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„Geschichte Rumäniens“ – Versionsunterschied

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Die '''Geschichte Rumäniens''' umfasst die Entwicklungen auf dem Gebiet des heutigen [[Rumänien|Staates Rumänien]] von der [[Urgeschichte]] bis zur [[Gegenwart]]. Das Geschichtsbild der heutigen Rumänen ist stark vom Rückgriff auf die Epoche der [[Römisches Reich|Römer]] geprägt, was sich auch im Namen ''[[Rumänien]]'' oder rumänisch ''România'' ([[Französische Sprache|französisch]] ''Roumanie''; [[Englische Sprache|englisch]] ''Romania'') widerspiegelt. ''Romania'' war in der [[Spätantike]] eine übliche Bezeichnung für das [[Römisches Reich|Römische Reich]], im [[Mittelalter]] für das Gebiet des [[Byzantinisches Reich|Byzantinischen Reichs]].<ref>Im romanischen Sprachraum ist diese Bezeichnung bis heute verbreitet. Vgl. [[Freddy Thiriet]], ''La Romanie vénitienne au Moyen Age'', Paris 1975.</ref> Die auf dem Gebiet des späteren Rumänien ansässigen [[Daker]] wurden [[106]] n. Chr. durch [[Trajan]] in das Römische Reich eingegliedert und sprachlich sowie kulturell [[Romanisierung|romanisiert]]. [[271]] wurden die römischen Truppen ans rechte [[Donau]]ufer zurückgezogen. In den folgenden Jahrhunderten erfolgte mit der [[Geschichte Bulgariens#Erstes Bulgarisches Reich|bulgarischen]] Herrschaft die [[Orthodoxe Kirchen|Christianisierung]] und es setzte sich das [[Rumänisch-kyrillisches Alphabet|kyrillische Alphabet]] durch, das 1862 zugunsten des [[Lateinisches Schriftsystem|lateinischen Schriftsystems]] abgeschafft wurde.
== Antike ==
[[Datei:AnimatieGraniteRomania 1859-2010.gif|mini|250px|Territoriumsbildung der rumänischen Fürstentümer bis 1859 und Rumäniens, 1859–2014. ''Principatele'': Fürstentumer, ''Regatul'': Königreich.]]


{{Siehe auch|Rumänen#Die rumänische Ethnogenese|titel1=Rumänische Ethnogenese}}
Die '''Geschichte [[Rumänien]]s''' ist stark vom Einfluss der [[Römisches Reich|Römer]] geprägt, was sich auch im Namen ''Rumänien'' oder ''Romania'' ausdrückt; ''Romania'' war in der [[Spätantike]] eine häufige Bezeichnung für das [[Römisches Reich|Römische Reich]]. Die auf dem Gebiet des späteren Rumänien ansässigen [[Daker]] werden [[106]] n. Chr. durch [[Trajan]] in das [[Römisches Reich|Römische Reich]] eingegliedert und sprachlich sowie kulturell romanisiert. [[271]] wurden die römischen Truppen ans rechte [[Donau]]ufer zurückgezogen. In den folgenden Jahrhunderten setzt sich unter [[Oströmisches Reich|byzantinischer]] Herrschaft das
[[Orthodoxe Kirchen|orthodoxe Christentum]] durch, was die [[Kultur]] und [[Mentalität]] der Rumänen bis heute prägt.


<!--== Neolithikum ==
''Siehe auch: [[Rumänische Ethnogenese]]
=== Frühneolithikum (6000–5500 v. Chr.) ===-->


== Völkerwanderung ==
== Völkerwanderung ==
Angesichts des Einfalls germanischer Völker zog sich die Verwaltung des römischen Reichs aus [[Dakien]] zurück. Die letzten Stellungen nördlich der [[Donau]] wurden während der Regierungszeit [[Aurelian]]s (270–275) aufgegeben. Es folgten mehrere Wellen von Wanderungsbewegungen, darunter zunächst die der [[Westgoten]] und der [[Gepiden]], dann im 7. Jahrhundert die der [[Slawen]], überwiegend Siedler, die das Tiefland des heutigen Rumäniens kolonisierten. Sie kamen in Kontakt mit der dako-romanischen Bevölkerung, die noch im Hochland lebte, und wurden im Laufe eines jahrhundertelangen Zusammenlebens assimiliert. Auch viele Kriegerstämme zogen durch das rumänische Territorium, so die [[Hunnen]], die [[Protobulgaren]], die [[Magyaren]] im 9. Jahrhundert und die [[Tataren]] im 13. Jahrhundert (siehe auch [[Völkerwanderung]]).


Es gibt keine schriftlichen Nachweise für die Existenz von „Proto-Rumänen“ in der Gegend nördlich der Donau für das Jahrhundert nach Roms Rückzug aus Dakien. Es gibt aber wohl auch keinen Beweis für das Gegenteil. Dieser Umstand ist Grund für eine jahrhundertelange Fehde um [[Siebenbürgen]] zwischen rumänischen und ungarischen [[Historiker]]n.
Angesichts des Einfalls von germanischen Völkern zog sich die Verwaltung des römischen Reichs aus Dakien zurück. Die letzten Stellungen nördlich der [[Donau]] wurden während der Regierungszeit [[Aurelian]]s (270-275) aufgegeben. Es folgten mehrere Wellen von Wanderungsbewegungen, darunter im [[7. Jahrhundert]] die Slawen, von denen die meisten Siedler waren, die das Tiefland von Rumänien kolonisierten. Sie kamen in Kontakt mit der dako-romanischen Bevölkerung, die größtenteils im Hochland lebte, und wurden nach jahrhundertlangem Zusammenleben schließlich assimiliert. Auch viele Kriegerstämme zogen durch das rumänische Territorium, so wie die [[Hunnen]], die [[Magyaren]] im [[9. Jahrhundert]] und die [[Tataren]] im [[13. Jahrhundert]] (siehe auch [[Völkerwanderung]]).


Einige Historiker behaupten, die Rumänen stammten tatsächlich nicht von den romanisierten Dakern ab, sondern kämen von südlich der Donau und hätten sich im heutigen Gebiet Rumäniens niedergelassen. (Zu dieser Debatte siehe: [[Dako-romanische Kontinuitätstheorie]].)
Es gibt keine schriftlichen oder architektonischen Nachweise für die Existenz von "Proto-Rumänen" in der Gegend nördlich der Donau für das Jahrhundert nach Roms Rückzug aus Dakien, es gibt aber auch keinen Beweis für das Gegenteil. Dieser Umstand hat jahrhundertelang die Fehde um Siebenbürgen zwischen rumänischen und ungarischen Historikern angefacht.


Andere Historiker erklären das Fehlen schriftlicher Beweismaterialien mit dem Fehlen einer organisierten lokalen Verwaltung bis zum 12. Jahrhundert und dadurch, dass die [[Mongolen]] beim Plündern des Gebiets im Jahr 1241 jegliche existierenden Aufzeichnungen vernichtet hätten (siehe auch [[Nichtorganisierter Staat]]).
Einige Historiker behaupten, dass die Rumänen in Wirklichkeit nicht von den romanisierten Dakern abstammen, sondern dass sie von südlich der Donau kamen und sich im heutigen Gebiet Rumäniens niederließen. Für Details dieser Debatte siehe [[Rumänische Ethnogenese]].

Rumänische Historiker erklären das Fehlen harter Beweismaterialen mit dem Fehlen einer organisierten lokalen Administration bis zum 12. Jahrhundert, und dadurch, dass die [[Mongolen]] beim Plündern des Gebiets im Jahr 1241 jegliche existierenden Aufzeichnungen vernichtet hätten.


== Ungarische Migration ==
== Ungarische Migration ==
Im Jahr 896 ließen sich die Magyaren im zentralen Karpatenbecken nieder, nachdem sie zuvor von den Bulgaren unter [[Simeon I. (Bulgarien)|Zar Simeon]] und den Petschenegen in [[Bessarabien]] vernichtend geschlagen worden waren.<ref name="Warren Treadgold">Warren Treadgold: A History of the Byzantine State and Society</ref><ref name="Constantin Jireček">C. Jireček: ''Geschichte der Bulgaren''</ref> Ein Jahrhundert später dehnte [[Stephan I. (Ungarn)|Stephan I.]] das ungarische Königreich auf Siebenbürgen aus. Die Ungarn bauten Festungen, gründeten ein römisch-katholisches Bistum und begannen die dort angesiedelte [[Szekler]]-Bevölkerung zu missionieren. Es gibt Zweifel, dass sich unter den Missionierten auch Rumänen befanden, da diese bereits christlich waren und nach dem [[Morgenländisches Schisma|Morgenländischen Schisma]] der östlichen orthodoxen Kirche treu blieben. Stephan und seine Nachfolger warben deutsche und ungarische Siedler an, sich in der Region niederzulassen.


[[Datei:CetateFeldioara.jpg|mini|Ansicht der [[Marienburg (Feldioara)|Marienburg]] über [[Feldioara (Brașov)|Feldioara]] in [[Rumänien]], vor der Renovierung und dem Wiederaufbau 2013–2017]]
Im Jahr 896 ließen sich die [[Magyaren]] im Karpatenbecken nieder und waren damit der letzte der nomadischen Stämme, die in Europa Staaten bildeten. Ein Jahrhundert später dehnte [[Stephan I. (Ungarn)|Stephan I.]] das ungarische Königreich auf Siebenbürgen aus. Die Ungarn bauten Festungen, gründeten ein römisch-katholisches Bistum und begannen, die einheimische siebenbürgische Bevölkerung zu missionieren. Es gibt wenig Zweifel, dass darunter auch Rumänen waren, die bereits christlich waren und nach dem [[Morgenländisches Schisma|Ost-West-Schisma]] der östlichen orthodoxen Kirche treu blieben. Stephan und seine Nachfolger warben fremde Siedler an, um sich in der Region niederzulassen.


Die Siedler kamen teilweise von weit her, darunter [[Székler]] und der aus Palästina zurückkehrende [[Deutscher Orden|Deutsche Ritterorden]], der Kronstadt (heute [[Braşov]]) gründete, dann aber nach einem Konflikt mit dem König [[1225]] in die Ostseeregion umsiedelte. Ungarns Könige förderten die Loyalität der Kolonisten, indem sie ihnen Land, Handelsprivilegien und ein beträchtliches Maß an Autonomie gewährten. Der Adelsstand war auf Katholiken beschränkt, und während einige rumänische Adlige zur römischen Konfession konvertierten, um ihre Privilegien zu bewahren, wurden die meisten orthodoxen Rumänen Leibeigene.
Die Siedler kamen teilweise von weit her, darunter [[Szekler]] und der aus Palästina zurückkehrende [[Deutscher Orden|Deutsche Orden]], der Kronstadt (rumänisch [[Brașov]]) gründete, dann aber nach einem Konflikt mit dem König 1225 in die Ostseeregion umsiedelte. Ungarns Könige förderten die Loyalität der Kolonisten, indem sie ihnen Land, Handelsprivilegien und ein beträchtliches Maß an Autonomie gewährten. Der Adelsstand war auf Katholiken beschränkt, und während rumänische Adlige zur [[Römisch-katholische Kirche|römisch-katholischen Konfession]] konvertierten (was schließlich zu deren Magyarisierung führte), um ihre Privilegien zu bewahren, wurden viele orthodoxe Rumänen [[Leibeigenschaft|Leibeigene]], sowie auch zahlreiche Ungarn und in geringem Maße auch [[Sachsen (Volk)|Sachsen]], die auf dem [[Komitatsboden]] lebten bzw. von ungarischen Adligen im Rahmen von [[Landesausbau|Binnenkolonisation]] dort angesiedelt wurden.


[[1241]] fielen die Mongolen von Norden und Osten her über die Karpaten in Siebenbürgen ein. Sie schlugen die Truppen [[Béla IV. (Ungarn)|Bélas IV.]] in die Flucht, brandschatzten Siebenbürgen und Zentralungarn und ermordeten einen Teil der Bevölkerung. Als die Mongolen sich [[1242]] schlagartig wieder zurückzogen, startete Béla ein energisches Wiederaufbauprogramm. Er lud weitere Fremde ein, sich in Siebenbürgen und anderen verwüsteten Regionen des Königreichs niederzulassen, gewährte lokalen Adligen Land und ordnete an, Festungen aus Stein zu errichten. Bélas Wiederaufbaubemühungen und das Aussterben der [[Árpáden]]-Dynastie [[1301]] verschob die Machtverhältnisse in Ungarn signifikant. Der Einfluss des Königs sank, und rivalisierende Magnaten errichteten für sich kleinere Königreiche, enteigneten Bauernland und verschärften die feudalen Pflichten.
1241 fielen die Mongolen von Norden und Osten her über die Karpaten in Siebenbürgen ein. Sie schlugen die Truppen [[Béla IV. (Ungarn)|Bélas IV.]] in die Flucht, brannten in Siebenbürgen und Zentralungarn die Siedlungen nieder und ermordeten einen Teil der Bevölkerung. Als die Mongolen sich 1242 schlagartig wieder zurückzogen, startete Béla ein energisches Wiederaufbauprogramm. Er lud weitere Fremde ein, sich in Siebenbürgen und anderen verwüsteten Regionen des Königreichs niederzulassen, gewährte lokalen Adligen Land und ordnete an, Festungen aus Stein zu errichten. Bélas Wiederaufbaubemühungen und das Aussterben der [[Árpáden]]-Dynastie 1301 verschob die Machtverhältnisse in Ungarn signifikant. Der Einfluss des Königs sank, und rivalisierende Magnaten errichteten für sich kleinere Königreiche, enteigneten Bauernland und verschärften die feudalen Pflichten.


Siebenbürgen wurde praktisch selbständig. Schon [[1288]] beriefen die siebenbürgischen Adligen ihre eigene Ständeversammlung ein. Unter steigendem wirtschaftlichen Druck von ungehemmten Feudalherren und religiösem Druck von eifernden Katholiken emigrierten viele Rumänen aus Siebenbürgen ostwärts und südwärts über die Karpaten.
Siebenbürgen wurde praktisch selbständig. Schon 1288 beriefen die siebenbürgischen Adligen ihre eigene Ständeversammlung ein. Unter steigendem wirtschaftlichem Druck von ungehemmten Feudalherren und religiösem Druck von eifernden Katholiken emigrierten viele Rumänen aus Siebenbürgen ostwärts und südwärts über die Karpaten und trugen entscheidend zur Gründung der Fürstentümer Moldau und Walachei bei.


== Mittelalterliche Staaten ==
== Mittelalterliche Staaten ==
Frühe rumänische Staaten bildeten sich im 10. und 11. Jahrhundert heraus und erscheinen in historischen Quellen unter dem Namen Wlachen (siehe auch [[Walachen]]). Die meisten dieser Staatsgebilde waren kleine Königreiche, die gewöhnlich nach dem Tod ihrer Oberhäupter zerfielen.


Von 1061 bis 1171 bildete die [[Walachei]] das Kernreich der [[Turkvölker|turkstämmigen]] [[Petschenegen]], dann von 1171 bis 1240 gehörten die [[Fürstentum Walachei|Walachei]] und die [[Moldau (Region)|Moldau]] zum Reich der ebenfalls turkstämmigen [[Kiptschak (Volk)|Kumanen]]. Einige (auch rumänische) Historiker behaupten, dass Rumänen in den niedrigen Teilen der [[Große Walachei|Großen Walachei]] und der [[Fürstentum Moldau|Moldau]] erst vorgedrungen sind, nachdem diese Gebiete von Petschenegen und Kumanen wieder geräumt wurden.<ref>[[Lucian Boia]]: ''Geschichte und Mythos – Über die Gegenwart des Vergangenen in der rumänischen Gesellschaft.'' Köln/Weimar/Wien 2003, S. 104&nbsp;f.</ref> Von Ende des 10. Jahrhunderts ([[Swjatoslaw I.]]) bis zum Beginn des 14. Jahrhunderts standen große Teile der Moldau wiederholt unter direkter Herrschaft bzw. indirekter Oberhoheit ostslawischer Fürsten ([[Kiewer Rus]], [[Fürstentum Galizien-Wolhynien|Halytsch-Wolhynien]]).
Frühe rumänische Staaten bildeten sich im [[10. Jahrhundert|10.]] und [[11. Jahrhundert|11.]] Jahrhundert heraus und erscheinen in historischen Quellen unter den Namen Wlachen (siehe auch [[Walachen]]). Die meisten dieser Staatsgebilde waren kleine Königreiche, die gewöhnlich nach dem Tod ihrer Oberhäupter zerfielen.


Im 11. Jahrhundert kam das rumänisch-bulgarische Königreich auf, dessen Herrscher der rumänischen [[Asen-Dynastie]] entstammten; es umfasst das Gebiet des heutigen Südrumäniens und Bulgarien. Erst im [[13. Jahrhundert]] entstanden die größeren Fürstentümer [[Fürstentum Moldau|Moldau]] und [[Walachei (Rumänien)|Walachei]]. Siebenbürgen war zu dieser Zeit ein im wesentlichen autonomer Teil des ungarischen Königreichs, ein Ergebnis der Eroberung der vorher existierenden kleineren politischen Formationen im 11.-13. Jahrhundert.
Erst im 14. Jahrhundert entstanden die größeren Fürstentümer [[Fürstentum Moldau|Moldau]] und [[Fürstentum Walachei|Walachei]]. Siebenbürgen war zu dieser Zeit ein im Wesentlichen autonomer Teil des ungarischen Königreichs, ein Ergebnis der Eroberung der vorher existierenden kleineren politischen Formationen im 11.–13. Jahrhundert.


=== Walachei und Moldau ===
=== Walachei und Moldau ===
{{Hauptartikel|Geschichte der Walachei}}

Die Legende besagt, dass 1290 [[Radu Negru|Negru Vodă]], ein führender rumänischer Adliger, Fogarasch im Süden Siebenbürgens zusammen mit einer Gruppe Adliger verließ und im Gebiet zwischen den südlichen Karpaten und der Donau ''Țara Românească'' gründete. Der Name bedeutet wörtlich „rumänisches Land“ und bezeichnet tatsächlich die Walachei. Das Wort ''Walachei'' ist von dem slawischen Wort ''Vlach'', dieses wiederum vom germanischen ''[[Welsche|Walh]]'' abgeleitet, das ursprünglich, herrührend vom keltischen Nachbarvolk der ''Volcae'' (germanisch ''*Walhos''), „Kelte“ überhaupt, dann „Fremder“ allgemein und auch „Romane“ oder „Lateinsprachiger“ bedeutete.<ref>Leo Weisgerber: ''Walhisk: Die geschichtliche Leistung des Wortes Welsch''. Rheinische Vierteljahrsblätter 13, 1–4 (1948), S. 87&nbsp;ff.; Hans Krahe: ''Sprache und Vorzeit: europäische Vorgeschichte nach dem Zeugnis der Sprache.'' Verlag Quelle & Meyer, Heidelberg 1954, ISBN 3-494-00230-4, [http://books.google.com/books?lr=&hl=de&id=4H1MAAAAMAAJ&dq=Hans+Krahe+Sprache+und+Vorzeit&q=Volcae&pgis=1 S. 43.]</ref>


Eine zweite Legende erzählt, dass ein rumänischer [[Woiwode]] namens [[Dragoș (Herrscher)|Dragoș]] die Karpaten überquerte und sich mit anderen Rumänen in der Ebene zwischen den Bergen und dem Schwarzen Meer niederließ. Zu ihnen stieß 1349 ein siebenbürgischer Woiwode namens Bogdan, der gegen seinen Lehnsherrn rebellierte und sich am Fluss Moldova niederließ, der der Moldau ihren Namen gibt. Bogdan erklärte ein Jahrzehnt später die moldauische Unabhängigkeit von Ungarn. Die zurückgebliebenen rumänischen Adligen in Siebenbürgen nahmen schließlich die ungarische Sprache und Kultur an. Die rumänischen Leibeigenen in Siebenbürgen sprachen weiterhin Rumänisch und blieben beim orthodoxen Glauben; sie waren aber machtlos, sich der ungarischen Herrschaft zu entziehen.
Die Legende besagt, dass 1290 Negru-Voda, ein führender rumänischer Adliger, Fogarasch im Süden Siebenbürgens zusammen einer Gruppe Adliger verließ und im Gebiet zwischen den südlichen Karpaten und der Donau "Tara Româneasca" gründete. Der Name heißt wörtlich "Rumänisches Land", bezeichnet tatsächlich die Walachei. Das Wort Walachei ist von dem slawischen Wort ''Vlach'', dieses wiederum vom germanischen ''Walh'' abgeleitet, dass ursprünglich "Fremder" hieß.


Von den oben genannten Legenden abgesehen, wurden die Fürstentümer Walachei und Moldau zunächst als Pufferzonen bzw. Grenzmarken zum Schutz des ungarischen Königreiches vor den von Nordosten und Süden einfallenden Wandervölkern vom ungarischen König eingerichtet. Ihre politische Unabhängigkeit erhielten die Fürstentümer 1330 (Walachei) und 1359 (Moldau).<ref>Harald Roth: ''Kleine Geschichte Siebenbürgens.'' 3., aktualisierte Auflage. Köln 2007.</ref>
Eine zweite Legende erzählt, dass ein rumänischer [[Woiwode]] namens Dragos die Karpaten überquerte und sich mit anderen Rumänen in der Ebene zwischen den Bergen und dem Schwarzen Meer niederließ. Zu ihnen stieß 1349 ein siebenbürgischer Woiwode namens Bogdan, der gegen seinen Lehnsherrn rebellierte und sich am Fluss Moldova niederließ, der der Moldau ihren Namen gibt. Bogdan erklärte ein Jahrzehnt später die moldauische Unabhängigkeit von Ungarn. Die zurückgebliebenen rumänischen Adligen in Siebenbürgen nahmen schließlich die ungarische Sprache und Kultur an. Die rumänischen Leibeigenen in Siebenbürgen sprachen weiterhin Rumänisch und blieben beim orthodoxen Glauben; sie waren aber machtlos, sich der ungarischen Beherrschung zu entziehen.


Walachei und Moldau gewannen im Laufe des 14. Jahrhunderts allmählich an Macht, einer für Südosteuropa friedlichen und wohlhabenden Zeit. Fürst [[Basarab I.]] der Walachei (ca. 1330-52) musste, obwohl ihm 1330 ein Sieg gegen [[Karl I. (Ungarn)|Karl I.]] gelang, die ungarischer Oberhoheit anerkennen. Der Patriarch der orthodoxen Kirche in Konstantinopel dagegen richtete einen kirchlichen Sitz in der Walachei ein und ernannte einen Metropoliten. Die Anerkennung durch die Kirche bestätigte den Status der Walachei als Fürstentum, und die Walachei befreite sich 1380 von der ungarischen Oberhoheit.
Walachei und Moldau gewannen im Laufe des 14. Jahrhunderts, einer für Südosteuropa friedlichen und wohlhabenden Zeit, allmählich an Macht. Fürst [[Basarab I.]] der Walachei (ca. 1330–1352) musste, obwohl ihm 1330 ein Sieg gegen den ersten ungarischen Anjou-König [[Karl I. (Ungarn)|Karl I.]] gelang, die ungarische Oberhoheit weiterhin anerkennen. Der Patriarch der orthodoxen Kirche in Konstantinopel dagegen richtete einen kirchlichen Sitz in der Walachei ein und ernannte einen Metropoliten. Die Anerkennung durch die Kirche bestätigte den Status der Walachei als Fürstentum, und die Walachei befreite sich 1380 von der ungarischen Oberhoheit.


Die Fürsten von Walachei und Moldau hatten fast absolute Macht; nur der Fürst hatte die Macht, Landbesitz zu verteilen und Adelstitel zu verleihen. Versammlungen der Adligen, oder ''Bojaren'', und der höhere Klerus wählten Fürsten auf Lebenszeit, und das Fehlen eines Nachfolgegesetzes bereitete eine fruchtbare Atmosphäre für Intrigen. Vom 14. bis zum 17. Jahrhundert findet man in der Geschichte der Fürstentümer reichlich Stürze von Fürsten durch rivalisierende Parteien, die oft von Fremden unterstützt wurden. Die Bojaren waren von der Steuerzahlung ausgenommen, mit Ausnahme von Abgaben auf die Hauptquellen landwirtschaftlichen Vermögens. Obwohl die Bauern einen Teil ihrer Erträge in Naturalien an die lokalen Adligen abgeben mussten, war ihnen, abgesehen von ihrer untergeordneten Stellung, nie das Recht vorenthalten, Grund und Boden zu besitzen oder umzusiedeln.
Die Fürsten von Walachei und Moldau hatten fast absolute Macht; nur der Fürst hatte die Macht, Landbesitz zu verteilen und Adelstitel zu verleihen. Versammlungen der Adligen, oder ''Bojaren'', und der höhere Klerus wählten Fürsten auf Lebenszeit, und das Fehlen eines Nachfolgegesetzes bereitete eine fruchtbare Atmosphäre für Intrigen. Vom 14. bis zum 17. Jahrhundert findet man in der Geschichte der Fürstentümer reichlich Stürze von Fürsten durch rivalisierende Parteien, die oft von Fremden unterstützt wurden. Die Bojaren waren von der Steuerzahlung ausgenommen, mit Ausnahme von Abgaben auf die Hauptquellen landwirtschaftlichen Vermögens. Obwohl die Bauern einen Teil ihrer Erträge in Naturalien an die lokalen Adligen abgeben mussten, war ihnen, abgesehen von ihrer untergeordneten Stellung, nie das Recht vorenthalten, Grund und Boden zu besitzen oder umzusiedeln.


Nach ihrer Gründung wiesen Walachei und Moldau eine ähnliche politische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Struktur auf. Das Staatswesen, die politische Organisation und Selbstverständnis orientieren sich stark am oströmischen (byzantinischen) Modell Konstantinopels. Dennoch blieb die Entwicklung beider Fürstentümer mit chronischen Hindernissen behaftet: eine exzessive Fiskalität erwürgte die ohnehin wenig effiziente Agrarwirtschaft, die anhaltende politische Instabilität förderte nicht die Entfaltung stabiler interner Märkte und Städte. So blieb die Entstehung eines nennenswerten kommerziellen Lebens in der Hand fremder Kaufleute. Im Laufe der Zeit entwickelte sich der Handel zwischen den Mittelmeerländern und der Region am Schwarzen Meer. Händler aus [[Genua]] und [[Republik Venedig|Venedig]] gründeten Handelszentren entlang der Küste des Schwarzen Meers, wo Tataren, Deutsche, Griechen, Juden, Polen, Raguser und Armenier Waren tauschten. Die Rumänen (Walachen und Moldauer) blieben jedoch im wesentlichen ein Agrarvolk.
Nach ihrer Gründung wiesen Walachei und Moldau eine ähnliche politische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Struktur auf. Das Staatswesen, die politische Organisation und das Selbstverständnis orientierten sich stark am oströmischen (byzantinischen) Modell Konstantinopels. Dennoch blieb die Entwicklung beider Fürstentümer mit chronischen Hindernissen behaftet: Eine exzessive Fiskalität erwürgte die ohnehin wenig effiziente Landwirtschaft, die anhaltende politische Instabilität förderte nicht die Entfaltung stabiler interner Märkte und Städte. So blieb die Entstehung eines nennenswerten kommerziellen Lebens in der Hand fremder Kaufleute. Im Laufe der Zeit entwickelte sich der Handel zwischen den Mittelmeerländern und der Region am Schwarzen Meer. Händler aus [[Republik Genua|Genua]] und [[Republik Venedig|Venedig]] gründeten Handelszentren entlang der Küste des Schwarzen Meers, wo Tataren, Deutsche, Griechen, Juden, Polen, [[Dubrovnik|Raguser]] und Armenier Waren tauschten. Die Rumänen (Walachen und Moldauer) lebten jedoch zumeist weiterhin von [[Ackerbau]] und [[Tierproduktion|Viehzucht]].


=== Siebenbürgen ===
=== Siebenbürgen ===
In Siebenbürgen erholte sich das wirtschaftliche Leben nach der mongolischen Invasion rasch. Neue, von den deutschen Kolonisten aus Westeuropa mitgebrachte Anbaumethoden kurbelten den Ernteertrag an. Handwerker bildeten Zünfte, als das Handwerk erblühte; Gold-, Silber- und Salzabbau wurde ausgedehnt, und geldbasierte Geschäftsabschlüsse ersetzten den Naturalientausch.


Wenngleich die Stadtbewohner dank königlicher Privilegien und im Einklang mit dem mittelalterlichen Stadtrecht von feudalen Pflichten ausgenommen waren, dehnte sich der Feudalismus aus, und Adlige verschärften die Verpflichtungen. Die Leibeigenen rebellierten gegen die höheren Zahlungen; einige verließen das Land, während andere Gesetzlose wurden. 1437 erhoben sich rumänische und ungarische Bauern gegen ihre Feudalherren. Der Aufstand gewann Fahrt, wurde aber schließlich mit großem Aufwand von den vereinigten Kräften der ungarischen Adligen und mit Unterstützung durch die Sachsen und Szekler in Siebenbürgen niedergeschlagen. Daraufhin wurde die Union der drei Nationen (ungarischer Adel, Nationsuniversität der Sachsen und Szekler) geschlossen, die gelobte, ihre Privilegien gegen jegliche Macht außer der des ungarischen Königs zu verteidigen.
In Siebenbürgen erholte sich das wirtschaftliche Leben nach der mongolischen Invasion rasch. Neue Anbaumethoden kurbelten den Ernteertrag an. Handwerker bildeten Gilden, als das Handwerk erblühte; Gold-, Silber- und Salzabbau wurde ausgedehnt, und geldbasierte Geschäftsabschlüsse ersetzten den Tausch von Naturalien.


Das Dokument erklärte die Ungarn, Deutschen und Szekler zu den einzigen anerkannten Nationen in Siebenbürgen. Von da an waren alle anderen Nationalitäten dort, vor allem die Rumänen, nur „toleriert“. Nationen sind im mittelalterlichen Sinn wie hier jedoch als Stände und nicht als ethnische Volksgruppen zu verstehen. Der Adel bürdete seinen Leibeigenen allmählich noch härtere Bedingungen auf. 1437 beispielsweise musste jeder Leibeigene einen Tag im Jahr zur Erntezeit für seinen Lehnsherrn ohne Bezahlung arbeiten; 1514 mussten Leibeigene einen Tag pro Woche für ihren Herrn arbeiten, mit ihren eigenen Tieren und Werkzeugen.
Wenngleich Stadtbewohner von feudalen Pflichten ausgenommen waren, dehnte sich der Feudalismus aus, und Adlige verschärften die Verpflichtungen. Die Leibeigenen ärgerten sich über die höheren Zahlungen; einige verließen das Land, während andere Gesetzlose wurden. 1437 erhoben sich rumänische un ungarische Bauern gegen ihre Feudalherren. Der Aufstand gewann Fahrt, wurde aber schließlich mit großem Aufwand von den vereinigten Kräften der ungarischen, deutschen und szeklerischen Adligen in Siebenbürgen niedergeschlagen. Daraufhin bildete der Adel die Union der drei Nationen, die gelobte, ihre Privilegien gegen jegliche Macht außer der des ungarischen Königs zu verteidigen.


== Unter Osmanischer Oberhoheit ==
Das Dokument erklärte die Ungarn, Deutschen und Szekler zu den einzigen anerkannten Nationalitäten in Siebenbürgen. Von da an waren alle anderen Nationalitäten dort, vor allem die Rumänen, nur "toleriert". Der Adel bürdete seinen Leibeigenen allmählich noch härtere Bedingungen auf. 1437 beispielsweise musste jeder Leibeigene einen Tag im Jahr zur Erntezeit für seinen Lehnsherrn ohne Bezahlung arbeiten; 1514 mussten Leibeigene einen Tag pro Woche für ihren Herrn arbeiten, mit ihren eigenen Tieren und Werkzeugen.
{{Siehe auch|Islam in Rumänien|Islam in der Republik Moldau}}
[[Datei:MirceatheElder.jpg|mini|hochkant|Mircea cel Bătrân (1386–1418)]]


Im 14. Jahrhundert dehnte sich das [[Osmanisches Reich|Osmanische Reich]] von [[Kleinasien]] auf die Balkanhalbinsel aus. Die Osmanen überquerten 1352 den Bosporus und besiegten 1389 die Serben in der [[Schlacht auf dem Amselfeld (1389)|Schlacht auf dem Amselfeld]]. Die Überlieferung besagt, dass der walachische Fürst [[Mircea cel Bătrân]] (1386–1418) sein Heer in den Kosovo schickte, um dort an der Seite der Serben zu kämpfen. Ihm gelang es auch vorübergehend, eine gewisse Machtstellung südlich der Donau aufzubauen. Dies nahm allerdings 1393 ein Ende, als [[Bayezid I.]] das bulgarische Reich eroberte (siehe [[Geschichte Bulgariens#Osmanische Herrschaft|Abschnitt Osmanische Herrschaft im Artikel Geschichte Bulgariens]]). In der Folge flüchteten viele bulgarische Gelehrte und Adlige in das [[Fürstentum Walachei]], das nun direkter Nachbar des Osmanischen Reiches an der Donau wurde.
== Osmanische Herrschaft ==


Im 14. Jahrhundert dehnte sich das [[Osmanisches Reich|Osmanische Reich]] von [[Kleinasien]] auf die Balkanhalbinsel aus. Die Osmanen überquerten 1352 den Bosporus und besiegten 1389 die Serben bei Kosovo Polje (siehe [[Schlacht auf dem Amselfeld]]). Die Überlieferung besagt, dass der walachische Fürst [[Mircea cel Bătrân]] (1386-1418) sein Heer in den Kosovo schickte, um dort an der Seite der Serben zu kämpfen. Bald nach der Schlacht marschierte Sultan [[Bayezid I.]] in die Walachei ein und inhaftierte Mircea, bis dieser versprach, Tribut zu zahlen. Nach einem gescheiterten Versuch, sich dem Zugriff des Sultans zu entziehen, floh Mircea nach Siebenbürgen und gliederte sein Heer in einen Kreuzzug ein, der vom ungarischen König [[Sigismund (HRR)|Sigismund]] initiiert worden war. Der Feldzug endete in einer Katastrophe: die Osmanen schlugen Sigismunds Armee [[1396]] in der [[Schlacht von Nikopolis]] im heutigen Bulgarien in die Flucht. Mircea und seine Leute konnten über die Donau entkommen.
Bayezid I. setzte seine Kampagne gen Norden fort: 1394 überquerte er die Donau, drang in die Walachei ein, doch Mircea brachte ihm am 10. Oktober 1394 in der [[Schlacht bei Rovine]] eine empfindliche Niederlage bei. 1395 schloss Mircea in Brașov eine Allianz mit dem ungarischen König [[Sigismund (HRR)|Sigismund]] von Luxemburg ab. Folglich schloss er sich 1396 mit seinem Heer einem Kreuzzug an, der von Sigismund initiiert worden war. Der Feldzug endete in einer Katastrophe: Die Osmanen schlugen Sigismunds Armee 1396 in der [[Schlacht bei Nikopolis]] im heutigen Bulgarien in die Flucht. Bestärkt durch diesen Sieg, drangen die Osmanen im folgenden Jahr wieder in die Walachei ein, doch warf Mircea erneut die türkische Expedition über die Donau zurück. Ein weiterer osmanischer Versuch, die Walachei zu erobern, wurde von Mircea und seinem Heer 1400 wieder erfolgreich abgewehrt.


[[1402]] bekam die Walachei einen Aufschub vom Druck durch das Osmanische Reich, da der mongolische Führer [[Tamerlan]] von Osten her in Kleinasien einmarschierte, den Sultan tötete und einen Bürgerkrieg verursachte. Als nach dem [[Osmanisches Interregnum|Osmanischen Interregnum]] wieder Ordnung im Reich einkehrte, erneuerten die Osmanen ihren Angriff auf den Balkan. [[1417]] kapitulierte Mircea vor Sultan [[Mehmed I.]]; er stimmte einer jährlichen Tributszahlung zu und gab Territorium ab; im Gegenzug erlaubte der Sultan der Walachei, ein selbständiges Fürstentum zu bleiben.
1402 bekam die Walachei einen Aufschub vom Druck durch das Osmanische Reich, da der mongolische Führer [[Timur|Tamerlan]] von Osten her in Kleinasien einmarschierte, den Sultan tötete und einen Bürgerkrieg verursachte. So gelang Mircea 1404 sogar, die an die Türken verlorene Provinz [[Dobrudscha]] zurückzuerobern. Als nach dem [[Osmanisches Interregnum|Osmanischen Interregnum]] wieder Ordnung im Reich einkehrte, erneuerten die Osmanen ihren Angriff auf die Walachei. Gegen das Ende seiner Herrschaft 1417 schloss Mircea mit Sultan [[Mehmed I.]] ein Abkommen, wodurch er mit einer jährlichen Tributszahlung von 3000 Goldmünzen die Selbständigkeit seines Landes erkaufte. [[Brăila]], [[Giurgiu]] und [[Turnu Măgurele|Turnu]] fielen bis 1829 direkt an das Osmanische Reich.


Nach Mirceas Tod [[1418]] erlebten Walachei und Moldau eine Phase des Verfalls. Nachfolgekämpfe, polnische und ungarische Intrigen sowie Korruption produzierten eine Serie von elf Fürsten innerhalb von nur 25 Jahren. So wie die osmanische Bedrohung zunahm, wurden die Fürstentümer geschwächt. [[1444]] schlugen die Osmanen abermals einen europäischen Feldzug bei [[Warna]] im heutigen Bulgarien. Als Konstantinopel im Jahr 1453 erobert wurde, schnitten die Osmanen die genuesischen und venezischen Galeeren von den Schwarzmeerhäfen ab. Der Handel ging zurück und die Isolation der rumänischen Fürstentümer nahm zu, obwohl sie im Gegensatz zu den weiter südlichen liegenden Ländern des Balkan der direkten osmanischen Herrschaft entkommen konnten.
Nach Mirceas Tod 1418 erlebten die Walachei und die Moldau eine Phase des Verfalls. Nachfolgekämpfe, polnische und ungarische Intrigen sowie Korruption produzierten eine Serie von elf Fürsten innerhalb von nur 25 Jahren. So wie die osmanische Bedrohung zunahm, wurden die Fürstentümer geschwächt. 1444 schlugen die Osmanen abermals einen europäischen Feldzug bei [[Warna]] im heutigen Bulgarien. Als Konstantinopel im Jahr 1453 erobert wurde, schnitten die Osmanen die genuesischen und venezischen Galeeren von den Schwarzmeerhäfen ab. Der Handel ging zurück, und die Isolation der rumänischen Fürstentümer nahm zu, obwohl sie im Gegensatz zu den weiter südlichen liegenden Ländern des Balkan der direkten osmanischen Herrschaft entkommen konnten.


Zu dieser Zeit wurde [[Johann Hunyadi]], ein magyarisierter Rumäne aus Siebenbürgen, Reichsverweser von Ungarn. Hunyadi, ein Held aus den Türkenkriegen, mobilisierte Ungarn gegen die Osmanen und rüstete eine Söldnerarmee aus, die erstmals aus einer dem ungarischen Adel auferlegten Steuer finanziert wurde. Er erzielte 1456 vor Belgrad einen durchschlagenden Sieg über die Türken, starb aber bald nach der Schlacht an der Pest.
Zu dieser Zeit wurde [[Johann Hunyadi]] [[Reichsverweser]] von Ungarn. Hunyadi, ein Held aus den Türkenkriegen, mobilisierte Ungarn gegen die Osmanen und rüstete eine Söldnerarmee aus, die erstmals aus einer dem ungarischen Adel auferlegten Steuer finanziert wurde. Er erzielte 1456 vor Belgrad einen durchschlagenden Sieg über die Türken, starb aber bald nach der Schlacht an der Pest.
In einem seiner letzten Schritte brachte Hunyadi [[Vlad Draculea III.|Vlad Ţepeş]] (1456-1462) auf den Thron der Walachei. Vlad wurde dafür bekannt, Feinde auf grausame Art hinzurichten. Er hasste die Türken und forderte den Sultan heraus, indem er seine Tributzahlungen verweigerte. 1461 versuchte Hamsa Pascha ihn in eine Falle zu locken, aber der walachische Fürst entdeckte den Verrat, ließ Hamsa und seine Männer gefangennehmen und pfählen. Sultan [[Mehmed II.]] marschierte später in die Walachei ein und zwang Vlad ins Exil nach Ungarn. Vlad kehrte noch einmal kurzzeitig auf den Thron zurück, starb aber wenig später, woraufhin der Widerstand der Walachei gegen die Osmanen verschwand.


In einem seiner letzten Schritte brachte Hunyadi [[Vlad III. Drăculea|Vlad Țepeș]] (1456–1462) auf den Thron der Walachei. Vlad wurde dafür bekannt, Feinde auf grausame Art hinzurichten. Er hasste die Türken und forderte den Sultan heraus, indem er seine Tributzahlungen verweigerte. 1461 versuchte Hamsa Pascha, ihn in eine Falle zu locken, aber der walachische Fürst entdeckte den Verrat, ließ Hamsa und seine Männer gefangen nehmen und pfählen. Sultan [[Mehmed II.]] marschierte später in die Walachei ein und zwang Vlad ins [[Exil]] nach Ungarn. Vlad kehrte noch einmal kurzzeitig auf den Thron zurück, starb aber wenig später, woraufhin sich der Widerstand der Walachei gegen die Osmanen abschwächte.
[[Bild:Stefan_cel_Mare.jpg|thumb|left|Ştefan cel Mare auf einer rumänischen Ikone]]
Die Moldau und ihr Fürst [[Ştefan cel Mare]] (Stefan der Große) (1457-1504) waren die letzte Hoffnung des Fürstentums, der Bedrohung durch das Osmanische Reich zu entgegnen. Stefan stellte aus der Bauernschaft der Moldau eine 55000 Mann starke Armee auf und schlug das eindringende Herr des ungarischen Königs [[Matthias Corvinus]] in einem kühnen Nachtangriff zurück. Stefans Heer marschierte [[1471]] in die Walachei ein und besiegte die zurückschlagende osmanische Armee 1473 und 1474. Nach diesen Siegen bat Stephan Papst [[Sixtus IV.]], eine christliche Allianz gegen die Türken zusammenzurufen. Der Papst antwortete, indem er Stefan als [[Athleta Christi]] würdigte, aber er ließ dessen Forderung nach einem vereinigten Vorgehen des Christentums ungeachtet. Während der letzten Jahrzehnte von Stefans Regierungszeit erhöhen die Osmanen den Druck auf die Moldau. Sie nahmen 1484 wichtige Schwarzmeerhäfen ein und setzten 1485 die Hauptstadt der Moldau, [[Suceava]], in Brand. Stefan gelang im darauffolgenden Jahr noch einmal ein Sieg, beschränkte seine Bemühungen um die Unabhängigkeit der Moldau dann aber auf das diplomatische Terrain. Auf seinem Todesbett soll er seinem Sohn angeraten haben, sich den Türken zu unterwerfen, wenn sie eine ehrenhafte Oberhoheit anbieten sollten. Nachfolgekämpfe schwächten die Moldau nach seinem Tod.


