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„Teig“ – Versionsunterschied

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[[bild:Pizza-Teig.jpg|thumb|Kneten eines Pizza-Teiges]]
[[Datei:Pizza 1 bg.jpg|mini|Kneten eines [[Pizza]]-Teiges]]
'''Teig''' ist eine Zubereitung, die hauptsächlich aus einem Getreidemahlerzeugnis (Mehl) besteht und einen plastischen, formbaren Zustand hat, der sich durch Verquellung der Getreideeiweißstoffe mit Flüssigkeit ergibt.<ref>{{Literatur |Autor=Claus Schünemann, Günter Treu |Hrsg= |Titel=Technologie der Backwarenherstellung: fachkundliches Lehrbuch für Bäcker und Bäckerinnen |Verlag=Gildebuchverlag GmbH |Ort= |Datum=2002 |ISBN=978-3-7734-0150-2 |Seiten=294}}</ref> Man kann Brotteige und Feinteige unterscheiden; Feinteige können mit Hefe gelockert sein (z.&nbsp;B. für Plunder, Stollen) oder ohne Hefe (z. B. Mürbeteig, Blätterteig, Lebkuchenteig). Gebäcke aus Teigen haben in der Rezeptur überwiegend mehlartige Bestandteile, die Lockerung des Teiges erfolgt beim Backen durch die Gärgase der Hefe oder durch Wasserdampf.<ref>{{Literatur |Autor=Claus Schünemann |Hrsg= |Titel=Lernfelder der Bäckerei und Konditorei – Verkauf: Hauptbd. |Verlag=Gildebuchverlag GmbH |Datum=2006 |ISBN=978-3-7734-0170-0 |Seiten=129}}</ref> Im Unterschied haben [[Masse (Lebensmittel)|Massen]] einen hohen Anteil an Fett, Eiern und Zucker ([[Makronenmasse]], [[Wiener Masse]]).
'''Teig''' ist eine Bindung aus einer [[Flüssigkeit]] ([[Wasser]] oder [[Milch]]) und [[Mehl]]. Dieser Teig ist nicht besonders genießbar. Erst die Zugabe verschiedener Zutaten wie [[Salz]], [[Zucker]], [[Hefe]], pflanzliche oder tierische [[Fette]] und [[Öle]] ermöglichen einen unbeschwerten Genuß. Ein Teig kann verformt werden und kann sich der [[Form]] einer festen Sache anpassen, deren [[Struktur]] er während des [[Gärung|Gärprozeses]] annimmt.


== Etymologie ==
[[Umgangssprache|Umgangssprachlich]] werden als Teig Produkte bezeichnet, deren Basis eine [[Flüssigkeit]] und [[Mehl]] ist. So werden z.B. auch flüssige oder zähflüssige [[Massen]] wie [[Pfannkuchen| Pfannkuchenteig]] und [[Rührteig]] gemeinhin als Teig eingeordnet.
Das Wort stammt vom [[mittelhochdeutsch]]en ''teic'' ab, lehnt sich aber eventuell auch an das gotische ''deigan'' an, was „Kneten“ oder „(aus) Ton bilden“ bedeutet.


