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„Eigentliche Chinchillas“ – Versionsunterschied

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! align="center" bgcolor="#ffc0c0" | '''[[Systematik (Biologie)|Systematik]]'''
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| Bildbeschreibung = [[Langschwanz-Chinchilla]] (''Chinchilla lanigera'')
'''Chinchillas''' (Chinchillidae) sind eine [[Familie (Biologie)|Familie]] der [[Nagetiere]] aus der Gruppe der [[Meerschweinchenverwandte]]n, die ursprünglich aus [[Südamerika]] stammen. Sie wurden früher wegen ihres schönen blaugrauen Fells gejagt und fast ausgerottet. Heute finden sie Verwendung als Pelz- und [[Haustier]]e. Teilweise werden Chinchillas irreführend als [[Wollmaus|Wollmäuse]] bezeichnet.
}}
== Beschreibung ==


Die '''Eigentlichen Chinchillas''' (''Chinchilla''), oft vereinfachend als Chinchillas oder Wollmäuse bezeichnet, sind eine [[Gattung (Biologie)|Gattung]] der [[Nagetiere]] aus der Familie der [[Chinchillas]] (Chinchillidae). Sie leben in [[Südamerika]] und wurden früher wegen des [[Chinchillafell]]s gejagt und fast ausgerottet. Heute sind sie als [[Pelz]]- und [[Heimtier]]e weltweit verbreitet, in freier Wildbahn hingegen stark gefährdet. Es werden zwei Arten unterschieden, das [[Langschwanz-Chinchilla]] und das [[Kurzschwanz-Chinchilla]].
Chinchillas, zu denen auch die [[Hasenmäuse]] gehören, haben ihren Ursprung in den Hochebenen der [[Anden]]. Sie sind nachtaktive Tiere und sehr scheu. Ihr weiches Fell variiert von fast schwarz bis weiß. Am häufigsten ist die Farbe grau, wobei die Bauchfläche meist heller ist als das Restfell. Auch die [[Ohr]]en sind innen behaart.


== Beschreibung ==
Es gibt zwei Arten in der Gattung ''Chinchilla'', das Langschwanz-Chinchilla ''(Chinchilla laniger)'' und das Kurzschwanz-Chinchilla ''(Chinchilla chinchilla)''. Die Größe eines Chinchillas beträgt im Durchschnitt 25-35 cm, dabei nimmt der Schwanz schon eine Länge von ca. 10-15 cm ein. Das Gewicht beträgt im Durchschnitt 450-600 Gramm. Sie erreichen für ihre Größe aber ein sehr hohes Alter von etwa 20 bis 23 Jahren. Bei Gefahr können Chinchillas Teile ihres Felles abwerfen, um so z.B. Greifvögeln zu entgehen. Bodengefahren können Chinchillas durch ihre durchaus beachtliche Geschwindigkeit entgehen.
=== Allgemeines ===
Eigentliche Chinchillas erreichen eine [[Kopf-Rumpf-Länge]] von 22 bis 38 Zentimetern und eine Schwanzlänge von 7,5 bis 15 Zentimetern. Weibchen sind häufig schwerer und können bis zu 1000 Gramm erreichen, während die kleineren Männchen bis zu 800 Gramm wiegen. Sowohl Vorder- als auch Hinterpfoten enden in vier Zehen, die mit schwachen Krallen versehen sind (vergleichbar mit kleinen Fingernägeln). Das seidige [[Fell]] ist sehr dicht und weich; typischerweise sind die Haare 3-farbig in Unterzonen-, Band- und Spitzenfärbung aufgeteilt – siehe [[agouti]]. Am Bauch und an der Innenseite der Pfoten sind die Haarspitzen weiß. Chinchillas haben ein außerordentlich dichtes Fell – mit mehr als 20.000 Haaren pro Quadratzentimeter zählt es zu den dichtesten aller Landbewohner. Die Haare selbst sind etwa 30-mal dünner als Menschenhaar. Das Fell erhält seine besondere Dichte dadurch, dass aus einer Haarwurzel bis zu 60 einzelne Wollhaare entspringen. Der buschige Schwanz ist an der Oberseite mit langen, rauen Haaren besetzt.


Der Kopf ist breit, die Ohren sind groß und die Augen schwarz. Das Gebiss der Eigentlichen Chinchillas gleicht dem der übrigen [[Meerschweinchenverwandte]]n. Das bleibende Gebiss hat 20 [[Zahn|Zähne]], die [[Zahnformel]] lautet [[Schneidezahn|I]]1/1-[[Eckzahn|C]]0/0-[[Prämolar|P]]1/1-[[Molar (Zahn)|M]]3/3. Wie bei allen Nagetieren sind die Schneidezähne als [[Nagezahn|Nagezähne]] ausgebildet und die Eckzähne fehlen. Alle Zähne der Chinchilla sind [[Zahn#Wurzellose Zähne|wurzellos]]. Sie haben eine zum Zahnfach hin offene Zahnhöhle und wachsen zeitlebens. Der [[Dentition|Zahnwechsel]] vom [[Milchgebiss|Milch-]] auf das bleibende Gebiss findet bereits im Mutterleib vor der Geburt statt.


=== Zahnformel ===
=== Unterschiede zwischen den Arten ===
[[Datei:Chinchilla - croquis comparatif.svg|mini|Vergleich zwischen beiden Arten]]
Die beiden Arten unterscheiden sich nicht sehr deutlich voneinander. Das Kurzschwanz-Chinchilla (in der Grafik oben) hat neben dem namensgebenden kürzeren Schwanz kleinere Ohren, dickere Schultern und ist etwas größer als das Langschwanz-Chinchilla (in der Grafik unten). Die Unterschiede sind so gering, dass beide Arten manchmal zu einer Art zusammengefasst werden.


