„Parlament“ – Versionsunterschied
[ungesichtete Version] | [gesichtete Version] |
K Änderungen von Benutzer:217.237.149.227 rückgängig gemacht und letzte Version von Benutzer:Germanben wiederhergestellt |
Weiterleitungsziele fett |
||
(934 dazwischenliegende Versionen von mehr als 100 Benutzern, die nicht angezeigt werden) | |||
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
{{Begriffsklärungshinweis}} |
|||
'''Parlament''' (vom [[Altfranzösisch|altfranz.]]: ''parlement'' = Unterredung; vom [[Französische Sprache|franz.]]: ''parler'' = reden) ist die [[gesetz]]gebende Versammlung ([[Legislative]]) von Vertretern einer größeren administrativen [[Gebietseinheit]], insbesondere |
|||
[[Datei:Obama Health Care Speech to Joint Session of Congress.jpg|mini|300px|Beispiel für ein modernes Parlament: Der US-Kongress während einer Regierungserklärung von [[Präsident der Vereinigten Staaten|Präsident]] [[Barack Obama]].]] |
|||
* einzelner [[Staat]]en (Zentral- oder Bundesstaat, [[Bundesrepublik]]), |
|||
* enger [[Vereinigung]]en von Staaten (z.B. [[USA]], [[Europäische Union]]) |
|||
* und [[Bundesland (Deutschland)|Bundesländern]], [[Gebiet]]en oder [[Kanton (Schweiz)|Kantonen]]). |
|||
* Keine Parlamente im staatsrechtlichen Sinne sind hingegen die [[Gemeindevertretung]] (Gemenderäte) in Deutschland oder Österreich, oder die für [[politischer Bezirk|politische Bezirke]] tätigen Gremien. |
|||
Ein '''Parlament''' (von {{FroS|parlement|de=Unterredung}}; {{frS|parler|de=reden}}<ref>{{Internetquelle |url=https://www.duden.de/rechtschreibung/Parlament |titel=Duden {{!}} Parlament {{!}} Rechtschreibung, Bedeutung, Definition, Herkunft |abruf=2019-10-28}}</ref>) ist die politische [[Volksvertretung]], die in der Regel aus ein, zwei oder drei '''Kammern''' bzw. '''Häusern''' besteht (siehe [[Einkammersystem]], [[Zweikammersystem]] und [[Dreikammersystem]]). In [[Repräsentative Demokratie|repräsentativ-demokratischen]] Staaten ist es eine vom Staatsvolk gewählte und legitimierte [[Vertretungskörperschaft]], die die gesetzgebende Gewalt ([[Legislative]]) ausübt und unter anderem die Regierung und Verwaltung ([[Exekutive]]) kontrolliert. Jedoch gibt es auch in Staaten mit nicht-demokratischem politischen System Parlamente. |
|||
== Struktur, Aufgaben und Arbeitsweise von Parlamenten == |
|||
In einer [[Demokratie]] werden die Vertreter eines Parlaments durch [[Wahlsystem|Wahlen]] bestimmt, in anderen [[Regierungsform]]en finden auch Ernennungen statt. |
|||
Jeder demokratisch verfasste [[Nationalstaat]], ob [[Einheitsstaat|Einheits-]] oder [[Bundesstaat (föderaler Staat)|Bundesstaat]], besitzt ein Parlament auf nationalstaatlicher Ebene. In Bundesstaaten gibt es zudem Parlamente auf der Ebene der [[Gliedstaat]]en, da diese Staatsqualität und somit eine beschränkte, geteilte [[Staatsrecht (Deutschland)|staatsrechtliche]] Souveränität mit eigenem politischen System (Exekutive, Legislative und [[Judikative]]) besitzen. |
|||
In demokratischen Staaten übt das Parlament außer der Gesetzgebung auch das [[Budget]]recht und die Kontrolle der [[Regierung]] aus. Abgeordnete haben gegenüber der Regierung und einzelnen [[Minister]]n das Recht auf [[Auskunft]] und gegebenenfalls zum [[Misstrauensantrag]]. Die Regelungen hierzu sind in der [[Verfassung]] des jeweiligen Staates und in der parlamentarischen [[Geschäftsordnung]] niedergelegt. |
|||
Im übertragenen Sinne werden auch andere politische Versammlungen mit dem Begriff Parlament bezeichnet. Diese Versammlungen stellen jedoch keine unmittelbar oder nur eingeschränkt vom Volk legitimierte [[Volksvertretung]]en dar: |
|||
Die meisten Parlamente bestehen aus zwei Häusern ([[Zweikammersystem]]; die Mitglieder der kleineren Kammern werden vielfach nicht direkt gewählt, sondern von [[Bundesland (Deutschland)|Bundesländern]] entsandt). Wichtige Organe sind [[Parlamentspräsident]](in) und Stellvertreter, [[Fraktion]]s-Vorsitzende der [[Parlamentspartei]]en und die themenbezogenen [[Ausschuss| Ausschüsse]], in denen die Gesetzentwürfe vorbereitet werden. |
|||
* z. B. das [[Europäisches Parlament|Europäische Parlament]] der [[Europäische Union|Europäischen Union]] (nur eingeschränkte demokratische Legitimation, da kein einheitliches, definierbares Staatsvolk als Basis der Legitimation und keine [[Wahlgleichheit]], Fehlen des typischen Gegensatzes zwischen Regierungs- und Oppositionsfraktionen, sowie kein Besitz der vollen Gesetzgebungskompetenz und kein unmittelbares [[Initiativrecht]]) |
|||
* die Delegiertenversammlungen der Mitgliedstaaten [[Internationale Organisation (Völkerrecht)|internationaler Organisationen]] (z. B. die [[Parlamentarische Versammlung der OSZE]] oder die [[Generalversammlung der Vereinten Nationen]]) |
|||
Die Vertretungsorgane der Einwohner von Deutschland, Frankreich, den Niederlanden, Österreich und anderen Staaten sind nach herrschender Meinung und Staatspraxis keine Parlamente mit legislativen Befugnissen im staatsrechtlichen Sinne. Dazu zählen in Deutschland die Organe der [[Gemeinde]]n (z. B. [[Gemeinderat (Deutschland)|Gemeinderat]]) sowie die für [[Kreis (Gebiet)|Kreise]] ([[Kreistag]]) und sonstige der [[Mittelbare Staatsverwaltung|mittelbaren Staatsverwaltung]] zugehörigen [[Körperschaft des öffentlichen Rechts (Deutschland)|Körperschaften des öffentlichen Rechts]] tätigen Gremien. Sie sind ebendort Teil der Exekutive, da es sich bei den Kommunen insgesamt aus herrschender staatsrechtlicher Sicht lediglich um Selbstverwaltungskörperschaften innerhalb der Landesexekutive handelt. |
|||
Hinsichtlich der [[Arbeitsweise]] unterscheidet man sog. Arbeits- und [[Redeparlament]]e: |
|||
* In einem Redeparlament (typisch dafür ist das britische [[Unterhaus]]) werden alle politischen Fragen in [[Diskussion]]en und vorwiegend im [[Plenum]] erörtert, |
|||
* während in einem [[Arbeitsparlament]] (z.B. [[US]]-Kongress) ein Großteil der Arbeit in Parlamentsausschüssen stattfindet. |
|||
* In den meisten Staaten ist das Parlament bzw. der [[Nationalrat]] eine Mischform dieser beiden Typen. |
|||
* Unabhängig von diesen Strukturen spielt bei der Parlamentsarbeit auch das (oft als fragwürdig angesehene) [[Lobbying]] eine Rolle, das (positiver betrachtet) auch als [[Kooperation]] mit Verbänden, Kirchen, [[Gewerkschaft]]en oder anderen [[Standesvertretung]]en zu betrachten ist. |
|||
* In vielen Ländern ist in der abschließenden Beratung eines [[Gesetzentwurf]]s die Möglichkeit einer halb-öffentlichen Beratung vorgeschaltet, wo politische und andere große Organisationen oder [[Verband|Verbände]] ihre [[Stellungnahme]]n und Verbesserungsvorschläge einbringen können. In der Schweiz heißt dieser Vorgang [[Vernehmlassung]]. |
|||
Als Parlament im weiteren Sinne werden auch Delegiertenversammlungen von [[international]]er Organisationen bezeichnet, z. B. die Parlamentarische Versammlung der [[OSZE]]. Vielfach haben auch [[Parteitag]]e die Funktion eines "Parteiparlaments", wenngleich ihre [[Delegierter| Delegierten]] nicht immer gewählt, sondern auch ernannt oder nominiert werden können. |
|||
== {{Anker|Kammer|Haus|Struktur, Aufgaben und Arbeitsweise von Parlamenten}}Struktur, Aufgaben und Arbeitsweise von Parlamenten == |
|||
== Einzelne Parlamente == |
|||
In einer [[Demokratie]] werden die Vertreter eines Parlaments durch [[Wahlsystem|Wahlen]] bestimmt, in anderen [[Regierungssystem]]en finden auch Ernennungen statt. |
|||
=== Europäische Union === |
|||
Das [[Europaparlament]] ist die Volkvertretung der [[EU-Bürger|Bürger]] der [[Europäische Union|Europäischen Union]], es hat jedoch weniger Kompetenzen als nationale Parlamente. Die Mitgliedsstaaten werden legislativ durch den [[Rat der Europäischen Union]] vertreten. |
|||
In demokratischen Staaten übt das Parlament außer der [[Gesetzgebung]] auch das Budgetrecht und die Kontrolle der [[Regierung]] aus. Abgeordnete haben gegenüber der Regierung und einzelnen [[Minister]]n das Recht auf Auskunft und gegebenenfalls zum [[Misstrauensantrag]]. Die Regelungen hierzu sind in der [[Verfassung]] des jeweiligen Staates und in der parlamentarischen [[Geschäftsordnung]] niedergelegt. |
|||
=== Deutschland === |
|||
[[Bundesrepublik Deutschland|Deutsches]] Parlament auf Bundesebene ist der [[Bundestag]]. Häufig wird auch der [[Bundesrat (Deutschland)|Bundesrat]] als Parlament bezeichnet; staatsrechtlich gesehen ist er dies jedoch nicht, wenngleich er Funktionen eines Parlaments wahrnimmt: Er ist lediglich jenes Verfassungsorgan, durch welches die Bundesländer gemäß [[Grundgesetz]]-Artikel 50 an der Gesetzgebung des Bundes beteiligt sind. Weitere deutsche Parlamente sind die [[Landesparlament|Länderparlamente]]. Die letzte [[Volkskammer]] der [[Deutsche Demokratische Republik|DDR]] vom [[18. März]] [[1990]] war ebenfalls ein Parlament im engeren Sinn des Wortes. |
|||
Etwa 30 bis 40 Prozent der Parlamente weltweit bestehen aus zwei '''Kammern'''; die Mitglieder der kleineren Kammern werden vielfach nicht direkt gewählt, sondern ernannt oder von Gliedstaaten entsandt. Wichtige Organe sind [[Parlamentspräsident]] und Stellvertreter, [[Fraktion (Politik)|Fraktions]]-Vorsitzende der [[Parlamentspartei]]en und die themenbezogenen [[Parlamentsausschuss|Ausschüsse]], in denen die Gesetzentwürfe vorbereitet werden. |
|||
=== Österreich === |
|||
