenen Großstadt auf dem relativ kleinen Gebiet von 10,95 km². Die [[Bevölkerungsdichte]] gehört mit 12.316 Einwohnern je Quadratkilometer zu den höchsten in Berlin. In einigen Bereichen - beispielsweise um den [[Helmholtzplatz]] - liegt diese nochmals höher. Hier wohnen etwa 25.000 Einwohner je Quadratkilometer.


== Geschichte ==
In Prenzlauer Berg leben überdurchschnittlich viele junge Menschen: 26,2% der Bevölkerung sind zwischen 15 und 30 Jahre alt (Berlin: 20,1%; Deutschland: 18,3%). Dies liegt auch am hohen Anteil Ein- und Zweiraumwohnungen (70% gegenüber beispielsweise 60% im angrenzenden Stadtteil Weißensee oder 50% im angrenzenden Stadtteil Pankow). Der Anteil an ledigen Personen (1991: 46,2%) ist hoch. Auch die Geburtenrate liegt mit 2,1 Kindern je Frau weit über Durchschnitt. Einige Medien sprechen von der höchsten Geburtenrate Europas.
=== Anfänge ===
[[Datei:Weichbild berlin 1866.jpg|mini|Karte des Berliner [[Weichbild]]es im Nordosten,<br />die dicke Linie kennzeichnet die Grenze]]


Prenzlauer Berg hat im Berliner Vergleich eine kurze Geschichte. Zwar rodeten Bauern die Wälder des Gebietes zum größten Teil schon im 13. Jahrhundert, doch über eine Nutzung als Landwirtschaftsfläche ging die Verwendung nicht hinaus. Beispielsweise war der [[Weinbau]] bis zum sehr kalten Winter 1740/1741 für die Region relativ bedeutend. Noch um 1800 befanden sich auf dem Gelände nur Äcker und wenige [[Windmühle]]n, die vor allem der König seit einigen Jahrzehnten vermehrt bauen ließ. Siedlungen entstanden aber nicht. Die einzige Bebauung des Geländes war das [[Gutshof|Königliche Vorwerk]], auf Erlass des Königs vom 31. März 1708 entstanden. Erste Erweiterungen außerhalb der alten [[Berliner Zoll- und Akzisemauer|Zoll- und Akzisemauer]] waren Friedhöfe: 1802 legten die [[St. Marienkirche (Berlin)|St.-Marien]]- und [[Nikolaikirche (Berlin)|St.-Nicolai]]-Gemeinden den heutigen [[Alter Friedhof vor dem Prenzlauer Tor|Alten Friedhof vor dem Prenzlauer Tor]] an. Die Stadtmauer erweiterte man zu dieser Zeit noch. Der 1814 vor dem [[Königstor (Berlin)|Königstor]] angelegte Friedhof der Georgengemeinde blieb außerhalb der Mauern Berlins.
Der [[Ausländeranteil]] liegt bei 8,1% und somit ungefähr fünf Prozentpunkte unter dem Berliner Durchschnitt. Für Ostberliner Verhältnisse ist dies zwar viel, andere zentrumsnahe Gebiete haben aber weit mehr Ausländer ([[Friedrichshain-Kreuzberg]]: 22,4%; [[Bezirk Mitte|Mitte]]: 27,1%). Nach der Wende wuchs die Anzahl ausländischer Bewohner von 2.309 Ende 1991 über 4.024 (Ende 1992) und 8.373 (Ende 1995) auf über 10.000.


In den Einflussbereich Berlins fiel das Gebiet erst nach dem 19. November 1808, als in [[Königreich Preußen|Preußen]] eine neue Städteordnung erlassen wurde. Gemäß dieser Städteordnung blieb das Umland einer Stadt zwar eigenständig, aber das Stadtrecht und somit die gesamte Gesetzgebung und das Steuerrecht galten nun auch dort. Das so zu einer Stadt gehörende Gebiet wurde [[Weichbild]] genannt. In Berlin wurden die nördlich gelegenen Felder 1831/1832 in dieses Weichbild aufgenommen. Die erste Karte, die diese Grenzen zeigt, stammt von 1840. Das Gebiet änderte sich in der Folgezeit nicht.
Die Sozialstruktur der 135.000 Einwohner des knapp 11 Quadratkilometer großen Gebiets befindet sich seit der Wende im Umbruch: das ursprüngliche Berliner Arbeitermilieu wird zunehmend verdrängt. Auch die nachgezogene „alternative Szene“ beginnt langsam höheren Einkommensschichten zu weichen - nicht zuletzt wegen der steigenden Mieten im Zuge umfangreicher Sanierungen. Auch der Anteil der schwulen Bewohner ist stark angestiegen. Die [[schwul|schwule]] „Ost-Szene“ um die Greifenhagener Straße boomt und macht dem traditionellen Schwulenkiez in [[Berlin-Schöneberg]] rund um den Nollendorffplatz Konkurrenz.


Die [[Preußische Reformen|Stein- und Hardenbergischen Reformen]] (1807–1810) befreiten auch die Bauern nördlich Berlins von der [[Grundherr]]schaft. Ihnen wurde zwischen 1822 und 1826 ihr Gelände als freies Grundeigentum überschrieben, wenn sie entweder die Hälfte ihrer Fläche abgaben oder das 18-Fache eines Jahresertrages abführten. Gleichzeitig separierte man gemeinsam bewirtschaftete Flächen, sie wurden also unter den Bauern aufgeteilt und die Flächen neu verteilt. Die Bauern erhielten so zusammenhängende Flächen zur Bewirtschaftung. Hauptgewinner waren die drei Familien [[Christian Wilhelm Griebenow|Griebenow]], [[Wilhelm Gotthold Büttner|Büttner]] und [[Bötzow (Familie)|Bötzow]], die nun zusammen mehr als zwei Drittel der Fläche besaßen.
== Geschichte ==


[[Datei:Windmuehlenberg-um-1800.jpg|mini|Prenzlauer ''Windmühlenberg'' um 1800]]
=== Anfänge ===
[[Bild:Weichbild berlin 1866.jpg|thumb|220px|Karte des Berliner Weichbildes im Nordosten<br />Die dicke Linie kennzeichnet die Grenze]]
Der Prenzlauer Berg hat im Berliner Vergleich eine kurze Geschichte. Zwar rodeten Bauern die Wälder des Gebietes im 13. Jahrhundert größtenteils, doch über eine Nutzung als Landwirtschaftsfläche ging die Verwendung nicht hinaus. Beispielsweise war der [[Weinbau]] bis zum sehr kalten Winter [[1740]]/[[1741|41]] für die Region relativ bedeutend. Noch zur Jahrhundertwende zum [[19. Jahrhundert]] befanden sich auf dem Gelände nur Äcker und wenige [[Windmühle]]n, die vor allem der König seit einigen Jahrzehnten vermehrt bauen ließ. Siedlungen entstanden aber nicht. Die einzige Bebauung des Geländes war das Königliche Vorwerk, auf Erlass des Königs vom [[31. März]] [[1708]] entstanden. Erste Erweiterungen über die alte [[Berliner Zollmauer|Zoll- und Akzisemauer]] waren Friedhöfe: [[1802]] legten die [[Marienkirche (Berlin)|St. Marien]]- und [[Nikolaikirche (Berlin)|St. Nicolai]]-Gemeinden ihren heute so genannten „Alten Friedhof“ vor dem Prenzlauer Tor an. Die Stadtmauer erweiterte man zu dieser Zeit noch. Der [[1814]] vor dem Königstor angelegte Friedhof der Georgen-Gemeinde blieb außerhalb der Mauern Berlins.


Kleinbauern hingegen hatten keine Chance, wirtschaftlich zu überleben. Entweder wurden ihre Felder durch Abtreten der halben Fläche zu klein, um auf dem unfruchtbaren Boden noch wirtschaftlich Landwirtschaft betreiben zu können, oder sie mussten sich hoch verschulden. Diese Bauern spezialisierten sich in den folgenden Jahren vorrangig auf die Weiterverarbeitung agrarischer Erzeugnisse. Landwirtschaftliche Nutzflächen wurden in Bauland verwandelt. Die Königlichen Mühlen wurden 1826 an die Gutsbesitzerfamilie Bötzow verkauft, deren Betrieb sie mit der Industrialisierung zunehmend einstellte. Die Zahl der privaten Windmühlen auf dem sogenannten „Windmühlenberg“ (heute zwischen [[Schönhauser Allee]] und Prenzlauer Allee) stieg vorübergehend an, außerdem entstanden einige [[Schnapsbrennerei]]en. Der Windmühlenberg war der wichtigste [[Windmühlen in Berlin|Mühlenstandort Berlins]]. 1872 brannten die letzten beiden Windmühlen ab. Andere Bauern begannen, Bier zu brauen, und so war Prenzlauer Berg in der Mitte des 19. Jahrhunderts auch der bedeutendste [[Brauerei]]standpunkt der Stadt. Nicht nur die Wasserqualität der Brunnen war hervorragend, auch eine dicke [[Tonmineral|Tonschicht]] zur Anlage unterirdischer Kühlräume war vorhanden. So entstanden auch viele Ausflugslokale, Karusselle und eine Kegelbahn (beispielsweise der ''[[Prater (Berlin)|Prater]]'' an der [[Kastanienallee (Berlin-Prenzlauer Berg)|Kastanienallee]]). Zu einem bedeutenden Wirtschaftsunternehmen entwickelte sich die durch die englische Gesellschaft ''Berlin-Waterworks-Company'' 1856 in Betrieb genommene Wasserwerksanlage auf dem Windmühlenberg, die 1873 in das Eigentum der Stadt Berlin überging. Die Anlagen von 1856 wurden erst 1914 endgültig stillgelegt und der Wasserturm war noch bis 1952 in Dienst.<ref>Herbert Schwenk: ''Lexikon der Berliner Stadtentwicklung'', Haude und Spener, Berlin 2002, S. 119.</ref>
In den Einflussbereich Berlins fiel das Gebiet erst nach dem [[19. November]] [[1808]], als in [[Preußen]] eine neue Städteordnung erlassen wurde. Mit dieser blieb das Umland einer Stadt zwar eigenständig, aber das Stadtrecht und somit die gesamte Gesetzgebung und das Steuerrecht galten nun auch dort. Das so zu einer Stadt gehörende Gebiet wurde [[Weichbild]] genannt. In Berlin wurden die nördlich gelegenen Felder [[1831]]/[[1832|32]] in dieses Weichbild aufgenommen. Die erste Karte, die diese Grenzen zeigt, stammt von [[1840]]. Das Gebiet änderte sich in der Folgezeit nicht.


=== Erste Planungen ===
Die [[Preußische Reformen|Stein- und Hardenbergischen Reformen]] ([[1807]] bis [[1810]]) befreiten auch die Bauern nördlich Berlins von der [[Lehnsherrschaft]]. Ihnen wurde zwischen [[1822]] und [[1826]] ihr Gelände als freies Grundeigentum überschrieben, wenn sie entweder die Hälfte ihrer Fläche abgaben oder das 18-fache eines Jahresertrages abführten. Gleichzeitig ''separierte'' man gemeinsam bewirtschaftete Flächen, sie wurden also unter den Bauern aufgeteilt und die Flächen neu verteilt. Die Bauern erhielten so zusammenhängende Flächen zur Bewirtschaftung. Gewinner waren die drei Familien [[Griebenow]], [[Büttner]] und [[Bötzow]], die nun zusammen mehr als zwei Drittel der Fläche besaßen.
[[Datei:Prenzlauer tor 1847.jpg|mini|hochkant|Gegend vor dem Prenzlauer Tor um 1847, von [[Heinrich Olivier]]]]


Im Jahr 1827 beschloss der [[Magistrat von Berlin|Berliner Magistrat]], dass für das Umland ein [[Bebauungsplan (Deutschland)|Bebauungsplan]] erstellt werden sollte, da die Stadt innerhalb der Mauern stark wuchs. Zuständig dafür war das Preußische Innenministerium, das gerade Pläne für das bisherige Stadtgebiet fertiggestellt hatte. Der zuständige Oberbaurat [[Johann Carl Ludwig Schmid]] teilte das Gebiet um Berlin dazu in fünf Planabschnitte ein, die im Uhrzeigersinn nummeriert wurden. Das Gebiet des heutigen Prenzlauer Berges fiel dabei komplett in den Plan I. Dieser orientierte sich an den bereits im 18. Jahrhundert entstandenen Chausseen (der heutigen [[Schönhauser Allee]], [[Prenzlauer Allee]] und [[Greifswalder Straße]]), sah aber eine Verdoppelung der Straßenbreite vor. Die Größe der geplanten Grundstücke lässt darauf schließen, dass eine lockere Bebauung mit kleinen Gärten vorgesehen war. Schmid entwickelte den Plan bis 1829 und König [[Friedrich Wilhelm III. (Preußen)|Friedrich Wilhelm III.]] genehmigte ihn im darauf folgenden Jahr. Da der Plan viele große Straßen und Plätze vorsah und die dafür benötigten Grundstücksflächen entschädigungslos von den Bauern bereitgestellt werden sollten, scheiterte der Plan in den folgenden Jahren an deren Widerstand.
[[Bild:Windmuehlenberg-um-1800.jpg|thumb|280px|Der Berliner „Windmühlenberg“ um 1800]]
Kleinbauern hingegen hatten keine Chancen, wirtschaftlich zu überleben. Entweder war ihr Gebiet durch das Abtreten der Hälfte der Fläche zu klein, um auf dem unfruchtbaren Boden wirtschaftlich Landwirtschaft betreiben zu können, oder sie waren auf Jahre verschuldet. Diese Bauern spezialisierten sich in den folgenden Jahren vorrangig auf die Weiterverarbeitung agrarischer Erzeugnisse: die Zahl der Windmühlen auf dem so genannten „Windmühlenberg“ (heute zwischen [[Schönhauser Allee]] und Prenzlauer Allee) stieg an, außerdem entstanden einige [[Schnaps]]brennereien. Der Windmühlenberg war der wichtigste Mühlenstandort Berlins. Andere Bauern begannen, [[Bier]] zu brauen, und so war der Prenzlauer Berg in der Mitte des 19. Jahrhunderts auch der bedeutendste [[Brauerei]]standpunkt der Stadt. Nicht nur die Wasserqualität der Brunnen war hervorragend, auch eine dicke [[Tonmineral|Tonschicht]] zur Anlage unterirdischer Kühlräume war vorhanden. So entstanden auch viele Ausflugslokale, Karusselle und eine Kegelbahn.


Die Flächen im Nordosten Berlins, aus denen heute Prenzlauer Berg besteht, wurden 1829–1831 nach Berlin eingemeindet. Das Gebiet östlich der Prenzlauer Allee wurde dem historischen Stadtteil [[Königsstadt]] zugeordnet und aus dem Gebiet westlich der Prenzlauer Allee wurde ein neuer Stadtteil, die [[Rosenthaler Vorstadt]] gebildet.<ref>''Entwicklung der Stadtgebietsfläche.'' In: [[Luisenstädtischer Bildungsverein]]: ''Stadtentwicklung.'' 2004 ([http://luise-berlin.de/stadtentwicklung/texte/3_01_stadtgefl.htm online]).</ref>
=== Erste Planungen ===
[[Bild:Prenzlauer tor 1847.jpg|thumb|220px|Gegend vor dem Prenzlauer Tor um 1847]]
[[1827]] beschloss der Berliner Magistrat, dass für das Umland ein [[Bebauungsplan]] erstellt werden sollte, da die Stadt innerhalb der Mauern stark wuchs. Zuständig dafür war das Preußische Innenministerium, das gerade Pläne für das bisherige Stadtgebiet fertig gestellt hatte. Der zuständige Oberbaurat [[Johann Carl Ludwig Schmid]] teilte das Gebiet um Berlin dazu in fünf Planabschnitte ein, die im Uhrzeigersinn nummeriert wurden. Das Gebiet des heutigen Prenzlauer Berges fällt dabei komplett in den Plan I. Dieser orientierte sich an den bereits im [[18. Jahrhundert]] entstandenen Chausseen (der heutigen [[Schönhauser Allee]], [[Prenzlauer Allee (Berlin)|Prenzlauer Allee]] und Greifswalder Straße), sah aber eine Verdopplung der Straßenbreite vor. Die Größe der geplanten Grundstücke lässt aber darauf schließen, dass eine lockere Bebauung mit kleinen Gärten vorgesehen war. Schmid entwickelte den Plan bis [[1829]] und König [[Friedrich Wilhelm III. (Preußen)|Friedrich Wilhelm III.]] genehmigte ihn im darauf folgenden Jahr. Da der Plan viele große Straßen und Plätze vorsah und die dafür benötigten Gebiete entschädigungslos von den Bauern bereitgestellt werden sollten, scheiterte der Plan in den folgenden Jahren an deren Widerstand.


Da die Bevölkerung der Stadt zwischen [[1830]] und [[1840]] weiter stark wuchs (von 250.000 auf 330.000 Einwohner), veröffentlichte der Magistrat 1840 einen Plan des Landschaftsarchitekten [[Peter Joseph Lenné]], der einen großen Ringboulevard als Grenze nur wenige hundert Meter nördlich der vorhandenen Stadtmauern vorsah. Als Landschaftsarchitekt plante Lenné sehr großräumig, ohne an die wirtschaftlichen Interessen der Grundbesitzer zu denken. So war auch dieser Plan zum Scheitern verurteilt. Schon wenige Jahre später zerschnitten erste Eisenbahnlinien den geplanten Boulevard, die Industrialisierung beschleunigte nochmals das Wachstum der Stadt, die in den [[1840er]] Jahren von 330.000 Einwohnern auf 430.000 Einwohner wuchs.
Da die Bevölkerung der Stadt zwischen 1830 und 1840 weiter stark wuchs (von 250.000 auf 330.000 Einwohner), veröffentlichte der Magistrat 1840 einen Plan des Landschaftsarchitekten [[Peter Joseph Lenné]], der einen großen Ring[[boulevard]] nur wenige hundert Meter nördlich der vorhandenen Stadtmauern vorsah. Als Landschaftsarchitekt plante Lenné sehr großräumig, ohne an die wirtschaftlichen Interessen der Grundbesitzer zu denken. So war auch dieser Plan zum Scheitern verurteilt. Schon wenige Jahre später zerschnitten erste Eisenbahnlinien den geplanten Boulevard, die Industrialisierung beschleunigte nochmals das Wachstum der Stadt, die in den 1840er Jahren von 330.000 Einwohnern auf 430.000 Einwohner wuchs.


=== Der Hobrecht-Plan für die Umgebung Berlins ===
=== Hobrecht-Plan für die Umgebung Berlins ===
[[Bild:1856_Bauplanungen.jpg|thumb|220px|Nordöstlicher Ausschnitt des Hobrecht-Plans]]
[[Datei:1856 Bauplanungen.jpg|mini|hochkant|Nordöstlicher Ausschnitt des [[Hobrecht-Plan]]s]]
Anfang der 1850er Jahre trug der damalige Bauinspektor Köbicke dann alle älteren Planungen zusammen. Er stellte dabei fest, dass es viele Ungenauigkeiten gab und die Teilung des Umlandes in fünf Planbereiche nicht ausreichend war. Köbicke teilte das Umland in 14 Planabteilungen. Die alte Abteilung I überführte er in die Abteilungen XI, XII und XIII. Der heutige Prenzlauer Berg erstreckt sich dabei vom östlichen Bereich der Abteilung XI bis zum westlichen Bereich der Abteilung XIII (XIII-1). [[1859]] trat [[James Hobrecht]] die Nachfolge Köbickes an und veröffentlichte [[1862]] den so genannten [[Hobrecht-Plan]]. In diesem war auf dem inzwischen (seit dem 1. Januar 1861) zu Berlin gehörendem Gebiet ein grobes Straßennetz mit einer Straßenbreite von 19 bis 68 Metern bei einer wirklichen Erweiterung der Stadt bis an die Grenzen des alten Weichbildes vorgesehen.


Anfang der 1850er Jahre trug der damalige Bauinspektor Köbicke dann alle älteren Planungen zusammen. Er stellte dabei fest, dass es viele Ungenauigkeiten gab und die Teilung des Umlandes in fünf Planbereiche nicht ausreichend war. Köbicke teilte das Umland in 14 Planabteilungen. Die alte Abteilung I überführte er in die Abteilungen XI, XII und XIII. Das heutige Gebiet „Prenzlauer Berg“ erstreckt sich dabei vom östlichen Bereich der Abteilung XI bis zum westlichen Bereich der Abteilung XIII (XIII–1). 1859 trat [[James Hobrecht]] die Nachfolge Köbickes an und veröffentlichte 1862 den [[Hobrecht-Plan]]. In diesem war auf den inzwischen zu Berlin gehörenden Gebieten eine Erweiterung der Stadt bis an die Grenzen des [[Weichbild]]es und ein grobes Straßennetz mit Straßenbreiten von 19 bis 68 Metern vorgesehen.
Freiräume wurden zum größten Teil auf Magistratsflächen geplant. Trotzdem mussten viele Plätze in den folgenden Jahren verkleinert oder aufgegeben werden, da die Grundstücksbesitzer wiederum unentschädigt bleiben sollten und sich daher wehrten. Neben den vorhandenen Chausseen, die verbreitert werden sollten, erweiterte Hobrecht einen seit [[1822]] existierenden Feldweg, der bis dato „Communication“ genannt wurde. Er sollte zusammen mit der [[Warschauer Straße (Berlin)|Warschauer Straße]] und der Petersburger Straße Teil eines Ringes um die Stadt werden. Dieser Ring wurde aber nie über diese Straße - die heutige [[Danziger Straße (Berlin)|Danziger Straße]] - hinaus nach Westen verlängert.


Freiräume wurden zum größten Teil auf Magistratsflächen geplant. Trotzdem mussten viele Plätze in den folgenden Jahren verkleinert oder aufgegeben werden, da die Grundstücksbesitzer wiederum unentschädigt bleiben sollten und sich daher wehrten. Neben den vorhandenen Chausseen, die verbreitert werden sollten, erweiterte Hobrecht einen seit 1822 existierenden Feldweg, der bis dahin ''Communication'' genannt wurde. Er sollte zusammen mit der [[Warschauer Straße]] und der [[Petersburger Straße]] Teil eines [[Innenstadtring (Berlin)|Ringes um die Stadt]] werden. Dieser Ring wurde aber nie über diese Straße – die heutige [[Danziger Straße]] – hinaus nach Westen verlängert.
Ein zweiter Ring sollte an der Grenze des alten Weichbildes im Norden verlaufen (heute Osloer Straße, [[Bornholmer Straße (Berlin)|Bornholmer Straße]], Wisbyer Straße und Ostseestraße). Die Bevölkerung kritisierte dies, da man sich nicht vorstellen konnte, dass die Stadt je bis dahin wachsen könne. [[1862]] wurde dieser Plan genehmigt und sollte die Grundlage für das Wachstum des Bezirks in den folgenden Jahrzehnten darstellen. Die Planungen beschränkten sich vollkommen auf die öffentlichen Flächen und trafen keine Beschränkungen bei der Art der Bebauung.

Ein zweiter Ring sollte an der Grenze des Weichbildes im Norden verlaufen (heute: [[Osloer Straße|Osloer]], [[Bornholmer Straße|Bornholmer]], [[Wisbyer Straße|Wisbyer]] und [[Ostseestraße (Berlin)|Ostseestraße]]). Die Bevölkerung kritisierte dies, da man sich nicht vorstellen konnte, dass die Stadt je bis dahin wachsen könnte. 1862 wurde dieser Plan genehmigt und sollte die Grundlage für das Wachstum des Bezirks in den folgenden Jahrzehnten darstellen. Die Planungen beschränkten sich ausschließlich auf die öffentlichen Flächen und trafen keine Beschränkungen bei der Art der Bebauung.


=== Erste Bebauungen ===
=== Erste Bebauungen ===
[[Bild:Lottumstr 1871.jpg|thumb|220px|Erste, teils noch niedrige Bebauungen im Süden des Prenzlauer Berges<br />Lottumstraße 1871]]
[[Datei:Lottumstr 1871.jpg|mini|links|Erste, teils noch niedrige Bebauungen im Süden von Prenzlauer Berg, Christinenstraße, 1871 von [[Friedrich Wilhelm Klose (Maler)|Friedrich Wilhelm Klose]]]]
Ab den [[1840er]] Jahren wurden die stadtnahen Gebiete zunächst mit kleinen, zweigeschossigen Häusern bebaut, deren Dächer später ausgebaut wurden, um weiteren Wohnraum zu schaffen. Doch schon Ende der [[1850er]] Jahre wurden diese Gebäude auf die gesamte Grundstücksbreite erweitert, tiefer gebaut und bis auf vier Etagen aufgestockt. In den [[1860er|60er]] Jahren wurden langsam die Lücken geschlossen, sodass bis zu 300 Meter von der Stadtmauer entfernt geschlossene viergeschossige Häuserzeilen entstanden. Noch stehende Einzelgebäude wurden in dieser Zeit nach und nach abgerissen und durch größere Gebäude ersetzt. Die Fassaden waren einfach und hatten wenige Verzierungen und nur selten Balkone. Hinter den Vorderhäusern entstanden nun Wirtschaftsgebäude und Werkstätten, die in der folgenden Zeit auf zwei Etagen aufgestockt und über einen Seitenflügel mit dem Vorderhaus verbunden wurden. Eine Nutzung als Wohnraum wurde aber größtenteils noch untersagt. Erst in den [[1870er]]n wurden mehrgeschossige Hinterhäuser und Seitenflügel als Wohnraum üblich. Die volle Höhe erreichen sie jedoch erst in den [[1880er]]n und bis zur Jahrhundertwende war auch diese Bauart Standard.


Seit den 1840er Jahren bebauten die ersten Berliner die stadtnahen Gebiete zunächst mit kleinen, zweigeschossigen Häusern, deren Dachgeschosse sie später ausbauten, um weiteren Wohnraum zu schaffen. Doch schon Ende der 1850er Jahre wurden diese Gebäude auf die gesamte Grundstücksbreite erweitert, tiefer gebaut und bis auf vier Etagen aufgestockt. In den 1860er Jahren schlossen sich langsam die letzten Lücken, sodass bis zu 300 Meter von der Stadtmauer entfernt geschlossene viergeschossige Häuserzeilen entstanden waren. Noch vorhandene Einzelgebäude riss man in dieser Zeit nach und nach ab und ersetzte sie durch größere Gebäude. Die Fassaden waren einfach und hatten wenige Verzierungen und nur selten Balkone. Hinter den Vorderhäusern entstanden nun Wirtschaftsgebäude und Werkstätten, die in der folgenden Zeit auf zwei Etagen aufgestockt und über einen Seitenflügel mit dem Vorderhaus verbunden wurden. Ihre Nutzung als Wohnraum untersagten die Behörden aber größtenteils noch. Erst in den 1870er Jahren wurden mehrgeschossige Hinterhäuser und Seitenflügel als Wohnraum üblich. Die volle Höhe erreichen sie jedoch erst in den 1880er Jahren und bis zur Jahrhundertwende war diese Bauart Standard.
=== Die Gründerzeit: Rasantes Wachstum ===

[[Bild:Tempo der gruenderzeit.jpg|thumb|220px|„Tempo der Gründerzeit“ - zeitgenössische Darstellung]]
=== Die Gründerzeit: schnelles Wachstum ===
Die Stadt wuchs in den [[1870er]]n fortwährend, nicht zuletzt durch die fünf Milliarden [[Goldfranc]] Kriegsentschädigung nach dem [[Deutsch-Französischer Krieg|Deutsch-Französischen Krieg]] und die Ernennung Berlins zur Reichshauptstadt [[1871]]. Lebten [[1870]] noch 800.000 Menschen in Berlin, konnte sich die Stadt schon in der zweiten Hälfte der 70er Jahre zu einer der weltweit sieben [[Millionenstadt|Millionenstädte]] zählen. In dieser Zeit wurde der Wohnungsbau industrialisiert. Baugesellschaften schufen ganze Fabriken, die nur mit der Produktion von Baumaterial beschäftigt waren, und auf dem Gelände des heutigen Helmholtzplatzes wurde sogar eine Ziegelei errichtet. So konnte ein ganzes Grundstück mit fünfgeschossigem [[Vorderhaus]], [[Seitenflügel]] und [[Hinterhaus]] in nur einem halben Jahr vom ersten Spatenstich bis zur Fertigstellung bebaut werden.
[[Datei:Tempo der gruenderzeit(1).jpg|mini|''Tempo der Gründerzeit'' – von [[Friedrich Kaiser (Maler)|Friedrich Kaiser]]]]

Die Stadt wuchs in den 1870er Jahren fortwährend, nicht zuletzt durch die fünf Milliarden [[Goldfranc]] Kriegsentschädigung nach dem [[Deutsch-Französischer Krieg|Deutsch-Französischen Krieg]] und die Ernennung Berlins zur Reichshauptstadt 1871. Lebten 1870 noch 800.000 Menschen in Berlin, konnte sich die Stadt schon in der zweiten Hälfte der 1870er Jahre zu den weltweit sieben [[Millionenstadt|Millionenstädten]] zählen. Die umfangreiche Bautätigkeit wurde von sogenannten „Terraingesellschaften“ vorangetrieben, die sich über zuvor eingesammeltes Kapital finanzierten, die Baustellen vorbereiteten, damit handelten, in der Regel aber nicht selbst bauten. Als Ausnahme agierte der [[Deutsch-Holländischer Actien-Bauverein|Deutsch-Holländische Actien-Bauverein]], der eine Beschleunigung der Bautätigkeit dadurch erreichte, dass er selbst baute und die sonst von vielen Einzelfirmen erledigten Arbeiten in einem durchrationalisierten Prozess zu industrialisieren suchte.<ref>[[Jonas Geist|J. F. Geist]], [[Klaus Kürvers|K. Kürvers]]: ''Das Berliner Mietshaus 1862–1945.'' München 1984, S. 318 ff. ([http://www.kollwitz52.de/txt-dt-holl.html online], siehe Darstellung in Kollwitz52.de).</ref> Er errichtete unter anderem auf dem Gelände des heutigen Helmholtzplatzes eine eigene Ziegelei. So konnte ein ganzes Grundstück in nur einem halben Jahr vom ersten Spatenstich für [[Mietskaserne#Bauliche Gliederung|Hinterhaus]] und [[Mietskaserne#Bauliche Gliederung|Seitenflügel]] bis zur Fertigstellung des [[Mietskaserne#Bauliche Gliederung|Vorderhauses]] fünfgeschossig bebaut werden.


=== Kurze Rezession und städtische Baumaßnahmen ===
=== Kurze Rezession und städtische Baumaßnahmen ===
[[Datei:Feuerwache Prenzlauer Berg, 2008-05-14.jpg|mini|links|[[Feuerwache Prenzlauer Berg]] im Jubiläumsjahr 2008]]
Ab 1870 wurden nur noch [[Baubewilligung|Baugenehmigungen]] erteilt, wenn die Straße befestigt und gepflastert war. Im Jahr [[1873]] kam es zu einem großen [[Börsenkrach]] mit folgender [[Rezession]]. Die Bautätigkeit in Prenzlauer Berg nahm deshalb rapide ab. Da man die eigenen Versäumnisse bei der Besiedlung des Gebietes erkannt hatte, und um die Bauwirtschaft anzukurbeln, begann die Stadt in den späten 1870ern damit, den späteren Prenzlauer Berg zu erschließen. Angeschlossen an die in diesem Bereich schon [[1867]] fertig gestellte [[Berliner Ringbahn|Ringbahn]] wurde auf einem 20 ha großen Gelände zwischen eben dieser Ringbahn und der [[Danziger Straße (Berlin)|Danziger Straße]] die IV. Gasanstalt der Stadt errichtet. Der erste Gasbehälter wurde [[1874]] fertig gestellt, bis [[1900]] folgten fünf weitere.

Ab 1870 erteilten die Behörden nur noch [[Baubewilligung|Baugenehmigungen]], wenn die Straße befestigt und gepflastert war. Im Jahr 1873 kam es zu einem großen Börsenkrach ''([[Gründerkrach]])'' mit folgender [[Konjunktur#Rezession|Rezession]]. Die Bautätigkeit in Prenzlauer Berg nahm daraufhin rapide ab. Der Deutsch-Holländische Actien-Bauverein konnte zwischen 1873 und 1876 noch 34 Häuser rund um den heutigen Kollwitzplatz fertigstellen, obwohl auch er 1875 in Konkurs ging.<ref>J. F. Geist, K. Kürvers: ''Das Berliner Mietshaus 1862–1945.'' München 1984, S. 320 f.</ref> Da man die eigenen Versäumnisse bei der Besiedlung des Gebietes erkannt hatte, und um die Bauwirtschaft anzukurbeln, begann die Stadt in den späten 1870er Jahren damit, den späteren Prenzlauer Berg zu erschließen. Im Anschluss an die in diesem Bereich schon 1867 fertiggestellte [[Berliner Ringbahn|Ringbahn]] ließ man auf einem 20 [[Hektar]] großen Gelände zwischen Ringbahn und [[Danziger Straße]] die IV. Gasanstalt der Stadt errichten. Der erste Gasbehälter war 1874 fertiggestellt, bis 1900 folgten fünf weitere.


