„Franz Tunder“ – Versionsunterschied
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Tunder war möglicherweise ein Schüler von [[Girolamo Frescobaldi]]. Er wirkte von [[1632]] bis [[1641]] in [[Schloss Gottorf|Gottorp]] als Hoforganist [[Friedrich III. (Schleswig-Holstein-Gottorf)|Friedrichs III.]]. Danach war er Organist in [[Lübeck]]. Tunder war der Schwiegervater des Orgelvirtuosen [[Dietrich Buxtehude]]. Er führte in Lübeck die bis heute andauernde Tradition der Abendmusiken ein. Franz Tunder gilt als einer der großen Vertreter der [[Norddeutsche Orgelschule|Norddeutschen Orgelschule]]. Sein Werk ist größtenteils verschollen. |
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[[Datei:HLWerkhausMarker.JPG|mini|Gedenktafel Tunder und Buxtehude am [[Marienwerkhaus]] in Lübeck von 1935]] |
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Tunder sollte nach älterer Ansicht in [[Bannesdorf]] oder [[Burg auf Fehmarn]] geboren sein, nach neueren Erkenntnissen ist jedoch Lübeck sein Geburtsort.<ref name="Birkner">Gerhard Kay Birkner: ''Woher stammte Franz Tunder? Aus Lübeck und nicht von Fehmarn!'', in: [[Lübeckische Blätter]] 161 (1996), Heft 16 (12. Oktober), S. 248</ref> Nach Angabe von [[Johann Mattheson]] war Tunder ein Schüler von [[Girolamo Frescobaldi]]; die heutige Forschung bezweifelt dies jedoch und vermutet eher, dass Tunders Amtsvorgänger Johann Heckelauer Schüler Frescobaldis war. In dessen Nachfolge wirkte Tunder von 1632 bis 1641 in [[Schloss Gottorf]] als Hoforganist [[Friedrich III. (Schleswig-Holstein-Gottorf)|Friedrichs III]]. |
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Danach war er von 1641 bis zu seinem Lebensende als Nachfolger von [[Peter Hasse der Ältere|Peter Hasse]] Organist, ab 1647 im Nebenamt auch Werkmeister (d. h. Verwaltungsleiter) an der [[Marienkirche (Lübeck)|Marienkirche]] in Lübeck. |
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Franz Tunder pflegte gute persönliche Kontakte zu [[Friedrich Stellwagen]]: Die beiden Familien stellten gegenseitig die Taufpaten für ihre Kinder.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.youtube.com/watch?v=L00XV8ZhAtw |titel=ORGELSPIELE 2021 – Mitschnitt vom 16. Mai – Musikalische Orgelführung |sprache=de-DE |abruf=2022-10-27}}</ref> |
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[[en:Franz Tunder]] |
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Tunder war der Amtsvorgänger und Schwiegervater des Orgelvirtuosen [[Dietrich Buxtehude]]. Er führte in Lübeck die bis heute andauernde Tradition der [[Abendmusiken]] ein. Franz Tunder gilt als einer der großen Vertreter der [[Norddeutsche Orgelschule|Norddeutschen Orgelschule]], so prägte er als einer der ersten den Typus der norddeutschen [[Toccata]]. Neben Orgelwerken schuf Tunder geistliche Vokalmusik. Er initiierte die Entwicklung der lutherischen Kirchen-[[Kantate]],<ref>Georg Karstädt: ''Tunder, Franz'' In: Stanley Sadie (Hrsg.): ''The New Grove Dictionary of Music and Musicians.'' Reprint in paperback ed. Macmillan Publishers Ltd., London 1995, ISBN 1-56159-174-2, B. 19, S. 253f, hier 253.</ref> und schrieb [[Motette]]n und geistliche [[Arie]]n. Tunders Werk ist größtenteils verschollen. Ungeachtet dessen sind die erhaltenen Werke außergewöhnlich expressiv durch ausgiebigen Dissonanzgebrauch, was das spätere Werk von Buxtehude und [[Johann Sebastian Bach]] vorbereitete. |
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:: Jesus Christus, wahr Gottes Sohn |
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:: Allein zu dir, Herr Jesu Christ |