In [[Österreich]] sind es auf nationaler Ebene der [[Nationalrat (Österreich)|Nationalrat]] als Volksvertretung und der [[Bundesrat (Österreich)|Bundesrat]] als Vertretung der Bundesländer. (''siehe auch:'' [[Parlament (Österreich)]]) |
|||
Hinsichtlich der Arbeitsweise werden sogenannte Arbeits- und Redeparlamente unterschieden: |
|||
=== Schweiz === |
|||
* {{Anker|Redeparlament}}In einem Redeparlament (typisch dafür ist das [[House of Commons|britische Unterhaus]]) werden alle politischen Fragen in Diskussionen und vorwiegend im [[Plenum]] erörtert, |
|||
In der [[Schweiz]] besteht die nationale parlamentarische Ebene ebenfalls aus einem Zweikammersystem mit [[Nationalrat (Schweiz)|Nationalrat]] und [[Ständerat]], die zusammen als Vereinigte [[Bundesversammlung (Schweiz)|Bundesversammlung]] den [[Bundespräsident (Schweiz)|Bundespräsidenten]], die [[Bundesrat (Schweiz)|Bundesräte]] (Minister) und die Bundesrichter wählen. |
|||
* während in einem [[Arbeitsparlament]] (z. B. der [[Kongress der Vereinigten Staaten|US-Kongress]] und der [[Deutscher Bundestag|deutsche Bundestag]]) ein Großteil der Arbeit in Parlamentsausschüssen stattfindet. |
|||
* In den meisten Staaten ist das Parlament eine Mischform dieser beiden Typen. |
|||
* Unabhängig von diesen Strukturen spielt bei der Parlamentsarbeit auch das (oft als fragwürdig angesehene) [[Lobbyismus|Lobbying]] eine Rolle, das (positiver betrachtet) auch als Kooperation mit Verbänden, Kirchen, [[Gewerkschaft]]en oder anderen [[Standesvertretung]]en zu betrachten ist. |
|||
* In vielen Ländern ist in der abschließenden Beratung eines [[Gesetzentwurf]]s die Möglichkeit einer halb-öffentlichen Beratung vorgeschaltet, wo politische und andere große Organisationen oder [[Verband (Recht)|Verbände]] ihre Stellungnahmen und Verbesserungsvorschläge einbringen können. In der Schweiz heißt dieser Vorgang [[Vernehmlassung]]. |
|||
Als Parlament im weiteren Sinne werden zum Teil auch die Delegiertenversammlungen [[Parlamentarische Versammlung|parlamentarischer Versammlungen]] bezeichnet. Vielfach haben auch [[Parteitag]]e die Funktion eines „Parteiparlaments“, wenngleich ihre [[Delegierter|Delegierten]] nicht immer gewählt, sondern auch ernannt oder nominiert werden können. |
|||
Parlamente, deren Mitglieder nur ehrenamtlich oder nebenberuflich tätig sind, werden als [[Feierabendparlament]]e bezeichnet. |
|||
=== Erklärungen zu den internationalen Parlamenten === |
|||
== Funktionen == |
|||
* Die Listen der Parlamente der Staaten der Erde sind nach Parlament, Erster und Zweiter Kammer gegliedert. |
|||
* [[Legislative|Gesetzgebungsfunktion/Legislative Funktion]]: Eine der Hauptfunktionen von Parlamenten ist die Verabschiedung von Gesetzen, diese Funktion fällt dem Parlament durch die [[Gewaltenteilung]] zu. Dabei kann es sich um Gesetzesentwürfe handeln, die von der Regierung vorgelegt werden oder auch um Gesetzesentwürfe des Parlamentes oder seiner Teilorgane (Fraktionen, Ausschüsse). Es kommt vor, dass die Regierung auf Bitte eines Teilorgans des Parlaments (im Regelfall den die Regierung stützende Fraktionen) nur eine mögliche Gesetzesformulierung zur Verfügung stellt ([[Formulierungshilfe]]) und nicht selbst Antragsteller ist. |
|||
* Bei Staaten mit einem [[Einkammersystem]] steht der Name des Parlaments in selbiger Spalte. |
|||
* Initiativfunktion: Ein großer Teil der parlamentarischen Arbeit besteht darin, die Regierung aufzufordern, dem Parlament Gesetzesentwürfe zur Beschlussfassung vorzulegen oder sie aufzufordern in bestimmten Dingen direkt exekutiv tätig zu werden. |
|||
* Bei Staaten mit einem [[Zweikammernsystem]] steht der Name des Parlaments ebenfalls in selbiger Spalte. Manche Staaten mit solch einem System haben keinen Oberbegriff als Namen für das Parlament (z. B. Äthiopien), oder er ist mit dem der Ersten Kammer identisch. Hier werden lediglich die Namen der beiden Kammern angegeben. |
|||
* [[Wahl]]- bzw. Kreativfunktion: Die Parlamente wählen, abhängig vom jeweiligen Staat und seinem Staatsaufbau, Personen wie den Parlamentspräsidenten, hohe [[Richter]] oder in parlamentarischen Regierungssystemen das [[Regierungschef|Regierungsoberhaupt]]. |
|||
* Als Erste Kammer sind die vom Volk gewählten Kammern angegeben (z. B. Abgeordnetenkammer). |
|||
* [[Parlamentarische Kontrolle|Kontrollfunktion]]: Die Parlamente haben oft die Aufgabe, die [[Exekutive]] zu kontrollieren. Dazu verfügen sie über [[Parlamentarische Kontrolle|Kontrollrechte]] wie das Recht, einen [[Untersuchungsausschuss]] einzusetzen oder über [[Nachrichtendienst|Geheimdienstaktionen]] informiert zu werden. Die Kontrollfunktion wird normalerweise vor allem von der [[Opposition (Politik)|Opposition]] wahrgenommen. Kontrolliert werden ''Richtung'', ''Effizienz'' und die ''Rechtmäßigkeit'' des Regierungshandelns. Um die Exekutive wirksam kontrollieren zu können, ist das Parlament in der Lage, das Regierungsoberhaupt abzuwählen, beispielsweise durch ein [[Misstrauensvotum|konstruktives Misstrauensvotum]], oder anzuklagen, wie beim [[Impeachment]]. |
|||
* Als Zweite Kammer sind Versammlungen die nicht vom Volk gewählt wurden angegeben (z. B. Senat). Hierbei handelt es sich um verschiedene Vertreter der Gesellschaft (z. B. Adel, Klerus); in föderalistischen Staaten sind es in der Regel Verteter von Gliedstaaten. Manche dieser Kammern haben nur eine beratende Funktion, andere sind an der Gesetzgebung beteiligt. |
|||
* Kommunikationsfunktion/Öffentlichkeitsfunktion: Sie lässt sich unterteilen in ''Repräsentations-'' oder ''Artikulationsfunktion'' (das Parlament soll die in der Öffentlichkeit vorhandenen Auffassungen zum Ausdruck bringen) und ''Willensbildungs-'' oder ''Öffentlichkeitsfunktion'' (das Parlament soll das Volk informieren). |
|||
* Eigentlich bezeichnet man aus der Geschichte heraus die vom Volk gewählte Kammer als „Zweite Kammer“. Doch im Zuge der Demokratisierung wurde sie in den meisten Fällen zum bedeutenderen legislativen Organ, was eine Bezeichnung als „Erste Kammer“ gerechtfertigen kann. Besonders deutlich wird das am Beispiel der Niederlande, wo die Kammern offiziell als Erste und Zweite Kammer bezeichnet werden. |
|||
* In der Parlament-Spalte ist ebenfalls der Sitz des Parlaments angegeben. In den meisten Fällen ist er mit der Hauptstadt identisch. Staaten in denen der Parlamentssitz von der Hauptstadt abweicht sind kursiv angegeben (z. B. Bolivien). |
|||
== Rechte == |
|||
=== Parlamente der Staaten Afrikas=== |
|||
* Budget- bzw. [[Haushaltsrecht]]: Eines der ältesten Rechte von Parlamenten ist das Budgetrecht. Der Haushalt wird als Gesetz verabschiedet und kann auch dazu dienen, die Regierung zu kontrollieren. |
|||
* [[Interpellation]]srechte: Um die Kontrollfunktion wahrnehmen zu können, haben Parlamente das Recht, Regierungsmitgliedern Fragen zu stellen. |
|||
* [[Selbstauflösungsrecht]]: So bezeichnet man das Recht eines Parlamentes, sich selbst aufzulösen, so dass es zu Neuwahlen kommt. Nicht jedes Parlament hat dieses Recht, dem Bundestag steht es zum Beispiel nicht zu. |
|||
== Liste der Parlamente == |
|||
{| border=1 style="border-collapse: collapse;" |
|||
{{Hauptartikel|Liste der Parlamente}} |
|||
|- bgcolor=#FFE8E8 |
|||
!Staat |
|||
!Parlament (Sitz/''Sitz abweichend von Hauptstadt'') |
|||
!Erste Kammer |
|||
!Zweite Kammer |
|||
|- |
|||
|[[Ägypten]] |
|||
|([[Kairo]]) |
|||
|[[Ägyptische Volksversammlung|Majlis al-Chaab<br /> (Volksversammlung)]] |
|||
|Majlis ash-Shura<br /> (Beratende Versammlung) |
|||
|- |
|||
|[[Algerien]] |
|||
|Barlaman<br /> (Parlament)<br /> ([[Algier]]) |
|||
|Majlis al-Chaabi al-Watani<br /> (Nationale Volksversammlung) |
|||
|Majlis al-Ummah<br /> (Nationalrat) |
|||
|- |
|||
|[[Angola]] |
|||
|Assembleia Nacional<br /> (Nationalversammlung)<br /> ([[Luanda]]) |
|||
| |
|||
| |
|||
|- |
|||
|[[Äquatorialguinea]] |
|||
|Cámara de Representantes del Pueblo<br /> (Volksvertreterkammer)<br /> ([[Malabo]]) |
|||
| |
|||
| |
|||
|- |
|||
|[[Äthiopien]] |
|||
|([[Addis Abeba]]) |
|||
|Yehizo Tevekayoch Mekir Bete<br /> (Volksrepräsentantenhaus) |
|||
|Yefedereshein Mekir Bete<br /> (Bundeshaus) |
|||
|- |
|||
|[[Benin]] |
|||
|Assemblée Nationale du Bénin<br /> (Nationalversammlung von Benin)<br /> ([[Porto Novo]]) |
|||
| |
|||
| |
|||
|- |
|||
|[[Botswana]] |
|||
|Parliament<br /> (Parlament)<br /> ([[Gaborone]]) |
|||
|National Assembly<br /> (Nationalversammlung) |
|||
|House of Chiefs<br /> (Haus der Häuptlinge) |
|||
|- |
|||
|[[Burkina Faso]] |
|||
|Assemblée Nationale<br /> (Nationalversammlung)<br /> ([[Ouagadougou]]) |
|||
|Assemblée des Députés du Peuple<br /> (Volksdeputiertenversammlung) |
|||
|Chambre des Représentants<br /> (Repräsentantenkammer) |
|||
|- |
|||
|[[Burundi]] |
|||
|Assemblée Nationale<br /> (Nationalversammlung)<br /> ([[Bujumbura]]) |
|||
| |
|||
| |
|||
|- |
|||
|[[Dschibuti]] |
|||
|Assemblée Nationale<br /> (Nationalversammlung)<br /> ([[Dschibuti (Stadt)|Dschibuti]]) |
|||
| |
|||
| |
|||
|- |
|||
|[[Côte d'Ivoire|Elfenbeinküste]] |
|||
|Assemblée Nationale<br /> (Nationalversammlung)<br /> (''[[Abidjan]]'') |
|||
| |
|||
| |
|||
|- |
|||
|[[Gabun]] |
|||
|Parlement<br/ >(Parlament)<br /> ([[Libreville]]) |
|||
|Assemblée Nationale<br /> (Nationalversammlung) |
|||
|Sénat<br/ > (Senat) |
|||
|- |
|||
|[[Gambia]] |
|||
|National Assembly<br/ > (Nationalversammlung)<br /> ([[Banjul]]) |
|||
| |
|||
| |
|||
|- |
|||
|[[Ghana]] |
|||
|Parliament<br/ > (Parlament)<br /> ([[Accra]]) |
|||
| |
