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„Fundamentalpunkt“ – Versionsunterschied

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[[Datei:Km cero.JPG|mini|Null-Kilometerstein in [[Madrid]]]]
==Die klassische Festlegung==
[[Datei:Notre dame-kilometer-zero.jpg|mini|„Kilomètre zéro“, Fundamentalpunkt Frankreichs vor dem Haupteingang der [[Kathedrale Notre-Dame de Paris]]]]
Unter '''Fundamentalpunkt''' versteht die [[klassisch]]e [[Geodäsie]] den zentralen [[Vermessungspunkt]] eines Landes. Er stellt - zusammen mit einem [[Referenzellipsoid]] und der präzisen Richtung einer langen [[Triangulation|Dreiecksseite]] - das terrestrische [[Bezugssystem]] jeder nationalen [[Landesvermessung]] dar. Zusammen mit dem Referenzellipsoid spricht man vom ''[[Geodätisches Datum|geodätischen Datum]]''.
Ein '''Fundamentalpunkt''', auch '''Zentralpunkt''', war in der klassischen [[Geodäsie]] der zentrale [[Vermessungspunkt]] eines Landes.


Von seinen astronomisch genau bestimmten Koordinaten ([[Geografische Breite|astronomisch-geografische Breite]] und [[Geografische Länge|Länge]]) ausgehend, wurde durch [[Triangulation (Geodäsie)|Triangulation]] (großräumige Dreiecksmessung) ein [[Vermessungsnetz]] über das ganze Land [[Netzausbreitung|ausgebreitet]].
==Moderne Festlegungen==
Mit dem Entstehen der Satellitengeodäsie ergab sich Möglichkeit, erstmalig geozentrische Erdmodelle abzuleiten, deren Ausprägungen auf den unterschiedlichen Erdmassenverteilungen beruhen. Da sich die geodätische Rechenfläche in Form des Ellipsoids jetzt aus einer Vielzahl von Messungen ableitet und nicht mehr von einem einzigen Punkt ohne Bezug zum Geozentrum, haben klassische Fundamentalpunkte ihre Bedeutung weitgehend verloren. Was das geodätische Datum angeht, so spricht man nicht mehr vom Datum, sondern vom ''System'' - wegen der Mannigfaltig der Bestimmungsmöglichkeiten.


In den letzten Jahrzehnten hat die Bedeutung von Fundamentalpunkten abgenommen, weil die Vermessungssysteme der Staaten auf [[World Geodetic System|weltweit geeignete]] [[Referenzellipsoid|Ellipsoide]] wie das [[World Geodetic System 1984|WGS 84]] umgestellt werden.
International haben die Systeme [[WGS72]] und vor allem [[WGS84]] große Bedeutung im Hinblick auf das [[Global Positioning System|GPS]] erlangt. Viele Staaten haben ihre Landesvermessungen auf diese geozentrischen Systeme umgestellt.


== Klassische Festlegung ==
In Deutschland wird das Potsdam-Datum mit Fundamentalpunkt Rauenberg und der [[Konforme Abbildung (Geodäsie)|konformen]] [[Gauß-Krüger-Koordinatensystem|Gauß-Krüger-Abbildung]] derzeit vom System ETRS89 mit dem Ellipsoid GRS80 und der [[UTM-Koordinatensystem|UTM-Abbildung]] abgelöst.
Der Fundamentalpunkt stellt – zusammen mit einem Referenzellipsoid und der präzisen [[Orientierung (Geodäsie)|Richtung]] einer langen Dreiecksseite – das terrestrische [[Bezugssystem]] einer [[Landesvermessung]] dar. Das Bezugssystem und seine Orientierung heißen ''[[Geodätisches Datum]]'', der Fundamentalpunkt und das Messnetz bilden seine Realisierung.


