„Südwestsomalia“ – Versionsunterschied
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'''Südwestsomalia''' ist eine besondere Region in [[Somalia]] und umfasst vor allem die Region '''Jubaland''' sowie das Land zwischen den Flüssen [[Juba]] (Jubba) und [[Shebelle]]. |
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[[Datei:Flag of Southwestern Somalia.svg|mini|Von der RRA eingeführte Flagge, für das von ihr ab 2002 als unabhängig betrachtete Südwestsomalia]] |
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[[Datei:Map of the South West State within Somalia.png|mini|''Südweststaat von Somalia'' gem. Deklaration vom 27. März 2014]] |
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Als '''Südwestsomalia''' (Maay-Maay: '''Koofur-Orsi''') wird das Gebiet zwischen den Flüssen [[Jubba]] und [[Shabelle]] im Südwesten von [[Somalia]] bezeichnet. Unter offiziellem Namen ''South West State of Somalia'' ([[Somali (Sprache)|somalisch]] ''Koonfur-Galbeed Soomaaliya'') versteht sich die autonom verwaltete Region seit März 2014 als Bundesstaat Somalias.<ref name="issue">Dominik Balthasar: {{Webarchiv|url=http://www.iss.europa.eu/uploads/media/Brief_17_Somalia.pdf |wayback=20161213064311 |text=''Somalia’s federal agenda: From fragility to fragmentation?'' |archiv-bot=2019-05-16 23:30:33 InternetArchiveBot }} (PDF; 928 kB). In: ''Brief Issue'' 17/2014 des [[Institut der Europäischen Union für Sicherheitsstudien]]</ref> Von den ehemaligen somalischen Verwaltungsregionen entspricht Südwestsomalia etwa dem Gebiet von [[Bay (Somalia)|Bay]], [[Bakool]] und [[Shabeellaha Hoose]]. Eine starke politische Strömung in Südwestsomalia erhebt jedoch darüber hinaus auch Anspruch auf [[Jubaland]], die im Süden angrenzende Region zwischen dem Jubba und der [[kenia]]nischen Grenze, mit den ehemaligen Verwaltungsregionen [[Gedo]], [[Jubbada Dhexe]] und [[Jubbada Hoose]].<ref name="issue" /> |
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Im Zentrum des Gebietes liegt die Stadt [[Baidoa]], weitere Orte sind [[Buurhakaba]], [[Dinsor]] und [[Huddur]]. Bedeutendster [[Clansystem der Somali|Clan]] sind die [[Rahanweyn]] (Digil-Mirifle), die hier traditionell als [[Agropastoralismus|Agropastoralisten]] leben. Im Norden grenzt es an die auch als Ogaden bezeichnete [[Somali-Region]] [[Äthiopien]]s. |
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Das zuvor zur britischen Kolonie [[Kenia]] gehörende Land südwestlich des Juba war erst 1924/26 an [[Italienisch-Somaliland]] übergeben worden. Insofern spielt es eine vom übrigen Somalia getrennte historische Sonderrolle, die sich noch heute durch seine Positionierung im [[Somalischer_Bürgerkrieg|somalischen Bürgerkrieg]] bestätigt. |
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== Geschichte == |
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== Baidoa und Kismayo im somalischen Bürgerkrieg == |
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Im [[Somalischer Bürgerkrieg|somalischen Bürgerkrieg]] seit 1991 war Südwestsomalia zwischen verschiedenen Kriegsparteien heftig umkämpft. Kampfhandlungen und umfangreiche Plünderungen führten 1991–1993 zur [[Hungersnot in Somalia in den 1990er-Jahren|Hungersnot in Somalia]], von der die [[Rahanweyn]] in Südwestsomalia besonders stark betroffen waren. Im Jahr 1995 nahm der [[Kriegsherr]] [[Hussein Aidid]] Baidoa ein und entmachtete die dortige Rahanweyn-Lokalverwaltung ''Oberster Regierungsrat Digil-Mirifle''. Als Reaktion wurde die [[Rahanweyn-Widerstandsarmee]] (RRA) gegründet, die eine Gegenoffensive startete und bis 1999 Aidid aus der Region verdrängte. |
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1960 bis 1991 gehörte die Region zu [[Somalia]], ehe mit dem selbsternannten somalischen "Präsidenten" [[Aidid]] jr. verbündete [[Warlord]]s 1998 mit äthiopischer Waffenhilfe in der Hafenstadt [[Baidoa]] die unabhängige "Republik Jubaland" ausriefen. Dominierende Macht in Baidoa und Südwestsomalia (1998-99 auch in Kismayo) sind jedoch seit 1999 die bäuerlichen Rebellen (die meisten Somalis sind Nomaden) der ursprünglich Aidid-feindlichen [[Rahanwayn Resistance Army]] (RRA) unter Hassan Mohammed Nur [[Shatigudad]], der sich im April 2002 zum "Präsidenten" von "Südwestsomalia" ausrief. Bereits seit 2001 residierte in der Stadt aber eine gemeinsame Gegenregierung von Nur Mohammed, Aidid und anderen, die Übergangsregierung bekämpfenden Warlords (SRRC). Die RRA unterhält auch Kontakte zu US-Geheimdiensten. |
