„Schafkopf“ – Versionsunterschied
[ungesichtete Version] | [gesichtete Version] |
→Der Ramsch: Schieberamsch im Schafkopf ist nicht plausibel. Muss daher belegt werden. Mit Beleg gern wieder rein. |
|||
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
{{Dieser Artikel|erläutert das Kartenspiel Bayerischer Schafkopf; zu anderen Bedeutungen siehe [[Schafkopf (Begriffsklärung)]].}} |
|||
'''Schafkopf''', ''der'' (auch: '''Schafkopfen''', ''das'') ist eigentlich ein Oberbegriff für eine Reihe von im deutschsprachigen Raum verbreiteten Kartenspielen, zu denen im weiteren Sinn auch die ähnlichen Spiele [[Doppelkopf]] und [[Skat]] gehören. Heutzutage bezeichnet man üblicherweise den in [[Bayern]] und angrenzenden Gebieten populären '''Bayerischen Schafkopf''' als S., während die Varianten '''Wendischer Schafkopf''' und '''Deutscher Schafkopf''' kaum mehr gespielt werden. Dieser Artikel geht auf den Bayerischen Schafkopf ein. |
|||
'''Schafkopf''' ist ein traditionelles deutsches [[Kartenspiel]]. In seiner heutigen Gestalt als '''Bayerischer Schafkopf''' oder '''Bayerisch-Schafkopf''' ist es eines der beliebtesten und verbreitetsten Kartenspiele [[Bayern]]s und angrenzender Regionen. Es gilt als [[Kulturgut]] und Teil der [[Altbayern|altbayrischen]] und der [[Franken (Region)|fränkischen]] Lebensart. |
|||
[[Datei:Schafkopf.jpg|297px|mini|Schafkopf, Bayerisches Blatt]] |
|||
Richtschnur für die Einzelheiten des Spielverlaufs und das Verhalten der Spieler ist das Regelwerk des Bayerischen Schafkopf-Vereins<ref name="Bayerisch Schaffkopfen" /> oder die überarbeitete Version der Schafkopfschule.<ref name="schafkopfschule regeln" /> Allerdings wird das Schafkopfen – anders als etwa [[Skat]] – kaum als [[Sport]], sondern eher als reine Freizeitbeschäftigung verstanden. Demzufolge findet in Privatrunden eine Vielzahl von tradierten, nur selten schriftlich fixierten Regelungen und Spielarten Anwendung, welche sich von Region zu Region erheblich unterscheiden können. |
|||
== Geschichtliches == |
|||
Das Schafkopfspiel hat sich vemutlich Anfang des 19. Jh. aus älteren Kartenspielen wie dem im Erzgebirge und im Thüringer Wald verbreiteten '''Wendischen Schafkopf''', dem [[Solo]] bzw. [[L'Hombre]] und dem [[Tarock]] (vgl. auch [[Cego]])entwickelt; umstritten ist die Verwandtschaft zum [[Karnöffel]], einem im dreißigjährigen Krieg in Deutschland populären Kartenspiel. |
|||
== Geschichte == |
|||
Der ältere '''Deutsche Schafkopf''' gilt als Vorläufer des Skatspiels und wurde weitgehend durch dieses abgelöst, während [[Doppelkopf]] vermutlich aus dem Bayerischen Schafkopfspiel entstanden ist. |
|||
=== Etymologie === |
|||
[[Datei:Schafkopf scoring system.png|mini|100px|Wertung beim Schafkopf]] |
|||
Zum Ursprung des Wortes ''Schafkopf'' gibt es verschiedene Theorien, die meist auf volkskundliche Überlieferungen zurückgehen. Die spärlichen Quellen weisen allerdings darauf hin, dass weder Spiel noch Wort bayerischen Ursprungs sind. |
|||
Eine mögliche Erklärung geht davon aus, dass man ursprünglich die Spiele mit neun<ref>[[Friedrich Wilhelm Grimme|F.W. Grimme]]: [http://books.google.de/books?id=oaEOAQAAIAAJ&printsec=frontcover&source=gbs_ge_summary_r&cad=0#v=onepage&q&f=false Anmerkungen zu ''Schwameldirk (En Fastowendstück).''] In: ''Schwänke und Gedichte in sauerländischer Mundart,'' Paderborn 1861, S. 135/136.</ref> oder zwölf<ref>[http://books.google.de/books?id=LgEOAQAAIAAJ&pg=PA101&dq=schafkopf+12+striche&hl=de&sa=X&ei=fUl-UumvHYyV7Aa6k4DoDg&ved=0CEEQ6AEwAA#v=onepage&q=schafkopf%2012%20striche&f=false ''Freiberger Bier-Comment,''] Freiberg 1862, S. 101.</ref> Kreidestrichen notierte, welche sich zum Bild eines stilisierten Schafskopfs zusammenfügten.<ref name="Schafskopf">{{Webarchiv |url=http://www.br-online.de/bayern/kult-und-brauch/schafkopfen-DID1188597362/schafkopfen-kartenspiel-geschichte-ID661188597329.xml |text=Schafkopfgeschichte aus ''BR-online'' |wayback=20080926002458}}</ref> Belege für derartige Notationen sind im bayerischen Kontext allerdings nicht zu finden – hier wurde offenbar stets das unmittelbare Spiel um Geld bevorzugt. |
|||
Die ältesten schriftlich fixierten Regeln finden sich im ''Schafkopf-Büchlein'' eines Amberger Kleinverlags aus dem Jahr 1895; offiziell festgelegt wurden die Spielregeln für Bayern und den Rest der Welt erst beim '''1. Bayerischen Schafkopf-Kongreß''' am 17.12.1989 im Münchner Hofbräuhaus durch den ''Bayerischen Schafkopf-Verein e. V.''. |
|||
Bis Ende der 1960er Jahre war in Bayern die alternative Schreibweise Scha'''ff'''kopf nicht selten zu finden; die entsprechende Diskussion um die vermeintlich einzig richtige Form und deren Hintergründe war in dieser Zeit Gegenstand ausführlicher Erörterungen – unter anderem in den Leserbriefspalten der bayerischen Presse – ehe sich ab etwa 1970 die gängige Variante Scha'''f'''kopf weitgehend durchsetzte. Weitgehend in Vergessenheit geraten, plädierte der Autor [[Wolfgang Peschel]] Anfang der 1990er Jahre unter Verweis auf die im Volksmund überlieferte Ansicht, dass in früheren Zeiten auf den Deckeln (= Köpfen) von Fässern (oberdeutsch [[Schaff]], vgl. Schäffler/Scheffel) gespielt (geklopft) worden sein soll,<ref>H. Burger, E. Fischer, H. Riehl-Heyse, J. Blaumeiser: [http://books.google.de/books?id=GChoAAAAMAAJ&q=schaffkopf&dq=schaffkopf&hl=de&sa=X&ei=pD6LU6XYJYnC7Aah84DoBQ&ved=0CEoQ6AEwADgK ''Bayerns Preussen sind die besten''] München 1979.</ref><ref name="Bayerisch Schaffkopfen">Wolfgang Peschel: ''Bayerisch Schaffkopfen – Wissenswertes, Humoriges; mit den offiziellen Regeln des Bayerischen Schafkopf-Vereins.'' ISBN 3-924012-31-8.</ref><ref>W. Medicus: [http://books.google.de/books?id=LIISAAAAYAAJ&printsec=frontcover&source=gbs_atb#v=onepage&q&f=false ''Die Naturgeschichte nach Wort und Spruch des Volkes''] Nördlingen 1867, S. 83.</ref> für die Doppel-f-Schreibweise. Obschon diese Hypothese in Fachkreisen einhellig abgelehnt wird und sich in älteren Quellen auch keinerlei Belege dafür finden lassen, ist sie im Internet weit verbreitet. |
|||
Das heute in [[Altbayern]] und der [[Oberpfalz]] meist verwendete [[Bayerisches Blatt|bayerische Blatt]] tauchte um 1810 in München erstmals auf und wurde ursprünglich für das Tarockspiel verwendet; die ''Kartenfarben'' haben jedoch eine wesentlich ältere Tradition und gehen auf die italienische Renaissance zurück. In [[Franken]], [[Schwaben ]] und außerbayerischen Schafkopfregionen und werden auch andere Varianten des [[Deutsches Blatt|deutschen Blatts]] verwendet, in den USA teils sogar das [[Französisches Blatt|französische Blatt]] |
|||
=== Vorläufer === |
|||
Heutzutage wird Schafkopf in Bayern, in Teilen des angrenzenden Württemberg, in der ehemals bayerischen Rheinpfalz, in der badischen Kurpfalz und bei der bayerischen Gemeinde in den USA gespielt. |
|||
Als mittelbare Vorläufer der verschiedenen Spiele der Schafkopf-Familie (also auch [[Doppelkopf]] und Skat) können das sich seit Ende des 17. Jahrhunderts in höfischen Kreisen verbreitende, aus Frankreich kommende spanische Nationalspiel [[L’Hombre]] (Lomber) bzw. dessen Vierspielervariante, die [[Quadrille (Kartenspiel)|Quadrille]], und deren vereinfachte deutsche Ableitung, das [[Deutsches Solo|Deutsch Solo]], gelten. Die Unterscheidung zwischen variablen und ständigen Trümpfen sowie die Spielfindung durch Ansage und Reizen entstammt wohl diesen Spielen.<ref>{{Webarchiv |url=http://www.skatfox.com/Geschichte.htm |text=Zur Geschichte des Skatspiels |wayback=20070610115037 }}, auf skatfox.com</ref> |
|||
Das Spezifikum des Bayerischen Schafkopf, die Partnerfindung durch ''Rufen'' einer Ass, war ebenfalls im Deutsch Solo üblich; die Ermittlung der Gewinnerpartei durch Zählen der Augen (anstatt der Stiche) hingegen hat einen anderen Ursprung, etwa im [[Bayerisches Tarock|Bayerischen Tarock]] oder verwandten Spielen. |
|||
== Name == |
|||
Über den Ursprung des Namens ''Schafkopf'' gibt es höchst unterschiedliche Theorien, von denen keine ganz befriedigen kann. ''W. Peschel'' vertritt in seinem Buch ''Bayerisch Schaffkopfen'' die Ansicht, daß in früheren Zeiten auf den Deckeln (= ''Köpfen'') von Fässern (bayer. '' [[Schaff]]'', vgl. [[Schäffler]], [[Scheffel]]) gespielt wurde und somit korrekt ''Schaffkopf'' geschrieben werden müßte; ähnlich argumentiert ''F. Ringseis'' in seinem ''Bayerischen Wörterbuch'' mit der These, daß "Kartenköpfe ausgeschafft (?)" wurden. Andere Theorien (z. B. Kreidestriche, die einen Schafkopf bilden sollten o. ä.) sind noch abwegiger. |
|||
=== Entstehung und Entwicklung === |
|||
[[Datei:Schafkopf-Büchlein.jpg|mini|Schafkopf-Büchlein, 1895]]Ursprung und Entwicklung des Schafkopfspiels sind – etwa im Vergleich zu [[Skat]] – eher schlecht dokumentiert. Dies mag zum einen in seiner relativ geringen gesellschaftlichen Reputation liegen – in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts galt Schafkopf vor dem Hintergrund der auch und insbesondere an den Universitäten immer populärer werdenden Kartenspiele (wie etwa [[Deutsches Solo]] oder auch Skat) als vergleichsweise unmodernes und einfaches „Bauernspiel“<ref>G. Hesekiel: [http://books.google.de/books?id=Rrg6AAAAcAAJ&printsec=frontcover&source=gbs_atb#v=onepage&q&f=false ''Royalisten und Republicaner. Aus der Zeit der französischen Republik. Zweite Abtheilung: Graf Larochejacquelein,''] Leipzig 1845, S. 164.</ref> – zum anderen an begrifflichen Verschiebungen: Ursprünglich bezog sich die Bezeichnung auf mehrere, mehr oder weniger im sächsisch-thüringischen Raum angesiedelte Vorläufervarianten wie [[Wendischer Schafkopf|Wendischer]] oder [[Deutscher Schafkopf]]. In diesen älteren Schafkopfvarianten wurde die Spielerpartei bei Partnerspielen generell durch ein Zusammenspiel der beiden höchsten Trümpfe ermittelt, wie es ganz ähnlich zum Beispiel auch heute noch im [[Doppelkopf]] (Kreuz-Damen) gehandhabt wird. |
|||
Die in der Pfalz<ref>[http://www.erfweiler2.de/UDN/UDN2_Bauernstoss.htm Bauernstoß]</ref> und in den USA (dort insbesondere in [[Minnesota]] und Wisconsin, vgl. [[Sheepshead]]) gespielten Varianten sind als Weiterentwicklungen dieses [[Deutscher Schafkopf|deutschen Schafkopfs]] aufzufassen. Die in Bayern oft gehörte Vermutung, dass sich Skat und Doppelkopf aus dem bayerischen Schafkopf entwickelt hätten, kann nicht belegt werden; eher zu vermuten ist eine parallele Entwicklung aller drei Spiele. |
|||
Erstmals schriftlich erwähnt wurde das Schafkopfspiel im sächsischen Straf- und Bußgeldkatalog des Jahres 1782 ''(Zechen und Spielen an Werktagen und Sonntagen)'' – bezeichnenderweise mit der Bemerkung, dass es im Gegensatz etwa zu [[Hazard (Würfelspiel)|Hazard]] nicht als [[Glücksspiel]] im juristischen Sinne zu gelten habe („Schafkopf […] non est ludus merae fortunae.“) und daher erlaubt sei.<ref>Karl Ferdinand Hommel: [http://books.google.de/books?id=bxdBAAAAcAAJ&printsec=frontcover&source=gbs_atb#v=onepage&q&f=false ''Rhapsodia quaestionum in foro quotidie obunientum,''] Band 3, Bayreuth 1782, S. 115.</ref> 1811 wurde Schafkopf von Paul Hammer in Leipzig in eine Beschreibung deutscher Kartenspiele aufgenommen. |
|||
== Karten und Trümpfe == |
|||
Es wird normalerweise mit mit 4 Mitspielern und 32 Karten ("lange Karte, langes Blatt", also 8 Karten je Spieler) gespielt, regional (insbesondere in Ostbayern) auch mit 24 Karten ("kurze Karte, kurzes Blatt", ohne ''Acht(er)'' und ''Sieben(er)'' entsprechend 6 Karten je Spieler). Varianten mit 2, 3 oder 5 Spielern gelten als Notlösung. Die folgenden Beschreibungen gelten für die ''lange Karte''. |
|||
In Bezug auf Bayern wird Schafkopf 1837 im III. Band des Bayerischen Wörterbuches von J. A. Schmeller erstmals erwähnt. Die spezifisch bayerische Variante entstand mit der Einführung des [[#Das Normalspiel: Ruf-, Sau- oder Partnerspiel|Rufspiels]] in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts – offenbar in Franken: Die erstmalige Erwähnung eines definitiv nach bayerischen Regeln (in [[Gräfenberg]]) gespielten Schafkopfspiels datiert aus dem Jahr 1849.<ref>[http://books.google.de/books?id=LzNEAAAAcAAJ&pg=PA3-IA6&dq=schafkopf+spiel+bayern&hl=de&sa=X&ei=u5PnT9yRFerE4gSA16W4AQ&ved=0CFwQ6AEwBg#v=onepage&q=schafkopf%20spiel%20bayern&f=false Der Zuschauer an der Pegnitz (Nürnberg),] 2. Jahrgang, No. 1 vom 2. Januar 1849, S. 3.</ref> Das Oberpfälzische Zeitblatt (Amberg) berichtete bereits im Juni 1843 über eine ziemliche Verbreitung eines gewissen Kartenspieles namens Schafkopf in manchen Gegenden Frankens. Im Bayerischen Wald war um 1900 noch das [[Bayerisches Tarock|Tarockspiel]] populärer.<ref>Karl v. Reinhardstöttner: [https://books.google.de/books?ei=35jnT5DgEsSn4gT2sZmdAQ&hl=de&id=MSNHAAAAIAAJ&dq=schafkopfspiel+bayern&q=schafkopfspiel ''Land und Leute im Bayerischen Walde,''] 1890, S. 66.</ref> Die Frage nach dem Ursprung des Bayerischen Schafkopf lässt sich nicht abschließend beantworten, jedoch legen die vorhandenen Quellen eine Wanderung von Norden nach Süden nahe. |
|||
=== Farben und Kartenwerte === |
|||
Zur Verwendung kommt das [[Deutsches Blatt|deutsche]] oder [[Bayerisches Blatt|bayerische Blatt]] mit den vier Farben: |
|||
{| border="0" cellpadding="5" cellspacing="2" style="background:#808080" align="center" |
|||
|- bgcolor="#ffc0c0" align="center" |
|||
|width="25%"|''Eichel'' |
|||
|width="25%"|''Gras (regional auch <br />Grün, Blatt, Laub)'' |
|||
|width="25%"|''Herz'' |
|||
|width="25%"|''Schell(e)n'' |
|||
|- bgcolor="#f5f5f5" align="center" |
|||
|[[Bild: eichel1.gif]] |
|||
|[[Bild: laub1.gif]] |
|||
|[[Bild: herz2.gif]] |
|||
|[[Bild: schellen1.gif]] |
|||
|} |
|||
und den Kartenwerten (in absteigender Reihenfolge): '''As''' (auch ''Sau'' genannt, mit ''11 Punkten'' bewertet), '''Zehn(er)''' (mit ''10 Punkten'' bewertet), '''König''' (''4 Punkte''), '''Ober''' (''3 Punkte''), '''Unter''' (''2 Punkte''), '''Neun(er)''', '''Acht(er)''' und '''Sieben(er)''' (jeweils ''0 Punkte'', sog. ''Nichtser'' oder ''Luschen''). Insgesamt sind somit 120 Punkte (oder ''Augen'') zu verteilen. |
|||
Die früheste klare Beschreibung der bayerischen Abart von Schafkopf tauchte 1876 in ''Das edle Schafkopf-Spiel'' auf, einem Gedicht vom L. Schwarzmann im ''Regensburger Conversations-Blatt''. Dieses listet alle 14 Trümpfe, die Spielansagen Rufer und Solo sowie Besonderheiten wie Schneider und die Ruf-Sau.<ref name=DE>Schwarzmann (1876), p. 862. Der Autor is aber unklar. Bei der ''RCB'' war "J.B.C–." Autor; laut mehrere andere Quellen aber war L. Schwarzmann von Sulzbach der Schriftsteller.</ref> |
|||
=== Trümpfe === |
|||
Beim ''Normalspiel'' repräsentieren grundsätzlich die 4 '''Ober''' und danach folgend die 4 '''Unter''' in der genannten Reihenfolge der Farben ''Eichel, Gras, Herz und Schellen'' die höchsten Trümpfe (sog. ''Stammtrümpfe, Herren oder Bauern''); weiterhin gelten die restlichen '''Herz'''karten in der Reihenfolge ''As/Sau, Zehn, König, Neun, Acht, Sieben'' als Trümpfe, insgesamt gibt es somit 14 Trümpfe. Alle anderen Karten werden als '''Farben''' bezeichnet. |
|||
Die ältesten schriftlich fixierten Regeln zum Bayerischen Schafkopf finden sich in ''Der gewandte Kartenspieler: 2. Der Schaffkopf: ein geistreiches Kartenspiel'', die 1884 in [[Würzburg]] veröffentlicht wurde.<ref name=Jups>Mangold Jups: [https://www.digitale-sammlungen.de/de/view/bsb11611661?q=schaffkopf&page=,1 ''Der gewandte Kartenspieler: 2. Der Schaffkopf: ein geistreiches Kartenspiel'']. Würzburg: Stahel, 1884.</ref> Über ein Jahrzehnt später folgt das besser bekannte ''Schafkopf-Büchlein – Ausführliche Anleitung zum Erlernen und Verbessern des Schafkopfspiels mit deutschen Karten'' (Amberg 1895);<ref name=Obsis>[https://www.schafkopfschule.de/index.php/geschichte.html Geschichte des Schafkopfspiels bei der Schafkopfschule]</ref> der Autor geht hier explizit auf die Unterschiede zu den in Norddeutschland gespielten Schafkopfvarianten, sprich Skat und Doppelkopf, ein. |
|||
Beim ''Solospiel'' und anderen, eher unüblichen Varianten kann Anzahl und Art der Trümpfe variieren, näheres dazu wird im folgenden beschrieben. |
|||
Bei den frühesten Spielregeln gibt es bloß zwei Spiele: die ''Frage'' (heute ''Rufer'', ''Rufspiel'' od. ''Sauspiel''), bei dem Herz immer Trumpf ist, und der Spielmacher eine Sau einer Fehlfarbe ruft und der mit dem Rufsau sein Mitspieler wird; und das ''Solo'', bei dem der Spielmacher irgendeine Farbe als Trumpf nennt und allein gegen drei Gegenspieler spielt.<ref name=Jups/><ref name = Obsis/> Nach dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] tauchen weitere Spiele auf, insbesondere das ''Bettel'' und der ''Ramsch'' sowie ''Schieber-Solo''.<ref name=Schaffer>Schaffer (1956), S. 5–24.</ref> 1974 wurde der heute standardmäßige ''Wenz'' noch als eine Variante beschrieben.<ref name=Lembke>Lembke (1974), S. 217.</ref> |
|||
== Spielablauf == |
|||
Obschon die Grundregeln des Spiels relativ einheitlich sind, gibt es außerhalb offizieller Turniere oftmals von Region zu Region, von Dorf zu Dorf oder sogar von Wirtshaus zu Wirtshaus erhebliche Unterschiede im Detail. Insbesondere betreffs der erlaubten Spielarten und der Regelungen beim "Zusammenwerfen" (d. h. wenn keine Spielansage zustandekommt) hat oft jede Schafkopfrunde ihr individuelles Regelwerk, über das man sich kundig machen sollte, wenn man als Neuling mitspielen möchte. |
|||
Offiziell festgelegt wurden die Spielregeln erst beim 1. Bayerischen Schafkopf-Kongress am 17. Dezember 1989 im Münchner [[Hofbräuhaus am Platzl|Hofbräuhaus]] durch den ''Bayerischen Schafkopf-Verein e. V.''<ref name="Bayerisch Schaffkopfen" /> Der Verein ''Schafkopfschule e. V.'' veröffentlicht eine überarbeitete Version auf seiner Website.<ref name="schafkopfschule regeln">[https://www.schafkopfschule.de/index.php/regeln.html Schafkopfregeln der Bayerischen Schafkopfschule]</ref> Die Schafkopfschule hat sich mittlerweile als eine Art inoffizielle Berufungsinstanz bei Fragen der Regelauslegung etabliert. |
|||
Mit „Schafkopf“ war einst im Hessen auch das Kartenspiel [[Schwarzer Peter]] gemeint.<ref>Hermann von Pfister: ''Idiotikon von Hessen''. Bd. 1–2. Marburg und Leipzig: R. G. Elwert, S. 340. „Schafkopf, eine in manchen Gegenden Hessens, z. B. um den Knüll, wie am Böhmer Wald (Schmeller 3, 328) übliches Kartenspiel, auch sonst schwarzer Peter genannt, in welchen der Kreuzbube immer weiter von einem Mitspieler zu andern geschoben wird; wer ihn zuletzt behält, nachdem alle vorhandenen gleichen Paare von Karten abgeworfen sind, ist Schafkopf.“</ref> |
|||
=== Ziel des Spiels === |
|||
Ziel des Spiels ist es, durch ''Stechen'' eine gewisse Punktzahl zu erreichen. Üblicherweise gilt ein Spiel für die ''Spielerpartei'' mit 61 Punkten (''Augen'') als '''gewonnen''', mit 91 Punkten (''Augen'') als '''mit Schneider gewonnen'''; werden alle 8 Stiche gemacht, gilt dies als '''schwarz gewonnen'''. Mit 31 Augen ist die Spielerpartei '''Schneider frei'''. |
|||
Für die Nichtspielerpartei hingegen ist entsprechend des Spiel mit 60 Augen '''gewonnen''' und mit 90 Punkten(''Augen'') '''mit Schneider gewonnen''' sowie mit 30 Augen '''Schneider frei'''. |
|||
== Ziel des Spiels == |
|||
{| cellpadding="2" style="float: right; background: #C0C0C0; margin-left: 1em; border-spacing: 1px;" |
|||
|- style="text-align:center;" |
|||
