Zum Inhalt springen

„Joseph Darnand“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
[ungesichtete Version][gesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
Keine Bearbeitungszusammenfassung
K Leben: Volksfrontregierung linkt jetzt zur spezifisch französischen Volksfront, die damals regierte, und nicht zu einer allgemeinen Erklärung des Begriffs Volksfront.
 
(75 dazwischenliegende Versionen von 56 Benutzern werden nicht angezeigt)
Zeile 1: Zeile 1:
{{Belege fehlen}}
Aimé-Joseph Darnand (Coligny (Ain), 19 März 1897 - Châtillon (Seine), 10 Oktober 1945)war ein französischer Politiker, der seit dem [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] activ wurde. Er angagierte sich auf dem extrem-rechten politischen Flügel.
[[Datei:Joseph Darnand c1940.jpg|mini|hochkant|Joseph Darnand (1940)]]
Während der deutschen Occupation Frankreichs gehörte er zum Directions-Kommité der [[LVF-Legion des Volontaire Français]].
'''Aimé-Joseph Darnand''' (* [[19. März]] [[1897]] in [[Coligny]], [[Département Ain]]; † [[10. Oktober]] [[1945]] in [[Châtillon (Hauts-de-Seine)|Châtillon]], [[Département Hauts-de-Seine]]) war ein [[Franzosen|französischer]] Offizier. Während des [[Vichy-Regime]]s wurde er 1943 Chef der paramilitärischen [[Milice française]] und bekämpfte die [[Résistance]].
Im Januar 1943 wurde er Staatssekretär und Chef der Miliz ([[Milice française]]). Er organisierte eine Kampagne gegen die [[Resistance]]
1945 wurde er in Italien von den [[Aliierte|Aliierten]] gefangen genommen. Am 3. Oktober wurde zum Tode verurteilt und am 10. Oktober erschossen.


== Leben ==
Literatur
Joseph Darnand war der Sohn eines Eisenbahnarbeiters und wuchs in bescheidenen, von der [[Römisch-katholische Kirche in Frankreich|katholischen Kirche]] geprägten Verhältnissen auf. 1913 brach er das [[Collège]] in [[Bourg-en-Bresse]] vorzeitig ab und kehrte nach [[Coligny]] zurück, um eine dreijährige Ausbildung zum [[Tischler]] zu absolvieren.<ref>[[André Brissaud]] (préface de Robert Aron): ''La Dernière année de Vichy (1943–1944).'' Librairie Académique Perrin, Paris 1965, 587 p.</ref> Im Verlauf des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkriegs]] wurde Darnand in die Armee eingezogen und am 8. Januar 1916 dem ''[[35e régiment d’infanterie]]'' zugeteilt. Nach dem Krieg arbeitete er anfangs als [[Zimmerer|Zimmermann]], später gründete er sein eigenes Transportunternehmen in [[Nizza]]. Während der [[Front populaire|Volksfront]]regierung engagierte er sich auf dem rechtsextremen politischen Flügel bei der [[Action française]]. Als einige seiner Freunde in der Action française darauf brannten, militante rechtsextreme politische Aktionen durchzuführen, gründeten sie 1935 die terroristische Geheimorganisation, die den Namen ''[[Cagoule]]'' erhielt und an der sich Darnand beteiligte. Als Freiwilliger nahm er am [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] in der [[Maginot-Linie]] teil, kam in [[Kriegsgefangene des Zweiten Weltkrieges|Kriegsgefangenschaft]] und konnte nach Nizza fliehen.