== Verbreitung und Lebensraum ==
Das bleibende Gebiss der Chinchillas hat 20 [[Zahn|Zähne]]. Es besitzt in jeder Kieferhälfte einen [[Schneidezahn]] (''Dens incisivus'', '''I'''), der auch als [[Nagezahn]] bezeichnet wird. Die insgesamt vier Nagezähne sind dunkelorange gefärbt. [[Caninus|Eckzähne]] (''Canini'') sind nicht ausgebildet. Chinchillas haben in jeder Kieferhälfte einen [[Prämolar|vorderen Backenzahn]] (''Prämolar'', '''P''') und drei [[Molar (Zahn)|hintere Backenzähne]] (''Molare'', '''M''').
Eigentliche Chinchillas bewohnen die [[Anden]]region (Puna) und die hügelige Küstenregion (Matorral) im westlichen Südamerika.<ref>Redford, Eisenberg: ''Mammals of the Neotropics.'' Band 2: ''The southern cone.'' 1992, S. 348–349.</ref> Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet der Kurzschwanz-Chinchillas umfasste das südliche [[Peru]], das westliche [[Bolivien]], das nordwestliche [[Argentinien]] und das nördliche [[Chile]] in Höhen über 3000 Metern. Die Langschwanz-Chinchillas kommen nur im nördlichen Chile in Höhen zwischen 400 und 1650 Metern vor.<ref>Angel E. Spotorno et&nbsp;al.: {{Webarchiv|text=''Chinchilla laniger.'' |format=PDF; 416&nbsp;kB, englisch |url=http://www.science.smith.edu/msi/pdf/758_Chinchilla_laniger.pdf |wayback=20131029195531 }}. In: ''[[Mammalian Species]]'' Nr. 758, 2004, S. 1–9.</ref>


== Lebensweise ==
[[Bild:Zahnformel Chinchilla.png|right]]
Diese Tiere sind eher dämmerungs- oder nachtaktiv, tagsüber ziehen sie sich in Felsspalten und Höhlen zurück. Sie leben – zumindest früher – in Gruppen von bis zu 100 Tieren zusammen, die Weibchen sind das dominante Geschlecht und gegenüber anderen Weibchen aggressiv. Es wird häufig behauptet, diese Tiere seien [[monogam]], dafür gibt es jedoch keine Belege.
Alle Zähne der Chinchillas sind [[Zahn#Wurzellose Zähne|wurzellos]]. Sie haben eine zum Zahnfach hin offene Zahnhöhle und wachsen zeitlebens. Der [[Zahn#Zahnwechsel|Zahnwechsel]] vom [[Milchgebiss|Milch-]] auf das bleibende Gebiss findet bereits im Mutterleib vor der Geburt statt.


Eigentliche Chinchillas sind Pflanzenfresser, die jede verfügbare Art von Vegetation zu sich nehmen. Beim Fressen setzen sie sich oft aufrecht hin und halten die Nahrung mit den Vorderpfoten.
Die linke und rechte Gebisshälfte sind spiegelsymmetrisch, so dass üblicherweise nur eine Seite dargestellt wird. Grafisch lässt sich dies in der so genannten [[Zahnformel]] ausdrücken.


== Fortpflanzung ==
== Fortpflanzung ==
[[Datei:Chinchilla lanigera.jpg|mini|Freilebendes Langschwanz-Chinchilla]]
Die fruchtbare Periode bei Langschwanz-Chinchillas erstreckt sich zwischen Mai und November (bei gefangenen Tieren auf der Nordhalbkugel von November bis Mai), in dieser Zeit bringt das Weibchen rund zweimal Nachwuchs zur Welt. Kurzschwanz-Chinchillas können bis zu dreimal pro Saison werfen. Die [[Tragezeit]] liegt bei etwa 106 bis 120 Tagen, beim Langschwanz-Chinchilla rund 111 Tage. Die Wurfgrößen liegen zwischen einem und sechs (meist zwei oder drei) Jungtieren. Diese sind gleich nach der Geburt voll entwickelt, behaart und fangen schon in der ersten Lebenswoche an, feste Nahrung neben der Muttermilch zu sich zu nehmen. Damit gehören die Chinchillas zu den [[Nestflüchter]]n. Nach sechs bis acht Wochen werden die Jungen abgesetzt. Die Geschlechtsreife tritt mit rund acht Monaten ein, in Ausnahmefällen auch schon früher (ab 3,5 Monaten). Die Lebenserwartung in freier Wildbahn liegt bei rund 10 Jahren; in menschlicher Obhut können diese Tiere 20 Jahre und älter werden.