Zwischen [[1878]] und [[1881]] wurde - ebenfalls mit Bahnanschluss - auf einem knapp 48 ha großen Gelände östlich der Landsberger Allee der „Central-Vieh- und Schlachthof“ errichtet. Für viele Jahrzehnte war er eine der modernsten europäischen Anlagen dieser Art. [[1886]] folgten an der Prenzlauer Allee das Städtische Hospital (seit [[1934]] [[Bezirksamt]] Prenzlauer Berg) und das Städtische Obdach als Obdachlosenasyl. [[1889]] wurden im Stadtgebiet 13 [[Markthalle]]n errichtet, um den Verkauf an zentrale Stelle zu verlagern und somit die Qualität der Waren überwachen zu können. In der Knaackstraße entstand die Markthalle XIII, die jedoch zu groß bemessen und aufgrund der Standgebühren sehr schlecht ausgelastet war. Schon [[1916]] wurde dieses Gebäude umgenutzt. Auch um die Frage der [[Kanalisation]] wurde sich nun gekümmert und ab 1873 wurde ein Kanalisationsplan von [[James Hobrecht]] umgesetzt. Die großen Alleen im Prenzlauer Berg waren um [[1885]] kanalisiert, in den kleineren Straßen dauerte dies noch einige Jahrzehnte länger.
Zwischen 1878 und 1881 ließ der Magistrat auf einem knapp 48 Hektar großen Gelände östlich der [[Landsberger Allee]] den ''[[Zentralvieh- und Schlachthof (Berlin)|Central-Vieh- und Schlachthof]],'' ebenfalls mit Bahnanschluss, errichten. Für viele Jahrzehnte war er eine der modernsten europäischen Anlagen dieser Art. Im Jahr 1883 entstand ein Feuerwehrdepot in der Oderberger Straße, die spätere [[Feuerwache Prenzlauer Berg]]. Im Jahr 1886 folgten an der Prenzlauer Allee das ''Städtische Hospital'' (seit 1934 [[Bezirksamt]] Prenzlauer Berg) und das ''Städtische Obdach'' als [[Notschlafstelle]]. Ab 1889 wurden im Stadtgebiet 14 [[Liste der Markthallen in Berlin|Markthallen]] errichtet, um den Verkauf an zentrale Stellen zu verlagern und somit die Qualität der Waren überwachen zu können. In der Knaackstraße entstand die Markthalle XIII, die jedoch zu groß bemessen und aufgrund der hohen Standgebühren sehr schlecht ausgelastet war. Schon 1916 nutzte man das Gebäude für andere Zwecke. Auch um die Frage der [[Kanalisation]] kümmerte sich James Hobrecht ab 1873 wurde sein Kanalisationsplan umgesetzt. Die großen Alleen in Prenzlauer Berg waren um 1885 kanalisiert, in den kleineren Straßen dauerte dies noch einige Jahrzehnte länger.


Trotz der verstärkten öffentlichen Bautätigkeit erholte sich die Bauwirtschaft auch in den 1880ern nur langsam. Die in den Jahren des Aufschwungs gebauten Wohnungen erwiesen sich als zu groß für den Normalverdiener und so wurden nun vorrangig Häuser mit kleiner zugeschnittenen Wohnungen gebaut.
Trotz der verstärkten öffentlichen Bautätigkeit erholte sich die Bauwirtschaft auch in den 1880er Jahren nur langsam. Die in den Jahren des Aufschwungs gebauten Wohnungen erwiesen sich als zu groß für den Normalverdiener, und so baute man nun vorrangig Häuser mit kleiner zugeschnittenen Wohnungen.


=== Erneuter Aufschwung ===
=== Erneuter Aufschwung ===
Mitte der [[1890er]] Jahre erholte sich die Bauwirtschaft, und zur Jahrhundertwende erreichte die Bebauung die [[Danziger Straße (Berlin)|Danziger Straße]]. Die neu erschlossenen Grundstücke wurden sehr dicht bebaut, sodass man sich gezwungen sah, Ende des 19. Jahrhunderts einige Einschränkungen in der Bauordnung zu erlassen. Ab [[1887]] wurde das Errichten von Kellerwohnungen verboten (es gab ca. 100.000 dieser Art in ganz Berlin) und [[1897]] gab es erstmals Vorschriften für größere Innenhöfe, sodass sich nun meist zwei Nachbargrundstücke einen Innenhof teilten, um den Anforderungen gerecht zu werden. Die aufkommende Praxis, einen Hof mit zwei Seitenflügeln zu umbauen, wurde somit unterbunden. Trotzdem durften weiterhin zwei Drittel des Grundstücks bebaut werden, bei bereits bebauten Grundstücken lag diese Grenze gar bei drei Vierteln.
Mitte der 1890er Jahre erholte sich die Bauwirtschaft, und zur Jahrhundertwende erreichte die Bebauung die [[Danziger Straße]]. Die Investoren ließen die neu erschlossenen Grundstücke sehr dicht bebauen, sodass man sich gezwungen sah, Ende des 19. Jahrhunderts einige Einschränkungen in der Bauordnung zu erlassen. Im Jahr 1887 verbot der Magistrat das Errichten von Kellerwohnungen (es gab rund 100.000 Wohnungen dieser Art in ganz Berlin), und 1897 gab es erstmals Vorschriften für größere Innenhöfe, sodass sich nun meist zwei Nachbargrundstücke einen Innenhof teilten, um den Anforderungen zu genügen. Die verbreitete Praxis, einen Hof mit zwei Seitenflügeln zu umbauen, wurde somit unterbunden. Trotzdem durften weiterhin zwei Drittel des Grundstücks bebaut werden, bei bereits bebauten Grundstücken lag diese Grenze sogar bei drei Vierteln.


In den Jahren um die Jahrhundertwende gab es wieder eine starke Bautätigkeit. Zwischen [[1895]] und [[1910]] entstanden Jahr für Jahr etwa 100 neue Häuser, auch die Seitenstraßen wurden nun dicht bebaut. In dieser Zeit ähnelten sich die Häuser immer mehr, und das typische Prenzlauer-Berg-Haus entstand: das 18 Meter breite Grundstück wurde mit einem fünfgeschossigen Vorderhaus bebaut, in dessen unterstem Stockwerk Ladengeschäfte untergebracht waren. Darüber befanden sich pro Etage zwei Wohnungen, von der eine einen länglichen Raum hatte, der in den Seitenflügel hineinragte und von einem Fenster dort das Licht bekam: heute sind diese Räume unter dem Namen ''[[Berliner Zimmer]]'' bekannt. Mit dem Nachbargrundstück teilte man sich einen Hinterhof - das wohl typischste Zeichen der so genannten [[Mietskaserne]]n, von denen es in Prenzlauer Berg noch heute über 3.000 gibt. Im Hinterhaus gab es pro Etage meist vier Wohnungen für ärmere Bevölkerungsschichten. Insgesamt bestand ein solches Haus also aus ein bis zwei Läden und dreißig bis vierzig Wohnungen. Umso mehr sich der Aufbau der Häuser glich, umso mehr wurden sie einmalig verziert. Die aufkommende industrielle Produktion verschiedenster, genormter und daher zueinander passender Fliesen sorgte dafür, dass jedes Haus anders wirkte.
In den Jahren um 1900 gab es wieder eine starke Bautätigkeit. Zwischen 1895 und 1910 entstanden Jahr für Jahr etwa 100 neue Häuser, auch die Seitenstraßen wurden nun dicht bebaut. In dieser Zeit ähnelten sich die Häuser immer mehr, und das typische Prenzlauer-Berg-Haus entstand: Das 18 Meter breite Grundstück war auf voller Breite mit einem fünfgeschossigen Vorderhaus bebaut, in dessen Erdgeschoss Ladengeschäfte untergebracht waren. Darüber befanden sich pro Etage zwei Wohnungen, von der eine einen länglichen Raum hatte, der in den Seitenflügel hineinragte und von einem Fenster dort das Licht bekam; heute sind diese Räume unter der Bezeichnung [[Berliner Zimmer]] bekannt. Mit dem Nachbargrundstück teilte man sich einen Hinterhof das wohl typischste Zeichen der sogenannten [[Mietskaserne]]n“, von denen es in Prenzlauer Berg noch heute über 3000 gibt. Im Hinterhaus gab es pro Etage meist vier Wohnungen für ärmere Bevölkerungsschichten. Insgesamt bestand ein solches Haus also aus ein bis zwei Läden und 30 bis 40 Wohnungen. Je mehr sich der Aufbau der Häuser glich, umso mehr wurden sie individuell verziert. Die aufkommende industrielle Produktion verschiedener genormter und daher zueinander passender Fliesen sorgte dafür, dass jedes Haus anders wirkte.


<center>[[Bild:Weitwinkel prenzlberg.jpg|thumb|none|800px|Blick über den nördlichen Prenzlauer Berg in Richtung Westen. Im Vordergrund (waagrecht) die Greifswalder Straße mit den Kreuzungen Erich-Weinert-Straße, Schieritzstraße und Ostseestraße (v.l.n.r.).]]</center>
{{Panorama|Weitwinkel prenzlberg.jpg|850|Blick über das nördliche Prenzlauer Berg in Richtung Nordwesten. Im Vordergrund (waagrecht) die Greifswalder Straße mit den Kreuzungen Erich-Weinert-, Schieritz- und Ostseestraße (v. l. n. r.)}}


=== Vorantreiben der Bautätigkeit ===
=== Vorantreiben der Bautätigkeit ===
[[Datei:Berlin Gethsemanekirche.jpg|mini|hochkant|[[Gethsemanekirche (Berlin)|Gethsemanekirche]] von [[August Orth]], 1893]]
[[Bild:mk_Berlin_Getsemane.jpg|thumb|220px|Gethsemanekirche, August Orth, 1893]]Die Bautätigkeit in diesen Gebieten wurde häufig von den Besitzern der Grundstücke forciert. Die bereits angesprochenen Familien Griebenow, Büttner und Bötzow taten viel, um ihre Gebiete gut verkaufen zu können. So wurden nun Flächen freiwillig für Straßen an die Stadt übergeben und Ländereien an Kirchen verschenkt. So entstand die Immanuelkirche an der Prenzlauer Allee [[1893]] in völlig unbebautem Gebiet und auch um die im selben Jahr eingeweihte [[Gethsemanekirche]] befand sich zu dieser Zeit keine Bebauung. Beide Grundstücke wurden von den Großgrundbesitzern geschenkt: das Gelände der Immanuelkirche von der Familie Bötzow, das Gelände der Gethsemanekirche von der Witwe Griebenows, Caroline von Griebenow. Beide Schenkungen sollten sich rentieren, sollten die umliegenden Gebiete doch schon Ende der 1890er vollkommen bebaut sein.


Die Grundbesitzer forcierten häufig die Bautätigkeit in diesen Gebieten. Die bereits erwähnten Familien Griebenow, Büttner und Bötzow taten viel, um ihre Grundstücke gut verkaufen zu können. Sie gaben nun freiwillig Flächen für Straßen an die Stadt ab und stifteten Grundstücke für den Kirchenbau. So entstand die Immanuelkirche an der Prenzlauer Allee 1893 in völlig unbebautem Gebiet, und auch um die im gleichen Jahr eingeweihte [[Gethsemanekirche (Berlin)|Gethsemanekirche]] des Architekten [[August Orth]] befand sich zu dieser Zeit noch keine Bebauung. Beide Grundstücke schenkten die Großgrundbesitzer den Kirchgemeinden: das Gelände der Immanuelkirche kam von der Familie Bötzow, das Gelände der Gethsemanekirche von der Witwe Griebenows, Caroline von Griebenow. Beide Schenkungen sollten sich rentieren, waren die umliegenden Gebiete doch schon Ende der 1890er Jahre vollständig bebaut. Des Weiteren ist dort in der Nähe auch die von [[Max Hasak]] 1904 erbaute [[Römisch-katholische Kirche|römisch-katholische]] [[Kirche Ss. Corpus Christi (Berlin-Prenzlauer Berg)|Ss.-Corpus-Christi-Kirche]] mit dem Heldenaltar (1916) von [[Martin von Feuerstein]].
Der bereits [[1877]] komplettierten [[Berliner Ringbahn|Ringbahn]] kam nun eine neue Bedeutung zu. Errichtet als Verbindung der Berliner Kopfbahnhöfe und der Vorstädte untereinander, wurde sie nun Teil des innerstädtischen Nahverkehrs. Nachdem ab dem 1. Januar [[1872]] der Personenverkehr zwischen [[Berlin-Moabit|Moabit]] und [[Berlin-Schöneberg|Schöneberg]] aufgenommen wurde, wurde bereits 1890 der Nordring viergleisig ausgebaut, um Güter- und Personenverkehr zu trennen. Verstärkt wurde die Nachfrage durch die Tatsache, dass die innerstädtischen Industriebetriebe - die das starke Wachstum des Prenzlauer Bergs auslösten - nun nach und nach in die Berliner Randbezirke zogen. So wurde die Bahn bereits [[1892]] von 30 Millionen Fahrgästen genutzt.

Der bereits 1877 komplettierten [[Berliner Ringbahn|Ringbahn]] kam nun eine neue Bedeutung zu. Errichtet als Verbindung der Berliner Kopfbahnhöfe und der Vorstädte untereinander, wurde sie nun Teil des innerstädtischen Nahverkehrs. Nachdem ab dem 1. Januar 1872 der Personenverkehr zwischen [[Berlin-Moabit|Moabit]] und [[Berlin-Schöneberg|Schöneberg]] aufgenommen worden war, baute man 1890 den Nordring viergleisig aus, um Güter- und Personenverkehr zu trennen. Da die innerstädtischen Industriebetriebe – die das starke Wachstum von Prenzlauer Berg auslösten – nun nach und nach in die Berliner Randbezirke zogen, verstärkte sich das Verkehrsaufkommen weiter. So wurde die Bahn bereits 1892 von 30 Millionen Fahrgästen genutzt.


=== Abschwung der Bauwirtschaft ===
=== Abschwung der Bauwirtschaft ===
[[Bild:mk_Berlin_Dunckerstraße.jpg|thumb|220px|Heinrich-Schliemann-Gymnasium, [[Ludwig Hoffmann]], 1913]]
[[Datei:Prenzlauer Berg Heinrich-Schliemann-Gymnasium Hauptgebäude-002.jpg|mini|[[Heinrich-Schliemann-Gymnasium Berlin|Heinrich-Schliemann-Gymnasium]], [[Ludwig Hoffmann (Architekt)|Ludwig Hoffmann]], 1913]]

Um die Jahrhundertwende hatte Berlins Einwohnerzahl die Zwei-Millionen-Grenze erreicht und wuchs weiterhin um ca. 50.000 pro Jahr. Die Stadt hatte das Wachstum aber inzwischen im Griff, es entstanden Schulen und andere öffentliche Einrichtungen, und [[1908]] wurde die Kanalisation endgültig fertig gestellt. In den Jahren vor dem [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] verlor der Prenzlauer Berg an Bedeutung. Dazu trug die schlechte Anbindung an die Innenstadt bei, denn es existierte zwar die Ringbahn, aber es war keine Schnellbahn ins Zentrum vorhanden. Es existierten nur langsame Pferdeomnibuslinien. Später wurden sie zwar zu Pferdeeisenbahnlinien ausgebaut, aber dennoch waren sie der mobilen Bevölkerung zu langsam. Die Planungen für eine Hochbahn vom [[Alexanderplatz (Berlin)|Alexanderplatz]] zum Ring existierten zwar seit Anfang des Jahrhunderts, doch wehrten sich die Anlieger der [[Schönhauser Allee]] gegen die Ausführung der Bahn als Hochbahn statt als Untergrundbahn. Gegen diese Stimmen wurde die Ausführung als Hochbahn im Februar [[1906]] beschlossen, die Anlieger wehrten sich aber weiterhin, indem sie notwendige Grundstücke für den Bahnhofsbau nicht verkauften. Die Linie konnte erst am [[27. Juli]] [[1913]] eröffnet werden. Die auf Mobilität angewiesene Bevölkerung zog es deshalb in die gut erschlossenen westlichen Vorstädte [[Berlin-Schöneberg|Schöneberg]], [[Berlin-Charlottenburg|Charlottenburg]] und [[Berlin-Wilmersdorf|Wilmersdorf]].
Um 1900 hatte Berlins Einwohnerzahl die Zwei-Millionen-Grenze erreicht und wuchs weiterhin um rund 50.000 pro Jahr. Die Stadt hatte das Wachstum aber inzwischen im Griff, es entstanden Schulen und andere öffentliche Einrichtungen, und 1908 war die Kanalisation endgültig fertiggestellt. In den Jahren vor dem [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] verlor Prenzlauer Berg an Bedeutung. Dazu trug die schlechte Anbindung an die Innenstadt bei, denn es gab zwar die Ringbahn, aber keine Schnellbahn ins Zentrum. Es existierten nur langsame Pferdeomnibuslinien. Später wurden sie zwar zu Pferdeeisenbahnlinien ausgebaut, aber dennoch waren sie der mobilen Bevölkerung zu langsam. Planungen für eine Hochbahn vom [[Alexanderplatz]] zum Ring existierten zwar seit Anfang des Jahrhunderts, doch wehrten sich die Anlieger der [[Schönhauser Allee]] gegen die Ausführung der Bahn als [[Hochbahn]] statt als [[U-Bahn Berlin|Untergrundbahn]]. Gegen diese Stimmen beschloss der [[Magistrat von Berlin|Magistrat]] im Februar 1906 die Ausführung als Hochbahn, die Anlieger wehrten sich aber weiterhin, indem sie notwendige Grundstücke für den Bahnhofsbau nicht verkauften. So konnte die Linie erst am 27. Juli 1913 eröffnet werden. Die auf Mobilität angewiesene Bevölkerung zog es deshalb in die gut erschlossenen westlichen Vorstädte [[Berlin-Schöneberg|Schöneberg]], [[Berlin-Charlottenburg|Charlottenburg]] und [[Berlin-Wilmersdorf|Wilmersdorf]].

Die Bautätigkeit in Prenzlauer Berg nahm zu Anfang der 1910er Jahre ab und kam 1914 mit dem Ausbruch des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkriegs]] ganz zum Erliegen. Als der Krieg 1918 endete, herrschte daher wieder einmal große Wohnungsnot. Die Wirtschaft lag am Boden, und viele der Kriegsheimkehrer zog es in die Großstädte. Das bisher wenig genutzte Obdachlosenasyl an der Prenzlauer Allee, die ''[[Die Palme|Palme]]'' (so genannt, weil anfangs eine Palme in einem Kübel am Einlass gestanden haben soll) stieß an die Grenzen seiner Kapazität – häufig nächtigten hier über 4000 Menschen. Die neue [[Sozialdemokratie|sozialdemokratische]] Regierung versuchte zudem, den Wohnungsbau sozialer zu gestalten, indem sie das Baurecht verschärfte und Höchstmieten festlegte. Durch diese staatliche Regulierung kam es bis Anfang der 1920er Jahre kaum zu Neubauten.

=== Zusammenschluss zu Groß-Berlin ===
[[Datei:Prenzlberg haeuser 20er.jpg|mini|Wohnanlage der GEHAG, [[Bruno Taut]] 1927/1928]]


Einschneidend für die Geschichte Berlins ist der 1. Oktober 1920, an dem – nach über zehnjährigem Ringen – [[Groß-Berlin]] gegründet wurde. Das alte Berlin und sieben weitere Stadtgemeinden, 59&nbsp;Landgemeinden und 27 Gutsbezirke fasste das ''Gesetz über die Bildung einer neuen Stadtgemeinde Berlin'' nun auch organisatorisch zu einer Stadt zusammen, nachdem sie bereits zusammengewachsen waren. Das neue Berlin war damit der Fläche nach zur zweitgrößten Stadt der Welt hinter [[Los Angeles]] geworden und war mit 3,8 Millionen Einwohnern die drittgrößte Stadt der Welt nach [[London]] und [[New York City|New York]]. Die Stadt wurde in 20 Bezirke eingeteilt, von denen einer das ''Prenzlauer Tor'' (Bezirk IV) mit rund 10&nbsp;km² und 300.000 Einwohnern war. Schon ein Jahr später benannte man den Bezirk in ''Prenzlauer Berg'' um.
Die Bautätigkeit in Prenzlauer Berg nahm zum Anfang der [[1910er]] Jahre ab. [[1914]], mit Ausbruch des Ersten Weltkriegs, kam die Bautätigkeit ganz zum Erliegen. Als der Krieg [[1918]] endete, kam es so einmal mehr zu großer Wohnungsnot. Die Wirtschaft lag am Boden und viele der Kriegsheimkehrer zog es in die Großstädte. Das bisher wenig genutzte Obdachlosenasyl an der Prenzlauer Allee, die „Palme“ (so genannt, weil anfangs eine Palme in einem Kübel am Einlass gestanden haben soll) stieß an die Grenzen seiner Kapazität - häufig nächtigten hier über 4000 Menschen. Die neue [[SPD|sozialdemokratische]] Regierung versuchte zudem, Neubauten sozialer zu gestalten, indem sie das Baurecht verschärfte und Höchstmieten festlegte. Durch diese staatliche Regulierung kam es auch bis Anfang der [[1920er]] kaum zu Neubauten.


Da durch die staatlichen Restriktionen kaum jemand baute, wurde in der [[Weimarer Republik]] nach der [[Deutsche Inflation 1914 bis 1923|Inflation von 1923]] ein Wohnungsbauprogramm gestartet. Weil das Immobilienvermögen im Gegensatz zum Geldvermögen durch die Inflation nicht geschmälert wurde und die Hausbesitzer so von der Inflation profitiert hatten, mussten sie nun auf eingenommene Mieten eine [[Hauszinssteuer]] zahlen. Diese Gelder kamen der neu gegründeten Wohnungsfürsorgegesellschaft zugute, die billige Kredite für Wohnungsneubauten vergab. So kam es ab Mitte der 1920er Jahre wieder zu einer verstärkten Bautätigkeit, vor allem nördlich der Ringbahn, aber auch an anderen Stellen wurden Baulücken geschlossen.
=== Der Zusammenschluss zu Groß-Berlin ===
[[Bild:Prenzlberg_haeuser_20er.jpg|thumb|220px|Wohnanlage der GEHAG, [[Bruno Taut]] 1927/28.]]Einschneidend für die Geschichte Berlins ist der [[1. Oktober]] [[1920]], an dem - nach über zehnjährigem Ringen - „[[Groß-Berlin]]“ gegründet wurde. Das alte Berlin und sieben weitere Stadtgemeinden, 59 Landgemeinden und 27 Gutsbezirke wurden nun auch organisatorisch zu einer Stadt zusammengefasst, nachdem sie bereits zusammengewachsen waren. Das neue Berlin war damit nach [[Los Angeles]] zur zweitflächengrößten Stadt der Welt geworden und war mit 3,8 Millionen Einwohnern die drittgrößte der Welt nach [[London]] und [[New York City|New York]]. Die Stadt wurde in 20 Bezirke geteilt, von denen einer das „Prenzlauer Tor“ (Bezirk IV) mit rund 10 Quadratkilometern und 300.000 Einwohnern wurde. Schon ein Jahr später wurde der Bezirk in „Prenzlauer Berg“ umbenannt.


[[Datei:Berlin C Legien Sodtkestr 19.jpg|mini|hochkant|[[Wohnstadt Carl Legien]]]]
Da durch die staatlichen Restriktionen kaum gebaut wurde, wurde in der [[Weimarer Republik]] nach der [[Inflation]] ein Wohnungsbauprogramm gestartet. Da die Hausbesitzer durch die Inflation profitiert hatten, wurde ihnen nun eine so genannte Hauszinssteuer auferlegt, die sie auf eingenommene Mieten zahlen mussten. Diese Gelder kamen der neu gegründeten Wohnungsfürsorgegesellschaft zugute, die billige Kredite für Wohnungsneubauten vergab. So kam es ab Mitte der [[1920er]] Jahre wieder zu einer verstärkten Bautätigkeit, vor allem nördlich der Ringbahn, aber auch an anderen Stellen wurden Baulücken geschlossen.


Die Gebäude dieser Zeit unterscheiden sich stark von den Gebäuden vor dem Ersten Weltkrieg. Neubauten waren sozialer und wurden vor allem so gestaltet, dass die in ihnen lebende Bevölkerung bessere Lebensbedingungen vorfand. In dieser Zeit herrscht der [[Bauhaus]]-Stil vor. Verzierungen nach außen fielen weg. Die Häuser zeichnen sich durch einfache, unverzierte Vorderseiten aus. Während früher jedes Grundstück durch eine andere Front auffiel, gab es nun durchgehende, gleiche Fassaden. Das bisher benutzte Schrägdach wurde durch Flachdächer ersetzt. So entstanden Ende der 20er Jahre Tausende neue Wohnungen im Prenzlauer Berg. Zu den bekanntesten Berliner Siedlungen dieser Zeit gehören die durch [[Bruno Taut]] und [[Franz Hoffmann]] [[1927]]/[[1928|28]] errichtete ''GEHAG-Siedlung'' (siehe Foto) zwischen Greifswalder, Grell- und Rietzestraße in der Nähe des S-Bahnhofs Greifswalder Straße, und die ''[[Wohnstadt Carl Legien]]'' (Taut und [[Franz Hilliger]], 1928-[[1930|30]]), ebenfalls in der Erich-Weinert-Straße (zwischen Gubitz- und Sültstraße). Weitere Beispiele sind Tauts Wohnanlage in der Paul-Heyse-Straße im östlichen Teil des Bezirks (1926/27) sowie der Bereich der nördlichen ''Dunckerstraße'' (Gudvanger Straße bis Prenzlauer Allee, 1926-28 von [[Paul Mebes]], [[Paul Emmerich]], [[Eugen Schmohl]] und anderen).
Die Bauten aus dieser Zeit unterscheiden sich stark von den Gebäuden der Zeit vor dem [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]]. Beim Entwurf der Neubauten wurde vor allem auf soziale Gesichtspunkte geachtet; sie wurden mit dem Ziel gestaltet, die Lebensbedingungen der darin wohnenden Menschen zu verbessern. Die Architekten der jüngeren Generation entwickelten die Formen des modernen, des [[Neues Bauen|Neuen Bauens]]. Auf die Ornamente der Vorkriegszeit wurde verzichtet, die Häuser zeichneten sich durch einfache, unverzierte Außenseiten aus. Während früher jedes Grundstück durch eine individuelle Gebäudefront auffiel, gab es nun vereinheitlichte, in serieller Machart ästhetisierte Baukörper. Das bisher benutzte Schrägdach wurde durch Flachdächer ersetzt. So entstanden Ende der 1920er Jahre Tausende neuer Wohnungen in Prenzlauer Berg. Zu den bekanntesten Berliner Siedlungen dieser Zeit gehören die von [[Bruno Taut]] und [[Franz Hoffmann (Architekt, 1884)|Franz Hoffmann]] 1927/1928 errichtete GEHAG-Siedlung (siehe Foto) zwischen Greifswalder, Grell- und Rietzestraße in der Nähe des S-Bahnhofs Greifswalder Straße und die [[Wohnstadt Carl Legien]] (Bruno Taut und [[Franz Hillinger (Architekt)|Franz Hillinger]], 1928 bis 1930), ebenfalls in der Erich-Weinert-Straße (zwischen Gubitz- und Sültstraße). Letztere gehört exemplarisch mit fünf weiteren Siedlungen zum [[UNESCO-Welterbe|UNESCO-Weltkulturerbe]] ''[[Siedlungen der Berliner Moderne]].'' Weitere Beispiele sind Tauts Wohnanlage in der Paul-Heyse-Straße im östlichen Teil des Bezirks (1926/1927) sowie der Bereich der nördlichen Dunckerstraße (Gudvanger Straße bis Wisbyer Straße) erbaut zwischen 1926 und 1928 von [[Paul Mebes]], [[Paul Emmerich]], [[Eugen Schmohl]] und anderen, eines der bis dato modernsten Wohnviertel Berlins.


Da sich das Stadtwachstum inzwischen auf weiter außen liegende Bereiche verlagert hatte, blieb die Bevölkerungszahl des Prenzlauer Bergs konstant, und die neuen Wohnungen wurden genutzt, um die vorher herrschende Überbelegung zu reduzieren.
Da sich das Stadtwachstum inzwischen auf weiter außen liegende Bereiche verlagert hatte, blieb die Bevölkerungszahl von Prenzlauer Berg konstant, und die neuen Wohnungen nutzte man, um die vorher herrschende Überbelegung zu reduzieren.


=== Das Ende der Bautätigkeit ===
=== Das Ende der Bautätigkeit ===
[[Bild:Prenzlberg satellit.jpg|thumb|220px|Aktuelles Satellitenbild<br />Über 80% aller Wohnungen entstanden vor 1948]]
[[Datei:Prenzlberg satellit.jpg|mini|Aktuelles Satellitenbild<br />Über 80 % aller Wohnungen entstanden vor 1948.]]
Ende der 1920er Jahre erreichte die [[Weltwirtschaftskrise]] Deutschland. Eine der Notverordnungen von [[Reichskanzler]] [[Heinrich Brüning]] kürzte die Hauszinssteuer, sodass der Hauptmotor des Wohnungsbauprogramms wegfiel. Damit endet auch das Kapitel der massiven Überbauung. Zu diesem Zeitpunkt lebten im Prenzlauer Berg über 325.000 Menschen in 100.000 Wohnungen - Experten gehen davon aus, dass der Prenzlauer Berg zu dieser Zeit eines der dichtbesiedeltsten Gebiete der Welt war; und das obwohl ein Viertel der Fläche noch immer unbebaut und zur Bebauung vorgesehen war. Eine Statistik vom Anfang des Jahrhunderts zeigt, wie dicht Berlin besiedelt war. So lebten in [[London]] pro Haus im Schnitt gerade einmal acht Menschen, in [[New York City|New York]] 17 - im gesamten Berlin waren es 76 und im Prenzlauer Berg um die 110. Das Ende der starken Berliner Bautätigkeit war aber nicht abgesehen worden - aus dem Jahr [[1913]] existieren Wohnungsplanungen für Berlin für 21 Millionen Menschen.


Ende der 1920er Jahre erreichte die [[Weltwirtschaftskrise]] Deutschland. Eine der Notverordnungen von [[Reichskanzler]] [[Heinrich Brüning]] kürzte die Hauszinssteuer, sodass der Hauptmotor des Wohnungsbauprogramms wegfiel. Damit endet auch das Kapitel der massiven Überbauung. Zu diesem Zeitpunkt lebten in Prenzlauer Berg über 325.000 Menschen in 100.000 Wohnungen – Experten gehen davon aus, dass Prenzlauer Berg zu dieser Zeit eines der am dichtesten besiedelten Gebiete der Welt war, und das, obwohl ein Viertel der Fläche noch immer unbebaut und zur Bebauung vorgesehen war. Eine Statistik vom Anfang des Jahrhunderts zeigt, wie dicht Berlin besiedelt war. So lebten in [[London]] pro Haus im Schnitt gerade einmal acht Menschen, in [[New York City|New York]] 17 – im gesamten Berlin waren es 76 und in Prenzlauer Berg um die 110. Ein Ende der starken Berliner Bautätigkeit war damals aber noch nicht absehbar – aus dem Jahr 1913 existieren Wohnungsplanungen für Berlin für 21 Millionen Menschen.
Auch nach der Machtübernahme Hitlers änderte sich nichts am massiven Baurückgang. Das Stadtbild des Prenzlauer Berges veränderte sich so in den [[1930er|30er]] Jahren kaum. Einige provisorische Gebäude wurden durch Neubauten ersetzt, die Siedlungen zwischen Eberswalder und Topsstraße ([[1937]]) und an der heutigen Anton-Saefkow- und John-Scheer-Straße ([[1939]]) entstanden, viele Straßen und Bürgersteige wurden saniert. Mit Beginn des Krieges kamen sämtliche Bautätigkeiten vollkommen zum Erliegen.


Auch nach der „[[Machtergreifung]]“ der [[Zeit des Nationalsozialismus|Nationalsozialisten]] änderte sich nichts am massiven Baurückgang. Das Stadtbild von Prenzlauer Berg veränderte sich so in den 1930er Jahren kaum. Einige provisorische Gebäude ersetzte man durch Neubauten, die Siedlungen zwischen Eberswalder und Topsstraße (1937) und an der heutigen Anton-Saefkow- und John-Schehr-Straße (1939) entstanden, viele Straßen und Bürgersteige wurden saniert. Mit Beginn des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]] kam die Bautätigkeit völlig zum Erliegen.
Während dieser Zeit übten die Nationalsozialisten ihre Gräueltaten auch im Prenzlauer Berg aus. Auf dem Gelände des Wasserturms im Zentrum des Bezirks entstand für einige Monate ein so genanntes „wildes Konzentrationslager“ zur Folterung und Ermordung von Gegnern des Regimes. Die Zahl der jüdischen Bewohner sank von über 20.000 schon bis 1939 auf unter 10.000. Nach Juden benannte Straßen wurden umbenannt. Jüdische Kinder durften keine öffentlichen Schulen mehr besuchen, weshalb die Schülerzahl in der 1904 gegründeten jüdischen Schule in der Rykestraße von 170 auf 750 stieg, bis auch diese 1941 schließen musste.


