„Arbeit & soziale Gerechtigkeit – Die Wahlalternative“ – Versionsunterschied
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{{Infobox Partei |
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{| border="0" cellpadding="2" cellspacing="1" align="right" style="margin-left:1em; background:#FFDEAD;" |
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| Partei = Arbeit & soziale Gerechtigkeit – Die Wahlalternative |
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! colspan="2"| Parteivorstand: Klaus Ernst |
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| Parteilogo = [[Datei:WASG Logo.svg|250px|Logo der WASG]] |
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| Parteivorsitzende = keine (Geschäftsführender Bundesvorstand: [[Klaus Ernst]], [[Axel Troost]], [[Christine Buchholz]], [[Thomas Händel]]) |
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| colspan="2" align="center" | [[Bild:KlausErnst.jpg|237px]] |
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| Bild Parteivorsitz = |
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| Generalsekretär = |
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| Stellvertretender Vorsitzender = |
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| Bundesgeschäftsführer = |
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| Bundesschatzmeister = |
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| Landesgeschäftsführer = |
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| Hauptgeschäftsführer = |
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| Landesschatzmeister = |
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| Ehrenvorsitzender = |
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| Entstehung = Bildung parteilicher Strukturen durch den Verein [[Wahlalternative Arbeit und soziale Gerechtigkeit]] |
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| Gründung = 3. Juli 2004 (Verein)<br /> 22. Januar 2005 (Partei) |
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| Gründungsort = |
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| Auflösung = 16. Juni 2007 |
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| Auflösungsgrund = Fusion |
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| Neue_Partei = [[Die Linke]] |
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| Hauptsitz = Königswarter Straße 16 <br /> 90762 [[Fürth]] |
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| Ausrichtung = [[Demokratischer Sozialismus]], [[Sozialdemokratie]], [[Wirtschaftsdemokratie]] |
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| Farben = [[Rot#Politik und Militär|Rot]] |
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| Zuschüsse = |
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| Mitglieder = 8944 (2006)<ref>Die-linke.de: {{Webarchiv|url=http://www.die-linke.de/index.php?id=55&no_cache=1&tx_ttnews%5BbackPid%5D=9&tx_ttnews%5Btt_news%5D=629 |wayback=20161205011518 |text=''100 Tage Die Linke'' |archiv-bot=2023-03-08 05:13:50 InternetArchiveBot }}</ref> |
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| Mindestalter = |
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| Durchschnittsalter = |
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| Frauenanteil = |
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| International = |
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| Europa = |
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| EU-Parlament = |
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| Website = |
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'''Arbeit & soziale Gerechtigkeit – Die Wahlalternative''' ('''WASG''') war eine [[Politische Linke|linksgerichtete]] [[politische Partei]] in [[Deutschland]], die sich im Verlauf des Jahres 2004 vorrangig aus regierungskritischen [[Sozialdemokratische Partei Deutschlands|SPD]]-Mitgliedern und [[Gewerkschaft]]ern zunächst als [[Verein]] ''[[Wahlalternative Arbeit und soziale Gerechtigkeit]] e. V.'' gebildet hatte und sich am 22. Januar 2005 als Partei konstituierte. Sie vertrat hauptsächlich [[Demokratischer Sozialismus|demokratisch-sozialistische]], [[Sozialdemokratie|sozialdemokratische]] und [[Gewerkschaft|gewerkschaftsnahe]] Positionen, war jedoch auch politischer Anlaufpunkt für [[Eurokommunismus|Eurokommunisten]] und andere linke Gruppen. Am 16. Juni 2007 wurde nach einer erfolgreichen Urabstimmung die Vereinigung der WASG mit der [[Partei des Demokratischen Sozialismus|PDS]] zur Partei [[Die Linke]] formell beschlossen. |
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== Inhaltliches Profil == |
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Die Partei sah sich selbst als Teil oder auch als parlamentarische Vertretung sozialer Bewegungen. Sie galt als gewerkschaftsnah und wandte sich gegen einen übermäßigen Einfluss von Kapitalinteressen auf Politik und Gesellschaft. Der Historiker Jochen Weichold bezeichnete sie deshalb im Rückblick als „zeitgenössische Arbeiterpartei“.<ref>Jochen Weichold: ''Die WASG – eine zeitgenössische Arbeiterpartei. Ein Überblick über die kurze Geschichte der „Wahlalternative Arbeit und Soziale Gerechtigkeit.“'' In: [[Jahrbuch für Forschungen zur Geschichte der Arbeiterbewegung]], Heft II/2013.</ref> |
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Ein Entwurf für programmatische Grundlagen war nach Aussage von Vorstandsmitgliedern wie dem [[Volkswirt]] [[Axel Troost]] stark von den [[Memorandum|Memoranden]] der ''[[Arbeitsgruppe Alternative Wirtschaftspolitik]]'' beeinflusst. |
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Das Programm der WASG strebte eine Stärkung der [[Nachfrage]] an und beschrieb die Konzeption von [[Soziale Gerechtigkeit|sozialer Gerechtigkeit]], die die Partei für erstrebenswert hielt. Dazu gehörte die Rückkehr zu einer Steuerpolitik, die stärker nach der wirtschaftlichen [[Leistungsfähigkeitsprinzip|Leistungsfähigkeit]] besteuert. Insbesondere sollten die Steuersenkungen der rot-grünen Regierung seit 1999 für die [[Kapitaleinkünfte]] der großen [[Aktiengesellschaft]]en und für hohe Einkommen rückgängig gemacht sowie die 1997 ausgelaufene [[Vermögensteuer]] wieder eingeführt werden. |
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In der [[Arbeitsgruppe Alternative Wirtschaftspolitik]] suchen Wirtschaftswissenschaftler, Politikwissenschaftler und Gewerkschafter nach [[Keynesianismus|keynesianischen]] Alternativen zur [[Neoliberalismus|neoliberalen]] und [[Angebotsorientierte Wirtschaftspolitik|angebotsorientierten Wirtschaftspolitik]], die von einem Großteil der deutschen Wirtschaftswissenschaftler befürwortet wird. |
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=== Umstrittenes Verhältnis zum Sozialismus === |
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{{Belege fehlen}} |
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Obwohl ''[[Sozialismus (Zeitschrift)|Sozialismus]]'' der Name einer der WASG nahestehenden Zeitschrift ist, war die WASG zunächst eine Protestbewegung, die den [[Sozialismus]] nicht als gemeinsame Zielsetzung verstand. Hingegen fand der Begriff der ''[[Wirtschaftsdemokratie]]'' Eingang in das Gründungsprogramm der Partei. Dennoch verstanden sich Mitglieder der WASG vielfach selbst als Sozialisten, einige lehnten sozialistische Gesellschaftsvorstellungen aber auch ab. |
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In der Gründungsphase grenzte sich die WASG durch ihre offizielle Haltung zum Sozialismus von der [[Partei des Demokratischen Sozialismus|PDS]] ab, ohne sich andererseits dem Potential der bisherigen PDS-Mitglieder zu verschließen.<ref>[https://archive.org/details/2004-11_WASG-Leipzig_Zum-Verhaeltnis-zur-PDS ''Überlegungen zum Verhältnis der Wahlalternative Arbeit und soziale Gerechtigkeit zur PDS.''] Positionspapier der WASG Leipzig vom 1. November 2004.</ref> |
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Typische Sozialismus-Vertreter in der WASG wurden dann ehemalige und aktive Mitglieder von [[Kleinpartei]]en und von Vereinigungen wie der [[Deutsche Kommunistische Partei|DKP]], der [[Sozialistische Alternative (SAV)|SAV]], von [[Linksruck]] oder dem [[Kommunistischer Bund Westdeutschland|KBW]]. |
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Nachdem sich der Fürther Gewerkschafter [[Thomas Händel]] schon beim Gründungsparteitag als demokratischer Sozialist bezeichnet hatte, war in dem „Diskussionsvorschlag“ für das Programm der gemeinsamen neuen Linkspartei vom Bekenntnis zu einem [[Demokratischer Sozialismus|demokratischen Sozialismus]] die Rede. Die Linkspartei [[Partei des Demokratischen Sozialismus|PDS]] nannte dies als Grundvoraussetzung für ein gemeinsames Vorgehen. |
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== Organisationsstruktur == |
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=== Mitgliederstruktur === |
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Die WASG präsentierte sich als breite politische Plattform. Ihre Mitglieder kamen aus verschiedenen [[Politische Partei|Parteien]], meist aus linken, aber auch aus christdemokratischen (wie SPD, Die Grünen, PDS, DKP, aber auch CDU). Daneben gab es auch linke Intellektuelle, [[Gewerkschaft]]smitglieder, Mitglieder sozialer Bewegungen wie [[Attac]], alternative [[Wirtschaftswissenschaft|Wirtschafts-]] und [[Sozialwissenschaft]]ler, Anhänger der [[Christliche Soziallehre|christlichen Soziallehre]], pragmatische [[Kommunismus|Kommunisten]] und [[Anarchismus|Anarchisten]], Rentner sowie auch Personen aus dem bisherigen [[Nichtwähler|Nicht-]] und [[Protestwähler]]millieu. Generell waren die westlichen Landesverbände stärker als die östlichen. Besonders mitgliederstark waren Bayern, NRW und der Landesverband Saar. |
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=== Vorstand === |
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Der Vorstand bestand aus 16 Personen, davon vier geschäftsführenden Parteivorständen:<ref>http://www.rosalux.de/fileadmin/rls_uploads/pdfs/ADS/Findbuch_12.pdf, S. 78ff.</ref> |
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! Zeitraum |
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! colspan=4| Geschäftsführende Parteivorsitzende |
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| 8. Mai 2005 – 30. April 2006 |
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| rowspan=3 | [[Klaus Ernst]] |
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| rowspan=3 | [[Thomas Händel]]<br/>(Schatzmeister) |
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| rowspan=3 | [[Axel Troost]] |
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| [[Sabine Lösing]] |
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| 30. April 2006 – 25. März 2007 |
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| [[Felicitas Weck]] |
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| 25. März – 15. Juni 2007 |
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! colspan="2" | Basisdaten |
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| [[Christine Buchholz]] |
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| Gründungsdatum: || [[22. Januar]] [[2005]] |
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| Gründungsort: || [[Göttingen]] |
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| Mitglieder: || 7130<small><br>(Stand: [[22. Juni]] [[2005]]) |
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| Geschäfts-<br>führender<br> Parteivorstand: || [[Klaus Ernst]],<br>[[Thomas Händel]],<br>[[Sabine Lösing]],<br>[[Axel Troost]] |
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| Frauenanteil: || etwa 25 Prozent |
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| Durchschnittsalter: || xx,x Jahre --> |
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| Parteigliederung: || 16 Landesverbände |
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| Anschrift: || Königswarter Str. 16<br />90762 [[Fürth]] |
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|- bgcolor="#FFFFFF" |
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| Website: || <small>[http://www.w-asg.de/ www.w-asg.de] |
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|- bgcolor="#FFFFFF" |
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| E-Mail-Adresse: || <small>[mailto:info@wahlalternative.de info@wahlalternative.de]</small> |
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|} |
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'''Arbeit & soziale Gerechtigkeit – Die Wahlalternative''' (neuere Bezeichnung: '''Wahlalternative Arbeit und Soziale Gerechtigkeit''') (kurz '''WASG''') ist eine deutsche Partei, die sich im Verlauf des Jahres [[2004]] wesentlich aus regierungskritischen linken [[SPD]]-Mitgliedern und [[Gewerkschaft]]ern zunächst als [[Verein]] gebildet hatte, und sich im Januar [[2005]] als Partei konstituierte - sozusagen als Abspaltung der SPD, wobei sich auch weitere dem linken und linksalternativen Spektrum zugeordnete Einzelpersonen und Gruppen dieser neuen Partei anschlossen - unter ihnen im Juni 2005 auch der frühere SPD-Parteivorsitzende [[Oskar Lafontaine]] als bislang prominentestes Parteimitglied. |
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=== Parteinahe Organisationen === |
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== Inhaltliches Profil == |
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==== Stiftungs- und Bildungseinrichtungen ==== |
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Der politische Standort der Partei ist gewerkschaftsnah und links von der SPD. |
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Die ''[[Rosa-Luxemburg-Stiftung]]'' ist eine der Linkspartei nahestehende Stiftung, die den Verbindungsprozess von WASG und Linkspartei ebenso begleitet hat wie die [[Bildungsgemeinschaft SALZ]] als WASG-nahe Bildungsgemeinschaft. Während die politische Bildungsarbeit der RLS-Stiftung für die lokale und regionale Bildungsarbeit durch RLS-Clubs flankiert wird, sind dies bei der Bildungsgemeinschaft SALZ die Bildungskreise, die mit ähnlicher Zielrichtung wirken. Die Möglichkeiten einer Zusammenarbeit nach dem Fusionsprozess waren Thema von Gesprächen. |
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[[Bild:Troost.jpg|thumb|left|Axel Troost]] |
