„Hochzeitsflug“ – Versionsunterschied
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[[Kategorie:Wikipedia:Löschkandidat]] |
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Die Diskussion über diesen Antrag findet auf der '''[[Wikipedia:Löschkandidaten/13._Juli_2005#{{PAGENAME}}|Löschkandidatenseite]]''' statt.<br /> |
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Hier der konkrete Grund, warum dieser Artikel nicht den Qualitätsanforderungen entsprechen soll: ''Kann in den Artikel [[Bienen]] überführt werden. Siehe auch [[Drohnensammelplatz]]'' [[Benutzer:CBC|CBC]] 23:19, 13. Jul 2005 (CEST) |
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== Hochzeitsflug der Bienen == |
== Hochzeitsflug der Bienen == |
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Sechs bis zehn Tage |
Sechs bis zehn Tage nachdem eine junge Bienenkönigin geschlüpft ist, geht diese bei guter Witterung auf den Hochzeitsflug, um sich auf einem [[Drohnensammelplatz]] mit mehreren [[Drohn]]en zu paaren, deren Spermien sie in ihrer [[Samenblase]] bis an ihr Lebensende aufbewahrt und verwendet. Die Paarung findet in der Luft, im Flug statt. |
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Der Hochzeitsflug und die damit verbundene Mehrfachpaarung ist eine wesentliche Voraussetzung für die Akzeptanz der Königin als alleiniges sich reproduzierendes Weibchen und die Vitalität der Gesamtheit des Bienenvolks (des [[Bien]]s), das auch als „Säugetier in vielen Körpern“ bezeichnet wird.<ref name="Tautz">[[Jürgen Tautz]]: ''Phänomen Honigbiene.'' Mit Fotografien von Helga R. Heilmann. Elsevier, Spektrum Akademischer Verlag, München 2007, ISBN 978-3-827418-45-6.</ref> |
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=== Akzeptanz der Königin === |
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Die nachfolgenden Betrachtungen setzen voraus, dass Honigbienen sehr differenziert unterscheiden können, wie eng sie untereinander [[Verwandtschaft|verwandt]] sind. Tatsächlich können sie über ihren hervorragend ausgeprägten [[Geruchssinn]] (in den Chemosinneszellen der [[Fühler (Biologie)|Fühler]]) genau unterscheiden, ob eine Biene zur eigenen Kolonie gehört. So wehren sie stockfremde Artgenossinnen am Flugloch ab. Dressurexperimente zeigen, dass sie noch zu viel feineren Unterscheidungen in der Lage sind<ref name="Tautz" />. |
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Würden alle [[Arbeiterin (Bienen)|Arbeiterinnen]] von nur einem Drohn abstammen, wäre der mittlere genetische [[Verwandtschaftskoeffizient]] (Verwandtschaftsgrad, definiert durch den Biomathematiker [[Gustave Malécot]]) untereinander höher (r=0,75) als zur eigenen Mutter, der Königin mit r=0,5. Dies kommt durch die Besonderheit zustande, dass die Drohnen aus unbefruchteten Eiern mit nur einem Chromosomensatz entstehen, siehe auch [[Parthenogenese]], [[Allel]]e und [[Haplodiploidie]]. Durch die Abstammung von im Mittel etwa 12 Drohnen sinkt der Verwandtschaftskoeffizient unter den Wert zur eigenen Mutter. Damit ist das so genannte „genetische Interesse“ besser gewahrt, die Königin und nicht eigene Schwestern (siehe [[Afterweisel]]) bei der Weitergabe des möglichst eigenen (!) Erbgutes zu unterstützen. |
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Ein weiterer Nachteil für die Königin würde durch die Paarung mit nur einem Drohn dadurch entstehen, dass eine aus ihrer eigenen Brut erzeugte Königin auch den Verwandtschaftskoeffizienten zu den Arbeiterinnen auf r=0,75 erhöhen würde. Tatsächlich kann gelegentlich in der Imkerpraxis beobachtet werden, dass Arbeiterinnen eine junge, gerade erste Eier legende Königin dazu bringen, eine [[Weiselzelle]] zu bestiften, mit dem Ziel, sich selbst zu ersetzen. Allerdings kommen auch noch andere Ursachen für dieses Verhalten infrage. |
