„Frauenstein (Erzgebirge)“ – Versionsunterschied
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{{Infobox Gemeinde in Deutschland |
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{| border="0" cellpadding="2" cellspacing="1" align="right" style="float:right; empty-cells:show; margin-left:0.5em; margin-bottom:0.5em; background:#e3e3e3;" |
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|Art = Stadt |
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! Wappen |
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|Name = Frauenstein |
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! Karte |
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|Wappen = DEU Frauenstein (Erzgebirge) COA.svg |
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|- bgcolor="#FFFFFF" align="center" |
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|Breitengrad = 50/48/7/N |
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| [[Wikipedia:Wappen|fehlt noch]] |
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|Längengrad = 13/32/17/O |
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| [[Bild:Karte_frauenstein%28erzgebirge%29_in_deutschland.png|140px|Deutschlandkarte, Position von Frauenstein hervorgehoben]] |
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|Lageplan = Frauenstein in FG.png |
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|Bundesland = Sachsen |
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! colspan="2" | Basisdaten |
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|Landkreis = Mittelsachsen |
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|- bgcolor="#FFFFFF" |
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|Höhe = 650 |
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| [[Bundesland (Deutschland)|Bundesland]]: || [[Freistaat Sachsen|Sachsen (Deutschland)]] |
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|PLZ = 09623 |
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|- bgcolor="#FFFFFF" |
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|Vorwahl = 037326 |
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| [[Regierungsbezirk]]: || [[Regierungsbezirk Chemnitz|Chemnitz]] |
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|Gemeindeschlüssel = 14522170 |
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|- bgcolor="#FFFFFF" |
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|Gliederung = 4 [[Stadtteil]]e |
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| [[Landkreis]]: || [[Landkreis Freiberg|Freiberg]] |
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|Adresse = Markt 28<br />09623 Frauenstein |
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|- bgcolor="#FFFFFF" |
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|Website = [https://www.frauenstein-erzgebirge.de/ www.frauenstein-erzgebirge.de] |
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| [[Fläche]]: || 58,83 [[Quadratkilometer|km²]] |
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|Bürgermeister = Reiner Hentschel |
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|- bgcolor="#FFFFFF" |
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|Partei = EB Hentschel |
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| [[Einwohner]]: || 3425 ''<small>(31. Dezember 2002)</small>'' |
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}} |
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|- bgcolor="#FFFFFF" |
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| [[Bevölkerungsdichte]]: || 58 Einwohner je km² |
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|- bgcolor="#FFFFFF" |
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| [[Höhe]]: || 650 m ü. [[Normalnull|NN]] |
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|- bgcolor="#FFFFFF" |
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| [[Postleitzahl]]en: || 09623<br />(''alt:'' 9201) |
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|- bgcolor="#FFFFFF" |
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| [[Telefonvorwahl|Vorwahl]]: || 037326 |
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|- bgcolor="#FFFFFF" |
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| [[Geografische Lage]]: ||50° 47' 60" n. B.<br />13° 33' 00" ö. L. |
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|- bgcolor="#FFFFFF" |
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| [[Kfz-Kennzeichen]]: || <tt>FG</tt> |
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|- bgcolor="#FFFFFF" |
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| [[Amtlicher Gemeindeschlüssel|Gemeindeschlüssel]]: || 14177140 |
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|- bgcolor="#FFFFFF" |
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| Stadtgliederung: || 4 [[Stadtteil]]e |
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|- bgcolor="#FFFFFF" |
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| Adresse der<br />Stadtverwaltung: || Markt 28<br />09623 Frauenstein |
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|- bgcolor="#FFFFFF" |
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| Offizielle Website: ||<small> [http://www.frauenstein-erzgebirge.de/ www.frauenstein-erzgebirge.de]</small> |
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|- bgcolor="#FFFFFF" |
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| E-Mail-Adresse: ||<small> [mailto:fva.frauenstein@freenet.de fva.frauenstein<br />@freenet.de]</small> |
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! colspan="2" | Politik |
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|- bgcolor="#FFFFFF" |
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| [[Bürgermeister]]: || Peter Heinrich ([[Christlich Demokratische Union Deutschlands|CDU]]) |
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|} |
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'''Frauenstein''' ist eine Kleinstadt im [[Osterzgebirge]] bei [[Freiberg (Sachsen)|Freiberg]]. |
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'''Frauenstein''' ist eine Kleinstadt im Süden des [[Sachsen|sächsischen]] [[Landkreis Mittelsachsen|Landkreises Mittelsachsen]]. |
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== Geografie == |
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== Geographie == |
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Die Stadt liegt im [[Osterzgebirge]], im [[Naturpark Erzgebirge/Vogtland]] 20 km südöstlich von [[Freiberg (Sachsen)|Freiberg]] und 50 km südwestlich von [[Dresden]]. |
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Die Stadt liegt im [[Osterzgebirge|osterzgebirgischen]] Teil des [[Naturpark Erzgebirge/Vogtland|Naturparks Erzgebirge/Vogtland]], 20 km südöstlich von [[Freiberg]] und 30 km südwestlich von [[Dresden]]. |
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== Geschichte == |
== Geschichte == |
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=== Gründung === |
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[[Bild:Frauenstein_Rathaus_Burg.jpg|left|thumb|250px|Frauenstein, Markt mit Rathaus und Burg]] |
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Ausgangspunkt der Siedlungsbildung war die um 1200 erfolgte Anlage einer Burg, die sich auf einer markanten Bergkuppe ([[Porphyr|Granitporphyr]]) über die gewellten Hochflächen des Umlandes erhob. Kurz nach Gründung der Burg wurden im nahen Umfeld in [[Reichenau (Hartmannsdorf-Reichenau)#Bergbau|Reichenau]] [[Silber]]erze gefunden. Daraufhin siedelten sich Bergleute und Handwerker im nordöstlich der Burg gelegenen Kuttelbachtal an. Allerdings war der Siedlungsort ungünstig gewählt, da überschwemmungsgefährdet und abseits der Burg gelegen. Die Siedlung wurde deshalb nach 1470 aufgegeben. Das neue Frauenstein errichtete man planmäßig auf einer Hochfläche in unmittelbarer Nachbarschaft der Burg. |
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Frauenstein entstand ca. um [[1200]] mit der Erbauung der Burg (wurde beim Stadtbrand des Jahres [[1728]] zur Ruine), die heutzutage als größte Burgruinenanlage Sachsens zu besichtigen ist. [[1411]] wurde durch Heinrich von Meißen das Stadtrecht verliehen. [[1585]]-[[1588|88]] wurde neben der Burg ein Schloß errichtet. |
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=== Wappen und Name === |
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Berühmtester Sohn der Stadt ist der Orgelbauer [[Gottfried Silbermann]], der im Stadtteil Kleinbobritzsch geboren wurde und in Frauenstein lebte. Einsicht in sein Leben und Werk kann im Silbermannmuseum gewonnen werden. |