Während dieser Zeit verübten die Nationalsozialisten ihre Gräueltaten auch in Prenzlauer Berg. Auf dem Gelände des Wasserturms im Zentrum des Bezirks entstand für einige Monate ein sogenanntes „Wildes Konzentrationslager“ zur Folterung und Ermordung von Gegnern des Regimes. Die Zahl der jüdischen Bewohner sank von über 20.000 schon bis 1939 auf unter 10.000. Nach [[Judentum|Juden]] benannte Straßen benannten die Machthaber um. Jüdische Kinder durften keine öffentlichen Schulen mehr besuchen, weshalb die Schülerzahl in der 1904 gegründeten jüdischen Schule in der Rykestraße von 170 auf 750 stieg, bis auch diese 1941 schließen musste.
=== Nach dem Krieg ===
[[Bild:Einwohnerentwicklung prenzlberg.png|thumb|220px|Einwohnerentwicklung Prenzlauer Berg 1932 bis 2003]]
Unmittelbar nach dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] wurde eine Schadensbilanz erstellt und dafür jedes Haus klassifiziert. Da der Prenzlauer Berg keine Flächenbombardements ertragen musste, fiel diese Bilanz im Gegensatz zu anderen Bezirken relativ positiv aus. Etwa 10% der Gebäude galten als vollkommen zerstört, 7% als schwer beschädigt und 11% als „wieder herstellbar“. 72% der Gebäude hingegen waren nur leicht beschädigt und bewohnbar. Andere innerstädtische Bezirke wie [[Berlin-Mitte|Mitte]] und [[Berlin-Tiergarten|Tiergarten]] hatten 50% Verlust an Bausubstanz zu beklagen, der von der Bausubstanz ähnliche [[Berlin-Friedrichshain|Friedrichshain]] 40%. Inwieweit der Prenzlauer Berg als Arbeiterbezirk von den [[Alliierte]]n absichtlich nicht bombardiert wurde, ist ungeklärt. Von Zerstörungen besonders betroffen waren strategische Ziele, also das Gaswerk, Bahnanlagen und wichtige Zufahrtsstraßen.


=== Nach dem Zweiten Weltkrieg ===
Schon relativ schnell wurde begonnen, die Schäden zu reparieren und Lücken zu schließen. Dabei wurde behutsam vorgegangen, sodass der Gründerzeitstil erhalten blieb. Fassaden wurden zwar meist vereinfacht wiederhergestellt, Neubauten fügten sich aber in Größe und Form gut ins Stadtbild ein.
[[Datei:Bundesarchiv Bild 183-11856-0001, Berlin, Baustelle, Ruinen.jpg|mini|An der heutigen John-Schehr-Straße zwischen Greifswalder Straße und Kniprodestraße, 1951]]
[[Datei:Einwohnerentwicklung prenzlberg.png|mini|Einwohnerentwicklung Prenzlauer Berg, 1932–2013]]


Unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg ließ die neue Verwaltung eine Schadensbilanz erstellen und jedes Haus klassifizieren. Da Prenzlauer Berg keine Flächenbombardements ertragen musste, fiel diese Bilanz im Gegensatz zu anderen Bezirken relativ günstig aus. Rund 10 % der Gebäude galten als vollkommen zerstört, 7 % als schwer beschädigt und 11 % als „wiederherstellbar“. 72 % der Gebäude hingegen waren gar nicht oder nur leicht beschädigt und bewohnbar. Andere innerstädtische Bezirke wie [[Berlin-Mitte|Mitte]] und [[Bezirk Tiergarten|Tiergarten]] hatten 50 % Verlust an Bausubstanz zu beklagen, das von der Bebauung her ähnliche [[Berlin-Friedrichshain|Friedrichshain]] 40 %. Von Zerstörungen besonders betroffen waren strategische Ziele, also das Gaswerk, Bahnanlagen, wichtige Zufahrtsstraßen und z.&nbsp;B. der Block zwischen Schönhauser Allee, ''Franseckystraße'' (heute: Sredzkistraße), ''Tresckowstraße'' (seit 1952 Knaackstraße) und Wörtherstraße, in dessen Inneren sich eine Luftwaffenschule befand.
=== Die Teilung Berlins ===
Einen starken Einschnitt in die Stadtstruktur gab es am [[13. August]] [[1961]] mit dem Bau der [[Berliner Mauer]]. Die städtebaulich stark verbundenen Bezirke [[Berlin-Wedding|Wedding]] und Prenzlauer Berg wurden praktisch über Nacht getrennt. Die Bilder von Menschen, die aus Häusern in der Bernauer Straße teilweise mehrere Stockwerke tief in den Westen sprangen, gingen um die Welt. Entlang der Grenze entstand ein Sperrgürtel, der durch Gebäudeabrisse geschaffen wurde.


Weitere Zerstörungen waren Resultat der Kampfhandlungen Ende April/Anfang Mai 1945. Die Gebäude des Blocks zwischen dem späteren [[Volkspark Friedrichshain]], der Danziger und Kniprodestraße wurden von der [[Schutzstaffel|SS]] gesprengt, um ein besseres Schussfeld von den [[Flugabwehrkanone|Flakbunkern]] im Friedrichshain zu erreichen. Zahlreiche Eckgebäude, in denen sich SS und [[Wehrmacht]] verschanzt hatten (Beschuss der Straßenfluchten), wurden durch [[Artillerie]]beschuss zerstört.
Mit ihrem Konzept für Berlin mit der Konzentration auf das Zentrum um den [[Alexanderplatz (Berlin)|Alexanderplatz]] förderte die [[Deutsche Demokratische Republik|DDR]]-Führung die großen Chausseen - Schönhauser Allee, Prenzlauer Allee und Greifswalder Straße. Den Wohnarealen dazwischen widmete sie sich nicht. Die alten gewerblichen Gebäude in den Höfen, die nun ungenutzt waren, verfielen ebenso wie die eigentliche Wohnsubstanz. Das Wohnungsbauprogramm der DDR war fast ausschließlich auf den Bau von [[Plattenbau]]siedlungen in bisher unbebauten Gebieten ausgelegt - im Altbaubestand wurden nicht einmal dringende Reparaturen durchgeführt. Durch das Desinteresse des Staates an der Bausubstanz wusste man teilweise nicht einmal mehr, welche Wohnungen noch bewohnbar beziehungsweise bewohnt waren oder wer sich dort niedergelassen hatte. Die Einwohnerzahl sank rapide - vor allem junge Familien mit Kindern verließen den Bezirk, um in moderne Plattenbauwohnungen zu ziehen. In dieser Zeit bildete sich das alternative Flair des Bezirks. Wohnungen insgesamt waren knapp und mit ein wenig Einsatz und Durchhaltewillen kam man hier schneller an eine eigene Wohnung als anderswo.


Schon relativ schnell begannen die Hausbesitzer, die Schäden zu reparieren und Lücken zu schließen. Sie gingen dabei behutsam vor, sodass der [[Gründerzeitstil]] erhalten blieb. Fassaden wurden zwar meist vereinfacht wiederhergestellt, Neubauten fügten sich aber in Größe und Form gut ins Stadtbild ein.
=== Sanierungsabsichten und Neubauten ===
Jahr für Jahr wurden aber mehr Wohnungen unbewohnbar. Die wenigen [[Instandsetzung]]en konnten dies nicht ansatzweise ausgleichen. Mitte der [[1970er|70er]] Jahre änderte sich die Lage. Die immer noch vorhandenen Planungen, den ganzen Bezirk oder zumindest den Süden abzureißen, um Plattenbauten zu errichten, wurden aufgrund der [[Wohnungsnot]] auf Eis gelegt und die Stadtplanungsbüros angewiesen, Lösungen zu finden. Kurze Zeit später lief das erste [[Pilotprojekt]] rund um den Arnimplatz an. Die Überbauung wurde durch Abriss von Seitenflügeln und Quergebäuden reduziert, auf den Freiflächen Spielplätze angelegt und die verbleibenden Gebäude von Grund auf saniert. Durch Entkernungen und Grundrissvergrößerungen sank die Zahl der Wohnungen in dieser Zeit um 15%. Trotzdem wurde das Projekt nicht als Erfolg angesehen. Es wurden keine neuen Wohnungen geschaffen, für die Bewohner mussten gar Ausweichwohnungen freigehalten werden.


Im Mai 1945 nahm die [[Sowjetunion|sowjetische]] Kommandantur für Prenzlauer Berg ihren Sitz in den Bauten des Bezirksamtes an der Prenzlauer Allee.<ref>Zur Nutzung der Bezirksamtsgebäude von 1889 bis 1989 siehe Berlin-Brandenburgische Geschichtswerkstatt (Hrsg.): ''Prenzlauer, Ecke Fröbelstrasse. Hospital der Reichshauptstadt, Haftort der Geheimdienste, Bezirksamt Prenzlauer Berg. 1889–1989''. Lukas-Verlag, Berlin 2006, ISBN 978-3-936872-98-9</ref> Der Bezirk lag fortan im [[Ost-Berlin|Sowjetischen Sektor]]. Der [[Nachrichtendienst|Geheimdienst]] [[Innenministerium der UdSSR|NKWD]] richtete im Keller des vormaligen Gesundheitsamtes, dem „Haus 3“, eine [[Untersuchungshaft]]anstalt ein. Im Unterschied zur Praxis in den Zonen der westlichen [[Alliierte#Zweiter Weltkrieg|Alliierten]] kamen in die sowjetischen ''[[Speziallager]]'' auch Menschen, die weder [[Zeit des Nationalsozialismus|NS]]-Rädelsführer noch Kriegsverbrecher waren, sondern durch anti-sowjetische Äußerungen aufgefallen waren. Ab 1946 waren kaum noch ehemalige Nationalsozialisten zwecks Überstellung in die Speziallager unter den Verhafteten. Die Haftanstalt entwickelte sich zu einem Teil des sowjetischen Repressionssystems. Nach dem Abzug der sowjetischen Dienststellen, konnte die Bezirksverwaltung nur in die Hälfte der Bauten zurückkehren. Die andere Hälfte entlang der Prenzlauer Allee übernahm die ''[[Ministerium für Staatssicherheit|Verwaltung Groß-Berlin der Staatssicherheit]]''. Den Haftkeller benutzte die Staatssicherheit bis 1956, den gesamten Komplex bis in den Oktober 1985. Heute erinnert ein künstlerisches Denkzeichen (siehe: [[Prenzlauer Allee]]) an dieses Kapitel der deutschen Geschichte.
[[Bild:Thaelmann denkmal berlin.jpg|thumb|220px|Thälmann-Park und Plattenbauten auf dem Gebiet des alten Gaswerks]]
Stattdessen wurde das im Mai 1981 stillgelegte Gaswerk an der Danziger Straße abgerissen, um den schon zu NS-Zeiten bestehenden Plan, einen Volkspark anzulegen, umzusetzen. Die unter [[Denkmalschutz]] stehenden Gasometer - praktisch Wahrzeichen des Bezirks - wurden dabei unter dem Vorwand statischer Probleme, gegen den Widerstand von Denkmalschützern und einer der in der DDR seltenen [[Bürgerinitiative]]n, am [[28. Juli]] [[1984]] gesprengt. Der für DDR-Zeiten starke zivile Widerstand sprach sich für eine kulturelle Nutzung aus, wurde aber ignoriert. Ein neu errichtetes [[Planetarium]] an der Prenzlauer Allee sollte die Gemüter beruhigen. Auf dem Gelände des ehemaligen Gaswerkes entstanden neben dem „Ernst-Thälmann-Park“ inklusive gewaltigem [[Ernst Thälmann|Thälmann]]-Denkmal auch Hunderte neuer Plattenbauwohnungen. Offizielle Einweihung war am [[15. April]] [[1986]]. Auch auf unbebauten Gartengrundstücken östlich der Greifswalder Straße entstand eine Plattenbausiedlung.


In den 1950er Jahren wurde der Neubau von zeilenfüllenden Wohnhäusern und Wohnsiedlungen fortgesetzt, wobei vor allem die noch unbebauten Flächen, etwa nördlich der [[Wohnstadt Carl Legien]] genutzt wurden. Im Bereich der [[Ostseestraße (Berlin)|Ostseestraße]] entstand 1950–1955 unter anderem ein Wohnkomplex im Stil des [[Sozialistischer Klassizismus|sozialistischen Klassizismus]], der aufgrund der besonderen Architektur als Baudenkmal eingestuft ist.
Vorbereitend für die 750-Jahr-Feier Berlins [[1987]] wurde Anfang der [[1980er|80er]] auch wieder begonnen, Altbauten zu sanieren. Die Husemannstraße am Kollwitzplatz sollte praktisch als Freilichtmuseum das Gebiet um die Jahrhundertwende zeigen. Auch in anderen Straßen wurde wieder mehr saniert - aber nur, weil die Bausubstanz sonst kaum länger zu halten gewesen wäre. Schätzungsweise zwei Drittel der Dächer waren undicht. Die langfristigen Planungen des Staates sahen anders aus. Für das Jahr [[1989]] waren großflächige Abrissarbeiten im Bereich Rykestraße vorgesehen. So sollte Platz für neue Plattenbauten entstehen. In den Protokollen der Beratungen darüber finden sich eindeutige Vermerke darüber, dass auch dies kurzfristig geschehen sollte, um Widerstand in der Bevölkerung keine Chance zu lassen. Beispielsweise sollte der Magistrat umgangen werden. Nur die politische [[Wende (DDR)|Wende]] im Land ließ diese Planungen nie Wirklichkeit werden.


[[Datei:Bundesarchiv Bild 183-W0111-0028, Berlin, U-Bahnhof Dimitroffstraße.jpg|mini|[[Schönhauser Allee]] Ecke ''Dimitroffstraße'' (heute: [[Danziger Straße]]), 1980]]
=== Der Herbst 1989 ===
Die politische Wende in der DDR ging auch vom Prenzlauer Berg aus. Schon 1987 wurden aus den Räumlichkeiten der [[Zionskirche (Berlin)|Zionskirchgemeinde]] heraus kritische Zeitschriften (bspw. „Grenzfall“) verbreitet. Am 25. November 1987 wurden daher sieben Oppositionelle (darunter ein 14-Jähriger) bei der Durchsuchung der Räume von der [[Ministerium für Staatssicherheit|Stasi]] verhaftet. Nach Gottesdiensten für die Inhaftierten und einem großen Medienecho in den Westmedien wurden sie wieder freigelassen. Die Räume in der Zionskirche wurden jedoch von der Stasi gesperrt und die Aktivitäten verlagerten sich in die Gethsemanekirche. Diese stand ab dem [[2. Oktober]] [[1989]] ständig für eine ununterbrochene [[Mahnwache]] für die politischen Gefangenen in der DDR offen. Neu gegründete Parteien und Organisationen organisierten sich von hier aus. Der [[Grenzübergang Bornholmer Straße|Grenzübergang an der Bornholmer Straße]] war am [[9. November]] [[1989]] der erste überhaupt, der geöffnet wurde.


Einen tiefen Einschnitt in die Stadtstruktur brachte der Bau der [[Berliner Mauer]] am 13. August 1961. Die trotz der Spaltung Berlins im Alltagsleben eng verbunden gebliebenen Bezirke Wedding und Prenzlauer Berg wurden über Nacht getrennt. Entlang der Grenze entstand ein Sperrgürtel.
=== Nach der Wende: Umfangreiche Sanierungsarbeiten ===
[[Bild:Prenzlauer Berg am U-Bhf Eberswalder Str.jpg|thumb|220px|Blick auf die Kastanienallee am U-Bahnhof Eberswalder Straße]]
Zur Wende lebten trotz des Neubaus der Plattenbausiedlungen nur noch ca. 160.000 Menschen im Prenzlauer Berg - nur noch halb so viel wie noch Ende der [[1920er|20er]] Jahre. Grund hierfür war vor allem jahrzehntelange Vernachlässigung der Bausubstanz. Bleierne Wasserleitungen genauso wie undichte Gasleitungen, durch die unzählige Straßenbäume starben, waren erneuerungsbedürftig. Viele Wohnungen mussten noch immer mit Kohle beheizt werden und noch Anfang der [[1980er]] gab es im Prenzlauer Berg über 16.000 Etagenklos. So wurde der Prenzlauer Berg Anfang der [[1990er]] Jahre zum wohl größten Sanierungsgebiet Mitteleuropas. In fünf ausgeschriebenen Sanierungsgebieten wurde die Sanierung von 32.202 Wohneinheiten gefördert. Dabei sank die Anzahl der Wohnungen durch Vergrößerung der Fläche (z.B. zum Einbau von Innentoiletten) weiter. Sank diese Anzahl schon von 1981 bis 1991 um 2000, so waren es 1995 mit 86.435 Wohneinheiten nochmals 3000 Wohnungen weniger.


Mit dem Berlin-Konzept der Konzentration auf das Zentrum um den [[Alexanderplatz]] förderte die DDR-Führung die großen Chausseen Schönhauser Allee, Prenzlauer Allee und Greifswalder Straße. Den Wohnarealen dazwischen widmete sie sich nicht. Die Ignoranz des baufälligen Zustands vieler Altbauten führte dazu, dass man teilweise nicht einmal mehr wusste, welche Wohnungen noch bewohnbar beziehungsweise bewohnt waren. Die Einwohnerzahl sank rapide – vor allem junge Familien mit Kindern verließen den Bezirk, um eine ihnen zugewiesene moderne Plattenbauwohnungen zu beziehen. Allgemein waren Wohnungen in Berlin knapp und mit ein wenig Einsatz und Durchhaltewillen kam man in Prenzlauer Berg schneller an eine eigene Wohnung als anderswo. In dieser Zeit bildete sich das alternative Flair im Bezirk, das von Künstlern und Selbstständigen getragen wurde.
[[1992]] kam es im Prenzlauer Berg erstmals zu Maikrawallen. [[1995]] eskaliert die Lage am Kollwitzplatz - 100 Polizisten wurden verletzt. In den Folgejahren setzte die Polizei immer mehr Einsatzkräfte ein. Seit der Jahrtausendwende sind die Krawalle stark zurückgegangen.


=== Abriss- und Sanierungsabsichten ===
Heute sind große Teile des Bezirks saniert und bilden das größte Gründerzeitgebiet Deutschlands - 67% aller Wohnungen stammen aus den wenigen Jahrzehnten zwischen Reichsgründung und Erstem Weltkrieg. Durch den Prozess der [[Gentrifizierung]] können sich allerdings einige der ursprünglichen Mieter das Leben dort nun nicht mehr leisten, dafür nimmt die [[Gastronomie]] ständig zu. Einige der ursprünglichen Bewohner klagen auch über einen veränderten Charakter des Viertels, anstatt einer dort oft vermuteten auch politischen ''[[Szene]]'' ständen heute größtenteils [[Konsumismus|Konsum]] im Vordergrund, die weiterhin vorhandene Armut im Bezirk werde gerne übersehen.
Die Maxime der DDR-Wohnungsbaupolitik, die „Lösung der Wohnungsfrage“ über ein gigantisches Neubauprogramm anzustreben, hatte zur Folge, dass die Altbausubstanz auch im Prenzlauer Berg immer weiter verfiel. Jahr für Jahr stieg die Zahl der unbewohnbaren Wohnungen. Die wenigen [[Instandsetzung]]en konnten dies nicht ansatzweise ausgleichen. Stattdessen war vorgesehen, Altbausubstanz – ähnlich wie in [[West-Berlin]] im [[Bezirk Wedding#Die Zeit nach 1945|Wedding]] in den 1960er Jahren geschehen – den ganzen Bezirk oder zumindest den Süden abzureißen, um [[Plattenbau]]ten zu errichten. Mitte der 1970er Jahre wurde der Plan jedoch aufgrund des akuten Wohnungsmangels auf Eis gelegt, und die Stadtplanungsbüros waren nun angewiesen, schnelle Lösungen zu finden. Kurze Zeit später lief das erste [[Pilotprojekt]] rund um den Arnimplatz an. Die Überbauung wurde durch Abriss von Seitenflügeln und Quergebäuden reduziert, auf den Freiflächen wurden Spielplätze angelegt. Die verbleibenden Gebäude wurden von Grund auf saniert. Durch Entkernungen und Grundrissvergrößerungen sank die Zahl der Wohnungen in dieser Zeit um 15&nbsp;Prozent. Trotzdem sahen die DDR-Planer das Projekt nicht als Erfolg an, denn es wurden keine neuen Wohnungen geschaffen, für die Bewohner mussten sogar Ausweichwohnungen freigehalten werden. Die „komplexe Modernisierung“ hier wie auch am [[Arkonaplatz]] in Mitte blieben Einzelmaßnahmen, für die große Masse des Altbaubestandes unterblieb die überfällige Sanierung, weil die staatlichen Mittel nicht ausreichten, neben der Stadterneuerung durch Neubauten (insbesondere in [[Berlin-Marzahn|Marzahn]] und [[Berlin-Hellersdorf|Hellersdorf]]) eine Altbausanierung im großen Stil durchzuführen.<ref name="bms0106prod.35">{{LuiseBMS |Autor=Dieter Hanauske |Titel=Die „Lösung der Wohnungsfrage“ |ID=prod |Nr=6 |Jahr=2001 |Seite=35}}</ref>


<!-- [[Datei:Thaelmann denkmal berlin.jpg|mini|Thälmann-Park und Plattenbauten auf dem Gebiet des alten Gaswerks]]-->
== Leben & Kultur ==
[[Datei:Gaswerk Dimitroffstraße Sprengung 28.07.1984.jpg|mini|Sprengung des letzten [[Gasbehälter|Gasometers]] auf dem Gelände des heutigen [[Thälmannpark]]s am 28. Juli 1984]]


Stattdessen wurde das im Mai 1981 stillgelegte Gaswerk an der Danziger Straße abgetragen, das für die Anwohner schon lange ein stinkendes Ärgernis war, um den schon im [[NS-Staat]] bestehenden Plan zur Anlage eines Volksparks umzusetzen. Die unter [[Denkmalschutz]] stehenden Gasometer – praktisch Wahrzeichen des Bezirks – wurden dabei unter dem Vorwand statischer Probleme, gegen den Widerstand von Denkmalschützern und einer der in der DDR seltenen [[Bürgerinitiative]]n, am 28. Juli 1984 gesprengt. Der für DDR-Zeiten starke [[Ziviler Ungehorsam|zivile Widerstand]] sprach sich für eine kulturelle Nutzung aus, wurde aber ignoriert. Das neu errichtete [[Zeiss-Großplanetarium]] an der Prenzlauer Allee sollte die Gemüter beruhigen. Auf dem Gelände des ehemaligen Gaswerks entstand neben dem ''[[Ernst-Thälmann-Park]]'' inklusive eines gewaltigen [[Ernst-Thälmann-Denkmal (Prenzlauer Berg)|Ernst-Thälmann-Denkmals]] zudem ein Wohnkomplex in Plattenbauweise mit 1300 Wohnungen.<ref name="bms0106prod.32">{{LuiseBMS |Autor=Dieter Hanauske |Titel=Die „Lösung der Wohnungsfrage“ |ID=prod |Nr=6 |Jahr=2001 |Seite=32}}</ref> Offizielle Einweihung war am 15. April 1986. Auch auf unbebauten Gartengrundstücken östlich der Greifswalder Straße entstand eine Plattenbausiedlung.
Schon zu [[Deutsche Demokratische Republik|DDR]]-Zeiten prägten Studenten, Kulturinitiativen und Literaten das Image des Prenzlauer Bergs. Nach dem Fall der [[Berliner Mauer|Mauer]] hat sich der Prenzlauer Berg zum „Szeneviertel“ entwickelt und ist vor allem für sein ausgeprägtes Nachtleben und die Vielzahl an Kneipen, Cafés und Clubs bekannt.


Bei den Vorbereitungen für die [[750 Jahre Berlin|750-Jahr-Feier Berlins]] im Jahr 1987 wurde Anfang der 1980er Jahre verstärkt damit begonnen, Altbauten zu sanieren. Die Husemannstraße am Kollwitzplatz sollte als eine Art Freilichtmuseum das Gebiet um die Jahrhundertwende zeigen, entsprechend aufwändig und authentisch wurde die Sanierung vorgenommen.<ref>[https://www.youtube.com/watch?v=xxhR8l97v9k youtube.com]</ref> Auch in anderen Straßen stieg die Zahl der Sanierungen. Der Rückstand im Vergleich zu den Altbausanierungen in [[West-Berlin]], wo um 1980 ebenfalls noch starker Sanierungsbedarf etwa in Kreuzberg, Neukölln und Charlottenburg bestand,<ref>''Berlin: Das Milljöh'' in: ''[[Geo (Zeitschrift)|GEO]]'' 4/1978</ref> konnte bis zur [[Wende und friedliche Revolution in der DDR|politischen Wende]] jedoch nicht mehr aufgeholt werden. Zudem waren nach wie vor auch größere Abrissarbeiten baufälliger Altbausubstanz in Planung, etwa im Bereich Rykestraße für das Jahr 1989. Die finanziellen Mittel für eine zügige, umfassende Sanierung der Altbauten fehlten nicht zuletzt aufgrund der stark subventionierten Mieten in der DDR, mit denen die Baukosten nur zu einem Bruchteil wieder erwirtschaftet werden konnten.<ref name="bms0106prod.32" /> In Abrissgebieten sollten kostengünstigere Plattenbauten neu entstehen. In den Protokollen der Beratungen darüber finden sich eindeutige Vermerke darüber, dass dies kurzfristig geschehen sollte, um Widerstand in der Bevölkerung keine Chance zu lassen. Beispielsweise sollte der Magistrat umgangen werden. Nur die politische Wende im Land ließ diese Planungen nie Wirklichkeit werden.
Besonders am Kollwitz- und Helmholtzplatz gibt es viele unterschiedliche Restaurants und Cafés. In der Kastanienallee finden sich außerdem viele kleinere Geschäfte, das Kino Lichtblick und das Dock11-Theater. Die [[Kulturbrauerei Prenzlauer Berg|Kulturbrauerei]], die sich im Gebäudekomplex der ehemaligen [[Schultheiss]]-Brauerei an der Schönhauser Allee/Danziger Straße befindet, der von September 1998 bis Januar 2001 saniert wurde, ist ein Zentrum des kulturellen Lebens im Prenzlauer Berg. Hier befinden sich Kinos, Restaurants und Theater: Das schon 1922 in Berlin gegründete russische Kammertheater, und das Theater Rambazamba, in dem der Verein Sonnenuhr e.V. mit geistig behinderten Künstlern arbeitet. Daneben befinden sich auf dem Areal auch Veranstaltungsräume, Clubs, und die „literaturWERKstatt“.


=== DDR-Opposition (Herbst 1989) ===
Der kommerzielle Mittelpunkt des Stadtteils liegt beim S-Bahnhof Schönhauser Allee, wo die „Schönhauser Allee Arkaden“, ein Einkaufszentrum nach dem typischen Muster der ostdeutschen Nachwendejahre, Kunden auch aus dem ursprünglichen Pankow anziehen. Typisch für den Bezirk sind kleine autonome Läden wie das [[Hinterhof-Antiquariat]].
[[Datei:Bundesarchiv Bild 183-1989-1203-010, Berlin, Dimitroffstraße - Greifswalder Straße, Menschenkette.jpg|mini|Menschenkette, Greifswalder Straße, Ecke Dimitroffstraße (heute Danziger Straße), Dezember 1989]]
[[Datei:Kastanienallee, U-Bhf Eberswalder Str, Konnopke.jpg|mini|Blick auf die [[Kastanienallee (Berlin-Prenzlauer Berg)|Kastanienallee]] am [[U-Bahnhof Eberswalder Straße]]]]
[[Datei:Unsanierter Hof John-Scheer-Straße Berlin Prenzlauer Berg.JPG|mini|Garagenlandschaft mit Brandmauer der dahinter befindlichen Mietskaserne (in der John-Schehr-Straße), 2007]]


Die politische Wende in der DDR ging 1989 auch vom Prenzlauer Berg aus. In den 1970er und 1980er Jahren entwickelte sich dort ein Zentrum der DDR-Opposition. Die [[Umwelt-Bibliothek]] und andere oppositionelle Gruppen aus Prenzlauer Berg organisierten im Herbst 1989 die Demonstrationen gegen die [[Wahlfälschung]]en im Mai 1989 und die [[Mahnwache]] in der Gethsemanekirche im Oktober 1989. Diese stand ab dem 2. Oktober 1989 ständig für eine ununterbrochene Mahnwache für die politischen Gefangenen in der DDR offen. Am 9. November 1989 wurde der [[Grenzübergang Bornholmer Straße|Grenzübergang an der Bornholmer Straße]] als erster geöffnet.
Unter den vielen Klubs im Prenzlauer Berg sind die Stammclubs vieler Berliner Bands wie [[Rammstein]], den [[Beatsteaks]] oder [[Rosenstolz]]. Wichtige Klubs sind beispielsweise der Knaack-Klub und der Magnet-Klub in der Greifswalder Straße, in der Kulturbrauerei neben dem Klub Kulturbrauerei der Frannz Klub, das Kesselhaus, und der Soda Club. Weiterhin Pfefferberg, Prater und Steinhaus.


=== Nach der Wende: umfangreiche Sanierungsarbeiten ===
== Personen ==
Zur Wendezeit lebten trotz des Neubaus von Plattenbausiedlungen wie der Wohnsiedlung im [[Ernst-Thälmann-Park]] noch knapp 145.000 Menschen in Prenzlauer Berg<ref>Presse- und Informationsamt des Landes Berlin: ''Berlin Handbuch.'' Berlin 1992, S. 943.</ref> – nur noch halb so viele wie Ende der 1920er Jahre und 100.000 weniger als 1950.<ref>{{Webarchiv |url=http://www.statistik-berlin.de/statistiken/Grosszaehlungen/vz.htm |text=Bevölkerung in Berlin 1939, 1950, 1961, 1970, 1987 nach Bezirken |wayback=20091125073340}}</ref> Ein Grund für den weiteren Bevölkerungsrückgang auch nach Kriegsende war unter anderem die zuvor beschriebene Vernachlässigung der Bausubstanz durch die DDR-Führung.<ref>[[Mathias Bertram]] (Hrsg.), Bernd Heyden: ''Berlin – Ecke Prenzlauer.'' Leipzig 2008, S. 5.</ref> Zahlreiche Gebäudeteile, vor allem Seitenflügel und Quergebäude waren unbewohnbar geworden und standen leer. [[Blei]]erne Wasserleitungen waren ebenso erneuerungsbedürftig wie undichte Gasleitungen, durch die unzählige Straßenbäume starben. Viele Wohnungen mussten noch immer mit Kohle beheizt werden und noch Anfang der 1980er Jahre gab es in Prenzlauer Berg über 16.000 Etagenklos. Anfang der 1990er Jahre galt Prenzlauer Berg als größtes zusammenhängendes Sanierungsgebiet Europas.<ref>{{Webarchiv |url=http://www.stadtentwicklung.berlin.de/bauen/baulueckenmanagement/de/informationen/pankow/pankow_3.shtml |text=Baulückenmanagement Berlin |wayback=20090524025033}} Informationen zum Bezirk Pankow, Stadtteil Prenzlauer Berg (abgerufen am 7. Januar 2010)</ref> Dies wurde gebildet aus fünf ausgeschriebenen Sanierungsgebieten im südlichen Bereich des damaligen Bezirks, in denen die Sanierung von 32.202 Wohneinheiten mit öffentlichen Mitteln gefördert wurde. Dabei sank die Anzahl der Wohnungen durch Vergrößerung der Fläche (beispielsweise zum Einbau von Innentoiletten) weiter, von 1981 bis 1991 um 2.000 und bis 1995 nochmals um 3.000 auf 86.435 Wohneinheiten. Heute sind große Teile des Ortsteils saniert und bilden das größte [[Gründerzeit]]gebiet Deutschlands – 67 % aller Wohnungen stammen aus den Jahrzehnten zwischen der [[Reichsgründung]] im Jahr 1871 und dem Beginn des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkriegs]] 1914.
[[Bild:Max Liebermann 1904.jpeg|thumb|Zu den berühmten Personen im Prenzlauer Berg gehört auch der jüdische Maler [[Max Liebermann]]]]
Die Personen, die den Bezirk prägten, sind vor allem Künstler. Am [[20. August]] [[1892]] nimmt [[Max Skladanowsky]] seinen Bruder [[Emil Skladanowsky|Emil]] im Eckhaus Schönhauser Allee/Kastanienallee bei gymnastischen Übungen auf: dies sind die ersten deutschen Filmaufnahmen überhaupt. Noch viele Jahre nutzte Skladanowsky den Dachboden für filmische Zwecke. Schon [[1856]] gründete [[Gustav Langenscheidt]] in einem der ersten Häuser der Schönhauser Allee [[Langenscheidt Verlag|seinen Verlag]]. Berühmt über die Grenzen des Bezirks hinaus wurden auch Max und Charlotte Konnopke. Sie gründeten an der Ecke [[Schönhauser Allee]]/[[Danziger Straße (Berlin)|Danziger Straße]] am [[4. Oktober]] [[1930]] ihren ersten Imbiss. [[Konnopkes Imbiss]] (heute Schönhauser Allee/Eberswalder Straße) soll heute die besten [[Currywurst|Currywürste]] Berlins verkaufen. Er ist eine Touristenattraktion und Lieblingsimbiss berühmter Personen gleichermaßen.