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Ein Entwurf für programmatische Grundlagen ist nach Aussage von Vorstandsmitgliedern wie dem [[Volkswirtschaft]]ler [[Axel Troost]] stark von den Memoranden der [[Arbeitsgruppe Alternative Wirtschaftspolitik]] beeinflusst. Das Programm soll eine Politik zur Stärkung der [[Nachfrage]] enthalten und will die [[Soziale Gerechtigkeit|soziale Gerechtigkeit]] in den Mittelpunkt stellen. Dazu gehöre auch die Rückkehr zu einer Steuerpolitik, die stärker nach [[Leistungsfähigkeit]] besteuert. Insbesondere sollen die Steuersenkungen der rot-grünen Regierung seit [[1999]] für die [[Kapitaleinkünfte]] der großen [[Aktiengesellschaft]]en und hohe Einkommen rückgängig gemacht sowie die [[1997]] ausgelaufene [[Vermögenssteuer]] wieder eingeführt werden. Der Programmentwurf soll bis zum Frühjahr [[2005]] diskutiert werden. |
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==== Jugendverband ==== |
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==Mitgliederstruktur== |
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Die WASG besaß auf Bundesebene keinen eigenen [[Jugendverband]]. Sie hatte in Thüringen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein, Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg, Brandenburg und Teilen von NRW den Linkspartei-nahen Jugendverband ''[['solid – die sozialistische Jugend|['solid] – die sozialistische Jugend]]'' als ihren Jugendverband anerkannt. In Bayern, NRW und Bremen existierten parteieigene Jugend-AGen, die aber mit ''['solid]'' kooperierten. Vor der Fusion der WASG mit der Linkspartei vereinigten sich die verschiedenen Jugendstrukturen zur [[Linksjugend 'solid|Linksjugend ['solid]]]. |
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Die WASG versteht sich als breite politische Plattform. Ihre Mitglieder kommen aus verschiedenen Bereichen, oft von den eher linken [[Politische Partei|Parteien]] (der SPD, der Grünen, der PDS, der DKP). Daneben gibt es auch linke Intellektuelle, [[Gewerkschaft]]ler, Mitglieder sozialer Bewegungen wie [[Attac]], alternative Wirtschafts- und [[Sozialwissenschaft]]ler, Anhänger der [[Christliche_Soziallehre|christlichen Soziallehre]], pragmatische [[Kommunisten]] sowie auch Personen aus dem bisherigen Nichtwählerpotential. Neuerdings wird ein Interesse auch aus dem rechten Milieu an der WASG konstatiert, nachdem manche Tendenzen (Abschottung der nationalen Märkte gegen "Fremdarbeiter") auch nationale Interessen geweckt haben. Die [[NPD]] hat sogar dazu aufgerufen, die WASG zu unterwandern, aber es ist zweifelhaft, ob dies ihr gelingen wird, zumal es von den Linken in der Partei natürlich unerwünscht ist. |
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{{Siehe auch|Jugendstrukturen der WASG und der Linkspartei.PDS}} |
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==== Hochschulverband ==== |
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Im Mai 2007 gründeten WASG- und PDS-nahe Hochschulgruppen mit anderen linken Hochschulgruppen den Hochschulverband ''[[Die Linke.SDS]]''. An mehreren Hochschulen sind Hochschulgruppen von WASG und PDS bereits gemeinsam zu Hochschulwahlen angetreten. |
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=== Strömungen und Flügel === |
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==== Antikapitalistische Linke ==== |
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Die im März 2006 formierte ''Antikapitalistische Linke'' ist eine Strömung in WASG und Linkspartei. Die Antikapitalistische Linke knüpft an die neue gemeinsame linke Partei und deren Politik programmatische Mindestbedingungen und Mindestbedingungen für Regierungsbeteiligung. Initiatoren der Antikapitalistischen Linken waren u. a. [[Sahra Wagenknecht]] und [[Ulla Jelpke]]. |
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==== Sozialistische Linke ==== |
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Die im August 2006 formierte ''[[Sozialistische Linke]]'' (SL) ist eine Strömung in WASG und Linkspartei, die links[[Keynesianismus|keynesianische]], [[Marxismus|marxistische]] und reformkommunistische Positionen vertritt. Die gewerkschaftlich orientierte Sozialistische Linke strebt eine moderne sozialistische Partei nach Vorbild der SP der Niederlande oder der italienischen Rifondazione Comunista an. Sechs Bundestagsabgeordnete der [[Linksfraktion]] und eine knappe Mehrheit der Mitglieder des Bundesvorstandes der WASG gehörten zu den Gründungsmitgliedern der Sozialistische Linken. Die SL war in den Gremien der WASG stark vertreten. |
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==== Netzwerk Linke Opposition ==== |
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[[Datei:NLO-LOGO-doppelfisch4.jpg|mini|Logo]] |
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Im Oktober 2006 formierte sich das Netzwerk Linke Opposition (NLO) als Strömung klassenkämpferischer und sozialistischer Personen und Gruppen innerhalb und außerhalb der WASG. |
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Sie kritisierte die bedingungslose Fusion und machte „rote Linien“, wie beispielsweise keine Beteiligung an Regierungen des Sozialabbaus, zum Fusionskriterium. |
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Das NLO arbeitet hauptsächlich in der sozialen Bewegung und interveniert in Betriebskämpfe. Aber auch Kampagnen gegen Militarisierung und Imperialismus gehören zur Arbeit des NLO. |
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Hauptziel ist der Aufbau einer alternativen Kraft links von der Linkspartei. |
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Der Unterstützerkreis wird auf mehrere hundert Personen geschätzt. |
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==== Leverkusener Kreis ==== |
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Der [[Leverkusen]]er Kreis (LVK) war ein Zusammenschluss von etwa 300 Mitgliedern innerhalb der WASG und hatte nach eigenen Angaben 1500 Interessenten.<ref>[https://www.welt.de/print-welt/article160695/WASG-schliesst-Mitglieder-wegen-Parteischaedigung-aus.html Die Welt: ''WASG schließt Mitglieder wegen Parteischädigung aus''] vom 24. August 2005</ref> Gründungsdatum des Leverkusener Kreises war der 10. Juni 2005 anlässlich der damals noch in Planung befindlichen Kooperation zwischen WASG und PDS. Sie sprachen sich gegen die Zusammenarbeit und den gemeinsamen Antritt mit der [[Partei des Demokratischen Sozialismus|PDS]] bei den vorgezogenen [[Bundestagswahl 2005|Bundestagswahlen 2005]] aus. Vom Landesvorstand NRW der WASG wurden daraufhin drei [[Parteiausschluss|Ausschlussverfahren]] eröffnet.<ref>Spiegel Online: [https://www.spiegel.de/politik/deutschland/parteistreit-wasg-will-drei-mitglieder-ausschliessen-a-371116.html Parteistreit: ''WASG will drei Mitglieder ausschließen''] vom 23. August 2005</ref> Nach einigen Monaten zerstritten sich die Mitglieder und spalteten sich in einzelne Kleingruppierungen auf. Viele traten auch aus der WASG aus. |
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== Finanzen == |
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Das Parteivermögen der WASG hatte nur einen geringen Umfang. Laut Bundestags-Drucksache 16/5230 hatte die WASG keine Immobilien und nur geringe Geldmittel. |
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Bargeldbestände hatte die Partei kaum. Sie war deshalb auf Spenden und staatliche [[Parteienfinanzierung]] angewiesen. Während die Partei vom Staat etwa 126.000 Euro erhielt (Stand: 2005), machte ihr Beitragsaufkommen etwa 600.000 Euro aus. Etwa 330.000 Euro erhielt sie durch Spenden und [[Mandatsträgerbeitrag|Mandatsträgerbeiträge]]. Nach Aussagen des Schatzmeisters und Medienberichten hatte die Partei Darlehen in Höhe von 300.000 Euro aufgenommen, um Wahlkämpfe vorfinanzieren zu können. Ein Parteitag fand aus Kostengründen in [[Geseke]] statt, die Nichterstattung von Fahrtkosten wurde erwogen. Trotzdem sei die Finanzlage prekär gewesen. |
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2005 erhielt die Partei von keiner Einzelperson oder Firma Spenden in Höhe von mehr als 10.000 Euro. |
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2006 und 2007 erhielt die Partei Zuwendungen von Bundestagsabgeordneten, darunter [[Oskar Lafontaine]] und [[Klaus Ernst]]. Das Reinvermögen der Partei (Geld und Wertgegenstände gegen Kredite und Zahlungsverpflichtungen) betrug 2005 etwa 125.000 Euro. Die WASG verfügte zu keiner Zeit über Immobilien oder Unternehmensbeteiligungen. |
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== Geschichte == |
== Geschichte == |
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=== Vom Verein WASG zur Partei 2004/2005 === |
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[[Datei:2003 Initiative Arbeit & soziale Gerechtigkeit - IASG-Logo.jpg|mini|Logo der IASG 2003 bis 2004]] |
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Die WASG entstand aus der - innerhalb der SPD - zunehmenden Kritik an der [[Neoliberalismus|neoliberalen]] Wirtschafts - und Sozialpolitik der seit 1998 amtierenden „rot-grünen“ Bundesregierung unter Bundeskanzler [[Gerhard Schröder]] (vgl. [[Agenda 2010]] und [[Hartz IV]]). |
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Der Verein ''[[Wahlalternative Arbeit und soziale Gerechtigkeit]]'' war am 3. Juli 2004 gegründet worden. Er ging aus dem Zusammenschluss der beiden im Jahre 2003 gegründeten Organisationen hervor, die ihren Ursprung im Protest gegen die bereits 1999 einsetzenden Schröderschen Konterreformen innerhalb der Sozialdemokratie hatten – der in Berlin gegründeten eher kapitalismuskritischen ''Wahlalternative 2006'' und der hingegen ostentativ von langjährigen SPD-Mitgliedern bzw. bereits ausgetretenen langjährigen SPD-Mitgliedern gegründeten ''Initiative Arbeit und soziale Gerechtigkeit (IASG)''. Der IASG hatten sich in den östlichen Bundesländern auch ehemalige DDR-Bürgerrechtler angeschlossen, [[Thomas Rudolph (Bürgerrechtler)|Thomas Rudolph]], [[Frank Richter (Bürgerrechtler)|Frank Richter]], Oliver Kloss, Michaela Ziegs u. a.<ref>Vgl. Flyer der [https://archive.org/details/2004-06-14_Initiative-Arbeit-und-soziale-Gerechtigkeit_IASG_Flyer ''Initiative Arbeit und soziale Gerechtigkeit (IASG)''], Text aus dem Oktober 2003, Kontaktdaten aus dem Juni 2004.</ref> Sie unterstützten auch die WASG bis zur Abwahl Gerhard Schröders, sahen die Tendenz der WASG zur PDS freilich kritisch. |
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Die Gründung des Vereins WASG erregte von Anfang an große Aufmerksamkeit, da dessen Entstehen mit der Hochphase der [[Montagsdemonstrationen gegen Sozialabbau 2004|Montagsdemonstrationen]] gegen die [[Agenda 2010]] und [[Arbeitslosengeld II|Hartz IV]] zusammenfiel. |
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Die Partei ging aus dem Verein "Wahlalternative Arbeit und soziale Gerechtigkeit e. V." hervor, der am [[3. Juli]] [[2004]] gegründet worden war. In dem Verein wiederum waren die beiden Vorläufergruppierungen '''Initiative Arbeit und soziale Gerechtigkeit''' (in der hauptsächlich bayerische [[Gewerkschaft]]er/Gewerkschafterinnen vertreten sind) und '''Wahlalternative''' (mit Schwerpunkt in Nord- und Westdeutschland) aufgegangen. Diese hatten sich als Reaktion auf die von ihnen als zu [[Neoliberalismus|neoliberal]] empfundene Regierungspolitik, insbesondere das als [[Agenda 2010]] bezeichnete Maßnahmenpaket, der [[Rot-Grüne Koalition|rot-grünen Koalition]] gebildet. Das erste Treffen der Gruppe ''Wahlalternative'' fand am [[5. März]] [[2004]] im Berliner Haus des Deutschen Gewerkschaftsbundes ([[Deutscher Gewerkschaftsbund|DGB]]) statt. |
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Der Verein hatte am [[1. September]] [[2004]] bereits 4.056, im Dezember 2004 ca. 6.000 Mitglieder. Ein erster [[Landesverband]] wurde am [[13. Juli]] [[2004]] im [[Saarland]] ins Leben gerufen. Am [[17. Oktober]] [[2004]] fand in [[Nordrhein-Westfalen]] eine erste Landesmitgliederversammlung statt, an der mehr als 400 der insgesamt 1.100 Mitglieder im [[Bundesland]] teilnahmen und einen 15-köpfigen Landesvorstand wählten. Die Landesmitgliederversammlung beschloss, trotz ungeklärter Finanzierung bereits am [[22. Mai]] [[2005]] zur [[Landtagswahl]] in [[Nordrhein-Westfalen]] antreten zu wollen ([[#Landtagswahl_in_Nordrhein-Westfalen|s. u.]]). |
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==== Parteigründung und Namensgebung ==== |
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Der Verein WAsG e. V. existiert heute ''neben'' der Partei WASG; Vereinsmitglieder müssen die Aufnahme in die Partei beantragen. Der weitere Zweck des Vereins, der eine "Partei in Gründungsvorbereitung" war, ist noch unbestimmt; möglich ist u. a. eine Überführung in eine Stiftung im parlamentarischen Vorfeld, wie sie auch andere Parteien haben. |
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Ende November 2004 wurde in Nürnberg über eine Parteigründung entschieden. Mehrere Mitglieder des provisorischen Bundesvorstandes hatten erklärt, eine solche Parteigründung anzustreben und zur [[Bundestagswahl 2005|nächsten Bundestagswahl]] antreten zu wollen. Die Partei wollte als neue Linkspartei unzufriedenen Wählern sowie [[Nichtwähler]]n eine Wahlalternative bieten. |
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Im Dezember fand eine [[Urabstimmung]] über die geplante Parteigründung statt, bei der die meisten Mitglieder zustimmten. Schließlich kam es am 22. Januar 2005 in Göttingen zur offiziellen Parteigründung mit dem Namen ''Arbeit & soziale Gerechtigkeit – Die Wahlalternative'' mit der Kurzbezeichnung ASG. Gegen dieses Kürzel klagte das Weiterbildungsinstitut [[ASG-Bildungsforum]] erfolgreich vor dem [[Landgericht Düsseldorf]]. Fortan übernahm die Partei das Kürzel WASG vom Verein, der fortan zur Unterscheidung ''WAsG e. V.'' hieß. |
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=== Mediale Aufmerksamkeit === |
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In den Medien erregte diese Parteibildung Aufmerksamkeit, weil die Gründung einer neuen Linkspartei zu einer erneuten Spaltung der [[SPD]] führen könnte. Derartige Spaltungen gab es in der Geschichte der [[Sozialdemokratie]] mehrfach. Beispiele sind die Abspaltung der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei ([[USPD]]) während des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieges]], Anfang der dreißiger Jahre mit der [[Sozialistischen Arbeiterpartei]] (SAPD), der auch Willy Brandt angehört hatte, und die von den Ex-[[SPD]]-Bundestagsabgeordneten Karl-Heinz Hansen und Manfred Coppik Anfang der [[1980er|80er]] Jahre ins Leben gerufenen [[Demokratische Sozialisten|Demokratischen Sozialisten]] (DS). |
