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„Uigurische Sprache“ – Versionsunterschied

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{{Dieser Artikel|behandelt die moderne, auch „Neuuigurisch“ genannte Sprache; zur Sprache der mittelalterlichen Uiguren siehe [[Alt-uyghurische Sprache]] und [[Alttürkische Sprache]].}}
[[Bild:Verbreitungsgebiet der Turkvölker.PNG|385px|thumb|<font style="background:#004521">&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;</font> Lage des Uigurischen innerhalb der heutigen Turksprachen]]
{{Infobox Sprache
|Sprache = Uigurisch<br>{{lang|ug|ئۇيغۇرچە}} – {{lang|ug-Latn|Uyghurche}}<br>{{lang|ug-Cyrl|Уйғурчә}} – {{lang|ug-Latn|Uyƣurqə}}<br>{{lang|zh-Hans|维吾尔语}} – {{lang|zh-Latn|Wéiwú'ěryǔ}}
|Länder = {{Volksrepublik China}},<br>{{Kirgisistan}},<br>{{Kasachstan}}
|Sprecher = 10.389.840<ref>[http://www.ethnologue.com/language/uig Uigurisch] bei [[Ethnologue]]</ref>
|Klassifikation =
* [[Altaische Sprachen]] <small>(umstritten)</small>
*: [[Turksprachen]]
*:: [[Karlukische Sprachen]]
|Amtssprache = [[Xinjiang]], [[Volksrepublik China|VR China]]
|KSprache = Uigurisch
|ISO1 = ug
|ISO2 = uig
|ISO3 = uig
}}


Die '''uigurische Sprache''' oder das '''Uigurische''' ({{ugS|ئۇيغۇرچە&lrm;|Uyghurche|ug-Cyrl=Уйғурчә, Уйғур тили}}, {{ugS-Latn|Uyƣurqə|Yengi=1}}, {{zh|t=維吾爾語|v=维吾尔语|p=Wéiwú'ěryǔ}}, auch {{ug|ئۇيغۇر تىلى&lrm;|Uyƣur tili, Uyghur tili}}) ist eine [[Turksprachen|Turksprache]], die vor allem von den im Autonomen Gebiet [[Xinjiang]] der [[Volksrepublik China]] beheimateten [[Uiguren]] gesprochen wird.
Die '''uigurische Sprache''' oder besser '''neu-uigurische Sprache''' beziehungsweise '''neu-uighurische Sprache''' (Eigenbezeichnung: &#1574;&#1735;&#1594;&#1735;&#1585;&#1670;&#1607; ''Uy&#419;urq&#601;'' oder &#1574;&#1735;&#1594;&#1735;&#1585; &#1578;&#1609;&#1604;&#1609; ''Uy&#419;ur tili''; Chinesisch: &#32500;&#21566;&#23572;&#35821; ''Wéiwú'&#283;ry&#468;'') ist jene Variante des [[Tschagataiische Sprache|Osttürkisch]]en, die in [[Turkestan (Landschaft)#Ost-Turkestan|Ost-Turkestan]], in [[Xinjiang|Xinjiang Uyghur]], beheimatet ist. In der [[Turkologie|turkologischen]] Forschung in der Türkei wird die Sprache ''Uyğur Türkçesi'' (Uiguro-Türkisch) genannt. Im [[9. Jahrhundert]] wurde die Sprache der Uiguren als ''Turki'' (Türkisch) bezeichnet und in dieser Sprache sind zahlreiche Denkmäler auf uns überkommen.


Uigurisch wird heute mit einem modifizierten [[Persisches Alphabet|persisch-arabischen Alphabet]] geschrieben.
Die uigurische Sprache ist heute zu den [[Osttürkisch|osttürkischen Sprachen]] zu zählen. Sprachgeschichtlich gehörte es als Teil der [[Ogurisch|ogurischen Sprachgruppe]] zum [[Westtürkisch]]en.


== Bezeichnungen und Abgrenzung ==
Die [[usbekische Sprache]] gilt als Schwestersprache, beide werden den [[Turksprachen]] zugeordnet.
In der [[Turkologie|turkologischen]] Forschung in der [[Türkei]] wird die Sprache „uigurisches [[Türkische Sprache|Türkisch]]“ (''Uygur Türkçesi'') genannt. Im 19. Jahrhundert und frühen 20. Jahrhundert wurde die Sprache als „Türkisch“ (''Turki'') bezeichnet, in der deutschen Turkologie bis weit ins 20. Jahrhundert auch als „Osttürkisch“. Vorläufer ist das „[[Tschagataiische Sprache|Tschagataiische]]“.
Vorläufer ist das ''[[Tschagataiische Sprache|Tschagatai-Türkische]]''.


Von der hier behandelten uigurischen Sprache ist die Sprache der mittelalterlichen Uiguren und der nach ihnen benannten, in größerer Zahl an diversen Fundorten in Xinjiang aufgefundenen sogenannten uigurischen Texte vom 9. bis 17. Jahrhundert zu unterscheiden. Die Sprache dieser Texte und die der mittelalterlichen Uiguren wird dem [[Alt-uyghurische Sprache|Altuyghurischen]] oder [[Alttürkische Sprache|Alttürkischen]] zugerechnet. Nachkommen der mittelalterlichen Uiguren sind die [[Yugur]], soweit sie nicht den Islam angenommen und in der heute als Uiguren bezeichneten islamischen und turksprachlichen Bevölkerung Xinjiangs aufgegangen sind.
Uigurisch wird heute mit einem modifizierten persisch-arabischen Alphabet geschrieben.


== Besonderheiten ==
== Sprecherzahl und Dialekte ==


[[Datei:UEY ULY Elipbesi Kichik.jpg|mini|Für frühes Lernalter visualisierte uigurische Begriffe (Wörter in arabisch- und lateinisch-uigurischer Schrift)]]
Die neu-uigurische Sprache ist die Muttersprache von rund 7,6 Millionen Menschen. [[1990]] gaben bei der [[China|chinesisch]]en [[Volkszählung]] über 7,214 Millionen Menschen Uigurisch als Muttersprache an; davon im Sinkiang-Uigur allein 4,7 Millionen. 1,15 Millionen gaben Hotan, 25.000 Yuli, 2.000 Akto-Türkmenisch und rund 120 Ili-Türkisch als [[Muttersprache]] an. Die uigurische Sprache zerfällt bis heute in zahlreiche [[Dialekt]]e, die mit Ausnahme des „Dolan-Dialektes“ und des „Ili-Türkischen“ nach den Hauptorten ihrer Sprecher benannt sind: ''Kashi'' (Kaschgar), ''Yeni'' (Yengisar), ''Shache'' (Yarkant), ''Hotan'' (Chotan), ''Keriya'' (Yutian), ''Qarqan'' (Qiemo), ''Aksu'', ''Karaxahr'' (Karaschahr), ''Kuqa'' (Kutscha), ''Turpan'' (Turfan), ''Hami'' ([[Kumul]]), ''Ürümqi'' (Urumtschi), ''Yuli'' (Lop Nur), ''Dolan'', ''Ili-Turki'' (Kuldscha, Yining, Tarantschi) und ''Akto Türkmen''.


Uigurisch weist gemeinsame Merkmale, aber auch deutliche Unterschiede im Vergleich zu anderen Turksprachen auf.<ref name="Schwarz1984_MNC_Kap1_p5" /> So ist beispielsweise das allen Altaischen Sprachen gemeinsame Merkmal der [[Vokalharmonie]] im Uigurischen und dort insbesondere innerhalb von [[Wortstamm|Wortstämmen]] verhältnismäßig schwach ausgeprägt. Ein weiteres Merkmal der uigurischen [[Phonetik]] ist das Erweichen von [[Vokal]]en und [[Konsonant]]en. Von anderen Turksprachen hebt sich Uigurisch zudem durch das Vorhandensein einer weit höheren Anzahl von [[Homonym]]en ab (wie etwa ''at'' für „Pferd“ und „Name“). Neben einem mit anderen Turksprachen gemeinsamen [[Wortschatz]], der auch einige altertümliche Wörter aufweist (wie etwa ''al–'' für „nehmen“) hat Uigurisch andere altertümliche, aber nicht mehr aus anderen Turksprachen bezeugte Wörter bewahrt und weist auch rein uigurische Wörter auf. Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal liegt mit der Bedeutungsänderung älterer oder übersetzter Wörter vor. Von anderen Turksprachen, soweit diese nicht ebenfalls in China gesprochen werden, unterscheidet sich Uigurisch zudem und durch seine große und schnell wachsende Anzahl chinesischer [[Lehnwort|Lehnwörter]]. Allerdings enthielt der uigurische Wortschatz noch im Jahre 1944 zu 49 Prozent aus originär uigurischen, zu 33,4 Prozent aus arabischen und zu 7,5 Prozent aus persischen Wörtern, während Russisch und andere europäische Sprachen 5,5 Prozent und Chinesisch lediglich 2 Prozent des Wortschatzes stellten.<ref name="Schwarz1984_MNC_Kap1_p6f">{{Literatur |Autor=Henry G. Schwarz |Titel=The Minorities of northern China |Reihe=Studies on East Asia |BandReihe=17 |HrsgReihe=Henry G. Schwarz |Verlag=Western Washington University |Ort=[[Bellingham (Washington)|Bellingham, Washington]] |Datum=1984 |ISBN=0-914584-17-0 |Kapitel=Chapter 1: Uigur |Seiten=1–16 |Fundstelle=S. 6 f. |DOI=10.25710/0wac-7e95 |Umfang=S. i-xiii, 1–309}}</ref>
* Der Dolan-Dialekt wird in den Oasengebieten rund um das Tarimbecken bzw. der Takla-Makan-Wüste gesprochen.
* Das Ili-Türkische ist als Übergangsdialekt zwischen [[Tschagataiisch]] und [[Kyptschak-Usbekisch]] anzusiedeln. Es stammt aus dem usbekisch-kirgisischen Grenzgebiet des [[Ferganatal]]es und wird nur noch von meist älteren Personen gesprochen. Die Sprachträger kamen vor rund 200 Jahren nach [[Ost-Turkestan]].
* Das Akto-Turkmenische gilt als ein besonderer uigurischer Dialekt, der 500 eigenständige Wörter besitzt. Auch besitzen die Akto-Turkmenen eigenständige Sitten und Gebräuche; ihrer Herkunftssage nach stammen sie aus [[Samarkand]]. Die Akto-Turkmenen siedeln in 2 Dörfern (Kösarap und Oytak). Die nächste größere Ortschaft ist Akto, südlich von Kaschgar.
(Offiziell werden die Akto-Turkmenen von der chinesischen Zentralregierung den [[Kirgisen]] zugerechnet, während diese sich selbst den Uiguren zugehörig fühlen.)


