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„Korbacher Spalte“ – Versionsunterschied

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Bei Steinbrucharbeiten in der Nähe von Korbach wurde eine 20 m tiefe, nur 50 cm breite und ca. 1 km lange Erdspalte entdeckt (vom Geologen Dr. Jens KULICK). Die Spalte war gefüllt mit ca. 250 Mill. Jahre altem Material. Nach Fossilienfunden finanzierte die National Geographic Society systematische Grabungen. Nach bedeutenden und als sensationell eingestuften Funden von Procynosuchusfossilien, wurde das Areal von der Stadt Korbach erworben, überdacht und unter Denkmalschutz gestellt. Daneben wurden auch Protorosauriern oder Captorhiniden entdeckt. Die Funde sind im Korbacher Stadtmuseum ausgestellt.
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Die '''Korbacher Spalte''' ist eine 20 Meter tiefe, und bis zu 4 Meter breite verfüllte [[Spalte (Geologie)|Spalte]] im [[Kalkstein]] eines ehemaligen Steinbruches am Südrand der nordhessischen Kreisstadt [[Korbach]]. Sie gilt als bedeutende [[Fossillagerstätte]] und ist ein [[Bodendenkmal]] gemäß dem [[Hessisches Denkmalschutzgesetz|Hessischen Denkmalschutzgesetz]] und damit als [[Kulturdenkmal]] geschützt.


== Geologie ==
Die Korbacher Spalte entstand wahrscheinlich durch ein Erdbeben in der Zeit des [[Perm (Geologie)|Oberperms]] vor etwa 255 Millionen Jahren in den Ablagerungen des „Randkalks“ des [[Zechsteinmeer]]es (gehören der [[Werra-Formation]] und damit dem tiefsten, d. h. geologisch ältesten Teil der [[Zechstein]]-Serie an). Die Spalte setzt sich südwestlich sowie östlich des aufgelassenen [[Steinbruch]]s im Untergrund fort. Sie hat eine Gesamtlänge von rund einem Kilometer und erreicht mehr als 4 Meter Breite. Das Material, mit dem die Spalte verfüllt ist, wurde kurz nach ihrer Entstehung infolge von Starkregenereignissen eingeschwemmt und enthält zahlreiche [[Fossil]]ien spätpermischer [[Landwirbeltiere]]n (Tetrapoda).


== Fossilgrabungen und Funde ==
Die Spalte wurde 1964 entdeckt. Nach ersten Fossilienfunden finanzierte die amerikanische [[National Geographic Society]] systematische Grabungen an der Austrittsstelle der Spalte in dem aufgelassenen Steinbruch. Der Fund eines Unterkiefers des bis dahin nur aus den [[Karoo-Supergruppe|Karoo]]-Ablagerungen des südlichen Afrikas bekannten ''[[Procynosuchus]]'', eines [[Cynodontia|Cynodontiers]] (Vertreter einer Gruppe „säugetierähnlicher Reptilien“), führte 1988 zu einer Veröffentlichung im Wissenschaftsmagazin [[Nature]].<ref>{{Cite journal|author=Hans-Dieter Sues & Jürgen A. Boy |year=1988 |title=A procynosuchid cynodont from central Europe |url=https://www.nature.com/articles/331523a0 |journal=Nature |volume=331 |pages=523–524 |doi=10.1038/331523a0 }}</ref> Dieses Tier wurde der Öffentlichkeit nachfolgend unter der Bezeichnung „Korbacher Dackel“ bekannt.<ref>[https://www.hna.de/lokales/frankenberg/korbach-ort55370/korbacher-dackel-langen-welt-unesco-weltnaturerbe-3941604.html Mit dem Korbacher Dackel auf dem langen Weg zum Unesco-Weltnaturerbe], Hessische/Niedersächsische Allgemeine Zeitung 25. September 2014.</ref> Die Stadt Korbach kaufte daraufhin die Fundstelle, überdachte sie und errichtete eine Besucherplattform. Weitere identifizierbare Wirbeltierfossilien stammen von [[Protorosauria|Protorosauriern]], [[Captorhinida|Captorhiniden]], [[Pareiasauria|Pareiasauriern]] und [[Dicynodontia|Dicynodontiern]].<ref>{{Cite journal|author=Hans-Dieter Sues & Wolfgang Munk |year=1996 |title=A remarkable assemblage of terrestrial tetrapods from the Zechstein (Upper Permian: Tatarian) near Korbach (northwestern Hesse) |journal=Paläontologische Zeitschrift |volume=70 |issue=1–2 |pages=213–223 |doi=10.1007/BF02988279}}</ref> Einige Funde sind im [[Wolfgang-Bonhage-Museum Korbach]] ausgestellt, ein anderer Teil der Funde befindet sich im [[Naturkundemuseum Karlsruhe]].


== Literatur ==
* Sven Bökenschmidt: ''Die Fossillagerstätte Korbacher Spalte – ihre Entstehung und Einordnung in den Zechstein Nord-Hessens.'' Dissertation, Marburg 2006 ([https://archiv.ub.uni-marburg.de/ubfind/Record/urn:nbn:de:hebis:04-z2007-0090 online]).
* Sven Bökenschmidt: ''Die Korbacher Spalte – Entstehung und Geschichte einer Fossillagerstätte''. In: ''Geschichtsblätter für Waldeck 91''. Bad Arolsen; 2003, S. 30–42. {{ISSN|0342-0965}}
* Heiner Heggemann, Thomas Keller: ''Die Korbacher Spalte – Eine einzigartige Fundstelle landlebender Saurier des späten Erdaltertums im Landkreis Waldeck-Frankenberg''. In: ''Paläontologische Denkmäler in Hessen 15''. Wiesbaden; 2003. ISBN 3-89822-315-9.

