„Böhmen“ – Versionsunterschied
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[[Image:CZ-cleneni-Cechy-wl.png |thumb|250px|right|Böhmen in der heutigen politischen Einteilung Tschechiens]] |
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[[Datei:Small coat of arms of the Czech Republic.svg|mini|Das historische Wappen Böhmens als kleines [[Wappen Tschechiens|Staatswappen Tschechiens]]]] |
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'''Böhmen''' ([[Latein|lateinisch]] ''Bohemia'', [[Tschechische Sprache|tschechisch]] ''Čechy'') ist eine historische Region in [[Mitteleuropa]]. Sie umfasst die westlichen zwei Drittel [[Tschechien|Tschechiens]]. Dazu gehören die tschechische Hauptstadt [[Prag]] (Praha), die sie umgebende [[Středočeský kraj|Mittelböhmische Region]] (Středočeský kraj) und die um diese Region im Uhrzeigersinn liegenden Regionen [[Liberecký kraj]], [[Královéhradecký kraj]], [[Pardubický kraj]], die Westhälfte des [[Kraj Vysočina]], die [[Jihočeský kraj|Südböhmischen Region]] (Jihočeský kraj), die [[Plzeňský kraj|Region Pilsen]] (Plzeňský kraj), der [[Karlovarský kraj]], und der [[Ústecký kraj]]. |
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[[Datei:Wappen Königreich Böhmen.png|mini|Wappen des [[Königreich Böhmen|Königreichs Böhmen]] mit der [[Wenzelskrone]]]] |
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'''Böhmen''' ({{csS|Čechy}}, {{laS|Bohemia}}) war eines der [[Länder der Böhmischen Krone]]. Als ehemaliges [[Königreich Böhmen]] bildet es mit [[Mähren]] und [[Schlesien (Tschechien)|dem tschechischen Teil Schlesiens]] das Staatsgebiet des heutigen [[Tschechien]], ist aber keine eigenständige administrative Einheit mehr. Die historische Hauptstadt Böhmens ist [[Prag]], seit 1918 die Hauptstadt der [[Tschechoslowakei]] bzw. Tschechiens. Der böhmische [[Landespatron]] ist der heilige [[Wenzel von Böhmen|Wenzel]], dem die [[Wenzelskrone]] gewidmet ist. Ein weiterer [[Schutzpatron]] des Landes ist [[Johannes von Nepomuk]]. Die Bewohner werden unabhängig von ihrer Nationalität ''Böhmen'' (Plural von ''Böhme'') genannt, daneben wurde aber bis zum [[Zerfall der Habsburgermonarchie]] die [[tschechische Sprache]] als „böhmisch“ bezeichnet. |
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== Wappen == |
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Böhmens Fläche beträgt etwa 52.060 [[Quadratkilometer|km²]]. Es grenzt im Nordosten an [[Polen]], im Osten an die historische Region [[Mähren]], im Süden an [[Österreich]] und im Westen und Nordwesten an [[Bayern]] und [[Sachsen]]. |
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[[Datei:Flag of Bohemia.svg|mini|Flagge Böhmens (ab 19. Jahrhundert)]] |
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Der [[Böhmischer Löwe|Böhmische Löwe]] ist ein aufgerichteter silberner, doppelschwänziger Löwe mit goldener Blätterkrone auf Rot. Er ist in Gold [[Bewehrung (Heraldik)|bewehrt]] und bezungt. |
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Die Flagge war weiß-rot. |
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Böhmen, dessen Namen sich von dem [[Kelten|keltischen]] Stamm der [[Boier]] ableitet (''Bojersheim'' = Heim der Bayern, latinisiert: ''Bohemia''), ist ein Landschaftskessel, begrenzt, bis auf kleine Ausnahmen, durch die [[Wasserscheide]]n der Zuflussgebiete der [[Moldau (Fluss)|Moldau]] (''Vltava'') und der [[Elbe]] (''Labe'') (bis zur Grenze mit Deutschland). In letztere mündet auch die [[Eger (Fluss)|Eger]] (''Ohře''), deren [[Quelle (Gewässer)|Quellgebiet]] in [[Franken (Land)|Franken]] liegt (im [[Fichtelgebirge]]). Am Rand wird das Land von Mittelgebirgen begrenzt, im Nordwesten von dem [[Erzgebirge]], im Nordosten von dem [[Riesengebirge]] und dem [[Adlergebirge]] und im Südwesten vom [[Böhmerwald]]. Die Grenze zu [[Mähren]] im Osten bildet der Höhenzug der ''Vysočina'' ([[Böhmisch-Mährische Höhe]]). Die [[Kamm#Geographie|Kämme]] der beiden letztgenannten gehören zu der [[Wasserscheide|Mitteleuropäischen Hauptwasserscheide]]. |
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== Geografie == |
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Berühmt sind beispielsweise die [[Böhmische Küche]], das böhmische [[Bier]] und die böhmische [[Blasmusik]]. Typisch für die böhmische Küche sind Mehlspeisen, Knödel, fettes Fleisch, wenig Salat und Gemüse, dafür süße Nachspeisen. Die kulturellen Traditionen Böhmens sind eng mit denen in [[Bayern]] und [[Österreich]] verwandt - die [[Wiener Küche]] etwa ist ohne böhmische Einflüsse undenkbar. |
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=== Lage === |
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Böhmens Fläche beträgt etwa 52.065 km². Es grenzt im Nordosten an [[Schlesien]], im Osten an die historische Region [[Mähren]], im Süden an [[Österreich]], im Südwesten und Westen an [[Bayern]] und im Nordwesten an [[Sachsen]]. Als geometrischer Mittelpunkt wurde der [[Ďábel]] bei [[Petrov u Prahy|Petrov]] ermittelt. |
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Das historische Dreiländereck mit Mähren und Österreich befindet sich an der Spitze der [[Böhmische Saß|Böhmischen Saß]] am Hohen Stein bei [[Staré Město pod Landštejnem]]. |
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[[Bild:Sieben kurfuersten waehlen heinrich vii zum koenig.png|thumb|200px|Sieben [[Kurfürst]]en wählen [[Heinrich VII. (HRR)|Heinrich VII.]] zum König. Die Kurfürsten, durch die Wappen über ihren Köpfen kenntlich, sind, von links nach rechts, die Erzbischöfe von [[Liste der Erzbischöfe von Köln|Köln]], [[Liste der Erzbischöfe von Mainz|Mainz]] und [[Liste der Erzbischöfe von Trier|Trier]], der [[Pfalzgraf bei Rhein]], der [[Herzogtum Sachsen|Herzog von Sachsen]], der [[Mark Brandenburg|Markgraf von Brandenburg]] und der [[Liste der Herzöge und Könige von Böhmen|König von Böhmen]].]] |
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Böhmen wird im Wesentlichen begrenzt durch seine vier Randgebirge: |
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==Landschaft== |
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* [[Böhmerwald]] (südwestliche Grenze zum österreichischen [[Mühlviertel]] und [[Bayern]]) |
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* [[Erzgebirge]] (nordwestliche Grenze zu [[Sachsen]]) |
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* [[Sudeten]] (nördliche und nordöstliche Grenze zur [[Oberlausitz]] und zu [[Schlesien]]) |
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* [[Böhmisch-Mährische Höhe]] (östliche Grenze zu [[Mähren]] und südliche zum [[Waldviertel]]) |
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Damit bildet es einen Landschaftskessel, bis auf kleine Ausnahmen eingegrenzt durch die [[Wasserscheide]]n der [[Einzugsgebiet]]e von [[Moldau (Fluss)|Moldau]] (Vltava) und [[Elbe]] (Labe) (bis zur Grenze mit Deutschland). In Letztere mündet auch die [[Eger (Elbe)|Eger]] (Ohře), deren [[Quellgebiet]] im [[Fichtelgebirge]] in [[Franken (Region)|Franken]] liegt. |
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Die heutigen Grenzen Böhmens sind weit über 1000 Jahre alt, nur das Egerland kam erst im später Mittelalter dazu. Böhmen wird von drei Seiten durch bergige Landschaften umfasst, ohne jedoch ein eigentliches Kesselland zu bilden. Es schließt sich durch das [[Fichtelgebirge]] an die mitteldeutschen Terrassenlandschaften an und ist ebenso wie diese vertikal ausgerichtet. Böhmen hängt mit [[Mähren]] so eng zusammen, dass man in dem Raum zwischen [[Eger (Fluss)|Eger]], [[Elbe]] und [[Donau]] einerseits und [[March (Fluss)|March]] und [[Raab (Fluss)|Raab]] andererseits ein gemeinsamen böhmisch-mährisches Terrassenland verfolgen kann. |
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=== Gliederung === |
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Die Einzugsgebiete der Donau und der Oder betragen nur 6,4% des Landesgebietes (3.184 km²), während die Elbe mit 48.772 km² den Hauptanteil bringt. Neben der Elbe selbst sind dies die [[Moldau (Fluss)|Moldau]], die bei [[Melnik]] mündet. |
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[[Datei:Czech kraje and historic regions.svg|mini|Landesteile Tschechiens:<br />{{Farblegende|#bbff99|Böhmen}} |
