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„Lucius Calpurnius Piso Caesoninus (Konsul 58 v. Chr.)“ – Versionsunterschied

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[[Datei:Statue della famiglia giulio claudia, dal foro di veleia, 14-54 dc ca., lucio calpurnio pisone.jpg|mini|Lucius Calpurnius Piso Caesoninus]]
'''Lucius Calpurnius Piso Caesoninus''', Politiker in der [[Römische Republik|römischen Republik]], war der Schwiegervater von [[Gaius Iulius Caesar]].
'''Lucius Calpurnius Piso Caesoninus''', ein Politiker der späten [[Römische Republik|römischen Republik]]. Durch die Verheiratung seiner Tochter [[Calpurnia (Frau Caesars)| Calpurnia]] mit [[Gaius Iulius Caesar|Caesar]] wurde er zu dessen Schwiegervater. Er war auch Vater des [[Lucius Calpurnius Piso Pontifex]].


[[58 v. Chr.]], als [[Consulat|Konsul]], traf er mit seinem Kollegen [[Aulus Gabinius]] und [[Publius Clodius Pulcher]] eine Vereinbarung mit dem Ziel, [[Cicero]] aus dem Weg zu räumen. Pisos Belohnung war die Provinz [[Makedonien|Macedonia]], die er von [[57 v. Chr.]] bis Anfang [[55 v. Chr.]], bis er zurückgerufen wurde, verwaltete – vielleicht aufgrund der gegen ihn gerichteten Attacke Ciceros im [[Römischer Senat|Senat]] in der Rede ''De provinciis consularibus''.
Als [[Consulat|Konsul]] 58 v. Chr. traf er mit seinem Kollegen [[Aulus Gabinius]] und dem [[Volkstribun]] [[Publius Clodius Pulcher]] eine Vereinbarung mit dem Ziel, [[Marcus Tullius Cicero|Cicero]] aus dem Weg zu räumen. Pisos Belohnung war die Provinz [[Macedonia (Provinz)|Macedonia]], die er von 57 v. Chr. an verwaltete, bis er Anfang 55 v. Chr. zurückgerufen wurde – vielleicht aufgrund der gegen ihn gerichteten Attacke Ciceros im [[Römischer Senat|Senat]] in der Rede ''De provinciis consularibus''.


Nach seiner Verteidigungsrede antwortete Cicero mit der derben und aufbauschenden Schmähung, die als ''In Pisonem'' bekannt ist. Piso fertigte ein Pamplet als Erwiderung, und an dieser Stelle kam die Sache ins Stocken, weil Cicero sich scheute, Caesar Schwiegervater vor Gericht zu bringen. Beim Ausbruch des [[Römische Bürgerkriege|Bürgerkriegs]] bot sich Piso als Vermittler an, verließ aber, als Caesar auf [[Rom]] marschierte, protestierend die Stadt. Er erklärte sich jedoch nicht für [[Gnaeus Pompeius Magnus |Pompeius]], sondern blieb neutral, ohne Caesars Respekt einzubüßen.
Nach seiner Verteidigungsrede antwortete Cicero mit der derben und aufbauschenden Schmähung, die als ''[[In L. Calpurnium Pisonem]]'' bekannt ist. Piso fertigte eine [[Invektive (Literatur)|Invektivrede]] als Erwiderung an, und an dieser Stelle kam die Sache ins Stocken, weil Cicero sich scheute, Caesars Schwiegervater vor Gericht zu bringen. Piso wurde 50 v. Chr. zusammen mit [[Appius Claudius Pulcher (Konsul 54 v. Chr.)|Appius Claudius Pulcher]] [[Censur|Zensor]].


Nach dem Mord an Caesar bestand er auf der Erfüllung seines letzten Willens, und setzte sich damit eine Zeit lang in Gegensatz zu [[Marcus Antonius]]. Im weiteren jedoch wurde er dessen Anhänger, und wird dann erwähnt als Mitglied der Delegation, die in Marcus Antonius’ Feldlager in [[Mutina]] reiste, um eine Schlichtung zustande zu bringen.
Beim Ausbruch des [[Römische Bürgerkriege|Bürgerkriegs]] 49 v. Chr. bot sich Piso als Vermittler an, verließ aber aus Protest gegen Caesars Marsch auf Rom die Stadt. Er erklärte sich jedoch nicht für [[Gnaeus Pompeius Magnus|Pompeius]], sondern blieb neutral, ohne Caesars Respekt einzubüßen. Nach der Ermordung Caesars bestand er auf der Erfüllung seines letzten Willens und setzte sich damit eine Zeit lang in Gegensatz zu [[Marcus Antonius]]. Im Weiteren jedoch wurde er dessen Anhänger und wird dann als Mitglied der Delegation erwähnt, die in das Feldlager des Marcus Antonius in [[Modena|Mutina]] reiste, um eine Schlichtung zustande zu bringen.


Piso war philosophisch interessiert; er war Anhänger des [[Epikureismus]].<ref>Yasmina Benferhat: ''Piso (L. Calpurnius Caesoninus)''. In: Richard Goulet (Hrsg.): ''Dictionnaire des philosophes antiques'', Bd. 5, Teil 1, Paris 2012, S. 623–627, hier: 626f.</ref> Der Epikureer [[Philodemos von Gadara]] hielt sich bei ihm auf. Möglicherweise war Piso der Besitzer der ''[[Villa dei Papiri]]'' in [[Herculaneum]].
Es wird angenommen, dass er der Besitzer der '[[Villa dei Papiri]]' in [[Herculaneum]] war.