== Zwischenprodukt der Backwarenherstellung ==
==T eigausbeute ==
[[Datei:Zutaten für Teig.jpg|mini|Mehl, Zucker, Mandeln, Butter, Eier für [[Plätzchen]]-Teig]]
Mit dem Begriff [[Teigausbeute]] kurz [[Teigausbeute|TA]] wir die Festigkeit eines Teiges deklariert.
Mehl und Flüssigkeit (vorwiegend [[Wasser]], [[Milch]]) werden durch Rühren, Schlagen, Kneten zu einem homogenen Gemisch verarbeitet. Diese Teige können in der Regel von Hand oder mit Maschinen weiterverarbeitet werden. Bei Weizenmehlen sorgt das [[Klebereiweiß]] für eine elastische Konsistenz. Weitere Zutaten könnten zum Beispiel sein: [[Speisesalz]], [[Triebmittel]] zur Lockerung und/oder andere Lebensmittel wie [[Fette|Fett]] ([[Butter]] oder [[Margarine]]) und [[Ei]]. Nach einer biologischen, chemischen oder physikalischen Teiglockerung und anschließendem Backvorgang bildet sich die eigentliche Struktur der fertigen Backware mit [[Krume (Backware)|Krume]] und Kruste.<ref name="LeMiLe">{{Literatur |Autor=Ternes, Täufel, Tunger, Zobel |Titel=Lebensmittel-Lexikon |Verlag=Behr’s Verlag |Ort=Hamburg |Datum=2005 |ISBN=3-89947-165-2}}</ref> Die Ausprägung wird durch die [[Zutatenliste|Zutaten]] und die Verarbeitung bei der Teigherstellung und beim Backen (Temperaturverlauf) bestimmt.


Man kann diese Teige unterteilen nach:
== Teigtemperatur ==
* den Zutaten: schwere Teige (viel Fett und Zucker) oder leichte Teige (wenig bis kein Fett oder Zucker)
Die für [[Teig|Teige]] optimale [[Temperatur]] nach dem Knetvorgang.
* der Art des Triebmittels: Hefe-, Backpulver- oder [[Sauerteig]]
Sie wird vom [[Bäcker]] durch die [[Berechnung]] der zu erwartenden Erwärmung während des Knetprozesses sowie der Mehltemperatur und der Wassertemperatur berechnet.
* der Art des Enderzeugnisses: [[Blätterteig]], [[Mürbeteig]], Brotteig, Kuchenteig und so weiter


Viele Teige werden heute als Halbfertigerzeugnisse gekühlt oder tiefgefroren angeboten, z. B. [[Strudelteig]], Pizzateig, [[Yufka]]teig.
Faustformel:
Mehltemperatur + Wassertemperatur : 2 = Teigtemperatur


== Unterschiede zwischen Massen und Teigen ==
Zu beachten ist die Teigerwärmung während des Knetvorgangs. Bei modernen Spiralknetern beträgt diese ca. 1°C bei 1 Minute Laufzeit.
[[Masse (Lebensmittel)|Massen]] und Teige unterscheiden sich deutlich, aber selbst Fachkräfte bezeichnen häufig Massen als Teige.


{| cellpadding="5"
* Roggenschrotbrot 30-32°C
|+ '''Unterscheidung Massen – Teige'''<ref>{{Literatur |Autor=Josef Loderbauer |Titel=Das Bäckerbuch in Lernfeldern |Verlag=Verlag Handwerk und Technik |Ort=Hamburg |Datum=2008 |ISBN=978-3-582-40205-9 |Seiten=430}}</ref>
* Roggenbrot 28-30°C
|- style="background:#DDDDDD"
* Roggenmischbrot 27-29°C
!Merkmal
* Weizenmischbrot 25-27°C
!Masse
* Weißbrot 22-25°C
!Teig
* Toastbrot 22-25°C
! rowspan="13" class="hintergrundfarbe-basis" |&nbsp;
* Weizenschrotbrot 24-26°C
|- style="background:#EEEEEE"
* Brötchen 22-25°C
|Rohstoffe
|Eier, Zucker, Stärkepuder, Fett
|Mehl, Wasser oder Milch
|- style="background:#EEEEEE"
|Herstellung
|Rühren, Aufschlagen
|Kneten oder Rühren (Spritzmürbeteig)
|- style="background:#EEEEEE"
|Konsistenz
|weich, schaumig
|formbar (Teiglinge behalten ihre Form)
|- style="background:#EEEEEE"
|Lockerung
|Luft, Wasserdampf oder [[Backpulver]]
|Hefe, Wasserdampf (bei [[Blätterteig]]),<br /> [[Kaliumcarbonat]] (bei Lebkuchenteigen)
|- style="background:#EEEEEE"
|Arten
|[[Biskuitmasse]], Wiener Masse, [[Sandmasse]],<br /> [[Baiser]]masse, [[Makronenmasse]],&nbsp;[[Brandmasse]]
|[[Hefeteig]], [[Plunderteig]], Blätterteig,<br /> [[Mürbteig]], [[Lebkuchen]]teig
|- style="background:#EEEEEE"
|}