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Nach der Gründung der [[Übergangsregierung Somalias|Übergangs-Nationalregierung]] im Jahr 2000 schlossen Hussein Aidid, die RRA und andere mit Unterstützung Äthiopiens 2001 das Bündnis [[Rat für Versöhnung und Wiederaufbau in Somalia|SRRC]] als „Gegenregierung“ in Baidoa. |
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Bewaffnete Kämpfe innerhalb der RRA nutzte die somalische Übergangsregierung aus, um 2002 kurzzeitig Baidoa zurückzuerobern. Mit Hilfe von Truppen aus [[Äthiopien]] aber errang Mohammed Nur erneut die Kontrolle. Er wurde allerdings nach erneuten erbitterten Kämpfen im Oktober 2003 von der gegnerischen RRA-Fraktion um seinen Stellvertreter [[Ibrahim Habsade]] abgelöst. Seit Mai 2005 setzt Habsade den Versuchen der neuen somalischen Übergangsregierung unter Präsident [[Puntland|Abdullahi Yussuf Ahmad]], Baidoa anstelle [[Mogadischu]]s zur neuen Landeshauptstadt zu machen, bewaffneten Widerstand entgegen, da Mohammed Nur und Aidid sich inzwischen Yussufs Übergangsregierung angeschlossen haben. |
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=== Südwestsomalia 2002 bis 2005 === |
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Eigentliches Zentrum in Südwestsomalia ist die Hafenstadt '''Kismayo'''. Ihr Umland zählt etwa eine Viertelmillion, die Stadt selbst wegen der Kämpfe aber nur noch 70.000 Einwohner. Der einst bedeutende Umschlagsplatz steht seit 1999 unter Kontrolle verschiedener, zunächst mit Aidid, seit 2001 aber mit der Übergangsregierung verbündeter Clans der [[Juba Valley Alliance]] (JVA). Diese hatten den bisherigen Lokalmachthaber Mohamed [[Siad Hersi]] "Morgan" (einem General und Schwiegersohn des früheren Präsidenten [[Siad Barré|Barré]]) und dessen Rahanwayn-Verbündete vertrieben. Die Stadt wird seitdem faktisch von Morgan belagert und wurde 2001 von dessen Truppen kurzzeitig wieder besetzt, der dort seine eigene Republik "Jubaland" ausrief. 2004 kam es erneut zu schweren Kämpfen, da Morgan die Übergangsregierung nicht anerkennt. |
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Unter Führung von [[Hassan Mohammed Nur Shatigadud]] rief die RRA am 1. April 2002 – wohl beeinflusst von den Vorbildern [[Somaliland]] und [[Puntland]] in Nordsomalia – die Unabhängigkeit Südwestsomalias aus. Diese konnte jedoch durch den Einfluss und die Präsenz zahlreicher weiterer Clans und Kriegsparteien in dem Gebiet nicht vollständig verwirklicht werden. Nach dem Friedensschluss der SRRC mit der Übergangsregierung wurde Baidoa 2005 zum provisorischen Sitz der Übergangsregierung, die dadurch erstmals nach Somalia einziehen konnte. Der vorübergehend eigenständig verwaltete Südweststaat ging dadurch in Somalia auf. Shatigadud wurde Finanzminister der Übergangsregierung. |
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Ebenfalls zu Südwestsomalia zählen die Städte Luuq (Lugh) und Gado (Gedo). Luuq war Hochburg der des Terrors verdächtigen islamistischen Bewegung [[Ittihad al-islami]], ehe die äthiopische Armee sie schon 1996 dort vernichtete. Gado gilt heute als einer der Rückzugsräume ihrer seitdem zerschlagenen Reste. In der Region Gado liegt die Ortschaft Ganane, die Geburtstadt Barrés. |
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2006 kam es erneut zu Kämpfen, als die [[Union islamischer Gerichte]] gegen die Übergangsregierung vordrang und anschließend von äthiopischen Truppen wieder zurückgedrängt wurde. 2008 wird die Übergangsregierung wiederum von Islamisten (vgl. [[Al-Shabaab (Somalia)|al-Shabaab]]) und weiteren Regierungsgegnern bedrängt und kontrolliert nur mehr ein kleines Gebiet um Baidoa. |