| style="background: #c0c8f8;" ! style="width:180px;"| '''für die Spielerpartei''' |
|||
| style="background: #c0c8f8;" ! style="width:180px;"| '''Augen Spielerpartei''' |
|||
! |
|||
| style="background: #c0c8f8;" ! style="width:180px;"| '''Augen Nichtspielerpartei''' |
|||
| style="background: #c0c8f8;" ! style="width:180px;"| '''für die Nichtspielerpartei''' |
|||
|- style="text-align:center;" |
|||
| class="hintergrundfarbe-basis" | Schwarz gewonnen |
|||
| class="hintergrundfarbe-basis" | alle Stiche gemacht |
|||
! |
|||
| class="hintergrundfarbe-basis" | keinen Stich gemacht |
|||
| class="hintergrundfarbe-basis" | Schwarz verloren |
|||
|- style="text-align:center;" |
|||
| class="hintergrundfarbe-basis" | mit Schneider gewonnen |
|||
| class="hintergrundfarbe-basis" | 91–120 Augen |
|||
! |
|||
| class="hintergrundfarbe-basis" | 0–29 Augen |
|||
| class="hintergrundfarbe-basis" | mit Schneider verloren |
|||
|- style="text-align:center;" |
|||
| class="hintergrundfarbe-basis" | einfach gewonnen |
|||
| class="hintergrundfarbe-basis" | 61–90 Augen |
|||
! |
|||
| class="hintergrundfarbe-basis" | 30–59 Augen |
|||
| class="hintergrundfarbe-basis" | einfach verloren |
|||
|- style="text-align:center;" |
|||
| class="hintergrundfarbe-basis" | einfach verloren |
|||
| class="hintergrundfarbe-basis" | 31–60 Augen |
|||
! |
|||
| class="hintergrundfarbe-basis" | 60–89 Augen |
|||
| class="hintergrundfarbe-basis" | einfach gewonnen |
|||
|- style="text-align:center;" |
|||
| class="hintergrundfarbe-basis" | mit Schneider verloren |
|||
| class="hintergrundfarbe-basis" | 0–30 Augen |
|||
! |
|||
| class="hintergrundfarbe-basis" | 90–120 Augen |
|||
| class="hintergrundfarbe-basis" | mit Schneider gewonnen |
|||
|- style="text-align:center;" |
|||
| class="hintergrundfarbe-basis" | Schwarz verloren |
|||
| class="hintergrundfarbe-basis" | keinen Stich gemacht |
|||
! |
|||
| class="hintergrundfarbe-basis" | alle Stiche gemacht |
|||
| class="hintergrundfarbe-basis" | Schwarz gewonnen |
|||
|} |
|||
Ziel des Spiels ist es, durch ''Stechen'' möglichst viele Punkte zu erreichen: Normalerweise gilt ein Spiel für die Spielerpartei mit 61 Punkten ''(Augen)'' als ''gewonnen,'' mit 91 Augen als ''mit Schneider gewonnen;'' werden alle acht Stiche gemacht, gilt dies als ''schwarz gewonnen''. Mit 31 Augen ist die Spielerpartei ''Schneider frei''. |
|||
Für die Nichtspielerpartei hingegen ist entsprechend das Spiel mit 60 Augen ''gewonnen'' und mit 90 Augen ''mit Schneider gewonnen'' sowie mit 30 Augen ''Schneider frei''. |
|||
Ausnahme bilden die als ''Tout'' angesagten Spiele, welche nur als gewonnen gelten, wenn alle Stiche gemacht werden. |
|||
=== Geben === |
|||
<div style="clear:both;"></div> |
|||
Der ''Geber'' mischt die Karten, und lässt den Spieler, der entgegen dem Uhrzeigersinn rechts neben ihm sitzt (auch ''Rückhand'' genannt), abheben, und gibt dann anschließend im Uhrzeigersinn zwei mal vier Karten aus, wobei er mit dem Spieler links neben sich (= ''Vorhand'') beginnt, der auch "herauskommt", d.h. der eröffnende Spieler ist. Die Rolle des Gebers wechselt im Uhrzeigersinn. |
|||
== Spielmaterial == |
|||
[[Datei:Verbreitung Kartenbilder Deutschland, Österreich, Schweiz.PNG|mini|Gebrauch und Verbreitung von {{Farbindex|00ffff|französischen}} und {{Farbindex|fbc200|deutschen}} Kartenblättern in Deutschland, der Schweiz, Liechtenstein, Österreich und Südtirol]] |
|||
[[Datei:Kurzes und langes Blatt.png|mini|Bayerische Regionen, in denen Schafkopf vorzugsweise{{Farblegende|#0099FF|mit der langen Karte}} |
|||
{{Farblegende|#FFFF00|mit der kurzen Karte}}gespielt wird<ref>[https://schafkopfrennen.de/ Schafkopfrennen], auf schafkopfrennen.de</ref> |
|||
{{Farblegende|#00FF00|Übergangsregionen}}]] |
|||
Schafkopf wird in Bayern mit dem Bayerischen Blatt, einer Variante des [[Spielkarte#Deutsches Blatt|Deutschen Blatts]] (in [[Franken (Region)|Franken]] auch mit dem verwandten fränkischen Blatt)<ref>[https://i-p-c-s.org/pattern/franconian.html IPCS zum Fränkischen Bild]</ref> mit vier Spielern und 32 Karten ''(lange Karte'' oder ''langes Blatt)'' – also acht Karten je Spieler – gespielt. In Teilen Nordostbayerns ([[Oberpfalz]] und [[Oberfranken]]) wird hingegen die ''kurze Karte (kurzes Blatt)'' mit 24 Karten (ohne Achten und Siebenen) bzw. mit 20 Karten (ohne Neunen, Achten und Siebenen) – entsprechend sechs bzw. fünf Karten je Spieler – bevorzugt. |
|||
=== |
=== Kartenwerte === |
||
{| cellpadding="2" style="float: right; background: #C0C0C0; margin-right: 1em; border-spacing: 1px;" |
|||
Vor dem eigentlichen Spielbeginn erfolgt die Spiel''ansage'', bei der bestimmt wird, wer ''Spieler'' ist und welche Spielvariante gespielt wird. |
|||
|- style="text-align:center;" |
|||
| style="background: #c0c8f8;" ! style="width:120px;"| '''Karte''' |
|||
| style="background: #c0c8f8;" ! style="width:120px;"| '''Symbol''' |
|||
| style="background: #c0c8f8;" ! style="width:120px;"| '''Wert (Augen)''' |
|||
|- style="text-align:center;" |
|||
| class="hintergrundfarbe-basis" | [[Ass (Spielkarte)|Ass]] (Sau) |
|||
| class="hintergrundfarbe-basis" | A |
|||
| class="hintergrundfarbe-basis" | 11 |
|||
|- style="text-align:center;" |
|||
| class="hintergrundfarbe-basis" | Zehn |
|||
| class="hintergrundfarbe-basis" | 10 |
|||
| class="hintergrundfarbe-basis" | 10 |
|||
|- style="text-align:center;" |
|||
| class="hintergrundfarbe-basis" | [[König (Spielkarte)|König]] |
|||
| class="hintergrundfarbe-basis" | K |
|||
| class="hintergrundfarbe-basis" | 4 |
|||
|- style="text-align:center;" |
|||
| class="hintergrundfarbe-basis" | [[Ober (Spielkarte)|Ober (Bauer)]] |
|||
| class="hintergrundfarbe-basis" | O |
|||
| class="hintergrundfarbe-basis" | 3 |
|||
|- style="text-align:center;" |
|||
| class="hintergrundfarbe-basis" | [[Unter|Unter (Wenz)]] |
|||
| class="hintergrundfarbe-basis" | U |
|||
| class="hintergrundfarbe-basis" | 2 |
|||
|- style="text-align:center;" |
|||
| class="hintergrundfarbe-basis" | Neun |
|||
| class="hintergrundfarbe-basis" | 9 |
|||
| class="hintergrundfarbe-basis" | 0 |
|||
|- style="text-align:center;" |
|||
| class="hintergrundfarbe-basis" | Acht |
|||
| class="hintergrundfarbe-basis" | 8 |
|||
| class="hintergrundfarbe-basis" | 0 |
|||
|- style="text-align:center;" |
|||
| class="hintergrundfarbe-basis" | Sieben |
|||
| class="hintergrundfarbe-basis" | 7 |
|||
| class="hintergrundfarbe-basis" | 0 |
|||
|} |
|||
{| class="wikitable float-left" |
|||
Der eröffnende Spieler hat als erstes die Möglichkeit, entweder ein Spiel anzusagen (''Ich würde/tät''' '''spielen!''') oder zu passen (''Ich bin'' '''weg/weiter!'''). Danach wechselt das Recht zur Spielansage auf den im Uhrzeigersinn folgenden Spieler usw., bis am Ende der Geber gefragt ist. Ist ein Spiel angekündigt, haben ggf. die folgenden Mitspieler noch die Möglichkeit, ein höherwertiges Spiel (also ein [[Schafkopf#Das Solospiel|Solo]]) anzusagen (''Ich'' '''auch!''') und so das Spiel zu übernehmen; der erste Spieler kann nun seinerseits ein Solo ankündigen, wodurch das Spiel wieder an ihn fallen würde. |
|||
|- class="hintergrundfarbe6" |
|||
! colspan="4"| Farben des bayerischen Blattes |
|||
|- |
|||
| Eichel || Grün<br />Gras || Herz || Schellen |
|||
|- |
|||
| [[Datei:Bay eichel.svg|28px|zentriert|Eichelsymbol der Bayerischen Spielkarten]] |
|||
| [[Datei:Bay gras.svg|33px|zentriert|Blattsymbol der Bayerischen Spielkarten]] |
|||
| [[Datei:Bay herz.svg|32px|zentriert|Herzsymbol der Bayerischen Spielkarten]] |
|||
| [[Datei:Bay schellen.svg|35px|zentriert|Schellensymbol der Bayerischen Spielkarten]] |
|||
|} |
|||
Zu jeder Farbe gibt es 8 Karten (also insgesamt 32) mit nebenstehenden Werten (Augen). |
|||
Die Karten jeder Farbe zählen zusammen 30 Augen, insgesamt sind somit 120 Augen zu verteilen. |
|||
Neunen, Achten und Siebenen zählen jeweils 0 Augen und werden auch '' Spatzen, Nichtser(le), Leere'' oder ''Luschen'' genannt. Achten und Siebenen werden beim Schafkopf mit der kurzen Karte – wie oben erwähnt – weggelassen. |
|||
Grundsätzlich gilt die Hierarchie ''Rufspiel - Wenz - Farb-Solo - Wenz-Tout - Farb-Solo-Tout - Sie''. Seltener gespielte Solovarianten werden meist nach dem Wenz eingereiht. |
|||
<div style="clear:both;"></div> |
|||
== Das Standardspiel == |
|||
In Gegenden, in denen viel Skat gespielt wird, wird auch gelegentlich eine Reizvariante des Schafkopf gespielt (der Auch-Spieler kann durch Ansage der beim Spiel zu erreichenden Augen das Spiel "erreizen"). |
|||
Überall verbreitet sind die drei Standardspielvarianten Normalspiel, Farbsolo und Wenz, siehe unten. Auf ihnen basiert das Standard-Regelwerk, das 2007 von der Schafkopfschule in München veröffentlicht und 2023 ins Englische neu übersetzt wurde.<ref>[https://www.schafkopfschule.de/regeln.html ''Regeln''] auf schafkopfschule.de. Abgerufen den 12. Juli 2023.</ref> Dieses Regelwerk ist auf [[Turnierschafkopf|Schafkopfturnieren]] meist ausschließlich zugelassen. Man spricht hierbei auch vom „reinen“ Schafkopf. Daneben haben sich eine ganze Reihe erweiternder Spielmöglichkeiten mit oft nur regionaler Bedeutung entwickelt, deren wichtigste im Kapitel [[#Erweiternde Spielvarianten|Erweiternde Spielvarianten]] aufgeführt sind. |
|||
=== Das Normalspiel: Ruf-, Sau- oder Partnerspiel === |
|||
=== Wenn alle passen... === |
|||
{| cellpadding="3" style="float: right; background: #C0C0C0; margin-left: 1em; border-spacing: 1px;" |
|||
Sollte kein Spieler ein Spiel ansagen, gibt es verschiedene Möglichkeiten, die vor dem Spiel vereinbart werden müssen: |
|||
|- style="text-align:center;" |
|||
| style="background: #c0c8f8; width:480px;" colspan="3" | '''Rufspiel''' |
|||
|- style="text-align:center;" |
|||
| colspan="3" | Trümpfe |
|||
|- style="text-align:center;" |
|||
| colspan="4" style="background: #e3e3e3;" | [[Datei:Bay eichel.png|11px]]O [[Datei:Bay gras.png|10px]]O [[Datei:Bay herz.png|10px]]O [[Datei:Bay schelle.png|10px]]O |
|||
[[Datei:Bay eichel.png|11px]]U [[Datei:Bay gras.png|10px]]U [[Datei:Bay herz.png|10px]]U [[Datei:Bay schelle.png|10px]]U |
|||
[[Datei:Bay herz.png|10px]]A [[Datei:Bay herz.png|10px]]10 [[Datei:Bay herz.png|10px]]K [[Datei:Bay herz.png|10px]]9 [[Datei:Bay herz.png|10px]]8 [[Datei:Bay herz.png|10px]]7 |
|||
==== Zusammenwerfen ==== |
|||
|- style="text-align:center;" |
|||
: Es wird '''zusammengeworfen''', d.h. es wird erneut (vom im Uhrzeigersinn folgenden nächsten ''Geber'') gemischt und ausgegeben. Zusätzlich gibt es eine Reihe von regional sehr unterschiedlichen Sonderregelungen, so kann beispielsweise nach Zusammenwerfen ein Betrag in einen ''Stock'' (auch ''Pinke'') eingezahlt werden oder das nächste Spiel (u. U. auch die ganze nächste Runde) zählt doppelt (''Bockspiel'', ''Bockrunde''). |
|||
| colspan="3" | Farben |
|||
|- style="text-align:center;" |
|||
| style="background: #e3e3e3;" | Eichel |
|||
| style="background: #e3e3e3;" | Gras |
|||
| style="background: #e3e3e3;" | Schellen |
|||
|- style="text-align:center;" |
|||
| class="hintergrundfarbe-basis" | [[Datei:Bay eichel.png|11px]]A [[Datei:Bay eichel.png|11px]]10 [[Datei:Bay eichel.png|11px]]K |
|||
[[Datei:Bay eichel.png|11px]]9 [[Datei:Bay eichel.png|11px]]8 [[Datei:Bay eichel.png|11px]]7 |
|||
| class="hintergrundfarbe-basis" | [[Datei:Bay gras.png|10px]]A [[Datei:Bay gras.png|10px]]10 [[Datei:Bay gras.png|10px]]K |
|||
[[Datei:Bay gras.png|10px]]9 [[Datei:Bay gras.png|10px]]8 [[Datei:Bay gras.png|10px]]7 |
|||
| class="hintergrundfarbe-basis" | [[Datei:Bay schelle.png|10px]]A [[Datei:Bay schelle.png|10px]]10 [[Datei:Bay schelle.png|10px]]K |
|||
[[Datei:Bay schelle.png|10px]]9 [[Datei:Bay schelle.png|10px]]8 [[Datei:Bay schelle.png|10px]]7 |
|||
|} |
|||
Beim ''Normalspiel (Rufspiel;'' auch: ''Sau-'' oder ''Partnerspiel)'' repräsentieren grundsätzlich die vier ''Ober'' und danach folgend die vier ''Unter'' in der Reihenfolge (absteigend) der Farben [[Eichel (Farbe)|Eichel]], [[Laub (Farbe)|Gras]] (auch: Blatt, Grün, Blau, Laub), [[Herz (Farbe)|Herz]] und [[Schellen (Farbe)|Schellen]] die höchsten Trümpfe; weiterhin gelten die restlichen Herzkarten in der Reihenfolge ''Ass/Sau, Zehn, König, Neun, Acht, Sieben'' als Trümpfe, insgesamt gibt es somit deren 14. Alle anderen Karten werden als ''Farben'' bezeichnet. |
|||
==== Ramsch ==== |
|||
: In Oberfranken wird gelegentlich der aus dem [[Skat]] kommende '''[[Schafkopf#Ramsch|Ramsch]]''' gespielt. |
|||
Es spielen jeweils zwei Spieler gegen die beiden anderen. Der Spielmacher sagt ein Rufspiel an; sagt keiner der Mitspieler ein höherwertiges Solospiel an, ''ruft'' der Spielmacher ein beliebiges Farb-Ass (also Eichel-, Gras- oder Schellen-Ass/Sau) seiner Wahl, das er nicht selber auf der Hand hat und von dessen Farbe er allerdings mindestens eine Karte besitzen muss. Der Spielmacher und der Besitzer des gerufenen Asses spielen dann zusammen und bilden die ''Spielerpartei,'' die beiden anderen bilden die ''Nichtspielerpartei''. Die gewonnenen Stiche der Partner werden am Ende des Spiels addiert. |
|||
==== Mussspiel ==== |
|||
: Beim Turnierschafkopf ist das '''Mussspiel''' üblich, d. h. des Besitzer des "Alten" (d. i. der Eichel-Ober, also der höchste Trumpf) muss ein Spiel ansagen ("da Oide muass"). |
|||
Für gewöhnlich stellt sich erst während des Spiels heraus, wer das gerufene Ass besitzt, so dass zunächst nur der Spieler, welcher das Ass besitzt, über die Zugehörigkeit im Bilde ist. Deshalb kann das Ass ''gesucht'' werden: Die gewählte Farbe kann von einem der drei anderen Spieler angespielt werden; in diesem Fall muss das Ass zugegeben werden, auch wenn noch eine andere Karte derselben Farbe vorhanden ist. Das gerufene Ass darf auch nicht abgeworfen werden. Wird also eine Farbe (oder Trumpf) angespielt, in der der gerufene Spieler frei ist, darf er das Ruf-Ass nicht spielen; wird die Ruffarbe im Spielverlauf nicht angespielt, kann es daher erst im letzten Stich fallen. |
|||
=== Stiche === |
|||
Ist das Spiel angesagt, spielt der eröffnende Spieler die erste Karte an; anschließend ''geben'' die Spieler nacheinander im Uhrzeigersinn Karten ''zu''. Sobald vier Karten auf dem Tisch liegen, entscheidet sich, welchem Spieler der ''Stich'' gehört. Dieser nimmt den ''Stich'' an sich und spielt die nächste Karte an usw., bis alle 32 Karten gespielt sind. |
|||
Entsprechend kann der Besitzer des gerufenen Ass die Ruffarbe nur mit dem Ass anspielen. Einzige Ausnahme von dieser Regel ist das ''Davonlaufen:'' Hat der Spieler neben dem Ass noch drei oder mehr Karten der gerufenen Farbe, so kann er unten durch spielen, das heißt die gerufene Farbe mit einer anderen Karte anspielen<ref>{{Internetquelle |url=https://www.schafkopfschule.de/regeln.html |titel=Regeln – Schafkopfschule |abruf=2020-05-18}}</ref>. Ist die Ruffarbe auf diese Weise bereits einmal angespielt worden, darf das gerufene Ass nun auch abgeworfen werden. |
|||
Je nach Art der jeweils angespielten Karte unterscheidet man ''Farb-'' und ''Trumpfstiche'' |
|||
Um zum Stich zu gelangen, muss man entweder eine höherwertiges Bild derselben Farbe oder einen höherwertigen Trumpf zugeben. Zu beachten ist dabei, dass beim Schafkopf ''Bedienpflicht'' herrscht: Wird eine Farbe angespielt, ''müssen'' alle Spieler Karten derselben Farbe zugeben; wird ein Trumpf angespielt, ''muß'' entsprechend Trumpf zugegeben werden. Hat ein Spieler die angespielte Farbe nicht (er ist die ''Farbe frei''), ''kann'' er entweder mit Trumpf stechen oder eine beliebige Farbkarte seiner Wahl abwerfen (''abspotzen''). |
|||
=== Die Soli: Farb-Solo und Wenz === |
|||
Bei allen [[Solospiel]]en spielt ein [[Alleinspiel]]er gegen die drei Mitspieler. Solospiele haben bei der Ansage grundsätzlich Vorrang vor Normalspielen. Innerhalb der Solospiele genießt der Sie<!-- sic! --> den höchsten Rang, gefolgt von Tout-Spielen, Farb-Solo und Wenz (zwischen den verschiedenen Farben der Solospiele gibt es keine Rangfolge). Die unter [[#Sonderformen des Solo|Sonderformen des Solo]] aufgeführten, seltener gespielten Varianten werden meist nach dem Wenz eingereiht. |
|||
==== Das Farb-Solo ==== |
|||
{| cellpadding="3" style="float: right; background: #C0C0C0; margin-left: 1em; border-spacing: 1px;" |
|||
== Die Spielvarianten == |
|||
|- style="text-align:center;" |
|||
| style="background: #c0c8f8; width:240px;" colspan="3" | '''Schellen-Solo''' |
|||
|- style="text-align:center;" |
|||
| colspan="3" | Trümpfe |
|||
|- style="text-align:center;" |
|||
| colspan="4" style="background: #e3e3e3;" | [[Datei:Bay eichel.png|11px]]O [[Datei:Bay gras.png|10px]]O [[Datei:Bay herz.png|10px]]O [[Datei:Bay schelle.png|10px]]O |
|||
[[Datei:Bay eichel.png|11px]]U [[Datei:Bay gras.png|10px]]U [[Datei:Bay herz.png|10px]]U [[Datei:Bay schelle.png|10px]]U |
|||
[[Datei:Bay schelle.png|10px]]A [[Datei:Bay schelle.png|10px]]10 [[Datei:Bay schelle.png|10px]]K [[Datei:Bay schelle.png|10px]]9 [[Datei:Bay schelle.png|10px]]8 [[Datei:Bay schelle.png|10px]]7 |
|||
=== Das Normalspiel: Ruf-, Sau- oder Partnerspiel === |
|||
Beim ''Rufspiel'' spielen jeweils zwei Spieler gegen die beiden anderen. Der ''Spieler'' sagt ein ''Rufspiel'' an. Wenn keiner der Mitspieler ein höherwertiges Solospiel ansagt, so ''ruft'' der ''Spieler'' ein beliebiges ''Farb-As'' (also ''Eichel-, Gras- oder Schellen-Sau'') seiner Wahl, '''von dessen Farbe er allerdings mindestens eine Karte besitzen muß'''. Der ''Spieler'' und der Besitzer des gerufenen As spielen dann zusammen und bilden die ''Spielerpartei'', die beiden anderen bilden die ''Nichtspielerpartei''. Die gewonnenen Stiche der Partner werden am Ende des Spiels addiert. |
|||
|- style="text-align:center;" |
|||
Zu beachten ist, dass es sich erst im Spielverlauf herausstellt, wer das gerufene As letztendlich besitzt, so dass zu Beginn des Spiels ausschließlich der Spieler, der das As besitzt, weiß, wer zu wem gehört. Deshalb kann das As '''gesucht''' werden, d. h. die gewählte Farbe kann von einem der 3 anderen Spieler (üblicherweise der Nichtspielerpartei) angespielt weden; in diesem Fall ''muß'' das As zugegeben werden, auch wenn noch eine andere Karte derselben Farbe vorhanden ist. |
|||
| colspan="3" | Farben |
|||
|- style="text-align:center;" |
|||
| style="background: #e3e3e3;"| Eichel |
|||
| style="background: #e3e3e3;"| Gras |
|||
| style="background: #e3e3e3;"| Herz |
|||
|- style="text-align:center;" |
|||
| class="hintergrundfarbe-basis" | [[Datei:Bay eichel.png|11px]]A [[Datei:Bay eichel.png|11px]]10 [[Datei:Bay eichel.png|11px]]K |
|||
[[Datei:Bay eichel.png|11px]]9 [[Datei:Bay eichel.png|11px]]8 [[Datei:Bay eichel.png|11px]]7 |
|||
| class="hintergrundfarbe-basis" | [[Datei:Bay gras.png|10px]]A [[Datei:Bay gras.png|10px]]10 [[Datei:Bay gras.png|10px]]K |
|||
[[Datei:Bay gras.png|10px]]9 [[Datei:Bay gras.png|10px]]8 [[Datei:Bay gras.png|10px]]7 |
|||
| class="hintergrundfarbe-basis" | [[Datei:Bay herz.png|10px]]A [[Datei:Bay herz.png|10px]]10 [[Datei:Bay herz.png|10px]]K |
|||
[[Datei:Bay herz.png|10px]]9 [[Datei:Bay herz.png|10px]]8 [[Datei:Bay herz.png|10px]]7 |
|||
|} |
|||
{| cellpadding="3" style="float: right; background: #C0C0C0; margin-left: 1em; border-spacing: 1px;" |
|||
Entsprechend kann der der Besitzer des gerufenen As die Ruffarbe nur mit dem As anspielen. |