==Das klassische Verfahren==
== Das klassische Verfahren der Landesvermessung ==
Die "Lagerung" (Festlegung) eines Referenzellipsoids relativ zum Erdkörper erfolgt, indem die [[geografische Breite]] und Länge des Fundamentalpunktes [[Astro-Geodäsie|astronomisch]] bestimmt und mit seiner ellipsoidischen Breite/Länge gleichgesetzt wird. Zusammen mit der genauen [[Azimut|Richtung]] zu einem entfernten Triangulationspunkt wird dadurch die [[Rotationsachse]] des Ellipsoids parallel zu jener der wirklichen Erde. Der Mittelpunkt des Ellipsoids fällt allerdings nicht mit dem [[Geozentrum|Erdmittelpunkt]] zusammen, weil das [[Schwerefeld]] jeder Region gewisse Unregelmäßigkeiten aufweist (siehe [[Geoid]]). Die Mittelpunkte können um einige 100 Meter differieren - je nach der Lage des Fundamentalpunktes in der Region und ihren [[geologisch]]en Verhältnissen.
Die ''Lagerung'' (Festlegung) eines Referenzellipsoids relativ zum Erdkörper erfolgt, indem die geographische Breite und Länge des Fundamentalpunktes [[Astrogeodäsie|astronomisch]] bestimmt und mit seiner [[Ellipsoidische Koordinaten #Ellipsoidische Koordinaten in der Geodäsie|ellipsoidischen Breite/Länge]] gleichgesetzt werden. Zusammen mit der genauen [[Azimut|Richtung]] zu einem entfernten Triangulationspunkt wird dadurch die [[Rotationsachse]] des Ellipsoids parallel zur [[Erdachse|Rotationsachse der wirklichen Erde]].
Der Mittelpunkt des Ellipsoids fällt allerdings nicht mit dem [[Geozentrum|Erdmittelpunkt]] zusammen, weil das [[Schwerefeld]] jeder Region gewisse Unregelmäßigkeiten aufweist (siehe [[Geoid]]). Die Mittelpunkte können um einige 100 Meter differieren je nach der Lage des Fundamentalpunktes in der Region und ihren [[geologisch]]en Verhältnissen.


Diese Tatsache ist Vor- und Nachteil zugleich:
Diese Tatsache ist Vor- und Nachteil zugleich:
* vorteilig ist die bessere Anpassung eines regionalen Ellipsoids an die dort vorherrschende [[Erdkrümmung]], und damit eine [[Genauigkeit|genauere]] Grundlage der Landesvermessung
* vorteilig ist die bessere Anpassung eines regionalen Ellipsoids an die dort vorherrschende [[Erdkrümmung]] und damit eine [[Genauigkeit|genauere]] Grundlage der Landesvermessung,
* nachteilig ist die schwierigere [[Koordinatentransformation|Transformation]] zwischen Nachbarstaaten (die Koordinaten der [[Grenzpunkt]]e differieren um bis zu 500m), und heutzutage die "Diskrepanzen" zu [[Global Positioning System|GPS]]-[[Ortung]]en.
* nachteilig ist die schwierigere [[Koordinatentransformation|Transformation]] zwischen Nachbarstaaten (die Koordinaten der [[Grenzpunkt]]e differieren um bis zu 500 m) und heutzutage die [[Diskrepanz]]en zu [[Global Positioning System|GPS]]-[[Ortung]]en.

== Fundamentalpunkte in Europa ==
[[Datei:Panthéon dôme.jpg|mini|Das [[Panthéon (Paris)|Panthéon von Paris]] ist der Fundamentalpunkt des französischen NTF-Systems (''Nouvelle triangulation de la France'')]]


