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„Hedwig Bollhagen“ – Versionsunterschied

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Leben: Abschnitt über die Gründung der HB-Werkstätten und die Zeit während des Nationalsozialmus überarbeitet und geordnet
 
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[[Datei:Portrait HB © Deutsche Stiftung Denkmalschutz (Ph.von Osten).jpg|mini|Hedwig Bollhagen]]
'''Hedwig Bollhagen''' (* [[10. November]] [[1907]] in [[Hannover]]; † [[8. Juni]] [[2001]] in [[Marwitz]]) war [[Töpferei|Keramikerin]] und Mitbegründerin der HB-Werkstätten für [[Keramik]], die sie auch künstlerisch leitete.
'''Hedwig Bollhagen''' (* [[10. November]] [[1907]] in [[Hannover]]; † [[8. Juni]] [[2001]] in [[Marwitz (Oberkrämer)|Marwitz]]) war eine deutsche [[Töpferei|Keramikerin]]<ref name="HBL">[[Hugo Thielen]]: ''Bollhagen, Hedwig''. In: ''[[Hannoversches Biographisches Lexikon]]'', S. 64</ref> und Mitbegründerin der [[HB-Werkstätten für Keramik]].


== Leben ==
1925 lernte sie an der Keramischen [[Fachschule]] [[Höhr-Grenzhausen]] bei Berdel und Bollenbach <!--kennt jemand die Vornamen?-->und arbeitete in den folgenden "Wanderjahren" in der [[Hameln]]er [[Töpferei]] (1926), der [[Steingut]]- und [[Fayence]]fabrik [[Velten]]-Vordamm (1927–1930), der Staatlichen [[Majolika]]manufaktur [[Karlsruhe]], den Rosenthal-Betrieben in Neustadt bei Coburg (1931), der Werkstatt Wilhelm Kagel in [[Garmisch-Partenkirchen]] und schließlich bei Tilly Prill-Schloemann in Berlin (1932). 1939 legte sie die Meisterprüfung ab.
Anna Lucie ''Hedwig'' Bollhagen wuchs als Halbwaise und Tochter des Arztes Johannes Ludwig Bollhagen und dessen Ehefrau Margarete Erna Werner in Hannover auf<ref name="HBL" /><ref>{{Literatur |Titel=Kirchenbuch Marktkirche Sankt Jacobi und Sankt Georgii, Hannover |Ort=Hannover}}</ref> und besuchte dort das [[Höhere Töchterschule|Lyzeum]], nach dessen Abschluss 1924 sie noch im selben Jahr ein Praktikum in einer Töpferei in [[Großalmerode]] absolvierte. Nach einem Gaststudium an der Staatlichen Kunstakademie in [[Kassel]] lernte sie vom Frühjahr 1925 bis Sommer 1927 an der Keramischen [[Fachschule (Deutschland)|Fachschule]] [[Höhr-Grenzhausen]] bei Eduard Berdel und Hermann Bollenbach und volontierte 1926 in der Hamelner Töpferei von [[Gertrud Kraut (Keramikerin)|Gertrud Kraut]] in [[Hameln]].
[[Datei:Hb butter.jpg|mini|Butterdose im charakteristischen blauen Streifendesign von Hedwig Bollhagen]]
Von 1927 bis 1931 erhielt sie eine Anstellung als Entwerferin und Leiterin der Malabteilung bei den [[Steingutfabriken Velten-Vordamm]] in [[Velten]].<ref>Paul Dahms: ''Velten, Ein Streifzug durch die Geschichte der Ofenstadt''. Veltener Verlagsgesellschaft, ISBN 978-3-9811401-8-7, S. 78</ref> Eine ihrer Schülerinnen war dort [[Eva Schulz-Endert]]. Nach deren Schließung wegen Wegfalls der Exporte infolge der [[Weltwirtschaftskrise]] begannen die „Wanderjahre“, die sie zuerst in die Staatliche [[Majolika]]manufaktur [[Karlsruhe]], dann zu den [[Rosenthal AG|Rosenthal]]-Betrieben in [[Neustadt bei Coburg]], die Werkstatt Wilhelm Kagel in [[Garmisch-Partenkirchen]] (bis Frühling 1932) und schließlich als „Ladenmädchen“ bis Februar 1933 in die Verkaufsgalerie „Kunst und Handwerk“ von Tilly Prill-Schloemann und [[Bruno Paul]] in Berlin führten. Bis Oktober 1933 arbeitete sie noch in der Glasur- und Malabteilung der J. Kalscheuer Cie. Steinzeugwerke m.b.H. in [[Frechen]].


[[Datei:Hedwig Bollhagen (1998).jpg|mini|hochkant|Hedwig Bollhagen (1998)]]
In seiner Position als NSDAP-Funktionär kaufte [[Heinrich Schild]] 1934 die [[Haël-Werkstätten für Künstlerische Keramik]] in Marwitz (Brandenburg) von [[Margarete Heymann|Margarete Heymann-Loebenstein]].<ref>{{Literatur |Titel=Zeitgeschichte: Studie: Bollhagen profitierte von Enteignung |Sammelwerk=Der Tagesspiegel Online |ISSN=1865-2263 |Online=https://www.tagesspiegel.de/kultur/studie-bollhagen-profitierte-von-enteignung-1673764.html |Abruf=2025-04-05}}</ref> Als Jüdin war Heymann-Loebenstein Diskriminierung und Verfolgung ausgesetzt und sah sich gezwungen, ihr Unternehmen deutlich unter Wert zu verkaufen.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.welt.de/kultur/article2212841/Wie-eine-Keramikerin-vom-Naziregime-profitierte.html |titel=Hedwig Bollhagen: Wie eine Keramikerin vom Naziregime profitierte - WELT |sprache=de |abruf=2025-04-05}}</ref> Schild galt als Mäzen Bollhagens, die er als künstlerische Leiterin einsetzte. Er selbst wurde unentgeltlicher Geschäftsführer der dort neugegründeten [[HB-Werkstätten für Keramik]]. Während des Zweiten Weltkriegs beschäftigten die HB-Werkstätten Zwangsarbeiter, wobei die Bedingungen als vergleichsweise günstig beschrieben wurden.<ref>{{Internetquelle |autor=Wilfried Neiße |url=https://www.nd-aktuell.de/artikel/125709.die-akte-hedwig-bollhagen.html |titel=Die Akte Hedwig Bollhagen |sprache=de |abruf=2025-04-05}}</ref> Zudem nahm Bollhagens Betrieb Aufträge der SS an, darunter die Herstellung von Geschirr.<ref>{{Internetquelle |autor=Wilfried Neiße |url=https://www.nd-aktuell.de/artikel/125709.die-akte-hedwig-bollhagen.html |titel=Die Akte Hedwig Bollhagen |sprache=de |abruf=2025-04-05}}</ref> Obwohl Bollhagen wirtschaftlich vom NS-Regime profitierte, gibt es keine Hinweise darauf, dass sie das Regime aktiv unterstützte oder dessen Ideologie teilte.<ref>{{Literatur |Titel=Kultur: Auch eine Nutznießerin |Sammelwerk=Der Tagesspiegel Online |ISSN=1865-2263 |Online=https://www.tagesspiegel.de/potsdam/potsdam-kultur/auch-eine-nutzniesserin-7500340.html |Abruf=2025-04-05}}</ref>