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Der Hochzeitsflug der Königin findet '''entgegen den genetischen''' [[Interesse]]n der geschlechtslosen Arbeiterinnen statt, da er dazu führt, den [[Verwandtschaftsgrad]] dieser untereinander zu senken. Weil sich die Königin nämlich mit mehreren Drohnen ihrer Wahl paart, entstehen im [[Bienenvolk]] verschiedene [[Abstammungslinie]]n von Arbeiterinnen, je nachdem, welchen [[Vater]] sie haben. Dies führt dazu, daß sich die Interessen der Arbeiterinnen nicht zu 100% decken, sondern divergieren. Sie zerfallen gewissermaßen in [[Fraktion]]en, von denen bsw. die eine auf Voratshaltung drängen könnte, wenn sie einen Vater aus Regionen mit kalten und harten Wintern hat; die andere auf Maximierung der Brut, wenn der Vater aus einer Gegend mit vielen Fressfeinden kommt. Die Fraktionierung ist auf feromoneller und verhaltensmäßiger Ebene auch zu beobachten. |
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=== Vitalität des Bienenvolks === |
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An dieser Fraktionierung haben die [[Nachkommen]] der [[Königin]] jedoch kein Interesse, da jede einzelne unfruchtbare Biene möglichst sicher sein muß, daß sie durch die Aufzucht ihrer eigenen Geschwister viele Gene in die Zukunft trägt. Je enger sie mit ihren Geschwistern verwandt ist, desto höher ist der Anteil der fortgetragenen Gene. Zieht eine Arbeiterinnen-Fraktion aber einen höheren Anteil von Geschlechtstieren der anderen Fraktion auf, so sinkt ihre [[Fitness]]. Gene, die dieses [[altruistisch]]e Verhalten erzeugen, sind daher benachteiligt und sterben aus. |
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Der zweite Vorteil der Abstammung von mehreren Drohnen liegt in der Variation der Eigenschaften, was sich auch nachweislich in einer entsprechenden Spezialisierung (Fraktionierung) einzelner Arbeiterinnengruppen widerspiegelt. Hierdurch ist das Bienenvolk besser in der Lage, sich veränderten Umweltbedingungen anzupassen und Stresssituationen zu begegnen. Es hat damit bessere Überlebenschancen. |
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== Literatur == |
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Die Fraktionierung der Arbeiterschaft hat noch einen ''weiteren Effekt'', denn wenn alle Arbeitsbienen von einem Vater abstammen würden, wären sie alle zu mindestens 3/4 miteinander verwandt - mit ihrer eigenen Mutter, der Königin, aber nur zu 1/2! Es würden daher Verhaltensweisen [[evolution]]är begünstigt, mit denen die Arbeitsbienen die eigene Mutter beseitigen und eine ihrer Schwestern, eine ''junge Königin'' einsetzen. Da durch die Fraktionierung aber '''jede''' einzelne Biene unsicher ist, ob durch den Austausch der Königin nicht eine neue Königin (einer anderen Fraktion) käme, mit der sie weit weniger verwandt ist als mit der eigenen Mutter, verzichten Bienen auf diesen Austausch. |
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* Friedrich Ruttner: ''Naturgeschichte der Honigbienen. Biologie, Sozialleben, Arten und Verbreitung.'' 2. Auflage. Kosmos, Stuttgart 2003, ISBN 3-440-09477-4. |
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== Einzelnachweise == |
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Gäbe es den Hochzeitsflug bei Bienen nicht, würde jede Arbeiterinnen-[[Generation]] (also etwa alle 2 Monate) eine neue Königin einsetzen, die dann solange an der Macht bliebe, wie ihre eigenen Schwestern im Stock leben und die abgesetzt würde, sobald das [[Volk]] aus ihren eigenen [[Kindern]] besteht. Eine solche Strategie hat sich evolutionär nicht als stabil erwiesen. |
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<references /> |
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[[Kategorie:Paarungsverhalten]] |
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[[Kategorie:Imkerei]] |
Aktuelle Version vom 7. November 2024, 17:39 Uhr
Der Hochzeitsflug, Paarungsflug oder Begattungsflug ist der Ausflug staatenbildender Insekten aus der Elternkolonie zur Gründung einer neuen Kolonie. Er wird von den geschlechtsreifen Weibchen (Königinnen) sowie den Männchen der Kolonie unternommen. Zu beobachten ist dieser Hochzeitsflug bei Ameisen und Termiten. Bei Honigbienen finden auch Hochzeitsflüge statt, die aber nicht direkt zur Gründung einer neuen Kolonie, sondern im Zusammenhang mit einer Volksteilung, dem Schwarmtrieb (Auszug der alten Bienenkönigin) oder der Erneuerung einer alten Königin (Umweiselung) stattfinden.