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* {{ADB|38|788|790|Tunder, Franz|Max Seiffert|ADB:Tunder, Franz}} |
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* Fritz Jung: ''Die Musik in Lübeck'', in: ''Geschichte der freien und Hansestadt Lübeck'', hrsg. von [[Fritz Endres (Historiker)|Fritz Endres]], Lübeck 1926, S. 171–209. |
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* [[Wilhelm Stahl (Organist)|Wilhelm Stahl]]: ''Franz Tunder und Dietrich Buxtehude.'' Fr. Kistner & C. F. W. Siegel, Leipzig 1926 ([https://dis-danmark.dk/bibliotek/905072.pdf Digitalisat]). |
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* [[Kurt Gudewill]]: ''Franz Tunder und die nordelbingische Musikkultur seiner Zeit''. Kultusverwaltung der Hansestadt Lübeck, Lübeck 1967. |
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* {{BBKL|archiveurl=https://web.archive.org/web/20070613181738/http://www.bautz.de/bbkl/t/tunder_f.shtml|autor=[[Armin Raab]]|artikel=Tunder, Franz|band=12|spalten=713–714}} |
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* Arndt Schnoor, [[Volker Scherliess]]: ''„Theater-Music in der Kirche“. Zur Geschichte der Lübecker Abendmusiken.'' Bibliothek der Hansestadt Lübeck, Lübeck 2003 (Schriften der Stadtbibliothek. 3. Reihe; 37: Kataloge), ISBN 3-933652-15-4. |
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* Klaus Beckmann: ''Die Norddeutsche Schule. Orgelmusik im protestantischen Norddeutschland zwischen 1517 und 1755.'' Bd. 2: ''Blütezeit und Verfall 1620–1755''. Schott, Mainz 2009, ISBN 978-3-7957-0532-9. |
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== Weblinks == |
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== Einzelnachweise == |
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<references /> |
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Aktuelle Version vom 29. Dezember 2024, 20:44 Uhr
Franz Tunder (* 1614 in Lübeck; † 5. November 1667 ebenda) war ein deutscher Komponist und Organist.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Tunder sollte nach älterer Ansicht in Bannesdorf oder Burg auf Fehmarn geboren sein, nach neueren Erkenntnissen ist jedoch Lübeck sein Geburtsort.[1] Nach Angabe von Johann Mattheson war Tunder ein Schüler von Girolamo Frescobaldi; die heutige Forschung bezweifelt dies jedoch und vermutet eher, dass Tunders Amtsvorgänger Johann Heckelauer Schüler Frescobaldis war. In dessen Nachfolge wirkte Tunder von 1632 bis 1641 in Schloss Gottorf als Hoforganist Friedrichs III.
Danach war er von 1641 bis zu seinem Lebensende als Nachfolger von Peter Hasse Organist, ab 1647 im Nebenamt auch Werkmeister (d. h. Verwaltungsleiter) an der Marienkirche in Lübeck.
Franz Tunder pflegte gute persönliche Kontakte zu Friedrich Stellwagen: Die beiden Familien stellten gegenseitig die Taufpaten für ihre Kinder.[2]
Tunder war der Amtsvorgänger und Schwiegervater des Orgelvirtuosen Dietrich Buxtehude. Er führte in Lübeck die bis heute andauernde Tradition der Abendmusiken ein. Franz Tunder gilt als einer der großen Vertreter der Norddeutschen Orgelschule, so prägte er als einer der ersten den Typus der norddeutschen Toccata. Neben Orgelwerken schuf Tunder geistliche Vokalmusik. Er initiierte die Entwicklung der lutherischen Kirchen-Kantate,[3] und schrieb Motetten und geistliche Arien. Tunders Werk ist größtenteils verschollen. Ungeachtet dessen sind die erhaltenen Werke außergewöhnlich expressiv durch ausgiebigen Dissonanzgebrauch, was das spätere Werk von Buxtehude und Johann Sebastian Bach vorbereitete.
Ehrungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach ihm ist der Asteroid (7871) Tunder benannt.
Erhaltene Werke
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 9 geistliche Konzerte für 1 Gesangsstimme, darunter An Wasserflüssen Babylon
- 9 geistliche Konzerte für 3–6 Gesangsstimmen
für Orgel:
- 5 Praeludien (4 in g-Moll, 1 in F-Dur)
- Canzone in G-Dur über ein Thema von della Porta
- Choralfantasien:
- Auf meinen lieben Gott
- Christ lag in Todesbanden
- Herr Gott, dich loben wir
- In dich hab ich gehoffet, Herr
- Jesus Christus, unser Heiland, der von uns den Gotteszorn wandt
- Jesus Christus, wahr Gottes Sohn
- Komm, Heiliger Geist, Herre Gott
- Was kann uns kommen an für Not
Die mit der Autorenangabe Heinrich Scheidemann überlieferten, umfangreichen Choralfantasien
- Allein zu dir, Herr Jesu Christ
sowie
wurden von Klaus Beckmann Franz Tunder zugewiesen.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Max Seiffert: Tunder, Franz. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 38, Duncker & Humblot, Leipzig 1894, S. 788–790.
- Fritz Jung: Die Musik in Lübeck, in: Geschichte der freien und Hansestadt Lübeck, hrsg. von Fritz Endres, Lübeck 1926, S. 171–209.
- Wilhelm Stahl: Franz Tunder und Dietrich Buxtehude. Fr. Kistner & C. F. W. Siegel, Leipzig 1926 (Digitalisat).
- Kurt Gudewill: Franz Tunder und die nordelbingische Musikkultur seiner Zeit. Kultusverwaltung der Hansestadt Lübeck, Lübeck 1967.
- Armin Raab: Tunder, Franz. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 12, Bautz, Herzberg 1997, ISBN 3-88309-068-9, Sp. 713–714 .
- Arndt Schnoor, Volker Scherliess: „Theater-Music in der Kirche“. Zur Geschichte der Lübecker Abendmusiken. Bibliothek der Hansestadt Lübeck, Lübeck 2003 (Schriften der Stadtbibliothek. 3. Reihe; 37: Kataloge), ISBN 3-933652-15-4.
- Klaus Beckmann: Die Norddeutsche Schule. Orgelmusik im protestantischen Norddeutschland zwischen 1517 und 1755. Bd. 2: Blütezeit und Verfall 1620–1755. Schott, Mainz 2009, ISBN 978-3-7957-0532-9.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Werke von und über Franz Tunder im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Werke von und über Franz Tunder in der Deutschen Digitalen Bibliothek
- Noten und Audiodateien von Franz Tunder im International Music Score Library Project
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Gerhard Kay Birkner: Woher stammte Franz Tunder? Aus Lübeck und nicht von Fehmarn!, in: Lübeckische Blätter 161 (1996), Heft 16 (12. Oktober), S. 248
- ↑ ORGELSPIELE 2021 – Mitschnitt vom 16. Mai – Musikalische Orgelführung. Abgerufen am 27. Oktober 2022 (deutsch).
- ↑ Georg Karstädt: Tunder, Franz In: Stanley Sadie (Hrsg.): The New Grove Dictionary of Music and Musicians. Reprint in paperback ed. Macmillan Publishers Ltd., London 1995, ISBN 1-56159-174-2, B. 19, S. 253f, hier 253.
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
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Peter Hasse | Organist an St. Marien zu Lübeck 1641–1667 | Dietrich Buxtehude |
Personendaten | |
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NAME | Tunder, Franz |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Komponist und Organist |
GEBURTSDATUM | 1614 |
GEBURTSORT | Lübeck |
STERBEDATUM | 5. November 1667 |
STERBEORT | Lübeck |