Seit 1935 erschloss Charles Crodel der Firma das Feld der [[Keramiker#Gebrauchskeramik|Baukeramik]] und brachte zugleich seine in den Vereinigten [[Vereinigte Lausitzer Glaswerke|Lausitzer Glaswerken]] im Zusammenwirken mit [[Wilhelm Wagenfeld]] gewonnenen Industrieerfahrungen in der Dekorentwicklung ein. 1939 legte Hedwig Bollhagen mit einem von Charles Crodel bemalten Gefäß die Meisterprüfung ab. Sie wurde damit zur Keramikmeisterin und konnte den Betrieb dem Zugriff der [[Deutsche Arbeitsfront|Deutschen Arbeitsfront]] (DAF) entziehen.
1934 gründete sie zusammen mit Heinrich Schild (1895–1978) die '''[[HB-Werkstätten für Keramik]]''' im [[brandenburg]]ischen Marwitz, die vor allem handwerklich gefertigtes [[Tafelgeschirr|Gebrauchsgeschirr]] und anspruchsvolle [[Baukeramik]] herstellen. Dadurch konnten die Arbeitsplätze der von der Bauhaus-Schülerin [[Margarete Heymann]] und Gustav Löbenstein gegründeten '''Hael-Werkstätten für Künstlerische Keramik''' erhalten und Mitarbeiter der '''Steingutfabriken Velten-Vordamm GmbH.''' eingebunden werden ([[Theodor Bogler]], [[Max Burri]]). 1972 wurden die Werkstätten [[Verstaatlichung|verstaatlicht]], doch blieb Bollhagen auch in den zwanzig Jahren bis zur [[Privatisierung|Reprivatisierung]] 1992 künstlerische Leiterin und arbeitete bis kurz vor ihrem Tod weiter. Ihre Nachfolgerin wurde [[Heidi Manthey]], eine Schülerin von [[Charles Crodel]], mit dem Hedwig Bollhagen seit der Zeit der Firmengründung befreundet war.


Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs siedelte Heinrich Schild, Hauptgegner der DAF, der Mitgründer und unentgeltlich wirkende Geschäftsführer der HB-Werkstätten, 1946 aus der damaligen [[Sowjetische Besatzungszone|SBZ]] nach Westdeutschland um.<ref group="Anm">Die Einschätzung der Firmengründung durch eine mit den Nachkommen von Margarete Heymann-Loebenstein-Marks befreundeten Literaturwissenschaftlerin als „[[Arisierung]]“ unter Federführung von Heinrich Schild beruht auf einem Vergleich zwischen den HB-Werkstätten und dem [[Jewish Claims Conference|Jewish Claims]] von 1992, der sich auf die Anerkennung von Grete Loebenstein 1961 als [[Bundesentschädigungsgesetz|Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung]] und der nachfolgenden Entschädigung von 1985 stützte – wobei zu dieser Zeit die enteigneten und damit staatlichen HB-Werkstätten dem Hoheitsrecht der DDR unterlagen.</ref>
Internationale Berühmtheit erlangte Hedwig Bollhagen durch ihr schlichtes, zeitloses Alltagsgeschirr, dem in Form und Dekor eine zwanglose Verbindung von bäuerlicher Tradition und [[Bauhaus]]-Ästhetik gelingt. Sie selbst sagte dazu: ''"Kunst? Ach ja, manche nennen es so. Ich mache Teller, Tassen und Kannen."'' oder kürzer: ''"Das sind doch bloß Töppe!"''


Hedwig Bollhagen übernahm daraufhin die Führung der HB-Werkstätten in alleiniger Verantwortung.<ref>zu H.Bollhagen u. Grete Loebenstein ''siehe auch'' Astrid von Pufendorf: [http://www.taz.de/index.php?id=archiv&dig=2000/11/18/a0257 ''Erzwungenes Nomadentum''.] In: ''[[die tageszeitung]] – taz'', Berlin, 18. November 2000</ref> 1972 wurden die Werkstätten [[Verstaatlichung|verstaatlicht]], doch blieb Bollhagen auch in den zwanzig Jahren bis zur [[Privatisierung|Reprivatisierung]] 1992 künstlerische Leiterin und arbeitete bis kurz vor ihrem Tod weiter. Ihre Nachfolgerin wurde [[Heidi Manthey]], eine Schülerin von Charles Crodel.
==Ehrungen und Auszeichnungen==


Internationale Bekanntheit erlangte Hedwig Bollhagen durch ihr schlichtes, zeitloses Alltagsgeschirr, dem in Form und Dekor eine zwanglose Verbindung von bäuerlicher Tradition und [[Bauhaus]]-Ästhetik gelingt. Sie selbst sagte dazu: „Kunst? Ach ja, manche nennen es so. Ich mache Teller, Tassen und Kannen.“ oder kürzer: „Das sind doch bloß Töppe!“.
* 1937, Goldmedaille Weltausstellung in Paris