== Geschichte ==
Starke uigurische Minderheiten in den Nachbarländern: [[Kasachstan]] (185.301), [[Kirgisistan]] (36.779) und [[Usbekistan]] (33.762).
Die Entlehnung aus dem Arabischen ins Uigurische nahm ihren Anfang im 14. und 15. Jahrhundert und diente in erster Linie als religiös-islamisches Vokabular. Die persischen Lehnwörter bezeichnen zu über der Hälfte [[Konkretum|konkrete]] Ideen und Namen von Gegenständen, während es sich beim Rest um arabische Lehnwörter handelt, die zunächst ins Persische aufgenommen und dann ins Uigurische übernommen wurden. Russische und andere europäische Lehnwörter sind jüngeren Datums und dienen hauptsächlich als technisches Vokabular (wie etwa ''aptomobil'' für „Auto[mobil]“) oder für einige politische Begriffe (wie etwa ''puroletariyat'' für „Proletariat“). Chinesische Lehnwörter schließlich können in solche alten Typs – die bereits vor 1949 verwendet wurden – und solche neuen Typs unterschieden werden. Diejenigen des alten Typs waren eher in der ländlichen Bevölkerung vertreten, da in den Städten lebende uigurische Intellektuelle chinesische Lehnwörter verachteten.<ref name="Schwarz1984_MNC_Kap1_p6f" />
Kleinere Minderheiten (3.000 Uiguren) lebten 1990 in [[Afghanistan]], [[Pakistan]], [[Indien]], 1.000 in der [[Mongolei]] und 500 in der [[Türkei]].


Die neuuigurische [[Schriftsprache]] wurde ab 1921 in Russisch-Turkestan gebildet und ab 1949 auch als Schriftsprache der Uiguren in Xinjiang übernommen.<ref name="Meyer-IngwersenInGlückEtRödel2016_MLS_p732">{{Literatur |Autor=Johannes Meyer-Ingwersen |Hrsg=Helmut Glück, Michael Rödel |Titel=Ujgurisch |Sammelwerk=Metzler Lexikon Sprache |Auflage=5 |Verlag=J. B. Metzler |Ort=Stuttgart |Datum=2016 |ISBN=978-3-476-02641-5 |Seiten=732 |DOI=10.1007/978-3-476-05486-9_1 |Umfang=S. i-xxvi, 1-814}}</ref><ref name="MosesInWeekes1984_2_Uygur_830-833" /> Bevor 1921 beschlossen wurde, den verschiedenen türkischen Dialekten der heutigen modernen Uiguren den gebräuchlichen Namen „Uiguren“ zu geben, waren die Uiguren von Russisch-Turkestan ''Taranchi'' („Bauern“) genannt worden, während die Sprache der Uiguren Xinjiangs unter den Bezeichnungen für die verschiedenen Oasen-Dialekte, in denen sie lebten, bekannt war, wie beispielsweise ''Qasgharliq'' (dt. etwa: „Kaschgarisch“) oder ''Turfanliq'' (dt. etwa: „Turpanisch“).<ref name="Reichl2019_CHINOPERL_38_1_45–63" /> Obwohl die Sprache heute „Uigurisch“ genannt wird und ein uigurischer nationaler Mythos einer direkten Abstammung von den Alten Uiguren besteht,<ref name="Thum2018_2020_OREAH_UMC" /> geht diese neuuigurische Sprache nicht auf das zu den nordtürkischen Sprachen gehörende Altuigurisch zurück<ref name="Meyer-IngwersenInGlückEtRödel2016_MLS_p732" /> und es liegt keine direkte Abstammung der heutigen Uiguren von den Uiguren des 8. Jahrhunderts vor,<ref name="MosesInWeekes1984_2_Uygur_830-833" /> vermutlich nur mit Ausnahme der „Gelben Uiguren“,<ref name="MosesInWeekes1984_2_Uygur_830-833">{{Literatur |Autor=Larry W. Moses |Hrsg=Richard V. Weekes |Titel=Uygur |Sammelwerk=Muslim Peoples: A World Ethnographic Survey |Band=2 („Maba – Yoruk“) |Auflage=2 |Verlag=Greenwood Press |Ort=Westport/Connecticut |Datum=1984 |ISBN=0-313-24640-8 |Seiten=830-833}}</ref><ref group="A" name="GelbeUiguren_Säriq">Die Säriq oder „Gelben Uiguren“ leben vorwiegend in der [[Gansu|Provinz Gansu]] und werden von den Han-Chinesen Yugur genannt. Sie praktizieren den [[Lamaismus|Lamaistischen]] Buddhismus und hängen sozusagen noch der Lebensweise des ersten uighurischen Reichs (744–840) an. (Quelle: {{Internetquelle |autor=Rainer Feldbacher |url=http://www.gfbv.it/3dossier/asia/uigur-feld.html |titel=China: Die Situation der Uighuren in Xinjiang |hrsg=[[Gesellschaft für bedrohte Völker|gfbv.it]] |datum=2016-02 |abruf=2020-06-19}}) Sie wurden als möglicherweise direkte Nachkommen der Uiguren aus dem 8. Jahrhundert angesehen. (Quelle: {{Literatur |Autor=Larry W. Moses |Hrsg=Richard V. Weekes |Titel=Uygur |Sammelwerk=Muslim Peoples: A World Ethnographic Survey |Band=2 („Maba – Yoruk“) |Auflage=2 |Verlag=Greenwood Press |Ort=Westport/Connecticut |Datum=1984 |ISBN=0-313-24640-8 |Seiten=830-833}})</ref> in deren Sprache das Altuigurisch fortlebt, während eine weitere direkte sprachliche Herleitung zu den [[Salar]]en unklar ist.<ref name="Meyer-IngwersenInGlückEtRödel2016_MLS_p732" /> Die meisten Sprachklassifikationen stellten das moderne Uigurisch nicht nur in sprachverwandtschaftliche Verbindung zu bestimmten usbekischen und kirgisischen Dialekten, sondern auch zu weitaus kleineren Sprachgruppen wie den „Gelben Uiguren“ (Säriq) und Salaren.<ref name="MosesInWeekes1984_2_Uygur_830-833" /> Uigurisch geht demnach ebenso wie das ihm sehr ähnliche Usbekisch auf die [[Tschagataische Sprache]] zurück, die als türkische Literatursprache des islamischen Zentralasiens vom Mittelalter bis zum Ende des 19. Jahrhunderts diente.<ref name="Reichl2019_CHINOPERL_38_1_45–63">{{Literatur |Autor=Karl Reichl |Titel=Oral Epics Along the Silk Road: The Turkic Traditions of Xinjiang |Sammelwerk=CHINOPERL |Band=38 |Nummer=1 |Datum=2019 |ISSN=0193-7774 |Seiten=45–63 |DOI=10.1080/01937774.2019.1633161}}</ref>
Das Neu-Uigurische ist – obschon von manchen türkischen Historikern und von heutigen Sprachträgern behauptet – nicht als direkte Fortsetzung des [[Alt-Uyghurisch]]en anzusehen. Vielmehr wurde der Name ''Uygur'' auf einem Kongress der [[Turkvölker]] [[Turkestan|Turkestans]] in West-Turkestan ([[Taschkent]]) angenommen und auf einen großen Bevölkerungsteil des östlichen Turkestan übertragen.