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Der Name Frauenstein wurde erstmals 1218 in einer Urkunde genannt. In dieser wird ein Priester namens „Heinricus de Vrounsten“ (Heinrich von Frauenstein) erwähnt.<ref>[http://codex.isgv.de/codex.php?band=cds1a3&f=&a=b&s=182 codex.isgv.de] Zeile 27</ref> Das Vorhandensein eines Priesters weist auf eine (neben der Burg) bestehende Siedlung hin. Die Burg selbst wurde erst 1272 als „Castrum Vrowenstein“ in einer Lehensbestätigung genannt. Vom Stadtnamen sind u. a. noch die Schreibweisen „Vrouwenstein“ (1321), „Vrowinstein“ (1385), „Frauwinstein“ (1405), „Frawenstein“ (1424) und „ffrauwenstein“ (1439) überliefert. Der Name geht auf das [[mittelhochdeutsch]]e Wort ''Vrowe'' zurück, was so viel wie Herrin, Gebieterin, Frau (von höherem Stand) bedeutet. Der Name bezeichnete wahrscheinlich die Burg, später ging er auf den Ort über. Ein religiöser Hintergrund, wie im Stadtwappen dargestellt, ist kaum wahrscheinlich und nicht nachweisbar.<ref>[[Ernst Eichler (Linguist)|Ernst Eichler]], [[Hans Walther (Onomastiker)|Hans Walther]] (Hrsg.): ''Historisches Ortsnamenbuch von Sachsen.'' Band I, Berlin 2001, ISBN 3-05-003728-8, S. 272.</ref> |
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<gallery> |
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Frauenstein mußte drei Stadtbrände erdulden, bei denen auch die Silbermannorgeln in der Stadtkirche verlorengingen. |
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Frauenstein-sachsen-winter.jpg|Rathaus und Schloss im Winter |
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<br style="clear:left;" /> |
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Frauenstein Stadtkirche.jpg|Frauenstein, Stadtkirche |
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Frauenstein (Erzgebirge) Marktplatz, Silbermannbrunnen.JPG|Silbermannbrunnen auf dem Marktplatz |
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Frauenstein Ortspyramide.jpg|[[Ortspyramide]] am Marktplatzrand vor dem Schlosseingang |
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Frauenstein-Wappen-Erzgebirge.jpg|Wappen am Rathaus |
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</gallery> |
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=== Entwicklung von Burg und Schloss === |
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[[Datei:BurgFrauenstein.jpg|mini|Blick auf die Burgruine]] |
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[[Datei:20060925275MDR Frauenstein Schloß Gottfried-Silbermann-Museum.jpg|mini|Schloss Frauenstein]] |
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[[Datei:Karte von Frauenstein (um 1750).tif|mini|Karte von Frauenstein (um 1715)]] |
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Die Gründung der [[Burg Frauenstein (Erzgebirge)|Burg Frauenstein]] war ein Ergebnis der ersten [[Deutsche Ostsiedlung|Kolonisationsphase]]<ref>Nach Angaben von Karlheinz Blaschke: ''Das Städtewesen vom 12. bis zum 19. Jahrhundert.'' 2003<!-- Seite ??? --> und Zühlke 1966<!-- was soll das sein ??? --> wird auch die ab etwa 1200 einsetzende deutsche Besiedlung des Erzgebirges als [[Kolonisation]] bezeichnet</ref> des [[Erzgebirge]]s. Nach den [[Silber]]funden von [[Geschichte der Stadt Freiberg|Freiberg]] 1168 rückte das bislang unbesiedelte Waldgebirge zwischen der [[Markgrafschaft Meißen]] und dem [[Geschichte Böhmens|Königreich Böhmen]] in das Blickfeld markmeißnischer und böhmischer Interessen. Beide Seiten begannen mit der Anlage einer Reihe von [[Burg|Grenzschutzburgen]] (u. a. [[Burg Sayda|Sayda]], [[Schloss Purschenstein|Purschenstein]], [[Rechenberg-Bienenmühle|Rechenberg]], [[Bärenstein (Altenberg)|Bärenstein]], [[Lauenstein (Altenberg)|Lauenstein]], [[Festung Königstein|Königstein]]), um die eigene Interessenssphäre abzugrenzen. |
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Die um 1200 angelegte Burg Frauenstein bildete eine dieser Grenzschutzburgen. Sie hob sich gegenüber den meisten anderen Burgen ab, da sie gleichzeitig die wichtige von [[Freiberg]] über den [[Erzgebirgspässe|Pass von Klostergrab]] (Hrob) nach [[Teplice|Teplitz]] (Teplice) führenden Handelsstraße (später [[Alte Freiberg-Teplitzer Poststraße]]) schützte und kontrollierte. Die Burganlage befand sich etwa auf halbem Weg zwischen Freiberg und der böhmischen Grenze. Möglicherweise stand die Gründung auch im Zusammenhang mit dem angeblich um 1180 erfolgten Raub des Silberschatzes von Markgraf [[Otto (Meißen)|Otto dem Reichen]] durch böhmische Räuber. |
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Die Burg, die beim Stadtbrand des Jahres 1728 zur Ruine wurde, ist heute die größte Burgruinenanlage Sachsens. 1585 bis 1588 wurde neben der Burg ein Schloss errichtet. Die Burg (und später das Schloss) besaßen die [[Markgrafschaft Meißen|Markgrafen von Meißen]] bzw. die [[Kurfürstentum Sachsen|Kurfürsten von Sachsen]], welche die Anlage als [[Lehnswesen|Lehen]] an [[Vasalle]]n vergaben. |
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Im Laufe der Geschichte traten folgende Besitzer über Burg bzw. Schloss und [[Amt Frauenstein|Herrschaft Frauenstein]] auf (unvollständig): |
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* zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts: Das Geschlecht derer [[von Siden]] ([[Latein|lat]].: ''de [[Serico]]'') trat u. a. mit [[Ritter]] Johannes und Heinrich von Siden als Burgherren auf. Johannes von Siden nannte sich auch Johannes de Vrowenstein. |
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* vor 1320–1323 (?): Markgraf [[Friedrich I. (Meißen)|Friedrich der Freidige]] belehnte die [[Eulenburg (Adelsgeschlecht)|von Ileburgs]] mit der Burg. Die Belehnung wurde wahrscheinlich 1323 wieder gelöst. |
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* 1329–1426: Die Burg gelangte in den erblichen Lehnsbesitz der [[Burggraf von Meißen|Burggrafen von Meißen]] aus dem Geschlecht der [[Meinheringer]], welche die Burg ab etwa 1380 als Stammsitz nutzten. Die Stadtrechtsverleihung (1411) ging auf die Funktion als Fürstensitz zurück. 1426 fiel Burggraf [[Heinrich II. (Meinheringer)|Heinrich]] in der [[Schlacht bei Aussig]]. Da er kinderlos war, gelangten Burg und Herrschaft zurück an den Kurfürsten [[Friedrich I. (Sachsen)|Friedrich den Streitbaren]]. |
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* 1428–1439: 1428 wurde [[Heinrich I. von Plauen]] (Hofrichter von [[Sigismund von Luxemburg]]) aus dem Geschlecht der [[Vögte von Plauen]] mit der Burg belehnt. Heinrich geriet bald darauf in eine [[Fehde]] mit Kurfürst [[Friedrich II. (Sachsen)|Friedrich dem Sanftmütigen]], die 1438 mit der Eroberung der Burg und dem Einziehen des Lehens endete. |
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* 1439–1472: Die Burg wurde als Mittelpunkt des gleichnamigen kurfürstlichen Amtes von verschiedenen [[Vogt|Vögten]], [[Amtmann|Amtmännern]] und Getreuen der Markgrafen von Meißen verwaltet. |
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* 1473–1647: Das Adelsgeschlecht der [[Schönberg (Adelsgeschlecht)|von Schönbergs]] wurde mit der Burg und der Herrschaft belehnt. Da die Burg nur einen beschränkten Wohnkomfort bot, ließ [[Heinrich von Schönberg]] 1585 bis 1588 unterhalb der Burg durch den Baumeister [[Hans Irmisch]] ein Schloss im Stil der [[Renaissance]] errichten. In der Folgezeit setzte der Verfall der kaum mehr genutzten Burg ein. |
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* 1647–1873: Die durch den [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Krieg]] verschuldeten von Schönbergs waren zum Verkauf des Schlosses gezwungen. Es gelangte wieder in den Besitz der sächsischen Kurfürsten. Diese nutzten es bis 1873 als Verwaltungssitz des gleichnamigen Amtes. Durch die Einrichtung der [[Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde]] ging die Verwaltungsfunktion 1873 endgültig verloren. Der Verfall der ungenutzten Burg wurde durch Beschädigungen nach dem Stadtbrand von 1728 weiter beschleunigt. |
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=== Entwicklung der Stadt === |
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[[Datei:20060925220DR Frauenstein Markt Aufgang zu Burg + Schloß.jpg|mini|Marktplatz Frauenstein]] |
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Am 22. Mai 1411 verlieh der Burggraf Heinrich von Meißen der Siedlung das Stadtrecht. Frauenstein musste drei Stadtbrände erdulden. 1728 vernichtete ein großer Stadtbrand weite Teile der Stadt, darunter u. a. die 15-registrige [[Gottfried Silbermann|Silbermann-Orgel]] (1711) in der Kirche. Burg und Schloss wurden schwer beschädigt. Die Burg wurde nach dem Brand nicht wieder aufgebaut und verfällt seitdem. |
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Am 2./3. Oktober 1869 kurz nach Mitternacht brach in einem Hintergebäude am Markt ein Feuer aus, das sich rasch ausbreitete. Bereits gegen 3 Uhr nachts brannte ein Großteil der schindelgedeckten Häuser. Die Flammen vernichteten insgesamt 75 Bürgerhäuser, das Rathaus, die Kirche mit der nach dem Brand von 1728 von Gottfried Silbermann zum Selbstkostenpreis angefertigten Orgel (1738), drei Schulhäuser, ein Stadttorhaus und das Armenhaus. 715 Menschen, die Hälfte der Einwohner, verloren ihr Obdach. Der sächsische Staat bewilligte 12.000 [[Taler]] für den Wiederaufbau der öffentlichen Gebäude, die Einwohnerschaft erhielt weitere 30.000 [[Gulden]] aus Spenden sowie zahlreiche Sachspenden, so dass der Wiederaufbau rasch voranschritt. Das neue Rathaus wurde bereits 1871, die Kirche 1873 fertiggestellt. |