* 1938, Bronzemedaille Internationale Handwerksaustellung Berlin
Schüler Hedwig Bollhagens waren u.&nbsp;a. auch [[Tomas Grzimek]], [[Guido von Martens]], Martin Möhwald (* 1954) und [[Friedrich Stachat]].
* 1957, Goldmedaille, München

* 1958, Ehrenurkunde der Weltausstellung Brüssel
Hedwig Bollhagen wurde auf dem [[Stadtfriedhof Stöcken]] im hannoverschen Stadtteil [[Herrenhausen-Stöcken#Stöcken|Stöcken]] beigesetzt.<ref>[http://www.knerger.de/html/bollhagebild__kunst_24.html Grab von Hedwig Bollhagen.] knerger.de</ref>
* 1962, Goldmedaille in Prag

* 1966, Theodor-Fontane-Preis
== Nachlass ==
* 1991, Ehrenausstellung auf der Antiqua in Berlin
[[Datei:2022-01-16 Hedwig-Bollhagen-Straße 01.JPG|mini|Straßenschild der Hedwig-Bollhagen-Straße in Hannover-Seelhorst]]
* 1992, Kulturpreis des Landkreises Oranienburg
[[Datei:Grab Hedwig Bollhagen.jpg|mini|hochkant|Das Grab von Hedwig Bollhagen im Familiengrab auf dem [[Stadtfriedhof Stöcken]] in Hannover]]
* 1994, Ehrenausstellung des Landes Berlin durch den Förderverein Keramik-Museum Berlin
Der Nachlass Hedwig Bollhagens wurde 2004 unter Federführung des Brandenburgischen Landesamtes für [[Denkmalschutz]] als [[bewegliches Denkmal]] in die Denkmalliste des Landes Brandenburg aufgenommen.
* 1996, Verdienstorden des Landes Berlin

* 1997, Bundesverdienstorden der Bundesrepublik Deutschland
Für den Nachlass errichteten die Erben die ''Hedwig Bollhagen-Stiftung'' als treuhänderische Stiftung in der Obhut der [[Deutsche Stiftung Denkmalschutz|Deutschen Stiftung Denkmalschutz]]. Er sollte ab Sommer 2008 im Museumshaus „Im Güldenen Arm“ in [[Potsdam]] ausgestellt werden. Die Eröffnung des geplanten Museums wurde jedoch nach Differenzen zwischen Hedwig-Bollhagen-Stiftung und Hedwig-Bollhagen-Gesellschaft auf der einen, und der Stadtverwaltung Potsdam auf der anderen Seite<ref>[https://zzf-potsdam.de/sites/default/files/veranstaltung/files/zzf_presse-information_14_juli_2008.pdf Zentrum für Zeithistorische Forschung] (PDF) </ref> verschoben.<ref>{{Webarchiv |url=http://www.denkmalschutz.de/2584.html |wayback=20110911164818 |text=Pressemeldung der DSD}}</ref><ref>{{Webarchiv|url=http://www.pnn.de/potsdam/166000/ |wayback=20160304115013 |text=„Oberbürgermeister Jakobs macht Bollhagen zur Chefsache“ }} In ''Potsdamer Neueste Nachrichten'', 26. März 2009</ref>

Ausgelöst durch einen Beitrag des [[Rundfunk Berlin-Brandenburg|rbb]]-Magazins [[Kontraste]]<ref>{{Toter Link|date=2012-10 | url=http://www.rbb-online.de/etc/medialib/rbb/rbb/kontraste/videos/2008/hedwig_bollhagen.asx..2.asx |text=''Hedwig Bollhagen – Die umstrittenen Anfänge''. }} In: ''Kontraste'', 7. Februar 2008</ref> gab es Anfang 2008 eine verstärkte mediale Diskussion darüber, inwieweit Hedwig Bollhagen bewusste Nutznießerin der so genannten „Arisierung“ der Haël-Werkstätten war. Die Jewish Claims Conference hielt 2008 an der Entschädigungsregelung von 1991 fest und verwies darauf, dass das zuständige Landesamt zur Regelung offener Vermögensfragen die Verfolgungsbedingtheit der Veräußerung verneint habe.<ref>Harry Nut: [https://www.fr.de/kultur/kratzen-keramik-denkmal-11579330.html ''Kratzen am Keramik-Denkmal''.] In: ''[[Frankfurter Rundschau]]'', 19. März 2008</ref>

Potsdams Oberbürgermeister [[Jann Jakobs]] hatte eine Studie beim [[Zentrum für Zeithistorische Forschung]] Potsdam (ZZF) in Auftrag gegeben, um zu prüfen, ob eine geplante Dauerausstellung der Keramiken von Hedwig Bollhagen im städtischen „Haus im Güldenen Arm“ noch realisiert werden könne. Die Historikerin [[Simone Ladwig-Winters]], die mit einer Dissertation über die „Arisierung“ von Berliner Warenhäusern promoviert wurde, veröffentlichte diese am 14. Juli 2008.<ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://zzf-potsdam.de/sites/default/files/veranstaltung/files/zzf_presse-information_14_juli_2008.pdf |titel=Presse-Information |werk= |hrsg=Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam, Direktor |datum=2008-07-14 |format=PDF |abruf=2018-04-13}}</ref><ref>{{Webarchiv |url=http://www.zzf-pdm.de/portals/_rainbow/images/news/2008_07_14_bollhagen_gutachten_kurz.pdf |wayback=20151222084328 |text=Hedwig Bollhagen und die Marwitzer Keramikwerkstätten in der NS-Zeit}}</ref> Darin kam sie zu dem Schluss, dass Hedwig Bollhagen weder Anhängerin noch Förderin des Nationalsozialismus gewesen war, wie es das rbb-Magazin „Kontraste“ dargestellt hatte. Zwar habe sie von den antijüdischen Rahmenbedingungen der nationalsozialistischen Etablierungsphase wirtschaftlich profitiert, diese aber nicht gezielt zu ihrem Vorteil genutzt.<ref>[https://zzf-potsdam.de/sites/default/files/veranstaltung/files/zzf_presse-information_14_juli_2008.pdf »Hedwig Bollhagen war weder Anhängerin noch Förderin des Nationalsozialismus«] (PDF; 35&nbsp;kB), ZZF, Juli 2008</ref> Jakobs gab daraufhin seine Zustimmung für eine Dauerausstellung der Keramiken Bollhagens, die nun auch die Kontroverse um ihre Rolle in der NS-Zeit aufgreifen sollte.

