„Cacus“ – Versionsunterschied
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'''Cacus''' war ein riesenhafter, mörderischer Unhold, der sich als Sohn des Vulkanus auf das Feuerspeien verstand und das Tor seiner Höhlenwohnung am Abhang des Aventis mit den Schädeln seiner Opfer dekorierte. Als [[Herkules]] mit den Rindern des [[Geryon]] in die Gegend des späteren Rom kam, witterte Cacus leichte Beute und zog acht Rinder an den Schwänzen in seine Höhle, sodass die Spuren von ihr wegzuführen schienen. Das Brüllen eiener Kuh verriet den Räuber trotzdem, der sich vor dem wütendem [[Herkules]]in seiner Behausung verschantzte. Ihr Tor war fest, doch das Höhlendach ließ sich abreißen und [[Herkules]] erwürgte den Cacus. Zur Erinnerung an diese Befreiungstat soll die Ara maxima, der Riesenaltar, auf dem Rindermarkt in Rom errichtet worden sein. |
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[[Datei:Hans Sebald Beham - The Labors of Hercules- Hercules Killing the Giant Cacus - 1950.467 - Cleveland Museum of Art.jpg|miniatur|Herkules tötet den feuerspeienden Cacus (Stich von [[Hans Sebald Beham]], 1545)]] |
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[[Datei:Hendrik Goltzius, Hercules Killing Cacus, 1588, NGA 7373.jpg|miniatur|Herkules tötet Cacus (Holzschnitt von [[Hendrick Goltzius]])]] |
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'''Cacus''' war in der [[Römische Mythologie|römischen Mythologie]] ein riesenhafter,<ref>Ovid, ''Fasti'' 1,553–554</ref> mörderischer Räuber, der sich als Sohn des [[Vulkanus|Vulcanus]]<ref>Ovid, ''Fasti'' 1,554</ref> und Bruder der [[Caca]] auf das Feuerspeien verstand und das Tor seiner Höhlenwohnung am Abhang des [[Aventin]], der später in die Mauern [[Rom]]s einbezogen wurde, mit den Schädeln und Knochen seiner Opfer dekorierte. In Rom gab es noch in historischer Zeit ein ''Atrium Caci'' und die ''Scalae Caci'', die vom [[Palatin (Rom)|Palatin]] zum [[Forum Boarium]] führten. |
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== Mythos == |
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Als [[Herakles|Hercules]] nach seiner zehnten Tat die Rinder des [[Geryon]] durch Italien trieb, machte er in [[Latium]] in der Nähe von Cacus’ Höhle Rast, was dieser Riese nutzte, zwei (oder vier) Rinder zu entwenden. Damit Hercules ihn nicht als Dieb überführe, zog er das Vieh am Schwanz rückwärts in seine Höhle. Das Brüllen einer Kuh verriet den Räuber jedoch, der sich vor dem wütenden Hercules in seiner Behausung verschanzte. Ihr Tor war fest, doch das Höhlendach ließ sich abreißen und Hercules erwürgte<ref>Vergil, ''Aeneis'' 8,259–261</ref> den Cacus nach einem langen furchtbaren Kampf oder erschlug das Ungeheuer mit seiner riesigen Keule.<ref>Ovid, ''Fasti'' 1,575–576</ref> Nach einer anderen Version verliebte sich [[Caca]], die Schwester des Riesen, in Hercules und verriet für den Preis seiner Gegenliebe ihren Bruder. |
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Zur Erinnerung an diese Befreiungstat soll Hercules von [[Euandros]], dem damaligen Beherrscher der Stelle des nachmaligen [[Rom]], die [[Ara Maxima]], der Riesenaltar auf dem Forum Boarium, dem Rindermarkt in Rom, zwischen dem [[Circus Maximus]] und dem Tiber, errichtet und ein Opferdienst gestiftet worden sein. |
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Zum Hintergrund des Mythos gehört, dass der Historiker [[Gnaeus Gellius]] von einem Kampf des Hercules gegen einen vermutlich [[Etrusker|etrurischen]] Heerführer Cacus berichtet, wobei der Heerführer keinerlei monströsen Züge aufweist.<ref>Gnaeus Gellius fr. 9 Peter</ref> Weiter die seltsame Konstellation mit Caca, der Schwester des Cacus, von der es einen durch [[Vestalin]]nen versehenen Kult gegeben haben soll.<ref>[[Lactantius]] ''Divinae institutiones'' 1,20,36; [[Maurus Servius Honoratius]] ''Kommentar zur Aeneis'' 8,190</ref> |
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Dazu kommen noch Belege eines etrurischen Sehers namens ''Cacu''. |
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All dies lässt ein altes (etrurisches) Götterpaar vermuten. |
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Die Ähnlichkeit des Namens mit dem griechischen ''Kakos'' ({{lang|grc|κακός}} „schlecht“, „böse“) hätte dann Anstoß sein können für die Umformung des Cacus zu einem mörderischen Monster, dessen Bezwingung durch Hercules und damit der Sieg des Rechts gut in das politisch-poetische Programm der Dichter der augusteischen Zeit passte.<ref>Small: ''Cacus and Marsyas'' 1982. Siehe auch Graf: ''Cacus'' in DNP</ref> |
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== Rezeption == |