[[Datei:StefancelMare.jpg|mini|links|hochkant|Ștefan cel Mare, zeitgenössisches Porträt, [[Kloster Voroneț]]]]
[[1514]] entzündeten gierige Adlige und ein schlecht geplanter Kreuzzug eine ausgedehnte Bauernrevolte in Ungarn und Siebenbürgen. Gut ausgerüstete Bauern unter [[György Dózsa]] plünderten Güter im ganzen Land. Trotz ihrer großen Zahl waren die Bauern jedoch schlecht organisiert und erlitten bei Timişoara eine entscheidende Niederlage. Dózsa und die anderen Anführer wurden gefoltert und hingerichtet. Nach dem Aufstand erließ der ungarische Adel Gesetze, die die Leibeigenen für immer an ihre Scholle fesselten und ihre Arbeitspflichten erhöhten.
Die Moldau und ihr Fürst [[Ștefan cel Mare]] (''Stefan der Große'', 1457–1504) waren die letzte Hoffnung des Fürstentums, der Bedrohung durch das Osmanische Reich zu begegnen. Ștefan stellte aus der Bauernschaft der Moldau eine 55.000 Mann starke Armee auf und schlug das eindringende Heer des ungarischen Königs [[Matthias Corvinus]] zurück. Ștefans Heer marschierte 1471 in die Walachei ein und besiegte die zurückschlagende osmanische Armee 1473 und 1474. Nach diesen Siegen bat Ștefan den Papst [[Sixtus IV.]], eine christliche Allianz gegen die Türken zusammenzurufen. Der Papst antwortete, indem er Ștefan als [[Athleta Christi]] würdigte, aber er ließ dessen Forderung nach einem vereinigten Vorgehen des Christentums unbeachtet. Während der letzten Jahrzehnte von Ștefans Regierungszeit erhöhten die Osmanen den Druck auf die Moldau. Sie nahmen 1484 wichtige Schwarzmeerhäfen ein und setzten 1485 die Hauptstadt der Moldau, [[Suceava]], in Brand. Ștefan gelang im darauffolgenden Jahr noch einmal ein Sieg, beschränkte seine Bemühungen um die Unabhängigkeit der Moldau dann aber auf das diplomatische Terrain. Auf seinem Todesbett soll er seinem Sohn angeraten haben, sich den Türken zu unterwerfen, wenn sie eine ehrenhafte Oberhoheit anbieten sollten. Nachfolgekämpfe schwächten die Moldau nach seinem Tod.


1514 kam es infolge von Ausbeutung durch den Adel und einem schlecht geplanten Kreuzzug zu einer ausgedehnten Bauernrevolte in Ungarn und Siebenbürgen. Gut ausgerüstete Bauern unter [[György Dózsa]] plünderten Güter im ganzen Land. Trotz ihrer großen Zahl waren die Bauern jedoch schlecht organisiert und erlitten bei [[Timișoara|Temesvar]] eine entscheidende Niederlage. Dózsa und die anderen Anführer wurden gefoltert und hingerichtet. Nach dem Aufstand erließ der ungarische Adel Gesetze, die die Leibeigenen für immer an ihre Scholle fesselten und ihre Arbeitspflichten erhöhten.
Da nun Leibeigene und Adel tief voneinander entfremdet waren und verschiedene Magnaten mit dem König um die Macht konkurrierten, wurde Ungarn verwundbar für einen Angriff von außen. Die Osmanen stürmten 1521 Belgrad, schlugen 1526 eine ungarische Armee bei Mohács und eroberten 1541 Buda. Sie installierten einen Pascha für die Regierung Zentralungarns; die Habsburger kontrollierten Teile des nördlichen und westlichen Ungarns. Siebenbürgen wurde ein autonomes Fürstentum unter osmanischer Oberhoheit.


Da nun Leibeigene und Adel einander tief entfremdet waren und verschiedene Magnaten mit dem König um die Macht konkurrierten, wurde Ungarn verwundbar für einen Angriff von außen. Die Osmanen stürmten 1521 Belgrad, schlugen 1526 eine ungarische Armee bei [[Mohács]] und eroberten 1541 [[Budapest|Buda]]. Sie installierten einen Pascha für die Regierung Zentralungarns; die Habsburger kontrollierten Teile des nördlichen und westlichen Ungarns. Siebenbürgen wurde ein autonomes Fürstentum unter osmanischer Oberhoheit.
Nach dem Fall Budas erlebte Siebenbürgen, wenn auch ein Vasallenstaat der Hohen Pforte, eine Phase weitreichender Autonomie. Als Vasall zahl Siebenbürgen einen jährlichen Tribut an die Pforte und gab militärische Unterstützung; im Gegenzug versprachen die Osmanen, Siebenbürgen vor äußeren Bedrohungen zu beschützen. Einheimische Fürsten regierten Siebenbürgen von 1540 bis 1690. Siebenbürgens mächtige, größtenteils ungarische, regierenden Familien, deren Stellung ironischerweise durch Ungarns Zerfall gestärkt wurde, wählten gewöhnlich den Fürsten, die von der Pforte bestätigt werden musste; in einigen Fällen ernannten die Osmanen jedoch von vornherein den Fürsten. Die siebenbürgische Ständeversammlung wurde ein Parlament, und der Adel erneuerte die Union der drei Nationen, die immer noch die Rumänen von der politischen Macht ausschloss. Die Fürsten ergriffen Maßnahmen, um die siebenbürgischen Rumänen von denen in der Walachei und in der Moldau zu trennen und verboten orthodoxen Priestern, Siebenbürgen von der Walachei aus zu betreten.


Nach dem Fall Budas erlebte Siebenbürgen, wenn auch ein [[Satellitenstaat|Vasallenstaat]] der [[Hohe Pforte|Hohen Pforte]], eine Phase weitreichender Autonomie. Als Vasall zahlte Siebenbürgen einen jährlichen Tribut an die Pforte und gab militärische Unterstützung; im Gegenzug versprachen die Osmanen, Siebenbürgen vor äußeren Bedrohungen zu beschützen. Einheimische Fürsten regierten Siebenbürgen von 1540 bis 1690. Siebenbürgens mächtige, größtenteils ungarische, regierende Familien, deren Stellung ironischerweise durch Ungarns Zerfall gestärkt wurde, wählten gewöhnlich den Fürsten, der von der Pforte bestätigt werden musste; in einigen Fällen ernannten die Osmanen jedoch von vornherein den Fürsten. Die siebenbürgische Ständeversammlung wurde ein Parlament, und der Adel erneuerte die Union der drei Nationen, die immer noch die Rumänen von der politischen Macht ausschloss. Die Fürsten ergriffen Maßnahmen, um die siebenbürgischen Rumänen von denen in der Walachei und in der Moldau zu trennen, und verboten orthodoxen Priestern, Siebenbürgen von der Walachei aus zu betreten.
Nach Ungarns Zusammenbruch verbreitete sich die protestantische Reformation rasch in Siebenbürgen, und die Region wurde eine von Europas protestantischen Hochburgen. Siebenbürgens Deutsche nahmen das Luthertum an und viele Ungarn konvertierten zum Kalvinismus. Jedoch gelang es den Protestanten, die Katechismen in rumänischer Sprache drucken und verteilen ließen, kaum, die Rumänen aus der Orthodoxie anzulocken. 1571 verabschiedene der siebenbürgische Landtag ein Gesetz, das vier Religionen in siebenbürgischen Glaubensfreiheit und gleiche Rechte zubilligte: der Römisch-katholischen, lutherischen, kalvinistischen und unitarischen. Das Gesetz war eines der ersten seiner Art in Europa, aber die dadurch verkündete religiöse Gleichstellung war beschränkt. Orthodoxe Rumänen waren beispielsweise in ihrer Religionsausübung frei, aber politische Gleichstellung genossen sie nicht.


Nach Ungarns Zusammenbruch verbreitete sich die protestantische Reformation rasch in Siebenbürgen, und die Region wurde eine von Europas protestantischen Hochburgen. Siebenbürgens Deutsche nahmen das Luthertum an, und viele Ungarn konvertierten zum Calvinismus. Jedoch gelang es den Protestanten, die Katechismen in rumänischer Sprache drucken und verteilen ließen, kaum, die Rumänen aus der Orthodoxie anzulocken. 1571 verabschiedete der siebenbürgische Landtag ein Gesetz, das vier Religionen in Siebenbürgen Glaubensfreiheit und gleiche Rechte zubilligte: der römisch-katholischen, der lutherischen, der calvinistischen und der unitarischen. Das Gesetz war eines der ersten seiner Art in Europa, aber die dadurch verkündete religiöse Gleichstellung war beschränkt: Orthodoxe Rumänen waren zwar beispielsweise in ihrer Religionsausübung frei, aber politische Gleichstellung genossen sie nicht.
Nach der Eroberung Budas durch die Osmanen wuchs der Druck des Osmanischen Reiches auch auf die Walachei und Moldau: in den daraufolgenden 170 Jahren gerieten die zwei rumänischen Fürstentümer graduell unter immer mehr Abhängigkeit von der Hohen Pforte, wenn auch ihr Status der eines Vasallenstaates blieb: gegen die Zahlung eines immer höher werdenden Tributs sicherten sich die Walachei und Moldau eine weitreichende innere Souveränität und sogar einen gewissen Spielraum in der Außenpolitik. Die Osmanen wählten die walachischen und moldauischen Fürsten unter den Söhne von adligen Geiseln oder Flüchtlingen. Wenige Fürsten starben eines natürlichen Todes, aber während ihrer Regierungszeit lebten sie in großem Luxus. Wie im Falle Siebenbürgens verpflichteten sich die zwei Fürstentümer auch zu militärischer Unterstützung gegenüber der Hohen Pforte und bekamen im Gegenzug das Versprechen der Osmanen, vor äußeren Bedrohungen beschützt zu werden.


Nach der Eroberung Budas durch die Osmanen wuchs der Druck des Osmanischen Reiches auf die Walachei und die Moldau. In den darauffolgenden 170 Jahren gerieten die zwei rumänischen Fürstentümer graduell unter immer mehr Abhängigkeit von der Hohen Pforte, wenn auch ihr Status der von Vasallenstaaten blieb: Gegen die Zahlung eines immer höher werdenden Tributs sicherten sich die Walachei und die Moldau eine weitreichende innere Selbständigkeit und bis ins 18. Jahrhundert sogar einen gewissen Spielraum in der Außenpolitik. Die Osmanen wählten die walachischen und moldauischen Fürsten unter den Söhnen von adligen Geiseln oder Flüchtlingen. Wenige Fürsten starben eines natürlichen Todes, aber während ihrer Regierungszeit lebten sie in großem Luxus. Wie im Falle Siebenbürgens verpflichteten sich die zwei Fürstentümer auch zu militärischer Unterstützung gegenüber der Hohen Pforte und bekamen im Gegenzug das Versprechen der Osmanen, vor äußeren Bedrohungen beschützt zu werden.
[[Bild:Mihai_Viteazul.jpg|thumb|right|Mihai Viteazul]]
[[Datei:Michael-of-walachia.jpg|mini|hochkant|Mihai Viteazul]]
Der letzte rumänische Nationalheld, bevor Türken und Griechen allmählich ihren Würgegriff auf die Fürstentümer schlossen, war der Walache [[Mihai Viteazul]] (1593-1601). Mihai erschlich sich seine Karriere zum Fürsten bei der Pforte. Nachdem er inthronisiert war, nahm sein Heer mehrere osmanische Festungen ein. Mihais Ziel war letztendlich die völlige Selbständigkeit: zu diesem Zweck 1598 gelobte er zuerst dem römisch-deutschen Kaiser [[Rudolf II. (HRR)|Rudolf II.]] die Treue. Ein Jahr später nahm Mihai Siebenbürgen ein, und sein Sieg reizte die siebenbürgischen Bauern zur Rebellion. Mihai war jedoch mehr daran interessiert, sich beim siebenbürgischen Adel beliebt zu machen, weniger daran, aufsässige Leibeigene zu unterstützen. Er unterdrückte den Aufstand und hielt die Union der drei Nationen aufrecht. Trotz dem Versprechen des Fürsten misstrauten die Adligen ihm. 1600 schließlich eroberte Mihai die Moldau.
[[Datei:Moldavia, Transylvania and Wallachia under Michael the Brave's authority (1600).png|mini|Die Fürstentümer Walachei, Siebenbürgen und Moldau wurden 1600 unter Mihai Viteazul für vier Monate vereinigt]]
Der letzte ernstzunehmende walachische Widerstand kam von Fürst [[Mihai Viteazul]] (''Michael der Tapfere'', 1593–1601). Nachdem er inthronisiert war, nahm sein Heer mehrere osmanische Festungen ein. Mihais Ziel war letztendlich die völlige Selbständigkeit. Zu diesem Zweck 1598 gelobte er zuerst dem römisch-deutschen Kaiser [[Rudolf II. (HRR)|Rudolf II.]] die Treue. Ein Jahr später nahm Mihai Siebenbürgen ein, und sein Sieg reizte die siebenbürgischen Bauern zur Rebellion. Mihai war jedoch mehr daran interessiert, sich beim siebenbürgischen Adel beliebt zu machen, und weniger daran, aufsässige Leibeigene zu unterstützen. Er unterdrückte den Aufstand, doch trotz der Versprechen des Fürsten misstrauten die Adligen ihm. 1600 schließlich eroberte Mihai die Moldau.


Das erste Mal regierte nun ein rumänischer Fürst über alle Rumänen, und das rumänische Volk fühlte erstmals das Aufkommen einer nationalen Identität. Mihais Erfolg schreckte Rudolf auf. Der Kaiser stachelte den siebenbürgischen Adel zur Revolte gegen den Fürsten auf, und gleichzeitig fiel Polen in die Moldau ein. Mihai konsolidierte seine Kräfte in der Walachei, leistete bei Rudolf Abbitte und stimmte einem Feldzug zusammen mit Rudolfs General [[Giorgo Basta]] zu, mit dem Siebenbürgen von aufmüpfigen ungarischen Adligen zurückgewonnen werden sollte. Nach ihrem Sieg ließ Basta Mihai wegen angeblichen Verrats umbringen. Mihai Viteazul (Michael der Tapfere) wurde in der Legende eindrucksvoller als er in seinem Leben war, und seine kurzzeitige Vereinigung der rumänischen Territorien inspirierte später die Rumänen, um ihre kulturelle und politische Einheit zu kämpfen.
Im Jahr 1600 regierte für vier Monate erstmals ein rumänischer Fürst über alle Rumänen in der Walachei, in der Moldau und in Siebenbürgen. Mihais Erfolg schreckte Rudolf auf. Der Kaiser stachelte den siebenbürgischen Adel zur Revolte gegen den Fürsten auf, und gleichzeitig fiel Polen in die Moldau ein. Mihai konsolidierte seine Kräfte in der Walachei, leistete bei Rudolf Abbitte und stimmte einem Feldzug zusammen mit Rudolfs General [[Giorgio Basta]] zu, mit dem Siebenbürgen von aufmüpfigen ungarischen Adligen zurückgewonnen werden sollte. Nach ihrem Sieg ließ Basta Mihai wegen angeblichen Verrats umbringen. Mihai Viteazul (Michael der Tapfere) wurde in der Legende eindrucksvoller, als er in seinem Leben war, und seine kurzzeitige Vereinigung der rumänischen Territorien inspirierte später die Rumänen, um ihre kulturelle und politische Einheit zu kämpfen.


In Siebenbürgen verfolgte Bastas Armee Protestanten und enteignete illegal ihren Besitz, bis [[Stephan Bocskay]] (1605-1607), ein früherer Unterstützer der Habsburger, eine Armee einberief, die die kaiserlichen Truppen aus dem Land trieb. 1606 unterschrieb Bocskay mit den Habsburgern und den Osmanen Friedensverträge, die ihm seine Stellung als Fürst von Siebenbürgen sicherten, religiöse Freiheit garantierten, und die Autonomie Siebenbürgens erweiterten.
In Siebenbürgen verfolgte Bastas Armee Protestanten und enteignete illegal ihren Besitz, bis [[Stephan Bocskai]] (1605–1607), ein früherer Unterstützer der Habsburger, eine Armee einberief, die die kaiserlichen Truppen aus dem Land trieb. 1606 unterschrieb Bocskay mit den Habsburgern und den Osmanen [[Friedensvertrag|Friedensverträge]], die ihm seine Stellung als Fürst von Siebenbürgen sicherten, religiöse Freiheit garantierten und die Autonomie Siebenbürgens erweiterten.


Nach Bocskays Tod und der Regierungszeit des tyrannischen [[Gabriel Báthory]] (1607-1613) zwang die Pforte die Siebenbürgen, [[Gábor Bethlen]] (1613-1629) als Fürst zu akzeptieren. Siebenbürgen erlebte ein goldenes Zeitalter unter Bethlens aufgeklärten Despotismus. Er förderte Landwirtschaft, Handel und Industrie, ließ neue Bergbauminen eröffnen, schickte Studenten zu protestantischen Universitäten im Ausland und verbot Grundherren, den Kindern ihrer Leibeigenen eine Ausbildung zu versagen.
Nach Bocskays Tod und der Regierungszeit des tyrannischen [[Gabriel Báthory]] (1607–1613) zwang die Pforte die Siebenbürgen, [[Gabriel Bethlen]] (1613–1629) als Fürst zu akzeptieren. Siebenbürgen erlebte ein goldenes Zeitalter unter Bethlens aufgeklärtem Despotismus. Er förderte Landwirtschaft, Handel und Industrie, ließ neue Bergbauminen eröffnen, schickte Studenten zu protestantischen Universitäten im Ausland und verbot Grundherren, den Kindern ihrer Leibeigenen eine Ausbildung zu versagen.


Nachdem Bethlen gestorben war, machte der siebenbürgische Landtag die meisten seiner Reformen rückgängig. Bald darauf wurde [[György Rákóczi I.]] (1630-1640) Fürst. Wie Bethlen schickte Rákóczi siebenbürgische Truppen in den [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Krieg]], um auf Seiten der Protestanten zu kämpfen; im [[Westfälischer Frieden|Westfälischen Frieden]] wurde Siebenbürgen als souveräner Staat erwähnt. Das goldene Zeitalter endete, nachdem [[György Rákóczi II.]] (1648-1660) einen unglücklichen Angriff auf Polen gestartet hatte, ohne dies vorher mit der Pforte oder mit dem Landtag abzusprechen. Eine türkische und tatarische Armee schlug Rákóczis Heer und besetzte Siebenbürgen. Für die übrige Zeit seiner Unabhängigkeit musste Siebenbürgen eine Reihe schwacher Führer erdulden, und durch das ganze 17. Jahrhundert hindurch blieben seine rumänischen Bauern in Armut und Unwissenheit.
Nachdem Bethlen gestorben war, machte der siebenbürgische Landtag die meisten seiner Reformen rückgängig. Bald darauf wurde [[Georg I. Rákóczi]] (1630–1640) Fürst. Wie Bethlen schickte Rákóczi siebenbürgische Truppen in den [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Krieg]], um auf Seiten der Protestanten zu kämpfen; im [[Westfälischer Friede|Westfälischen Frieden]] wurde Siebenbürgen als souveräner Staat erwähnt. Das goldene Zeitalter endete, nachdem [[Georg II. Rákóczi]] (1648–1660) einen unglücklichen Angriff auf Polen begonnen hatte, ohne dies vorher mit der Pforte oder mit dem Landtag abzusprechen. Eine türkische und tatarische Armee schlug Rákóczis Heer und besetzte Siebenbürgen. Für die übrige Zeit seiner Unabhängigkeit musste Siebenbürgen eine Reihe schwacher Führer erdulden und das ganze 17. Jahrhundert hindurch blieben seine rumänischen Bauern in Armut und Unwissenheit.


Während der kurzen Amtszeit Mihais und den frühen Jahren osmanischer Oberhoheit änderte sich die Landverteilung innerhalb der Walachei und Moldau dramatisch. Über die Jahre gewährten walachische und moldauische Fürsten örtlichen Bojaren Landbesitz im Gegenzug für militärische Dienste, so dass im 17. Jahrhundert kaum noch Land übrig war. Auf der Suche nach Wohlstand begannen Bojaren auf Bauernland überzugreifen, und ihre militärische Loyalität dem Fürsten gegenüber ließ nach. In der Konsequenz breitete sich die Leibeigenschaft aus, erfolgreiche Bojaren wurden mehr Höflinge als Krieger, und eine zwischenliegende Klasse von verarmten niedrigen Adligen entwickelte sich. Möchtegern-Fürsten waren gezwungen, sich mit enormen Bestechungsgeldern den Weg zur Macht zu bahnen, und das Bauernleben wurde durch Steuern und Eintreibungen noch erbärmlicher. Jeder Fürst, der das Leben der Bauern zu verbessern suchte, riskierte einen finanziellen Rückstand, der Rivalen ermöglichen konnte, ihn bei der Pforte auszustechen und sich seines Postens zu bemächtigen.
Während der kurzen Amtszeit Mihais und den frühen Jahren osmanischer Oberhoheit änderte sich die Landverteilung innerhalb der Walachei und der Moldau dramatisch. Über die Jahre gewährten walachische und moldauische Fürsten örtlichen Bojaren Landbesitz im Gegenzug für militärische Dienste, so dass im 17. Jahrhundert kaum noch Land übrig war. Auf der Suche nach Wohlstand begannen Bojaren auf Bauernland überzugreifen, und ihre militärische Loyalität dem Fürsten gegenüber ließ nach. In der Konsequenz breitete sich die Leibeigenschaft aus, erfolgreiche Bojaren wurden mehr Höflinge als Krieger, und eine dazwischen liegende Klasse von verarmten niedrigen Adligen entwickelte sich. Möchtegern-Fürsten waren gezwungen, sich mit enormen Bestechungsgeldern den Weg zur Macht zu bahnen, und das Bauernleben wurde durch Steuern und Eintreibungen noch erbärmlicher. Jeder Fürst, der das Leben der Bauern zu verbessern suchte, riskierte einen finanziellen Rückstand, der Rivalen ermöglichen konnte, ihn bei der Pforte auszustechen und sich seines Postens zu bemächtigen.


1632 wurde [[Matei Basarab]] (1632-1654) der letzte aus der vorherrschenden walachischen Familie auf dem Thron; zwei Jahre später wurde [[Vasile Lupu]] (1634-1653), ein Mann albanischer Herkunft, Fürst der Moldau. Die Eifersüchtigkeiten und der Ehrgeiz von Matei und Vasile untergruben die Stärke der beiden Fürstentümer zu einer Zeit, als die Macht der Pforte zu schwinden begann. Vasile zielte auf den attraktiveren walachischen Thron ab und griff Matei an, aber die Armee des letzteren schlug die Moldauer, und eine Gruppe moldauischer Bojaren verdrängte Vasile. Sowohl Matei als auch Vasile waren aufgeklärte Herrscher, die Religion und Künste großzügig unterstützen, Druckerpressen einrichteten und religiöse Bücher und Gesetzbücher veröffentlichten.
1632 kam mit [[Matei Basarab]] (1632–1654) der letzte aus der vorherrschenden walachischen Familie auf den Thron; zwei Jahre später wurde [[Vasile Lupu]] (1634–1653), ein Mann albanischer Herkunft, Fürst der Moldau. Die Eifersucht und der Ehrgeiz von Matei und Vasile untergruben die Stärke der beiden Fürstentümer zu einer Zeit, als die Macht der Pforte zu schwinden begann. Vasile zielte auf den attraktiveren walachischen Thron ab und griff Matei an, aber dessen Armee schlug die Moldauer und eine Gruppe moldauischer Bojaren verdrängte Vasile. Sowohl Matei als auch Vasile waren jedoch aufgeklärte Herrscher, die Religion und Künste großzügig unterstützen, Druckerpressen einrichteten, religiöse Bücher und Gesetzbücher veröffentlichten und große Klöster stifteten, die sich zu bedeutenden überregionalen Kultur- und Bildungszentren entwickelten, wie zum Beispiel das [[Kloster Căldărușani]] in der Walachei und [[Trei Ierarhi]] in der Hauptstadt der Moldau.


[[Datei:Constantin Brancoveanu.jpg|mini|hochkant|links|Constantin Brâncoveanu, Fürst der Walachei 1688–1714, zeitgenössisches Porträt von 1699, Kloster St. Katarina, Berg Sinai]]
Gegen Ende des 17. Jahrhunderts, nach dem Sieg gegen die Osmanen, wurden Ungarn und Siebenbürgen Teil des österreichisch-ungarischen Reichs. Die Österreicher erweiterten nun ihrerseits rasch ihr Reich: 1718 wurde ein wichtiger Teil der Walachei, ''Oltenia'', in Österreich integriert und wurde erst 1739 zurückgegeben.
Das kulturelle, soziale und wirtschaftliche Leben erreichten in der Walachei eine Blütezeit unter der Herrschaft von [[Constantin Brâncoveanu]] (1654–1714), Fürst von 1688 bis 1714. Gleichzeitig herrschte im Fürstentum Moldau die Familie Cantemir. Wie in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts schwächte auch jetzt der Konflikt zwischen den beiden Fürstentümern ihre außenpolitische Lage. Brâncoveanu und [[Dimitrie Cantemir]] verhandelten gleichzeitig mit dem Zaren [[Peter der Große|Peter I.]] und versuchten, mit ihm ein Bündnis gegen die Türken zu schließen, verrieten aber gleichzeitig der Hohen Pforte die Absichten des anderen, um dessen Position zu schwächen. Nach dem Tod von Brâncoveanu und seinen 4 Söhnen, die in Konstantinopel enthauptet wurden bzw. nach der Flucht von Dimitrie Cantemir nach Russland, begann in der Walachei und der Moldau die sog. Phanariotenzeit. Von nun an wurden die Fürsten nicht mehr von den lokalen Bojaren gewählt, sondern von der Hohen Pforte aus der griechischen Elite in Konstantinopel ernannt. Die beiden Fürstentümer spielten aber weiter eine bedeutende kulturelle und religiöse Rolle in Südosteuropa. Da sie im Unterschied zu den Nachbarländern südlich der Donau nicht islamischen Einflüssen ausgesetzt waren, wurden sie zum Zufluchtsort vieler christlicher Gelehrter. Außerdem konnten die wallachischen und moldauischen Fürsten die orthodoxen Klöster vom Berge Athos, Syrien, Ägypten, Palästina und Sinai jahrhundertelang unterstützen. So erschien zum Beispiel 1711 die erste Bibel in arabischer Schrift für die syrischen Christen mit der finanziellen Hilfe von Constantin Brâncoveanu.<ref>Vgl. Petre S. Nasturel, ''Le mont Athos et les roumains: recherches sur leurs relations du milieu du XIVe siecle a 1654'', Orientalia Christiana Annalecta, Rom, 1986 und Neagu Djuvara, ''Le pays roumain entre Orient et Occident: les principautés danubiennes au début du XIXe siècle'', Publications orientalistes de France, 1989.</ref>


Gegen Ende des 17. Jahrhunderts, nach dem Sieg gegen die Osmanen, wurden Ungarn und Siebenbürgen Teil des Habsburgerreichs.
Die östliche Provinz Moldau hatte in dieser Zeit ebenfalls eine recht komplexe Geschichte. 1775 besetzte Österreich den nordwestlichen Teil der Moldau, die [[Bukowina]]. 1812 besetzte Russland die östliche Hälfte des Fürstentums und bekam den Landesteil zwischen [[Pruth]] und [[Dnister]] im [[Frieden von Bukarest]] zugesprochen. Um eine eigene Identität zu schaffen, wurde das Gebiet in Anlehung an die früher dort herrschende der moldauischen Fürstenfamilie ''Basarab'' [[Bessarabien]] genannt.


[[Datei:Rom1793-1812.png|mini|Die rumänischen Fürstentümer in der Zeitspanne 1793–1812]]
Die Zeit zwischen 1711 und 1821 wird in der rumänischen Historiographie als die "Phanariotenzeit" bezeichnet, eine Zeit des Verfalls und nationalen Desasters. Die Walachei und Moldau verloren bis auf den äußeren Anschein ihre Unabhängigkeit, und die Pforte forderte beträchtliche Tributzahlungen ein. Als Hospodare wurden in den Fürstentümern Mitglieder von bedeutenden griechischen Familien aus dem Stadtviertel Phanar in Konstantinopel ernannt - daher die Bezeichnung "Phanarioti". Obwohl den alten Staatsverträgen („Kapitulationen") zwischen der Hohen Pforte und den rumänische Fürstentümern zufolge den osmanischen Untertanen verboten war, sich in den Fürstentümer nieder zu lassen, zu heiraten, dort Land zu erwerben, oder Moscheen zu bauen, erlaubten die Fürsten griechischen und türkischen Händlern und Wucherern, die Reichtümer der Fürstentümer auszubeuten. Indem sie ihre Privilegien eifersüchtig verteidigten, erstickten die Griechen die sich entwickelte rumänische Mittelklasse.
Die Zeit zwischen 1711 und 1821 wird in der rumänischen Historiographie als die „[[Phanarioten]]zeit“ bezeichnet, eine Zeit des Verfalls und nationalen Desasters. Die Walachei und die Moldau verloren bis auf den äußeren Anschein ihre Unabhängigkeit, und die Pforte forderte beträchtliche Tributzahlungen ein. Zu herrschenden Fürsten in den Fürstentümern wurden Mitglieder von bedeutenden griechischen Familien aus dem Stadtviertel Phanar in Konstantinopel ernannt – daher die Bezeichnung „Phanarioti“. Obwohl den alten Staatsverträgen („Kapitulationen“) zwischen der Hohen Pforte und den rumänischen Fürstentümern zufolge den osmanischen Untertanen verboten war, sich in den Fürstentümern niederzulassen, zu heiraten, dort Land zu erwerben oder Moscheen zu bauen, erlaubten nun die Fürsten griechischen und türkischen Händlern und Wucherern, die Reichtümer der Fürstentümer auszubeuten. Indem sie ihre Privilegien eifersüchtig verteidigten, hemmten die Griechen die sich entwickelnde rumänische Mittelklasse. Zu dieser Zeit verzeichneten die rumänischen Fürstentümer schwere Territorialverluste. Infolge des [[Friede von Passarowitz|Vertrages von Passarowitz]] verlor die Walachei 1718 mit der [[Kleine Walachei|Kleinen Walachei]] ihren westlichen Teil an das Habsburgerreich, erhielt aber 1739 im [[Friede von Belgrad|Vertrag von Belgrad]] dieses „Oltenien“ wieder zurück. 1775 besetzte Österreich den nordwestlichen Teil der Moldau, die [[Bukowina]], das „Buchenland“. 1812 besetzte Russland [[Bessarabien]], die östliche Hälfte des Fürstentums, und bekam den Landesteil zwischen [[Pruth]] und [[Dnister]] im [[Friede von Bukarest (1812)|Frieden von Bukarest]] zugesprochen.


Ab dem Beginn des 19. Jahrhunderts gewann Russland zu Lasten des Osmanischen Reiches zunehmend Einfluss in den Donaufürstentümern. Während des [[Russisch-Türkischer Krieg (1828–1829)|Russisch-Türkischen Krieges (1828–1829)]] besetzten russische Truppen die Walachei und die Moldau für einige Jahre; der Zar ließ sich sein Mitspracherecht im [[Friede von Adrianopel (1829)|Frieden von Adrianopel (1829)]] und im [[Organisches Reglement|Organischen Reglement]] – dem ersten verfassungsähnlichen Gesetzeswerk in den Vorläuferstaaten Rumäniens – bestätigen. Im Rahmen dieser Vertragswerke wurden den nun unabhängigen Fürstentümern auch Milizen zugestanden, die vor allem die Grenze zum Osmanischen Reich sichern sollten. Aus diesen Strukturen ging später die rumänische Armee hervor.<ref>Claudiu-Lucian Topor: ''Change, Unrest, Confusion: the General Staff of the Romanian Army from 1900 to 1914''. in: ''Gehirne der Armeen? Die Generalstäbe der europäischen Mächte im Vorfeld der Weltkriege''. (= Krieg in der Geschichte. Bd. 118). Schoeningh, Paderborn u. a. 2023, ISBN 978-3-657-79195-8, S. 154.</ref>
== Erwachendes Nationalbewusstsein ==


== Rumänische Revolution von 1848 ==
Während der Periode österreichisch-ungarischer Herrschaft in Siebenbürgen und osmanischer Oberhoheit über den Großteil des übrigen rumänischen Gebiets mussten sich die meisten ethnischen Rumänen mit einer Rolle als Bürger zweiter Klasse (oder sogar Nichtbürger) in ihrem eigenen Land sehen. In einigen siebenbürgischen Städten wie Kronstadt (heute [[Braşov]]) war den Rumänen nicht einmal das Wohnen innerhalb der Stadtmauern erlaubt.
{{Hauptartikel|Rumänische Revolution von 1848}}


[[Datei:Rom1856-1859.png|mini|Die rumänischen Fürstentümer ab 1856 (mit [[Cahul, Bolgrad und Ismail]] als Teil Moldaus. Nach der Vereinigung von 1859, als Teil Rumäniens bis 1878)]]
In der romantischen Ära entstand mehr und mehr ein nationales Bewusstsein unter den Rumänen, so wie unter vielen anderen Völkern in Europa. Da sie sich im Kontrast zu den nahegelegenen Slawen, Deutschen und Ungarn sahen, schauten die nationalistischen Rumänen nach Vorbildern für die Nationalität in anderen romanischen Ländern, besonders Frankreich.
Während der Periode österreichischer Herrschaft in Siebenbürgen und osmanischer Oberhoheit über den Großteil des übrigen rumänischen Gebiets mussten sich die meisten ethnischen Rumänen mit einer Rolle als Bürger zweiter Klasse begnügen. In den meisten siebenbürgischen Städten war den Rumänen nicht einmal das Wohnen innerhalb der Stadtmauern erlaubt.


In der [[Romantik]] entwickelte sich wie unter vielen anderen Völkern in Europa auch unter den Rumänen ein [[nation]]ales Bewusstsein. Da sie sich im Kontrast zu den nahegelegenen Slawen, Deutschen und Ungarn sahen, blickten die nationalistischen Rumänen auf der Suche nach Vorbildern für ihre nationale Identität in andere [[Romanische Sprachen|romanische]] Länder, besonders nach [[Frankreich]]. Auch die Aneignung des römischen Erbes (siehe Einleitung) war für die Herausbildung einer nationalen rumänischen [[Identität#Politische und soziologische Identitätsbegriffe|Identität]] von großer Bedeutung.
Wie in den meisten europäischen Ländern kam es [[1848]] in der Moldau, der Walachei und in Siebenbürgen zur Revolution. Ihre Ziele – völlige Selbständigkeit für die ersten beiden und nationale Emanzipation für das dritte – blieben unerfüllt, waren aber die Basis für folgende Entwicklungen. Sie halfen auch der Bevölkerung der drei Fürstentümer, die Einheit ihrer Sprache und Interessen zu erkennen.


1848 kam es wie in vielen anderen europäischen Ländern auch in der Moldau, in der [[Walachei]] und in Siebenbürgen zu Aufständen. Wenngleich die Aufständischen ihre Ziele zunächst nicht durchsetzen konnten, die uneingeschränkte Selbständigkeit für die Moldau und die Walachei sowie nationale Emanzipation für Siebenbürgen ihnen verwehrt blieben, war doch die Grundlage für folgende Entwicklungen geschaffen, da sich die Bevölkerung der drei Fürstentümer im Zuge der Auseinandersetzungen von der Einheit ihrer Sprache und Interessen überzeugt hatte.
Stark besteuert und schlecht verwaltet wählte das Volk sowohl in der Moldau als auch in der Walachei die gleiche Person – [[Alexandru Ioan Cuza]] – zum Fürsten. So entstand Rumänien, wenn auch ein Rumänien ohne Siebenbürgen, wo der rumänische Nationalismus unausweichlich mit dem ungarischen Nationalismus zusammenprallte. Für einige Zeit noch sollte [[Österreich-Ungarn]], besonders unter der Doppelmonarchie von 1867, den Ungarn die feste Kontrolle geben, selbst in den Teilen Siebenbürgens, wo die Rumänen eine örtliche Mehrheit ausmachten.


Stark besteuert und schlecht verwaltet wählte das Volk sowohl in der Moldau als auch in der Walachei dieselbe Person – [[Alexandru Ioan Cuza]] – zum Fürsten. So entstand Rumänien, wenn auch ein Rumänien ohne Siebenbürgen, wo der rumänische Nationalismus unausweichlich mit dem ungarischen Nationalismus zusammenprallte. Für einige Zeit noch sollte [[Österreich-Ungarn]], besonders unter der Doppelmonarchie [[Österreichisch-Ungarischer Ausgleich|1867]] bis 1918, den Ungarn die feste Kontrolle selbst in jenen Teilen [[Siebenbürgen]]s geben, wo lokale oder regionale Mehrheiten von Rumänen lebten.
== Vereinigung und Monarchie ==


== Königreich Rumänien ==
Die Wahl von [[Alexandru Ioan Cuza]] als Fürst sowohl der Moldau als auch der Walachei unter der nominalen Oberhoheit des Osmanischen Reiches vereinigte 1859 eine identifizierbare rumänische Nation unter einem gemeinsamen Herrscher. 1862 wurden die beiden Fürstentümer auch formal vereinigt und bildeten Rumänien mit [[Bukarest]] als Hauptstadt.
{{Hauptartikel|Königreich Rumänien}}


[[Datei:Romania1901.JPG|mini|Rumänien 1878–1913]]
Am 23. Februar 1866 zwang die sogenannte "monströse Koalition" aus konservativen und radikalen Liberalen Cuza abzudanken. Der deutsche Prinz [[Carol I.|Karl von Hohenzollern-Sigmaringen]] wurde zum Fürsten von Rumänien ernannt, mit dem Hintergedanken, dadurch die deutsche Unterstützung für die Einheit und die künftige Unabhängigkeit sicherzustellen. Seine Nachkommen sollten als Könige von Rumänien bis zum Sturz durch die Kommunisten 1947 herrschen.
Die Wahl von [[Alexandru Ioan Cuza]] zum Fürsten sowohl der Moldau als auch in der Walachei unter der nominalen Oberhoheit des Osmanischen Reiches vereinigte 1859 eine identifizierbare rumänische Nation unter einem gemeinsamen Herrscher. Am 8. Dezember 1861 proklamierte Alexandru Ioan Cuza die Bildung des [[Fürstentum Rumänien]] aus den Donaufürstentümern Moldau und Walachei. 1862 wurden die beiden Fürstentümer auch formal vereinigt und bildeten Rumänien mit [[Bukarest]] als Hauptstadt.


Unter Cuza wurden Reformen angestoßen, die den jungen Staat stärker an westeuropäische Vorbilder annähern sollten. Dazu zählte auch eine Abkehr der Militärorganisation von russischen und eine Übernahme französischer Prinzipien. Unter anderem entstand in diesem Rahmen Ende 1859 ein [[Generalstab]]. Das Amt des Generalstabschefs übernahm nach Grigore Gărdescu und Istrate Sămăşescu Mitte des Jahres 1860 Ioan Emanoil Florescu.<ref>Claudiu-Lucian Topor: ''Change, Unrest, Confusion: the General Staff of the Romanian Army from 1900 to 1914''. in: ''Gehirne der Armeen? Die Generalstäbe der europäischen Mächte im Vorfeld der Weltkriege''. (= Krieg in der Geschichte. Bd. 118). Schoeningh, Paderborn u. a. 2023, ISBN 978-3-657-79195-8, S. 154 f.</ref>
Nach dem russisch-türkischen Krieg von 1877-78, in dem Rumänien an der Seite Russlands gegen die türkische Herrschaft kämpfte, wurde Rumänien durch den Vertrag von Berlin als unabhängig anerkannt. Als Territorium wurde ihm die [[Dobrudscha]] hinzugefügt, gleichzeitig musste es aber das südliche [[Bessarabien]] an Russland abtreten. Karl wurde als Carol I. 1881 der erste König von Rumänien. Der neue Staat, zwischen dem Osmanischen, Österreich-Ungarischen und Russischen Reich eingezwängt, mit slawischen Nachbarn an drei Seiten, schaute in Richtung Westen, insbesondere nach Frankreich, nach kulturellen und administrativen Vorbildern.


Auf Druck der sogenannten „monströsen Koalition“ aus konservativen und radikalen Liberalen musste Cuza am 23. Februar 1866 abdanken. Der deutsche Prinz [[Karl I. (Rumänien)|Karl von Hohenzollern-Sigmaringen]] wurde zum Fürsten von Rumänien ernannt, mit dem Hintergedanken, dadurch die preußische Unterstützung für die Einheit und die künftige Unabhängigkeit sicherzustellen. Seine Nachkommen sollten als Könige von Rumänien bis zum Sturz durch die Kommunisten 1947 herrschen.
Deutschland und Österreich-Ungarn, die sich [[1882]] mit Italien in einem Dreibund zusammengeschlossen hatten, versuchten Rumänien an sich zu binden, um im Falle eines Konflikts zu vermeiden, dass sich Rumänien auf die russische Seite stellen würde. In den Balkankriegen [[1912]]/13 gelang es, neutral zu bleiben, und Bulgarien, das aus dem zweiten Balkankrieg als Verlierer hervorging, musste die Süddobrudscha an Rumänien abtreten. Auch im [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] versuchte man neutral zu bleiben; da Österreich-Ungarn Serbien den Krieg erklärte, gab es keine Bündnisverpflichtung.


Nach dem [[Russisch-Osmanischer Krieg (1877–1878)|Russisch-Türkischen Krieg]] von 1877/78, in dem Rumänien an der Seite Russlands gegen die türkische Herrschaft kämpfte, wurde Rumänien durch den Vertrag von Berlin 1878 (→ [[Berliner Kongress]]) als unabhängig anerkannt. Als Territorium wurde ihm die [[Dobrudscha]] hinzugefügt, gleichzeitig musste es aber die drei Kreise [[Cahul, Bolgrad und Ismail]] im südlichen [[Bessarabien]] im Bereich der Donaumündung an Russland abtreten (dies entsprach etwa einem Viertel der Moldau, zu dem das Gebiet bis dahin gehörte). Das Fürstentum proklamierte sich am 26. März 1881 zum [[Königreich Rumänien]], Karl wurde als [[Karl I. (Rumänien)|Carol I.]] der erste König von Rumänien. Der neue Staat, eingezwängt zwischen dem Osmanischen Reich, Österreich-Ungarn und Russland mit slawischen Nachbarn an drei Seiten, schaute nach kulturellen und administrativen Vorbildern in Richtung Westen, insbesondere nach Frankreich. Heute wird dieser Staat auch ''[[Altreich (Rumänien)|Altreich]]'' genannt.
Im Laufe des Krieges änderten sich jedoch die Konstellationen. Italien erklärte den Mittelmächten den Krieg, und Bulgarien trat auf Seiten der Mittelmächte in den Krieg ein. Als sich die Lage zugunsten der Entente zu wenden schien, trat Rumänien auf deren Seite in den Krieg ein, da man die Möglichkeit sah, bei einem Sieg Siebenbürgen einfordern zu können. Die rumänische Armee agierte aber militärisch äußerst unglücklich, und innerhalb weniger Monate war die gesamte Walachei von deutschen Truppen besetzt.


Deutschland und Österreich-Ungarn, die sich 1882 mit Italien zum [[Dreibund]] zusammengeschlossen hatten, versuchten Rumänien an sich zu binden, um im Falle eines Konflikts zu verhindern, dass sich Rumänien auf die russische Seite stellen würde; 1883 trat Rumänien dem Dreibund bei. Im Ersten [[Balkankriege|Balkankrieg]] 1912/13 blieb Rumänien noch neutral, im Zweiten Balkankrieg beteiligte sich das Land an der Koalition gegen Bulgarien, das aus dem Krieg als Verlierer hervorging und die Süddobrudscha an Rumänien abtreten musste. Auch im [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] blieb man vorerst neutral; da Österreich-Ungarn Serbien den Krieg erklärt hatte, gab es keine Bündnisverpflichtung.
Obwohl die rumänische Armee im Ersten Weltkrieg kaum etwas beigesteuert hatte, waren doch am Ende das österreichisch-ungarische und das russische Reich verschwunden, so dass Rumänien in den Friedensverhandlungen umfassende Forderungen erheben konnte. Regierungsgremien, die in Siebenbürgen, Bessarabien und in der Bukowina gebildet wurden, entschieden sich für die Vereinigung mit Rumänien, was im [[Vertrag von Trianon]] 1920 bestätigt wurde.