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==== Erster Wahlkampf: Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen ==== |
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===Parteigründung und Namensgebung=== |
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Kurz nach der Gründung legte sich der Landesverband Nordrhein-Westfalen auf eine Teilnahme an der [[Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen 2005|Landtagswahl NRW]] im Mai fest. Der Bundesvorstand wollte zunächst den Parteiaufbau vorantreiben, da die Strukturen für eine erfolgreiche Wahlteilnahme noch als zu schwach angesehen wurden. Eine Landesdelegiertenkonferenz wählte am 23. Januar 2005 in Düsseldorf vierzig Kandidaten für die Landesreserveliste mit dem [[Herne]]r Sozialpfarrer [[Jürgen Klute]] als Spitzenkandidat.<ref>wasg-nrw.de: {{Webarchiv|text=Landesreserveliste |url=http://www.wasg-nrw.de/35.0.html |wayback=20070927210135 }}</ref> Für die Öffentlichkeit überraschend wurde die WASG auf Anhieb fünftstärkste Partei, scheiterte jedoch mit ca. 2,2 % der Wählerstimmen klar an der [[Fünf-Prozent-Hürde]]. Angesichts ihres erstmaligen Antritts wurde dies trotzdem als Erfolg gewertet, zumal die Wahlbeteiligung im Vergleich zu der Landtagswahl 2000 deutlich höher war und der Antritt noch konkurrierend zum späteren Kooperationspartner PDS erfolgte, dem wie alle anderen, kleineren Parteien mit unter 1 % der Stimmen der Zugang zur staatlichen [[Parteienfinanzierung]] versagt blieb.<ref>Die Landeswahlleiterin Nordrhein-Westfalen: {{Webarchiv|text=Endgültiges Ergebnis für das Land Nordrhein-Westfalen |url=http://www.wahlen.lds.nrw.de/landtagswahlen/2005/lwahl/a000lw0500.html |wayback=20060616044352 }}</ref> |
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Am 20. und [[21. November]] [[2004]] wurde in [[Nürnberg]] über eine Parteigründung entschieden. Mehrere Mitglieder des provisorischen Bundesvorstandes hatten bereits vorab erklärt, eine solche Parteigründung anzustreben und zur [[Bundestagswahl 2006]] antreten zu wollen. Die Partei will als neue Linkspartei, unzufriedenen Wählern sowie Nichtwählern eine Wahlalternative bieten. |
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Mit dem Wahlergebnis verbunden war der Verlust der [[Rot-Grüne Koalition|rot-grünen]] Parlamentsmehrheit. Die WASG konnte dabei ihre Wählerschaft insbesondere aus dem Pool der bisherigen [[Nichtwähler]], aber auch aus der Wählerschaft der SPD rekrutieren.<ref>WDR: {{Webarchiv | url=http://www.wdr.de/themen/politik/nrw01/landtagswahl_2005/wahlflash/WahlNRW/html/WW-2005201-0-WASG.shtml | wayback=20100213175027 | text= Wählerwanderung WASG }}</ref> Von der SPD-Führung wurde das Ergebnis als „Bestrafung“ des Wählers für die Reformen der [[Agenda 2010]] gewertet, was Bundeskanzler [[Gerhard Schröder]] veranlasste, noch am Wahlabend die vorgezogene [[Bundestagswahl 2005|Neuwahl]] ankündigen zu lassen.<ref>Frankfurter Allgemeine Zeitung: [http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/abschied-am-mittwoch-schroeder-legt-bundestagsmandat-nieder-1278189.html ''Schröder legt Bundestagsmandat nieder''], 22. November 2005</ref> |
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Nach einer Urabstimmung über den Willen zur Parteigründung im [[Dezember]] [[2004]] wurde am [[22. Januar]] [[2005]] in [[Göttingen]] die offizielle Parteigründung vorgenommen. Der Parteiname lautete zunächst ''Partei Arbeit & soziale Gerechtigkeit – Die Wahlalternative'' (Kurzbezeichnung: ASG). Auf Anordnung des [[Landgericht]]s Düsseldorf darf die Partei ihr ursprüngliches Kürzel ASG nicht weiter führen. Geklagt hatte das [[ASG-Bildungsforum]] (Arbeitsgemeinschaft Sozialpolitik und Gesellschaftsbildung). Daraufhin entschied man sich, das Kürzel WASG, allerdings mit einem großen S, auch für die Partei zu übernehmen. Der vollständige Name lautet heute nur noch ''Arbeit & soziale Gerechtigkeit – Die Wahlalternative''. Oft wird die Partei auch als ''Wahlalternative Arbeit & soziale Gerechtigkeit'' bezeichnet, was aber nicht richtig ist, da das der Name das Vereins ist. |
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=== Bundestagskandidatur mit der Linkspartei.PDS === |
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===Parteiinterne Konflikte=== |
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Nach der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen rief Bundeskanzler Schröder vorzeitige Neuwahlen des Bundestages für den 22. September 2005 aus. Die WASG war für eine so frühe Bundestagswahl personell und finanziell nicht vorbereitet. Trotz zahlreicher Beitritte blieb die WASG eine marginale, allein chancenlose Partei. |
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Die politische Ausrichtung der Partei ist zwischen den Mitgliedern umstritten. Einige möchten sie als reine Linkspartei sozialistischer Prägung etablieren (wobei Mitglieder der trotzkistisch ausgerichteten "[[Sozialistische Alternative|Sozialistischen Alternative]]" SAV hier lautstark in Erscheinung traten), während eine größere Gruppe, vor allem Gewerkschaftsvertreter und Ex-SPDler, eine Sammlungsbewegung auch für Liberale und Konservative anstreben, die eine Stärkung sozialstaatlicher Strukturen für nötig halten. Der Streit eskalierte im Februar 2005 kurz nach der Parteigründung, konnte aber durch einen Kompromiss beigelegt werden. Demnach soll das sozialstaatlich orientierte Parteiprogramm sozialistisch-trotzkistisch orientierte Mitglieder nicht aus der Partei ausgrenzen, andererseits sollen diese aber die Partei auch nicht dominieren. |
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[[Datei:Oskar Lafontaine 2011-03-21.jpg|mini|Oskar Lafontaine]] |
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===Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen=== |
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Nach dem Beschluss, an der [[Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen 2005|Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen am 22. Mai 2005]] teilzunehmen, stellte die Landesdelegiertenkonferenz am [[23. Januar]] 2005 in Düsseldorf vierzig Kandidaten für die Landesreserveliste auf. Alle Regierungsbezirke wurden hierbei berücksichtigt. Der Herner Sozialpfarrer [[Jürgen Klute]] konnte sich in einer Kampfabstimmung gegen den ehemaligen SPD-Bundestagsabgeordneten [[Hans Wallow]] als Spitzenkandidat durchsetzen. |
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In der Folge gelang es dem mitgliederstärksten Landesverband der WASG in allen Wahlkreisen mit Direktkandidaten anzutreten. |
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In dieser Situation bot der ehemalige [[Sozialdemokratische Partei Deutschlands|SPD]]-[[Parteichef]] [[Oskar Lafontaine]] an, gemeinsam mit dem ehemaligen [[Partei des Demokratischen Sozialismus|PDS]]-Vorsitzenden [[Gregor Gysi]] eine Wahlplattform aus WASG und PDS anzuführen. Dies war wahlrechtlich nicht möglich, weshalb man sich [[Kandidaturmodelle der WASG/PDS zur Bundestagswahl 2005|unter mehreren Modellen]] für eine Kandidatur von einzelnen WASG-Mitgliedern auf den Landeslisten der PDS entschied. Diese benannte sich auf Wunsch der WASG in ''Die Linkspartei'' um. Am 18. Juni trat Oskar Lafontaine der WASG bei und wurde kurz darauf [[Spitzenkandidat]] in Nordrhein-Westfalen sowie [[Direktmandat|Direktkandidat]] in seiner Heimatstadt [[Saarbrücken]]. Lafontaine löste eine starke Beitrittswelle sowohl in WASG als auch Linkspartei.PDS aus. Darunter waren auch bekannte SPD-Mitglieder und Gewerkschafter wie [[Peter von Oertzen]], der bereits am 18. März 2005 die Parteimitgliedschaft wechselte oder der [[Landtag von Baden-Württemberg|baden-württembergische Landtagsabgeordnete]] [[Ulrich Maurer (Politiker)|Ulrich Maurer]] am 1. Juli. Sein Landtagsmandat nahm er weiterhin wahr. Maurer war damit der erste Landtagsabgeordnete der WASG. |
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Die WASG erreichte bei der Landtagswahl einen Stimmenanteil von 2,2 Prozent (ca. 182.000 Stimmen). Sie übersprang damit nicht die [[Fünf-Prozent-Hürde]], wurde aber fünftstärkste Partei nach [[CDU]], [[SPD]], [[Bündnis 90/Die Grünen|Grünen]] und [[FDP (Deutschland)|FDP]]. |
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Die gemeinsame Kandidatur war heftig umstritten. Noch während der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen lehnten führende Vertreter der WASG jegliches Bündnis mit der PDS ab. Einige radikale Kritiker des Wahlprojektes sammelten sich im ''Leverkusener Kreis''. Diese Gruppe konnte sich letztendlich nicht durchsetzen, woraufhin einige Mitglieder austraten und verschiedene Splittergruppen gründeten. Es wurde auch die Gründung einer neuen Partei ''Bündnis für Frieden + soziale Gerechtigkeit'' (FSG) diskutiert. Eng mit der „PDS-Frage“ verknüpft ist der Streit um Regierungsbeteiligungen und um Sachpolitik oder mehr Protest. |
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===Vor der Bundestagswahl 2005 === |
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Die WASG kündigte an, auch zur [[Bundestagswahl 2005]] anzutreten. Hierzu fanden erfolgreich Gespräche mit der [[PDS]] über gemeinsame Listen statt. [[Oskar Lafontaine]] erklärte daraufhin öffentlichkeitswirksam seine Bereitschaft für eine Spitzenkandidatur bei der Bundestagswahl und trat der WASG am 18. Juni 2005 bei. Am gleichen Tag wurde er in [[Köln]] auf den ersten Platz der NRW-Landesreseveliste zur Bundestagswahl gewählt. Eine Kandidatur von zwei "kleinen" Linksparteien hält er wegen der [[Fünf-Prozent-Hürde]] nicht für sinnvoll. Der von den VerhandlungsführerInnen der WASG und PDS ausgehandelte Vorschlag beinhaltet eine Kandidatur von WASG-Mitglieder auf offenen Listen der PDS. |
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Im Gegenzug wurde eine Umbenennung der PDS vereinbart. Unklar ist bislang, ob die PDS gänzlich auf ihr Parteikürzel verzichten wird, hierzu formierte sich Widerstand aus den Reihen der SozialistInnen. |
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Eine mögliche Kompromisslösung ist der "föderale Vorschlag" - da es keine Bundesliste gibt, sondern die Abgeordneten des Deutschen Bundestages über Landeslisten gewählt werden, können diese in den einzelnen Bundesländern in ihrem Namen leicht differieren. Vorstellbar wäre, dass die PDS nur in den östlichen Bundesländern mit diesem Kürzel antritt, in den westlichen Bundesländern jedoch darauf verzichtet. |
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Der Vorschlang Biskys auf Umbenennung in "Demokratische Linke/PDS" wurde von den Gremien der WASG abgelehnt. Aktuell ist der Vorschlag "Die Linkspartei." der am 17. Juli beim PDS Bundesparteitag beschlossen werden soll. Wobei auch dort der Zusatz "PDS" in den östlichen Bundesländern ergänzt werden kann. Die WASG begrüßt diesen Namensvorschlag der PDS. |
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Seit Juli 2005 bezeichneten Prognosen der Meinungsforschungsinstitute die Linkspartei zusammen mit der WASG als neue drittstärkste Kraft. Nachdem 14 Tage vor der Wahl die Umfragen kippten – CDU/CSU und FDP verfehlten nun die Mehrheit – begannen die Medien, diverse Koalitionsmodelle zu diskutieren. |
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Eine Listenverbindung ohne Zusammenschluss ist nach deutschem [[Wahlrecht]] nicht möglich; eine bloße Absprache, dass die WASG nur im Westen und die PDS nur im Osten antritt und man hinterher eine gemeinsame Fraktion bildet nach dem CDU/CSU-Modell ist zwar möglich, allerdings müssten dann beide Parteien jeweils für sich die Fünf-Prozent-Hürde überspringen oder jeweils drei Direktmandate erringen. |
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==== Verschwimmende Grenzen zur Linkspartei.PDS ==== |
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Die nun wahrscheinliche Lösung, dass Mitglieder der WASG auf einer offenen Liste der PDS kandidieren (entgegen vorherigen Versprechungen von Klaus Ernst und anderen Bundesvorstandsmitgliedern, dies sei ausgeschlossen), stößt an der Parteibasis nicht nur auf Zustimmung. Viele Mitglieder fürchten einen Glaubwürdigkeits- und Eigenständigkeitsverlust sowie ein Scheitern der WASG, wenn sie sich bei den Wahlen der PDS unterordne, die sie ursprünglich für ihre [[neoliberal]]e Politik in den Landesregierungen von Berlin und Mecklenburg-Vorpommern verurteilte. KritikerInnen vermuten, dass es in den betreffenden Bundesländern schwer sein wird, von der PDS enttäuschte WählerInnen für die Wahl des "[[Linke Politik|Linksbündnisses]]" zu begeistern. |
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Die WASG wurde nun als neue politische Kraft links der SPD wahrgenommen. Die WASG-Spitzenkandidaten Oskar Lafontaine (NRW/Saarland), Ulrich Maurer (Baden-Württemberg) und [[Klaus Ernst]] (Bayern) waren fortan in zahlreichen Talkshows und Printartikeln vertreten. [[Der Spiegel]] etwa brachte in Ausgabe 35/2005 ein Streitgespräch zwischen Oskar Lafontaine und dem Bayerischen Ministerpräsidenten und CSU-Vorsitzenden [[Edmund Stoiber]]. Andererseits nahmen viele Medien die WASG nicht mehr als eigenständigen Akteur wahr, sondern als Teil eines Gesamtprojektes, in dessen Rahmen ebenfalls Gregor Gysi, [[Lothar Bisky]] und [[Bodo Ramelow]] als prominente Linkspartei-Politiker auftraten. |
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==== Vom Projekt „westdeutsche Linke“ zur einigen Linkspartei ==== |
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Über die Frage der Zusammenarbeit von WASG und PDS bei den vorgezogenen Bundestagswahlen 2005, die nach Vorschlägen der Pateiführung als [[Demokratische Linke.PDS]] antreten will, soll nach einem [[Parteitag]] im Juli eine [[Urabstimmung]] entscheiden. |
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Am 19. August 2005 kündigten Linkspartei-Chef Lothar Bisky und WASG-Vorstandsmitglied Klaus Ernst an, das Projekt einer gemeinsamen vereinigten Linkspartei schneller als zuvor geplant umzusetzen. Bis dahin müsse die WASG jedoch erst im [[Westdeutschland|Westen]] eine starke Partei werden. Anfang September 2005 hatte die WASG über 10.500 Mitglieder. Zunächst unterzeichneten beide eine fünfseitige [[Kooperation]]s<nowiki />vereinbarung. |