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[[Datei:Blake Hell 25 Centaur Cacus.jpg|miniatur|]] |
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In [[Dante Alighieri|Dantes]] [[Göttliche Komödie|Inferno]] erscheint Cacus als Diebe marterndes Ungeheuer, konkret benannt wird Vanni Fucci, den illegitimen Sohn von Fuccio de’ Lazzari. Dieser hatte 1293 das Reliquiar des San Jacopo aus der Kathedrale von Pistoia geraubt und zugelassen, dass an seiner Stelle ein Unschuldiger verhaftet wurde und fast hingerichtet worden wäre.<ref>Dante, ''Divina Comedia'', Inferno, Canto XXV, 12-33</ref> |
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Eine Zeichnung des Monsters von [[William Blake]] zeigt Cacus entsprechend Dantes Beschreibung als einen [[Kentaur]]en mit [[Thyrsos]], der auf seinem Kopf einen feuerspeienden [[Drache (Mythologie)|Drachen]] trägt. |
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Vermutlich ist der [[Korkus#Namensherkunft|Korkus]] bei [[Eschweiler]] nach Cacus benannt. |
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Außerdem wurde der Mythos in die Eifel verpflanzt, wo er als lokale Sage die Grundlage für die Benennung einer [[Kakushöhle]] in [[Dreimühlen]] bei [[Mechernich]] im [[Kreis Euskirchen]] lieferte. |
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== Quellen == |
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* [[Vergil]], ''[[Aeneis]]'' 8,190-279 |
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* [[Titus Livius]]'', [[Ab urbe condita (Livius)|Ab urbe condita]]'' 1,7,3-15 |
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* [[Properz]] 4,9 |
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* [[Ovid]], ''[[Fasti (Ovid)|Fasti]]'' 1,543-586 |
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== Literatur == |
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* {{LIMC|3|177|178|Cacus|Javier Arce}} |
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* Pierre Commelin: ''Mythologie grecque et romaíne''. Ed. Fernand Nathan 2003, ISBN 2-09-191284-0. |
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* {{KlP|1|983||Cacus, Caca|[[Werner Eisenhut]]}} |
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* {{DNP|2|879|880|Cacus|[[Fritz Graf (Philologe)|Fritz Graf]]}} |
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* {{Roscher|1,2|2270|2290|Hercules|Rudolf Peter}} |
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* Werner Schubert: ''Zur Sage von Hercules und Cacus bei Vergil (Aen. 8,184-279) und Ovid (Fast. I, 543-586).'' In: ''[[Journal of Ancient Civilizations]].'' Band 6, 1991, S. 37–60. |
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* Jocelyn Penny Small: ''Cacus and Marsyas in Etrusco-Roman legend.'' Princeton monographs in art and archaeology 44. Princeton University Press, Princeton (N.J.) 1982. |
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* Dana Ferrin Sutton: ''The Greek Origins of the Cacus Myth.'' In: ''The Classical Quarterly.'' Band 27, 1977, S. 391–393. |
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== Weblinks == |
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== Einzelnachweise == |
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[[Kategorie:Person der römischen Mythologie]] |
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[[Kategorie:Kreatur der römischen Mythologie]] |
Aktuelle Version vom 21. Dezember 2023, 22:10 Uhr


Cacus war in der römischen Mythologie ein riesenhafter,[1] mörderischer Räuber, der sich als Sohn des Vulcanus[2] und Bruder der Caca auf das Feuerspeien verstand und das Tor seiner Höhlenwohnung am Abhang des Aventin, der später in die Mauern Roms einbezogen wurde, mit den Schädeln und Knochen seiner Opfer dekorierte. In Rom gab es noch in historischer Zeit ein Atrium Caci und die Scalae Caci, die vom Palatin zum Forum Boarium führten.
Mythos
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Als Hercules nach seiner zehnten Tat die Rinder des Geryon durch Italien trieb, machte er in Latium in der Nähe von Cacus’ Höhle Rast, was dieser Riese nutzte, zwei (oder vier) Rinder zu entwenden. Damit Hercules ihn nicht als Dieb überführe, zog er das Vieh am Schwanz rückwärts in seine Höhle. Das Brüllen einer Kuh verriet den Räuber jedoch, der sich vor dem wütenden Hercules in seiner Behausung verschanzte. Ihr Tor war fest, doch das Höhlendach ließ sich abreißen und Hercules erwürgte[3] den Cacus nach einem langen furchtbaren Kampf oder erschlug das Ungeheuer mit seiner riesigen Keule.[4] Nach einer anderen Version verliebte sich Caca, die Schwester des Riesen, in Hercules und verriet für den Preis seiner Gegenliebe ihren Bruder.