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Bei der Niederschlagung des [[Prager Frühling]]s im August 1968 marschierten durch Frauenstein [[Sowjetunion|sowjetische]] [[Militär|Truppen]].<ref>{{Literatur |Autor=Reiner Burger, Frauenstein |Titel=Prager Frühling: „Jeder Panzer eine Faust, die in Bonner Pläne saust“ |Sammelwerk=[[Frankfurter Allgemeine Zeitung]] |Datum=2008-08-21 |Online=[https://www.faz.net/aktuell/politik/prager-fruehling-jeder-panzer-eine-faust-die-in-bonner-plaene-saust-1678279.html faz.net] |Abruf=2020-03-27}}</ref> |
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=== Eingemeindungen === |
=== Eingemeindungen === |
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* 1974: [[Kleinbobritzsch]] |
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*[[Burkersdorf (Frauenstein)|Burkersdorf]] |
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* 1994: [[Burkersdorf (Frauenstein)|Burkersdorf]], [[Dittersbach (Frauenstein)|Dittersbach]], [[Nassau (Frauenstein)|Nassau]] |
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*[[Dittersbach]] |
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*[[Kleinbobritzsch]] |
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*[[Nassau_(Erzgebirge)|Nassau]] |
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=== Einwohner- und Größenentwicklung === |
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[[Bild:Frauenstein_Stadtkirche.jpg|right|thumb|200px|Frauenstein, Stadtkirche]] |
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{| class="toptextcells" |
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* 1300: 300 Einwohner <small>(1)</small> |
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* 1550: 496 Einwohner <small>(2)</small> |
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* 1697: 95 Bürger, 84 Wohnhäuser, 46 wüste Wohnstellen |
|||
* 1748: 66 Häuser in der Stadt, 37 Häuser in den Vorstädten, 38 wüste Wohnstellen |
|||
* 1764: 102 besessene Mann |
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* 1772: 612 Einwohner |
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* 1801: 757 Einwohner |
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* 1813: 814 Einwohner, 63 Häuser in der Stadt und den Vorstädten |
|||
* 1815: 715 Einwohner |
|||
* 1834: 1.029 Einwohner, 139 Häuser |
|||
* 1871: 1.405 Einwohner |
|||
* 1890: 1.269 Einwohner |
|||
* 1910: 1.281 Einwohner |
|||
* 1925: 1.193 Einwohner |
|||
* 1939: 1.477 Einwohner |
|||
| |
|||
* 1946: 1.568 Einwohner |
|||
* 1957: 1.335 Einwohner |
|||
* 1962. 1.285 Einwohner |
|||
* 1977: 1.528 Einwohner |
|||
* 1990: 3.751 Einwohner <small>(3)</small> |
|||
* 1998: 3.575 Einwohner, 866 Wohngebäude, 1.522 Wohnungen |
|||
* 1999: 3.551 Einwohner |
|||
* 2000: 3.518 Einwohner |
|||
* 2001: 3.476 Einwohner |
|||
* 2002: 3.425 Einwohner |
|||
* 2003: 3.395 Einwohner |
|||
* 2004: 3.330 Einwohner, 888 Wohngebäude, 1.551 Wohnungen |
|||
* 2005: 3.285 Einwohner |
|||
* 2006: 3.253 Einwohner |
|||
* 2007: 3.210 Einwohner |
|||
* 2008: 3.159 Einwohner |
|||
* 2009: 3.113 Einwohner |
|||
* 2010: 3.082 Einwohner, 897 Wohngebäude, 1.564 Wohnungen |
|||
| |
|||
* 2011: 3.030 Einwohner |
|||
* 2012: 3.058 Einwohner |
|||
* 2013: 3.006 Einwohner |
|||
* 2014: 2.958 Einwohner |
|||
* 2015: 2.936 Einwohner, 894 Wohngebäude, 1.541 Wohnungen |
|||
* 2016: 2.884 Einwohner |
|||
* 2017: 2.860 Einwohner |
|||
* 2018: 2.829 Einwohner |
|||
* 2019: 2.772 Einwohner |
|||
* 2020: 2.733 Einwohner, 903 Wohngebäude, 1.554 Wohnungen |
|||
|} |
|||
<div style="font-size:90%;"> |
|||
* historische Daten zusammengestellt nach: |
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** {{WdH|10}} |
|||
** [[Karlheinz Blaschke]]: ''Das Städtewesen vom 12. bis zum 19. Jahrhundert.'' Beiheft zum Atlas für Geschichte und Landeskunde von Sachsen. Leipzig/Dresden 2003 |
|||
** [[Albert Schiffner]]: ''Handbuch der Geographie, Statistik und Topographie des Königreiches Sachsen Band 2.'' Leipzig 1840 |
|||
* ab 1990 Angaben des Statistischen Landesamtes des Freistaates Sachsen |
|||
* ab 1991: Stand zum 31. Dezember des jeweiligen Jahres |
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(1): geschätzt nach überlieferten Hauszahlen aus dem 16. Jahrhundert<br /> |
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(2): errechnet nach Steuerlisten<br /> |
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(3): Stand 3. Oktober 1990 |
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</div> |
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=== Gedenkstätten === |
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* Grabstätten auf dem Friedhof des Ortsteils Burkersdorf für drei namentlich bekannte sowjetische Bürger, die während des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieges]] nach Deutschland verschleppt und zwischen 1942 und 1944 Opfer von [[Zwangsarbeit]] wurden. |
|||
== Politik == |
== Politik == |
||
=== Gemeinderat === |
|||
Für den Stadtteil Burkersdorf wurde mit Beschluss vom 30. Dezember 1999 das [[Flurbereinigung|Flurbereinigungsverfahren]] '''Burkersdorf''' angeordnet. |
|||
{{Wahldiagramm |
|||
Für den Stadtteil Dittersbach wurde mit Beschluss vom 23. April 2001 das [[Flurbereinigung|Flurbereinigungsverfahren]] '''Dittersbach''' angeordnet. |
|||
|LAND = DE |
|||
|TITEL = Stadtratswahl 2024 |
|||
|TITEL2 = <small>'''Wahlbeteiligung:''' 74,3 % (2019: 70,4 %)</small> |
|||
|JAHRALT = 2019 |
|||
|JAHRNEU = 2024 |
|||
|GUV = ja |
|||
|PARTEI1 = AFWG |
|||
|ERGEBNIS1 = 62.3 |
|||
|ERGEBNISALT1 = 49.9 |
|||
|FARBE1 = 2323DF |
|||
|ANMERKUNG1 = Allgemeine Freie Wählergemeinschaft |
|||
|PARTEI2 = CDU |
|||
|ERGEBNIS2 = 34.7 |
|||
|ERGEBNISALT2 = 39.6 |
|||
|PARTEI3 = Grüne |
|||
|ERGEBNIS3 = 3.0 |
|||
|ERGEBNISALT3 = 0.0 |
|||
|PARTEI4 = Linke |
|||
|ERGEBNISALT4 = 10.5 |
|||
}}Seit der [[Kommunalwahlen in Sachsen 2024|Stadtratswahl am 9. Juni 2024]] verteilen sich die 14 Sitze des Gemeinderates folgendermaßen auf die einzelnen Gruppierungen: |
|||
* Allgemeine Freie Wählergemeinschaft (AFWG): 9 Sitze |
|||
* CDU: 5 Sitze |
|||
{| class="wikitable" |
|||
|+letzte Stadtratswahlen |
|||
| rowspan="7" |{{Sitzverteilung |
|||
|float = left |
|||
|Land = DE |
|||
|Beschriftung = Sitze |
|||
|Überschrift = Stadtrat ab 2024 |
|||
| AFWG|CDU |
|||
| AFWG Farbe = 2323DF |
|||
|AFWG = 9 |
|||
|CDU = 5 |
|||
}} |
|||
! rowspan="2" |Liste |
|||
! colspan="2" |[[Kommunalwahlen in Sachsen 2024|2024]]<ref>{{Internetquelle |autor=Referat Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit |url=https://wahlen.sachsen.de/gemeinderatswahlen-2024-wahlergebnisse.php?landkreis=14522&gemeinde=14522170&_ptabs=%7B%22%23tab-sitzverteilung%22%3A1%7D |titel=Wahlergebnisse - Wahlen - sachsen.de |sprache=de |abruf=2024-09-01}}</ref> |
|||
! colspan="2" |[[Kommunalwahlen in Sachsen 2019|2019]]<ref>{{Internetquelle |autor=Referat Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit |url=https://wahlen.sachsen.de/gemeinderatswahlen-2019-wahlergebnisse.php?landkreis=14522&gemeinde=14522170&_ptabs=%7B%22%23tab-sitzverteilung%22%3A1%7D |titel=Wahlergebnisse - Wahlen - sachsen.de |sprache=de |abruf=2024-09-01}}</ref> |
|||
! colspan="2" |[[Kommunalwahlen in Sachsen 2014|2014]]<ref>{{Internetquelle |autor=Referat Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit |url=https://wahlen.sachsen.de/gemeinderatswahlen-2014-wahlergebnisse.php?landkreis=14522&gemeinde=14522170&_ptabs=%7B%22%23tab-sitzverteilung%22%3A1%7D |titel=Wahlergebnisse - Wahlen - sachsen.de |sprache=de |abruf=2024-09-01}}</ref> |
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|- |
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!Sitze |
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!in % |
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!Sitze |
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!in % |
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!Sitze |
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!in % |
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|- |
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|Allgemeine Freie Wählergemeinschaft |
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|'''9''' |
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|'''62,3''' |
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|'''7''' |
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|'''49,9''' |
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|6 |
|||
|39,5 |
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|- |
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|[[CDU Sachsen|CDU]] |
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|5 |