Während der [[Deutsche Besetzung Frankreichs im Zweiten Weltkrieg|deutschen Besatzung Frankreichs]] existierte seit Herbst 1940 die [[Légion française des combattants]], die Kriegsveteranenorganisation, zu deren Direktions-[[Kommission|Komitee]] Darnand gehörte. Gemeinsam mit hohen Offizieren der Französischen Armee rekrutierte er im Spätsommer 1941 enttäuschte Kämpfer, die aus Treue zu Marschall [[Henri Philippe Pétain]] im [[Département Alpes-Maritimes]] eine geheime Militärorganisation unter der Bezeichnung [[Service d’ordre légionnaire]] (SOL) gründeten, die bei weiteren italienischen Aggressionen gegen französisches Territorium eingesetzt werden sollte. Bis Ende 1941 entwickelte sie sich zu einer ernstzunehmenden Streitmacht außerhalb der Waffenstillstands-Armee, die als Schutz Frankreichs vor externer und interner Aggression im Januar 1942 den offiziellen Segen des Vichy-Regimes erhielt.
http://fr.wikipedia.org/wiki/Joseph_Darnand


Gegen Ende des Sommers 1942 rekrutierte Darnand daraus Freiwillige für die [[Légion des volontaires français contre le bolchévisme]] (LVF) oder ''Légion anti-bolchévique'' bzw. ''Légion tricolore'', bei der französische Freiwillige in deutschen Uniformen gegen die [[Sowjetunion]] kämpften. Als ihm klar wurde, dass im Januar 1943 Militante der rivalisierenden [[Kollaboration]]sparteien [[Parti populaire français]] (PPF) und [[Rassemblement national populaire]] (RNP) Kampftruppen zur Widerstandsbekämpfung zu formieren suchten, strukturierte Darnand den SOL zur [[Milice française]] um.
http://www.spartacus.schoolnet.co.uk/FRdarnard.htm


Ministerpräsident [[Pierre Laval]], der sich angesichts polemischer Auseinandersetzungen mit anderen militanten [[Kollaboration|Kollaborateuren]] ohne Hausmacht sah, hatte im Dezember 1942 Hitlers Erlaubnis eingeholt, eine Truppe zu seiner persönlichen Verfügung zu bilden. Deshalb betrachtete Laval die Milice als seine persönliche Machtbasis, die von Darnand befehligt wurde, der sich jedoch primär als Gefolgsmann des greisen Marschalls verstand.
{{stub}}

Als Chef der Milice française wurde er im Januar 1943 Staatssekretär. Er schloss sich der [[Waffen-SS]] an und wurde zum 1. November 1944 zum [[SS-Sturmbannführer|Sturmbannführer]] befördert.<ref>Bundesarchiv R 9361-III/520705</ref> In der Doppelfunktion als Staatssekretär für Sicherheit und Öffentliche Ordnung und Chef der Milice organisierte er eine Kampagne gegen die [[Résistance]]. Sein Neffe Robert Darnand wurde als Mitglied der Résistance ins [[KZ Neuengamme]] deportiert. 1944 wurde er als Staatssekretär des Innern Teil der [[Commission gouvernementale de Sigmaringen]], also der Vichy-Exilregierung in [[Sigmaringen]].

1945 wurde Joseph Darnand in Italien von den [[Alliierte]]n gefangen genommen und nach Frankreich ausgeliefert, wo er im [[Gefängnis Fresnes]] seinen Prozess erwartete. Anklagepunkte waren unter anderem Spionage<ref name=":0">{{Literatur |Autor=Jean-Christophe Buisson |Titel=1945 |Verlag=Éditions Perrin |Ort=Paris |Datum=2024 |ISBN=978-2-262-10332-3 |Seiten=253}}</ref> für den Feind und Eintreten in einen Krieg gegen Frankreich an der Seite einer feindlichen Macht.<ref name=":0" /> Seine Leistungen im Ersten Weltkrieg gegen Deutschland, mit denen er argumentierte, halfen ihm nicht. Am 3. Oktober wurde er [[Todesstrafe in Frankreich|zum Tode verurteilt]]. Im Fort de Châtillon<ref name=":0" /> wurde er am 10. Oktober [[Erschießung|erschossen]]. Seinem einzigen Sohn Philippe Darnand hinterließ er einen von drei Abschiedsbriefen und forderte ihn auf, den Freunden seines Vaters treu zu bleiben.<ref>{{Literatur |Autor=[[François Broche]] |Titel=La cavale des collabos |Verlag=Nouveau Monde éditions |Ort=Paris |Datum=2023 |ISBN=978-2-38094-444-0 |Seiten=410}}</ref> Er wurde auf dem Pariser [[Cimetière des Batignolles]] beigesetzt.<ref>[https://www.tombes-sepultures.com/crbst_1874.html Joseph Darnand: Gräberverzeichnis (franz.)]</ref>