Während die historische Bausubstanz durch die Sanierung erhalten werden konnte, wurde in den Sanierungsgebieten das zentrale Ziel der Sanierung, die angestammten Bewohner nicht durch die Sanierung verdrängen zu lassen, nicht erreicht. So wohnten im Sanierungsgebiet Kollwitzplatz, für den allein 131&nbsp;Millionen Euro an öffentlicher Förderung ausgegeben worden waren, Ende 2008 nur noch 17,3 % der Bewohnerschaft von vor 1993.<ref name="tagesspiegel2784775">''Kollwitzplatz: Prekäres Paradies.'' In: ''[[Der Tagesspiegel]]'', 29. April 2009 ([https://www.tagesspiegel.de/berlin/kollwitzplatz-prekares-paradies-7072738.html online]).</ref> Der soziale Wandel zeigt sich auch darin, dass das Haushaltseinkommen der rund 7000 Haushalte in diesem Gebiet 2008 mit 2332 Euro den Werten von [[Bezirk Steglitz-Zehlendorf|Steglitz-Zehlendorf]] gleichkam.<ref>Stefan Strauss: [http://www.berliner-zeitung.de/archiv/das-gebiet-um-den-kollwitzplatz-wurde-fuer-viel-geld-saniert---80-prozent-der-urspruenglichen-bewohner-leben-nicht-mehr-hier-131-millionen-euro-fuer-einen-kiez-ohne-spiesser,10810590,10584690.html ''131 Millionen Euro für einen Kiez ohne Spießer.''] In: ''[[Berliner Zeitung]]'', 6.&nbsp;September 2008.</ref> Eine weitere Studie zur Sanierung im Gebiet Winsstraße bestätigt diese Trends, zeigt aber auch, dass 40 % der Bewohner von Ende 2008 zuvor in einem anderen Teil im Prenzlauer Berg gewohnt hatten. Die im „Schwabenstreit“ durch medienwirksame Spaßguerilla-Aktionen zur [[Gentrifizierung]] im Prenzlauer Berg als Akteure herausgehobenen [[Schwaben in Berlin|Schwaben]] sind allerdings in diesem Kiez als Zuzügler statistisch nicht nachweisbar.<ref>Studie der Arbeitsgruppe Gemeinwesensarbeit und Stadtteilplanungs GmbH im Auftrag des Bezirks Pankow, Frühjahr 2009, zitiert nach: ''„Vor Ort“ – Stadterneuerung in Prenzlauer Berg, Weißensee und Pankow.'' Hrsg. Mieterberatung Prenzlauer Berg, Gesellschaft für Sozialplanung mbH, Dezember 2009, S. 8 f.</ref>
Während der [[Zeit des Nationalsozialismus|NS-Zeit]] war der Arbeiterbezirk eine Hochburg des [[Widerstand gegen den Nationalsozialismus|Widerstandes]]. Berühmte [[Antifaschist|Antifaschisten]] wie [[Anton Saefkow]], [[Käthe Niederkirchner]] und [[Heinz Kapelle]] agierten von Prenzlauer Berg aus. Doch auch sie konnten nicht verhindern, dass viele jüdische Bewohner des Prenzlauer Bergs, wie der spätere Präsident des [[Zentralrat der Juden in Deutschland|Zentralrats der Juden]] [[Heinz Galinski]], [[Deportation|deportiert]] wurden. Der jüdische Maler [[Max Liebermann]] war bereits 1935 gestorben und auf dem Jüdischen Friedhof Prenzlauer Berg beigesetzt worden. Zur Beerdigung trauten sich wenige. Eine der wenigen war die wahrscheinlich berühmteste Einwohnerin des Prenzlauer Bergs, [[Käthe Kollwitz]]. Sie wohnte seit [[1891]] mit ihrem Mann, dem Arzt Dr. Karl Kollwitz, in einem Haus am heute nach ihr benannten Kollwitzplatz. Ihr Haus wurde bei Bombenangriffen im November 1943 mitsamt vieler Werke zerstört.


Zur Streitfrage, ob in Prenzlauer Berg und insbesondere der Gegend um den Kollwitzplatz eine Verdrängung der angestammten Bewohner durch steigende Mieten bzw. Zunahme von Eigentumswohnungen oder ein moderater Wandel stattgefunden hat, sagte der bekannte Soziologe und anerkannte Experte für [[Gentrifizierung]] [[Hartmut Häußermann]], dass sich der soziale Wandel im Kiez relativ moderat vollzogen habe, auch wenn das der allgemeinen Wahrnehmung widerspreche. Anders als sein Schüler [[Andrej Holm]] weigert er sich, von Gentrifizierung überhaupt noch zu sprechen – das sei ein „politischer Kampfbegriff“ geworden. Der Großteil der Weggezogenen sei freiwillig gegangen. Die Vertriebenen gebe es auch, die aus ihren Wohnungen gemobbt oder herausgekauft worden seien. Das seien viele Einzelfälle, aber nicht die Regel. Der Trend zu schicken Eigentumswohnungen treibe die Mieten hoch. Das gefährde die [[Soziale Durchmischung|soziale Mischung]] und langfristig das bunte, attraktive Leben im Kiez.<ref name="tagesspiegel2784775" />
Nach dem Krieg waren es wieder vorrangig Künstler, die den Bezirk prägten. In den [[1950er|50er]] und [[1960er|60er Jahren]] lebten hier unter anderem die Schriftsteller [[Bruno Apitz]] („[[Nackt unter Wölfen]]“), [[Peter Hacks]], [[Heinz Kahlau]], [[Herbert Nachbar]] und [[Dieter Noll]], aber auch der Sänger [[Fredy Sieg]]. Weitere Persönlichkeiten sind die Schriftsteller [[Klaus Schlesinger]] und [[Klaus Kordon]], die Politiker [[Andreas Matthae]] und [[Wolfgang Thierse]] und der Filmemacher [[Andreas Weiß]].


Jüngere Leute lieben die lebendige Mischung aus Kneipen und Kultur in den südlichen Kiezen und sind in den letzten zehn Jahren zur Überraschung der Kommunalpolitiker und Journalisten mit ihren kleinen Kindern in den Ortsteil gezogen. Wurde noch Mitte der 1990er Jahre der Wegzug von Familien mit Kindern öffentlich beklagt, so gilt heute der Bereich um den [[Helmholtzplatz|Helmholtz-]] und [[Kollwitzplatz]] als die kinderreichste Gegend der Stadt. Im Jahr 2008 forderte die zuständige Schulstadträtin gar einen Baustopp für neue Wohnungen, da die Einschulungszahlen zweistellig wachsen und im [[Bezirk Pankow]] in den nächsten Jahren im Schnitt jedes Jahr eine neue Grundschule benötigt würde.<ref>{{Literatur| Titel=Prenzlauer Berg erwartet Raumnot an Schulen| Datum=2008-04-03| Sammelwerk=[[Tagesspiegel]]| Online=[https://www.tagesspiegel.de/berlin/prenzlauer-berg-erwartet-raumnot-an-schulen-3702211.html Online]}}</ref><ref>[https://www.welt.de/regionales/berlin/article1866194/Grundschueler-droht-Untericht-in-Containern.html ''Grundschüler droht Unterricht in Containern.''] In: ''[[Welt Online]]'', 3. April 2008.</ref> Tatsächlich gab es diese Schulen bis in die späten 1990er Jahre im Prenzlauer Berg. Sie wurden erst in diesen Jahren gegen Elternproteste von den Vorgängern der Stadtschulrätin geschlossen.<ref>[http://www.berliner-zeitung.de/archiv/protest-gegen-schulschliessung,10810590,9244804.html ''Elternprotest 1997 gegen Schulschließung''.] In: ''[[Berliner Zeitung]]'', 26.&nbsp;Februar 1997.</ref>
Auch heute sind es vorrangig Künstler, die im Bezirk zu Hause sind, darunter die Schauspieler [[Heike Makatsch]] und [[Matthias Schweighöfer]].

Seit Mitte der 2000er Jahre steigt die Nachfrage nach Wohnraum in Prenzlauer Berg stark an, sodass auch die letzten freien Gebäudeflächen für Wohnneubauten genutzt werden. Für die Fläche der 1963 trotz heftiger Proteste abgerissenen ''Puhlmann-Lichtspiele'' zwischen Schönhauser Allee 148 und [[Kastanienallee (Berlin-Prenzlauer Berg)|Kastanienallee]] 97–99 wird derzeit ein Bebauungsplan vorbereitet, der neben Wohngebäuden mit Atelierwohnungen eine kulturelle Nutzung sowie den Bau eines öffentlichen Weges zwischen Kastanien- und Schönhauser Allee festschreiben soll.<ref>{{Webarchiv |url=http://www.mieterberatungpb.de/admin/download/files/12_2008.pdf |text=''„Vor Ort“ – Stadterneuerung in Prenzlauer Berg, Weißensee und Pankow.'' Dezember 2008. |wayback=20140202110107}} (PDF) Mieterberatung Prenzlauer Berg, Gesellschaft für Sozialplanung mbH, S. 13.</ref><ref>''[[Berliner Woche]]'', 30. Dezember 2009, S. 1.</ref>

Auch die in der öffentlichen Wahrnehmung kaum mit dem Prenzlauer Berg in Verbindung gebrachten Siedlungsbauten der 1920er und 1930er Jahre im Norden und Osten, wie beispielsweise die [[Wohnstadt Carl Legien]] (80 Prozent Zweizimmerwohnungen),<ref>{{Webarchiv |url=http://www.stadtentwicklung.berlin.de/denkmal/denkmale_in_berlin/de/weltkulturerbe/siedlungen/carl_legien.shtml |text=Website der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung |wayback=20170322014138}}</ref> wurden seit Mitte der 1990er Jahre saniert. Die völlig andere Sozialstruktur hier wie auch in den Plattenbauten des [[Ernst-Thälmann-Park]]s mit vielen älteren und einkommensschwächeren Bewohnern sorgt dafür, dass der Ortsteil Prenzlauer Berg als Ganzes nach wie vor in vielen Statistiken eher durchschnittliche Sozialindikatoren (wie Geburtenrate<ref>Anne Brüning: [http://www.berliner-kurier.de/nachrichtenarchiv/16582550,16582550.html ''Baby-Boom am Stadtrand''.] In: ''[[Berliner Zeitung]]'', 11.&nbsp;November 2009.</ref>) aufweist.

== Leben – Kultur – Subkultur ==
[[Datei:Schönhauser Allee 01.jpg|mini|Schönhauser Allee-S-Bahnhof, um 1905]]
[[Datei:Theater unterm-Dach PrzBerg.jpg|mini|''[[Theater unterm Dach (Berlin)|Theater unterm Dach]]'']]

Schon zu DDR-Zeiten prägten Studenten, Kulturinitiativen und Literaten das Image von Prenzlauer Berg. Vor allem seit den 1970er Jahren zogen Künstler, Oppositionelle und Punks in die Häuser mit ihrem damaligen maroden Charme.<ref name="diezeit_20180311">{{Internetquelle |url=https://www.zeit.de/wissen/geschichte/2018-02/prenzlauer-berg-historie-ddr-opposition-gentrifizierung-berlin-revolte/komplettansicht/|titel=Prenzlauer Berg: Vorm Soja-Chai-Latte war hier noch Punk |autor=Michael Sontheimer, Peter Wensierski |werk=[[Die Zeit]] |datum=2018-03-11 |abruf=2024-01-02}}</ref>

Nach dem [[Mauerfall|Fall der Mauer]] entwickelte sich der Prenzlauer Berg aufgrund zahlreicher leerstehender Gewerberäume in den frühen 1990er Jahren zunächst zum [[Szeneviertel]] mit zahlreichen Cafés, Bars und Clubs, vor allem in den Straßen um den Kollwitzplatz und den Helmholtzplatz. Diese frühen Underground-Bars und Clubs verschwanden aber mit der zunehmenden [[Sanierung (Bauwesen)|Durchsanierung]] und Gentrifizierung des Stadtteils bereits ab Mitte der 1990er Jahre wieder. Von den damaligen Clubs existiert heute nur noch der ''frannz Club'' als inoffizieller Nachfolger des ''[[Franz-Club]]'' (1970–1997), andere langjährige Clubs wie der ''[[Knaack-Klub]]'' (1952–2010), das Icon (1997–2012) oder der ''Klub der Republik'' (2002–2012) mussten bis Anfang der 2010er Jahre schließen, oder wanderten wie der ''Magnet Club'' (2001–2010) nach Kreuzberg ab.<ref name="pbn_20190131">{{Internetquelle |url=https://www.prenzlauerberg-nachrichten.de/2019/01/31/prenzlauer-berger-clubleben-ideell-kommerziell-uninteressant/|titel=Prenzlauer Berger Clubleben: Früher ideell, heute kommerziell? |autor=Victoria Scherff |werk=Prenzlauer Berg Nachrichten |datum=2019-01-31 |abruf=2024-01-02}}</ref><ref name="morgenpost_20120115">{{Internetquelle |url=https://www.morgenpost.de/berlin-aktuell/article105890780/In-Prenzlauer-Berg-schliesst-der-naechste-Club.html |titel=In Prenzlauer Berg schließt der nächste Club |autor=Judith Luig |werk=[[Berliner Morgenpost]] |datum=2012-01-15|abruf=2024-01-02}}</ref> Nach der Jahrtausendwende galt der Prenzlauer Berg mit seinen inzwischen überteuerten Mieten, durchgestylten Kneipen und schicken Läden vielen bald als „Speerspitze der Gentrifizierung Berlins“, als „[[Spießer]]gegend des neuen Berlin“<ref name="diezeit_20180311"/> sowie als eines der „langweiligsten Viertel“ der Stadt.<ref name="FR_20210609">{{Internetquelle |url=https://www.fr.de/kultur/gesellschaft/wer-gentrifizierung-sagt-ist-dagegen-90794029.html |titel=Wer Gentrifizierung sagt, ist dagegen |autor=Robert Kaltenbrunner |werk=[[Frankfurter Rundschau]] |datum=2021-06-09 |abruf=2024-01-02}}</ref> In den 2020er Jahren existieren nur noch wenige Musikspielstätten und kommerzielle Diskotheken im Prenzlauer Berg, unter anderem das ''[[Kesselhaus in der Kulturbrauerei|Kesselhaus]]'' und der ''Soda Club'' in der Kulturbrauerei.

Insbesondere im [[Kollwitzplatz|Kollwitzkiez]], in der Gegend um den Helmholtzplatz sowie in der Oderberger Straße gibt es viele Restaurants und Cafés. In der Kastanienallee finden sich zudem viele kleinere Geschäfte, das unabhängige Programmkino ''[[Lichtblick-Kino|Lichtblick]]'' und das ''Dock11-Theater.'' Die ''[[Kulturbrauerei]]'' ist das größte Kulturzentrum im Prenzlauer Berg. Sie befindet sich im Gebäudekomplex der ehemaligen Schultheiss-Brauerei an der Schönhauser Allee/Danziger Straße, der von September 1998 bis Januar 2001 saniert wurde. Hier gibt es Kinos, Restaurants und Theater: Das schon 1922 in Berlin gegründete russische Kammertheater und das ''[[Theater RambaZamba]],'' in dem der Verein Sonnenuhr e.&nbsp;V. mit geistig behinderten Künstlern arbeitet. Daneben befinden sich auf dem Areal auch Veranstaltungsräume, Clubs, und die ''[[Literaturwerkstatt Berlin]].''

Der kommerzielle Mittelpunkt des Ortsteils liegt beim [[Bahnhof Berlin Schönhauser Allee|S-Bahnhof Schönhauser Allee]], wo die ''Schönhauser Allee Arcaden'', ein Einkaufszentrum nach dem typischen Muster der ostdeutschen Nachwendejahre, Kunden auch aus dem ursprünglichen Pankow anziehen. Typisch für Prenzlauer Berg sind kleine [[Autonomie|autonome]] Läden.

In ein früheres Verwaltungs- und Wohnhaus der Berliner Städtischen Gasanstalt (bis 1981 genutzt) in der Danziger Straße 101 am Ernst-Thälmann-Park zog nach Umbau und Sanierung 1986 das ''[[Theater unterm Dach (Berlin)|Theater unterm Dach]]'', ein professioneller Theaterspielverein, ein. Das Haus besitzt 99 Sitzplätze und einige Probenräume.

== Persönlichkeiten ==
[[Datei:Hilsdorf, Jacob - Max Liebermann (Zeno Fotografie).jpg|mini|hochkant|Der Maler [[Max Liebermann]] wurde auf dem jüdischen Friedhof in Prenzlauer Berg beigesetzt]]
[[Datei:Erdt Hans Rudi Moslem.jpg|mini|Werbemarke der Cigarettenfabrik ''Problem''. Entwurf: [[Hans Rudi Erdt]], um 1908]]

Die Menschen, die Prenzlauer Berg prägten, sind vor allem Künstler. Am 20. August 1892 nahm [[Max Skladanowsky]] seinen Bruder [[Emil Skladanowsky|Emil]] im Eckhaus Schönhauser/Kastanienallee bei gymnastischen Übungen auf: dies sind die ersten deutschen Filmaufnahmen überhaupt. Noch viele Jahre nutzte Skladanowsky den Dachboden für filmische Zwecke. Schon 1856 gründete [[Gustav Langenscheidt]] in einem der ersten Häuser der Schönhauser Allee [[Langenscheidt Verlag|seinen Verlag]]. Auch der Kabarettist, Entertainer und Moderator [[Hans Rosenthal]] ist in Prenzlauer Berg, in der Winsstraße, aufgewachsen.

Bekannt über die Grenzen des Ortsteils hinaus wurden auch Max und Charlotte Konnopke. Sie gründeten am 4. Oktober 1930 ihren ersten [[Konnopke’s Imbiß|Imbissstand]] als Bauchladen. Nach dem Zweiten Weltkrieg erwarben sie 1947 einen Wurstwagen. 1960 wurde an der jetzigen Stelle an der [[Schönhauser Allee]] Ecke [[Danziger Straße]] ein Imbissstand errichtet. Seit dieser Zeit wird das bekannteste Konnopke-Produkt, die [[Currywurst]] mit [[Ketchup]] nach geheimem Familienrezept, verkauft. Der Stand ist eine Touristenattraktion und der Lieblingsimbiss von Prominenten gleichermaßen.

Bis Anfang der 1940er Jahre lebten und arbeiteten viele jüdische Menschen in Prenzlauer Berg. Die [[Synagoge Rykestraße|Synagoge]] in der [[Rykestraße]] wurde 2007 wiedereröffnet und ist die größte Synagoge Deutschlands. Die Familie Szlama Rochmann betrieb in der [[Greifswalder Straße]] 212/213 ihre Zigarettenfabrik ''[[Mahala-Problem-Cigarettes|Problem]]'' mit der bis in die 1930er Jahre stadtbekannten Marke ''Moslem.''

Während der [[Zeit des Nationalsozialismus]] war der Arbeiterbezirk eine Hochburg des [[Widerstand gegen den Nationalsozialismus|Widerstandes]]. Berühmte [[Antifaschist]]en wie [[Anton Saefkow]], [[Käthe Niederkirchner]] und [[Heinz Kapelle]] agierten von Prenzlauer Berg aus. Doch auch sie konnten nicht verhindern, dass viele jüdische Bewohner von Prenzlauer Berg, wie der spätere Präsident des [[Zentralrat der Juden in Deutschland|Zentralrats der Juden]] [[Heinz Galinski]], [[Deportation|deportiert]] wurden. Der jüdische Maler [[Max Liebermann]] war bereits 1935 gestorben und auf dem [[Jüdischer Friedhof Schönhauser Allee|Jüdischen Friedhof Schönhauser Allee]] beigesetzt worden. Zur Beerdigung trauten sich nur wenige. Eine davon war [[Käthe Kollwitz]]. Sie wohnte seit 1891 mit ihrem Mann, dem Arzt [[Karl Kollwitz]], in einem Haus am heute nach ihr benannten [[Kollwitzplatz]]. Ihr Haus wurde bei Bombenangriffen im November 1943 mitsamt vielen Werken zerstört.

Nach dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] waren es wieder vorrangig Künstler, die den Bezirk prägten. In den 1950er und 1960er Jahren lebten hier unter anderem die Schriftsteller [[Jurek Becker]], [[Bruno Apitz]] ''([[Nackt unter Wölfen]]),'' [[Peter Hacks]], [[Heinz Kahlau]], [[Herbert Nachbar]] und [[Dieter Noll (Schriftsteller)|Dieter Noll]], aber auch der Sänger [[Fredy Sieg]]. [[Eva-Maria Hagen]] wohnte mit Tochter [[Nina Hagen|Nina]] in der Zelterstraße. Später zog Nina Hagen in eine Ladenwohnung der [[Kastanienallee (Berlin-Prenzlauer Berg)|Kastanienallee]]. In den 1970er und 1980er Jahren lebten die Schriftstellerin [[Annemarie Bostroem]] (Paul Heyse Straße), die Schriftsteller [[Klaus Schlesinger]] (Dunckerstraße), [[Klaus Kordon]], [[Uwe Kolbe (Autor)|Uwe Kolbe]] (Schliemannstraße), [[Paul Alfred Kleinert]] (Winsstraße), [[Andreas Koziol]], [[Frank-Wolf Matthies]], [[Jan Faktor]], [[Johannes Jansen (Schriftsteller)|Johannes Jansen]], [[Bert Papenfuß-Gorek]], [[Stefan Döring (Autor)|Stefan Döring]], [[Ulrich Zieger]], der Liedersänger und Publizist [[Ekkehard Maaß]] (Schönfließer Straße), der Liedermacher [[Gerhard Schöne]] (Winsstraße), die Fotografin [[Helga Paris]] (Winsstraße), der Maler [[Konrad Knebel (Maler)|Konrad Knebel]] (Pasteurstraße) und sein [[Biograf]] [[Knut Elstermann]] (Winsstraße), der Bildhauer [[Wieland Förster]] (Senefelderplatz), der Slawist [[Fritz Mierau]] (Metzer Straße), [[Wolfgang Thierse]] (Kollwitzplatz) und sein Vorgänger als Vorsitzender der [[Sozialdemokratische Partei Deutschlands|SPD]] der DDR [[Ibrahim Böhme]] am Prenzlauer Berg. Ende der 1980er Jahre lebte [[Angela Merkel]] in der Schönhauser Allee. Die [[Bürgerrechtler]]in [[Bärbel Bohley]] lebte lange am [[Teutoburger Platz]] und kehrte 2008 in ihre dortige Wohnung zurück. 1994 zog [[Wolfgang Hilbig]] in die Metzer Straße und lebte dort bis kurz vor seinem Tod.

Auch heute wohnen und arbeiten hier viele Künstler, darunter die bildenden Künstler [[Ólafur Elíasson]], [[Olaf Nicolai]], [[Elke Pollack]], [[Nicolaus Schmidt (Künstler)|Nicolaus Schmidt]] und [[Cornelia Schleime]], der Comiczeichner [[Felix Görmann|Flix]], der Musiker und Frontmann von [[Tocotronic]], [[Dirk von Lowtzow]], die Musiker der Band Rammstein [[Till Lindemann]] und [[Christian Lorenz]], der Rapper [[MC Bomber]], die Schauspieler [[Louis Hofmann]],<ref>[http://www.berliner-zeitung.de/berlin/louis-hofmann---mir-war-egal--wo-ich-wohne--hauptsache-in-berlin--23870036 ''Louis Hofmann: „Mir war egal, wo ich wohne, Hauptsache in Berlin.“''] In: ''[[Berliner Zeitung]]'', 11. April 2016.</ref> [[Heike Makatsch]], [[Ilja Richter]], [[Katharina Wackernagel]], [[David Bennent]], [[Kurt Krömer]], [[Tom Schilling]], [[Carmen-Maja Antoni]] und [[Matthias Schweighöfer]], die Filmemacher [[Tom Tykwer]] und [[Andreas Weiß (Filmemacher)|Andreas Weiß]], die Schriftsteller [[Wladimir Kaminer]], [[Tanja Dückers]] und [[Detlef Opitz]], die Kinderbuchillustratorin [[Nadia Budde]], die Moderatoren [[Sarah Kuttner]], [[Sandra Maischberger]] und [[Benjamin Tewaag]]. Bis zu ihrem Tode wohnten [[Christoph Schlingensief]], [[Alfred Biolek]] und der Dramatiker [[René Pollesch]] ebenfalls im Viertel.


== Verkehr ==
== Verkehr ==
=== Straßen und Plätze ===
[[Bild:Strassen prenzlberg.png|thumb|220px|Straßennetz im Prenzlauer Berg]]
[[Datei:Strassen prenzlberg.png|mini|Straßennetz in Prenzlauer Berg]]
Der Prenzlauer Berg ist gut erschlossen. Die wichtigsten Straßen sind die stadtauswärts führenden ehemaligen Chausseen ([[Greifswalder Straße]]; [[Prenzlauer Allee]]; [[Schönhauser Allee]]) und die dazu rechtwinklig führenden großen Straßen ([[Danziger Straße (Berlin)|Danziger Straße]]; [[Bornholmer Straße (Berlin)|Bornholmer Straße]]; Wisbyer Straße; Ostseestraße), die einst als Ringe um die Stadt konzipiert waren. Das Straßennetz mit 192 Straßen umfasst 92 Kilometer, bedingt durch die Blockstruktur vergleichsweise wenig. Weitere wichtige Straßen sind Bötzowstraße, Hufelandstraße, Winsstraße, Kollwitzstraße, [[Sredzkistraße (Berlin)|Sredzkistraße]], Pappelallee, Raumerstraße, [[Gneiststraße]], Stargarder Straße, Kastanienallee, Oderberger Straße, Schwedter Straße und Gleimstraße. Wichtige Plätze sind Arnimplatz, Falkplatz, Helmholtzplatz (''Helmi''), Humannplatz, Kollwitzplatz (''Kolle''), Senefelderplatz, Teutoburger Platz und Arnswalder Platz.
{{Hauptartikel|Liste der Straßen und Plätze in Berlin-Prenzlauer Berg}}


Prenzlauer Berg ist gut erschlossen. Die wichtigsten Straßen sind die stadtauswärts führenden ehemaligen Chausseen ([[Schönhauser Allee]], [[Prenzlauer Allee]], [[Greifswalder Straße]], [[Landsberger Allee]]) und die rechtwinklig dazu verlaufenden großen Straßen ([[Danziger Straße]], [[Bornholmer Straße]], [[Wisbyer Straße]], [[Ostseestraße (Berlin)|Ostseestraße]]), die einst als Ringe um die Stadt konzipiert waren. Durch den Ortsteil verlaufen zwei [[Bundesstraße]]n ([[Bundesstraße 2|B&nbsp;2]] und [[Bundesstraße 96a|B&nbsp;96a]]). Das Straßennetz mit 192&nbsp;Straßen hat eine Länge von 92 Kilometern, bedingt durch die Blockstruktur vergleichsweise wenig. Wichtige Plätze sind Arnimplatz, Falkplatz, [[Helmholtzplatz]] („Helmi“), Humannplatz, [[Kollwitzplatz]] („Kolle“), [[Senefelderplatz]], [[Teutoburger Platz]], [[Stadtplatz Marie]] und [[Arnswalder Platz]] sowie der [[Volkspark Prenzlauer Berg]].
[[Bild:Oepnv prenzlberg.png|thumb|220px|Öffentlicher Personennahverkehr im Prenzlauer Berg]]
Prenzlauer Berg ist durch den S-Bahn-Ring, eine U-Bahn-Linie, neun Straßenbahnlinien und einige Buslinien sehr gut durch den [[Öffentlicher Personennahverkehr]] erschlossen.


=== Öffentlicher Personennahverkehr ===
Die [[Berliner Ringbahn|Ringstrecke]] der [[S-Bahn Berlin]] zählt auf dem Gebiet des Stadtteils fünf Bahnhöfe (''Schönhauser Allee, Prenzlauer Allee, Greifswalder Straße, Landsberger Allee'' und ''Storkower Straße''). An den ersten vier Bahnhöfen kann zur Straßenbahn umgestiegen werden, an der Schönhauser Allee außerdem zur U-Bahn.
[[Datei:Oepnv prenzlberg.png|mini|Öffentlicher Personennahverkehr in Prenzlauer Berg]]


Prenzlauer Berg ist mit dem [[Berliner Ringbahn|S-Bahn-Ring]], einer [[U-Bahn Berlin|U-Bahn]]-Linie, neun Straßenbahnlinien und einigen Buslinien sehr gut durch den [[Öffentlicher Personennahverkehr|öffentlichen Personennahverkehr]] erschlossen.
Die [[U-Bahnlinie 2 (Berlin)|Linie 2]] der [[U-Bahn Berlin|Berliner U-Bahn]] verläuft mit drei Bahnhöfen (''Senefelderplatz, Eberswalder Straße'' und ''Schönhauser Allee'') unter und über ([[Hochbahn]]) der Schönhauser Allee, der wichtigsten Einkaufsstraße des Stadtteils.


Die [[Berliner Ringbahn|Ringbahnstrecke]] der [[S-Bahn Berlin|S-Bahn]] zählt auf dem Gebiet des Ortsteils fünf Bahnhöfe ([[Bahnhof Berlin Schönhauser Allee|Schönhauser Allee]], [[Bahnhof Berlin Prenzlauer Allee|Prenzlauer Allee]], [[Bahnhof Berlin Greifswalder Straße|Greifswalder Straße]], [[Bahnhof Berlin Landsberger Allee|Landsberger Allee]] und [[Bahnhof Berlin Storkower Straße|Storkower Straße]]). An den ersten vier Bahnhöfen kann zur Straßenbahn umgestiegen werden, an der Schönhauser Allee außerdem zur U-Bahn.
Die [[Straßenbahn Berlin|Straßenbahnlinie]] M1 befährt die Kastanien- und die Schönhauser Allee, die Linie 12 die Kastanien- und Pappelallee, die M2 die Prenzlauer Allee, die M4 die Greifswalder Straße, die M10 die Danziger und Eberswalder Straße und die M13 die Wisbyer und Bornholmer Straße. An der Kreuzung Schönhauser Allee/Danziger Straße befindet sich ein „Stern“ mit Gleisen in fünf Richtungen, eine weltweit sehr seltene Anlage.


[[Datei:Flickr - IngolfBLN - Berlin - S-Bahnhof Schönhauser Allee (5).jpg|mini|[[Bahnhof Berlin Schönhauser Allee|Bahnhof Schönhauser Allee]]]]
Im Osten auf der Landsberger Allee fahren die Straßenbahnlinien M5, M6 und M8. In dieser Gegend kreuzen auch einige Buslinien das Gebiet, auch wenn der Busverkehr im Allgemeinen aufgrund des guten Ausbaus des Schienennetzes im Prenzlauer Berg unbedeutend ist.

Die [[U-Bahn-Linie U2 (Berlin)|Linie U2]] der [[U-Bahn Berlin|Berliner U-Bahn]] verläuft mit drei Bahnhöfen ([[U-Bahnhof Senefelderplatz|Senefelderplatz]], [[U-Bahnhof Eberswalder Straße|Eberswalder Straße]] und Schönhauser Allee) in Prenzlauer Berg teilweise unter und überwiegend als [[Hochbahn]] über der Schönhauser Allee, der wichtigsten Einkaufsstraße des Ortsteils.

Die [[Straßenbahn Berlin|Straßenbahnlinie]] M1 befährt die Kastanien- und die Schönhauser Allee, die Linie 12 die Kastanien- und Pappelallee sowie die Stahlheimer Straße, die M2 die Prenzlauer Allee, die M4 die Greifswalder Straße, die M10 die Danziger und Eberswalder Straße und die M13 die Wisbyer und Bornholmer Straße. An der Kreuzung Schönhauser Allee/Danziger Straße befindet sich ein „Stern“ mit Gleisen in fünf Richtungen.

Im Osten auf der Landsberger Allee fahren die Straßenbahnlinien M5, M6 und M8. In dieser Gegend kreuzen auch einige Buslinien (156, 200) das Gebiet, auch wenn der Busverkehr im Allgemeinen aufgrund des guten Ausbaus des Schienennetzes in Prenzlauer Berg unbedeutend ist.