Im [[brandenburg]]ischen [[Velten]] wurde 2002 das [[Hedwig-Bollhagen-Gymnasium]] nach ihr benannt. In Hannover trägt seit 2006 eine Straße im Stadtteil [[Döhren-Wülfel#Seelhorst|Seelhorst]] ihren Namen.

Der gemeinnützige Verein „Kunsthandwerk e.&nbsp;V. Marwitz“ pflegt und bewahrt das Andenken von Hedwig Bollhagen und ihres Schaffens in ihren Werkstätten durch Ausstellungen.<ref>[https://www.hbwk.de/veranstaltungen/ Veranstaltungen], auf hbwk.de</ref>

== Siehe auch ==
* [[Geschichte der Tonwarenindustrie in Velten]]

== Ehrungen (unvollständig) ==
* 1937: Goldmedaille [[Weltfachausstellung Paris 1937]]
* 1938: Bronzemedaille der Internationalen Handwerksausstellung Berlin
* 1957: Goldmedaille der Handwerksausstellung München
* 1958: Ehrenurkunde der [[Expo 58|EXPO 58]] in Brüssel
* 1962: Goldmedaille der Internationalen Keramikausstellung Prag
* 1964: Diplom der Keramikausstellung [[Faenza]]
* 1964: [[Verdienstmedaille der DDR]]
* 1966: [[Theodor-Fontane-Preis für Kunst und Literatur (Bezirk Potsdam)|Theodor-Fontane-Preis des Bezirks Potsdam]]
* 1985: [[Vaterländischer Verdienstorden]] in Gold
* 1987: [[Hans-Grundig-Medaille]]
* 1988: [[Nationalpreis der DDR]]
* 1991: Ehrenausstellung auf der Antiqua in Berlin
* 1992: Kulturpreis des Landkreises Oranienburg
* 1996: [[Verdienstorden des Landes Berlin]]
* 1997: [[Bundesverdienstkreuz]] 1. Klasse (9. Oktober 1997)<ref>Datenbank der Träger des Bundesverdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, Bundespräsidialamt</ref>

== Öffentliche Sammlungen und Museen mit Werken Hedwig Bollhagens (unvollständig) ==

* Berlin: [[Museum Europäischer Kulturen]]<ref>{{Internetquelle |url=https://recherche.smb.museum/detail/530798/spardose;-sparschwein?language=de&question=%22Bollhagen%22&limit=15&sort=relevance&controls=none&objIdx=0 |abruf=2023-07-31|titel=Spardose; Sparschwein }}</ref>
* Bernburg: [[Schloss Bernburg|Museum Schloss Bernburg]]<ref>https://nat.museum-digital.de/objects?style=grid&s=persinst%3A5137&startwert=24</ref>
* Dresden: [[Kunstgewerbemuseum Dresden]]<ref>{{Internetquelle |url=https://skd-online-collection.skd.museum/Home/Index?page=1&pId=11129672&smode=And |titel=SKD {{!}} Online Collection |abruf=2023-07-31}}</ref>
* Eisenhüttenstadt: [[Museum Utopie und Alltag]]<ref name=":0">https://nat.museum-digital.de/objects?&persinst_id=5137</ref>
* Görlitz: [[Kulturhistorisches Museum Görlitz|Kulturhistorisches Museum]]<ref name=":0" />
* Köln: [[Museum für Angewandte Kunst Köln|Museum für Angewandte Kunst]]
* Leipzig: [[Grassi Museum für Angewandte Kunst|Grassi-Museum für Angewandte Kunst]]<ref>{{Internetquelle |url=https://sammlung.grassimak.de/suche/collection/ergebnisse?filter_person=&filter_material=&filter_geografic=&filter_systematic=&filter_collection=&filter_keyword=&filter_licence=&module=collection&query=%22Bollhagen%22&submit=suchen&sort=Title_S_sort+asc&pageSize=18 |titel=GRASSI Museum für Angewandte Kunst {{!}} Sammlung |abruf=2023-07-31}}</ref>
* Mannheim: [[Kunsthalle Mannheim]]
* Velten: [[Ofen- und Keramikmuseum Velten|Ofen- und Keramikmuseum]]<ref name=":0" />

== Ausstellungen (unvollständig) ==

=== Einzelausstellungen nach der deutschen Wiedervereinigung ===
* ''Berlin ehrt Hedwig Bollhagen''. 8. Oktober bis 13. November 1994. Gastausstellung des Keramik-Museums Berlin im Martin-Gropius-Bau Berlin
* ''Hedwig Bollhagen – Unikate''. 1. bis 31. Mai 1996. Galerie Theis Berlin.
* ''Hedwig Bollhagen. Ein Leben für die Keramik''. 22. Juni 2007 bis 13. Januar 2008. Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte, Kutschstall am [[Neuer Markt (Potsdam)|Neuen Markt]], Potsdam
* ''Hedwig Bollhagen (1907–2001) zum 100. Geburtstag''. 26. August bis 31. Dezember 2007. [[Keramik-Museum Berlin]]
* ''Töppe, Tassen, Humpen für VEB Stadtgrün u.&nbsp;a. – Präsent- und Auftragskeramik aus den HB-Werkstätten Marwitz''. 3. November 2007 bis 3. Februar 2008. [[Ofen- und Keramikmuseum Velten]], Wilhelmstraße 32, Velten (Mark)
* ''Hedwig Bollhagen – Keramik''. Sonderausstellung, 12. April bis 21. September 2008, Keramik-Museum Bürgel
* ''Hedwig Bollhagen. Baukeramik und Denkmalpflege''. 11. Februar bis 13. August 2012. Hedwig Bollhagen Gesellschaft zu Gast im [[Keramik-Museum Berlin]]