|||
| |
|||
|- |
|||
|[[Guinea]] |
|||
|Assemblée Nationale<br /> (Nationalversammlung)<br /> ([[Conakry]]) |
|||
| |
|||
| |
|||
|- |
|||
|[[Guinea-Bissau]] |
|||
|Assembleia Nacional Popular<br /> (Nationale Volksversammlung)<br /> ([[Bissau]]) |
|||
| |
|||
| |
|||
|- |
|||
|[[Kamerun]] |
|||
|National Assembly/<br/ > Assemblée Nationale<br /> (Nationalversammlung)<br /> ([[Yaoundé]]) |
|||
| |
|||
| |
|||
|- |
|||
|[[Kap Verde]] |
|||
|Assembleia Nacional<br /> (Nationalversammlung)<br /> ([[Praia]]) |
|||
| |
|||
| |
|||
|- |
|||
|[[Kenia]] |
|||
|National Assembly<br/ > (Nationalversammlung)<br /> ([[Nairobi]]) |
|||
| |
|||
| |
|||
|- |
|||
|[[Komoren]] |
|||
|Parlement<br/ > (Unionsversammlung)<br /> ([[Moroni (Komoren)|Moroni]]) |
|||
| |
|||
| |
|||
|- |
|||
|[[Demokratische Republik Kongo|Kongo (Demokratische Republik)]] |
|||
|''Übergangsregierung welche laut Übergangsverfassung im Juni 2005 endet. Bis zu diesem Zeitpunkt sollten Parlaments- und Präsidentschaftswahlen stattgefunden haben.''<br /> ([[Kinshasa]]) |
|||
| |
|||
| |
|||
|- |
|||
|[[Republik Kongo|Kongo (Republik)]] |
|||
|Parlement<br/ >(Parlament)<br /> ([[Brazzaville]]) |
|||
|Assemblée Nationale<br /> (Nationalversammlung) |
|||
|Sénat<br/ > (Senat) |
|||
|- |
|||
|[[Lesotho]] |
|||
|Parliament of Lesotho<br/ >(Parlament von Lesotho)<br /> ([[Maseru]]) |
|||
|National Assembly<br /> (Nationalversammlung) |
|||
|Senate<br/ > (Senat) |
|||
|- |
|||
|[[Liberia]] |
|||
|''Übergangsregierung welche im Januar 2006 endet. Für Oktober 2005 sind Wahlen für eine neue Regierung geplant.''<br /> ([[Monrovia]]) |
|||
| |
|||
| |
|||
|- |
|||
|[[Libyen]] |
|||
|Mutamar al-Sha'ab al-Aam<br/ > (Allgemeiner Volkskongress)<br /> ([[Tripolis (Libyen)|Tripolis]]) |
|||
| |
|||
| |
|||
|- |
|||
|} |
|||
Zu der obigen Liste sind folgende Erläuterungen besonders hervorzuheben: |
|||
=== Parlamente der Staaten Amerikas=== |
|||
* Die Tabellen der Parlamente der einzelnen Kontinente und weiteren Gruppierungen sind nach Parlament, Erster und Zweiter Kammer gegliedert. |
|||
* Bei Staaten mit einem [[Einkammersystem]] steht der Name des Parlaments in selbiger Spalte. |
|||
* Bei Staaten mit einem [[Zweikammersystem]] steht der Name des Parlaments ebenfalls in selbiger Spalte. Manche Staaten mit solch einem System haben keinen Oberbegriff als Namen für das Parlament (z. B. Äthiopien), oder er ist mit dem der Ersten Kammer identisch. Hier werden lediglich die Namen der beiden Kammern angegeben. |
|||
* Als Erste Kammer sind die vom Volk gewählten Kammern angegeben (z. B. Abgeordnetenkammer). |
|||
* Als Zweite Kammer sind Versammlungen, die in der Regel nicht vom Volk gewählt wurden, angegeben (z. B. [[Senat]]). Hierbei handelt es sich um verschiedene Vertreter der Gesellschaft (z. B. Adel, Klerus); in [[Föderalismus|föderalistischen]] Staaten sind es in der Regel Vertreter von [[Gliedstaat]]en. Manche dieser Kammern haben nur eine beratende Funktion, andere sind an der Gesetzgebung beteiligt. |
|||
* Eigentlich bezeichnet man aus der Geschichte heraus die vom Volk gewählte Kammer als „Zweite Kammer“. Doch im Zuge der Demokratisierung wurde sie in den meisten Fällen zum bedeutenderen legislativen Organ, was eine Bezeichnung als „Erste Kammer“ rechtfertigen kann. Besonders deutlich wird das am Beispiel der Niederlande, wo die Kammern offiziell als Erste und Zweite Kammer bezeichnet werden. |
|||
* In der Parlament-Spalte ist ebenfalls der Sitz des Parlaments angegeben. In den meisten Fällen ist er mit der Hauptstadt identisch. Staaten, in denen der Parlamentssitz von der Hauptstadt abweicht, sind kursiv angegeben (z. B. Bolivien). |
|||
== Geschichte des Parlaments == |
|||
{| border=1 style="border-collapse: collapse;" |
|||
=== England === |
|||
|- bgcolor=#FFE8E8 |
|||
Das [[Englisches Parlament|englische Parlament]] entwickelte sich aus dem adligen Beraterkreis der angelsächsischen Könige, dem ''[[Witenagemot|witan]]''. In ihm waren nicht nur persönliche Vertrauensleute des Königs vertreten, sondern sowohl Hoch- als auch Landadlige und hohe geistliche Würdenträger, die aufgrund ihrer Macht einen Anspruch auf die Mitgliedschaft besaßen. Die Beratung des Königs durch den ''witan'' wurde nicht nur als Pflicht seiner Mitglieder, sondern auch als ihr Recht verstanden. Der König war also verpflichtet, den Rat einzuholen. Unter den frühen Normannenkönigen wurden die Parlamente nur jeweils nach Bedarf einberufen, wenn wichtige Themen zu beraten waren (diese Treffen fielen mit den christlichen Festen Ostern und Weihnachten zusammen). Die Geschichte des angelsächsischen ''Witan'' endete mit der [[Normannische Eroberung Englands|Invasion der Normannen]] von 1066, die ihn durch eine [[Curia Regis|curia regis]] (Gerichtshof des Königs) ersetzten; jedoch war diese noch bis ins 12. Jahrhundert auch unter den traditionellen Namen ''Witan'' oder ''Witenagemot'' bekannt. |
|||
!Staat |
|||
!Parlament (Sitz/''Sitz abweichend von Hauptstadt'') |
|||
!Erste Kammer |
|||
!Zweite Kammer |
|||
|- |
|||
|[[Antigua und Barbuda]] |
|||
|Parliament of Antigua and Barbuda <br /> (Parlament von Antigua und Barbuda)<br /> ([[Saint John's (Antigua und Barbuda)|Saint John's]]) |
|||
|House of Representatives<br /> (Repräsentantenhaus) |
|||
|Senate<br /> (Senat) |
|||
|- |
|||
|[[Argentinien]] |
|||
|Congreso de la Nación Argentina<br /> (Nationalkongress Argentiniens)<br /> ([[Buenos Aires]]) |
|||
|Cámara de Diputados<br /> (Abgeordnetenkammer) |
|||
|Senado<br /> (Senat) |
|||
|- |
|||
|[[Bahamas]] |
|||
|Parliament of the Commonwealth of the Bahamas<br /> (Parlament des Bundes der Bahamas)<br /> ([[Nassau]]) |
|||
|House of Assembly<br /> (Versammlungshaus) |
|||
|Senate<br /> (Senat) |
|||
|- |
|||
|[[Barbados]] |
|||
|Parliament of Barbados<br /> (Parlament von Barbados)<br /> ([[Bridgetown]]) |
|||
|House of Assembly<br /> (Versammlungshaus) |
|||
|Senate<br /> (Senat) |
|||
|- |
|||
|[[Belize]] |
|||
|National Assembly<br /> (Nationalversammlung)<br /> ([[Belmopan]]) |
|||
|House of Representatives<br /> (Repräsentantenhaus) |
|||
|Senate<br /> (Senat) |
|||
|- |
|||
|[[Bolivien]] |
|||
|Honorable Congreso Nacional de Bolivia<br /> (Ehrenwerter Nationalkongress Boliviens)<br /> (''[[La Paz (Bolivien)|La Paz]]'') |
|||
|Honorable Cámara de Diputados<br /> (Ehrenwerte Abgeordnetenkammer) |
|||
|Honorable Cámara de Senadores<br /> (Ehrenwerte Senatorenkammer) |
|||
|- |
|||
|[[Brasilien]] |
|||
|Congresso Nacional<br /> (Nationalkongress)<br /> ([[Brasilia]]) |
|||
|Cámara dos Deputados<br /> (Abgeordnetenkammer) |
|||
|Senado Federal<br /> (Bundessenat) |
|||
|- |
|||
|[[Chile]] |
|||
|Congreso Nacional<br /> (Nationalkongress)<br /> ([[Santiago de Chile]]) |
|||
|Cámara de Diputados<br /> (Abgeordnetenkammer) |
|||
|Senado<br /> (Senat) |
|||
|- |
|||
|[[Costa Rica]] |
|||
|Asamblea Legislativa de Costa Rica<br /> (Gesetzgebende Versammlung Costa Ricas)<br /> ([[San José (Costa Rica)|San José]]) |
|||
| |
|||
| |
|||
|- |
|||
|[[Dominica]] |
|||
|House of Assembly<br /> (Versammlungshaus)<br /> ([[Roseau]]) |
|||
| |
|||
| |
|||
|- |
|||
|[[Dominikanische Republik]] |
|||
|Congreso de la Républica<br /> (Kongress der Republik)<br /> ([[Santo Domingo]]) |
|||
|Cámara de Diputados<br /> (Abgeordnetenkammer) |
|||
|Senado<br /> (Senat) |
|||
|- |
|||
|[[Ecuador]] |
|||
|Congreso Nacional del Ecuador<br /> (Nationalkongress Ecuadors)<br /> ([[Quito]]) |
|||
| |
|||
| |
|||
|- |
|||
|[[El Salvador]] |
|||
|Asamblea Legislativa<br /> (Gesetzgebende Versammlung)<br /> ([[San Salvador]]) |
|||
| |
|||
| |
|||
|- |
|||
|[[Grenada]] |
|||
|Parliament<br /> (Parlament)<br /> ([[St. George's|Saint George's]]) |
|||
|House of Representatives<br /> (Repräsentantenhaus) |
|||
|Senate<br /> (Senat) |
|||
|- |
|||
|[[Guatemala]] |
|||
|Congreso de la Républica<br /> (Kongress der Republik)<br /> ([[Guatemala-Stadt]]) |
|||
| |
|||
| |
|||
|- |
|||
|[[Guyana]] |
|||
|National Assembly<br /> (Nationalversammlung)<br /> ([[Georgetown (Guyana)|Georgetown]]) |
|||
| |
|||
| |
|||
|- |
|||
|[[Haiti]] |
|||
|Corps Législatif<br /> (Gesetzgebendes Korps)<br /> ([[Port-au-Prince]]) |
|||
|Chambre des Députés<br/ > (Abgeordnetenkammer) |
|||
|Sénat de la République d'Haïti<br/ > (Senat der Republik Haiti) |
|||
|- |
|||
|[[Honduras]] |
|||
|Congreso Nacional<br /> (Nationalkongress)<br /> ([[Tegucigalpa]]) |
|||
| |
|||
| |
|||
|- |
|||
|[[Jamaika]] |
|||
|Parliament<br /> (Parlament)<br /> ([[Kingston (Jamaika)|Kingston]]) |
|||
|House of Representatives<br /> (Repräsentantenhaus) |
|||
|Senate<br /> (Senat) |
|||
|- |
|||
|[[Kanada]] |
|||
|Parliament of Canada/<br /> Parlement du Canada<br/ > (Parlament von Kanada)<br /> ([[Ottawa]]) |
|||
|House of Commons/<br /> Chambres des Communes<br/ > (Bürgerhaus) |
|||
|Senate/<br /> Sénat<br/ > (Senat) |
|||
|- |
|||
|[[Kolumbien]] |
|||
|Congreso de la Républica<br /> (Kongress der Republik)<br /> ([[Bogotá]]) |
|||
|Cámara de Representantes<br /> (Repräsentantenkammer) |
|||
|Senado de la República<br /> (Senat der Republik) |
|||
|- |
|||
|[[Kuba]] |
|||
|Asamblea Nacional del Poder Popular<br /> (Nationalversammlung der Volksmacht)<br /> ([[Havanna]]) |
|||
| |
|||
| |
|||
|- |
|||
|[[Mexiko]] |
|||
|Honorable Congreso de la Unión<br /> (Ehrenwerter Kongress der Union)<br /> ([[Mexiko-Stadt]]) |
|||
|Cámara de Diputados<br /> (Abgeordnetenkammer) |
|||