== Die Jahre zwischen dem Ersten und Zweiten Weltkrieg ==
=== Erster Weltkrieg ===
{{Hauptartikel|Rumänischer Kriegsschauplatz (Erster Weltkrieg)|titel1=Rumänien im Ersten Weltkrieg}}


Im Laufe des Krieges änderten sich jedoch die Konstellationen. Italien erklärte den [[Mittelmächte]]n den Krieg, und Bulgarien trat auf Seiten der Mittelmächte in den Krieg ein. Ministerpräsident [[Ion I. C. Brătianu]] versuchte vergeblich, sich die Neutralität mit Kompensationen bezüglich rumänischsprachiger Gebiete in Siebenbürgen und der [[Bukowina]] abgelten zu lassen.<ref>Glenn E. Torrey: ''Rumania and the Belligerents 1914–1916.'' In: ''The Journal of Contemporary History.'' 1, No 3 (1966), S.&nbsp;171–191, S.&nbsp;183.</ref> Am 17. August 1916 unterzeichnete Rumänien einen Bündnisvertrag mit der [[Triple Entente|Entente]]. Darin wurde Rumänien fast die ganze Bukowina (südlich des [[Pruth]]), Siebenbürgen und das [[Timișoara|Temesvárer]] Banat zugesichert.<ref>[[Friedrich Stieve]] (Hrsg.): ''Iswolski im Weltkriege. Der Diplomatische Schriftwechsel Iswolskis aus den Jahren 1914–1917. Neue Dokumente aus den Geheimakten der russischen Staatsarchive. Im Auftrage des Deutschen Auswärtigen Amtes''. Berlin 1925, S.&nbsp;206f. (Wortlaut)</ref>
In dem neuen "Großrumänien" waren nur zwei Drittel der Bevölkerung ethnische Rumänen. In Siebenbürgen gab es eine große Minderheit (regional sogar Mehrheit) an Ungarn und Deutschen, Bessarabien war sogar mehrheitlich russisch, und in der Süddobrudscha stellten die Rumänen gerade einmal 2 % der Bevölkerung. Obwohl in den Karlsburger Beschlüssen vom 1. Dezember [[1918]] weitgehende Minderheitenrechte geregelt worden waren, wurde der Staat in der Praxis zentralistisch regiert.


Am 27. August 1916 trat Rumänien auf der Seite der Entente in den Krieg ein, [[Kriegsziele im Ersten Weltkrieg#Rumänien|Kriegsziel Rumäniens]] waren die mehrheitlich von Rumänen bewohnten Gebiete Österreich-Ungarns. Die [[Armata Română#Geschichte|rumänische Armee]] agierte aber militärisch äußerst unglücklich, und innerhalb weniger Monate war die gesamte Walachei von deutschen, österreichisch-ungarischen und bulgarischen Truppen besetzt. Erst mit russischer Hilfe konnte im Sommer 1917 die rumänische Armee den feindlichen Vormarsch stoppen. Infolge der [[Oktoberrevolution]] in Russland musste im Dezember 1917 der [[Waffenstillstand von Focșani]] geschlossen werden. Am 5. März 1918 kam der Vorfrieden von Buftea zustande.<ref>[http://www.forost.ungarisches-institut.de/pdf/19180305-1.pdf Vorfrieden von Buftea] (PDF; 11&nbsp;kB), abgefragt am 5. März 2010.</ref> Am 7. Mai 1918 schloss Rumänien mit den Mittelmächten den [[Friede von Bukarest (1918)|Frieden von Bukarest]]. Die Rumänen Siebenbürgens sprachen sich am 1. Dezember 1918 in den „[[Karlsburger Beschlüsse]]n“ ([[Alba Iulia]]) für die Vereinigung mit Rumänien aus.<ref>{{Webarchiv|text=Die Karlsburger Beschlüsse |url=http://www.z-g-v.de/doku/archiv/rumaenien/kapitel-3-6-1.htm |wayback=20090602221243 }}</ref> Die Deutschen Siebenbürgens unterstützten diesen Beschluss am 15. Dezember 1918 in [[Mediaș]], während die Ungarn sich am 22. Dezember 1918 in [[Cluj-Napoca|Klausenburg]] dagegen aussprachen. Der neue rumänische Staat verwirklichte jedoch nur einen Teil der den Minderheiten in den Karlsburger-Beschlüssen gemachten Versprechungen.
Die meisten der Regierungen in den Zwischenkriegsjahren bewahrten die Form, aber nicht die Substanz, einer liberalen konstitutionellen Monarchie. Die Verfassung von 1923 gab dem König die Macht, das Parlament aufzulösen und nach Gutdünken Wahlen anzusetzen; als Konsequenz gab es zwischen 1930 und 1940 über 25 verschiedene Regierungen. Die nationale liberale Partei, die in den Jahren unmittelbar nur dem Ersten Weltkrieg dominierte, wurde immer nationalistischer und wurde 1927 durch die nationale Bauernpartei an der Macht abgelöst.


=== Zwischenkriegszeit ===
Während dieser Zeit hatten war die Beziehung zwischen den nationalistischen Parteien und König [[Carol II.]] von gegenseitigem Misstrauen geprägt. Nach dem Tod seines Bruders [[Ferdinand I. (Rumänien)|Ferdinand]] 1927 wurde Carol wegen seiner bekannten jüdischen Mätresse Magda Lupescu an der Thronbesteigung gehindert. Nach drei Jahren im Exil, während derer sein Bruder [[Nicolae]] als Regent und sein junger Sohn [[Mihai]] als König diente, gab Carol öffentlich seine Mätresse auf und bestieg selber den Thron; es wurde aber rasch klar, dass sein Verzicht eine Täuschung war.
[[Datei:Romanians before WW1.jpg|mini|Rumänisch besiedelte Gebiete vor den territorialen Erweiterung Rumäniens 1918/1920]]


Zuvor war Rumänien Anfang November wieder in den Krieg eingetreten, der nach dem Ende der Kampfhandlungen gegen die Mittelmächte im selben Monat zum [[Ungarisch-Rumänischer Krieg|Ungarisch-Rumänischen Krieg]] um mehrheitlich rumänisch besiedelte Gebiete wurde und im August 1919 mit der Besetzung Budapests und dem Ende der [[Ungarn#Von 1918 bis 1945|Räterepublik Ungarn]] unter [[Béla Kun]] endete. Mit dieser militärischen Position profitierte Rumänien auf der [[Pariser Friedenskonferenz 1919|Pariser Friedenskonferenz]] von einer günstigen militärisch-politischen Konjunktur: Weil Österreichisch-Ungarn und das Russische Reich zerfallen waren, konnte es in den Friedensverhandlungen umfassende territoriale Forderungen erheben, nämlich jene Gebiete fordern, wo es eine absolute rumänische Bevölkerungsmehrheit gab. Rumänien wurden aber auch Gebiete zuerkannt, die mehrheitlich von Ungarn bewohnt waren, wie das [[Szeklerland]] und zahlreiche Grenzorte im Norden und Nordwesten. Regierungsgremien, die in [[Siebenbürgen]], [[Bessarabien]] und in der [[Bukowina]] gebildet wurden, entschieden sich für die Vereinigung mit Rumänien, was 1920 im [[Vertrag von Trianon]] bestätigt wurde.
In den 1930er Jahren stieg eine Zahl von ultranationalistischen Parteien auf, insbesondere die quasi-mystische faschistische Bewegung der [[Eiserne Garde|Eisernen Garde]] (auch: "Legion des Erzengels Michael"), die den Nationalismus, die Furcht vor dem Kommunismus und Ressentiments gegen die angebliche ausländische und jüdische Dominanz in der Wirtschaft ausnutzte. Am 10. Dezember 1933 ließ der liberale Premierminister [[Ion Duca]] die Eiserne Garde auflösen und tausende verhaften; 19 Tage später wurde er von Legionären der Eisernen Garde ermordet.


[[Datei:Romania Mare (judete si regiuni istorice).JPG|mini|Rumänien 1918–1940]]
Am 10. Februar 1938 entließ König [[Carol II.]] die Regierung und setzte eine Königsdiktatur ein, um damit die Bildung einer Regierung zu verhindern, der Minister aus der Eisernen Garde angehört hätten. Dies geschah in direkter Konfrontation mit Adolf Hitlers ausdrücklicher Unterstützung der Eisernen Garde.
In dem neuen „[[Großrumänien]]“ waren drei Viertel der Bevölkerung ethnische Rumänen. In Siebenbürgen, im Banat, in der Bukowina, in Bessarabien und in der Dobrudscha lebten zahlreiche Minderheiten. Die wichtigsten Minderheiten waren die [[Magyaren in Rumänien|Ungarn]] (7,9 %), [[Deutsche]]n (4,1 %), [[Geschichte der Juden in Rumänien|Juden]] (4 %) und [[Ukrainer in Rumänien|Ukrainer]]/[[Russinen]] (3,2 %); daneben gab es [[Russen]] (2,3 %), [[Bulgaren]] (2 %), [[Roma in Rumänien|Roma]] (1,5 %), [[Türken]] (0,9 %), [[Gagausen]] (0,6 %) usw. Doch auch die Zahl der Rumänen, die in den Nachbarstaaten entlang der Grenzen Großrumäniens lebten, war beträchtlich: 250.000 in der [[Sowjetunion]] (darunter 172.419 in der [[Moldauische Autonome Sozialistische Sowjetrepublik|Autonomen Moldau-Republik]]), 230.000 in Jugoslawien im serbischen [[Banat]] und in [[Walachen (Serbien)|Zentralserbien]], 60.000 in Bulgarien (darunter 42.414 in der [[Oblast Widin|Umgebung von Widin]]) und 24.000 in Ungarn.
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Nonetheless, in December 1937, the king appointed LANC leader (and poet) Octavian Goga as prime minister. Around this time, Carol met with Adolf Hitler, who expressed his wish to see a Romanian government headed by the Iron Guard. Instead, on February 10, 1938 King Carol II used the occasion of a public insult by Goga to toward Lupescu as a reason to dismiss the government and institute a short-lived royal dictatorship, sanctioned seventeen days later by a new constitution under which the king named not only the prime minister but all ministers.
Die meisten der Regierungen in den Zwischenkriegsjahren bewahrten zwar die Form, nicht aber die Substanz einer liberalen konstitutionellen Monarchie. Die Verfassung von 1923 gab dem König die Macht, das Parlament aufzulösen und nach Gutdünken Wahlen anzusetzen; als Konsequenz gab es zwischen 1930 und 1940 über 25 verschiedene Regierungen. Die nationale liberale Partei, die in den Jahren unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg dominierte, wurde immer nationalistischer und wurde 1927 durch die nationale Bauernpartei an der Macht abgelöst.
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Während dieser Zeit war die Beziehung zwischen den nationalistischen Parteien und König [[Karl II. (Rumänien)|Carol II.]] von gegenseitigem Misstrauen geprägt. Nach dem Tod seines Vaters [[Ferdinand I. (Rumänien)|Ferdinand]] 1927 wurde Carol wegen seiner bekannten jüdischen [[Mätresse]] [[Magda Lupescu]] an der Thronbesteigung gehindert. Nach drei Jahren im Exil, während deren sein Bruder Nicolae als Regent und sein junger Sohn [[Michael I. (Rumänien)|Mihai]] als König diente, gab Carol öffentlich seine Mätresse auf und bestieg selber den Thron; es wurde aber rasch klar, dass sein Verzicht eine Täuschung war.

[[Datei:Miscarea Legionara Bucuresti Legionary Movement Bucharest Romania.jpg|mini|300px|Aufmarsch der Eisernen Garde in Bukarest]]
In den 1930er Jahren stieg eine Zahl von ultranationalistischen Parteien auf, insbesondere die quasi-mystische faschistische Bewegung der [[Eiserne Garde|Eisernen Garde]] (auch: „Legion des Erzengels Michael“), die den [[Nationalismus]], die Furcht vor dem Kommunismus und [[Ressentiment]]s gegen die angebliche ausländische und jüdische Dominanz in der Wirtschaft ausnutzte. Am 10. Dezember 1933 ließ der liberale Premierminister [[Ion Duca]] die Eiserne Garde auflösen und Tausende verhaften; 19 Tage später wurde er von Legionären der Eisernen Garde auf einem Bahnsteig des Bahnhofs von [[Sinaia]] ermordet.

Am 10. Februar 1938 entließ König Carol II. die Regierung und setzte eine [[Königsdiktatur]] ein, um damit die Bildung einer Regierung zu verhindern, der Minister aus der Eisernen Garde angehört hätten. Dies geschah in direkter Konfrontation zu [[Adolf Hitler]]s ausdrücklicher Unterstützung der Eisernen Garde.


Über die nächsten zwei Jahre entwickelte sich der bereits heftige Konflikt zwischen der Eisernen Garde und anderen politischen Gruppierungen unter mehreren kurzlebigen Regierungen nahezu zu einem Bürgerkrieg. Im April 1938 ließ Carol den Führer der Eisernen Garde [[Corneliu Zelea Codreanu]] verhaften. In der Nacht vom 29. auf den 30. November 1938, vermutlich als Revanche für eine Reihe von Attentaten durch Kommandos der Eisernen Garde, wurden Codreanu und mehrere andere Legionäre getötet, angeblich bei einem Fluchtversuch. Man nimmt allgemein an, dass solch ein Fluchtversuch nicht stattgefunden hat.
Über die nächsten zwei Jahre entwickelte sich der bereits heftige Konflikt zwischen der Eisernen Garde und anderen politischen Gruppierungen unter mehreren kurzlebigen Regierungen nahezu zu einem Bürgerkrieg. Im April 1938 ließ Carol den Führer der Eisernen Garde [[Corneliu Zelea Codreanu]] verhaften. In der Nacht vom 29. auf den 30. November 1938, vermutlich als Revanche für eine Reihe von Attentaten durch Kommandos der Eisernen Garde, wurden Codreanu und mehrere andere Legionäre getötet, angeblich bei einem Fluchtversuch. Man nimmt allgemein an, dass solch ein Fluchtversuch nicht stattgefunden hat.


Die Diktatur durch den König war kurzlebig. Am 7. März 1939 wurde mit Armand Călinescu als Premierminister eine neue Regierung gebildet; am 21. September 1939, drei Wochen nach Ausbruch des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]] wurde Călinescu als Rache für Codreanu wiederum von Legionären ermordet.
Die Diktatur von König Carol II. war kurzlebig. Am 7. März 1939 wurde mit [[Armand Călinescu]] als Premierminister eine neue Regierung gebildet. Călinescu wurde am 21. September 1939, drei Wochen nach Ausbruch des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]], von Legionären ermordet.


== Zweiter Weltkrieg ==
=== Zweiter Weltkrieg ===
{{überarbeiten}}
[[Datei:Molotov–Ribbentrop Pact (German copy).gif|mini|Letzte Seite des Geheimen Zusatzprotokolls im Deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakt]]
Siehe auch: [[Deutsche Heeresmission in Rumänien]]
Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges versuchte Rumänien zunächst neutral zu bleiben. Am 13. April 1939 hatten sich Frankreich und Großbritannien zur Sicherung der Unabhängigkeit Rumäniens verpflichtet, aber die Verhandlungen über eine ähnliche Garantie durch die Sowjetunion wurden abgebrochen, nachdem Rumänien eine Präsenz der [[Rote Armee|Roten Armee]] auf seinem Territorium abgelehnt hatte. Am 23. August unterzeichneten [[Wjatscheslaw Michailowitsch Molotow]] und [[Joachim von Ribbentrop]] den [[Deutsch-sowjetischer Nichtangriffspakt|deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakt]]. Acht Tage später [[Überfall auf Polen|überfiel Deutschland Polen]], und Rumänien gewährte Mitgliedern der Regierung Polens (siehe [[Polnische Exilregierung]]) Zuflucht.


[[Datei:PerdidasTerritorialesRumanas1940 de.svg|mini|links|Gebietsverluste Rumäniens im Verlauf des Jahres 1940 an Ungarn, die Sowjetunion und Bulgarien]]
[[Bild:Ion_Antonescu_und_Hermann_Goering.jpg|thumb|300px|left|[[Ion Antonescu]] und [[Hermann Göring]] im [[Schloss Belvedere]] in Wien]]


Am 26. Juni 1940 setzte die Sowjetunion ein [[Ultimatum]], mit dem Rumänien aufgefordert wurde, seine Truppen und Administration aus [[Bessarabien]], der nördlichen [[Bukowina]] und dem [[Herza-Gebiet]] abzuziehen, andernfalls würde die UdSSR mit der [[Sowjetische Besetzung Bessarabiens und der Nordbukowina|militärischen Invasion]] beginnen. Dieser Zug wurde durch das geheime Zusatzprotokoll des Deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakts ermöglicht. Sowohl Deutschland als auch Italien waren bereits am 24. Juni über das Ultimatum informiert worden, hatten aber weder Rumänien hierüber informiert noch waren sie zur Hilfestellung bereit. Auf Grund Frankreichs Kapitulation ([[Waffenstillstand von Compiègne (1940)|22. Juni 1940]]) und Großbritanniens Rückzug vom Festland ([[Schlacht von Dünkirchen]] 26. Mai–5. Juni 1940) waren die westlichen Alliierten Rumäniens nicht in der Lage einzugreifen. Rumänien stimmte den Bedingungen zu, um eine bewaffnete Auseinandersetzung zu vermeiden. Die sowjetische [[Annexion]] begann am 28. Juni und wurde durch das Ausrufen der [[Moldauische Sozialistische Sowjetrepublik|Moldauischen Sozialistischen Sowjetrepublik]] am 2. August abgeschlossen.<ref name="Bossy">{{Literatur |Autor=Raoul V. Bossy, George H. Bossy, Michel-André Bossy |Titel=Recollections of a Romanian diplomat, 1918–1969: diaries and memoirs of Raoul V. Bossy, Volume 2 |Verlag=Hoover Press |Datum=2003 |ISBN=0-8179-2951-7 |Seiten=534 |Sprache=en |Online={{Google Buch | BuchID=yldSILSotk4C | Seite=534}}}}</ref>
Am 13. April 1939 hatten Frankreich und Großbritannien versprochen, die Unabhängigkeit Rumäniens zu sichern, aber Verhandlungen um eine ähnliche Garantie durch die Sowjets wurden abgebrochen, als Rumänien ablehnte, die Rote Armee sein Territorium betreten zu lassen. Am 23. August unterzeichneten Deutschland und die Sowjetunion den Molotow-Ribbentrop-Pakt, der unter anderem das sowjetische Interesse an Bessarabien festschrieb. Acht Tage später marschierte Deutschland in Polen ein. Rumänien blieb offiziell neutral und gewährte Mitgliedern von Polens fliehender Regierung Zuflucht. Nach der Ermordung des Premierministers Călinescu versuchte König Carol noch mehrere Monate, die Neutralität zu bewahren, aber Frankreichs Kapitulation und Großbritanniens Rückzug aus Europa machte deren Garantien an Rumänien hinfällig.


1940 verlor Rumänien sowohl im Osten als auch im Westen Territorium. Nach einem Ultimatum im Juli besetzte die Sowjetunion Bessarabien und die Bukowina; zwei Drittel Bessarabiens wurden mit der UdSSR vereinigt, um die Moldawische Sozialistische Sowjetrepublik zu bilden. Der Rest wurde der Ukrainischen Sozialistische Sowjetrepublik zugeteilt. Kurz darauf zwangen Deutschland und Italien mit dem zweiten [[Wiener Schiedsspruch]] Rumänien dazu, eine Hälfte Siebenbürgens an Ungarn "zurückzugeben". Dieses Gebiet, das man historisch als ungarisch betrachten kann, wurde als Nordsiebenbürgen bezeichnet, im Gegensatz zu Südsiebenbürgen, das rumänisch blieb. Am 7. September musste unter dem Vertrag von Craiova der südliche Teil der [[Dobrudscha]] (im rumänischen Cadrilater genannt) an Bulgarien abgegeben werden. Diese territorialen Verluste erschütterten die Fundamente von Carols Macht.
Rumänien wurde von Deutschland und Italien durch den [[Zweiter Wiener Schiedsspruch|Zweiten Wiener Schiedsspruch]] (30. August 1940) dazu gezwungen, die Nordhälfte [[Siebenbürgen]]s ([[Nordsiebenbürgen]]) an Ungarn zurückzugeben (Südsiebenbürgen blieb rumänisch). Am 7. September verpflichtete Rumänien sich, Bulgarien den südlichen Teil der [[Dobrudscha]] zurückzugeben ([[Bulgarische Friedensverträge#Vertrag von Craiova|Vertrag von Craiova]]). Diese territorialen Verluste erschütterten die Fundamente von Carols Macht.


Ion Gigurtus am 4. Juli 1940 gebildete Regierung war die erste, der ein Minister der Eisernen Garde angehörte: Horia Sima, ein besonders bösartiger Antisemit, der nach Codreanus Tod der nominelle Führer der Bewegung geworden war, war einer der wenigen prominenten Legionäre, die das Blutbad der vergangenen Jahre überlebt hatten.
Die von [[Ion Gigurtu]] am 4. Juli 1940 gebildete Regierung war die erste, der ein Minister der [[Eiserne Garde|Eisernen Garde]] angehörte, namentlich der Antisemit [[Horia Sima]], der nach Codreanus Tod der nominelle Führer der Bewegung geworden war. Er war einer der wenigen prominenten Legionäre, die das Blutbad der vergangenen Jahre überlebt hatten.


== Antonescu kommt an die Macht ==
==== Ära Antonescu ====
[[Datei:Romania 1942 de.svg|mini|Gebietsgewinne Rumäniens im Krieg gegen die Sowjetunion 1941–44]]
[[Datei:Ploiesti 1943 bombardament.jpg|mini|Bombardierung der Ölraffinerien in Ploiești durch amerikanische B-24 Bomber, 1. August 1943]]


Die [[Eiserne Garde]] (geführt von [[Horia Sima|Sima]]) und General (später Marschall) [[Ion Antonescu]] bildeten am 4. September 1940 die Regierung eines „nationallegionären Staats“, welche die Abdankung [[Karl II. (Rumänien)|Carols II.]] zugunsten seines 19-jährigen Sohns [[Michael I. (Rumänien)|Mihai]] erzwang. Carol und Lupescu gingen ins Exil, und angesichts der Niederlage der Schutzmacht Frankreich blieb Rumänien nichts anderes übrig, als sich stark den [[Achsenmächte]]n anzunähern. Antonescu und das rumänische Offizierskorps hofften darauf, dass der Hitler-Stalin-Pakt zerbrechen und Rumänien als kämpfender Verbündeter Deutschlands sein Territorium auf sowjetisches Gebiet ausdehnen könne. Beabsichtigt war die Eingliederung der nördlichen [[Bukowina]] und ganz [[Bessarabien]]s. Zudem sollte von Deutschland als Gegenleistung für die Unterstützung die Rückgängigmachung des Zweiten Wiener Schiedsspruchs verlangt werden. Diese Haltung wurde gegenüber der deutschen Seite so formuliert, so dass dort eine rumänische Beteiligung Ende 1940 fest in den Plänen für den [[Überfall auf die Sowjetunion]] einkalkuliert wurde.<ref>Grant T. Harward: ''„To the End of the Line“: The Romanian Army in Operation Barbarossa.'' In: The Journal of Slavic Military Studies, Volume 34, Issue 4, S.&nbsp;599–618, hier: S. 601 f.</ref>
Im unmittelbaren Gefolge des Verlusts von Nordsiebenbürgen bildeten die Eiserne Garde (geführt von Sima) und General (später Marschall) [[Ion Antonescu]] am 4. September 1940 die Regierung eines "nationallegionären Staats", welche die Abdankung Carols II. zugunsten seines 19jährigen Sohns Mihai erzwang. Carol und Lupescu gingen ins Exil, und Rumänien näherte sich stark den Achsenmächten, trotz dem vorausgegangenen Verrat bezüglich der territorialen Abtretungen.


An der Macht, verschärfte die Eiserne Garde die bereits harten antisemitischen Gesetze und nahm Rache an ihren Feinden. Nazitruppen begannen am 8. Oktober 1940, die rumänischen Grenzen zu übertreten und waren bald 500.000 an der Zahl. Am 23. November trat Rumänien an der Seite der Achsenmächte in den Krieg ein. Mehr als 60 vormalige Würdenträger und Funktionäre wurde am 27. November im Gefängnis von Jilava hingerichtet, während sie auf ihren Prozess warteten. Der Historiker und frühere Premierminister Nicolae Torga und der Ökonom Virgil Madgearu, ebenfalls Minister in einer früheren Regierung, wurden gar ohne Verhaftung ermordet.
An der Macht, verschärfte die Eiserne Garde die bereits harten [[Geschichte des Antisemitismus bis 1945|antisemitischen]] Gesetze und nahm Rache an ihren Feinden. Mehr als 60 vormalige Würdenträger und Funktionäre wurden am 27. November 1940 im Gefängnis von [[Jilava]] hingerichtet, während sie noch auf ihren Prozess warteten. Der frühere Premierminister [[Nicolae Iorga]] und der Ökonom Virgil Madgearu (* 1887), ebenfalls Minister in früheren Regierungen, wurden gar ohne Verhaftung ermordet. Das Verhältnis zwischen der Eisernen Garde und Antonescu galt als angespannt. Am 20. Januar 1941 versuchte die Eiserne Garde einen Staatsstreich, verbunden mit einem [[Pogrom]] gegen die [[Bukarest]]er Juden, jedoch wurde der Staatsstreich innerhalb von vier Tagen von Antonescu niedergeschlagen und die Eiserne Garde aus der Regierung ausgeschlossen. Sima und viele andere Legionäre flohen nach Deutschland, andere wurden inhaftiert.


Ende November trat Rumänien dem [[Dreimächtepakt]] bei. Die [[Wehrmacht]] überschritt am 8. Oktober 1940 die rumänischen Grenzen und erreichte bald eine Truppenstärke von 500.000 Soldaten. Am 23. November trat Rumänien an der Seite der Achsenmächte in den Krieg ein.
Die Kohabitation zwischen der Eisernen Garde und Antonescu war zu keinem Zeitpunkt einfach. Am 20. Januar 1941 versuchte die Eiserne Garde einen Staatsstreich, verbunden mit einem Pogrom gegen die Bukarester Juden. Innerhalb von vier Tagen hatte Antonescu den Staatsstreich niedergeschlagen. Die Eiserne Garde wurde aus der Regierung ausgeschlossen. Sima und viele andere Legionäre nahmen in Deutschland Zuflucht, andere wurden inhaftiert.


In der Folge begann eine intensive militärische Übungskampagne, vorerst jedoch ohne die über den Winter beurlaubten Wehrpflichtigen, unterstützt von der Deutschen Heeresmission in Rumänien. Der deutschfreundliche [[Iosif Iacobici]] wurde am 27. Januar 1941 zum Kriegsminister ernannt. Derweil änderte die deutsche Militärführung mehrfach ihre Pläne für den Einsatz des erwarteten rumänischen Kontingents gegen die Sowjetunion. Der Kampfwert der rumänischen Truppen wurde allgemein als gering bewertet, insbesondere wegen des Mangels an Kraftfahrzeugen und modernen Waffen sowie des schlechten Ausbildungsstands. Zudem wurde insbesondere den Offizieren eine „rassische Minderwertigkeit“ unterstellt. Für die rumänische Seite wurde Ende Mai 1941 der bevorstehende Überfall auf die Sowjetunion offensichtlich. Konkret informierte [[Hitler]] Antonescu am 12. Juni über den nahen Kriegsbeginn. Am 18. Juni informierte Hitler Antonescu über den 22. Juni als Beginn des [[Unternehmen Barbarossa|Angriffs auf die Sowjetunion]].<ref>Grant T. Harward: ''„To the End of the Line“: The Romanian Army in Operation Barbarossa.'' In: The Journal of Slavic Military Studies, Volume 34, Issue 4, S.&nbsp;599–618, hier: S. 602–604.</ref>
Am 22. Juni 1941 griff Nazideutschland mit rumänischer Unterstützung die Sowjetunion an. Nachdem sie Bessarabien und die Bukowina zurückbekommen hatten, kämpften sie weiter Seite an Seite mit den Deutschen bis Odessa, Sewastopol und Stalingrad. Der rumänische Truppenanteil war beträchtlich; er war kleiner als der deutsche, aber größer als der aller anderen Verbündeten zusammen.
<!-- A Country Study by the U.S. Federal Research Division of the Library of Congress attributes this to "morbid competition with Hungary to curry Hitler's favor ... [in hope of]... regaining northern Transylvania." [1] (http://countrystudies.us/romania/22.htm) -->


Daran waren zunächst die deutsche [[11. Armee (Wehrmacht)|11. Armee]] (136.000 Mann) und die rumänische [[Armata a 3-a Română|3.]] sowie 4. Armee sowie einzelne Divisionen (326.000 Mann) beteiligt. Diese Verbände wurden unter dem Namen ''Heeresgruppe Antonescu'' geführt. Allerdings erteilten Antonescu und das Hauptquartier der rumänischen Armee lediglich formal Befehle, die vom Kommando der [[11. Armee (Wehrmacht)|11. deutschen Armee]] formuliert worden waren. Selbst dies galt nur für die rumänische [[Armata a 4-a Română|4. Armee]]. Die rumänische [[Armata a 3-a Română|3. Armee]], die als kampfstärkste im gesamten Militär des Landes galt, die 1. rumänische Panzerdivision und fünf Infanteriedivisionen, die in den Monaten zuvor unter deutscher Leitung ausgebildet worden waren, wurden unmittelbar dem Kommando der 11. Armee unterstellt.<ref>Grant T. Harward: ''„To the End of the Line“: The Romanian Army in Operation Barbarossa.'' In: The Journal of Slavic Military Studies, Volume 34, Issue 4, S.&nbsp;599–618, hier: S. 604f.</ref>
Rumänien annektierte sowjetisches Gebiet unmittelbar östlich des [[Dnjestr]], einschließlich Odessa. Rumäniens wichtigster General Petre Dumitrescu bekam das Kommando über die 6. deutsche Armee und stieß weit in die Sowjetunion vor, bis er in einer späteren Phase des Kriegs zurückweichen musste.


Vom 22. Juni 1941 an beteiligte sich die rumänische Artillerie am Beschuss sowjetischer Ziele. In den folgenden Tagen eroberten rumänische Truppen Brückenköpfe auf der gegenüberliegenden Seite des [[Pruth]], gingen dann aber nicht weiter vor, sondern warteten auf heranrückende deutsche Verbände. Am 25. Juni entschied sich die deutsche Führung zu einem eher langsamen Vorgehen angesichts noch vorhandener sowjetischer Gegenwehr: Die 11. deutsche Armee sollte ins nördliche Bessarabien vorstoßen, die rumänische 3. Armee an ihrer linken Flanke in die nördliche Bukovina und die rumänische 4. Armee an ihrer rechten Flanke mit etwas Verzögerung in das zentrale Bessarabien. Sowjetische Gegenangriffe verzögerten die Ausführung dieser Pläne bis zum 1. Juli. Es kam zu sowjetischen Bombenangriffen auf rumänische Städte. Nach dem Ausbruch aus den Brückenköpfen kamen die deutschen und rumänischen Verbände im Norden am schnellsten voran, wo die sowjetische Verteidigung weitgehend zusammengebrochen war, während im Süden eingegrabene sowjetische Truppen längeren Widerstand leisteten. Der 4. rumänischen Armee misslang der Ausbruch aus den Brückenköpfen in das sowjetisch kontrollierte und befestigte Hügelland.<ref>Grant T. Harward: ''„To the End of the Line“: The Romanian Army in Operation Barbarossa.'' In: The Journal of Slavic Military Studies, Volume 34, Issue 4, S.&nbsp;599–618, hier: S. 605 f., 608.</ref>
Während der Antonescu-Jahre versorgte Rumänien Nazideutschland und die Armeen der Achsenmächte mit Öl, Getreide und Industrieproduktion, zumeist ohne finanzielle Kompensation. Folglich wurde Rumänien um 1943 Ziel von alliierten Bombardements, insbesondere mit einem Angriff auf die Ölfelder von Ploieşti am 1. August 1943. Durch die unbezahlten Exporte schoss zudem die Inflation in die Höhe.
<!-- quoting again from that same Country Study) "even government officials began grumbling about German exploitation." [2] (http://countrystudies.us/romania/22.htm) -->


Der Stillstand im Süden wurde erst aufgebrochen, nachdem die Führung der 11. Armee die 1. rumänische Panzerdivision nach Süden eindrehen ließ. Die Division erreicht am 16. Juli 1941 [[Chișinău]] und griff die rechte sowjetische Flanke an. Dennoch gelang der [[Rote Armee|Roten Armee]] ein weitgehend geordneter, durch Gegenangriffe abgeschirmter Rückzug über den [[Dnister]].<ref>Grant T. Harward: ''„To the End of the Line“: The Romanian Army in Operation Barbarossa.'' In: The Journal of Slavic Military Studies, Volume 34, Issue 4, S.&nbsp;599–618, hier: S. 608.</ref> Zugleich begannen die deutsche 11. und die rumänische 3. Armee am 16. Juli den Übergang über den Dnister, um an der Einkesselung der sowjetischen Truppen in der Ukraine teilzunehmen, die die [[Heeresgruppe Süd]] beabsichtigte. Am 26. Juli erreicht schließlich auch die rumänische 4. Armee im Süden den Dnister. Zu diesem Zeitpunkt erkannte die deutsche Führung, dass ihre Operation Barbarossa nicht den Zusammenbruch der Sowjetunion auslösen würde. Sie ging zum Versuch einer großflächigen Eroberung über. Hauptziel der Heeresgruppe Süd war dabei [[Kiew]]. Der rumänischen 4. Armee kam dabei als Aufgabe der Schutz der rechten Flanke der deutschen Hauptkräfte bis zum [[Südlicher Bug|Südlichen Bug]] zu, insbesondere die Einschließung und Eroberung [[Odessa]]s. Einer entsprechenden Anfrage Hitlers vom 27. Juli 1941 stimmte Antonescu zu.<ref>Grant T. Harward: ''„To the End of the Line“: The Romanian Army in Operation Barbarossa.'' In: The Journal of Slavic Military Studies, Volume 34, Issue 4, S.&nbsp;599–618, hier: S. 610.</ref>
Obwohl sowohl Ungarn als auch Rumänien mit Nazideutschland verbündet waren, stand Antonescus Regime wegen der Siebenbürgen-Frage Ungarn weiterhin diplomatisch feindlich gegenüber. Vor der sowjetischen Gegenoffensive von Stalingrad betrachtete die Regierung einen Krieg mit Ungarn wegen Siebenbürgen für die Zeit nach dem erwarteten Sieg über die Sowjetunion als unausweichlich.


Weiter nördlich war die rumänische 3. Armee an der [[Kesselschlacht bei Uman]] beteiligt. Als sie anschließend gemeinsam mit den Deutschen den [[Bug (Fluss)|Bug]] überschreiten sollte, drohten auf der anderen Seite stehende, ebenfalls mit den Deutschen verbündete ungarische Truppen mit Kampfhandlungen gegen die Rumänen. Die 3. Armee blieb daraufhin zunächst hinter dem Bug zurück. Mitte August verlangte Hitler von Antonescu, dass die rumänische Armee im gesamten Süden der Ukraine und zum [[Schlacht um Sewastopol 1941–1942|Angriff auf die Halbinsel Krim]] eingesetzt werden sollte. Als Gegenleistung setzte Antonescu am Ende des Monats die ''Vereinbarung von [[Bender (Stadt)|Tighina]]'' durch, nach der Transnistria Rumänien angeschlossen wurde und Rumänien sowjetische Gebiete über die 1940 verlorenen hinaus annektieren durfte. Die Eroberung des späteren [[Gouvernement Transnistrien|rumänischen Besatzungsgebiets]] bis hin zum Bug wurde ebenfalls im August abgeschlossen.<ref>{{Webarchiv|text=odessitclub.org |url=http://www.odessitclub.org/en/archives/dallin/dallin.html |wayback=20070928004048 }}, The World Odessit Club: ''Odessa from Peace to Occupation'', in englischer Sprache</ref><ref>Grant T. Harward: ''„To the End of the Line“: The Romanian Army in Operation Barbarossa.'' In: The Journal of Slavic Military Studies, Volume 34, Issue 4, S.&nbsp;599–618, hier: S. 610 f.</ref>
== Rumänien und der Holocaust ==


Am 14. August führten die rumänischen Truppen in der [[Schlacht um Odessa]] den ersten Angriff auf die Stadt aus. Die Schlacht dauerte noch bis Oktober 1941 an und band die südliche Hälfte der rumänischen Truppen. Weiter nördlich überschritten am 19. August die 3. rumänische und die 11. deutsche Armee den Dnepr, um weiter in Richtung Krim vorzugehen. Nach dem Ende der Schlacht um Odessa wurde die rumänische 4. Armee von Mitte Oktober 1941 an weitgehend demobilisiert. Nur ein Teil ihrer Truppen verblieb als Besatzung in der Region zwischen Dnister und Dnjepr.<ref>Grant T. Harward: ''„To the End of the Line“: The Romanian Army in Operation Barbarossa.'' In: The Journal of Slavic Military Studies, Volume 34, Issue 4, S.&nbsp;599–618, hier: S. 613.</ref>
Selbst nach dem Sturz der Eisernen Garde führte das Antonescu-Regime, verbündet mit Nazideutschland, eine Politik von Unterdrückung und Massakern an Juden (und an zweiter Stelle Sinti und Roma) fort, wenn auch hauptsächlich in den östlichen Gebieten. Pogrome und Transporte waren in Moldau, Bukowina und Bessarabien an der Tagesordnung. Die Zahl der Opfer ist umstritten, aber die niedrigsten seriösen Schätzung bewegen sich zwischen 100.000 und 250.000 Juden und 25.000 Sinti und Roma in diesen Ostregionen, während von Siebenbürgens 150.000 Juden 120.000 unter dem Zugriff der Ungarn starben.


General [[Petre Dumitrescu]] führte die 3. Armee am 26. September in die [[Schlacht am Asowschen Meer]]. Für den folgenden Angriff auf die Krim wollten die Deutschen zunächst keine rumänischen Einheiten einsetzen. [[Erich von Manstein]] griff dann aber doch auf zwei gut motorisierte Brigaden und ein Regiment der 3. rumänischen Armee zurück, da seine 11. Armee selbst untermotorisiert war.<ref>Grant T. Harward: ''„To the End of the Line“: The Romanian Army in Operation Barbarossa.'' In: The Journal of Slavic Military Studies, Volume 34, Issue 4, S.&nbsp;599–618, hier: S. 614.</ref> Bis zum 10. Oktober entfernten sich die Verbände der 3. Armee mehr als 1700 Kilometer von Rumänien, schlugen vier größere [[Schlacht]]en und bestritten 42 kleinere Gefechte. Zugleich brach Mitte Oktober der Kampfeswillen der rumänischen Truppen angesichts schwerer Kämpfe, geringem und schlecht ausgebildetem Personalersatz, seit zwei Monaten ausbleibendem Sold und schlechter Postverbindungen zusehends zusammen.<ref>Grant T. Harward: ''„To the End of the Line“: The Romanian Army in Operation Barbarossa.'' In: The Journal of Slavic Military Studies, Volume 34, Issue 4, S.&nbsp;599–618, hier: S. 615f.</ref>
Nichtsdestotrotz überlebte im Gegensatz zu dem größten Teil Ost- und Zentraleuropas die Mehrheit der rumänischen Juden den Krieg. Antonescus Regierung entwarf Pläne für Massendeportationen aus Walachei, Südsiebenbürgen, und Süd- und Westmoldau, führte sie aber nie durch. Historiker sind sich nicht darüber einig, ob die wiederholten Appelle von Antonescus früherem jüdischen Klassenkameraden Wilhelm Fildermann eine größere Rolle dabei spielten; ob Antonescu in Erwägung zog, dass Westrumänien nicht ausreichend antisemitisch sei, um die Deportation praktisch durchzuführen; ob er nicht willens war, den jüdischen Beitrag zur rumänischen Wirtschaft zu opfern; oder ob er sich nur absichern wollte. Es ist erwähnenswert, dass er trotz seines offenkundigen Antisemitismus eine jüdische Stiefmutter und eine französisch-jüdische erste Frau hatte.


Ende Oktober 1941 übernahm die rumänische 3. Armee das Kommando über die im Besatzungsgebiet verbliebenen ehemaligen Einheiten der 4. Armee. Die verschiedenen Korps der 3. Armee hatten dabei unterschiedliche Operationsgebiete: Das II. Corps stellte die Besatzung Transnistriens, das VI. die zwischen Bug und Dnjepr. Unter dem direkten Kommando der 11. deutschen Armee überwachte das rumänische Kavalleriekorps die Küstenregion am [[Asowsches Meer|Asowschen Meer]] und das rumänische Gebirgskorps war in die Besatzungsstruktur der 11. Armee auf der Krim integriert und kämpfte in Teilen in der [[Schlacht um Sewastopol 1941–1942]].<ref>Grant T. Harward: ''„To the End of the Line“: The Romanian Army in Operation Barbarossa.'' In: The Journal of Slavic Military Studies, Volume 34, Issue 4, S.&nbsp;599–618, hier: S. 615.</ref>
== Der königliche Staatsstreich ==


Für die [[Schlacht von Stalingrad]] befahl das [[Oberkommando des Heeres]] (OKH) große Teile von Dumitrescus Truppen in die belagerte Stadt, die dort entweder fielen oder in sowjetische Gefangenschaft gerieten. Die Verteidigung des 138&nbsp;km langen Frontabschnitts durch die verbleibenden Verbände wurde hierdurch geschwächt; eine Offensive der [[Rote Armee|Roten Armee]] im Südwesten durchbrach die rumänische Front und zwang die rumänischen Verbände im Dezember 1943 zum Rückzug. Auf dem Weg nach [[Bukarest]] wurden die Truppen von der Roten Armee eingekesselt. Die Sowjets machten mehr als 130.000 rumänische [[Kriegsgefangener|Kriegsgefangene]]; nur Reste der Verbände erreichten Bukarest.<ref>[http://www.worldwar2.ro/generali/?article=98 worldwar2.ro], ''General Petre Dumitrescu''</ref>
Mit der sowjetischen Gegenoffensive bei Stalingrad im Februar 1943 begann sich das Blatt des Kriegs gegen die Achsenmächte zu wenden. Um 1944 lag die rumänische Wirtschaft durch die Kriegsausgaben und durch alliierte Bombardements in Scherben, und es begann sich eine Abneigung gegen die Last durch Nazideutschland selbst unter den einstigen enthusiastischen Kriegsunterstützern zu entwickeln. König Mihai, ursprünglich hauptsächlich eine Repräsentationsfigur, führte am 23. August 1944 erfolgreich einen Staatsstreich mit Unterstützung durch oppositionelle Politiker und durch die Armee. Er setzte Antonescus Diktatur ab und brachte Rumäniens arg zugerichtete Truppen auf die Seite der Alliierten. Im Kampf gegen Nazideutschland erlitt Rumänien weitere heftige Verluste in Siebenbürgen, Ungarn und der Tschechoslowakei.


Rumänien trug unter der Regierung Antonescu mit Lieferungen von Öl, Getreide und Industrieprodukten bedeutend zur Versorgung Deutschlands und der Armeen der [[Achsenmächte]] bei, zumeist jedoch ohne finanzielle Kompensation, was eine hohe Inflation zur Folge hatte.<!-- quoting again from that same Country Study „even government officials began grumbling about German exploitation.“ [2] (http://countrystudies.us/romania/22.htm) --> Die Erdölfelder von [[Ploiești]] waren eine der wichtigsten [[Erdölgewinnung|Ölquellen]] für die Wehrmacht. Westalliierte [[Luftangriffe auf Ploiești]] sollten die Produktion von kriegswichtigen Gütern wie Treibstoff verhindern oder zumindest beeinträchtigen. Am 1. August 1943 bombardierten über 100 US-amerikanische [[Consolidated B-24]] die Förderanlagen und Raffinerien in der [[Operation Tidal Wave]].
Selbst nach dem Seitenwechsel im August 1944 konnte König Mihai die Erinnerung an die Teilnahme seines Landes an der deutschen Invasion in der Sowjetunion nicht auslöschen. Obwohl rumänische Kräfte heldenhaft unter sowjetischem Kommando kämpfen, betrachteten die Sowjets Rumänien als besetztes Territorium.


Trotz der Bündnisse Ungarns und Rumäniens mit Deutschland stand das Antonescu-Regime in der [[Siebenbürgen]]-Frage auf diplomatischer Ebene Ungarn weiterhin feindlich gegenüber. Vor der [[Schlacht von Stalingrad|sowjetischen Gegenoffensive von Stalingrad]] sah die rumänische Regierung eine bewaffnete Auseinandersetzung mit Ungarn in dieser Frage für die Zeit nach dem erwarteten Sieg über die Sowjetunion als unausweichlich an.
Am Ende des Kriegs stand ein gegenüber der Ausdehnung in der Zwischenkriegszeit deutlich verkleinertes Rumänien. Zwar wurde der Wiener Schiedsspruch revidiert und Nordsiebenbürgen wieder unter rumänische Verwaltung gebracht. Aber Bessarabien und die Nordbukowina mussten an die Sowjetunion, die Süddobrudscha an Bulgarien abgetreten werden.