== Klassifikation ==
* ''siehe auch'': [[Turksprachen#Vergleichende Betrachtung der Turksprachen|Vergleichende Betrachtung der Turksprachen]]
Die uigurische Sprache gehört zur Sprachfamilie der [[Turksprachen]] innerhalb der Gruppe der [[Altaische Sprachen|Altaischen Sprachen]].<ref name="britannica-com_2020-02-25_Uighur">{{Internetquelle |autor=The Editors of Encyclopaedia Britannica |url=https://www.britannica.com/topic/Uighur |titel=Uighur |hrsg=Encyclopædia Britannica, inc.: [https://www.britannica.com/topic/Uighur Encyclopædia Britannica] |datum=2020-02-05 |abruf=2020-05-24 |sprache=en}}</ref><ref name="Schwarz1984_MNC_Kap1_p5">{{Literatur |Autor=Henry G. Schwarz |Titel=The Minorities of northern China |Reihe=Studies on East Asia |BandReihe=17 |HrsgReihe=Henry G. Schwarz |Verlag=Western Washington University |Ort=[[Bellingham (Washington)|Bellingham, Washington]] |Datum=1984 |ISBN=0-914584-17-0 |Kapitel=Chapter 1: Uigur |Seiten=1–16 |Fundstelle=S. 5 |DOI=10.25710/0wac-7e95 |Umfang=S. i-xiii, 1–309}}</ref> Innerhalb der Turksprachen wird das Uigurische in den Zweig der [[Karlukische Sprachen|karlukischen Sprachen]] eingeordnet<ref name="West2009_EPAO_p848">{{Literatur |Autor=Barbara A. West |Titel=Encyclopedia of the peoples of Asia and Oceania |Verlag=Facts On File / Infobase Publishing |Ort=New York |Datum=2009 |ISBN=978-0-8160-7109-8 |Seiten=848}}</ref> und steht dem [[Usbekische Sprache|Usbekischen]] besonders nahe.<ref name="Thum2018_2020_OREAH_UMC">{{Internetquelle |autor=Rian Thum |url=https://oxfordre.com/asianhistory/view/10.1093/acrefore/9780190277727.001.0001/acrefore-9780190277727-e-160?rskey=8gSyAu&result=1 |titel=The Uyghurs in Modern China |werk=Oxford Research Encyclopedia of Asian History |datum=2020-07-11 |abruf=2020-07-11 |sprache=en}} Erste Online-Veröffentlichung: 26. April 2018. Auch verfügbar als: {{Literatur |Autor=Rian Thum |Titel=The Uyghurs in Modern China |Sammelwerk=Oxford Research Encyclopedia, Asian History (oxfordre.com/asianhistory) |Verlag=Oxford University Press |Ort=USA |Datum=2020 |Sprache=en |Online=[https://oxfordre.com/asianhistory/oxford/downloaddoclightbox/$002f10.1093$002facrefore$002f9780190277727.001.0001$002facrefore-9780190277727-e-160/The%20Uyghurs%20in%20Modern%20China?nojs=true online] |Format=PDF |KBytes=902}}</ref><ref name="West2009_EPAO_p857">{{Literatur |Autor=Barbara A. West |Titel=Encyclopedia of the peoples of Asia and Oceania |Verlag=Facts On File / Infobase Publishing |Ort=New York |Datum=2009 |ISBN=978-0-8160-7109-8 |Seiten=857}}</ref>


Zusammen mit der [[Usbekische Sprache|usbekischen Sprache]] zählt die uigurische Sprache zu den [[Karlukische Sprachen|karlukischen Sprachen]]<ref>http://www.turkiclanguages.com/www/classification.html</ref>, einer Unterkategorie der Turksprachen. Andere uigurische Sprachen sind [[Yugur]], [[Ainu (Turksprache)|Ainu]] und [[Ili Turki]].
== Alphabete ==
<!-- müsste wohl verifiziert werden
Die uigurische Sprache ist heute zu den [[Östliche Turksprachen|östlichen Turksprachen]] zu zählen. Sprachgeschichtlich gehörte sie als Teil der [[Ogurisch|ogurischen Sprachgruppe]] zu den [[Westliche Turksprachen|westlichen Turksprachen]].-->


== Geografische Verteilung ==
Uigurisch wurde zunächst in persisch-arabischer Schrift geschrieben. In Sinkiang-Uigur wurde in den [[1920]]er bis [[1940]]er Jahren mit [[lateinische Schrift|lateinisch]]en und [[kyrillisches Alphabet|kyrillischen Alphabete]]n experimentiert. [[1969]] wurden für mehrere Turksprachen in China Lateinschriften eingeführt, die vor allem an die Pinyin-Transkription für das Chinesische angelehnt waren (z.B. x für ش [ʃ], q für چ [ʧ]), so auch für das Uigurische. [[1987]] wurde diese Lateinschrift abgeschafft und wieder ein arabisch-persisches Alphabet eingeführt, in dem jedoch im Gegensatz zur alten Rechtschreibung alle Vokale durch diakritische Zeichen klar unterschieden werden.
Die meisten Uigurisch-Sprecher leben heute in Xinjiang, während das ehemals sowjetische Gebiet Zentralasiens eine weit kleinere Gruppe beheimatet.


Die uigurische Sprache ist die Muttersprache von rund 7,6 Millionen Menschen. [[1990]] gaben bei der [[Volksrepublik China|chinesischen]] [[Volkszählung]] über 7,214 Millionen Menschen Uigurisch als Muttersprache an; davon in Xinjiang allein 4,7 Millionen. 1,15 Millionen gaben Hotan, 25.000 Yuli, 2.000 Akto-Turkmenisch und rund 120 Ili-Türkisch als [[Muttersprache]] an. Starke uigurische Minderheiten existieren in den Nachbarländern [[Kasachstan]] (185.301), [[Kirgisistan]] (36.779) und [[Usbekistan]] (33.762), kleinere Minderheiten (3.000 Uiguren) lebten 1990 in [[Afghanistan]], [[Pakistan]], [[Indien]], 1.000 in der [[Mongolei]] und 500 in der [[Türkei]].
In der nachstehenden Tabelle sind werden folgende Schreibweisen verglichen: heutiges (arabisch-persisches) Alphabet, Lateinschrift [[1969]]–[[1987]], Entsprechung in türkischer Rechtschreibung und internationale Lautschrift. Die Reihenfolge der Buchstaben ist die des heutigen Alphabets.
{{Mehrere Bilder
| align = right
| Richtung = horizontal
| Breite1 = 230
| Breite2 = 210
| Bild1 = Uyghur language geographical extent.svg
| Untertitel1 = Verbreitung der uigurischen Sprache in China (rot) mit Kennzeichnung spärlich besiedelter Gebiete (rosa)
| Bild2 = Ethnolinguistic map of China 1983.png
| Untertitel2 = Verbreitung der [[Turksprachen]] (hell-rosa) in China mit Kennzeichnung spärlich besiedelter Gebiete (weiß)
}}
=== Dialekte und Soziolekte ===
Die uigurische Sprache zerfällt bis heute in zahlreiche [[Dialekt]]e, die mit Ausnahme des „Dolan-Dialektes“ und des „[[Ili-Türkisch]]en“ nach den Hauptorten ihrer Sprecher benannt sind: ''Kashi'' ([[Kaschgar (Stadt)|Kaschgar]]), ''Yeni'' ([[Yengisar]]), ''Shache'' ([[Yarkant]]), ''Hotan'' ([[Hotan]]), ''Keriya'' ([[Keriya]]), ''Qarqan'' ([[Qarqan]]), ''Aksu'', ''Karaxahr'' ([[Karaschahr]]), ''Kuqa'' ([[Kuqa]]), ''Turpan'' ([[Turpan]]), ''Hami'' ([[Kumul]]), ''Ürümqi'' ([[Ürümqi]]), ''Yuli'' ([[Lopnur]]), ''Dolan'', ''Ili-Türki'' ([[Kuldscha-Distrikt|Kuldscha]], [[Gulja (Stadt)|Gulja]], Tarantschi) und ''Akto Türkmen''.
* Der Dolan-Dialekt wird in den Oasengebieten rund um das Tarimbecken bzw. der [[Taklamakan]]-Wüste gesprochen.
* Das Ili-Türkische ist als Übergangsdialekt zwischen [[Tschagataiisch]] und [[Kyptschak-Usbekisch]] anzusiedeln. Es stammt aus dem usbekisch-kirgisischen Grenzgebiet des [[Ferganatal]]es und wird nur noch von meist älteren Personen gesprochen. Die Sprachträger kamen vor rund 200 Jahren nach [[Xinjiang]].
* Das Akto-Turkmenische gilt als ein besonderer uigurischer Dialekt, der 500 eigenständige Wörter besitzt. Auch besitzen die Akto-Turkmenen eigenständige Sitten und Gebräuche; ihrer Herkunftssage nach stammen sie aus [[Samarkand]]. Die Akto-Turkmenen siedeln in 2 Dörfern (Kösarap und Oytak). Die nächste größere Ortschaft ist Akto, südlich von Kaschgar.
(Offiziell werden die Akto-Turkmenen von der chinesischen Zentralregierung den [[Kirgisen]] zugerechnet, während sie sich selbst den Uiguren zugehörig fühlen.)
Das Neu-Uigurische ist –&nbsp;obschon von manchen türkischen Historikern und von heutigen Sprachträgern behauptet&nbsp;– nicht als direkte Fortsetzung des Alt-Uigurischen anzusehen. Vielmehr wurde der Name ''Uygur'' auf einem Kongress der [[Turkvölker]] [[Turkestan]]s in West-Turkestan ([[Taschkent]]) angenommen und auf einen großen Bevölkerungsteil des östlichen Turkestan übertragen.
* ''Siehe auch'': [[Turksprachen#Enge Verwandtschaft der Turksprachen|Vergleichende Betrachtung der Turksprachen]]


== Phonetik und Phonologie ==
{| border="1" cellpadding="9" cellspacing="0" align="center"
=== Konsonanten ===
|+'''Gegenüberstellung der urigurischen Alphabete'''
Das Uigurische unterscheidet 23 Konsonantenphoneme: <ref>Zhao/Zhu S.&nbsp;7.</ref>
{| class="wikitable"
| colspan="2" | Phonem
!b
!p
!m
!f
!w
!d
!t
!n
!l
!r
!z
!s
!(ʒ)
!j
!k
!q
!h
|-
|-
| rowspan="3" |Rechtschreibung
|Lateinisch
|b
|p
|m
|f
|w
|d
|t
|n
|l
|r
|z
|s
|j/zh
|q/ch
|ⱬ
|x/sh
|y
|g
|k
|ng
|ⱪ
|h
|ⱨ
|-
|-
|Arabisch
! style="background:#CFCFCF;" | ''[[Arabische Sprache|Arabisch]]''
|{{lang|ug|ب}}
! style="background:#CFCFCF;" | ''[[Latein]]''
|{{lang|ug|پ}}
! style="background:#CFCFCF;" | ''[[Türkische Sprache|Türkisch]]''
|{{lang|ug|م}}
! style="background:#CFCFCF;" | ''[[IPA]]''
|{{lang|ug|ف}}
! style="background:#CFCFCF;" | ''Arabisch''
|{{lang|ug|ۋ}}
! style="background:#CFCFCF;" | ''Latein''
|{{lang|ug|د}}
! style="background:#CFCFCF;" | ''Türkisch''
|{{lang|ug|ت}}
! style="background:#CFCFCF;" | ''IPA''
|{{lang|ug|ن}}

|{{lang|ug|ل}}
|{{lang|ug|ر}}
|{{lang|ug|ز}}
|{{lang|ug|س}}
|{{lang|ug|ج}}
|{{lang|ug|چ}}
|{{lang|ug|ژ}}
|{{lang|ug|ش}}
|{{lang|ug|ي}}
|{{lang|ug|گ}}
|{{lang|ug|ك}}
|{{lang|ug|ڭ}}
|{{lang|ug|ق}}
|{{lang|ug|خ}}
|{{lang|ug|غ}}
|{{lang|ug|ھ}}
|-
|Kyrillisch
|п
|}
Der Konsonant /f/ kam im Uigurischen ursprünglich nicht vor.