== Parasiten ==
Chinchillas haben einen Zyklus von 28 - 35 Tagen. Die Tragezeit liegt bei Chinchillas etwa 106 bis 120 Tagen, beim Chinchilla lanigera genau 111 Tage +/- 2 Tage. Sie können schon während der Geburt auf Grund ihrer anatomischen Veranlagung wieder gedeckt werden. Somit werfen diese [[Nagetiere]] im Jahr durchschnittlich 2-3 Mal mit zwischen 1 und 4 Junge, selten bis zu 6. Diese sind gleich nach der Geburt voll entwickelt und behaart und fangen schon in der ersten Lebeswoche an, an Heu zu nagen. Damit gehören die Chinchillas zu den [[Nestflüchter]]n. Nach ca. 10 bis 12 Wochen können sie von der Mutter getrennt werden. Wenn Chinchillas nicht in [[Gefangenschaft]] aufwachsen, bleiben Weibchen und Männchen lebenslang [[Monogamie|monogam]].
Häufigster Parasit bei Chinchillas ist der Einzeller ''[[Giardia intestinalis]]''. Seltener werden die Einzeller ''[[Eimeria chinchillae]]'' und ''[[Toxoplasma gondii]]'' sowie Bandwürmer (''[[Cysticercus pisiformis]]'', ''[[Taenia crassiceps]]'' und [[Zwergbandwurm]]) nachgewiesen.<ref>M. Müller et al.: ''Massenbefall mit dem Zwergbandwurm Hymenolepis nana beim Chinchilla.'' In: ''Parasiten Spezial.'' (Verleger-Beilage zu Tierärztliche Umschau Kleintiermedizin), 1/2010, {{ZDB|2491394-7}}, S. 17–20.</ref>


== Eigentliche Chinchillas und Menschen ==
== Ausrottung ==
Schon von den [[Inka]] wurden die Eigentlichen Chinchillas wegen ihres Fells gejagt. Die europäischen Neuankömmlinge in Amerika setzten diese Bejagung fort; intensiviert wurde sie durch die Kommerzialisierung im 19. Jahrhundert. So wurden beispielsweise um 1900 jährlich 500.000 Chinchilla-Felle aus Chile exportiert. Diese Bejagung führte Anfang des 20. Jahrhunderts zum Einbruch der Populationen. 1910 schlossen Chile, Bolivien, Peru und Argentinien einen Vertrag, der die verbleibenden wildlebenden Tiere unter Schutz stellen sollte. Die Abgeschiedenheit der Rückzugsgebiete dieser Tiere erschwert die Umsetzung von Schutzmaßnahmen und der durch die Seltenheit der Tiere bedingte hohe Preis war ein weiterer Anreiz für Wilderer.


[[Datei:Chinchilla-Patchouli.jpg|mini|Chinchilla als Heimtier]]
Diese Verwandten der Meerschweinchen waren früher sehr verbreitet. Durch das wachsende Interesse der [[Pelzindustrie]] an dem Fell der kleinen Nager wurden sie stark bejagt und in der freien Wildbahn beinahe ausgerottet. Heutzutage gibt es nur noch wenige große Kolonien, in denen Chinchillas leben (bis zu 500 Tiere).
Die ersten Chinchilla-Farmen wurden in Chile und später von [[Mathias F. Chapman]] in den Vereinigten Staaten gegründet. Von 1919 bis 1923 arbeitete er für die Anaconda Copper Company in Chile. Dort sammelte er die Chinchillas, die den Grundstock seiner Zucht bilden sollten. Die erste Farm entstand in Kalifornien. Anfangs wurden drei Chinchillarassen verwendet: Lanigera, Costina und Brevicaudata. Aus den ersten beiden entstanden die heutigen Chinchillas, die jetzt in Amerika und dem Rest der Welt zur Pelzproduktion und für den Heimtierhalter gezüchtet und verkauft werden. Inzwischen gibt es weltweit wahrscheinlich Millionen in Pelzfarmen und als Heimtiere gehaltene Eigentliche Chinchillas.


[[Datei:Xinxilla mutant negra.JPG|mini|rechts|Mutations-Chinchilla der Farbe Ebony Velvet]]
== Haltung ==
Durch ausgedehnte Zucht ist innerhalb der letzten sechzig Jahre eine Vielfalt an Mutationen der Fellfarbe aufgetreten, die sich besonders auf dem Heimtiermarkt großer Beliebtheit erfreut. Die älteste Mutation war Weiß, später folgten Beige, Black Velvet, rundherum dunkel gefärbte Chinchillas (Charcoal und Ebony) sowie Saphir, Violett, Blue Diamond und deren Variationen. 1963 gab es die erste Fellmutation in Minnesota bei Loyd Sakrison, hierbei handelte es sich um Curly Brown Charcoal (englisch: „gelockte braune Holzkohle“). 1966 versuchte Roy Wilson erstmals Langhaar-Chinchillas zu züchten. Tamara Tucker und Pam Biggers in Amarillo Texas haben die Mutation weitergezüchtet; hieraus entstanden die Royal Persian Angora Chinchillas (kurz RPA), welche inzwischen in vielen Farben gezüchtet werden.