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{{Farblegende|#99ddff|[[Mähren]]}} |
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{{Farblegende|#ffd599|[[Schlesien (Tschechien)|Schlesien]]}}]] |
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Böhmen umfasst die westlichen zwei Drittel [[Tschechien]]s. Dazu gehören heute die tschechische Hauptstadt [[Prag]] (Praha), die sie umgebende [[Středočeský kraj|Mittelböhmische Region]] (Středočeský kraj) und die um diese Region im Uhrzeigersinn liegenden Regionen Reichenberg ([[Liberecký kraj]]), Königgrätz ([[Královéhradecký kraj]]), der größere Teil des [[Pardubický kraj]], die Westhälfte des [[Kraj Vysočina]], fast die ganze [[Jihočeský kraj|Südböhmische Region]] (Jihočeský kraj), die [[Plzeňský kraj|Region Pilsen]] (Plzeňský kraj), der [[Karlovarský kraj]], der [[Ústecký kraj]] um [[Ústí nad Labem|Ústí]] (Aussig) und das heute zur [[Jihomoravský kraj|Südmährischen Region]] (Jihomoravský kraj) gehörende [[Jobova Lhota]]. |
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=== Landschaft === |
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Das Terrassenland Böhmens wird durch die Elbe und die Eger, die [[Sazawa]] und [[Berounka|Beraun]] und durch die tiefe Meridianfurche der Moldau gegliedert. Die kleinen, rings umschlossenen Tiefebenen sind folgende: |
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Die heutigen Grenzen Böhmens sind weit über 1000 Jahre alt, nur das [[Egerland]] kam erst im späten [[Mittelalter]] dazu. Böhmen wird auf drei Seiten durch Berglandschaften umfasst. Es schließt mit dem [[Fichtelgebirge]] an die mitteldeutschen Terrassenlandschaften an. Böhmen hängt mit [[Mähren]] so eng zusammen, dass man im Raum zwischen [[Eger (Elbe)|Eger]], [[Elbe]] und [[Donau]] einerseits und [[March (Fluss)|March]] und [[Naab]] andererseits ein gemeinsames böhmisch-mährisches Terrassenland sehen kann. |
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*Teplitz-Komotauer Becken im Norden |
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*Laun-Saazer Ebene (an der Eger) |
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*Theresienstädter Ebene |
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*Melniker Ebene |
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(Osten) |
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Nimburger Ebene |
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*Pardubitzer Ebene |
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*Budweis-Wittingauer Tiefplatte |
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Die Einzugsgebiete der Donau und der [[Oder]] betragen nur 6,4 % der Landesfläche (3184 km²), während das Einzugsgebiet der Elbe 48.772 km² einnimmt. Zum Flusssystem der Elbe gehört auch die [[Moldau (Fluss)|Moldau]], die bei [[Mělník]] in die Elbe mündet. Im äußersten Osten gibt es einige Bäche, die zur [[March (Fluss)|March]] entwässern, damit geht die [[Europäische Hauptwasserscheide]] durch Böhmen. |
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Hier erheben sich auch zahlreiche Berge: |
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*Engelhäuser Berg (713 m) |
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*Burberg (591 m) |
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*Georgenberg (455 m) |
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*Tockberg (853 m) |
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*Trschemschinberg (822 m) |
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*Kubany (1.358 m) |
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Das Terrassenland Böhmens wird durch Elbe und Eger, [[Sázava]] und [[Berounka]] und durch die tiefe Meridianfurche der Moldau gegliedert. Die kleinen, rings umschlossenen Tiefebenen sind: |
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[[Datei:Podjestedi.JPG|[[Jeschkengebirge|Jeschkenvorland]] bei [[Proseč pod Ještědem|Proschwitz]]|miniatur]] |
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* [[Nordböhmisches Becken]] |
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* [[Dolnooharská tabule]] |
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* [[Laun-Saazer Ebene]] |
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* [[Theresienstädter Ebene]] |
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* [[Melniker Ebene]] |
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* [[Nimburger Ebene]] |
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* [[Pardubitzer Ebene]] |
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* [[Südböhmischer Talkessel]] |
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** [[Budweiser Becken]] |
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** [[Wittingauer Becken]] |
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Hier findet man auch zahlreiche Berge: |
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Die natürliche Grenze Böhmens nach Westen bildet der [[Böhmerwald]], der durch das Plateau von [[Waldsassen]] mit dem Fichtelgebirge in Verbindung steht. |
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* [[Burg Andělská Hora|Andělská hora]] (''Engelhäuser Berg'' 713 m) |
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* [[Úhošť]] (''Burberg'', 591 m) |
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* [[Říp]] (''Georgenberg'' 455 m) |
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* [[Tok (Berg)|Tok]] (''Tockberg'' 853 m) |
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* [[Třemšín]] (''Trschemschinberg'' 822 m) |
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* [[Boubín]] (''Kubany'' 1358 m) |
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Die natürliche Grenze Böhmens nach Westen bildet der [[Böhmerwald]], der durch das Plateau von [[Waldsassen]] mit dem [[Fichtelgebirge]] in Verbindung steht. |
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== Historischer Begriff == |
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Der Name leitet sich von dem [[Kelten|keltischen]] Stamm der [[Boier]] (''Boiohaemum'' = Heim der Boier, spätlat.: ''Bohemia'') ab. |
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== Geschichte == |
== Geschichte == |
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{{Hauptartikel|Geschichte Böhmens|Königreich Böhmen}} |
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Nach Erlass der [[Goldene Bulle|Goldenen Bulle]] durch [[Karl IV. (HRR)|Karl IV.]] im Jahr 1356 war der König von Böhmen einer der sieben [[Kurfürst]]en, die den [[Römisch-deutscher König|römisch-deutschen König]] wählten. 1806 wurde Böhmen Teil des [[Kaisertum Österreich|Kaisertums Österreich]] und 1918 Teil der [[Erste Tschechoslowakische Republik|Tschechoslowakei]]. |
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{{Panorama|Balduineum Wahl Heinrich VII.jpg|300|Die sieben Kurfürsten wählen 1308 in Frankfurt am Main [[Heinrich VII. (HRR)|Heinrich VII.]] aus dem Haus Luxemburg zum römisch-deutschen König. Es sind (siehe Wappen über den Köpfen) von links nach rechts die Erzbischöfe von Köln, Mainz und Trier, der Pfalzgraf bei Rhein, der Herzog von Sachsen, der Markgraf von Brandenburg und der König von Böhmen. Tatsächlich war der König von Böhmen nicht anwesend.}} |
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== Historische Verwaltungsgliederung == |
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''Siehe Hauptartikel:'' [[Geschichte Böhmens]] |
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=== Alte böhmische Kreise === |
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[[Image:Böhmen Mähren Österreich Schlesien.jpg|thumb|200px|Historische Karte der Länder der böhmischen Krone]] |
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[[Karl IV. (HRR)|Karl IV.]] begann in der Mitte des 14. Jahrhunderts, sein Königreich in große Verwaltungseinheiten einzuteilen. Eine solche Verwaltungseinheit hieß in den Urkunden auf Deutsch ''Kreis'', auf Tschechisch ''[[kraj]]'' und auf Lateinisch ''circulus''. Es gab in Böhmen sieben bis sechzehn Kreise. In Mähren bestanden zwei bis sechs Kreise, in [[Österreichisch-Schlesien]] waren es zwei. |