Bei Teigen sollen die Proteine des Mehls (beispielsweise [[Gluten]]) vernetzen, dies wird durch Anrühren mit wässriger Flüssigkeit, Kneten, Rasten lassen (mit Quellung) und Auswalken erreicht oder beim Erhitzen (von [[Brandteig]]). Um die Vernetzung zu fördern, werden feinste „glatte“ [[Mehl]]e eingesetzt.<ref name="Crosby">America’s Test Kitchen Guy Crosby: ''perfektion [sic!]. Die Wissenschaft des guten Kochens''. Band 3 Backen; übersetzt von Michael Schickenberg. Verlag Stiftung Warentest, Berlin 2016, ISBN 978-3-86851-431-5.</ref>
== Teigruhe ==
Der zeitliche Abstand vom Beenden des [[Kneten]]s bis zum Aufarbeiten der Teige. Die Teige gären in dieser Zeit weiter. Durch das Gären der Hefe in dieser Phase findet eine Teiglockerung durch die Porenbildung statt. Es findet ein [[enzym]]atischer Abbau von [[Mehlbestandteile]]n statt.
'''No-time-Teig''': Ein mehr oder weniger aus dem angelsächsischen übernommerner Fachbegriff, der einen Teig ohne Teigruhe bezeichnet. Voraussetzung ist ein intensives Knetverfahren. Sowohl der Begriff, als auch die Anwendung dieser Teigführung sind in Europa wenig verbreitet.
Siehe auch: '''[[Vorteig]]'''


Bei Massen soll verhindert werden, dass die Mehlproteine vernetzen und dadurch die Masse und das fertige Backwerk zäh oder elastisch werden.<ref name="Crosby" /> Die Masse und das Backwerk sollen luftig bröselig bleiben. Verwendet werden dazu grobe „griffige“ Mehle. Fett, Eier, Zucker und andere Bestandteile verhindern oder verlangsamen die Vernetzung der Mehlproteine im Teig.<ref name="Crosby" /> Oder es werden zuerst alle festen Bestandteile gemischt und alle flüssigen und beide Mengen werden sanft zusammengerührt.<ref name="Crosby" /> Beim Schlagen von Eiweiß zu Schaum mit nachfolgendem Zuckerzusatz und Ansäuerung werden auch dadurch die Proteine vernetzt; ist die Vernetzung dann abgeschlossen, können fetthaltige Zutaten eingemischt werden, ohne dass der Schaum bricht.<ref name="Crosby" /> Ein Zuckerzusatz bindet Flüssigkeit im Eischaum, die dann für die Mehlproteinvernetzung nicht mehr zur Verfügung steht.<ref name="Crosby" />
== Teigsäuerung ==
Erfolgt, vor allem bei Roggenteigen, aus backtechnischen Gründen. Siehe: [[Sauerteig]]