=== Fahrradwege ===
Prenzlauer Berg ist auch in das Netz der Fernradwege eingebunden. Der [[Radfernweg Berlin–Usedom]] kommt von der [[Museumsinsel (Berlin)|Museumsinsel]] die Schönhauser Allee hoch, biegt dann in die Schwedter Straße ab und führt durch den [[Mauerpark]]. Er führt weiter zum Schlosspark Pankow und nach Karow und Buch. Zwischen den Ortsteilen Prenzlauer Berg und [[Berlin-Gesundbrunnen|Gesundbrunnen]] entspricht ihm der ''[[Berliner Mauerweg]]'', der dem Verlauf der [[Berliner Mauer]] folgt.

== Flora und Fauna ==
[[Datei:Berlin-Prenzlauer Berg - Ernst-Thälmann-Park 01.jpg|mini|[[Ernst-Thälmann-Park]]]]

Von West nach Ost ist das von Gründerzeitbauten geprägte Prenzlauer Berg besonders in der südlichen Hälfte von zahlreichen Grünflächen durchsetzt. Der [[Mauerpark]] im Bereich der ehemaligen Grenze ist der jüngste Grünbereich, der Jüdische Friedhof an der Schönhauser Allee gehört dagegen zu den historischen Grünflächen. Der Zusammenhang aller Grünzonen, vom jüdischen Friedhof über das Wasserturmareal und den [[Ernst-Thälmann-Park]] bis hin zum [[Volkspark Prenzlauer Berg]], bietet inzwischen zahlreichen Vogelarten, die ursprünglich keine Kulturfolger waren, einen dauerhaften sowie genügend großen und vielgestaltigen Lebensraum. Dieser ökologische Zusammenhang zwischen den größeren Flächen der Parks und Friedhöfe (z.&nbsp;B. [[Alter Friedhof vor dem Prenzlauer Tor]]) wird durch die inzwischen zu einem großen Teil begrünten Hinterhöfe der Wohn- und Geschäftsbauten hergestellt. Im Zuge der Sanierung nach 1990 wurden dabei im großen Maßstab mit Beton und Asphalt versiegelte Flächen aufgebrochen und wieder begrünt.

Zu den in den südlichen Kiezen heimischen Vögeln zählen unter anderem [[Buntspecht]], [[Grasmücke]], [[Kleiber (Art)|Kleiber]], [[Nachtigall]], [[Rotkehlchen]], [[Schwanzmeise]], [[Stieglitz]], [[Mäusebussard]], [[Habicht]] und [[Turmfalke]]. Während der Bestand dieser Arten teilweise weiterhin zunimmt, ist umgekehrt als Folge der Altbausanierung der Bestand der Tierarten, die in den Nischen und ungenutzten Räumen der maroden Altbauten gelebt haben, stark zurückgegangen. Zu diesen, hier inzwischen im Bestand bedrohten Arten, gehören die verschiedenen [[Fledermaus]]arten und der [[Steinmarder]], der noch bis 2005 auf den Dächern des Kollwitzkiezes gesichtet wurde. Der [[Mauersegler]], dessen Bestände in den Jahren der Sanierung zurückgegangen waren, ist inzwischen (Stand: 2022) nicht mehr bedroht.<ref>[https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Mauersegler_J%C3%BCdischer_Friedhof-10405-Berlin-2022-06-21.jpg Foto aus 2022, Mauersegler über dem jüdischen Friedhof]</ref> Ein Grund für die Bestandserholung kann die zunehmende Zahl von installierten [[Nistkasten|Nistkästen]] sein, wie sie u. a. die [[Grüne Liga]] anbietet.


== Politik ==
== Politik ==
Seit der Berliner Bezirksreform vom [[1. Januar]] [[2001]] ist Prenzlauer Berg kein eigenständiger Bezirk mehr sondern ein Stadtteil des Großbezirks [[Berlin-Pankow|Pankow]]. Dabei wurde vor und nach der Durchführung immer wieder kontrovers über den Namen diskutiert, letztendlich bleibt der Name „Prenzlauer Berg“ aber nur noch für einen Stadtteil erhalten.
Seit der Berliner Bezirksreform vom 1. Januar 2001 ist Prenzlauer Berg kein eigenständiger Bezirk mehr, sondern ein Ortsteil des Fusionsbezirks [[Bezirk Pankow|Pankow]]. Dabei wurde vor und nach der Reform immer wieder [[Kontroverse|kontrovers]] über den Namen diskutiert, letztendlich blieb der Name „Prenzlauer Berg“ aber nur noch für einen Ortsteil erhalten.

Seit der Gründung des Bezirks 1920 war die vorherrschende politische Kraft in Prenzlauer Berg die Sozialdemokratie ([[Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands|USPD]] 29 von 61 Sitzen; [[Sozialdemokratische Partei Deutschlands|SPD]] 12). Sie stellte bis 1933 die stärkste Fraktion im Bezirksparlament und den Bürgermeister, z.&nbsp;B. von 1926 bis 1933 [[Otto Ostrowski]]. Ab 1933 regierte auch hier die [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|NSDAP]]. Gleich nach dem Zweiten Weltkrieg beauftragte die sowjetische Besatzungsbehörde [[Loyalität|loyale]] kommunistische Funktionäre mit dem Wiederaufbau. Doch die [[Wahlen in Berlin#Wahl 1946|ersten Wahlen zum Berliner Abgeordnetenhaus]] und zur [[Bezirk von Berlin#Bezirksverordnetenversammlung|Bezirksverordnetenversammlung]] (BVV) am 20.&nbsp;Oktober 1946 gewann die SPD mit jeweils über 45 % der Stimmen. 1948 musste der SPD-Bürgermeister seinen Platz räumen, und während der DDR-Zeit konnten nur noch die Kandidaten der Einheitsliste der [[Nationale Front (DDR)|Nationalen Front]] gewählt werden.

=== Bezirksbürgermeister/Stadtbezirksbürgermeister ===
Zwischen 1921 und 2000 gab es 17 Bezirksbürgermeister, von denen [[Harry Gnilka]] am längsten diesen Posten innehatte (21 Jahre).<ref>{{LuiseBMS |Autor= |Titel=Dokumentiert: Berlins Bezirksbürgermeister |ID=dokc |Nr=7 |Jahr=1997 |Seite=}}</ref>
{| class="wikitable sortable zebra"
! Zeitraum !! Name !! Partei
|-
| April 1921–September 1925
| [[Paul John (Politiker)|Paul John]]
| [[Sozialdemokratische Partei Deutschlands|SPD]]
|-
| September 1925–Januar 1926
| Fröhlich (kommissarisch)
| SPD
|-
| Februar 1926–März 1933
| [[Otto Ostrowski]]
| SPD
|-
| März 1933–Februar 1934
| [[Arnold Krüger (Politiker, I)|Arnold Krüger]]
|
|-
| Februar 1934–April 1945
| [[Karl Bombach]]
| [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|NSDAP]]
|-
| Mai 1945–Oktober 1946
| [[Gustav Degner]]
| [[Kommunistische Partei Deutschlands|KPD]]/[[Sozialistische Einheitspartei Deutschlands|SED]]
|-
| Dezember 1946–Oktober 1947
| [[Ella Kay]]
| SPD
|-
| Januar 1948–November 1948
| [[Kurt Exner (Politiker)|Kurt Exner]]
| SPD
|-
| Dezember 1948–März 1949
| [[Richard Döling]]
| SED
|-
| März 1949–Februar 1953
| [[Robert Hensel]]
| SED
|-
| Februar 1953–Februar 1956
| [[Änne Saefkow]]
| SED
|-
| März 1956–Februar 1964
| [[Horst Hilbert]]
| SED
|-
| März 1964–März 1968
| [[Willi Jahnke]]
| SED
|-
| April 1968–Mai 1989
| [[Harry Gnilka]]
| SED
|-
| Mai 1989–Mai 1990
| [[Wolfgang Schulze (Prenzlauer Berg)|Wolfgang Schulze]]
| SED
|-
| Juni 1990–1995
|[[Manfred Dennert]]
| SPD
|-
| Februar 1996–Dezember 2000
| [[Reinhard Kraetzer]]
| SPD
|-
|}

=== Bundestagswahlen ===
Bei den ersten freien [[Volkskammer]]wahlen in der DDR am 18. März 1990 gab es in Prenzlauer Berg mit 87,0 % die geringste Wahlbeteiligung im [[Ost-Berlin|Osten Berlins]]. Das Ergebnis: [[SPD Berlin|SPD]] (37,7 %) vor [[Partei des Demokratischen Sozialismus|PDS]] (23,3 %), [[CDU Berlin|CDU]] (19,1 %) und [[Bündnis 90]] (8,5 %). Das gute Berliner Ergebnis von Bündnis 90 (auch die ''GRÜNE-UFV'' hatten 3,4 %) zeigte einen großstädtischen grünen Trend, der auch bei der Wahl zur Stadtverordnetenversammlung am 6. Mai 1990 anhielt (13,8 %).<ref name="Wahlergebnisse">[http://www.berlin.de/wahlen/index.php/wahldatenbank/tabellen/tabellen.htm Berliner Wahlergebnisse]</ref>

Nach der [[Deutsche Wiedervereinigung|deutschen Wiedervereinigung]] verstärkte sich dieses Profil. Die SPD war in Prenzlauer Berg bei [[Bundestagswahl]]en lange Zeit die stärkste Kraft mit Werten um die 35 %, bevor sie (dem bundesdeutschen Trend folgend) bei der [[Bundestagswahl 2009|Wahl 2009]] fast die Hälfte verlor und mit weniger als 19 % nur noch die drittstärkste Kraft war, bevor sie ihr Ergebnis bei der [[Bundestagswahl 2013|Wahl 2013]] wieder ein wenig verbessern konnte (23,1 %). Bis 2009 konnten sich die Grünen kontinuierlich verbessern, von 10,3 % (1990) auf 28,6 % (2009) – 2013 konnten allerdings nur noch 21,1 % erzielt werden. Die PDS/Linkspartei erreichte konstant [[Zweitstimme]]nanteile zwischen 20 % und 25 % (Ausnahme 1994: 29,8 %). Die CDU verschlechterte sich zunächst kontinuierlich von 25,0 % (1990) auf 10,2 % (2005), konnte sich 2009 jedoch geringfügig auf 12,7 % steigern und 2013 17,8 % der Stimmen holen. Die FDP erreichte nur 1990, 2005 und 2009 mehr als 5 % der Zweitstimmen. Die 2009 erstmals antretende [[Piratenpartei Deutschland|Piratenpartei]] erzielte im Ortsteil auf Anhieb 5,4 % der Stimmen, 2013 sank dieses Ergebnis geringfügig auf 5,1 %.

Viermal errangen die Grünen im östlichen Prenzlauer Berg, der zum Wahlkreis ''Friedrichshain-Kreuzberg-Prenzlauer Berg Ost'' gehört, das jeweils einzige [[Direktmandat]] bei Bundestagswahlen. Bei den Wahlen [[Bundestagswahl 2002|2002]], [[Bundestagswahl 2005|2005]], 2009 und 2013 erhielt [[Hans-Christian Ströbele]] im Wahlkreis ''Friedrichshain-Kreuzberg-Prenzlauer Berg Ost'' die meisten Erststimmen. In einem Wahllokal am Helmholtzplatz erreichten die Grünen 2005 mit 42 % der Stimmen ihr berlinweit bestes Ergebnis. Der westliche Teil des Ortsteils mit dem [[Kollwitzplatz]] und der [[Schönhauser Allee]] gehört zum Wahlkreis 77 ''Berlin-Pankow.'' 2009 errang hier [[Stefan Liebich]] für die [[Die Linke|Linke]] das Direktmandat unter anderem gegen den ehemaligen Bundestagspräsidenten [[Wolfgang Thierse]]; 2013 gewann Liebich erneut das Direktmandat.

=== Berliner Wahlen ===
Bei [[Wahlen in Berlin|Wahlen zum Berliner Abgeordnetenhaus]] errang die SPD sowohl 1995 als auch 1999 um die 19 %, die Grünen waren stabil bei 17,5 %, die PDS konnte sich in diesem Zeitraum von 30 % auf fast 35 % verbessern. Die CDU erreichte Anfang der 1990er Jahre Ergebnisse oberhalb der 20 %. 1999 bekam sie 20,7 % der Stimmen, was auf hohe Sympathiewerte für den damaligen [[Regierender Bürgermeister von Berlin|Regierenden Bürgermeister]] [[Eberhard Diepgen]] zurückzuführen sein dürfte. Bei der vorgezogenen Neuwahl 2001 nach dem Ende der großen Koalition gab es für die CDU in Prenzlauer Berg herbe Verluste, sie sackte auf 8,3 % ab. Gewinner war die PDS, die auf 42,1 % zulegte, die SPD verbesserte sich auf 24,0 %. Die Grünen verloren leicht und erreichten 15,9 %, die FDP – bis dato um die 1 % unbedeutend – erreichte ihr bestes Ergebnis mit 4,8 %.<ref name="Wahlergebnisse" />


Nachdem die PDS (seit 2005 [[Die Linke]]) nach der Wahl 2001 in Berlin Regierungsverantwortung als Koalitionspartner der SPD übernommen hatte, musste sie 2006 mehr als die Hälfte der Stimmen abgeben. Gewinner dieser Wahl in Prenzlauer Berg waren die Grünen (23,9 %) und die SPD (30,6 %). Die CDU erreichte nur noch 7,8 %, auch die FDP verlor auf nun 4,5 %.
Ab der Gründung des Bezirks 1920 war die vorherrschende Kraft des Prenzlauer Bergs die sozialdemokratischen Parteien (USPD 29 von 61 Sitzen; SPD 12). Sie stellte bis 1933 die stärkste Kraft im Bezirksparlament und den Bürgermeister. Ab 1933 regierte auch hier die NSDAP. Gleich nach dem Krieg beauftragte die sowjetische Besatzungsbehörde loyale kommunistische Funktionäre mit dem Wiederaufbau. Doch bei den ersten Wahlen gewann die SPD. Ab 1948 musste deren Bürgermeister seinen Platz räumen und während der DDR-Zeit wurde offiziell ausschließlich die SED gewählt.


Der Ortsteil war bei der Berlinwahl 2006 in vier Wahlkreise geteilt. In zweien siegte ein Kandidat der SPD, in den anderen beiden setzte sich jeweils der Direktkandidat der Grünen durch, womit erstmals im Ostteil Berlins grüne Politiker Direktmandate fürs Abgeordnetenhaus erreichten. Insgesamt wird im westlichen Teil von Prenzlauer Berg mehr grün gewählt (mehr als 30 %, in mehreren Wahllokalen über 40 %), als im Ortsteilosten (nur etwa 16 %, ein Wahllokal im Nordosten gar unter 1 %).
Heute zeigt sich bei Wahlen das für Ostberlin typische linke Profil mit typisch großstädtischem grünen Profil. Bei den letzten Berliner Wahlen zum Abgeordnetenhaus am [[21. Oktober]] [[2001]] erreichte die [[Partei des Demokratischen Sozialismus|PDS]] 42,6% der [[Zweitstimme]]n, die [[Sozialdemokratische Partei Deutschlands|SPD]] 24,2%, [[Bündnis 90/Die Grünen|die Grünen]] 16,0%, die [[Christlich Demokratische Union Deutschlands|CDU]] 8,4% und die [[Freie Demokratische Partei|FDP]] 4,8%. Bei den Europawahlen 2004 hingegen waren die Grünen mit 41,7% der Stimmen stärkste Kraft vor der PDS mit 21,8% und der SPD mit 15,2%. Auch das bisher einzige [[Direktmandat]] der Grünen bei der [[Bundestagswahl]] [[2002]] (für [[Christian Ströbele]]) hat die Partei den ''Prenzlbergern'' zu verdanken: Der zwischen Prenzlauer Allee und der Grenze zu [[Berlin-Friedrichshain|Friedrichshain]] gelegene Teil wurde mit dem Bezirk [[Friedrichshain-Kreuzberg]] zum Wahlkreis 84 zusammengelegt.


== Wirtschaft ==
== Wirtschaft ==
[[Bild:mk_Berlin_Pfefferberg.jpg|thumb|220px|Gastronomie und Kultur in einer ehemaligen Brauerei: Der Pfefferberg am Senefelderplatz]]Wirtschaftlich war der Prenzlauer Berg schon immer unbedeutend. Neben dem [[Gaswerk]] waren [[Brauerei]]en (Schultheiss, Landré, Pfeffer, Bötzow, Groterjan) die wichtigsten Betriebe im Bezirk.
[[Datei:Brauerei - Pfefferberg Ansicht ( Berlin ).jpg|mini|Gastronomie und Kultur in einer ehemaligen Brauerei: Der Pfefferberg am Senefelderplatz]]


Neben dem [[Gaswerk]] waren [[Brauerei]]en ([[Schultheiss-Brauerei|Schultheiss]], Landré, [[Pfefferberg (Berlin)|Pfefferberg]], [[Bötzow-Brauerei|Bötzow]] und [[Malzbierbrauerei Groterjan|Groterjan]]) die wichtigsten Betriebe im Bezirk.
Heute dominieren vor allem [[Gastronomie]], [[Kultur]], [[Einzelhandel]] und [[Mittelstand|mittelständisches Gewerbe]]. Vor allem die Potentiale der Gastronomie scheinen unerschöpflich. Gab es 1991 noch 231 Gaststätten und Lokale im Bezirk, sind es heute über 600.


Seit den 2010er Jahren dominieren vor allem [[Gastronomie]], [[Kultur]], [[Einzelhandel]] und [[Mittelstand|mittelständisches Gewerbe]]. Vor allem das Potenzial der Gastronomie scheint unerschöpflich. Gab es 1991 noch 231 Gaststätten und Lokale, sind es heute über 600.
Während des Internet-Booms um die letzte Jahrhundertwende siedelten sich außerdem zahlreiche kleine und mittlere Webdienstleister im Bezirk an. In den Wohnkiezen abseits der Hauptachsen gibt es zahlreiche Galerien und Geschäfte ansässiger Künstler, Kunsthandwerker und Modelabels.


Während des [[Internet]]-Booms um das Jahr 2000 siedelten sich außerdem zahlreiche kleine und mittlere [[Webdesign|Webdienstleister]] in Prenzlauer Berg an. In den Wohnkiezen abseits der Hauptachsen gibt es zahlreiche Galerien und Geschäfte ansässiger Künstler, Kunsthandwerker und Modelabels.
In der Schönhauser Allee, der nördlichen Prenzlauer Allee (zwischen Danziger Straße und Bahnhof) sowie der Greifswalder Straße im Bereich des Ringbahnhofs findet sich die „übliche“ Einzelhandelsmischung mittlerer und kleinerer Stadtteilzentren.


In der Schönhauser Allee, der nördlichen Prenzlauer Allee (zwischen Danziger Straße und Bahnhof) sowie der Greifswalder Straße im Bereich des Ringbahnhofs findet sich die übliche Einzelhandelsmischung mittlerer und kleinerer Stadtteilzentren. Am Senefelderplatz befindet sich der größte Bio-Markt Europas.<ref>[http://www.berliner-kurier.de/archiv/europas-groesstes-bio-kaufhaus-macht-auf-am-5--mai-geht-s-los-und-der-betreiber-verspricht-das-umfangreichste-bio-sortiment-an-kinderartikeln-prenzlauer-berg,8259702,3992666.html ''Europas größtes Bio-Kaufhaus macht auf''.] In: ''[[Berliner Kurier]]'', 30.&nbsp;April 2007.</ref>
Im südöstlichen Bereich des Stadtteils auf dem Gebiet des alten Schlachthofs entsteht derzeit ein Gewerbegebiet mit über 250.000 m² Gewerbeflächen und einigen hundert Wohnungen. Auch hier siedeln sich hauptsächlich Dienstleister (Ingenieure, Anwälte...) an. Es entstand aber auch eine [[Werkstatt für behinderte Menschen]] für 260 Behinderte und 60 Ausbilder. Auf dem Gelände am S-Bahnhof Storkower Straße wurde ein Fachmarktzentrum mit Baumarkt, Gartencenter und Möbelmarkt errichtet.

Im südöstlichen Bereich des Ortsteils auf dem Gebiet des alten [[Zentralvieh- und Schlachthof (Berlin)|Zentralvieh- und Schlachthofs]] an der Landsberger Allee entstand ein Gewerbegebiet mit über 250.000 m² Gewerbeflächen und mehreren hundert Wohnungen. Bei der Umsetzung sind aber schon etliche Träume der Senatsplanung geplatzt, groß angekündigte Ansiedlungen wurden storniert. Auch siedelten sich hauptsächlich Dienstleister (Ingenieure, Anwälte usw.) an. Es entstand schon unter anderem eine [[Werkstatt für behinderte Menschen]] für 260 Behinderte und 60 Ausbilder. Auf dem Gelände am S-Bahnhof Storkower Straße wurde ein Fachmarktzentrum mit Baumarkt, Gartencenter und Möbelmarkt errichtet.


== Bildung ==
== Bildung ==
In Prenzlauer Berg gibt es 16 [[Grundschule]]n mit ca. 4500 Schülern. Zwei der Grundschulen sind private Schulen. Weiterhin gibt es eine [[Hauptschule]] (260 Schüler), drei öffentliche und eine private [[Realschule]] (zusammen 850 Schüler) und fünf [[Gymnasium|Gymnasien]] (3500 Schüler). Daneben existieren zwei [[Gesamtschule]]n mit zusammen 1200 Schülern, zwei [[Sonderschule]]n (170 Schüler) und 14 - vor allem private - künstlerische Schulen, Sprachenschulen, Wirtschafts- und Verwaltungsschulen und Berufsschulen.
In Prenzlauer Berg gibt es 16 [[Grundschule]]n mit rund 4500 Schülern, davon zwei private Schulen. An weiterführenden Schulen gibt es eine [[Hauptschule]] (260 Schüler), drei öffentliche und eine private [[Realschule]] (zusammen 850 Schüler), drei [[Gymnasium|Gymnasien]] (darunter das [[Gymnasium am Europasportpark]]) (3500 Schüler) und zwei [[Gesamtschule]]n mit zusammen 1200 Schülern. Ferner existieren zwei [[Förderschule (Deutschland)|Sonderschulen]] (170 Schüler) und 14 vor allem private künstlerische Schulen, Sprachenschulen, Wirtschafts- und Verwaltungsschulen und Berufsschulen.


Für die Erwachsenenbildung existiert ein [[Abendgymnasium]] und eine [[Volkshochschule]].
Der Erwachsenenbildung dienen ein [[Abendgymnasium]] und eine [[Volkshochschule]].

Es gibt drei [[Waldorfschule|Waldorfkindergärten]], was auf so kleinem Raum relativ ungewöhnlich ist.


== Sport ==
== Sport ==
Der sportliche Mittelpunkt des Bezirks konzentriert sich im Westen am '''Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark'''. Der Jahn-Sportpark wurde am 3. August [[1951]] als „Berliner Sportpark“ für die [[Weltfestspiele der Jugend|Weltjugendfestspiele]] eröffnet. Am 15. Oktober [[1952]] bekam er anlässlich des 100. Todestages des „Turnvaters“ [[Friedrich Ludwig Jahn]] seinen heutigen Namen. Am 22. Juni [[1963]] fand hier der erste [[Olympischer Tag der Leichtathletik|Olympische Tag der Leichtathletik]] statt, ein internationaler [[Leichtathletik]]-Vergleich nach dem Vorbild des nun im Westteil Berlins stattfindenden [[Internationales Stadionfest Berlin|Internationalen Stadionfestes]] (ISTAF). Diese Veranstaltung fand bis 1989 jährlich an dieser Stelle statt und es wurden mehrere Weltrekorde erzielt, unter anderem übertraf [[Uwe Hohn]] am 20. Juli 1984 als erster [[Speerwurf|Speerwerfer]] der Welt die 100-Meter-Marke (auch wenn die Anzeige nur „04,80“ Meter statt „104,80“ Meter zeigte). Im Stadion fanden zwischen 1951 und 1990 zehn Fußball-Länderspiele der [[Fußballnationalmannschaft der DDR|DDR-Nationalmannschaft]] statt, das Stadion war außerdem Spielort des DDR-Rekordmeisters [[BFC Dynamo]]. Wie in allen Sportstätten fanden auch hier viele kulturelle Veranstaltungen (u.a. ein Konzert von [[Michael Jackson]]) statt.
Der sportliche Mittelpunkt des Ortsteils konzentriert sich im Westen am [[Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark]]. Der Jahn-Sportpark an der Cantianstraße wurde am 3. August 1951 als „Berliner Sportpark“ für die [[Weltfestspiele der Jugend|Weltjugendfestspiele]] eröffnet. Am 15.&nbsp;Oktober 1952 erhielt er anlässlich des 100. Todestages des „Turnvaters“ [[Friedrich Ludwig Jahn]] seinen heutigen Namen. Am 22. Juni 1963 fand hier der erste ''[[Olympischer Tag der Leichtathletik|Olympische Tag der Leichtathletik]]'' statt, ein internationaler [[Leichtathletik]]-Vergleich nach dem Vorbild des nun im [[West-Berlin|Westteil Berlins]] stattfindenden [[Internationales Stadionfest Berlin|Internationalen Stadionfestes]] (ISTAF). Diese Veranstaltung fand bis 1989 jährlich an dieser Stelle statt. Hier wurden mehrere Weltrekorde erzielt; unter anderem übertraf [[Uwe Hohn]] am 20. Juli 1984 als erster [[Speerwurf|Speerwerfer]] der Welt die 100-Meter-Marke (auch wenn die Anzeige nur „04,80“ Meter statt „104,80“ Meter zeigte). Im Stadion fanden zwischen 1951 und 1990 zehn Fußball-Länderspiele der [[Fußballnationalmannschaft der DDR|DDR-Nationalmannschaft]] statt, das Stadion war außerdem Spielort des DDR-Rekordmeisters [[BFC Dynamo]]. Aktueller Nutzer ist der [[SV Empor Berlin]]. Wie in allen Sportstätten fanden auch hier viele kulturelle Veranstaltungen (u. a. ein Konzert von [[Michael Jackson]]) statt.


Die angrenzende '''Max-Schmeling-Halle''' wurde im Zuge der [[Olympische Spiele|Olympia]]-Bewerbung Berlins für das Jahr 2000 errichtet und am [[14. Dezember]] [[1996]] von [[Max Schmeling]] eingeweiht. Die Mehrzweckhalle ist die Heimspielstätte des [[Basketball-Bundesliga]]vereins [[ALBA Berlin]]. Des Weiteren wird sie für wechselnde sportliche Einsätze genutzt und auch für anderweitige Veranstaltungen und Konzerte.
Die angrenzende [[Max-Schmeling-Halle]] wurde im Zuge der [[Olympische Spiele|Olympiabewerbung]] Berlins für das Jahr 2000 errichtet und am 14. Dezember 1996 von [[Max Schmeling]] eingeweiht. Die Mehrzweckhalle war bis zur Saison 2007/2008 die Heimspielstätte des [[Basketball-Bundesliga]]vereins [[ALBA Berlin]]. Außerdem wird sie für weitere sportliche Ereignisse, Veranstaltungen und Konzerte genutzt.


Ähnliches gilt für das '''Velodrom''' am S-Bahnhof Landsberger Allee. Auch dieses Projekt wurde im Zuge der Berliner Olympia-Bewerbung entworfen. Es enthält eine Sprung- und Schwimmhalle und eine Radrennsporthalle. Das Velodrom ist gleichzeitig die größte Veranstaltungshalle Berlins. In der Schwimmhalle fanden 2002 die [[Schwimm-Europameisterschaft]]en statt. Das Velodrom steht an der Stelle der ehemaligen '''Werner-Seelenbinder-Halle''', in der zahlreiche Parteitage der [[SED]] sowie kulturelle Veranstaltungen (u.a. Konzerte von [[Udo Lindenberg]] oder [[Rio Reiser]]) stattfanden.
Ähnliches gilt für das [[Velodrom (Berlin)|Velodrom]] am S-Bahnhof Landsberger Allee. Das Velodrom steht an der Stelle der ehemaligen [[Werner-Seelenbinder-Halle]], in der zahlreiche Parteitage der [[Sozialistische Einheitspartei Deutschlands|SED]] sowie kulturelle Veranstaltungen (u. a. Konzerte von [[Udo Lindenberg]] oder [[Rio Reiser]]) stattfanden. Die Radrennsporthalle ist mit 12.000 Zuschauerplätzen nach der [[Mercedes-Benz Arena (Berlin)|Mercedes-Benz Arena]] (17.000 Zuschauer) die zweitgrößte Veranstaltungshalle Berlins.


[[Datei:Deutsche Schwimmmeisterschaften 2014 (9).jpg|mini|[[Deutsche Schwimmmeisterschaften 2014|Deutsche Schwimm&shy;meister&shy;schaften 2014]] in der [[Schwimm- und Sprunghalle im Europasportpark]]]]
Auch der Berliner [[Fußball-Bundesliga|Erstliga-Fußballverein]] [[Hertha BSC Berlin|Hertha BSC]] stammt ursprünglich aus Prenzlauer Berg. Gegründet wurde er als ''Hertha 1892'' in einem Lokal in der Kastanienallee. Die ersten Spiele fanden in der Nähe des heutigen Jahn-Sportparks an der Oderberger Straße statt. 1904 zog der Verein in den nahen [[Berlin-Gesundbrunnen|Gesundbrunnen]]. Heute nutzen die Amateure von Hertha den Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark. In einem Nebenplatz der Anlage ist der SV Empor Berlin beheimatet (Landesliga Berlin).

Direkt neben dem Velodrom befindet sich die [[Schwimm- und Sprunghalle im Europasportpark]]. In der Schwimmhalle fanden mehrere [[Deutsche Schwimmmeisterschaften]] und 2002 die [[Schwimmeuropameisterschaften]] statt. Beide Gebäude wurden ebenfalls im Zuge der Berliner Olympiabewerbung erbaut.

Auch der Berliner [[Fußball-Bundesliga|Bundesligaverein]] [[Hertha BSC]] stammt ursprünglich aus Prenzlauer Berg. Gegründet wurde er als ''Hertha 1892'' in einem Lokal in der Kastanienallee. Die ersten Spiele fanden in der Nähe des heutigen Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportparks statt. 1904 zog der Verein in den nahen [[Berlin-Gesundbrunnen|Gesundbrunnen]]. Heute nutzen die Amateure von Hertha BSC teilweise den Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark.

== Siehe auch ==
* [[Liste der Straßen und Plätze in Berlin-Prenzlauer Berg]]
* [[Liste der Kulturdenkmale in Berlin-Prenzlauer Berg]]
* [[Liste der Gedenktafeln in Berlin-Prenzlauer Berg]]
* [[Liste der Stolpersteine in Berlin-Prenzlauer Berg]]
* [[Kunst im öffentlichen Raum in Berlin-Pankow]]
* [[Liste der Kinos in Berlin-Prenzlauer Berg]]
* [[Literaturpreis Prenzlauer Berg]]


== Literatur ==
== Literatur ==
* [[Peter Böthig]], Klaus Michael (Hrsg.): ''Machtspiele. Literatur und Staatssicherheit im Fokus Prenzlauer Berg'' (= ''Reclams Universal-Bibliothek'', 1460). Reclam, Leipzig 1993, ISBN 3-379-01460-5.
* Haeder, Alexander; Wüst, Ulrich: ''Prenzlauer Berg – Besichtigung einer Legende''. edition q Verlags-GmbH, Berlin 1994 ISBN 3-86124-140-4
* Dahn, Daniela: ''Prenzlauer Berg-Tour''. Mitteldeutscher Verlag, Halle Leipzig 1987, ISBN 3-354-00139-9
* Alexander Haeder, Ulrich Wüst: ''Prenzlauer Berg – Besichtigung einer Legende.'' edition q, Berlin 1994, ISBN 3-86124-140-4.
* Roder, Bernt; Tacke, Bettina: ''Prenzlauer Berg im Wandel der Geschichte – Leben rund um den Helmholtzplatz''. be.bra Verlag 2004, ISBN 3-89809-051-5
* [[Daniela Dahn]]: ''Prenzlauer Berg-Tour.'' ISBN 3-87134-430-3.
* Bernt Roder, Bettina Tacke: ''Prenzlauer Berg im Wandel der Geschichte – Leben rund um den Helmholtzplatz.'' be.bra, Berlin 2004, ISBN 3-89809-051-5.
* Kirk, Marina; Kurch, Peter; Norden, Johnny; Richter, Frank; Seyfarth, Beate: ''Der Berliner Bezirk Prenzlauer Berg'', Institut für Sozialdatenanalyse Berlin 1995, ISBN 3-89626-008-1
* Marina Kirk, Peter Kurch, Johnny Norden, Frank Richter, Beate Seyfarth: ''Der Berliner Bezirk Prenzlauer Berg.'' Institut für Sozialdatenanalyse, Berlin 1995, ISBN 3-89626-008-1.
* Grosinski, Klaus: ''Prenzlauer Berg''. Dietz Berlin, 2000, ISBN 3-320-01938-4
* Klaus Grosinski: ''Prenzlauer Berg. Eine Chronik.'' 2. Auflage. Dietz, Berlin 2008, ISBN 978-3-320-02151-1.
* [[Hartmut Häußermann]], [[Andrej Holm]], Daniela Zunzer: ''Stadterneuerung in der Berliner Republik. Modernisierung in Berlin-Prenzlauer Berg.'' Leske + Budrich, Opladen 2002, ISBN 3-8100-3440-1.
* Jürgen Hohmuth, [[Kathrin Schmidt]] ''1055 Berlin. Der Prenzlauer Berg 1980–1990''. Edition Braus, Berlin 2011, ISBN 978-3-86228-151-0.
* Robert Paris, [[Annett Gröschner]] ''Entschwundene Stadt. Berlin 1980–1989''. Mitteldeutscher Verlag, Halle (Saale) 2013, ISBN 978-3-89812-998-5.