[[Datei:Angora RPAT Ebony-chinchillas-in-nrw.de.jpg|mini|RPA, Farbe Angora Ebony dark]]
Das Chinchilla ist kein Schmuse- und Streicheltier.
Die Situation der freilebenden Population ist weiterhin kritisch. Zwar sind die Bestände in Südamerika heute vollkommen geschützt, es wird aber vielleicht immer noch gewildert. Auch die Zerstörung des Lebensraums stellt eine Bedrohung dar. Bei beiden Arten sind laut Schätzungen der [[IUCN]] die Bestände in den letzten 15 Jahren um über 90 Prozent zurückgegangen, beide Arten werden darum als „vom Aussterben bedroht“ (''critically endangered'') eingestuft.
Ein Chinchilla benötigt einen verhältnismäßig großen Käfig für ein Nagetier, da Chinchillas sehr hoch springen können (mehr als 1 Meter) und sehr schnell und wendig sind. Mindestens 50 cm x 100 cm in der Grundfläche und 100 cm Höhe - je größer je besser! Der Käfig darf auch nicht großer [[Hitze]] ausgesetzt sein und muss am Tag einen Ruheplatz für die Chinchillas bieten. Der Käfig sollte auch nicht von allen Seiten offen sein (so wie ein Vogelkäfig) da sonst Zugluft entstehen kann. Sitz- und Sprungbretter sollten aus unbehandeltem Kiefern- oder Fichtenholz bestehen. Andere Hölzer sind gegen Nagen zu sichern, z.B. mit Metallkanten/-leisten. Chinchillas dürfen nicht großen [[Temperatur]]en, starker Sonne oder viel Lärm ausgesetzt werden. Im [[Käfig]] sollten sich geeignete unbelastete und ungespritzte Äste (von Birnenbaum, Apfelbaum, Haselnuss oder Weide), Futternäpfe, ein Haus zum Schlafen, eine Trinkflasche, ein Sandbad usw. befinden, damit der Käfig ihrer normalen Umgebung etwas ähnelt. Beim Sand darf es sich ''niemals'' um Vogelsand o. ä. handeln, sondern es muss spezieller Chinchillabadesand (Tonmineral Atapulgus) verwendet werden. Der Sand dient zur Fellpflege (entfettet das Fell). Daher sollten Chinchillas auch möglichst wenig angefasst werden, schon gar nicht gegen ihren Willen! Da Chinchillas nachtaktiv sind und am Tag ihre Ruhe brauchen, eignen sie sich nicht als Spieltiere für kleine Kinder. Auch dürfen Chinchillas nicht mit anderen Nagetieren in einem Käfig gehalten werden, da die meisten anderen Nagetiere tagaktiv sind (und sie sich damit gegenseitig bei ihrer Ruhe stören) und anderes Futter benötigen (Chinchillas fressen auch das für sie ungeignete Futter für Meerschweinchen, Hamster, Hasen etc). Da Chinchillas Herdentiere sind, sollten sie zumindest zu zweit gehalten werden. Eine gleichgeschlechtliche Haltung ist möglich. Chinchillas sollten täglichen Auslauf bekommen (ca. 1 Stunde), um ihren ausgeprägten Bewegungsdrang und ihre Neugierde zu befriedigen. Da es sich um Nagetiere handelt, sollte besonders auch darauf geachtet werden, dass keine Stromkabel o. ä. in Nagerreichweite erreichbar sind (Sprunghöhe mehr als 1 Meter!). Ebenso sollte mögliche Fallen entfernt werden, z. B. Klodeckel schließen etc.
Eine Außenhaltung der Tiere in unseren klimatischen Bedingungen ist auf Grund der besonderen Fellbeschaffenheit (es ist NICHT wasserabweisend) nicht möglich und keinesfalls zu empfehlen.


== Ernährung ==
== Systematik ==
Es werden zwei Arten der Eigentlichen Chinchillas unterschieden: das
* [[Langschwanz-Chinchilla]] (''Chinchilla lanigera'') und das
* [[Kurzschwanz-Chinchilla]] (''Chinchilla chinchilla'', [[Synonym (Taxonomie)|Syn.]]: ''Ch. brevicaudata'')
Beide Arten sind sich relativ ähnlich und werden manchmal zu einer einzigen Art zusammengefasst. Da Funde wildlebender Tiere, insbesondere des Kurzschwanz-Chinchillas, sehr selten sind, ist es umstritten, inwieweit sich die wildlebenden Populationen tatsächlich unterscheiden.


Die nächsten Verwandten der Eigentlichen Chinchillas sind die [[Hasenmäuse]] oder Bergviscachas (''Lagidium''). Gemeinsam mit diesen und dem [[Viscacha]] bilden sie die Familie der [[Chinchillas]] (Chinchillidae) innerhalb der [[Nagetiere]].
In freier Wildbahn ernähren Chinchillas sich von Steppengräsern, Früchten, Blättern und Rinden. Flüssigkeit wird in dem trockenen Lebensraum durch Tau oder durch das wasserreiche Innere von Kakteen aufgenommen.