Massen im Back- oder Konditorhandwerk werden gerührt oder aufgeschlagen (Mehlzusatz am Schluss). Sie werden mit Spritzbeutel dressiert, aufgestrichen oder in Formen gegossen. Typische Beispiele sind [[Baiser]], [[Hippe (Gebäck)]] und [[Biskuit]]tortenböden. In der Praxis haben sich traditionelle Bezeichnungen gehalten, die nicht diesen Regeln entsprechen. So werden beispielsweise flüssige oder zähflüssige Massen wie Pfannkuchenteig und [[Rührteig]] gemeinhin auch als Teig bezeichnet.
== Teigfestigkeit ==
Mechanische Eigenschaften eines Teiges. Neben der Rezeptur ist hierfür vor allem die Qualität des [[Mehl|Mehls]] entscheidend. Im [[Mühle (Labor)|Mühlen-Labor]] wird zur genauen Messung der Wasseraufnahme und Kneteigenschaften ein [[Farinograph]] verwendet. In einem [[Extensograph]] werden die [[Dehnung|Dehnungseigenschaften]] gemessen: [[Dehnbarkeit]], [[Dehnwiderstand]] sowie die Gärtoleranz.


Auch Käsemassen vor der Reifung, Wurstmassen vor der Abfüllung oder Fleischmassen vor der Formung ([[Pastete]]n, [[Frikadelle]]n) werden oft als Teige bezeichnet. In der [[Töpferei]] wird teilweise die [[Klassifikation keramischer Massen|Ausgangsmasse]] auch als Teig bezeichnet. Die [[Analogie (Rhetorik)|Analogie]] zum Backen ist hier das [[Brennen (Verfahren)|Brennen]].
== Teigbearbeitung ==
Das Rundformen von Hand, größerer Teigstücke (Brüche) (z.B. [[Brot]]) wird von [[Fachmann|Fachleuten]] als [[Wirken]] bezeichnet.
Das weitere maschinelle Bearbeiten der Brüche zu kleineren Teigstücken wie [[Brötchen]] wird [[Kliefen]] genannt.


== Teiglockerung bei Hefeteigen ==
[[Datei:Dehnungsprobe-Weizenkleber.jpg|mini|Dehnprobe eines Teiges – Die Dehnbarkeit hängt von der Kleberbeschaffenheit ab]]
[[Datei:Disulfide Bridges (SCHEMATIC) V.1.svg|mini|Schematische Darstellung von [[Disulfidbrücke]]n innerhalb einer [[Peptid]]kette eines [[Proteine|Proteins]].<ref name="Jakubke 1982">{{Literatur |Autor=Jakubke, H.D. & Jeschkeit, H. |Titel=Aminosäuren, Peptide, Proteine |Verlag=Verlag Chemie |Ort=Weinheim |Datum=1982 |ISBN=3-527-25892-2 |Seiten=101}}</ref> ]]
[[Datei:Risen bread dough in tin.jpg|mini|Aufgegangener Brotteig in einer Kastenform]]
Die Teiglockerung ist erforderlich, damit das Volumen zunimmt und sich im Inneren des Teiges Poren bilden. Erst die Porenbildung ermöglicht es, dass die Gebäcke in der vorgegebenen Backzeit durchgebacken werden können. Voraussetzung für eine gute Porenbildung und Volumenzunahme sind ein elastisches Teiggerüst und eine ausreichende Gas- oder Wasserdampfbildung.