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Die Anzahl der Kreise und somit auch deren Größe änderte sich mehrmals. Diese Kreiseinteilung galt bis 1862, spielte aber schon kurz nach der Revolution von 1848 praktisch keine Rolle mehr für die Verwaltung. |
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=== Verwaltungsgliederungen in Böhmen === |
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Die Kreisgliederung (16 Kreise) zwischen 1833 und 1849 nach [[Johann Gottfried Sommer]] war: |
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==== Alte böhmische Kreise ==== |
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* [[Berauner Kreis]] ([[Beroun]]) |
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Der deutsche Kaiser Karl IV., zugleich König von Böhmen, begann in der Mitte des 14. Jahrhunderts, sein Königreich in große Verwaltungseinheiten einzuteilen. Eine solche Verwaltungseinheit hieß in den Urkunden auf deutsch '''Kreis''', auf tschechisch ''kraj'' und auf lateinisch ''circulus''). Es gab allein im Landesteil Böhmen je nach Zeitperiode 7 bis 16 Kreise. (Mähren und Österreichisch-Schlesien hatten zusammen etwa (2 bis 6)+2 Kreise.) |
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* [[Bidschower Kreis]] ([[Nový Bydžov]]) |
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* [[Budweiser Kreis]] ([[Budweis]]) |
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* [[Bunzlauer Kreis]] ([[Mladá Boleslav]]) |
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* [[Caslaver Kreis]] ([[Čáslav]]) |
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* [[Chrudimer Kreis]] ([[Chrudim]]) |
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* [[Elbogener Kreis]] ([[Loket]]) |
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* [[Kaurimer Kreis]] ([[Kouřim]]) |
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* [[Klattauer Kreis]] ([[Klatovy]]) |
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* [[Königgrätzer Kreis]] ([[Hradec Králové]]) |
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* [[Leitmeritzer Kreis]] ([[Litoměřice]]) |
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* [[Pilsner Kreis]] ([[Pilsen]]) |
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* [[Prachiner Kreis]] ([[Písek]], benannt nach der [[Burg Prácheň]])<ref>{{Webarchiv |url=http://mapy.vugtk.cz/homann/sheets.php?rs=2&lg=cze&id=10&print=Pr%C3%A1che%C5%88sk%C3%BD%20kraj |text=Landkarte Prachiner Kreis |wayback=20141229162927}}</ref> |
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* [[Rakonitzer Kreis]] ([[Rakovník]], [[Slaný]]) |
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* [[Saazer Kreis]] ([[Žatec]]) |
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* [[Taborer Kreis]] ([[Tábor]]) |
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=== Politische Bezirke und Gerichtsbezirke 1850–1938 === |
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[Achtung: Der preußischen Verwaltungstradition folgend ist der deutsche Begriff für einen heutigen tschechischen ''kraj'' meistens ''Bezirk'' oder ''Region''!] |
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[[Datei:Verwaltungsgliederung des Königreichs Böhmen 1893.svg|mini|Verwaltungsgliederung des Königreichs Böhmen 1893]] |
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{{Hauptartikel|Liste der Bezirke in Böhmen|Liste der Gerichtsbezirke in Böhmen}} |
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Ab 1850 wurden in allen Gebieten der Monarchie außer Ungarn die alten großen Kreise durch politische Bezirke (Verwaltungsbezirke) ersetzt, von denen jeder aus einem oder mehreren Gerichtsbezirken (der Judikative) bestand. In den österreichischen [[Land (Österreich)|Bundesländern]] besteht diese Einteilung bis heute. Normalerweise war ein politischer Bezirk (tschechisch: ''politický okres'') kleiner als ein ehemaliger alter Kreis, und ein Gerichtsbezirk (tschechisch: ''soudní okres'') ist kleiner als ein politischer Bezirk. Es gab im [[Kronland (Österreich)|Kronland]] Böhmen 104 politische Bezirke und darin 229 Gerichtsbezirke. Mähren hatte 32 und Österreichisch-Schlesien neun politische Bezirke. |
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Die Zahl (7 bis 16) der alten böhmischen Kreise, und somit auch deren Größe, änderte sich mehrmals. Diese Kreiseinteilung galt zwar bis 1862, spielte aber schon kurz nach der Revolution von 1848 praktisch keine Rolle mehr für die Verwaltung.<br />(Siehe auch Weblinks.) |
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Diese Bezirkseinteilung<ref>Asch, Eger, Graslitz, Neudek, St. Joachimsthal, Falkenau, Elbogen, Karlsbad, Marienbad, Tepl, Plan, Tachau, Mies, Bischofteinitz, Taus, Preßnitz, Komotau, Kaaden, Podersam, Luditz, Kralowitz, Pilsen, Presnitz, Klattau, Brüx, Dux, Teplitz-Schönau, Bilin, Saaz, Laun, Rakonitz, Horowitz, Rokitzan, Blatna, Strakonitz, Aussig, Tetschen, Schluckenau, Leitmeritz, Raudnitz, Melnik, Kralup, Schlan, Kladno, Prag, Beraun, Pribram, Sedltschan, Mühlhausen, Pisek, Moldauthein, Prachatitz, Böhmisch Krumau, Rumburg, Warnsdorf, Deutsch Gabel, Böhmisch Leipa, Münchengrätz, Jungbunzlau, Brandeis a.d. Elbe, Böhmisch Brod, Ritschan, Eule, Beneschau, Tabor, Wittingau, Budweis, Kaplitz, Friedland, Reichenberg, Gablonz, Semil, Turnau, Starkenbach, Jitschin, Nimburg, Neu Bydschow, Podenbrad, Kolin, Kuttenberg, Tschaslau, Ledetsch a.d. Sasau, Gumpolds, Pilgram, Kamnitz a.d. Linde, Neuhaus, Hohenelbe, Trautenau, Königinhof, Königgrätz, Pardubitz, Chrudim, Chotebor, Deutsch Brod, Braunau, Nachod, Neustadt a.d. Mettau, Reichenau, Senftenberg, Hohenmauth, Landskron, Leitomischl, Politschka</ref> galt in Böhmen abgesehen von kleineren Änderungen bis 1938, also auch in der [[Erste Tschechoslowakische Republik|Ersten Tschechoslowakischen Republik]]. Zur Entwicklung in Mähren und der Slowakei siehe ''[[Okres#Geschichte|Okres]]''. |
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==== Politische Bezirke und Gerichtsbezirke ==== |
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Ab 1850 wurden in allen Gebieten der Monarchie außer Ungarn die alten großen Kreise durch politische Bezirke (der Exekutive) ersetzt, von denen jeder aus einem oder mehreren Gerichtsbezirken (der Judikative) bestand. In den österreichischen [[Bundesland (Österreich)|Bundesländern]] besteht diese Einteilung bis heute. Normalerweise war ein '''politischer Bezirk''' (tschechisch: ''politický okres'') kleiner als ein ehemaliger alter Kreis, und ein '''Gerichtsbezirk''' (tschechisch: ''soudní okres'') ist kleiner als ein Politischer Bezirk. Es gab allein im Landesteil Böhmen etwa 104 politische Bezirke und darin etwa 229 Gerichtsbezirke. (Mähren und Österreichisch-Schlesien hatten zusammen 32+9 politische Bezirke.) |
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[Achtung: Der preußischen Verwaltungstradition folgend ist der deutsche Begriff für einen tschechischen ''okres'' meistens ''Kreis''!] |
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=== Kreise und Bezirke nach 1938 === |
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Diese Bezirkeinteilung galt für Böhmen (abgesehen von kleineren Änderungen) bis 1938, also auch noch nach dem Ende des Staates Böhmen, in der (Ersten) [[Tschechoslowakische Republik|Tschechoslowakischen Republik]] (1918 bis 1938).<br />(Siehe auch Weblinks.) |
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Durch das [[Münchner Abkommen]] vom 29. September 1938 wurde der vorwiegend deutschsprachige Teil Böhmens dem [[Deutsches Reich|Deutschen Reich]] zugeschlagen und in [[Stadtkreis (Deutschland)|Stadt-]] und [[Landkreis]]e eingeteilt; übergeordnet waren [[Regierungsbezirk]]e (die südwestlichen Teile kamen an den [[Reichsgau Oberdonau]], die Gebiete im Böhmerwald an Bayern und der große Rest bildete den [[Reichsgau Sudetenland]]). Im Reichsgau Sudetenland gab es fünf Stadtkreise und 52 Landkreise. |