|||
|- style="text-align:center;" |
|||
Einzige Ausnahme von dieser Regel ist das '''davonlaufen''': Hat der Spieler neben dem As noch 3 oder mehr Karten der gerufenen Farbe, so kann er ''untendurch spielen'', d. h. die Farbe mit einer anderen Karte anspielen (da dann bei diesem Stich kein As fällt, ist klar, dass der Anspieler "davongelaufen" ist und somit der Spielpartner ist). |
|||
| style="background: #c0c8f8; width:240px;" colspan="3" | '''Herz-Solo''' |
|||
|- style="text-align:center;" |
|||
| colspan="3" | Trümpfe |
|||
|- style="text-align:center;" |
|||
| colspan="4" style="background: #e3e3e3;" | [[Datei:Bay eichel.png|11px]]O [[Datei:Bay gras.png|10px]]O [[Datei:Bay herz.png|10px]]O [[Datei:Bay schelle.png|10px]]O |
|||
[[Datei:Bay eichel.png|11px]]U [[Datei:Bay gras.png|10px]]U [[Datei:Bay herz.png|10px]]U [[Datei:Bay schelle.png|10px]]U |
|||
[[Datei:Bay herz.png|10px]]A [[Datei:Bay herz.png|10px]]10 [[Datei:Bay herz.png|10px]]K [[Datei:Bay herz.png|10px]]9 [[Datei:Bay herz.png|10px]]8 [[Datei:Bay herz.png|10px]]7 |
|||
Schließlich darf das gerufene As nicht abgeworfen werden, d. h. wird eine Farbe (oder Trumpf) angespielt, die der gerufene Spieler "frei" ist, darf er das Ruf-As nicht zugeben; wird die Ruf-Farbe nicht angespielt, kann es daher erst im letzten Stich fallen. |
|||
|- style="text-align:center;" |
|||
| colspan="3" | Farben |
|||
|- style="text-align:center;" |
|||
| style="background: #e3e3e3;"| Eichel |
|||
| style="background: #e3e3e3;"| Gras |
|||
| style="background: #e3e3e3;"| Schellen |
|||
|- style="text-align:center;" |
|||
| class="hintergrundfarbe-basis" | [[Datei:Bay eichel.png|11px]]A [[Datei:Bay eichel.png|11px]]10 [[Datei:Bay eichel.png|11px]]K |
|||
[[Datei:Bay eichel.png|11px]]9 [[Datei:Bay eichel.png|11px]]8 [[Datei:Bay eichel.png|11px]]7 |
|||
| class="hintergrundfarbe-basis" | [[Datei:Bay gras.png|10px]]A [[Datei:Bay gras.png|10px]]10 [[Datei:Bay gras.png|10px]]K |
|||
[[Datei:Bay gras.png|10px]]9 [[Datei:Bay gras.png|10px]]8 [[Datei:Bay gras.png|10px]]7 |
|||
| class="hintergrundfarbe-basis" | [[Datei:Bay schelle.png|10px]]A [[Datei:Bay schelle.png|10px]]10 [[Datei:Bay schelle.png|10px]]K |
|||
[[Datei:Bay schelle.png|10px]]9 [[Datei:Bay schelle.png|10px]]8 [[Datei:Bay schelle.png|10px]]7 |
|||
|} |
|||
{| cellpadding="3" style="float: right; background: #C0C0C0; margin-left: 1em; border-spacing: 1px;" |
|||
=== Sonderformen des Partnerspiels === |
|||
|- style="text-align:center;" |
|||
====Hochzeit==== |
|||
| style="background: #c0c8f8; width:240px;" colspan="3" | '''Gras (Grün)-Solo''' |
|||
: Die Hochzeit kommt aus dem [[Doppelkopf]] (dort: ''Armut'') und wird eher selten gespielt, ist aber in den offiziellen Schafkopfregeln vermerkt. Trümpfe sind (wie bei allen anderen Partnerspielen auch) Ober, Unter und Herz. |
|||
|- style="text-align:center;" |
|||
: Ein Spieler (''Hochzeiter''), der nur einen einzigen Trumpf hat, legt diesen offen auf dem Tisch aus und bietet damit eine Hochzeit an. Derjenige, der die Karte nun zuerst nimmt (gefragt wird wieder ausgehend vom Geber im Uhrzeigersinn) schiebt dem ''Hochzeiter'' verdeckt eine Ersatzkarte (zwingend ein Nicht-Trumpf) zu und ist nun dessen Partner. |
|||
| colspan="3" | Trümpfe |
|||
: Oft sind die Regeln für die Hochzeit regional etwas unterschiedlich, so wird oft auch der Trumpf des Hochzeiters verdeckt angeboten, oder die Hochzeit ist erst erlaubt, wenn alle anderen Spieler "weg" sind. |
|||
|- style="text-align:center;" |
|||
| colspan="4" style="background: #e3e3e3;" | [[Datei:Bay eichel.png|11px]]O [[Datei:Bay gras.png|10px]]O [[Datei:Bay herz.png|10px]]O [[Datei:Bay schelle.png|10px]]O |
|||
[[Datei:Bay eichel.png|11px]]U [[Datei:Bay gras.png|10px]]U [[Datei:Bay herz.png|10px]]U [[Datei:Bay schelle.png|10px]]U |
|||
[[Datei:Bay gras.png|10px]]A [[Datei:Bay gras.png|10px]]10 [[Datei:Bay gras.png|10px]]K [[Datei:Bay gras.png|10px]]9 [[Datei:Bay gras.png|10px]]8 [[Datei:Bay gras.png|10px]]7 |
|||
====Spielzwang (Mußspiel)==== |
|||
: Das Mußspiel ist eine Variante des Spiels, wenn alle 4 Mitspieler passen. In diesem Fall muß der Besitzer einer bestimmten Karte (fast immer des "Alten" = Eichel-Obers) spielen. |
|||
: Das Mußspiel hat einige Besonderheiten; so gilt das Spiel für die Spielerpartei bereits mit 60 Augen als gewonnen und mit 30 Augen als Schneider frei (entsprechend mit 90 Augen als mit Schneider gewonnen). |
|||
: Ist der Muß-Spieler ''gesperrt'', d. h. besitzt er keine Farbe ohne das zugehörige As, kann er auch eine sogenannte '''Renonce''' (frz. ''Fehlfarbe'') spielen, d. h. er darf ausnahmsweise ein As rufen, von dessen Farbe er selbst keine Karte besitzt. |
|||
: Hält der Muß-Spieler schließlich alle 3 Farb-Asse selbst, so darf er auch eine '''Farb-Zehn''' (gegebenenfalls sogar einen '''Farb-König''') seiner Wahl rufen. |
|||
|- style="text-align:center;" |
|||
====Kreuzspiel, Kreuzbock==== |
|||
| colspan="3" | Farben |
|||
: Der Kreuzbock ist eine gelegentlich nach verlorenen Soli oder Herz-Soli gespielte Variante der Partnerspiels; üblicherweise werden 4 Spiele (1 Runde) gespielt. Dabei gehören die gegenüber (über Kreuz) sitzenden Mitspieler automatisch als Partner zusammen (wird dabei mit ''aufstellen'' und ''Stoß'' gespielt, kann diese Form des Partnerspiels ausgesprochen teuer werden!). |
|||
|- style="text-align:center;" |
|||
: ''Am Rande sei bemerkt, das dies die in den USA übliche Form des Schafkopfs ist (vgl. dazu auch [[Bridge]])''. |
|||
| style="background: #e3e3e3;"| Eichel |
|||
| style="background: #e3e3e3;"| Herz |
|||
| style="background: #e3e3e3;"| Schellen |
|||
|- style="text-align:center;" |
|||
| class="hintergrundfarbe-basis" | [[Datei:Bay eichel.png|11px]]A [[Datei:Bay eichel.png|11px]]10 [[Datei:Bay eichel.png|11px]]K |
|||
[[Datei:Bay eichel.png|11px]]9 [[Datei:Bay eichel.png|11px]]8 [[Datei:Bay eichel.png|11px]]7 |
|||
| class="hintergrundfarbe-basis" | [[Datei:Bay herz.png|10px]]A [[Datei:Bay herz.png|10px]]10 [[Datei:Bay herz.png|10px]]K |
|||
[[Datei:Bay herz.png|10px]]9 [[Datei:Bay herz.png|10px]]8 [[Datei:Bay herz.png|10px]]7 |
|||
| class="hintergrundfarbe-basis" | [[Datei:Bay schelle.png|11px]]A [[Datei:Bay schelle.png|11px]]10 [[Datei:Bay schelle.png|11px]]K |
|||
[[Datei:Bay schelle.png|11px]]9 [[Datei:Bay schelle.png|11px]]8 [[Datei:Bay schelle.png|11px]]7 |
|||
|} |
|||
{| cellpadding="3" style="float: right; background: #C0C0C0; margin-left: 1em; border-spacing: 1px;" |
|||
=== Das Solospiel === |
|||
|- style="text-align:center;" |
|||
Bei allen Solospielen spielt ein Alleinspieler gegen die 3 Gegenspieler. Bei Turnieren üblich sind ausschließlich das '''Farb-Solo''' sowie gelegentlich der '''Wenz''' . |
|||
| style="background: #c0c8f8; width:240px;" colspan="3" | '''Eichel-Solo''' |
|||
Solospiele haben bei der Ansage grundsätzlich Vorrang vor Normalspielen; innerhalb der Solospiele genießt das Farb-Solo den höchsten Rang, danach kommen der Wenz und alle anderen, eher unüblichen Solospiele. |
|||
|- style="text-align:center;" |
|||
| colspan="3" | Trümpfe |
|||
|- style="text-align:center;" |
|||
| colspan="4" style="background: #e3e3e3;" | [[Datei:Bay eichel.png|11px]]O [[Datei:Bay gras.png|10px]]O [[Datei:Bay herz.png|10px]]O [[Datei:Bay schelle.png|10px]]O |
|||
[[Datei:Bay eichel.png|11px]]U [[Datei:Bay gras.png|10px]]U [[Datei:Bay herz.png|10px]]U [[Datei:Bay schelle.png|10px]]U |
|||
[[Datei:Bay eichel.png|10px]]A [[Datei:Bay eichel.png|10px]]10 [[Datei:Bay eichel.png|10px]]K [[Datei:Bay eichel.png|10px]]9 [[Datei:Bay eichel.png|10px]]8 [[Datei:Bay eichel.png|10px]]7 |
|||
====Farb-Solo==== |
|||
: Beim Farb-Solo sind nach wie vor die Ober und Unter in der genannten Reihenfolge die höchsten Trümpfe; der Solospieler sagt nun bei der Spielansage eine Farbe seiner Wahl an (die er nicht unbedingt selbst besitzen muß), die die restlichen Trümpfe in der Reihenfolge As bis Sieben darstellt (= wieder 14 Trümpfe, also Eichel-, Gras-, Herz-, Schellen-Solo). Früher wurde dem Herz-Solo gelegentlich ein Vorrang vor den anderen Farb-Soli eingeräumt, was heutzutage nicht mehr üblich ist. |
|||
|- style="text-align:center;" |
|||
====Wenz==== |
|||
| colspan="3" | Farben |
|||
: Beim Wenz gibt es lediglich vier Trümpfe, nämlich die ''Unter'' in der Reihenfolge Eichel, Gras, Herz und Schellen. Die ''Ober'' werden in den Farben zwischen ''König'' und ''Neun'' eingereiht, Herz gilt als normale Farbe. |
|||
|- style="text-align:center;" |
|||
: Entscheidend beim Wenz sind dementsprechend weniger - wie bei anderen Soli üblich - die Trumpf-als vielmehr die Farbstiche, weshalb der Wenzspieler über eine "lange" Farbe (d. h. möglichst viele Karten einer Farbe) oder möglichst viele Asse verfügen sollte. |
|||
| style="background: #e3e3e3;"| Gras |
|||
| style="background: #e3e3e3;"| Herz |
|||
| style="background: #e3e3e3;"| Schellen |
|||
|- style="text-align:center;" |
|||
| class="hintergrundfarbe-basis" | [[Datei:Bay gras.png|10px]]A [[Datei:Bay gras.png|10px]]10 [[Datei:Bay gras.png|10px]]K |
|||
[[Datei:Bay gras.png|10px]]9 [[Datei:Bay gras.png|10px]]8 [[Datei:Bay gras.png|10px]]7 |
|||
| class="hintergrundfarbe-basis" | [[Datei:Bay herz.png|10px]]A [[Datei:Bay herz.png|10px]]10 [[Datei:Bay herz.png|10px]]K |
|||
[[Datei:Bay herz.png|10px]]9 [[Datei:Bay herz.png|10px]]8 [[Datei:Bay herz.png|10px]]7 |
|||
| class="hintergrundfarbe-basis" | [[Datei:Bay schelle.png|11px]]A [[Datei:Bay schelle.png|11px]]10 [[Datei:Bay schelle.png|11px]]K |
|||
[[Datei:Bay schelle.png|11px]]9 [[Datei:Bay schelle.png|11px]]8 [[Datei:Bay schelle.png|11px]]7 |
|||
|} |
|||
Beim Farb-Solo sind nach wie vor die Ober und Unter in der genannten Reihenfolge die höchsten Trümpfe; der Solospieler sagt nun bei der Spielansage eine Farbe seiner Wahl an, die die restlichen Trümpfe in der Reihenfolge Ass bis Sieben festlegt. |
|||
Früher wurde dem Herz-Solo gelegentlich ein Vorrang vor den anderen Farb-Soli eingeräumt, was heutzutage nicht mehr üblich ist. |
|||
<div style="clear:both;"></div> |
|||
==== |
==== Der Wenz ==== |
||
{| cellpadding="3" style="float: right; background: #C0C0C0; margin-left: 1em; border-spacing: 1px;" |
|||
: Die folgenden Varianten des Wenz werden (mit Ausnahme des ''Geier'') eher selten gespielt; nach absteigender Wertigkeit sind dies: |
|||
|- style="text-align:center;" |
|||
| style="background: #c0c8f8; width:480px;" colspan="4" | '''Wenz''' |
|||
|- style="text-align:center;" |
|||
| colspan="4" | Trümpfe |
|||
|- style="text-align:center;" |
|||
| colspan="4" style="background: #e3e3e3;" | [[Datei:Bay eichel.png|11px]]U [[Datei:Bay gras.png|10px]]U [[Datei:Bay herz.png|10px]]U [[Datei:Bay schelle.png|10px]]U |
|||
|- style="text-align:center;" |
|||
: Der '''Geier''' oder die '''Dame''' ist eine Variation des Wenz, bei dem ausschließlich die Ober (in der üblichen Reihenfolge) als Trümpfe fungieren. Zu beachten ist, dass der Geier nicht Teil der offiziellen Regeln des bayrischen Schafkopfvereins ist und deshalb meist auf Turnieren nicht gespielt werden darf. |
|||
| colspan="4" | Farben |
|||
|- style="text-align:center;" |
|||
| style="background: #e3e3e3;"| Eichel |
|||
| style="background: #e3e3e3;"| Gras |
|||
| style="background: #e3e3e3;"| Herz |
|||
| style="background: #e3e3e3;"| Schellen |
|||
|- style="text-align:center;" |
|||
| class="hintergrundfarbe-basis" | [[Datei:Bay eichel.png|11px]]A [[Datei:Bay eichel.png|11px]]10 [[Datei:Bay eichel.png|11px]]K [[Datei:Bay eichel.png|11px]]O |
|||
[[Datei:Bay eichel.png|11px]]9 [[Datei:Bay eichel.png|11px]]8 [[Datei:Bay eichel.png|11px]]7 |
|||
| class="hintergrundfarbe-basis" | [[Datei:Bay gras.png|10px]]A [[Datei:Bay gras.png|10px]]10 [[Datei:Bay gras.png|10px]]K [[Datei:Bay gras.png|10px]]O |
|||
[[Datei:Bay gras.png|10px]]9 [[Datei:Bay gras.png|10px]]8 [[Datei:Bay gras.png|10px]]7 |
|||
| class="hintergrundfarbe-basis" | [[Datei:Bay herz.png|10px]]A [[Datei:Bay herz.png|10px]]10 [[Datei:Bay herz.png|10px]]K [[Datei:Bay herz.png|10px]]O |
|||
[[Datei:Bay herz.png|10px]]9 [[Datei:Bay herz.png|10px]]8 [[Datei:Bay herz.png|10px]]7 |
|||
| class="hintergrundfarbe-basis" | [[Datei:Bay schelle.png|10px]]A [[Datei:Bay schelle.png|10px]]10 [[Datei:Bay schelle.png|10px]]K [[Datei:Bay schelle.png|10px]]O |
|||
[[Datei:Bay schelle.png|10px]]9 [[Datei:Bay schelle.png|10px]]8 [[Datei:Bay schelle.png|10px]]7 |
|||
|} |
|||
Beim Wenz (auch: Bauernwenz, Hauswenz) gibt es lediglich vier Trümpfe, nämlich die ''Unter'' beziehungsweise ''Wenzen'' in der Reihenfolge Eichel, Gras, Herz und Schellen. Die Ober werden in den Farben zwischen König und Neun eingereiht, Herz gilt als normale Farbe. |
|||
<div style="clear:both;"></div> |
|||
==== Tout und Sie ==== |
|||
: Beim selten gespielten '''König''' oder '''Habicht''' sind analog ausschließlich die Könige Trumpf. |
|||
Der ''Tout'' (frz. ''alles,'' in Bayern ''Du'' ausgesprochen) ist eine höherwertige Form des Solospiels (Farb-Solo-Tout wird wieder höher bewertet als Wenz-Tout). Der Spielmacher kündigt damit an, dass die Gegenseite keinen Stich machen wird; ist dies der Fall, gewinnt der Spielmacher, andernfalls die Nichtspielerpartei. Ein Tout wird normalerweise mit dem doppelten Tarif abgerechnet. |
|||
Das höchstwertige Solospiel im Schafkopf ist der ''Sie,'' der zustande kommt, wenn ein Spieler alle 4 Ober und Unter erhält (bei der kurzen Karte 4 Ober und die 2 höchsten Unter, was aber auch als Tout gelten kann). Die Wahrscheinlichkeit hierfür beträgt 1 : 10.518.300 (bei der kurzen Karte 1 : 134.596). Die Herkunft des Namens ist unklar, möglicherweise handelt es sich um eine [[Volksetymologie|volksetymologische]] Analogie zum Tout/Du. Er ist das einzige Spiel, welches regelkonform nicht ausgespielt werden muss und auf den Tisch gelegt wird. Die Abrechnung erfolgt normalerweise zum vierfachen Tarif. |
|||
: '''Farbwenz''' (analog '''Farbgeier''', '''Farbkönig/-habicht''') sind Mischformen aus Wenz (bzw. Geier, König) und Farb-Solo, d. h. neben den Untern (Obern, Königen) als höchsten Trümpfen wird noch eine Trumpffarbe ausgewählt, die Ober (Unter, beides) werden eingereiht, so daß es 11 Trümpfe gibt (vgl. [[Skat]]). Wird selten gespielt. |
|||
Die Regeln der Schafkopfschule verbieten es, nach einem ''Sie'' mit den gleichen Karten weiterzuspielen. Es ist (insbesondere in bayerischen Wirtshäusern) üblich, die vier Ober und Unter einzurahmen und mit Datum und dem Namen des Spielers versehen an die Wand zu hängen. Die übrigen Karten werden weggeworfen. |
|||
: Der '''Bären''' schließlich ist eine sehr selten gespielte Variante; Trümpfe sind die Assen und Zehner in der üblichen Reihenfolge (= 8 Trümpfe). |
|||
== Spielverlauf == |
|||
: Andere Solovarianten wie der '''Geier-Wenz''' (Ober und Unter sind Trümpfe), der '''König-Wenz''' (Unter und Könige sind Trümpfe), der '''König-Geier''' (Ober und Könige sind Trümpfe), der '''König-Geier-Wenz''' (Unter, Ober und Könige sind Trümpfe) sowie das '''Reine Farbsolo''' (nur die Karten einer Farbe sind Trümpfe) sind eigentlich Überleitungen zum [[Doppelkopf]] bzw. [[Schnapsen]] und haben mit Schafkopf nicht mehr viel zu tun. |
|||
=== |
=== Mischen, Abheben und Geben === |
||
Vor Spielbeginn wird der erste ''Geber'' bestimmt, meist durch Ziehen der höchsten Karte aus dem Kartenstapel. |
|||
: Der Bettel leitet sich vom Nullspiel beim [[Skat]] ab; der Solospieler darf keinen einzigen Stich machen. Es gibt keine Trümpfe; die Reihenfolge der Karten ist (von oben nach unten) As/Sau, König, Ober, Unter, Zehn, Neun, Acht, Sieben. |
|||
Der Geber mischt die Karten, lässt den Spieler, der rechts neben ihm sitzt, ''abheben,'' und ''gibt'' dann anschließend im Uhrzeigersinn zweimal vier Karten aus (bei Turnieren oft auch 4 mal 2), wobei er mit dem Spieler links neben sich (= ''Vorhand'' oder erster Mann) beginnt, der auch ''herauskommt,'' das heißt der eröffnende Spieler ist. Die Rolle des Gebers wechselt im Uhrzeigersinn; vier Spiele ergeben eine ''Runde''. |
|||
Beim ''Abheben'' sollen mindestens drei Karten abgehoben werden bzw. liegen bleiben; unter Berücksichtigung dieser Regel darf bis zu 3× abgehoben werden. |
|||
=== Solo-Tout und Sie === |
|||
Anstatt abzuheben, darf auch ''geklopft'' werden; in diesem Fall darf der abhebende Spieler den Geber anweisen, die Karten anders als üblich zu verteilen – zum Beispiel ''alle acht'' statt 2 mal 4, ''entgegen dem Uhrzeigersinn'' usw. |
|||
====Tout==== |
|||
: Der (Solo-)Tout (frz. ''alles'') ist eine höherwertige Variation des Solospiels (Farb-Solo, Wenz, Geier usw.). Der Spieler kündigt damit an, dass die Gegenseite keinen einzigen Stich machen wird. Sollte diese doch mindestens einen Stich machen, so hat der Spieler verloren. Ein Tout wird mit dem doppelten Preis gewertet. |
|||
=== |
=== Spielansage === |
||
{| cellpadding="2" style="float: right; background: #C0C0C0; margin-left: 1em; border-spacing: 1px;" |
|||
: Bekommt man alle vier Ober und Unter (d. h. die acht höchsten Trümpfe) auf die Hand gegeben, hat man einen ''Sie''. Er ist das einzige Spiel, welches nicht ausgespielt werden muß und auf den Tisch gelegt wird, da die Gegenseite auch theoretisch keinen Stich machen kann. In der Regel vervierfacht ein Sie den Preis. |
|||
|- style="text-align:center;" |
|||
:Die Wahrscheinlichkeit, beim langen Schafkopf einen Sie auf die Hand zu bekommen, beträgt bei optimalem Mischen 1 zu 10.518.300 und liegt damit in der selben Größenordnung wie ein Hauptgewinn im [[Lotto]] 6 aus 49 (bei unsorgfältigem Mischen wird er etwas wahrscheinlicher, da im Spielverlauf Ober und Unter häufig zusammenfallen). Ein Sie ist ein denkbar seltenes Ereignis, weshalb in einem solchen Fall die Spielkarten gerne in einen Rahmen gegeben und aufgehängt werden. In vielen Wirtshäusern geben sie Zeugnis eines regen Spielbetriebs. |
|||
| style="background: #c0c8f8;" ! style="width:33%;"| '''Spielart''' |
|||
| style="background: #c0c8f8;" ! style="width:33%;"| '''Spiel''' |
|||
|- style="text-align:center;" |
|||
| colspan=2 class="hintergrundfarbe-basis" | '''Sie''' |
|||
|- style="text-align:center;" |
|||
| rowspan=6 class="hintergrundfarbe-basis" | '''Toutspiele''' |
|||
| class="hintergrundfarbe-basis" | '''Farbsolo-Tout''' |
|||
|- style="text-align:center;" |
|||
| class="hintergrundfarbe-basis" | '''Wenz-Tout''' |
|||
|- style="text-align:center;" |
|||
| class="hintergrundfarbe-basis" | Geier-Tout |
|||
|- style="text-align:center;" |
|||
| class="hintergrundfarbe-basis" | Farbwenz-Tout |
|||
|- style="text-align:center;" |
|||
| class="hintergrundfarbe-basis" | Farbgeier-Tout usw. |
|||
|- style="text-align:center;" |
|||
| class="hintergrundfarbe-basis" | Bettel-Brett, Ramsch-Tout |
|||
|- style="text-align:center;" |
|||
| rowspan=6 class="hintergrundfarbe-basis" | '''Solospiele''' |
|||
| class="hintergrundfarbe-basis" | '''Farbsolo''' |
|||
|- style="text-align:center;" |
|||
| class="hintergrundfarbe-basis" | '''Wenz''' |
|||
|- style="text-align:center;" |
|||
| class="hintergrundfarbe-basis" | Geier |
|||
|- style="text-align:center;" |
|||
| class="hintergrundfarbe-basis" | Farbwenz |
|||
|- style="text-align:center;" |
|||
| class="hintergrundfarbe-basis" | Farbgeier usw. |
|||
|- style="text-align:center;" |
|||
| class="hintergrundfarbe-basis" | Negativspiele (Null usw.)* |