=== Beteiligung an zentralen und regional wichtigen Ausstellungen in der DDR ===

* 1958 bis 1988: Dresden, Vierte Deutsche Kunstausstellung bis X. [[Kunstausstellung der DDR]]
* 1969: Potsdam, Bezirkskunstausstellung
* 1986: Magdeburg, Kloster Unser Lieben Frauen („Keramik in der DDR“)

== Literatur ==

* [[Traugott Stephanowitz]]: ''Hedwig Bollhagen – eine Meisterin der Keramik.'' In: Bildende Kunst, Berlin, 1966, Heft 9, S. 462–465

* Ofen- und Keramikmuseum Velten: ''Vollendung des Einfachen. Hedwig Bollhagen wird neunzig.'' Velten 1997.
* Andreas Heger: ''Keramik zum Gebrauch – Hedwig Bollhagen und die HB-Werkstätten für Keramik''. VDG, Weimar 2005, ISBN 3-89739-491-X (ca. 170 S. kommentierte Selbstdarstellung ''Die Keramikerin Hedwig Bollhagen über sich selbst'' und Verzeichnis der Seriengeschirrformen – ohne Dekore und mit Fehldatierungen).
* Gudrun Gorka-Reimus (Hrsg.): ''Hedwig Bollhagen. Ein Leben für die Keramik.'' Mit einem Vorwort von [[Angela Merkel]]. Deutsche Stiftung Denkmalschutz. Monumente Publikationen, Bonn 2007. ISBN 978-3-936942-85-9
* {{Webarchiv |url=http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/beitrag/10952261/63369/ |wayback=20070927012525 |text=''Ein fairer Grundstückspreis''.}} ''Lothar de Maiziére über die Vorgeschichte der Hedwig-Bollhagen-Werkstatt''. In: ''Maerkische Allgemeine'', Potsdam, 14. Juni 2007.
* Ursula Hudson-Wiedenmann: {{Webarchiv |url=http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/beitrag/10954931/63369/ |wayback=20070929104938 |text=''Ein fairer Preis?''}} ''Zur Vorgeschichte der HB-Werkstätten in Marwitz – eine Erwiderung''. In: ''Maerkische Allgemeine'', Potsdam, 16. Juni 2007.
* Simone Ladwig-Winters: [https://zzf-potsdam.de/sites/default/files/gutachten_bollhagen_9.7.08.pdf ''Gutachten zu den „Arisierungs“-Vorwürfen gegen Hedwig Bollhagen''.] (PDF; 519&nbsp;kB) Potsdam 2008.
* ''Bollhagen, Hedwig.'' In: [[Dietmar Eisold]] (Hrsg.): ''Lexikon Künstler in der DDR''. Verlag Neues Leben, Berlin 2010, ISBN 978-3-355-01761-9, S. 99
* {{WWW-DDR|id=hedwig-bollhagen|lemma=Bollhagen, Hedwig|autor=|band=1|idNum=358}}
* [[Heinz-Joachim Theis]]: ''Hedwig Bollhagen (1907–2001). Zier- und Gebrauchskeramik''. Selbstverlag, Berlin 2012
* Anna Grosskopf: ''Hedwig Bollhagen.'' In: Tobias Hoffmann / Anna Grosskopf (Hrsg.): ''Ansehen! Kunst und Design von Frauen 1880–1940''. Hirmer, München 2022 (Veröffentlichungen des Bröhan-Museums; 43), ISBN 978-3-7774-4009-5, S. 116–121.
* Johanna Flawia Figiel: ''Hedwig Bollhagen „Keine modischen Schlager, sondern einfach zeitlose Dinge“''. In: dies.: ''Tonangebend. Starke Frauen und ihre Kunst 1918–1945. Ausstellungskatalog Keramikmuseum Stauffen''. Badisches Landesmuseum, Karlsruhe 2023, ISBN 978-3-937345-94-9, S. 58–65.


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Commonscat|audio=0|video=0}}
* {{PND|119082322}}
* https://www.bildindex.de/ete?action=queryupdate&desc=%22bollhagen%2C%20hedwig%22%20&index=obj-all Werke
*[http://www.brandenburg.de/sixcms/detail.php?id=11060&_siteid=16 Rede Manfred Stolpes zum Tod von Hedwig Bollhagen]
* {{DNB-Portal|119082322}}
*[http://www.hedwig-bollhagen.de/ Website der HB-Werkstätten für Keramik]
* {{FemBio|https://www.fembio.org/biographie.php/frau/biographie/hedwig-bollhagen/}}
* {{LAGIS|ref=nein|DB=HBN|ID=119082322|titel=Bollhagen, Hedwig|datum=2022-11-22}}
* [http://okmhb.de/hedwig-bollhagen-museum/ Hedwig Bollhagen Museum] Ofen- und Keramikmuseum Velten
* [https://www.hedwig-bollhagen.de/ HB-Werkstätten für Keramik] Produktion und Onlineshop
* Christiane Schillig: [https://www.monumente-online.de/de/ausgaben/2007/4/hedwig-bollhagen.php Speisen auf Blauweiß] Monumente Online, Deutsche Stiftung Denkmalschutz 2007
* [https://www.hbwk.de/ HBW – Kunsthandwerk e.&nbsp;V.] Verein zur Bewahrung des Andenkens von Hedwig Bollhagen und ihres Schaffens
* [https://www.brandenburg.de/sixcms/detail.php?id=11060&_siteid=16 Rede Manfred Stolpes zum Tod von Hedwig Bollhagen]
* https://www.hbwk.de/wer-war-hedwig-bollhagen/