|Cámara de Senadores<br /> (Senatorenkammer) |
|||
|- |
|||
|[[Nicaragua]] |
|||
|Asamblea Nacional<br /> (Nationalversammlung)<br /> ([[Managua]]) |
|||
| |
|||
| |
|||
|- |
|||
|[[Panama]] |
|||
|Asamblea Legislativa<br /> (Gesetzgebende Versammlung)<br /> ([[Panama-Stadt]]) |
|||
| |
|||
| |
|||
|- |
|||
|[[Paraguay]] |
|||
|Honorable Congreso<br /> (Ehrenwerter Kongress)<br /> ([[Asunción]]) |
|||
|Honorable Cámara de Diputados<br /> (Ehrernwerte Abgeordnetenkammer) |
|||
|Honorable Cámara de Senadores<br /> (Ehrernwerte Senatorenkammer) |
|||
|- |
|||
|[[Peru]] |
|||
|Congreso de la República del Perú<br /> (Kongress der Republik Peru)<br /> ([[Lima]]) |
|||
| |
|||
| |
|||
|- |
|||
|[[St. Kitts und Nevis|Saint Kitts und Nevis]] |
|||
|National Assembly<br /> (Nationalversammlung)<br /> ([[Basseterre]]) |
|||
| |
|||
| |
|||
|- |
|||
|[[St. Lucia|Saint Lucia]] |
|||
|Parliament of Saint Lucia<br /> (Parlament von Saint Lucia)<br /> ([[Castries]]) |
|||
|House of Assembly<br /> (Versammlungshaus) |
|||
|Senate<br /> (Senat) |
|||
|- |
|||
|[[St. Vincent und die Grenadinen|Saint Vincent und die Grenadinen]] |
|||
|House of Assembly<br /> (Versammlungshaus)<br /> ([[Kingstown]]) |
|||
| |
|||
| |
|||
|- |
|||
|[[Suriname]] |
|||
|Nationale Assemblee<br /> (Nationalversammlung)<br /> ([[Paramaribo]]) |
|||
| |
|||
| |
|||
|- |
|||
|[[Trinidad und Tobago]] |
|||
|Parliament of Trinidad and Tobago<br /> (Parlament von Trinidad und Tobago)<br /> ([[Port-of-Spain]]) |
|||
|House of Representatives<br /> (Repräsentantenhaus) |
|||
|Senate<br /> (Senat) |
|||
|- |
|||
|[[Uruguay]] |
|||
|Poder Legislativo<br /> (Gesetzgebende Macht)<br /> ([[Montevideo]]) |
|||
|Cámara de Representantes<br /> (Repräsentantenkammer) |
|||
|Cámara de Senadores<br /> (Senatorenkammer) |
|||
|- |
|||
|[[Venezuela]] |
|||
|Asamblea Nacional<br /> (Nationalversammlung)<br /> ([[Caracas]]) |
|||
| |
|||
| |
|||
|- |
|||
|[[USA|Vereinigte Staaten von Amerika]] |
|||
|[[US-Kongress|U.S.-Congress<br /> (US-Kongress)]]<br /> ([[Washington D.C.|Washington]]) |
|||
|House of Representatives<br /> (Repräsentantenhaus) |
|||
|Senate<br /> (Senat) |
|||
|- |
|||
|} |
|||
Am 20. Januar 1265 lud [[Simon de Montfort, 6. Earl of Leicester|Simon V. de Montfort]], der gegen seinen Schwager [[Heinrich III. (England)|Heinrich III.]] rebellierte, seine Anhänger ohne vorherige königliche Zustimmung zu einem Parlament. Neben 120 Kirchenmännern und 23 Earls wurden auch je zwei [[Ritter]] aus jeder Grafschaft und je zwei Bürger aus jedem [[Borough]] eingeladen – das erste Mal, dass Bürgerliche an einem englischen Parlament teilnahmen. De Montforts neue Regeln wurden 1295 durch [[Eduard I. (England)|Eduard I.]] mit dem ''Model Parliament'' formell bestätigt. Mit der Zeit entwickelte sich daraus das englische Parlament. Nach den [[Rosenkriege]]n im 15. Jahrhundert nahmen Selbstbewusstsein und Macht des Parlaments zu, ebenso die Zahl der Mitglieder. Das Parlament verstand sich nicht nur als Beratungs-, sondern zunehmend als Kontrollorgan dem König gegenüber. Zudem beanspruchte es die Funktion des obersten Gerichtshofs und vor allem das Recht, Steuern zu bewilligen. Auch die Einberufung war nicht mehr allein vom Willen des Königs abhängig. Die Parlamentsmitglieder konnten zunehmend auch auf eigene Initiative zusammentreten. Allerdings wurde das englische Parlament dadurch auch mehr und mehr zum Schauplatz von Auseinandersetzungen zwischen den Adelsgruppen des Landes. |
|||
=== Parlamente der Staaten Asiens=== |
|||
=== Frankreich === |
|||
{| border=1 style="border-collapse: collapse;" |
|||
Im Frankreich des [[Ancien Régime]] wurde mit ''[[Parlement]]'' ein Gerichtshof bezeichnet, der als eine der ältesten Institutionen des Reiches galt. Das Parlament konnte die königliche Rechtsprechung bestätigen oder auch korrigieren, indem es, vor allem im 18. Jahrhundert, ein Gesetz zur „remontrance“ an den König zurückverwies. Die verschiedenen Kammern der Parlamente wurden nach ihren Jurisdiktionsbereichen unterschieden: „grande chambre“, „chambre des enquêtes“, „chambre de requêtes“, „tournelle criminelle“ und auch die „chambre de l'édit“ (bis 1685, siehe Widerrufung des [[Edikt von Nantes|Ediktes von Nantes]]). Besonders im 18. Jahrhundert galten die Parlamente als ein Hort der Opposition von Teilen des Adels („[[noblesse d'épée]]“ wie auch der „[[noblesse de robe]]“) als auch von Teilen des [[Dritter Stand|dritten Standes]] gegen einen als despotisch empfundenen Absolutismus, zu dem sich die [[Jansenismus|jansenistische]] Opposition gegen die Jesuiten sowie die [[Gallikanismus|gallikanische]] Opposition gegen die [[Ultramontanismus|ultramontane]] Kirche gesellte. |
|||
|- bgcolor=#FFE8E8 |
|||
!Staat |
|||
!Parlament (Sitz/''Sitz abweichend von Hauptstadt'') |
|||
!Erste Kammer |
|||
!Zweite Kammer |
|||
|- |
|||
|[[Afghanistan]] |
|||
|[[Loja Dschirga|Loja Dschirga<br /> (Große Ratsversammlung)]]<br /> ([[Kabul]]) |
|||
| |
|||
| |
|||
|- |
|||
|[[Bahrain]] |
|||
|([[Manama]]) |
|||
|Majlis al-Nuwab<br /> (Abgeordnetenversammlung) |
|||
|Majlis ash-Shura<br /> (Beratende Versammlung) |
|||
|- |
|||
|[[Bangladesch]] |
|||
|Jatiya Sangsad<br /> (Haus der Nation)<br /> ([[Dhaka]]) |
|||
| |
|||
| |
|||
|- |
|||
|[[Brunei]] |
|||
|Majlis Masyuarat Megeri<br /> (Legislativrat)<br /> ''das Parlament ist seit Verhängung des Ausnahmezustands 1962 aufgelöst, hat nur beratende Funktion''<br /> ([[Bandar Seri Begawan]]) |
|||
| |
|||
| |
|||
|- |
|||
|[[Bhutan]] |
|||
|Tshogdu<br /> (Nationalversammlung)<br /> ([[Thimphu]]) |
|||
| |
|||
| |
|||
|- |
|||
|[[Volksrepublik China|China]] |
|||
|[[Nationaler Volkskongress|Quanguo Renmin Daibiao Dahui<br /> (Nationaler Volkskongress)]]<br /> ([[Peking]]) |
|||
| |
|||
| |
|||
|- |
|||
|[[Indien]] |
|||
|Sansad<br /> (Parlament)<br /> ([[Neu-Delhi]]) |
|||
|[[Lok Sabha|Lok Sabha<br/ > (Haus des Volkes)]] |
|||
|[[Rajya Sabha|Rajya Sabha<br/ > (Haus der Staaten)]] |
|||
|- |
|||
|[[Indonesien]] |
|||
|Dewan Perwakilan Rakyat<br /> (Rat der Volksvertretung)<br /> ([[Jakarta]]) |
|||
| |
|||
| |
|||
|- |
|||
|[[Irak]] |
|||
|Majlis al-Watani<br /> (Nationalversammlung)<br /> ([[Bagdad]]) |
|||
| |
|||
| |
|||
|- |
|||
|[[Iran]] |
|||
|Majles e-Shura ye-Eslami<br /> (Islamischer Konsultativrat)<br /> ([[Iran]]) |
|||
| |
|||
| |
|||
|- |
|||
|[[Israel]] |
|||
|[[Knesset|Knesset<br /> (Versammlung)]]<br /> ([[Jerusalem]]) |
|||
| |
|||
| |
|||
|- |
|||
|[[Japan]] |
|||
|[[Kokkai|Kokkai<br /> (Reichsversammlung)]]<br /> ([[Tokio]]) |
|||
|[[Shūgi-in|Shūgi-in<br /> (Haus der Repräsentanten)]] |
|||
|[[Sangi-in|Sangi-in<br/ > (Haus der Räte)]] |
|||
|- |
|||
|[[Jemen]] |
|||
|([[Sana'a]]) |
|||
|Majlis al-Nuwab<br /> (Abgeordnetenversammlung) |
|||
|Majlis ash-Shura<br /> (Beratende Versammlung) |
|||
|- |
|||
|} |
|||
Im [[Geschichte Frankreichs|Königreich Frankreich]] wurden neben dem ersten und wichtigsten Parlament von Paris noch die Parlamente von Toulouse (1303), Grenoble (1453), Rouen (1499), Aix (1502), Rennes (1533), Pau (1620), Metz (1633), Douai (1686), Dôle (1676), Besançon (1676) und zuletzt Nancy (1775) eingerichtet. |
|||
=== Parlamente der Staaten Australien/Ozeaniens=== |
|||
Das aktuelle französische Parlament besteht seit 1958 aus [[Senat (Frankreich)|Senat]] und [[Nationalversammlung (Frankreich)|Nationalversammlung]]. |
|||
{| border=1 style="border-collapse: collapse;" |
|||
|- bgcolor=#FFE8E8 |
|||
!Staat |
|||
!Parlament (Sitz) |
|||
!Erste Kammer |
|||
!Zweite Kammer |
|||
|- |
|||
|[[Australien]] |
|||
|Parliament of the Commonwealth of Australia<br /> (Parlament des Australischen Bundes)<br /> ([[Canberra]]) |
|||
|House of Representatives<br /> (Repräsentantenhaus) |
|||
|Senate<br /> (Senat) |
|||
|- |
|||
|[[Fidschi]] |
|||
|Parliament of Fiji<br /> (Parlament von Fidschi)<br /> ([[Suva (Stadt)|Suva]]) |
|||
|House of Representatives<br /> (Repräsentantenhaus) |
|||
|Senate<br /> (Senat) |
|||
|- |
|||
|[[Kiribati]] |
|||
|Maneaba Ni Maungatabu<br /> (Versammlungshaus der Heiligen Berge)<br /> ([[Bairiki]]) |
|||
| |
|||
| |
|||
|- |
|||
|} |
|||
=== |
=== Polen === |
||
[[Datei:The First Sejm 1182.jpg|mini|Der erste polnische Sejm zu [[Łęczyca]] 1180 (Gemälde von [[Jan Matejko]])]] |
|||
Das polnische Parlament zählt zu den ältesten der Welt und entwickelte sich schrittweise aus historischen Ständeversammlungen und Ältestenräten des frühen [[Königreich Polen|Königreichs Polen]]. Ab 1182 gewann es an bedeutendem politischem Einfluss und seine Mitglieder ergriffen erste Maßnahmen, um absolutistischen Tendenzen der polnischen Monarchie entgegenzuwirken. |
|||
Durch zahlreiche Reformen wuchs die Rolle des polnischen Parlaments, das vorwiegend in [[Piotrków Trybunalski|Petrikau]] zusammenfand, ab 1454 kontinuierlich. In seiner heutigen Form, bestehend aus den beiden Kammern [[Sejm]] und [[Senat der Republik Polen|Senat]] und meist abgehalten in [[Warschau]], existiert das polnische Parlament seit 1493. Seit dieser Zeit fanden jährlich über einen Zeitraum von mehreren Wochen regelmäßige Versammlungen statt, die durch Sonderzusammenkünftige erweitert wurden. Zu den Kompetenzen des polnischen Parlaments gehörten unter anderem die [[Wahlmonarchie#Polen-Litauen|Wahl des Monarchen]] und das Steuerwesen. Die höhere Kammer, der Senat, bestand aus hohen Würdenträgern aus dem Kreis der [[Magnat#Polen|Magnaten]] und Vertretern des [[Klerus]]. Die niedrigere Kammer, der Sejm, setzte sich aus Abgeordneten zusammen, die durch Parlamente einzelner Provinzen, den [[Sejmik|Sejmiki]], abgesandt wurden. Passives und aktives Wahlrecht besaßen nur Vertreter des Landadels, der sogenannten [[Szlachta]], die allerdings phasenweise bis zu 15 Prozent der polnischen Bevölkerung ausmachte und unabhängig von ihren materiellen Besitztümern alle [[Bürgerrechte]] im heutigen Sinn besaß. |