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Das übrige Böhmen blieb weiterhin in politische Bezirke und Gerichtsbezirke eingeteilt. Dies änderte sich auch nach der [[Zerschlagung der Tschechoslowakei]] und der Errichtung des ''[[Protektorat Böhmen und Mähren|Protektorats Böhmen und Mähren]]'' am 15. März 1939 nicht, wobei allerdings über je einer Gruppe von politischen Bezirken noch ein Oberlandratsbezirk eingeführt wurde. Im Protektorat gab es 67 böhmische und 30 mährische politische Bezirke. Diese Verwaltungsgliederung galt bis zum Ende des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieges]]. |
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==== Stadt- und Landkreise neben Politischen Bezirken und Gerichtsbezirken ==== |
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Aufgrund des [[Münchner Abkommen]]s vom 29. September 1938 wurde der vorwiegend deutschsprachige Teil Böhmens als [[Sudetenland (Reichsgau)|Reichsgau Sudetenland]] dem [[Deutsches Reich|Deutschen Reich]] zugeschlagen und (wie in Deutschland) in Stadt- und Landkreise eingeteilt; übergeordnet waren [[Regierungsbezirk]]e. Der restliche Teil Böhmens (im neu geschaffenen [[Protektorat Böhmen und Mähren]]) blieb weiterhin in Politische Bezirke und Gerichtsbezirke eingeteilt, wobei allerdings je über einer Gruppe von Politischen Bezirken noch ein Oberlandratsbezirk eingeführt wurde.<br /> |
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Im gesamten Reichsgau Sudetenland gab es 5 Stadtkreise und 52 Landkreise. (Im gesamten Protektorat Böhmen und Mähren gab es 67+30 politische Bezirke.) |
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Diese Verwaltungsgliederung galt bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges (1945).<br /> |
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(Siehe auch Weblinks.) |
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== Böhmische Kultur == |
== Böhmische Kultur == |
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Böhmen war stets eine europäische Region, in der religiöse und ethnische Gegensätze aufeinander trafen. Dies erzeugte Konflikte, aber auch produktive Wechselwirkungen. Die böhmische Kultur ist in ihrer Vielfalt geprägt vom Zusammenwirken und Aufeinanderprallen von tschechischen, deutschen und jüdischen Einflüssen. So war beispielsweise [[Prag]] unter den [[Haus Luxemburg|Luxemburgern]] maßgeblich an der Ausprägung der internationalen Kunst der [[Parler (Familie)|Parlerzeit]] beteiligt. Im 19. und 20. Jahrhundert schöpften Schriftsteller wie [[Adalbert Stifter]], [[Rainer Maria Rilke]], [[Jaroslav Hašek]], [[Franz Kafka]], [[Max Brod]], [[Karel Čapek]], [[Franz Werfel]], [[Johannes Urzidil]] und [[Friedrich Torberg]] sowie Komponisten wie [[František Xaver Brixi]], [[Bedřich Smetana]], [[Antonín Dvořák]], [[Leoš Janáček]], [[Gustav Mahler]] und [[Viktor Ullmann]] in ihren Werken aus der reichen kulturellen Tradition des Landes. |
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In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstand eine alle Disziplinen umfassende tschechische Wissenschafts- und Kulturszene, deren Anspruch sich unter anderem in der Prager Architektur um 1900 ausdrückt. Die [[Deutschböhmen und Deutschmährer|deutschböhmische]] Minderheit (nach 1945 mehrheitlich [[Vertreibung der Deutschen aus der Tschechoslowakei|vertrieben]]) war nicht weniger produktiv; sie wetteiferte mit dem gesamten deutschen Sprachraum. Das ''[[Prager Tagblatt]]'' galt als eine der besten deutschsprachigen Zeitungen ihrer Zeit. Die Industrie Böhmens war in [[Österreich-Ungarn]] führend. Das Kronland wurde das wohlhabendste [[Cisleithanien]]s. |
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Böhmen war stets eine europäische Region, in der religiöse und ethnische Gegensätze aufeinander trafen. Dies erzeugte Konflikte, aber auch reiche Wechselwirkungen, in denen die Teilkulturen einander befruchtet haben. Die böhmische Kultur ist in ihrer Vielfalt geprägt vom Zusammenwirken und Aufeinanderprallen von deutschen, tschechischen und jüdischen Einflüssen. |
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So war beispielsweise [[Prag]] unter den Luxemburgern maßgeblich an der Ausprägung der internationalen Kunst der [[Parler]]zeit beteiligt. Schriftsteller wie [[Adalbert Stifter]], [[Franz Kafka]], [[Franz Werfel]], [[Friedrich Torberg]], [[Jaroslav Hašek]] und [[Karel Čapek]] oder Komponisten wie [[Antonín Dvořák]], [[Leoš Janáček]] und [[Bedřich Smetana]] schöpfen in ihren Werken aus diesem Reichtum. Das deutschsprachige ''[[Prager Tagblatt]]'' galt als eine der besten Zeitungen seiner Zeit. |
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Im Bereich der Tierzucht sind die goldenen [[Kinsky-Pferd]]e zu nennen, eine seltene Rasse, deren Zucht 1838 in [[Chlumec nad Cidlinou|Chlumec]] von [[Octavian Joseph Graf Kinsky]] begründet wurde. |
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Der Einfluss der böhmischen [[Kultur]] insbesondere auf [[Österreich]] beschränkte sich nicht nur auf Kunst und Literatur. Auch im Alltagsleben bereicherten böhmische Schöpfungen die österreichische [[Kultur]], etwa in der Küche (''Powideltascherln''), die bis heute von der Reichhaltigkeit böhmischer Kochkunst zehrt. Auch die sehr seltene Pferderasse der goldenen [[Kinsky-Pferd]]e, die [[1838]] in Chlumec von [[Oktavian Graf Kinsky]] aus der Adelsfamilie [[Kinsky]] begründet wurde, haben in Böhmen ihren Ursprung. |
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Berühmt sind die [[Böhmische Küche]], das böhmische [[Bier]] und die böhmische [[Blasmusik]]. Typisch für die böhmische Küche sind Knödel, deftige Fleischgerichte und süße [[Mehlspeise#Heutiger Sprachgebrauch|Mehlspeisen]] (in der österreichischen Wortbedeutung) als Nachtisch. Die kulturellen Traditionen Böhmens sind eng mit denen in [[Bayern]] und [[Österreich]] verwandt – in der [[Wiener Küche]] etwa sind böhmische Einflüsse unverkennbar. |
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<!-- gehört schon zur Kulutur der Tschechoslowakei! |
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Die Zeit der kommunistischen Herrschaft tat ein übriges, besonders im Anschluss an den so genannten [[Prager Frühling]], als die Regierung der [[Tschechoslowakei]] alle Bestrebungen unterdrückte, die gegenseitigen Einflüsse am Leben zu erhalten; gleichwohl war die Tschechoslowakei ein bevorzugtes Urlaubsland der Bevölkerung der [[DDR]]. Erst nach dem Ende des [[kalter Krieg|kalten Kriegs]] wuchsen wieder kulturelle Verbindungen zwischen Österreich und Tschechien, besonders gefördert durch den tschechischen Präsidenten [[Vaclav Havel]]; bereits vor dem Ende des kalten Kriegs gab es einen regen (Prag-)Tourismus aus der BRD und dem westlichen Europa. |
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geöhrt schon zur Kultur der Tschechoslowakei!--> |
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Der Begriff „[[Bohème]]“ leitet sich von der französischen Bezeichnung ''bohémien'' (ab dem 15. Jahrhundert) für die aus Böhmen kommenden [[Roma]] ab. Der Charakter der Herkunftsbezeichnung verlor sich im Französischen wie im Deutschen, so dass ''bohémien'' zu einer Bezeichnung unordentlicher, liederlicher Sitten bzw. für die unstete Lebensart in Künstlerkreisen wurde und sich nicht mehr auf die ethnische Zugehörigkeit bezog.<ref>Vgl. Stichwort „Boheme“ in: Duden. Etymologie, Mannheim 1963, S. 75.</ref> |
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== Literatur == |
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[[Wenzel von Böhmen]] und [[Johannes Nepomuk]] werden von den [[Tscheche]]n hoch verehrt. |
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=== Geschichte === |
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*Bosl, K. (Hg.): Handbuch der Geschichte der böhmischen Länder, 4 Bde. Stuttgart 1966-1974. |
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*Hoensch, J. K.: Geschichte Böhmens. Von der <!-- Originaler Buchtitel. Bitte nicht ändern !!! -->slavischen<!-- ! --> Landnahme bis zur Gegenwart. München 1997 |
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*Collegium Carolinum (Hg.): Ortslexikon der böhmischen Länder. München/Wien 1983. ISBN 3-486-51761-9. |
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== Siehe auch == |
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* [[Liste der böhmischen Herrscher]] |
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* [[Böhmen am Meer]], nach einer Ortsangabe in Shakespeares „Wintermärchen“ |