Einige Fundamentalpunkte in Europa sind:
'''Wichtige Fundamentalpunkte''' in [[Mitteleuropa]] sind der [[Hermannskogel]] bei [[Wien]] (542 [[m.ü.Adria]]) für die Staatsgebiete von [[Österreich]], [[Ungarn]], der früheren [[Tschechoslowakei]] und [[Jugoslawien]]s, sowie der '''[[Rauenberg (Trigonometrischer Punkt)|Rauenberg]]''' bei [[Potsdam]] für die Staatsgebiete von [[Deutschland]], [[Polen]] und benachbarte Regionen. Kleinere Vermessungsgebiete Mitteleuropas wurden auf andere Punkte bezogen, z.B. die [[Schweiz]] auf eine Sternwarte bei [[Bern]] oder Ostpreußen auf [[Königsberg]].
* der [[Hermannskogel]] bei [[Wien]] ({{Höhe|542|AT|link=true}}) für die [[Staatsgebiet]]e von [[Österreich]], [[Ungarn]], der früheren [[Tschechoslowakei]] und [[Jugoslawien]],
** wobei sich einzelne [[Landesvermessung]]en früher auch auf regionale Fundamentalpunkte wie [[Innsbruck]], den [[Gusterberg]] bei [[Kremsmünster]] oder den Grazer Hausberg [[Schöckl]] bezogen.
* der [[Rauenberg (Trigonometrischer Punkt)|Rauenberg]] in [[Berlin-Tempelhof]] für die Staatsgebiete von [[Deutschland]], [[Polen]] und benachbarte Regionen.
* Kleinere Vermessungsgebiete [[Mitteleuropa]]s wurden auf andere Punkte bezogen, z. B. die [[Schweiz]] auf die alte Sternwarte in [[Bern]] (heute indirekt auf die [[Satellitenstation]] [[Observatorium Zimmerwald|Zimmerwald]]) oder [[Ostpreußen]] auf einen Nullpunkt bei [[Königsberg (Preußen)|Königsberg]].
* Auf der [[Puerta del Sol]] in der spanischen Hauptstadt [[Madrid]] findet sich der Null-[[Kilometerstein]] der sechs Hauptnationalstraßen Spaniens, die sich sternförmig von dort aus über die iberische Halbinsel erstrecken.
Die richtungsgebende Dreiecksseite hat meist eine Länge um die 30 km; jene für [[Österreich-Ungarn]] (Hermannskogel – [[Hundsheimer Berg]]) wurde mit 60 km ungewöhnlich lang gewählt, um die Richtungsgenauigkeit des sehr ausgedehnten Netzes zu steigern. Die lange [[Visur]], deren Beobachtung besonders gute [[Wetterlage]]n erforderte, verläuft quer über die Ebene des [[Wiener Becken]]s.


In den [[1920er]] Jahren gingen Deutschland, Österreich und andere Staaten auf das 3°-Streifensystem der [[Gauß-Krüger-Projektion]] über, doch spielen die früheren Fundamentalpunkte dennoch eine Rolle, z.B. bei der Analyse von Vermessungsnetzen und der [[Digitalisierung]] von älteren Daten des [[Kataster]]s. In nächster Zeit wird der Übergang auf ein [[EU]]-einheitliches 6°-[[Bezugssystem]] erfolgen.
In den 1920er Jahren gingen Deutschland, Österreich und andere Staaten auf das 3°-Streifensystem der [[Gauß-Krüger-Projektion]] über, doch spielen die früheren Fundamentalpunkte eine Rolle, z. B. bei der Analyse von Vermessungsnetzen und der [[Digitalisierung]] von älteren Daten des [[Kataster]]s. Zwischenzeitlich ist der Übergang auf ein [[Europäische Union|EU]]-einheitliches Bezugssystem mit breiten [[Gitternord #Meridianstreifensysteme|Meridianstreifen]] erfolgt.


==Literatur==
== Galerie ==
<gallery>
Diamond Capitolio.jpg|[[Kuba]]s Fundamentalpunkt
NihombashiDatum.jpg|[[Japan]]s Fundamentalpunkt in [[Nihonbashi]]
Kilometer Zero - Philippines.jpg|[[Philippinen]] Fundamentalpunkt (rechts)
Manezhnaya.jpg|Das [[Auferstehungstor]] enthält [[Russland]]s „0&nbsp;km“
MadridPuertaDelSol Km0.jpg|[[Spanien]]s Fundamentalpunkt
Microcosm of London Plate 062 - Pillory, Charing Cross edited.jpg|Die Statue von King Charles I markiert das Zentrum von [[London]]
</gallery>


== Moderne Festlegungen ==
[1] Heckmann, Bernhard: Einführung des Lagebezugssystems ETRS89/UTM beim Umstieg auf ALKIS; in: Mitteilungen des DVW Hessen-Thüringen, 1/2005; S.17ff.
Mit dem Entstehen der [[Satellitengeodäsie]] ließen sich erstmals geozentrische [[Erdmodell]]e ableiten, deren Ausprägungen auf den unterschiedlichen [[Massenverteilung]]en der [[Erdmasse]] beruhen. Da sich die geodätische [[Rechenfläche]] in Form des Ellipsoids jetzt aus einer Vielzahl von Messungen ableitet und nicht mehr von einem einzigen Punkt ohne Bezug zum [[Geozentrum]], haben klassische Fundamentalpunkte ihre Bedeutung weitgehend verloren. Wegen der mannigfaltigen Bestimmungsmöglichkeiten spricht man nicht mehr vom geodätischen Datum, sondern vom ''System''.