=== Ausbildung eines Teiggerüsts ===
[[Kategorie:Backware]]
Das Kneten von Teig erfüllt den Zweck, eine elastische Struktur und die gewünschten Backeigenschaften durch die Lockerung des Teigs zu erreichen. Nur wenn ein ausgewogenes Verhältnis von Dehnbarkeit und Dehnwiderstand entsteht, hat der Teig die optimale Beschaffenheit für eine Volumenzunahme durch Gärgase. Dies hängt unmittelbar mit den im Teig befindlichen [[Proteine]]n, auch Kleberproteine genannt, zusammen. Proteine sind aus [[Aminosäuren]] wie [[Cystein]] aufgebaut, welche sich wiederum in der Struktur und Zusammensetzung ihrer [[Seitenkette]]n unterscheiden. Die Seitenketten können in [[Redoxreaktion]]en miteinander reagieren: während [[Luft]]sauerstoff zu [[Wasser]] [[Reduktion (Chemie)|reduziert]] wird, können die [[Thiole|Thiolfunktionen]] der Cysteine untereinander [[Oxidation|oxidativ]] [[Disulfidbrücke]]n ausbilden. Diese Reaktion führt zu einer Vernetzung der Proteine untereinander, sodass die gewünschten Eigenschaften des Teiges ausgebildet werden können. Das im [[Mehl]] befindliche [[Glutathion]] ist ein weiteres Protein, reagiert jedoch identisch. Allerdings können in glutathionreichen Mehlen freie Thiolfunktionen von Glutathion blockiert werden. Diese Reaktion verhindert die Vernetzung der Proteine untereinander und verschlechtert so die Qualität des resultierenden Teiges. Um dies zu verhindern, wird [[Backmittel]]n [[Ascorbinsäure|Vitamin C]] zugesetzt. Dieses bildet zunächst durch [[Oxidation]] mit Luftsauerstoff [[Dehydroascorbinsäure]], welche dann Glutathion oxidiert. Dehydroascorbinsäure selbst wird zurück zu [[Ascorbinsäure|Vitamin C]] reduziert. Auf diese Weise kann das Glutathion entfernt werden, sodass die Vernetzung der Kleberproteine nicht gestört wird. Die Backqualität des Teiges wird auf diese Weise erhöht.<ref name="Roth 2007">{{Literatur |Autor=Roth, K. |Titel=Unser tägliches Brot; Zum Erntedank |Sammelwerk=Chemie in unserer Zeit |Band=41 |Nummer=5 |Datum=2007 |Seiten=400-409 |DOI=10.1002/ciuz.200700438}}</ref>


=== Gasbildung durch biologische Lockerung ===
[[en:Dough]]
{{Hauptartikel|Triebmittel#Lockerungsarten|Lockerungsarten}}
[[fr:Pâte (pâtisserie)]]
Bei der Backwarenherstellung kommen verschiedene Lockerungsarten zum Einsatz, in Abhängigkeit vom gewünschten Produkt. Die häufigsten Lockerungsarten dürften die Lockerung durch Backhefe oder Sauerteig sein, die bei der Herstellung von Brot und Brötchen verwendet werden.
[[nl:Deeg]]

Bei der Lockerung durch Hefezellen und/oder Mikroorganismen im Sauerteig werden Zuckerstoffe des Teiges bei ausreichender Gärtemperatur und Gärdauer in [[Ethanol]] und [[Kohlendioxid]] (CO<sub>2</sub>) umgewandelt. Das Gärgas bildet im Teig die Poren. Der Alkohol verbindet sich teilweise mit anderen Substanzen, was zu typischen Aromastoffen des Brotes führt. Eine optimale Gärzeit – in Abhängigkeit vom jeweiligen Endprodukt – führt zu einem großen Gebäckvolumen und einem charakteristischen Aussehen.

Wenn die Teiglinge am Ende der Gärzeit in den Backofen „eingeschossen“ werden, findet noch eine weitere Volumenzunahme ([[Ofentrieb]]) statt:
# Bevor die Temperatur im Teig 40–50 °C erreicht, läuft noch eine weitere deutliche Gasbildung ab. Danach sterben die Hefezellen ab.
# Die Gärgase nehmen gemäß dem Gasgesetz von [[Gay-Lussac-Gesetz|Gay-Lussac]] weiter an Volumen zu.