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* [[Böhmischer Sprachenkonflikt]] |
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* [[Böhmisches Dorf]] |
|||
* [[Exulanten]] |
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== Literatur == |
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*Poche, Emanuel : ''Böhmen und Mähren'', München/Berlin 1986 (Kunstdenkmäler in der Tschechoslowakei, hg. v. Reinhardt Hootz) |
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* {{MerianTopo |Titel=Böheim |Band=11 |Seite=3–9}} |
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=== Geschichte === |
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* [[Manfred Alexander]]: ''Kleine Geschichte der böhmischen Länder.'' Reclam, Ditzingen 2008, ISBN 978-3-15-010655-6 ([http://d-nb.info/986748161/04 Inhaltsverzeichnis] – aktuelle Überblicksdarstellung). |
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* [[Joachim Bahlcke]], Winfried Eberhard und Miloslav Polívka (Hrsg.): ''Handbuch der historischen Stätten Böhmen und Mähren''. Alfred Kröner Verlag, Stuttgart 1998, ISBN 978-3-520-32901-1. |
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* Joachim Bahlcke: ''Geschichte Tschechiens. Vom Mittelalter bis zur Gegenwart.'' Beck, München 2014, ISBN 978-3-406-66179-2. |
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* [[Karl Bosl]] (Hrsg.): ''Handbuch der Geschichte der böhmischen Länder.'' Vier Bände. Hiersemann, Stuttgart 1966–1974; ISBN 978-3-7772-6707-4, ISBN 978-3-7772-7414-0, ISBN 978-3-7772-6827-9 bzw. ISBN 978-3-7772-7012-8 ([http://www.collegium-carolinum.de/publ/hgbl.htm Inhaltsverzeichnis] – detailliertes Standardwerk auf dem Forschungsstand der 1960er Jahre). |
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* [[Collegium Carolinum (Institut)|Collegium Carolinum]] (Hrsg.): ''Biographisches Lexikon zur Geschichte der böhmischen Länder.'' Vier Bände, bislang drei erschienen. Oldenbourg/München 1979 ff.; ISBN 978-3-486-49491-4, ISBN 978-3-486-52551-9 u. ISBN 978-3-486-55973-6 ([http://www.collegium-carolinum.de/publ/biolex.htm Inhaltsangabe]). |
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* [[Peter Hilsch]]: ''Die böhmischen Länder im Mittelalter''. Kohlhammer, Stuttgart 2023, ISBN 978-3-17-041704-5. |
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* Collegium Carolinum (Hrsg.): ''Ortslexikon der böhmischen Länder. 1910–1965.'' Oldenbourg, München/Wien 1983, ISBN 3-486-51761-9. |
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* [[Jörg K. Hoensch]]: ''Geschichte Böhmens. Von der slavischen [sic] Landnahme bis zur Gegenwart'' (Beck’s historische Bibliothek). 3., aktualisierte und erg. Auflage. Beck, München 1997, ISBN 3-406-41694-2 (wissenschaftliches Standardwerk). |
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* [[Walter Koschmal]], [[Marek Nekula]], Joachim Rogall (Hrsg.): ''Deutsche und Tschechen. Geschichte – Kultur – Politik'' (Becksche Reihe, 1414). 2., durchges. Aufl., Beck, München 2003, ISBN 3-406-45954-4. |
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* [[Jan Křen]]: ''Die Konfliktgemeinschaft. Tschechen und Deutsche 1780–1918'' (= Veröffentlichungen des Collegium Carolinum, Band 71). Übersetzer Peter Heumos. 2. Auflage. Studienausg. Oldenbourg, München 1999, ISBN 3-486-56449-8 (Standardwerk). |
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* [[Heinrich Kunstmann (Slawist)|Heinrich Kunstmann]]: ''Böhmens Urslaven und ihr troianisches Erbe. Aus der Vorgeschichte der Přemysliden.'' [[Verlag Dr. Kovač]], Hamburg 2000, ISBN 3-8300-0102-9. |
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* [[Friedrich Prinz]]: ''Böhmen im mittelalterlichen Europa. Frühzeit, Hochmittelalter, Kolonisationsepoche.'' Beck, München 1984, ISBN 3-406-30228-9 (wissenschaftliches Standardwerk zur mittelalterlichen Geschichte Böhmens). |
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* Friedrich Prinz: ''Geschichte Böhmens 1848–1948.'' Langen Müller, München 1988, ISBN 3-7844-2190-3 (Standardwerk). |
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* Friedrich Prinz: ''Böhmen und Mähren'' (= Deutsche Geschichte im Osten Europas). Siedler, Berlin 1993, ISBN 3-88680-202-7 (populärwissenschaftlich, aber auf breitem wissenschaftlichem Fundament). |
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* [[Bernd Rill]]: ''Böhmen und Mähren – Geschichte im Herzen Mitteleuropas''. Zwei Bände. Katz, Gernsbach 2006, ISBN 3-938047-17-8 (ausführlich, populärwissenschaftlich). |
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* [[Ferdinand Seibt]]: ''Deutschland und die Tschechen. Geschichte einer Nachbarschaft in der Mitte Europas'' (= Serie Piper, 1632). 3., aktualisierte Auflage. Piper, München/Zürich 1997, ISBN 3-492-21632-3 (Standardwerk zu den nachbarschaftlichen Beziehungen). |
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=== Kulturgeschichte === |
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* [[Erich Bachmann (Kunsthistoriker)|Erich Bachmann]], [[Karel Schwarzenberg|Karl Schwarzenberg]] u. a. (Hrsg.): ''Romanik in Böhmen. Geschichte, Architektur, Malerei, Plastik und Kunstgewerbe.'' Prestel, München 1977, ISBN 3-7913-0391-0. |
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* [[Jiří Holý]]: ''Geschichte der tschechischen Literatur des 20. Jahrhunderts.'' Übers. v. Dominique Fliegler u. Hanna Vintr. [[Edition Praesens]], Wien 2003, ISBN 3-7069-0145-5. |
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*Fehr, Götz: Fernkurs in Böhmisch. - ISBN 3-458-33033-X |
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* [[Antonín Měšt'an]]: ''Geschichte der tschechischen Literatur im 19. und 20. Jahrhundert.'' Böhlau, Köln/Wien 1984, ISBN 3-412-01284-X. |
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* [[Hugo Rokyta]]: ''Die böhmischen Länder. Handbuch der Denkmäler und Gedenkstätten europäischer Kulturbeziehungen in den böhmischen Ländern.'' Drei Bände. Bd. 1: ''Prag.'' 2., überarb. und erw. Auflage. Vitalis, Prag 1995, ISBN 80-901621-7-7; Bd. 2: ''Böhmen.'' 2., überarb. und erw. Auflage. Vitalis, Prag 1997, ISBN 80-85938-23-5. |
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* [[Lillian Schacherl]]: ''Böhmen. Kulturbild einer Landschaft.'' Prestel, München 1966. |
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* [[Walter Schamschula]]: ''Geschichte der tschechischen Literatur.'' Drei Bände. Böhlau, Köln/Weimar/Wien 1990–2004; ISBN 3-412-01590-3, ISBN 3-412-02795-2 bzw. ISBN 3-412-07495-0. |
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* Ferdinand Seibt (Hrsg.): ''Böhmen im 19. Jahrhundert. Vom Klassizismus zur Moderne.'' Propyläen, Berlin/Frankfurt am Main 1995, ISBN 3-549-05448-3. |
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* Ferdinand Seibt, [[Božena Borgesa-Kormundová]] u. a. (Hrsg.): ''Renaissance in Böhmen. Geschichte, Wissenschaft, Architektur, Plastik, Malerei, Kunsthandwerk.'' Prestel, München 1985, ISBN 3-7913-0737-1. |
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* [[Jürgen Serke]]: ''Böhmische Dörfer. Wanderungen durch eine verlassene literarische Landschaft.'' Zsolnay, Wien/Hamburg 1987, ISBN 3-552-03926-0 (populärwissenschaftliches Standardwerk zur deutschsprachigen Literatur der böhmischen Länder). |
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* [[Karl Maria Swoboda]] (Hrsg.): ''Barock in Böhmen.'' Prestel, München 1964. |
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* Karl Maria Swoboda (Hrsg.): ''Gotik in Böhmen. Geschichte, Gesellschaftsgeschichte, Architektur, Plastik und Malerei.'' Prestel, München 1969. |
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* Ivonna Balgova (Übers.): ''Böhmische Dörfer …? Fragen an die deutsch-tschechische Geschichte.'' Dokumentation des Potsdamer Forums vom 2. Oktober 2002 im Alten Rathaus Potsdam. [[Deutsches Kulturforum östliches Europa]] e. V., 2. Auflage, Potsdam 2006, ISBN 978-3-936168-39-6. |
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* F. C. Watterich v. Watterichsburg: ''Handwörterbuch der Landeskunde des Königreichs Böhmen''. Prag/Leitmeritz 1862, Neue Ausgabe ([http://books.google.de/books?id=JL8AAAAAcAAJ&pg=PP7 Volltext]). |