== Literatur ==
Durch diese karge Ernährung reagiert die Verdauung in Käfighaltung sehr empfindlich auf Überfütterung und falsche Ernährung. In Kafighaltung sollten Pellets, Heu und Wasser gegeben werden, wobei Heu und Wasser den ganzen Tag, Pellets aber nur abends gegeben werden sollten. Bei Haltung mehrerer Tiere sind diese Portionen aber nicht zu kontrollieren, da ein Tier dem anderen durchaus seine Portion wegfressen könnte. Viele Halter geben daher einfach genügend Pellets, so dass immer noch ein klein wenig übrig ist am nächsten Tag. So ist gewährleistet, dass alle Tiere entsprechend nötige Mengen erhalten. Für jedes erwachsene Tier genügt normal ein gehäufter Esslöffel Pellets und zwei bis drei handvoll Heu. Diese Fütterung gewährleistet auch, dass das Chinchilla seine ständig nachwachsenden Zähne durch die Kauarbeit abschleift und kürzt. Spezielle Pellets und Heu haben einen hohen Rohfaseranteil, den das Chinchilla zum ausgiebigen kauen "zwingt". Geschieht dies nicht, wachsen die Zähne zu lang bzw es entstehen Zahnecken- und spitzen. Diese verhindern, dass das Chinchilla normal fressen kann und verletzen u.u. die Zunge oder Zahnfleisch. Sehr häufig führt dieses Problem zu Krankheiten und Tod. Besondere "Belohnungen" wie getrocknete Früchte oder auch mal Knäckebrot sollten nur in der Freilaufzeit und nur sehr sehr sparsam gegeben werden. Weniger ist dort mehr! Beachten Sie, viele Früchte haben (auch getrocknet) negative Auswirkungen auf die Verdauung und das Befinden der Tiere. Bananen wachsen nun mal in den Anden nicht...Ebenso sind Kräuter meist nicht geeignet. Verschieden Kräuter haben verschieden Auswirkungen, die sich wieder auf das Chinchilla verschieden auswirken. Also möglichst nur eine Kräuterart gleichzeitig. Chinchillas fressen nahezu alles was sie bekommen können, aber nur das absolut wenigste ist tatsächlich auch geeignet bzw das meiste absolut ungeeignet.
* Kent H. Redford, John F. Eisenberg: ''Mammals of the Neotropics.'' Band 2: ''The southern cone. Chile, Argentina, Uruguay, Paraguay.'' The University of Chicago Press, Chicago IL u. a. 1992, ISBN 0-226-70682-6.
Viele Futtermischungen und Pellets die in den Zoohandlungen angeboten werden sind ungeeignet. Auch wenn dort drauf steht, dass es für Chinchillas geeignet ist oder ein Chinchillabild platziert wurde. Häufig sind dort auch Früchte u.ä. vermischt die (s.o.) ungeeignet sind. Häufig auch wird Kaninchenfutter einfach mit anderem Bild verkauft oder eben "für Chinchilla geeignet" angeboten. Chinchilla sind aber absolut nicht mit Kaninchen oder anderen Nagern zu vergleichen! Gutes Chinchillafutter hat beispielsweise folgende Inhaltsstoffe:
* Ronald M. Nowak: ''Walker's Mammals of the World.'' 2 Bände. 6. Auflage. Johns Hopkins University Press, Baltimore MD u. a. 1999, ISBN 0-8018-5789-9.
* [[Don E. Wilson]], DeeAnn M. Reeder (Hrsg.): ''Mammal Species of the World. A taxonomic and geographic Reference.'' 2 Bände. 3. Auflage. Johns Hopkins University Press, Baltimore MD 2005, ISBN 0-8018-8221-4.


== Siehe auch ==
Inhaltsstoffe/Menge:
* [[Chinchillafell]]
Rohprotein 16 (%), Rohfaser 16 (%), Calcium 1,5 (%), Phosphor 0,61 (%).


== Weblinks ==
Zusatzstoffe/Menge:
{{Commonscat|Chinchilla|Chinchillas (''Chinchilla'')}}
Vitamin A 15.000 i.E., Vitamin D3 1.500 i.E., Vitamin E 82,5 mg, Vitamin K3 1,5 mg, Vitamin B1 3,0 mg, Vitamin B2 6,0 mg, Vitamin B6 3,0 mg, Vitamin B12 30 mg, Vitamin C 15 mg, Nikotinsäure 52,5 mg, Ca-Pantothenat 22,5 mg, Folsäure 1,5 mg, Cholinchlorid 300 mg, Kupfer 25 mg, Biotin 300 mcg, Zink o.A., Mangan o.A., Jod o.A., Kobalt o.A., Selen o.A., Eisen o.A.
* [http://www.wildchinchillas.org Schutzprojekt für die Umwelt der letzten wilden Chinchillas in Südamerika] (teilweise [[Adobe Flash|Flash]])
* [http://www.chinchilla-scientia.com Informationssammlung über Chinchillas als Heimtiere]
* {{IUCN
|Year=2010
|ID=4651
|ScientificName=Chinchilla chinchilla
|ID2=4652
|ScientificName2=Chinchilla lanigera
|YearAssessed=2008
|Assessor=G. D’elia, R. Ojeda
|Download=1. Oktober 2010
}}
* {{Internetquelle |url=https://www.gbif.org/species/2439828 |titel=Chinchilla |autor=[[GBIF]]-Datenbank |werk=gbif.org | sprache=en |abruf=2024-11-06 }}


== Einzelnachweise ==
Zusammensetzung (Beispiel):
<references />
Luzernegrünmehl, Weizengriesskleie/Weizenkleie/Haferschälkleie, Gerste/Hafer, Sonneblumenextraktionsschrot, Malzkeime, Zuckerrübenmelasse, Soja-/Rapsextraktionsschrot, Zusatzstoffvormischung, Calciumcarbonat, Pflanzenöl, Natriumcarbonat/Natriumchlorid, L-Lysin-Sulfat, DL-Methionin.