== Siehe auch ==
* [[Teigwaren]]
* [[Abaisser]]

== Weblinks ==
{{Wiktionary|Teig}}
{{Commonscat|Dough|Teig}}

== Einzelnachweise ==
<references />

{{Normdaten|TYP=s|GND=4184607-2}}

[[Kategorie:Teig| ]]

Aktuelle Version vom 25. April 2025, 22:00 Uhr

Kneten eines Pizza-Teiges

Teig ist eine Zubereitung, die hauptsächlich aus einem Getreidemahlerzeugnis (Mehl) besteht und einen plastischen, formbaren Zustand hat, der sich durch Verquellung der Getreideeiweißstoffe mit Flüssigkeit ergibt.[1] Man kann Brotteige und Feinteige unterscheiden; Feinteige können mit Hefe gelockert sein (z. B. für Plunder, Stollen) oder ohne Hefe (z. B. Mürbeteig, Blätterteig, Lebkuchenteig). Gebäcke aus Teigen haben in der Rezeptur überwiegend mehlartige Bestandteile, die Lockerung des Teiges erfolgt beim Backen durch die Gärgase der Hefe oder durch Wasserdampf.[2] Im Unterschied haben Massen einen hohen Anteil an Fett, Eiern und Zucker (Makronenmasse, Wiener Masse).

Das Wort stammt vom mittelhochdeutschen teic ab, lehnt sich aber eventuell auch an das gotische deigan an, was „Kneten“ oder „(aus) Ton bilden“ bedeutet.

Zwischenprodukt der Backwarenherstellung

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Mehl, Zucker, Mandeln, Butter, Eier für Plätzchen-Teig

Mehl und Flüssigkeit (vorwiegend Wasser, Milch) werden durch Rühren, Schlagen, Kneten zu einem homogenen Gemisch verarbeitet. Diese Teige können in der Regel von Hand oder mit Maschinen weiterverarbeitet werden. Bei Weizenmehlen sorgt das Klebereiweiß für eine elastische Konsistenz. Weitere Zutaten könnten zum Beispiel sein: Speisesalz, Triebmittel zur Lockerung und/oder andere Lebensmittel wie Fett (Butter oder Margarine) und Ei. Nach einer biologischen, chemischen oder physikalischen Teiglockerung und anschließendem Backvorgang bildet sich die eigentliche Struktur der fertigen Backware mit Krume und Kruste.[3] Die Ausprägung wird durch die Zutaten und die Verarbeitung bei der Teigherstellung und beim Backen (Temperaturverlauf) bestimmt.

Man kann diese Teige unterteilen nach:

  • den Zutaten: schwere Teige (viel Fett und Zucker) oder leichte Teige (wenig bis kein Fett oder Zucker)
  • der Art des Triebmittels: Hefe-, Backpulver- oder Sauerteig
  • der Art des Enderzeugnisses: Blätterteig, Mürbeteig, Brotteig, Kuchenteig und so weiter

Viele Teige werden heute als Halbfertigerzeugnisse gekühlt oder tiefgefroren angeboten, z. B. Strudelteig, Pizzateig, Yufkateig.

Unterschiede zwischen Massen und Teigen

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Massen und Teige unterscheiden sich deutlich, aber selbst Fachkräfte bezeichnen häufig Massen als Teige.

Unterscheidung Massen – Teige[4]
Merkmal Masse Teig  
Rohstoffe Eier, Zucker, Stärkepuder, Fett Mehl, Wasser oder Milch
Herstellung Rühren, Aufschlagen Kneten oder Rühren (Spritzmürbeteig)
Konsistenz weich, schaumig formbar (Teiglinge behalten ihre Form)
Lockerung Luft, Wasserdampf oder Backpulver Hefe, Wasserdampf (bei Blätterteig),
Kaliumcarbonat (bei Lebkuchenteigen)
Arten Biskuitmasse, Wiener Masse, Sandmasse,
Baisermasse, MakronenmasseBrandmasse
Hefeteig, Plunderteig, Blätterteig,
Mürbteig, Lebkuchenteig

Bei Teigen sollen die Proteine des Mehls (beispielsweise Gluten) vernetzen, dies wird durch Anrühren mit wässriger Flüssigkeit, Kneten, Rasten lassen (mit Quellung) und Auswalken erreicht oder beim Erhitzen (von Brandteig). Um die Vernetzung zu fördern, werden feinste „glatte“ Mehle eingesetzt.[5]