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== Weblinks == |
== Weblinks == |
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{{Commonscat|Bohemia}} |
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{{Wiktionary}} |
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* [http://www.bohemistik.de/index.html Bohemistik.de, Bohemistik (Zentrum gegen Vertreibungen)] |
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* {{Webarchiv |url=http://ekeil.gmxhome.de/vwe-bms.htm#link |text=Verwaltungsgliederungen in Böhmen bis 1945 (alte Kreise; Bezirke; Stadt-/Landkreise) |wayback=20200201050802}} |
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* [https://www.hdbg.eu/karten/karten/detail/id/24 Karte: Königreich Böhmen um 1619: Historische Karten (Haus der Bayerischen Geschichte)] |
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* [http://oldmaps.geolab.cz/?z_height=900&z_width=1100&z_newwin=1&&lang=de Alte Landkarten Böhmen, Mähren und Schlesien] |
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* {{Webarchiv |url=http://alex.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?apm=0&aid=lbo&datum=1849 |text=Landesgesetzblatt für das Königreich Böhmen 1848–1918 |wayback= 20190325103604}} |
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== Einzelnachweise == |
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* [http://www.bohemistik.de/index.html Bohemistik.de] |
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<references /> |
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* [http://ekeil.gmxhome.de/vwe-bms.htm Verwaltungsgliederungen in Böhmen bis 1945] |
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== Weiterführende Artikel == |
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*[[Liste der Herzöge und Könige von Böhmen]] |
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*[[Přemysliden]] |
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*[[Karl IV. (HRR)]] |
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*[[Jan Hus]] |
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*[[Habsburg]] |
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*[[Österreich-Ungarn]] |
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*[[Austroslawismus]] |
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*[[Geschichte der Tschechoslowakei]] |
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*[[Tschechische Sprache]] |
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*[[Mitteleuropa]] |
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{{Länder Tschechiens}} |
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[[Kategorie:Staat (historisch)]][[Kategorie:Europa]][[Kategorie:Böhmen]] |
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[[cs:Čechy]] |
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[[Kategorie:Österreichisches Kronland]] |
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[[Kategorie:Historisches Territorium (Tschechien)|!]] |
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[[Kategorie:Historische Landschaft oder Region in Europa]] |
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[[Kategorie:Verwaltungseinheit als Namensgeber für einen Asteroiden]] |
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Aktuelle Version vom 2. Mai 2025, 22:26 Uhr


Böhmen (tschechisch Čechy, lateinisch Bohemia) war eines der Länder der Böhmischen Krone. Als ehemaliges Königreich Böhmen bildet es mit Mähren und dem tschechischen Teil Schlesiens das Staatsgebiet des heutigen Tschechien, ist aber keine eigenständige administrative Einheit mehr. Die historische Hauptstadt Böhmens ist Prag, seit 1918 die Hauptstadt der Tschechoslowakei bzw. Tschechiens. Der böhmische Landespatron ist der heilige Wenzel, dem die Wenzelskrone gewidmet ist. Ein weiterer Schutzpatron des Landes ist Johannes von Nepomuk. Die Bewohner werden unabhängig von ihrer Nationalität Böhmen (Plural von Böhme) genannt, daneben wurde aber bis zum Zerfall der Habsburgermonarchie die tschechische Sprache als „böhmisch“ bezeichnet.
Wappen
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Der Böhmische Löwe ist ein aufgerichteter silberner, doppelschwänziger Löwe mit goldener Blätterkrone auf Rot. Er ist in Gold bewehrt und bezungt.
Die Flagge war weiß-rot.
Geografie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Lage
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Böhmens Fläche beträgt etwa 52.065 km². Es grenzt im Nordosten an Schlesien, im Osten an die historische Region Mähren, im Süden an Österreich, im Südwesten und Westen an Bayern und im Nordwesten an Sachsen. Als geometrischer Mittelpunkt wurde der Ďábel bei Petrov ermittelt.
Das historische Dreiländereck mit Mähren und Österreich befindet sich an der Spitze der Böhmischen Saß am Hohen Stein bei Staré Město pod Landštejnem.
Böhmen wird im Wesentlichen begrenzt durch seine vier Randgebirge:
- Böhmerwald (südwestliche Grenze zum österreichischen Mühlviertel und Bayern)
- Erzgebirge (nordwestliche Grenze zu Sachsen)
- Sudeten (nördliche und nordöstliche Grenze zur Oberlausitz und zu Schlesien)
- Böhmisch-Mährische Höhe (östliche Grenze zu Mähren und südliche zum Waldviertel)
Damit bildet es einen Landschaftskessel, bis auf kleine Ausnahmen eingegrenzt durch die Wasserscheiden der Einzugsgebiete von Moldau (Vltava) und Elbe (Labe) (bis zur Grenze mit Deutschland). In Letztere mündet auch die Eger (Ohře), deren Quellgebiet im Fichtelgebirge in Franken liegt.
Gliederung
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Böhmen umfasst die westlichen zwei Drittel Tschechiens. Dazu gehören heute die tschechische Hauptstadt Prag (Praha), die sie umgebende Mittelböhmische Region (Středočeský kraj) und die um diese Region im Uhrzeigersinn liegenden Regionen Reichenberg (Liberecký kraj), Königgrätz (Královéhradecký kraj), der größere Teil des Pardubický kraj, die Westhälfte des Kraj Vysočina, fast die ganze Südböhmische Region (Jihočeský kraj), die Region Pilsen (Plzeňský kraj), der Karlovarský kraj, der Ústecký kraj um Ústí (Aussig) und das heute zur Südmährischen Region (Jihomoravský kraj) gehörende Jobova Lhota.
Landschaft
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die heutigen Grenzen Böhmens sind weit über 1000 Jahre alt, nur das Egerland kam erst im späten Mittelalter dazu. Böhmen wird auf drei Seiten durch Berglandschaften umfasst. Es schließt mit dem Fichtelgebirge an die mitteldeutschen Terrassenlandschaften an. Böhmen hängt mit Mähren so eng zusammen, dass man im Raum zwischen Eger, Elbe und Donau einerseits und March und Naab andererseits ein gemeinsames böhmisch-mährisches Terrassenland sehen kann.
Die Einzugsgebiete der Donau und der Oder betragen nur 6,4 % der Landesfläche (3184 km²), während das Einzugsgebiet der Elbe 48.772 km² einnimmt. Zum Flusssystem der Elbe gehört auch die Moldau, die bei Mělník in die Elbe mündet. Im äußersten Osten gibt es einige Bäche, die zur March entwässern, damit geht die Europäische Hauptwasserscheide durch Böhmen.
Das Terrassenland Böhmens wird durch Elbe und Eger, Sázava und Berounka und durch die tiefe Meridianfurche der Moldau gegliedert. Die kleinen, rings umschlossenen Tiefebenen sind:
- Nordböhmisches Becken
- Dolnooharská tabule
- Laun-Saazer Ebene
- Theresienstädter Ebene
- Melniker Ebene
- Nimburger Ebene
- Pardubitzer Ebene
- Südböhmischer Talkessel
Hier findet man auch zahlreiche Berge:
- Andělská hora (Engelhäuser Berg 713 m)
- Úhošť (Burberg, 591 m)
- Říp (Georgenberg 455 m)
- Tok (Tockberg 853 m)
- Třemšín (Trschemschinberg 822 m)
- Boubín (Kubany 1358 m)
Die natürliche Grenze Böhmens nach Westen bildet der Böhmerwald, der durch das Plateau von Waldsassen mit dem Fichtelgebirge in Verbindung steht.
Historischer Begriff
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Name leitet sich von dem keltischen Stamm der Boier (Boiohaemum = Heim der Boier, spätlat.: Bohemia) ab.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach Erlass der Goldenen Bulle durch Karl IV. im Jahr 1356 war der König von Böhmen einer der sieben Kurfürsten, die den römisch-deutschen König wählten. 1806 wurde Böhmen Teil des Kaisertums Österreich und 1918 Teil der Tschechoslowakei.