|||
|- style="text-align:center;" |
|||
| rowspan=3 class="hintergrundfarbe-basis" | '''Partnerspiele''' |
|||
| class="hintergrundfarbe-basis" | Hochzeit* |
|||
|- style="text-align:center;" |
|||
| class="hintergrundfarbe-basis" | '''Normalspiel''' |
|||
|- style="text-align:center;" |
|||
| class="hintergrundfarbe-basis" | Muss-Spiel |
|||
|- style="text-align:center;" |
|||
|- style="text-align:center;" |
|||
| colspan=2 class="hintergrundfarbe-basis" | Ramsch |
|||
|} |
|||
Vor dem eigentlichen Spielbeginn erfolgt die ''Spielansage,'' bei der bestimmt wird, wer ''Spieler'' ist und welche Spielvariante gespielt wird. |
|||
Der Ausspieler hat als erstes die Möglichkeit, entweder ein Spiel anzusagen ''(Ich würde spielen)'' oder zu passen ''(Ich bin weg/weiter)''. Danach wechselt das Recht zur Spielansage auf den im Uhrzeigersinn folgenden Spieler usw., bis am Ende der Geber gefragt ist. |
|||
[[Datei:Schafkopf Reihenfolge.png|mini|links|Reihenfolge der Spielansage]] |
|||
Ist ein Spiel angekündigt, haben gegebenenfalls die folgenden Mitspieler noch die Möglichkeit, ein höherwertiges Spiel (also ein [[#Das Farb-Solo|Solo]] oder einen [[#Der Wenz|Wenz]] etc.) anzusagen ''(Ich spiele auch)'' und so das Spiel zu übernehmen; der erste Spieler kann nun seinerseits ein höherwertiges Spiel ankündigen, wodurch das Spiel wieder an ihn fallen würde. Bei gleichwertigen Spielen entscheidet die Sitzordnung. |
|||
Die Rangfolge der einzelnen Spiele gliedert sich gemäß nebenstehender Tabelle, Spiele des „reinen“ Schafkopfs in Fettdruck (* = Einordnung regional sehr unterschiedlich). |
|||
=== Der Ramsch === |
|||
Der ''Ramsch'' ist - wie oben erwähnt - eine Variation des Spiels, wenn keine Spielansage stattgefunden hat. Auch er hat seine Grundlage im [[Skat]]; im Unterschied zu den anderen Spielarten spielen hier alle gegeneinander, d. h. jeder für sich alleine. |
|||
Es gelten dieselben Trümpfe wie beim Rufspiel, aber es geht darum, möglichst wenig Augen zu machen. Der Spieler mit den meisten Augen verliert und zahlt an alle anderen Spieler. Sollte ein Spieler keine Stiche gemacht haben, muss der Verlierer entweder den doppelten Betrag oder den höheren Grundtarif (siehe [[Schafkopf#Spielen_um_Geld|unten]]) zahlen ('''Jungfrau'''). Sollten zwei Spieler keine Stiche gemacht haben, muss der Verlierer vierfach zahlen. Sollte er jedoch alle Stiche gemacht haben ('''Durchmarsch'''), so gewinnt er ein Herz-Solo mit Schneider und Schwarz (die ''Jungfrau''- und ''Durchmarsch''-Regeln werden allerdings nicht immer angewendet). |
|||
Haben zwei oder mehr Spieler dieselbe Augenzahl, so verliert der Spieler mit den meisten Stichen. Ist die Stichzahl ebenfalls gleich, so hat der Spieler mit den meisten Trümpfen in den Stichen verloren. Ist diese Zahl ebenfalls gleich, so verliert der Spieler mit dem höchsten Trumpf. |
|||
==== Wenn kein Spieler gefunden wird ==== |
|||
Sollte kein Spieler ein Spiel ansagen, gibt es verschiedene Möglichkeiten, die vor dem Spiel vereinbart werden müssen: |
|||
* Es wird ''zusammengeworfen,'' das heißt, es wird erneut (vom im Uhrzeigersinn folgenden nächsten Geber) gemischt und ausgegeben. |
|||
* Das folgende Spiel oder die ganze folgende Runde werden zum ''[[#Bockspiele oder -runden|Bockspiel oder Bockrunde]],'' das heißt, die Tarife werden verdoppelt. |
|||
* Nach dem Zusammenwerfen wird von jedem Spieler ein Grundtarif in einen ''Stock'' (auch ''Topf'' genannt) eingezahlt; es handelt sich dabei um einen Jackpot, dessen Inhalt beim nächsten gewonnenen Partnerspiel vom Spieler herausgeholt werden kann bzw. bei einem verlorenen Partnerspiel aufgedoppelt werden muss (auch dazu existieren sehr unterschiedliche Regelungen; so können in einer Variante nur Soli den Stock herausholen, in einer anderen wird zwischen Spieler und Mitspieler geteilt). |
|||
* Beim [[Turnierschafkopf]] ist das ''[[#Muss-Spiel|Muss-Spiel]]'' gebräuchlich, das heißt, der Besitzer des ''Alten'' (gemeint ist der Eichel-Ober, also der höchste Trumpf) muss ein Spiel ansagen. |
|||
* Ebenfalls beim Turnierschafkopf wird oft ein ''[[#Kreuzbock|Kreuzbock]]'' gespielt, bei dem die überkreuz sitzenden Spieler automatisch zusammengehören. |
|||
* Eine weitere Variante ist das Spielen eines ''[[#Der Ramsch|Ramsch]]''. |
|||
=== |
=== Stiche === |
||
Ist das Spiel angesagt, spielt der eröffnende Spieler die erste Karte an; anschließend ''geben'' die Spieler nacheinander im Uhrzeigersinn Karten ''zu''. Sobald vier Karten auf dem Tisch liegen, entscheidet sich, welchem Spieler der [[Stich (Kartenspiel)|Stich]] gehört. Dieser nimmt die Stichkarten an sich und spielt die nächste Karte an; der weitere Verlauf erfolgt analog, bis alle 32 Karten – entsprechend 8 Stichen – gespielt sind. |
|||
Bisweilen werden nach verlorenen Soli oder Herz-Soli auch Sonderrunden gespielt; |
|||
es wird eine ganze ''Runde'' gespielt, sodass jeder einmal Erster ist (vgl. [[Kreuzbock]]) |
|||
Je nach Art der jeweils angespielten Karte unterscheidet man ''Farb-'' und ''Trumpfstiche''. |
|||
====Schieberrunden==== |
|||
Um zum Stich zu gelangen, ist entweder ein höherwertiges Bild derselben Farbe oder ein Trumpf zuzugeben. Befindet sich schon ein Trumpf im Stich, kann dieser nur mit einem höheren Trumpf gestochen werden. Das Überstechen mit einer höherwertigen Farb- oder Trumpfkarte ist keine Pflicht (kein ''Stichzwang''), wird jedoch eine Farbe angespielt, müssen alle Spieler Karten derselben Farbe zugeben; wird ein Trumpf angespielt, muss entsprechend Trumpf zugegeben werden ''(Bedienpflicht)''. Hat ein Spieler die angespielte Farbe nicht, kann er entweder mit Trumpf stechen oder eine beliebige Farbkarte seiner Wahl abwerfen (kein ''Trumpfzwang''). |
|||
: Der Eichel- und der Grasober werden vor dem Geben aus dem Spiel genommen. Der Ausspieler hat die Möglichkeit, die beiden Karten aufzunehmen und ein Solo zu spielen. Er gibt dafür zwei beliebige verdeckt Karten weiter. Die Gegner nehmen ihrerseits die weitergeschobenen Karten auf und schieben zwei beliebige weiter bis zum Letzten, der am Anfang nur sechs Karten hatte. Nimmt der Erste die Schieberkarten nicht auf, hat der Zweite usw. die Möglichkeit dazu. Der Alte und der Blaue werden offen weitergeschoben. Es wird eine ganze Runde gespielt. |
|||
: Möglich ist der Schieber auch mit 3 Karten (aufgenommen werden die 3 höchsten Ober, es ''muss'' ein Solo gespielt werden) oder mit 4 Karten (aufgenommen werden alle 4 Ober, das Solo muss vor der Kartenverteilung bestimmt werden) |
|||
Falsches Bedienen, Vorwerfen oder verbale Spielbeeinflussung hat grundsätzlich den Verlust des Spiels zur Folge. Ist ein Stich noch nicht abgeschlossen (liegen also die Karten noch offen auf dem Tisch), hat jeder Spieler das Recht, auf Anfrage den vorhergegangenen Stich einzusehen. |
|||
====Hadsch==== |
|||
: Der Ausspieler muss spielen und hat automatisch ein Kontra. Wenn er gute Karten hat kann er gleich Re geben. Möglich sind alle Spiele, auch Sauspiele. Es wird eine ganze Runde gespielt. |
|||
== Die Abrechnung == |
|||
====Allgäuer Runde==== |
|||
Nach Beendigung des Spiels und Auszählen der Punkte wird dieses gewertet. Bei Partnerspielen zahlen die beiden Verlierer an die beiden Gewinner den jeweils gleichen Betrag, bei Soli erhält der Solospieler seinen Gewinn (bzw. zahlt seinen Verlust) von allen drei Mitspielern. Die Gewinner müssen den korrekten Betrag der Spielabrechnung verlangen, bevor die Karten zum nächsten Spiel abgehoben worden sind. Wurde zu viel verlangt, kann bei strenger Regelauslegung der Differenzbetrag von der Verliererpartei doppelt zurückverlangt werden. |
|||
: Der Ausspieler bekommt fest zugeteilt den Eichel-Ober, den Gras-Ober, den Schellen-Ober und den Eichel-Unter. Sie werden vor dem Geben aus dem Spiel genommen. Der Spieler links vom Geber bekommt deshalb erst beim zweiten mal seine restlichen vier Karten. Er muß ein Solo spielen. Nachdem man mit diesem Blatt schon fast nicht mehr verlieren kann, liegt der Reiz darin, die Gegenspieler Schneider bzw. Schwarz zu spielen. Sollte man zusätzlich den Herz-Ober bekommen, so werden mindestens fünf "Laufende" bezahlt. |
|||
=== Grundtarif === |
|||
Schafkopf zählt nicht zu den Glücksspielen im Sinne des § 284 StGB und darf deshalb in Deutschland um Geld gespielt werden. Der Tarif ist – wie alles andere beim Schafkopf – eine Frage der Regelvereinbarung zu Beginn. |
|||
Normalerweise wird ein Grundtarif vereinbart, der die Basis für alle weiteren Berechnungen (Schneider/Schwarz, Laufende) darstellt. Für das Solo gilt ein Sondertarif, der sich nicht unbedingt am Basistarif orientieren muss, sondern eher nach der bequemsten Rechen- und Münzgröße bestimmt wird. |
|||
Demnach wird beispielsweise der Tarif mit 5 Cent als Basistarif und 20 Cent als Solotarif als ''5/20'' bezeichnet. In reinen Freizeitrunden findet man am häufigsten die Tarife ''5/20, 10/20'' und ''10/50,'' wobei es nach oben keine Grenzen gibt. Für das Rufspiel wird auch oft ein zwischen Grund- und Solotarif liegender Tarif vereinbart (z. B. ''10/20/50''). |
|||
== |
==== Schneider und Schwarz ==== |
||
Wird nach Spielende eine Partei Schneider, erhöht sich der Wert des Spiels einmal um den Grundtarif, bei Schwarz ein weiteres Mal (ob Spieler- oder Nichtspielerpartei gewonnen haben, spielt für die Tarifermittlung keine Rolle). |
|||
=== Turnierregeln === |
|||
Schneider versteht sich hierbei als Ehrensache und wird freiwillig bezahlt, Schwarz muss hingegen vom Gewinner eingefordert werden. |
|||
Nach Abschluß eines Spiels wird dieses ''gewertet''. |
|||
Beim Turnierschafkopf werden dazu die gewonnenen/verlorenen Punkte in eine Liste eingetragen; üblicherweise wechselt auch noch ein kleinerer (oder größerer) Geldbetrag den Besitzer (vgl. [[Schafkopf#Spielen um Geld|Spielen um Geld]]), wobei der Punkt einem bestimmten, vorher vereinbarten Tarif (heutzutage mindestens 5 Cent) entspricht. |
|||
Bei Wenz und Farb-Solo werden Schneider und Schwarz im langen Schafkopf nicht immer berechnet, im kurzen Schafkopf hingegen grundsätzlich. |
|||
Grundsätzlich zählt das ''Normalspiel'' 1 Punkt und das ''Solospiel'' 4 Punkte. Weiterhin gewertet werden '''Schneider''' und '''Schwarz''' mit jeweils 1 Zusatzpunkt. |
|||
Hat eine Partei mindestens 3 oder mehr der höchsten Trümpfe ('''Bauern''', '''Laufende'''; beim Wenz können schon 2 Laufende gelten), so bringen diese ebensfalls jeweils 1 Zusatzpunkt; die mögliche Anzahl der Laufenden kann dabei zwischen 4 (nur die Ober) und 14 (alle Trümpfe) variieren und muß vor dem Spiel vereinbart werden. |
|||
==== Abrechnung von Laufenden ==== |
|||
Folgende Punktwerte sind üblich: |
|||
Befindet sich eine gewisse Anzahl der höchsten Trümpfe in ununterbrochener Reihenfolge in den Händen einer der beiden Parteien, nennt man dies ''Laufende'' (oder auch ''Bauern, Herren''). Jeder Laufende erhöht den Basispreis des Spiels, normalerweise um einen weiteren Grundtarif (bei hohen Basispreisen wird manchmal nur der halbe Grundtarif berechnet). Die Anzahl der Laufenden ist folgendermaßen festgelegt: |
|||
* grundsätzlich mindestens drei (beim Wenz und verwandten Spielen manchmal zwei) |
|||
* beim Turnierschafkopf meist maximal vier (also nur die Ober; bei Privatrunden kann die maximale Zahl der Laufenden ebenfalls nur die Ober, aber auch Ober und Unter oder gar alle Trümpfe betreffen) |
|||
==== Bettel und Ramsch ==== |
|||
{| border=1 |
|||
Für den Bettel wird oft der Grundtarif (= Solo) als Berechnungsgrundlage benutzt, manchmal wird ein eigener Tarif ausgemacht. |
|||
! Spiel |
|||
Keine festen Regeln gibt es beim Ramsch: Entweder zahlt der Verlierer den Grundtarif oder einen eigens abgemachten Tarif an alle Spieler aus oder die beiden Spieler mit den meisten Punkten zahlen an die anderen beiden (besondere Konstellationen, die den Wert dieses Spiels erhöhen, sind im Kapitel [[#Der Ramsch|Ramsch]] aufgeführt). |
|||
! colspan="2" align="center" | für die/den Spieler |
|||
! colspan="2" align="center" | für die Nichtspieler |
|||
|- |
|||
| |
|||
! gewonnen |
|||
! verloren |
|||
! gewonnen |
|||
! verloren |
|||
|- |
|||
! Rufspiel |
|||
| align="center" | + 1 |
|||
| align="center" | - 1 |
|||
| align="center" | + 1 |
|||
| align="center" | - 1 |
|||
|- |
|||
| "Schneider" |
|||
| align="center" | + 2 |
|||
| align="center" | - 2 |
|||
| align="center" | + 2 |
|||
| align="center" | - 2 |
|||
|- |
|||
| "Schwarz" |
|||
| align="center" | + 3 |
|||
| align="center" | - 3 |
|||
| align="center" | + 3 |
|||
| align="center" | - 3 |
|||
|- |
|||
| "mit" oder "ohne Laufende" |
|||
| align="center" | + 1 je Laufenden |
|||
| align="center" | - 1 je Laufenden |
|||
| align="center" | + 1 je Laufenden |
|||
| align="center" | - 1 je Laufenden |
|||
|- |
|||
! Solo oder Wenz |
|||
| align="center" | + 12 (auch: + 6) |
|||
| align="center" | - 12 (auch: - 6) |
|||
| align="center" | + 4 (auch: + 2) |
|||
| align="center" | - 4 (auch: - 2) |
|||
|- |
|||
| "Schneider*" |
|||
| align="center" | + 15 (auch: + 9) |
|||
| align="center" | - 15 (auch: - 9) |
|||
| align="center" | + 5 (auch: + 3) |
|||
| align="center" | - 5 (auch: - 3) |
|||
|- |
|||
| "Schwarz*" |
|||
| align="center" | + 18 (auch: + 12) |
|||
| align="center" | - 18 (auch: - 12) |
|||
| align="center" | + 6 (auch: + 4) |
|||
| align="center" | - 6 (auch: - 4) |
|||
|- |
|||
| "mit" oder "ohne Laufende" |
|||
| align="center" | + 3 je Laufenden |
|||
| align="center" | - 3 je Laufenden |
|||
| align="center" | + 1 je Laufenden |
|||
| align="center" | - 1 je Laufenden |
|||
|- |
|||
! Solo- oder Wenz-Tout* |
|||
| align="center" | + 24 (auch: + 18) |
|||
| align="center" | - 24 (auch: - 18) |
|||
| align="center" | + 8 (auch: + 6) |
|||
| align="center" | - 8 (auch: - 6) |
|||
|- |
|||
| "mit Laufenden" (oft auch pauschal) |
|||
| align="center" | + 6 je Laufenden |
|||
| align="center" | - 6 je Laufenden |
|||
| align="center" | + 2 je Laufenden |
|||
| align="center" | - 2 je Laufenden |
|||
|} |
|||
=== Doppelte und vielfache Tarife === |
|||
* Die Regeln für ''Solo-Schneider'' und ''Solo-Schwarz'' können regional variieren; oft hat das Solo auch einen einheitlichen Grundtarif, Schneider und Schwarz werden nicht ausbezahlt. |
|||
Eine ganze Reihe von Konstellationen führt beim Schafkopf zu einer Verdoppelung oder Vervielfachung des Basispreises; dieser wird dann inklusive Schneider/Schwarz sowie Laufende gerechnet. |
|||
Entsprechend variieren auch die Tarife für den ''Solo-Tout'' (doppelter Wert des entsprechenden Solos) und den ''Sie'' (vierfacher Wert). |
|||
Eine grundsätzliche Verdoppelung des Tarifs findet man oft bei der [[#Hochzeit|Hochzeit]] sowie obligatorisch beim [[#Tout und Sie|Tout]]; beim [[#Tout und Sie|Sie]] wird der vierfache Tarif berechnet. |
|||
Beim Turnierschafkopf werden üblicherweise 2 ausgeloste Runden mit einer festgelegten, durch 4 teilbaren Anzahl an Spielen (oft 32 oder 40) gespielt. |
|||
==== Kontra ==== |
|||
Je nach Vereinbarung kann vor oder beim Anspielen der ersten Karte ein Vertreter der Nichtspieler-Partei ein ''Kontra (Stoß, Spritze)'' geben, welches ebenfalls den Wert des Spiels verdoppelt. Eine häufig gespielte Variante des ''Kontra auf die Erste (Karte)'' ist das ''Kontra mit acht Karten,'' das heißt der Kontrageber kann in der ersten Runde warten, bis die Reihe an ihm ist. |
|||
Eine Übernahme des Spiels durch die Nichtspieler-Partei (d. h. diese benötigt nun 61 Augen zum Sieg – ''Kontra übernimmt'') ist dabei nicht regelkonform, wird aber öfter praktiziert. |
|||
=== Spielen um Geld === |
|||
==== Grundtarif ==== |
|||
: Schafkopf zählt nicht zu den Glücksspielen und darf deshalb (und wird auch häufig) um Geld gespielt werden. Der Tarif ist - wie alles andere beim Schafkopf - eine Frage der Regelvereinbarung zu Beginn. |
|||
Das Kontra kann durch den Spieler oder seinen Partner mit ''Re(tour) (Gegenstoß)'' erwidert werden, wodurch sich der Spielwert nochmals verdoppelt, was wiederum durch weitere Verdoppelungen beantwortet werden kann. |
|||
: Im allgemeinen wird für einen Punkt ein bestimmter Tarif vereinbart, der dann die Basis für alle weiteren Berechnungen darstellt (z. B. Normalspiel = 5 Cent/Solo = 20 Cent oder Normalspiel = 10 Cent/Solo = 40 Cent). Abweichende Tarife sind allerdings auch üblich, z. B. Normalspiel = 10 Cent/Solo = 20 (statt 40) Cent. |
|||
==== Legen ==== |
|||
Nach Aufnahme der ersten vier (bzw. drei bei der Spielvariante ''kurzes Blatt'') Karten (Geber: letzte vier/drei Karten) können die Spieler im Uhrzeigersinn ''legen (doppeln, aufstellen, steigern, klopfen),'' das heißt den Wert des Spiels verdoppeln. Der Begriff ''legen'' erklärt sich dadurch, dass üblicherweise durch Herauslegen einer Münze oder eines anderen Gegenstandes, des ''Legers,'' angezeigt wird, dass der Spielwert verdoppelt wird. |
|||
Eine leicht entschärfte Form dieser Regelung kommt zustande, wenn nur der Ausspieler legen darf (oder der zweite Spieler nur legen darf, wenn der vor ihm befindliche Spieler bereits gelegt hat – ''nacheinander'' im Gegensatz zu ''durcheinander''). |
|||
:Für den üblichen "Bauerntarif" 5 Cent/20 Cent folgende Beispiele: |
|||
Durch das Legen im richtigen Moment kann man seine Gewinne verdoppeln oder seine Verluste verringern. |
|||
: Für ein gewonnenes '''Partnerspiel''' erhalten beide Partner jeweils 5 Cent, die Partner der Gegenpartei müssen jeweils 5 Cent auszahlen. Bei ''Schneider'' und ''Schwarz'' erhöht sich der Tarif entsprechend auf 10 bzw. 15 Cent. Die ''Hochzeit'' zählt oft den doppelten Tarif. |
|||
==== Bockspiele oder -runden ==== |
|||
: Bei gewonnenen '''Soli''' erhält der Alleinspieler von jedem Gegner 20 Cent, also 60 Cent; verliert der Solospieler, muß er entsprechend an jeden Gegner 20 Cent auszahlen. Wie beim Partnerspiel erhöht sich der Tarif bei ''Schneider'' und ''Schwarz'' um jeweils 5 Cent, was allerdings regional unterschiedlich gehandhabt wird. |
|||
Unter Bockspielen oder -runden versteht man Spiele oder Runden, bei denen per se der doppelte Tarif zählt. Sie können aus den verschiedensten Anlässen stattfinden, zum Beispiel nach dem Zusammenwerfen, nach verlorenen Soli oder Kontra-Spielen sowie generell nach Schwarz- oder Re-Spielen. |
|||
Somit ergibt sich für die Berechnung des Spielpreises folgendes Schema ('''G''' = Grundtarif): |
|||
: Zu dem Basispreis kommen noch die '''Laufenden''' hinzu, die üblicherweise mit jeweils 1 Grundtarif (5 Cent) abgerechnet werden. |
|||
{| cellpadding="2" style="float: left; background: #C0C0C0; margin-right: 1em; border-spacing: 1px;" |
|||
|- style="text-align:center;" |
|||
| style="background: #c0c8f8;" ! style="width:80px;"| '''Spiel''' |
|||
| style="background: #c0c8f8;" ! style="width:80px;"| '''Grundbetrag''' |
|||
| style="background: #c0c8f8;" ! style="width:80px;"| '''+ Schneider''' |
|||
| style="background: #c0c8f8;" ! style="width:80px;"| '''+ Schwarz''' |
|||
| style="background: #c0c8f8;" ! style="width:80px;"| '''+ Laufende''' |
|||
| style="background: #c0c8f8;" ! style="width:80px;"| '''Verviel-fachungen''' |
|||
| style="background: #c0c8f8;" ! style="width:80px;"| '''weitere Verdopplungen'''<br />(Kontra, Legen, Bock etc.) |
|||
| style="background: #c0c8f8;" ! style="width:80px;"| '''= Spielpreis''' |
|||
|- style="text-align:center;" |