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Während ein Großteil der WASG-Mitglieder in einem Bündnis mit der [[Partei des Demokratischen Sozialismus|Linkspartei.PDS]] die einmalige Chance sah, in den Bundestag einzuziehen, mit dem Ziel einer gesamtdeutschen Vereinigung der politischen Linken, befürchtet eine Minderheit um den ''Leverkusener Kreis'', dass die Linkspartei die WASG lediglich dazu benutzen wird, um in Westdeutschland Fuß zu fassen. Vereinzelt gab es auch Vereinigungskritiker in der Linkspartei. In der PDS-Zentrale kursierte so während des Bundestagswahlkampfes die Scherzfrage nach der Gemeinsamkeit der WASG mit einem Kondom: „Ohne ist schöner, aber mit ist sicherer.“<ref>[http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-41429193.html ''Leise und geschmiert''], Der Spiegel vom 15. August 2005</ref> Die beiden [[Fraktionsvorsitzender|Fraktionsvorsitzenden]] Oskar Lafontaine und Gregor Gysi teilten derlei Bedenken jedoch nicht und erklärten schon bei ihren Auftritten im [[Bundestagswahl 2005|Bundestagswahlkampf 2005]] die „historische Chance“ zur Bildung einer gemeinsamen, politisch wirksamen Kraft links von der SPD. |
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Der [[SPD]]-Vorsitzende [[Franz Müntefering]] sagte, er sehe ein Linksbündnis aus WASG und PDS als „ganz klare Herausforderung“ für die SPD an<!-- Quelle: Handelsblatt 25.05.05 -->. |
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Nach der Wahl sollten Arbeitsgruppen aus WASG und Linkspartei.PDS ein gemeinsames Parteiprogramm für die Zukunft erarbeiten. Der Name „Linkspartei“ sollte sich dabei nicht mehr ändern. Es wurde außerdem vereinbart, dass die Parteien bei den kommenden Landtagswahlen nicht gegeneinander antreten sollen. Auf Grundlage dieser Vereinbarung trat die Linkspartei Rheinland-Pfalz von ihrer Kandidatur zur Landtagswahl 2006 zurück. Auch in Baden-Württemberg sowie bei den Kommunalwahlen in Hessen einigten sich die Parteien auf gemeinsame Kandidaturen. Nur vereinzelt und dort mit geringem Erfolg traten in einigen Kommunen WASG und Linkspartei getrennt an. |
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Der Berliner Landesverband der WASG hatte angekündigt, bei den Landtagswahlen gegen die Linkspartei.PDS anzutreten. Dies wurde auf einem Landesparteitag am 26. und 27. November 2005 beschlossen und führte zu kontroversen Diskussionen. |
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==== Weitere Schritte nach der Wahl ==== |
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Die Linkspartei erhielt bei der Bundestagswahl 2005 8,7 % der Wählerstimmen und zog mit 54 Abgeordneten in den 16. Deutschen Bundestag ein. Nachdem die Linkspartei.PDS auf ihrem Bundesparteitag die Möglichkeit von Doppelmitgliedschaften zwischen WASG und Linkspartei beschlossen hatte, traten führende Vertreter beider Parteien in die jeweils andere Partei ein. Prominente Beispiele waren Gregor Gysi und Oskar Lafontaine sowie der Berliner Landesgeschäftsführer der Linkspartei [[Carsten Schatz]]. Insbesondere wegen der existierenden Spannungen zwischen den Berliner Landesverbänden kam es zu Einsprüchen gegen einige Doppelmitgliedschaften, in anderen Landesverbänden wurde satzungswidrig versucht, Doppelmitgliedern den Zugang zu Parteiversammlungen zu verbieten. Das [[Schiedsgerichtsbarkeit|Schiedsgericht]] der WASG erklärte mittlerweile die [[Diskriminierung]]en für wirkungslos und unrechtmäßig. |
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In einer [[Urabstimmung]], deren Ergebnis Anfang April 2006 bekannt gegeben wurde, waren rund 78 % der gültig abgegebenen Stimmen (57 % Wahlbeteiligung) für weitere Verhandlungen mit der Linkspartei und dem Ziel einer neuen linken gesamtdeutschen Partei. |
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Daraufhin ratifizierte ein Parteitag am 29./30. April 2006 in Ludwigshafen am Rhein das sogenannte ''Kooperationsabkommen III''. Inhalt dieses Abkommens waren weitere Verhandlungen und verschiedene Maßnahmen, u. a. die Ermächtigung der Bundesvorstände, Konkurrenzkandidaturen zu unterbinden. |
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==== Parteitag in Geseke 18./19. November 2006 ==== |
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In [[Geseke]] wurden weitere Hürden auf dem Weg der Fusion mit der Linkspartei zur neuen ''Linken'' überwunden. Die Partei beschloss die Umwandlung der WASG in einen neuen [[Verein|eingetragenen Verein]]. Der Bundesparteitag der WASG bestätigte in seiner Wahl den bisherigen geschäftsführenden Bundesvorstand im Amt. Weiterhin Schatzmeister und Mitglied des geschäftsführenden Bundesvorstandes war Thomas Händel, der ein Ergebnis von 61,4 % erreichte. Den geschäftsführenden Bundesvorstand bildeten weiter Klaus Ernst, gewählt mit 55,3 %, Axel Troost, gewählt mit 53,8 % und [[Felicitas Weck]], gewählt mit 59,8 %. In den erweiterten Vorstand wurden ebenfalls im ersten Wahlgang direkt gewählt: [[Christine Buchholz]], [[Ralf Krämer (Politiker)|Ralf Krämer]], [[Martina Sacher]], [[Heidi Scharff]], [[Michael Schlecht]], [[Ulrike Zerhau]]. Im zweiten Wahlgang wurden in den erweiterten Bundesvorstand gewählt: [[Thies Gleiss]], [[Christel Rajda]], [[Lucy Redler]], Fritz Schmalzbauer, [[Thomas Waldheim]]. |
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Neu im Bundesvorstand der WASG waren Martina Sacher, Michael Schlecht, Lucy Redler und Thomas Waldheim. Martina Sacher ist [[Gesamtbetriebsrat|Gesamtbetriebsrätin]] bei [[DB Services]] in Dresden. Michael Schlecht ist Gewerkschaftssekretär und arbeitet in Berlin als Leiter der Abteilung Wirtschaftspolitik von [[Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft|ver.di]]. Er ist bekannt als Gegner des „[[Bedingungsloses Grundeinkommen|bedingungslosen Grundeinkommens]]“ und setzt diesem die „bedarfsorientierte Grundsicherung“<ref>Michael Schlecht: [http://www.labournet.de/diskussion/arbeit/existenz/schlecht.pdf ''Bedarfsorientierte Grundsicherung'']</ref> entgegen. Thomas Waldheim ist Bezirksgewerkschaftssekretär der [[IG Bauen-Agrar-Umwelt]] in Magdeburg, Mitorganisator der [[Montagsdemonstrationen gegen Sozialabbau 2004|Montagsdemos]] in Schönebeck. Lucy Redler ist Sozialökonomin und Mitglied der [[Sozialistische Alternative (SAV)|SAV]]. |
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==== Parteitag in Dortmund 24./25. März 2007 ==== |
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An den beiden Tagen fanden in den Dortmunder Westfalenhallen die Bundesparteitage der WASG und der Linkspartei.PDS parallel statt. In einem Abstimmungsmarathon, bei dem beide Parteien jeweils über mehr als 500 Anträge zu entscheiden hatten, wurden die Gründungsdokumente für die zukünftige gemeinsame Partei [[Die Linke]] beschlossen („Programmatische Eckpunkte“, Satzung und diverse Ordnungen sowie der Verschmelzungsvertrag). Unter einer außergewöhnlichen Geschäftsordnung wurden Anträge und Beschlüsse zwischen den Parteien hin- und hergereicht, bis ein Konsens gefunden war. Besonders über programmatische Punkte wurde viel gestritten, beispielsweise über die Frage der Zustimmung zu Kriegseinsätzen unter Artikel VII der [[Charta der Vereinten Nationen|UN-Charta]]. Schließlich stimmten die Delegierten der WASG zu 87,7 % dem Verschmelzungsvertrag zu. |
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Am 16. Juni 2007 wurde nach einer erfolgreichen Urabstimmung die Vereinigung der WASG mit der [[Partei des Demokratischen Sozialismus|PDS]] zur Partei [[Die Linke]] formell beschlossen.<ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://tsarchive.wordpress.com/2007/05/19/meldung30358/ |titel=Fusion zur „Linken“ perfekt |werk= |hrsg=tagesschau.de-Archiv |datum=2007-05-19 |sprache= |abruf=2024-10-27}}</ref> |
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=== Landtagswahlen === |
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==== Rheinland-Pfalz ==== |
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Die WASG nahm an den Landtagswahlen in [[Landtagswahl in Rheinland-Pfalz 2006|Rheinland-Pfalz]] und [[Landtagswahl in Baden-Württemberg 2006|Baden-Württemberg]] am 26. März 2006 teil. Auf ihren Listen traten auch Mitglieder der Linkspartei an. Allerdings gab es insbesondere in Rheinland-Pfalz Pannen bei der [[Landesliste|Listenaufstellung]], so strich der Landeswahlleiter alle Listenplätze von 8 bis 40, so dass die Landesliste der WASG lediglich sieben Kandidaten umfasste. In Rheinland-Pfalz erreichte die WASG/Linke 2,5 % der Stimmen und wurde damit wie in Baden-Württemberg fünftstärkste Kraft im Land. |
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==== Baden-Württemberg ==== |
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Die WASG/Linke erreichte in Baden-Württemberg 3,1 % der abgegebenen Stimmen und verfehlte damit den Einzug in den [[Landtag von Baden-Württemberg|Landtag]]. Jedoch wurde die WASG/Linke auf Anhieb fünftstärkste Partei im Land und konnte in [[Wahlkreis]]en wie [[Landtagswahlkreis Mannheim I|Mannheim I]] (6,9 %), [[Landtagswahlkreis Freiburg II|Freiburg II]] (6,9 %) und [[Landtagswahlkreis Pforzheim|Pforzheim]] (5,5 %) Ergebnisse über fünf Prozent erreichen. Am schlechtesten schnitt sie mit 2,1 % in [[Landtagswahlkreis Schorndorf|Schorndorf]], [[Landtagswahlkreis Backnang|Backnang]] und [[Landtagswahlkreis Balingen|Balingen]] sowie mit 1,8 % in [[Landtagswahlkreis Rottweil|Rottweil]] und [[Landtagswahlkreis Freudenstadt|Freudenstadt]] ab. |
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Das schlechte Abschneiden der SPD in Baden-Württemberg war teilweise auch auf den Erfolg der WASG zurückzuführen, die der SPD vermutlich einige Wähler wegschnappte. In erster Linie nahm jedoch die Zahl der [[Nichtwähler]] zu Lasten der SPD (und anderer Parteien) zu, die WASG konnte daraus keinen großen Gewinn ziehen. Im Vergleich der Wahlkreise [[Korrelation|korrelieren]] die Ergebnisse der SPD und der WASG positiv, wenn auch nicht sehr ausgeprägt. Das bedeutet tendenziell, wo die SPD stark war, war auch die WASG eher stärker. Ähnliches war auch schon bei der Landtagswahl in NRW festzustellen. |
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Wesentlich bessere Ergebnisse wurden bei den ebenfalls am 26. März 2006 stattfindenden [[Kommunalwahlen in Hessen 2006|Kommunalwahlen in Hessen]] erzielt. Dort traten WASG-Mitglieder zumeist auf Listen von Wählervereinigungen mit Bezeichnungen wie „[[Die Linke.WASG]]“ an. |
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==== Berlin ==== |
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Obwohl ein außerordentlicher [[parteitag|Bundesparteitag]] der WASG in [[Ludwigshafen am Rhein]] am 29. April beschloss, gemäß dem Rahmenabkommen mit der Linkspartei keine Konkurrenzkandidaturen zuzulassen, strebte die WASG in [[Berlin]] und [[Mecklenburg-Vorpommern]] eine solche an. |
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Der Bundesvorstand enthob darauf im Auftrag des Bundesparteitages die Vorstände ihrer Ämter. Der Berliner Landesvorstand erstritt sich jedoch vor Gericht seine Wiedereinsetzung. Damit war der Weg für den alleinigen Antritt frei, als Spitzenkandidatin wurde [[Lucy Redler]] nominiert, die im Wahlkampf unter anderem für eine rasche Rückkehr Berlins in den [[Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände|kommunalen Arbeitgeberverband]] und die Anerkennung des gültigen Flächentarifvertrags eintrat. |
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==== Mecklenburg-Vorpommern ==== |
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In Mecklenburg-Vorpommern wurde ebenfalls ein konkurrierender Wahlantritt beschlossen. Die WASG in Mecklenburg-Vorpommern lehnte den Kurs der Linkspartei als zu links ab und berief sich auf frühere WASG-Aussagen, keine Linkspartei, sondern [[Sozialstaat]]s<nowiki>partei</nowiki> zu sein. |
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Beide angetretenen WASG-Landesverbände erhielten aufgrund der Fünf-Prozent-Hürde keine Parlaments[[Mandat (Politik)|mandate]] (Berlin 2,9 %, Mecklenburg-Vorpommern 0,5 %). Allerdings konnte die WASG in Berlin in sieben [[Bezirksverordnetenversammlung]]en mit insgesamt 14 Abgeordneten einziehen. |
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=== Bürgermeisterwahlen === |
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Bei der Wahl zum ehrenamtlichen [[Bürgermeister]] von [[Gräfenroda]] in [[Thüringen]] errang [[Frank Fiebig]] mit Linkspartei-Unterstützung 54,2 % der Stimmen. Er ist damit der einzige WASG-Bürgermeister. |
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Insgesamt kandidierten drei Mitglieder der WASG in Absprache mit der Linkspartei. |
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Hubert Bischoff errang im [[Kyffhäuserkreis]] 18,9 % als [[Landrat (Deutschland)|Landratskandidat]]. Ines Zipfel in [[Weida]] ([[Landkreis Greiz]]) erreichte bei der Bürgermeisterwahl 14,6 %. Bei der Oberbürgermeisterwahl in [[Esslingen am Neckar]] am 8. Oktober 2006 erreichte Thomas Mitsch 2,21 Prozent der Stimmen. Konkurrierende Kandidaturen, etwa Herbert Ziegenhahn jun. in Gera gegen das Bündnis aus Linke, SPD und Grünen scheiterten mit 2,3 %. |
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=== Bundestagsabgeordnete der WASG === |
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Die Abgeordneten der WASG wurden über die [[Wahlliste|offenen Listen]] der Linkspartei.PDS in den Deutschen Bundestag gewählt. Alle Abgeordneten der WASG waren Mitglied der [[Linksfraktion]] im Bundestag. |
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== Parteitage == |
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! Nr. |
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! Datum |
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! Ort |
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| 1. |
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| 22. Januar 2005 |
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| [[Göttingen]] |
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| 2. |
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| 6.–8. Mai 2005 |
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| [[Dortmund]] |
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| 3. |
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| 3. Juli 2005 |
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| [[Kassel]] |
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| – |
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| 4. März 2006 |
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| ''Abgesagt am 22. Januar 2006'' |
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| 4. |
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| 29.–30. April 2006 |
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| [[Ludwigshafen am Rhein]] |
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| 5. |