|||
{| border=1 style="border-collapse: collapse;" |
|||
|- bgcolor=#FFE8E8 |
|||
!Staat |
|||
!Parlament (Sitz/''Sitz abweichend von Hauptstadt'') |
|||
!Erste Kammer |
|||
!Zweite Kammer |
|||
|- |
|||
|[[Albanien]] |
|||
|Kuvendi Popullor<br /> (Volksversammlung)<br /> ([[Tirana]]) |
|||
| |
|||
| |
|||
|- |
|||
|[[Andorra]] |
|||
|Consell General<br /> (Generalrat)<br /> ([[Andorra La Vella]]) |
|||
| |
|||
| |
|||
|- |
|||
|[[Armenien]] |
|||
|Azgayin Zhogov<br /> (Nationalversammlung)<br /> ([[Eriwan]]) |
|||
| |
|||
| |
|||
|- |
|||
|[[Aserbaidschan]] |
|||
|Milli-Meclis<br /> (Nationalversammlung)<br /> ([[Baku]]) |
|||
| |
|||
| |
|||
|- |
|||
|[[Belgien]] |
|||
|Federale Kamers/<br /> Chambres fédérales/<br /> Bundeskammern<br /> ([[Brüssel]]) |
|||
|Kamer van volksvertegenwoordigers/<br /> Chambre des Représentants/<br /> Abgeordnetenkammer |
|||
|Senaat/<br /> Sénat/<br /> Senat |
|||
|- |
|||
|[[Bosnien und Herzegowina]] |
|||
|Skupština Republike Bosne i Hercegovine<br /> (Versammlung der Republik Bosnien und Herzegowina)<br /> ([[Sarajevo]]) |
|||
|Predstavnički dom<br /> (Abgeordnetenhaus) |
|||
|Dom naroda<br /> (Haus der Völker) |
|||
|- |
|||
|[[Bulgarien]] |
|||
|Narodno Sobraniena Republika Bălgarija<br /> (Volksversammlung der Republik Bulgarien)<br /> ([[Sofia]]) |
|||
| |
|||
| |
|||
|- |
|||
|[[Dänemark]] |
|||
|[[Folketing|Folketing<br /> (Volksversammlung)]]<br /> ([[Kopenhagen]]) |
|||
| |
|||
| |
|||
|- |
|||
|[[Deutschland]] |
|||
|([[Berlin]]) |
|||
|[[Bundestag]] |
|||
|[[Bundesrat (Deutschland)|Bundesrat]] |
|||
|- |
|||
|[[Estland]] |
|||
|Riigikogu<br /> (Reichstag)<br /> ([[Tallinn]]) |
|||
| |
|||
| |
|||
|- |
|||
|[[Finnland]] |
|||
|Eduskunta/<br /> Riksdagen<br /> (Reichstag)<br /> ([[Helsinki]]) |
|||
| |
|||
| |
|||
|- |
|||
|[[Frankreich]] |
|||
|[[Politisches System Frankreichs|Parlement <br/ >(Parlament)]]<br /> ([[Paris]]) |
|||
|[[Nationalversammlung (Frankreich)|Assemblée Nationale<br /> (Nationalversammlung)]] |
|||
|[[Senat (Frankreich)|Sénat<br/ > (Senat)]] |
|||
|- |
|||
|[[Georgien]] |
|||
|Sakartwelos Parlamenti<br/ > (Parlament von Georgien)<br /> ([[Tiflis]]) |
|||
| |
|||
| |
|||
|- |
|||
|[[Griechenland]] |
|||
|Vouli Ton Ellinon<br/ > (Griechische Abgeordnetenkammer)<br /> ([[Athen]]) |
|||
| |
|||
| |
|||
|- |
|||
|[[Großbritannien und Nordirland]] |
|||
|Parliament<br/ > (Parlament)<br /> ([[London]]) |
|||
|House of Commons<br/ > (Unterhaus, Bürgerhaus) |
|||
|[[House of Lords|House of Lords<br/ > (Oberhaus, Herrenhaus)]] |
|||
|- |
|||
|[[Republik Irland|Irland]] |
|||
|Oireachtas<br/ > (Gesetzgebung)<br /> ([[Dublin]]) |
|||
|Dáil Éireann<br/ > (Irisches Parlament) |
|||
|Seanad Éireann<br/ > (Irischer Senat) |
|||
|- |
|||
|[[Island]] |
|||
|[[Althing|Alþingi<br/ > (Althing, Versammlung Aller)]]<br /> ([[Reykjavík]]) |
|||
| |
|||
| |
|||
|- |
|||
|[[Italien]] |
|||
|[[Italienische Politik|Parlamento<br /> (Parlament)]]<br /> ([[Rom]]) |
|||
|Camera dei Deputati<br /> (Abgeordnetenkammer) |
|||
|Senato della Repubblica<br /> (Senat der Republik) |
|||
|- |
|||
|[[Kroatien]] |
|||
|[[Kroatisches Parlament|Hrvatski državni Sabor<br /> (Kroatische Nationalversammlung)]]<br /> ([[Zagreb]]) |
|||
| |
|||
| |
|||
|- |
|||
|[[Lettland]] |
|||
|Latvijas Republikas Saeima<br /> (Versammlung der Republik Lettland)<br /> ([[Riga]]) |
|||
| |
|||
| |
|||
|- |
|||
|[[Liechtenstein]] |
|||
|[[Liechtensteinischer Landtag|Landtag des Fürstentums Liechtenstein |
|||
]]<br /> ([[Vaduz]]) |
|||
| |
|||
| |
|||
|- |
|||
|[[Litauen]] |
|||
|Lietuvos Respublikos Seimas<br /> (Versammlung der Republik Litauen)<br /> ([[Wilna]]) |
|||
| |
|||
| |
|||
|- |
|||
|[[Luxemburg]] |
|||
|Chambre des Députés<br /> (Abgeordnetenkammer)<br /> ([[Luxemburg (Stadt)|Luxemburg]]) |
|||
| |
|||
| |
|||
|- |
|||
|[[Malta]] |
|||
|Kamra tad-Deputati/<br /> House of Representatives<br /> (Repräsentantenhaus)<br /> ([[Valletta]]) |
|||
| |
|||
| |
|||
|- |
|||
|[[Mazedonien]] |
|||
|Sobranie na Republika Makedonija<br /> (Versammlung der Republik Mazedonien)<br /> ([[Skopje]]) |
|||
| |
|||
| |
|||
|- |
|||
|[[Moldawien]] |
|||
|Parlamentul Republicii Moldova<br /> (Parlament der Republik Moldawien)<br /> ([[Chişinău]]) |
|||
| |
|||
| |
|||
|- |
|||
|[[Monaco]] |
|||
|Conseil National<br />(Nationalrat)<br /> ([[Monaco]]) |
|||
| |
|||
| |
|||
|- |
|||
|[[Niederlande]] |
|||
|Staten-Generaal<br />(Generalstände)<br /> (''[[Den Haag]]'') |
|||
|Tweede Kamer der Staten-Generaal<br /> (Zweite Kammer der Generalstände) |
|||
|Eerste Kamer der Staten-Generaal<br /> (Erste Kammer der Generalstände) |
|||
|- |
|||
|[[Norwegen]] |
|||
|Storting<br /> (Große Versammlung)<br /> ([[Oslo]]) |
|||
| |
|||
| |
|||
|- |
|||
|[[Österreich]] |
|||
|[[Parlament (Österreich)|Parlament]]<br /> ([[Wien]]) |
|||
|[[Nationalrat (Österreich)|Nationalrat]] |
|||
|[[Bundesrat (Österreich)|Bundesrat]] |
|||
|- |
|||
|[[Polen]] |
|||
|([[Warschau]]) |
|||
|[[Sejm|Sejm Rzeczypospolitej Polskiej<br/ > (Versammlung der Republik Polen)]] |
|||
|Senat Rzeczypospolitej Polskiej<br/ > (Senat der Republik Polen) |
|||
|- |
|||
|[[Portugal]] |
|||
|Assembleia da República<br /> (Versammlung der Republik)<br /> ([[Lissabon]]) |
|||
| |
|||
| |
|||
|- |
|||
|[[Rumänien]] |
|||
|Parlamentul României<br/ > (Parlament von Rumänien)<br /> ([[Bukarest]]) |
|||
|Camera Deputatilor<br/ > (Abgeordnetenkammer) |
|||
|Senatul<br/ > (Senat) |
|||
|- |
|||
|[[Russland]] |
|||
|Federalnoje Sobraniye<br/ > (Föderationsversammlung)<br /> ([[Moskau]]) |
|||
|Gosudarstvennaja Duma<br/ > (Staatsduma, [[Duma]]=Gedanke) |
|||
|Sowjet Federatsii<br/ > (Föderationsrat) |
|||
|- |
|||
|[[San Marino]] |
|||
|Consiglio Grande e Generale<br /> (Großer und Generalrat)<br /> ([[San Marino (Stadt)|San Marino]]) |
|||
| |
|||
| |
|||
|- |
|||
|[[Schweden]] |
|||
|[[Reichstag (Schweden)|Sveriges Riksdag<br /> (Schwedischer Reichstag)]]<br /> ([[Stockholm]]) |
|||
| |
|||
| |
|||
|- |
|||
|[[Schweiz]] |
|||
|[[Bundesversammlung (Schweiz)|Schweizerische Bundesversammlung/<br /> Assemblée Fédérale Suisse/<br /> Assemblea Federale Svizzera]]<br/ >([[Bern]]) |
|||
|[[Nationalrat (Schweiz)|Nationalrat/<br /> Conseil National/<br /> Consiglio Nazionale]] |
|||
|[[Ständerat|Ständerat/<br /> Conseil des États/<br /> Consiglio degli Stati]] |
|||
|- |
|||
|[[Serbien und Montenegro]] |
|||
|Skupština Srbije i Crne Gore<br /> (Versammlung von Serbien und Montenegro)<br /> ([[Belgrad]]) |
|||
| |
|||
| |
|||
|- |
|||
|[[Slowakei]] |
|||
|Národná rada Slovenskej republiky<br /> (Nationalrat der Slowakischen Republik)<br /> ([[Bratislava]]) |
|||
| |
|||
| |
|||
|- |
|||
|[[Slowenien]] |
|||
|([[Ljubljana]]) |
|||
|[[Nationalversammlung (Slowenien)|Državni zbor Republike Slovenije<br /> (Nationalversammlung der Republik Slowenien)]] |
|||
|Državni svet Republike Slovenije<br/ > (Nationalrat der Republik Slowenien) |
|||
|- |
|||
|[[Spanien]] |
|||
|Cortes Generales<br/ > (Ständeversammlung, Corte=Hof)<br /> ([[Madrid]]) |
|||
|Congreso de los Diputados<br/ > (Abgeordnetenkongress) |
|||
|Senado<br/ > (Senat) |
|||
|- |
|||
|[[Tschechien]] |
|||
|Parlament České republiky<br /> (Parlament der Tschechischen Republik)<br /> ([[Prag]]) |
|||
|Poslanecká sněmovna<br /> (Abgeordnetenhaus) |
|||
|Senát<br/ > (Senat) |
|||
|- |
|||
|[[Ukraine]] |
|||
|[[Werchowna Rada|Werchowna Rada Ukrainyj<br /> (Oberster Rat der Ukraine)]]<br /> ([[Kiew]]) |
|||
| |
|||
| |
|||
|- |
|||
|[[Ungarn]] |
|||
|Magyar Országgyülés<br /> (Ungarische Nationalversammlung)<br /> ([[Budapest]]) |
|||
| |
|||
| |
|||
|- |
|||
|[[Vatikanstadt]] |
|||
|''Der Papst besitzt als Staatsoberhaupt die legislative Gewalt. In Ausnahmefällen regiert das Kardinalskollegium.'' |
|||
| |
|||
| |
|||
|- |
|||
|[[Weißrussland]] |
|||
|Nationalnoye Sobranie Respubliki Belarus<br /> (Nationalversammlung der Republik Weißrussland)<br /> ([[Minsk]]) |
|||
|Palata Predstaviteley<br /> (Repräsentativkammer) |
|||
|Sowjet Respubliki<br /> (Rat der Republik) |
|||
|- |
|||
|[[Zypern]] |
|||
|Vouli Ton Antiprosopon<br/ > (Repräsentantenhaus)<br /> ([[Nikosia]]) |
|||
| |
|||
| |
|||
|- |
|||
|} |
|||
Mit der Verfassung [[Nihil Novi]] von 1505 wurde die Legislative auf den Sejm übertragen, wodurch der polnische Monarch ohne die ausdrückliche Zustimmung der Abgeordneten keine Gesetze mehr erlassen durfte. Eine weitgehende Reform erfuhr der Sejm mit der [[Union von Lublin|Lubliner Union]] von 1569, die zur [[Realunion]] zwischen dem Königreich Polen und dem [[Großfürstentum Litauen]] führte, sowie der [[Konföderation von Warschau|Warschauer Verfassung von 1573]], die insbesondere die politische [[Gleichstellung]] aller Konfessionen im Sejm sowie Bürgerrechte und die [[Religionsfreiheit]] im ganzen Land sicherte. 1654 wurde im Sejm erstmals das [[Liberum Veto]] angewandt, das die [[Einstimmigkeit]] der Beschlüsse vorschrieb. Stimmte nur ein Abgeordneter gegen ein Vorhaben, dann musste weiterverhandelt werden. |