In Deutschland ist das [[Potsdam Datum]] – mit [[Rauenberg (Trigonometrischer Punkt)|Fundamentalpunkt Rauenberg]], dem [[Bessel-Ellipsoid]] und der [[Konforme Abbildung|konformen]] [[Gauß-Krüger-Koordinatensystem|Gauß-Krüger-Abbildung]] vom System [[ETRS89]] mit dem Ellipsoid [[GRS80]] und der [[UTM-Koordinatensystem|UTM-Abbildung]] abgelöst worden.
[2] NIMA - National Imagery And Mapping Agency: Department of Defense World Geodetic System 1984; Technical Report, TR 8350.2, 3rd edition; January 2000.


International haben die Systeme WGS&nbsp;72 und vor allem WGS&nbsp;84 große Bedeutung im Hinblick auf das [[Global Positioning System|GPS]] erlangt. Viele Staaten haben ihre Landesvermessungen auf diese geozentrischen Systeme umgestellt.
[3] Heck, Bernhard: Rechenverfahren und Auswertemodelle der Landesvermessung; Karlsruhe, 1987.


== Literatur ==
''Siehe auch:'' [[Bessel-Ellipsoid]], [[Erdellipsoid]], [[Maßstab]], [[Vermessungsnetz]], [[WGS 84]]
* Bernhard Heckmann: ''Einführung des Lagebezugssystems ETRS89/UTM beim Umstieg auf ALKIS.'' In: ''Deutscher Verein für Vermessungswesen, Landesverein Hessen e.&nbsp;V. und Thüringen e.&nbsp;V.'' Mitteilungen 1, 2005, {{ISSN|0949-7900}}, S. 17 ff., [http://www.hvbg.hessen.de/irj/servlet/prt/portal/prtroot/slimp.CMReader/HMWVL_15/HVBG_Internet/med/101/1015048f-cbc8-d601-3da9-0d94b80f348b,22222222-2222-2222-2222-222222222222,true online].
* NIMA National Imagery And Mapping Agency: ''Department of Defense World Geodetic System 1984. Its definition and relationships with local geodetic systems.'' Technical Report, TR 8350.2. 3rd edition, amendment 1. National Imagery and Mapping Agency, Bethesda MD 2000.
* Bernhard Heck: ''Rechenverfahren und Auswertemodelle der Landesvermessung. Klassische und moderne Methoden.'' H. Wichmann, Karlsruhe 1987, ISBN 3-87907-173-X (''Wichmann Buchreihe'').


== Weblinks ==
{{Commonscat|Kilometre Zero|Fundamentalpunkt}}
* [http://www.mapref.org MapRef.org] – Europäische Referenzsysteme und Kartenprojektionen


[[Kategorie:Geodäsie]]
[[Kategorie:Vermessungspunkt]]
[[Kategorie:Ausgleichsrechnung]]
[[Kategorie:Astrogeodäsie]]

Aktuelle Version vom 9. September 2024, 15:50 Uhr

Null-Kilometerstein in Madrid
„Kilomètre zéro“, Fundamentalpunkt Frankreichs vor dem Haupteingang der Kathedrale Notre-Dame de Paris

Ein Fundamentalpunkt, auch Zentralpunkt, war in der klassischen Geodäsie der zentrale Vermessungspunkt eines Landes.

Von seinen astronomisch genau bestimmten Koordinaten (astronomisch-geografische Breite und Länge) ausgehend, wurde durch Triangulation (großräumige Dreiecksmessung) ein Vermessungsnetz über das ganze Land ausgebreitet.

In den letzten Jahrzehnten hat die Bedeutung von Fundamentalpunkten abgenommen, weil die Vermessungssysteme der Staaten auf weltweit geeignete Ellipsoide wie das WGS 84 umgestellt werden.

Klassische Festlegung

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Der Fundamentalpunkt stellt – zusammen mit einem Referenzellipsoid und der präzisen Richtung einer langen Dreiecksseite – das terrestrische Bezugssystem einer Landesvermessung dar. Das Bezugssystem und seine Orientierung heißen Geodätisches Datum, der Fundamentalpunkt und das Messnetz bilden seine Realisierung.

Das klassische Verfahren der Landesvermessung

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Die Lagerung (Festlegung) eines Referenzellipsoids relativ zum Erdkörper erfolgt, indem die geographische Breite und Länge des Fundamentalpunktes astronomisch bestimmt und mit seiner ellipsoidischen Breite/Länge gleichgesetzt werden. Zusammen mit der genauen Richtung zu einem entfernten Triangulationspunkt wird dadurch die Rotationsachse des Ellipsoids parallel zur Rotationsachse der wirklichen Erde.