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Commonscat}}
{{Wikivoyage|Berlin/Prenzlauer Berg|Berlin-Prenzlauer Berg}}
* [https://www.berlin.de/ba-pankow/ueber-den-bezirk/historisches/ Geschichte von Prenzlauer Berg] beim Bezirksamt Berlin-Pankow


== Einzelnachweise ==
*[http://www.berlin.de/ba-pankow/DerBezirk/Geschichte/prenzlauerberg.html Prenzlauer Berg-Seite des Bezirksamtes Berlin-Pankow]
<references responsive />
*[http://www.jurkun.de/index.htm Mike Jurkuns sehr umfassende Seite zu Prenzlauer Berg, enthält u.a. ein Bild jeder Straße]

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[[Kategorie:Ort in Berlin|Prenzlauer Berg]]


[[en:Prenzlauer Berg]]
[[Kategorie:Berlin-Prenzlauer Berg| ]]
[[Kategorie:Ortsteil von Berlin|Prenzlauer Berg]]
[[Kategorie:Verwaltungseinheitsgründung 1920]]
[[Kategorie:Aufgelöst 2001]]

Aktuelle Version vom 22. Juni 2025, 10:35 Uhr

Prenzlauer Berg
Ortsteil von Berlin
Prenzlauer Berg auf der Karte von PankowBerlinBrandenburgBuchKarowWilhelmsruhRosenthalBlankenfeldeNiederschönhausenHeinersdorfBlankenburgFranzösisch BuchholzPankowPrenzlauer BergWeißenseeStadtrandsiedlung Malchow
Prenzlauer Berg auf der Karte von Pankow
Koordinaten 52° 32′ 21″ N, 13° 25′ 27″ OKoordinaten: 52° 32′ 21″ N, 13° 25′ 27″ O
Höhe max. 91 m ü. NHN
Fläche 10,955 km²
Einwohner 169.882 (31. Dez. 2024)
Bevölkerungsdichte 15.507 Einwohner/km²
Neugründung 1. Okt. 1920
Postleitzahlen 10119, 10247, 10249, 10369, 10405, 10407, 10409, 10435, 10437, 10439,[1]
Ortsteilnummer 0301
Bezirk Pankow
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg
Wappen des ehemaligen Bezirks Prenzlauer Berg (1992–2000)
Blick über Prenzlauer Berg mit typischer urbaner Blockrandbebauung
Die Hufelandstraße im östlichen Prenzlauer Berg

Prenzlauer Berg, umgangssprachlich auch Prenzlberg genannt, ist ein Ortsteil des Bezirks Pankow in Berlin, der weithin aus Gründerzeitvierteln besteht. Von seiner Gründung im Jahr 1920 bis zur Fusion mit den benachbarten Bezirken Weißensee und Pankow bei der Verwaltungsreform 2001 war er ein eigenständiger Bezirk (1952–1990: „Stadtbezirk“).

Der Ortsteil Prenzlauer Berg ist ein Teil des Bezirks Pankow im Nordosten Berlins und grenzt im Westen und Südwesten an den Bezirk Mitte, im Süden an den Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg, im Osten an den Bezirk Lichtenberg und im Norden an die Ortsteile Weißensee und Pankow.

Geologisch liegt der Ortsteil vollständig auf der Grundmoränenfläche des Barnim und grenzt nach Südwesten (zum Bezirk Mitte) an das Berliner Urstromtal, das sich in der Eiszeit gebildet hat.

Der höchste Punkt des Ortsteils liegt heute mit 91 Metern über dem Meeresspiegel im Nordosten im Volkspark Prenzlauer Berg. Dieser Berg entstand nach dem Zweiten Weltkrieg als einer der Trümmerberge durch das Aufschütten von Trümmern aus der Berliner Innenstadt und anschließender Begrünung.

Höhenprofil Prenzlauer Berg. Die 60–80 Meter hohen Erhebungen sind die nach 1945 aufgeschütteten Trümmerberge der Volksparke Friedrichshain (unten mittig) und Prenzlauer Berg (rechts)

Der Begriff Prenzlauer Berg bezieht sich auf das – von der Berliner Innenstadt aus gesehen – über die gesamte Breite ansteigende Plateau des Barnim. Da Berlin im Norden bis in das 19. Jahrhundert auf das ebene Berliner Urstromtal beschränkt blieb, wurde das Gebiet von den Berlinern schon immer als „Berg“ bezeichnet, insbesondere betrifft das den Windmühlenberg im Bereich des heutigen Wasserturms. Da der im Groß-Berlin-Gesetz 1920 festgelegte Bezirksname Prenzlauer Tor auf ein zu diesem Zeitpunkt schon seit 50 Jahren nicht mehr existierendes Bauwerk hinwies, wurde im Folgejahr der Name der Erhöhung am Beginn der Prenzlauer Allee, einer zentralen Ausfallstraße, die direkt in die rund 90 Kilometer nördlich gelegene uckermärkische Stadt Prenzlau führte, für den gesamten Bezirk übernommen. Erstmals dokumentiert ist der Name Prenzlauer Berg bereits in einem Schreiben vom Mai 1826.

Der zwischen Prenzlauer Allee und Greifswalder Straße (Neue Königstraße) liegende Teil der Friedenstraße wurde 1913[2] als Prenzlauer Berg benannt. Dieser Abschnitt zwischen den Begräbnisplätzen der St.-Georgen-Kirchgemeinde und der St.-Marien-, Kloster- und St.-Nicolai-Kirchengemeinde führt über einen Berg (nahe dem Prenzlauer Tor): Prenzlauer Allee (42,33 m ü. NN) – höchster Punkt (47,82 m ü. NN) – Greifswalder Straße (38,76 m ü. NN).

Der Ortsteil ist durch die großen Ausfall- und Ringstraßen leicht nachvollziehbar in Nachbarschaften „Quartiere“ gegliedert, die lokal „Kieze“ genannt werden. Diese Unterteilungen haben keine behördliche Relevanz.

Stadtviertel von Prenzlauer Berg
Südlich des Straßenzugs Danziger Straße
01 das eng mit der Rosenthaler Vorstadt verbundene Gebiet Teutoburger Platz mit der nördlichen Kastanienallee
02 der Kollwitzkiez um den Kollwitzplatz
03 das Winsviertel um die Winsstraße
04 das Bötzowviertel um die Bötzowstraße und den Arnswalder Platz
Zwischen Danziger/Eberswalder Straße und Ringbahn
05 das Gleimviertel um die Gleimstraße und den Falkplatz sowie Jahn-Sportpark und Mauerpark
06 der Helmholtzkiez um den Helmholtzplatz und die Pappelallee, auch LSD-Viertel – nach der Lychener, Schliemann- und Dunckerstraße – benannt.
07 der Thälmannpark mit dem in den 1980er Jahren errichteten Wohngebiet
08 die Grüne Stadt mit dem in den 1930er Jahren gebauten Wohngebiet und dem Anton-Saefkow-Park, der nach dem Widerstandskämpfer Anton Saefkow benannt ist.
09 das Gebiet am Velodrom an der Conrad-Blenkle-Straße. Diese ist nach dem Widerstandskämpfer Conrad Blenkle benannt.
10 das Gebiet des Alten Schlachthofs, heute Entwicklungsgebiet Alter Schlachthof
Nördlich der Ringbahn
11 das Nordische bzw. Skandinavische Viertel um den Arnimplatz
12 das Gebiet um den Humannplatz und die Stahlheimer Straße
13 das aus den 1920er bis 1950er Jahren stammende Wohngebiet Ostsee-/Grellstraße
14 die Großsiedlung an der Greifswalder/Michelangelostraße
15 das Blumenviertel um den Syringenplatz, das im westlichen Teil nahe dem Volkspark Prenzlauer Berg mit Einfamilienhäusern bebaut ist.

Bebauung

Für Prenzlauer Berg typische Bebauung aus der Gründerzeit in der Stargarder Straße

Im Gebiet von Prenzlauer Berg stehen insgesamt 8169 Gebäude mit 5,5 Millionen Quadratmetern Wohnfläche (Stand: 31. Dezember 2000). Im Ortsteil befinden sich insgesamt 88.544 Wohnungen. Nur 195 Wohngebäude (2,4 %) beinhalten eine oder zwei Wohnungen, der Großteil sind Häuser mit 30 bis 40 Wohnungen, meist in urbaner Blockrandbebauung errichtet.

Die Wohnungsgröße gehört mit durchschnittlich 3,2 Räumen zu den niedrigsten in Berlin, gleiches gilt für die Fläche mit durchschnittlich 62,7 Quadratmetern.

Die Mietpreise liegen in allen Lagen über dem Berliner Durchschnitt, ebenso wie die Wohnkostenquote (Anteil des Haushaltsnettoeinkommens, das für die Warmmiete aufgewendet wird).[3]

Übersichtskarte des Prenzlauer Bergs

Prenzlauer Berg ist geprägt durch Altbauten, die größtenteils aus der Zeit um die Wende zum 20. Jahrhundert (1889–1905) stammen. Über 80 Prozent aller Wohnungen des Gebiets entstanden vor 1948, das älteste noch vorhandene Gebäude Kastanienallee 77 ist von 1852/1853.[4] Im Zweiten Weltkrieg wurden im Vergleich zu anderen Ortsteilen verhältnismäßig wenige Gebäude zerstört, das Gebiet wurde zu DDR-Zeiten allerdings vernachlässigt und die letzten Ruinen erst Anfang der 1970er Jahre abgetragen. Nach der politischen Wende wurde die marode Bausubstanz in großen Teilen saniert, Baulücken wurden bereits seit Mitte der 1980er Jahre geschlossen. Prenzlauer Berg bildet heute ein fast homogenes Altbaugebiet. Über 300 Gebäude stehen unter Denkmalschutz, wie das Stadtbad Oderberger Straße, die Brauerei in der Milastraße oder die Brauerei in der Knaackstraße. Der innenstadtnahe Teil ist von Restaurants und Bars geprägt. Besonders in der Kastanienallee, um den Kollwitz- und um den Helmholtzplatz konzentriert sich die berlintypische Gastronomie. Mittelpunkt des Nachtlebens ist das Gebiet um den U-Bahnhof Eberswalder Straße, an dem sich Schönhauser Allee, Danziger-/Eberswalder Straße und Kastanien-/Pappelallee schneiden. Diese Kreuzung wird „Ecke Schönhauser“ genannt. Diese ältere berlinische Bezeichnung wurde als Titel für den gleichnamigen DEFA-Kultfilm von 1957 verwendet und auch dadurch bekannt.

Wasserturm an der Ryke-/Ecke Knaackstraße
„Ecke Schönhauser“ mit Hochbahnhof Eberswalder Straße an der Kreuzung Schönhauser Allee mit der Danziger und Eberswalder Straße

„Unter dem U-Bahnbogen an der Ecke Schönhauser Allee trifft sich täglich das junge Deutschland. Die Erwachsenen stören sich an der Gruppe Jugendlicher, den Halbstarken, ohne zu fragen, warum sie auf der Straße ihre Freiheit suchen.“

Immanuelkirche an der Prenzlauer Allee Ecke Immanuelkirchstraße
Hauptschiff der Synagoge Rykestraße

Der Ortsteil bietet städtebaulich ein relativ einheitliches Bild, er ist überwiegend von fünfgeschossigen Wohngebäuden in geschlossener Blockbauweise geprägt. Die Blöcke sind in den meisten Fällen durch die großen Grundstückstiefen und zahlreichen Hinterhofnutzungen sehr groß, manche haben einen Umfang von mehr als einem Kilometer.

Herausragende Gebäude sind die großen Kirchen des Ortsteils, von denen die Gethsemanekirche von August Orth an der Stargarder Straße (erbaut: 1891–1893) die bekannteste ist. Ihr 66 Meter hoher Turm wird noch vom 79 Meter hohen Turm der Segenskirche an der Schönhauser Allee und dem 68 Meter hohen Turm der Immanuelkirche an der Prenzlauer Allee übertroffen. Auch repräsentative Schulbauten, überwiegend von Ludwig Hoffmann entworfen, heben sich von der Wohnbebauung ab.

In der Rykestraße befindet sich die größte Synagoge Deutschlands. Die Bauarbeiten begannen Ende 1903, geweiht wurde das Gebäude am 4. September 1904. In der Reichspogromnacht wurde es nicht völlig zerstört, da es dicht von Gebäuden umgeben war, die aus ideologischen Gründen verschont wurden. Hingegen wurde die Synagoge geschändet und im April 1940 enteignet. Am 30. August 1953 wurde sie erneut eingeweiht und nach der Wende denkmalgetreu nach der Erstfassung von 1904 saniert. Auf dem 1827 eröffneten Jüdischen Friedhof in der Schönhauser Allee gibt es über 22.500 Gräber und 750 Familiengrüfte, unter anderem die Gräber von David Friedländer, Max Liebermann, Leopold Ullstein, Ludwig Bamberger, Eduard Lasker und Giacomo Meyerbeer.

Ein Wahrzeichen von Prenzlauer Berg ist der ehemalige Wasserturm („Dicker Hermann“) an der Ryke-/Ecke Knaackstraße aus dem Jahr 1877, der erste Wasserturm Berlins. Ein weiteres auffälliges Gebäude ist das 1987 eröffnete Zeiss-Großplanetarium an der Prenzlauer Allee.

Im Westen des Ortsteils westlich an den Jahn-Sportpark (siehe: Sport) schließt sich der Mauerpark an. Diese öffentliche Grünfläche verblieb, da durch den Mauerbau zwischen Nordkreuz und Bernauer Straße das Gebiet des vormaligen Güterbahnhofs belegt war und so eine andere Nutzung für 40 Jahre unterblieb.

Seit 2017 gehört auch das in den Mauerpark einbezogene Gelände des früheren Bahnhofs Berlin Eberswalder Straße vollständig zum Ortsteil Prenzlauer Berg,[6][7] sodass dieser nun auch bis 1990 zu West-Berlin gehörendes Gebiet umfasst.

Der Ortsteil Prenzlauer Berg ist mit 169.882 Einwohnern (31. Dezember 2024) der bevölkerungsreichste Ortsteil Berlins. Er hat die Dimension einer eigenen Großstadt auf einem relativ kleinen Gebiet von 11,0 km². Die Bevölkerungsdichte gehört mit 15.507 Einwohnern/km² zu den höchsten in Berlin.

Jahr Einwohner[8]
1925 326.311
1933 312.981
1939 298.025
1946 250.960
1950 249.574
1955 238.600
1960 213.381
1965 204.702
1970 198.783
1975 186.345
1980 182.095
1985 166.680
Jahr Einwohner[9]
1990 143.312
2000 136.004
2007 145.604
2010 145.676
2015 158.073
2020 165.055
2021 165.364
2022 167.807
2023 168.947
2024 169.882

Quelle ab 2007: Statistischer Bericht A I 5. Einwohnerregisterstatistik Berlin. Bestand – Grunddaten. 31. Dezember. Amt für Statistik Berlin-Brandenburg (jeweilige Jahre)[10]

Karte des Berliner Weichbildes im Nordosten,
die dicke Linie kennzeichnet die Grenze

Prenzlauer Berg hat im Berliner Vergleich eine kurze Geschichte. Zwar rodeten Bauern die Wälder des Gebietes zum größten Teil schon im 13. Jahrhundert, doch über eine Nutzung als Landwirtschaftsfläche ging die Verwendung nicht hinaus. Beispielsweise war der Weinbau bis zum sehr kalten Winter 1740/1741 für die Region relativ bedeutend. Noch um 1800 befanden sich auf dem Gelände nur Äcker und wenige Windmühlen, die vor allem der König seit einigen Jahrzehnten vermehrt bauen ließ. Siedlungen entstanden aber nicht. Die einzige Bebauung des Geländes war das Königliche Vorwerk, auf Erlass des Königs vom 31. März 1708 entstanden. Erste Erweiterungen außerhalb der alten Zoll- und Akzisemauer waren Friedhöfe: 1802 legten die St.-Marien- und St.-Nicolai-Gemeinden den heutigen Alten Friedhof vor dem Prenzlauer Tor an. Die Stadtmauer erweiterte man zu dieser Zeit noch. Der 1814 vor dem Königstor angelegte Friedhof der Georgengemeinde blieb außerhalb der Mauern Berlins.

In den Einflussbereich Berlins fiel das Gebiet erst nach dem 19. November 1808, als in Preußen eine neue Städteordnung erlassen wurde. Gemäß dieser Städteordnung blieb das Umland einer Stadt zwar eigenständig, aber das Stadtrecht und somit die gesamte Gesetzgebung und das Steuerrecht galten nun auch dort. Das so zu einer Stadt gehörende Gebiet wurde Weichbild genannt. In Berlin wurden die nördlich gelegenen Felder 1831/1832 in dieses Weichbild aufgenommen. Die erste Karte, die diese Grenzen zeigt, stammt von 1840. Das Gebiet änderte sich in der Folgezeit nicht.

Die Stein- und Hardenbergischen Reformen (1807–1810) befreiten auch die Bauern nördlich Berlins von der Grundherrschaft. Ihnen wurde zwischen 1822 und 1826 ihr Gelände als freies Grundeigentum überschrieben, wenn sie entweder die Hälfte ihrer Fläche abgaben oder das 18-Fache eines Jahresertrages abführten. Gleichzeitig separierte man gemeinsam bewirtschaftete Flächen, sie wurden also unter den Bauern aufgeteilt und die Flächen neu verteilt. Die Bauern erhielten so zusammenhängende Flächen zur Bewirtschaftung. Hauptgewinner waren die drei Familien Griebenow, Büttner und Bötzow, die nun zusammen mehr als zwei Drittel der Fläche besaßen.

Prenzlauer Windmühlenberg um 1800

Kleinbauern hingegen hatten keine Chance, wirtschaftlich zu überleben. Entweder wurden ihre Felder durch Abtreten der halben Fläche zu klein, um auf dem unfruchtbaren Boden noch wirtschaftlich Landwirtschaft betreiben zu können, oder sie mussten sich hoch verschulden. Diese Bauern spezialisierten sich in den folgenden Jahren vorrangig auf die Weiterverarbeitung agrarischer Erzeugnisse. Landwirtschaftliche Nutzflächen wurden in Bauland verwandelt. Die Königlichen Mühlen wurden 1826 an die Gutsbesitzerfamilie Bötzow verkauft, deren Betrieb sie mit der Industrialisierung zunehmend einstellte. Die Zahl der privaten Windmühlen auf dem sogenannten „Windmühlenberg“ (heute zwischen Schönhauser Allee und Prenzlauer Allee) stieg vorübergehend an, außerdem entstanden einige Schnapsbrennereien. Der Windmühlenberg war der wichtigste Mühlenstandort Berlins. 1872 brannten die letzten beiden Windmühlen ab. Andere Bauern begannen, Bier zu brauen, und so war Prenzlauer Berg in der Mitte des 19. Jahrhunderts auch der bedeutendste Brauereistandpunkt der Stadt. Nicht nur die Wasserqualität der Brunnen war hervorragend, auch eine dicke Tonschicht zur Anlage unterirdischer Kühlräume war vorhanden. So entstanden auch viele Ausflugslokale, Karusselle und eine Kegelbahn (beispielsweise der Prater an der Kastanienallee). Zu einem bedeutenden Wirtschaftsunternehmen entwickelte sich die durch die englische Gesellschaft Berlin-Waterworks-Company 1856 in Betrieb genommene Wasserwerksanlage auf dem Windmühlenberg, die 1873 in das Eigentum der Stadt Berlin überging. Die Anlagen von 1856 wurden erst 1914 endgültig stillgelegt und der Wasserturm war noch bis 1952 in Dienst.[11]

Erste Planungen

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Gegend vor dem Prenzlauer Tor um 1847, von Heinrich Olivier

Im Jahr 1827 beschloss der Berliner Magistrat, dass für das Umland ein Bebauungsplan erstellt werden sollte, da die Stadt innerhalb der Mauern stark wuchs. Zuständig dafür war das Preußische Innenministerium, das gerade Pläne für das bisherige Stadtgebiet fertiggestellt hatte. Der zuständige Oberbaurat Johann Carl Ludwig Schmid teilte das Gebiet um Berlin dazu in fünf Planabschnitte ein, die im Uhrzeigersinn nummeriert wurden. Das Gebiet des heutigen Prenzlauer Berges fiel dabei komplett in den Plan I. Dieser orientierte sich an den bereits im 18. Jahrhundert entstandenen Chausseen (der heutigen Schönhauser Allee, Prenzlauer Allee und Greifswalder Straße), sah aber eine Verdoppelung der Straßenbreite vor. Die Größe der geplanten Grundstücke lässt darauf schließen, dass eine lockere Bebauung mit kleinen Gärten vorgesehen war. Schmid entwickelte den Plan bis 1829 und König Friedrich Wilhelm III. genehmigte ihn im darauf folgenden Jahr. Da der Plan viele große Straßen und Plätze vorsah und die dafür benötigten Grundstücksflächen entschädigungslos von den Bauern bereitgestellt werden sollten, scheiterte der Plan in den folgenden Jahren an deren Widerstand.

Die Flächen im Nordosten Berlins, aus denen heute Prenzlauer Berg besteht, wurden 1829–1831 nach Berlin eingemeindet. Das Gebiet östlich der Prenzlauer Allee wurde dem historischen Stadtteil Königsstadt zugeordnet und aus dem Gebiet westlich der Prenzlauer Allee wurde ein neuer Stadtteil, die Rosenthaler Vorstadt gebildet.[12]

Da die Bevölkerung der Stadt zwischen 1830 und 1840 weiter stark wuchs (von 250.000 auf 330.000 Einwohner), veröffentlichte der Magistrat 1840 einen Plan des Landschaftsarchitekten Peter Joseph Lenné, der einen großen Ringboulevard nur wenige hundert Meter nördlich der vorhandenen Stadtmauern vorsah. Als Landschaftsarchitekt plante Lenné sehr großräumig, ohne an die wirtschaftlichen Interessen der Grundbesitzer zu denken. So war auch dieser Plan zum Scheitern verurteilt. Schon wenige Jahre später zerschnitten erste Eisenbahnlinien den geplanten Boulevard, die Industrialisierung beschleunigte nochmals das Wachstum der Stadt, die in den 1840er Jahren von 330.000 Einwohnern auf 430.000 Einwohner wuchs.

Hobrecht-Plan für die Umgebung Berlins

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Nordöstlicher Ausschnitt des Hobrecht-Plans

Anfang der 1850er Jahre trug der damalige Bauinspektor Köbicke dann alle älteren Planungen zusammen. Er stellte dabei fest, dass es viele Ungenauigkeiten gab und die Teilung des Umlandes in fünf Planbereiche nicht ausreichend war. Köbicke teilte das Umland in 14 Planabteilungen. Die alte Abteilung I überführte er in die Abteilungen XI, XII und XIII. Das heutige Gebiet „Prenzlauer Berg“ erstreckt sich dabei vom östlichen Bereich der Abteilung XI bis zum westlichen Bereich der Abteilung XIII (XIII–1). 1859 trat James Hobrecht die Nachfolge Köbickes an und veröffentlichte 1862 den Hobrecht-Plan. In diesem war auf den inzwischen zu Berlin gehörenden Gebieten eine Erweiterung der Stadt bis an die Grenzen des Weichbildes und ein grobes Straßennetz mit Straßenbreiten von 19 bis 68 Metern vorgesehen.

Freiräume wurden zum größten Teil auf Magistratsflächen geplant. Trotzdem mussten viele Plätze in den folgenden Jahren verkleinert oder aufgegeben werden, da die Grundstücksbesitzer wiederum unentschädigt bleiben sollten und sich daher wehrten. Neben den vorhandenen Chausseen, die verbreitert werden sollten, erweiterte Hobrecht einen seit 1822 existierenden Feldweg, der bis dahin Communication genannt wurde. Er sollte zusammen mit der Warschauer Straße und der Petersburger Straße Teil eines Ringes um die Stadt werden. Dieser Ring wurde aber nie über diese Straße – die heutige Danziger Straße – hinaus nach Westen verlängert.

Ein zweiter Ring sollte an der Grenze des Weichbildes im Norden verlaufen (heute: Osloer, Bornholmer, Wisbyer und Ostseestraße). Die Bevölkerung kritisierte dies, da man sich nicht vorstellen konnte, dass die Stadt je bis dahin wachsen könnte. 1862 wurde dieser Plan genehmigt und sollte die Grundlage für das Wachstum des Bezirks in den folgenden Jahrzehnten darstellen. Die Planungen beschränkten sich ausschließlich auf die öffentlichen Flächen und trafen keine Beschränkungen bei der Art der Bebauung.

Erste Bebauungen

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Erste, teils noch niedrige Bebauungen im Süden von Prenzlauer Berg, Christinenstraße, 1871 von Friedrich Wilhelm Klose

Seit den 1840er Jahren bebauten die ersten Berliner die stadtnahen Gebiete zunächst mit kleinen, zweigeschossigen Häusern, deren Dachgeschosse sie später ausbauten, um weiteren Wohnraum zu schaffen. Doch schon Ende der 1850er Jahre wurden diese Gebäude auf die gesamte Grundstücksbreite erweitert, tiefer gebaut und bis auf vier Etagen aufgestockt. In den 1860er Jahren schlossen sich langsam die letzten Lücken, sodass bis zu 300 Meter von der Stadtmauer entfernt geschlossene viergeschossige Häuserzeilen entstanden waren. Noch vorhandene Einzelgebäude riss man in dieser Zeit nach und nach ab und ersetzte sie durch größere Gebäude. Die Fassaden waren einfach und hatten wenige Verzierungen und nur selten Balkone. Hinter den Vorderhäusern entstanden nun Wirtschaftsgebäude und Werkstätten, die in der folgenden Zeit auf zwei Etagen aufgestockt und über einen Seitenflügel mit dem Vorderhaus verbunden wurden. Ihre Nutzung als Wohnraum untersagten die Behörden aber größtenteils noch. Erst in den 1870er Jahren wurden mehrgeschossige Hinterhäuser und Seitenflügel als Wohnraum üblich. Die volle Höhe erreichen sie jedoch erst in den 1880er Jahren und bis zur Jahrhundertwende war diese Bauart Standard.

Die Gründerzeit: schnelles Wachstum

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Tempo der Gründerzeit – von Friedrich Kaiser

Die Stadt wuchs in den 1870er Jahren fortwährend, nicht zuletzt durch die fünf Milliarden Goldfranc Kriegsentschädigung nach dem Deutsch-Französischen Krieg und die Ernennung Berlins zur Reichshauptstadt 1871. Lebten 1870 noch 800.000 Menschen in Berlin, konnte sich die Stadt schon in der zweiten Hälfte der 1870er Jahre zu den weltweit sieben Millionenstädten zählen. Die umfangreiche Bautätigkeit wurde von sogenannten „Terraingesellschaften“ vorangetrieben, die sich über zuvor eingesammeltes Kapital finanzierten, die Baustellen vorbereiteten, damit handelten, in der Regel aber nicht selbst bauten. Als Ausnahme agierte der Deutsch-Holländische Actien-Bauverein, der eine Beschleunigung der Bautätigkeit dadurch erreichte, dass er selbst baute und die sonst von vielen Einzelfirmen erledigten Arbeiten in einem durchrationalisierten Prozess zu industrialisieren suchte.[13] Er errichtete unter anderem auf dem Gelände des heutigen Helmholtzplatzes eine eigene Ziegelei. So konnte ein ganzes Grundstück in nur einem halben Jahr vom ersten Spatenstich für Hinterhaus und Seitenflügel bis zur Fertigstellung des Vorderhauses fünfgeschossig bebaut werden.

Kurze Rezession und städtische Baumaßnahmen

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Feuerwache Prenzlauer Berg im Jubiläumsjahr 2008

Ab 1870 erteilten die Behörden nur noch Baugenehmigungen, wenn die Straße befestigt und gepflastert war. Im Jahr 1873 kam es zu einem großen Börsenkrach (Gründerkrach) mit folgender Rezession. Die Bautätigkeit in Prenzlauer Berg nahm daraufhin rapide ab. Der Deutsch-Holländische Actien-Bauverein konnte zwischen 1873 und 1876 noch 34 Häuser rund um den heutigen Kollwitzplatz fertigstellen, obwohl auch er 1875 in Konkurs ging.[14] Da man die eigenen Versäumnisse bei der Besiedlung des Gebietes erkannt hatte, und um die Bauwirtschaft anzukurbeln, begann die Stadt in den späten 1870er Jahren damit, den späteren Prenzlauer Berg zu erschließen. Im Anschluss an die in diesem Bereich schon 1867 fertiggestellte Ringbahn ließ man auf einem 20 Hektar großen Gelände zwischen Ringbahn und Danziger Straße die IV. Gasanstalt der Stadt errichten. Der erste Gasbehälter war 1874 fertiggestellt, bis 1900 folgten fünf weitere.

Zwischen 1878 und 1881 ließ der Magistrat auf einem knapp 48 Hektar großen Gelände östlich der Landsberger Allee den Central-Vieh- und Schlachthof, ebenfalls mit Bahnanschluss, errichten. Für viele Jahrzehnte war er eine der modernsten europäischen Anlagen dieser Art. Im Jahr 1883 entstand ein Feuerwehrdepot in der Oderberger Straße, die spätere Feuerwache Prenzlauer Berg. Im Jahr 1886 folgten an der Prenzlauer Allee das Städtische Hospital (seit 1934 Bezirksamt Prenzlauer Berg) und das Städtische Obdach als Notschlafstelle. Ab 1889 wurden im Stadtgebiet 14 Markthallen errichtet, um den Verkauf an zentrale Stellen zu verlagern und somit die Qualität der Waren überwachen zu können. In der Knaackstraße entstand die Markthalle XIII, die jedoch zu groß bemessen und aufgrund der hohen Standgebühren sehr schlecht ausgelastet war. Schon 1916 nutzte man das Gebäude für andere Zwecke. Auch um die Frage der Kanalisation kümmerte sich James Hobrecht – ab 1873 wurde sein Kanalisationsplan umgesetzt. Die großen Alleen in Prenzlauer Berg waren um 1885 kanalisiert, in den kleineren Straßen dauerte dies noch einige Jahrzehnte länger.

Trotz der verstärkten öffentlichen Bautätigkeit erholte sich die Bauwirtschaft auch in den 1880er Jahren nur langsam. Die in den Jahren des Aufschwungs gebauten Wohnungen erwiesen sich als zu groß für den Normalverdiener, und so baute man nun vorrangig Häuser mit kleiner zugeschnittenen Wohnungen.

Erneuter Aufschwung

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Mitte der 1890er Jahre erholte sich die Bauwirtschaft, und zur Jahrhundertwende erreichte die Bebauung die Danziger Straße. Die Investoren ließen die neu erschlossenen Grundstücke sehr dicht bebauen, sodass man sich gezwungen sah, Ende des 19. Jahrhunderts einige Einschränkungen in der Bauordnung zu erlassen. Im Jahr 1887 verbot der Magistrat das Errichten von Kellerwohnungen (es gab rund 100.000 Wohnungen dieser Art in ganz Berlin), und 1897 gab es erstmals Vorschriften für größere Innenhöfe, sodass sich nun meist zwei Nachbargrundstücke einen Innenhof teilten, um den Anforderungen zu genügen. Die verbreitete Praxis, einen Hof mit zwei Seitenflügeln zu umbauen, wurde somit unterbunden. Trotzdem durften weiterhin zwei Drittel des Grundstücks bebaut werden, bei bereits bebauten Grundstücken lag diese Grenze sogar bei drei Vierteln.

In den Jahren um 1900 gab es wieder eine starke Bautätigkeit. Zwischen 1895 und 1910 entstanden Jahr für Jahr etwa 100 neue Häuser, auch die Seitenstraßen wurden nun dicht bebaut. In dieser Zeit ähnelten sich die Häuser immer mehr, und das typische Prenzlauer-Berg-Haus entstand: Das 18 Meter breite Grundstück war auf voller Breite mit einem fünfgeschossigen Vorderhaus bebaut, in dessen Erdgeschoss Ladengeschäfte untergebracht waren. Darüber befanden sich pro Etage zwei Wohnungen, von der eine einen länglichen Raum hatte, der in den Seitenflügel hineinragte und von einem Fenster dort das Licht bekam; heute sind diese Räume unter der Bezeichnung „Berliner Zimmer“ bekannt. Mit dem Nachbargrundstück teilte man sich einen Hinterhof – das wohl typischste Zeichen der sogenannten „Mietskasernen“, von denen es in Prenzlauer Berg noch heute über 3000 gibt. Im Hinterhaus gab es pro Etage meist vier Wohnungen für ärmere Bevölkerungsschichten. Insgesamt bestand ein solches Haus also aus ein bis zwei Läden und 30 bis 40 Wohnungen. Je mehr sich der Aufbau der Häuser glich, umso mehr wurden sie individuell verziert. Die aufkommende industrielle Produktion verschiedener genormter und daher zueinander passender Fliesen sorgte dafür, dass jedes Haus anders wirkte.