In der modernen Schriftsprache wird er in neueren Lehnwörtern aus dem Chinesischen und aus dem Russischen geschrieben, in der Umgangssprache jedoch häufig durch /p/ ersetzt.<ref>Zhao/Zhu S.&nbsp;8.</ref>
{| class="wikitable"
!Uigurisch
!Bedeutung
!Herkunftswort
!Herkunftssprache
|-
|-
|fuŋ (fuŋ)
| '''ئا''' || '''A a''' || '''a''' || '''a''' || '''ق''' || '''Ķķ''' ||''' ?''' || '''q'''
|Fen (Währungseinheit)
|分
| rowspan="2" |Chinesisch
|-
|-
|mofaŋ (mopaŋ)
| '''ئه''' || '''Əə''' || '''?''' || '''æ''' || '''ك''' || '''K k''' || '''k''' || '''k'''
|Mühle
|磨坊
|-
|-
|familɛ (pamilɛ)
| '''ب''' || '''B b''' || '''b''' || '''b''' || '''ڭ''' || '''ng''' || '''ng''' || '''ŋ'''
|Familienname
|фамилия
| rowspan="2" |Russisch
|-
|-
|fabrika (pabrika)
| '''پ''' || '''P p''' || '''p''' || '''p''' || '''گ''' || '''G g''' || '''g''' || '''g'''
|Fabrik
|фабрика
|}
In älteren Lehnwörtern aus dem Chinesischen, Persischen und Arabischen wurde /f/ regelmäßig durch /p/ ersetzt und wird auch so geschrieben.<ref>Zhao/Zhu S.&nbsp;8; weitere Konsonantenallophone siehe z.&nbsp;B. Zhao/Zhu S.&nbsp;11–13.</ref>
{| class="wikitable"
!Uigurisch
!Bedeutung
!Herkunftswort
!Herkunftssprache
|-
|-
|pintoza
| '''ت''' || '''T t''' || '''t''' || '''t''' || '''ل''' || '''L l''' || '''l''' || '''l'''
|Nudeln
|''fěntiáozi'' 粉条子
| rowspan="2" |Chinesisch
|-
|-
|sɛjpuŋ
| '''ج''' || '''J j''' || '''c''' || '''ʤ''' || '''م''' || '''M m''' || '''m''' || '''m'''
|Schneider
|''cáiféng'' 裁缝
|-
|-
|paʃ
| '''چ''' || '''Q q''' || '''ç''' || '''ʧ''' || '''ن''' || '''N n''' || '''n''' || '''n'''
|aufdecken
|''fāš'' {{lang|fa|فاش}}
| rowspan="2" |Persisch
|-
|-
|dap
| '''خ''' || '''H h''' || '''?''' || '''x''' || '''ه''' || '''Ḥḥ''' || '''h''' || '''h'''
|Handtrommel
|''dāf'' {{lang|fa|داف}}
|-
|-
|pikir
| '''د''' || '''D d''' || '''d''' || '''d''' || '''ئو''' || '''O o''' || '''o''' || '''o'''
|Meinung
|''fikr'' {{lang|ar|فكر}}
| rowspan="2" |Arabisch
|-
|-
|pɛrq
| '''ر''' || '''R r''' || '''r''' || '''r''' || '''ئۇ''' || '''U u''' || '''u''' || '''u'''
|Unterschied
|''farq'' {{lang|ar|فرق}}
|}
Stimmhafte Konsonanten werden am Wortende stimmlos gesprochen (Auslautentsonorisierung) und geschrieben.<ref>Zhao/Zhu S.&nbsp;26.</ref>

=== Vokale ===
Das Uigurische unterscheidet 8 Vokalphoneme:<ref>Zhao/Zhu S.&nbsp;4.</ref>
{| class="wikitable"
| colspan="2" |Phonem
!i
!e
!a
!o
!u
!y
|-
|-
| rowspan="3" |Rechtschreibung
| '''ز''' || '''Z z''' || '''z''' || '''z''' || '''ئۆ''' || '''Ɵɵ''' || '''ö''' || '''œ'''
|Lateinisch
|i
|e
|a
|o
|u
|-
|-
|Arabisch
| '''ژ''' || '''Ȥȥ''' || '''j''' || '''ʒ''' || '''ئۈ''' || '''Ü ü''' || '''ü''' || '''y'''
|-
|-
|Kyrillisch
| '''س''' || '''S s''' || '''s''' || '''s''' || '''ۋ''' || '''V v''' || '''v''' || '''v'''
|}Der Vokal /i/ wird meist [ɪ] gesprochen; in der Umgebung der Konsonanten q, ʁ, χ und ŋ nähert er sich [ɤ], nach s und z wird er häufig [z̩] gesprochen. Der Vokal /ɛ/ nähert sich in der Umgebung der Konsonanten q, ʁ, χ, ŋ und h einem offeneren [æ]. Der Vokal /a/ wird meist [ɑ] gesprochen. Der Vokal /o/ wird meist [o] gesprochen; in der Umgebung der Konsonanten q, ʁ, χ und ŋ nähert er sich [ɔ].
Die Vokale /i/, /u/ und /y/ werden in der Umgebung stimmloser Vokale häufig stimmlos gesprochen.

Konsonantenhäufungen werden zum Teil durch [[Epenthese|epenthetische]] Vokale aufgelöst:<ref>Zhao/Zhu S.&nbsp;14.</ref>
{| class="wikitable"
!Beispiel
!mit Epenthese
!Bedeutung
|-
|-
|stakan
| '''ش''' || '''X x''' || '''ş''' || '''ʃ''' || '''ئې''' || '''E e''' || '''e''' || '''e'''
|istakan
|Glas
|-
|-
|plan
| '''غ''' || '''Ƣƣ''' || '''ğ''' || '''ɣ''' || '''ئى''' || '''I i''' || '''i''' || '''i'''
|pilan
|Plan
|-
|-
|klup
| '''ف''' || '''F f''' || '''f''' || '''f''' || '''ي''' || '''Y y''' || '''y''' || '''j'''
|kulup
|Club
|-
|-
|grammatika
|girammatika
|Grammatik
|-
|ponkt
|ponkit
|Punkt
|}


=== Vokalharmonie ===
Das Uigurische kennt wie andere Turksprachen Vokalharmonie. Durch Umlautphänomene (s.&nbsp;u.) wird die Vokalharmonie teilweise verschleiert.


==== Vokalharmonie innerhalb des Wortstammes ====
Wenn in einem mehrsilbigen Wort in der erste Vokal /{{IPA|ɛ}}/, /{{IPA|ø}}/, /{{IPA|y}}/, /{{IPA|i}}/ oder /{{IPA|e}}/ ist, dann kommt in den folgenden Silben meist /{{IPA|ɛ}}/, /{{IPA|y}}/ oder /{{IPA|i}}/ vor.

Wenn der erste Vokal /{{IPA|a}}/, /{{IPA|o}}/ oder /{{IPA|u}}/ ist, kommt in den folgenden Silben meist /{{IPA|a}}/ oder /{{IPA|u}}/ vor.<ref>Zhao/Zhu S.&nbsp;16.</ref>

==== Vokalharmonie der Suffixe ====
Suffixe, die nach dem Gesetz der Vokalharmonie je nach Vokalen des Wortstammes variieren, haben entweder zwei Formen mit a und ɛ oder zwei Formen mit u und y. Suffixe mit dem Vokal i können an alle Wortstämme treten.<ref>Zhao/Zhu S.&nbsp;19.</ref>

=== Umlaut ===
In einsilbigen Wörtern werden a und ɛ vor Suffixen mit den Vokalen i und ɛ meist zu e oder i.<ref>Zhao/Zhu S.&nbsp;23.</ref>

In mehrsilbigen Wörtern werden a und ɛ vor Suffixen meist zu i.<ref>Zhao/Zhu S.&nbsp;23.</ref>