{{Normdaten|TYP=s|GND=4113213-0}}
== Erkrankungen ==


[[Kategorie:Meerschweinchenverwandte]]
Ursache für die häufigsten Krankheiten sind falsche Ernährung. Durch zu rasche Futterumstellung oder auch durch falsche Ernährung (zu viele Leckerbissen, Mischfuttersorten) kann es zu verschiedenen Symptomen wie Appetitlosigkeit, Mattigkeit, Durchfall (weicher oder feuchter Kot) oder auch Verstopfung (verkleinerter Kot) kommen. Eine mögliche schlimme Folge von falscher Ernährung ist der Ziegenrücken. Diese durch Überfettung der Leber hervorgerufene Mißbildung ist in den meisten Fällen nicht heilbar.
Eine weitere Krankheit bei einer Chinchilla sind Zahnanomalien die sehr häufig durch falsche Ernährung oder genetisch bedingt hervorgerufen werden (vererbt sich Rezessiv). Futterbedingte Zahnanomalien entstehen durch verminderten Zahnabrieb auf Grund falscher Ernährung entstehen dabei Zahnspitzen und Verwachsungen. Diese können verhindert werden, wenn das Futter genügend Rohfaseranteil enthält. Also spezielle Chinchilla-Pellets und gut durchgetrocknetes Heu, sehr viel Heu! Erblich bedingte Zahnanomalien sind nicht heilbar. Sollte dieses Problem vorliegen, hilft meist nur der ständige Gang zum (wichtig: erfahrenen) Tierarzt. Dort können die Zähne von Zeit zu Zeit abgeschliffen werden. Futterbedingte Zahnanomalien sind "heilbar" in dem das Futter umgestellt bzw angepasst wird und eine Korrektur in immer größerem Abstand geschieht, bis sie nicht mehr nötig ist. Im Extremfall können durch falsches Futter sogar die vorderen Schneidezähne nach hinten/oben wachsen und so oben in den Gaumen brechen.

Auch durch seelischen Stress (z. B. durch Lärm oder falsche Haltung, Einsamkeit) kann es zu Krankheiten und Verhaltensstörungen kommen, wie z. B. das [[Fellfressen]] oder Stereotypen.
Wenn der Käfig im Zug steht oder aber die Temperaturen zu niedrig sind (gut sind 18 bis 24 Grad), kann es zu Augenentzündungen oder Erkältungen kommen, mit den Symptomen Schnupfen, Hüsteln, Durchfall oder auch Atembeschwerden.
Durch mangelnde Hygiene im Käfig oder schwachem Immunsystem der Tiere (durch falsches Futter oder Stress) kann es darüberhinaus auch zu Parasitenbefall oder Pilzbefall kommen, der u. U. auch auf den Menschen übertragbar ist. Chinchillas sind anfällig für [[Giardien]] (Einzellige Darm-Parasiten) und stecken sich damit meist gegenseitig schon in der Ursprungshaltung an. Die Diagnose (Kotanalyse mit speziellem Giardien-Test)und die Behandlung wird durch den chinchillakompetenten Tierarzt durchgeführt.

== Verarbeitung ==

Die Pelze der Chinchillas werden zu Pelzkleidung verarbeitet (Mäntel, Hüte). Um einen Mantel aus Chinchilla-Pelz herzustellen werden 180 Pelze benötigt. Der Pelz ist stark belastbar und wird aufgrund seiner geringen Größe oft ringförmig in die Mäntel vernäht.
Der große Bedarf wird heutzutage durch Produktion in Pelztierfarmen v.a. in Südamerika und den USA sichergestellt.

== Farmen ==

Die ersten Chinchilla-Farmen wurden von [[Mathias F. Chapman]] gegründet. Von 1919 bis 1923 arbeitete er für die Anaconda Copper Company in Chile. Dort sammelte er die 11 Chinchillas, die den Grundstock seiner Zucht bilden sollten. Die erste Farm entstand in Los Angeles.
Anfangs wurden drei Chinchillarassen verwendet: Lanigera, Costina und Brevicoudata. Aus diesen dreien entstand der moderne Chinchilla, der heute in Amerika hergestellt und zur Pelzproduktion zum Einsatz kommt.
Dank den Pelzfarmen wurden Chinchillas vor dem Aussterben bewahrt.


== Weblinks ==

* http://www.chinchilla.info/ IG-Chinchilla - Chinchilla-Interessengemeinschaft
* http://www.chinchilla-info.com - Chinchilla- Info
* http://www.chilena.de/ Chilena - Das etwas andere Chinchilla-Magazin
* http://www.etc-etc.com/1933art.htm Populär-wissenschaftlicher Artikel von 1933 über Chinchilla Farmen in Amerika
*http://search.ebay.com/chinchilla_Clothing-Shoes-Accessories_W0QQcatrefZC12QQfromZR8QQfsooZ1QQfsopZ1QQsacatZ11450
Chinchilla Produkte auf Ebay.com
*http://www.harborside.com/~empressc/ Kanadische Chinchillafarmer
*http://www.ig-chinchilla.de/ Interessengemeinschaft Chinchilla für Halter und Züchter

[[Kategorie:Nagetiere]]
[[Kategorie:Heimtier]]
[[Kategorie:Heimtier]]
[[Kategorie:Pelztier]]

[[da:Chinchilla]]
[[en:Chinchilla]]
[[eo:Ĉinĉilo]]
[[es:Chinchilla]]
[[fr:Chinchilla]]

Aktuelle Version vom 6. Januar 2025, 00:37 Uhr

Eigentliche Chinchillas

Langschwanz-Chinchilla (Chinchilla lanigera)

Systematik
Ordnung: Nagetiere (Rodentia)
Unterordnung: Stachelschweinverwandte (Hystricomorpha)
Teilordnung: Hystricognathi
ohne Rang: Meerschweinchenverwandte (Caviomorpha)
Familie: Chinchillas (Chinchillidae)
Gattung: Eigentliche Chinchillas
Wissenschaftlicher Name
Chinchilla
Bennett, 1829

Die Eigentlichen Chinchillas (Chinchilla), oft vereinfachend als Chinchillas oder Wollmäuse bezeichnet, sind eine Gattung der Nagetiere aus der Familie der Chinchillas (Chinchillidae). Sie leben in Südamerika und wurden früher wegen des Chinchillafells gejagt und fast ausgerottet. Heute sind sie als Pelz- und Heimtiere weltweit verbreitet, in freier Wildbahn hingegen stark gefährdet. Es werden zwei Arten unterschieden, das Langschwanz-Chinchilla und das Kurzschwanz-Chinchilla.