Blick über das nördliche Prenzlauer Berg in Richtung Nordwesten. Im Vordergrund (waagrecht) die Greifswalder Straße mit den Kreuzungen Erich-Weinert-, Schieritz- und Ostseestraße (v. l. n. r.)

Vorantreiben der Bautätigkeit

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Gethsemanekirche von August Orth, 1893

Die Grundbesitzer forcierten häufig die Bautätigkeit in diesen Gebieten. Die bereits erwähnten Familien Griebenow, Büttner und Bötzow taten viel, um ihre Grundstücke gut verkaufen zu können. Sie gaben nun freiwillig Flächen für Straßen an die Stadt ab und stifteten Grundstücke für den Kirchenbau. So entstand die Immanuelkirche an der Prenzlauer Allee 1893 in völlig unbebautem Gebiet, und auch um die im gleichen Jahr eingeweihte Gethsemanekirche des Architekten August Orth befand sich zu dieser Zeit noch keine Bebauung. Beide Grundstücke schenkten die Großgrundbesitzer den Kirchgemeinden: das Gelände der Immanuelkirche kam von der Familie Bötzow, das Gelände der Gethsemanekirche von der Witwe Griebenows, Caroline von Griebenow. Beide Schenkungen sollten sich rentieren, waren die umliegenden Gebiete doch schon Ende der 1890er Jahre vollständig bebaut. Des Weiteren ist dort in der Nähe auch die von Max Hasak 1904 erbaute römisch-katholische Ss.-Corpus-Christi-Kirche mit dem Heldenaltar (1916) von Martin von Feuerstein.

Der bereits 1877 komplettierten Ringbahn kam nun eine neue Bedeutung zu. Errichtet als Verbindung der Berliner Kopfbahnhöfe und der Vorstädte untereinander, wurde sie nun Teil des innerstädtischen Nahverkehrs. Nachdem ab dem 1. Januar 1872 der Personenverkehr zwischen Moabit und Schöneberg aufgenommen worden war, baute man 1890 den Nordring viergleisig aus, um Güter- und Personenverkehr zu trennen. Da die innerstädtischen Industriebetriebe – die das starke Wachstum von Prenzlauer Berg auslösten – nun nach und nach in die Berliner Randbezirke zogen, verstärkte sich das Verkehrsaufkommen weiter. So wurde die Bahn bereits 1892 von 30 Millionen Fahrgästen genutzt.

Abschwung der Bauwirtschaft

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Heinrich-Schliemann-Gymnasium, Ludwig Hoffmann, 1913

Um 1900 hatte Berlins Einwohnerzahl die Zwei-Millionen-Grenze erreicht und wuchs weiterhin um rund 50.000 pro Jahr. Die Stadt hatte das Wachstum aber inzwischen im Griff, es entstanden Schulen und andere öffentliche Einrichtungen, und 1908 war die Kanalisation endgültig fertiggestellt. In den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg verlor Prenzlauer Berg an Bedeutung. Dazu trug die schlechte Anbindung an die Innenstadt bei, denn es gab zwar die Ringbahn, aber keine Schnellbahn ins Zentrum. Es existierten nur langsame Pferdeomnibuslinien. Später wurden sie zwar zu Pferdeeisenbahnlinien ausgebaut, aber dennoch waren sie der mobilen Bevölkerung zu langsam. Planungen für eine Hochbahn vom Alexanderplatz zum Ring existierten zwar seit Anfang des Jahrhunderts, doch wehrten sich die Anlieger der Schönhauser Allee gegen die Ausführung der Bahn als Hochbahn statt als Untergrundbahn. Gegen diese Stimmen beschloss der Magistrat im Februar 1906 die Ausführung als Hochbahn, die Anlieger wehrten sich aber weiterhin, indem sie notwendige Grundstücke für den Bahnhofsbau nicht verkauften. So konnte die Linie erst am 27. Juli 1913 eröffnet werden. Die auf Mobilität angewiesene Bevölkerung zog es deshalb in die gut erschlossenen westlichen Vorstädte Schöneberg, Charlottenburg und Wilmersdorf.

Die Bautätigkeit in Prenzlauer Berg nahm zu Anfang der 1910er Jahre ab und kam 1914 mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs ganz zum Erliegen. Als der Krieg 1918 endete, herrschte daher wieder einmal große Wohnungsnot. Die Wirtschaft lag am Boden, und viele der Kriegsheimkehrer zog es in die Großstädte. Das bisher wenig genutzte Obdachlosenasyl an der Prenzlauer Allee, die Palme (so genannt, weil anfangs eine Palme in einem Kübel am Einlass gestanden haben soll) stieß an die Grenzen seiner Kapazität – häufig nächtigten hier über 4000 Menschen. Die neue sozialdemokratische Regierung versuchte zudem, den Wohnungsbau sozialer zu gestalten, indem sie das Baurecht verschärfte und Höchstmieten festlegte. Durch diese staatliche Regulierung kam es bis Anfang der 1920er Jahre kaum zu Neubauten.

Zusammenschluss zu Groß-Berlin

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Wohnanlage der GEHAG, Bruno Taut 1927/1928

Einschneidend für die Geschichte Berlins ist der 1. Oktober 1920, an dem – nach über zehnjährigem Ringen – Groß-Berlin gegründet wurde. Das alte Berlin und sieben weitere Stadtgemeinden, 59 Landgemeinden und 27 Gutsbezirke fasste das Gesetz über die Bildung einer neuen Stadtgemeinde Berlin nun auch organisatorisch zu einer Stadt zusammen, nachdem sie bereits zusammengewachsen waren. Das neue Berlin war damit der Fläche nach zur zweitgrößten Stadt der Welt hinter Los Angeles geworden und war mit 3,8 Millionen Einwohnern die drittgrößte Stadt der Welt nach London und New York. Die Stadt wurde in 20 Bezirke eingeteilt, von denen einer das Prenzlauer Tor (Bezirk IV) mit rund 10 km² und 300.000 Einwohnern war. Schon ein Jahr später benannte man den Bezirk in Prenzlauer Berg um.

Da durch die staatlichen Restriktionen kaum jemand baute, wurde in der Weimarer Republik nach der Inflation von 1923 ein Wohnungsbauprogramm gestartet. Weil das Immobilienvermögen im Gegensatz zum Geldvermögen durch die Inflation nicht geschmälert wurde und die Hausbesitzer so von der Inflation profitiert hatten, mussten sie nun auf eingenommene Mieten eine Hauszinssteuer zahlen. Diese Gelder kamen der neu gegründeten Wohnungsfürsorgegesellschaft zugute, die billige Kredite für Wohnungsneubauten vergab. So kam es ab Mitte der 1920er Jahre wieder zu einer verstärkten Bautätigkeit, vor allem nördlich der Ringbahn, aber auch an anderen Stellen wurden Baulücken geschlossen.

Wohnstadt Carl Legien

Die Bauten aus dieser Zeit unterscheiden sich stark von den Gebäuden der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg. Beim Entwurf der Neubauten wurde vor allem auf soziale Gesichtspunkte geachtet; sie wurden mit dem Ziel gestaltet, die Lebensbedingungen der darin wohnenden Menschen zu verbessern. Die Architekten der jüngeren Generation entwickelten die Formen des modernen, des „Neuen Bauens“. Auf die Ornamente der Vorkriegszeit wurde verzichtet, die Häuser zeichneten sich durch einfache, unverzierte Außenseiten aus. Während früher jedes Grundstück durch eine individuelle Gebäudefront auffiel, gab es nun vereinheitlichte, in serieller Machart ästhetisierte Baukörper. Das bisher benutzte Schrägdach wurde durch Flachdächer ersetzt. So entstanden Ende der 1920er Jahre Tausende neuer Wohnungen in Prenzlauer Berg. Zu den bekanntesten Berliner Siedlungen dieser Zeit gehören die von Bruno Taut und Franz Hoffmann 1927/1928 errichtete GEHAG-Siedlung (siehe Foto) zwischen Greifswalder, Grell- und Rietzestraße in der Nähe des S-Bahnhofs Greifswalder Straße und die Wohnstadt Carl Legien (Bruno Taut und Franz Hillinger, 1928 bis 1930), ebenfalls in der Erich-Weinert-Straße (zwischen Gubitz- und Sültstraße). Letztere gehört exemplarisch mit fünf weiteren Siedlungen zum UNESCO-Weltkulturerbe Siedlungen der Berliner Moderne. Weitere Beispiele sind Tauts Wohnanlage in der Paul-Heyse-Straße im östlichen Teil des Bezirks (1926/1927) sowie der Bereich der nördlichen Dunckerstraße (Gudvanger Straße bis Wisbyer Straße) erbaut zwischen 1926 und 1928 von Paul Mebes, Paul Emmerich, Eugen Schmohl und anderen, eines der bis dato modernsten Wohnviertel Berlins.

Da sich das Stadtwachstum inzwischen auf weiter außen liegende Bereiche verlagert hatte, blieb die Bevölkerungszahl von Prenzlauer Berg konstant, und die neuen Wohnungen nutzte man, um die vorher herrschende Überbelegung zu reduzieren.

Das Ende der Bautätigkeit

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Aktuelles Satellitenbild
Über 80 % aller Wohnungen entstanden vor 1948.

Ende der 1920er Jahre erreichte die Weltwirtschaftskrise Deutschland. Eine der Notverordnungen von Reichskanzler Heinrich Brüning kürzte die Hauszinssteuer, sodass der Hauptmotor des Wohnungsbauprogramms wegfiel. Damit endet auch das Kapitel der massiven Überbauung. Zu diesem Zeitpunkt lebten in Prenzlauer Berg über 325.000 Menschen in 100.000 Wohnungen – Experten gehen davon aus, dass Prenzlauer Berg zu dieser Zeit eines der am dichtesten besiedelten Gebiete der Welt war, und das, obwohl ein Viertel der Fläche noch immer unbebaut und zur Bebauung vorgesehen war. Eine Statistik vom Anfang des Jahrhunderts zeigt, wie dicht Berlin besiedelt war. So lebten in London pro Haus im Schnitt gerade einmal acht Menschen, in New York 17 – im gesamten Berlin waren es 76 und in Prenzlauer Berg um die 110. Ein Ende der starken Berliner Bautätigkeit war damals aber noch nicht absehbar – aus dem Jahr 1913 existieren Wohnungsplanungen für Berlin für 21 Millionen Menschen.

Auch nach der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten änderte sich nichts am massiven Baurückgang. Das Stadtbild von Prenzlauer Berg veränderte sich so in den 1930er Jahren kaum. Einige provisorische Gebäude ersetzte man durch Neubauten, die Siedlungen zwischen Eberswalder und Topsstraße (1937) und an der heutigen Anton-Saefkow- und John-Schehr-Straße (1939) entstanden, viele Straßen und Bürgersteige wurden saniert. Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs kam die Bautätigkeit völlig zum Erliegen.

Während dieser Zeit verübten die Nationalsozialisten ihre Gräueltaten auch in Prenzlauer Berg. Auf dem Gelände des Wasserturms im Zentrum des Bezirks entstand für einige Monate ein sogenanntes „Wildes Konzentrationslager“ zur Folterung und Ermordung von Gegnern des Regimes. Die Zahl der jüdischen Bewohner sank von über 20.000 schon bis 1939 auf unter 10.000. Nach Juden benannte Straßen benannten die Machthaber um. Jüdische Kinder durften keine öffentlichen Schulen mehr besuchen, weshalb die Schülerzahl in der 1904 gegründeten jüdischen Schule in der Rykestraße von 170 auf 750 stieg, bis auch diese 1941 schließen musste.

Nach dem Zweiten Weltkrieg

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An der heutigen John-Schehr-Straße zwischen Greifswalder Straße und Kniprodestraße, 1951
Einwohnerentwicklung Prenzlauer Berg, 1932–2013

Unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg ließ die neue Verwaltung eine Schadensbilanz erstellen und jedes Haus klassifizieren. Da Prenzlauer Berg keine Flächenbombardements ertragen musste, fiel diese Bilanz im Gegensatz zu anderen Bezirken relativ günstig aus. Rund 10 % der Gebäude galten als vollkommen zerstört, 7 % als schwer beschädigt und 11 % als „wiederherstellbar“. 72 % der Gebäude hingegen waren gar nicht oder nur leicht beschädigt und bewohnbar. Andere innerstädtische Bezirke wie Mitte und Tiergarten hatten 50 % Verlust an Bausubstanz zu beklagen, das von der Bebauung her ähnliche Friedrichshain 40 %. Von Zerstörungen besonders betroffen waren strategische Ziele, also das Gaswerk, Bahnanlagen, wichtige Zufahrtsstraßen und z. B. der Block zwischen Schönhauser Allee, Franseckystraße (heute: Sredzkistraße), Tresckowstraße (seit 1952 Knaackstraße) und Wörtherstraße, in dessen Inneren sich eine Luftwaffenschule befand.

Weitere Zerstörungen waren Resultat der Kampfhandlungen Ende April/Anfang Mai 1945. Die Gebäude des Blocks zwischen dem späteren Volkspark Friedrichshain, der Danziger und Kniprodestraße wurden von der SS gesprengt, um ein besseres Schussfeld von den Flakbunkern im Friedrichshain zu erreichen. Zahlreiche Eckgebäude, in denen sich SS und Wehrmacht verschanzt hatten (Beschuss der Straßenfluchten), wurden durch Artilleriebeschuss zerstört.

Schon relativ schnell begannen die Hausbesitzer, die Schäden zu reparieren und Lücken zu schließen. Sie gingen dabei behutsam vor, sodass der Gründerzeitstil erhalten blieb. Fassaden wurden zwar meist vereinfacht wiederhergestellt, Neubauten fügten sich aber in Größe und Form gut ins Stadtbild ein.

Im Mai 1945 nahm die sowjetische Kommandantur für Prenzlauer Berg ihren Sitz in den Bauten des Bezirksamtes an der Prenzlauer Allee.[15] Der Bezirk lag fortan im Sowjetischen Sektor. Der Geheimdienst NKWD richtete im Keller des vormaligen Gesundheitsamtes, dem „Haus 3“, eine Untersuchungshaftanstalt ein. Im Unterschied zur Praxis in den Zonen der westlichen Alliierten kamen in die sowjetischen Speziallager auch Menschen, die weder NS-Rädelsführer noch Kriegsverbrecher waren, sondern durch anti-sowjetische Äußerungen aufgefallen waren. Ab 1946 waren kaum noch ehemalige Nationalsozialisten zwecks Überstellung in die Speziallager unter den Verhafteten. Die Haftanstalt entwickelte sich zu einem Teil des sowjetischen Repressionssystems. Nach dem Abzug der sowjetischen Dienststellen, konnte die Bezirksverwaltung nur in die Hälfte der Bauten zurückkehren. Die andere Hälfte entlang der Prenzlauer Allee übernahm die Verwaltung Groß-Berlin der Staatssicherheit. Den Haftkeller benutzte die Staatssicherheit bis 1956, den gesamten Komplex bis in den Oktober 1985. Heute erinnert ein künstlerisches Denkzeichen (siehe: Prenzlauer Allee) an dieses Kapitel der deutschen Geschichte.

In den 1950er Jahren wurde der Neubau von zeilenfüllenden Wohnhäusern und Wohnsiedlungen fortgesetzt, wobei vor allem die noch unbebauten Flächen, etwa nördlich der Wohnstadt Carl Legien genutzt wurden. Im Bereich der Ostseestraße entstand 1950–1955 unter anderem ein Wohnkomplex im Stil des sozialistischen Klassizismus, der aufgrund der besonderen Architektur als Baudenkmal eingestuft ist.

Schönhauser Allee Ecke Dimitroffstraße (heute: Danziger Straße), 1980

Einen tiefen Einschnitt in die Stadtstruktur brachte der Bau der Berliner Mauer am 13. August 1961. Die trotz der Spaltung Berlins im Alltagsleben eng verbunden gebliebenen Bezirke Wedding und Prenzlauer Berg wurden über Nacht getrennt. Entlang der Grenze entstand ein Sperrgürtel.

Mit dem Berlin-Konzept der Konzentration auf das Zentrum um den Alexanderplatz förderte die DDR-Führung die großen Chausseen Schönhauser Allee, Prenzlauer Allee und Greifswalder Straße. Den Wohnarealen dazwischen widmete sie sich nicht. Die Ignoranz des baufälligen Zustands vieler Altbauten führte dazu, dass man teilweise nicht einmal mehr wusste, welche Wohnungen noch bewohnbar beziehungsweise bewohnt waren. Die Einwohnerzahl sank rapide – vor allem junge Familien mit Kindern verließen den Bezirk, um eine ihnen zugewiesene moderne Plattenbauwohnungen zu beziehen. Allgemein waren Wohnungen in Berlin knapp und mit ein wenig Einsatz und Durchhaltewillen kam man in Prenzlauer Berg schneller an eine eigene Wohnung als anderswo. In dieser Zeit bildete sich das alternative Flair im Bezirk, das von Künstlern und Selbstständigen getragen wurde.

Abriss- und Sanierungsabsichten

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Die Maxime der DDR-Wohnungsbaupolitik, die „Lösung der Wohnungsfrage“ über ein gigantisches Neubauprogramm anzustreben, hatte zur Folge, dass die Altbausubstanz auch im Prenzlauer Berg immer weiter verfiel. Jahr für Jahr stieg die Zahl der unbewohnbaren Wohnungen. Die wenigen Instandsetzungen konnten dies nicht ansatzweise ausgleichen. Stattdessen war vorgesehen, Altbausubstanz – ähnlich wie in West-Berlin im Wedding in den 1960er Jahren geschehen – den ganzen Bezirk oder zumindest den Süden abzureißen, um Plattenbauten zu errichten. Mitte der 1970er Jahre wurde der Plan jedoch aufgrund des akuten Wohnungsmangels auf Eis gelegt, und die Stadtplanungsbüros waren nun angewiesen, schnelle Lösungen zu finden. Kurze Zeit später lief das erste Pilotprojekt rund um den Arnimplatz an. Die Überbauung wurde durch Abriss von Seitenflügeln und Quergebäuden reduziert, auf den Freiflächen wurden Spielplätze angelegt. Die verbleibenden Gebäude wurden von Grund auf saniert. Durch Entkernungen und Grundrissvergrößerungen sank die Zahl der Wohnungen in dieser Zeit um 15 Prozent. Trotzdem sahen die DDR-Planer das Projekt nicht als Erfolg an, denn es wurden keine neuen Wohnungen geschaffen, für die Bewohner mussten sogar Ausweichwohnungen freigehalten werden. Die „komplexe Modernisierung“ hier wie auch am Arkonaplatz in Mitte blieben Einzelmaßnahmen, für die große Masse des Altbaubestandes unterblieb die überfällige Sanierung, weil die staatlichen Mittel nicht ausreichten, neben der Stadterneuerung durch Neubauten (insbesondere in Marzahn und Hellersdorf) eine Altbausanierung im großen Stil durchzuführen.[16]

Sprengung des letzten Gasometers auf dem Gelände des heutigen Thälmannparks am 28. Juli 1984

Stattdessen wurde das im Mai 1981 stillgelegte Gaswerk an der Danziger Straße abgetragen, das für die Anwohner schon lange ein stinkendes Ärgernis war, um den schon im NS-Staat bestehenden Plan zur Anlage eines Volksparks umzusetzen. Die unter Denkmalschutz stehenden Gasometer – praktisch Wahrzeichen des Bezirks – wurden dabei unter dem Vorwand statischer Probleme, gegen den Widerstand von Denkmalschützern und einer der in der DDR seltenen Bürgerinitiativen, am 28. Juli 1984 gesprengt. Der für DDR-Zeiten starke zivile Widerstand sprach sich für eine kulturelle Nutzung aus, wurde aber ignoriert. Das neu errichtete Zeiss-Großplanetarium an der Prenzlauer Allee sollte die Gemüter beruhigen. Auf dem Gelände des ehemaligen Gaswerks entstand neben dem Ernst-Thälmann-Park inklusive eines gewaltigen Ernst-Thälmann-Denkmals zudem ein Wohnkomplex in Plattenbauweise mit 1300 Wohnungen.[17] Offizielle Einweihung war am 15. April 1986. Auch auf unbebauten Gartengrundstücken östlich der Greifswalder Straße entstand eine Plattenbausiedlung.

Bei den Vorbereitungen für die 750-Jahr-Feier Berlins im Jahr 1987 wurde Anfang der 1980er Jahre verstärkt damit begonnen, Altbauten zu sanieren. Die Husemannstraße am Kollwitzplatz sollte als eine Art Freilichtmuseum das Gebiet um die Jahrhundertwende zeigen, entsprechend aufwändig und authentisch wurde die Sanierung vorgenommen.[18] Auch in anderen Straßen stieg die Zahl der Sanierungen. Der Rückstand im Vergleich zu den Altbausanierungen in West-Berlin, wo um 1980 ebenfalls noch starker Sanierungsbedarf etwa in Kreuzberg, Neukölln und Charlottenburg bestand,[19] konnte bis zur politischen Wende jedoch nicht mehr aufgeholt werden. Zudem waren nach wie vor auch größere Abrissarbeiten baufälliger Altbausubstanz in Planung, etwa im Bereich Rykestraße für das Jahr 1989. Die finanziellen Mittel für eine zügige, umfassende Sanierung der Altbauten fehlten nicht zuletzt aufgrund der stark subventionierten Mieten in der DDR, mit denen die Baukosten nur zu einem Bruchteil wieder erwirtschaftet werden konnten.[17] In Abrissgebieten sollten kostengünstigere Plattenbauten neu entstehen. In den Protokollen der Beratungen darüber finden sich eindeutige Vermerke darüber, dass dies kurzfristig geschehen sollte, um Widerstand in der Bevölkerung keine Chance zu lassen. Beispielsweise sollte der Magistrat umgangen werden. Nur die politische Wende im Land ließ diese Planungen nie Wirklichkeit werden.

DDR-Opposition (Herbst 1989)

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Menschenkette, Greifswalder Straße, Ecke Dimitroffstraße (heute Danziger Straße), Dezember 1989
Blick auf die Kastanienallee am U-Bahnhof Eberswalder Straße
Garagenlandschaft mit Brandmauer der dahinter befindlichen Mietskaserne (in der John-Schehr-Straße), 2007

Die politische Wende in der DDR ging 1989 auch vom Prenzlauer Berg aus. In den 1970er und 1980er Jahren entwickelte sich dort ein Zentrum der DDR-Opposition. Die Umwelt-Bibliothek und andere oppositionelle Gruppen aus Prenzlauer Berg organisierten im Herbst 1989 die Demonstrationen gegen die Wahlfälschungen im Mai 1989 und die Mahnwache in der Gethsemanekirche im Oktober 1989. Diese stand ab dem 2. Oktober 1989 ständig für eine ununterbrochene Mahnwache für die politischen Gefangenen in der DDR offen. Am 9. November 1989 wurde der Grenzübergang an der Bornholmer Straße als erster geöffnet.

Nach der Wende: umfangreiche Sanierungsarbeiten

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Zur Wendezeit lebten trotz des Neubaus von Plattenbausiedlungen wie der Wohnsiedlung im Ernst-Thälmann-Park noch knapp 145.000 Menschen in Prenzlauer Berg[20] – nur noch halb so viele wie Ende der 1920er Jahre und 100.000 weniger als 1950.[21] Ein Grund für den weiteren Bevölkerungsrückgang auch nach Kriegsende war unter anderem die zuvor beschriebene Vernachlässigung der Bausubstanz durch die DDR-Führung.[22] Zahlreiche Gebäudeteile, vor allem Seitenflügel und Quergebäude waren unbewohnbar geworden und standen leer. Bleierne Wasserleitungen waren ebenso erneuerungsbedürftig wie undichte Gasleitungen, durch die unzählige Straßenbäume starben. Viele Wohnungen mussten noch immer mit Kohle beheizt werden und noch Anfang der 1980er Jahre gab es in Prenzlauer Berg über 16.000 Etagenklos. Anfang der 1990er Jahre galt Prenzlauer Berg als größtes zusammenhängendes Sanierungsgebiet Europas.[23] Dies wurde gebildet aus fünf ausgeschriebenen Sanierungsgebieten im südlichen Bereich des damaligen Bezirks, in denen die Sanierung von 32.202 Wohneinheiten mit öffentlichen Mitteln gefördert wurde. Dabei sank die Anzahl der Wohnungen durch Vergrößerung der Fläche (beispielsweise zum Einbau von Innentoiletten) weiter, von 1981 bis 1991 um 2.000 und bis 1995 nochmals um 3.000 auf 86.435 Wohneinheiten. Heute sind große Teile des Ortsteils saniert und bilden das größte Gründerzeitgebiet Deutschlands – 67 % aller Wohnungen stammen aus den Jahrzehnten zwischen der Reichsgründung im Jahr 1871 und dem Beginn des Ersten Weltkriegs 1914.

Während die historische Bausubstanz durch die Sanierung erhalten werden konnte, wurde in den Sanierungsgebieten das zentrale Ziel der Sanierung, die angestammten Bewohner nicht durch die Sanierung verdrängen zu lassen, nicht erreicht. So wohnten im Sanierungsgebiet Kollwitzplatz, für den allein 131 Millionen Euro an öffentlicher Förderung ausgegeben worden waren, Ende 2008 nur noch 17,3 % der Bewohnerschaft von vor 1993.[24] Der soziale Wandel zeigt sich auch darin, dass das Haushaltseinkommen der rund 7000 Haushalte in diesem Gebiet 2008 mit 2332 Euro den Werten von Steglitz-Zehlendorf gleichkam.[25] Eine weitere Studie zur Sanierung im Gebiet Winsstraße bestätigt diese Trends, zeigt aber auch, dass 40 % der Bewohner von Ende 2008 zuvor in einem anderen Teil im Prenzlauer Berg gewohnt hatten. Die im „Schwabenstreit“ durch medienwirksame Spaßguerilla-Aktionen zur Gentrifizierung im Prenzlauer Berg als Akteure herausgehobenen Schwaben sind allerdings in diesem Kiez als Zuzügler statistisch nicht nachweisbar.[26]

Zur Streitfrage, ob in Prenzlauer Berg und insbesondere der Gegend um den Kollwitzplatz eine Verdrängung der angestammten Bewohner durch steigende Mieten bzw. Zunahme von Eigentumswohnungen oder ein moderater Wandel stattgefunden hat, sagte der bekannte Soziologe und anerkannte Experte für Gentrifizierung Hartmut Häußermann, dass sich der soziale Wandel im Kiez relativ moderat vollzogen habe, auch wenn das der allgemeinen Wahrnehmung widerspreche. Anders als sein Schüler Andrej Holm weigert er sich, von Gentrifizierung überhaupt noch zu sprechen – das sei ein „politischer Kampfbegriff“ geworden. Der Großteil der Weggezogenen sei freiwillig gegangen. Die Vertriebenen gebe es auch, die aus ihren Wohnungen gemobbt oder herausgekauft worden seien. Das seien viele Einzelfälle, aber nicht die Regel. Der Trend zu schicken Eigentumswohnungen treibe die Mieten hoch. Das gefährde die soziale Mischung und langfristig das bunte, attraktive Leben im Kiez.[24]

Jüngere Leute lieben die lebendige Mischung aus Kneipen und Kultur in den südlichen Kiezen und sind in den letzten zehn Jahren zur Überraschung der Kommunalpolitiker und Journalisten mit ihren kleinen Kindern in den Ortsteil gezogen. Wurde noch Mitte der 1990er Jahre der Wegzug von Familien mit Kindern öffentlich beklagt, so gilt heute der Bereich um den Helmholtz- und Kollwitzplatz als die kinderreichste Gegend der Stadt. Im Jahr 2008 forderte die zuständige Schulstadträtin gar einen Baustopp für neue Wohnungen, da die Einschulungszahlen zweistellig wachsen und im Bezirk Pankow in den nächsten Jahren im Schnitt jedes Jahr eine neue Grundschule benötigt würde.[27][28] Tatsächlich gab es diese Schulen bis in die späten 1990er Jahre im Prenzlauer Berg. Sie wurden erst in diesen Jahren gegen Elternproteste von den Vorgängern der Stadtschulrätin geschlossen.[29]

Seit Mitte der 2000er Jahre steigt die Nachfrage nach Wohnraum in Prenzlauer Berg stark an, sodass auch die letzten freien Gebäudeflächen für Wohnneubauten genutzt werden. Für die Fläche der 1963 trotz heftiger Proteste abgerissenen Puhlmann-Lichtspiele zwischen Schönhauser Allee 148 und Kastanienallee 97–99 wird derzeit ein Bebauungsplan vorbereitet, der neben Wohngebäuden mit Atelierwohnungen eine kulturelle Nutzung sowie den Bau eines öffentlichen Weges zwischen Kastanien- und Schönhauser Allee festschreiben soll.[30][31]

Auch die in der öffentlichen Wahrnehmung kaum mit dem Prenzlauer Berg in Verbindung gebrachten Siedlungsbauten der 1920er und 1930er Jahre im Norden und Osten, wie beispielsweise die Wohnstadt Carl Legien (80 Prozent Zweizimmerwohnungen),[32] wurden seit Mitte der 1990er Jahre saniert. Die völlig andere Sozialstruktur hier wie auch in den Plattenbauten des Ernst-Thälmann-Parks mit vielen älteren und einkommensschwächeren Bewohnern sorgt dafür, dass der Ortsteil Prenzlauer Berg als Ganzes nach wie vor in vielen Statistiken eher durchschnittliche Sozialindikatoren (wie Geburtenrate[33]) aufweist.

Leben – Kultur – Subkultur

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Schönhauser Allee-S-Bahnhof, um 1905
Theater unterm Dach

Schon zu DDR-Zeiten prägten Studenten, Kulturinitiativen und Literaten das Image von Prenzlauer Berg. Vor allem seit den 1970er Jahren zogen Künstler, Oppositionelle und Punks in die Häuser mit ihrem damaligen maroden Charme.[34]

Nach dem Fall der Mauer entwickelte sich der Prenzlauer Berg aufgrund zahlreicher leerstehender Gewerberäume in den frühen 1990er Jahren zunächst zum Szeneviertel mit zahlreichen Cafés, Bars und Clubs, vor allem in den Straßen um den Kollwitzplatz und den Helmholtzplatz. Diese frühen Underground-Bars und Clubs verschwanden aber mit der zunehmenden Durchsanierung und Gentrifizierung des Stadtteils bereits ab Mitte der 1990er Jahre wieder. Von den damaligen Clubs existiert heute nur noch der frannz Club als inoffizieller Nachfolger des Franz-Club (1970–1997), andere langjährige Clubs wie der Knaack-Klub (1952–2010), das Icon (1997–2012) oder der Klub der Republik (2002–2012) mussten bis Anfang der 2010er Jahre schließen, oder wanderten wie der Magnet Club (2001–2010) nach Kreuzberg ab.[35][36] Nach der Jahrtausendwende galt der Prenzlauer Berg mit seinen inzwischen überteuerten Mieten, durchgestylten Kneipen und schicken Läden vielen bald als „Speerspitze der Gentrifizierung Berlins“, als „Spießergegend des neuen Berlin“[34] sowie als eines der „langweiligsten Viertel“ der Stadt.[37] In den 2020er Jahren existieren nur noch wenige Musikspielstätten und kommerzielle Diskotheken im Prenzlauer Berg, unter anderem das Kesselhaus und der Soda Club in der Kulturbrauerei.

Insbesondere im Kollwitzkiez, in der Gegend um den Helmholtzplatz sowie in der Oderberger Straße gibt es viele Restaurants und Cafés. In der Kastanienallee finden sich zudem viele kleinere Geschäfte, das unabhängige Programmkino Lichtblick und das Dock11-Theater. Die Kulturbrauerei ist das größte Kulturzentrum im Prenzlauer Berg. Sie befindet sich im Gebäudekomplex der ehemaligen Schultheiss-Brauerei an der Schönhauser Allee/Danziger Straße, der von September 1998 bis Januar 2001 saniert wurde. Hier gibt es Kinos, Restaurants und Theater: Das schon 1922 in Berlin gegründete russische Kammertheater und das Theater RambaZamba, in dem der Verein Sonnenuhr e. V. mit geistig behinderten Künstlern arbeitet. Daneben befinden sich auf dem Areal auch Veranstaltungsräume, Clubs, und die Literaturwerkstatt Berlin.

Der kommerzielle Mittelpunkt des Ortsteils liegt beim S-Bahnhof Schönhauser Allee, wo die Schönhauser Allee Arcaden, ein Einkaufszentrum nach dem typischen Muster der ostdeutschen Nachwendejahre, Kunden auch aus dem ursprünglichen Pankow anziehen. Typisch für Prenzlauer Berg sind kleine autonome Läden.