Historische Verwaltungsgliederung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Alte böhmische Kreise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Karl IV. begann in der Mitte des 14. Jahrhunderts, sein Königreich in große Verwaltungseinheiten einzuteilen. Eine solche Verwaltungseinheit hieß in den Urkunden auf Deutsch Kreis, auf Tschechisch kraj und auf Lateinisch circulus. Es gab in Böhmen sieben bis sechzehn Kreise. In Mähren bestanden zwei bis sechs Kreise, in Österreichisch-Schlesien waren es zwei.
Die Anzahl der Kreise und somit auch deren Größe änderte sich mehrmals. Diese Kreiseinteilung galt bis 1862, spielte aber schon kurz nach der Revolution von 1848 praktisch keine Rolle mehr für die Verwaltung.
Die Kreisgliederung (16 Kreise) zwischen 1833 und 1849 nach Johann Gottfried Sommer war:
- Berauner Kreis (Beroun)
- Bidschower Kreis (Nový Bydžov)
- Budweiser Kreis (Budweis)
- Bunzlauer Kreis (Mladá Boleslav)
- Caslaver Kreis (Čáslav)
- Chrudimer Kreis (Chrudim)
- Elbogener Kreis (Loket)
- Kaurimer Kreis (Kouřim)
- Klattauer Kreis (Klatovy)
- Königgrätzer Kreis (Hradec Králové)
- Leitmeritzer Kreis (Litoměřice)
- Pilsner Kreis (Pilsen)
- Prachiner Kreis (Písek, benannt nach der Burg Prácheň)[1]
- Rakonitzer Kreis (Rakovník, Slaný)
- Saazer Kreis (Žatec)
- Taborer Kreis (Tábor)
Politische Bezirke und Gerichtsbezirke 1850–1938
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Ab 1850 wurden in allen Gebieten der Monarchie außer Ungarn die alten großen Kreise durch politische Bezirke (Verwaltungsbezirke) ersetzt, von denen jeder aus einem oder mehreren Gerichtsbezirken (der Judikative) bestand. In den österreichischen Bundesländern besteht diese Einteilung bis heute. Normalerweise war ein politischer Bezirk (tschechisch: politický okres) kleiner als ein ehemaliger alter Kreis, und ein Gerichtsbezirk (tschechisch: soudní okres) ist kleiner als ein politischer Bezirk. Es gab im Kronland Böhmen 104 politische Bezirke und darin 229 Gerichtsbezirke. Mähren hatte 32 und Österreichisch-Schlesien neun politische Bezirke.
Diese Bezirkseinteilung[2] galt in Böhmen abgesehen von kleineren Änderungen bis 1938, also auch in der Ersten Tschechoslowakischen Republik. Zur Entwicklung in Mähren und der Slowakei siehe Okres.
Kreise und Bezirke nach 1938
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Durch das Münchner Abkommen vom 29. September 1938 wurde der vorwiegend deutschsprachige Teil Böhmens dem Deutschen Reich zugeschlagen und in Stadt- und Landkreise eingeteilt; übergeordnet waren Regierungsbezirke (die südwestlichen Teile kamen an den Reichsgau Oberdonau, die Gebiete im Böhmerwald an Bayern und der große Rest bildete den Reichsgau Sudetenland). Im Reichsgau Sudetenland gab es fünf Stadtkreise und 52 Landkreise.
Das übrige Böhmen blieb weiterhin in politische Bezirke und Gerichtsbezirke eingeteilt. Dies änderte sich auch nach der Zerschlagung der Tschechoslowakei und der Errichtung des Protektorats Böhmen und Mähren am 15. März 1939 nicht, wobei allerdings über je einer Gruppe von politischen Bezirken noch ein Oberlandratsbezirk eingeführt wurde. Im Protektorat gab es 67 böhmische und 30 mährische politische Bezirke. Diese Verwaltungsgliederung galt bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges.
Böhmische Kultur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Böhmen war stets eine europäische Region, in der religiöse und ethnische Gegensätze aufeinander trafen. Dies erzeugte Konflikte, aber auch produktive Wechselwirkungen. Die böhmische Kultur ist in ihrer Vielfalt geprägt vom Zusammenwirken und Aufeinanderprallen von tschechischen, deutschen und jüdischen Einflüssen. So war beispielsweise Prag unter den Luxemburgern maßgeblich an der Ausprägung der internationalen Kunst der Parlerzeit beteiligt. Im 19. und 20. Jahrhundert schöpften Schriftsteller wie Adalbert Stifter, Rainer Maria Rilke, Jaroslav Hašek, Franz Kafka, Max Brod, Karel Čapek, Franz Werfel, Johannes Urzidil und Friedrich Torberg sowie Komponisten wie František Xaver Brixi, Bedřich Smetana, Antonín Dvořák, Leoš Janáček, Gustav Mahler und Viktor Ullmann in ihren Werken aus der reichen kulturellen Tradition des Landes.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstand eine alle Disziplinen umfassende tschechische Wissenschafts- und Kulturszene, deren Anspruch sich unter anderem in der Prager Architektur um 1900 ausdrückt. Die deutschböhmische Minderheit (nach 1945 mehrheitlich vertrieben) war nicht weniger produktiv; sie wetteiferte mit dem gesamten deutschen Sprachraum. Das Prager Tagblatt galt als eine der besten deutschsprachigen Zeitungen ihrer Zeit. Die Industrie Böhmens war in Österreich-Ungarn führend. Das Kronland wurde das wohlhabendste Cisleithaniens.
Im Bereich der Tierzucht sind die goldenen Kinsky-Pferde zu nennen, eine seltene Rasse, deren Zucht 1838 in Chlumec von Octavian Joseph Graf Kinsky begründet wurde.
Berühmt sind die Böhmische Küche, das böhmische Bier und die böhmische Blasmusik. Typisch für die böhmische Küche sind Knödel, deftige Fleischgerichte und süße Mehlspeisen (in der österreichischen Wortbedeutung) als Nachtisch. Die kulturellen Traditionen Böhmens sind eng mit denen in Bayern und Österreich verwandt – in der Wiener Küche etwa sind böhmische Einflüsse unverkennbar.
Der Begriff „Bohème“ leitet sich von der französischen Bezeichnung bohémien (ab dem 15. Jahrhundert) für die aus Böhmen kommenden Roma ab. Der Charakter der Herkunftsbezeichnung verlor sich im Französischen wie im Deutschen, so dass bohémien zu einer Bezeichnung unordentlicher, liederlicher Sitten bzw. für die unstete Lebensart in Künstlerkreisen wurde und sich nicht mehr auf die ethnische Zugehörigkeit bezog.[3]
Wenzel von Böhmen und Johannes Nepomuk werden von den Tschechen hoch verehrt.
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Liste der böhmischen Herrscher
- Böhmen am Meer, nach einer Ortsangabe in Shakespeares „Wintermärchen“
- Böhmischer Sprachenkonflikt
- Böhmisches Dorf
- Exulanten
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Martin Zeiller: Böheim. In: Matthäus Merian (Hrsg.): Topographia Bohemiae, Moraviae et Silesiae (= Topographia Germaniae. Band 11). 1. Auflage. Matthaeus Merians Erben, Frankfurt am Main 1650, S. 3–9 (Volltext [Wikisource]).
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Manfred Alexander: Kleine Geschichte der böhmischen Länder. Reclam, Ditzingen 2008, ISBN 978-3-15-010655-6 (Inhaltsverzeichnis – aktuelle Überblicksdarstellung).
- Joachim Bahlcke, Winfried Eberhard und Miloslav Polívka (Hrsg.): Handbuch der historischen Stätten Böhmen und Mähren. Alfred Kröner Verlag, Stuttgart 1998, ISBN 978-3-520-32901-1.
- Joachim Bahlcke: Geschichte Tschechiens. Vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Beck, München 2014, ISBN 978-3-406-66179-2.
- Karl Bosl (Hrsg.): Handbuch der Geschichte der böhmischen Länder. Vier Bände. Hiersemann, Stuttgart 1966–1974; ISBN 978-3-7772-6707-4, ISBN 978-3-7772-7414-0, ISBN 978-3-7772-6827-9 bzw. ISBN 978-3-7772-7012-8 (Inhaltsverzeichnis – detailliertes Standardwerk auf dem Forschungsstand der 1960er Jahre).
- Collegium Carolinum (Hrsg.): Biographisches Lexikon zur Geschichte der böhmischen Länder. Vier Bände, bislang drei erschienen. Oldenbourg/München 1979 ff.; ISBN 978-3-486-49491-4, ISBN 978-3-486-52551-9 u. ISBN 978-3-486-55973-6 (Inhaltsangabe).