== Aufstieg der Kommunisten ==
==== Rumänien und der Holocaust ====
[[Datei:Bundesarchiv Bild 146-2005-0121, Rumänien, Festnahme von Juden.jpg|mini|hochkant|Festnahme von [[Juden]] in Rumänien am 22. Dezember 1941, Aufnahme aus dem [[Bundesarchiv (Deutschland)|Bundesarchiv]]]]


Antonescu erklärte kurz nach seinem Amtsantritt 1940 die [[Geschichte der Juden in Rumänien#Großrumänien|Juden Rumäniens]] für [[Staatenloser|staatenlos]], soweit sie nicht bereits vor Abschluss der Friedensverträge Bürger geworden waren. Das betraf so gut wie alle Juden, etwa 590.000. Mit dem Kriegseintritt Rumäniens begannen im Februar 1941 die Massaker der [[Eiserne Garde|Eisernen Garde]] an den Juden und kulminierten zunächst im [[Todeszug von Iași]]. Am 2. Juli 1941 erhielten Gendarmerieoffiziere, die die von rumänischen Truppen eroberten Gebiete überwachen sollten, die Anweisung von Gendarmeriekommandeur Constantin Vasiliu, möglichst viele Juden zu erschießen und die Überlebenden zu deportieren, was auch ausgeführt wurde. Zugleich begann die deutsche [[Einsatzgruppe D]] ihre Mordaktionen in diesem Gebiet. Darüber hinaus kam es unmittelbar nach der Eroberung zu Gewalttaten in den betreffenden Regionen. Dabei handelte es sich zum Teil um spontane Gewaltausbrüche, zum Teil auf Einheitsebene organisierte Mordkommandos gegen angebliche jüdische Heckenschützen. Insbesondere in den rückeroberten vormals rumänischen Gebieten beteiligte sich auch die Zivilbevölkerung an den Gewalttaten.<ref>Grant T. Harward: ''„To the End of the Line“: The Romanian Army in Operation Barbarossa.'' In: The Journal of Slavic Military Studies, Volume 34, Issue 4, S.&nbsp;599–618, hier: S. 607 f.</ref> Nach der Eroberung Transnistriens wurden von Herbst 1941 an rund 142.000 Juden aus dem rumänischen Stammland dorthin deportiert. Viele von ihnen fielen dort der weiteren Verfolgung zum Opfer.<ref>Grant T. Harward: ''„To the End of the Line“: The Romanian Army in Operation Barbarossa.'' In: The Journal of Slavic Military Studies, Volume 34, Issue 4, S.&nbsp;599–618, hier: S. 614.</ref> Neben den organisierten Verfolgungen und der Unterstützung der Einsatzgruppe D kam es im gesamten rumänischen Besatzungsgebiet immer wieder zur Ermordung von Juden, häufig im Rahmen von sogenannter [[Partisanenbekämpfung]].<ref>Grant T. Harward: ''„To the End of the Line“: The Romanian Army in Operation Barbarossa.'' In: The Journal of Slavic Military Studies, Volume 34, Issue 4, S.&nbsp;599–618, hier: S. 616.</ref>
Die [[Jaltakonferenz]] hatte der Sowjetunion ein vorherrschendes Interesse an Rumänien zugebilligt. Die Pariser Friedensverträge räumten Rumänien nicht den Rang eines Mitalliierten zu, und die Rote Armee stand auf rumänischem Boden. Die Kommunisten spielten nur eine kleine Rolle in Mihais Kriegsregierung, an deren Spitze General [[Nicolae Radescu|Nicolae R&#x103;descu]] stand. Dies sollte sich [[1945]] ändern, als Dr. [[Petru Groza]] von der ''Frontul Plugarilor'', eine den Kommunisten nahestehende Partei, Premierminister wurde. Obwohl diese Regierung breit angelegt war und Mitglieder der meisten größeren Vorkriegsparteien einschließlich der Eisernen Garde hatte, besetzten die Kommunisten die Schlüsselministerien.


Auch beim [[Massaker von Odessa]] im Herbst und Winter 1941 wurden Zehntausende Juden in [[Odessa]] und im gesamten [[Gouvernement Transnistrien]] umgebracht. Selbst nach dem Sturz der Eisernen Garde führte das Antonescu-Regime, verbündet mit dem [[NS-Staat|Deutschen Reich]], eine Politik von Unterdrückung und Massakern an Juden und [[Roma]] fort, hauptsächlich in den östlichen Gebieten. [[Pogrom]]e und Deportationen waren in Moldau, der [[Bukowina]] und [[Bessarabien]] an der Tagesordnung. Die Zahl der Opfer ist umstritten, aber die niedrigsten seriösen Schätzungen bewegen sich zwischen 100.000, 250.000 und mindestens 280.000 Juden<ref name="sueddeutsche.de">sueddeutsche.de Oliver Das Gupta, 11. August 2012: [http://www.sueddeutsche.de/1.1439137 ''Rumänischer Premier macht Holocaust-Leugner zum Minister – CDU fordert Rücktritt von Pontas Vertrautem''].</ref> und 20.000<ref name="sueddeutsche.de" /> bis 25.000 Roma in diesen Ostregionen, während von [[Siebenbürgen]]s 150.000 Juden 120.000 unter dem Zugriff der Ungarn starben. Ohne deutschen Druck waren zum Zeitpunkt der Kapitulation Rumäniens im August 1944 mehr als die Hälfte der Juden des Landes ermordet, und nur die neue politische Lage verhinderte die völlige [[Holocaust#Gesamtzahlen jüdischer Opfer|Vernichtung der Juden]] des Landes.<ref>[[Friedrich Battenberg]]: ''Das Europäische Zeitalter der Juden. Zur Entwicklung einer Minderheit in der nichtjüdischen Umwelt Europas.'' Band II, Darmstadt 1990, ISBN 3-534-11382-9, S.&nbsp;307.</ref>
Der König war nicht glücklich mit der Richtung dieser Regierung, und als er Grozas Rücktritt erzwingen wollte, indem er die Unterzeichnung jeglicher Gesetze verweigerte, entschied sich Groza, die Gesetze auch ohne Mihais Unterschrift in Kraft zu setzen. Am 8. November 1945 wurde eine antikommunistische Demonstration vor dem Königspalast in Bukarest mit Gewalt aufgelöst, mit zahlreichen Verhaftungen, Verletzten und einer unbestimmten Zahl an Toten.


{{Siehe auch|Geschichte der Juden in Rumänien|Jean Ancel}}
Trotz der Missbilligung durch den König führte die erste Groza-Regierung eine Landreform durch und gab Frauen das Wahlrecht. Gleichzeitig brachte sie aber auch den Beginn der Sowjetvorherrschaft in Rumänien. In den Wahlen vom 9. November [[1946]] konnten die Kommunisten und ihre Alliierten 80% der Stimmen verbuchen, wobei Wahlmanipulation eine große Rolle gespielt hat. Mit machiavellischer Taktik gingen die Kommunisten zusammen mit der Eisernen Garde daran, den Einfluss der zentristischen Parteien zu eliminieren. Die Nationale Bauernpartei wurde [[1947]] der Spionage beschuldigt, nachdem klar wurde, dass sich ihre Führer geheim mit US-Funktionären getroffen hatten. Andere Parteien wurden gezwungen, sich mit den Kommunisten zu vereinigen. 1946 und 1947 wurden zehntausende Angehörige des Regimes, das auf der Seite der Achsenmächte gestanden hatte, als Kriegsverbrecher hingerichtet. Antonescu selbst wurde am 1. Juni [[1946]] hingerichtet.


==== Königlicher Staatsstreich ====
[[Michael I. (Rumänien)|Mihai I.]] dankte unter Druck am 30. Dezember 1947 ab und ging ins Exil. Eine "Rumänische Volksrepublik" wurde ausgerufen und am 13. April [[1948]] mit einer Verfassung formalisiert.
{{Hauptartikel|Königlicher Staatsstreich in Rumänien 1944}}


Um 1944 lag die rumänische Wirtschaft durch Kriegsausgaben und alliierte Bombardements am Boden, und es entwickelte sich selbst unter den Kriegsbefürwortern Widerstand gegen Abschöpfung durch Deutschland.
== Parteiinterne Machtkämpfe ==


Als die Front 1944 rumänisches Gebiet erreichte (siehe [[Operation Jassy-Kischinew]] = Großangriff am 20. August 1944), führte König Mihai, bis dahin hauptsächlich eine Repräsentationsfigur, am 23. August 1944 mit Unterstützung oppositioneller Politiker aus dem Mitte-links-Spektrum<ref name="Otto Luchterhandt">{{Webarchiv|text=jura.uni-hamburg.de |url=http://www.uni-hamburg.de/fachbereiche-einrichtungen/ost/GliederungLiteraturArbeitsblaetter.pdf |wayback=20131229020623 }} (PDF; 3&nbsp;MB), [[Otto Luchterhandt]]: ''Ostrecht I, Geschichtliche und geografische Grundlagen.'' S. 31.</ref> und der Armee erfolgreich einen [[Königlicher Staatsstreich in Rumänien 1944|Staatsstreich]] durch, womit er die Diktatur Antonescus beendete, die Verfassung von 1923 teilweise wieder in Kraft setzte<ref name="Otto Luchterhandt" /> und einen Seitenwechsel Rumäniens auf die Seite der Alliierten herbeiführte. Die neue bürgerliche Regierung Rumäniens wurde von Premierminister [[Nicolae Rădescu]] geführt. Im Kampf gegen Deutschland erlitt Rumänien weitere heftige Verluste in Siebenbürgen, Ungarn und der Tschechoslowakei.
Die frühen Jahre der kommunistischen Herrschaft in Rumänien waren durch wiederholte Kurswechsel und Massenverhaftungen geprägt, und verschiedene Gruppierungen kämpften um die Vorherrschaft. [[1948]] wurde die frühere Agrarreform rückgängig gemacht und durch eine Hinwendung zur Kollektivierung ersetzt. Dies führte zu zehntausenden von Festnahmen, ebenso wie die Bemühungen, die Unierte Kirche zu eliminieren. Am 11. Juni 1948 wurden alle Banken und großen Unternehmen verstaatlicht. Rumänien entwickelte ein System der Zwangsarbeit und politischen Gefängnisse ähnlich zur Sowjetunion. Beim erfolglosen Versuch, einen Donau-Schwarzmeer-Kanal zu bauen, starben geschätzte 100.000 politische Häftlinge.


Obwohl rumänische Verbände nun unter sowjetischem Kommando kämpften, betrachteten die Sowjets Rumänien als besetztes Territorium und stationierten Truppen im ganzen Land. Die Alliierten Westmächte erkannten diesen Status in der [[Konferenz von Jalta]] an. Die [[Pariser Friedenskonferenz 1946]] verweigerte Rumänien den Rang eines Mitalliierten. Das Territorium Rumäniens verkleinerte sich verglichen mit seiner Ausdehnung vor dem Zweiten Weltkrieg deutlich. Zwar wurde der [[Wiener Schiedsspruch]] revidiert und Nordsiebenbürgen wieder unter rumänische Verwaltung gestellt, jedoch mussten Bessarabien und die Nordbukowina an die Sowjetunion zurückgegeben werden.
Es gab drei wichtige Gruppierungen, alle stalinistisch, die sich mehr durch ihre jeweilige persönliche Geschichte als durch tiefere politische oder philosophische Differenzen unterschieden: Die ''Emigranten'' unter [[Ana Pauker]] und [[Vasile Luca]] hatten in Krieg im Moskauer Exil verbracht. Die ''Einheimischen'', von denen [[Gheorghe Gheorghiu-Dej]] der wichtigste war, waren während des Kriegs in rumänischen Gefängnissen gewesen. Eine etwas weniger stalinistische Gruppierung, zu der [[Lucre&#x163;iu P&#x103;tr&#x103;&#x15F;canu]] zählt, hatte sich durch die Antonescu-Jahre gerettet, indem sie sich in Rumänien versteckte. Sie hatte in den breiten Regierungen unmittelbar nach Mihais Staatsstreich teilgenommen.


Sowjetische [[Reparationen|Reparationsforderungen]] für Kriegsschäden vor dem Seitenwechsel erfüllte Rumänien im Januar 1945 durch eine von den russischen Besatzern forcierte [[Verschleppung von Rumäniendeutschen in die Sowjetunion|Verschleppung der arbeitsfähigen Rumäniendeutschen in sowjetische Arbeitslager]].<ref>Weber/Weber-Schlenther/Nassehi/Sill/Kneer, „Deportation von Siebenbürger Sachsen in die Sowjetunion 1945–1949“, 3 Bände, Böhlau Verlag, Köln</ref> [[Herta Müller]] hat das Thema in ihrem Roman ''[[Atemschaukel]]'' verarbeitet.
Mit [[Joseph Stalin|Stalins]] Rückendeckung, und wahrscheinlich unter dem Einfluss der antisemitischen Politik des späten Stalinismus (Pauker war Jüdin), gewannen Gehorghiu-Dej und die Einheimischen den Machtkampf. Pauker wurde bei den Säuberungen zusammen mit 192.000 anderen Parteimitgliedern aus der Partei ausgeschlossen. P&#x103;tr&#x103;&#x15F;canu wurde nach einem Schauprozess hingerichtet.


== Volksrepublik und Sozialistische Republik ==
== Die Ära Gheorghiu-Dej ==
=== Aufstieg der Kommunisten ===
1945 wurde [[Petru Groza]] von der den Kommunisten nahestehenden ''[[Front der Pflüger]]'' zum Premierminister ernannt. Obwohl seine Regierung aus Vertretern der meisten größeren Vorkriegsparteien bestand, waren die Schlüsselministerien von den Kommunisten besetzt. Die erste Regierung unter Groza beschloss im März 1945 eine [[Landreform]] mit weitreichenden [[Enteignung in Rumänien 1945|Enteignungen von Feldbesitz, Häusern, Großvieh, landwirtschaftlichen Maschinen und Gerät]].<ref>Bodenreformgesetz Nr. 187 vom 23. März 1945.</ref> Mit der Regierung Groza begann die sowjetische und kommunistische Vorherrschaft in Rumänien.


König Mihai, unzufrieden mit dem von der Regierung eingeschlagenen Kurs, verweigerte die Unterzeichnung neuer Gesetze, womit er Grozas Rücktritt erzwingen wollte. Groza entschied sich, die Gesetze auch ohne Mihais Zustimmung in Kraft treten zu lassen. Am 8. November 1945 wurde eine antikommunistische Demonstration vor dem [[Königliches Schloss (Bukarest)|Königspalast in Bukarest]] mit Gewalt aufgelöst, wobei es zahlreiche Verhaftungen, Verletzte und eine unbekannte Zahl an Toten gab.
Gheorghiu-Dej, ein überzeugter Stalinist, war nicht von den Reformen in [[Nikita Chruschtschow]]s Sowjetunion nach Stalins Tod 1953 angetan. Er fürchtete auch den Plan der [[Comecon]], aus Rumänien den "Brotkorb" des Ostblocks zu machen, da er ein Programm zur Entwicklung der Schwerindustrie verfolgte. Er schloss Rumäniens größte Arbeitslager, gab das Projekt [[Donau-Schwarzmeer-Kanal]] auf, stoppte Rationierungen und erhöhte die Arbeiterlöhne.


[[Datei:Antonescu execution.jpg|mini|Hinrichtung von Marschall Ion Antonescu, 1946]]
Dies, verbunden mit dem anhaltenden Ressentiment, dass mit der Gründung der Moldawischen Sowjetrepublik historisch rumänisches Land Teil der Sowjetunion war, führte Rumänien unter Gheorghiu-Dej unausweichlich auf einen verhältnismäßig unabhängigen und nationalistischen Kurs hin.
Gemäß Artikel 14 des Waffenstillstandsvertrages vom 12. September 1944 mit Rumänien<ref>[http://avalon.law.yale.edu/wwii/rumania.asp Waffenstillstandsvereinbarung mit Rumänien]</ref> ließ die [[Alliierte Kontrollkommission]] unter dem Vorsitz der [[Sowjetunion]] nach dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] zwei Volksgerichtshöfe zur Beurteilung von [[Kriegsverbrechen]] und [[Verbrechen gegen die Menschlichkeit]] in Rumänien errichten. Diese Volksgerichtshöfe ({{roS|Tribunalele Poporului}}) befanden sich in [[Cluj-Napoca|Cluj]] und Bukarest. 1946 und 1947 wurden zehntausende Angehörige des ehemals auf der Seite der Achsenmächte stehenden Regimes als Kriegsverbrecher hingerichtet, so am 1. Juni 1946 auch der Generalstabschef des Heeres und frühere diktatorisch regierende Ministerpräsident [[Ion Antonescu]] im Gefängnis [[Jilava]] nahe Bukarest. Das [[Frauenwahlrecht]] wurde 1946 eingeführt.<ref>Jad Adams: ''Women and the Vote. A World History.'' Oxford University Press, Oxford 2014, ISBN 978-0-19-870684-7, S. 438.</ref> Bei den Wahlen nach Einheitsliste vom 19. November 1946<ref>[[Dieter Nohlen]], Philip Stöver: ''Elections in Europe: A data handbook.'' Nomos, Baden-Baden 2010, ISBN 978-3-8329-5609-7. S. 1603–1610.</ref><ref name="Otto Luchterhandt" /> (vgl. [[Rumänische Kommunistische Partei]]) erhielten die Kommunisten angeblich 80 % der Stimmen; tatsächlich wurden die Wahlen massiv und teilweise gewaltsam [[Wahlfälschung|manipuliert]].<ref name="spiegel-Kogelfranz">Siegfried Kogelfranz: [http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13511015.html ''So weit die Armeen kommen …''], in: [[Der Spiegel]], Nr. 37/1984 vom 10. September 1984.</ref>


Im Frühjahr 1947 zerschlug die Groza-Regierung die Reste der [[Opposition (Politik)|Opposition]] mit Massenverhaftungen und dem Verbot der beiden großen traditionellen politischen Gruppen, der [[Partidul Național Țărănesc Creștin Democrat]] („Nationale Christlich-Demokratische Bauernpartei“) und der [[Partidul Național Liberal]] („National-Liberale Partei“). Bauernführer [[Iuliu Maniu]], damals 74 Jahre alt, wurde am 11. November 1947 zu lebenslanger Haft verurteilt und verstarb acht Jahre später. Der Führer der Liberalen [[Dinu Brătianu|Constantin Brătianu]] wurde 1950 gefangen genommen, ohne Prozess inhaftiert und im Mai 1950 in das berüchtigte [[Memorial Sighet|Sighet-Gefängnis]] verlegt. Dort starb er am 20. August 1950 im Alter von 84 Jahren.<ref>[https://adevarul.ro/stiri-locale/pitesti/povestea-dureroasa-a-lui-constantin-dinu-bratianu-1883112.html ''Povestea dureroasă a lui Constantin Dinu Brătianu, fost ministru în patru guverne îngropat de comunişti fără nume şi cruce.''] (9. August 2018)</ref>
Gheorghiu-Dej identifizierte sich mit dem [[Stalinismus]] und das liberalere Sowjetregime drohte seine Autorität zu unterwandern. In einer Anstrengung, seine Position zu festigen, versprach Gheorghiu-Dej Kooperation mit jedem Staat &ndash; unabhängig von seinem politisch-wirtschaftlichen System &ndash;, solange er die internationale Gleichheit anerkannte und sich nicht in die inneren Angelegenheiten anderer Staaten einmischte. Diese Politik führte zu einer Festigung von Rumäniens Beziehungen zu China, das ebenso nationale Selbstbestimmung befürwortete.
Nach der Absetzung auch der letzten liberalen Minister um [[Gheorghe Tătărescu]] dankte auch König Mihai unter Druck am 30. Dezember 1947 ab und ging ins [[Exil]] in die Schweiz. Die „[[Volksrepublik Rumänien]]“ wurde ausgerufen und am 13. April 1948 durch [[Verfassung Rumäniens#Frühere Verfassungen|eine Verfassung]] gegründet.<ref name="spiegel-Kogelfranz" />


=== Parteiinterne Machtkämpfe ===
[[1954]] trat Gheorghiu-Dej als Generalsekretär der Partei zurück, blieb aber Vorsitzender. Ein kollektives Sekretariat aus vier Mitgliedern, darunter [[Nicolae Ceau&#351;escu]], kontrollierte die Partei für ein Jahr, nach dem Gheorghiu-Dej wieder die Zügel in die Hand nahm. Trotz seiner neuen Politik der internationalen Kooperation trat Rumänien 1955 dem [[Warschauer Pakt]] bei, was zur Unterordnung und Integration eines Teils seines Militärs in die sowjetische Militärmaschine führte. Rumänien lehnte später Manöver des Warschauer Pakts auf seinem Gebiet ab und schränkte seine Beteiligung an Militärmanövern in anderen Ländern des Bündnisses ein.
Die frühen Jahre der kommunistischen Herrschaft in Rumänien waren durch wiederholte Kurswechsel und Massenverhaftungen geprägt, und verschiedene Gruppierungen kämpften um die Vorherrschaft. 1948 wurde die frühere Agrarreform rückgängig gemacht und durch eine Hinwendung zur [[Kollektivierung der Landwirtschaft in Rumänien|Kollektivierung der Landwirtschaft]] ersetzt. Dies führte zu zehntausenden von Festnahmen, ebenso wie die Bemühungen, die [[Katholische Ostkirchen|Unierte Kirche]] zu eliminieren. Am 11. Juni 1948 wurden alle Banken und großen Unternehmen verstaatlicht. Rumänien entwickelte ein System der Zwangsarbeit und politischen Gefängnisse ähnlich wie in der Sowjetunion. Beim erfolglosen Versuch, einen [[Donau-Schwarzmeer-Kanal]] zu bauen, starben geschätzte 100.000 politische Häftlinge.


Es gab drei wichtige Gruppierungen, alle stalinistisch, die sich mehr durch ihre jeweilige persönliche Geschichte als durch tiefere politische oder philosophische Differenzen unterschieden: Die ''Emigranten'' unter [[Ana Pauker]] und [[Vasile Luca]] hatten den Krieg im Moskauer Exil verbracht. Die ''Einheimischen'', von denen [[Gheorghe Gheorghiu-Dej]] der wichtigste war, waren während des Kriegs in rumänischen Gefängnissen, vor allem im [[Gefängnis Doftana]] gewesen und wurden deshalb in Rumänien ''Gefängnisgruppe'' genannt. Eine etwas weniger stalinistische Gruppierung, zu der [[Lucrețiu Pătrășcanu]] zählt, hatte sich durch die Antonescu-Jahre gerettet, indem sie sich in Rumänien versteckte. Sie hatte in den breiten Regierungen unmittelbar nach Mihais Staatsstreich teilgenommen.
[[1956]] brandmarkte der sowjetische Premier [[Nikita Chruschtschow]] Stalin in einer geheimen Rede vor dem 20. Kongress der [[KPdSU]]. Gheorghiu-Dej und die Führung der PMR waren gestärkt, die de-Stalinisierung zu überstehen. Gheorghiu-Dej machte Pauker, Luca und Georgescu zu den Sündenböcken der Exzesse der rumänischen Kommunisten in der Vergangenheit und behauptete, dass die rumänische Partei die stalinistischen Elemente schon vor Stalins Tod gesäubert habe.


Mit [[Josef Stalin]]s Rückendeckung, und wahrscheinlich unter dem Einfluss der antisemitischen Politik des späten Stalinismus (Pauker war Jüdin), gewannen Gheorghiu-Dej und die Einheimischen den Machtkampf. Pauker wurde bei den Säuberungen zusammen mit 192.000 anderen Parteimitgliedern aus der Partei ausgeschlossen. Pătrășcanu wurde nach einem Schauprozess hingerichtet.
Im Oktober 1956 widersetzten sich die kommunistischen Führer in Polen den sowjetischen militärischen Drohungen, sich in die einheimischen Angelegenheiten einzumischen und ein fügsameres Politbüro einzusetzen. Wenige Wochen später löste sich die kommunistische Partei in Ungarn während einer Revolution praktisch auf. Polens Trotz und Ungarns Volksaufstand inspirierten rumänische Studenten und Arbeiter, in den Universitäten und Arbeiterstädten für Freiheit, bessere Lebensbedingungen und das Ende der Sowjetvorherrschaft zu demonstrieren. Da Gheorghiu-Dej fürchtete, dass ein ungarischer Aufstand die ungarische Bevölkerung in seinem eigenen Land zur Revolte aufstacheln könnte, setzte er sich für eine rasche Intervention durch die Sowjets ein. Die Sowjetunion verstärkte ihre Militärpäsenz in Rumänien, insbesondere entlang der ungarischen Grenze. Wenngleich die Unruhen in Rumänien sich als bruchstückhaft und kontrollierbar erwiesen, diejenigen in Ungarn waren es nicht, und so startete Moskau im November einen blutigen Einmarsch in Ungarn.


=== Ära Gheorghiu-Dej ===
Nach der Revolution von 1956 arbeitete Gheorghiu-Dej eng mit Ungarns neuem Führer [[János Kádár]] zusammen. Obwohl Rumänien zunächst den exilierten früheren ungarischen Premier [[Imre Nagy]] aufnahm, lieferte es ihn an Budapest für einen Prozess und seine Hinrichtung aus. Im Gegenzug gab Kádár die ungarischen Ansprüche auf Siebenbürgen auf und prangerte Ungarn, die dort die Revolution unterstützt hatten, als Chauvinisten, Nationalisten und Irredentisten an.
Gheorghiu-Dej, ein überzeugter Stalinist, war von der beginnenden [[Entstalinisierung]] in der Sowjetunion nach Stalins Tod 1953 nicht angetan. Er fürchtete auch den Plan des [[Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe|RGW]], aus Rumänien den „Brotkorb“ des Ostblocks zu machen, da er ein Programm zur Entwicklung der Schwerindustrie verfolgte. Er schloss Rumäniens größte Arbeitslager, gab das Projekt [[Donau-Schwarzmeer-Kanal]] auf, stoppte Rationierungen und erhöhte die Arbeiterlöhne.


Dies, verbunden mit dem anhaltenden Ressentiment, dass mit der Gründung der Moldauischen Sowjetrepublik historisch rumänisches Land Teil der Sowjetunion geworden war, führte Rumänien unter Gheorghiu-Dej konsequent auf einen verhältnismäßig unabhängigen und nationalistischen Kurs hin.
Rumäniens Regierung ergriff Maßnahmen, die Unzufriedenheit im Lande zu lindern, indem man Investititionen in die Schwerindustrie verminderte, die Produktion von Konsumgütern verstärkte, die Wirtschaftsverwaltung dezentralisierte, Löhne erhöhte und Elemente der Arbeiterselbstverwaltung einführte. Die Behörden schafften die obligatorischen Lieferungen durch Privatbauern ab, beschleunigten aber das Kollektivierungsprogramm Mitte der 1950er, wenn auch weniger brutal als zuvor. Die Regierung erklärte die Kollektivierung 1962 für vollständig; zu diesem Zeitpunkt hielten kollektive und Staatshöfe 77 % des bebaubaren Landes.


Gheorghiu-Dej identifizierte sich mit dem [[Stalinismus]]. Um seine Position zu festigen, ließ er 1952 die Außenministerin [[Ana Pauker]] entmachten und aus der Partei ausschließen. Die liberalere [[Tauwetter-Periode]] nach Stalins Tod drohte seine Autorität zu unterwandern. Nun versprach er Kooperation mit jedem Staat – unabhängig von seinem politisch-wirtschaftlichen System –, solange er die internationale Gleichheit anerkannte und sich nicht in die inneren Angelegenheiten anderer Staaten einmischte. Diese Politik führte zu einer Festigung von Rumäniens Beziehungen zu China, das ebenso nationale Selbstbestimmung befürwortete.
Trotz Gheorghiu-Dejs Behauptung, dass er die rumänische Partei von Stalinisten gesäubert habe, blieb er wegen seiner offenbaren Mittäterschaft in den Parteiaktivitäten zwischen 1944 und 1953 anfällig für Angriffe. Bei einer Vollversammlung der PMR im März 1956 kritisierten [[Miron Constantinescu]] und [[Iosif Chisinevsch]], beide Politbüromitglieder und stellvertretende Premiers, Gheorghiu-Dej. Constantinescu, der sich für eine Liberalisierung im Stil Chruschtschows einsetzte, stellte eine besondere Bedrohung für Gheorghiu-Dej dar, weil er gute Beziehungen zur Moskauer Führung unterhielt. Die PMR entfernte Constantinescu und Chisinevsch 1957, indem sie sie als Stalinisten denunzierte und sie der Mittäterschaft mit Pauker bezichtigte. Danach musste Gheorghiu-Dej keine ernsthafte Herausforderung seiner Führungsrolle befürchten. Ceau&#351;escu ersetzte Constantinescu an der Spitze der PMR-Kader.


1954 trat Gheorghiu-Dej als Generalsekretär der Partei zurück, blieb aber Vorsitzender. Ein kollektives Sekretariat aus vier Mitgliedern, darunter [[Nicolae Ceaușescu]], kontrollierte die Partei für ein Jahr, nach dem Gheorghiu-Dej wieder die Zügel in die Hand nahm. Trotz seiner neuen Politik der internationalen Kooperation trat Rumänien 1955 dem [[Warschauer Pakt]] bei, was zur Unterordnung und Integration eines Teils seines Militärs in die sowjetische Militärmaschine führte. Rumänien lehnte später Manöver des Warschauer Pakts auf seinem Gebiet ab und schränkte seine Beteiligung an Militärmanövern in anderen Ländern des Bündnisses ein.
Gheorgiu-Dej erreichte nie eine wirklich für beide Seiten akzeptable Einigung mit Ungarn über Siebenbürgen. Gheorghiu-Dej ging das Problem von zwei Seiten an: indem er die Führer der Ungarischen Volksunion festnehmen ließ, und indem er 1952 im [[Szekler]]land eine autonome ungarische Region (Regiunea Autonoma Maghiara) einrichtete.


1956 brandmarkte der sowjetische Premier [[Nikita Sergejewitsch Chruschtschow|Chruschtschow]] Stalin in seiner [[Über den Personenkult und seine Folgen|Geheimrede]] vor dem [[XX. Parteitag der KPdSU]]. Gheorghiu-Dej und die Führung der PMR waren gestärkt, die [[Entstalinisierung]] zu überstehen. Gheorghiu-Dej machte Pauker, Luca und Georgescu zu den Sündenböcken der Exzesse der rumänischen Kommunisten in der Vergangenheit und behauptete, dass die rumänische Partei die stalinistischen Elemente schon vor Stalins Tod gesäubert habe.
== Das Ceauşescu-Regime ==


Im Oktober 1956 [[Volksrepublik Polen#Polnischer Oktober 1956 und die Ära Gomułka|widersetzten sich die kommunistischen Führer in Polen]] den sowjetischen militärischen Drohungen, sich in die polnischen Angelegenheiten einzumischen und ein fügsameres Politbüro einzusetzen. Wenige Wochen später löste sich die [[kommunistische Partei]] in Ungarn während des [[Ungarischer Volksaufstand|Ungarischen Volksaufstandes]] praktisch auf. Der [[Polnischer Oktober|polnische Oktober]] und der ungarische Volksaufstand inspirierten rumänische Studenten und Arbeiter, in den Universitäten und Arbeiterstädten für Freiheit, bessere Lebensbedingungen und das Ende der Sowjetvorherrschaft zu demonstrieren, so bei der [[Studentenrevolte in Timișoara 1956]]. Da Gheorghiu-Dej fürchtete, dass ein ungarischer Aufstand die ungarische Bevölkerung in seinem eigenen Land zur Revolte aufstacheln könnte. Er setzte sich für eine rasche Intervention durch die Sowjets ein. Die Sowjetunion verstärkte ihre Militärpräsenz in Rumänien, insbesondere an der [[Grenze zwischen Rumänien und Ungarn|Grenze zu Ungarn]]. Wenngleich die Unruhen in Rumänien sich als bruchstückhaft und kontrollierbar erwiesen, diejenigen in Ungarn waren es nicht, und so startete Moskau im November einen blutigen Einmarsch in Ungarn.
Gheorghiu-Dej starb [[1965]] unter unklaren Umständen (anscheinend als er wegen einer medizinischen Behandlung in Moskau war). Nach einem unausweichlichen Machtkampf wurde der vorher unauffällige [[Nicolae Ceauşescu]] sein Nachfolger. Wo Gheorghiu-Dej einer stalinistischen Linie gefolgt war, während die Sowjetunion in einer reformerischen Phase war, erschien Ceauşescu nun zunächst als Reformer, und das zu einer Zeit, wo die Sowjetunion unter [[Leonid Breschnew]] in eine neostalinistische Richtung steuerte.


Nach der Revolution von 1956 arbeitete Gheorghiu-Dej eng mit Ungarns neuem Führer [[János Kádár]] zusammen. Obwohl Rumänien zunächst den exilierten früheren ungarischen Premier [[Imre Nagy]] aufnahm, lieferte es ihn an Budapest für einen Prozess und seine Hinrichtung aus. Im Gegenzug gab Kádár die ungarischen Ansprüche auf Siebenbürgen auf und prangerte Ungarn, die dort die Revolution unterstützt hatten, als [[Chauvinist]]en, [[Nationalist]]en und [[Irredentismus|Irredentisten]] an.
In seinen frühen Regierungsjahren war Ceau&#351;escu sowohl im Inland als auch im Ausland populär. Landwirtschaftsgüter waren reichlich vorhanden, Konsumgüter tauchten wieder auf, es gab ein kulturelles Tauwetter. Im Ausland nahm man zur Kenntnis, dass er sich gegen den sowjetischen Einmarsch in die [[Tschechoslowakei]] 1968 aussprach. Während sein Ansehen im Inland bald verblasste, hatte er wegen seiner unabhängigen politischen Linie weiterhin ungewöhnlich gute Beziehungen zu westlichen Regierungen und mit Institutionen wie dem [[Internationaler Währungsfond|Internationalen Währungsfond]] und der [[Weltbank]]. Unter Ceauşescu unterhielt Rumänien diplomatische Beziehungen unter anderem mit Westdeutschland, Israel, China, Albanien.


Rumäniens Regierung ergriff Maßnahmen, die Unzufriedenheit im Lande zu lindern, indem man Investitionen in die Schwerindustrie verminderte, die Produktion von Konsumgütern verstärkte, die Wirtschaftsverwaltung dezentralisierte, Löhne erhöhte und Elemente der Arbeiterselbstverwaltung einführte. Die Behörden schafften die obligatorischen Lieferungen durch Privatbauern ab, beschleunigten aber das Kollektivierungsprogramm Mitte der 1950er Jahre, wenn auch weniger brutal als zuvor. Die Regierung erklärte die Kollektivierung 1962 für vollständig; zu diesem Zeitpunkt hielten kollektive und Staatshöfe 77 % des bebaubaren Landes.
Die Phase von Freiheit und scheinbarem Wohlstand sollte allerdings nur kurz sein. In einem Versuch, die [[Geburtenrate]] zu steigern, setzte Ceauşescu ein Gesetz durch, das [[Abtreibung]] und [[Verhütung]] beschränkte: beides war nur Frauen über 40 Jahren und solchen mit wenigstens 4 Kindern erlaubt; [[1972]] wurden diese Grenzen auf 45 Jahre bzw. 5 Kinder angehoben. In den [[1980er]]n ging er noch weiter: obligatorische gynäkologische Untersuchungen sollten Frauen identifizieren, die ihre "patriotische Verantwortung", zu gebären, umgingen. Die Steuersätze wurden geändert, um Singles und Kinderlose zu benachteiligen. Dennoch versuchten viele Frauen, besonders Not leidende, ihr ungeborenes Kind mit Drähten oder Medikamenten heimlich abzutreiben. [[Anti-Baby-Pille]]n, Verhütungsmittel und sogar verfallene Abtreibungsmittel wurden auf dem Schwarzmarkt gehandelt. Als Folge dieser Abtreibungsversuche (aber auch der schlechten Ernährung) wurden massenhaft behinderte Kinder geboren und in Waisenhäuser abgeschoben. Im Alter von drei Jahren wurden sie von einer Ärztekommission untersucht, die über ihr weiteres Schicksal entschied. Die Stärksten griff sich das Ehepaar Ceauşescu als Rekruten für seine Präsidentengarde, "Falken des Vaterlandes" genannt. Danach holte sich die Geheimpolizei ''[[Securitate]]'' ihren Nachwuchs aus den Waisenhäusern. Die chronisch kranken Kinder, die Kinder mit Entwicklungsschäden durch Mangelernährung und die [[Retardierung|Zurückgebliebenen]] wurden in Heime wie z. B. ''[[Cighid]]'' abgeschoben. Dort starben die meisten schon nach wenigen Wochen am Hunger und an Krankheiten oder sie erfroren einfach.


Trotz Gheorghiu-Dejs Behauptung, dass er die rumänische Partei von Stalinisten gesäubert habe, blieb er wegen seiner offenbaren Mittäterschaft in den Parteiaktivitäten zwischen 1944 und 1953 anfällig für Angriffe. Bei einer Vollversammlung der PMR im März 1956 kritisierten [[Miron Constantinescu]] und [[Iosif Chișinevschi]], beide Politbüromitglieder und stellvertretende Premiers, Gheorghiu-Dej. Constantinescu, der sich für eine Liberalisierung im Stil Chruschtschows einsetzte, stellte eine besondere Bedrohung für Gheorghiu-Dej dar, weil er gute Beziehungen zur Moskauer Führung unterhielt. Die PMR entfernte Constantinescu und Chișinevschi 1957, indem sie sie als Stalinisten denunzierte und sie der Mittäterschaft mit Pauker bezichtigte. Danach musste Gheorghiu-Dej keine ernsthafte Herausforderung seiner Führungsrolle befürchten. Ceaușescu ersetzte Constantinescu an der Spitze der PMR-Kader.
Während Gheorghiu-Dejs Haltung gegenüber der ungarischen Minderheit noch doppelzüngig war, ging Ceau&#351;escu offen repressiv vor. Schulen in ungarischer Sprache, Verlagshäuser und kulturelle Institutionen wurden weitgehend geschlossen. Ethnische Ungarn wurden gedrängt, ihren Kindern traditionell rumänische Namen zu geben. Juden und Deutschen erging es verhältnismäßig besser: sie waren im Verhältnis zu den deutschen und israelischen Regierungen nützlich als Verhandlungsmasse.


Gheorghiu-Dej erreichte nie eine wirklich für beide Seiten akzeptable Einigung mit Ungarn über Siebenbürgen. Gheorghiu-Dej ging das Problem von zwei Seiten an: indem er die Führer der Ungarischen Volksunion festnehmen ließ und indem er 1952 im [[Szeklerland]] eine autonome ungarische Region (Regiunea Autonoma Maghiara) einrichtete.
Andere Verletzungen von Menschenrechten waren typisch für ein stalinistisches Regime: der massive Einsatz der Geheimpolizei (die [[Securitate]]), Zensur, massive Umsiedlungen, wenn auch nicht im selben Maßstab wie in den [[1950er]]n. Ganz Bukarest war mit einem Tunnelsystem für die Securitate unterzogen, wie sich [[1989]] beim Aufstand herausstellte.


=== Ära Ceaușescu ===
Ceau&#351;escus Rumänien führte Gheorgiu-Dejs Politik der Industrialisierung fort, produzierte aber immer noch wenige Güter, die qualitativ auf dem Weltmarkt konkurrieren konnten. Nach einem Besuch in [[Nordkorea]] entwickelte Ceau&#351;escus eine megalomanische Vision zum völligen Neuaufbau des Landes; dies wurde als ''Systematisierung'' bekannt. Ganze Städte und schließlich ein Großteil der Hauptstadt [[Bukarest]] wurden abgerissen und entweder durch nichtssagende Betongebäude oder (wenn das Geld ausging) nichts ersetzt.
[[Datei:Nicolae Ceaușescu.jpg|mini|Nicolae Ceaușescu (1965)]]
Gheorghiu-Dej starb 1965 unter unklaren Umständen (anscheinend als er wegen einer medizinischen Behandlung in Moskau war). Nach einem unausweichlichen Machtkampf wurde der vorher unauffällige [[Nicolae Ceaușescu]] sein Nachfolger. Wo Gheorghiu-Dej einer stalinistischen Linie gefolgt war, während die Sowjetunion in einer reformerischen Phase war, erschien Ceaușescu nun zunächst als Reformer, und das zu einer Zeit, als die Sowjetunion unter [[Leonid Iljitsch Breschnew|Leonid Breschnew]] in eine neostalinistische Richtung steuerte.


In seinen frühen Regierungsjahren war Ceaușescu sowohl im Inland als auch im Ausland populär. Landwirtschaftsgüter waren reichlich vorhanden, Konsumgüter tauchten wieder auf, zudem gab es eine [[Periode politischen Tauwetters im kommunistischen Rumänien|Periode politischen Tauwetters]]. Im Ausland nahm man zur Kenntnis, dass er sich gegen den sowjetischen Einmarsch in die [[Tschechoslowakei]] 1968 [[Rede Ceaușescus am 21. August 1968|aussprach]]. Während sein Ansehen im Inland bald verblasste, hatte er wegen seiner unabhängigen politischen Linie weiterhin ungewöhnlich gute Beziehungen zu westlichen Regierungen und mit Institutionen wie dem [[Internationaler Währungsfonds|Internationalen Währungsfonds]] und der [[Weltbank]]. Unter Ceaușescu unterhielt Rumänien diplomatische Beziehungen unter anderem mit der Bundesrepublik Deutschland, Israel, China, Albanien.
Trotz allem, und trotz der entsetzlichen Behandlung der "überzähligen" oder kranken Kinder, hatte das Land weiterhin ein gutes Schulsystem und im allgemeinen ein gutes Gesundheitssystem. Nicht jedes Industrialisierungsprojekt scheiterte: Ceau&#351;escu ließ Rumänien ein recht effektives System der Energieerzeugung und -übertragung zurück, gab Bukarest eine funktionierende U-Bahn und ließ viele Städte mit einem Zuwachs an bewohnbaren (wenn auch im allgemeinen häßlichen) Häusern zurück.


Die Phase von Freiheit und scheinbarem Wohlstand sollte allerdings nur kurz sein. In einem Versuch, die [[Geburtenrate]] zu steigern, setzte Ceaușescu ein Gesetz durch, das [[Schwangerschaftsabbruch|Abtreibung]] und [[Empfängnisverhütung]] beschränkte: beides war nur Frauen über 40 Jahren und solchen mit wenigstens vier Kindern erlaubt; 1972 wurden diese Grenzen auf 45 Jahre bzw. fünf Kinder angehoben. In den 1980er Jahren ging er noch weiter: Obligatorische gynäkologische Untersuchungen sollten Frauen identifizieren, die ihre „patriotische Verantwortung“, zu gebären, umgingen. Die Steuersätze wurden geändert, um Singles und Kinderlose zu benachteiligen. Dennoch versuchten viele Frauen, besonders notleidende, ihr ungeborenes Kind mit Drähten oder Medikamenten heimlich abzutreiben. [[Antibabypille]]n, Verhütungsmittel und sogar verfallene Abtreibungsmittel wurden auf dem Schwarzmarkt gehandelt. Als Folge dieser Abtreibungsversuche (aber auch der schlechten Ernährung) starben 11.000 Frauen,<ref>Thomas Kunze, ''Nicolae Ceaușescu'', Berlin 2000, ISBN 3-86153-211-5, S. 326.</ref> auch wurden massenhaft behinderte Kinder geboren und in Waisenhäuser abgeschoben. Im Alter von drei Jahren wurden sie von einer Ärztekommission untersucht, die über ihr weiteres Schicksal entschied. Danach holte sich die Geheimpolizei ''[[Securitate]]'' ihren Nachwuchs aus den Waisenhäusern. Die chronisch kranken Kinder, die Kinder mit Entwicklungsschäden durch Mangelernährung und die [[Geistige Behinderung|Zurückgebliebenen]] wurden in Heime wie zum Beispiel ''[[Cighid]]'' abgeschoben. Dort starben die meisten schon nach wenigen Wochen am Hunger und an Krankheiten, oder sie erfroren einfach.<ref>siehe ausführlich Gail Kligman: The Politics of Duplicity. Controlling Reproduction in Ceausescu’s Romania. Berkeley: University of California Press 1998.</ref>
In den 1980ern wurde Ceau&#351;escu auf ähnliche Weise besessen von der Idee, westliche Schulden zurückzuzahlungen, und einen Palast des Volkes (''Palatul Poporului'') in beispiellosen Ausmaßen zu bauen, zusammen mit einer gleichermaßen grandiosen Umgebung, dem ''Centru Civic''. Es gab auch ein Wiederaufleben der Bemühungen, einen Donau-Schwarzmeer-Kanal zu bauen. Dies führte zu einem vorher nicht dagewesenen Armutsniveau für den durchschnittlichen Rumänen. Es gab kein Fleisch zu kaufen, weil es gegen Devisen ins Ausland verkauft wurde. Es gab keinen Marmor für Grabsteine, weil er für den Bau des Palast des Volkes und des Centru Civic benötigt wurde. In der Ära von [[Glasnost]] wurde dies mehr und mehr unakzeptabel sowohl für die Sowjetunion wie für den Westen.