|||
| style="background: #ffebad;" | Rufspiel |
|||
| rowspan="2" class="hintergrundfarbe-basis" | 1 × '''G'''<br />oder 2 × '''G''' |
|||
| rowspan="2" class="hintergrundfarbe-basis" | + 1 × '''G''' |
|||
| rowspan="2" class="hintergrundfarbe-basis" | + 1 × '''G''' |
|||
| rowspan="5" class="hintergrundfarbe-basis" | + je 1 × '''G'''<br />oder ½ × '''G''' |
|||
| class="hintergrundfarbe-basis" | – |
|||
| rowspan="5" class="hintergrundfarbe-basis" | jeweils × 2 |
|||
| rowspan="5" class="hintergrundfarbe-basis" | Summe |
|||
|- style="text-align:center;" |
|||
| style="background: #ffebad;" | Hochzeit |
|||
| class="hintergrundfarbe-basis" | × 2 |
|||
|- style="text-align:center;" |
|||
| style="background: #ffebad;" | Wenz<br />Farb-Solo<br />etc. |
|||
| rowspan="3" class="hintergrundfarbe-basis" | 4 × '''G'''<br />oder 5 × '''G''' |
|||
| class="hintergrundfarbe-basis" | ohne Wertung<br />oder + 1 × '''G''' |
|||
| class="hintergrundfarbe-basis" | ohne Wertung<br />oder + 1 × '''G''' |
|||
| class="hintergrundfarbe-basis" | – |
|||
|- style="text-align:center;" |
|||
| style="background: #ffebad;" | Tout |
|||
| rowspan="2" class="hintergrundfarbe-basis" | – |
|||
| rowspan="2" class="hintergrundfarbe-basis" | – |
|||
| class="hintergrundfarbe-basis" | × 2 |
|||
|- style="text-align:center;" |
|||
| style="background: #ffebad;" | Sie |
|||
| class="hintergrundfarbe-basis" | × 4 |
|||
|- style="text-align:center;" |
|||
|} |
|||
<div style="clear:both;"></div> |
|||
=== Stock === |
|||
: Für den [[Schafkopf#Bettel|Bettel]] wird teilweise der Grundtarif (= Solo) als Berechnungsgrundlage benutzt, teilweise wird ein eigener Tarif ausgemacht. |
|||
In den ''Stock (Pott, Henn usw.)'' wird bei zusammengeworfenen Spielen ein Grundbetrag einbezahlt. Durch ein vorher vereinbartes, für die Spielerpartei gewonnenes Spiel kann der Stock durch den Spieler gewonnen werden; wird dieses Spiel verloren, muss der Spieler (oder die Spielerpartei) den Inhalt des Stocks verdoppeln. |
|||
: Keine festen Regeln gibt es beim [[Schafkopf#Ramsch|Ramsch]]; entweder zahlt der Verlierer den Grundtarif oder einen eigens abgemachten Tarif an alle Spieler aus (Varianten vgl. [[Schafkopf#Ramsch|Ramsch]]). |
|||
Bei Schafkopfturnieren findet man gelegentlich eine besondere Variante des Stocks, das sogenannte ''Reuegeld''. |
|||
==== Aufstellen (Münze legen, Steigern) ==== |
|||
: Nach Aufnahme der ersten vier Karten (Geber: letzte vier Karten) können die Spieler im Uhrzeigersinn '''aufstellen''', d. h. den Wert des Spiels verdoppeln (da dies üblicherweise durch Herauslegen einer Münze, dem ''Leger'', angezeigt wird, ist auch der Begriff ''[heraus]legen'' gebräuchlich). |
|||
== Erweiternde Spielvarianten == |
|||
==== Stoß (Kontra, Spritze) ==== |
|||
Diese Spiele erweitern das Grundgerüst des klassischen Schafkopfs; auf Turnieren eher selten zu finden, haben sie in vielen etablierten Freizeitrunden ihren festen Platz. |
|||
: Nach dem dem Anspielen der ''ersten'' Karte kann die Nichtspieler-Partei ein '''Kontra''' (''Spritze'', ''Stoß'') geben, welches ebenfalls den Wert des Spiels verdoppelt (dabei bleibt die Spielerpartei Spielerpartei; die Übernahme des Spiels durch die Gegenpartei ist nicht üblich). |
|||
: Das Kontra kann durch den Spieler oder seinen Partner mit '''Re''' (''Gegenstoß'') erwidert werden (= Vervierfachung des Spielwerts), welches wiederum mit '''Resupra''' (''Bock'') beantwortet werden kann. Weitere Steigerungsstufen sind ebenfalls möglich. |
|||
=== Sonderformen des Partnerspiels === |
|||
: In den ''Stock'' wird bei zusammengeworfenen Spielen ein Grundbetrag einbezahlt. Betreffs des ''Herausholen'' des Stocks existieren unterschiedlichste Regelungen (nur gewonnene Partnerspiele, nur der Spieler, nur gewonnene [Herz]-Soli), ebenso was das ''Aufdoppeln'' des Stocks anbelangt (verlorende Partnerspiele, verlorene [Herz]-Soli). |
|||
==== |
==== Hochzeit ==== |
||
Ein Spieler ''(Hochzeiter),'' der nur einen einzigen Trumpf hat, legt diesen verdeckt auf dem Tisch aus und bietet damit eine Hochzeit an. Derjenige, der die Karte nun zuerst nimmt (gefragt wird wieder ausgehend vom Geber im Uhrzeigersinn) schiebt dem Hochzeiter verdeckt eine Ersatzkarte (zwingend ein Nicht-Trumpf) zu und ist nun dessen Partner. Bei der Variante ''Bauernhochzeit'' (auch: ''Doppelhochzeit'') werden zwei Karten ausgetauscht. |
|||
: Bockspiele oder -runden (= Spiele oder Runden, bei denen der doppelte Tarif zählt) können aus den verschiedensten Anlässen stattfinden, z. B. nach dem ''Zusammenwerfen'', nach verlorenen Soli, nach Schwarz-Spielen, nach verlorenen Kontra-Spielen, generell nach Re-Spielen usw. |
|||
Die Regeln für die Hochzeit sind regional etwas unterschiedlich; so kann die Karte des Hochzeiters auch offen auf den Tisch gelegt werden, oder sie ist erst erlaubt, wenn alle Spieler ''weiter'' sind. |
|||
==== Rechenbeispiel ==== |
|||
: Rechenbeispiel: Ein Spieler gewinnt ein Herz-Solo mit 4 Laufenden und hatte "aufgestellt". Die Gegenseite macht nur einen Stich mit 15 Punkten. Dies ergibt: Solo-Grundtarif 20 Cent plus 5 Cent für Schneider plus 4x5 Cent für jeden Laufenden = 45 Cent; verdoppeln wegen aufstocken = 90 Cent von jedem Gegner, macht insgesamt 2,70 €. |
|||
Im (sehr seltenen) Fall, dass zwei Spieler nur jeweils einen Trumpf halten, ist auch eine ''Doppelte Hochzeit'' möglich. Als Spielerpartei gilt dabei dasjenige Paar, das den ersten Hochzeiter ansagt. |
|||
==== Kreuzbock ==== |
|||
Der ''Kreuzbock'' oder ''Goaß'' ist eine bei bestimmten Gelegenheiten (beispielsweise alle ''weiter,'' nach Herz-Solo oder nach verlorenem Solo) gespielte Variante des Partnerspiels; üblicherweise werden vier Spiele (eine Runde) gespielt. Dabei gehören die gegenüber (überkreuz) sitzenden Mitspieler automatisch als Partner zusammen. |
|||
Eine Besonderheit dieser Variante ist die Tatsache, dass es keine Spielerpartei im eigentlichen Sinn gibt; normalerweise gilt daher – regional unterschiedlich gehandhabt – folgende Übereinkunft: |
|||
== Das Spiel mit der kurzen Karte == |
|||
* die Partei, die zuletzt [[#Kontra|Kontra]] gegeben hat, gilt als Spielerpartei |
|||
Beim in Ostbayern nahezu ausschließlich gespielten '''kurzen Schafkopf''' werden die Siebener und Achter aus dem Blatt weggelassen (man erhält also zwei mal drei Karten). Die Regeln entsprechen bis auf einige kleinere Abweichungen (''Davonlaufen'' beim Rufspiel ist mit 3 Karten der Ruffarbe möglich) dem Spiel mit der langen Karte. Das Spiel mit der kurzen Karte ist erheblich schärfer als jenes mit der langen Karte. |
|||
* wurde kein Kontra gegeben, gilt die Partei, die zuerst [[#Legen|gelegt]] hat, als Spielerpartei |
|||
* wurde weder Kontra gegeben noch gelegt, gilt die ausspielende Partei als Spielerpartei |
|||
==== Muss-Spiel ==== |
|||
In einigen Regionen werden sogar die Neuner aus dem Blatt entfernt, so daß nur noch mit 20 Karten (5 je Mitspieler) gespielt wird; diese Variante leitet gewissermaßen über zum [[Watten]]. |
|||
Das ''Muss-Spiel'' (Pflichtspiel) ist die bei Turnieren häufigste Variante für den Fall, dass alle vier Mitspieler passen. In diesem Fall ''muss'' der Besitzer einer bestimmten Karte (fast immer des Eichel-Obers) spielen. |
|||
Das Muss-Spiel hat einige Besonderheiten; so gilt das Spiel meist für die Spielerpartei bereits mit 60 Augen als gewonnen und mit 30 Augen als Schneider frei (entsprechend mit 90 Augen als mit Schneider gewonnen). Außerdem darf kein [[#Kontra|Kontra]] gegeben werden. |
|||
Ist der Muss-Spieler ''gesperrt,'' das heißt, besitzt er keine Farbe ohne das zugehörige Ass, ist auch eine sogenannte ''Renonce'' (/{{IPA|rənɔ̃s}}/, frz. ''Fehlfarbe'') möglich, das heißt, er darf ausnahmsweise ein Ass rufen, von dessen Farbe er selbst keine Karte besitzt. Eine ''Renonce'' muss angesagt werden. |
|||
Hält der Muss-Spieler schließlich alle drei Farb-Asse selbst, so darf er auch eine ''Farb-Zehn'' (gegebenenfalls sogar einen ''Farb-König'') seiner Wahl rufen. |
|||
Bei einem Renoncespiel empfiehlt es sich demnach für den Gegenspieler, die gerufene Karte nicht zu suchen, da der Spieler vermutlich diese Farbe frei ist. |
|||
=== Sonderformen des Solo === |
|||
== Schafkopfspiel zu dritt, zu zweit oder zu fünft == |
|||
Auch diese Spiele haben meist nur regionale Bedeutung, daher werden hier nur die gängigsten aufgeführt. |
|||
In der '''Drei-Spieler-Variante''' wird ebenfalls mit der ''kurzen Karte'' Karten gespielt - jeder Spieler erhält zwei mal vier Karten. Es werden ''nur'' Soli gespielt. |
|||
==== Geier ==== |
|||
Auch die (sehr seltene) '''Zwei-Spieler-Variante''' wird auch mit der ''kurzen Karte'' gespielt. Hier werden für jeden Spieler 6 Karten verdeckt auf den Tisch gelegt und dann darauf 6 Karten aufgedeckt gelegt. Beide Spieler sehen also immer exakt die selben Karten. Wird eine der aufgedeckten Karten gespielt, muss die darunterliegende Karte (sofern vorhanden) aufgedeckt werden. |
|||
{| cellpadding="3" style="float: right; background: #C0C0C0; margin-left: 1em; border-spacing: 1px;" |
|||
|- style="text-align:center;" |
|||
| style="background: #c0c8f8; width:480px;" colspan="4" | '''Geier''' |
|||
|- style="text-align:center;" |
|||
| colspan="4" | Trümpfe |
|||
|- style="text-align:center;" |
|||
| colspan="4" style="background: #e3e3e3;" | [[Datei:Bay eichel.png|11px]]O [[Datei:Bay gras.png|10px]]O [[Datei:Bay herz.png|10px]]O [[Datei:Bay schelle.png|10px]]O |
|||
|- style="text-align:center;" |
|||
Die '''Fünf-Spieler-Variante''' ist ein normales Schafkopfspiel, bei dem lediglich jeweils der Geber für ein Spiel aussetzt. |
|||
| colspan="4" | Farben |
|||
|- style="text-align:center;" |
|||
| style="background: #e3e3e3;"| Eichel |
|||
| style="background: #e3e3e3;"| Gras |
|||
| style="background: #e3e3e3;"| Herz |
|||
| style="background: #e3e3e3;"| Schellen |
|||
|- style="text-align:center;" |
|||
| class="hintergrundfarbe-basis" | [[Datei:Bay eichel.png|11px]]A [[Datei:Bay eichel.png|11px]]10 [[Datei:Bay eichel.png|11px]]K [[Datei:Bay eichel.png|11px]]U |
|||
[[Datei:Bay eichel.png|11px]]9 [[Datei:Bay eichel.png|11px]]8 [[Datei:Bay eichel.png|11px]]7 |
|||
| class="hintergrundfarbe-basis" | [[Datei:Bay gras.png|10px]]A [[Datei:Bay gras.png|10px]]10 [[Datei:Bay gras.png|10px]]K [[Datei:Bay gras.png|10px]]U |
|||
[[Datei:Bay gras.png|10px]]9 [[Datei:Bay gras.png|10px]]8 [[Datei:Bay gras.png|10px]]7 |
|||
| class="hintergrundfarbe-basis" | [[Datei:Bay herz.png|10px]]A [[Datei:Bay herz.png|10px]]10 [[Datei:Bay herz.png|10px]]K [[Datei:Bay herz.png|10px]]U |
|||
[[Datei:Bay herz.png|10px]]9 [[Datei:Bay herz.png|10px]]8 [[Datei:Bay herz.png|10px]]7 |
|||
| class="hintergrundfarbe-basis" | [[Datei:Bay schelle.png|10px]]A [[Datei:Bay schelle.png|10px]]10 [[Datei:Bay schelle.png|10px]]K [[Datei:Bay schelle.png|10px]]U |
|||
[[Datei:Bay schelle.png|10px]]9 [[Datei:Bay schelle.png|10px]]8 [[Datei:Bay schelle.png|10px]]7 |
|||
|} |
|||
Der ''Geier'' ist eine Abwandlung des Wenz, bei dem ausschließlich die Ober als Trümpfe fungieren. Analog gibt es Varianten, in denen ein anderes Kartenblatt die Funktion der Unter im Wenz übernimmt. Beim ''König (Keni, Krone, Habicht, King, Bart)'' sind dies beispielsweise die Könige oder beim ''Eisenbahner'' die Zehnen. |
|||
<div style="clear:both;"></div> |
|||
==== Farbwenz ==== |
|||
{| cellpadding="3" style="float: right; background: #C0C0C0; margin-left: 1em; border-spacing: 1px;" |
|||
|- style="text-align:center;" |
|||
| style="background: #c0c8f8; width:480px;" colspan="3" | '''Beispiel: Schellen-Wenz''' |
|||
|- style="text-align:center;" |
|||
| colspan="3" | Trümpfe |
|||
|- style="text-align:center;" |
|||
| colspan="4" style="background: #e3e3e3;" | [[Datei:Bay eichel.png|11px]]U [[Datei:Bay gras.png|10px]]U [[Datei:Bay herz.png|10px]]U [[Datei:Bay schelle.png|10px]]U |
|||
[[Datei:Bay schelle.png|10px]]A [[Datei:Bay schelle.png|10px]]10 [[Datei:Bay schelle.png|10px]]K [[Datei:Bay schelle.png|10px]]O [[Datei:Bay schelle.png|10px]]9 [[Datei:Bay schelle.png|10px]]8 [[Datei:Bay schelle.png|10px]]7 |
|||
|- style="text-align:center;" |
|||
| colspan="3" | Farben |
|||
|- style="text-align:center;" |
|||
| style="background: #e3e3e3;"| Eichel |
|||
| style="background: #e3e3e3;"| Gras |
|||
| style="background: #e3e3e3;"| Herz |
|||
|- style="text-align:center;" |
|||
| class="hintergrundfarbe-basis" | [[Datei:Bay eichel.png|11px]]A [[Datei:Bay eichel.png|11px]]10 [[Datei:Bay eichel.png|11px]]K [[Datei:Bay eichel.png|11px]]O |
|||
[[Datei:Bay eichel.png|11px]]9 [[Datei:Bay eichel.png|11px]]8 [[Datei:Bay eichel.png|11px]]7 |
|||
| class="hintergrundfarbe-basis" | [[Datei:Bay gras.png|10px]]A [[Datei:Bay gras.png|10px]]10 [[Datei:Bay gras.png|10px]]K [[Datei:Bay gras.png|10px]]O |
|||
[[Datei:Bay gras.png|10px]]9 [[Datei:Bay gras.png|10px]]8 [[Datei:Bay gras.png|10px]]7 |
|||
| class="hintergrundfarbe-basis" | [[Datei:Bay herz.png|10px]]A [[Datei:Bay herz.png|10px]]10 [[Datei:Bay herz.png|10px]]K [[Datei:Bay herz.png|10px]]O |
|||
[[Datei:Bay herz.png|10px]]9 [[Datei:Bay herz.png|10px]]8 [[Datei:Bay herz.png|10px]]7 |
|||
|} |
|||
Der ''Farbwenz'' ist eine Mischform aus Wenz und Farb-Solo, das heißt, neben den Untern als höchsten Trümpfen wird noch eine Trumpffarbe ausgewählt, die Ober werden eingereiht, so dass es elf Trümpfe gibt. Auch hier gibt es Varianten, in denen ein anderes Kartenblatt die Funktion der Unter im Farbwenz übernimmt, beim ''Farbgeier'' etwa die Ober. |
|||
<div style="clear:both;"></div> |
|||
==== Bettel (Null) ==== |
|||
==Schafkopf-Taktik== |
|||
{| cellpadding="4" style="float: right; background: #C0C0C0; margin-left: 1em; border-spacing: 1px;" |
|||
Grundsätzlich gilt: Gute (= oft, aber nicht immer: Erfahrene) Schafkopfer können das Spiel "lesen"; sie wissen, welche Karten (namentlich Trümpfe) gespielt wurden, wieviele Punkte jede Partei aktuell hat und können frühzeitig einschätzen, wer noch welche Karten in der Hand hält. |
|||
|- style="text-align:center;" |
|||
So gibt es beim Schafkopf zwar gewisse Verhaltensregeln, die oft zum Ziel führen; manchmal kann es aber auch sinnvoll sein, das genaue Gegenteil zu spielen - je nachdem, wie es die Situation ergibt. |
|||
| style="background: #c0c8f8; width:480px;" colspan="4" | '''Bettel''' |
|||
|- style="text-align:center;" |
|||
| colspan="4" | Farben |
|||
|- style="text-align:center;" |
|||
| style="background: #e3e3e3;"| Eichel |
|||
| style="background: #e3e3e3;"| Gras |
|||
| style="background: #e3e3e3;"| Herz |
|||
| style="background: #e3e3e3;"| Schellen |
|||
|- style="text-align:center;" |
|||
| class="hintergrundfarbe-basis" | [[Datei:Bay eichel.png|11px]]A [[Datei:Bay eichel.png|11px]]K [[Datei:Bay eichel.png|11px]]O [[Datei:Bay eichel.png|11px]]U |
|||
[[Datei:Bay eichel.png|11px]]10 [[Datei:Bay eichel.png|11px]]9 [[Datei:Bay eichel.png|11px]]8 [[Datei:Bay eichel.png|11px]]7 |
|||
| class="hintergrundfarbe-basis" | [[Datei:Bay gras.png|10px]]A [[Datei:Bay gras.png|10px]]K [[Datei:Bay gras.png|10px]]O [[Datei:Bay gras.png|10px]]U |
|||
[[Datei:Bay gras.png|10px]]10 [[Datei:Bay gras.png|10px]]9 [[Datei:Bay gras.png|10px]]8 [[Datei:Bay gras.png|10px]]7 |
|||
| class="hintergrundfarbe-basis" | [[Datei:Bay herz.png|10px]]A [[Datei:Bay herz.png|10px]]K [[Datei:Bay herz.png|10px]]O [[Datei:Bay herz.png|10px]]U |
|||
[[Datei:Bay herz.png|10px]]10 [[Datei:Bay herz.png|10px]]9 [[Datei:Bay herz.png|10px]]8 [[Datei:Bay herz.png|10px]]7 |
|||
| class="hintergrundfarbe-basis" | [[Datei:Bay schelle.png|10px]]A [[Datei:Bay schelle.png|10px]]K [[Datei:Bay schelle.png|10px]]O [[Datei:Bay schelle.png|10px]]U |
|||
[[Datei:Bay schelle.png|10px]]10 [[Datei:Bay schelle.png|10px]]9 [[Datei:Bay schelle.png|10px]]8 [[Datei:Bay schelle.png|10px]]7 |
|||
|} |
|||
Der Bettel ist ein klassisches [[Negativspiel]], d. h. der Solospieler darf dabei keinen einzigen Stich machen. Es gibt keine Trümpfe; die Reihenfolge der Karten ist – abweichend von den anderen Spielen – (von oben nach unten) Ass/Sau, König, Ober, Unter, Zehn, Neun, Acht, Sieben. In manchen Regionen kann er auch offen ''(ouvert'' oder ''Bettel-Brett)'' gespielt werden. |
|||
Abwandlung: In manchen Regionen wird der Bettel auch so gespielt, dass Ober, Unter und Herz wie beim normalen Rufspiel auch Trümpfe sind. Außerdem bleibt die Reihenfolge der Karten erhalten, d. h. As/Sau, Zehn, König, 9, 8, 7. Diese Abwandlung ist auch besser bekannt als '''Mörtel'''. |
|||
===Anmerkungen zum Partnerspiel=== |
|||
Ein Parterspiel wird meist diejenige Partei gewinnen, die 5 oder mehr Stiche macht; entsprechend sollte der Spieler sein Blatt einschätzen (können). Als Spieler spielt man üblicherweise Trumpf an, ebenso dessen Mitspieler, der so seine Zugehörigkeit signalisiert. |
|||
Oftmals ist es sinnvoll, sich dabei in der Höhe der ausgespielten Trümpfe abzuwechseln (''einmal hoch und einmal nieder''), um das eventuelle Zusammenfallen hoher Trümpfe (''Bauernsterben'') zu vermeiden. Im Idealfall werden die Gegner trumpffrei gespielt, wonach auf die Ruffarbe umgestellt werden kann. |
|||
Das Ausspielen einer Farbe durch den Mitspieler gilt hingegen als Signal, dass er in der dritten Farbe (also der anderen Nicht-Ruffarbe) frei ist. |
|||
Mit dem Bettel verwandt ist der ''Ramsch Tout'' oder ''Pfd;'' der Solospieler darf ebenfalls keinen Stich machen, es gibt jedoch Trümpfe (Ober, Unter und Herz). |
|||
Die Gegenpartei hingegen wird meist versuchen, über Farbstiche ins Spiel zu kommen. Meist wird zunächst die Ruffarbe gespielt in der Hoffnung, dass diese vom Partner gestochen werden kann; wird eine andere Farbe angespielt, so ist der Anspieler normalerweise die Ruffarbe frei. |
|||
Manchmal wird auch eine Mischvariante gespielt. Hierbei gelten zwar Ober und Unter als Trumpf, es existiert aber keine Trumpffarbe.<ref>Alle diese Varianten werden im Schafkopfforum [https://www.sauspiel.de/forum Sauspiel] diskutiert [https://www.sauspiel.de/forum/diskussionen/1414-bettelregeln/kommentare] und sind damit belegt.</ref> |
|||
Generell ist es beim Partnerspiel günstig, den Partner in die letzte Position (''Hinterhand'') zu bringen. |
|||
=== |
=== Der Ramsch === |
||
Der [[Ramsch (Kartenspiel)|Ramsch]] ist eine Variation des Spiels, wenn keine Spielansage stattgefunden hat (oft hat auch der ''letzte Mann'' die Möglichkeit, Ramsch anzusagen, falls die vor ihm sitzenden Spieler alle weg sind). Im Unterschied zu den anderen Spielarten spielen hier alle gegeneinander, d. h. jeder für sich allein. |
|||
Ein Farb-Solo sollte man üblicherweise mit 6 Stichen gewinnen; hat man selbst Asse oder die "Trumpf-Schmier" (''Schmier'' oder ''Volle'' = Asse und Zehner), können auch weniger reichen. Oft wird ein Solo schlicht "von oben runter" gespielt. Die Ausspielposition kann beim Solo ein entscheidendes Kriterium sein. |
|||
Es gelten dieselben Trümpfe wie beim Rufspiel, aber es geht darum, ''möglichst wenig'' Augen zu machen. Der Spieler mit den meisten Augen verliert und zahlt an alle anderen Spieler. |
|||
Haben zwei oder mehr Spieler dieselbe Augenzahl, so verliert der Spieler mit den meisten Stichen. Ist die Stichzahl ebenfalls gleich, verliert derjenige mit den meisten Trümpfen in den Stichen; ist auch diese Zahl gleich, so verliert der Spieler mit dem höheren Trumpf. Aus dem [[Skat]] übernommene Sonderregelungen sind der ''Durchmarsch'' (oder ''Mord'') (d. h. ein Spieler macht alle Stiche und gewinnt das Spiel) und die ''Jungfrau'' (d. h. ein oder zwei Spieler machen keinen Stich, der Verlierer zahlt doppelt oder vierfach). |