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| 18.–19. November 2006 |
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| [[Eringerfeld|Geseke-Eringerfeld]] |
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| 6. |
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| 24.–25. März 2007 |
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| [[Dortmund]] |
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|- |
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| 7. |
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| 15. Juni 2007 |
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| [[Berlin]] |
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== Bekannte WASG-Mitglieder == |
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* [[Oskar Lafontaine]], MdB, ehemaliger saarländischer [[Ministerpräsident]], [[Bundesminister der Finanzen|Bundesfinanzminister]] und Parteivorsitzender der SPD |
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* [[Gregor Gysi]], MdB, ehemaliger Vorsitzender der SED, später PDS |
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* [[Ulrich Maurer (Politiker)|Ulrich Maurer]], MdB, ehemaliger Landes- und Fraktionsvorsitzender der SPD in Baden-Württemberg |
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* [[Klaus Ernst]], MdB, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Schweinfurt |
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* [[Werner Dreibus]], MdB, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Offenbach |
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* [[Axel Troost]], MdB, Wirtschaftswissenschaftler |
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* [[Manfred Coppik]], ehemaliger SPD-Politiker, MdB, Gründer der Partei [[Demokratische Sozialisten]] (DS) |
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* [[Hans Wallow]], ehemaliger SPD-Politiker, MdB |
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* [[Peter von Oertzen]], 1946–2005 SPD-Mitglied; 2006 Austritt aus der WASG |
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* [[Elmar Altvater]], deutscher Politologe |
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* [[Bernd Riexinger]], deutscher Politiker ([[Die Linke]]) |
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* [[Thomas Händel]], MdEP, ehem. 1. Bevollmächtigter IG Metall Fürth |
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* [[Herbert Schui]], ehemaliges SPD-Mitglied, Ökonom an der Hochschule für Wirtschaft und Politik Hamburg |
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== Neugründungen == |
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Von Gegnern der Fusion der WASG mit der PDS wurden verschiedene Neugründungen veranlasst, die fast alle den Anspruch erhoben, die ursprüngliche Idee der WASG fortzuführen. Sie unterschieden sich aber dabei in ihrer politischen Ausrichtung. Gemeinsam haben sie, dass sie sich inzwischen alle wieder aufgelöst haben. |
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=== Soziale Alternative für Gerechtigkeit === |
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Die '''Soziale Alternative für Gerechtigkeit''' (Kurzbezeichnung: '''SAG''') wurde von Fusionsgegnern gegründet, die überzeugt waren, dass ohne die Fortsetzung der WASG als eigenständige Partei eine andere Politik nicht möglich sei. Die SAG stellte sich dabei insbesondere gegen die Berliner Alternative für Solidarität und Gegenwehr (BASG). Sie lehnt die explizit linke, [[Sozialismus|sozialistische]] Ausrichtung der BASG ab. |
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Die SAG stellte vom Frühjahr 2007 bis zum 31. Dezember 2009 mit drei Verordneten eine Fraktion in der [[Bezirksverordnetenversammlung]] Treptow-Köpenick. Aktivitäten entfaltete die Partei in den Bundesländern Berlin, Hessen, Bayern, Mecklenburg-Vorpommern und Nordrhein-Westfalen. Der [[Bundeswahlausschuss]] verneinte aber die Parteieigenschaft am 17. Juli 2009, sodass die SAG nicht zur [[Bundestagswahl 2009]] zugelassen wurde.<ref>Roderich Egeler (Bundeswahlleiter): {{Webarchiv | url=http://www.bundestag.de/aktuell/archiv/2009/25191886_kw29_kleinparteien/index.html | wayback=20090720231801 | text=''Übersicht zur Anerkennung der Parteien im Bundeswahlausschuss''}} Bundestagsinfo vom 17. Juli 2009</ref> Seit Oktober 2010 bestanden Landesverbände in Berlin und Mecklenburg-Vorpommern. |
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Auf ihrem Gründungsparteitag am 21. und 22. Juni 2008 wählte die SAG ihren ersten Bundesvorstand und verabschiedete ihre Bundessatzung; das politische Programm blieb bestehen. Gründungsvorsitzender war Hartmut Nemak. Da der Gründungsvorstand aus nur fünf Mitgliedern bestand statt aus den in der Satzung vorgesehenen acht Mitgliedern, forderten einige Mitglieder die Vervollständigung. Das lehnten drei Vorstandsmitglieder ab. Die Auseinandersetzung eskalierte und spaltete die Partei. Der opponierende Flügel wählte 2008 einen satzungskonformen Gegenvorstand und den Gegenvorsitzenden Alexander Weber. Schließlich verklagte der oppositionelle Flügel den Vorstand. Die innerparteiliche Kontroverse endete erst im Juni 2010 mit einem Vergleich vor Gericht. Infolge der Auseinandersetzung traten viele Mitglieder aus, unter ihnen auch die Vorsitzenden Nemak und Weber. Nachfolger waren Paul Jörns (2010–2011) und Dieter Schulze (ab 2011). 2012 wurde die Partei in ''BürgerVerbund'' (BV) umbenannt.<ref> {{Webarchiv|text=Homepage der SAG |url=http://www.sag-partei.de/ |wayback=20101025050314 }}</ref> Am 8. Mai 2013 lösten die Mitglieder die Partei auf. |
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=== Berliner Alternative für Solidarität und Gegenwehr === |
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Sechzig Gegner der Fusion der Berliner WASG, darunter das ehemalige Landesvorstandsmitglied [[Lucy Redler]], gründeten am 29. April 2007 die auf Berlin beschränkte, sozialistisch ausgerichtete Vereinigung '''Berliner Alternative für Solidarität und Gegenwehr''' (BASG). Sie plante, sich zu einer Berliner Kommunalpartei weiterzuentwickeln und wurde von der [[Sozialistische Alternative (SAV)|Sozialistischen Alternative (SAV)]] unterstützt. Zu Kandidaturen bei Wahlen kam es jedoch nicht. Etwa 2010 wurde die politische Arbeit eingestellt. Redler trat daraufhin 2010 der Partei [[Die Linke]] bei. |
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=== Wahlalternative Soziales Berlin === |
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Fusionsgegner aus Berlin, zu denen mehrere Bezirksversammlungsverordnete der WASG gehörten, gründeten am 27. April 2007 die Partei '''Wahlalternative Soziales Berlin''' (WAS-B). Sie konzentrierte sich auf die Berliner Landes- und Bezirkspolitik. Eine Vernetzung mit anderen regionalen Gruppen ehemaliger WASG-Mitglieder war geplant. Bis September 2011 war die WAS-B mit zwei Verordneten in der Bezirksverordnetenversammlung von [[Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg|Friedrichshain-Kreuzberg]] und in den Bezirken [[Bezirk Tempelhof-Schöneberg|Tempelhof-Schöneberg]], [[Bezirk Lichtenberg|Lichtenberg]] und [[Bezirk Marzahn-Hellersdorf|Marzahn-Hellersdorf]] mit jeweils einem Verordneten vertreten. Bei den Wahlen zur Bezirksverordnetenversammlung am 18. September 2011 trat die WAS-B nicht mehr an.<ref>{{Webarchiv|url=http://www.was-b.de/ |wayback=20130625060633 |text=Website der WAS-B }}</ref> |
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=== Soziale Gerechtigkeit – Nordrhein-Westfalen === |
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In [[Nordrhein-Westfalen]] entstand aus mehreren kleineren Abspaltungen der WASG sowie aus dem SAG-Landesverband NRW die Partei '''Soziale Gerechtigkeit – Nordrhein-Westfalen''' (SG-NRW). Parteivorsitzender war [[Helmut Geuking]], ehemals Kreisvorsitzender der WASG Coesfeld,<ref>[http://www.wahlalternative-bocholt.de/?DIE_LINKE:Der_KV_Coesfeld WASG Kreisverband Coesfeld gegründet] wahlalternative-bocholt.de, abgerufen am 6. Juli 2019</ref> der 2009 für die SG-NRW in den Stadtrat von [[Billerbeck]] gewählt wurde.<ref>{{Webarchiv|url=http://wahlen.billerbeck.de/wahlen/Kommunahlwahl2009.html |wayback=20140525214039 |text=Ergebnis Stadtratswahl 2009 der Stadt Billerbeck |archiv-bot=2023-03-08 05:13:50 InternetArchiveBot }}, abgerufen am 6. Juli 2019</ref> Die Partei trat mit zwei Direktkandidaten zur [[Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen 2010]] an, 2012 trat sie nicht mehr an. Zum 1. Dezember 2012 fusionierte sie mit der [[Familien-Partei Deutschlands]]. Im Oktober 2013 wurde Helmut Geuking zum Vorsitzenden der Familien-Partei Deutschlands in NRW gewählt. Dieses Amt hatte er bis Mai 2016 inne.<ref>{{Webarchiv|url=http://www.familienpartei-nrw.de/ |wayback=20160707170744 |text=Rücktritt Helmut Geuking }}, abgerufen am 6. Juli 2019</ref> Auf dem Bundesparteitag vom 19./20. November wurde Helmut Geuking zum stellvertretenden Vorsitzenden gewählt.<ref> {{Webarchiv|text=Bundesvorstand Familien-Partei |url=http://www.familienpartei.net/partei/vorstand-bund.html |wayback=20170113204347 }}, abgerufen am 6. Juli 2019</ref> Zwei Jahre später wurde Geuking Bundesvorsitzender und zog 2019 für die Familienpartei ins Europaparlament ein. |
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=== Alternatives Bündnis für soziale Gerechtigkeit Mecklenburg-Vorpommern === |
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{{Hauptartikel|Alternatives Bündnis für soziale Gerechtigkeit}} |
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Die AB wurde 2006 gegründet und war nur in Mecklenburg-Vorpommern tätig. Sie trat zuletzt 2011 zur Landtagswahl an. |
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== Siehe auch == |
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* [[Kandidaturmodelle der WASG/PDS zur Bundestagswahl 2005]] (zu Details über das umstrittene Verfahren der Listenaufstellung) |
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== Literatur == |
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* Falk Heunemann: ''Die Erfindung der Linkspartei: Die Kooperation der PDS und der WASG zur Bundestagswahl 2005'', Saarbrücken 2008. ISBN 978-3-8364-6007-1 |
|||
* [[Jürgen P. Lang]]: ''Die Fusion von PDS und WASG aus extremismustheoretischer Sicht'', in: [[Hanns-Seidel-Stiftung]] (Hrsg.): Extremismus in Deutschland – Schwerpunkte, Perspektiven, Vergleich, München 2007, S. 54–63 (= Politische Studien, Themenheft 1/2007). |
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* Jürgen P. Lang: ''Eine neue Linke? – Die Fusionsbestrebungen von PDS und WASG'', in: [[Jahrbuch Extremismus & Demokratie]] 18, Baden-Baden 2006, ISBN 978-3-8329-2431-7, S. 171–188 |
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* Jürgen P. Lang: ''Die doppelte Linke. Eine Analyse der Kooperation von PDS und WASG'', in: [[Deutschland Archiv]], 2/2006, S. 208–216. [https://www.academia.edu/35356550/J%C3%BCrgen_P._Lang_Die_doppelte_Linke._Eine_Analyse_der_Kooperation_von_PDS_und_WASG Text online] |
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* Nils Schnelle: ''Die WASG – Von der Gründung bis zur geplanten Fusion mit der Linkspartei'', München 2007. ISBN 978-3-638-68071-4 |
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* Andreas M. Vollmer: ''Arbeit & soziale Gerechtigkeit – Die Wahlalternative (WASG): Entstehung, Geschichte und Bilanz'', Baden-Baden 2013. ISBN 978-3-8487-0103-2 |
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* Jochen Weichold: ''Die WASG – eine zeitgenössische Arbeiterpartei. Ein Überblick über die kurze Geschichte der „Wahlalternative Arbeit und Soziale Gerechtigkeit“'', in: [[Jahrbuch für Forschungen zur Geschichte der Arbeiterbewegung]], Heft II/2013. |
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== Weblinks == |
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* [http://www.w-asg.de/ Arbeit & soziale Gerechtigkeit - Die Wahlalternative (Partei)] |
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* [http://www. |
* [http://www.rosalux.de/fileadmin/rls_uploads/pdfs/ADS/Findbuch_12.pdf Findbuch Wahlalternative Arbeit und Soziale Gerechtigkeit (2004 bis 2007)], Archiv Demokratischer Sozialismus der [[Rosa-Luxemburg-Stiftung]] |
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* [http://www.wasg-nrw.de/uploads/media/WASG-Wollen.pdf Wahlprogramm (PDF)] |
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== Einzelnachweise == |
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* [http://www.memo.uni-bremen.de Arbeitsgruppe Alternative Wirtschaftspolitik] (Memorandum-Gruppe) |
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* [http://www.eine-linkspartei.de Aufruf zur Zusammenarbeit von PDS und WASG] |
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* [http://www.debatte.info/index.php?id=377 Thesen zur WASG - Diskussionsbeitrag von Edith Bartelmus-Scholich, Mai 2005] |
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* [http://www.wahlalternative-2006.de offenes forum zur Wahlalternative] |
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[[Kategorie:Parteigründung 2005]] |
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[[Kategorie:Aufgelöst 2007]] |
Aktuelle Version vom 1. März 2025, 07:34 Uhr
Arbeit & soziale Gerechtigkeit – Die Wahlalternative | |
---|---|
![]() | |
Parteivorsitzende | keine (Geschäftsführender Bundesvorstand: Klaus Ernst, Axel Troost, Christine Buchholz, Thomas Händel) |
Entstehung | Bildung parteilicher Strukturen durch den Verein Wahlalternative Arbeit und soziale Gerechtigkeit |
Gründung | 3. Juli 2004 (Verein) 22. Januar 2005 (Partei) |
Fusion | 16. Juni 2007 (aufgegangen in: Die Linke) |
Hauptsitz | Königswarter Straße 16 90762 Fürth |
Ausrichtung | Demokratischer Sozialismus, Sozialdemokratie, Wirtschaftsdemokratie |
Farbe(n) | Rot |
Mitgliederzahl | 8944 (2006)[1] |
Arbeit & soziale Gerechtigkeit – Die Wahlalternative (WASG) war eine linksgerichtete politische Partei in Deutschland, die sich im Verlauf des Jahres 2004 vorrangig aus regierungskritischen SPD-Mitgliedern und Gewerkschaftern zunächst als Verein Wahlalternative Arbeit und soziale Gerechtigkeit e. V. gebildet hatte und sich am 22. Januar 2005 als Partei konstituierte. Sie vertrat hauptsächlich demokratisch-sozialistische, sozialdemokratische und gewerkschaftsnahe Positionen, war jedoch auch politischer Anlaufpunkt für Eurokommunisten und andere linke Gruppen. Am 16. Juni 2007 wurde nach einer erfolgreichen Urabstimmung die Vereinigung der WASG mit der PDS zur Partei Die Linke formell beschlossen.