Bei Massen soll verhindert werden, dass die Mehlproteine vernetzen und dadurch die Masse und das fertige Backwerk zäh oder elastisch werden.[5] Die Masse und das Backwerk sollen luftig bröselig bleiben. Verwendet werden dazu grobe „griffige“ Mehle. Fett, Eier, Zucker und andere Bestandteile verhindern oder verlangsamen die Vernetzung der Mehlproteine im Teig.[5] Oder es werden zuerst alle festen Bestandteile gemischt und alle flüssigen und beide Mengen werden sanft zusammengerührt.[5] Beim Schlagen von Eiweiß zu Schaum mit nachfolgendem Zuckerzusatz und Ansäuerung werden auch dadurch die Proteine vernetzt; ist die Vernetzung dann abgeschlossen, können fetthaltige Zutaten eingemischt werden, ohne dass der Schaum bricht.[5] Ein Zuckerzusatz bindet Flüssigkeit im Eischaum, die dann für die Mehlproteinvernetzung nicht mehr zur Verfügung steht.[5]

Massen im Back- oder Konditorhandwerk werden gerührt oder aufgeschlagen (Mehlzusatz am Schluss). Sie werden mit Spritzbeutel dressiert, aufgestrichen oder in Formen gegossen. Typische Beispiele sind Baiser, Hippe (Gebäck) und Biskuittortenböden. In der Praxis haben sich traditionelle Bezeichnungen gehalten, die nicht diesen Regeln entsprechen. So werden beispielsweise flüssige oder zähflüssige Massen wie Pfannkuchenteig und Rührteig gemeinhin auch als Teig bezeichnet.

Auch Käsemassen vor der Reifung, Wurstmassen vor der Abfüllung oder Fleischmassen vor der Formung (Pasteten, Frikadellen) werden oft als Teige bezeichnet. In der Töpferei wird teilweise die Ausgangsmasse auch als Teig bezeichnet. Die Analogie zum Backen ist hier das Brennen.

Teiglockerung bei Hefeteigen

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Dehnprobe eines Teiges – Die Dehnbarkeit hängt von der Kleberbeschaffenheit ab
Schematische Darstellung von Disulfidbrücken innerhalb einer Peptidkette eines Proteins.[6]
Aufgegangener Brotteig in einer Kastenform

Die Teiglockerung ist erforderlich, damit das Volumen zunimmt und sich im Inneren des Teiges Poren bilden. Erst die Porenbildung ermöglicht es, dass die Gebäcke in der vorgegebenen Backzeit durchgebacken werden können. Voraussetzung für eine gute Porenbildung und Volumenzunahme sind ein elastisches Teiggerüst und eine ausreichende Gas- oder Wasserdampfbildung.

Ausbildung eines Teiggerüsts

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Das Kneten von Teig erfüllt den Zweck, eine elastische Struktur und die gewünschten Backeigenschaften durch die Lockerung des Teigs zu erreichen. Nur wenn ein ausgewogenes Verhältnis von Dehnbarkeit und Dehnwiderstand entsteht, hat der Teig die optimale Beschaffenheit für eine Volumenzunahme durch Gärgase. Dies hängt unmittelbar mit den im Teig befindlichen Proteinen, auch Kleberproteine genannt, zusammen. Proteine sind aus Aminosäuren wie Cystein aufgebaut, welche sich wiederum in der Struktur und Zusammensetzung ihrer Seitenketten unterscheiden. Die Seitenketten können in Redoxreaktionen miteinander reagieren: während Luftsauerstoff zu Wasser reduziert wird, können die Thiolfunktionen der Cysteine untereinander oxidativ Disulfidbrücken ausbilden. Diese Reaktion führt zu einer Vernetzung der Proteine untereinander, sodass die gewünschten Eigenschaften des Teiges ausgebildet werden können. Das im Mehl befindliche Glutathion ist ein weiteres Protein, reagiert jedoch identisch. Allerdings können in glutathionreichen Mehlen freie Thiolfunktionen von Glutathion blockiert werden. Diese Reaktion verhindert die Vernetzung der Proteine untereinander und verschlechtert so die Qualität des resultierenden Teiges. Um dies zu verhindern, wird Backmitteln Vitamin C zugesetzt. Dieses bildet zunächst durch Oxidation mit Luftsauerstoff Dehydroascorbinsäure, welche dann Glutathion oxidiert. Dehydroascorbinsäure selbst wird zurück zu Vitamin C reduziert. Auf diese Weise kann das Glutathion entfernt werden, sodass die Vernetzung der Kleberproteine nicht gestört wird. Die Backqualität des Teiges wird auf diese Weise erhöht.[7]