Der Hochzeitsflug ist ein aus evolutionärer Sicht interessanter Vorgang. Für staatenbildende Insekten stellt er eine zentrale Verhaltensweise dar.
Hochzeitsflug der Bienen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Sechs bis zehn Tage nachdem eine junge Bienenkönigin geschlüpft ist, geht diese bei guter Witterung auf den Hochzeitsflug, um sich auf einem Drohnensammelplatz mit mehreren Drohnen zu paaren, deren Spermien sie in ihrer Samenblase bis an ihr Lebensende aufbewahrt und verwendet. Die Paarung findet in der Luft, im Flug statt.
Der Hochzeitsflug und die damit verbundene Mehrfachpaarung ist eine wesentliche Voraussetzung für die Akzeptanz der Königin als alleiniges sich reproduzierendes Weibchen und die Vitalität der Gesamtheit des Bienenvolks (des Biens), das auch als „Säugetier in vielen Körpern“ bezeichnet wird.[1]
Akzeptanz der Königin
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die nachfolgenden Betrachtungen setzen voraus, dass Honigbienen sehr differenziert unterscheiden können, wie eng sie untereinander verwandt sind. Tatsächlich können sie über ihren hervorragend ausgeprägten Geruchssinn (in den Chemosinneszellen der Fühler) genau unterscheiden, ob eine Biene zur eigenen Kolonie gehört. So wehren sie stockfremde Artgenossinnen am Flugloch ab. Dressurexperimente zeigen, dass sie noch zu viel feineren Unterscheidungen in der Lage sind[1].
Würden alle Arbeiterinnen von nur einem Drohn abstammen, wäre der mittlere genetische Verwandtschaftskoeffizient (Verwandtschaftsgrad, definiert durch den Biomathematiker Gustave Malécot) untereinander höher (r=0,75) als zur eigenen Mutter, der Königin mit r=0,5. Dies kommt durch die Besonderheit zustande, dass die Drohnen aus unbefruchteten Eiern mit nur einem Chromosomensatz entstehen, siehe auch Parthenogenese, Allele und Haplodiploidie. Durch die Abstammung von im Mittel etwa 12 Drohnen sinkt der Verwandtschaftskoeffizient unter den Wert zur eigenen Mutter. Damit ist das so genannte „genetische Interesse“ besser gewahrt, die Königin und nicht eigene Schwestern (siehe Afterweisel) bei der Weitergabe des möglichst eigenen (!) Erbgutes zu unterstützen.
Ein weiterer Nachteil für die Königin würde durch die Paarung mit nur einem Drohn dadurch entstehen, dass eine aus ihrer eigenen Brut erzeugte Königin auch den Verwandtschaftskoeffizienten zu den Arbeiterinnen auf r=0,75 erhöhen würde. Tatsächlich kann gelegentlich in der Imkerpraxis beobachtet werden, dass Arbeiterinnen eine junge, gerade erste Eier legende Königin dazu bringen, eine Weiselzelle zu bestiften, mit dem Ziel, sich selbst zu ersetzen. Allerdings kommen auch noch andere Ursachen für dieses Verhalten infrage.
Vitalität des Bienenvolks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der zweite Vorteil der Abstammung von mehreren Drohnen liegt in der Variation der Eigenschaften, was sich auch nachweislich in einer entsprechenden Spezialisierung (Fraktionierung) einzelner Arbeiterinnengruppen widerspiegelt. Hierdurch ist das Bienenvolk besser in der Lage, sich veränderten Umweltbedingungen anzupassen und Stresssituationen zu begegnen. Es hat damit bessere Überlebenschancen.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Friedrich Ruttner: Naturgeschichte der Honigbienen. Biologie, Sozialleben, Arten und Verbreitung. 2. Auflage. Kosmos, Stuttgart 2003, ISBN 3-440-09477-4.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Jürgen Tautz: Phänomen Honigbiene. Mit Fotografien von Helga R. Heilmann. Elsevier, Spektrum Akademischer Verlag, München 2007, ISBN 978-3-827418-45-6.