- Peter Hilsch: Die böhmischen Länder im Mittelalter. Kohlhammer, Stuttgart 2023, ISBN 978-3-17-041704-5.
- Collegium Carolinum (Hrsg.): Ortslexikon der böhmischen Länder. 1910–1965. Oldenbourg, München/Wien 1983, ISBN 3-486-51761-9.
- Jörg K. Hoensch: Geschichte Böhmens. Von der slavischen [sic] Landnahme bis zur Gegenwart (Beck’s historische Bibliothek). 3., aktualisierte und erg. Auflage. Beck, München 1997, ISBN 3-406-41694-2 (wissenschaftliches Standardwerk).
- Walter Koschmal, Marek Nekula, Joachim Rogall (Hrsg.): Deutsche und Tschechen. Geschichte – Kultur – Politik (Becksche Reihe, 1414). 2., durchges. Aufl., Beck, München 2003, ISBN 3-406-45954-4.
- Jan Křen: Die Konfliktgemeinschaft. Tschechen und Deutsche 1780–1918 (= Veröffentlichungen des Collegium Carolinum, Band 71). Übersetzer Peter Heumos. 2. Auflage. Studienausg. Oldenbourg, München 1999, ISBN 3-486-56449-8 (Standardwerk).
- Heinrich Kunstmann: Böhmens Urslaven und ihr troianisches Erbe. Aus der Vorgeschichte der Přemysliden. Verlag Dr. Kovač, Hamburg 2000, ISBN 3-8300-0102-9.
- Friedrich Prinz: Böhmen im mittelalterlichen Europa. Frühzeit, Hochmittelalter, Kolonisationsepoche. Beck, München 1984, ISBN 3-406-30228-9 (wissenschaftliches Standardwerk zur mittelalterlichen Geschichte Böhmens).
- Friedrich Prinz: Geschichte Böhmens 1848–1948. Langen Müller, München 1988, ISBN 3-7844-2190-3 (Standardwerk).
- Friedrich Prinz: Böhmen und Mähren (= Deutsche Geschichte im Osten Europas). Siedler, Berlin 1993, ISBN 3-88680-202-7 (populärwissenschaftlich, aber auf breitem wissenschaftlichem Fundament).
- Bernd Rill: Böhmen und Mähren – Geschichte im Herzen Mitteleuropas. Zwei Bände. Katz, Gernsbach 2006, ISBN 3-938047-17-8 (ausführlich, populärwissenschaftlich).
- Ferdinand Seibt: Deutschland und die Tschechen. Geschichte einer Nachbarschaft in der Mitte Europas (= Serie Piper, 1632). 3., aktualisierte Auflage. Piper, München/Zürich 1997, ISBN 3-492-21632-3 (Standardwerk zu den nachbarschaftlichen Beziehungen).
Kulturgeschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Erich Bachmann, Karl Schwarzenberg u. a. (Hrsg.): Romanik in Böhmen. Geschichte, Architektur, Malerei, Plastik und Kunstgewerbe. Prestel, München 1977, ISBN 3-7913-0391-0.
- Jiří Holý: Geschichte der tschechischen Literatur des 20. Jahrhunderts. Übers. v. Dominique Fliegler u. Hanna Vintr. Edition Praesens, Wien 2003, ISBN 3-7069-0145-5.
- Antonín Měšt'an: Geschichte der tschechischen Literatur im 19. und 20. Jahrhundert. Böhlau, Köln/Wien 1984, ISBN 3-412-01284-X.
- Hugo Rokyta: Die böhmischen Länder. Handbuch der Denkmäler und Gedenkstätten europäischer Kulturbeziehungen in den böhmischen Ländern. Drei Bände. Bd. 1: Prag. 2., überarb. und erw. Auflage. Vitalis, Prag 1995, ISBN 80-901621-7-7; Bd. 2: Böhmen. 2., überarb. und erw. Auflage. Vitalis, Prag 1997, ISBN 80-85938-23-5.
- Lillian Schacherl: Böhmen. Kulturbild einer Landschaft. Prestel, München 1966.
- Walter Schamschula: Geschichte der tschechischen Literatur. Drei Bände. Böhlau, Köln/Weimar/Wien 1990–2004; ISBN 3-412-01590-3, ISBN 3-412-02795-2 bzw. ISBN 3-412-07495-0.
- Ferdinand Seibt (Hrsg.): Böhmen im 19. Jahrhundert. Vom Klassizismus zur Moderne. Propyläen, Berlin/Frankfurt am Main 1995, ISBN 3-549-05448-3.
- Ferdinand Seibt, Božena Borgesa-Kormundová u. a. (Hrsg.): Renaissance in Böhmen. Geschichte, Wissenschaft, Architektur, Plastik, Malerei, Kunsthandwerk. Prestel, München 1985, ISBN 3-7913-0737-1.
- Jürgen Serke: Böhmische Dörfer. Wanderungen durch eine verlassene literarische Landschaft. Zsolnay, Wien/Hamburg 1987, ISBN 3-552-03926-0 (populärwissenschaftliches Standardwerk zur deutschsprachigen Literatur der böhmischen Länder).
- Karl Maria Swoboda (Hrsg.): Barock in Böhmen. Prestel, München 1964.
- Karl Maria Swoboda (Hrsg.): Gotik in Böhmen. Geschichte, Gesellschaftsgeschichte, Architektur, Plastik und Malerei. Prestel, München 1969.
- Ivonna Balgova (Übers.): Böhmische Dörfer …? Fragen an die deutsch-tschechische Geschichte. Dokumentation des Potsdamer Forums vom 2. Oktober 2002 im Alten Rathaus Potsdam. Deutsches Kulturforum östliches Europa e. V., 2. Auflage, Potsdam 2006, ISBN 978-3-936168-39-6.
- F. C. Watterich v. Watterichsburg: Handwörterbuch der Landeskunde des Königreichs Böhmen. Prag/Leitmeritz 1862, Neue Ausgabe (Volltext).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Bohemistik.de, Bohemistik (Zentrum gegen Vertreibungen)
- Verwaltungsgliederungen in Böhmen bis 1945 (alte Kreise; Bezirke; Stadt-/Landkreise) ( vom 1. Februar 2020 im Internet Archive)
- Karte: Königreich Böhmen um 1619: Historische Karten (Haus der Bayerischen Geschichte)
- Alte Landkarten Böhmen, Mähren und Schlesien
- Landesgesetzblatt für das Königreich Böhmen 1848–1918 ( vom 25. März 2019 im Internet Archive)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Landkarte Prachiner Kreis ( vom 29. Dezember 2014 im Internet Archive)
- ↑ Asch, Eger, Graslitz, Neudek, St. Joachimsthal, Falkenau, Elbogen, Karlsbad, Marienbad, Tepl, Plan, Tachau, Mies, Bischofteinitz, Taus, Preßnitz, Komotau, Kaaden, Podersam, Luditz, Kralowitz, Pilsen, Presnitz, Klattau, Brüx, Dux, Teplitz-Schönau, Bilin, Saaz, Laun, Rakonitz, Horowitz, Rokitzan, Blatna, Strakonitz, Aussig, Tetschen, Schluckenau, Leitmeritz, Raudnitz, Melnik, Kralup, Schlan, Kladno, Prag, Beraun, Pribram, Sedltschan, Mühlhausen, Pisek, Moldauthein, Prachatitz, Böhmisch Krumau, Rumburg, Warnsdorf, Deutsch Gabel, Böhmisch Leipa, Münchengrätz, Jungbunzlau, Brandeis a.d. Elbe, Böhmisch Brod, Ritschan, Eule, Beneschau, Tabor, Wittingau, Budweis, Kaplitz, Friedland, Reichenberg, Gablonz, Semil, Turnau, Starkenbach, Jitschin, Nimburg, Neu Bydschow, Podenbrad, Kolin, Kuttenberg, Tschaslau, Ledetsch a.d. Sasau, Gumpolds, Pilgram, Kamnitz a.d. Linde, Neuhaus, Hohenelbe, Trautenau, Königinhof, Königgrätz, Pardubitz, Chrudim, Chotebor, Deutsch Brod, Braunau, Nachod, Neustadt a.d. Mettau, Reichenau, Senftenberg, Hohenmauth, Landskron, Leitomischl, Politschka
- ↑ Vgl. Stichwort „Boheme“ in: Duden. Etymologie, Mannheim 1963, S. 75.