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[[Kategorie:Äthiopische Geschichte]] |
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=== Bundesstaat Südwestsomalia === |
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[[en:Southwestern Somalia]] |
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Nach der [[Föderalismus|Föderalisierung]] Somalias und Annahme einer neuen Verfassung im August 2012 wurde offiziell die Möglichkeit eingeräumt, Bundesstaaten durch den Zusammenschluss von mindestens zwei der ehemaligen somalischen Verwaltungsregionen zu bilden. Basierend darauf gab es in Südwestsomalia zwei politische Initiativen: Die eine sah eine lokale Vereinigung vor, während die andere einen Zusammenschluss mit [[Jubaland]] anstrebte. Im März 2014 wählten die Unterstützer der „6-Regionen-Initiative“ einen Regionalpräsidenten, woraufhin der somalische Innenminister klarstellte, dass die Bundesregierung keine Unterstützung leisten werde, den Anspruch der bereits in Jubaland etablierten Verwaltung zu untergraben. Auch der [[UN-Sonderbeautragter|UN-Sonderbeauftragte]] Nicholas Kay wies darauf hin, dass er eine Lösung mit nur drei Verwaltungsregionen für Südwestsomalia vorziehe. Ende März 2014 wählten die Gesandten von [[Bay]], [[Bakool]] und [[Shabeellaha Hoose]] Mohamed Haji Abdinur zum Präsidenten des neuen Bundesstaates. Am 23. Juni 2014 veröffentlichte die rivalisierende Fraktion ein Communiqué und kündigte darin an, sich der Verwaltung des nunmehr drei Verwaltungsregionen umfassenden Bundesstaates anzuschließen und mit der Bundesregierung zu kooperieren.<ref>[http://allafrica.com/stories/201406240416.html Somalia: ''Rival Politicians Agree On Interim South West Admin''], In: Garowe Online, auf allAfrica.com, 23. Juni 2014, abgerufen am 11. März 2016 (englisch)</ref> |
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[[et:Edela-Somaalia]] |
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[[id:Somalia Barat Daya]] |
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== Einzelnachweise == |
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[[ja:南西ソマリア]] |
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<references /> |
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{{Navigationsleiste Somalische Staaten}} |
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{{SORTIERUNG:Sudwestsomalia}} |
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Aktuelle Version vom 19. August 2023, 22:10 Uhr


Als Südwestsomalia (Maay-Maay: Koofur-Orsi) wird das Gebiet zwischen den Flüssen Jubba und Shabelle im Südwesten von Somalia bezeichnet. Unter offiziellem Namen South West State of Somalia (somalisch Koonfur-Galbeed Soomaaliya) versteht sich die autonom verwaltete Region seit März 2014 als Bundesstaat Somalias.[1] Von den ehemaligen somalischen Verwaltungsregionen entspricht Südwestsomalia etwa dem Gebiet von Bay, Bakool und Shabeellaha Hoose. Eine starke politische Strömung in Südwestsomalia erhebt jedoch darüber hinaus auch Anspruch auf Jubaland, die im Süden angrenzende Region zwischen dem Jubba und der kenianischen Grenze, mit den ehemaligen Verwaltungsregionen Gedo, Jubbada Dhexe und Jubbada Hoose.[1]
Im Zentrum des Gebietes liegt die Stadt Baidoa, weitere Orte sind Buurhakaba, Dinsor und Huddur. Bedeutendster Clan sind die Rahanweyn (Digil-Mirifle), die hier traditionell als Agropastoralisten leben. Im Norden grenzt es an die auch als Ogaden bezeichnete Somali-Region Äthiopiens.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im somalischen Bürgerkrieg seit 1991 war Südwestsomalia zwischen verschiedenen Kriegsparteien heftig umkämpft. Kampfhandlungen und umfangreiche Plünderungen führten 1991–1993 zur Hungersnot in Somalia, von der die Rahanweyn in Südwestsomalia besonders stark betroffen waren. Im Jahr 1995 nahm der Kriegsherr Hussein Aidid Baidoa ein und entmachtete die dortige Rahanweyn-Lokalverwaltung Oberster Regierungsrat Digil-Mirifle. Als Reaktion wurde die Rahanweyn-Widerstandsarmee (RRA) gegründet, die eine Gegenoffensive startete und bis 1999 Aidid aus der Region verdrängte.