=== Betonung ===
So wie in anderen Turksprachen wird in mehrsilbigen Wörtern meist die letzte Silbe betont, und wenn der Wortstamm durch Suffixe erweitert wird, geht die Betonung jeweils auf das letzte Suffix über.<ref>Ausnahmen siehe z.&nbsp;B. Zhao/Zhu S.&nbsp;16.</ref>
== Wortschatz ==
Neben turksprachigen Erbwörtern gibt es im Uigurischen zahlreiche persische Lehnwörter. [[Internationalismus (Sprache)|Internationalismen]] wurden häufig aus dem Russischen übernommen. Außerdem gibt es viele Lehnwörter aus dem Chinesischen.
{| class="wikitable"
|-
! Herkunftssprache
! Ursprungswort
! Ursprungswort ([[International Phonetic Alphabet|IPA]])
! Uigurisch
! Uigurisch ([[International Phonetic Alphabet|IPA]])
! Deutsch
|-
|rowspan="2"| [[Persische Sprache|Persisch]]
| {{fa|افسوس&lrm;}} || {{IPA|[æfˈsus]}} || ''əpsus'' {{ug|ئەپسۇس&lrm;}} || {{IPA|/ɛpsus/}} || Mitleid
|-
| {{fa|گوشت&lrm;}} || {{IPA|[ɡoʃt]}} || ''gɵx'' {{ug|گۆش&lrm;}} || {{IPA|/ɡøʃ/}} || Fleisch
|-
| [[Arabische Sprache|Arabisch]]
| {{ar|ساعة&lrm;}} || {{IPA|[ˈsaːʕat]}} <small>([[Status constructus]])</small> || ''saət'' {{ug|سائەت&lrm;}} || {{IPA|/saʔɛt/}} || Stunde
|-
|rowspan="5"| [[Russische Sprache|Russisch]]
| {{lang|ru|велосипед}} || {{IPA|[vʲɪləsʲɪˈpʲɛt]}} || ''welsipit'' {{ug|ۋېلسىپىت&lrm;}} || {{IPA|/welsipit/}} || Fahrrad
|-
| {{lang|ru|доктор}} || {{IPA|[ˈdoktər]}} || ''dohtur'' {{ug|دوختۇر&lrm;}} || {{IPA|/doχtur/}} || Doktor (Arzt)
|-
| {{lang|ru|поезд}} || {{IPA|[ˈpo.jɪst]}} || ''poyiz'' {{ug|پويىز&lrm;}} || {{IPA|/pojiz/}} || Zug
|-
| {{lang|ru|область}} || {{IPA|[ˈobləsʲtʲ]}} || ''oblast'' {{ug|ئوبلاست&lrm;}} || {{IPA|/oblast/}} || [[Oblast]], Region
|-
| {{lang|ru|телевизор}} || {{IPA|[tʲɪlʲɪˈvʲizər]}} || ''telewizor'' {{ug|تېلېۋىزور&lrm;}} || {{IPA|/televizor/}} || Fernsehgerät
|-
|rowspan="2"| [[Englische Sprache|Englisch]]
| radio|| {{IPA|[ˈɹeɪdiːəʊ]}} || ''radiyo'' {{ug|رادىئو&lrm;}} || {{IPA|/radijo/}} || Radio
|-
| telephone|| {{IPA|[ˈtɛləfəʊn]}} || ''telefon'' {{ug|تېلېفون&lrm;}}|| {{IPA|/telefon/}} || Telefon
|-
|rowspan="2"| [[Chinesische Sprache|Chinesisch]]
| {{zh|kurz=1|c=凉粉|p=liángfěn}} || {{IPA|[li̯ɑŋ˧˥fən˨˩]}} || ''ləmpung'' {{ug|لەڭپۇڭ&lrm;}}|| {{IPA|/lɛmpuŋ/}} || [[Agar-Agar]]
|-
| {{zh|kurz=1|c=豆腐|p=dòufu}}|| {{IPA|[tou̯˥˩fu˩]}} || ''dufu'' {{ug|دۇفۇ&lrm;}}|| {{IPA|/dufu/}} || [[Tofu]]
|}
|}
Die in der Tabelle fett dargestellten Zeichen sind nicht in Unicode enthalten. ('''ķ''' und '''ḥ''' sollten eigentlich ein Häkchen wie ȥ haben.) In an das Türkische angelehnten Schreibweisen gibt bei einigen Lauten keine einheitlichen Schreibweisen, da diese im Türkischen nicht unterschieden werden (ئا-ئه, خ-ه, ك-ق).


== Schrift ==
Der Language Code für Uigurisch nach [[ISO 639]] ist ''ug'' bzw. ''uig''.
{{Hauptartikel|Uigurische Alphabete}}

Die als [[Alttürkische Sprache|alttürkisch]] oder [[alt-uyghurische Sprache|alt-uyghurisch]] bezeichneten, vorislamischen türkischen Sprachen im Gebiet der heutigen Mongolei und des heutigen China wurden mit den sogenannten [[Orchon-Runen]] geschrieben, später auch mit einem eigenen [[Uigurisches Alphabet|uigurischen Alphabet]]. Dessen Schreibrichtung änderte sich unter chinesischem Einfluss in eine vertikale von oben nach unten. So wurde es von den Mongolen übernommen. Nach der Annahme des [[Islam]] schrieben die turksprachigen Völker Zentralasiens ihre Idiome mit einem angepassten arabischen Alphabet.<ref>[http://www.omniglot.com/writing/uyghur.htm ''Uyghur alphabets, pronunciation and language'']</ref> In Fortwirkung der altuigurischen Tradition wurde auch in der an sich vokallosen arabischen Schrift die Vokale bezeichnet (sogenannte [[Plene-Schreibung]]). Als Schriftsprache setzte sich die [[tschagataische Sprache]] durch, die ab dem 17. Jahrhundert in lokale Varietäten zerfiel und ab dem 20. Jahrhundert durch die (neu-)uigurische Sprache abgelöst wurden.

Für diese (neu-)uigurische Sprache wuree in Xinjiang in den 1920er bis 1940er Jahren mit [[Lateinisches Schriftsystem|lateinischen]] und [[Kyrillisches Alphabet|kyrillischen Alphabeten]] experimentiert. 1969 wurden für mehrere Turksprachen in China Lateinschriften eingeführt, die vor allem an die Pinyin-Transkription für das Chinesische angelehnt waren (z.&nbsp;B. x für {{ug|ش&lrm;}} [ʃ], q für {{ug|چ&lrm;}} [ʧ]), so auch für das Uigurische. 1987 wurde diese Lateinschrift abgeschafft und wieder ein arabisch-persisches Alphabet eingeführt, in dem jedoch im Gegensatz zur alten Rechtschreibung alle Vokale klar unterschieden werden.

In Kasachstan wird für die uigurische Sprache das kyrillische Alphabet verwendet.

== Literatur ==
=== Allgemeine Beschreibungen und Grammatiken ===
* Zhào Xiāngrú 赵相如, Zhū Zhìníng 朱志宁: ''Wéiwú’ěryǔ jiǎnzhì'' 《维吾尔语简志, 北京民族出版社》 (Abriss der uigurischen Sprache). Beijing: Mínzú chūbǎnshè 民族出版社, 1985.
* Angelika Landmann: ''Uighurisch: Kurzgrammatik''; Harrassowitz, Wiesbaden 2012, ISBN 978-3-447-06680-8

=== Lehrbücher ===
* Huá Jǐnmù 华锦木 (Hg.): ''Ⱪollinixqan Uyƣur tili'' {{lang|ug|قوللىنىشچان ئۇيغۇر تىلى}} / ''Shíyòng Wéiyǔ'' 《实用维语》 (Praktisches Uigurisch), 2&nbsp;Bde. Ürümqi: Xīnjiāng Wéiwú’ěr Zìzhìqū rénshìtīng 新疆维吾尔自治区人事厅, 2002.
* Hamit A. Zakir / Hǝmit Zakir {{lang|ug|خەمىت زاكىر}}: ''Introduction to Modern Uighur / Ⱨazirⱪi zaman Uyƣur tili'' {{lang|ug|ھازىرقى زامان ئۇيغۇر تىلى}}. Ürümqi: Xinjiang University Press / Xinjiang Uniwersiteti nǝxriyati, 2007; ISBN 7-5631-2077-7.
* Michael Friedrich, Abdurishid Yakup: Uyghurisch – Lehrbuch. Wiesbaden: Reichert, 2002.
* Tarjei Engesæth, Mahire Yakup, Arienne Dwyer: ''Teklimakandin Salam: hazirqi zaman Uyghur tili qollanmisi – Greetings from the Teklimakan: A Handbook of Modern Uyghur''; University of Kansas Scholarworks, Lawrence KS 2009, ISBN 978-1-936153-03-9 (Lehrbuch), ISBN 978-1-936153-04-6 (Audio). (Lehrbuch und Audio: [[hdl:1808/5624]])