Catull verfasste zwei [[Invektive (Literatur)|invektivische]] Gedichte, ''carmen'' 28 und 47, die sich gegen Piso und seine Provinzverwaltung in Makedonien richten.
[[Kategorie:Politiker (Rom)]]

[[Kategorie:Römer]]
== Literatur ==
* Catherine J. Castner: ''Prosopography of Roman Epicureans from the Second Century B. C. to the Second Century A. D.'' 2. Auflage, Peter Lang, Frankfurt am Main 1991, ISBN 3-8204-9933-4, S. 16–23.
* Iris Hofmann-Löbl: ''Die Calpurnii. Politisches Wirken und familiäre Kontinuität'' (= ''Europäische Hochschulschriften.'' Reihe 3: ''Geschichte und ihre Hilfswissenschaften'' 705). Peter Lang, Frankfurt am Main u. a. 1996, ISBN 3-631-49668-0, S. 157–186 (zugleich Dissertation Universität Gießen 1994).
* {{DNP|2|944|944|Calpurnius I 19|[[Karl-Ludwig Elvers]]|}}
* Yasmina Benferhat: ''Piso (L. Calpurnius Caesoninus)''. In: Richard Goulet (Hrsg.): ''Dictionnaire des philosophes antiques'', Bd. 5, Teil 1, CNRS Éditions, Paris 2012, ISBN 978-2-271-07335-8, S. 623–627.
* {{RE|III,1|1387|1390|Calpurnius 90|[[Friedrich Münzer]]|RE:Calpurnius 90}}

== Anmerkungen ==
<references />

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{{SORTIERUNG:Calpurnius Piso Caesoninus, Lucius}}
[[Kategorie:Calpurnier|Piso Caesoninus, Lucius Calpurnius]]
[[Kategorie:Censor]]
[[Kategorie:Konsul (Römische Republik)]]
[[Kategorie:Geboren im 2. oder 1. Jahrhundert v. Chr.]]
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[[Kategorie:1. Jahrhundert v. Chr.]]


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{{Personendaten
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[[en:Lucius Calpurnius Piso Caesoninus]]
[[nl:Lucius Calpurnius Piso Caesoninus]]

Aktuelle Version vom 12. Februar 2024, 11:57 Uhr

Lucius Calpurnius Piso Caesoninus

Lucius Calpurnius Piso Caesoninus, ein Politiker der späten römischen Republik. Durch die Verheiratung seiner Tochter Calpurnia mit Caesar wurde er zu dessen Schwiegervater. Er war auch Vater des Lucius Calpurnius Piso Pontifex.

Als Konsul 58 v. Chr. traf er mit seinem Kollegen Aulus Gabinius und dem Volkstribun Publius Clodius Pulcher eine Vereinbarung mit dem Ziel, Cicero aus dem Weg zu räumen. Pisos Belohnung war die Provinz Macedonia, die er von 57 v. Chr. an verwaltete, bis er Anfang 55 v. Chr. zurückgerufen wurde – vielleicht aufgrund der gegen ihn gerichteten Attacke Ciceros im Senat in der Rede De provinciis consularibus.

Nach seiner Verteidigungsrede antwortete Cicero mit der derben und aufbauschenden Schmähung, die als In L. Calpurnium Pisonem bekannt ist. Piso fertigte eine Invektivrede als Erwiderung an, und an dieser Stelle kam die Sache ins Stocken, weil Cicero sich scheute, Caesars Schwiegervater vor Gericht zu bringen. Piso wurde 50 v. Chr. zusammen mit Appius Claudius Pulcher Zensor.

Beim Ausbruch des Bürgerkriegs 49 v. Chr. bot sich Piso als Vermittler an, verließ aber aus Protest gegen Caesars Marsch auf Rom die Stadt. Er erklärte sich jedoch nicht für Pompeius, sondern blieb neutral, ohne Caesars Respekt einzubüßen. Nach der Ermordung Caesars bestand er auf der Erfüllung seines letzten Willens und setzte sich damit eine Zeit lang in Gegensatz zu Marcus Antonius. Im Weiteren jedoch wurde er dessen Anhänger und wird dann als Mitglied der Delegation erwähnt, die in das Feldlager des Marcus Antonius in Mutina reiste, um eine Schlichtung zustande zu bringen.

Piso war philosophisch interessiert; er war Anhänger des Epikureismus.[1] Der Epikureer Philodemos von Gadara hielt sich bei ihm auf. Möglicherweise war Piso der Besitzer der Villa dei Papiri in Herculaneum.

Catull verfasste zwei invektivische Gedichte, carmen 28 und 47, die sich gegen Piso und seine Provinzverwaltung in Makedonien richten.

  1. Yasmina Benferhat: Piso (L. Calpurnius Caesoninus). In: Richard Goulet (Hrsg.): Dictionnaire des philosophes antiques, Bd. 5, Teil 1, Paris 2012, S. 623–627, hier: 626f.