Der Mittelpunkt des Ellipsoids fällt allerdings nicht mit dem Erdmittelpunkt zusammen, weil das Schwerefeld jeder Region gewisse Unregelmäßigkeiten aufweist (siehe Geoid). Die Mittelpunkte können um einige 100 Meter differieren – je nach der Lage des Fundamentalpunktes in der Region und ihren geologischen Verhältnissen.

Diese Tatsache ist Vor- und Nachteil zugleich:

  • vorteilig ist die bessere Anpassung eines regionalen Ellipsoids an die dort vorherrschende Erdkrümmung und damit eine genauere Grundlage der Landesvermessung,
  • nachteilig ist die schwierigere Transformation zwischen Nachbarstaaten (die Koordinaten der Grenzpunkte differieren um bis zu 500 m) und heutzutage die Diskrepanzen zu GPS-Ortungen.

Fundamentalpunkte in Europa

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Das Panthéon von Paris ist der Fundamentalpunkt des französischen NTF-Systems (Nouvelle triangulation de la France)

Einige Fundamentalpunkte in Europa sind:

Die richtungsgebende Dreiecksseite hat meist eine Länge um die 30 km; jene für Österreich-Ungarn (Hermannskogel – Hundsheimer Berg) wurde mit 60 km ungewöhnlich lang gewählt, um die Richtungsgenauigkeit des sehr ausgedehnten Netzes zu steigern. Die lange Visur, deren Beobachtung besonders gute Wetterlagen erforderte, verläuft quer über die Ebene des Wiener Beckens.

In den 1920er Jahren gingen Deutschland, Österreich und andere Staaten auf das 3°-Streifensystem der Gauß-Krüger-Projektion über, doch spielen die früheren Fundamentalpunkte eine Rolle, z. B. bei der Analyse von Vermessungsnetzen und der Digitalisierung von älteren Daten des Katasters. Zwischenzeitlich ist der Übergang auf ein EU-einheitliches Bezugssystem mit 6° breiten Meridianstreifen erfolgt.

Moderne Festlegungen

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Mit dem Entstehen der Satellitengeodäsie ließen sich erstmals geozentrische Erdmodelle ableiten, deren Ausprägungen auf den unterschiedlichen Massenverteilungen der Erdmasse beruhen. Da sich die geodätische Rechenfläche in Form des Ellipsoids jetzt aus einer Vielzahl von Messungen ableitet und nicht mehr von einem einzigen Punkt ohne Bezug zum Geozentrum, haben klassische Fundamentalpunkte ihre Bedeutung weitgehend verloren. Wegen der mannigfaltigen Bestimmungsmöglichkeiten spricht man nicht mehr vom geodätischen Datum, sondern vom System.

In Deutschland ist das Potsdam Datum – mit Fundamentalpunkt Rauenberg, dem Bessel-Ellipsoid und der konformen Gauß-Krüger-Abbildung – vom System ETRS89 mit dem Ellipsoid GRS80 und der UTM-Abbildung abgelöst worden.

International haben die Systeme WGS 72 und vor allem WGS 84 große Bedeutung im Hinblick auf das GPS erlangt. Viele Staaten haben ihre Landesvermessungen auf diese geozentrischen Systeme umgestellt.

  • Bernhard Heckmann: Einführung des Lagebezugssystems ETRS89/UTM beim Umstieg auf ALKIS. In: Deutscher Verein für Vermessungswesen, Landesverein Hessen e. V. und Thüringen e. V. Mitteilungen 1, 2005, ISSN 0949-7900, S. 17 ff., online.
  • NIMA – National Imagery And Mapping Agency: Department of Defense World Geodetic System 1984. Its definition and relationships with local geodetic systems. Technical Report, TR 8350.2. 3rd edition, amendment 1. National Imagery and Mapping Agency, Bethesda MD 2000.
  • Bernhard Heck: Rechenverfahren und Auswertemodelle der Landesvermessung. Klassische und moderne Methoden. H. Wichmann, Karlsruhe 1987, ISBN 3-87907-173-X (Wichmann Buchreihe).
Commons: Fundamentalpunkt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • MapRef.org – Europäische Referenzsysteme und Kartenprojektionen