== Einzelnachweise ==
<references/>

== Weblinks ==
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* [https://www.korbach.de/G%C3%A4ste/Sehenswertes/Korbacher-Spalte/ Die Korbacher Spalte] auf der offiziellen Homepage der Stadt Korbach
* [https://www.hlnug.de/themen/geologie/geo-info-hessen/korbacher-spalte Die Fossilfundstelle Korbacher Spalte bei Korbach] auf der Homepage des Hessischen Landesamtes für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG)
* [https://paleobiodb.org/classic/basicCollectionSearch?collection_no=84836 Korbach Fissure.] Datenblatt der Korbacher Spalte in der Paleobiology Database (englisch)

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[[Kategorie:Fossillagerstätte in Deutschland]]
[[Kategorie:Korbach]]
[[Kategorie:Bodendenkmal in Hessen]]
[[Kategorie:Dyas]]
[[Kategorie:Gesteinseinheit des Perm]]

Aktuelle Version vom 23. Oktober 2023, 18:59 Uhr

Karte: Deutschland
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Korbacher Spalte
Blick von Osten auf die Korbacher Spalte in der Abbauwand des ehemaligen Steinbruchs (2021)
Ehemaliger Kalkbrennofen nahe dem Steinbruch

Die Korbacher Spalte ist eine 20 Meter tiefe, und bis zu 4 Meter breite verfüllte Spalte im Kalkstein eines ehemaligen Steinbruches am Südrand der nordhessischen Kreisstadt Korbach. Sie gilt als bedeutende Fossillagerstätte und ist ein Bodendenkmal gemäß dem Hessischen Denkmalschutzgesetz und damit als Kulturdenkmal geschützt.

Die Korbacher Spalte entstand wahrscheinlich durch ein Erdbeben in der Zeit des Oberperms vor etwa 255 Millionen Jahren in den Ablagerungen des „Randkalks“ des Zechsteinmeeres (gehören der Werra-Formation und damit dem tiefsten, d. h. geologisch ältesten Teil der Zechstein-Serie an). Die Spalte setzt sich südwestlich sowie östlich des aufgelassenen Steinbruchs im Untergrund fort. Sie hat eine Gesamtlänge von rund einem Kilometer und erreicht mehr als 4 Meter Breite. Das Material, mit dem die Spalte verfüllt ist, wurde kurz nach ihrer Entstehung infolge von Starkregenereignissen eingeschwemmt und enthält zahlreiche Fossilien spätpermischer Landwirbeltieren (Tetrapoda).

Fossilgrabungen und Funde

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Die Spalte wurde 1964 entdeckt. Nach ersten Fossilienfunden finanzierte die amerikanische National Geographic Society systematische Grabungen an der Austrittsstelle der Spalte in dem aufgelassenen Steinbruch. Der Fund eines Unterkiefers des bis dahin nur aus den Karoo-Ablagerungen des südlichen Afrikas bekannten Procynosuchus, eines Cynodontiers (Vertreter einer Gruppe „säugetierähnlicher Reptilien“), führte 1988 zu einer Veröffentlichung im Wissenschaftsmagazin Nature.[1] Dieses Tier wurde der Öffentlichkeit nachfolgend unter der Bezeichnung „Korbacher Dackel“ bekannt.[2] Die Stadt Korbach kaufte daraufhin die Fundstelle, überdachte sie und errichtete eine Besucherplattform. Weitere identifizierbare Wirbeltierfossilien stammen von Protorosauriern, Captorhiniden, Pareiasauriern und Dicynodontiern.[3] Einige Funde sind im Wolfgang-Bonhage-Museum Korbach ausgestellt, ein anderer Teil der Funde befindet sich im Naturkundemuseum Karlsruhe.

  • Sven Bökenschmidt: Die Fossillagerstätte Korbacher Spalte – ihre Entstehung und Einordnung in den Zechstein Nord-Hessens. Dissertation, Marburg 2006 (online).
  • Sven Bökenschmidt: Die Korbacher Spalte – Entstehung und Geschichte einer Fossillagerstätte. In: Geschichtsblätter für Waldeck 91. Bad Arolsen; 2003, S. 30–42. ISSN 0342-0965
  • Heiner Heggemann, Thomas Keller: Die Korbacher Spalte – Eine einzigartige Fundstelle landlebender Saurier des späten Erdaltertums im Landkreis Waldeck-Frankenberg. In: Paläontologische Denkmäler in Hessen 15. Wiesbaden; 2003. ISBN 3-89822-315-9.

Einzelnachweise

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  1. Hans-Dieter Sues & Jürgen A. Boy: A procynosuchid cynodont from central Europe. In: Nature. 331. Jahrgang, 1988, S. 523–524, doi:10.1038/331523a0 (nature.com).
  2. Mit dem Korbacher Dackel auf dem langen Weg zum Unesco-Weltnaturerbe, Hessische/Niedersächsische Allgemeine Zeitung 25. September 2014.
  3. Hans-Dieter Sues & Wolfgang Munk: A remarkable assemblage of terrestrial tetrapods from the Zechstein (Upper Permian: Tatarian) near Korbach (northwestern Hesse). In: Paläontologische Zeitschrift. 70. Jahrgang, Nr. 1–2, 1996, S. 213–223, doi:10.1007/BF02988279.
Commons: Korbacher Spalte – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 51° 15′ 43″ N, 8° 52′ 50″ O