=== Wörterbücher ===
* ''Hǝnzuqǝ-Uyƣurqǝ Luƣǝt, sinak nus’hisi / Han Wei cidian, shibianben'' 《汉维词典,试编本》 (Chinesisch-Uigurisches Wörterbuch, Versuchsausgabe). Ürümqi: Xinjiang hǝlⱪ nǝxriyati / Xīnjiāng rénmín chūbǎnshè 新疆人民出版社, 1974.
* ''Uyƣurqǝ-Hǝnzuqǝ luƣǝt / Wei Han cidian'' 《维汉词典》 (Uigurisch-chinesisches Wörterbuch). Ürümqi: Xinjiang hǝlⱪ nǝxriyati / Xīnjiāng rénmín chūbǎnshè 新疆人民出版社, 1982.
* Mirsultan Osmanof, Zayit Eli: '' Uyƣurqǝ-Hǝnzuqǝ luƣǝt / Wei-Han da cidian'' 《维汉大词典》 (Großes Uigurisch-Chinesisches Lexikon). Beijing: Millǝtlǝr nǝxriyati / Mínzú chūbǎnshè民族出版社, 2006.
* Liào Zéyú 廖泽余, Mǎ Jùnmín 马俊民 (Hg.): ''Uyƣurqә–Hәnzuqә luƣәt'' {{lang|ug| ئۇيغۇرچە-خەنزۇچە لۇغەت }} / ''Wéi–Hàn cídiǎn'' 《维汉词典》 (Uigurisch-chinesisches Wörterbuch). Ürümqi: {{lang|ug|شىنجاڭ خەلق نەشرىياتى}}, 2000; ISBN 7-228-05811-9.
* Mirsultan Osmanof {{lang|ug|مىرسۇلتان ئوسمانوف}} (Hg.): ''Ⱨazirⱪi zaman Uyƣur әdәbiy tilining imla wә tәlәppuz luƣiti'' {{lang|ug|ھازىرقى زامان ئۇيغۇر ئەدەبىي تىلىنىڭ ئىملا ۋە تەلەپپۇز لۇغىتى}} (Orthografisches und orthoepisches Wörterbuch der modernen uigurischen Schriftsprache). Ürümqi: {{lang|ug|شىنجاڭ خەلق نەشرىياتى}}, 1997; ISBN 7-228-04090-2.
* Әnwәr Jappar {{lang|ug|ئەنۋەر جاپپار}}, Ablәt Imin {{lang|ug|ئابلەت ئىمىن}}, Abdurahman Әbәy {{lang|ug|ئابدۇراخمان ئەبەي}} (Hg.): ''Hәnzuqә–Uyƣurqә qong luƣәt'' {{lang|ug|خەنزۇچە-ئۇيغۇرچە چوڭ لۇغەت}} / Hàn–Wéi dà cídiǎn 《汉维大词典》 (Großes chinesisch-uigurisches Wörterbuch), 2&nbsp;Bde. Ürümqi: {{lang|ug|شىنجاڭ ياشلار-ئۆسمۈرلەر نەشرىياتى}}, 2006; ISBN 7-5371-3764-1.


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Commons|Uyghur language|Uigurische Sprache}}
* [http://ug.wikipedia.org/ Wikipedia in uigurischer Sprache]
{{Wikipedia|ug|Uigurisch}}
* [http://www.omniglot.com/writing/uyghur.htm Arabisches Alphabet der Uiguren]
* Simon Ager: [http://www.omniglot.com/writing/uyghur.htm Uyghur (Уйғур /{{ug|ئۇيغۇر&lrm;}}) auf omniglot.com] (englisch)
* [http://www.uighurlanguage.com/ Arabisches und Neues Uigurisches Lateinalphabet]


== Anmerkungen ==
[[Kategorie:Einzelsprache]]
<references group="A" />


== Einzelnachweise ==
[[ast:Uigur]]
<references />
[[en:Uyghur language]]

[[fr:Ouïgour]]
{{Normdaten|TYP=s|GND=7563729-7}}
[[ja:ウイグル語]]

[[zh:维吾尔语]]
[[Kategorie:Turksprachen]]
[[Kategorie:Einzelsprache]]
[[Kategorie:Uiguren]]

Aktuelle Version vom 5. April 2025, 04:46 Uhr

Uigurisch
ئۇيغۇرچەUyghurche
УйғурчәUyƣurqə
维吾尔语Wéiwú'ěryǔ

Gesprochen in

China Volksrepublik Volksrepublik China,
Kirgisistan Kirgisistan,
Kasachstan Kasachstan
Sprecher 10.389.840[1]
Linguistische
Klassifikation
Offizieller Status
Amtssprache in Xinjiang, VR China
Sprachcodes
ISO 639-1

ug

ISO 639-2

uig

ISO 639-3

uig

Die uigurische Sprache oder das Uigurische (uigurisch ئۇيغۇرچە Uyghurche, kyrillisch Уйғурчә, Уйғур тили, Yengi Uyƣurqə, chinesisch 維吾爾語 / 维吾尔语, Pinyin Wéiwú'ěryǔ, auch ئۇيغۇر تىلى Uyƣur tili, Uyghur tili) ist eine Turksprache, die vor allem von den im Autonomen Gebiet Xinjiang der Volksrepublik China beheimateten Uiguren gesprochen wird.

Uigurisch wird heute mit einem modifizierten persisch-arabischen Alphabet geschrieben.

Bezeichnungen und Abgrenzung

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In der turkologischen Forschung in der Türkei wird die Sprache „uigurisches Türkisch“ (Uygur Türkçesi) genannt. Im 19. Jahrhundert und frühen 20. Jahrhundert wurde die Sprache als „Türkisch“ (Turki) bezeichnet, in der deutschen Turkologie bis weit ins 20. Jahrhundert auch als „Osttürkisch“. Vorläufer ist das „Tschagataiische“.

Von der hier behandelten uigurischen Sprache ist die Sprache der mittelalterlichen Uiguren und der nach ihnen benannten, in größerer Zahl an diversen Fundorten in Xinjiang aufgefundenen sogenannten uigurischen Texte vom 9. bis 17. Jahrhundert zu unterscheiden. Die Sprache dieser Texte und die der mittelalterlichen Uiguren wird dem Altuyghurischen oder Alttürkischen zugerechnet. Nachkommen der mittelalterlichen Uiguren sind die Yugur, soweit sie nicht den Islam angenommen und in der heute als Uiguren bezeichneten islamischen und turksprachlichen Bevölkerung Xinjiangs aufgegangen sind.

Für frühes Lernalter visualisierte uigurische Begriffe (Wörter in arabisch- und lateinisch-uigurischer Schrift)

Uigurisch weist gemeinsame Merkmale, aber auch deutliche Unterschiede im Vergleich zu anderen Turksprachen auf.[2] So ist beispielsweise das allen Altaischen Sprachen gemeinsame Merkmal der Vokalharmonie im Uigurischen und dort insbesondere innerhalb von Wortstämmen verhältnismäßig schwach ausgeprägt. Ein weiteres Merkmal der uigurischen Phonetik ist das Erweichen von Vokalen und Konsonanten. Von anderen Turksprachen hebt sich Uigurisch zudem durch das Vorhandensein einer weit höheren Anzahl von Homonymen ab (wie etwa at für „Pferd“ und „Name“). Neben einem mit anderen Turksprachen gemeinsamen Wortschatz, der auch einige altertümliche Wörter aufweist (wie etwa al– für „nehmen“) hat Uigurisch andere altertümliche, aber nicht mehr aus anderen Turksprachen bezeugte Wörter bewahrt und weist auch rein uigurische Wörter auf. Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal liegt mit der Bedeutungsänderung älterer oder übersetzter Wörter vor. Von anderen Turksprachen, soweit diese nicht ebenfalls in China gesprochen werden, unterscheidet sich Uigurisch zudem und durch seine große und schnell wachsende Anzahl chinesischer Lehnwörter. Allerdings enthielt der uigurische Wortschatz noch im Jahre 1944 zu 49 Prozent aus originär uigurischen, zu 33,4 Prozent aus arabischen und zu 7,5 Prozent aus persischen Wörtern, während Russisch und andere europäische Sprachen 5,5 Prozent und Chinesisch lediglich 2 Prozent des Wortschatzes stellten.[3]

Die Entlehnung aus dem Arabischen ins Uigurische nahm ihren Anfang im 14. und 15. Jahrhundert und diente in erster Linie als religiös-islamisches Vokabular. Die persischen Lehnwörter bezeichnen zu über der Hälfte konkrete Ideen und Namen von Gegenständen, während es sich beim Rest um arabische Lehnwörter handelt, die zunächst ins Persische aufgenommen und dann ins Uigurische übernommen wurden. Russische und andere europäische Lehnwörter sind jüngeren Datums und dienen hauptsächlich als technisches Vokabular (wie etwa aptomobil für „Auto[mobil]“) oder für einige politische Begriffe (wie etwa puroletariyat für „Proletariat“). Chinesische Lehnwörter schließlich können in solche alten Typs – die bereits vor 1949 verwendet wurden – und solche neuen Typs unterschieden werden. Diejenigen des alten Typs waren eher in der ländlichen Bevölkerung vertreten, da in den Städten lebende uigurische Intellektuelle chinesische Lehnwörter verachteten.[3]

Die neuuigurische Schriftsprache wurde ab 1921 in Russisch-Turkestan gebildet und ab 1949 auch als Schriftsprache der Uiguren in Xinjiang übernommen.[4][5] Bevor 1921 beschlossen wurde, den verschiedenen türkischen Dialekten der heutigen modernen Uiguren den gebräuchlichen Namen „Uiguren“ zu geben, waren die Uiguren von Russisch-Turkestan Taranchi („Bauern“) genannt worden, während die Sprache der Uiguren Xinjiangs unter den Bezeichnungen für die verschiedenen Oasen-Dialekte, in denen sie lebten, bekannt war, wie beispielsweise Qasgharliq (dt. etwa: „Kaschgarisch“) oder Turfanliq (dt. etwa: „Turpanisch“).[6] Obwohl die Sprache heute „Uigurisch“ genannt wird und ein uigurischer nationaler Mythos einer direkten Abstammung von den Alten Uiguren besteht,[7] geht diese neuuigurische Sprache nicht auf das zu den nordtürkischen Sprachen gehörende Altuigurisch zurück[4] und es liegt keine direkte Abstammung der heutigen Uiguren von den Uiguren des 8. Jahrhunderts vor,[5] vermutlich nur mit Ausnahme der „Gelben Uiguren“,[5][A 1] in deren Sprache das Altuigurisch fortlebt, während eine weitere direkte sprachliche Herleitung zu den Salaren unklar ist.[4] Die meisten Sprachklassifikationen stellten das moderne Uigurisch nicht nur in sprachverwandtschaftliche Verbindung zu bestimmten usbekischen und kirgisischen Dialekten, sondern auch zu weitaus kleineren Sprachgruppen wie den „Gelben Uiguren“ (Säriq) und Salaren.[5] Uigurisch geht demnach ebenso wie das ihm sehr ähnliche Usbekisch auf die Tschagataische Sprache zurück, die als türkische Literatursprache des islamischen Zentralasiens vom Mittelalter bis zum Ende des 19. Jahrhunderts diente.[6]

Die uigurische Sprache gehört zur Sprachfamilie der Turksprachen innerhalb der Gruppe der Altaischen Sprachen.[8][2] Innerhalb der Turksprachen wird das Uigurische in den Zweig der karlukischen Sprachen eingeordnet[9] und steht dem Usbekischen besonders nahe.[7][10]

Zusammen mit der usbekischen Sprache zählt die uigurische Sprache zu den karlukischen Sprachen[11], einer Unterkategorie der Turksprachen. Andere uigurische Sprachen sind Yugur, Ainu und Ili Turki.