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|34,7 |
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|6 |
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|39,6 |
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|'''7''' |
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|'''48,2''' |
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|- |
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|[[Grüne Sachsen|Grüne]] |
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|– |
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|3,0 |
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|– |
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|– |
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|– |
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|– |
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|- |
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|[[Die Linke Sachsen|Linke]] |
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|– |
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|– |
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|1 |
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|10,5 |
|||
|1 |
|||
|12,3 |
|||
|- |
|||
!Wahlbeteiligung |
|||
! colspan="2" |74,3 % |
|||
! colspan="2" |70,7 % |
|||
! colspan="2" |56,4 % |
|||
|} |
|||
=== Bürgermeister === |
|||
Bürgermeister ist seit 2015 Reiner Hentschel. |
|||
<!-- *[[Christlich Demokratische Union Deutschlands|CDU]] --> |
|||
{| class="wikitable" |
|||
<!-- *[[Sozialdemokratische Partei Deutschlands|SPD]] --> |
|||
|+letzte Bürgermeisterwahlen |
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<!-- *[[Bündnis 90/Die Grünen|Grüne]] --> |
|||
!Wahl |
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<!-- *[[Freie Demokratische Partei|FDP]] --> |
|||
!Bürgermeister |
|||
<!-- *[[Freie Wähler|FW]] --> |
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<!-- *[[Partei des Demokratischen Sozialismus|PDS]] --> |
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|[[Bürgermeisterwahlen in Sachsen 2022#Landkreis Mittelsachsen|2022]] |
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<!-- === Wappen === --> |
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|[[Bürgermeisterwahlen in Sachsen 2015#Landkreis Mittelsachsen|2015]] |
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|[[Bürgermeisterwahlen in Sachsen 2008#Landkreis Mittelsachsen|2008]] |
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|Andreas Heinrich |
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|[[Bürgermeisterwahlen in Sachsen 2001#Landkreis Freiberg|2001]] |
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|Peter Heinrich |
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|CDU |
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=== Städtepartnerschaft === |
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Partnergemeinde ist seit 1991 [[Zell am Harmersbach]]. |
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=== Flurbereinigung === |
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Für den Stadtteil Burkersdorf wurde mit Beschluss vom 30. Dezember 1999 und für den Stadtteil Dittersbach mit Beschluss vom 23. April 2001 das [[Flurbereinigung]]sverfahren angeordnet. |
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=== Stadtmarketing === |
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Im September 2009 wurde das neue Leitbild ''Frauenstein – Stern im Erzgebirge'' vorgestellt.<ref>[http://www.frauenstein-erzgebirge.de/gewerbe/frauenstein/stern-im-erzgebirge/ „Stern“-Thematik auf der Website der Stadt]</ref> |
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== Kultur und Sehenswürdigkeiten == |
== Kultur und Sehenswürdigkeiten == |
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{{Siehe auch|Liste der Kulturdenkmale in Frauenstein (Erzgebirge)}} |
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[[Datei:Frauenstein Friedhofskirche außen.jpg|mini|Begräbniskirche von Frauenstein]] |
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[[Datei:Frauenstein Friedhofskirche innen.jpg|mini|Begräbniskirche, innen]] |
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* [[Burg Frauenstein (Erzgebirge)|Burgruine Frauenstein]] |
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* [[Schloss Frauenstein (Erzgebirge)|Schloss Frauenstein]] |
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* [[Stadtkirche Frauenstein]] |
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* [[Kursächsische Postmeilensäule|Kursächsische Distanzsäule]] am Markt |
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* Königlich-sächsische [[Meilenstein]]e am Markt und an der [[Bundesstraße 171|B 171]] |
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* Skulpturen vom Europäischen Kunstsymposium 2006 am „Kunstwanderweg Frauenstein“ und am Markt<ref>[http://www.zuzuku.de/laender/Sachsen/kreis-freiberg/frauenstein/frauenstein.htm Kunstwanderweg Frauenstein] (abgerufen am 10. Juli 2016)</ref> |
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* Begräbniskirche „Zum heiligen Kreuz“: Sie war einst die Stadtkirche von Frauenstein. Sie wurde 1384 als Stiftung einer Kapelle erwähnt, entstand wahrscheinlich aber schon im 13. Jahrhundert im Zuge des [[Heiliger Weg|Heiligen Weges]]. Der heutige Bau stammt aus dem Jahr 1616. Die Begräbniskirche hat einen Kanzelaltar von 1648 und mehrere wertvolle [[Epitaph]]e. |
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;Museen |
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* [[Gottfried-Silbermann-Museum]], Markt 4, eingeweiht am 13. November 2021 (zuvor im Schloss Frauenstein).<ref>[https://www.silbermann-museum.de/ Offizielle Homepage Silbermann-Museum]</ref> |
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== Wirtschaft und Infrastruktur == |
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=== Gewerbe === |
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Am 15. [[Februar]] [[1943]] gründete Johannes Tittel im stillgelegten [[Gasthaus]] [[Schützenhaus]] eine Fertigungsstätte für feinmechanische Bauteile. Es waren Teile für Funk- und Nachrichtengeräte sowie Bauteile für die [[Luftfahrtindustrie]] ([[Jagdflugzeug]]e und [[Bomber]]).<ref name="Hist">{{Internetquelle |url=https://www.tf-frauenstein.de/unternehmen/historie.html |titel=Tittel Feingerätetechnik – Historie |sprache=de |abruf=2020-07-20}}</ref> |
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Im Jahr 1953 übertrug Johannes Tittel den Frauensteiner [[Betrieb]]steil an seinen Bruder Kurt Tittel und es werden vorrangig [[Zeitschaltuhr]]en gefertigt. Das private [[Unternehmen]] konnte trotz staatlicher [[Repressalie]]n bestehen, weil eine beträchtliche [[Anzahl]] an Geräten exportiert wurde und der [[Staat]] so [[Devisen]] bekam.<ref name="Hist" /> |
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[[Datei:1967 DDR-Elektroartikel, Zeitschaltuhr von Kurt Tittel Frauenstein.jpg|mini|Zeitschaltuhr von Kurt Tittel, gefertigt 1967]] |
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Die staatliche Wirtschaftsführung hatte mit der [[Staatsbank der DDR]] ein mächtiges Machtmittel. Die Staatsorgane konnten den Privatbetrieben alle [[Kredit]]e sperren und zwangen viele von ihnen in eine [[Kommanditgesellschaft]]. Eine solche Gründung fand 1960 statt. Kurt Tittel als [[Komplementär (Gesellschaftsrecht)|Komplementär]] haftete mit seinem gesamten [[Vermögen (Wirtschaft)|Vermögen]], wobei der [[Kommanditist]], also die staatliche Wirtschaftsführung, nur mit der Einlage der [[Staatsbank]] haftete. Die staatlichen Wirtschaftsführer hatten jetzt Einblick in alle ökonomischen Abläufe und konnten so die private Betriebsführung in ihrem Sinn beeinflussen, gestalten und neue [[Unternehmensziel]]e festlegen. Eine solche Festlegung von den Kommanditisten war die vorrangige [[Produktion]] von [[Tarifschaltgerät]]en für [[Nachtspeicherheizung]]en.<ref name="Hist" /> |
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Die [[Produktion]] von Schaltuhren war recht aufwendig und erforderte hohes Können auf feinmechnischem Gebiet. Das Foto von der inneren Anordnung der Bauteile veranschaulicht den aufwendigen Aufbau. |
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[[Erich Honecker]] wurde am 3. Mai 1971 Erster Sekretär des [[Zentralkomitee]]s und ihm waren die zahlreichen Privatbetriebe in der [[DDR]], etwa 11.000, ein Dorn im Auge. Er traf umgehend Vorbereitungen für die [[Verstaatlichung]] von [[Betrieb]]en mit mehr als 10 Beschäftigen. Der Privatbetrieb Kurt Tittel wurde so im Jahr 1972 ein [[Volkseigener Betrieb]] und der bisherige Komplementär und Unternehmensführer Kurt Tittel wurde als Direktor eingesetzt.<ref name="Hist" /> |
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Im April 1992 erhielten die Söhne von Kurt Tittel das [[Familienunternehmen]] zurück; sie führen es als privates [[Unternehmen]] weiter.<ref name="Hist" /> |