== Anmerkungen ==
<references group="Anm" />

== Einzelnachweise ==
<references />

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[[Kategorie:Frau|Bollhagen, Hedwig]]
{{SORTIERUNG:Bollhagen, Hedwig}}
[[Kategorie:Deutscher|Bollhagen, Hedwig]]
[[Kategorie:Keramiker (Deutschland)]]
[[Kategorie:Künstler|Bollhagen, Hedwig]]
[[Kategorie:Moderne Keramik]]
[[Kategorie:Träger des Bundesverdienstkreuzes 1. Klasse]]
[[Kategorie:Träger des Vaterländischen Verdienstordens in Gold]]
[[Kategorie:Träger des Nationalpreises der DDR III. Klasse für Kunst und Literatur]]
[[Kategorie:Träger des Verdienstordens des Landes Berlin]]
[[Kategorie:Deutscher]]
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|STERBEDATUM=8. Juni 2001
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}}

Aktuelle Version vom 5. April 2025, 13:15 Uhr

Hedwig Bollhagen

Hedwig Bollhagen (* 10. November 1907 in Hannover; † 8. Juni 2001 in Marwitz) war eine deutsche Keramikerin[1] und Mitbegründerin der HB-Werkstätten für Keramik.

Anna Lucie Hedwig Bollhagen wuchs als Halbwaise und Tochter des Arztes Johannes Ludwig Bollhagen und dessen Ehefrau Margarete Erna Werner in Hannover auf[1][2] und besuchte dort das Lyzeum, nach dessen Abschluss 1924 sie noch im selben Jahr ein Praktikum in einer Töpferei in Großalmerode absolvierte. Nach einem Gaststudium an der Staatlichen Kunstakademie in Kassel lernte sie vom Frühjahr 1925 bis Sommer 1927 an der Keramischen Fachschule Höhr-Grenzhausen bei Eduard Berdel und Hermann Bollenbach und volontierte 1926 in der Hamelner Töpferei von Gertrud Kraut in Hameln.

Butterdose im charakteristischen blauen Streifendesign von Hedwig Bollhagen

Von 1927 bis 1931 erhielt sie eine Anstellung als Entwerferin und Leiterin der Malabteilung bei den Steingutfabriken Velten-Vordamm in Velten.[3] Eine ihrer Schülerinnen war dort Eva Schulz-Endert. Nach deren Schließung wegen Wegfalls der Exporte infolge der Weltwirtschaftskrise begannen die „Wanderjahre“, die sie zuerst in die Staatliche Majolikamanufaktur Karlsruhe, dann zu den Rosenthal-Betrieben in Neustadt bei Coburg, die Werkstatt Wilhelm Kagel in Garmisch-Partenkirchen (bis Frühling 1932) und schließlich als „Ladenmädchen“ bis Februar 1933 in die Verkaufsgalerie „Kunst und Handwerk“ von Tilly Prill-Schloemann und Bruno Paul in Berlin führten. Bis Oktober 1933 arbeitete sie noch in der Glasur- und Malabteilung der J. Kalscheuer Cie. Steinzeugwerke m.b.H. in Frechen.

Hedwig Bollhagen (1998)

In seiner Position als NSDAP-Funktionär kaufte Heinrich Schild 1934 die Haël-Werkstätten für Künstlerische Keramik in Marwitz (Brandenburg) von Margarete Heymann-Loebenstein.[4] Als Jüdin war Heymann-Loebenstein Diskriminierung und Verfolgung ausgesetzt und sah sich gezwungen, ihr Unternehmen deutlich unter Wert zu verkaufen.[5] Schild galt als Mäzen Bollhagens, die er als künstlerische Leiterin einsetzte. Er selbst wurde unentgeltlicher Geschäftsführer der dort neugegründeten HB-Werkstätten für Keramik. Während des Zweiten Weltkriegs beschäftigten die HB-Werkstätten Zwangsarbeiter, wobei die Bedingungen als vergleichsweise günstig beschrieben wurden.[6] Zudem nahm Bollhagens Betrieb Aufträge der SS an, darunter die Herstellung von Geschirr.[7] Obwohl Bollhagen wirtschaftlich vom NS-Regime profitierte, gibt es keine Hinweise darauf, dass sie das Regime aktiv unterstützte oder dessen Ideologie teilte.[8]

Seit 1935 erschloss Charles Crodel der Firma das Feld der Baukeramik und brachte zugleich seine in den Vereinigten Lausitzer Glaswerken im Zusammenwirken mit Wilhelm Wagenfeld gewonnenen Industrieerfahrungen in der Dekorentwicklung ein. 1939 legte Hedwig Bollhagen mit einem von Charles Crodel bemalten Gefäß die Meisterprüfung ab. Sie wurde damit zur Keramikmeisterin und konnte den Betrieb dem Zugriff der Deutschen Arbeitsfront (DAF) entziehen.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs siedelte Heinrich Schild, Hauptgegner der DAF, der Mitgründer und unentgeltlich wirkende Geschäftsführer der HB-Werkstätten, 1946 aus der damaligen SBZ nach Westdeutschland um.[Anm 1]

Hedwig Bollhagen übernahm daraufhin die Führung der HB-Werkstätten in alleiniger Verantwortung.[9] 1972 wurden die Werkstätten verstaatlicht, doch blieb Bollhagen auch in den zwanzig Jahren bis zur Reprivatisierung 1992 künstlerische Leiterin und arbeitete bis kurz vor ihrem Tod weiter. Ihre Nachfolgerin wurde Heidi Manthey, eine Schülerin von Charles Crodel.

Internationale Bekanntheit erlangte Hedwig Bollhagen durch ihr schlichtes, zeitloses Alltagsgeschirr, dem in Form und Dekor eine zwanglose Verbindung von bäuerlicher Tradition und Bauhaus-Ästhetik gelingt. Sie selbst sagte dazu: „Kunst? Ach ja, manche nennen es so. Ich mache Teller, Tassen und Kannen.“ oder kürzer: „Das sind doch bloß Töppe!“.

Schüler Hedwig Bollhagens waren u. a. auch Tomas Grzimek, Guido von Martens, Martin Möhwald (* 1954) und Friedrich Stachat.