== Weblinks ==
{{Commonscat|audio=0|video=0}}

== Einzelnachweise ==
<references />

{{Normdaten|TYP=p|GND=119521776|LCCN=n97051274|VIAF=824101}}

{{SORTIERUNG:Darnand, Joseph}}
[[Kategorie:Staatssekretär (Frankreich)]]
[[Kategorie:PPF-Mitglied]]
[[Kategorie:Person (französische Kollaboration)]]
[[Kategorie:Angehöriger der Waffen-SS]]
[[Kategorie:Hingerichtete Person (Frankreich)]]
[[Kategorie:Wegen Kollaboration im Zweiten Weltkrieg hingerichtete Person]]
[[Kategorie:Franzose]]
[[Kategorie:Geboren 1897]]
[[Kategorie:Gestorben 1945]]
[[Kategorie:Mann]]

{{Personendaten
|NAME=Darnand, Joseph
|ALTERNATIVNAMEN=Darnand, Aimé-Joseph (vollständiger Name)
|KURZBESCHREIBUNG=rechtsextremer französischer Politiker im Zweiten Weltkrieg
|GEBURTSDATUM=19. März 1897
|GEBURTSORT=[[Coligny]], [[Département Ain]]
|STERBEDATUM=10. Oktober 1945
|STERBEORT=[[Châtillon (Hauts-de-Seine)|Châtillon]], [[Département Hauts-de-Seine]]
}}

Aktuelle Version vom 6. April 2025, 14:47 Uhr

Joseph Darnand (1940)

Aimé-Joseph Darnand (* 19. März 1897 in Coligny, Département Ain; † 10. Oktober 1945 in Châtillon, Département Hauts-de-Seine) war ein französischer Offizier. Während des Vichy-Regimes wurde er 1943 Chef der paramilitärischen Milice française und bekämpfte die Résistance.

Joseph Darnand war der Sohn eines Eisenbahnarbeiters und wuchs in bescheidenen, von der katholischen Kirche geprägten Verhältnissen auf. 1913 brach er das Collège in Bourg-en-Bresse vorzeitig ab und kehrte nach Coligny zurück, um eine dreijährige Ausbildung zum Tischler zu absolvieren.[1] Im Verlauf des Ersten Weltkriegs wurde Darnand in die Armee eingezogen und am 8. Januar 1916 dem 35e régiment d’infanterie zugeteilt. Nach dem Krieg arbeitete er anfangs als Zimmermann, später gründete er sein eigenes Transportunternehmen in Nizza. Während der Volksfrontregierung engagierte er sich auf dem rechtsextremen politischen Flügel bei der Action française. Als einige seiner Freunde in der Action française darauf brannten, militante rechtsextreme politische Aktionen durchzuführen, gründeten sie 1935 die terroristische Geheimorganisation, die den Namen Cagoule erhielt und an der sich Darnand beteiligte. Als Freiwilliger nahm er am Zweiten Weltkrieg in der Maginot-Linie teil, kam in Kriegsgefangenschaft und konnte nach Nizza fliehen.