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=== Verkehr === |
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==== Eisenbahn ==== |
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[[Datei:Bahnhof Frauenstein.jpg|mini|Bahnhof Frauenstein um 1910]] |
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Mit der [[Schmalspurbahn Klingenberg-Colmnitz–Frauenstein]] erhielt Frauenstein im September 1898 einen Bahnanschluss. Der Güterverkehr auf der Strecke wurde 1970 eingestellt, der Personenverkehr kurzfristig ein Jahr später aufgrund eines Unfalls. Anschließend wurde die Strecke abgebaut. |
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==== Straße ==== |
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[[Datei:PostkutschenhaltMarktFrauenstein010507FotoAndreKaiser.jpg|mini|Postkutschenhalt am Markt]] |
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Die Erschließung des Gebietes um Frauenstein erfolgte durch Höhenstraßen, die das sächsische Tiefland über den Osterzgebirgskamm mit Böhmen verbanden. Die Lage an einer alten von [[Freiberg]] über den [[Erzgebirgspässe|Pass von Klostergrab]] nach Klostergrab ([[Hrob]]) führenden Handelsstraße war ein entscheidendes Merkmal für die Gründung der Burg Frauenstein. Im 18. Jahrhundert erlangte diese Verbindung als [[Alte Freiberg-Teplitzer Poststraße]] Bedeutung. Auf dem Markt befindet sich noch eine Nachbildung der 1725 bei der von [[Adam Friedrich Zürner]] durchgeführten Landesvermessung aufgestellten [[Kursächsische Postmeilensäule|kursächsischen Postmeilensäule]] (Originalteile im Museum). Ende des 18. Jahrhunderts begann der [[chaussee]]mäßige Ausbau zwischen Freiberg und der sächsisch-böhmischen Grenze. Mitte des 19. Jahrhunderts verkehrten über diese Straße die Postkurse Frauenstein-Freiberg und Frauenstein-[[Teplice|Teplitz]] (Teplice). Die königlich-sächsischen [[Meilenstein|Stationssteine]], im Originalzustand am Markt und als Wegweiser umgestaltet an der heutigen [[Bundesstraße 171|B 171]], wurden um 1860 an der neuen Chaussee aufgestellt. Die heutige [[Landesstraße|Staatsstraße]] 184 entspricht in ihrem Verlauf zwischen Freiberg, Frauenstein und [[Hermsdorf/Erzgeb.|Neuhermsdorf]] in Teilen der Alten Freiberg-Teplitzer Poststraße. |
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==== ÖPNV ==== |
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Bereits 1865 wurde eine von [[Freiberg]] nach Frauenstein führende [[Postkutsche]]nverbindung eingerichtet. Heute liegt die Stadt im Verbundraum des [[Verkehrsverbund Mittelsachsen|Verkehrsverbundes Mittelsachsen]]. Laut Fahrplan vom 11. Dezember 2005 bis 10. Dezember 2006 ist Frauenstein über Buslinien mit [[Dresden]], Freiberg, [[Olbernhau]] und [[Rechenberg-Bienenmühle]] verbunden. |
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== Persönlichkeiten == |
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[[ Burg und Schloss Frauenstein|Burgruine und Schloss Frauenstein]] |
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=== Söhne und Töchter der Stadt === |
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* [[Andreas Silbermann]] (1678–1734), [[Orgelbauer]] |
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* [[Gottfried Silbermann]] (1683–1753), Orgelbauer |
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* [[Friedrich Gotthilf Freitag]] (1686–1671), Klassischer Philologe und Gymnasiallehrer, geboren in Burkersdorf |
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* [[Gustav Heinrich Naecke]] (1785–1835), Maler |
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* [[Gustav Philipp]] (1841–1897), [[MdL]], Politiker (Fortschrittspartei) und Brauereibesitzer |
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* [[Heinrich Uhle]] (1842–1925), Klassischer Philologe und Indologe |
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* [[Georg Aster]] (1849–1917), Architekt |
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* [[Emil Berger (Politiker)|Emil Berger]] (1865–nach 1943), in Burkersdorf geborener Konsumgenossenschafter und Politiker |
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* [[Albin Müller]], Künstlername ''Albinmüller'' (1871–1941), Architekt und Gestalter |
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* [[Arthur Hugo Göpfert (Baumeister)|Arthur Hugo Göpfert]] (1872–1949), MdL 1909–1918, nationalliberaler Politiker, Architekt |
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* [[Carl Meyrich]] (1892–1981), Wirtschaftswissenschaftler |
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* [[Werner Müller (Heimatforscher)|Werner Müller]] (1924–1999), Heimatforscher |
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* [[Christa Herklotz]] (1935–2010), Skilangläuferin |
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* [[Sonnhilde Kallus]] (1935–2007), Skirennläuferin |
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* [[Dieter Lohse]] (* 1940), Verkehrswissenschaftler |
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* [[Peter Heinrich (Politiker, 1948)|Peter Heinrich]] (1948–2015), MdL, Politiker (CDU), ab 1990 erster frei gewählter Bürgermeister von Frauenstein |
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* [[Martin Wünschmann]] (* 1957), Pädagoge und ehemaliger Abgeordneter der Volkskammer |
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* [[Thomas Schönlebe]] (* 1965), Leichtathlet, Weltmeister und Olympiateilnehmer |
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* [[Maik Meyer]] (* 1970), Amateurastronom und Kometenexperte |
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=== Personen mit Bezug zum Ort === |
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<!-- === Theater === --> |
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* [[Hans Irmisch]] (1526–1597), Kursächsischer Landbaumeister, Architekt des Schlosses Frauenstein |
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* [[Christoph Schindler (Geistlicher)|Christoph Schindler]] (1596–1669), Jurist und Geistlicher, Diakon im Ort |
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* [[Carl Gottlob von Leubnitz]] (1667–1741), Amtshauptmann |
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* Eduard Ferdinand Köhler (1814–1886), Schuldirektor, Förderung der kindlichen Bildung |
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* Max Kreher (1885–1940), Unternehmer, Metallwarenfabrik, Erfinder |
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* Johann Georg Neuber (1892–1968), Skilehrer, Sprungschanzen-Erbauer |
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* Walter Adam (1900–1951), Pfarrer, Bekennende Kirche |
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== Literatur == |
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* {{MerianTopo |Titel=Frawenstein |Band=12 |Seite=82}} |
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* {{WdH|10}}<!-- was wo Seite ??? --> |
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* Heimatmuseum Frauenstein (Hrsg.): ''Frauenstein. Burg und Stadt. Heimat des Orgelbauers Gottfried Silbermann.'' Frauenstein, o. J. |
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* Steffen Herzog, Rainer Aurig: ''Burg/Schloß, Stadt und Museum „Gottfried Silbermann“ Frauenstein.'' Schnell Kunstführer Nr. 2334. Regensburg 2010. |
|||
* [[Hermann Löscher]]: ''Frauenstein.'' In: [[Walter Schlesinger]] (Hrsg.): ''[[Handbuch der historischen Stätten Deutschlands]].'' Band 8: ''Sachsen'' (= ''[[Kröners Taschenausgabe]].'' Band 312). Kröner, Stuttgart 1965, {{DNB|456882952}}, S. 98–99. |
|||
* Oswald Schleinitz: ''Chronik des Amtsgerichtsbezirks Frauenstein.'' Wolf, Schmiedeberg 1887. ([http://digital.slub-dresden.de/id39603487X digital.slub-dresden.de] Teil 1) |
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* {{BKD|2|26|30|Frauenstein}} |
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== Weblinks == |
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Gottfried Silbermann Museeum im Schloss |
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{{Commonscat}} |
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{{Wikivoyage}} |
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* [http://www.mittelsachsen-atlas.de/ Atlas Mittelsachsen] |
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* [https://www.frauenstein-erzgebirge.de/ Offizielle Homepage der Stadt Frauenstein] |
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* {{HOV|Frauenstein|Frauenstein}} |
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* {{SächsBib |GND=4018232-0 |TEXT=Literatur über |NAME=Frauenstein}} |
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== Einzelnachweise == |
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<!-- === Musik === --> |
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<references /> |
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<!-- zum Beispiel Orchester, Chöre, Vereine etc. --> |