Geografische Verteilung

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Die meisten Uigurisch-Sprecher leben heute in Xinjiang, während das ehemals sowjetische Gebiet Zentralasiens eine weit kleinere Gruppe beheimatet.

Die uigurische Sprache ist die Muttersprache von rund 7,6 Millionen Menschen. 1990 gaben bei der chinesischen Volkszählung über 7,214 Millionen Menschen Uigurisch als Muttersprache an; davon in Xinjiang allein 4,7 Millionen. 1,15 Millionen gaben Hotan, 25.000 Yuli, 2.000 Akto-Turkmenisch und rund 120 Ili-Türkisch als Muttersprache an. Starke uigurische Minderheiten existieren in den Nachbarländern Kasachstan (185.301), Kirgisistan (36.779) und Usbekistan (33.762), kleinere Minderheiten (3.000 Uiguren) lebten 1990 in Afghanistan, Pakistan, Indien, 1.000 in der Mongolei und 500 in der Türkei.

Verbreitung der uigurischen Sprache in China (rot) mit Kennzeichnung spärlich besiedelter Gebiete (rosa)
Verbreitung der Turksprachen (hell-rosa) in China mit Kennzeichnung spärlich besiedelter Gebiete (weiß)

Dialekte und Soziolekte

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Die uigurische Sprache zerfällt bis heute in zahlreiche Dialekte, die mit Ausnahme des „Dolan-Dialektes“ und des „Ili-Türkischen“ nach den Hauptorten ihrer Sprecher benannt sind: Kashi (Kaschgar), Yeni (Yengisar), Shache (Yarkant), Hotan (Hotan), Keriya (Keriya), Qarqan (Qarqan), Aksu, Karaxahr (Karaschahr), Kuqa (Kuqa), Turpan (Turpan), Hami (Kumul), Ürümqi (Ürümqi), Yuli (Lopnur), Dolan, Ili-Türki (Kuldscha, Gulja, Tarantschi) und Akto Türkmen.

  • Der Dolan-Dialekt wird in den Oasengebieten rund um das Tarimbecken bzw. der Taklamakan-Wüste gesprochen.
  • Das Ili-Türkische ist als Übergangsdialekt zwischen Tschagataiisch und Kyptschak-Usbekisch anzusiedeln. Es stammt aus dem usbekisch-kirgisischen Grenzgebiet des Ferganatales und wird nur noch von meist älteren Personen gesprochen. Die Sprachträger kamen vor rund 200 Jahren nach Xinjiang.
  • Das Akto-Turkmenische gilt als ein besonderer uigurischer Dialekt, der 500 eigenständige Wörter besitzt. Auch besitzen die Akto-Turkmenen eigenständige Sitten und Gebräuche; ihrer Herkunftssage nach stammen sie aus Samarkand. Die Akto-Turkmenen siedeln in 2 Dörfern (Kösarap und Oytak). Die nächste größere Ortschaft ist Akto, südlich von Kaschgar.

(Offiziell werden die Akto-Turkmenen von der chinesischen Zentralregierung den Kirgisen zugerechnet, während sie sich selbst den Uiguren zugehörig fühlen.) Das Neu-Uigurische ist – obschon von manchen türkischen Historikern und von heutigen Sprachträgern behauptet – nicht als direkte Fortsetzung des Alt-Uigurischen anzusehen. Vielmehr wurde der Name Uygur auf einem Kongress der Turkvölker Turkestans in West-Turkestan (Taschkent) angenommen und auf einen großen Bevölkerungsteil des östlichen Turkestan übertragen.

Phonetik und Phonologie

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Das Uigurische unterscheidet 23 Konsonantenphoneme: [12]

Phonem b p m f w d t n l r z s ʤ ʧ (ʒ) ʃ j ɡ k ŋ q χ ʁ h
Rechtschreibung Lateinisch b p m f w d t n l r z s j/zh q/ch x/sh y g k ng h ƣ
Arabisch ب پ م ف ۋ د ت ن ل ر ز س ج چ ژ ش ي گ ك ڭ ق خ غ ھ
Kyrillisch б п м ф в д т н л р з с җ ч ж ш й г к ң қ х ғ һ

Der Konsonant /f/ kam im Uigurischen ursprünglich nicht vor.

In der modernen Schriftsprache wird er in neueren Lehnwörtern aus dem Chinesischen und aus dem Russischen geschrieben, in der Umgangssprache jedoch häufig durch /p/ ersetzt.[13]

Uigurisch Bedeutung Herkunftswort Herkunftssprache
fuŋ (fuŋ) Fen (Währungseinheit) Chinesisch
mofaŋ (mopaŋ) Mühle 磨坊
familɛ (pamilɛ) Familienname фамилия Russisch
fabrika (pabrika) Fabrik фабрика

In älteren Lehnwörtern aus dem Chinesischen, Persischen und Arabischen wurde /f/ regelmäßig durch /p/ ersetzt und wird auch so geschrieben.[14]

Uigurisch Bedeutung Herkunftswort Herkunftssprache
pintoza Nudeln fěntiáozi 粉条子 Chinesisch
sɛjpuŋ Schneider cáiféng 裁缝
paʃ aufdecken fāš فاش Persisch
dap Handtrommel dāf داف
pikir Meinung fikr فكر Arabisch
pɛrq Unterschied farq فرق

Stimmhafte Konsonanten werden am Wortende stimmlos gesprochen (Auslautentsonorisierung) und geschrieben.[15]

Das Uigurische unterscheidet 8 Vokalphoneme:[16]

Phonem i e ɛ a o ø u y
Rechtschreibung Lateinisch i e ə a o ɵ u ü
Arabisch ى ې ە ا و ۆ ۇ ۈ
Kyrillisch и е ә а о ө у ү

Der Vokal /i/ wird meist [ɪ] gesprochen; in der Umgebung der Konsonanten q, ʁ, χ und ŋ nähert er sich [ɤ], nach s und z wird er häufig [z̩] gesprochen. Der Vokal /ɛ/ nähert sich in der Umgebung der Konsonanten q, ʁ, χ, ŋ und h einem offeneren [æ]. Der Vokal /a/ wird meist [ɑ] gesprochen. Der Vokal /o/ wird meist [o] gesprochen; in der Umgebung der Konsonanten q, ʁ, χ und ŋ nähert er sich [ɔ].

Die Vokale /i/, /u/ und /y/ werden in der Umgebung stimmloser Vokale häufig stimmlos gesprochen.

Konsonantenhäufungen werden zum Teil durch epenthetische Vokale aufgelöst:[17]

Beispiel mit Epenthese Bedeutung
stakan istakan Glas
plan pilan Plan
klup kulup Club
grammatika girammatika Grammatik
ponkt ponkit Punkt

Das Uigurische kennt wie andere Turksprachen Vokalharmonie. Durch Umlautphänomene (s. u.) wird die Vokalharmonie teilweise verschleiert.

Vokalharmonie innerhalb des Wortstammes

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Wenn in einem mehrsilbigen Wort in der erste Vokal /ɛ/, /ø/, /y/, /i/ oder /e/ ist, dann kommt in den folgenden Silben meist /ɛ/, /y/ oder /i/ vor.

Wenn der erste Vokal /a/, /o/ oder /u/ ist, kommt in den folgenden Silben meist /a/ oder /u/ vor.[18]

Vokalharmonie der Suffixe

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Suffixe, die nach dem Gesetz der Vokalharmonie je nach Vokalen des Wortstammes variieren, haben entweder zwei Formen mit a und ɛ oder zwei Formen mit u und y. Suffixe mit dem Vokal i können an alle Wortstämme treten.[19]

In einsilbigen Wörtern werden a und ɛ vor Suffixen mit den Vokalen i und ɛ meist zu e oder i.[20]

In mehrsilbigen Wörtern werden a und ɛ vor Suffixen meist zu i.[21]

So wie in anderen Turksprachen wird in mehrsilbigen Wörtern meist die letzte Silbe betont, und wenn der Wortstamm durch Suffixe erweitert wird, geht die Betonung jeweils auf das letzte Suffix über.[22]

Neben turksprachigen Erbwörtern gibt es im Uigurischen zahlreiche persische Lehnwörter. Internationalismen wurden häufig aus dem Russischen übernommen. Außerdem gibt es viele Lehnwörter aus dem Chinesischen.