Inhaltliches Profil
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Partei sah sich selbst als Teil oder auch als parlamentarische Vertretung sozialer Bewegungen. Sie galt als gewerkschaftsnah und wandte sich gegen einen übermäßigen Einfluss von Kapitalinteressen auf Politik und Gesellschaft. Der Historiker Jochen Weichold bezeichnete sie deshalb im Rückblick als „zeitgenössische Arbeiterpartei“.[2]
Ein Entwurf für programmatische Grundlagen war nach Aussage von Vorstandsmitgliedern wie dem Volkswirt Axel Troost stark von den Memoranden der Arbeitsgruppe Alternative Wirtschaftspolitik beeinflusst. Das Programm der WASG strebte eine Stärkung der Nachfrage an und beschrieb die Konzeption von sozialer Gerechtigkeit, die die Partei für erstrebenswert hielt. Dazu gehörte die Rückkehr zu einer Steuerpolitik, die stärker nach der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit besteuert. Insbesondere sollten die Steuersenkungen der rot-grünen Regierung seit 1999 für die Kapitaleinkünfte der großen Aktiengesellschaften und für hohe Einkommen rückgängig gemacht sowie die 1997 ausgelaufene Vermögensteuer wieder eingeführt werden.
In der Arbeitsgruppe Alternative Wirtschaftspolitik suchen Wirtschaftswissenschaftler, Politikwissenschaftler und Gewerkschafter nach keynesianischen Alternativen zur neoliberalen und angebotsorientierten Wirtschaftspolitik, die von einem Großteil der deutschen Wirtschaftswissenschaftler befürwortet wird.
Umstrittenes Verhältnis zum Sozialismus
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Obwohl Sozialismus der Name einer der WASG nahestehenden Zeitschrift ist, war die WASG zunächst eine Protestbewegung, die den Sozialismus nicht als gemeinsame Zielsetzung verstand. Hingegen fand der Begriff der Wirtschaftsdemokratie Eingang in das Gründungsprogramm der Partei. Dennoch verstanden sich Mitglieder der WASG vielfach selbst als Sozialisten, einige lehnten sozialistische Gesellschaftsvorstellungen aber auch ab.
In der Gründungsphase grenzte sich die WASG durch ihre offizielle Haltung zum Sozialismus von der PDS ab, ohne sich andererseits dem Potential der bisherigen PDS-Mitglieder zu verschließen.[3]
Typische Sozialismus-Vertreter in der WASG wurden dann ehemalige und aktive Mitglieder von Kleinparteien und von Vereinigungen wie der DKP, der SAV, von Linksruck oder dem KBW. Nachdem sich der Fürther Gewerkschafter Thomas Händel schon beim Gründungsparteitag als demokratischer Sozialist bezeichnet hatte, war in dem „Diskussionsvorschlag“ für das Programm der gemeinsamen neuen Linkspartei vom Bekenntnis zu einem demokratischen Sozialismus die Rede. Die Linkspartei PDS nannte dies als Grundvoraussetzung für ein gemeinsames Vorgehen.
Organisationsstruktur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Mitgliederstruktur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die WASG präsentierte sich als breite politische Plattform. Ihre Mitglieder kamen aus verschiedenen Parteien, meist aus linken, aber auch aus christdemokratischen (wie SPD, Die Grünen, PDS, DKP, aber auch CDU). Daneben gab es auch linke Intellektuelle, Gewerkschaftsmitglieder, Mitglieder sozialer Bewegungen wie Attac, alternative Wirtschafts- und Sozialwissenschaftler, Anhänger der christlichen Soziallehre, pragmatische Kommunisten und Anarchisten, Rentner sowie auch Personen aus dem bisherigen Nicht- und Protestwählermillieu. Generell waren die westlichen Landesverbände stärker als die östlichen. Besonders mitgliederstark waren Bayern, NRW und der Landesverband Saar.
Vorstand
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Vorstand bestand aus 16 Personen, davon vier geschäftsführenden Parteivorständen:[4]
Zeitraum | Geschäftsführende Parteivorsitzende | |||
---|---|---|---|---|
8. Mai 2005 – 30. April 2006 | Klaus Ernst | Thomas Händel (Schatzmeister) |
Axel Troost | Sabine Lösing |
30. April 2006 – 25. März 2007 | Felicitas Weck | |||
25. März – 15. Juni 2007 | Christine Buchholz |
Parteinahe Organisationen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Stiftungs- und Bildungseinrichtungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Rosa-Luxemburg-Stiftung ist eine der Linkspartei nahestehende Stiftung, die den Verbindungsprozess von WASG und Linkspartei ebenso begleitet hat wie die Bildungsgemeinschaft SALZ als WASG-nahe Bildungsgemeinschaft. Während die politische Bildungsarbeit der RLS-Stiftung für die lokale und regionale Bildungsarbeit durch RLS-Clubs flankiert wird, sind dies bei der Bildungsgemeinschaft SALZ die Bildungskreise, die mit ähnlicher Zielrichtung wirken. Die Möglichkeiten einer Zusammenarbeit nach dem Fusionsprozess waren Thema von Gesprächen.
Jugendverband
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die WASG besaß auf Bundesebene keinen eigenen Jugendverband. Sie hatte in Thüringen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein, Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg, Brandenburg und Teilen von NRW den Linkspartei-nahen Jugendverband ['solid] – die sozialistische Jugend als ihren Jugendverband anerkannt. In Bayern, NRW und Bremen existierten parteieigene Jugend-AGen, die aber mit ['solid] kooperierten. Vor der Fusion der WASG mit der Linkspartei vereinigten sich die verschiedenen Jugendstrukturen zur Linksjugend ['solid].
Hochschulverband
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Mai 2007 gründeten WASG- und PDS-nahe Hochschulgruppen mit anderen linken Hochschulgruppen den Hochschulverband Die Linke.SDS. An mehreren Hochschulen sind Hochschulgruppen von WASG und PDS bereits gemeinsam zu Hochschulwahlen angetreten.
Strömungen und Flügel
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Antikapitalistische Linke
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die im März 2006 formierte Antikapitalistische Linke ist eine Strömung in WASG und Linkspartei. Die Antikapitalistische Linke knüpft an die neue gemeinsame linke Partei und deren Politik programmatische Mindestbedingungen und Mindestbedingungen für Regierungsbeteiligung. Initiatoren der Antikapitalistischen Linken waren u. a. Sahra Wagenknecht und Ulla Jelpke.
Sozialistische Linke
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die im August 2006 formierte Sozialistische Linke (SL) ist eine Strömung in WASG und Linkspartei, die linkskeynesianische, marxistische und reformkommunistische Positionen vertritt. Die gewerkschaftlich orientierte Sozialistische Linke strebt eine moderne sozialistische Partei nach Vorbild der SP der Niederlande oder der italienischen Rifondazione Comunista an. Sechs Bundestagsabgeordnete der Linksfraktion und eine knappe Mehrheit der Mitglieder des Bundesvorstandes der WASG gehörten zu den Gründungsmitgliedern der Sozialistische Linken. Die SL war in den Gremien der WASG stark vertreten.
Netzwerk Linke Opposition
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Im Oktober 2006 formierte sich das Netzwerk Linke Opposition (NLO) als Strömung klassenkämpferischer und sozialistischer Personen und Gruppen innerhalb und außerhalb der WASG. Sie kritisierte die bedingungslose Fusion und machte „rote Linien“, wie beispielsweise keine Beteiligung an Regierungen des Sozialabbaus, zum Fusionskriterium. Das NLO arbeitet hauptsächlich in der sozialen Bewegung und interveniert in Betriebskämpfe. Aber auch Kampagnen gegen Militarisierung und Imperialismus gehören zur Arbeit des NLO. Hauptziel ist der Aufbau einer alternativen Kraft links von der Linkspartei. Der Unterstützerkreis wird auf mehrere hundert Personen geschätzt.
Leverkusener Kreis
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Leverkusener Kreis (LVK) war ein Zusammenschluss von etwa 300 Mitgliedern innerhalb der WASG und hatte nach eigenen Angaben 1500 Interessenten.[5] Gründungsdatum des Leverkusener Kreises war der 10. Juni 2005 anlässlich der damals noch in Planung befindlichen Kooperation zwischen WASG und PDS. Sie sprachen sich gegen die Zusammenarbeit und den gemeinsamen Antritt mit der PDS bei den vorgezogenen Bundestagswahlen 2005 aus. Vom Landesvorstand NRW der WASG wurden daraufhin drei Ausschlussverfahren eröffnet.[6] Nach einigen Monaten zerstritten sich die Mitglieder und spalteten sich in einzelne Kleingruppierungen auf. Viele traten auch aus der WASG aus.
Finanzen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Parteivermögen der WASG hatte nur einen geringen Umfang. Laut Bundestags-Drucksache 16/5230 hatte die WASG keine Immobilien und nur geringe Geldmittel.
Bargeldbestände hatte die Partei kaum. Sie war deshalb auf Spenden und staatliche Parteienfinanzierung angewiesen. Während die Partei vom Staat etwa 126.000 Euro erhielt (Stand: 2005), machte ihr Beitragsaufkommen etwa 600.000 Euro aus. Etwa 330.000 Euro erhielt sie durch Spenden und Mandatsträgerbeiträge. Nach Aussagen des Schatzmeisters und Medienberichten hatte die Partei Darlehen in Höhe von 300.000 Euro aufgenommen, um Wahlkämpfe vorfinanzieren zu können. Ein Parteitag fand aus Kostengründen in Geseke statt, die Nichterstattung von Fahrtkosten wurde erwogen. Trotzdem sei die Finanzlage prekär gewesen.
2005 erhielt die Partei von keiner Einzelperson oder Firma Spenden in Höhe von mehr als 10.000 Euro. 2006 und 2007 erhielt die Partei Zuwendungen von Bundestagsabgeordneten, darunter Oskar Lafontaine und Klaus Ernst. Das Reinvermögen der Partei (Geld und Wertgegenstände gegen Kredite und Zahlungsverpflichtungen) betrug 2005 etwa 125.000 Euro. Die WASG verfügte zu keiner Zeit über Immobilien oder Unternehmensbeteiligungen.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Vom Verein WASG zur Partei 2004/2005
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Der Verein Wahlalternative Arbeit und soziale Gerechtigkeit war am 3. Juli 2004 gegründet worden. Er ging aus dem Zusammenschluss der beiden im Jahre 2003 gegründeten Organisationen hervor, die ihren Ursprung im Protest gegen die bereits 1999 einsetzenden Schröderschen Konterreformen innerhalb der Sozialdemokratie hatten – der in Berlin gegründeten eher kapitalismuskritischen Wahlalternative 2006 und der hingegen ostentativ von langjährigen SPD-Mitgliedern bzw. bereits ausgetretenen langjährigen SPD-Mitgliedern gegründeten Initiative Arbeit und soziale Gerechtigkeit (IASG). Der IASG hatten sich in den östlichen Bundesländern auch ehemalige DDR-Bürgerrechtler angeschlossen, Thomas Rudolph, Frank Richter, Oliver Kloss, Michaela Ziegs u. a.[7] Sie unterstützten auch die WASG bis zur Abwahl Gerhard Schröders, sahen die Tendenz der WASG zur PDS freilich kritisch.
Die Gründung des Vereins WASG erregte von Anfang an große Aufmerksamkeit, da dessen Entstehen mit der Hochphase der Montagsdemonstrationen gegen die Agenda 2010 und Hartz IV zusammenfiel.
Parteigründung und Namensgebung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ende November 2004 wurde in Nürnberg über eine Parteigründung entschieden. Mehrere Mitglieder des provisorischen Bundesvorstandes hatten erklärt, eine solche Parteigründung anzustreben und zur nächsten Bundestagswahl antreten zu wollen. Die Partei wollte als neue Linkspartei unzufriedenen Wählern sowie Nichtwählern eine Wahlalternative bieten.
Im Dezember fand eine Urabstimmung über die geplante Parteigründung statt, bei der die meisten Mitglieder zustimmten. Schließlich kam es am 22. Januar 2005 in Göttingen zur offiziellen Parteigründung mit dem Namen Arbeit & soziale Gerechtigkeit – Die Wahlalternative mit der Kurzbezeichnung ASG. Gegen dieses Kürzel klagte das Weiterbildungsinstitut ASG-Bildungsforum erfolgreich vor dem Landgericht Düsseldorf. Fortan übernahm die Partei das Kürzel WASG vom Verein, der fortan zur Unterscheidung WAsG e. V. hieß.
Erster Wahlkampf: Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Kurz nach der Gründung legte sich der Landesverband Nordrhein-Westfalen auf eine Teilnahme an der Landtagswahl NRW im Mai fest. Der Bundesvorstand wollte zunächst den Parteiaufbau vorantreiben, da die Strukturen für eine erfolgreiche Wahlteilnahme noch als zu schwach angesehen wurden. Eine Landesdelegiertenkonferenz wählte am 23. Januar 2005 in Düsseldorf vierzig Kandidaten für die Landesreserveliste mit dem Herner Sozialpfarrer Jürgen Klute als Spitzenkandidat.[8] Für die Öffentlichkeit überraschend wurde die WASG auf Anhieb fünftstärkste Partei, scheiterte jedoch mit ca. 2,2 % der Wählerstimmen klar an der Fünf-Prozent-Hürde. Angesichts ihres erstmaligen Antritts wurde dies trotzdem als Erfolg gewertet, zumal die Wahlbeteiligung im Vergleich zu der Landtagswahl 2000 deutlich höher war und der Antritt noch konkurrierend zum späteren Kooperationspartner PDS erfolgte, dem wie alle anderen, kleineren Parteien mit unter 1 % der Stimmen der Zugang zur staatlichen Parteienfinanzierung versagt blieb.[9]
Mit dem Wahlergebnis verbunden war der Verlust der rot-grünen Parlamentsmehrheit. Die WASG konnte dabei ihre Wählerschaft insbesondere aus dem Pool der bisherigen Nichtwähler, aber auch aus der Wählerschaft der SPD rekrutieren.[10] Von der SPD-Führung wurde das Ergebnis als „Bestrafung“ des Wählers für die Reformen der Agenda 2010 gewertet, was Bundeskanzler Gerhard Schröder veranlasste, noch am Wahlabend die vorgezogene Neuwahl ankündigen zu lassen.[11]
Bundestagskandidatur mit der Linkspartei.PDS
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen rief Bundeskanzler Schröder vorzeitige Neuwahlen des Bundestages für den 22. September 2005 aus. Die WASG war für eine so frühe Bundestagswahl personell und finanziell nicht vorbereitet. Trotz zahlreicher Beitritte blieb die WASG eine marginale, allein chancenlose Partei.