Nach der Gründung der Übergangs-Nationalregierung im Jahr 2000 schlossen Hussein Aidid, die RRA und andere mit Unterstützung Äthiopiens 2001 das Bündnis SRRC als „Gegenregierung“ in Baidoa.
Südwestsomalia 2002 bis 2005
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Unter Führung von Hassan Mohammed Nur Shatigadud rief die RRA am 1. April 2002 – wohl beeinflusst von den Vorbildern Somaliland und Puntland in Nordsomalia – die Unabhängigkeit Südwestsomalias aus. Diese konnte jedoch durch den Einfluss und die Präsenz zahlreicher weiterer Clans und Kriegsparteien in dem Gebiet nicht vollständig verwirklicht werden. Nach dem Friedensschluss der SRRC mit der Übergangsregierung wurde Baidoa 2005 zum provisorischen Sitz der Übergangsregierung, die dadurch erstmals nach Somalia einziehen konnte. Der vorübergehend eigenständig verwaltete Südweststaat ging dadurch in Somalia auf. Shatigadud wurde Finanzminister der Übergangsregierung.
2006 kam es erneut zu Kämpfen, als die Union islamischer Gerichte gegen die Übergangsregierung vordrang und anschließend von äthiopischen Truppen wieder zurückgedrängt wurde. 2008 wird die Übergangsregierung wiederum von Islamisten (vgl. al-Shabaab) und weiteren Regierungsgegnern bedrängt und kontrolliert nur mehr ein kleines Gebiet um Baidoa.
Bundesstaat Südwestsomalia
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach der Föderalisierung Somalias und Annahme einer neuen Verfassung im August 2012 wurde offiziell die Möglichkeit eingeräumt, Bundesstaaten durch den Zusammenschluss von mindestens zwei der ehemaligen somalischen Verwaltungsregionen zu bilden. Basierend darauf gab es in Südwestsomalia zwei politische Initiativen: Die eine sah eine lokale Vereinigung vor, während die andere einen Zusammenschluss mit Jubaland anstrebte. Im März 2014 wählten die Unterstützer der „6-Regionen-Initiative“ einen Regionalpräsidenten, woraufhin der somalische Innenminister klarstellte, dass die Bundesregierung keine Unterstützung leisten werde, den Anspruch der bereits in Jubaland etablierten Verwaltung zu untergraben. Auch der UN-Sonderbeauftragte Nicholas Kay wies darauf hin, dass er eine Lösung mit nur drei Verwaltungsregionen für Südwestsomalia vorziehe. Ende März 2014 wählten die Gesandten von Bay, Bakool und Shabeellaha Hoose Mohamed Haji Abdinur zum Präsidenten des neuen Bundesstaates. Am 23. Juni 2014 veröffentlichte die rivalisierende Fraktion ein Communiqué und kündigte darin an, sich der Verwaltung des nunmehr drei Verwaltungsregionen umfassenden Bundesstaates anzuschließen und mit der Bundesregierung zu kooperieren.[2]
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Dominik Balthasar: Somalia’s federal agenda: From fragility to fragmentation? ( des vom 13. Dezember 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (PDF; 928 kB). In: Brief Issue 17/2014 des Institut der Europäischen Union für Sicherheitsstudien
- ↑ Somalia: Rival Politicians Agree On Interim South West Admin, In: Garowe Online, auf allAfrica.com, 23. Juni 2014, abgerufen am 11. März 2016 (englisch)