Hedwig Bollhagen wurde auf dem Stadtfriedhof Stöcken im hannoverschen Stadtteil Stöcken beigesetzt.[10]

Straßenschild der Hedwig-Bollhagen-Straße in Hannover-Seelhorst
Das Grab von Hedwig Bollhagen im Familiengrab auf dem Stadtfriedhof Stöcken in Hannover

Der Nachlass Hedwig Bollhagens wurde 2004 unter Federführung des Brandenburgischen Landesamtes für Denkmalschutz als bewegliches Denkmal in die Denkmalliste des Landes Brandenburg aufgenommen.

Für den Nachlass errichteten die Erben die Hedwig Bollhagen-Stiftung als treuhänderische Stiftung in der Obhut der Deutschen Stiftung Denkmalschutz. Er sollte ab Sommer 2008 im Museumshaus „Im Güldenen Arm“ in Potsdam ausgestellt werden. Die Eröffnung des geplanten Museums wurde jedoch nach Differenzen zwischen Hedwig-Bollhagen-Stiftung und Hedwig-Bollhagen-Gesellschaft auf der einen, und der Stadtverwaltung Potsdam auf der anderen Seite[11] verschoben.[12][13]

Ausgelöst durch einen Beitrag des rbb-Magazins Kontraste[14] gab es Anfang 2008 eine verstärkte mediale Diskussion darüber, inwieweit Hedwig Bollhagen bewusste Nutznießerin der so genannten „Arisierung“ der Haël-Werkstätten war. Die Jewish Claims Conference hielt 2008 an der Entschädigungsregelung von 1991 fest und verwies darauf, dass das zuständige Landesamt zur Regelung offener Vermögensfragen die Verfolgungsbedingtheit der Veräußerung verneint habe.[15]

Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs hatte eine Studie beim Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam (ZZF) in Auftrag gegeben, um zu prüfen, ob eine geplante Dauerausstellung der Keramiken von Hedwig Bollhagen im städtischen „Haus im Güldenen Arm“ noch realisiert werden könne. Die Historikerin Simone Ladwig-Winters, die mit einer Dissertation über die „Arisierung“ von Berliner Warenhäusern promoviert wurde, veröffentlichte diese am 14. Juli 2008.[16][17] Darin kam sie zu dem Schluss, dass Hedwig Bollhagen weder Anhängerin noch Förderin des Nationalsozialismus gewesen war, wie es das rbb-Magazin „Kontraste“ dargestellt hatte. Zwar habe sie von den antijüdischen Rahmenbedingungen der nationalsozialistischen Etablierungsphase wirtschaftlich profitiert, diese aber nicht gezielt zu ihrem Vorteil genutzt.[18] Jakobs gab daraufhin seine Zustimmung für eine Dauerausstellung der Keramiken Bollhagens, die nun auch die Kontroverse um ihre Rolle in der NS-Zeit aufgreifen sollte.

Im brandenburgischen Velten wurde 2002 das Hedwig-Bollhagen-Gymnasium nach ihr benannt. In Hannover trägt seit 2006 eine Straße im Stadtteil Seelhorst ihren Namen.

Der gemeinnützige Verein „Kunsthandwerk e. V. Marwitz“ pflegt und bewahrt das Andenken von Hedwig Bollhagen und ihres Schaffens in ihren Werkstätten durch Ausstellungen.[19]

Ehrungen (unvollständig)

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Öffentliche Sammlungen und Museen mit Werken Hedwig Bollhagens (unvollständig)

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Ausstellungen (unvollständig)

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Einzelausstellungen nach der deutschen Wiedervereinigung

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  • Berlin ehrt Hedwig Bollhagen. 8. Oktober bis 13. November 1994. Gastausstellung des Keramik-Museums Berlin im Martin-Gropius-Bau Berlin
  • Hedwig Bollhagen – Unikate. 1. bis 31. Mai 1996. Galerie Theis Berlin.
  • Hedwig Bollhagen. Ein Leben für die Keramik. 22. Juni 2007 bis 13. Januar 2008. Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte, Kutschstall am Neuen Markt, Potsdam
  • Hedwig Bollhagen (1907–2001) zum 100. Geburtstag. 26. August bis 31. Dezember 2007. Keramik-Museum Berlin
  • Töppe, Tassen, Humpen für VEB Stadtgrün u. a. – Präsent- und Auftragskeramik aus den HB-Werkstätten Marwitz. 3. November 2007 bis 3. Februar 2008. Ofen- und Keramikmuseum Velten, Wilhelmstraße 32, Velten (Mark)
  • Hedwig Bollhagen – Keramik. Sonderausstellung, 12. April bis 21. September 2008, Keramik-Museum Bürgel
  • Hedwig Bollhagen. Baukeramik und Denkmalpflege. 11. Februar bis 13. August 2012. Hedwig Bollhagen Gesellschaft zu Gast im Keramik-Museum Berlin