Während Gheorghiu-Dejs Haltung gegenüber der ungarischen Minderheit noch doppelzüngig war, ging Ceaușescu offen repressiv vor. Schulen in ungarischer Sprache, Verlagshäuser und kulturelle Institutionen wurden weitgehend geschlossen. Ethnische Ungarn wurden gedrängt, ihren Kindern traditionell rumänische Namen zu geben. Juden und Deutschen erging es verhältnismäßig besser: Sie waren im Verhältnis zu den deutschen und israelischen Regierungen nützlich als Verhandlungsmasse. Mit dem [[Freikauf von Rumäniendeutschen]] durch die deutsche Bundesregierung wurde zwischen 1967 und 1989 unter dem Decknamen ''Geheimsache Kanal'' die Ausreise von 226.654 Rumäniendeutschen aus Rumänien in die Bundesrepublik Deutschland erwirkt. Die Höhe der Zahlungen für das sogenannte Kopfgeld wird auf über 1 Milliarde DM geschätzt. Rumänien und der junge Staat [[Israel]] schlossen bereits im Juli 1948 ein Wirtschaftsabkommen, welches unter anderem die Auswanderung von 5000 Juden monatlich vorsah, zu Kosten von 8000 [[Rumänischer Leu|Lei]] pro Kopf. Das [[Joint Distribution Committee]] erklärte sich bereit, diese Kosten zu tragen. Insgesamt verließen 118.000 Juden zwischen Mai 1948 und Ende 1951 das Land Richtung Israel.<ref name="Hildrun Glass">{{Literatur |Autor=Hildrun Glass |Titel=Minderheit zwischen zwei Diktaturen: zur Geschichte der Juden in Rumänien 1944–1949, Ausgabe 112 der Südosteuropäischen Arbeiten |Verlag=Oldenbourg Wissenschaftsverlag |Datum=2002 |ISBN=3-486-56665-2 |Seiten=114f}}</ref> Als weitere Kompensation wurden Geflügelfarmen und andere agrarwirtschaftliche Betriebe von Israel geliefert.<ref name="Ion Mihai Pacepa">{{Literatur |Autor=[[Ion Mihai Pacepa]] |Titel=Red Horizons: The True Story of Nicolae and Elena Ceausescus’ Crimes, Lifestyle, and Corruption |Verlag=Regnery Publishing, Inc. |Datum=1990 |ISBN=0-89526-746-2 |Sprache=en}}</ref>
== Sturz ==


Andere Verletzungen von Menschenrechten waren typisch für ein stalinistisches Regime: Der massive Einsatz der Geheimpolizei (die [[Securitate]]), Zensur, massive Umsiedlungen, wenn auch nicht im selben Maßstab wie in den 1950ern. Ganz Bukarest war mit einem Tunnelsystem für die Securitate unterzogen, wie sich beim Aufstand von 1989 herausstellte.
Im Gegensatz zur Sowjetunion zur gleichen Zeit entwickelte Rumänien keine umfassende, privilegierte Elite. Außerhalb Ceauşescus eigenen Verwandten wurden Regierungsbeamte häufig von einem zum anderen Job rotiert und geographisch versetzt, um die Möglichkeit zur Entwicklung einer Machtbasis zu verhindern. Dies verhinderte das Aufkommen des Reformkommunismus der [[Gorbatschow]]-Ära, den es in Ungarn oder der Sowjetunion gab. Auch reagierte Ceauşescu &ndash; im Gegensatz zu Polen &ndash; auf Streiks mit einer gnadenlosen Strategie weiterer Unterdrückung. Diejenigen, die ihn vor solch einer Politik warnten, wurden als Kriminelle behandelt.


Ceaușescus Rumänien führte Gheorghiu-Dejs Politik der Industrialisierung fort, produzierte aber immer noch wenige Güter, die qualitativ auf dem Weltmarkt konkurrieren konnten. Nach einem Besuch in [[Nordkorea]] entwickelte Ceaușescus eine megalomanische Vision zum völligen Neuaufbau des Landes; dies wurde als [[Programm zur Systematisierung der Dörfer]] bekannt. Ganze Städte und schließlich ein Großteil der Hauptstadt [[Bukarest]] wurden abgerissen und entweder durch nichtssagende Betongebäude oder (wenn das Geld ausging) durch nichts ersetzt; dieses Schicksal traf u.&nbsp;a. Teile der historischen [[Altstadt]] von Bukarest samt dem [[Judentum|jüdischen]] [[Schtetl]].
Als in der Folge die Welle der Revolution von [[1989]] nach Rumänien schwappte, tat sie es mit unvergleichlicher Energie. Der Sturz des rumänischen Regimes war beinahe einer der letzten in Osteuropa. Er war auch einer der brutalsten zu der Zeit. Obwohl die Ereignisse im Dezember 1989 sehr umstritten sind, ist die folgende Darstellung wenigstens ein angemessener Grundriss.


Trotz allem, und trotz der entsetzlichen Behandlung der „überzähligen“ oder kranken Kinder, hatte das Land weiterhin ein gutes Schulsystem und im Allgemeinen ein gutes Gesundheitssystem. Beide wurden jedoch durch die zunehmend überlebensnotwendige [[Korruption in Rumänien]] zerrüttet: Operationen und Aufnahmeprüfungen an den Hochschulen mussten in Naturalien oder mit Bargeld „bezahlt“ werden, über 60-Jährige erhielten oft gar keine medizinische Versorgung.<ref>Hans Vastag, György Mandics, Manfred Engelmann: ''Temeswar, Symbol der Freiheit.'' Wien 1992, ISBN 3-85002-311-7, S. 54&nbsp;f.</ref> Nicht jedes Industrialisierungsprojekt scheiterte: Ceaușescu ließ Rumänien ein recht effektives System der Energieerzeugung und -übertragung zurück, das in den letzten Jahren seiner Herrschaft jedoch funktionsunfähig war. Die Heizkraftwerke, die auch Lignit und Teerschiefer verfeuern mussten, wurden teilweise mit schwarzer Erde betrieben, und die notwendige Brennwärme wurde nicht erreicht. Die Temperatur in Wohnhäusern lag zeitweise bei 12–14&nbsp;°C, der Strom wurde vormittags, abends und nachts abgeschaltet.<ref>Vastag u.&nbsp;a., S. 24&nbsp;f., 65.</ref> Bukarest erhielt eine funktionierende [[Metro Bukarest|U-Bahn]]. In vielen Städten wurden neue Wohnblocks errichtet, die alte Bausubstanz wurde manchmal auf persönlichen Befehl Elena Ceaușescus, dem Erdboden gleichgemacht.<ref>Kunze, S. 307.</ref>
Proteste und Aufstände brachen am 17. Dezember in [[Timişoara]] aus. Der Auslöser war die geplante Verhaftung des protestantischen Bischofs László Tőkés, der ein ausgesprochener Gegner Ceauşescus war. Die ersten Protestler waren ethnische Ungarn, aber innerhalb von Tagen schlossen sich ihnen ethnische Rumänen an und waren bald in der Überzahl. Soldaten eröffneten das Feuer auf die Protestierenden und töteten rund 100 Menschen. Die Empörung über die Erschießungen breitete sich nach Sibiu, Bukarest und anderswo aus. Soldaten außerhalb Timişoaras weigerten sich gewöhnlich, die Befehle, Demonstranten anzugreifen, auszuführen.


In den 1980ern wurde Ceaușescu auf ähnliche Weise besessen von der Idee, westliche Schulden zurückzuzahlen, die sich soweit aufgehäuft hatten, dass Rumänien der [[Staatsbankrott]] drohte, und einen „Palast des Volkes“ ''([[Parlamentspalast|Palatul Poporului]])'' in beispiellosen Ausmaßen zu bauen, zusammen mit einer gleichermaßen grandiosen Umgebung, dem ''Centru Civic''. Es gab auch ein Wiederaufleben der Bemühungen, einen Donau-Schwarzmeer-Kanal zu bauen. Dies führte zu einem vorher nicht dagewesenen Armutsniveau für den durchschnittlichen Rumänen. Es gab kein Fleisch zu kaufen, weil es gegen [[Devisen]] ins Ausland verkauft wurde. Es gab keinen Marmor für Grabsteine, weil er für den Bau des „Palast des Volkes“, der das zweitgrößte Gebäude der Welt ist, obwohl er nie vollendet wurde, und des Centru Civic benötigt wurde. In der Ära von [[Glasnost]] und [[Perestroika]] wurde dies mehr und mehr unakzeptabel sowohl für die [[Sowjetunion]] wie für den Westen. Ceaușescu hatte in den letzten Jahren seiner Herrschaft jegliches Augenmaß und jeglichen Bezug zu seiner Bevölkerung verloren. Warnsignale über die wachsende Unzufriedenheit in der Arbeiterschaft wie der [[Aufstand von Brașov]] 1987 wurden von Ceaușescu ignoriert. Da die gesellschaftliche Elite in den Schulen Englisch und Französisch lernte und die Möglichkeit hatte, an Informationen aus dem Westen zu gelangen, wuchs im Untergrund die Auflehnung gegen die Diktatur.
Nach einer zweitätigen Reise in den Iran wandte sich Ceauşescu am 21. Dezember an eine handverlesene Schar von 100.000 Leuten im Zentrum von Bukarest. Selbst hier begann die Menge ihn niederzuschreien. Die Securitate eröffnete das Feuer, aber das Militär unter Verteidigungsminister [[Vasile Milea]] weigerte sich im allgemeinen, es ihnen gleichzutun. Ceauşescu ließ Milea erschießen; er und seine Frau [[Elena Ceauşescu]] versuchten, mit einem Hubschrauber aus der Hauptstadt zu entkommen. Mit Mileas Hinrichtung wurde aus der neutralen Position der Armee Feindschaft. Die Armee und die Securitate trugen in Bukarest offene Straßenkämpfe aus, und hunderte, vielleicht tausende wurden im Schußwechsel getötet. Die Ceauşescus wurden schließlich in [[Târgovişte]] verhaftet. Ihr Leben wäre vielleicht geschont worden, wenn die Securitate willens gewesen wäre, ihre Waffen niederzulegen; so wurden sie aber einem zügigen und zweifelhaften Prozess unterzogen und am 25. Dezember erschossen. Mit ihrem Tod begann die Securitate, aufzugeben und löste sich bald auf, so dass die Gewalt zu einem Ende kam.


{{Siehe auch|Antikommunistischer Widerstand in Rumänien}}
== Kontroverse über die Ereignisse vom Dezember 1989 ==


=== Rumänische Revolution 1989 ===
In der Diskussion steht mehr, was hinter der Bühne vorging. Zu welchem Zeitpunkt gaben die Führer von Armee und Polizei Ceau&#351;escu auf? Hatten sie lediglich entschieden, dass Ceau&#351;escu eine Last geworden war, oder wollten sie wirklich tiefe Änderungen? Wie lange vor der Machtergreifung am 22. Dezember 1989 begann sich die Nationale Befreiungsfront (FSN = Frontul Salvarii Nationale), die vollständig aus Personen aus dem alten Regime bestand, zu organisieren und in welchem Ausmaß? Wer schoss auf wen, und welcher Seite glaubten sie zu dienen? Zu einem Zeitpunkt gab es einen Kampf um den Flughafen Otopeni, in dem beide Seiten anscheinend dachten, dass die andere für Ceau&#351;escu kämpfe.
{{Hauptartikel|Rumänische Revolution 1989}}


Im Gegensatz zur Sowjetunion zur gleichen Zeit entwickelte Rumänien keine umfassende, privilegierte Elite. Außerhalb Ceaușescus eigenen Verwandten wurden Regierungsbeamte häufig von einem zum anderen Job rotiert und geographisch versetzt, um die Möglichkeit zur Entwicklung einer Machtbasis zu verhindern. Dies verhinderte das Aufkommen des Reformkommunismus der [[Michail Sergejewitsch Gorbatschow|Gorbatschow]]-Ära, den es in Ungarn oder der Sowjetunion gab. Auch reagierte Ceaușescu – im Gegensatz zu Polen – auf Streiks mit einer gnadenlosen Strategie weiterer Unterdrückung. Diejenigen, die ihn vor solch einer Politik warnten, wurden als Kriminelle behandelt.
Mehrere Monate lang nach den Ereignissen vom Dezember 1989 wurde oft behauptet, dass sich [[Ion Iliescu]] und die FSN nur das Chaos zunutze machten, um einen Staatsstreich zu veranstalten. Während sich letztlich eine Menge in Rumänien geändert hat, ist es unter Rumänen und anderen Beobachtern immer noch strittig, ob dies von Anfang an im Sinn der Beteiligten gewesen war, oder ob sie lediglich pragmatisch mit den Karten gespielt hätten, die ihnen in die Hand gespielt wurden. Klar ist, dass Ceau&#351;escus energische und kontraproduktive wirtschaftliche und politische Entscheidungen ihn bis zum Dezember 1989 die Unterstützung vieler Regierungsbeamter gekostet hatte; selbst die loyalsten Kader der Kommunistischen Partei schlossen sich die Revolution an oder lehnten es schlicht ab, ihn zu unterstützen. Dieser Verlust an Unterstützung von den Funktionären des Regimes schaffte die Voraussetzungen für Ceau&#351;escus Absetzung.
Als in der Folge die Welle der Revolution von 1989 nach Rumänien schwappte, tat sie es mit unvergleichlicher Energie. Der Sturz des rumänischen Regimes war beinahe einer der letzten in Osteuropa. Er war auch einer der brutalsten zu der Zeit. Obwohl die Ereignisse im Dezember 1989 sehr umstritten sind, ist die folgende Darstellung wenigstens ein angemessener Grundriss.


Proteste und Aufstände brachen am 17. Dezember in [[Timișoara]] aus. Der Auslöser war die polizeilich angeordnete Evakuierung aus dem Pfarrhaus bzw. die geplante Verhaftung des protestantischen Pfarrers und späteren Bischofs [[László Tőkés]], der ein ausgesprochener Gegner Ceaușescus war. Obwohl die ersten Demonstranten von der Securitate abtransportiert wurden, breiteten sich die Unruhen am nächsten Tag in der ganzen Stadt aus. Soldaten eröffneten das Feuer auf die Protestierenden und töteten rund 100 Menschen. Die Empörung über die Erschießungen breitete sich nach Sibiu, Bukarest und anderswo aus. Soldaten außerhalb Timișoaras weigerten sich gewöhnlich, die Befehle, Demonstranten anzugreifen, auszuführen.
== Postkommunistische Ära ==


Nach einer zweitägigen Reise in den Iran wandte sich Ceaușescu am 21. Dezember an eine handverlesene Schar von 100.000 Leuten im Zentrum von Bukarest. Selbst hier begann die Menge ihn niederzuschreien. Die Securitate eröffnete das Feuer, aber das Militär unter Verteidigungsminister [[Vasile Milea]] weigerte sich im Allgemeinen, es ihnen gleichzutun. Nachdem Milea unter nicht ganz geklärten Umständen ums Leben kam und die Loyalität der Armee nicht mehr gewährleistet schien, versuchten Ceaușescu und seine Frau [[Elena Ceaușescu]], mit einem Hubschrauber aus der Hauptstadt zu entkommen. Die Armee und die Securitate trugen in Bukarest offene Straßenkämpfe aus, und hunderte, vielleicht tausende wurden im Schusswechsel getötet. Die Ceaușescus wurden schließlich in [[Târgoviște]] verhaftet. Ihr Leben wäre vielleicht geschont worden, wenn die Securitate willens gewesen wäre, ihre Waffen niederzulegen; so wurden sie aber einem zügigen und zweifelhaften Prozess unterzogen und am 25. Dezember erschossen. Mit ihrem Tod begann die Securitate, aufzugeben und löste sich bald auf, so dass die Gewalt zu einem Ende kam.
Unabhängig von den beschriebenen Kontroversen hat Rumänien seit der Revolution große Fortschritte bei der Institutionalisierung demokratischer Prinzipien, Bürgerrechte und der Achtung der Menschenrechte gemacht. Jedoch kann das Erbe von 44 Jahren kommunistischer Herrschaft nicht plötzlich beseitigt werden. Die Mitgliedschaft in der kommunistischen Partei war gewöhnlich die Vorbedingung für eine höhere Ausbildung, Auslandsreisen oder einen guten Arbeitsplatz, während der umfassende interne Sicherheitsapparat normale soziale und politische Beziehungen untergrub. Den wenigen aktiven Dissidenten, die unter Ceauçescu litten, muss es so erscheinen, dass die meisten, die nach der Revolution als Politiker Karriere machten, durch die Zusammenarbeit mit dem alten Regime kompromittiert sind.


== Postkommunistische Ära ==
Über 200 neue politische Parteien entstanden nach 1989, die sich mehr um Persönlichkeiten als um Programme drehten.
=== 1990–1992 ===
Alle größeren Parteien traten für Demokratie und Marktreformen ein, aber die regierende [[Nationale Rettungsfront]] (FSN) schlug langsamere, vorsichtigere Wirtschaftsreformen und ein soziales Sicherungsnetz vor. Im Gegensatz dazu bevorzugten die Hauptoppositionsparteien - die National Liberale Partei [[PNL]] und die Christlich-Demokratische Bauernpartei [[PNTCD]] - schnelle und radikale Reformen, unverzügliche Privatisierung, und eine Schwächung des Einflusses der exkommunistischen Elite. Es gibt zwar kein Gesetz, das kommunistische Parteien verbietet, aber die alte kommunistische Partei löste sich trotzdem auf, viele ehemalige Parteimitglieder blieben aber aktiv.
Unabhängig von den beschriebenen Kontroversen hat Rumänien seit der Revolution große Fortschritte bei der Institutionalisierung demokratischer Prinzipien, Bürgerrechte und der Achtung der Menschenrechte gemacht. Jedoch kann das Erbe von 44 Jahren kommunistischer Herrschaft nicht plötzlich beseitigt werden. Die Mitgliedschaft in der kommunistischen Partei war gewöhnlich die Vorbedingung für eine höhere Ausbildung, Auslandsreisen oder einen guten Arbeitsplatz, während der umfassende interne Sicherheitsapparat normale soziale und politische Beziehungen untergrub. Den wenigen aktiven Dissidenten, die unter Ceaușescu litten, muss es so erscheinen, dass die meisten, die nach der Revolution als Politiker Karriere machten, durch die Zusammenarbeit mit dem alten Regime kompromittiert sind.


Über 200 neue politische Parteien entstanden nach 1989, die sich mehr um Persönlichkeiten als um Programme drehten. Alle größeren Parteien traten für Demokratie und Marktreformen ein, aber die regierende [[Consiliul Frontului Salvării Naționale|Nationale Rettungsfront]] (FSN) schlug langsamere, vorsichtigere Wirtschaftsreformen und ein soziales Sicherungsnetz vor. Im Gegensatz dazu bevorzugten die Hauptoppositionsparteien – die Nationalliberale Partei [[Partidul Național Liberal|PNL]] und die Christlich-Demokratische Bauernpartei [[Partidul Național Țărănesc Creștin Democrat|PNȚ-CD]] – schnelle und radikale Reformen, unverzügliche Privatisierung, und eine Schwächung des Einflusses der exkommunistischen Elite. Es gibt zwar kein Gesetz, das kommunistische Parteien verbietet, aber die alte kommunistische Partei löste sich trotzdem auf, viele ehemalige Parteimitglieder blieben aber aktiv.
Am [[20. Mai]] [[1990]] wurden Präsidenten- und Parlamentswahlen abgehalten. Gegen Vertreter der schon vor dem Krieg existierenden Nationalen Bauernpartei und National Liberalen Partei [[PNL]] gewann [[Ion Iliescu]] 85,07 Prozent der Stimmen. Die FSN (Front der Nationalen Rettung) erhielt 66.31 Prozent der Stimmen und erhielt so dreiviertel der Sitze im Parlament. Die stärksten Oppositionsparteien waren die Demokratische Allianz der Ungarn in Rumänien (UDMR) mit 7.23% und die PNL mit 6.41%. Er berief den Universitätsprofessor [[Petre Roman]] zum Premierminister und begann vorsichtige Wirtschaftsreformen.


Am 20. Mai 1990 wurden Präsidenten- und Parlamentswahlen abgehalten. Gegen Vertreter der schon vor dem Krieg existierenden Nationalen Bauernpartei [[Partidul Național Țărănesc Creștin Democrat|PNȚ-CD]] und Nationalliberalen Partei [[Partidul Național Liberal|PNL]] gewann [[Ion Iliescu]] 85,07 % der Stimmen. Die FSN (Front der Nationalen Rettung) erhielt 66,31 % der Stimmen und erhielt so drei Viertel der Sitze im Parlament. Die stärksten Oppositionsparteien waren die Demokratische Allianz der Ungarn in Rumänien (UDMR) mit 7,23 % und die PNL mit 6,41 %. Er berief den Universitätsprofessor [[Petre Roman]] zum Premierminister und begann vorsichtige Wirtschaftsreformen.
Die neue Regierung tat schon früh einen entscheidenden Fehltritt. Unglücklich mit dem anhaltenden politischen und wirtschaftlichen Einfuss von Mitgliedern der Ceau&#351;escu-Era-Elite, trafen sich antikommunistische Demonstranten auf dem Platz vor der Bukarester Universität zu einem Dauerprotest. Zwei Monate später wurden Bergarbeiter aus dem Jiu-Tal nach Bukarest gebracht und trieben die übriggebliebenden Protestierenden brutal auseinander. Präsident Iliescu drückte öffentlich seine Dankbarkeit aus, was Viele davon überzeugte, dass die Regierung die Aktionen der Bergarbeiter initiiert habe. Die Bergarbeiter griffen auch die Hauptquartiere und Häuser von Oppositionsführern an. Die Roman-Regierung stürzte Ende September 1991, als die Bergarbeiter nach Bukarest zurückkehrten, um höhere Löhne und bessere Lebensbedingungen forderten. Ein Technokrat, [[Theodor Stolojan]], wurde zum Kopf einer Zwischenregierung ernannt, bis neue Wahlen abgehalten wurden.


Die neue Regierung tat schon früh einen entscheidenden Fehltritt. Unzufrieden mit dem anhaltenden politischen und wirtschaftlichen Einfluss von Mitgliedern der Elite der Ceaușescu-Ära, trafen sich antikommunistische Demonstranten auf dem Bukarester [[Universitätsplatz (Bukarest)|Universitätsplatz]] zu einem Dauerprotest. Zwei Monate später wurden Bergarbeiter aus dem Jiu-Tal nach Bukarest gebracht und trieben die übriggebliebenen Protestierenden brutal auseinander („[[Mineriaden]]“). Präsident Iliescu drückte öffentlich seine Dankbarkeit aus, was viele davon überzeugte, dass die Regierung die Aktionen der Bergarbeiter initiiert habe. Die Bergarbeiter griffen auch die Hauptquartiere und Häuser von Oppositionsführern an. Die Roman-Regierung stürzte Ende September 1991, als die Bergarbeiter nach Bukarest zurückkehrten, um höhere Löhne und bessere Lebensbedingungen zu fordern. Ein Technokrat, [[Theodor Stolojan]], wurde zum Kopf einer Zwischenregierung ernannt, bis neue Wahlen abgehalten wurden.
Das Parlament entwarf eine neue demokratische Verfassung, die durch ein Volksreferendum im Dezember 1991 angenommen wurde. Die FSN teilte sich im März in zwei Gruppen auf, die von Ion Ilescu (FDSN) und Petre Roman (FSN) geführt wurden. Romans Partei nahm anschließend den Namen "Demokratische Partei" (PD) an.


Das Parlament entwarf eine neue demokratische [[Verfassung Rumäniens|Verfassung]], die durch ein Volksreferendum im Dezember 1991 angenommen wurde. Die FSN teilte sich im März in zwei Gruppen auf, die von Ion Iliescu (FDSN) und Petre Roman (FSN) geführt wurden. Romans Partei nahm anschließend den Namen „Demokratische Partei“ (PD) an.
== 1992 - 1996 ==


=== 1992–1996 ===
Die lokalen und nationalen Wahlen im September 1992 zeigten eine politische Kluft zwischen den großen städtischen Zentren und dem Land.
Die lokalen und nationalen Wahlen im September 1992 zeigten eine politische Kluft zwischen den großen städtischen Zentren und dem Land.
Die ländlichen Wähler, die für die Rückgabe des Großteils des Agrarlandes an die Bauern dankbar waren, aber Änderungen fürchteten, bevorzugten Präsident Ion Iliescu und die FDSN, während die städtischen Wähler die CDR (ein Bündnis aus mehreren Parteien, unter denen die PNTCD und die PNL die stärksten waren, und Bürgerorganisationen) und schnelle Reformen favorisierten. Iliescu wurde mühelos gegen fünf andere Kandidaten wiedergewählt. Die FDSN gewann eine Mehrheit in beiden Kammern des Parlaments. Die FDSN bildete im November 1992 eine Regierung unter Premierminister [[Nicolae Vacaroiu|Nicolae V&#259;c&#259;roiu]], einem Ökonomen, mit parlamentarischer Unterstützung durch die nationalistischen Parteien PUNR und PRM sowie die kommunistische PSM. Aus der FDSN wurde im Juli 1993 die "Partei der Sozialen Demokratie Rumäniens" (PDSR). Im Januar 1994 wurde die Stabilität der Regierungskoalition dadurch gefährdet, dass die PUNR ihre Unterstützung zu entziehen drohte, sollte sie nicht Posten im Kabinett bekommen. Im August 1994 bekamen zwei Mitglieder der nationalistischen PUNR Kabinettsposten in der Regierung. Im September gab der amtierende Justizminister bekannt, dass er in die PUNR eingetreten sei. PRM und PSM verließen im Oktober bzw. Dezember 1995 die Regierung.
Die ländlichen Wähler, die für die Rückgabe des Großteils des Agrarlandes an die Bauern dankbar waren, aber Änderungen fürchteten, bevorzugten Präsident Ion Iliescu und die FDSN, während die städtischen Wähler die CDR (ein Bündnis aus mehreren Parteien, unter denen die [[Partidul Național Țărănesc Creștin Democrat|PNȚ-CD]] und die [[Partidul Național Liberal|PNL]] die stärksten waren, und Bürgerorganisationen) und schnelle Reformen favorisierten. Iliescu wurde [[Präsidentschaftswahl in Rumänien 1992|im Herbst 1992]] wiedergewählt. Die FDSN gewann eine Mehrheit in [[Politisches System Rumäniens#Parlament|beiden Kammern des Parlaments]]. Die FDSN bildete im November 1992 eine Regierung unter Premierminister [[Nicolae Văcăroiu]], einem Ökonomen, mit parlamentarischer Unterstützung durch die nationalistischen Parteien PUNR und [[Partidul România Mare|PRM]] sowie die kommunistische PSM. Aus der FDSN wurde im Juli 1993 die „Partei der Sozialen Demokratie Rumäniens“ (PDSR). Im Januar 1994 wurde die Stabilität der Regierungskoalition dadurch gefährdet, dass die PUNR ihre Unterstützung zu entziehen drohte, sollte sie nicht Posten im Kabinett bekommen. Im August 1994 bekamen zwei Mitglieder der nationalistischen PUNR Kabinettsposten in der Regierung. Im September gab der amtierende Justizminister bekannt, dass er in die PUNR eingetreten sei. PRM und PSM verließen im Oktober bzw. Dezember 1995 die Regierung.


== 1996 - 2000 ==
=== 1996–2000 ===
Die Kommunalwahlen von 1996 ergaben eine große Verschiebung in der politischen Orientierung der rumänischen Wähler. Die Oppositionsparteien setzten sich in Bukarest und in den meisten größeren Städten in [[Siebenbürgen]] und im [[Banat]] durch.

Die Kommunalwahlen von [[1996]] ergaben eine große Verschiebung in der politischen Orientierung der rumänischen Wähler. Die Oppositionsparteien setzten sich in Bukarest und in den meisten größeren Städten in [[Siebenbürgen]] und der [[Dobrudscha]] durch.


Der Trend setzte sich in den nationalen Wahlen fort, und die Opposition dominierte die Städte und gewann stark in den ländlichen Gegenden und den einstigen Hochburgen außerhalb Siebenbürgens, die vormals von Iliescu und der PDSR dominiert worden waren. Die Kampagne der Opposition konzentrierte sich auf die beiden Themen Korruptionsbekämpfung und Wirtschaftsreformen. Diese Botschaft fand in der Wählerschaft Widerhall, und so kamen [[Emil Constantinescu]] und die mit ihm verbündeten Parteien an die Macht.
Der Trend setzte sich in den nationalen Wahlen fort, und die Opposition dominierte die Städte und gewann stark in den ländlichen Gegenden und den einstigen Hochburgen außerhalb Siebenbürgens, die vormals von Iliescu und der PDSR dominiert worden waren. Die Kampagne der Opposition konzentrierte sich auf die beiden Themen Korruptionsbekämpfung und Wirtschaftsreformen. Diese Botschaft fand in der Wählerschaft Widerhall, und so kamen [[Emil Constantinescu]] und die mit ihm verbündeten Parteien an die Macht.


[[Emil Constantinescu]] von der "Demokratischen Konvention Rumäniens" (CDR), einem Wahlbündnis, besiegte bei der nächsten Wahl Präsident Iliescu mit einem Abstand von 9% und wurde neues Staatsoberhaupt.
[[Emil Constantinescu]] von der „Demokratischen Konvention Rumäniens“ (CDR), einem Wahlbündnis, besiegte bei der nächsten Wahl Präsident Iliescu mit einem Abstand von 9 % und wurde neues Staatsoberhaupt.


Die PDSR gewann die größte Anzahl Sitze im Parlament, aber die Parteien der CDR, die Demokratische Partei, die National Liberale Partei und der "Demokratischen Verband der Ungarn Rumäniens" (UDMR) bildeten zusammen eine Koalitionsregierung der Mitte, die 60% der Sitze im Parlament hinter sich hatte. [[Victor Ciorbea]] wurde Premierminister. Ciorbea blieb bis März 1998 im Amt und wurde erst durch [[Radu Vasile]] (PNTCD) ersetzt, dann durch den Chef der Nationalbank [[Mugur Isărescu]].
Die PDSR gewann die größte Anzahl Sitze im Parlament, aber die Parteien der CDR, die Demokratische Partei, die PNL und der „Demokratischen Verband der Ungarn Rumäniens“ (UDMR) bildeten zusammen eine Koalitionsregierung der Mitte, die 60 % der Sitze im Parlament hinter sich hatte. [[Victor Ciorbea]] wurde Premierminister. Ciorbea blieb bis März 1998 im Amt und wurde erst durch [[Radu Vasile]] ([[Partidul Național Țărănesc Creștin Democrat|PNȚ-CD]]) ersetzt, dann durch den Chef der Nationalbank [[Mugur Isărescu]].


Die Koalition aus mehreren Parteien stellte sich als nicht immer einfach heraus, da Entscheidungen oftmals durch lange Verhandlungen herausgezögert wurden. Dennoch wurden mehrere entscheidende Reformen in die Wege geleitet.
Die Koalition aus mehreren Parteien stellte sich als nicht immer einfach heraus, da Entscheidungen oftmals durch lange Verhandlungen herausgezögert wurden. Dennoch wurden mehrere entscheidende Reformen in die Wege geleitet. Der Einfluss von ehemaligen Kommunisten und Mitgliedern der „Securitate“ in der Staatsverwaltung wurde beseitigt, eine funktionierende Marktwirtschaft eingeführt.


Die im Dezember 1996 gebildete Koalitionsregierung vollzog einen historischen Schritt, in dem sie die UDMR und ihre ungarischen Unterstützer in die Regierung einlud.
Die im Dezember 1996 gebildete Koalitionsregierung vollzog einen historischen Schritt, in dem sie die UDMR und ihre ungarischen Unterstützer in die Regierung einlud.


Im Juli 2000 gab Präsident Emil Constantinescu bekannt, dass er nicht mehr kandidieren wird.
Im Juli 2000 gab Präsident Emil Constantinescu bekannt, dass er nicht mehr kandidieren wird.


== 2000 - 2004 ==
=== 2000–2004 ===
Bei den Parlamentswahlen im November 2000 scheiterte die christdemokratische [[Partidul Național Țărănesc Creștin Democrat|PNȚ-CD]] an der Wahlhürde, die liberale PNL und die Demokratische Partei bildeten die eigentliche Opposition in Rumänien. Die PSD (Partei des Demokratischen Sozialismus) unter Ion Iliescu verzeichnete einen eindrucksvollen Sieg. [[Adrian Năstase]] wurde Premierminister der Regierung, die 2003 durch mehrere Korruptionsvorwürfe erschüttert wurde. Im Oktober 2003 mussten drei Minister aufgrund dieser Vorwürfe zurücktreten.<ref>[http://webarchiv.bundestag.de/archive/2010/0824/dasparlament/2006/27/Beilage/002.html Olaf Leiße: ''Rumänien und Bulgarien vor dem EU-Beitritt'', Das Parlament]</ref>


Der EU-Beitrittsprozess wurde weitergeführt. Demokratische Transparenz, Korruption und die Handhabung der Pressefreiheit waren in Rumänien unter Iliescu und Năstase problematisch.
Bei den Parlamentswahlen im November 2000 scheiterte die christdemokratische PNTCD an der Wahlhürde, die liberale PNL und die Demokratische Partei bildeten die eigentliche Opposition in Rumänien. Die PDSR (Partei des Sozialdemokratischen Sozialismus) unter Ion Iliescu hat einen eindrucksvollen Sieg verzeichnet. [[Adrian Năstase]] wurde Premierminister der Regierung, die 2003 durch mehrere Korruptionsvorwürfe erschüttert wurde. Der EU-Beitrittsprozess wird weitergeführt. Demokratische Transparenz, Pressefreiheit und Korruption bleiben große Probleme in Rumänien unter Iliescu und Nastase. Die SPD kauft mit ihrem Medienkonzern PSD-kritische Medien in Rumänien auf und wechselt Management wie Redaktion aus. Auch EU-Kommissar Verheugen (SPD) leistet mit Besuchen im Wahlkampf Unterstützung für die PSD.


Im Jahr 2002 wurde Rumänien eingeladen, 2004 der [[NATO]] beizutreten. Dieser erfolgte dann im Zuge der NATO-Osterweiterung am [[29. März]] 2004. Im gleichen Jahr bestätigte die [[Europäische Union]] ihre Unterstützung für Rumäniens Ziel, der Union 2007 beizutreten. Dazu werden noch tiefgreifende Veränderungen in der Wirtschaft notwendig sein.
Im Jahr 2002 wurde Rumänien eingeladen, 2004 der [[NATO]] beizutreten. Dieser Beitritt erfolgte im Zuge der NATO-Osterweiterung am 29. März 2004. Im selben Jahr bestätigte die [[Europäische Union]] ihre Unterstützung für Rumäniens Ziel, der Union 2007 beizutreten. Dazu waren jedoch in den folgenden Jahren tiefgreifende Veränderungen in der Wirtschaft notwendig.


== 2004 - 2008 ==
=== 2004–2008 ===
Am 28. November und am 12. Dezember 2004 fanden [[Präsidentschaftswahl in Rumänien 2004|Präsidentschaftswahlen]] statt. Die beiden wichtigsten Kandidaten waren der amtierende Premierminister [[Adrian Năstase]] von der PSD sowie der Bürgermeister von [[Bukarest]] [[Traian Băsescu]] von der liberalen Allianz D.A. Während Năstase auf die Kontinuität seiner ohnehin von Korruptionsskandalen geplagten Regierung setzte, schrieb sich Băsescu eben den Antikorruptionskampf auf der Fahne.

Am [[28. November]] und am [[12. Dezember]] [[2004]] fanden Präsidentschaftswahlen statt. Die beiden wichtigsten Kandidaten waren der amtierende Premierminister [[Adrian Năstase]] von der PDS sowie der Bürgermeister von [[Bukarest]] [[Traian Băsescu]] von der liberalen Allianz D.A. Am meisten wurde mit dem Beitritt Rumäniens zur EU argumentiert. Die Wähler waren aber sehr verunsichert, denn beide Kandidaten hatten ein ähnliches Programm.


Traian Băsescu gewann das Rennen und ernannte [[Călin Popescu-Tăriceanu]] von der liberalen Allianz D.A. zum Premierminister.
Traian Băsescu gewann das Rennen und ernannte [[Călin Popescu-Tăriceanu]] von der liberalen Allianz D.A. zum Premierminister.


Am 28. November wurde auch das Zweikammernparlament neu gewählt. Die größte Fraktion bildet die D.A. aus [[PNL]] und [[PD]], die mit [[PUR]] und [[UDMR]] eine Regierung gebildet haben.
Am 28. November 2004 wurde auch das Zweikammernparlament neu gewählt. Die größte Fraktion bildete die D.A. aus [[Partidul Național Liberal|PNL]] und [[Partidul Democrat|PD]], die mit PUR und UDMR eine Mitte-rechts-Regierung bildeten, die vor allem die Korruption bekämpfen und Reformen in Landwirtschaft und Industrie durchführen wollte.

Am 13. April 2005 stimmte das Europaparlament in Straßburg dem Beitritt Rumäniens zur Europäischen Union zu. Seit dem 1. Januar 2007 sind Rumänien sowie auch Bulgarien Mitglied der EU.

Das Bündnis von PNL und PD zerbrach 2007; Tăriceanu regierte mit einer weitgehend handlungsunfähigen Minderheitsregierung aus PNL und UDMR weiter.

=== 2008–2011 ===
Die [[Parlamentswahl in Rumänien 2008]] fand erstmals entkoppelt von den Präsidentschaftswahlen statt. Die PSD und die neu gegründete [[Partidul Democrat Liberal|PD-L]] gingen daraus als Sieger hervor, woraufhin sie eine Regierung unter [[Emil Boc]] bildeten.<ref>{{Webarchiv |url=http://www.ziua.ro/news.php?data=2008-12-22&id=18476|wayback=20170110000119|text=UPDATE 20.30 Guvernul Boc a depus juramantul in fata presedintelui Basescu|format= |()= |original= }}, ziua.ro am 22. Dezember 2008</ref> Harte Sparmaßnahmen führte zu Protesten und schließlich zu einem [[Misstrauensvotum]] im Parlament. Das [[Kabinett Boc II]] trat zurück. Der frühere Außenminister [[Teodor Baconschi]] behauptete, durch die Manipulation einzelner Abgeordneter seien einige zum Oppositionsbündnis übergetreten. Staatspräsident [[Traian Băsescu]] ernannte Anfang Februar 2012 [[Mihai Răzvan Ungureanu]] zum Premierminister und beauftragte ihn mit der Regierungsbildung.<ref>[http://www.zeit.de/politik/ausland/2012-02/rumaenien-ministerpraesident-geheimdienstchef ''Rumänischer Geheimdienstchef soll Ministerpräsident werden''], [[Die Zeit]] vom 7. Februar 2012, abgerufen am 18. Juli 2012.</ref>

=== Staatskrisen in Rumänien seit 2012 ===
{{Hauptartikel|Staatskrise in Rumänien 2012}}

Nach weniger als drei Monaten im Amt scheiterte Ungureanus Regierung an einem erfolgreichen Misstrauensvotum im Parlament, das von den Parteien [[Partidul Social Democrat]] (PSD) und [[Partidul Național Liberal]] (PNL) eingebracht wurde.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/politik/rumaenien-regierung-stuerzt-im-streit-ueber-sparpolitik-1.1343679 sueddeutsche.de], [[Süddeutsche Zeitung]]: ''Rumänien: Regierung stürzt im Streit über Sparpolitik'', 27. April 2012, abgerufen am 18. Juli 2012.</ref><ref>[http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/rumaenien-misstrauensvotum-stuerzt-mitte-rechts-regierung-11732757.html faz.net], [[Frankfurter Allgemeine Zeitung]]: ''Rumänien: Misstrauensvotum stürzt Mitte-rechts-Regierung'', 27. April 2012, abgerufen am 18. Juli 2012.</ref>

Durch Überläufer gestärkt schlossen sich die [[Partidul Național Liberal|National-Liberale Partei]] ({{roS|'' Partidul Național Liberal''}}, PNL), die [[Partidul Social Democrat|Sozialdemokratische Partei]] (''Partidul Social Democrat'', PSD) und die [[Partidul Conservator|Konservative Partei]] (''Partidul Conservator'', PC) zum neuen Regierungsbündnis ''Sozialliberale Union'' (''Uniunea Social Liberală'', USL) unter Premierminister [[Victor Ponta]] zusammen. Erklärtes Ziel war die Entmachtung des rumänischen Präsidenten [[Traian Băsescu]] von der [[Partidul Democrat Liberal|Demokratisch-Liberalen Partei]] (''Partidul Democrat Liberal'', PD-L).<ref>[http://www.taz.de/1/archiv/digitaz/artikel/?ressort=me&dig=2012%2F07%2F16%2Fa0089&cHash=8ffaa732ea taz.de], [[Die Tageszeitung]], [[William Totok]]: ''Schlagen und vertragen'', 16. Juli 2012</ref> Ende Juni 2012 wurde ein Amtsenthebungsverfahren gegen Băsescu eingeleitet. Die Abstimmung im Parlament führte zur Suspendierung des Präsidenten. Die Amtsgeschäfte führt indes der nationalliberale Senatspräsident [[Crin Antonescu]].<ref name="rri.ro">{{Webarchiv|text=rri.ro |url=http://www.rri.ro/art.shtml?lang=7&sec=278&art=270792 |wayback=20130515111742}}, Radio Romania International: ''Die Vorsitzenden des Senats und der Abgeordnetenkammer wurden abgewählt'', 10. Juli 2012, abgerufen am 19. Juli 2012.</ref> Bei der Volksabstimmung ([[Referendum]]) am 29. Juli 2012 zur Amtsenthebung Băsescus, in dessen Vorfeld ihm Vorwürfe über massive Verfassungsverstöße gemacht wurden,<ref name="wirtschaftsblatt.at">{{Webarchiv | url=http://www.wirtschaftsblatt.at/home/international/osteuropa/rumaenien-schneidert-gesetz-fuer-sturz-des-praesidenten-525108/index.do | wayback=20120718131549 | text=wirtschaftsblatt.at}}, [[Wirtschaftsblatt]], ''Rumänien schneidert Gesetz für Sturz des Präsidenten'', 10. Juli 2012, abgerufen am 18. Juli 2012.</ref> hatten große Teile der Bevölkerung das überwältigende Gefühl, das kleinere Übel gewählt zu haben, selbst wenn sie sich nach dem offenen Aufruf der PD-L zum Wahlboykott der Stimme enthielten.<ref name="mdr.de, bizarrer Krieg" /> Die Wahlbeteiligung lag unter den benötigten 50 Prozent der möglichen Wählerstimmen und wurde für ungültig erklärt. Von den abgegebenen Stimmen hatten sich etwa 87 Prozent für die Amtsenthebung entschieden.<ref>[http://www.nzz.ch/aktuell/international/rumaenien-ein-sieg-basescus-der-keiner-ist-1.17417139 nzz.ch], [[Neue Zürcher Zeitung]], Rudolf Hermann: ''Ein Sieg Băsescus, der keiner ist'', 30. Juli 2012, abgerufen am 30. Juli 2012.</ref> Die USL äußerte Zweifel an der Korrektheit der dem Referendum zugrunde liegenden Wählerlisten und rief den [[Verfassungsgerichtshof von Rumänien]] an. Dieser kündigte an, nach deren Vorlage am 21. August über die Gültigkeit der Volksabstimmung zu entscheiden.<ref>[https://rp-online.de/politik/ausland/basescu-bleibt-bis-12-september-suspendiert_aid-14110757 rp-online.de], [[Rheinische Post]]: ''Rumäniens Richter zweifeln an Referendum – Băsescu bleibt bis 12. September suspendiert'', 2. August 2012, abgerufen am 3. August 2012.</ref> <!--- wie ging es weiter ? --->

Das politische Vorgehen der USL, welches von Kritikern oft als „[[Putsch|Staatsstreich]]“ beschrieben wurde,<ref name="derstandard.at, Kohabitation">[http://derstandard.at/1343744902817/Premier-bedingt-zu-Kohabitation-mit-Praesident-bereit derstandard.at], Der Standard: ''Premier bedingt zu Kohabitation mit Präsident bereit'', 15. August 2012, abgerufen am 16. August 2012.</ref> zog heftige nationale und internationale Kritik nach sich. Hintergrund ist neben der weit verbreiteten [[Korruption in Rumänien]] ein Machtkampf von Politiker-Cliquen der verschiedenen Lager, der nicht immer im Einklang mit den Grundsätzen des Gesetzes steht. In der von Korruption durchsetzen politischen Welt Rumäniens machte sich Unbehagen breit, als ein früherer Ministerpräsident der PSD zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt wurde.<ref name="mdr.de, bizarrer Krieg" />

Die Weltpolitik zeigte sich besorgt über den Druck auf Verfassungsrichter und die dadurch bedrängte [[Rechtsstaat]]lichkeit, das willkürliche Regieren durch Notverordnungen,<ref name="mdr.de, bizarrer Krieg">{{Webarchiv | url=http://www.mdr.de/nachrichten/rumaenien114.html | wayback=20120801172353 | text=mdr.de}}, [[Mitteldeutscher Rundfunk]]: ''Der bizarre „Krieg zwischen den Palästen“'', 29. Juli 2012, abgerufen am 16. August 2012.</ref> sowie mangelndes Interesse an Werten der [[Europäische Union|Europäischen Union]] (EU).<ref name="dw.de, politische Krise">[http://www.dw.de/dw/article/0,,16163845,00.html dw.de], [[Deutsche Welle]], [[Keno Verseck]]: ''Die politische Krise Rumäniens'', 14. August 2012, abgerufen am 16. August 2012.</ref> Die Obersten Richter berichteten von enormem Druck durch die Regierung, wozu auch Drohungen gegen ihre Familien gehörten. Die EU äußerte sich entschlossen die Unabhängigkeit der Justiz in Rumänien zu garantieren.<ref>[http://www.zeit.de/politik/ausland/2012-08/rumaenien-verfassungsgericht zeit.de], [[Die Zeit]]: ''Rumäniens Verfassungsgericht ruft Europa um Hilfe an'', 8. August 2012, abgerufen am 16. August 2012.</ref>

Bei den [[Präsidentschaftswahl in Rumänien 2014|Präsidentschaftswahlen 2014]] wurde [[Klaus Johannis]], der Bürgermeister von [[Hermannstadt]], zum Nachfolger Băsescus gewählt. Er setzte sich in einer Stichwahl gegen Ministerpräsident Ponta durch.