|||
Auch der Wenz sollte mit 6 Stichen gewonnen sein. Entscheidender als bei den anderen Spielen ist beim Wenz die Verteilung der Farben und die Position des Spielers. |
|||
=== Sonderrunden === |
|||
Bisweilen werden nach gewissen Ereignissen Sonderrunden mit abweichenden Regeln gespielt (beispielsweise auch [[#Kreuzbock|Kreuzbockrunden]], [[#Bockspiele oder -runden|Doppler- bzw. Bockrunden]] und [[#Der Ramsch|Ramschrunden]]). |
|||
==== Schieberrunden ==== |
|||
Der Eichel- und der Grasober werden vor dem Geben aus dem Spiel genommen; der Geber gibt aus wie gewöhnlich, erhält aber selbst nur sechs Karten. Der Ausspieler nimmt die beiden Karten auf und darf (ausschließlich) ein Farbsolo spielen. Er gibt (schiebt) dafür zwei beliebige Karten im Uhrzeigersinn verdeckt weiter. Der zweite Spieler nimmt seinerseits die geschobenen Karten auf und schiebt zwei beliebige weiter usw. bis zum Geber, der nun ebenfalls acht Karten hat; anschließend erfolgt die Spielansage (im Fall, dass der Ausspieler kein Solo spielen will, gibt es unterschiedliche Regelungen; beispielsweise können die Ober an den Geber zurückgeschoben werden). |
|||
Möglich ist der Schieber auch mit ''drei Karten'' (aufgenommen werden die drei höchsten Ober, der Ausspieler muss ein Solo spielen) oder mit ''vier Karten'' (aufgenommen werden alle vier Ober, das Solo muss vor der Kartenverteilung bestimmt werden). |
|||
==Schafkopf-Sprache== |
|||
Schafkopf verfügt über eine eigene, für Außenstehende nicht immer völlig verständliche Sprache. Oftmals werden rustikale bis derbe Ausdrücke verwendet, und eine zumindest gebrochene Beherrschung des süddeutschen Idioms kann nicht schaden. Meckern, schimpfen und granteln gehören zum Schafkopfspiel und sind gewissermaßen das Salz in der Suppe. |
|||
Im folgenden einige übliche Redewendungen: |
|||
Mit dem Schieber verwandt ist die Münchner ''Teufelsrunde''. Der Ausspieler bekommt den Eichel-Ober, den Gras-Ober, den Schellen-Ober und den Eichel-Unter fest zugeteilt und muss vor dem Geben sein Solo ansagen. |
|||
===Kartennamen=== |
|||
: Eigennamen der Ober: |
|||
{| border=1 |
|||
|Eichel-Ober |
|||
|Der Alte |
|||
|- |
|||
|Gras-Ober |
|||
|Der Blaue oder Grüne (selten) |
|||
|- |
|||
|Herz-Ober |
|||
|Der Rote |
|||
|- |
|||
|Schell(e)n-Ober |
|||
|Der Gelbe, Braune oder Runde |
|||
|} |
|||
: |
|||
==== Weitere Sonderrunden ==== |
|||
Aus der Vielzahl dieser oft nur regional interessanten Sonderspiele kann hier nur eine mehr oder weniger willkürliche Auswahl wiedergegeben werden: |
|||
* Beim ''Hadsch/Hatsch(aten)'' (= Hochdeutsch: „Der Humpelnde“) muss der Ausspieler spielen und hat automatisch [[#Kontra|Kontra]]. |
|||
* Bei der ''Allgäuer Runde (Chiprunde, Fisiko, Drei-Geld-Runde)'' werden drei Runden gespielt, in denen jeder Spieler jeweils ein Rufspiel, einen Wenz und ein Farbsolo spielen muss. |
|||
* Beim ''Strixner'' findet zunächst keine Spielansage statt, alle Beteiligten spielen nach Normalspielregeln für sich alleine; wer den dritten Stich erhält, muss ein [[#Die Soli: Farb-Solo und Wenz|Solo]] ansagen. |
|||
* Beim ''Zupf-Solo'' gibt der Solospieler einem Mitspieler eine Karte seiner Wahl und zieht ''(zupft)'' diesem dafür eine beliebige Karte ([[Schwaben (Bayern)|Schwaben]]). |
|||
* Beim ''Minas'' wird nach einem gewonnenen Solo-Spiel eine Runde mit Pflichtsoli gespielt. Der jeweils vorne sitzende Spieler muss ein Solo seiner Wahl spielen. Nach Abschluss der Runde zahlt der Spieler mit dem schlechtesten Solo einen zuvor ausgemachten Preis an die drei Gewinner. ([[Mönchberg]], Unterfranken)<ref>Vgl. Claus D. Grupp: ''Schafkopf, Doppelkopf... u. a. „Lokalspiele“'', Niedernhausen im Taunus: Falken-Verlag, 1980, S. 40.</ref> |
|||
==== Letzte Runde ==== |
|||
: Eigennamen der Asse: |
|||
Mit dem Spruch „Der Alte gibt die letzte Runde“ endet traditionell eine Schafkopfsitzung. |
|||
{| border=1 |
|||
Der Spieler, der zuletzt bei einem Rufspiel den Eichel-Ober im Blatt hatte, gibt hiernach das erste Spiel zur letzten Runde aus. Für die letzte Runde gelten manchmal besondere Regeln (doppelte Wertung der Spiele, nur Soli o. a.). |
|||
|Eichel-Sau |
|||
|Die Alte (poetisch: dahoam liagts) |
|||
|- |
|||
|Gras-Sau |
|||
|Die Blaue |
|||
|- |
|||
|Herz-Sau |
|||
|(ohne spezielle Bezeichnung, da sie nicht gerufen werden kann) |
|||
|- |
|||
|Schell(e)n-Sau |
|||
|Die Runde, Bum(b)s/Pumpe, Hundsgfickte, Der Sauhund (sowie eine Vielzahl |
|||
sehr bildhafter Bezeichnungen, z. B. "de wo da Hund dromhockt" usw.) |
|||
|} |
|||
: |
|||
=== Varianten mit abweichender Spieleranzahl === |
|||
Stehen mehr oder weniger als vier Mitspieler zur Verfügung, kann auf folgende Varianten zurückgegriffen werden: |
|||
* Schafkopf zu fünft: Entspricht dem normalen Schafkopfspiel, der jeweilige Geber setzt aus. |
|||
* Schafkopf zu dritt: Stehen nur drei Mitspieler zur Verfügung, so wird mit kurzem Blatt gespielt. Jeder Spieler erhält acht Karten. Bei dieser Variante, die bei Turnieren nicht zulässig ist, wird ausschließlich Solo oder Wenz gespielt |
|||
* Schafkopf zu zweit: Auch ''Aufgelegter, Bauern-'' oder ''Offiziersschafkopf,'' schafkopfähnliches Spiel mit stark abweichenden Regeln, vgl. auch [[Offiziersskat]] |
|||
== Sonstiges == |
|||
: einige andere Kartennamen: |
|||
=== Schafkopf als Kulturgut === |
|||
{| border=1 |
|||
In jüngster Zeit wird in bayerischen Medien die abnehmende Bedeutung des Schafkopfspiels als Freizeitbeschäftigung, insbesondere bei der Jugend, thematisiert.<ref>[https://www.frankenpost.de/nachrichten/fichtelgebirge/wunsiedel/art2460,965465 ''Frankenpost (Kronach),''] 7. Februar 2009.</ref> Dies wird auch auf kommunalpolitischer Ebene als drohender Verlust eines Teils der bayerischen Identität begriffen; gegensteuernde Maßnahmen finden daher immer breitere Unterstützung. So werden an immer mehr Volkshochschulen in Bayern Schafkopfkurse angeboten. |
|||
|Zehner |
|||
|Eisenbahner |
|||
|- |
|||
|Neuner, Achter, Siebener |
|||
|Spatzen (auch: Fehlkarte |
|||
beim Solo), Nichtser, Luschen |
|||
|- |
|||
|Asse und Zehner |
|||
|Schmier, Volle |
|||
|- |
|||
|Ober (und Unter) |
|||
|Bauern, Herren |
|||
|- |
|||
|ein Ober, der die Kette der Laufenden |
|||
bei der Gegenpartei unterbricht |
|||
|Bremser |
|||
|} |
|||
=== Turnierschafkopf === |
|||
Schafkopf ist als reines Freizeitspiel per Definition unorganisiert; dennoch richten in Bayern viele Vereine des öffentlichen Lebens, wie etwa Sport- oder Schützenvereine, aber auch Brauereien und Gaststätten, regelmäßig ein [[Turnierschafkopf|Schafkopfturnier]] (auch: Schafkopfrennen) aus. Trotz des vergleichsweise einheitlichen Regelwerks dieser Turniere gibt es auch hier noch erhebliche regionale Unterschiede. |
|||
===sonstige Ausdrücke=== |
|||
=== Rekorde === |
|||
{| border=1 |
|||
|Schmieren |
|||
|dem Partner hohe Augen (Asse |
|||
und Zehner) zugeben |
|||
|- |
|||
|Abspatzen |
|||
|Sich eine Farbe freimachen |
|||
|- |
|||
|Kurzer Weg |
|||
|Spielmacher oder Gegenspieler |
|||
sitzt direkt hinter dem Ausspieler |
|||
|- |
|||
|Langer Weg |
|||
|Spielmacher oder Gegenspieler |
|||
sitzt Hinterhand |
|||
|- |
|||
|Einen, Wenner gang |
|||
|Wenz |
|||
|} |
|||
Das [[Guinness-Buch der Rekorde]] erkannte Kartenspielrekorde bis 2006 nur an, wenn diese auf einem vollständigen Satz mit 52 Karten basierten. Erst nach Intervention des [[Bayerischer Rundfunk|Bayerischen Rundfunks]] wurde diese Regel gelockert und Schafkopf in dieser Kategorie anerkannt; seitdem wird der Rekord im Dauerkartenspiel ausschließlich von Schafkopfrunden gehalten (aus medizinischen Gründen gestatten die Guinness-Regeln dabei zwei Auswechselspieler). Der letzte verbriefte Weltrekord ist mit 170 Stunden aus dem Jahr 2011, aufgestellt in München durch Michael Ott, Axel Barth, Basti Stöhr, Don Kalal, Sarah Birke und Rudi Scheunemann.<ref>{{Internetquelle |autor=Guinness World Records - Official Website |url=https://www.guinnessworldrecords.de/world-records/longest-marathon-playing-a-card-game |titel=Longest Marathon playing a card game |abruf=21.08.2024}}</ref> |
|||
Im August 2024 wurde ein neuer Rekordversuch über 192 Stunden in Sonthofen im Oberallgäu aufgestellt<ref>{{Internetquelle |url=https://www.sueddeutsche.de/bayern/bayern-spitze-rekorde-schafkopf-tracht-lux.VenEMi7yyfhEqizBpUD1mj |titel=Neuer Schafkopfweltrekord |abruf=21.08.2024}}</ref>. Die offizielle Anerkennung durch Guinness World Records steht noch aus. |
|||
== |
=== Trivia === |
||
*Peschel, Wolfgang: ''Gewinnen beim Schaffkopf'' [[ISBN 3-7919-0515-5]] |
|||
* Schafkopf verfügt über eine eigene, für Außenstehende nicht immer völlig verständliche [[Schafkopf-Sprache]]. |
|||
*Peschel, Wolfgang: ''Bayerisch Schaffkopfen - Wissenswertes, Humoriges'' ISBN 3-924012-31-8* |
|||
* In einer [[Bairische Dialekte|bairischen]] Version des Liedes ''[[Herz ist Trumpf (Dann rufst du an …)]]'' von [[Trio (Band)|Trio]] beschrieb [[Max Griesser]] den Verlauf eines Herz-Solo-Schafkopf-Spieles. |
|||
* Auch der Kriminalroman ''Schafkopf'' von [[Andreas Föhr]] thematisiert das Spiel.<ref>{{cite web | url=https://www.droemer-knaur.de/buch/2350771/schafkopf | title=Schafkopf von Andreas Föhr | accessdate=2013-12-16 | last=Föhr | first=Andreas | authorlink=Andreas Föhr | publisher=[[Droemer Knaur]] }}</ref> |
|||
* ''Schafkopf – a bissel was geht immer'' ist der Titel einer seit 2012 ausgestrahlten Vorabendserie im [[ZDF]].<ref>{{Webarchiv |url=http://schafkopf.zdf.de/schafkopf/schafkopf-24536916.html |text=Schafkopf – a bissel was geht immer ZDF |wayback=20140504163002 }}, auf schafkopf.zdf.de, abgerufen am 22. April 2014</ref> |
|||
* Der [[FC Bayern München]] stellte für die [[UEFA Champions League|Champions-League]]-Saison [[UEFA Champions League 2022/23|2022/23]] ein [[Adidas]]-Trikot im Schafkopfdesign vor. Innerhalb abgesetzter Rauten sind auf dem Trikot die Symbole der Blattfarben Eichel, Gras, Herz und Schellen zu sehen.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.tz.de/sport/fc-bayern/schafkopf-trikot-fc-bayern-ankuendigung-vorstellung-donnerstag-91714152.html |titel=FC Bayern spielt künftig im „Schafkopf-Trikot“ - Müller hellauf begeistert |datum=2022-08-12 |sprache=de |abruf=2023-12-12}}</ref> |
|||
== Weblinks == |
== Weblinks == |
||
{{Wikibooks|Kartenspiele: Schafkopf|Schafkopf}} |
|||
*http://www.schafkopfschule.de/ Mit den aktuellen Regeln |
|||
{{Wiktionary|Schafkopf}} |
|||
*http://www.schafkopfwelt.de/ |
|||
* [https://www.schafkopfschule.de/ Aktuelle Regeln auf Schafkopfschule.de] |
|||
*http://www.schafkopfrennen.de/ |
|||
== Literatur == |
|||
*http://www.internet-schafkopf.de/ |
|||
* Paul Hammer: ''Die deutschen Kartenspiele oder Anleitung die üblichen gesellschaftlichen Spiele mit der deutschen Karte als Solo, Kontra, Schafkopf....zu lernen.'' Leipzig 1811. |
|||
*http://schafkopf.berlios.de/ Open Source Schafkopf |
|||
* Adam Merschbacher: ''Die hohe Kunst des Schafkopfspiels – vom Mitbegründer der Schafkopfschule'' Kastner Verlag, Wolnzach, 2018. ISBN 978-3-945296-61-5. |
|||
*http://www.inetplay.de/ Sehr gut programmiert, viele Varianten. Integrierter Chat. Kurze, kostenlose Registrierung nötig |
|||
* Rita Danyliuk: ''Schafkopf und Doppelkopf – Für Anfänger und Fortgeschrittene. Regeln und Taktik. Praktische Tipps'' Hannover: Humboldt, 2013. ISBN 3-89994-194-2. |
|||
[[Kategorie:Kartenspiel]] |
|||
* Johann Andreas Schmeller: ''Bayerisches Wörterbuch'' Band III. und IV., München 1837, 2. Ausgabe 1877 (als Band 2 zusammengefasst) von Georg Karl Frommann, S. 378. |
|||
[[en:Sheepshead]] |
|||
* Bayer. Staatsbibliothek: ''Oberpfälzisches Zeitblatt'', III. Jahrgang 1843, Amberg, Samstag, 10. Juni, S. 375 (im Internet). |
|||
* Philipp Jedelhauser: „Das Schafkopfspiel, Vergnügen und Tradition“, in ''Burgau aktuell'', Nr. 97, November 2018, S. 25/26, Im Internet mit – Stadtzeitung Burgau aktuell- abrufbar. |
|||
* Claus D. Grupp: ''Schafkopf, Doppelkopf, Binokel, Cego, Gaigel, Jass, Tarock u. a. „Lokalspiele“'', Niedernhausen im Taunus: Falken, 1980. |
|||
* [[Robert Lembke]]: ''Das Große Haus- und Familienbuch der Spiele''. Cologne: Lingen, 1974. |
|||
* „Obsis“ [https://bildsuche.digitale-sammlungen.de/index.html?c=viewer&bandnummer=bsb00093421&pimage=5&v=100&nav=&l=de ''Schafkopf-Büchlein – Detailliche Anleitung zum Lernen und Verbessern des Schafkopfspiel mit deutschen Karten''], Amberg (Oberpfalz), 1895. |
|||
* Adam Merschbacher: ''Schafkopf: Das anspruchsvolle Kartenspiel''. Kastner Verlag, Wolnzach, 2009. ISBN 978-3-9812931-0-4. |
|||
* David Parlett: ''The Penguin Book of Card Games''. London: Penguin (2008), S. 225–229. ISBN 978-0-14-103787-5. |
|||
* Wolfgang Peschel: ''Bayerisch Schaffkopfen: Wissenswertes – Humoriges – Offizielle Spielreglen'', 2nd edn. Weilheim: Stöppel, 1990. |
|||
* Georg Schaffer: ''Schafkopf und Tarock''. Minden (Westphalia): Albrecht Philler. 1956. |
|||
* Schwarzmann, L. [J.B.C–.] (1876). [https://books.google.co.uk/books?id=IBEjz3LWAo0C&pg=PP20&dq=Das+edle+Schafkopf-Spiel&hl=en&newbks=1&newbks_redir=0&sa=X&ved=2ahUKEwiQ0NXmhd_9AhWZdcAKHWzKBC8Q6AF6BAgEEAI#v=onepage&q=Das%20edle%20Schafkopf-Spiel&f=false „Das edle Schafkopf-Spiel“] in ''Regensburger Conversations-Blatt'' (''Beiblatt zum Regensburger Tagblatt''), Nro. 4. Sonntag, den 9. Januar 1876. Regensburg: J. Reitmayr. |
|||
* Brian Junker-Latocha: ''Schafkopf for Expats and English Speakers.'' Tredition Verlag, 2023. ISBN 978-3384027672. |
|||
== Einzelnachweise == |
|||
<references /> |
|||
{{Normdaten|TYP=s|GND=4239489-2}} |
|||
[[Kategorie:Schafkopf| ]] |
|||
[[Kategorie:Kartenspiel mit traditionellem Blatt]] |
|||
[[Kategorie:Spiel mit Strategie und Zufall]] |
|||
[[Kategorie:Stichspiel]] |
|||
[[Kategorie:Denksport]] |
|||
[[Kategorie:Feste und Brauchtum (Bayern)]] |
Aktuelle Version vom 12. Mai 2025, 12:34 Uhr
Schafkopf ist ein traditionelles deutsches Kartenspiel. In seiner heutigen Gestalt als Bayerischer Schafkopf oder Bayerisch-Schafkopf ist es eines der beliebtesten und verbreitetsten Kartenspiele Bayerns und angrenzender Regionen. Es gilt als Kulturgut und Teil der altbayrischen und der fränkischen Lebensart.

Richtschnur für die Einzelheiten des Spielverlaufs und das Verhalten der Spieler ist das Regelwerk des Bayerischen Schafkopf-Vereins[1] oder die überarbeitete Version der Schafkopfschule.[2] Allerdings wird das Schafkopfen – anders als etwa Skat – kaum als Sport, sondern eher als reine Freizeitbeschäftigung verstanden. Demzufolge findet in Privatrunden eine Vielzahl von tradierten, nur selten schriftlich fixierten Regelungen und Spielarten Anwendung, welche sich von Region zu Region erheblich unterscheiden können.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Etymologie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Zum Ursprung des Wortes Schafkopf gibt es verschiedene Theorien, die meist auf volkskundliche Überlieferungen zurückgehen. Die spärlichen Quellen weisen allerdings darauf hin, dass weder Spiel noch Wort bayerischen Ursprungs sind.
Eine mögliche Erklärung geht davon aus, dass man ursprünglich die Spiele mit neun[3] oder zwölf[4] Kreidestrichen notierte, welche sich zum Bild eines stilisierten Schafskopfs zusammenfügten.[5] Belege für derartige Notationen sind im bayerischen Kontext allerdings nicht zu finden – hier wurde offenbar stets das unmittelbare Spiel um Geld bevorzugt.
Bis Ende der 1960er Jahre war in Bayern die alternative Schreibweise Schaffkopf nicht selten zu finden; die entsprechende Diskussion um die vermeintlich einzig richtige Form und deren Hintergründe war in dieser Zeit Gegenstand ausführlicher Erörterungen – unter anderem in den Leserbriefspalten der bayerischen Presse – ehe sich ab etwa 1970 die gängige Variante Schafkopf weitgehend durchsetzte. Weitgehend in Vergessenheit geraten, plädierte der Autor Wolfgang Peschel Anfang der 1990er Jahre unter Verweis auf die im Volksmund überlieferte Ansicht, dass in früheren Zeiten auf den Deckeln (= Köpfen) von Fässern (oberdeutsch Schaff, vgl. Schäffler/Scheffel) gespielt (geklopft) worden sein soll,[6][1][7] für die Doppel-f-Schreibweise. Obschon diese Hypothese in Fachkreisen einhellig abgelehnt wird und sich in älteren Quellen auch keinerlei Belege dafür finden lassen, ist sie im Internet weit verbreitet.
Vorläufer
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Als mittelbare Vorläufer der verschiedenen Spiele der Schafkopf-Familie (also auch Doppelkopf und Skat) können das sich seit Ende des 17. Jahrhunderts in höfischen Kreisen verbreitende, aus Frankreich kommende spanische Nationalspiel L’Hombre (Lomber) bzw. dessen Vierspielervariante, die Quadrille, und deren vereinfachte deutsche Ableitung, das Deutsch Solo, gelten. Die Unterscheidung zwischen variablen und ständigen Trümpfen sowie die Spielfindung durch Ansage und Reizen entstammt wohl diesen Spielen.[8]
Das Spezifikum des Bayerischen Schafkopf, die Partnerfindung durch Rufen einer Ass, war ebenfalls im Deutsch Solo üblich; die Ermittlung der Gewinnerpartei durch Zählen der Augen (anstatt der Stiche) hingegen hat einen anderen Ursprung, etwa im Bayerischen Tarock oder verwandten Spielen.
Entstehung und Entwicklung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Ursprung und Entwicklung des Schafkopfspiels sind – etwa im Vergleich zu Skat – eher schlecht dokumentiert. Dies mag zum einen in seiner relativ geringen gesellschaftlichen Reputation liegen – in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts galt Schafkopf vor dem Hintergrund der auch und insbesondere an den Universitäten immer populärer werdenden Kartenspiele (wie etwa Deutsches Solo oder auch Skat) als vergleichsweise unmodernes und einfaches „Bauernspiel“[9] – zum anderen an begrifflichen Verschiebungen: Ursprünglich bezog sich die Bezeichnung auf mehrere, mehr oder weniger im sächsisch-thüringischen Raum angesiedelte Vorläufervarianten wie Wendischer oder Deutscher Schafkopf. In diesen älteren Schafkopfvarianten wurde die Spielerpartei bei Partnerspielen generell durch ein Zusammenspiel der beiden höchsten Trümpfe ermittelt, wie es ganz ähnlich zum Beispiel auch heute noch im Doppelkopf (Kreuz-Damen) gehandhabt wird.
Die in der Pfalz[10] und in den USA (dort insbesondere in Minnesota und Wisconsin, vgl. Sheepshead) gespielten Varianten sind als Weiterentwicklungen dieses deutschen Schafkopfs aufzufassen. Die in Bayern oft gehörte Vermutung, dass sich Skat und Doppelkopf aus dem bayerischen Schafkopf entwickelt hätten, kann nicht belegt werden; eher zu vermuten ist eine parallele Entwicklung aller drei Spiele.
Erstmals schriftlich erwähnt wurde das Schafkopfspiel im sächsischen Straf- und Bußgeldkatalog des Jahres 1782 (Zechen und Spielen an Werktagen und Sonntagen) – bezeichnenderweise mit der Bemerkung, dass es im Gegensatz etwa zu Hazard nicht als Glücksspiel im juristischen Sinne zu gelten habe („Schafkopf […] non est ludus merae fortunae.“) und daher erlaubt sei.[11] 1811 wurde Schafkopf von Paul Hammer in Leipzig in eine Beschreibung deutscher Kartenspiele aufgenommen.