|||
=== Parlamente abhängiger Gebiete === |
|||
Der sogenannte [[Vierjähriger Sejm|Vierjährige Sejm]], der von 1788 bis 1792 im [[Warschauer Königsschloss]] tagte, erließ 1791 die [[Verfassung vom 3. Mai 1791|Verfassung vom 3. Mai]], die erste moderne, [[Liberalismus|liberale]] Verfassung Europas im Sinne der [[Aufklärung]] und nach den [[USA]] die zweite auf der Welt. In Folge von langjährigen politischen Einflussnahmen und militärischen Gewaltakte wurde das polnische Parlament im Zuge der [[Teilungen Polens|Dritten Teilung Polens]] durch [[Königreich Preußen|Preußen]], [[Habsburgermonarchie|Österreich]] und [[Russisches Kaiserreich|Russland]] 1795 aufgelöst. |
|||
{| border=1 style="border-collapse: collapse;" |
|||
|- bgcolor=#FFE8E8 |
|||
!Gebiet |
|||
!Parlament (Sitz) |
|||
!Erste Kammer |
|||
!Zweite Kammer |
|||
|- |
|||
|[[Alderney]] ([[Großbritannien und Nordirland|GB]]) |
|||
|States of Alderney/<br /> États d'Aurigny<br/ > (Parlament von Alderney)<br /> ([[Saint Anne]]) |
|||
| |
|||
| |
|||
|- |
|||
|- |
|||
|[[Anguilla]] ([[Großbritannien und Nordirland|GB]]) |
|||
|House of Assembly<br /> (Versammlungshaus)<br /> ([[The Valley]]) |
|||
| |
|||
| |
|||
|- |
|||
|[[Bermuda]] ([[Großbritannien und Nordirland|GB]]) |
|||
|Legislature of Bermuda<br /> (Gesetzgebung von Bermuda)<br /> ([[Hamilton (Bermuda)|Hamilton]]) |
|||
|House of Assembly<br /> (Versammlungshaus) |
|||
|Senate<br /> (Senat) |
|||
|- |
|||
|} |
|||
In dem 1807 von [[Napoleon Bonaparte]] etablierten polnischen [[Herzogtum Warschau]] und am Anfang des 1815 gebildeten und russisch dominierten [[Kongresspolen|Königreichs Polen]] bestand erneut ein Sejm in Warschau. Nach 1867 wurde im österreichischen [[Galizien]] ein polnischer Landtag in [[Lemberg]] eingerichtet. Erst in der [[Zweite Polnische Republik|Zweiten Polnischen Republik]], die von 1918 bis 1939 bestand, wurde [[Sejm (Zweite Republik)|ein erneutes gesamtpolnisches Parlament]], bestehend aus Sejm und Senat, gebildet. Zwischen 1919 und 1922 tagte zudem die [[Polnische Verfassunggebende Nationalversammlung (1919–1922)|Polnische Nationalversammlung]]. In der [[Volksrepublik Polen]] wurde der Senat aufgelöst und der Sejm mit einer Kammer als rein beratende Fassadeninstitution beibehalten. Tatsächliche Machtzentren waren das Zentralkomitee der kommunistischen [[Polnische Vereinigte Arbeiterpartei|PZPR]] und die sowjetische [[Kommunistische Partei der Sowjetunion|KPdSU]]. Nach Ende des [[Kommunismus]] in Polen 1989 wurde der Senat wieder eingeführt und der Sejm als demokratische Institution wieder etabliert. |
|||
==Funktionen== |
|||
=== Deutschland === |
|||
*[[Gesetzgebungsfunktion]]/Legislative Funktion: Eine der Hauptfunktionen von Parlamenten ist der Beschluss von Gesetzen, diese Funktion fällt dem Parlament durch die [[Gewaltenteilung]] zu. |
|||
Das erste demokratisch gewählte deutsche Parlament war die [[Frankfurter Nationalversammlung]] von 1848 in der [[Frankfurter Paulskirche|Paulskirche]]. Hier wurde der Beschluss zur [[Paulskirchenverfassung]] gefasst, die allerdings nie umgesetzt wurde. |
|||
=== Schweiz === |
|||
*[[Wahlfunktion]]: Die Parlamente wählen Personen wie den Parlamentspräsidenten, hohe [[Richter]] oder in parlamentarischen Regierungssystemen das [[Regierungsoberhaupt]]. |
|||
{{Hauptartikel|Verfassungsgeschichte der Schweiz|Schweizer Bundesverfassung 1848}} |
|||
Auf dem europäischen Kontinent gelang es der europaweiten liberalen Bewegung einzig in der Schweiz, mit der ab 1848 gültigen Verfassung einen dauerhaften [[Nationalstaat|National-]] und [[Verfassungsstaat]] mit einem rein parlamentarischen System zu etablieren.<ref>[[Thomas Maissen]]: [https://www.nzz.ch/schweiz/als-der-schweiz-die-revolution-gelingt-ld.1411439 Als der Schweiz die Revolution gelingt], [[NZZ]], 31. August 2018.</ref> |
|||
*[[Kontrollfunktion]]: Die Parlamente haben oft die Aufgabe, die [[Exekutive]] zu kontrollieren. Dazu verfügen sie über [[Kontrollrecht]]e wie das Recht, einen [[Untersuchungsausschuss]] einzusetzen oder über [[Geheimdienst]]aktionen informiert zu werden. Die Kontrollfunktion wird normalerweise vor allem von der [[Opposition]] wahrgenommen. Kontrolliert werden ''Richtung'', ''Effizienz'' und die ''Rechtmäßigkeit'' des Regierungshandelns. Um die Exekutive wirksam kontrollieren zu können ist das Parlament in der Lage, das Regierungsoberhaupt abzuwählen, beispielsweise durch ein [[konstruktives Misstrauensvotum (Deutschland)|konstruktives Misstrauensvotum]], oder anzuklagen, wie beim [[Impeachment]]. |
|||
Im [[Nationalrat (Schweiz)|Schweizer Nationalrat]] kamen 1848 erstmals 111 Mitglieder zusammen.<ref>''[https://www.e-periodica.ch/digbib/view?pid=dis-001:1918:22#483 Der erste Schweizerische Nationalrat 1849/50]''</ref> |
|||
== Literatur == |
|||
*[[Kommunikationsfunktion]]/Öffentlichkeitsfunktion: Sie lässt sich unterteilen in ''[[Repräsentationsfunktion|Repräsentations]]-'' oder ''[[Artikulationsfunktion]]'', das Parlament soll die in der Öffentlichkeit vorhandenen Auffassungen zum Ausdruck bringen und ''[[Willensbildung]]s-'' oder ''[[Öffentlichkeitsfunktion]]'', nach der das Parlament das Volk informieren soll. |
|||
=== Aufsätze === |
|||
* [[Franz Thedieck (Jurist)|Franz Thedieck]]: ''Die Parlamentsfunktionen.'' In: ''[[Juristische Arbeitsblätter]]'' 8–9/1988, S. 423–427. |
|||
== |
=== Monografien === |
||
* [[Stefan Marschall]]: ''Parlamentarismus. Eine Einführung.'' Nomos, Baden-Baden 2005. |
|||
*[[Budgetrecht]]: Eines der ältesten Rechte von Parlamenten ist das Budgetrecht. Der Haushalt wird als Gesetz verabschiedet und kann auch dazu dienen, die Regierung zu kontrollieren. |
|||
* Quirin Weber: ''Parlament – Ort der politischen Entscheidung? Legitimationsprobleme des modernen Parlamentarismus – dargestellt am Beispiel der Bundesrepublik Deutschland.'' Basel 2011, ISBN 978-3-7190-3123-7. |
|||
== Weblinks == |
|||
*[[Interpellationsrecht]]e: Um die Kontrollfunktion wahrnehmen zu können haben Parlamente das Recht, Regierungsmitgliedern Fragen zu stellen. |
|||
{{Commonscat|Parliaments|Parlamente}} |
|||
{{Wikiquote}} |
|||
{{Wiktionary}} |
|||
* {{DNB-Portal|4044685-2|TYP=Literatur über|NAME=Parlamente}} |
|||
* [http://www.dict.org/bin/Dict?Form=Dict2&Database=*&Query=Parliament DICT.org über die Bedeutungen von Parlament] (englisch) |
|||
* [http://www.bpb.de/wissen/H75VXG,,.html?wis_search_action=search&wis_search_buchstabe=P&wis_search_type=1 Politik-Begriffe „P“] |
|||
== Einzelnachweise == |
|||
*[[Selbstauflösungsrecht]]: So bezeichnet man das Recht eines Parlamentes, sich selbst aufzulösen, so dass es zu Neuwahlen kommt. Nicht jedes Parlament, so auch der Bundestag, haben das Recht zu Selbstauflösung. |
|||
<references /> |
|||
== Bilder von Parlamentsgebäuden == |
|||
<gallery> |
|||
Bild:Europaeisches Parlament.jpg|Europäisches Parlament, Straßburg |
|||
Bild:US Capitol.jpg|Kapitol (Parlamentsgebäude der USA), Washington |
|||
Bild:Reichstag mit Wiese.jpg|Reichstagsgebäude, Berlin |
|||
Bild:CIMG2174_parlament_wien.jpg|Österreichisches Parlament, Wien |
|||
Bild:Bundeshaus - Parlamentsgebäude Südfassade - 001.jpg|Bundeshaus (Schweizer Parlaments- und Regierungsgebäude) in Bern, Südfassade |
|||
Image:Parlament Budapest3.jpg|Ungarisches Parlament, Budapest |
|||
Image:Parlament_italien.JPG|Italienisches Parlament (Camera dei Deputati), Rom |
|||
Image:Parliament_UK.JPG|Parlament von Grossbritannien, London |
|||
Bild:norwegisches_Parlament.jpg|Norwegisches Parlament (Stortinget), Oslo |
|||
Bild:finnisches_Parlament.jpg|Finnisches Parlament (Eduskunta), Helsinki |
|||
</gallery> |
|||
== Parlamentsgeschichte == |
|||
=== Frankreich === |
|||
Im Frankreich des Ancien Régime wurde mit Parlament ein Gerichtshof bezeichnet, der als eine der ältesten Institutionen des Reiches galt. Das Parlament konnte die königliche Rechtsprechung bestätigen oder auch korrigieren, in dem es, vor allem im 18. Jahrhundert, ein Gesetz zur "remontrance" an den König zurückverwies. Die verschiedenen Kammern der Parlamente wurden nach ihren Jurisdiktionsbereichen unterschieden ("grande chambre", "chambre des enquêtes", "chambre de requêtes", "tournelle criminelle" und auch die "chambre de l'édit" (bis 1685, siehe [[Wiederrufung des Ediktes von Nantes]])). Besonders im 18. Jahrhundert galten die Parlamente als ein Hort der Opposition von Teilen des Adels ("[[noblesse d'épée]]" wie auch der "[[noblesse de robe]]") als auch von Teilen des [[dritten Standes]] gegen einen als despotisch empfundenen Absolutismus, zu dem sich die [[jansenistische Opposition]] gegen die Jesuiten und eine [[ultramontane Kirche]] gesellte. |
|||
Im Königreich Frankreich wurden neben dem ersten und wichtigsten Parlament von Paris noch die Parlamente von Toulouse (1303), Grenoble (1453), Rouen (1499), Aix (1502), Rennes (1533), Pau (1620), Metz (1633), Douai (1686), Dôle (1676), Besancon (1676) und zuletzt Nancy (1775) eingerichtet. |
|||
''Siehe auch:'' [[Parlement]] |
|||
=== England === |
|||