Gasbildung durch biologische Lockerung

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Bei der Backwarenherstellung kommen verschiedene Lockerungsarten zum Einsatz, in Abhängigkeit vom gewünschten Produkt. Die häufigsten Lockerungsarten dürften die Lockerung durch Backhefe oder Sauerteig sein, die bei der Herstellung von Brot und Brötchen verwendet werden.

Bei der Lockerung durch Hefezellen und/oder Mikroorganismen im Sauerteig werden Zuckerstoffe des Teiges bei ausreichender Gärtemperatur und Gärdauer in Ethanol und Kohlendioxid (CO2) umgewandelt. Das Gärgas bildet im Teig die Poren. Der Alkohol verbindet sich teilweise mit anderen Substanzen, was zu typischen Aromastoffen des Brotes führt. Eine optimale Gärzeit – in Abhängigkeit vom jeweiligen Endprodukt – führt zu einem großen Gebäckvolumen und einem charakteristischen Aussehen.

Wenn die Teiglinge am Ende der Gärzeit in den Backofen „eingeschossen“ werden, findet noch eine weitere Volumenzunahme (Ofentrieb) statt:

  1. Bevor die Temperatur im Teig 40–50 °C erreicht, läuft noch eine weitere deutliche Gasbildung ab. Danach sterben die Hefezellen ab.
  2. Die Gärgase nehmen gemäß dem Gasgesetz von Gay-Lussac weiter an Volumen zu.
Wiktionary: Teig – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Teig – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Claus Schünemann, Günter Treu: Technologie der Backwarenherstellung: fachkundliches Lehrbuch für Bäcker und Bäckerinnen. Gildebuchverlag GmbH, 2002, ISBN 978-3-7734-0150-2, S. 294.
  2. Claus Schünemann: Lernfelder der Bäckerei und Konditorei – Verkauf: Hauptbd. Gildebuchverlag GmbH, 2006, ISBN 978-3-7734-0170-0, S. 129.
  3. Ternes, Täufel, Tunger, Zobel: Lebensmittel-Lexikon. Behr’s Verlag, Hamburg 2005, ISBN 3-89947-165-2.
  4. Josef Loderbauer: Das Bäckerbuch in Lernfeldern. Verlag Handwerk und Technik, Hamburg 2008, ISBN 978-3-582-40205-9, S. 430.
  5. a b c d e f America’s Test Kitchen Guy Crosby: perfektion [sic!]. Die Wissenschaft des guten Kochens. Band 3 Backen; übersetzt von Michael Schickenberg. Verlag Stiftung Warentest, Berlin 2016, ISBN 978-3-86851-431-5.
  6. Jakubke, H.D. & Jeschkeit, H.: Aminosäuren, Peptide, Proteine. Verlag Chemie, Weinheim 1982, ISBN 3-527-25892-2, S. 101.
  7. Roth, K.: Unser tägliches Brot; Zum Erntedank. In: Chemie in unserer Zeit. Band 41, Nr. 5, 2007, S. 400–409, doi:10.1002/ciuz.200700438.