In Bezug auf Bayern wird Schafkopf 1837 im III. Band des Bayerischen Wörterbuches von J. A. Schmeller erstmals erwähnt. Die spezifisch bayerische Variante entstand mit der Einführung des Rufspiels in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts – offenbar in Franken: Die erstmalige Erwähnung eines definitiv nach bayerischen Regeln (in Gräfenberg) gespielten Schafkopfspiels datiert aus dem Jahr 1849.[12] Das Oberpfälzische Zeitblatt (Amberg) berichtete bereits im Juni 1843 über eine ziemliche Verbreitung eines gewissen Kartenspieles namens Schafkopf in manchen Gegenden Frankens. Im Bayerischen Wald war um 1900 noch das Tarockspiel populärer.[13] Die Frage nach dem Ursprung des Bayerischen Schafkopf lässt sich nicht abschließend beantworten, jedoch legen die vorhandenen Quellen eine Wanderung von Norden nach Süden nahe.
Die früheste klare Beschreibung der bayerischen Abart von Schafkopf tauchte 1876 in Das edle Schafkopf-Spiel auf, einem Gedicht vom L. Schwarzmann im Regensburger Conversations-Blatt. Dieses listet alle 14 Trümpfe, die Spielansagen Rufer und Solo sowie Besonderheiten wie Schneider und die Ruf-Sau.[14]
Die ältesten schriftlich fixierten Regeln zum Bayerischen Schafkopf finden sich in Der gewandte Kartenspieler: 2. Der Schaffkopf: ein geistreiches Kartenspiel, die 1884 in Würzburg veröffentlicht wurde.[15] Über ein Jahrzehnt später folgt das besser bekannte Schafkopf-Büchlein – Ausführliche Anleitung zum Erlernen und Verbessern des Schafkopfspiels mit deutschen Karten (Amberg 1895);[16] der Autor geht hier explizit auf die Unterschiede zu den in Norddeutschland gespielten Schafkopfvarianten, sprich Skat und Doppelkopf, ein.
Bei den frühesten Spielregeln gibt es bloß zwei Spiele: die Frage (heute Rufer, Rufspiel od. Sauspiel), bei dem Herz immer Trumpf ist, und der Spielmacher eine Sau einer Fehlfarbe ruft und der mit dem Rufsau sein Mitspieler wird; und das Solo, bei dem der Spielmacher irgendeine Farbe als Trumpf nennt und allein gegen drei Gegenspieler spielt.[15][16] Nach dem Zweiten Weltkrieg tauchen weitere Spiele auf, insbesondere das Bettel und der Ramsch sowie Schieber-Solo.[17] 1974 wurde der heute standardmäßige Wenz noch als eine Variante beschrieben.[18]
Offiziell festgelegt wurden die Spielregeln erst beim 1. Bayerischen Schafkopf-Kongress am 17. Dezember 1989 im Münchner Hofbräuhaus durch den Bayerischen Schafkopf-Verein e. V.[1] Der Verein Schafkopfschule e. V. veröffentlicht eine überarbeitete Version auf seiner Website.[2] Die Schafkopfschule hat sich mittlerweile als eine Art inoffizielle Berufungsinstanz bei Fragen der Regelauslegung etabliert.
Mit „Schafkopf“ war einst im Hessen auch das Kartenspiel Schwarzer Peter gemeint.[19]
Ziel des Spiels
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]für die Spielerpartei | Augen Spielerpartei | Augen Nichtspielerpartei | für die Nichtspielerpartei | |
Schwarz gewonnen | alle Stiche gemacht | keinen Stich gemacht | Schwarz verloren | |
mit Schneider gewonnen | 91–120 Augen | 0–29 Augen | mit Schneider verloren | |
einfach gewonnen | 61–90 Augen | 30–59 Augen | einfach verloren | |
einfach verloren | 31–60 Augen | 60–89 Augen | einfach gewonnen | |
mit Schneider verloren | 0–30 Augen | 90–120 Augen | mit Schneider gewonnen | |
Schwarz verloren | keinen Stich gemacht | alle Stiche gemacht | Schwarz gewonnen |
Ziel des Spiels ist es, durch Stechen möglichst viele Punkte zu erreichen: Normalerweise gilt ein Spiel für die Spielerpartei mit 61 Punkten (Augen) als gewonnen, mit 91 Augen als mit Schneider gewonnen; werden alle acht Stiche gemacht, gilt dies als schwarz gewonnen. Mit 31 Augen ist die Spielerpartei Schneider frei. Für die Nichtspielerpartei hingegen ist entsprechend das Spiel mit 60 Augen gewonnen und mit 90 Augen mit Schneider gewonnen sowie mit 30 Augen Schneider frei.
Ausnahme bilden die als Tout angesagten Spiele, welche nur als gewonnen gelten, wenn alle Stiche gemacht werden.
Spielmaterial
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Schafkopf wird in Bayern mit dem Bayerischen Blatt, einer Variante des Deutschen Blatts (in Franken auch mit dem verwandten fränkischen Blatt)[21] mit vier Spielern und 32 Karten (lange Karte oder langes Blatt) – also acht Karten je Spieler – gespielt. In Teilen Nordostbayerns (Oberpfalz und Oberfranken) wird hingegen die kurze Karte (kurzes Blatt) mit 24 Karten (ohne Achten und Siebenen) bzw. mit 20 Karten (ohne Neunen, Achten und Siebenen) – entsprechend sechs bzw. fünf Karten je Spieler – bevorzugt.
Kartenwerte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Karte | Symbol | Wert (Augen) |
Ass (Sau) | A | 11 |
Zehn | 10 | 10 |
König | K | 4 |
Ober (Bauer) | O | 3 |
Unter (Wenz) | U | 2 |
Neun | 9 | 0 |
Acht | 8 | 0 |
Sieben | 7 | 0 |
Zu jeder Farbe gibt es 8 Karten (also insgesamt 32) mit nebenstehenden Werten (Augen). Die Karten jeder Farbe zählen zusammen 30 Augen, insgesamt sind somit 120 Augen zu verteilen.
Neunen, Achten und Siebenen zählen jeweils 0 Augen und werden auch Spatzen, Nichtser(le), Leere oder Luschen genannt. Achten und Siebenen werden beim Schafkopf mit der kurzen Karte – wie oben erwähnt – weggelassen.
Das Standardspiel
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Überall verbreitet sind die drei Standardspielvarianten Normalspiel, Farbsolo und Wenz, siehe unten. Auf ihnen basiert das Standard-Regelwerk, das 2007 von der Schafkopfschule in München veröffentlicht und 2023 ins Englische neu übersetzt wurde.[22] Dieses Regelwerk ist auf Schafkopfturnieren meist ausschließlich zugelassen. Man spricht hierbei auch vom „reinen“ Schafkopf. Daneben haben sich eine ganze Reihe erweiternder Spielmöglichkeiten mit oft nur regionaler Bedeutung entwickelt, deren wichtigste im Kapitel Erweiternde Spielvarianten aufgeführt sind.
Das Normalspiel: Ruf-, Sau- oder Partnerspiel
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Rufspiel | |||
Trümpfe | |||
![]() ![]() ![]() ![]() | |||
Farben | |||
Eichel | Gras | Schellen | |
![]() ![]() ![]() |
![]() ![]() ![]() |
![]() ![]() ![]() |
Beim Normalspiel (Rufspiel; auch: Sau- oder Partnerspiel) repräsentieren grundsätzlich die vier Ober und danach folgend die vier Unter in der Reihenfolge (absteigend) der Farben Eichel, Gras (auch: Blatt, Grün, Blau, Laub), Herz und Schellen die höchsten Trümpfe; weiterhin gelten die restlichen Herzkarten in der Reihenfolge Ass/Sau, Zehn, König, Neun, Acht, Sieben als Trümpfe, insgesamt gibt es somit deren 14. Alle anderen Karten werden als Farben bezeichnet.
Es spielen jeweils zwei Spieler gegen die beiden anderen. Der Spielmacher sagt ein Rufspiel an; sagt keiner der Mitspieler ein höherwertiges Solospiel an, ruft der Spielmacher ein beliebiges Farb-Ass (also Eichel-, Gras- oder Schellen-Ass/Sau) seiner Wahl, das er nicht selber auf der Hand hat und von dessen Farbe er allerdings mindestens eine Karte besitzen muss. Der Spielmacher und der Besitzer des gerufenen Asses spielen dann zusammen und bilden die Spielerpartei, die beiden anderen bilden die Nichtspielerpartei. Die gewonnenen Stiche der Partner werden am Ende des Spiels addiert.
Für gewöhnlich stellt sich erst während des Spiels heraus, wer das gerufene Ass besitzt, so dass zunächst nur der Spieler, welcher das Ass besitzt, über die Zugehörigkeit im Bilde ist. Deshalb kann das Ass gesucht werden: Die gewählte Farbe kann von einem der drei anderen Spieler angespielt werden; in diesem Fall muss das Ass zugegeben werden, auch wenn noch eine andere Karte derselben Farbe vorhanden ist. Das gerufene Ass darf auch nicht abgeworfen werden. Wird also eine Farbe (oder Trumpf) angespielt, in der der gerufene Spieler frei ist, darf er das Ruf-Ass nicht spielen; wird die Ruffarbe im Spielverlauf nicht angespielt, kann es daher erst im letzten Stich fallen.
Entsprechend kann der Besitzer des gerufenen Ass die Ruffarbe nur mit dem Ass anspielen. Einzige Ausnahme von dieser Regel ist das Davonlaufen: Hat der Spieler neben dem Ass noch drei oder mehr Karten der gerufenen Farbe, so kann er unten durch spielen, das heißt die gerufene Farbe mit einer anderen Karte anspielen[23]. Ist die Ruffarbe auf diese Weise bereits einmal angespielt worden, darf das gerufene Ass nun auch abgeworfen werden.
Die Soli: Farb-Solo und Wenz
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bei allen Solospielen spielt ein Alleinspieler gegen die drei Mitspieler. Solospiele haben bei der Ansage grundsätzlich Vorrang vor Normalspielen. Innerhalb der Solospiele genießt der Sie den höchsten Rang, gefolgt von Tout-Spielen, Farb-Solo und Wenz (zwischen den verschiedenen Farben der Solospiele gibt es keine Rangfolge). Die unter Sonderformen des Solo aufgeführten, seltener gespielten Varianten werden meist nach dem Wenz eingereiht.
Das Farb-Solo
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Schellen-Solo | |||
Trümpfe | |||
![]() ![]() ![]() ![]() | |||
Farben | |||
Eichel | Gras | Herz | |
![]() ![]() ![]() |
![]() ![]() ![]() |
![]() ![]() ![]() |
Herz-Solo | |||
Trümpfe | |||
![]() ![]() ![]() ![]() | |||
Farben | |||
Eichel | Gras | Schellen | |
![]() ![]() ![]() |
![]() ![]() ![]() |
![]() ![]() ![]() |
Gras (Grün)-Solo | |||
Trümpfe | |||
![]() ![]() ![]() ![]() | |||
Farben | |||
Eichel | Herz | Schellen | |
![]() ![]() ![]() |
![]() ![]() ![]() |
![]() ![]() ![]() |
Eichel-Solo | |||
Trümpfe | |||
![]() ![]() ![]() ![]() | |||
Farben | |||
Gras | Herz | Schellen | |
![]() ![]() ![]() |
![]() ![]() ![]() |
![]() ![]() ![]() |
Beim Farb-Solo sind nach wie vor die Ober und Unter in der genannten Reihenfolge die höchsten Trümpfe; der Solospieler sagt nun bei der Spielansage eine Farbe seiner Wahl an, die die restlichen Trümpfe in der Reihenfolge Ass bis Sieben festlegt. Früher wurde dem Herz-Solo gelegentlich ein Vorrang vor den anderen Farb-Soli eingeräumt, was heutzutage nicht mehr üblich ist.
Der Wenz
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Wenz | |||
Trümpfe | |||
![]() ![]() ![]() ![]() | |||
Farben | |||
Eichel | Gras | Herz | Schellen |
![]() ![]() ![]() ![]() |
![]() ![]() ![]() ![]() |
![]() ![]() ![]() ![]() |
![]() ![]() ![]() ![]() |
Beim Wenz (auch: Bauernwenz, Hauswenz) gibt es lediglich vier Trümpfe, nämlich die Unter beziehungsweise Wenzen in der Reihenfolge Eichel, Gras, Herz und Schellen. Die Ober werden in den Farben zwischen König und Neun eingereiht, Herz gilt als normale Farbe.
Tout und Sie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Tout (frz. alles, in Bayern Du ausgesprochen) ist eine höherwertige Form des Solospiels (Farb-Solo-Tout wird wieder höher bewertet als Wenz-Tout). Der Spielmacher kündigt damit an, dass die Gegenseite keinen Stich machen wird; ist dies der Fall, gewinnt der Spielmacher, andernfalls die Nichtspielerpartei. Ein Tout wird normalerweise mit dem doppelten Tarif abgerechnet.
Das höchstwertige Solospiel im Schafkopf ist der Sie, der zustande kommt, wenn ein Spieler alle 4 Ober und Unter erhält (bei der kurzen Karte 4 Ober und die 2 höchsten Unter, was aber auch als Tout gelten kann). Die Wahrscheinlichkeit hierfür beträgt 1 : 10.518.300 (bei der kurzen Karte 1 : 134.596). Die Herkunft des Namens ist unklar, möglicherweise handelt es sich um eine volksetymologische Analogie zum Tout/Du. Er ist das einzige Spiel, welches regelkonform nicht ausgespielt werden muss und auf den Tisch gelegt wird. Die Abrechnung erfolgt normalerweise zum vierfachen Tarif.
Die Regeln der Schafkopfschule verbieten es, nach einem Sie mit den gleichen Karten weiterzuspielen. Es ist (insbesondere in bayerischen Wirtshäusern) üblich, die vier Ober und Unter einzurahmen und mit Datum und dem Namen des Spielers versehen an die Wand zu hängen. Die übrigen Karten werden weggeworfen.
Spielverlauf
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Mischen, Abheben und Geben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Vor Spielbeginn wird der erste Geber bestimmt, meist durch Ziehen der höchsten Karte aus dem Kartenstapel.
Der Geber mischt die Karten, lässt den Spieler, der rechts neben ihm sitzt, abheben, und gibt dann anschließend im Uhrzeigersinn zweimal vier Karten aus (bei Turnieren oft auch 4 mal 2), wobei er mit dem Spieler links neben sich (= Vorhand oder erster Mann) beginnt, der auch herauskommt, das heißt der eröffnende Spieler ist. Die Rolle des Gebers wechselt im Uhrzeigersinn; vier Spiele ergeben eine Runde.
Beim Abheben sollen mindestens drei Karten abgehoben werden bzw. liegen bleiben; unter Berücksichtigung dieser Regel darf bis zu 3× abgehoben werden. Anstatt abzuheben, darf auch geklopft werden; in diesem Fall darf der abhebende Spieler den Geber anweisen, die Karten anders als üblich zu verteilen – zum Beispiel alle acht statt 2 mal 4, entgegen dem Uhrzeigersinn usw.
Spielansage
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Spielart | Spiel |
Sie | |
Toutspiele | Farbsolo-Tout |
Wenz-Tout | |
Geier-Tout | |
Farbwenz-Tout | |
Farbgeier-Tout usw. | |
Bettel-Brett, Ramsch-Tout | |
Solospiele | Farbsolo |
Wenz | |
Geier | |
Farbwenz | |
Farbgeier usw. | |
Negativspiele (Null usw.)* | |
Partnerspiele | Hochzeit* |
Normalspiel | |
Muss-Spiel | |
Ramsch |
Vor dem eigentlichen Spielbeginn erfolgt die Spielansage, bei der bestimmt wird, wer Spieler ist und welche Spielvariante gespielt wird. Der Ausspieler hat als erstes die Möglichkeit, entweder ein Spiel anzusagen (Ich würde spielen) oder zu passen (Ich bin weg/weiter). Danach wechselt das Recht zur Spielansage auf den im Uhrzeigersinn folgenden Spieler usw., bis am Ende der Geber gefragt ist.

Ist ein Spiel angekündigt, haben gegebenenfalls die folgenden Mitspieler noch die Möglichkeit, ein höherwertiges Spiel (also ein Solo oder einen Wenz etc.) anzusagen (Ich spiele auch) und so das Spiel zu übernehmen; der erste Spieler kann nun seinerseits ein höherwertiges Spiel ankündigen, wodurch das Spiel wieder an ihn fallen würde. Bei gleichwertigen Spielen entscheidet die Sitzordnung.
Die Rangfolge der einzelnen Spiele gliedert sich gemäß nebenstehender Tabelle, Spiele des „reinen“ Schafkopfs in Fettdruck (* = Einordnung regional sehr unterschiedlich).
Wenn kein Spieler gefunden wird
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Sollte kein Spieler ein Spiel ansagen, gibt es verschiedene Möglichkeiten, die vor dem Spiel vereinbart werden müssen:
- Es wird zusammengeworfen, das heißt, es wird erneut (vom im Uhrzeigersinn folgenden nächsten Geber) gemischt und ausgegeben.
- Das folgende Spiel oder die ganze folgende Runde werden zum Bockspiel oder Bockrunde, das heißt, die Tarife werden verdoppelt.
- Nach dem Zusammenwerfen wird von jedem Spieler ein Grundtarif in einen Stock (auch Topf genannt) eingezahlt; es handelt sich dabei um einen Jackpot, dessen Inhalt beim nächsten gewonnenen Partnerspiel vom Spieler herausgeholt werden kann bzw. bei einem verlorenen Partnerspiel aufgedoppelt werden muss (auch dazu existieren sehr unterschiedliche Regelungen; so können in einer Variante nur Soli den Stock herausholen, in einer anderen wird zwischen Spieler und Mitspieler geteilt).
- Beim Turnierschafkopf ist das Muss-Spiel gebräuchlich, das heißt, der Besitzer des Alten (gemeint ist der Eichel-Ober, also der höchste Trumpf) muss ein Spiel ansagen.
- Ebenfalls beim Turnierschafkopf wird oft ein Kreuzbock gespielt, bei dem die überkreuz sitzenden Spieler automatisch zusammengehören.
- Eine weitere Variante ist das Spielen eines Ramsch.
Stiche
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ist das Spiel angesagt, spielt der eröffnende Spieler die erste Karte an; anschließend geben die Spieler nacheinander im Uhrzeigersinn Karten zu. Sobald vier Karten auf dem Tisch liegen, entscheidet sich, welchem Spieler der Stich gehört. Dieser nimmt die Stichkarten an sich und spielt die nächste Karte an; der weitere Verlauf erfolgt analog, bis alle 32 Karten – entsprechend 8 Stichen – gespielt sind.
Je nach Art der jeweils angespielten Karte unterscheidet man Farb- und Trumpfstiche. Um zum Stich zu gelangen, ist entweder ein höherwertiges Bild derselben Farbe oder ein Trumpf zuzugeben. Befindet sich schon ein Trumpf im Stich, kann dieser nur mit einem höheren Trumpf gestochen werden. Das Überstechen mit einer höherwertigen Farb- oder Trumpfkarte ist keine Pflicht (kein Stichzwang), wird jedoch eine Farbe angespielt, müssen alle Spieler Karten derselben Farbe zugeben; wird ein Trumpf angespielt, muss entsprechend Trumpf zugegeben werden (Bedienpflicht). Hat ein Spieler die angespielte Farbe nicht, kann er entweder mit Trumpf stechen oder eine beliebige Farbkarte seiner Wahl abwerfen (kein Trumpfzwang).
Falsches Bedienen, Vorwerfen oder verbale Spielbeeinflussung hat grundsätzlich den Verlust des Spiels zur Folge. Ist ein Stich noch nicht abgeschlossen (liegen also die Karten noch offen auf dem Tisch), hat jeder Spieler das Recht, auf Anfrage den vorhergegangenen Stich einzusehen.
Die Abrechnung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach Beendigung des Spiels und Auszählen der Punkte wird dieses gewertet. Bei Partnerspielen zahlen die beiden Verlierer an die beiden Gewinner den jeweils gleichen Betrag, bei Soli erhält der Solospieler seinen Gewinn (bzw. zahlt seinen Verlust) von allen drei Mitspielern. Die Gewinner müssen den korrekten Betrag der Spielabrechnung verlangen, bevor die Karten zum nächsten Spiel abgehoben worden sind. Wurde zu viel verlangt, kann bei strenger Regelauslegung der Differenzbetrag von der Verliererpartei doppelt zurückverlangt werden.
Grundtarif
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Schafkopf zählt nicht zu den Glücksspielen im Sinne des § 284 StGB und darf deshalb in Deutschland um Geld gespielt werden. Der Tarif ist – wie alles andere beim Schafkopf – eine Frage der Regelvereinbarung zu Beginn.
Normalerweise wird ein Grundtarif vereinbart, der die Basis für alle weiteren Berechnungen (Schneider/Schwarz, Laufende) darstellt. Für das Solo gilt ein Sondertarif, der sich nicht unbedingt am Basistarif orientieren muss, sondern eher nach der bequemsten Rechen- und Münzgröße bestimmt wird. Demnach wird beispielsweise der Tarif mit 5 Cent als Basistarif und 20 Cent als Solotarif als 5/20 bezeichnet. In reinen Freizeitrunden findet man am häufigsten die Tarife 5/20, 10/20 und 10/50, wobei es nach oben keine Grenzen gibt. Für das Rufspiel wird auch oft ein zwischen Grund- und Solotarif liegender Tarif vereinbart (z. B. 10/20/50).
Schneider und Schwarz
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Wird nach Spielende eine Partei Schneider, erhöht sich der Wert des Spiels einmal um den Grundtarif, bei Schwarz ein weiteres Mal (ob Spieler- oder Nichtspielerpartei gewonnen haben, spielt für die Tarifermittlung keine Rolle). Schneider versteht sich hierbei als Ehrensache und wird freiwillig bezahlt, Schwarz muss hingegen vom Gewinner eingefordert werden.
Bei Wenz und Farb-Solo werden Schneider und Schwarz im langen Schafkopf nicht immer berechnet, im kurzen Schafkopf hingegen grundsätzlich.
Abrechnung von Laufenden
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Befindet sich eine gewisse Anzahl der höchsten Trümpfe in ununterbrochener Reihenfolge in den Händen einer der beiden Parteien, nennt man dies Laufende (oder auch Bauern, Herren). Jeder Laufende erhöht den Basispreis des Spiels, normalerweise um einen weiteren Grundtarif (bei hohen Basispreisen wird manchmal nur der halbe Grundtarif berechnet). Die Anzahl der Laufenden ist folgendermaßen festgelegt:
- grundsätzlich mindestens drei (beim Wenz und verwandten Spielen manchmal zwei)
- beim Turnierschafkopf meist maximal vier (also nur die Ober; bei Privatrunden kann die maximale Zahl der Laufenden ebenfalls nur die Ober, aber auch Ober und Unter oder gar alle Trümpfe betreffen)
Bettel und Ramsch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Für den Bettel wird oft der Grundtarif (= Solo) als Berechnungsgrundlage benutzt, manchmal wird ein eigener Tarif ausgemacht. Keine festen Regeln gibt es beim Ramsch: Entweder zahlt der Verlierer den Grundtarif oder einen eigens abgemachten Tarif an alle Spieler aus oder die beiden Spieler mit den meisten Punkten zahlen an die anderen beiden (besondere Konstellationen, die den Wert dieses Spiels erhöhen, sind im Kapitel Ramsch aufgeführt).
Doppelte und vielfache Tarife
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Eine ganze Reihe von Konstellationen führt beim Schafkopf zu einer Verdoppelung oder Vervielfachung des Basispreises; dieser wird dann inklusive Schneider/Schwarz sowie Laufende gerechnet.
Eine grundsätzliche Verdoppelung des Tarifs findet man oft bei der Hochzeit sowie obligatorisch beim Tout; beim Sie wird der vierfache Tarif berechnet.
Kontra
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Je nach Vereinbarung kann vor oder beim Anspielen der ersten Karte ein Vertreter der Nichtspieler-Partei ein Kontra (Stoß, Spritze) geben, welches ebenfalls den Wert des Spiels verdoppelt. Eine häufig gespielte Variante des Kontra auf die Erste (Karte) ist das Kontra mit acht Karten, das heißt der Kontrageber kann in der ersten Runde warten, bis die Reihe an ihm ist.