In dieser Situation bot der ehemalige SPD-Parteichef Oskar Lafontaine an, gemeinsam mit dem ehemaligen PDS-Vorsitzenden Gregor Gysi eine Wahlplattform aus WASG und PDS anzuführen. Dies war wahlrechtlich nicht möglich, weshalb man sich unter mehreren Modellen für eine Kandidatur von einzelnen WASG-Mitgliedern auf den Landeslisten der PDS entschied. Diese benannte sich auf Wunsch der WASG in Die Linkspartei um. Am 18. Juni trat Oskar Lafontaine der WASG bei und wurde kurz darauf Spitzenkandidat in Nordrhein-Westfalen sowie Direktkandidat in seiner Heimatstadt Saarbrücken. Lafontaine löste eine starke Beitrittswelle sowohl in WASG als auch Linkspartei.PDS aus. Darunter waren auch bekannte SPD-Mitglieder und Gewerkschafter wie Peter von Oertzen, der bereits am 18. März 2005 die Parteimitgliedschaft wechselte oder der baden-württembergische Landtagsabgeordnete Ulrich Maurer am 1. Juli. Sein Landtagsmandat nahm er weiterhin wahr. Maurer war damit der erste Landtagsabgeordnete der WASG.
Die gemeinsame Kandidatur war heftig umstritten. Noch während der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen lehnten führende Vertreter der WASG jegliches Bündnis mit der PDS ab. Einige radikale Kritiker des Wahlprojektes sammelten sich im Leverkusener Kreis. Diese Gruppe konnte sich letztendlich nicht durchsetzen, woraufhin einige Mitglieder austraten und verschiedene Splittergruppen gründeten. Es wurde auch die Gründung einer neuen Partei Bündnis für Frieden + soziale Gerechtigkeit (FSG) diskutiert. Eng mit der „PDS-Frage“ verknüpft ist der Streit um Regierungsbeteiligungen und um Sachpolitik oder mehr Protest.
Seit Juli 2005 bezeichneten Prognosen der Meinungsforschungsinstitute die Linkspartei zusammen mit der WASG als neue drittstärkste Kraft. Nachdem 14 Tage vor der Wahl die Umfragen kippten – CDU/CSU und FDP verfehlten nun die Mehrheit – begannen die Medien, diverse Koalitionsmodelle zu diskutieren.
Verschwimmende Grenzen zur Linkspartei.PDS
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die WASG wurde nun als neue politische Kraft links der SPD wahrgenommen. Die WASG-Spitzenkandidaten Oskar Lafontaine (NRW/Saarland), Ulrich Maurer (Baden-Württemberg) und Klaus Ernst (Bayern) waren fortan in zahlreichen Talkshows und Printartikeln vertreten. Der Spiegel etwa brachte in Ausgabe 35/2005 ein Streitgespräch zwischen Oskar Lafontaine und dem Bayerischen Ministerpräsidenten und CSU-Vorsitzenden Edmund Stoiber. Andererseits nahmen viele Medien die WASG nicht mehr als eigenständigen Akteur wahr, sondern als Teil eines Gesamtprojektes, in dessen Rahmen ebenfalls Gregor Gysi, Lothar Bisky und Bodo Ramelow als prominente Linkspartei-Politiker auftraten.
Vom Projekt „westdeutsche Linke“ zur einigen Linkspartei
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Am 19. August 2005 kündigten Linkspartei-Chef Lothar Bisky und WASG-Vorstandsmitglied Klaus Ernst an, das Projekt einer gemeinsamen vereinigten Linkspartei schneller als zuvor geplant umzusetzen. Bis dahin müsse die WASG jedoch erst im Westen eine starke Partei werden. Anfang September 2005 hatte die WASG über 10.500 Mitglieder. Zunächst unterzeichneten beide eine fünfseitige Kooperationsvereinbarung.
Während ein Großteil der WASG-Mitglieder in einem Bündnis mit der Linkspartei.PDS die einmalige Chance sah, in den Bundestag einzuziehen, mit dem Ziel einer gesamtdeutschen Vereinigung der politischen Linken, befürchtet eine Minderheit um den Leverkusener Kreis, dass die Linkspartei die WASG lediglich dazu benutzen wird, um in Westdeutschland Fuß zu fassen. Vereinzelt gab es auch Vereinigungskritiker in der Linkspartei. In der PDS-Zentrale kursierte so während des Bundestagswahlkampfes die Scherzfrage nach der Gemeinsamkeit der WASG mit einem Kondom: „Ohne ist schöner, aber mit ist sicherer.“[12] Die beiden Fraktionsvorsitzenden Oskar Lafontaine und Gregor Gysi teilten derlei Bedenken jedoch nicht und erklärten schon bei ihren Auftritten im Bundestagswahlkampf 2005 die „historische Chance“ zur Bildung einer gemeinsamen, politisch wirksamen Kraft links von der SPD.
Nach der Wahl sollten Arbeitsgruppen aus WASG und Linkspartei.PDS ein gemeinsames Parteiprogramm für die Zukunft erarbeiten. Der Name „Linkspartei“ sollte sich dabei nicht mehr ändern. Es wurde außerdem vereinbart, dass die Parteien bei den kommenden Landtagswahlen nicht gegeneinander antreten sollen. Auf Grundlage dieser Vereinbarung trat die Linkspartei Rheinland-Pfalz von ihrer Kandidatur zur Landtagswahl 2006 zurück. Auch in Baden-Württemberg sowie bei den Kommunalwahlen in Hessen einigten sich die Parteien auf gemeinsame Kandidaturen. Nur vereinzelt und dort mit geringem Erfolg traten in einigen Kommunen WASG und Linkspartei getrennt an.
Der Berliner Landesverband der WASG hatte angekündigt, bei den Landtagswahlen gegen die Linkspartei.PDS anzutreten. Dies wurde auf einem Landesparteitag am 26. und 27. November 2005 beschlossen und führte zu kontroversen Diskussionen.
Weitere Schritte nach der Wahl
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Linkspartei erhielt bei der Bundestagswahl 2005 8,7 % der Wählerstimmen und zog mit 54 Abgeordneten in den 16. Deutschen Bundestag ein. Nachdem die Linkspartei.PDS auf ihrem Bundesparteitag die Möglichkeit von Doppelmitgliedschaften zwischen WASG und Linkspartei beschlossen hatte, traten führende Vertreter beider Parteien in die jeweils andere Partei ein. Prominente Beispiele waren Gregor Gysi und Oskar Lafontaine sowie der Berliner Landesgeschäftsführer der Linkspartei Carsten Schatz. Insbesondere wegen der existierenden Spannungen zwischen den Berliner Landesverbänden kam es zu Einsprüchen gegen einige Doppelmitgliedschaften, in anderen Landesverbänden wurde satzungswidrig versucht, Doppelmitgliedern den Zugang zu Parteiversammlungen zu verbieten. Das Schiedsgericht der WASG erklärte mittlerweile die Diskriminierungen für wirkungslos und unrechtmäßig.
In einer Urabstimmung, deren Ergebnis Anfang April 2006 bekannt gegeben wurde, waren rund 78 % der gültig abgegebenen Stimmen (57 % Wahlbeteiligung) für weitere Verhandlungen mit der Linkspartei und dem Ziel einer neuen linken gesamtdeutschen Partei. Daraufhin ratifizierte ein Parteitag am 29./30. April 2006 in Ludwigshafen am Rhein das sogenannte Kooperationsabkommen III. Inhalt dieses Abkommens waren weitere Verhandlungen und verschiedene Maßnahmen, u. a. die Ermächtigung der Bundesvorstände, Konkurrenzkandidaturen zu unterbinden.
Parteitag in Geseke 18./19. November 2006
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In Geseke wurden weitere Hürden auf dem Weg der Fusion mit der Linkspartei zur neuen Linken überwunden. Die Partei beschloss die Umwandlung der WASG in einen neuen eingetragenen Verein. Der Bundesparteitag der WASG bestätigte in seiner Wahl den bisherigen geschäftsführenden Bundesvorstand im Amt. Weiterhin Schatzmeister und Mitglied des geschäftsführenden Bundesvorstandes war Thomas Händel, der ein Ergebnis von 61,4 % erreichte. Den geschäftsführenden Bundesvorstand bildeten weiter Klaus Ernst, gewählt mit 55,3 %, Axel Troost, gewählt mit 53,8 % und Felicitas Weck, gewählt mit 59,8 %. In den erweiterten Vorstand wurden ebenfalls im ersten Wahlgang direkt gewählt: Christine Buchholz, Ralf Krämer, Martina Sacher, Heidi Scharff, Michael Schlecht, Ulrike Zerhau. Im zweiten Wahlgang wurden in den erweiterten Bundesvorstand gewählt: Thies Gleiss, Christel Rajda, Lucy Redler, Fritz Schmalzbauer, Thomas Waldheim.
Neu im Bundesvorstand der WASG waren Martina Sacher, Michael Schlecht, Lucy Redler und Thomas Waldheim. Martina Sacher ist Gesamtbetriebsrätin bei DB Services in Dresden. Michael Schlecht ist Gewerkschaftssekretär und arbeitet in Berlin als Leiter der Abteilung Wirtschaftspolitik von ver.di. Er ist bekannt als Gegner des „bedingungslosen Grundeinkommens“ und setzt diesem die „bedarfsorientierte Grundsicherung“[13] entgegen. Thomas Waldheim ist Bezirksgewerkschaftssekretär der IG Bauen-Agrar-Umwelt in Magdeburg, Mitorganisator der Montagsdemos in Schönebeck. Lucy Redler ist Sozialökonomin und Mitglied der SAV.
Parteitag in Dortmund 24./25. März 2007
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]An den beiden Tagen fanden in den Dortmunder Westfalenhallen die Bundesparteitage der WASG und der Linkspartei.PDS parallel statt. In einem Abstimmungsmarathon, bei dem beide Parteien jeweils über mehr als 500 Anträge zu entscheiden hatten, wurden die Gründungsdokumente für die zukünftige gemeinsame Partei Die Linke beschlossen („Programmatische Eckpunkte“, Satzung und diverse Ordnungen sowie der Verschmelzungsvertrag). Unter einer außergewöhnlichen Geschäftsordnung wurden Anträge und Beschlüsse zwischen den Parteien hin- und hergereicht, bis ein Konsens gefunden war. Besonders über programmatische Punkte wurde viel gestritten, beispielsweise über die Frage der Zustimmung zu Kriegseinsätzen unter Artikel VII der UN-Charta. Schließlich stimmten die Delegierten der WASG zu 87,7 % dem Verschmelzungsvertrag zu.
Am 16. Juni 2007 wurde nach einer erfolgreichen Urabstimmung die Vereinigung der WASG mit der PDS zur Partei Die Linke formell beschlossen.[14]
Landtagswahlen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Rheinland-Pfalz
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die WASG nahm an den Landtagswahlen in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg am 26. März 2006 teil. Auf ihren Listen traten auch Mitglieder der Linkspartei an. Allerdings gab es insbesondere in Rheinland-Pfalz Pannen bei der Listenaufstellung, so strich der Landeswahlleiter alle Listenplätze von 8 bis 40, so dass die Landesliste der WASG lediglich sieben Kandidaten umfasste. In Rheinland-Pfalz erreichte die WASG/Linke 2,5 % der Stimmen und wurde damit wie in Baden-Württemberg fünftstärkste Kraft im Land.
Baden-Württemberg
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die WASG/Linke erreichte in Baden-Württemberg 3,1 % der abgegebenen Stimmen und verfehlte damit den Einzug in den Landtag. Jedoch wurde die WASG/Linke auf Anhieb fünftstärkste Partei im Land und konnte in Wahlkreisen wie Mannheim I (6,9 %), Freiburg II (6,9 %) und Pforzheim (5,5 %) Ergebnisse über fünf Prozent erreichen. Am schlechtesten schnitt sie mit 2,1 % in Schorndorf, Backnang und Balingen sowie mit 1,8 % in Rottweil und Freudenstadt ab.
Das schlechte Abschneiden der SPD in Baden-Württemberg war teilweise auch auf den Erfolg der WASG zurückzuführen, die der SPD vermutlich einige Wähler wegschnappte. In erster Linie nahm jedoch die Zahl der Nichtwähler zu Lasten der SPD (und anderer Parteien) zu, die WASG konnte daraus keinen großen Gewinn ziehen. Im Vergleich der Wahlkreise korrelieren die Ergebnisse der SPD und der WASG positiv, wenn auch nicht sehr ausgeprägt. Das bedeutet tendenziell, wo die SPD stark war, war auch die WASG eher stärker. Ähnliches war auch schon bei der Landtagswahl in NRW festzustellen.
Wesentlich bessere Ergebnisse wurden bei den ebenfalls am 26. März 2006 stattfindenden Kommunalwahlen in Hessen erzielt. Dort traten WASG-Mitglieder zumeist auf Listen von Wählervereinigungen mit Bezeichnungen wie „Die Linke.WASG“ an.
Berlin
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Obwohl ein außerordentlicher Bundesparteitag der WASG in Ludwigshafen am Rhein am 29. April beschloss, gemäß dem Rahmenabkommen mit der Linkspartei keine Konkurrenzkandidaturen zuzulassen, strebte die WASG in Berlin und Mecklenburg-Vorpommern eine solche an. Der Bundesvorstand enthob darauf im Auftrag des Bundesparteitages die Vorstände ihrer Ämter. Der Berliner Landesvorstand erstritt sich jedoch vor Gericht seine Wiedereinsetzung. Damit war der Weg für den alleinigen Antritt frei, als Spitzenkandidatin wurde Lucy Redler nominiert, die im Wahlkampf unter anderem für eine rasche Rückkehr Berlins in den kommunalen Arbeitgeberverband und die Anerkennung des gültigen Flächentarifvertrags eintrat.