Während der deutschen Besatzung Frankreichs existierte seit Herbst 1940 die Légion française des combattants, die Kriegsveteranenorganisation, zu deren Direktions-Komitee Darnand gehörte. Gemeinsam mit hohen Offizieren der Französischen Armee rekrutierte er im Spätsommer 1941 enttäuschte Kämpfer, die aus Treue zu Marschall Henri Philippe Pétain im Département Alpes-Maritimes eine geheime Militärorganisation unter der Bezeichnung Service d’ordre légionnaire (SOL) gründeten, die bei weiteren italienischen Aggressionen gegen französisches Territorium eingesetzt werden sollte. Bis Ende 1941 entwickelte sie sich zu einer ernstzunehmenden Streitmacht außerhalb der Waffenstillstands-Armee, die als Schutz Frankreichs vor externer und interner Aggression im Januar 1942 den offiziellen Segen des Vichy-Regimes erhielt.

Gegen Ende des Sommers 1942 rekrutierte Darnand daraus Freiwillige für die Légion des volontaires français contre le bolchévisme (LVF) oder Légion anti-bolchévique bzw. Légion tricolore, bei der französische Freiwillige in deutschen Uniformen gegen die Sowjetunion kämpften. Als ihm klar wurde, dass im Januar 1943 Militante der rivalisierenden Kollaborationsparteien Parti populaire français (PPF) und Rassemblement national populaire (RNP) Kampftruppen zur Widerstandsbekämpfung zu formieren suchten, strukturierte Darnand den SOL zur Milice française um.

Ministerpräsident Pierre Laval, der sich angesichts polemischer Auseinandersetzungen mit anderen militanten Kollaborateuren ohne Hausmacht sah, hatte im Dezember 1942 Hitlers Erlaubnis eingeholt, eine Truppe zu seiner persönlichen Verfügung zu bilden. Deshalb betrachtete Laval die Milice als seine persönliche Machtbasis, die von Darnand befehligt wurde, der sich jedoch primär als Gefolgsmann des greisen Marschalls verstand.

Als Chef der Milice française wurde er im Januar 1943 Staatssekretär. Er schloss sich der Waffen-SS an und wurde zum 1. November 1944 zum Sturmbannführer befördert.[2] In der Doppelfunktion als Staatssekretär für Sicherheit und Öffentliche Ordnung und Chef der Milice organisierte er eine Kampagne gegen die Résistance. Sein Neffe Robert Darnand wurde als Mitglied der Résistance ins KZ Neuengamme deportiert. 1944 wurde er als Staatssekretär des Innern Teil der Commission gouvernementale de Sigmaringen, also der Vichy-Exilregierung in Sigmaringen.

1945 wurde Joseph Darnand in Italien von den Alliierten gefangen genommen und nach Frankreich ausgeliefert, wo er im Gefängnis Fresnes seinen Prozess erwartete. Anklagepunkte waren unter anderem Spionage[3] für den Feind und Eintreten in einen Krieg gegen Frankreich an der Seite einer feindlichen Macht.[3] Seine Leistungen im Ersten Weltkrieg gegen Deutschland, mit denen er argumentierte, halfen ihm nicht. Am 3. Oktober wurde er zum Tode verurteilt. Im Fort de Châtillon[3] wurde er am 10. Oktober erschossen. Seinem einzigen Sohn Philippe Darnand hinterließ er einen von drei Abschiedsbriefen und forderte ihn auf, den Freunden seines Vaters treu zu bleiben.[4] Er wurde auf dem Pariser Cimetière des Batignolles beigesetzt.[5]

Commons: Joseph Darnand – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. André Brissaud (préface de Robert Aron): La Dernière année de Vichy (1943–1944). Librairie Académique Perrin, Paris 1965, 587 p.
  2. Bundesarchiv R 9361-III/520705
  3. a b c Jean-Christophe Buisson: 1945. Éditions Perrin, Paris 2024, ISBN 978-2-262-10332-3, S. 253.
  4. François Broche: La cavale des collabos. Nouveau Monde éditions, Paris 2023, ISBN 978-2-38094-444-0, S. 410.
  5. Joseph Darnand: Gräberverzeichnis (franz.)