Am 4. November 2015 erklärte Ponta sowohl seinen Rücktritt von den Regierungsämtern als auch den seines gesamten [[Kabinett Ponta IV|Kabinetts]]. Dem vorausgegangen waren tagelange Proteste und Demonstrationen mit über 20.000 Teilnehmern<ref>''[http://www.spiegel.de/politik/ausland/rumaenien-victor-ponta-tritt-zurueck-a-1061006.html Reaktion auf Brandkatastrophe: Rumäniens Regierung tritt zurück.]'' In: ''Der Spiegel'' vom 4. November 2015. Abgerufen am 5. November 2015.</ref> in Bukarest, die sich gegen den Ministerpräsidenten, den Innenminister [[Gabriel Oprea]] und den Stadtteilbürgermeister Cristian Popescu Piedone gerichtet hatten.<ref>''[http://www.dw.com/de/rum%C3%A4niens-ministerpr%C3%A4sident-victor-ponta-tritt-zur%C3%BCck/a-18825113 Rumäniens Ministerpräsident Victor Ponta tritt zurück.]'' In: Deutsche Welle vom 4. November 2015. Abgerufen am 5. November 2015.</ref> Auslöser der Protestwelle war der verheerende [[Brandkatastrophe in Bukarest 2015|Brand in einem Bukarester Nachtclub]] am 31. Oktober 2015, der über 60 Todesopfer gefordert hatte. Die hohe Opferzahl kam nach Aussagen von Präsident Klaus Johannis zustande, weil einfachste Sicherheitsvorschriften ignoriert worden seien. Nach Ansicht der Demonstranten hatte der Nachtclubbesitzer seine Betriebsgenehmigung durch Schmiergelder erkauft und dies sei symptomatisch für die [[Korruption in Rumänien]].<ref>Stephan Ozsváth: ''{{Webarchiv | url=http://www.tagesschau.de/ausland/ponta-ruecktritt-101.html | wayback=20151106205746 | text=Rumäniens Regierung tritt zurück.}}'' In: [[Tagesschau.de]] vom 4. November 2015. Abgerufen am 5. November 2015.</ref> Als Interims-Regierungschef wurde der bisherige Bildungsminister [[Sorin Cîmpeanu]] benannt.<ref>''[http://www.deutschlandfunk.de/rumaenien-neuer-interims-regierungschef-benannt.447.de.html?drn:news_id=543522 Neuer Interims-Regierungschef benannt.]{{Toter Link|date=2018-04 |archivebot=2018-04-12 05:35:59 InternetArchiveBot |url=http://www.deutschlandfunk.de/rumaenien-neuer-interims-regierungschef-benannt.447.de.html?drn:news_id=543522}}'' In: Deutsche Welle vom 6. November 2015. Abgerufen am 6. November 2015.</ref>

[[Datei:29 January Romanian protest.jpg|mini|Demonstration in Bukarest am 29. Januar 2017]]
2017 kam es zu wochenlangen [[Proteste in Rumänien 2017|Protesten in Rumänien]] gegen die nach der [[Parlamentswahl in Rumänien 2016|Parlamentswahl 2016]] gebildete [[Kabinett Grindeanu|Regierung]] [[Sorin Grindeanu]]s.<ref>[http://www.zeit.de/politik/ausland/2017-02/rumaenien-proteste-bukarest-antikorruptionsgesetz-fs ''Drei Tage Wut auf die Regierung.''] In: [[Die Zeit#Zeit Online|Zeit Online]] vom 3. Februar 2017.</ref> Sie waren der größte Massenprotest in der Geschichte Rumäniens. Im Zentrum der Proteste standen angestrebte Änderungen des Strafgesetzbuches und eine Gesetzesinitiative zur Begnadigung von Hunderten wegen Amtsmissbrauchs angeklagten Amtsträgern. Nach der Veröffentlichung der Verordnungen am 31. Januar fanden für 15 Tage in Folge in vielen Städten des Landes täglich Demonstrationen gegen die Regierung statt. Vorläufige Höhepunkte waren die Proteste vom 1. Februar mit landesweit etwa 450.000 Teilnehmern und die Proteste vom 5. Februar mit etwa 500.000 Teilnehmern allein in Bukarest. Der Senat sprach sich am 14. Februar einstimmig gegen die Verordnung aus.<ref>Radu Marinas: {{Webarchiv|url=http://uk.reuters.com/article/uk-romania-corruption-decree-idUKKBN15T19O |wayback=20170215120800 |text=''Romania’s upper house of parliament backs withdrawal of graft decree.'' |archiv-bot=2025-05-08 02:11:31 InternetArchiveBot }} In: [[Reuters]] vom 14. Februar 2017.</ref> Auch das rumänische Parlament lehnte am 21. Februar das Dekret ab.<ref>[http://www.spiegel.de/politik/ausland/rumaenien-parlament-hebt-korruptionsdekret-auf-a-1135686.html ''Parlament hebt Korruptionsdekret auf.''] In: Spiegel Online vom 21. Februar 2017.</ref>

In der ersten Runde der [[Präsidentschaftswahl in Rumänien 2025]] am 4. Mai 2025 erhielt der extrem rechte Euroskeptiker [[George Simion]] 40,96 Prozent der Wählerstimmen und der parteilose, bürgerlich-liberale Bukarester Bürgermeister [[Nicusor Dan|Nicușor Dan]] nur 20,99 Prozent. Rumäniens Regierungschef [[Marcel Ciolacu]] trat nach dem Aus seines Kandidaten [[Crin Antonescu]] am 5. Mai 2025 zurück.<ref>[https://www.tagesschau.de/ausland/rumanien-ministerpraesident-ciolacu-ruecktritt-100.html ''Rumäniens Ministerpräsident Ciolacu tritt zurück'']</ref> Am 6. Mai 2025 wurde [[Cătălin Predoiu]] zu seinem kommissarischen Nachfolger ernannt.<!--ref name="Tagesschau 2025" /--> In der [[Präsidentschaftswahl in Rumänien 2025|Stichwahl]] am 18. Mai 2025 setzte sich Nicușor Dan gegen George Simion durch. Im Juni 2025 wurde schließlich der vorherige Interimspräsident [[Ilie Bolojan]] zum Ministerpräsidenten gewählt.

== Siehe auch ==
* [[Liste der Staatsoberhäupter Rumäniens]]
* [[Liste der Herrscher der Walachei]]
* [[Liste der Herrscher der Moldau]]
* [[Geschichte von Bukarest]]
* [[Geschichte der Walachei]]
* [[Geschichte der Republik Moldau]]

== Literatur ==
* {{RGA|25|465|489|Rumänien und Republik Moldau|Mircea Babeş, [[Ion Ioniță]], [[Ioan Piso]], Alexandru Vulpe}}
* Edda Binder-Ijima, Heinz-Dietrich Loewe, Gerald Völker (Hrsg.): ''Die Hohenzollern in Rumänien 1866–1947. Eine monarchische Herrschaftsordnung im europäischen Kontext'', Böhlau, Köln/Weimar/Wien, ISBN 978-3-412-20540-9.
* Ion Bulei: ''Kurze Geschichte Rumäniens''. Bukarest 1998, ISBN 973-96876-2-8.
* Simon Geissbühler: ''Blutiger Juli. Rumäniens Vernichtungskrieg und der vergessene Massenmord an den Juden 1941''. Schöningh, Paderborn 2013, ISBN 978-3-506-77675-4.
* Benjamin M. Grilj (Hrsg.): ''Schwarze Milch. Zurückgehaltene Briefe aus den Todeslagern Transnistriens''. Studienverlag, Innsbruck/Wien/Bozen 2013, ISBN 978-3-7065-5197-7.
* Walter König: ''Schola seminarium rei publicae. Aufsätze zur Geschichte und Gegenwart des Schulwesens in Siebenbürgen und Rumänien'' (= ''Siebenbürgisches Archiv.'' 38), Köln/Weimar/Wien 1996.
* Thede Kahl, Michael Metzeltin, Mihai-Răzvan Ungureanu (Hrsg.): ''Rumänien. Raum und Bevölkerung – Geschichte und Geschichtsbilder – Kultur – Gesellschaft und Politik heute – Wirtschaft – Recht – Historische Regionen''. Österreichische Osthefte 48, Wien, ISBN 3-8258-0069-5.
* Mircea Rebreanu: ''Die schicksalhaften Entscheidungen in der rumänischen Geschichte''. Egelsbach, Frankfurt am Main 1997, ISBN 3-89349-932-6.
* Ekkehard Völkl: ''Rumänien''. Regensburg 1995, ISBN 3-7917-1463-5.
* [[Richard Wagner (Schriftsteller)|Richard Wagner]]: ''Sonderweg Rumänien''. Berlin 1991, ISBN 3-88022-047-6.
* [[Andreas Hillgruber]]: ''Hitler, König Carol und Marschall Antonescu: Die deutsch-rumänischen Beziehungen 1938–1944''. Wiesbaden, 1965 ([https://tudigit.ulb.tu-darmstadt.de/show/66-897/0001/image online])


== Weblinks ==
== Weblinks ==
*[http://www.siebenbuerger.de/sbz/landundleute/siebenbuerger2.html Geschichte der Deutschen Rumäniens] - von Anneli Ute Gabanyi.
{{Commonscat|History of Romania|Geschichte Rumäniens}}
* [http://www.siebenbuerger.de/sbz/landundleute/siebenbuerger2.html Geschichte der Deutschen Rumäniens] von [[Anneli Ute Gabanyi]]
* [http://www.aurora-magazin.at/gesellschaft/rum_inhalt_geschichte.htm jüngere Geschichte und Aufarbeitung]

''Siehe auch:'' [[Liste der Staatsoberhäupter Rumäniens]], [[Portal Südosteuropa]]
== Einzelnachweise ==
<references />

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Aktuelle Version vom 23. Juni 2025, 20:16 Uhr

Die Geschichte Rumäniens umfasst die Entwicklungen auf dem Gebiet des heutigen Staates Rumänien von der Urgeschichte bis zur Gegenwart. Das Geschichtsbild der heutigen Rumänen ist stark vom Rückgriff auf die Epoche der Römer geprägt, was sich auch im Namen Rumänien oder rumänisch România (französisch Roumanie; englisch Romania) widerspiegelt. Romania war in der Spätantike eine übliche Bezeichnung für das Römische Reich, im Mittelalter für das Gebiet des Byzantinischen Reichs.[1] Die auf dem Gebiet des späteren Rumänien ansässigen Daker wurden 106 n. Chr. durch Trajan in das Römische Reich eingegliedert und sprachlich sowie kulturell romanisiert. 271 wurden die römischen Truppen ans rechte Donauufer zurückgezogen. In den folgenden Jahrhunderten erfolgte mit der bulgarischen Herrschaft die Christianisierung und es setzte sich das kyrillische Alphabet durch, das 1862 zugunsten des lateinischen Schriftsystems abgeschafft wurde.

Territoriumsbildung der rumänischen Fürstentümer bis 1859 und Rumäniens, 1859–2014. Principatele: Fürstentumer, Regatul: Königreich.


Völkerwanderung

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Angesichts des Einfalls germanischer Völker zog sich die Verwaltung des römischen Reichs aus Dakien zurück. Die letzten Stellungen nördlich der Donau wurden während der Regierungszeit Aurelians (270–275) aufgegeben. Es folgten mehrere Wellen von Wanderungsbewegungen, darunter zunächst die der Westgoten und der Gepiden, dann im 7. Jahrhundert die der Slawen, überwiegend Siedler, die das Tiefland des heutigen Rumäniens kolonisierten. Sie kamen in Kontakt mit der dako-romanischen Bevölkerung, die noch im Hochland lebte, und wurden im Laufe eines jahrhundertelangen Zusammenlebens assimiliert. Auch viele Kriegerstämme zogen durch das rumänische Territorium, so die Hunnen, die Protobulgaren, die Magyaren im 9. Jahrhundert und die Tataren im 13. Jahrhundert (siehe auch Völkerwanderung).

Es gibt keine schriftlichen Nachweise für die Existenz von „Proto-Rumänen“ in der Gegend nördlich der Donau für das Jahrhundert nach Roms Rückzug aus Dakien. Es gibt aber wohl auch keinen Beweis für das Gegenteil. Dieser Umstand ist Grund für eine jahrhundertelange Fehde um Siebenbürgen zwischen rumänischen und ungarischen Historikern.

Einige Historiker behaupten, die Rumänen stammten tatsächlich nicht von den romanisierten Dakern ab, sondern kämen von südlich der Donau und hätten sich im heutigen Gebiet Rumäniens niedergelassen. (Zu dieser Debatte siehe: Dako-romanische Kontinuitätstheorie.)

Andere Historiker erklären das Fehlen schriftlicher Beweismaterialien mit dem Fehlen einer organisierten lokalen Verwaltung bis zum 12. Jahrhundert und dadurch, dass die Mongolen beim Plündern des Gebiets im Jahr 1241 jegliche existierenden Aufzeichnungen vernichtet hätten (siehe auch Nichtorganisierter Staat).

Ungarische Migration

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Im Jahr 896 ließen sich die Magyaren im zentralen Karpatenbecken nieder, nachdem sie zuvor von den Bulgaren unter Zar Simeon und den Petschenegen in Bessarabien vernichtend geschlagen worden waren.[2][3] Ein Jahrhundert später dehnte Stephan I. das ungarische Königreich auf Siebenbürgen aus. Die Ungarn bauten Festungen, gründeten ein römisch-katholisches Bistum und begannen die dort angesiedelte Szekler-Bevölkerung zu missionieren. Es gibt Zweifel, dass sich unter den Missionierten auch Rumänen befanden, da diese bereits christlich waren und nach dem Morgenländischen Schisma der östlichen orthodoxen Kirche treu blieben. Stephan und seine Nachfolger warben deutsche und ungarische Siedler an, sich in der Region niederzulassen.

Ansicht der Marienburg über Feldioara in Rumänien, vor der Renovierung und dem Wiederaufbau 2013–2017

Die Siedler kamen teilweise von weit her, darunter Szekler und der aus Palästina zurückkehrende Deutsche Orden, der Kronstadt (rumänisch Brașov) gründete, dann aber nach einem Konflikt mit dem König 1225 in die Ostseeregion umsiedelte. Ungarns Könige förderten die Loyalität der Kolonisten, indem sie ihnen Land, Handelsprivilegien und ein beträchtliches Maß an Autonomie gewährten. Der Adelsstand war auf Katholiken beschränkt, und während rumänische Adlige zur römisch-katholischen Konfession konvertierten (was schließlich zu deren Magyarisierung führte), um ihre Privilegien zu bewahren, wurden viele orthodoxe Rumänen Leibeigene, sowie auch zahlreiche Ungarn und in geringem Maße auch Sachsen, die auf dem Komitatsboden lebten bzw. von ungarischen Adligen im Rahmen von Binnenkolonisation dort angesiedelt wurden.

1241 fielen die Mongolen von Norden und Osten her über die Karpaten in Siebenbürgen ein. Sie schlugen die Truppen Bélas IV. in die Flucht, brannten in Siebenbürgen und Zentralungarn die Siedlungen nieder und ermordeten einen Teil der Bevölkerung. Als die Mongolen sich 1242 schlagartig wieder zurückzogen, startete Béla ein energisches Wiederaufbauprogramm. Er lud weitere Fremde ein, sich in Siebenbürgen und anderen verwüsteten Regionen des Königreichs niederzulassen, gewährte lokalen Adligen Land und ordnete an, Festungen aus Stein zu errichten. Bélas Wiederaufbaubemühungen und das Aussterben der Árpáden-Dynastie 1301 verschob die Machtverhältnisse in Ungarn signifikant. Der Einfluss des Königs sank, und rivalisierende Magnaten errichteten für sich kleinere Königreiche, enteigneten Bauernland und verschärften die feudalen Pflichten.

Siebenbürgen wurde praktisch selbständig. Schon 1288 beriefen die siebenbürgischen Adligen ihre eigene Ständeversammlung ein. Unter steigendem wirtschaftlichem Druck von ungehemmten Feudalherren und religiösem Druck von eifernden Katholiken emigrierten viele Rumänen aus Siebenbürgen ostwärts und südwärts über die Karpaten und trugen entscheidend zur Gründung der Fürstentümer Moldau und Walachei bei.

Mittelalterliche Staaten

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Frühe rumänische Staaten bildeten sich im 10. und 11. Jahrhundert heraus und erscheinen in historischen Quellen unter dem Namen Wlachen (siehe auch Walachen). Die meisten dieser Staatsgebilde waren kleine Königreiche, die gewöhnlich nach dem Tod ihrer Oberhäupter zerfielen.

Von 1061 bis 1171 bildete die Walachei das Kernreich der turkstämmigen Petschenegen, dann von 1171 bis 1240 gehörten die Walachei und die Moldau zum Reich der ebenfalls turkstämmigen Kumanen. Einige (auch rumänische) Historiker behaupten, dass Rumänen in den niedrigen Teilen der Großen Walachei und der Moldau erst vorgedrungen sind, nachdem diese Gebiete von Petschenegen und Kumanen wieder geräumt wurden.[4] Von Ende des 10. Jahrhunderts (Swjatoslaw I.) bis zum Beginn des 14. Jahrhunderts standen große Teile der Moldau wiederholt unter direkter Herrschaft bzw. indirekter Oberhoheit ostslawischer Fürsten (Kiewer Rus, Halytsch-Wolhynien).

Erst im 14. Jahrhundert entstanden die größeren Fürstentümer Moldau und Walachei. Siebenbürgen war zu dieser Zeit ein im Wesentlichen autonomer Teil des ungarischen Königreichs, ein Ergebnis der Eroberung der vorher existierenden kleineren politischen Formationen im 11.–13. Jahrhundert.

Walachei und Moldau

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Die Legende besagt, dass 1290 Negru Vodă, ein führender rumänischer Adliger, Fogarasch im Süden Siebenbürgens zusammen mit einer Gruppe Adliger verließ und im Gebiet zwischen den südlichen Karpaten und der Donau Țara Românească gründete. Der Name bedeutet wörtlich „rumänisches Land“ und bezeichnet tatsächlich die Walachei. Das Wort Walachei ist von dem slawischen Wort Vlach, dieses wiederum vom germanischen Walh abgeleitet, das ursprünglich, herrührend vom keltischen Nachbarvolk der Volcae (germanisch *Walhos), „Kelte“ überhaupt, dann „Fremder“ allgemein und auch „Romane“ oder „Lateinsprachiger“ bedeutete.[5]

Eine zweite Legende erzählt, dass ein rumänischer Woiwode namens Dragoș die Karpaten überquerte und sich mit anderen Rumänen in der Ebene zwischen den Bergen und dem Schwarzen Meer niederließ. Zu ihnen stieß 1349 ein siebenbürgischer Woiwode namens Bogdan, der gegen seinen Lehnsherrn rebellierte und sich am Fluss Moldova niederließ, der der Moldau ihren Namen gibt. Bogdan erklärte ein Jahrzehnt später die moldauische Unabhängigkeit von Ungarn. Die zurückgebliebenen rumänischen Adligen in Siebenbürgen nahmen schließlich die ungarische Sprache und Kultur an. Die rumänischen Leibeigenen in Siebenbürgen sprachen weiterhin Rumänisch und blieben beim orthodoxen Glauben; sie waren aber machtlos, sich der ungarischen Herrschaft zu entziehen.

Von den oben genannten Legenden abgesehen, wurden die Fürstentümer Walachei und Moldau zunächst als Pufferzonen bzw. Grenzmarken zum Schutz des ungarischen Königreiches vor den von Nordosten und Süden einfallenden Wandervölkern vom ungarischen König eingerichtet. Ihre politische Unabhängigkeit erhielten die Fürstentümer 1330 (Walachei) und 1359 (Moldau).[6]

Walachei und Moldau gewannen im Laufe des 14. Jahrhunderts, einer für Südosteuropa friedlichen und wohlhabenden Zeit, allmählich an Macht. Fürst Basarab I. der Walachei (ca. 1330–1352) musste, obwohl ihm 1330 ein Sieg gegen den ersten ungarischen Anjou-König Karl I. gelang, die ungarische Oberhoheit weiterhin anerkennen. Der Patriarch der orthodoxen Kirche in Konstantinopel dagegen richtete einen kirchlichen Sitz in der Walachei ein und ernannte einen Metropoliten. Die Anerkennung durch die Kirche bestätigte den Status der Walachei als Fürstentum, und die Walachei befreite sich 1380 von der ungarischen Oberhoheit.

Die Fürsten von Walachei und Moldau hatten fast absolute Macht; nur der Fürst hatte die Macht, Landbesitz zu verteilen und Adelstitel zu verleihen. Versammlungen der Adligen, oder Bojaren, und der höhere Klerus wählten Fürsten auf Lebenszeit, und das Fehlen eines Nachfolgegesetzes bereitete eine fruchtbare Atmosphäre für Intrigen. Vom 14. bis zum 17. Jahrhundert findet man in der Geschichte der Fürstentümer reichlich Stürze von Fürsten durch rivalisierende Parteien, die oft von Fremden unterstützt wurden. Die Bojaren waren von der Steuerzahlung ausgenommen, mit Ausnahme von Abgaben auf die Hauptquellen landwirtschaftlichen Vermögens. Obwohl die Bauern einen Teil ihrer Erträge in Naturalien an die lokalen Adligen abgeben mussten, war ihnen, abgesehen von ihrer untergeordneten Stellung, nie das Recht vorenthalten, Grund und Boden zu besitzen oder umzusiedeln.

Nach ihrer Gründung wiesen Walachei und Moldau eine ähnliche politische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Struktur auf. Das Staatswesen, die politische Organisation und das Selbstverständnis orientierten sich stark am oströmischen (byzantinischen) Modell Konstantinopels. Dennoch blieb die Entwicklung beider Fürstentümer mit chronischen Hindernissen behaftet: Eine exzessive Fiskalität erwürgte die ohnehin wenig effiziente Landwirtschaft, die anhaltende politische Instabilität förderte nicht die Entfaltung stabiler interner Märkte und Städte. So blieb die Entstehung eines nennenswerten kommerziellen Lebens in der Hand fremder Kaufleute. Im Laufe der Zeit entwickelte sich der Handel zwischen den Mittelmeerländern und der Region am Schwarzen Meer. Händler aus Genua und Venedig gründeten Handelszentren entlang der Küste des Schwarzen Meers, wo Tataren, Deutsche, Griechen, Juden, Polen, Raguser und Armenier Waren tauschten. Die Rumänen (Walachen und Moldauer) lebten jedoch zumeist weiterhin von Ackerbau und Viehzucht.

In Siebenbürgen erholte sich das wirtschaftliche Leben nach der mongolischen Invasion rasch. Neue, von den deutschen Kolonisten aus Westeuropa mitgebrachte Anbaumethoden kurbelten den Ernteertrag an. Handwerker bildeten Zünfte, als das Handwerk erblühte; Gold-, Silber- und Salzabbau wurde ausgedehnt, und geldbasierte Geschäftsabschlüsse ersetzten den Naturalientausch.

Wenngleich die Stadtbewohner dank königlicher Privilegien und im Einklang mit dem mittelalterlichen Stadtrecht von feudalen Pflichten ausgenommen waren, dehnte sich der Feudalismus aus, und Adlige verschärften die Verpflichtungen. Die Leibeigenen rebellierten gegen die höheren Zahlungen; einige verließen das Land, während andere Gesetzlose wurden. 1437 erhoben sich rumänische und ungarische Bauern gegen ihre Feudalherren. Der Aufstand gewann Fahrt, wurde aber schließlich mit großem Aufwand von den vereinigten Kräften der ungarischen Adligen und mit Unterstützung durch die Sachsen und Szekler in Siebenbürgen niedergeschlagen. Daraufhin wurde die Union der drei Nationen (ungarischer Adel, Nationsuniversität der Sachsen und Szekler) geschlossen, die gelobte, ihre Privilegien gegen jegliche Macht außer der des ungarischen Königs zu verteidigen.

Das Dokument erklärte die Ungarn, Deutschen und Szekler zu den einzigen anerkannten Nationen in Siebenbürgen. Von da an waren alle anderen Nationalitäten dort, vor allem die Rumänen, nur „toleriert“. Nationen sind im mittelalterlichen Sinn wie hier jedoch als Stände und nicht als ethnische Volksgruppen zu verstehen. Der Adel bürdete seinen Leibeigenen allmählich noch härtere Bedingungen auf. 1437 beispielsweise musste jeder Leibeigene einen Tag im Jahr zur Erntezeit für seinen Lehnsherrn ohne Bezahlung arbeiten; 1514 mussten Leibeigene einen Tag pro Woche für ihren Herrn arbeiten, mit ihren eigenen Tieren und Werkzeugen.

Unter Osmanischer Oberhoheit

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Mircea cel Bătrân (1386–1418)

Im 14. Jahrhundert dehnte sich das Osmanische Reich von Kleinasien auf die Balkanhalbinsel aus. Die Osmanen überquerten 1352 den Bosporus und besiegten 1389 die Serben in der Schlacht auf dem Amselfeld. Die Überlieferung besagt, dass der walachische Fürst Mircea cel Bătrân (1386–1418) sein Heer in den Kosovo schickte, um dort an der Seite der Serben zu kämpfen. Ihm gelang es auch vorübergehend, eine gewisse Machtstellung südlich der Donau aufzubauen. Dies nahm allerdings 1393 ein Ende, als Bayezid I. das bulgarische Reich eroberte (siehe Abschnitt Osmanische Herrschaft im Artikel Geschichte Bulgariens). In der Folge flüchteten viele bulgarische Gelehrte und Adlige in das Fürstentum Walachei, das nun direkter Nachbar des Osmanischen Reiches an der Donau wurde.

Bayezid I. setzte seine Kampagne gen Norden fort: 1394 überquerte er die Donau, drang in die Walachei ein, doch Mircea brachte ihm am 10. Oktober 1394 in der Schlacht bei Rovine eine empfindliche Niederlage bei. 1395 schloss Mircea in Brașov eine Allianz mit dem ungarischen König Sigismund von Luxemburg ab. Folglich schloss er sich 1396 mit seinem Heer einem Kreuzzug an, der von Sigismund initiiert worden war. Der Feldzug endete in einer Katastrophe: Die Osmanen schlugen Sigismunds Armee 1396 in der Schlacht bei Nikopolis im heutigen Bulgarien in die Flucht. Bestärkt durch diesen Sieg, drangen die Osmanen im folgenden Jahr wieder in die Walachei ein, doch warf Mircea erneut die türkische Expedition über die Donau zurück. Ein weiterer osmanischer Versuch, die Walachei zu erobern, wurde von Mircea und seinem Heer 1400 wieder erfolgreich abgewehrt.

1402 bekam die Walachei einen Aufschub vom Druck durch das Osmanische Reich, da der mongolische Führer Tamerlan von Osten her in Kleinasien einmarschierte, den Sultan tötete und einen Bürgerkrieg verursachte. So gelang Mircea 1404 sogar, die an die Türken verlorene Provinz Dobrudscha zurückzuerobern. Als nach dem Osmanischen Interregnum wieder Ordnung im Reich einkehrte, erneuerten die Osmanen ihren Angriff auf die Walachei. Gegen das Ende seiner Herrschaft 1417 schloss Mircea mit Sultan Mehmed I. ein Abkommen, wodurch er mit einer jährlichen Tributszahlung von 3000 Goldmünzen die Selbständigkeit seines Landes erkaufte. Brăila, Giurgiu und Turnu fielen bis 1829 direkt an das Osmanische Reich.

Nach Mirceas Tod 1418 erlebten die Walachei und die Moldau eine Phase des Verfalls. Nachfolgekämpfe, polnische und ungarische Intrigen sowie Korruption produzierten eine Serie von elf Fürsten innerhalb von nur 25 Jahren. So wie die osmanische Bedrohung zunahm, wurden die Fürstentümer geschwächt. 1444 schlugen die Osmanen abermals einen europäischen Feldzug bei Warna im heutigen Bulgarien. Als Konstantinopel im Jahr 1453 erobert wurde, schnitten die Osmanen die genuesischen und venezischen Galeeren von den Schwarzmeerhäfen ab. Der Handel ging zurück, und die Isolation der rumänischen Fürstentümer nahm zu, obwohl sie im Gegensatz zu den weiter südlichen liegenden Ländern des Balkan der direkten osmanischen Herrschaft entkommen konnten.

Zu dieser Zeit wurde Johann Hunyadi Reichsverweser von Ungarn. Hunyadi, ein Held aus den Türkenkriegen, mobilisierte Ungarn gegen die Osmanen und rüstete eine Söldnerarmee aus, die erstmals aus einer dem ungarischen Adel auferlegten Steuer finanziert wurde. Er erzielte 1456 vor Belgrad einen durchschlagenden Sieg über die Türken, starb aber bald nach der Schlacht an der Pest.

In einem seiner letzten Schritte brachte Hunyadi Vlad Țepeș (1456–1462) auf den Thron der Walachei. Vlad wurde dafür bekannt, Feinde auf grausame Art hinzurichten. Er hasste die Türken und forderte den Sultan heraus, indem er seine Tributzahlungen verweigerte. 1461 versuchte Hamsa Pascha, ihn in eine Falle zu locken, aber der walachische Fürst entdeckte den Verrat, ließ Hamsa und seine Männer gefangen nehmen und pfählen. Sultan Mehmed II. marschierte später in die Walachei ein und zwang Vlad ins Exil nach Ungarn. Vlad kehrte noch einmal kurzzeitig auf den Thron zurück, starb aber wenig später, woraufhin sich der Widerstand der Walachei gegen die Osmanen abschwächte.

Ștefan cel Mare, zeitgenössisches Porträt, Kloster Voroneț

Die Moldau und ihr Fürst Ștefan cel Mare (Stefan der Große, 1457–1504) waren die letzte Hoffnung des Fürstentums, der Bedrohung durch das Osmanische Reich zu begegnen. Ștefan stellte aus der Bauernschaft der Moldau eine 55.000 Mann starke Armee auf und schlug das eindringende Heer des ungarischen Königs Matthias Corvinus zurück. Ștefans Heer marschierte 1471 in die Walachei ein und besiegte die zurückschlagende osmanische Armee 1473 und 1474. Nach diesen Siegen bat Ștefan den Papst Sixtus IV., eine christliche Allianz gegen die Türken zusammenzurufen. Der Papst antwortete, indem er Ștefan als Athleta Christi würdigte, aber er ließ dessen Forderung nach einem vereinigten Vorgehen des Christentums unbeachtet. Während der letzten Jahrzehnte von Ștefans Regierungszeit erhöhten die Osmanen den Druck auf die Moldau. Sie nahmen 1484 wichtige Schwarzmeerhäfen ein und setzten 1485 die Hauptstadt der Moldau, Suceava, in Brand. Ștefan gelang im darauffolgenden Jahr noch einmal ein Sieg, beschränkte seine Bemühungen um die Unabhängigkeit der Moldau dann aber auf das diplomatische Terrain. Auf seinem Todesbett soll er seinem Sohn angeraten haben, sich den Türken zu unterwerfen, wenn sie eine ehrenhafte Oberhoheit anbieten sollten. Nachfolgekämpfe schwächten die Moldau nach seinem Tod.

1514 kam es infolge von Ausbeutung durch den Adel und einem schlecht geplanten Kreuzzug zu einer ausgedehnten Bauernrevolte in Ungarn und Siebenbürgen. Gut ausgerüstete Bauern unter György Dózsa plünderten Güter im ganzen Land. Trotz ihrer großen Zahl waren die Bauern jedoch schlecht organisiert und erlitten bei Temesvar eine entscheidende Niederlage. Dózsa und die anderen Anführer wurden gefoltert und hingerichtet. Nach dem Aufstand erließ der ungarische Adel Gesetze, die die Leibeigenen für immer an ihre Scholle fesselten und ihre Arbeitspflichten erhöhten.

Da nun Leibeigene und Adel einander tief entfremdet waren und verschiedene Magnaten mit dem König um die Macht konkurrierten, wurde Ungarn verwundbar für einen Angriff von außen. Die Osmanen stürmten 1521 Belgrad, schlugen 1526 eine ungarische Armee bei Mohács und eroberten 1541 Buda. Sie installierten einen Pascha für die Regierung Zentralungarns; die Habsburger kontrollierten Teile des nördlichen und westlichen Ungarns. Siebenbürgen wurde ein autonomes Fürstentum unter osmanischer Oberhoheit.

Nach dem Fall Budas erlebte Siebenbürgen, wenn auch ein Vasallenstaat der Hohen Pforte, eine Phase weitreichender Autonomie. Als Vasall zahlte Siebenbürgen einen jährlichen Tribut an die Pforte und gab militärische Unterstützung; im Gegenzug versprachen die Osmanen, Siebenbürgen vor äußeren Bedrohungen zu beschützen. Einheimische Fürsten regierten Siebenbürgen von 1540 bis 1690. Siebenbürgens mächtige, größtenteils ungarische, regierende Familien, deren Stellung ironischerweise durch Ungarns Zerfall gestärkt wurde, wählten gewöhnlich den Fürsten, der von der Pforte bestätigt werden musste; in einigen Fällen ernannten die Osmanen jedoch von vornherein den Fürsten. Die siebenbürgische Ständeversammlung wurde ein Parlament, und der Adel erneuerte die Union der drei Nationen, die immer noch die Rumänen von der politischen Macht ausschloss. Die Fürsten ergriffen Maßnahmen, um die siebenbürgischen Rumänen von denen in der Walachei und in der Moldau zu trennen, und verboten orthodoxen Priestern, Siebenbürgen von der Walachei aus zu betreten.

Nach Ungarns Zusammenbruch verbreitete sich die protestantische Reformation rasch in Siebenbürgen, und die Region wurde eine von Europas protestantischen Hochburgen. Siebenbürgens Deutsche nahmen das Luthertum an, und viele Ungarn konvertierten zum Calvinismus. Jedoch gelang es den Protestanten, die Katechismen in rumänischer Sprache drucken und verteilen ließen, kaum, die Rumänen aus der Orthodoxie anzulocken. 1571 verabschiedete der siebenbürgische Landtag ein Gesetz, das vier Religionen in Siebenbürgen Glaubensfreiheit und gleiche Rechte zubilligte: der römisch-katholischen, der lutherischen, der calvinistischen und der unitarischen. Das Gesetz war eines der ersten seiner Art in Europa, aber die dadurch verkündete religiöse Gleichstellung war beschränkt: Orthodoxe Rumänen waren zwar beispielsweise in ihrer Religionsausübung frei, aber politische Gleichstellung genossen sie nicht.

Nach der Eroberung Budas durch die Osmanen wuchs der Druck des Osmanischen Reiches auf die Walachei und die Moldau. In den darauffolgenden 170 Jahren gerieten die zwei rumänischen Fürstentümer graduell unter immer mehr Abhängigkeit von der Hohen Pforte, wenn auch ihr Status der von Vasallenstaaten blieb: Gegen die Zahlung eines immer höher werdenden Tributs sicherten sich die Walachei und die Moldau eine weitreichende innere Selbständigkeit und bis ins 18. Jahrhundert sogar einen gewissen Spielraum in der Außenpolitik. Die Osmanen wählten die walachischen und moldauischen Fürsten unter den Söhnen von adligen Geiseln oder Flüchtlingen. Wenige Fürsten starben eines natürlichen Todes, aber während ihrer Regierungszeit lebten sie in großem Luxus. Wie im Falle Siebenbürgens verpflichteten sich die zwei Fürstentümer auch zu militärischer Unterstützung gegenüber der Hohen Pforte und bekamen im Gegenzug das Versprechen der Osmanen, vor äußeren Bedrohungen beschützt zu werden.

Mihai Viteazul
Die Fürstentümer Walachei, Siebenbürgen und Moldau wurden 1600 unter Mihai Viteazul für vier Monate vereinigt

Der letzte ernstzunehmende walachische Widerstand kam von Fürst Mihai Viteazul (Michael der Tapfere, 1593–1601). Nachdem er inthronisiert war, nahm sein Heer mehrere osmanische Festungen ein. Mihais Ziel war letztendlich die völlige Selbständigkeit. Zu diesem Zweck 1598 gelobte er zuerst dem römisch-deutschen Kaiser Rudolf II. die Treue. Ein Jahr später nahm Mihai Siebenbürgen ein, und sein Sieg reizte die siebenbürgischen Bauern zur Rebellion. Mihai war jedoch mehr daran interessiert, sich beim siebenbürgischen Adel beliebt zu machen, und weniger daran, aufsässige Leibeigene zu unterstützen. Er unterdrückte den Aufstand, doch trotz der Versprechen des Fürsten misstrauten die Adligen ihm. 1600 schließlich eroberte Mihai die Moldau.

Im Jahr 1600 regierte für vier Monate erstmals ein rumänischer Fürst über alle Rumänen in der Walachei, in der Moldau und in Siebenbürgen. Mihais Erfolg schreckte Rudolf auf. Der Kaiser stachelte den siebenbürgischen Adel zur Revolte gegen den Fürsten auf, und gleichzeitig fiel Polen in die Moldau ein. Mihai konsolidierte seine Kräfte in der Walachei, leistete bei Rudolf Abbitte und stimmte einem Feldzug zusammen mit Rudolfs General Giorgio Basta zu, mit dem Siebenbürgen von aufmüpfigen ungarischen Adligen zurückgewonnen werden sollte. Nach ihrem Sieg ließ Basta Mihai wegen angeblichen Verrats umbringen. Mihai Viteazul (Michael der Tapfere) wurde in der Legende eindrucksvoller, als er in seinem Leben war, und seine kurzzeitige Vereinigung der rumänischen Territorien inspirierte später die Rumänen, um ihre kulturelle und politische Einheit zu kämpfen.

In Siebenbürgen verfolgte Bastas Armee Protestanten und enteignete illegal ihren Besitz, bis Stephan Bocskai (1605–1607), ein früherer Unterstützer der Habsburger, eine Armee einberief, die die kaiserlichen Truppen aus dem Land trieb. 1606 unterschrieb Bocskay mit den Habsburgern und den Osmanen Friedensverträge, die ihm seine Stellung als Fürst von Siebenbürgen sicherten, religiöse Freiheit garantierten und die Autonomie Siebenbürgens erweiterten.

Nach Bocskays Tod und der Regierungszeit des tyrannischen Gabriel Báthory (1607–1613) zwang die Pforte die Siebenbürgen, Gabriel Bethlen (1613–1629) als Fürst zu akzeptieren. Siebenbürgen erlebte ein goldenes Zeitalter unter Bethlens aufgeklärtem Despotismus. Er förderte Landwirtschaft, Handel und Industrie, ließ neue Bergbauminen eröffnen, schickte Studenten zu protestantischen Universitäten im Ausland und verbot Grundherren, den Kindern ihrer Leibeigenen eine Ausbildung zu versagen.

Nachdem Bethlen gestorben war, machte der siebenbürgische Landtag die meisten seiner Reformen rückgängig. Bald darauf wurde Georg I. Rákóczi (1630–1640) Fürst. Wie Bethlen schickte Rákóczi siebenbürgische Truppen in den Dreißigjährigen Krieg, um auf Seiten der Protestanten zu kämpfen; im Westfälischen Frieden wurde Siebenbürgen als souveräner Staat erwähnt. Das goldene Zeitalter endete, nachdem Georg II. Rákóczi (1648–1660) einen unglücklichen Angriff auf Polen begonnen hatte, ohne dies vorher mit der Pforte oder mit dem Landtag abzusprechen. Eine türkische und tatarische Armee schlug Rákóczis Heer und besetzte Siebenbürgen. Für die übrige Zeit seiner Unabhängigkeit musste Siebenbürgen eine Reihe schwacher Führer erdulden und das ganze 17. Jahrhundert hindurch blieben seine rumänischen Bauern in Armut und Unwissenheit.

Während der kurzen Amtszeit Mihais und den frühen Jahren osmanischer Oberhoheit änderte sich die Landverteilung innerhalb der Walachei und der Moldau dramatisch. Über die Jahre gewährten walachische und moldauische Fürsten örtlichen Bojaren Landbesitz im Gegenzug für militärische Dienste, so dass im 17. Jahrhundert kaum noch Land übrig war. Auf der Suche nach Wohlstand begannen Bojaren auf Bauernland überzugreifen, und ihre militärische Loyalität dem Fürsten gegenüber ließ nach. In der Konsequenz breitete sich die Leibeigenschaft aus, erfolgreiche Bojaren wurden mehr Höflinge als Krieger, und eine dazwischen liegende Klasse von verarmten niedrigen Adligen entwickelte sich. Möchtegern-Fürsten waren gezwungen, sich mit enormen Bestechungsgeldern den Weg zur Macht zu bahnen, und das Bauernleben wurde durch Steuern und Eintreibungen noch erbärmlicher. Jeder Fürst, der das Leben der Bauern zu verbessern suchte, riskierte einen finanziellen Rückstand, der Rivalen ermöglichen konnte, ihn bei der Pforte auszustechen und sich seines Postens zu bemächtigen.