Mecklenburg-Vorpommern
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In Mecklenburg-Vorpommern wurde ebenfalls ein konkurrierender Wahlantritt beschlossen. Die WASG in Mecklenburg-Vorpommern lehnte den Kurs der Linkspartei als zu links ab und berief sich auf frühere WASG-Aussagen, keine Linkspartei, sondern Sozialstaatspartei zu sein.
Beide angetretenen WASG-Landesverbände erhielten aufgrund der Fünf-Prozent-Hürde keine Parlamentsmandate (Berlin 2,9 %, Mecklenburg-Vorpommern 0,5 %). Allerdings konnte die WASG in Berlin in sieben Bezirksverordnetenversammlungen mit insgesamt 14 Abgeordneten einziehen.
Bürgermeisterwahlen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bei der Wahl zum ehrenamtlichen Bürgermeister von Gräfenroda in Thüringen errang Frank Fiebig mit Linkspartei-Unterstützung 54,2 % der Stimmen. Er ist damit der einzige WASG-Bürgermeister. Insgesamt kandidierten drei Mitglieder der WASG in Absprache mit der Linkspartei. Hubert Bischoff errang im Kyffhäuserkreis 18,9 % als Landratskandidat. Ines Zipfel in Weida (Landkreis Greiz) erreichte bei der Bürgermeisterwahl 14,6 %. Bei der Oberbürgermeisterwahl in Esslingen am Neckar am 8. Oktober 2006 erreichte Thomas Mitsch 2,21 Prozent der Stimmen. Konkurrierende Kandidaturen, etwa Herbert Ziegenhahn jun. in Gera gegen das Bündnis aus Linke, SPD und Grünen scheiterten mit 2,3 %.
Bundestagsabgeordnete der WASG
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Abgeordneten der WASG wurden über die offenen Listen der Linkspartei.PDS in den Deutschen Bundestag gewählt. Alle Abgeordneten der WASG waren Mitglied der Linksfraktion im Bundestag.
Parteitage
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nr. | Datum | Ort |
---|---|---|
1. | 22. Januar 2005 | Göttingen |
2. | 6.–8. Mai 2005 | Dortmund |
3. | 3. Juli 2005 | Kassel |
– | 4. März 2006 | Abgesagt am 22. Januar 2006 |
4. | 29.–30. April 2006 | Ludwigshafen am Rhein |
5. | 18.–19. November 2006 | Geseke-Eringerfeld |
6. | 24.–25. März 2007 | Dortmund |
7. | 15. Juni 2007 | Berlin |
Bekannte WASG-Mitglieder
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Oskar Lafontaine, MdB, ehemaliger saarländischer Ministerpräsident, Bundesfinanzminister und Parteivorsitzender der SPD
- Gregor Gysi, MdB, ehemaliger Vorsitzender der SED, später PDS
- Ulrich Maurer, MdB, ehemaliger Landes- und Fraktionsvorsitzender der SPD in Baden-Württemberg
- Klaus Ernst, MdB, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Schweinfurt
- Werner Dreibus, MdB, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Offenbach
- Axel Troost, MdB, Wirtschaftswissenschaftler
- Manfred Coppik, ehemaliger SPD-Politiker, MdB, Gründer der Partei Demokratische Sozialisten (DS)
- Hans Wallow, ehemaliger SPD-Politiker, MdB
- Peter von Oertzen, 1946–2005 SPD-Mitglied; 2006 Austritt aus der WASG
- Elmar Altvater, deutscher Politologe
- Bernd Riexinger, deutscher Politiker (Die Linke)
- Thomas Händel, MdEP, ehem. 1. Bevollmächtigter IG Metall Fürth
- Herbert Schui, ehemaliges SPD-Mitglied, Ökonom an der Hochschule für Wirtschaft und Politik Hamburg
Neugründungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Von Gegnern der Fusion der WASG mit der PDS wurden verschiedene Neugründungen veranlasst, die fast alle den Anspruch erhoben, die ursprüngliche Idee der WASG fortzuführen. Sie unterschieden sich aber dabei in ihrer politischen Ausrichtung. Gemeinsam haben sie, dass sie sich inzwischen alle wieder aufgelöst haben.
Soziale Alternative für Gerechtigkeit
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Soziale Alternative für Gerechtigkeit (Kurzbezeichnung: SAG) wurde von Fusionsgegnern gegründet, die überzeugt waren, dass ohne die Fortsetzung der WASG als eigenständige Partei eine andere Politik nicht möglich sei. Die SAG stellte sich dabei insbesondere gegen die Berliner Alternative für Solidarität und Gegenwehr (BASG). Sie lehnt die explizit linke, sozialistische Ausrichtung der BASG ab.
Die SAG stellte vom Frühjahr 2007 bis zum 31. Dezember 2009 mit drei Verordneten eine Fraktion in der Bezirksverordnetenversammlung Treptow-Köpenick. Aktivitäten entfaltete die Partei in den Bundesländern Berlin, Hessen, Bayern, Mecklenburg-Vorpommern und Nordrhein-Westfalen. Der Bundeswahlausschuss verneinte aber die Parteieigenschaft am 17. Juli 2009, sodass die SAG nicht zur Bundestagswahl 2009 zugelassen wurde.[15] Seit Oktober 2010 bestanden Landesverbände in Berlin und Mecklenburg-Vorpommern.
Auf ihrem Gründungsparteitag am 21. und 22. Juni 2008 wählte die SAG ihren ersten Bundesvorstand und verabschiedete ihre Bundessatzung; das politische Programm blieb bestehen. Gründungsvorsitzender war Hartmut Nemak. Da der Gründungsvorstand aus nur fünf Mitgliedern bestand statt aus den in der Satzung vorgesehenen acht Mitgliedern, forderten einige Mitglieder die Vervollständigung. Das lehnten drei Vorstandsmitglieder ab. Die Auseinandersetzung eskalierte und spaltete die Partei. Der opponierende Flügel wählte 2008 einen satzungskonformen Gegenvorstand und den Gegenvorsitzenden Alexander Weber. Schließlich verklagte der oppositionelle Flügel den Vorstand. Die innerparteiliche Kontroverse endete erst im Juni 2010 mit einem Vergleich vor Gericht. Infolge der Auseinandersetzung traten viele Mitglieder aus, unter ihnen auch die Vorsitzenden Nemak und Weber. Nachfolger waren Paul Jörns (2010–2011) und Dieter Schulze (ab 2011). 2012 wurde die Partei in BürgerVerbund (BV) umbenannt.[16] Am 8. Mai 2013 lösten die Mitglieder die Partei auf.
Berliner Alternative für Solidarität und Gegenwehr
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Sechzig Gegner der Fusion der Berliner WASG, darunter das ehemalige Landesvorstandsmitglied Lucy Redler, gründeten am 29. April 2007 die auf Berlin beschränkte, sozialistisch ausgerichtete Vereinigung Berliner Alternative für Solidarität und Gegenwehr (BASG). Sie plante, sich zu einer Berliner Kommunalpartei weiterzuentwickeln und wurde von der Sozialistischen Alternative (SAV) unterstützt. Zu Kandidaturen bei Wahlen kam es jedoch nicht. Etwa 2010 wurde die politische Arbeit eingestellt. Redler trat daraufhin 2010 der Partei Die Linke bei.
Wahlalternative Soziales Berlin
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Fusionsgegner aus Berlin, zu denen mehrere Bezirksversammlungsverordnete der WASG gehörten, gründeten am 27. April 2007 die Partei Wahlalternative Soziales Berlin (WAS-B). Sie konzentrierte sich auf die Berliner Landes- und Bezirkspolitik. Eine Vernetzung mit anderen regionalen Gruppen ehemaliger WASG-Mitglieder war geplant. Bis September 2011 war die WAS-B mit zwei Verordneten in der Bezirksverordnetenversammlung von Friedrichshain-Kreuzberg und in den Bezirken Tempelhof-Schöneberg, Lichtenberg und Marzahn-Hellersdorf mit jeweils einem Verordneten vertreten. Bei den Wahlen zur Bezirksverordnetenversammlung am 18. September 2011 trat die WAS-B nicht mehr an.[17]
Soziale Gerechtigkeit – Nordrhein-Westfalen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In Nordrhein-Westfalen entstand aus mehreren kleineren Abspaltungen der WASG sowie aus dem SAG-Landesverband NRW die Partei Soziale Gerechtigkeit – Nordrhein-Westfalen (SG-NRW). Parteivorsitzender war Helmut Geuking, ehemals Kreisvorsitzender der WASG Coesfeld,[18] der 2009 für die SG-NRW in den Stadtrat von Billerbeck gewählt wurde.[19] Die Partei trat mit zwei Direktkandidaten zur Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen 2010 an, 2012 trat sie nicht mehr an. Zum 1. Dezember 2012 fusionierte sie mit der Familien-Partei Deutschlands. Im Oktober 2013 wurde Helmut Geuking zum Vorsitzenden der Familien-Partei Deutschlands in NRW gewählt. Dieses Amt hatte er bis Mai 2016 inne.[20] Auf dem Bundesparteitag vom 19./20. November wurde Helmut Geuking zum stellvertretenden Vorsitzenden gewählt.[21] Zwei Jahre später wurde Geuking Bundesvorsitzender und zog 2019 für die Familienpartei ins Europaparlament ein.
Alternatives Bündnis für soziale Gerechtigkeit Mecklenburg-Vorpommern
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die AB wurde 2006 gegründet und war nur in Mecklenburg-Vorpommern tätig. Sie trat zuletzt 2011 zur Landtagswahl an.
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Kandidaturmodelle der WASG/PDS zur Bundestagswahl 2005 (zu Details über das umstrittene Verfahren der Listenaufstellung)
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Falk Heunemann: Die Erfindung der Linkspartei: Die Kooperation der PDS und der WASG zur Bundestagswahl 2005, Saarbrücken 2008. ISBN 978-3-8364-6007-1
- Jürgen P. Lang: Die Fusion von PDS und WASG aus extremismustheoretischer Sicht, in: Hanns-Seidel-Stiftung (Hrsg.): Extremismus in Deutschland – Schwerpunkte, Perspektiven, Vergleich, München 2007, S. 54–63 (= Politische Studien, Themenheft 1/2007).
- Jürgen P. Lang: Eine neue Linke? – Die Fusionsbestrebungen von PDS und WASG, in: Jahrbuch Extremismus & Demokratie 18, Baden-Baden 2006, ISBN 978-3-8329-2431-7, S. 171–188
- Jürgen P. Lang: Die doppelte Linke. Eine Analyse der Kooperation von PDS und WASG, in: Deutschland Archiv, 2/2006, S. 208–216. Text online
- Nils Schnelle: Die WASG – Von der Gründung bis zur geplanten Fusion mit der Linkspartei, München 2007. ISBN 978-3-638-68071-4
- Andreas M. Vollmer: Arbeit & soziale Gerechtigkeit – Die Wahlalternative (WASG): Entstehung, Geschichte und Bilanz, Baden-Baden 2013. ISBN 978-3-8487-0103-2
- Jochen Weichold: Die WASG – eine zeitgenössische Arbeiterpartei. Ein Überblick über die kurze Geschichte der „Wahlalternative Arbeit und Soziale Gerechtigkeit“, in: Jahrbuch für Forschungen zur Geschichte der Arbeiterbewegung, Heft II/2013.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Findbuch Wahlalternative Arbeit und Soziale Gerechtigkeit (2004 bis 2007), Archiv Demokratischer Sozialismus der Rosa-Luxemburg-Stiftung
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Die-linke.de: 100 Tage Die Linke ( des vom 5. Dezember 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Jochen Weichold: Die WASG – eine zeitgenössische Arbeiterpartei. Ein Überblick über die kurze Geschichte der „Wahlalternative Arbeit und Soziale Gerechtigkeit.“ In: Jahrbuch für Forschungen zur Geschichte der Arbeiterbewegung, Heft II/2013.
- ↑ Überlegungen zum Verhältnis der Wahlalternative Arbeit und soziale Gerechtigkeit zur PDS. Positionspapier der WASG Leipzig vom 1. November 2004.
- ↑ http://www.rosalux.de/fileadmin/rls_uploads/pdfs/ADS/Findbuch_12.pdf, S. 78ff.
- ↑ Die Welt: WASG schließt Mitglieder wegen Parteischädigung aus vom 24. August 2005
- ↑ Spiegel Online: Parteistreit: WASG will drei Mitglieder ausschließen vom 23. August 2005
- ↑ Vgl. Flyer der Initiative Arbeit und soziale Gerechtigkeit (IASG), Text aus dem Oktober 2003, Kontaktdaten aus dem Juni 2004.
- ↑ wasg-nrw.de: Landesreserveliste ( vom 27. September 2007 im Internet Archive)
- ↑ Die Landeswahlleiterin Nordrhein-Westfalen: Endgültiges Ergebnis für das Land Nordrhein-Westfalen ( vom 16. Juni 2006 im Internet Archive)
- ↑ WDR: Wählerwanderung WASG ( vom 13. Februar 2010 im Internet Archive)
- ↑ Frankfurter Allgemeine Zeitung: Schröder legt Bundestagsmandat nieder, 22. November 2005
- ↑ Leise und geschmiert, Der Spiegel vom 15. August 2005
- ↑ Michael Schlecht: Bedarfsorientierte Grundsicherung
- ↑ Fusion zur „Linken“ perfekt. tagesschau.de-Archiv, 19. Mai 2007, abgerufen am 27. Oktober 2024.
- ↑ Roderich Egeler (Bundeswahlleiter): Übersicht zur Anerkennung der Parteien im Bundeswahlausschuss ( vom 20. Juli 2009 im Internet Archive) Bundestagsinfo vom 17. Juli 2009
- ↑ Homepage der SAG ( vom 25. Oktober 2010 im Internet Archive)
- ↑ Website der WAS-B ( vom 25. Juni 2013 im Internet Archive)
- ↑ WASG Kreisverband Coesfeld gegründet wahlalternative-bocholt.de, abgerufen am 6. Juli 2019
- ↑ Ergebnis Stadtratswahl 2009 der Stadt Billerbeck ( des vom 25. Mai 2014 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , abgerufen am 6. Juli 2019
- ↑ Rücktritt Helmut Geuking ( vom 7. Juli 2016 im Internet Archive), abgerufen am 6. Juli 2019
- ↑ Bundesvorstand Familien-Partei ( vom 13. Januar 2017 im Internet Archive), abgerufen am 6. Juli 2019