Eigentliche Chinchillas erreichen eine Kopf-Rumpf-Länge von 22 bis 38 Zentimetern und eine Schwanzlänge von 7,5 bis 15 Zentimetern. Weibchen sind häufig schwerer und können bis zu 1000 Gramm erreichen, während die kleineren Männchen bis zu 800 Gramm wiegen. Sowohl Vorder- als auch Hinterpfoten enden in vier Zehen, die mit schwachen Krallen versehen sind (vergleichbar mit kleinen Fingernägeln). Das seidige Fell ist sehr dicht und weich; typischerweise sind die Haare 3-farbig in Unterzonen-, Band- und Spitzenfärbung aufgeteilt – siehe agouti. Am Bauch und an der Innenseite der Pfoten sind die Haarspitzen weiß. Chinchillas haben ein außerordentlich dichtes Fell – mit mehr als 20.000 Haaren pro Quadratzentimeter zählt es zu den dichtesten aller Landbewohner. Die Haare selbst sind etwa 30-mal dünner als Menschenhaar. Das Fell erhält seine besondere Dichte dadurch, dass aus einer Haarwurzel bis zu 60 einzelne Wollhaare entspringen. Der buschige Schwanz ist an der Oberseite mit langen, rauen Haaren besetzt.

Der Kopf ist breit, die Ohren sind groß und die Augen schwarz. Das Gebiss der Eigentlichen Chinchillas gleicht dem der übrigen Meerschweinchenverwandten. Das bleibende Gebiss hat 20 Zähne, die Zahnformel lautet I1/1-C0/0-P1/1-M3/3. Wie bei allen Nagetieren sind die Schneidezähne als Nagezähne ausgebildet und die Eckzähne fehlen. Alle Zähne der Chinchilla sind wurzellos. Sie haben eine zum Zahnfach hin offene Zahnhöhle und wachsen zeitlebens. Der Zahnwechsel vom Milch- auf das bleibende Gebiss findet bereits im Mutterleib vor der Geburt statt.

Unterschiede zwischen den Arten

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Vergleich zwischen beiden Arten

Die beiden Arten unterscheiden sich nicht sehr deutlich voneinander. Das Kurzschwanz-Chinchilla (in der Grafik oben) hat neben dem namensgebenden kürzeren Schwanz kleinere Ohren, dickere Schultern und ist etwas größer als das Langschwanz-Chinchilla (in der Grafik unten). Die Unterschiede sind so gering, dass beide Arten manchmal zu einer Art zusammengefasst werden.

Verbreitung und Lebensraum

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Eigentliche Chinchillas bewohnen die Andenregion (Puna) und die hügelige Küstenregion (Matorral) im westlichen Südamerika.[1] Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet der Kurzschwanz-Chinchillas umfasste das südliche Peru, das westliche Bolivien, das nordwestliche Argentinien und das nördliche Chile in Höhen über 3000 Metern. Die Langschwanz-Chinchillas kommen nur im nördlichen Chile in Höhen zwischen 400 und 1650 Metern vor.[2]

Diese Tiere sind eher dämmerungs- oder nachtaktiv, tagsüber ziehen sie sich in Felsspalten und Höhlen zurück. Sie leben – zumindest früher – in Gruppen von bis zu 100 Tieren zusammen, die Weibchen sind das dominante Geschlecht und gegenüber anderen Weibchen aggressiv. Es wird häufig behauptet, diese Tiere seien monogam, dafür gibt es jedoch keine Belege.

Eigentliche Chinchillas sind Pflanzenfresser, die jede verfügbare Art von Vegetation zu sich nehmen. Beim Fressen setzen sie sich oft aufrecht hin und halten die Nahrung mit den Vorderpfoten.

Freilebendes Langschwanz-Chinchilla

Die fruchtbare Periode bei Langschwanz-Chinchillas erstreckt sich zwischen Mai und November (bei gefangenen Tieren auf der Nordhalbkugel von November bis Mai), in dieser Zeit bringt das Weibchen rund zweimal Nachwuchs zur Welt. Kurzschwanz-Chinchillas können bis zu dreimal pro Saison werfen. Die Tragezeit liegt bei etwa 106 bis 120 Tagen, beim Langschwanz-Chinchilla rund 111 Tage. Die Wurfgrößen liegen zwischen einem und sechs (meist zwei oder drei) Jungtieren. Diese sind gleich nach der Geburt voll entwickelt, behaart und fangen schon in der ersten Lebenswoche an, feste Nahrung neben der Muttermilch zu sich zu nehmen. Damit gehören die Chinchillas zu den Nestflüchtern. Nach sechs bis acht Wochen werden die Jungen abgesetzt. Die Geschlechtsreife tritt mit rund acht Monaten ein, in Ausnahmefällen auch schon früher (ab 3,5 Monaten). Die Lebenserwartung in freier Wildbahn liegt bei rund 10 Jahren; in menschlicher Obhut können diese Tiere 20 Jahre und älter werden.