Das englische Parlament entwickelte sich aus dem adligen Beraterkreis der [[Normannen|normannischen]] Könige, dem so genannten ''witan''. In ihm waren nicht nur persönliche Vertrauensleute des Königs vertreten, sondern sowohl Hoch- als auch Landadlige und hohe geistliche Würdenträger, die aufgrund ihrer Macht einen Anspruch auf die Mitgliedschaft besaßen. Die Beratung des Königs durch den ''witan'' wurde nicht nur als Pflicht seiner Mitglieder, sondern auch als ihr Recht verstanden. Der König war also verpflichtet, den Rat einzuholen. Unter den frühen Normannenkönigen wurden die Parlamente nur jeweils nach Bedarf einberufen, wenn wichtige Themen zu beraten waren. Am [[20. Januar]] [[1265]] waren erstmals auch niedere Ritter und bürgerliche Vertreter von Grafschaften und Städten zu einem Parlament eingeladen. So entstand das ''House of Commons'', das [[Unterhaus]]. Im 14. Jahrhundert nahmen Selbstbewusstsein und Macht des Parlaments zu, ebenso die Zahl der Mitglieder. Das Parlament verstand sich nicht nur als Beratungs-, sondern zunehmend als Kontrollorgan dem König gegenüber. Zudem beanspruchte es die Funktion des obersten Gerichtshofs und vor allem das Recht, Steuern zu bewilligen. Auch die Einberufung war nicht mehr allein vom Willen des Königs abhängig. Die Parlamentsmitglieder konnten zunehmend auch auf eigene Initiative zusammentreten. Allerdings wurde das englische Parlament dadurch zunehmend auch der Schauplatz von Auseinandersetzungen zwischen den Adelsgruppen des Landes. |
|||
==Zitate== |
|||
''Das Parlament ist im nationalen Zusammenleben das sichtbarste Organ für den Umgang und die Verständigung unter Gleichgestellten.'' - [[José Ortega y Gasset]] (''Aufbau und Zerfall Spaniens'', 1921) |
|||
== Weblinks == |
|||
{{Normdaten|TYP=s|GND=4044685-2|LCCN=sh85075807|NDL=00562442}} |
|||
*[http://www.dict.org/bin/Dict?Form=Dict2&Database=*&Query=Parliament dict.org über die Bedeutungen von Parlament] (englisch) |
|||
* [http://www.bpb.de/wissen/H75VXG,,.html?wis_search_action=search&wis_search_buchstabe=P&wis_search_type=1 Politik-Begriffe "P"] |
|||
[[Kategorie:Politischer Begriff]] |
|||
[[ |
[[Kategorie:Parlament| ]] |
||
[[Kategorie:Parlamentswesen|!Parlament]] |
|||
[[en:Parliament]] |
|||
[[Kategorie:Repräsentative Demokratie]] |
|||
[[eo:Parlamento]] |
|||
[[Kategorie:Rechtsstaat]] |
|||
[[fi:Parlamentti]] |
|||
[[fr:Parlement]] |
|||
[[he:פרלמנט]] |
|||
[[hi:संसद]] |
|||
[[hu:Parlament]] |
|||
[[id:Parlemen]] |
|||
[[is:Þing]] |
|||
[[it:Parlamento]] |
|||
[[ja:議会]] |
|||
[[ko:국회]] |
|||
[[lb:Parlament]] |
|||
[[lt:Parlament]] |
|||
[[mi:Pāremata]] |
|||
[[nl:parlement]] |
|||
[[pl:parlament]] |
|||
[[ro:Parlament]] |
|||
[[ru:Парламент]] |
|||
[[sv:Parlament]] |
|||
[[zh:议会]] |
Aktuelle Version vom 17. März 2025, 15:31 Uhr

Ein Parlament (von altfranzösisch parlement ‚Unterredung‘; französisch parler ‚reden‘[1]) ist die politische Volksvertretung, die in der Regel aus ein, zwei oder drei Kammern bzw. Häusern besteht (siehe Einkammersystem, Zweikammersystem und Dreikammersystem). In repräsentativ-demokratischen Staaten ist es eine vom Staatsvolk gewählte und legitimierte Vertretungskörperschaft, die die gesetzgebende Gewalt (Legislative) ausübt und unter anderem die Regierung und Verwaltung (Exekutive) kontrolliert. Jedoch gibt es auch in Staaten mit nicht-demokratischem politischen System Parlamente.
Jeder demokratisch verfasste Nationalstaat, ob Einheits- oder Bundesstaat, besitzt ein Parlament auf nationalstaatlicher Ebene. In Bundesstaaten gibt es zudem Parlamente auf der Ebene der Gliedstaaten, da diese Staatsqualität und somit eine beschränkte, geteilte staatsrechtliche Souveränität mit eigenem politischen System (Exekutive, Legislative und Judikative) besitzen.
Im übertragenen Sinne werden auch andere politische Versammlungen mit dem Begriff Parlament bezeichnet. Diese Versammlungen stellen jedoch keine unmittelbar oder nur eingeschränkt vom Volk legitimierte Volksvertretungen dar:
- z. B. das Europäische Parlament der Europäischen Union (nur eingeschränkte demokratische Legitimation, da kein einheitliches, definierbares Staatsvolk als Basis der Legitimation und keine Wahlgleichheit, Fehlen des typischen Gegensatzes zwischen Regierungs- und Oppositionsfraktionen, sowie kein Besitz der vollen Gesetzgebungskompetenz und kein unmittelbares Initiativrecht)
- die Delegiertenversammlungen der Mitgliedstaaten internationaler Organisationen (z. B. die Parlamentarische Versammlung der OSZE oder die Generalversammlung der Vereinten Nationen)
Die Vertretungsorgane der Einwohner von Deutschland, Frankreich, den Niederlanden, Österreich und anderen Staaten sind nach herrschender Meinung und Staatspraxis keine Parlamente mit legislativen Befugnissen im staatsrechtlichen Sinne. Dazu zählen in Deutschland die Organe der Gemeinden (z. B. Gemeinderat) sowie die für Kreise (Kreistag) und sonstige der mittelbaren Staatsverwaltung zugehörigen Körperschaften des öffentlichen Rechts tätigen Gremien. Sie sind ebendort Teil der Exekutive, da es sich bei den Kommunen insgesamt aus herrschender staatsrechtlicher Sicht lediglich um Selbstverwaltungskörperschaften innerhalb der Landesexekutive handelt.
Struktur, Aufgaben und Arbeitsweise von Parlamenten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In einer Demokratie werden die Vertreter eines Parlaments durch Wahlen bestimmt, in anderen Regierungssystemen finden auch Ernennungen statt.
In demokratischen Staaten übt das Parlament außer der Gesetzgebung auch das Budgetrecht und die Kontrolle der Regierung aus. Abgeordnete haben gegenüber der Regierung und einzelnen Ministern das Recht auf Auskunft und gegebenenfalls zum Misstrauensantrag. Die Regelungen hierzu sind in der Verfassung des jeweiligen Staates und in der parlamentarischen Geschäftsordnung niedergelegt.
Etwa 30 bis 40 Prozent der Parlamente weltweit bestehen aus zwei Kammern; die Mitglieder der kleineren Kammern werden vielfach nicht direkt gewählt, sondern ernannt oder von Gliedstaaten entsandt. Wichtige Organe sind Parlamentspräsident und Stellvertreter, Fraktions-Vorsitzende der Parlamentsparteien und die themenbezogenen Ausschüsse, in denen die Gesetzentwürfe vorbereitet werden.
Hinsichtlich der Arbeitsweise werden sogenannte Arbeits- und Redeparlamente unterschieden:
- In einem Redeparlament (typisch dafür ist das britische Unterhaus) werden alle politischen Fragen in Diskussionen und vorwiegend im Plenum erörtert,
- während in einem Arbeitsparlament (z. B. der US-Kongress und der deutsche Bundestag) ein Großteil der Arbeit in Parlamentsausschüssen stattfindet.
- In den meisten Staaten ist das Parlament eine Mischform dieser beiden Typen.
- Unabhängig von diesen Strukturen spielt bei der Parlamentsarbeit auch das (oft als fragwürdig angesehene) Lobbying eine Rolle, das (positiver betrachtet) auch als Kooperation mit Verbänden, Kirchen, Gewerkschaften oder anderen Standesvertretungen zu betrachten ist.
- In vielen Ländern ist in der abschließenden Beratung eines Gesetzentwurfs die Möglichkeit einer halb-öffentlichen Beratung vorgeschaltet, wo politische und andere große Organisationen oder Verbände ihre Stellungnahmen und Verbesserungsvorschläge einbringen können. In der Schweiz heißt dieser Vorgang Vernehmlassung.
Als Parlament im weiteren Sinne werden zum Teil auch die Delegiertenversammlungen parlamentarischer Versammlungen bezeichnet. Vielfach haben auch Parteitage die Funktion eines „Parteiparlaments“, wenngleich ihre Delegierten nicht immer gewählt, sondern auch ernannt oder nominiert werden können.
Parlamente, deren Mitglieder nur ehrenamtlich oder nebenberuflich tätig sind, werden als Feierabendparlamente bezeichnet.
Funktionen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Gesetzgebungsfunktion/Legislative Funktion: Eine der Hauptfunktionen von Parlamenten ist die Verabschiedung von Gesetzen, diese Funktion fällt dem Parlament durch die Gewaltenteilung zu. Dabei kann es sich um Gesetzesentwürfe handeln, die von der Regierung vorgelegt werden oder auch um Gesetzesentwürfe des Parlamentes oder seiner Teilorgane (Fraktionen, Ausschüsse). Es kommt vor, dass die Regierung auf Bitte eines Teilorgans des Parlaments (im Regelfall den die Regierung stützende Fraktionen) nur eine mögliche Gesetzesformulierung zur Verfügung stellt (Formulierungshilfe) und nicht selbst Antragsteller ist.
- Initiativfunktion: Ein großer Teil der parlamentarischen Arbeit besteht darin, die Regierung aufzufordern, dem Parlament Gesetzesentwürfe zur Beschlussfassung vorzulegen oder sie aufzufordern in bestimmten Dingen direkt exekutiv tätig zu werden.
- Wahl- bzw. Kreativfunktion: Die Parlamente wählen, abhängig vom jeweiligen Staat und seinem Staatsaufbau, Personen wie den Parlamentspräsidenten, hohe Richter oder in parlamentarischen Regierungssystemen das Regierungsoberhaupt.
- Kontrollfunktion: Die Parlamente haben oft die Aufgabe, die Exekutive zu kontrollieren. Dazu verfügen sie über Kontrollrechte wie das Recht, einen Untersuchungsausschuss einzusetzen oder über Geheimdienstaktionen informiert zu werden. Die Kontrollfunktion wird normalerweise vor allem von der Opposition wahrgenommen. Kontrolliert werden Richtung, Effizienz und die Rechtmäßigkeit des Regierungshandelns. Um die Exekutive wirksam kontrollieren zu können, ist das Parlament in der Lage, das Regierungsoberhaupt abzuwählen, beispielsweise durch ein konstruktives Misstrauensvotum, oder anzuklagen, wie beim Impeachment.
- Kommunikationsfunktion/Öffentlichkeitsfunktion: Sie lässt sich unterteilen in Repräsentations- oder Artikulationsfunktion (das Parlament soll die in der Öffentlichkeit vorhandenen Auffassungen zum Ausdruck bringen) und Willensbildungs- oder Öffentlichkeitsfunktion (das Parlament soll das Volk informieren).