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<!-- === Bauwerke === --> |
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<!-- === Parks === --> |
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<!-- === Naturdenkmäler === --> |
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<!-- === Sport === --> |
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<!-- === Regelmäßige Veranstaltungen === --> |
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<!-- === Kulinarische Spezialitäten === --> |
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<!-- == Wirtschaft und Infrastruktur == --> |
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<!-- === Verkehr === --> |
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<!-- === Ansässige Unternehmen === --> |
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<!-- === Medien === --> |
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<!-- === Öffentliche Einrichtungen === --> |
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<!-- beispielsweise Behörden, Institutionen, Körperschaften etc. --> |
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<!-- === Bildung === --> |
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<!-- zum Beispiel Universitäten, Fachhochschulen, Schulen etc. --> |
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<!-- == Persönlichkeiten == --> |
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<!-- === Ehrenbürger === --> |
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<!-- === Söhne und Töchter der Stadt === --> |
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<!-- d.h. Personen, die hier geboren sind;--> |
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<!-- ggf. ===weitere Persönlichkeiten, die mit der Stadt in Verbindung stehen=== --> |
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<!-- == Literatur == --> |
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<!-- == Sonstiges == --> |
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{{Navigationsleiste Städte und Gemeinden im Landkreis Mittelsachsen}} |
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==Weblinks== |
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*[http://www.frauenstein-erzgebirge.de Offizielle Homepage] |
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{{Normdaten|TYP=g|GND=4018232-0|VIAF=244522386}} |
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{{Navigationsleiste Städte und Gemeinden im Landkreis Freiberg}} |
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[[Kategorie: |
[[Kategorie:Ort im Landkreis Mittelsachsen]] |
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[[Kategorie:Ort |
[[Kategorie:Ort im Erzgebirge]] |
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[[Kategorie:Bergstadt (Sachsen)]] |
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[[Kategorie:Ersterwähnung 1218]] |
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[[Kategorie:Stadtrechtsverleihung 1411]] |
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[[Kategorie:Staatlich anerkannter Erholungsort in Sachsen]] |
Aktuelle Version vom 23. März 2025, 17:13 Uhr
Wappen | Deutschlandkarte | |
---|---|---|
![]() |
| |
Basisdaten | ||
Koordinaten: | 50° 48′ N, 13° 32′ O | |
Bundesland: | Sachsen | |
Landkreis: | Mittelsachsen | |
Höhe: | 650 m ü. NHN | |
Fläche: | 58,99 km2 | |
Einwohner: | 2656 (31. Dez. 2024)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 45 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 09623 | |
Vorwahl: | 037326 | |
Kfz-Kennzeichen: | FG, BED, DL, FLÖ, HC, MW, RL | |
Gemeindeschlüssel: | 14 5 22 170 | |
Stadtgliederung: | 4 Stadtteile | |
Adresse der Stadtverwaltung: |
Markt 28 09623 Frauenstein | |
Website: | www.frauenstein-erzgebirge.de | |
Bürgermeister: | Reiner Hentschel (EB Hentschel) | |
Lage der Stadt Frauenstein im Landkreis Mittelsachsen | ||
![]() |
Frauenstein ist eine Kleinstadt im Süden des sächsischen Landkreises Mittelsachsen.
Geographie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Stadt liegt im osterzgebirgischen Teil des Naturparks Erzgebirge/Vogtland, 20 km südöstlich von Freiberg und 30 km südwestlich von Dresden.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Gründung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ausgangspunkt der Siedlungsbildung war die um 1200 erfolgte Anlage einer Burg, die sich auf einer markanten Bergkuppe (Granitporphyr) über die gewellten Hochflächen des Umlandes erhob. Kurz nach Gründung der Burg wurden im nahen Umfeld in Reichenau Silbererze gefunden. Daraufhin siedelten sich Bergleute und Handwerker im nordöstlich der Burg gelegenen Kuttelbachtal an. Allerdings war der Siedlungsort ungünstig gewählt, da überschwemmungsgefährdet und abseits der Burg gelegen. Die Siedlung wurde deshalb nach 1470 aufgegeben. Das neue Frauenstein errichtete man planmäßig auf einer Hochfläche in unmittelbarer Nachbarschaft der Burg.
Wappen und Name
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Name Frauenstein wurde erstmals 1218 in einer Urkunde genannt. In dieser wird ein Priester namens „Heinricus de Vrounsten“ (Heinrich von Frauenstein) erwähnt.[2] Das Vorhandensein eines Priesters weist auf eine (neben der Burg) bestehende Siedlung hin. Die Burg selbst wurde erst 1272 als „Castrum Vrowenstein“ in einer Lehensbestätigung genannt. Vom Stadtnamen sind u. a. noch die Schreibweisen „Vrouwenstein“ (1321), „Vrowinstein“ (1385), „Frauwinstein“ (1405), „Frawenstein“ (1424) und „ffrauwenstein“ (1439) überliefert. Der Name geht auf das mittelhochdeutsche Wort Vrowe zurück, was so viel wie Herrin, Gebieterin, Frau (von höherem Stand) bedeutet. Der Name bezeichnete wahrscheinlich die Burg, später ging er auf den Ort über. Ein religiöser Hintergrund, wie im Stadtwappen dargestellt, ist kaum wahrscheinlich und nicht nachweisbar.[3]
-
Rathaus und Schloss im Winter
-
Frauenstein, Stadtkirche
-
Silbermannbrunnen auf dem Marktplatz
-
Ortspyramide am Marktplatzrand vor dem Schlosseingang
-
Wappen am Rathaus
Entwicklung von Burg und Schloss
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]


Die Gründung der Burg Frauenstein war ein Ergebnis der ersten Kolonisationsphase[4] des Erzgebirges. Nach den Silberfunden von Freiberg 1168 rückte das bislang unbesiedelte Waldgebirge zwischen der Markgrafschaft Meißen und dem Königreich Böhmen in das Blickfeld markmeißnischer und böhmischer Interessen. Beide Seiten begannen mit der Anlage einer Reihe von Grenzschutzburgen (u. a. Sayda, Purschenstein, Rechenberg, Bärenstein, Lauenstein, Königstein), um die eigene Interessenssphäre abzugrenzen.
Die um 1200 angelegte Burg Frauenstein bildete eine dieser Grenzschutzburgen. Sie hob sich gegenüber den meisten anderen Burgen ab, da sie gleichzeitig die wichtige von Freiberg über den Pass von Klostergrab (Hrob) nach Teplitz (Teplice) führenden Handelsstraße (später Alte Freiberg-Teplitzer Poststraße) schützte und kontrollierte. Die Burganlage befand sich etwa auf halbem Weg zwischen Freiberg und der böhmischen Grenze. Möglicherweise stand die Gründung auch im Zusammenhang mit dem angeblich um 1180 erfolgten Raub des Silberschatzes von Markgraf Otto dem Reichen durch böhmische Räuber.
Die Burg, die beim Stadtbrand des Jahres 1728 zur Ruine wurde, ist heute die größte Burgruinenanlage Sachsens. 1585 bis 1588 wurde neben der Burg ein Schloss errichtet. Die Burg (und später das Schloss) besaßen die Markgrafen von Meißen bzw. die Kurfürsten von Sachsen, welche die Anlage als Lehen an Vasallen vergaben.
Im Laufe der Geschichte traten folgende Besitzer über Burg bzw. Schloss und Herrschaft Frauenstein auf (unvollständig):
- zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts: Das Geschlecht derer von Siden (lat.: de Serico) trat u. a. mit Ritter Johannes und Heinrich von Siden als Burgherren auf. Johannes von Siden nannte sich auch Johannes de Vrowenstein.
- vor 1320–1323 (?): Markgraf Friedrich der Freidige belehnte die von Ileburgs mit der Burg. Die Belehnung wurde wahrscheinlich 1323 wieder gelöst.
- 1329–1426: Die Burg gelangte in den erblichen Lehnsbesitz der Burggrafen von Meißen aus dem Geschlecht der Meinheringer, welche die Burg ab etwa 1380 als Stammsitz nutzten. Die Stadtrechtsverleihung (1411) ging auf die Funktion als Fürstensitz zurück. 1426 fiel Burggraf Heinrich in der Schlacht bei Aussig. Da er kinderlos war, gelangten Burg und Herrschaft zurück an den Kurfürsten Friedrich den Streitbaren.
- 1428–1439: 1428 wurde Heinrich I. von Plauen (Hofrichter von Sigismund von Luxemburg) aus dem Geschlecht der Vögte von Plauen mit der Burg belehnt. Heinrich geriet bald darauf in eine Fehde mit Kurfürst Friedrich dem Sanftmütigen, die 1438 mit der Eroberung der Burg und dem Einziehen des Lehens endete.
- 1439–1472: Die Burg wurde als Mittelpunkt des gleichnamigen kurfürstlichen Amtes von verschiedenen Vögten, Amtmännern und Getreuen der Markgrafen von Meißen verwaltet.