In ein früheres Verwaltungs- und Wohnhaus der Berliner Städtischen Gasanstalt (bis 1981 genutzt) in der Danziger Straße 101 am Ernst-Thälmann-Park zog nach Umbau und Sanierung 1986 das Theater unterm Dach, ein professioneller Theaterspielverein, ein. Das Haus besitzt 99 Sitzplätze und einige Probenräume.

Persönlichkeiten

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Der Maler Max Liebermann wurde auf dem jüdischen Friedhof in Prenzlauer Berg beigesetzt
Werbemarke der Cigarettenfabrik Problem. Entwurf: Hans Rudi Erdt, um 1908

Die Menschen, die Prenzlauer Berg prägten, sind vor allem Künstler. Am 20. August 1892 nahm Max Skladanowsky seinen Bruder Emil im Eckhaus Schönhauser/Kastanienallee bei gymnastischen Übungen auf: dies sind die ersten deutschen Filmaufnahmen überhaupt. Noch viele Jahre nutzte Skladanowsky den Dachboden für filmische Zwecke. Schon 1856 gründete Gustav Langenscheidt in einem der ersten Häuser der Schönhauser Allee seinen Verlag. Auch der Kabarettist, Entertainer und Moderator Hans Rosenthal ist in Prenzlauer Berg, in der Winsstraße, aufgewachsen.

Bekannt über die Grenzen des Ortsteils hinaus wurden auch Max und Charlotte Konnopke. Sie gründeten am 4. Oktober 1930 ihren ersten Imbissstand als Bauchladen. Nach dem Zweiten Weltkrieg erwarben sie 1947 einen Wurstwagen. 1960 wurde an der jetzigen Stelle an der Schönhauser Allee Ecke Danziger Straße ein Imbissstand errichtet. Seit dieser Zeit wird das bekannteste Konnopke-Produkt, die Currywurst mit Ketchup nach geheimem Familienrezept, verkauft. Der Stand ist eine Touristenattraktion und der Lieblingsimbiss von Prominenten gleichermaßen.

Bis Anfang der 1940er Jahre lebten und arbeiteten viele jüdische Menschen in Prenzlauer Berg. Die Synagoge in der Rykestraße wurde 2007 wiedereröffnet und ist die größte Synagoge Deutschlands. Die Familie Szlama Rochmann betrieb in der Greifswalder Straße 212/213 ihre Zigarettenfabrik Problem mit der bis in die 1930er Jahre stadtbekannten Marke Moslem.

Während der Zeit des Nationalsozialismus war der Arbeiterbezirk eine Hochburg des Widerstandes. Berühmte Antifaschisten wie Anton Saefkow, Käthe Niederkirchner und Heinz Kapelle agierten von Prenzlauer Berg aus. Doch auch sie konnten nicht verhindern, dass viele jüdische Bewohner von Prenzlauer Berg, wie der spätere Präsident des Zentralrats der Juden Heinz Galinski, deportiert wurden. Der jüdische Maler Max Liebermann war bereits 1935 gestorben und auf dem Jüdischen Friedhof Schönhauser Allee beigesetzt worden. Zur Beerdigung trauten sich nur wenige. Eine davon war Käthe Kollwitz. Sie wohnte seit 1891 mit ihrem Mann, dem Arzt Karl Kollwitz, in einem Haus am heute nach ihr benannten Kollwitzplatz. Ihr Haus wurde bei Bombenangriffen im November 1943 mitsamt vielen Werken zerstört.

Nach dem Zweiten Weltkrieg waren es wieder vorrangig Künstler, die den Bezirk prägten. In den 1950er und 1960er Jahren lebten hier unter anderem die Schriftsteller Jurek Becker, Bruno Apitz (Nackt unter Wölfen), Peter Hacks, Heinz Kahlau, Herbert Nachbar und Dieter Noll, aber auch der Sänger Fredy Sieg. Eva-Maria Hagen wohnte mit Tochter Nina in der Zelterstraße. Später zog Nina Hagen in eine Ladenwohnung der Kastanienallee. In den 1970er und 1980er Jahren lebten die Schriftstellerin Annemarie Bostroem (Paul Heyse Straße), die Schriftsteller Klaus Schlesinger (Dunckerstraße), Klaus Kordon, Uwe Kolbe (Schliemannstraße), Paul Alfred Kleinert (Winsstraße), Andreas Koziol, Frank-Wolf Matthies, Jan Faktor, Johannes Jansen, Bert Papenfuß-Gorek, Stefan Döring, Ulrich Zieger, der Liedersänger und Publizist Ekkehard Maaß (Schönfließer Straße), der Liedermacher Gerhard Schöne (Winsstraße), die Fotografin Helga Paris (Winsstraße), der Maler Konrad Knebel (Pasteurstraße) und sein Biograf Knut Elstermann (Winsstraße), der Bildhauer Wieland Förster (Senefelderplatz), der Slawist Fritz Mierau (Metzer Straße), Wolfgang Thierse (Kollwitzplatz) und sein Vorgänger als Vorsitzender der SPD der DDR Ibrahim Böhme am Prenzlauer Berg. Ende der 1980er Jahre lebte Angela Merkel in der Schönhauser Allee. Die Bürgerrechtlerin Bärbel Bohley lebte lange am Teutoburger Platz und kehrte 2008 in ihre dortige Wohnung zurück. 1994 zog Wolfgang Hilbig in die Metzer Straße und lebte dort bis kurz vor seinem Tod.

Auch heute wohnen und arbeiten hier viele Künstler, darunter die bildenden Künstler Ólafur Elíasson, Olaf Nicolai, Elke Pollack, Nicolaus Schmidt und Cornelia Schleime, der Comiczeichner Flix, der Musiker und Frontmann von Tocotronic, Dirk von Lowtzow, die Musiker der Band Rammstein Till Lindemann und Christian Lorenz, der Rapper MC Bomber, die Schauspieler Louis Hofmann,[38] Heike Makatsch, Ilja Richter, Katharina Wackernagel, David Bennent, Kurt Krömer, Tom Schilling, Carmen-Maja Antoni und Matthias Schweighöfer, die Filmemacher Tom Tykwer und Andreas Weiß, die Schriftsteller Wladimir Kaminer, Tanja Dückers und Detlef Opitz, die Kinderbuchillustratorin Nadia Budde, die Moderatoren Sarah Kuttner, Sandra Maischberger und Benjamin Tewaag. Bis zu ihrem Tode wohnten Christoph Schlingensief, Alfred Biolek und der Dramatiker René Pollesch ebenfalls im Viertel.

Straßen und Plätze

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Straßennetz in Prenzlauer Berg

Prenzlauer Berg ist gut erschlossen. Die wichtigsten Straßen sind die stadtauswärts führenden ehemaligen Chausseen (Schönhauser Allee, Prenzlauer Allee, Greifswalder Straße, Landsberger Allee) und die rechtwinklig dazu verlaufenden großen Straßen (Danziger Straße, Bornholmer Straße, Wisbyer Straße, Ostseestraße), die einst als Ringe um die Stadt konzipiert waren. Durch den Ortsteil verlaufen zwei Bundesstraßen (B 2 und B 96a). Das Straßennetz mit 192 Straßen hat eine Länge von 92 Kilometern, bedingt durch die Blockstruktur vergleichsweise wenig. Wichtige Plätze sind Arnimplatz, Falkplatz, Helmholtzplatz („Helmi“), Humannplatz, Kollwitzplatz („Kolle“), Senefelderplatz, Teutoburger Platz, Stadtplatz Marie und Arnswalder Platz sowie der Volkspark Prenzlauer Berg.

Öffentlicher Personennahverkehr

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Öffentlicher Personennahverkehr in Prenzlauer Berg

Prenzlauer Berg ist mit dem S-Bahn-Ring, einer U-Bahn-Linie, neun Straßenbahnlinien und einigen Buslinien sehr gut durch den öffentlichen Personennahverkehr erschlossen.

Die Ringbahnstrecke der S-Bahn zählt auf dem Gebiet des Ortsteils fünf Bahnhöfe (Schönhauser Allee, Prenzlauer Allee, Greifswalder Straße, Landsberger Allee und Storkower Straße). An den ersten vier Bahnhöfen kann zur Straßenbahn umgestiegen werden, an der Schönhauser Allee außerdem zur U-Bahn.

Bahnhof Schönhauser Allee

Die Linie U2 der Berliner U-Bahn verläuft mit drei Bahnhöfen (Senefelderplatz, Eberswalder Straße und Schönhauser Allee) in Prenzlauer Berg teilweise unter und überwiegend als Hochbahn über der Schönhauser Allee, der wichtigsten Einkaufsstraße des Ortsteils.

Die Straßenbahnlinie M1 befährt die Kastanien- und die Schönhauser Allee, die Linie 12 die Kastanien- und Pappelallee sowie die Stahlheimer Straße, die M2 die Prenzlauer Allee, die M4 die Greifswalder Straße, die M10 die Danziger und Eberswalder Straße und die M13 die Wisbyer und Bornholmer Straße. An der Kreuzung Schönhauser Allee/Danziger Straße befindet sich ein „Stern“ mit Gleisen in fünf Richtungen.

Im Osten auf der Landsberger Allee fahren die Straßenbahnlinien M5, M6 und M8. In dieser Gegend kreuzen auch einige Buslinien (156, 200) das Gebiet, auch wenn der Busverkehr im Allgemeinen aufgrund des guten Ausbaus des Schienennetzes in Prenzlauer Berg unbedeutend ist.

Prenzlauer Berg ist auch in das Netz der Fernradwege eingebunden. Der Radfernweg Berlin–Usedom kommt von der Museumsinsel die Schönhauser Allee hoch, biegt dann in die Schwedter Straße ab und führt durch den Mauerpark. Er führt weiter zum Schlosspark Pankow und nach Karow und Buch. Zwischen den Ortsteilen Prenzlauer Berg und Gesundbrunnen entspricht ihm der Berliner Mauerweg, der dem Verlauf der Berliner Mauer folgt.

Flora und Fauna

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Ernst-Thälmann-Park

Von West nach Ost ist das von Gründerzeitbauten geprägte Prenzlauer Berg besonders in der südlichen Hälfte von zahlreichen Grünflächen durchsetzt. Der Mauerpark im Bereich der ehemaligen Grenze ist der jüngste Grünbereich, der Jüdische Friedhof an der Schönhauser Allee gehört dagegen zu den historischen Grünflächen. Der Zusammenhang aller Grünzonen, vom jüdischen Friedhof über das Wasserturmareal und den Ernst-Thälmann-Park bis hin zum Volkspark Prenzlauer Berg, bietet inzwischen zahlreichen Vogelarten, die ursprünglich keine Kulturfolger waren, einen dauerhaften sowie genügend großen und vielgestaltigen Lebensraum. Dieser ökologische Zusammenhang zwischen den größeren Flächen der Parks und Friedhöfe (z. B. Alter Friedhof vor dem Prenzlauer Tor) wird durch die inzwischen zu einem großen Teil begrünten Hinterhöfe der Wohn- und Geschäftsbauten hergestellt. Im Zuge der Sanierung nach 1990 wurden dabei im großen Maßstab mit Beton und Asphalt versiegelte Flächen aufgebrochen und wieder begrünt.

Zu den in den südlichen Kiezen heimischen Vögeln zählen unter anderem Buntspecht, Grasmücke, Kleiber, Nachtigall, Rotkehlchen, Schwanzmeise, Stieglitz, Mäusebussard, Habicht und Turmfalke. Während der Bestand dieser Arten teilweise weiterhin zunimmt, ist umgekehrt als Folge der Altbausanierung der Bestand der Tierarten, die in den Nischen und ungenutzten Räumen der maroden Altbauten gelebt haben, stark zurückgegangen. Zu diesen, hier inzwischen im Bestand bedrohten Arten, gehören die verschiedenen Fledermausarten und der Steinmarder, der noch bis 2005 auf den Dächern des Kollwitzkiezes gesichtet wurde. Der Mauersegler, dessen Bestände in den Jahren der Sanierung zurückgegangen waren, ist inzwischen (Stand: 2022) nicht mehr bedroht.[39] Ein Grund für die Bestandserholung kann die zunehmende Zahl von installierten Nistkästen sein, wie sie u. a. die Grüne Liga anbietet.

Seit der Berliner Bezirksreform vom 1. Januar 2001 ist Prenzlauer Berg kein eigenständiger Bezirk mehr, sondern ein Ortsteil des Fusionsbezirks Pankow. Dabei wurde vor und nach der Reform immer wieder kontrovers über den Namen diskutiert, letztendlich blieb der Name „Prenzlauer Berg“ aber nur noch für einen Ortsteil erhalten.

Seit der Gründung des Bezirks 1920 war die vorherrschende politische Kraft in Prenzlauer Berg die Sozialdemokratie (USPD 29 von 61 Sitzen; SPD 12). Sie stellte bis 1933 die stärkste Fraktion im Bezirksparlament und den Bürgermeister, z. B. von 1926 bis 1933 Otto Ostrowski. Ab 1933 regierte auch hier die NSDAP. Gleich nach dem Zweiten Weltkrieg beauftragte die sowjetische Besatzungsbehörde loyale kommunistische Funktionäre mit dem Wiederaufbau. Doch die ersten Wahlen zum Berliner Abgeordnetenhaus und zur Bezirksverordnetenversammlung (BVV) am 20. Oktober 1946 gewann die SPD mit jeweils über 45 % der Stimmen. 1948 musste der SPD-Bürgermeister seinen Platz räumen, und während der DDR-Zeit konnten nur noch die Kandidaten der Einheitsliste der Nationalen Front gewählt werden.

Bezirksbürgermeister/Stadtbezirksbürgermeister

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Zwischen 1921 und 2000 gab es 17 Bezirksbürgermeister, von denen Harry Gnilka am längsten diesen Posten innehatte (21 Jahre).[40]

Zeitraum Name Partei
April 1921–September 1925 Paul John SPD
September 1925–Januar 1926 Fröhlich (kommissarisch) SPD
Februar 1926–März 1933 Otto Ostrowski SPD
März 1933–Februar 1934 Arnold Krüger
Februar 1934–April 1945 Karl Bombach NSDAP
Mai 1945–Oktober 1946 Gustav Degner KPD/SED
Dezember 1946–Oktober 1947 Ella Kay SPD
Januar 1948–November 1948 Kurt Exner SPD
Dezember 1948–März 1949 Richard Döling SED
März 1949–Februar 1953 Robert Hensel SED
Februar 1953–Februar 1956 Änne Saefkow SED
März 1956–Februar 1964 Horst Hilbert SED
März 1964–März 1968 Willi Jahnke SED
April 1968–Mai 1989 Harry Gnilka SED
Mai 1989–Mai 1990 Wolfgang Schulze SED
Juni 1990–1995 Manfred Dennert SPD
Februar 1996–Dezember 2000 Reinhard Kraetzer SPD

Bundestagswahlen

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Bei den ersten freien Volkskammerwahlen in der DDR am 18. März 1990 gab es in Prenzlauer Berg mit 87,0 % die geringste Wahlbeteiligung im Osten Berlins. Das Ergebnis: SPD (37,7 %) vor PDS (23,3 %), CDU (19,1 %) und Bündnis 90 (8,5 %). Das gute Berliner Ergebnis von Bündnis 90 (auch die GRÜNE-UFV hatten 3,4 %) zeigte einen großstädtischen grünen Trend, der auch bei der Wahl zur Stadtverordnetenversammlung am 6. Mai 1990 anhielt (13,8 %).[41]

Nach der deutschen Wiedervereinigung verstärkte sich dieses Profil. Die SPD war in Prenzlauer Berg bei Bundestagswahlen lange Zeit die stärkste Kraft mit Werten um die 35 %, bevor sie (dem bundesdeutschen Trend folgend) bei der Wahl 2009 fast die Hälfte verlor und mit weniger als 19 % nur noch die drittstärkste Kraft war, bevor sie ihr Ergebnis bei der Wahl 2013 wieder ein wenig verbessern konnte (23,1 %). Bis 2009 konnten sich die Grünen kontinuierlich verbessern, von 10,3 % (1990) auf 28,6 % (2009) – 2013 konnten allerdings nur noch 21,1 % erzielt werden. Die PDS/Linkspartei erreichte konstant Zweitstimmenanteile zwischen 20 % und 25 % (Ausnahme 1994: 29,8 %). Die CDU verschlechterte sich zunächst kontinuierlich von 25,0 % (1990) auf 10,2 % (2005), konnte sich 2009 jedoch geringfügig auf 12,7 % steigern und 2013 17,8 % der Stimmen holen. Die FDP erreichte nur 1990, 2005 und 2009 mehr als 5 % der Zweitstimmen. Die 2009 erstmals antretende Piratenpartei erzielte im Ortsteil auf Anhieb 5,4 % der Stimmen, 2013 sank dieses Ergebnis geringfügig auf 5,1 %.

Viermal errangen die Grünen im östlichen Prenzlauer Berg, der zum Wahlkreis Friedrichshain-Kreuzberg-Prenzlauer Berg Ost gehört, das jeweils einzige Direktmandat bei Bundestagswahlen. Bei den Wahlen 2002, 2005, 2009 und 2013 erhielt Hans-Christian Ströbele im Wahlkreis Friedrichshain-Kreuzberg-Prenzlauer Berg Ost die meisten Erststimmen. In einem Wahllokal am Helmholtzplatz erreichten die Grünen 2005 mit 42 % der Stimmen ihr berlinweit bestes Ergebnis. Der westliche Teil des Ortsteils mit dem Kollwitzplatz und der Schönhauser Allee gehört zum Wahlkreis 77 Berlin-Pankow. 2009 errang hier Stefan Liebich für die Linke das Direktmandat unter anderem gegen den ehemaligen Bundestagspräsidenten Wolfgang Thierse; 2013 gewann Liebich erneut das Direktmandat.

Berliner Wahlen

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Bei Wahlen zum Berliner Abgeordnetenhaus errang die SPD sowohl 1995 als auch 1999 um die 19 %, die Grünen waren stabil bei 17,5 %, die PDS konnte sich in diesem Zeitraum von 30 % auf fast 35 % verbessern. Die CDU erreichte Anfang der 1990er Jahre Ergebnisse oberhalb der 20 %. 1999 bekam sie 20,7 % der Stimmen, was auf hohe Sympathiewerte für den damaligen Regierenden Bürgermeister Eberhard Diepgen zurückzuführen sein dürfte. Bei der vorgezogenen Neuwahl 2001 nach dem Ende der großen Koalition gab es für die CDU in Prenzlauer Berg herbe Verluste, sie sackte auf 8,3 % ab. Gewinner war die PDS, die auf 42,1 % zulegte, die SPD verbesserte sich auf 24,0 %. Die Grünen verloren leicht und erreichten 15,9 %, die FDP – bis dato um die 1 % unbedeutend – erreichte ihr bestes Ergebnis mit 4,8 %.[41]

Nachdem die PDS (seit 2005 Die Linke) nach der Wahl 2001 in Berlin Regierungsverantwortung als Koalitionspartner der SPD übernommen hatte, musste sie 2006 mehr als die Hälfte der Stimmen abgeben. Gewinner dieser Wahl in Prenzlauer Berg waren die Grünen (23,9 %) und die SPD (30,6 %). Die CDU erreichte nur noch 7,8 %, auch die FDP verlor auf nun 4,5 %.

Der Ortsteil war bei der Berlinwahl 2006 in vier Wahlkreise geteilt. In zweien siegte ein Kandidat der SPD, in den anderen beiden setzte sich jeweils der Direktkandidat der Grünen durch, womit erstmals im Ostteil Berlins grüne Politiker Direktmandate fürs Abgeordnetenhaus erreichten. Insgesamt wird im westlichen Teil von Prenzlauer Berg mehr grün gewählt (mehr als 30 %, in mehreren Wahllokalen über 40 %), als im Ortsteilosten (nur etwa 16 %, ein Wahllokal im Nordosten gar unter 1 %).

Gastronomie und Kultur in einer ehemaligen Brauerei: Der Pfefferberg am Senefelderplatz

Neben dem Gaswerk waren Brauereien (Schultheiss, Landré, Pfefferberg, Bötzow und Groterjan) die wichtigsten Betriebe im Bezirk.

Seit den 2010er Jahren dominieren vor allem Gastronomie, Kultur, Einzelhandel und mittelständisches Gewerbe. Vor allem das Potenzial der Gastronomie scheint unerschöpflich. Gab es 1991 noch 231 Gaststätten und Lokale, sind es heute über 600.

Während des Internet-Booms um das Jahr 2000 siedelten sich außerdem zahlreiche kleine und mittlere Webdienstleister in Prenzlauer Berg an. In den Wohnkiezen abseits der Hauptachsen gibt es zahlreiche Galerien und Geschäfte ansässiger Künstler, Kunsthandwerker und Modelabels.

In der Schönhauser Allee, der nördlichen Prenzlauer Allee (zwischen Danziger Straße und Bahnhof) sowie der Greifswalder Straße im Bereich des Ringbahnhofs findet sich die übliche Einzelhandelsmischung mittlerer und kleinerer Stadtteilzentren. Am Senefelderplatz befindet sich der größte Bio-Markt Europas.[42]

Im südöstlichen Bereich des Ortsteils auf dem Gebiet des alten Zentralvieh- und Schlachthofs an der Landsberger Allee entstand ein Gewerbegebiet mit über 250.000 m² Gewerbeflächen und mehreren hundert Wohnungen. Bei der Umsetzung sind aber schon etliche Träume der Senatsplanung geplatzt, groß angekündigte Ansiedlungen wurden storniert. Auch siedelten sich hauptsächlich Dienstleister (Ingenieure, Anwälte usw.) an. Es entstand schon unter anderem eine Werkstatt für behinderte Menschen für 260 Behinderte und 60 Ausbilder. Auf dem Gelände am S-Bahnhof Storkower Straße wurde ein Fachmarktzentrum mit Baumarkt, Gartencenter und Möbelmarkt errichtet.

In Prenzlauer Berg gibt es 16 Grundschulen mit rund 4500 Schülern, davon zwei private Schulen. An weiterführenden Schulen gibt es eine Hauptschule (260 Schüler), drei öffentliche und eine private Realschule (zusammen 850 Schüler), drei Gymnasien (darunter das Gymnasium am Europasportpark) (3500 Schüler) und zwei Gesamtschulen mit zusammen 1200 Schülern. Ferner existieren zwei Sonderschulen (170 Schüler) und 14 – vor allem private – künstlerische Schulen, Sprachenschulen, Wirtschafts- und Verwaltungsschulen und Berufsschulen.

Der Erwachsenenbildung dienen ein Abendgymnasium und eine Volkshochschule.

Es gibt drei Waldorfkindergärten, was auf so kleinem Raum relativ ungewöhnlich ist.

Der sportliche Mittelpunkt des Ortsteils konzentriert sich im Westen am Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark. Der Jahn-Sportpark an der Cantianstraße wurde am 3. August 1951 als „Berliner Sportpark“ für die Weltjugendfestspiele eröffnet. Am 15. Oktober 1952 erhielt er anlässlich des 100. Todestages des „Turnvaters“ Friedrich Ludwig Jahn seinen heutigen Namen. Am 22. Juni 1963 fand hier der erste Olympische Tag der Leichtathletik statt, ein internationaler Leichtathletik-Vergleich nach dem Vorbild des nun im Westteil Berlins stattfindenden Internationalen Stadionfestes (ISTAF). Diese Veranstaltung fand bis 1989 jährlich an dieser Stelle statt. Hier wurden mehrere Weltrekorde erzielt; unter anderem übertraf Uwe Hohn am 20. Juli 1984 als erster Speerwerfer der Welt die 100-Meter-Marke (auch wenn die Anzeige nur „04,80“ Meter statt „104,80“ Meter zeigte). Im Stadion fanden zwischen 1951 und 1990 zehn Fußball-Länderspiele der DDR-Nationalmannschaft statt, das Stadion war außerdem Spielort des DDR-Rekordmeisters BFC Dynamo. Aktueller Nutzer ist der SV Empor Berlin. Wie in allen Sportstätten fanden auch hier viele kulturelle Veranstaltungen (u. a. ein Konzert von Michael Jackson) statt.

Die angrenzende Max-Schmeling-Halle wurde im Zuge der Olympiabewerbung Berlins für das Jahr 2000 errichtet und am 14. Dezember 1996 von Max Schmeling eingeweiht. Die Mehrzweckhalle war bis zur Saison 2007/2008 die Heimspielstätte des Basketball-Bundesligavereins ALBA Berlin. Außerdem wird sie für weitere sportliche Ereignisse, Veranstaltungen und Konzerte genutzt.

Ähnliches gilt für das Velodrom am S-Bahnhof Landsberger Allee. Das Velodrom steht an der Stelle der ehemaligen Werner-Seelenbinder-Halle, in der zahlreiche Parteitage der SED sowie kulturelle Veranstaltungen (u. a. Konzerte von Udo Lindenberg oder Rio Reiser) stattfanden. Die Radrennsporthalle ist mit 12.000 Zuschauerplätzen nach der Mercedes-Benz Arena (17.000 Zuschauer) die zweitgrößte Veranstaltungshalle Berlins.

Deutsche Schwimm­meister­schaften 2014 in der Schwimm- und Sprunghalle im Europasportpark

Direkt neben dem Velodrom befindet sich die Schwimm- und Sprunghalle im Europasportpark. In der Schwimmhalle fanden mehrere Deutsche Schwimmmeisterschaften und 2002 die Schwimmeuropameisterschaften statt. Beide Gebäude wurden ebenfalls im Zuge der Berliner Olympiabewerbung erbaut.

Auch der Berliner Bundesligaverein Hertha BSC stammt ursprünglich aus Prenzlauer Berg. Gegründet wurde er als Hertha 1892 in einem Lokal in der Kastanienallee. Die ersten Spiele fanden in der Nähe des heutigen Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportparks statt. 1904 zog der Verein in den nahen Gesundbrunnen. Heute nutzen die Amateure von Hertha BSC teilweise den Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark.

Commons: Berlin-Prenzlauer Berg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Postleitzahlen bei Kauperts
  2. Verzeichniß der Straßen Berlins … In: Berliner Adreßbuch, 1913, III., S. 242. „Friedenstraße: 1–15 und 103–112 NO.43 / 16–73 und 83–102 NO.18 / 74–82 O.34“. und Verzeichniß der Straßen Berlins … In: Berliner Adreßbuch, 1915, III., S. 687. „NO 43 Prenzlauer Berg: ←Greifswalder Straße→ Grundstücke 1.2–12 ←Prenzlauer Allee→ Grundstücke 13.14–22 ←Neue Königstraße→“ (Ein Verwaltungsbezirk war noch nicht benannt, Berlin ist in Postbezirke gegliedert.).
  3. Wohnmarktreport Berlin 2017. S. 48–51, abgerufen am 2. Juli 2024. (PDF)
  4. LDL Berlin Kastanienallee 77
  5. Progress-Filmvertrieb (Memento vom 19. Juli 2011 im Internet Archive)
  6. | Berichterstattung in der „Berliner Woche“
  7. | Text der 13. Verordnung zur Änderung der Bezirksgrenzen in der Berliner Vorschriften- und Rechtsprechungsdatenbank
  8. 1925 bis 1933 Statistisches Jahrbuch von Berlin; ab 1946 Statistisches Jahrbuch der DDR (jeweilige Jahre)
  9. ab 1990 Einwohnerinnen und Einwohner im Land Berlin am 31. Dezember (jeweilige Jahre) Statistischer Bericht A I 5 - hj. März 2023, S. 25 (statistik-berlin-brandenburg.de [PDF]).
  10. Statistischer Bericht A I 5 – hj 2 / 23. Einwohnerregisterstatistik Berlin 31. Dezember 2023. (PDF) Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, S. 24, abgerufen am 28. Februar 2024.
  11. Herbert Schwenk: Lexikon der Berliner Stadtentwicklung, Haude und Spener, Berlin 2002, S. 119.
  12. Entwicklung der Stadtgebietsfläche. In: Luisenstädtischer Bildungsverein: Stadtentwicklung. 2004 (online).
  13. J. F. Geist, K. Kürvers: Das Berliner Mietshaus 1862–1945. München 1984, S. 318 ff. (online, siehe Darstellung in Kollwitz52.de).
  14. J. F. Geist, K. Kürvers: Das Berliner Mietshaus 1862–1945. München 1984, S. 320 f.
  15. Zur Nutzung der Bezirksamtsgebäude von 1889 bis 1989 siehe Berlin-Brandenburgische Geschichtswerkstatt (Hrsg.): Prenzlauer, Ecke Fröbelstrasse. Hospital der Reichshauptstadt, Haftort der Geheimdienste, Bezirksamt Prenzlauer Berg. 1889–1989. Lukas-Verlag, Berlin 2006, ISBN 978-3-936872-98-9
  16. Dieter Hanauske: Die „Lösung der Wohnungsfrage“. In: Berlinische Monatsschrift (Luisenstädtischer Bildungsverein). Heft 6, 2001, ISSN 0944-5560, S. 35 (luise-berlin.de).
  17. a b Dieter Hanauske: Die „Lösung der Wohnungsfrage“. In: Berlinische Monatsschrift (Luisenstädtischer Bildungsverein). Heft 6, 2001, ISSN 0944-5560, S. 32 (luise-berlin.de).
  18. youtube.com
  19. Berlin: Das Milljöh in: GEO 4/1978
  20. Presse- und Informationsamt des Landes Berlin: Berlin Handbuch. Berlin 1992, S. 943.
  21. Bevölkerung in Berlin 1939, 1950, 1961, 1970, 1987 nach Bezirken (Memento vom 25. November 2009 im Internet Archive)
  22. Mathias Bertram (Hrsg.), Bernd Heyden: Berlin – Ecke Prenzlauer. Leipzig 2008, S. 5.
  23. Baulückenmanagement Berlin (Memento vom 24. Mai 2009 im Internet Archive) Informationen zum Bezirk Pankow, Stadtteil Prenzlauer Berg (abgerufen am 7. Januar 2010)
  24. a b Kollwitzplatz: Prekäres Paradies. In: Der Tagesspiegel, 29. April 2009 (online).
  25. Stefan Strauss: 131 Millionen Euro für einen Kiez ohne Spießer. In: Berliner Zeitung, 6. September 2008.
  26. Studie der Arbeitsgruppe Gemeinwesensarbeit und Stadtteilplanungs GmbH im Auftrag des Bezirks Pankow, Frühjahr 2009, zitiert nach: „Vor Ort“ – Stadterneuerung in Prenzlauer Berg, Weißensee und Pankow. Hrsg. Mieterberatung Prenzlauer Berg, Gesellschaft für Sozialplanung mbH, Dezember 2009, S. 8 f.
  27. Prenzlauer Berg erwartet Raumnot an Schulen. In: Tagesspiegel. 3. April 2008 (Online).
  28. Grundschüler droht Unterricht in Containern. In: Welt Online, 3. April 2008.
  29. Elternprotest 1997 gegen Schulschließung. In: Berliner Zeitung, 26. Februar 1997.
  30. „Vor Ort“ – Stadterneuerung in Prenzlauer Berg, Weißensee und Pankow. Dezember 2008. (Memento vom 2. Februar 2014 im Internet Archive) (PDF) Mieterberatung Prenzlauer Berg, Gesellschaft für Sozialplanung mbH, S. 13.
  31. Berliner Woche, 30. Dezember 2009, S. 1.
  32. Website der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung (Memento vom 22. März 2017 im Internet Archive)
  33. Anne Brüning: Baby-Boom am Stadtrand. In: Berliner Zeitung, 11. November 2009.
  34. a b Michael Sontheimer, Peter Wensierski: Prenzlauer Berg: Vorm Soja-Chai-Latte war hier noch Punk. In: Die Zeit. 11. März 2018, abgerufen am 2. Januar 2024.
  35. Victoria Scherff: Prenzlauer Berger Clubleben: Früher ideell, heute kommerziell? In: Prenzlauer Berg Nachrichten. 31. Januar 2019, abgerufen am 2. Januar 2024.
  36. Judith Luig: In Prenzlauer Berg schließt der nächste Club. In: Berliner Morgenpost. 15. Januar 2012, abgerufen am 2. Januar 2024.
  37. Robert Kaltenbrunner: Wer Gentrifizierung sagt, ist dagegen. In: Frankfurter Rundschau. 9. Juni 2021, abgerufen am 2. Januar 2024.
  38. Louis Hofmann: „Mir war egal, wo ich wohne, Hauptsache in Berlin.“ In: Berliner Zeitung, 11. April 2016.
  39. Foto aus 2022, Mauersegler über dem jüdischen Friedhof
  40. Dokumentiert: Berlins Bezirksbürgermeister. In: Berlinische Monatsschrift (Luisenstädtischer Bildungsverein). Heft 7, 1997, ISSN 0944-5560 (luise-berlin.de).
  41. a b Berliner Wahlergebnisse
  42. Europas größtes Bio-Kaufhaus macht auf. In: Berliner Kurier, 30. April 2007.