Rechte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Budget- bzw. Haushaltsrecht: Eines der ältesten Rechte von Parlamenten ist das Budgetrecht. Der Haushalt wird als Gesetz verabschiedet und kann auch dazu dienen, die Regierung zu kontrollieren.
- Interpellationsrechte: Um die Kontrollfunktion wahrnehmen zu können, haben Parlamente das Recht, Regierungsmitgliedern Fragen zu stellen.
- Selbstauflösungsrecht: So bezeichnet man das Recht eines Parlamentes, sich selbst aufzulösen, so dass es zu Neuwahlen kommt. Nicht jedes Parlament hat dieses Recht, dem Bundestag steht es zum Beispiel nicht zu.
Liste der Parlamente
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zu der obigen Liste sind folgende Erläuterungen besonders hervorzuheben:
- Die Tabellen der Parlamente der einzelnen Kontinente und weiteren Gruppierungen sind nach Parlament, Erster und Zweiter Kammer gegliedert.
- Bei Staaten mit einem Einkammersystem steht der Name des Parlaments in selbiger Spalte.
- Bei Staaten mit einem Zweikammersystem steht der Name des Parlaments ebenfalls in selbiger Spalte. Manche Staaten mit solch einem System haben keinen Oberbegriff als Namen für das Parlament (z. B. Äthiopien), oder er ist mit dem der Ersten Kammer identisch. Hier werden lediglich die Namen der beiden Kammern angegeben.
- Als Erste Kammer sind die vom Volk gewählten Kammern angegeben (z. B. Abgeordnetenkammer).
- Als Zweite Kammer sind Versammlungen, die in der Regel nicht vom Volk gewählt wurden, angegeben (z. B. Senat). Hierbei handelt es sich um verschiedene Vertreter der Gesellschaft (z. B. Adel, Klerus); in föderalistischen Staaten sind es in der Regel Vertreter von Gliedstaaten. Manche dieser Kammern haben nur eine beratende Funktion, andere sind an der Gesetzgebung beteiligt.
- Eigentlich bezeichnet man aus der Geschichte heraus die vom Volk gewählte Kammer als „Zweite Kammer“. Doch im Zuge der Demokratisierung wurde sie in den meisten Fällen zum bedeutenderen legislativen Organ, was eine Bezeichnung als „Erste Kammer“ rechtfertigen kann. Besonders deutlich wird das am Beispiel der Niederlande, wo die Kammern offiziell als Erste und Zweite Kammer bezeichnet werden.
- In der Parlament-Spalte ist ebenfalls der Sitz des Parlaments angegeben. In den meisten Fällen ist er mit der Hauptstadt identisch. Staaten, in denen der Parlamentssitz von der Hauptstadt abweicht, sind kursiv angegeben (z. B. Bolivien).
Geschichte des Parlaments
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]England
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das englische Parlament entwickelte sich aus dem adligen Beraterkreis der angelsächsischen Könige, dem witan. In ihm waren nicht nur persönliche Vertrauensleute des Königs vertreten, sondern sowohl Hoch- als auch Landadlige und hohe geistliche Würdenträger, die aufgrund ihrer Macht einen Anspruch auf die Mitgliedschaft besaßen. Die Beratung des Königs durch den witan wurde nicht nur als Pflicht seiner Mitglieder, sondern auch als ihr Recht verstanden. Der König war also verpflichtet, den Rat einzuholen. Unter den frühen Normannenkönigen wurden die Parlamente nur jeweils nach Bedarf einberufen, wenn wichtige Themen zu beraten waren (diese Treffen fielen mit den christlichen Festen Ostern und Weihnachten zusammen). Die Geschichte des angelsächsischen Witan endete mit der Invasion der Normannen von 1066, die ihn durch eine curia regis (Gerichtshof des Königs) ersetzten; jedoch war diese noch bis ins 12. Jahrhundert auch unter den traditionellen Namen Witan oder Witenagemot bekannt.
Am 20. Januar 1265 lud Simon V. de Montfort, der gegen seinen Schwager Heinrich III. rebellierte, seine Anhänger ohne vorherige königliche Zustimmung zu einem Parlament. Neben 120 Kirchenmännern und 23 Earls wurden auch je zwei Ritter aus jeder Grafschaft und je zwei Bürger aus jedem Borough eingeladen – das erste Mal, dass Bürgerliche an einem englischen Parlament teilnahmen. De Montforts neue Regeln wurden 1295 durch Eduard I. mit dem Model Parliament formell bestätigt. Mit der Zeit entwickelte sich daraus das englische Parlament. Nach den Rosenkriegen im 15. Jahrhundert nahmen Selbstbewusstsein und Macht des Parlaments zu, ebenso die Zahl der Mitglieder. Das Parlament verstand sich nicht nur als Beratungs-, sondern zunehmend als Kontrollorgan dem König gegenüber. Zudem beanspruchte es die Funktion des obersten Gerichtshofs und vor allem das Recht, Steuern zu bewilligen. Auch die Einberufung war nicht mehr allein vom Willen des Königs abhängig. Die Parlamentsmitglieder konnten zunehmend auch auf eigene Initiative zusammentreten. Allerdings wurde das englische Parlament dadurch auch mehr und mehr zum Schauplatz von Auseinandersetzungen zwischen den Adelsgruppen des Landes.
Frankreich
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Frankreich des Ancien Régime wurde mit Parlement ein Gerichtshof bezeichnet, der als eine der ältesten Institutionen des Reiches galt. Das Parlament konnte die königliche Rechtsprechung bestätigen oder auch korrigieren, indem es, vor allem im 18. Jahrhundert, ein Gesetz zur „remontrance“ an den König zurückverwies. Die verschiedenen Kammern der Parlamente wurden nach ihren Jurisdiktionsbereichen unterschieden: „grande chambre“, „chambre des enquêtes“, „chambre de requêtes“, „tournelle criminelle“ und auch die „chambre de l'édit“ (bis 1685, siehe Widerrufung des Ediktes von Nantes). Besonders im 18. Jahrhundert galten die Parlamente als ein Hort der Opposition von Teilen des Adels („noblesse d'épée“ wie auch der „noblesse de robe“) als auch von Teilen des dritten Standes gegen einen als despotisch empfundenen Absolutismus, zu dem sich die jansenistische Opposition gegen die Jesuiten sowie die gallikanische Opposition gegen die ultramontane Kirche gesellte.
Im Königreich Frankreich wurden neben dem ersten und wichtigsten Parlament von Paris noch die Parlamente von Toulouse (1303), Grenoble (1453), Rouen (1499), Aix (1502), Rennes (1533), Pau (1620), Metz (1633), Douai (1686), Dôle (1676), Besançon (1676) und zuletzt Nancy (1775) eingerichtet.
Das aktuelle französische Parlament besteht seit 1958 aus Senat und Nationalversammlung.
Polen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Das polnische Parlament zählt zu den ältesten der Welt und entwickelte sich schrittweise aus historischen Ständeversammlungen und Ältestenräten des frühen Königreichs Polen. Ab 1182 gewann es an bedeutendem politischem Einfluss und seine Mitglieder ergriffen erste Maßnahmen, um absolutistischen Tendenzen der polnischen Monarchie entgegenzuwirken.
Durch zahlreiche Reformen wuchs die Rolle des polnischen Parlaments, das vorwiegend in Petrikau zusammenfand, ab 1454 kontinuierlich. In seiner heutigen Form, bestehend aus den beiden Kammern Sejm und Senat und meist abgehalten in Warschau, existiert das polnische Parlament seit 1493. Seit dieser Zeit fanden jährlich über einen Zeitraum von mehreren Wochen regelmäßige Versammlungen statt, die durch Sonderzusammenkünftige erweitert wurden. Zu den Kompetenzen des polnischen Parlaments gehörten unter anderem die Wahl des Monarchen und das Steuerwesen. Die höhere Kammer, der Senat, bestand aus hohen Würdenträgern aus dem Kreis der Magnaten und Vertretern des Klerus. Die niedrigere Kammer, der Sejm, setzte sich aus Abgeordneten zusammen, die durch Parlamente einzelner Provinzen, den Sejmiki, abgesandt wurden. Passives und aktives Wahlrecht besaßen nur Vertreter des Landadels, der sogenannten Szlachta, die allerdings phasenweise bis zu 15 Prozent der polnischen Bevölkerung ausmachte und unabhängig von ihren materiellen Besitztümern alle Bürgerrechte im heutigen Sinn besaß.
Mit der Verfassung Nihil Novi von 1505 wurde die Legislative auf den Sejm übertragen, wodurch der polnische Monarch ohne die ausdrückliche Zustimmung der Abgeordneten keine Gesetze mehr erlassen durfte. Eine weitgehende Reform erfuhr der Sejm mit der Lubliner Union von 1569, die zur Realunion zwischen dem Königreich Polen und dem Großfürstentum Litauen führte, sowie der Warschauer Verfassung von 1573, die insbesondere die politische Gleichstellung aller Konfessionen im Sejm sowie Bürgerrechte und die Religionsfreiheit im ganzen Land sicherte. 1654 wurde im Sejm erstmals das Liberum Veto angewandt, das die Einstimmigkeit der Beschlüsse vorschrieb. Stimmte nur ein Abgeordneter gegen ein Vorhaben, dann musste weiterverhandelt werden.
Der sogenannte Vierjährige Sejm, der von 1788 bis 1792 im Warschauer Königsschloss tagte, erließ 1791 die Verfassung vom 3. Mai, die erste moderne, liberale Verfassung Europas im Sinne der Aufklärung und nach den USA die zweite auf der Welt. In Folge von langjährigen politischen Einflussnahmen und militärischen Gewaltakte wurde das polnische Parlament im Zuge der Dritten Teilung Polens durch Preußen, Österreich und Russland 1795 aufgelöst.
In dem 1807 von Napoleon Bonaparte etablierten polnischen Herzogtum Warschau und am Anfang des 1815 gebildeten und russisch dominierten Königreichs Polen bestand erneut ein Sejm in Warschau. Nach 1867 wurde im österreichischen Galizien ein polnischer Landtag in Lemberg eingerichtet. Erst in der Zweiten Polnischen Republik, die von 1918 bis 1939 bestand, wurde ein erneutes gesamtpolnisches Parlament, bestehend aus Sejm und Senat, gebildet. Zwischen 1919 und 1922 tagte zudem die Polnische Nationalversammlung. In der Volksrepublik Polen wurde der Senat aufgelöst und der Sejm mit einer Kammer als rein beratende Fassadeninstitution beibehalten. Tatsächliche Machtzentren waren das Zentralkomitee der kommunistischen PZPR und die sowjetische KPdSU. Nach Ende des Kommunismus in Polen 1989 wurde der Senat wieder eingeführt und der Sejm als demokratische Institution wieder etabliert.
Deutschland
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das erste demokratisch gewählte deutsche Parlament war die Frankfurter Nationalversammlung von 1848 in der Paulskirche. Hier wurde der Beschluss zur Paulskirchenverfassung gefasst, die allerdings nie umgesetzt wurde.
Schweiz
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Auf dem europäischen Kontinent gelang es der europaweiten liberalen Bewegung einzig in der Schweiz, mit der ab 1848 gültigen Verfassung einen dauerhaften National- und Verfassungsstaat mit einem rein parlamentarischen System zu etablieren.[2] Im Schweizer Nationalrat kamen 1848 erstmals 111 Mitglieder zusammen.[3]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Aufsätze
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Franz Thedieck: Die Parlamentsfunktionen. In: Juristische Arbeitsblätter 8–9/1988, S. 423–427.
Monografien
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Stefan Marschall: Parlamentarismus. Eine Einführung. Nomos, Baden-Baden 2005.
- Quirin Weber: Parlament – Ort der politischen Entscheidung? Legitimationsprobleme des modernen Parlamentarismus – dargestellt am Beispiel der Bundesrepublik Deutschland. Basel 2011, ISBN 978-3-7190-3123-7.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Literatur über Parlamente im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- DICT.org über die Bedeutungen von Parlament (englisch)
- Politik-Begriffe „P“
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Duden | Parlament | Rechtschreibung, Bedeutung, Definition, Herkunft. Abgerufen am 28. Oktober 2019.
- ↑ Thomas Maissen: Als der Schweiz die Revolution gelingt, NZZ, 31. August 2018.
- ↑ Der erste Schweizerische Nationalrat 1849/50