1632 kam mit Matei Basarab (1632–1654) der letzte aus der vorherrschenden walachischen Familie auf den Thron; zwei Jahre später wurde Vasile Lupu (1634–1653), ein Mann albanischer Herkunft, Fürst der Moldau. Die Eifersucht und der Ehrgeiz von Matei und Vasile untergruben die Stärke der beiden Fürstentümer zu einer Zeit, als die Macht der Pforte zu schwinden begann. Vasile zielte auf den attraktiveren walachischen Thron ab und griff Matei an, aber dessen Armee schlug die Moldauer und eine Gruppe moldauischer Bojaren verdrängte Vasile. Sowohl Matei als auch Vasile waren jedoch aufgeklärte Herrscher, die Religion und Künste großzügig unterstützen, Druckerpressen einrichteten, religiöse Bücher und Gesetzbücher veröffentlichten und große Klöster stifteten, die sich zu bedeutenden überregionalen Kultur- und Bildungszentren entwickelten, wie zum Beispiel das Kloster Căldărușani in der Walachei und Trei Ierarhi in der Hauptstadt der Moldau.

Constantin Brâncoveanu, Fürst der Walachei 1688–1714, zeitgenössisches Porträt von 1699, Kloster St. Katarina, Berg Sinai

Das kulturelle, soziale und wirtschaftliche Leben erreichten in der Walachei eine Blütezeit unter der Herrschaft von Constantin Brâncoveanu (1654–1714), Fürst von 1688 bis 1714. Gleichzeitig herrschte im Fürstentum Moldau die Familie Cantemir. Wie in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts schwächte auch jetzt der Konflikt zwischen den beiden Fürstentümern ihre außenpolitische Lage. Brâncoveanu und Dimitrie Cantemir verhandelten gleichzeitig mit dem Zaren Peter I. und versuchten, mit ihm ein Bündnis gegen die Türken zu schließen, verrieten aber gleichzeitig der Hohen Pforte die Absichten des anderen, um dessen Position zu schwächen. Nach dem Tod von Brâncoveanu und seinen 4 Söhnen, die in Konstantinopel enthauptet wurden bzw. nach der Flucht von Dimitrie Cantemir nach Russland, begann in der Walachei und der Moldau die sog. Phanariotenzeit. Von nun an wurden die Fürsten nicht mehr von den lokalen Bojaren gewählt, sondern von der Hohen Pforte aus der griechischen Elite in Konstantinopel ernannt. Die beiden Fürstentümer spielten aber weiter eine bedeutende kulturelle und religiöse Rolle in Südosteuropa. Da sie im Unterschied zu den Nachbarländern südlich der Donau nicht islamischen Einflüssen ausgesetzt waren, wurden sie zum Zufluchtsort vieler christlicher Gelehrter. Außerdem konnten die wallachischen und moldauischen Fürsten die orthodoxen Klöster vom Berge Athos, Syrien, Ägypten, Palästina und Sinai jahrhundertelang unterstützen. So erschien zum Beispiel 1711 die erste Bibel in arabischer Schrift für die syrischen Christen mit der finanziellen Hilfe von Constantin Brâncoveanu.[7]

Gegen Ende des 17. Jahrhunderts, nach dem Sieg gegen die Osmanen, wurden Ungarn und Siebenbürgen Teil des Habsburgerreichs.

Die rumänischen Fürstentümer in der Zeitspanne 1793–1812

Die Zeit zwischen 1711 und 1821 wird in der rumänischen Historiographie als die „Phanariotenzeit“ bezeichnet, eine Zeit des Verfalls und nationalen Desasters. Die Walachei und die Moldau verloren bis auf den äußeren Anschein ihre Unabhängigkeit, und die Pforte forderte beträchtliche Tributzahlungen ein. Zu herrschenden Fürsten in den Fürstentümern wurden Mitglieder von bedeutenden griechischen Familien aus dem Stadtviertel Phanar in Konstantinopel ernannt – daher die Bezeichnung „Phanarioti“. Obwohl den alten Staatsverträgen („Kapitulationen“) zwischen der Hohen Pforte und den rumänischen Fürstentümern zufolge den osmanischen Untertanen verboten war, sich in den Fürstentümern niederzulassen, zu heiraten, dort Land zu erwerben oder Moscheen zu bauen, erlaubten nun die Fürsten griechischen und türkischen Händlern und Wucherern, die Reichtümer der Fürstentümer auszubeuten. Indem sie ihre Privilegien eifersüchtig verteidigten, hemmten die Griechen die sich entwickelnde rumänische Mittelklasse. Zu dieser Zeit verzeichneten die rumänischen Fürstentümer schwere Territorialverluste. Infolge des Vertrages von Passarowitz verlor die Walachei 1718 mit der Kleinen Walachei ihren westlichen Teil an das Habsburgerreich, erhielt aber 1739 im Vertrag von Belgrad dieses „Oltenien“ wieder zurück. 1775 besetzte Österreich den nordwestlichen Teil der Moldau, die Bukowina, das „Buchenland“. 1812 besetzte Russland Bessarabien, die östliche Hälfte des Fürstentums, und bekam den Landesteil zwischen Pruth und Dnister im Frieden von Bukarest zugesprochen.

Ab dem Beginn des 19. Jahrhunderts gewann Russland zu Lasten des Osmanischen Reiches zunehmend Einfluss in den Donaufürstentümern. Während des Russisch-Türkischen Krieges (1828–1829) besetzten russische Truppen die Walachei und die Moldau für einige Jahre; der Zar ließ sich sein Mitspracherecht im Frieden von Adrianopel (1829) und im Organischen Reglement – dem ersten verfassungsähnlichen Gesetzeswerk in den Vorläuferstaaten Rumäniens – bestätigen. Im Rahmen dieser Vertragswerke wurden den nun unabhängigen Fürstentümern auch Milizen zugestanden, die vor allem die Grenze zum Osmanischen Reich sichern sollten. Aus diesen Strukturen ging später die rumänische Armee hervor.[8]

Rumänische Revolution von 1848

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Die rumänischen Fürstentümer ab 1856 (mit Cahul, Bolgrad und Ismail als Teil Moldaus. Nach der Vereinigung von 1859, als Teil Rumäniens bis 1878)

Während der Periode österreichischer Herrschaft in Siebenbürgen und osmanischer Oberhoheit über den Großteil des übrigen rumänischen Gebiets mussten sich die meisten ethnischen Rumänen mit einer Rolle als Bürger zweiter Klasse begnügen. In den meisten siebenbürgischen Städten war den Rumänen nicht einmal das Wohnen innerhalb der Stadtmauern erlaubt.

In der Romantik entwickelte sich wie unter vielen anderen Völkern in Europa auch unter den Rumänen ein nationales Bewusstsein. Da sie sich im Kontrast zu den nahegelegenen Slawen, Deutschen und Ungarn sahen, blickten die nationalistischen Rumänen auf der Suche nach Vorbildern für ihre nationale Identität in andere romanische Länder, besonders nach Frankreich. Auch die Aneignung des römischen Erbes (siehe Einleitung) war für die Herausbildung einer nationalen rumänischen Identität von großer Bedeutung.

1848 kam es wie in vielen anderen europäischen Ländern auch in der Moldau, in der Walachei und in Siebenbürgen zu Aufständen. Wenngleich die Aufständischen ihre Ziele zunächst nicht durchsetzen konnten, die uneingeschränkte Selbständigkeit für die Moldau und die Walachei sowie nationale Emanzipation für Siebenbürgen ihnen verwehrt blieben, war doch die Grundlage für folgende Entwicklungen geschaffen, da sich die Bevölkerung der drei Fürstentümer im Zuge der Auseinandersetzungen von der Einheit ihrer Sprache und Interessen überzeugt hatte.

Stark besteuert und schlecht verwaltet wählte das Volk sowohl in der Moldau als auch in der Walachei dieselbe Person – Alexandru Ioan Cuza – zum Fürsten. So entstand Rumänien, wenn auch ein Rumänien ohne Siebenbürgen, wo der rumänische Nationalismus unausweichlich mit dem ungarischen Nationalismus zusammenprallte. Für einige Zeit noch sollte Österreich-Ungarn, besonders unter der Doppelmonarchie 1867 bis 1918, den Ungarn die feste Kontrolle selbst in jenen Teilen Siebenbürgens geben, wo lokale oder regionale Mehrheiten von Rumänen lebten.

Königreich Rumänien

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Rumänien 1878–1913

Die Wahl von Alexandru Ioan Cuza zum Fürsten sowohl der Moldau als auch in der Walachei unter der nominalen Oberhoheit des Osmanischen Reiches vereinigte 1859 eine identifizierbare rumänische Nation unter einem gemeinsamen Herrscher. Am 8. Dezember 1861 proklamierte Alexandru Ioan Cuza die Bildung des Fürstentum Rumänien aus den Donaufürstentümern Moldau und Walachei. 1862 wurden die beiden Fürstentümer auch formal vereinigt und bildeten Rumänien mit Bukarest als Hauptstadt.

Unter Cuza wurden Reformen angestoßen, die den jungen Staat stärker an westeuropäische Vorbilder annähern sollten. Dazu zählte auch eine Abkehr der Militärorganisation von russischen und eine Übernahme französischer Prinzipien. Unter anderem entstand in diesem Rahmen Ende 1859 ein Generalstab. Das Amt des Generalstabschefs übernahm nach Grigore Gărdescu und Istrate Sămăşescu Mitte des Jahres 1860 Ioan Emanoil Florescu.[9]

Auf Druck der sogenannten „monströsen Koalition“ aus konservativen und radikalen Liberalen musste Cuza am 23. Februar 1866 abdanken. Der deutsche Prinz Karl von Hohenzollern-Sigmaringen wurde zum Fürsten von Rumänien ernannt, mit dem Hintergedanken, dadurch die preußische Unterstützung für die Einheit und die künftige Unabhängigkeit sicherzustellen. Seine Nachkommen sollten als Könige von Rumänien bis zum Sturz durch die Kommunisten 1947 herrschen.

Nach dem Russisch-Türkischen Krieg von 1877/78, in dem Rumänien an der Seite Russlands gegen die türkische Herrschaft kämpfte, wurde Rumänien durch den Vertrag von Berlin 1878 (→ Berliner Kongress) als unabhängig anerkannt. Als Territorium wurde ihm die Dobrudscha hinzugefügt, gleichzeitig musste es aber die drei Kreise Cahul, Bolgrad und Ismail im südlichen Bessarabien im Bereich der Donaumündung an Russland abtreten (dies entsprach etwa einem Viertel der Moldau, zu dem das Gebiet bis dahin gehörte). Das Fürstentum proklamierte sich am 26. März 1881 zum Königreich Rumänien, Karl wurde als Carol I. der erste König von Rumänien. Der neue Staat, eingezwängt zwischen dem Osmanischen Reich, Österreich-Ungarn und Russland mit slawischen Nachbarn an drei Seiten, schaute nach kulturellen und administrativen Vorbildern in Richtung Westen, insbesondere nach Frankreich. Heute wird dieser Staat auch Altreich genannt.

Deutschland und Österreich-Ungarn, die sich 1882 mit Italien zum Dreibund zusammengeschlossen hatten, versuchten Rumänien an sich zu binden, um im Falle eines Konflikts zu verhindern, dass sich Rumänien auf die russische Seite stellen würde; 1883 trat Rumänien dem Dreibund bei. Im Ersten Balkankrieg 1912/13 blieb Rumänien noch neutral, im Zweiten Balkankrieg beteiligte sich das Land an der Koalition gegen Bulgarien, das aus dem Krieg als Verlierer hervorging und die Süddobrudscha an Rumänien abtreten musste. Auch im Ersten Weltkrieg blieb man vorerst neutral; da Österreich-Ungarn Serbien den Krieg erklärt hatte, gab es keine Bündnisverpflichtung.

Erster Weltkrieg

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Im Laufe des Krieges änderten sich jedoch die Konstellationen. Italien erklärte den Mittelmächten den Krieg, und Bulgarien trat auf Seiten der Mittelmächte in den Krieg ein. Ministerpräsident Ion I. C. Brătianu versuchte vergeblich, sich die Neutralität mit Kompensationen bezüglich rumänischsprachiger Gebiete in Siebenbürgen und der Bukowina abgelten zu lassen.[10] Am 17. August 1916 unterzeichnete Rumänien einen Bündnisvertrag mit der Entente. Darin wurde Rumänien fast die ganze Bukowina (südlich des Pruth), Siebenbürgen und das Temesvárer Banat zugesichert.[11]

Am 27. August 1916 trat Rumänien auf der Seite der Entente in den Krieg ein, Kriegsziel Rumäniens waren die mehrheitlich von Rumänen bewohnten Gebiete Österreich-Ungarns. Die rumänische Armee agierte aber militärisch äußerst unglücklich, und innerhalb weniger Monate war die gesamte Walachei von deutschen, österreichisch-ungarischen und bulgarischen Truppen besetzt. Erst mit russischer Hilfe konnte im Sommer 1917 die rumänische Armee den feindlichen Vormarsch stoppen. Infolge der Oktoberrevolution in Russland musste im Dezember 1917 der Waffenstillstand von Focșani geschlossen werden. Am 5. März 1918 kam der Vorfrieden von Buftea zustande.[12] Am 7. Mai 1918 schloss Rumänien mit den Mittelmächten den Frieden von Bukarest. Die Rumänen Siebenbürgens sprachen sich am 1. Dezember 1918 in den „Karlsburger Beschlüssen“ (Alba Iulia) für die Vereinigung mit Rumänien aus.[13] Die Deutschen Siebenbürgens unterstützten diesen Beschluss am 15. Dezember 1918 in Mediaș, während die Ungarn sich am 22. Dezember 1918 in Klausenburg dagegen aussprachen. Der neue rumänische Staat verwirklichte jedoch nur einen Teil der den Minderheiten in den Karlsburger-Beschlüssen gemachten Versprechungen.

Zwischenkriegszeit

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Rumänisch besiedelte Gebiete vor den territorialen Erweiterung Rumäniens 1918/1920

Zuvor war Rumänien Anfang November wieder in den Krieg eingetreten, der nach dem Ende der Kampfhandlungen gegen die Mittelmächte im selben Monat zum Ungarisch-Rumänischen Krieg um mehrheitlich rumänisch besiedelte Gebiete wurde und im August 1919 mit der Besetzung Budapests und dem Ende der Räterepublik Ungarn unter Béla Kun endete. Mit dieser militärischen Position profitierte Rumänien auf der Pariser Friedenskonferenz von einer günstigen militärisch-politischen Konjunktur: Weil Österreichisch-Ungarn und das Russische Reich zerfallen waren, konnte es in den Friedensverhandlungen umfassende territoriale Forderungen erheben, nämlich jene Gebiete fordern, wo es eine absolute rumänische Bevölkerungsmehrheit gab. Rumänien wurden aber auch Gebiete zuerkannt, die mehrheitlich von Ungarn bewohnt waren, wie das Szeklerland und zahlreiche Grenzorte im Norden und Nordwesten. Regierungsgremien, die in Siebenbürgen, Bessarabien und in der Bukowina gebildet wurden, entschieden sich für die Vereinigung mit Rumänien, was 1920 im Vertrag von Trianon bestätigt wurde.

Rumänien 1918–1940

In dem neuen „Großrumänien“ waren drei Viertel der Bevölkerung ethnische Rumänen. In Siebenbürgen, im Banat, in der Bukowina, in Bessarabien und in der Dobrudscha lebten zahlreiche Minderheiten. Die wichtigsten Minderheiten waren die Ungarn (7,9 %), Deutschen (4,1 %), Juden (4 %) und Ukrainer/Russinen (3,2 %); daneben gab es Russen (2,3 %), Bulgaren (2 %), Roma (1,5 %), Türken (0,9 %), Gagausen (0,6 %) usw. Doch auch die Zahl der Rumänen, die in den Nachbarstaaten entlang der Grenzen Großrumäniens lebten, war beträchtlich: 250.000 in der Sowjetunion (darunter 172.419 in der Autonomen Moldau-Republik), 230.000 in Jugoslawien im serbischen Banat und in Zentralserbien, 60.000 in Bulgarien (darunter 42.414 in der Umgebung von Widin) und 24.000 in Ungarn.

Die meisten der Regierungen in den Zwischenkriegsjahren bewahrten zwar die Form, nicht aber die Substanz einer liberalen konstitutionellen Monarchie. Die Verfassung von 1923 gab dem König die Macht, das Parlament aufzulösen und nach Gutdünken Wahlen anzusetzen; als Konsequenz gab es zwischen 1930 und 1940 über 25 verschiedene Regierungen. Die nationale liberale Partei, die in den Jahren unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg dominierte, wurde immer nationalistischer und wurde 1927 durch die nationale Bauernpartei an der Macht abgelöst.

Während dieser Zeit war die Beziehung zwischen den nationalistischen Parteien und König Carol II. von gegenseitigem Misstrauen geprägt. Nach dem Tod seines Vaters Ferdinand 1927 wurde Carol wegen seiner bekannten jüdischen Mätresse Magda Lupescu an der Thronbesteigung gehindert. Nach drei Jahren im Exil, während deren sein Bruder Nicolae als Regent und sein junger Sohn Mihai als König diente, gab Carol öffentlich seine Mätresse auf und bestieg selber den Thron; es wurde aber rasch klar, dass sein Verzicht eine Täuschung war.

Aufmarsch der Eisernen Garde in Bukarest

In den 1930er Jahren stieg eine Zahl von ultranationalistischen Parteien auf, insbesondere die quasi-mystische faschistische Bewegung der Eisernen Garde (auch: „Legion des Erzengels Michael“), die den Nationalismus, die Furcht vor dem Kommunismus und Ressentiments gegen die angebliche ausländische und jüdische Dominanz in der Wirtschaft ausnutzte. Am 10. Dezember 1933 ließ der liberale Premierminister Ion Duca die Eiserne Garde auflösen und Tausende verhaften; 19 Tage später wurde er von Legionären der Eisernen Garde auf einem Bahnsteig des Bahnhofs von Sinaia ermordet.

Am 10. Februar 1938 entließ König Carol II. die Regierung und setzte eine Königsdiktatur ein, um damit die Bildung einer Regierung zu verhindern, der Minister aus der Eisernen Garde angehört hätten. Dies geschah in direkter Konfrontation zu Adolf Hitlers ausdrücklicher Unterstützung der Eisernen Garde.

Über die nächsten zwei Jahre entwickelte sich der bereits heftige Konflikt zwischen der Eisernen Garde und anderen politischen Gruppierungen unter mehreren kurzlebigen Regierungen nahezu zu einem Bürgerkrieg. Im April 1938 ließ Carol den Führer der Eisernen Garde Corneliu Zelea Codreanu verhaften. In der Nacht vom 29. auf den 30. November 1938, vermutlich als Revanche für eine Reihe von Attentaten durch Kommandos der Eisernen Garde, wurden Codreanu und mehrere andere Legionäre getötet, angeblich bei einem Fluchtversuch. Man nimmt allgemein an, dass solch ein Fluchtversuch nicht stattgefunden hat.

Die Diktatur von König Carol II. war kurzlebig. Am 7. März 1939 wurde mit Armand Călinescu als Premierminister eine neue Regierung gebildet. Călinescu wurde am 21. September 1939, drei Wochen nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs, von Legionären ermordet.

Zweiter Weltkrieg

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Letzte Seite des Geheimen Zusatzprotokolls im Deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakt

Siehe auch: Deutsche Heeresmission in Rumänien Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges versuchte Rumänien zunächst neutral zu bleiben. Am 13. April 1939 hatten sich Frankreich und Großbritannien zur Sicherung der Unabhängigkeit Rumäniens verpflichtet, aber die Verhandlungen über eine ähnliche Garantie durch die Sowjetunion wurden abgebrochen, nachdem Rumänien eine Präsenz der Roten Armee auf seinem Territorium abgelehnt hatte. Am 23. August unterzeichneten Wjatscheslaw Michailowitsch Molotow und Joachim von Ribbentrop den deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakt. Acht Tage später überfiel Deutschland Polen, und Rumänien gewährte Mitgliedern der Regierung Polens (siehe Polnische Exilregierung) Zuflucht.

Gebietsverluste Rumäniens im Verlauf des Jahres 1940 an Ungarn, die Sowjetunion und Bulgarien

Am 26. Juni 1940 setzte die Sowjetunion ein Ultimatum, mit dem Rumänien aufgefordert wurde, seine Truppen und Administration aus Bessarabien, der nördlichen Bukowina und dem Herza-Gebiet abzuziehen, andernfalls würde die UdSSR mit der militärischen Invasion beginnen. Dieser Zug wurde durch das geheime Zusatzprotokoll des Deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakts ermöglicht. Sowohl Deutschland als auch Italien waren bereits am 24. Juni über das Ultimatum informiert worden, hatten aber weder Rumänien hierüber informiert noch waren sie zur Hilfestellung bereit. Auf Grund Frankreichs Kapitulation (22. Juni 1940) und Großbritanniens Rückzug vom Festland (Schlacht von Dünkirchen 26. Mai–5. Juni 1940) waren die westlichen Alliierten Rumäniens nicht in der Lage einzugreifen. Rumänien stimmte den Bedingungen zu, um eine bewaffnete Auseinandersetzung zu vermeiden. Die sowjetische Annexion begann am 28. Juni und wurde durch das Ausrufen der Moldauischen Sozialistischen Sowjetrepublik am 2. August abgeschlossen.[14]

Rumänien wurde von Deutschland und Italien durch den Zweiten Wiener Schiedsspruch (30. August 1940) dazu gezwungen, die Nordhälfte Siebenbürgens (Nordsiebenbürgen) an Ungarn zurückzugeben (Südsiebenbürgen blieb rumänisch). Am 7. September verpflichtete Rumänien sich, Bulgarien den südlichen Teil der Dobrudscha zurückzugeben (Vertrag von Craiova). Diese territorialen Verluste erschütterten die Fundamente von Carols Macht.

Die von Ion Gigurtu am 4. Juli 1940 gebildete Regierung war die erste, der ein Minister der Eisernen Garde angehörte, namentlich der Antisemit Horia Sima, der nach Codreanus Tod der nominelle Führer der Bewegung geworden war. Er war einer der wenigen prominenten Legionäre, die das Blutbad der vergangenen Jahre überlebt hatten.

Gebietsgewinne Rumäniens im Krieg gegen die Sowjetunion 1941–44
Bombardierung der Ölraffinerien in Ploiești durch amerikanische B-24 Bomber, 1. August 1943

Die Eiserne Garde (geführt von Sima) und General (später Marschall) Ion Antonescu bildeten am 4. September 1940 die Regierung eines „nationallegionären Staats“, welche die Abdankung Carols II. zugunsten seines 19-jährigen Sohns Mihai erzwang. Carol und Lupescu gingen ins Exil, und angesichts der Niederlage der Schutzmacht Frankreich blieb Rumänien nichts anderes übrig, als sich stark den Achsenmächten anzunähern. Antonescu und das rumänische Offizierskorps hofften darauf, dass der Hitler-Stalin-Pakt zerbrechen und Rumänien als kämpfender Verbündeter Deutschlands sein Territorium auf sowjetisches Gebiet ausdehnen könne. Beabsichtigt war die Eingliederung der nördlichen Bukowina und ganz Bessarabiens. Zudem sollte von Deutschland als Gegenleistung für die Unterstützung die Rückgängigmachung des Zweiten Wiener Schiedsspruchs verlangt werden. Diese Haltung wurde gegenüber der deutschen Seite so formuliert, so dass dort eine rumänische Beteiligung Ende 1940 fest in den Plänen für den Überfall auf die Sowjetunion einkalkuliert wurde.[15]

An der Macht, verschärfte die Eiserne Garde die bereits harten antisemitischen Gesetze und nahm Rache an ihren Feinden. Mehr als 60 vormalige Würdenträger und Funktionäre wurden am 27. November 1940 im Gefängnis von Jilava hingerichtet, während sie noch auf ihren Prozess warteten. Der frühere Premierminister Nicolae Iorga und der Ökonom Virgil Madgearu (* 1887), ebenfalls Minister in früheren Regierungen, wurden gar ohne Verhaftung ermordet. Das Verhältnis zwischen der Eisernen Garde und Antonescu galt als angespannt. Am 20. Januar 1941 versuchte die Eiserne Garde einen Staatsstreich, verbunden mit einem Pogrom gegen die Bukarester Juden, jedoch wurde der Staatsstreich innerhalb von vier Tagen von Antonescu niedergeschlagen und die Eiserne Garde aus der Regierung ausgeschlossen. Sima und viele andere Legionäre flohen nach Deutschland, andere wurden inhaftiert.

Ende November trat Rumänien dem Dreimächtepakt bei. Die Wehrmacht überschritt am 8. Oktober 1940 die rumänischen Grenzen und erreichte bald eine Truppenstärke von 500.000 Soldaten. Am 23. November trat Rumänien an der Seite der Achsenmächte in den Krieg ein.

In der Folge begann eine intensive militärische Übungskampagne, vorerst jedoch ohne die über den Winter beurlaubten Wehrpflichtigen, unterstützt von der Deutschen Heeresmission in Rumänien. Der deutschfreundliche Iosif Iacobici wurde am 27. Januar 1941 zum Kriegsminister ernannt. Derweil änderte die deutsche Militärführung mehrfach ihre Pläne für den Einsatz des erwarteten rumänischen Kontingents gegen die Sowjetunion. Der Kampfwert der rumänischen Truppen wurde allgemein als gering bewertet, insbesondere wegen des Mangels an Kraftfahrzeugen und modernen Waffen sowie des schlechten Ausbildungsstands. Zudem wurde insbesondere den Offizieren eine „rassische Minderwertigkeit“ unterstellt. Für die rumänische Seite wurde Ende Mai 1941 der bevorstehende Überfall auf die Sowjetunion offensichtlich. Konkret informierte Hitler Antonescu am 12. Juni über den nahen Kriegsbeginn. Am 18. Juni informierte Hitler Antonescu über den 22. Juni als Beginn des Angriffs auf die Sowjetunion.[16]

Daran waren zunächst die deutsche 11. Armee (136.000 Mann) und die rumänische 3. sowie 4. Armee sowie einzelne Divisionen (326.000 Mann) beteiligt. Diese Verbände wurden unter dem Namen Heeresgruppe Antonescu geführt. Allerdings erteilten Antonescu und das Hauptquartier der rumänischen Armee lediglich formal Befehle, die vom Kommando der 11. deutschen Armee formuliert worden waren. Selbst dies galt nur für die rumänische 4. Armee. Die rumänische 3. Armee, die als kampfstärkste im gesamten Militär des Landes galt, die 1. rumänische Panzerdivision und fünf Infanteriedivisionen, die in den Monaten zuvor unter deutscher Leitung ausgebildet worden waren, wurden unmittelbar dem Kommando der 11. Armee unterstellt.[17]

Vom 22. Juni 1941 an beteiligte sich die rumänische Artillerie am Beschuss sowjetischer Ziele. In den folgenden Tagen eroberten rumänische Truppen Brückenköpfe auf der gegenüberliegenden Seite des Pruth, gingen dann aber nicht weiter vor, sondern warteten auf heranrückende deutsche Verbände. Am 25. Juni entschied sich die deutsche Führung zu einem eher langsamen Vorgehen angesichts noch vorhandener sowjetischer Gegenwehr: Die 11. deutsche Armee sollte ins nördliche Bessarabien vorstoßen, die rumänische 3. Armee an ihrer linken Flanke in die nördliche Bukovina und die rumänische 4. Armee an ihrer rechten Flanke mit etwas Verzögerung in das zentrale Bessarabien. Sowjetische Gegenangriffe verzögerten die Ausführung dieser Pläne bis zum 1. Juli. Es kam zu sowjetischen Bombenangriffen auf rumänische Städte. Nach dem Ausbruch aus den Brückenköpfen kamen die deutschen und rumänischen Verbände im Norden am schnellsten voran, wo die sowjetische Verteidigung weitgehend zusammengebrochen war, während im Süden eingegrabene sowjetische Truppen längeren Widerstand leisteten. Der 4. rumänischen Armee misslang der Ausbruch aus den Brückenköpfen in das sowjetisch kontrollierte und befestigte Hügelland.[18]

Der Stillstand im Süden wurde erst aufgebrochen, nachdem die Führung der 11. Armee die 1. rumänische Panzerdivision nach Süden eindrehen ließ. Die Division erreicht am 16. Juli 1941 Chișinău und griff die rechte sowjetische Flanke an. Dennoch gelang der Roten Armee ein weitgehend geordneter, durch Gegenangriffe abgeschirmter Rückzug über den Dnister.[19] Zugleich begannen die deutsche 11. und die rumänische 3. Armee am 16. Juli den Übergang über den Dnister, um an der Einkesselung der sowjetischen Truppen in der Ukraine teilzunehmen, die die Heeresgruppe Süd beabsichtigte. Am 26. Juli erreicht schließlich auch die rumänische 4. Armee im Süden den Dnister. Zu diesem Zeitpunkt erkannte die deutsche Führung, dass ihre Operation Barbarossa nicht den Zusammenbruch der Sowjetunion auslösen würde. Sie ging zum Versuch einer großflächigen Eroberung über. Hauptziel der Heeresgruppe Süd war dabei Kiew. Der rumänischen 4. Armee kam dabei als Aufgabe der Schutz der rechten Flanke der deutschen Hauptkräfte bis zum Südlichen Bug zu, insbesondere die Einschließung und Eroberung Odessas. Einer entsprechenden Anfrage Hitlers vom 27. Juli 1941 stimmte Antonescu zu.[20]

Weiter nördlich war die rumänische 3. Armee an der Kesselschlacht bei Uman beteiligt. Als sie anschließend gemeinsam mit den Deutschen den Bug überschreiten sollte, drohten auf der anderen Seite stehende, ebenfalls mit den Deutschen verbündete ungarische Truppen mit Kampfhandlungen gegen die Rumänen. Die 3. Armee blieb daraufhin zunächst hinter dem Bug zurück. Mitte August verlangte Hitler von Antonescu, dass die rumänische Armee im gesamten Süden der Ukraine und zum Angriff auf die Halbinsel Krim eingesetzt werden sollte. Als Gegenleistung setzte Antonescu am Ende des Monats die Vereinbarung von Tighina durch, nach der Transnistria Rumänien angeschlossen wurde und Rumänien sowjetische Gebiete über die 1940 verlorenen hinaus annektieren durfte. Die Eroberung des späteren rumänischen Besatzungsgebiets bis hin zum Bug wurde ebenfalls im August abgeschlossen.[21][22]

Am 14. August führten die rumänischen Truppen in der Schlacht um Odessa den ersten Angriff auf die Stadt aus. Die Schlacht dauerte noch bis Oktober 1941 an und band die südliche Hälfte der rumänischen Truppen. Weiter nördlich überschritten am 19. August die 3. rumänische und die 11. deutsche Armee den Dnepr, um weiter in Richtung Krim vorzugehen. Nach dem Ende der Schlacht um Odessa wurde die rumänische 4. Armee von Mitte Oktober 1941 an weitgehend demobilisiert. Nur ein Teil ihrer Truppen verblieb als Besatzung in der Region zwischen Dnister und Dnjepr.[23]

General Petre Dumitrescu führte die 3. Armee am 26. September in die Schlacht am Asowschen Meer. Für den folgenden Angriff auf die Krim wollten die Deutschen zunächst keine rumänischen Einheiten einsetzen. Erich von Manstein griff dann aber doch auf zwei gut motorisierte Brigaden und ein Regiment der 3. rumänischen Armee zurück, da seine 11. Armee selbst untermotorisiert war.[24] Bis zum 10. Oktober entfernten sich die Verbände der 3. Armee mehr als 1700 Kilometer von Rumänien, schlugen vier größere Schlachten und bestritten 42 kleinere Gefechte. Zugleich brach Mitte Oktober der Kampfeswillen der rumänischen Truppen angesichts schwerer Kämpfe, geringem und schlecht ausgebildetem Personalersatz, seit zwei Monaten ausbleibendem Sold und schlechter Postverbindungen zusehends zusammen.[25]

Ende Oktober 1941 übernahm die rumänische 3. Armee das Kommando über die im Besatzungsgebiet verbliebenen ehemaligen Einheiten der 4. Armee. Die verschiedenen Korps der 3. Armee hatten dabei unterschiedliche Operationsgebiete: Das II. Corps stellte die Besatzung Transnistriens, das VI. die zwischen Bug und Dnjepr. Unter dem direkten Kommando der 11. deutschen Armee überwachte das rumänische Kavalleriekorps die Küstenregion am Asowschen Meer und das rumänische Gebirgskorps war in die Besatzungsstruktur der 11. Armee auf der Krim integriert und kämpfte in Teilen in der Schlacht um Sewastopol 1941–1942.[26]

Für die Schlacht von Stalingrad befahl das Oberkommando des Heeres (OKH) große Teile von Dumitrescus Truppen in die belagerte Stadt, die dort entweder fielen oder in sowjetische Gefangenschaft gerieten. Die Verteidigung des 138 km langen Frontabschnitts durch die verbleibenden Verbände wurde hierdurch geschwächt; eine Offensive der Roten Armee im Südwesten durchbrach die rumänische Front und zwang die rumänischen Verbände im Dezember 1943 zum Rückzug. Auf dem Weg nach Bukarest wurden die Truppen von der Roten Armee eingekesselt. Die Sowjets machten mehr als 130.000 rumänische Kriegsgefangene; nur Reste der Verbände erreichten Bukarest.[27]

Rumänien trug unter der Regierung Antonescu mit Lieferungen von Öl, Getreide und Industrieprodukten bedeutend zur Versorgung Deutschlands und der Armeen der Achsenmächte bei, zumeist jedoch ohne finanzielle Kompensation, was eine hohe Inflation zur Folge hatte. Die Erdölfelder von Ploiești waren eine der wichtigsten Ölquellen für die Wehrmacht. Westalliierte Luftangriffe auf Ploiești sollten die Produktion von kriegswichtigen Gütern wie Treibstoff verhindern oder zumindest beeinträchtigen. Am 1. August 1943 bombardierten über 100 US-amerikanische Consolidated B-24 die Förderanlagen und Raffinerien in der Operation Tidal Wave.

Trotz der Bündnisse Ungarns und Rumäniens mit Deutschland stand das Antonescu-Regime in der Siebenbürgen-Frage auf diplomatischer Ebene Ungarn weiterhin feindlich gegenüber. Vor der sowjetischen Gegenoffensive von Stalingrad sah die rumänische Regierung eine bewaffnete Auseinandersetzung mit Ungarn in dieser Frage für die Zeit nach dem erwarteten Sieg über die Sowjetunion als unausweichlich an.

Rumänien und der Holocaust

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Festnahme von Juden in Rumänien am 22. Dezember 1941, Aufnahme aus dem Bundesarchiv

Antonescu erklärte kurz nach seinem Amtsantritt 1940 die Juden Rumäniens für staatenlos, soweit sie nicht bereits vor Abschluss der Friedensverträge Bürger geworden waren. Das betraf so gut wie alle Juden, etwa 590.000. Mit dem Kriegseintritt Rumäniens begannen im Februar 1941 die Massaker der Eisernen Garde an den Juden und kulminierten zunächst im Todeszug von Iași. Am 2. Juli 1941 erhielten Gendarmerieoffiziere, die die von rumänischen Truppen eroberten Gebiete überwachen sollten, die Anweisung von Gendarmeriekommandeur Constantin Vasiliu, möglichst viele Juden zu erschießen und die Überlebenden zu deportieren, was auch ausgeführt wurde. Zugleich begann die deutsche Einsatzgruppe D ihre Mordaktionen in diesem Gebiet. Darüber hinaus kam es unmittelbar nach der Eroberung zu Gewalttaten in den betreffenden Regionen. Dabei handelte es sich zum Teil um spontane Gewaltausbrüche, zum Teil auf Einheitsebene organisierte Mordkommandos gegen angebliche jüdische Heckenschützen. Insbesondere in den rückeroberten vormals rumänischen Gebieten beteiligte sich auch die Zivilbevölkerung an den Gewalttaten.[28] Nach der Eroberung Transnistriens wurden von Herbst 1941 an rund 142.000 Juden aus dem rumänischen Stammland dorthin deportiert. Viele von ihnen fielen dort der weiteren Verfolgung zum Opfer.[29] Neben den organisierten Verfolgungen und der Unterstützung der Einsatzgruppe D kam es im gesamten rumänischen Besatzungsgebiet immer wieder zur Ermordung von Juden, häufig im Rahmen von sogenannter Partisanenbekämpfung.[30]

Auch beim Massaker von Odessa im Herbst und Winter 1941 wurden Zehntausende Juden in Odessa und im gesamten Gouvernement Transnistrien umgebracht. Selbst nach dem Sturz der Eisernen Garde führte das Antonescu-Regime, verbündet mit dem Deutschen Reich, eine Politik von Unterdrückung und Massakern an Juden und Roma fort, hauptsächlich in den östlichen Gebieten. Pogrome und Deportationen waren in Moldau, der Bukowina und Bessarabien an der Tagesordnung. Die Zahl der Opfer ist umstritten, aber die niedrigsten seriösen Schätzungen bewegen sich zwischen 100.000, 250.000 und mindestens 280.000 Juden[31] und 20.000[31] bis 25.000 Roma in diesen Ostregionen, während von Siebenbürgens 150.000 Juden 120.000 unter dem Zugriff der Ungarn starben. Ohne deutschen Druck waren zum Zeitpunkt der Kapitulation Rumäniens im August 1944 mehr als die Hälfte der Juden des Landes ermordet, und nur die neue politische Lage verhinderte die völlige Vernichtung der Juden des Landes.[32]

Königlicher Staatsstreich

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Um 1944 lag die rumänische Wirtschaft durch Kriegsausgaben und alliierte Bombardements am Boden, und es entwickelte sich selbst unter den Kriegsbefürwortern Widerstand gegen Abschöpfung durch Deutschland.

Als die Front 1944 rumänisches Gebiet erreichte (siehe Operation Jassy-Kischinew = Großangriff am 20. August 1944), führte König Mihai, bis dahin hauptsächlich eine Repräsentationsfigur, am 23. August 1944 mit Unterstützung oppositioneller Politiker aus dem Mitte-links-Spektrum[33] und der Armee erfolgreich einen Staatsstreich durch, womit er die Diktatur Antonescus beendete, die Verfassung von 1923 teilweise wieder in Kraft setzte[33] und einen Seitenwechsel Rumäniens auf die Seite der Alliierten herbeiführte. Die neue bürgerliche Regierung Rumäniens wurde von Premierminister Nicolae Rădescu geführt. Im Kampf gegen Deutschland erlitt Rumänien weitere heftige Verluste in Siebenbürgen, Ungarn und der Tschechoslowakei.

Obwohl rumänische Verbände nun unter sowjetischem Kommando kämpften, betrachteten die Sowjets Rumänien als besetztes Territorium und stationierten Truppen im ganzen Land. Die Alliierten Westmächte erkannten diesen Status in der Konferenz von Jalta an. Die Pariser Friedenskonferenz 1946 verweigerte Rumänien den Rang eines Mitalliierten. Das Territorium Rumäniens verkleinerte sich verglichen mit seiner Ausdehnung vor dem Zweiten Weltkrieg deutlich. Zwar wurde der Wiener Schiedsspruch revidiert und Nordsiebenbürgen wieder unter rumänische Verwaltung gestellt, jedoch mussten Bessarabien und die Nordbukowina an die Sowjetunion zurückgegeben werden.

Sowjetische Reparationsforderungen für Kriegsschäden vor dem Seitenwechsel erfüllte Rumänien im Januar 1945 durch eine von den russischen Besatzern forcierte Verschleppung der arbeitsfähigen Rumäniendeutschen in sowjetische Arbeitslager.[34] Herta Müller hat das Thema in ihrem Roman Atemschaukel verarbeitet.

Volksrepublik und Sozialistische Republik

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Aufstieg der Kommunisten

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1945 wurde Petru Groza von der den Kommunisten nahestehenden Front der Pflüger zum Premierminister ernannt. Obwohl seine Regierung aus Vertretern der meisten größeren Vorkriegsparteien bestand, waren die Schlüsselministerien von den Kommunisten besetzt. Die erste Regierung unter Groza beschloss im März 1945 eine Landreform mit weitreichenden Enteignungen von Feldbesitz, Häusern, Großvieh, landwirtschaftlichen Maschinen und Gerät.[35] Mit der Regierung Groza begann die sowjetische und kommunistische Vorherrschaft in Rumänien.

König Mihai, unzufrieden mit dem von der Regierung eingeschlagenen Kurs, verweigerte die Unterzeichnung neuer Gesetze, womit er Grozas Rücktritt erzwingen wollte. Groza entschied sich, die Gesetze auch ohne Mihais Zustimmung in Kraft treten zu lassen. Am 8. November 1945 wurde eine antikommunistische Demonstration vor dem Königspalast in Bukarest mit Gewalt aufgelöst, wobei es zahlreiche Verhaftungen, Verletzte und eine unbekannte Zahl an Toten gab.

Hinrichtung von Marschall Ion Antonescu, 1946

Gemäß Artikel 14 des Waffenstillstandsvertrages vom 12. September 1944 mit Rumänien[36] ließ die Alliierte Kontrollkommission unter dem Vorsitz der Sowjetunion nach dem Zweiten Weltkrieg zwei Volksgerichtshöfe zur Beurteilung von Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit in Rumänien errichten. Diese Volksgerichtshöfe (rumänisch Tribunalele Poporului) befanden sich in Cluj und Bukarest. 1946 und 1947 wurden zehntausende Angehörige des ehemals auf der Seite der Achsenmächte stehenden Regimes als Kriegsverbrecher hingerichtet, so am 1. Juni 1946 auch der Generalstabschef des Heeres und frühere diktatorisch regierende Ministerpräsident Ion Antonescu im Gefängnis Jilava nahe Bukarest. Das Frauenwahlrecht wurde 1946 eingeführt.[37] Bei den Wahlen nach Einheitsliste vom 19. November 1946[38][33] (vgl. Rumänische Kommunistische Partei) erhielten die Kommunisten angeblich 80 % der Stimmen; tatsächlich wurden die Wahlen massiv und teilweise gewaltsam manipuliert.[39]

Im Frühjahr 1947 zerschlug die Groza-Regierung die Reste der Opposition mit Massenverhaftungen und dem Verbot der beiden großen traditionellen politischen Gruppen, der Partidul Național Țărănesc Creștin Democrat („Nationale Christlich-Demokratische Bauernpartei“) und der Partidul Național Liberal („National-Liberale Partei“). Bauernführer Iuliu Maniu, damals 74 Jahre alt, wurde am 11. November 1947 zu lebenslanger Haft verurteilt und verstarb acht Jahre später. Der Führer der Liberalen Constantin Brătianu wurde 1950 gefangen genommen, ohne Prozess inhaftiert und im Mai 1950 in das berüchtigte Sighet-Gefängnis verlegt. Dort starb er am 20. August 1950 im Alter von 84 Jahren.[40] Nach der Absetzung auch der letzten liberalen Minister um Gheorghe Tătărescu dankte auch König Mihai unter Druck am 30. Dezember 1947 ab und ging ins Exil in die Schweiz. Die „Volksrepublik Rumänien“ wurde ausgerufen und am 13. April 1948 durch eine Verfassung gegründet.[39]

Parteiinterne Machtkämpfe

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Die frühen Jahre der kommunistischen Herrschaft in Rumänien waren durch wiederholte Kurswechsel und Massenverhaftungen geprägt, und verschiedene Gruppierungen kämpften um die Vorherrschaft. 1948 wurde die frühere Agrarreform rückgängig gemacht und durch eine Hinwendung zur Kollektivierung der Landwirtschaft ersetzt. Dies führte zu zehntausenden von Festnahmen, ebenso wie die Bemühungen, die Unierte Kirche zu eliminieren. Am 11. Juni 1948 wurden alle Banken und großen Unternehmen verstaatlicht. Rumänien entwickelte ein System der Zwangsarbeit und politischen Gefängnisse ähnlich wie in der Sowjetunion. Beim erfolglosen Versuch, einen Donau-Schwarzmeer-Kanal zu bauen, starben geschätzte 100.000 politische Häftlinge.