- 1473–1647: Das Adelsgeschlecht der von Schönbergs wurde mit der Burg und der Herrschaft belehnt. Da die Burg nur einen beschränkten Wohnkomfort bot, ließ Heinrich von Schönberg 1585 bis 1588 unterhalb der Burg durch den Baumeister Hans Irmisch ein Schloss im Stil der Renaissance errichten. In der Folgezeit setzte der Verfall der kaum mehr genutzten Burg ein.
- 1647–1873: Die durch den Dreißigjährigen Krieg verschuldeten von Schönbergs waren zum Verkauf des Schlosses gezwungen. Es gelangte wieder in den Besitz der sächsischen Kurfürsten. Diese nutzten es bis 1873 als Verwaltungssitz des gleichnamigen Amtes. Durch die Einrichtung der Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde ging die Verwaltungsfunktion 1873 endgültig verloren. Der Verfall der ungenutzten Burg wurde durch Beschädigungen nach dem Stadtbrand von 1728 weiter beschleunigt.
Entwicklung der Stadt
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Am 22. Mai 1411 verlieh der Burggraf Heinrich von Meißen der Siedlung das Stadtrecht. Frauenstein musste drei Stadtbrände erdulden. 1728 vernichtete ein großer Stadtbrand weite Teile der Stadt, darunter u. a. die 15-registrige Silbermann-Orgel (1711) in der Kirche. Burg und Schloss wurden schwer beschädigt. Die Burg wurde nach dem Brand nicht wieder aufgebaut und verfällt seitdem.
Am 2./3. Oktober 1869 kurz nach Mitternacht brach in einem Hintergebäude am Markt ein Feuer aus, das sich rasch ausbreitete. Bereits gegen 3 Uhr nachts brannte ein Großteil der schindelgedeckten Häuser. Die Flammen vernichteten insgesamt 75 Bürgerhäuser, das Rathaus, die Kirche mit der nach dem Brand von 1728 von Gottfried Silbermann zum Selbstkostenpreis angefertigten Orgel (1738), drei Schulhäuser, ein Stadttorhaus und das Armenhaus. 715 Menschen, die Hälfte der Einwohner, verloren ihr Obdach. Der sächsische Staat bewilligte 12.000 Taler für den Wiederaufbau der öffentlichen Gebäude, die Einwohnerschaft erhielt weitere 30.000 Gulden aus Spenden sowie zahlreiche Sachspenden, so dass der Wiederaufbau rasch voranschritt. Das neue Rathaus wurde bereits 1871, die Kirche 1873 fertiggestellt.
Bei der Niederschlagung des Prager Frühlings im August 1968 marschierten durch Frauenstein sowjetische Truppen.[5]
Eingemeindungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 1974: Kleinbobritzsch
- 1994: Burkersdorf, Dittersbach, Nassau
Einwohner- und Größenentwicklung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
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- historische Daten zusammengestellt nach:
- Östliches Erzgebirge (= Werte der deutschen Heimat. Band 10). 1. Auflage. Akademie-Verlag, Berlin 1966.
- Karlheinz Blaschke: Das Städtewesen vom 12. bis zum 19. Jahrhundert. Beiheft zum Atlas für Geschichte und Landeskunde von Sachsen. Leipzig/Dresden 2003
- Albert Schiffner: Handbuch der Geographie, Statistik und Topographie des Königreiches Sachsen Band 2. Leipzig 1840
- ab 1990 Angaben des Statistischen Landesamtes des Freistaates Sachsen
- ab 1991: Stand zum 31. Dezember des jeweiligen Jahres
(1): geschätzt nach überlieferten Hauszahlen aus dem 16. Jahrhundert
(2): errechnet nach Steuerlisten
(3): Stand 3. Oktober 1990
Gedenkstätten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Grabstätten auf dem Friedhof des Ortsteils Burkersdorf für drei namentlich bekannte sowjetische Bürger, die während des Zweiten Weltkrieges nach Deutschland verschleppt und zwischen 1942 und 1944 Opfer von Zwangsarbeit wurden.
Politik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Gemeinderat
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Seit der Stadtratswahl am 9. Juni 2024 verteilen sich die 14 Sitze des Gemeinderates folgendermaßen auf die einzelnen Gruppierungen:
- Allgemeine Freie Wählergemeinschaft (AFWG): 9 Sitze
- CDU: 5 Sitze
Stadtrat ab 2024 Insgesamt 14 Sitze
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Liste | 2024[6] | 2019[7] | 2014[8] | |||
---|---|---|---|---|---|---|---|
Sitze | in % | Sitze | in % | Sitze | in % | ||
Allgemeine Freie Wählergemeinschaft | 9 | 62,3 | 7 | 49,9 | 6 | 39,5 | |
CDU | 5 | 34,7 | 6 | 39,6 | 7 | 48,2 | |
Grüne | – | 3,0 | – | – | – | – | |
Linke | – | – | 1 | 10,5 | 1 | 12,3 | |
Wahlbeteiligung | 74,3 % | 70,7 % | 56,4 % |
Bürgermeister
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bürgermeister ist seit 2015 Reiner Hentschel.
Wahl | Bürgermeister | Vorschlag | Wahlergebnis (in %) |
---|---|---|---|
2022 | Reiner Hentschel | Hentschel | 96,0 |
2015 | 71,4 | ||
2008 | Andreas Heinrich | Heinrich | 56,0 |
2001 | Peter Heinrich | CDU | 50,3 |
Städtepartnerschaft
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Partnergemeinde ist seit 1991 Zell am Harmersbach.
Flurbereinigung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Für den Stadtteil Burkersdorf wurde mit Beschluss vom 30. Dezember 1999 und für den Stadtteil Dittersbach mit Beschluss vom 23. April 2001 das Flurbereinigungsverfahren angeordnet.
Stadtmarketing
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im September 2009 wurde das neue Leitbild Frauenstein – Stern im Erzgebirge vorgestellt.[9]
Kultur und Sehenswürdigkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

- Burgruine Frauenstein
- Schloss Frauenstein
- Stadtkirche Frauenstein
- Kursächsische Distanzsäule am Markt
- Königlich-sächsische Meilensteine am Markt und an der B 171
- Skulpturen vom Europäischen Kunstsymposium 2006 am „Kunstwanderweg Frauenstein“ und am Markt[10]
- Begräbniskirche „Zum heiligen Kreuz“: Sie war einst die Stadtkirche von Frauenstein. Sie wurde 1384 als Stiftung einer Kapelle erwähnt, entstand wahrscheinlich aber schon im 13. Jahrhundert im Zuge des Heiligen Weges. Der heutige Bau stammt aus dem Jahr 1616. Die Begräbniskirche hat einen Kanzelaltar von 1648 und mehrere wertvolle Epitaphe.
- Museen
- Gottfried-Silbermann-Museum, Markt 4, eingeweiht am 13. November 2021 (zuvor im Schloss Frauenstein).[11]
Wirtschaft und Infrastruktur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Gewerbe
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Am 15. Februar 1943 gründete Johannes Tittel im stillgelegten Gasthaus Schützenhaus eine Fertigungsstätte für feinmechanische Bauteile. Es waren Teile für Funk- und Nachrichtengeräte sowie Bauteile für die Luftfahrtindustrie (Jagdflugzeuge und Bomber).[12]
Im Jahr 1953 übertrug Johannes Tittel den Frauensteiner Betriebsteil an seinen Bruder Kurt Tittel und es werden vorrangig Zeitschaltuhren gefertigt. Das private Unternehmen konnte trotz staatlicher Repressalien bestehen, weil eine beträchtliche Anzahl an Geräten exportiert wurde und der Staat so Devisen bekam.[12]

Die staatliche Wirtschaftsführung hatte mit der Staatsbank der DDR ein mächtiges Machtmittel. Die Staatsorgane konnten den Privatbetrieben alle Kredite sperren und zwangen viele von ihnen in eine Kommanditgesellschaft. Eine solche Gründung fand 1960 statt. Kurt Tittel als Komplementär haftete mit seinem gesamten Vermögen, wobei der Kommanditist, also die staatliche Wirtschaftsführung, nur mit der Einlage der Staatsbank haftete. Die staatlichen Wirtschaftsführer hatten jetzt Einblick in alle ökonomischen Abläufe und konnten so die private Betriebsführung in ihrem Sinn beeinflussen, gestalten und neue Unternehmensziele festlegen. Eine solche Festlegung von den Kommanditisten war die vorrangige Produktion von Tarifschaltgeräten für Nachtspeicherheizungen.[12]
Die Produktion von Schaltuhren war recht aufwendig und erforderte hohes Können auf feinmechnischem Gebiet. Das Foto von der inneren Anordnung der Bauteile veranschaulicht den aufwendigen Aufbau.