Zur Erinnerung an diese Befreiungstat soll Hercules von Euandros, dem damaligen Beherrscher der Stelle des nachmaligen Rom, die Ara Maxima, der Riesenaltar auf dem Forum Boarium, dem Rindermarkt in Rom, zwischen dem Circus Maximus und dem Tiber, errichtet und ein Opferdienst gestiftet worden sein.
Zum Hintergrund des Mythos gehört, dass der Historiker Gnaeus Gellius von einem Kampf des Hercules gegen einen vermutlich etrurischen Heerführer Cacus berichtet, wobei der Heerführer keinerlei monströsen Züge aufweist.[5] Weiter die seltsame Konstellation mit Caca, der Schwester des Cacus, von der es einen durch Vestalinnen versehenen Kult gegeben haben soll.[6] Dazu kommen noch Belege eines etrurischen Sehers namens Cacu. All dies lässt ein altes (etrurisches) Götterpaar vermuten. Die Ähnlichkeit des Namens mit dem griechischen Kakos (κακός „schlecht“, „böse“) hätte dann Anstoß sein können für die Umformung des Cacus zu einem mörderischen Monster, dessen Bezwingung durch Hercules und damit der Sieg des Rechts gut in das politisch-poetische Programm der Dichter der augusteischen Zeit passte.[7]
Rezeption
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In Dantes Inferno erscheint Cacus als Diebe marterndes Ungeheuer, konkret benannt wird Vanni Fucci, den illegitimen Sohn von Fuccio de’ Lazzari. Dieser hatte 1293 das Reliquiar des San Jacopo aus der Kathedrale von Pistoia geraubt und zugelassen, dass an seiner Stelle ein Unschuldiger verhaftet wurde und fast hingerichtet worden wäre.[8]
Eine Zeichnung des Monsters von William Blake zeigt Cacus entsprechend Dantes Beschreibung als einen Kentauren mit Thyrsos, der auf seinem Kopf einen feuerspeienden Drachen trägt.
Vermutlich ist der Korkus bei Eschweiler nach Cacus benannt. Außerdem wurde der Mythos in die Eifel verpflanzt, wo er als lokale Sage die Grundlage für die Benennung einer Kakushöhle in Dreimühlen bei Mechernich im Kreis Euskirchen lieferte.
Quellen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Vergil, Aeneis 8,190-279
- Titus Livius, Ab urbe condita 1,7,3-15
- Properz 4,9
- Ovid, Fasti 1,543-586
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Javier Arce: Cacus. In: Lexicon Iconographicum Mythologiae Classicae (LIMC). Band III, Zürich/München 1986, S. 177–178.
- Pierre Commelin: Mythologie grecque et romaíne. Ed. Fernand Nathan 2003, ISBN 2-09-191284-0.
- Werner Eisenhut: Cacus, Caca. In: Der Kleine Pauly (KlP). Band 1, Stuttgart 1964, Sp. 983.
- Fritz Graf: Cacus. In: Der Neue Pauly (DNP). Band 2, Metzler, Stuttgart 1997, ISBN 3-476-01472-X, Sp. 879–880.
- Rudolf Peter: Hercules. In: Wilhelm Heinrich Roscher (Hrsg.): Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie. Band 1,2, Leipzig 1890, Sp. 2270–2290 (Digitalisat).
- Werner Schubert: Zur Sage von Hercules und Cacus bei Vergil (Aen. 8,184-279) und Ovid (Fast. I, 543-586). In: Journal of Ancient Civilizations. Band 6, 1991, S. 37–60.
- Jocelyn Penny Small: Cacus and Marsyas in Etrusco-Roman legend. Princeton monographs in art and archaeology 44. Princeton University Press, Princeton (N.J.) 1982.
- Dana Ferrin Sutton: The Greek Origins of the Cacus Myth. In: The Classical Quarterly. Band 27, 1977, S. 391–393.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Ovid, Fasti 1,553–554
- ↑ Ovid, Fasti 1,554
- ↑ Vergil, Aeneis 8,259–261
- ↑ Ovid, Fasti 1,575–576
- ↑ Gnaeus Gellius fr. 9 Peter
- ↑ Lactantius Divinae institutiones 1,20,36; Maurus Servius Honoratius Kommentar zur Aeneis 8,190
- ↑ Small: Cacus and Marsyas 1982. Siehe auch Graf: Cacus in DNP
- ↑ Dante, Divina Comedia, Inferno, Canto XXV, 12-33