Es gab drei wichtige Gruppierungen, alle stalinistisch, die sich mehr durch ihre jeweilige persönliche Geschichte als durch tiefere politische oder philosophische Differenzen unterschieden: Die Emigranten unter Ana Pauker und Vasile Luca hatten den Krieg im Moskauer Exil verbracht. Die Einheimischen, von denen Gheorghe Gheorghiu-Dej der wichtigste war, waren während des Kriegs in rumänischen Gefängnissen, vor allem im Gefängnis Doftana gewesen und wurden deshalb in Rumänien Gefängnisgruppe genannt. Eine etwas weniger stalinistische Gruppierung, zu der Lucrețiu Pătrășcanu zählt, hatte sich durch die Antonescu-Jahre gerettet, indem sie sich in Rumänien versteckte. Sie hatte in den breiten Regierungen unmittelbar nach Mihais Staatsstreich teilgenommen.

Mit Josef Stalins Rückendeckung, und wahrscheinlich unter dem Einfluss der antisemitischen Politik des späten Stalinismus (Pauker war Jüdin), gewannen Gheorghiu-Dej und die Einheimischen den Machtkampf. Pauker wurde bei den Säuberungen zusammen mit 192.000 anderen Parteimitgliedern aus der Partei ausgeschlossen. Pătrășcanu wurde nach einem Schauprozess hingerichtet.

Ära Gheorghiu-Dej

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Gheorghiu-Dej, ein überzeugter Stalinist, war von der beginnenden Entstalinisierung in der Sowjetunion nach Stalins Tod 1953 nicht angetan. Er fürchtete auch den Plan des RGW, aus Rumänien den „Brotkorb“ des Ostblocks zu machen, da er ein Programm zur Entwicklung der Schwerindustrie verfolgte. Er schloss Rumäniens größte Arbeitslager, gab das Projekt Donau-Schwarzmeer-Kanal auf, stoppte Rationierungen und erhöhte die Arbeiterlöhne.

Dies, verbunden mit dem anhaltenden Ressentiment, dass mit der Gründung der Moldauischen Sowjetrepublik historisch rumänisches Land Teil der Sowjetunion geworden war, führte Rumänien unter Gheorghiu-Dej konsequent auf einen verhältnismäßig unabhängigen und nationalistischen Kurs hin.

Gheorghiu-Dej identifizierte sich mit dem Stalinismus. Um seine Position zu festigen, ließ er 1952 die Außenministerin Ana Pauker entmachten und aus der Partei ausschließen. Die liberalere Tauwetter-Periode nach Stalins Tod drohte seine Autorität zu unterwandern. Nun versprach er Kooperation mit jedem Staat – unabhängig von seinem politisch-wirtschaftlichen System –, solange er die internationale Gleichheit anerkannte und sich nicht in die inneren Angelegenheiten anderer Staaten einmischte. Diese Politik führte zu einer Festigung von Rumäniens Beziehungen zu China, das ebenso nationale Selbstbestimmung befürwortete.

1954 trat Gheorghiu-Dej als Generalsekretär der Partei zurück, blieb aber Vorsitzender. Ein kollektives Sekretariat aus vier Mitgliedern, darunter Nicolae Ceaușescu, kontrollierte die Partei für ein Jahr, nach dem Gheorghiu-Dej wieder die Zügel in die Hand nahm. Trotz seiner neuen Politik der internationalen Kooperation trat Rumänien 1955 dem Warschauer Pakt bei, was zur Unterordnung und Integration eines Teils seines Militärs in die sowjetische Militärmaschine führte. Rumänien lehnte später Manöver des Warschauer Pakts auf seinem Gebiet ab und schränkte seine Beteiligung an Militärmanövern in anderen Ländern des Bündnisses ein.

1956 brandmarkte der sowjetische Premier Chruschtschow Stalin in seiner Geheimrede vor dem XX. Parteitag der KPdSU. Gheorghiu-Dej und die Führung der PMR waren gestärkt, die Entstalinisierung zu überstehen. Gheorghiu-Dej machte Pauker, Luca und Georgescu zu den Sündenböcken der Exzesse der rumänischen Kommunisten in der Vergangenheit und behauptete, dass die rumänische Partei die stalinistischen Elemente schon vor Stalins Tod gesäubert habe.

Im Oktober 1956 widersetzten sich die kommunistischen Führer in Polen den sowjetischen militärischen Drohungen, sich in die polnischen Angelegenheiten einzumischen und ein fügsameres Politbüro einzusetzen. Wenige Wochen später löste sich die kommunistische Partei in Ungarn während des Ungarischen Volksaufstandes praktisch auf. Der polnische Oktober und der ungarische Volksaufstand inspirierten rumänische Studenten und Arbeiter, in den Universitäten und Arbeiterstädten für Freiheit, bessere Lebensbedingungen und das Ende der Sowjetvorherrschaft zu demonstrieren, so bei der Studentenrevolte in Timișoara 1956. Da Gheorghiu-Dej fürchtete, dass ein ungarischer Aufstand die ungarische Bevölkerung in seinem eigenen Land zur Revolte aufstacheln könnte. Er setzte sich für eine rasche Intervention durch die Sowjets ein. Die Sowjetunion verstärkte ihre Militärpräsenz in Rumänien, insbesondere an der Grenze zu Ungarn. Wenngleich die Unruhen in Rumänien sich als bruchstückhaft und kontrollierbar erwiesen, diejenigen in Ungarn waren es nicht, und so startete Moskau im November einen blutigen Einmarsch in Ungarn.

Nach der Revolution von 1956 arbeitete Gheorghiu-Dej eng mit Ungarns neuem Führer János Kádár zusammen. Obwohl Rumänien zunächst den exilierten früheren ungarischen Premier Imre Nagy aufnahm, lieferte es ihn an Budapest für einen Prozess und seine Hinrichtung aus. Im Gegenzug gab Kádár die ungarischen Ansprüche auf Siebenbürgen auf und prangerte Ungarn, die dort die Revolution unterstützt hatten, als Chauvinisten, Nationalisten und Irredentisten an.

Rumäniens Regierung ergriff Maßnahmen, die Unzufriedenheit im Lande zu lindern, indem man Investitionen in die Schwerindustrie verminderte, die Produktion von Konsumgütern verstärkte, die Wirtschaftsverwaltung dezentralisierte, Löhne erhöhte und Elemente der Arbeiterselbstverwaltung einführte. Die Behörden schafften die obligatorischen Lieferungen durch Privatbauern ab, beschleunigten aber das Kollektivierungsprogramm Mitte der 1950er Jahre, wenn auch weniger brutal als zuvor. Die Regierung erklärte die Kollektivierung 1962 für vollständig; zu diesem Zeitpunkt hielten kollektive und Staatshöfe 77 % des bebaubaren Landes.

Trotz Gheorghiu-Dejs Behauptung, dass er die rumänische Partei von Stalinisten gesäubert habe, blieb er wegen seiner offenbaren Mittäterschaft in den Parteiaktivitäten zwischen 1944 und 1953 anfällig für Angriffe. Bei einer Vollversammlung der PMR im März 1956 kritisierten Miron Constantinescu und Iosif Chișinevschi, beide Politbüromitglieder und stellvertretende Premiers, Gheorghiu-Dej. Constantinescu, der sich für eine Liberalisierung im Stil Chruschtschows einsetzte, stellte eine besondere Bedrohung für Gheorghiu-Dej dar, weil er gute Beziehungen zur Moskauer Führung unterhielt. Die PMR entfernte Constantinescu und Chișinevschi 1957, indem sie sie als Stalinisten denunzierte und sie der Mittäterschaft mit Pauker bezichtigte. Danach musste Gheorghiu-Dej keine ernsthafte Herausforderung seiner Führungsrolle befürchten. Ceaușescu ersetzte Constantinescu an der Spitze der PMR-Kader.

Gheorghiu-Dej erreichte nie eine wirklich für beide Seiten akzeptable Einigung mit Ungarn über Siebenbürgen. Gheorghiu-Dej ging das Problem von zwei Seiten an: indem er die Führer der Ungarischen Volksunion festnehmen ließ und indem er 1952 im Szeklerland eine autonome ungarische Region (Regiunea Autonoma Maghiara) einrichtete.

Ära Ceaușescu

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Nicolae Ceaușescu (1965)

Gheorghiu-Dej starb 1965 unter unklaren Umständen (anscheinend als er wegen einer medizinischen Behandlung in Moskau war). Nach einem unausweichlichen Machtkampf wurde der vorher unauffällige Nicolae Ceaușescu sein Nachfolger. Wo Gheorghiu-Dej einer stalinistischen Linie gefolgt war, während die Sowjetunion in einer reformerischen Phase war, erschien Ceaușescu nun zunächst als Reformer, und das zu einer Zeit, als die Sowjetunion unter Leonid Breschnew in eine neostalinistische Richtung steuerte.

In seinen frühen Regierungsjahren war Ceaușescu sowohl im Inland als auch im Ausland populär. Landwirtschaftsgüter waren reichlich vorhanden, Konsumgüter tauchten wieder auf, zudem gab es eine Periode politischen Tauwetters. Im Ausland nahm man zur Kenntnis, dass er sich gegen den sowjetischen Einmarsch in die Tschechoslowakei 1968 aussprach. Während sein Ansehen im Inland bald verblasste, hatte er wegen seiner unabhängigen politischen Linie weiterhin ungewöhnlich gute Beziehungen zu westlichen Regierungen und mit Institutionen wie dem Internationalen Währungsfonds und der Weltbank. Unter Ceaușescu unterhielt Rumänien diplomatische Beziehungen unter anderem mit der Bundesrepublik Deutschland, Israel, China, Albanien.

Die Phase von Freiheit und scheinbarem Wohlstand sollte allerdings nur kurz sein. In einem Versuch, die Geburtenrate zu steigern, setzte Ceaușescu ein Gesetz durch, das Abtreibung und Empfängnisverhütung beschränkte: beides war nur Frauen über 40 Jahren und solchen mit wenigstens vier Kindern erlaubt; 1972 wurden diese Grenzen auf 45 Jahre bzw. fünf Kinder angehoben. In den 1980er Jahren ging er noch weiter: Obligatorische gynäkologische Untersuchungen sollten Frauen identifizieren, die ihre „patriotische Verantwortung“, zu gebären, umgingen. Die Steuersätze wurden geändert, um Singles und Kinderlose zu benachteiligen. Dennoch versuchten viele Frauen, besonders notleidende, ihr ungeborenes Kind mit Drähten oder Medikamenten heimlich abzutreiben. Antibabypillen, Verhütungsmittel und sogar verfallene Abtreibungsmittel wurden auf dem Schwarzmarkt gehandelt. Als Folge dieser Abtreibungsversuche (aber auch der schlechten Ernährung) starben 11.000 Frauen,[41] auch wurden massenhaft behinderte Kinder geboren und in Waisenhäuser abgeschoben. Im Alter von drei Jahren wurden sie von einer Ärztekommission untersucht, die über ihr weiteres Schicksal entschied. Danach holte sich die Geheimpolizei Securitate ihren Nachwuchs aus den Waisenhäusern. Die chronisch kranken Kinder, die Kinder mit Entwicklungsschäden durch Mangelernährung und die Zurückgebliebenen wurden in Heime wie zum Beispiel Cighid abgeschoben. Dort starben die meisten schon nach wenigen Wochen am Hunger und an Krankheiten, oder sie erfroren einfach.[42]

Während Gheorghiu-Dejs Haltung gegenüber der ungarischen Minderheit noch doppelzüngig war, ging Ceaușescu offen repressiv vor. Schulen in ungarischer Sprache, Verlagshäuser und kulturelle Institutionen wurden weitgehend geschlossen. Ethnische Ungarn wurden gedrängt, ihren Kindern traditionell rumänische Namen zu geben. Juden und Deutschen erging es verhältnismäßig besser: Sie waren im Verhältnis zu den deutschen und israelischen Regierungen nützlich als Verhandlungsmasse. Mit dem Freikauf von Rumäniendeutschen durch die deutsche Bundesregierung wurde zwischen 1967 und 1989 unter dem Decknamen Geheimsache Kanal die Ausreise von 226.654 Rumäniendeutschen aus Rumänien in die Bundesrepublik Deutschland erwirkt. Die Höhe der Zahlungen für das sogenannte Kopfgeld wird auf über 1 Milliarde DM geschätzt. Rumänien und der junge Staat Israel schlossen bereits im Juli 1948 ein Wirtschaftsabkommen, welches unter anderem die Auswanderung von 5000 Juden monatlich vorsah, zu Kosten von 8000 Lei pro Kopf. Das Joint Distribution Committee erklärte sich bereit, diese Kosten zu tragen. Insgesamt verließen 118.000 Juden zwischen Mai 1948 und Ende 1951 das Land Richtung Israel.[43] Als weitere Kompensation wurden Geflügelfarmen und andere agrarwirtschaftliche Betriebe von Israel geliefert.[44]

Andere Verletzungen von Menschenrechten waren typisch für ein stalinistisches Regime: Der massive Einsatz der Geheimpolizei (die Securitate), Zensur, massive Umsiedlungen, wenn auch nicht im selben Maßstab wie in den 1950ern. Ganz Bukarest war mit einem Tunnelsystem für die Securitate unterzogen, wie sich beim Aufstand von 1989 herausstellte.

Ceaușescus Rumänien führte Gheorghiu-Dejs Politik der Industrialisierung fort, produzierte aber immer noch wenige Güter, die qualitativ auf dem Weltmarkt konkurrieren konnten. Nach einem Besuch in Nordkorea entwickelte Ceaușescus eine megalomanische Vision zum völligen Neuaufbau des Landes; dies wurde als Programm zur Systematisierung der Dörfer bekannt. Ganze Städte und schließlich ein Großteil der Hauptstadt Bukarest wurden abgerissen und entweder durch nichtssagende Betongebäude oder (wenn das Geld ausging) durch nichts ersetzt; dieses Schicksal traf u. a. Teile der historischen Altstadt von Bukarest samt dem jüdischen Schtetl.

Trotz allem, und trotz der entsetzlichen Behandlung der „überzähligen“ oder kranken Kinder, hatte das Land weiterhin ein gutes Schulsystem und im Allgemeinen ein gutes Gesundheitssystem. Beide wurden jedoch durch die zunehmend überlebensnotwendige Korruption in Rumänien zerrüttet: Operationen und Aufnahmeprüfungen an den Hochschulen mussten in Naturalien oder mit Bargeld „bezahlt“ werden, über 60-Jährige erhielten oft gar keine medizinische Versorgung.[45] Nicht jedes Industrialisierungsprojekt scheiterte: Ceaușescu ließ Rumänien ein recht effektives System der Energieerzeugung und -übertragung zurück, das in den letzten Jahren seiner Herrschaft jedoch funktionsunfähig war. Die Heizkraftwerke, die auch Lignit und Teerschiefer verfeuern mussten, wurden teilweise mit schwarzer Erde betrieben, und die notwendige Brennwärme wurde nicht erreicht. Die Temperatur in Wohnhäusern lag zeitweise bei 12–14 °C, der Strom wurde vormittags, abends und nachts abgeschaltet.[46] Bukarest erhielt eine funktionierende U-Bahn. In vielen Städten wurden neue Wohnblocks errichtet, die alte Bausubstanz wurde manchmal auf persönlichen Befehl Elena Ceaușescus, dem Erdboden gleichgemacht.[47]

In den 1980ern wurde Ceaușescu auf ähnliche Weise besessen von der Idee, westliche Schulden zurückzuzahlen, die sich soweit aufgehäuft hatten, dass Rumänien der Staatsbankrott drohte, und einen „Palast des Volkes“ (Palatul Poporului) in beispiellosen Ausmaßen zu bauen, zusammen mit einer gleichermaßen grandiosen Umgebung, dem Centru Civic. Es gab auch ein Wiederaufleben der Bemühungen, einen Donau-Schwarzmeer-Kanal zu bauen. Dies führte zu einem vorher nicht dagewesenen Armutsniveau für den durchschnittlichen Rumänen. Es gab kein Fleisch zu kaufen, weil es gegen Devisen ins Ausland verkauft wurde. Es gab keinen Marmor für Grabsteine, weil er für den Bau des „Palast des Volkes“, der das zweitgrößte Gebäude der Welt ist, obwohl er nie vollendet wurde, und des Centru Civic benötigt wurde. In der Ära von Glasnost und Perestroika wurde dies mehr und mehr unakzeptabel sowohl für die Sowjetunion wie für den Westen. Ceaușescu hatte in den letzten Jahren seiner Herrschaft jegliches Augenmaß und jeglichen Bezug zu seiner Bevölkerung verloren. Warnsignale über die wachsende Unzufriedenheit in der Arbeiterschaft wie der Aufstand von Brașov 1987 wurden von Ceaușescu ignoriert. Da die gesellschaftliche Elite in den Schulen Englisch und Französisch lernte und die Möglichkeit hatte, an Informationen aus dem Westen zu gelangen, wuchs im Untergrund die Auflehnung gegen die Diktatur.

Rumänische Revolution 1989

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Im Gegensatz zur Sowjetunion zur gleichen Zeit entwickelte Rumänien keine umfassende, privilegierte Elite. Außerhalb Ceaușescus eigenen Verwandten wurden Regierungsbeamte häufig von einem zum anderen Job rotiert und geographisch versetzt, um die Möglichkeit zur Entwicklung einer Machtbasis zu verhindern. Dies verhinderte das Aufkommen des Reformkommunismus der Gorbatschow-Ära, den es in Ungarn oder der Sowjetunion gab. Auch reagierte Ceaușescu – im Gegensatz zu Polen – auf Streiks mit einer gnadenlosen Strategie weiterer Unterdrückung. Diejenigen, die ihn vor solch einer Politik warnten, wurden als Kriminelle behandelt. Als in der Folge die Welle der Revolution von 1989 nach Rumänien schwappte, tat sie es mit unvergleichlicher Energie. Der Sturz des rumänischen Regimes war beinahe einer der letzten in Osteuropa. Er war auch einer der brutalsten zu der Zeit. Obwohl die Ereignisse im Dezember 1989 sehr umstritten sind, ist die folgende Darstellung wenigstens ein angemessener Grundriss.

Proteste und Aufstände brachen am 17. Dezember in Timișoara aus. Der Auslöser war die polizeilich angeordnete Evakuierung aus dem Pfarrhaus bzw. die geplante Verhaftung des protestantischen Pfarrers und späteren Bischofs László Tőkés, der ein ausgesprochener Gegner Ceaușescus war. Obwohl die ersten Demonstranten von der Securitate abtransportiert wurden, breiteten sich die Unruhen am nächsten Tag in der ganzen Stadt aus. Soldaten eröffneten das Feuer auf die Protestierenden und töteten rund 100 Menschen. Die Empörung über die Erschießungen breitete sich nach Sibiu, Bukarest und anderswo aus. Soldaten außerhalb Timișoaras weigerten sich gewöhnlich, die Befehle, Demonstranten anzugreifen, auszuführen.

Nach einer zweitägigen Reise in den Iran wandte sich Ceaușescu am 21. Dezember an eine handverlesene Schar von 100.000 Leuten im Zentrum von Bukarest. Selbst hier begann die Menge ihn niederzuschreien. Die Securitate eröffnete das Feuer, aber das Militär unter Verteidigungsminister Vasile Milea weigerte sich im Allgemeinen, es ihnen gleichzutun. Nachdem Milea unter nicht ganz geklärten Umständen ums Leben kam und die Loyalität der Armee nicht mehr gewährleistet schien, versuchten Ceaușescu und seine Frau Elena Ceaușescu, mit einem Hubschrauber aus der Hauptstadt zu entkommen. Die Armee und die Securitate trugen in Bukarest offene Straßenkämpfe aus, und hunderte, vielleicht tausende wurden im Schusswechsel getötet. Die Ceaușescus wurden schließlich in Târgoviște verhaftet. Ihr Leben wäre vielleicht geschont worden, wenn die Securitate willens gewesen wäre, ihre Waffen niederzulegen; so wurden sie aber einem zügigen und zweifelhaften Prozess unterzogen und am 25. Dezember erschossen. Mit ihrem Tod begann die Securitate, aufzugeben und löste sich bald auf, so dass die Gewalt zu einem Ende kam.

Postkommunistische Ära

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Unabhängig von den beschriebenen Kontroversen hat Rumänien seit der Revolution große Fortschritte bei der Institutionalisierung demokratischer Prinzipien, Bürgerrechte und der Achtung der Menschenrechte gemacht. Jedoch kann das Erbe von 44 Jahren kommunistischer Herrschaft nicht plötzlich beseitigt werden. Die Mitgliedschaft in der kommunistischen Partei war gewöhnlich die Vorbedingung für eine höhere Ausbildung, Auslandsreisen oder einen guten Arbeitsplatz, während der umfassende interne Sicherheitsapparat normale soziale und politische Beziehungen untergrub. Den wenigen aktiven Dissidenten, die unter Ceaușescu litten, muss es so erscheinen, dass die meisten, die nach der Revolution als Politiker Karriere machten, durch die Zusammenarbeit mit dem alten Regime kompromittiert sind.

Über 200 neue politische Parteien entstanden nach 1989, die sich mehr um Persönlichkeiten als um Programme drehten. Alle größeren Parteien traten für Demokratie und Marktreformen ein, aber die regierende Nationale Rettungsfront (FSN) schlug langsamere, vorsichtigere Wirtschaftsreformen und ein soziales Sicherungsnetz vor. Im Gegensatz dazu bevorzugten die Hauptoppositionsparteien – die Nationalliberale Partei PNL und die Christlich-Demokratische Bauernpartei PNȚ-CD – schnelle und radikale Reformen, unverzügliche Privatisierung, und eine Schwächung des Einflusses der exkommunistischen Elite. Es gibt zwar kein Gesetz, das kommunistische Parteien verbietet, aber die alte kommunistische Partei löste sich trotzdem auf, viele ehemalige Parteimitglieder blieben aber aktiv.

Am 20. Mai 1990 wurden Präsidenten- und Parlamentswahlen abgehalten. Gegen Vertreter der schon vor dem Krieg existierenden Nationalen Bauernpartei PNȚ-CD und Nationalliberalen Partei PNL gewann Ion Iliescu 85,07 % der Stimmen. Die FSN (Front der Nationalen Rettung) erhielt 66,31 % der Stimmen und erhielt so drei Viertel der Sitze im Parlament. Die stärksten Oppositionsparteien waren die Demokratische Allianz der Ungarn in Rumänien (UDMR) mit 7,23 % und die PNL mit 6,41 %. Er berief den Universitätsprofessor Petre Roman zum Premierminister und begann vorsichtige Wirtschaftsreformen.

Die neue Regierung tat schon früh einen entscheidenden Fehltritt. Unzufrieden mit dem anhaltenden politischen und wirtschaftlichen Einfluss von Mitgliedern der Elite der Ceaușescu-Ära, trafen sich antikommunistische Demonstranten auf dem Bukarester Universitätsplatz zu einem Dauerprotest. Zwei Monate später wurden Bergarbeiter aus dem Jiu-Tal nach Bukarest gebracht und trieben die übriggebliebenen Protestierenden brutal auseinander („Mineriaden“). Präsident Iliescu drückte öffentlich seine Dankbarkeit aus, was viele davon überzeugte, dass die Regierung die Aktionen der Bergarbeiter initiiert habe. Die Bergarbeiter griffen auch die Hauptquartiere und Häuser von Oppositionsführern an. Die Roman-Regierung stürzte Ende September 1991, als die Bergarbeiter nach Bukarest zurückkehrten, um höhere Löhne und bessere Lebensbedingungen zu fordern. Ein Technokrat, Theodor Stolojan, wurde zum Kopf einer Zwischenregierung ernannt, bis neue Wahlen abgehalten wurden.

Das Parlament entwarf eine neue demokratische Verfassung, die durch ein Volksreferendum im Dezember 1991 angenommen wurde. Die FSN teilte sich im März in zwei Gruppen auf, die von Ion Iliescu (FDSN) und Petre Roman (FSN) geführt wurden. Romans Partei nahm anschließend den Namen „Demokratische Partei“ (PD) an.

Die lokalen und nationalen Wahlen im September 1992 zeigten eine politische Kluft zwischen den großen städtischen Zentren und dem Land. Die ländlichen Wähler, die für die Rückgabe des Großteils des Agrarlandes an die Bauern dankbar waren, aber Änderungen fürchteten, bevorzugten Präsident Ion Iliescu und die FDSN, während die städtischen Wähler die CDR (ein Bündnis aus mehreren Parteien, unter denen die PNȚ-CD und die PNL die stärksten waren, und Bürgerorganisationen) und schnelle Reformen favorisierten. Iliescu wurde im Herbst 1992 wiedergewählt. Die FDSN gewann eine Mehrheit in beiden Kammern des Parlaments. Die FDSN bildete im November 1992 eine Regierung unter Premierminister Nicolae Văcăroiu, einem Ökonomen, mit parlamentarischer Unterstützung durch die nationalistischen Parteien PUNR und PRM sowie die kommunistische PSM. Aus der FDSN wurde im Juli 1993 die „Partei der Sozialen Demokratie Rumäniens“ (PDSR). Im Januar 1994 wurde die Stabilität der Regierungskoalition dadurch gefährdet, dass die PUNR ihre Unterstützung zu entziehen drohte, sollte sie nicht Posten im Kabinett bekommen. Im August 1994 bekamen zwei Mitglieder der nationalistischen PUNR Kabinettsposten in der Regierung. Im September gab der amtierende Justizminister bekannt, dass er in die PUNR eingetreten sei. PRM und PSM verließen im Oktober bzw. Dezember 1995 die Regierung.

Die Kommunalwahlen von 1996 ergaben eine große Verschiebung in der politischen Orientierung der rumänischen Wähler. Die Oppositionsparteien setzten sich in Bukarest und in den meisten größeren Städten in Siebenbürgen und im Banat durch.

Der Trend setzte sich in den nationalen Wahlen fort, und die Opposition dominierte die Städte und gewann stark in den ländlichen Gegenden und den einstigen Hochburgen außerhalb Siebenbürgens, die vormals von Iliescu und der PDSR dominiert worden waren. Die Kampagne der Opposition konzentrierte sich auf die beiden Themen Korruptionsbekämpfung und Wirtschaftsreformen. Diese Botschaft fand in der Wählerschaft Widerhall, und so kamen Emil Constantinescu und die mit ihm verbündeten Parteien an die Macht.

Emil Constantinescu von der „Demokratischen Konvention Rumäniens“ (CDR), einem Wahlbündnis, besiegte bei der nächsten Wahl Präsident Iliescu mit einem Abstand von 9 % und wurde neues Staatsoberhaupt.

Die PDSR gewann die größte Anzahl Sitze im Parlament, aber die Parteien der CDR, die Demokratische Partei, die PNL und der „Demokratischen Verband der Ungarn Rumäniens“ (UDMR) bildeten zusammen eine Koalitionsregierung der Mitte, die 60 % der Sitze im Parlament hinter sich hatte. Victor Ciorbea wurde Premierminister. Ciorbea blieb bis März 1998 im Amt und wurde erst durch Radu Vasile (PNȚ-CD) ersetzt, dann durch den Chef der Nationalbank Mugur Isărescu.

Die Koalition aus mehreren Parteien stellte sich als nicht immer einfach heraus, da Entscheidungen oftmals durch lange Verhandlungen herausgezögert wurden. Dennoch wurden mehrere entscheidende Reformen in die Wege geleitet. Der Einfluss von ehemaligen Kommunisten und Mitgliedern der „Securitate“ in der Staatsverwaltung wurde beseitigt, eine funktionierende Marktwirtschaft eingeführt.

Die im Dezember 1996 gebildete Koalitionsregierung vollzog einen historischen Schritt, in dem sie die UDMR und ihre ungarischen Unterstützer in die Regierung einlud.

Im Juli 2000 gab Präsident Emil Constantinescu bekannt, dass er nicht mehr kandidieren wird.

Bei den Parlamentswahlen im November 2000 scheiterte die christdemokratische PNȚ-CD an der Wahlhürde, die liberale PNL und die Demokratische Partei bildeten die eigentliche Opposition in Rumänien. Die PSD (Partei des Demokratischen Sozialismus) unter Ion Iliescu verzeichnete einen eindrucksvollen Sieg. Adrian Năstase wurde Premierminister der Regierung, die 2003 durch mehrere Korruptionsvorwürfe erschüttert wurde. Im Oktober 2003 mussten drei Minister aufgrund dieser Vorwürfe zurücktreten.[48]

Der EU-Beitrittsprozess wurde weitergeführt. Demokratische Transparenz, Korruption und die Handhabung der Pressefreiheit waren in Rumänien unter Iliescu und Năstase problematisch.

Im Jahr 2002 wurde Rumänien eingeladen, 2004 der NATO beizutreten. Dieser Beitritt erfolgte im Zuge der NATO-Osterweiterung am 29. März 2004. Im selben Jahr bestätigte die Europäische Union ihre Unterstützung für Rumäniens Ziel, der Union 2007 beizutreten. Dazu waren jedoch in den folgenden Jahren tiefgreifende Veränderungen in der Wirtschaft notwendig.

Am 28. November und am 12. Dezember 2004 fanden Präsidentschaftswahlen statt. Die beiden wichtigsten Kandidaten waren der amtierende Premierminister Adrian Năstase von der PSD sowie der Bürgermeister von Bukarest Traian Băsescu von der liberalen Allianz D.A. Während Năstase auf die Kontinuität seiner ohnehin von Korruptionsskandalen geplagten Regierung setzte, schrieb sich Băsescu eben den Antikorruptionskampf auf der Fahne.

Traian Băsescu gewann das Rennen und ernannte Călin Popescu-Tăriceanu von der liberalen Allianz D.A. zum Premierminister.

Am 28. November 2004 wurde auch das Zweikammernparlament neu gewählt. Die größte Fraktion bildete die D.A. aus PNL und PD, die mit PUR und UDMR eine Mitte-rechts-Regierung bildeten, die vor allem die Korruption bekämpfen und Reformen in Landwirtschaft und Industrie durchführen wollte.

Am 13. April 2005 stimmte das Europaparlament in Straßburg dem Beitritt Rumäniens zur Europäischen Union zu. Seit dem 1. Januar 2007 sind Rumänien sowie auch Bulgarien Mitglied der EU.

Das Bündnis von PNL und PD zerbrach 2007; Tăriceanu regierte mit einer weitgehend handlungsunfähigen Minderheitsregierung aus PNL und UDMR weiter.

Die Parlamentswahl in Rumänien 2008 fand erstmals entkoppelt von den Präsidentschaftswahlen statt. Die PSD und die neu gegründete PD-L gingen daraus als Sieger hervor, woraufhin sie eine Regierung unter Emil Boc bildeten.[49] Harte Sparmaßnahmen führte zu Protesten und schließlich zu einem Misstrauensvotum im Parlament. Das Kabinett Boc II trat zurück. Der frühere Außenminister Teodor Baconschi behauptete, durch die Manipulation einzelner Abgeordneter seien einige zum Oppositionsbündnis übergetreten. Staatspräsident Traian Băsescu ernannte Anfang Februar 2012 Mihai Răzvan Ungureanu zum Premierminister und beauftragte ihn mit der Regierungsbildung.[50]

Staatskrisen in Rumänien seit 2012

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Nach weniger als drei Monaten im Amt scheiterte Ungureanus Regierung an einem erfolgreichen Misstrauensvotum im Parlament, das von den Parteien Partidul Social Democrat (PSD) und Partidul Național Liberal (PNL) eingebracht wurde.[51][52]

Durch Überläufer gestärkt schlossen sich die National-Liberale Partei (rumänisch Partidul Național Liberal, PNL), die Sozialdemokratische Partei (Partidul Social Democrat, PSD) und die Konservative Partei (Partidul Conservator, PC) zum neuen Regierungsbündnis Sozialliberale Union (Uniunea Social Liberală, USL) unter Premierminister Victor Ponta zusammen. Erklärtes Ziel war die Entmachtung des rumänischen Präsidenten Traian Băsescu von der Demokratisch-Liberalen Partei (Partidul Democrat Liberal, PD-L).[53] Ende Juni 2012 wurde ein Amtsenthebungsverfahren gegen Băsescu eingeleitet. Die Abstimmung im Parlament führte zur Suspendierung des Präsidenten. Die Amtsgeschäfte führt indes der nationalliberale Senatspräsident Crin Antonescu.[54] Bei der Volksabstimmung (Referendum) am 29. Juli 2012 zur Amtsenthebung Băsescus, in dessen Vorfeld ihm Vorwürfe über massive Verfassungsverstöße gemacht wurden,[55] hatten große Teile der Bevölkerung das überwältigende Gefühl, das kleinere Übel gewählt zu haben, selbst wenn sie sich nach dem offenen Aufruf der PD-L zum Wahlboykott der Stimme enthielten.[56] Die Wahlbeteiligung lag unter den benötigten 50 Prozent der möglichen Wählerstimmen und wurde für ungültig erklärt. Von den abgegebenen Stimmen hatten sich etwa 87 Prozent für die Amtsenthebung entschieden.[57] Die USL äußerte Zweifel an der Korrektheit der dem Referendum zugrunde liegenden Wählerlisten und rief den Verfassungsgerichtshof von Rumänien an. Dieser kündigte an, nach deren Vorlage am 21. August über die Gültigkeit der Volksabstimmung zu entscheiden.[58]

Das politische Vorgehen der USL, welches von Kritikern oft als „Staatsstreich“ beschrieben wurde,[59] zog heftige nationale und internationale Kritik nach sich. Hintergrund ist neben der weit verbreiteten Korruption in Rumänien ein Machtkampf von Politiker-Cliquen der verschiedenen Lager, der nicht immer im Einklang mit den Grundsätzen des Gesetzes steht. In der von Korruption durchsetzen politischen Welt Rumäniens machte sich Unbehagen breit, als ein früherer Ministerpräsident der PSD zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt wurde.[56]

Die Weltpolitik zeigte sich besorgt über den Druck auf Verfassungsrichter und die dadurch bedrängte Rechtsstaatlichkeit, das willkürliche Regieren durch Notverordnungen,[56] sowie mangelndes Interesse an Werten der Europäischen Union (EU).[60] Die Obersten Richter berichteten von enormem Druck durch die Regierung, wozu auch Drohungen gegen ihre Familien gehörten. Die EU äußerte sich entschlossen die Unabhängigkeit der Justiz in Rumänien zu garantieren.[61]

Bei den Präsidentschaftswahlen 2014 wurde Klaus Johannis, der Bürgermeister von Hermannstadt, zum Nachfolger Băsescus gewählt. Er setzte sich in einer Stichwahl gegen Ministerpräsident Ponta durch.

Am 4. November 2015 erklärte Ponta sowohl seinen Rücktritt von den Regierungsämtern als auch den seines gesamten Kabinetts. Dem vorausgegangen waren tagelange Proteste und Demonstrationen mit über 20.000 Teilnehmern[62] in Bukarest, die sich gegen den Ministerpräsidenten, den Innenminister Gabriel Oprea und den Stadtteilbürgermeister Cristian Popescu Piedone gerichtet hatten.[63] Auslöser der Protestwelle war der verheerende Brand in einem Bukarester Nachtclub am 31. Oktober 2015, der über 60 Todesopfer gefordert hatte. Die hohe Opferzahl kam nach Aussagen von Präsident Klaus Johannis zustande, weil einfachste Sicherheitsvorschriften ignoriert worden seien. Nach Ansicht der Demonstranten hatte der Nachtclubbesitzer seine Betriebsgenehmigung durch Schmiergelder erkauft und dies sei symptomatisch für die Korruption in Rumänien.[64] Als Interims-Regierungschef wurde der bisherige Bildungsminister Sorin Cîmpeanu benannt.[65]

Demonstration in Bukarest am 29. Januar 2017

2017 kam es zu wochenlangen Protesten in Rumänien gegen die nach der Parlamentswahl 2016 gebildete Regierung Sorin Grindeanus.[66] Sie waren der größte Massenprotest in der Geschichte Rumäniens. Im Zentrum der Proteste standen angestrebte Änderungen des Strafgesetzbuches und eine Gesetzesinitiative zur Begnadigung von Hunderten wegen Amtsmissbrauchs angeklagten Amtsträgern. Nach der Veröffentlichung der Verordnungen am 31. Januar fanden für 15 Tage in Folge in vielen Städten des Landes täglich Demonstrationen gegen die Regierung statt. Vorläufige Höhepunkte waren die Proteste vom 1. Februar mit landesweit etwa 450.000 Teilnehmern und die Proteste vom 5. Februar mit etwa 500.000 Teilnehmern allein in Bukarest. Der Senat sprach sich am 14. Februar einstimmig gegen die Verordnung aus.[67] Auch das rumänische Parlament lehnte am 21. Februar das Dekret ab.[68]

In der ersten Runde der Präsidentschaftswahl in Rumänien 2025 am 4. Mai 2025 erhielt der extrem rechte Euroskeptiker George Simion 40,96 Prozent der Wählerstimmen und der parteilose, bürgerlich-liberale Bukarester Bürgermeister Nicușor Dan nur 20,99 Prozent. Rumäniens Regierungschef Marcel Ciolacu trat nach dem Aus seines Kandidaten Crin Antonescu am 5. Mai 2025 zurück.[69] Am 6. Mai 2025 wurde Cătălin Predoiu zu seinem kommissarischen Nachfolger ernannt. In der Stichwahl am 18. Mai 2025 setzte sich Nicușor Dan gegen George Simion durch. Im Juni 2025 wurde schließlich der vorherige Interimspräsident Ilie Bolojan zum Ministerpräsidenten gewählt.

  • Mircea Babeş, Ion Ioniță, Ioan Piso, Alexandru Vulpe: Rumänien und Republik Moldau. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 2. Auflage. Band 25, Walter de Gruyter, Berlin/New York 2003, ISBN 3-11-017733-1, S. 465–489.
  • Edda Binder-Ijima, Heinz-Dietrich Loewe, Gerald Völker (Hrsg.): Die Hohenzollern in Rumänien 1866–1947. Eine monarchische Herrschaftsordnung im europäischen Kontext, Böhlau, Köln/Weimar/Wien, ISBN 978-3-412-20540-9.
  • Ion Bulei: Kurze Geschichte Rumäniens. Bukarest 1998, ISBN 973-96876-2-8.
  • Simon Geissbühler: Blutiger Juli. Rumäniens Vernichtungskrieg und der vergessene Massenmord an den Juden 1941. Schöningh, Paderborn 2013, ISBN 978-3-506-77675-4.
  • Benjamin M. Grilj (Hrsg.): Schwarze Milch. Zurückgehaltene Briefe aus den Todeslagern Transnistriens. Studienverlag, Innsbruck/Wien/Bozen 2013, ISBN 978-3-7065-5197-7.
  • Walter König: Schola seminarium rei publicae. Aufsätze zur Geschichte und Gegenwart des Schulwesens in Siebenbürgen und Rumänien (= Siebenbürgisches Archiv. 38), Köln/Weimar/Wien 1996.
  • Thede Kahl, Michael Metzeltin, Mihai-Răzvan Ungureanu (Hrsg.): Rumänien. Raum und Bevölkerung – Geschichte und Geschichtsbilder – Kultur – Gesellschaft und Politik heute – Wirtschaft – Recht – Historische Regionen. Österreichische Osthefte 48, Wien, ISBN 3-8258-0069-5.
  • Mircea Rebreanu: Die schicksalhaften Entscheidungen in der rumänischen Geschichte. Egelsbach, Frankfurt am Main 1997, ISBN 3-89349-932-6.
  • Ekkehard Völkl: Rumänien. Regensburg 1995, ISBN 3-7917-1463-5.
  • Richard Wagner: Sonderweg Rumänien. Berlin 1991, ISBN 3-88022-047-6.
  • Andreas Hillgruber: Hitler, König Carol und Marschall Antonescu: Die deutsch-rumänischen Beziehungen 1938–1944. Wiesbaden, 1965 (online)
Commons: Geschichte Rumäniens – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Im romanischen Sprachraum ist diese Bezeichnung bis heute verbreitet. Vgl. Freddy Thiriet, La Romanie vénitienne au Moyen Age, Paris 1975.
  2. Warren Treadgold: A History of the Byzantine State and Society
  3. C. Jireček: Geschichte der Bulgaren
  4. Lucian Boia: Geschichte und Mythos – Über die Gegenwart des Vergangenen in der rumänischen Gesellschaft. Köln/Weimar/Wien 2003, S. 104 f.
  5. Leo Weisgerber: Walhisk: Die geschichtliche Leistung des Wortes Welsch. Rheinische Vierteljahrsblätter 13, 1–4 (1948), S. 87 ff.; Hans Krahe: Sprache und Vorzeit: europäische Vorgeschichte nach dem Zeugnis der Sprache. Verlag Quelle & Meyer, Heidelberg 1954, ISBN 3-494-00230-4, S. 43.
  6. Harald Roth: Kleine Geschichte Siebenbürgens. 3., aktualisierte Auflage. Köln 2007.
  7. Vgl. Petre S. Nasturel, Le mont Athos et les roumains: recherches sur leurs relations du milieu du XIVe siecle a 1654, Orientalia Christiana Annalecta, Rom, 1986 und Neagu Djuvara, Le pays roumain entre Orient et Occident: les principautés danubiennes au début du XIXe siècle, Publications orientalistes de France, 1989.
  8. Claudiu-Lucian Topor: Change, Unrest, Confusion: the General Staff of the Romanian Army from 1900 to 1914. in: Gehirne der Armeen? Die Generalstäbe der europäischen Mächte im Vorfeld der Weltkriege. (= Krieg in der Geschichte. Bd. 118). Schoeningh, Paderborn u. a. 2023, ISBN 978-3-657-79195-8, S. 154.
  9. Claudiu-Lucian Topor: Change, Unrest, Confusion: the General Staff of the Romanian Army from 1900 to 1914. in: Gehirne der Armeen? Die Generalstäbe der europäischen Mächte im Vorfeld der Weltkriege. (= Krieg in der Geschichte. Bd. 118). Schoeningh, Paderborn u. a. 2023, ISBN 978-3-657-79195-8, S. 154 f.
  10. Glenn E. Torrey: Rumania and the Belligerents 1914–1916. In: The Journal of Contemporary History. 1, No 3 (1966), S. 171–191, S. 183.
  11. Friedrich Stieve (Hrsg.): Iswolski im Weltkriege. Der Diplomatische Schriftwechsel Iswolskis aus den Jahren 1914–1917. Neue Dokumente aus den Geheimakten der russischen Staatsarchive. Im Auftrage des Deutschen Auswärtigen Amtes. Berlin 1925, S. 206f. (Wortlaut)
  12. Vorfrieden von Buftea (PDF; 11 kB), abgefragt am 5. März 2010.
  13. Die Karlsburger Beschlüsse (Memento vom 2. Juni 2009 im Internet Archive)
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  17. Grant T. Harward: „To the End of the Line“: The Romanian Army in Operation Barbarossa. In: The Journal of Slavic Military Studies, Volume 34, Issue 4, S. 599–618, hier: S. 604f.
  18. Grant T. Harward: „To the End of the Line“: The Romanian Army in Operation Barbarossa. In: The Journal of Slavic Military Studies, Volume 34, Issue 4, S. 599–618, hier: S. 605 f., 608.
  19. Grant T. Harward: „To the End of the Line“: The Romanian Army in Operation Barbarossa. In: The Journal of Slavic Military Studies, Volume 34, Issue 4, S. 599–618, hier: S. 608.
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  23. Grant T. Harward: „To the End of the Line“: The Romanian Army in Operation Barbarossa. In: The Journal of Slavic Military Studies, Volume 34, Issue 4, S. 599–618, hier: S. 613.
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