Beteiligung an zentralen und regional wichtigen Ausstellungen in der DDR

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  • 1958 bis 1988: Dresden, Vierte Deutsche Kunstausstellung bis X. Kunstausstellung der DDR
  • 1969: Potsdam, Bezirkskunstausstellung
  • 1986: Magdeburg, Kloster Unser Lieben Frauen („Keramik in der DDR“)
  • Traugott Stephanowitz: Hedwig Bollhagen – eine Meisterin der Keramik. In: Bildende Kunst, Berlin, 1966, Heft 9, S. 462–465
  • Ofen- und Keramikmuseum Velten: Vollendung des Einfachen. Hedwig Bollhagen wird neunzig. Velten 1997.
  • Andreas Heger: Keramik zum Gebrauch – Hedwig Bollhagen und die HB-Werkstätten für Keramik. VDG, Weimar 2005, ISBN 3-89739-491-X (ca. 170 S. kommentierte Selbstdarstellung Die Keramikerin Hedwig Bollhagen über sich selbst und Verzeichnis der Seriengeschirrformen – ohne Dekore und mit Fehldatierungen).
  • Gudrun Gorka-Reimus (Hrsg.): Hedwig Bollhagen. Ein Leben für die Keramik. Mit einem Vorwort von Angela Merkel. Deutsche Stiftung Denkmalschutz. Monumente Publikationen, Bonn 2007. ISBN 978-3-936942-85-9
  • Ein fairer Grundstückspreis. (Memento vom 27. September 2007 im Internet Archive) Lothar de Maiziére über die Vorgeschichte der Hedwig-Bollhagen-Werkstatt. In: Maerkische Allgemeine, Potsdam, 14. Juni 2007.
  • Ursula Hudson-Wiedenmann: Ein fairer Preis? (Memento vom 29. September 2007 im Internet Archive) Zur Vorgeschichte der HB-Werkstätten in Marwitz – eine Erwiderung. In: Maerkische Allgemeine, Potsdam, 16. Juni 2007.
  • Simone Ladwig-Winters: Gutachten zu den „Arisierungs“-Vorwürfen gegen Hedwig Bollhagen. (PDF; 519 kB) Potsdam 2008.
  • Bollhagen, Hedwig. In: Dietmar Eisold (Hrsg.): Lexikon Künstler in der DDR. Verlag Neues Leben, Berlin 2010, ISBN 978-3-355-01761-9, S. 99
  • Kurzbiografie zu: Bollhagen, Hedwig. In: Wer war wer in der DDR? 5. Ausgabe. Band 1. Ch. Links, Berlin 2010, ISBN 978-3-86153-561-4.
  • Heinz-Joachim Theis: Hedwig Bollhagen (1907–2001). Zier- und Gebrauchskeramik. Selbstverlag, Berlin 2012
  • Anna Grosskopf: Hedwig Bollhagen. In: Tobias Hoffmann / Anna Grosskopf (Hrsg.): Ansehen! Kunst und Design von Frauen 1880–1940. Hirmer, München 2022 (Veröffentlichungen des Bröhan-Museums; 43), ISBN 978-3-7774-4009-5, S. 116–121.
  • Johanna Flawia Figiel: Hedwig Bollhagen „Keine modischen Schlager, sondern einfach zeitlose Dinge“. In: dies.: Tonangebend. Starke Frauen und ihre Kunst 1918–1945. Ausstellungskatalog Keramikmuseum Stauffen. Badisches Landesmuseum, Karlsruhe 2023, ISBN 978-3-937345-94-9, S. 58–65.
Commons: Hedwig Bollhagen – Sammlung von Bildern
  1. Die Einschätzung der Firmengründung durch eine mit den Nachkommen von Margarete Heymann-Loebenstein-Marks befreundeten Literaturwissenschaftlerin als „Arisierung“ unter Federführung von Heinrich Schild beruht auf einem Vergleich zwischen den HB-Werkstätten und dem Jewish Claims von 1992, der sich auf die Anerkennung von Grete Loebenstein 1961 als Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung und der nachfolgenden Entschädigung von 1985 stützte – wobei zu dieser Zeit die enteigneten und damit staatlichen HB-Werkstätten dem Hoheitsrecht der DDR unterlagen.

Einzelnachweise

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  1. a b Hugo Thielen: Bollhagen, Hedwig. In: Hannoversches Biographisches Lexikon, S. 64
  2. Kirchenbuch Marktkirche Sankt Jacobi und Sankt Georgii, Hannover. Hannover.
  3. Paul Dahms: Velten, Ein Streifzug durch die Geschichte der Ofenstadt. Veltener Verlagsgesellschaft, ISBN 978-3-9811401-8-7, S. 78
  4. Zeitgeschichte: Studie: Bollhagen profitierte von Enteignung. In: Der Tagesspiegel Online. ISSN 1865-2263 (tagesspiegel.de [abgerufen am 5. April 2025]).
  5. Hedwig Bollhagen: Wie eine Keramikerin vom Naziregime profitierte - WELT. Abgerufen am 5. April 2025.
  6. Wilfried Neiße: Die Akte Hedwig Bollhagen. Abgerufen am 5. April 2025.
  7. Wilfried Neiße: Die Akte Hedwig Bollhagen. Abgerufen am 5. April 2025.
  8. Kultur: Auch eine Nutznießerin. In: Der Tagesspiegel Online. ISSN 1865-2263 (tagesspiegel.de [abgerufen am 5. April 2025]).
  9. zu H.Bollhagen u. Grete Loebenstein siehe auch Astrid von Pufendorf: Erzwungenes Nomadentum. In: die tageszeitung – taz, Berlin, 18. November 2000
  10. Grab von Hedwig Bollhagen. knerger.de
  11. Zentrum für Zeithistorische Forschung (PDF)
  12. Pressemeldung der DSD (Memento vom 11. September 2011 im Internet Archive)
  13. „Oberbürgermeister Jakobs macht Bollhagen zur Chefsache“ (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive) In Potsdamer Neueste Nachrichten, 26. März 2009
  14. @1@2Vorlage:Toter Link/www.rbb-online.deHedwig Bollhagen – Die umstrittenen Anfänge. (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Oktober 2012. Suche in Webarchiven) In: Kontraste, 7. Februar 2008
  15. Harry Nut: Kratzen am Keramik-Denkmal. In: Frankfurter Rundschau, 19. März 2008
  16. Presse-Information. (PDF) Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam, Direktor, 14. Juli 2008, abgerufen am 13. April 2018.
  17. Hedwig Bollhagen und die Marwitzer Keramikwerkstätten in der NS-Zeit (Memento vom 22. Dezember 2015 im Internet Archive)
  18. »Hedwig Bollhagen war weder Anhängerin noch Förderin des Nationalsozialismus« (PDF; 35 kB), ZZF, Juli 2008
  19. Veranstaltungen, auf hbwk.de
  20. Datenbank der Träger des Bundesverdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, Bundespräsidialamt
  21. Spardose; Sparschwein. Abgerufen am 31. Juli 2023.
  22. https://nat.museum-digital.de/objects?style=grid&s=persinst%3A5137&startwert=24
  23. SKD | Online Collection. Abgerufen am 31. Juli 2023.
  24. a b c https://nat.museum-digital.de/objects?&persinst_id=5137
  25. GRASSI Museum für Angewandte Kunst | Sammlung. Abgerufen am 31. Juli 2023.