Häufigster Parasit bei Chinchillas ist der Einzeller Giardia intestinalis. Seltener werden die Einzeller Eimeria chinchillae und Toxoplasma gondii sowie Bandwürmer (Cysticercus pisiformis, Taenia crassiceps und Zwergbandwurm) nachgewiesen.[3]

Eigentliche Chinchillas und Menschen

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Schon von den Inka wurden die Eigentlichen Chinchillas wegen ihres Fells gejagt. Die europäischen Neuankömmlinge in Amerika setzten diese Bejagung fort; intensiviert wurde sie durch die Kommerzialisierung im 19. Jahrhundert. So wurden beispielsweise um 1900 jährlich 500.000 Chinchilla-Felle aus Chile exportiert. Diese Bejagung führte Anfang des 20. Jahrhunderts zum Einbruch der Populationen. 1910 schlossen Chile, Bolivien, Peru und Argentinien einen Vertrag, der die verbleibenden wildlebenden Tiere unter Schutz stellen sollte. Die Abgeschiedenheit der Rückzugsgebiete dieser Tiere erschwert die Umsetzung von Schutzmaßnahmen und der durch die Seltenheit der Tiere bedingte hohe Preis war ein weiterer Anreiz für Wilderer.

Chinchilla als Heimtier

Die ersten Chinchilla-Farmen wurden in Chile und später von Mathias F. Chapman in den Vereinigten Staaten gegründet. Von 1919 bis 1923 arbeitete er für die Anaconda Copper Company in Chile. Dort sammelte er die Chinchillas, die den Grundstock seiner Zucht bilden sollten. Die erste Farm entstand in Kalifornien. Anfangs wurden drei Chinchillarassen verwendet: Lanigera, Costina und Brevicaudata. Aus den ersten beiden entstanden die heutigen Chinchillas, die jetzt in Amerika und dem Rest der Welt zur Pelzproduktion und für den Heimtierhalter gezüchtet und verkauft werden. Inzwischen gibt es weltweit wahrscheinlich Millionen in Pelzfarmen und als Heimtiere gehaltene Eigentliche Chinchillas.

Mutations-Chinchilla der Farbe Ebony Velvet

Durch ausgedehnte Zucht ist innerhalb der letzten sechzig Jahre eine Vielfalt an Mutationen der Fellfarbe aufgetreten, die sich besonders auf dem Heimtiermarkt großer Beliebtheit erfreut. Die älteste Mutation war Weiß, später folgten Beige, Black Velvet, rundherum dunkel gefärbte Chinchillas (Charcoal und Ebony) sowie Saphir, Violett, Blue Diamond und deren Variationen. 1963 gab es die erste Fellmutation in Minnesota bei Loyd Sakrison, hierbei handelte es sich um Curly Brown Charcoal (englisch: „gelockte braune Holzkohle“). 1966 versuchte Roy Wilson erstmals Langhaar-Chinchillas zu züchten. Tamara Tucker und Pam Biggers in Amarillo Texas haben die Mutation weitergezüchtet; hieraus entstanden die Royal Persian Angora Chinchillas (kurz RPA), welche inzwischen in vielen Farben gezüchtet werden.

RPA, Farbe Angora Ebony dark

Die Situation der freilebenden Population ist weiterhin kritisch. Zwar sind die Bestände in Südamerika heute vollkommen geschützt, es wird aber vielleicht immer noch gewildert. Auch die Zerstörung des Lebensraums stellt eine Bedrohung dar. Bei beiden Arten sind laut Schätzungen der IUCN die Bestände in den letzten 15 Jahren um über 90 Prozent zurückgegangen, beide Arten werden darum als „vom Aussterben bedroht“ (critically endangered) eingestuft.

Es werden zwei Arten der Eigentlichen Chinchillas unterschieden: das

Beide Arten sind sich relativ ähnlich und werden manchmal zu einer einzigen Art zusammengefasst. Da Funde wildlebender Tiere, insbesondere des Kurzschwanz-Chinchillas, sehr selten sind, ist es umstritten, inwieweit sich die wildlebenden Populationen tatsächlich unterscheiden.

Die nächsten Verwandten der Eigentlichen Chinchillas sind die Hasenmäuse oder Bergviscachas (Lagidium). Gemeinsam mit diesen und dem Viscacha bilden sie die Familie der Chinchillas (Chinchillidae) innerhalb der Nagetiere.

  • Kent H. Redford, John F. Eisenberg: Mammals of the Neotropics. Band 2: The southern cone. Chile, Argentina, Uruguay, Paraguay. The University of Chicago Press, Chicago IL u. a. 1992, ISBN 0-226-70682-6.
  • Ronald M. Nowak: Walker's Mammals of the World. 2 Bände. 6. Auflage. Johns Hopkins University Press, Baltimore MD u. a. 1999, ISBN 0-8018-5789-9.
  • Don E. Wilson, DeeAnn M. Reeder (Hrsg.): Mammal Species of the World. A taxonomic and geographic Reference. 2 Bände. 3. Auflage. Johns Hopkins University Press, Baltimore MD 2005, ISBN 0-8018-8221-4.
Commons: Chinchillas (Chinchilla) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Redford, Eisenberg: Mammals of the Neotropics. Band 2: The southern cone. 1992, S. 348–349.
  2. Angel E. Spotorno et al.: Chinchilla laniger. (Memento vom 29. Oktober 2013 im Internet Archive; PDF; 416 kB, englisch). In: Mammalian Species Nr. 758, 2004, S. 1–9.
  3. M. Müller et al.: Massenbefall mit dem Zwergbandwurm Hymenolepis nana beim Chinchilla. In: Parasiten Spezial. (Verleger-Beilage zu Tierärztliche Umschau Kleintiermedizin), 1/2010, ZDB-ID 2491394-7, S. 17–20.