Erich Honecker wurde am 3. Mai 1971 Erster Sekretär des Zentralkomitees und ihm waren die zahlreichen Privatbetriebe in der DDR, etwa 11.000, ein Dorn im Auge. Er traf umgehend Vorbereitungen für die Verstaatlichung von Betrieben mit mehr als 10 Beschäftigen. Der Privatbetrieb Kurt Tittel wurde so im Jahr 1972 ein Volkseigener Betrieb und der bisherige Komplementär und Unternehmensführer Kurt Tittel wurde als Direktor eingesetzt.[12]
Im April 1992 erhielten die Söhne von Kurt Tittel das Familienunternehmen zurück; sie führen es als privates Unternehmen weiter.[12]
Verkehr
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Eisenbahn
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Mit der Schmalspurbahn Klingenberg-Colmnitz–Frauenstein erhielt Frauenstein im September 1898 einen Bahnanschluss. Der Güterverkehr auf der Strecke wurde 1970 eingestellt, der Personenverkehr kurzfristig ein Jahr später aufgrund eines Unfalls. Anschließend wurde die Strecke abgebaut.
Straße
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Die Erschließung des Gebietes um Frauenstein erfolgte durch Höhenstraßen, die das sächsische Tiefland über den Osterzgebirgskamm mit Böhmen verbanden. Die Lage an einer alten von Freiberg über den Pass von Klostergrab nach Klostergrab (Hrob) führenden Handelsstraße war ein entscheidendes Merkmal für die Gründung der Burg Frauenstein. Im 18. Jahrhundert erlangte diese Verbindung als Alte Freiberg-Teplitzer Poststraße Bedeutung. Auf dem Markt befindet sich noch eine Nachbildung der 1725 bei der von Adam Friedrich Zürner durchgeführten Landesvermessung aufgestellten kursächsischen Postmeilensäule (Originalteile im Museum). Ende des 18. Jahrhunderts begann der chausseemäßige Ausbau zwischen Freiberg und der sächsisch-böhmischen Grenze. Mitte des 19. Jahrhunderts verkehrten über diese Straße die Postkurse Frauenstein-Freiberg und Frauenstein-Teplitz (Teplice). Die königlich-sächsischen Stationssteine, im Originalzustand am Markt und als Wegweiser umgestaltet an der heutigen B 171, wurden um 1860 an der neuen Chaussee aufgestellt. Die heutige Staatsstraße 184 entspricht in ihrem Verlauf zwischen Freiberg, Frauenstein und Neuhermsdorf in Teilen der Alten Freiberg-Teplitzer Poststraße.
ÖPNV
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bereits 1865 wurde eine von Freiberg nach Frauenstein führende Postkutschenverbindung eingerichtet. Heute liegt die Stadt im Verbundraum des Verkehrsverbundes Mittelsachsen. Laut Fahrplan vom 11. Dezember 2005 bis 10. Dezember 2006 ist Frauenstein über Buslinien mit Dresden, Freiberg, Olbernhau und Rechenberg-Bienenmühle verbunden.
Persönlichkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Söhne und Töchter der Stadt
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Andreas Silbermann (1678–1734), Orgelbauer
- Gottfried Silbermann (1683–1753), Orgelbauer
- Friedrich Gotthilf Freitag (1686–1671), Klassischer Philologe und Gymnasiallehrer, geboren in Burkersdorf
- Gustav Heinrich Naecke (1785–1835), Maler
- Gustav Philipp (1841–1897), MdL, Politiker (Fortschrittspartei) und Brauereibesitzer
- Heinrich Uhle (1842–1925), Klassischer Philologe und Indologe
- Georg Aster (1849–1917), Architekt
- Emil Berger (1865–nach 1943), in Burkersdorf geborener Konsumgenossenschafter und Politiker
- Albin Müller, Künstlername Albinmüller (1871–1941), Architekt und Gestalter
- Arthur Hugo Göpfert (1872–1949), MdL 1909–1918, nationalliberaler Politiker, Architekt
- Carl Meyrich (1892–1981), Wirtschaftswissenschaftler
- Werner Müller (1924–1999), Heimatforscher
- Christa Herklotz (1935–2010), Skilangläuferin
- Sonnhilde Kallus (1935–2007), Skirennläuferin
- Dieter Lohse (* 1940), Verkehrswissenschaftler
- Peter Heinrich (1948–2015), MdL, Politiker (CDU), ab 1990 erster frei gewählter Bürgermeister von Frauenstein
- Martin Wünschmann (* 1957), Pädagoge und ehemaliger Abgeordneter der Volkskammer
- Thomas Schönlebe (* 1965), Leichtathlet, Weltmeister und Olympiateilnehmer
- Maik Meyer (* 1970), Amateurastronom und Kometenexperte
Personen mit Bezug zum Ort
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Hans Irmisch (1526–1597), Kursächsischer Landbaumeister, Architekt des Schlosses Frauenstein
- Christoph Schindler (1596–1669), Jurist und Geistlicher, Diakon im Ort
- Carl Gottlob von Leubnitz (1667–1741), Amtshauptmann
- Eduard Ferdinand Köhler (1814–1886), Schuldirektor, Förderung der kindlichen Bildung
- Max Kreher (1885–1940), Unternehmer, Metallwarenfabrik, Erfinder
- Johann Georg Neuber (1892–1968), Skilehrer, Sprungschanzen-Erbauer
- Walter Adam (1900–1951), Pfarrer, Bekennende Kirche
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Martin Zeiller: Frawenstein. In: Matthäus Merian (Hrsg.): Topographia Superioris Saxoniae, Thuringiae, Misniae et Lusatiae (= Topographia Germaniae. Band 12). 1. Auflage. Matthaeus Merians Erben, Frankfurt am Main 1650, S. 82 (Volltext [Wikisource]).
- Östliches Erzgebirge (= Werte der deutschen Heimat. Band 10). 1. Auflage. Akademie-Verlag, Berlin 1966.
- Heimatmuseum Frauenstein (Hrsg.): Frauenstein. Burg und Stadt. Heimat des Orgelbauers Gottfried Silbermann. Frauenstein, o. J.
- Steffen Herzog, Rainer Aurig: Burg/Schloß, Stadt und Museum „Gottfried Silbermann“ Frauenstein. Schnell Kunstführer Nr. 2334. Regensburg 2010.
- Hermann Löscher: Frauenstein. In: Walter Schlesinger (Hrsg.): Handbuch der historischen Stätten Deutschlands. Band 8: Sachsen (= Kröners Taschenausgabe. Band 312). Kröner, Stuttgart 1965, DNB 456882952, S. 98–99.
- Oswald Schleinitz: Chronik des Amtsgerichtsbezirks Frauenstein. Wolf, Schmiedeberg 1887. (digital.slub-dresden.de Teil 1)
- Richard Steche: Frauenstein. In: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen. 2. Heft: Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde. C. C. Meinhold, Dresden 1883, S. 26.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Atlas Mittelsachsen
- Offizielle Homepage der Stadt Frauenstein
- Frauenstein im Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
- Literatur über Frauenstein in der Sächsischen Bibliografie
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Bevölkerung der Gemeinden Sachsens am 31. Dezember 2024 – Fortschreibung des Bevölkerungsstandes auf Basis des Zensus vom 15. Mai 2022 (Gebietsstand 01.01.2024). Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen, abgerufen am 4. Juli 2025. (Hilfe dazu).
- ↑ codex.isgv.de Zeile 27
- ↑ Ernst Eichler, Hans Walther (Hrsg.): Historisches Ortsnamenbuch von Sachsen. Band I, Berlin 2001, ISBN 3-05-003728-8, S. 272.
- ↑ Nach Angaben von Karlheinz Blaschke: Das Städtewesen vom 12. bis zum 19. Jahrhundert. 2003 und Zühlke 1966 wird auch die ab etwa 1200 einsetzende deutsche Besiedlung des Erzgebirges als Kolonisation bezeichnet
- ↑ Reiner Burger, Frauenstein: Prager Frühling: „Jeder Panzer eine Faust, die in Bonner Pläne saust“. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 21. August 2008 (faz.net [abgerufen am 27. März 2020]).
- ↑ Referat Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit: Wahlergebnisse - Wahlen - sachsen.de. Abgerufen am 1. September 2024.
- ↑ Referat Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit: Wahlergebnisse - Wahlen - sachsen.de. Abgerufen am 1. September 2024.
- ↑ Referat Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit: Wahlergebnisse - Wahlen - sachsen.de. Abgerufen am 1. September 2024.
- ↑ „Stern“-Thematik auf der Website der Stadt
- ↑ Kunstwanderweg Frauenstein (abgerufen am 10. Juli 2016)
- ↑ Offizielle Homepage Silbermann-Museum
- ↑ a b c d e Tittel Feingerätetechnik – Historie. Abgerufen am 20. Juli 2020.