Eine Übernahme des Spiels durch die Nichtspieler-Partei (d. h. diese benötigt nun 61 Augen zum Sieg – Kontra übernimmt) ist dabei nicht regelkonform, wird aber öfter praktiziert.
Das Kontra kann durch den Spieler oder seinen Partner mit Re(tour) (Gegenstoß) erwidert werden, wodurch sich der Spielwert nochmals verdoppelt, was wiederum durch weitere Verdoppelungen beantwortet werden kann.
Legen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach Aufnahme der ersten vier (bzw. drei bei der Spielvariante kurzes Blatt) Karten (Geber: letzte vier/drei Karten) können die Spieler im Uhrzeigersinn legen (doppeln, aufstellen, steigern, klopfen), das heißt den Wert des Spiels verdoppeln. Der Begriff legen erklärt sich dadurch, dass üblicherweise durch Herauslegen einer Münze oder eines anderen Gegenstandes, des Legers, angezeigt wird, dass der Spielwert verdoppelt wird.
Eine leicht entschärfte Form dieser Regelung kommt zustande, wenn nur der Ausspieler legen darf (oder der zweite Spieler nur legen darf, wenn der vor ihm befindliche Spieler bereits gelegt hat – nacheinander im Gegensatz zu durcheinander).
Durch das Legen im richtigen Moment kann man seine Gewinne verdoppeln oder seine Verluste verringern.
Bockspiele oder -runden
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Unter Bockspielen oder -runden versteht man Spiele oder Runden, bei denen per se der doppelte Tarif zählt. Sie können aus den verschiedensten Anlässen stattfinden, zum Beispiel nach dem Zusammenwerfen, nach verlorenen Soli oder Kontra-Spielen sowie generell nach Schwarz- oder Re-Spielen.
Somit ergibt sich für die Berechnung des Spielpreises folgendes Schema (G = Grundtarif):
Spiel | Grundbetrag | + Schneider | + Schwarz | + Laufende | Verviel-fachungen | weitere Verdopplungen (Kontra, Legen, Bock etc.) |
= Spielpreis |
Rufspiel | 1 × G oder 2 × G |
+ 1 × G | + 1 × G | + je 1 × G oder ½ × G |
– | jeweils × 2 | Summe |
Hochzeit | × 2 | ||||||
Wenz Farb-Solo etc. |
4 × G oder 5 × G |
ohne Wertung oder + 1 × G |
ohne Wertung oder + 1 × G |
– | |||
Tout | – | – | × 2 | ||||
Sie | × 4 |
Stock
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In den Stock (Pott, Henn usw.) wird bei zusammengeworfenen Spielen ein Grundbetrag einbezahlt. Durch ein vorher vereinbartes, für die Spielerpartei gewonnenes Spiel kann der Stock durch den Spieler gewonnen werden; wird dieses Spiel verloren, muss der Spieler (oder die Spielerpartei) den Inhalt des Stocks verdoppeln.
Bei Schafkopfturnieren findet man gelegentlich eine besondere Variante des Stocks, das sogenannte Reuegeld.
Erweiternde Spielvarianten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Diese Spiele erweitern das Grundgerüst des klassischen Schafkopfs; auf Turnieren eher selten zu finden, haben sie in vielen etablierten Freizeitrunden ihren festen Platz.
Sonderformen des Partnerspiels
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Hochzeit
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ein Spieler (Hochzeiter), der nur einen einzigen Trumpf hat, legt diesen verdeckt auf dem Tisch aus und bietet damit eine Hochzeit an. Derjenige, der die Karte nun zuerst nimmt (gefragt wird wieder ausgehend vom Geber im Uhrzeigersinn) schiebt dem Hochzeiter verdeckt eine Ersatzkarte (zwingend ein Nicht-Trumpf) zu und ist nun dessen Partner. Bei der Variante Bauernhochzeit (auch: Doppelhochzeit) werden zwei Karten ausgetauscht.
Die Regeln für die Hochzeit sind regional etwas unterschiedlich; so kann die Karte des Hochzeiters auch offen auf den Tisch gelegt werden, oder sie ist erst erlaubt, wenn alle Spieler weiter sind.
Im (sehr seltenen) Fall, dass zwei Spieler nur jeweils einen Trumpf halten, ist auch eine Doppelte Hochzeit möglich. Als Spielerpartei gilt dabei dasjenige Paar, das den ersten Hochzeiter ansagt.
Kreuzbock
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Kreuzbock oder Goaß ist eine bei bestimmten Gelegenheiten (beispielsweise alle weiter, nach Herz-Solo oder nach verlorenem Solo) gespielte Variante des Partnerspiels; üblicherweise werden vier Spiele (eine Runde) gespielt. Dabei gehören die gegenüber (überkreuz) sitzenden Mitspieler automatisch als Partner zusammen.
Eine Besonderheit dieser Variante ist die Tatsache, dass es keine Spielerpartei im eigentlichen Sinn gibt; normalerweise gilt daher – regional unterschiedlich gehandhabt – folgende Übereinkunft:
- die Partei, die zuletzt Kontra gegeben hat, gilt als Spielerpartei
- wurde kein Kontra gegeben, gilt die Partei, die zuerst gelegt hat, als Spielerpartei
- wurde weder Kontra gegeben noch gelegt, gilt die ausspielende Partei als Spielerpartei
Muss-Spiel
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Muss-Spiel (Pflichtspiel) ist die bei Turnieren häufigste Variante für den Fall, dass alle vier Mitspieler passen. In diesem Fall muss der Besitzer einer bestimmten Karte (fast immer des Eichel-Obers) spielen.
Das Muss-Spiel hat einige Besonderheiten; so gilt das Spiel meist für die Spielerpartei bereits mit 60 Augen als gewonnen und mit 30 Augen als Schneider frei (entsprechend mit 90 Augen als mit Schneider gewonnen). Außerdem darf kein Kontra gegeben werden. Ist der Muss-Spieler gesperrt, das heißt, besitzt er keine Farbe ohne das zugehörige Ass, ist auch eine sogenannte Renonce (/ /, frz. Fehlfarbe) möglich, das heißt, er darf ausnahmsweise ein Ass rufen, von dessen Farbe er selbst keine Karte besitzt. Eine Renonce muss angesagt werden. Hält der Muss-Spieler schließlich alle drei Farb-Asse selbst, so darf er auch eine Farb-Zehn (gegebenenfalls sogar einen Farb-König) seiner Wahl rufen.
Bei einem Renoncespiel empfiehlt es sich demnach für den Gegenspieler, die gerufene Karte nicht zu suchen, da der Spieler vermutlich diese Farbe frei ist.
Sonderformen des Solo
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Auch diese Spiele haben meist nur regionale Bedeutung, daher werden hier nur die gängigsten aufgeführt.
Geier
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Geier | |||
Trümpfe | |||
![]() ![]() ![]() ![]() | |||
Farben | |||
Eichel | Gras | Herz | Schellen |
![]() ![]() ![]() ![]() |
![]() ![]() ![]() ![]() |
![]() ![]() ![]() ![]() |
![]() ![]() ![]() ![]() |
Der Geier ist eine Abwandlung des Wenz, bei dem ausschließlich die Ober als Trümpfe fungieren. Analog gibt es Varianten, in denen ein anderes Kartenblatt die Funktion der Unter im Wenz übernimmt. Beim König (Keni, Krone, Habicht, King, Bart) sind dies beispielsweise die Könige oder beim Eisenbahner die Zehnen.
Farbwenz
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Beispiel: Schellen-Wenz | |||
Trümpfe | |||
![]() ![]() ![]() ![]() | |||
Farben | |||
Eichel | Gras | Herz | |
![]() ![]() ![]() ![]() |
![]() ![]() ![]() ![]() |
![]() ![]() ![]() ![]() |
Der Farbwenz ist eine Mischform aus Wenz und Farb-Solo, das heißt, neben den Untern als höchsten Trümpfen wird noch eine Trumpffarbe ausgewählt, die Ober werden eingereiht, so dass es elf Trümpfe gibt. Auch hier gibt es Varianten, in denen ein anderes Kartenblatt die Funktion der Unter im Farbwenz übernimmt, beim Farbgeier etwa die Ober.
Bettel (Null)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bettel | |||
Farben | |||
Eichel | Gras | Herz | Schellen |
![]() ![]() ![]() ![]() |
![]() ![]() ![]() ![]() |
![]() ![]() ![]() ![]() |
![]() ![]() ![]() ![]() |
Der Bettel ist ein klassisches Negativspiel, d. h. der Solospieler darf dabei keinen einzigen Stich machen. Es gibt keine Trümpfe; die Reihenfolge der Karten ist – abweichend von den anderen Spielen – (von oben nach unten) Ass/Sau, König, Ober, Unter, Zehn, Neun, Acht, Sieben. In manchen Regionen kann er auch offen (ouvert oder Bettel-Brett) gespielt werden.
Abwandlung: In manchen Regionen wird der Bettel auch so gespielt, dass Ober, Unter und Herz wie beim normalen Rufspiel auch Trümpfe sind. Außerdem bleibt die Reihenfolge der Karten erhalten, d. h. As/Sau, Zehn, König, 9, 8, 7. Diese Abwandlung ist auch besser bekannt als Mörtel.
Mit dem Bettel verwandt ist der Ramsch Tout oder Pfd; der Solospieler darf ebenfalls keinen Stich machen, es gibt jedoch Trümpfe (Ober, Unter und Herz).
Manchmal wird auch eine Mischvariante gespielt. Hierbei gelten zwar Ober und Unter als Trumpf, es existiert aber keine Trumpffarbe.[24]
Der Ramsch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Ramsch ist eine Variation des Spiels, wenn keine Spielansage stattgefunden hat (oft hat auch der letzte Mann die Möglichkeit, Ramsch anzusagen, falls die vor ihm sitzenden Spieler alle weg sind). Im Unterschied zu den anderen Spielarten spielen hier alle gegeneinander, d. h. jeder für sich allein. Es gelten dieselben Trümpfe wie beim Rufspiel, aber es geht darum, möglichst wenig Augen zu machen. Der Spieler mit den meisten Augen verliert und zahlt an alle anderen Spieler.
Haben zwei oder mehr Spieler dieselbe Augenzahl, so verliert der Spieler mit den meisten Stichen. Ist die Stichzahl ebenfalls gleich, verliert derjenige mit den meisten Trümpfen in den Stichen; ist auch diese Zahl gleich, so verliert der Spieler mit dem höheren Trumpf. Aus dem Skat übernommene Sonderregelungen sind der Durchmarsch (oder Mord) (d. h. ein Spieler macht alle Stiche und gewinnt das Spiel) und die Jungfrau (d. h. ein oder zwei Spieler machen keinen Stich, der Verlierer zahlt doppelt oder vierfach).
Sonderrunden
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bisweilen werden nach gewissen Ereignissen Sonderrunden mit abweichenden Regeln gespielt (beispielsweise auch Kreuzbockrunden, Doppler- bzw. Bockrunden und Ramschrunden).
Schieberrunden
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Eichel- und der Grasober werden vor dem Geben aus dem Spiel genommen; der Geber gibt aus wie gewöhnlich, erhält aber selbst nur sechs Karten. Der Ausspieler nimmt die beiden Karten auf und darf (ausschließlich) ein Farbsolo spielen. Er gibt (schiebt) dafür zwei beliebige Karten im Uhrzeigersinn verdeckt weiter. Der zweite Spieler nimmt seinerseits die geschobenen Karten auf und schiebt zwei beliebige weiter usw. bis zum Geber, der nun ebenfalls acht Karten hat; anschließend erfolgt die Spielansage (im Fall, dass der Ausspieler kein Solo spielen will, gibt es unterschiedliche Regelungen; beispielsweise können die Ober an den Geber zurückgeschoben werden).
Möglich ist der Schieber auch mit drei Karten (aufgenommen werden die drei höchsten Ober, der Ausspieler muss ein Solo spielen) oder mit vier Karten (aufgenommen werden alle vier Ober, das Solo muss vor der Kartenverteilung bestimmt werden).
Mit dem Schieber verwandt ist die Münchner Teufelsrunde. Der Ausspieler bekommt den Eichel-Ober, den Gras-Ober, den Schellen-Ober und den Eichel-Unter fest zugeteilt und muss vor dem Geben sein Solo ansagen.
Weitere Sonderrunden
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Aus der Vielzahl dieser oft nur regional interessanten Sonderspiele kann hier nur eine mehr oder weniger willkürliche Auswahl wiedergegeben werden:
- Beim Hadsch/Hatsch(aten) (= Hochdeutsch: „Der Humpelnde“) muss der Ausspieler spielen und hat automatisch Kontra.
- Bei der Allgäuer Runde (Chiprunde, Fisiko, Drei-Geld-Runde) werden drei Runden gespielt, in denen jeder Spieler jeweils ein Rufspiel, einen Wenz und ein Farbsolo spielen muss.
- Beim Strixner findet zunächst keine Spielansage statt, alle Beteiligten spielen nach Normalspielregeln für sich alleine; wer den dritten Stich erhält, muss ein Solo ansagen.
- Beim Zupf-Solo gibt der Solospieler einem Mitspieler eine Karte seiner Wahl und zieht (zupft) diesem dafür eine beliebige Karte (Schwaben).
- Beim Minas wird nach einem gewonnenen Solo-Spiel eine Runde mit Pflichtsoli gespielt. Der jeweils vorne sitzende Spieler muss ein Solo seiner Wahl spielen. Nach Abschluss der Runde zahlt der Spieler mit dem schlechtesten Solo einen zuvor ausgemachten Preis an die drei Gewinner. (Mönchberg, Unterfranken)[25]
Letzte Runde
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Mit dem Spruch „Der Alte gibt die letzte Runde“ endet traditionell eine Schafkopfsitzung. Der Spieler, der zuletzt bei einem Rufspiel den Eichel-Ober im Blatt hatte, gibt hiernach das erste Spiel zur letzten Runde aus. Für die letzte Runde gelten manchmal besondere Regeln (doppelte Wertung der Spiele, nur Soli o. a.).
Varianten mit abweichender Spieleranzahl
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Stehen mehr oder weniger als vier Mitspieler zur Verfügung, kann auf folgende Varianten zurückgegriffen werden:
- Schafkopf zu fünft: Entspricht dem normalen Schafkopfspiel, der jeweilige Geber setzt aus.
- Schafkopf zu dritt: Stehen nur drei Mitspieler zur Verfügung, so wird mit kurzem Blatt gespielt. Jeder Spieler erhält acht Karten. Bei dieser Variante, die bei Turnieren nicht zulässig ist, wird ausschließlich Solo oder Wenz gespielt
- Schafkopf zu zweit: Auch Aufgelegter, Bauern- oder Offiziersschafkopf, schafkopfähnliches Spiel mit stark abweichenden Regeln, vgl. auch Offiziersskat
Sonstiges
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Schafkopf als Kulturgut
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In jüngster Zeit wird in bayerischen Medien die abnehmende Bedeutung des Schafkopfspiels als Freizeitbeschäftigung, insbesondere bei der Jugend, thematisiert.[26] Dies wird auch auf kommunalpolitischer Ebene als drohender Verlust eines Teils der bayerischen Identität begriffen; gegensteuernde Maßnahmen finden daher immer breitere Unterstützung. So werden an immer mehr Volkshochschulen in Bayern Schafkopfkurse angeboten.
Turnierschafkopf
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Schafkopf ist als reines Freizeitspiel per Definition unorganisiert; dennoch richten in Bayern viele Vereine des öffentlichen Lebens, wie etwa Sport- oder Schützenvereine, aber auch Brauereien und Gaststätten, regelmäßig ein Schafkopfturnier (auch: Schafkopfrennen) aus. Trotz des vergleichsweise einheitlichen Regelwerks dieser Turniere gibt es auch hier noch erhebliche regionale Unterschiede.
Rekorde
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Guinness-Buch der Rekorde erkannte Kartenspielrekorde bis 2006 nur an, wenn diese auf einem vollständigen Satz mit 52 Karten basierten. Erst nach Intervention des Bayerischen Rundfunks wurde diese Regel gelockert und Schafkopf in dieser Kategorie anerkannt; seitdem wird der Rekord im Dauerkartenspiel ausschließlich von Schafkopfrunden gehalten (aus medizinischen Gründen gestatten die Guinness-Regeln dabei zwei Auswechselspieler). Der letzte verbriefte Weltrekord ist mit 170 Stunden aus dem Jahr 2011, aufgestellt in München durch Michael Ott, Axel Barth, Basti Stöhr, Don Kalal, Sarah Birke und Rudi Scheunemann.[27]
Im August 2024 wurde ein neuer Rekordversuch über 192 Stunden in Sonthofen im Oberallgäu aufgestellt[28]. Die offizielle Anerkennung durch Guinness World Records steht noch aus.
Trivia
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Schafkopf verfügt über eine eigene, für Außenstehende nicht immer völlig verständliche Schafkopf-Sprache.
- In einer bairischen Version des Liedes Herz ist Trumpf (Dann rufst du an …) von Trio beschrieb Max Griesser den Verlauf eines Herz-Solo-Schafkopf-Spieles.
- Auch der Kriminalroman Schafkopf von Andreas Föhr thematisiert das Spiel.[29]
- Schafkopf – a bissel was geht immer ist der Titel einer seit 2012 ausgestrahlten Vorabendserie im ZDF.[30]
- Der FC Bayern München stellte für die Champions-League-Saison 2022/23 ein Adidas-Trikot im Schafkopfdesign vor. Innerhalb abgesetzter Rauten sind auf dem Trikot die Symbole der Blattfarben Eichel, Gras, Herz und Schellen zu sehen.[31]
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Paul Hammer: Die deutschen Kartenspiele oder Anleitung die üblichen gesellschaftlichen Spiele mit der deutschen Karte als Solo, Kontra, Schafkopf....zu lernen. Leipzig 1811.
- Adam Merschbacher: Die hohe Kunst des Schafkopfspiels – vom Mitbegründer der Schafkopfschule Kastner Verlag, Wolnzach, 2018. ISBN 978-3-945296-61-5.
- Rita Danyliuk: Schafkopf und Doppelkopf – Für Anfänger und Fortgeschrittene. Regeln und Taktik. Praktische Tipps Hannover: Humboldt, 2013. ISBN 3-89994-194-2.
- Johann Andreas Schmeller: Bayerisches Wörterbuch Band III. und IV., München 1837, 2. Ausgabe 1877 (als Band 2 zusammengefasst) von Georg Karl Frommann, S. 378.
- Bayer. Staatsbibliothek: Oberpfälzisches Zeitblatt, III. Jahrgang 1843, Amberg, Samstag, 10. Juni, S. 375 (im Internet).
- Philipp Jedelhauser: „Das Schafkopfspiel, Vergnügen und Tradition“, in Burgau aktuell, Nr. 97, November 2018, S. 25/26, Im Internet mit – Stadtzeitung Burgau aktuell- abrufbar.
- Claus D. Grupp: Schafkopf, Doppelkopf, Binokel, Cego, Gaigel, Jass, Tarock u. a. „Lokalspiele“, Niedernhausen im Taunus: Falken, 1980.
- Robert Lembke: Das Große Haus- und Familienbuch der Spiele. Cologne: Lingen, 1974.
- „Obsis“ Schafkopf-Büchlein – Detailliche Anleitung zum Lernen und Verbessern des Schafkopfspiel mit deutschen Karten, Amberg (Oberpfalz), 1895.
- Adam Merschbacher: Schafkopf: Das anspruchsvolle Kartenspiel. Kastner Verlag, Wolnzach, 2009. ISBN 978-3-9812931-0-4.
- David Parlett: The Penguin Book of Card Games. London: Penguin (2008), S. 225–229. ISBN 978-0-14-103787-5.
- Wolfgang Peschel: Bayerisch Schaffkopfen: Wissenswertes – Humoriges – Offizielle Spielreglen, 2nd edn. Weilheim: Stöppel, 1990.
- Georg Schaffer: Schafkopf und Tarock. Minden (Westphalia): Albrecht Philler. 1956.
- Schwarzmann, L. [J.B.C–.] (1876). „Das edle Schafkopf-Spiel“ in Regensburger Conversations-Blatt (Beiblatt zum Regensburger Tagblatt), Nro. 4. Sonntag, den 9. Januar 1876. Regensburg: J. Reitmayr.
- Brian Junker-Latocha: Schafkopf for Expats and English Speakers. Tredition Verlag, 2023. ISBN 978-3384027672.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c Wolfgang Peschel: Bayerisch Schaffkopfen – Wissenswertes, Humoriges; mit den offiziellen Regeln des Bayerischen Schafkopf-Vereins. ISBN 3-924012-31-8.
- ↑ a b Schafkopfregeln der Bayerischen Schafkopfschule
- ↑ F.W. Grimme: Anmerkungen zu Schwameldirk (En Fastowendstück). In: Schwänke und Gedichte in sauerländischer Mundart, Paderborn 1861, S. 135/136.
- ↑ Freiberger Bier-Comment, Freiberg 1862, S. 101.
- ↑ Schafkopfgeschichte aus BR-online ( vom 26. September 2008 im Internet Archive)
- ↑ H. Burger, E. Fischer, H. Riehl-Heyse, J. Blaumeiser: Bayerns Preussen sind die besten München 1979.
- ↑ W. Medicus: Die Naturgeschichte nach Wort und Spruch des Volkes Nördlingen 1867, S. 83.
- ↑ Zur Geschichte des Skatspiels ( vom 10. Juni 2007 im Internet Archive), auf skatfox.com
- ↑ G. Hesekiel: Royalisten und Republicaner. Aus der Zeit der französischen Republik. Zweite Abtheilung: Graf Larochejacquelein, Leipzig 1845, S. 164.
- ↑ Bauernstoß
- ↑ Karl Ferdinand Hommel: Rhapsodia quaestionum in foro quotidie obunientum, Band 3, Bayreuth 1782, S. 115.
- ↑ Der Zuschauer an der Pegnitz (Nürnberg), 2. Jahrgang, No. 1 vom 2. Januar 1849, S. 3.
- ↑ Karl v. Reinhardstöttner: Land und Leute im Bayerischen Walde, 1890, S. 66.
- ↑ Schwarzmann (1876), p. 862. Der Autor is aber unklar. Bei der RCB war "J.B.C–." Autor; laut mehrere andere Quellen aber war L. Schwarzmann von Sulzbach der Schriftsteller.
- ↑ a b Mangold Jups: Der gewandte Kartenspieler: 2. Der Schaffkopf: ein geistreiches Kartenspiel. Würzburg: Stahel, 1884.
- ↑ a b Geschichte des Schafkopfspiels bei der Schafkopfschule
- ↑ Schaffer (1956), S. 5–24.
- ↑ Lembke (1974), S. 217.
- ↑ Hermann von Pfister: Idiotikon von Hessen. Bd. 1–2. Marburg und Leipzig: R. G. Elwert, S. 340. „Schafkopf, eine in manchen Gegenden Hessens, z. B. um den Knüll, wie am Böhmer Wald (Schmeller 3, 328) übliches Kartenspiel, auch sonst schwarzer Peter genannt, in welchen der Kreuzbube immer weiter von einem Mitspieler zu andern geschoben wird; wer ihn zuletzt behält, nachdem alle vorhandenen gleichen Paare von Karten abgeworfen sind, ist Schafkopf.“
- ↑ Schafkopfrennen, auf schafkopfrennen.de
- ↑ IPCS zum Fränkischen Bild
- ↑ Regeln auf schafkopfschule.de. Abgerufen den 12. Juli 2023.
- ↑ Regeln – Schafkopfschule. Abgerufen am 18. Mai 2020.
- ↑ Alle diese Varianten werden im Schafkopfforum Sauspiel diskutiert [1] und sind damit belegt.
- ↑ Vgl. Claus D. Grupp: Schafkopf, Doppelkopf... u. a. „Lokalspiele“, Niedernhausen im Taunus: Falken-Verlag, 1980, S. 40.
- ↑ Frankenpost (Kronach), 7. Februar 2009.
- ↑ Guinness World Records - Official Website: Longest Marathon playing a card game. Abgerufen am 21. August 2024.
- ↑ Neuer Schafkopfweltrekord. Abgerufen am 21. August 2024.
- ↑ Andreas Föhr: Schafkopf von Andreas Föhr. Droemer Knaur, abgerufen am 16. Dezember 2013.
- ↑ Schafkopf – a bissel was geht immer ZDF ( vom 4. Mai 2014 im Internet Archive), auf schafkopf.zdf.de, abgerufen am 22. April 2014
- ↑ FC Bayern spielt künftig im „Schafkopf-Trikot“ - Müller hellauf begeistert. 12. August 2022, abgerufen am 12. Dezember 2023.