Herkunftssprache Ursprungswort Ursprungswort (IPA) Uigurisch Uigurisch (IPA) Deutsch
Persisch افسوس [æfˈsus] əpsus ئەپسۇس /ɛpsus/ Mitleid
گوشت [ɡoʃt] gɵx گۆش /ɡøʃ/ Fleisch
Arabisch ساعة [ˈsaːʕat] (Status constructus) saət سائەت /saʔɛt/ Stunde
Russisch велосипед [vʲɪləsʲɪˈpʲɛt] welsipit ۋېلسىپىت /welsipit/ Fahrrad
доктор [ˈdoktər] dohtur دوختۇر /doχtur/ Doktor (Arzt)
поезд [ˈpo.jɪst] poyiz پويىز /pojiz/ Zug
область [ˈobləsʲtʲ] oblast ئوبلاست /oblast/ Oblast, Region
телевизор [tʲɪlʲɪˈvʲizər] telewizor تېلېۋىزور /televizor/ Fernsehgerät
Englisch radio [ˈɹeɪdiːəʊ] radiyo رادىئو /radijo/ Radio
telephone [ˈtɛləfəʊn] telefon تېلېفون /telefon/ Telefon
Chinesisch 凉粉, liángfěn [li̯ɑŋ˧˥fən˨˩] ləmpung لەڭپۇڭ /lɛmpuŋ/ Agar-Agar
豆腐, dòufu [tou̯˥˩fu˩] dufu دۇفۇ /dufu/ Tofu

Die als alttürkisch oder alt-uyghurisch bezeichneten, vorislamischen türkischen Sprachen im Gebiet der heutigen Mongolei und des heutigen China wurden mit den sogenannten Orchon-Runen geschrieben, später auch mit einem eigenen uigurischen Alphabet. Dessen Schreibrichtung änderte sich unter chinesischem Einfluss in eine vertikale von oben nach unten. So wurde es von den Mongolen übernommen. Nach der Annahme des Islam schrieben die turksprachigen Völker Zentralasiens ihre Idiome mit einem angepassten arabischen Alphabet.[23] In Fortwirkung der altuigurischen Tradition wurde auch in der an sich vokallosen arabischen Schrift die Vokale bezeichnet (sogenannte Plene-Schreibung). Als Schriftsprache setzte sich die tschagataische Sprache durch, die ab dem 17. Jahrhundert in lokale Varietäten zerfiel und ab dem 20. Jahrhundert durch die (neu-)uigurische Sprache abgelöst wurden.

Für diese (neu-)uigurische Sprache wuree in Xinjiang in den 1920er bis 1940er Jahren mit lateinischen und kyrillischen Alphabeten experimentiert. 1969 wurden für mehrere Turksprachen in China Lateinschriften eingeführt, die vor allem an die Pinyin-Transkription für das Chinesische angelehnt waren (z. B. x für ش [ʃ], q für چ [ʧ]), so auch für das Uigurische. 1987 wurde diese Lateinschrift abgeschafft und wieder ein arabisch-persisches Alphabet eingeführt, in dem jedoch im Gegensatz zur alten Rechtschreibung alle Vokale klar unterschieden werden.

In Kasachstan wird für die uigurische Sprache das kyrillische Alphabet verwendet.

Allgemeine Beschreibungen und Grammatiken

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  • Zhào Xiāngrú 赵相如, Zhū Zhìníng 朱志宁: Wéiwú’ěryǔ jiǎnzhì 《维吾尔语简志, 北京民族出版社》 (Abriss der uigurischen Sprache). Beijing: Mínzú chūbǎnshè 民族出版社, 1985.
  • Angelika Landmann: Uighurisch: Kurzgrammatik; Harrassowitz, Wiesbaden 2012, ISBN 978-3-447-06680-8
  • Huá Jǐnmù 华锦木 (Hg.): Ⱪollinixqan Uyƣur tili قوللىنىشچان ئۇيغۇر تىلى / Shíyòng Wéiyǔ 《实用维语》 (Praktisches Uigurisch), 2 Bde. Ürümqi: Xīnjiāng Wéiwú’ěr Zìzhìqū rénshìtīng 新疆维吾尔自治区人事厅, 2002.
  • Hamit A. Zakir / Hǝmit Zakir خەمىت زاكىر: Introduction to Modern Uighur / Ⱨazirⱪi zaman Uyƣur tili ھازىرقى زامان ئۇيغۇر تىلى. Ürümqi: Xinjiang University Press / Xinjiang Uniwersiteti nǝxriyati, 2007; ISBN 7-5631-2077-7.
  • Michael Friedrich, Abdurishid Yakup: Uyghurisch – Lehrbuch. Wiesbaden: Reichert, 2002.
  • Tarjei Engesæth, Mahire Yakup, Arienne Dwyer: Teklimakandin Salam: hazirqi zaman Uyghur tili qollanmisi – Greetings from the Teklimakan: A Handbook of Modern Uyghur; University of Kansas Scholarworks, Lawrence KS 2009, ISBN 978-1-936153-03-9 (Lehrbuch), ISBN 978-1-936153-04-6 (Audio). (Lehrbuch und Audio: hdl:1808/5624)
  • Hǝnzuqǝ-Uyƣurqǝ Luƣǝt, sinak nus’hisi / Han Wei cidian, shibianben 《汉维词典,试编本》 (Chinesisch-Uigurisches Wörterbuch, Versuchsausgabe). Ürümqi: Xinjiang hǝlⱪ nǝxriyati / Xīnjiāng rénmín chūbǎnshè 新疆人民出版社, 1974.
  • Uyƣurqǝ-Hǝnzuqǝ luƣǝt / Wei Han cidian 《维汉词典》 (Uigurisch-chinesisches Wörterbuch). Ürümqi: Xinjiang hǝlⱪ nǝxriyati / Xīnjiāng rénmín chūbǎnshè 新疆人民出版社, 1982.
  • Mirsultan Osmanof, Zayit Eli: Uyƣurqǝ-Hǝnzuqǝ luƣǝt / Wei-Han da cidian 《维汉大词典》 (Großes Uigurisch-Chinesisches Lexikon). Beijing: Millǝtlǝr nǝxriyati / Mínzú chūbǎnshè民族出版社, 2006.
  • Liào Zéyú 廖泽余, Mǎ Jùnmín 马俊民 (Hg.): Uyƣurqә–Hәnzuqә luƣәt ئۇيغۇرچە-خەنزۇچە لۇغەت / Wéi–Hàn cídiǎn 《维汉词典》 (Uigurisch-chinesisches Wörterbuch). Ürümqi: شىنجاڭ خەلق نەشرىياتى, 2000; ISBN 7-228-05811-9.
  • Mirsultan Osmanof مىرسۇلتان ئوسمانوف (Hg.): Ⱨazirⱪi zaman Uyƣur әdәbiy tilining imla wә tәlәppuz luƣiti ھازىرقى زامان ئۇيغۇر ئەدەبىي تىلىنىڭ ئىملا ۋە تەلەپپۇز لۇغىتى (Orthografisches und orthoepisches Wörterbuch der modernen uigurischen Schriftsprache). Ürümqi: شىنجاڭ خەلق نەشرىياتى, 1997; ISBN 7-228-04090-2.
  • Әnwәr Jappar ئەنۋەر جاپپار, Ablәt Imin ئابلەت ئىمىن, Abdurahman Әbәy ئابدۇراخمان ئەبەي (Hg.): Hәnzuqә–Uyƣurqә qong luƣәt خەنزۇچە-ئۇيغۇرچە چوڭ لۇغەت / Hàn–Wéi dà cídiǎn 《汉维大词典》 (Großes chinesisch-uigurisches Wörterbuch), 2 Bde. Ürümqi: شىنجاڭ ياشلار-ئۆسمۈرلەر نەشرىياتى, 2006; ISBN 7-5371-3764-1.
Commons: Uigurische Sprache – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
  1. Die Säriq oder „Gelben Uiguren“ leben vorwiegend in der Provinz Gansu und werden von den Han-Chinesen Yugur genannt. Sie praktizieren den Lamaistischen Buddhismus und hängen sozusagen noch der Lebensweise des ersten uighurischen Reichs (744–840) an. (Quelle: Rainer Feldbacher: China: Die Situation der Uighuren in Xinjiang. gfbv.it, Februar 2016, abgerufen am 19. Juni 2020.) Sie wurden als möglicherweise direkte Nachkommen der Uiguren aus dem 8. Jahrhundert angesehen. (Quelle: Larry W. Moses: Uygur. In: Richard V. Weekes (Hrsg.): Muslim Peoples: A World Ethnographic Survey. 2. Auflage. 2 („Maba – Yoruk“). Greenwood Press, Westport/Connecticut 1984, ISBN 0-313-24640-8, S. 830–833.)

Einzelnachweise

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  1. Uigurisch bei Ethnologue
  2. a b Henry G. Schwarz: The Minorities of northern China (= Henry G. Schwarz [Hrsg.]: Studies on East Asia. Band 17). Western Washington University, Bellingham, Washington 1984, ISBN 0-914584-17-0, Chapter 1: Uigur, S. 1–16, S. 5, doi:10.25710/0wac-7e95 (S. i-xiii, 1–309).
  3. a b Henry G. Schwarz: The Minorities of northern China (= Henry G. Schwarz [Hrsg.]: Studies on East Asia. Band 17). Western Washington University, Bellingham, Washington 1984, ISBN 0-914584-17-0, Chapter 1: Uigur, S. 1–16, S. 6 f., doi:10.25710/0wac-7e95 (S. i-xiii, 1–309).
  4. a b c Johannes Meyer-Ingwersen: Ujgurisch. In: Helmut Glück, Michael Rödel (Hrsg.): Metzler Lexikon Sprache. 5. Auflage. J. B. Metzler, Stuttgart 2016, ISBN 978-3-476-02641-5, S. 732, doi:10.1007/978-3-476-05486-9_1 (S. i-xxvi, 1-814).
  5. a b c d Larry W. Moses: Uygur. In: Richard V. Weekes (Hrsg.): Muslim Peoples: A World Ethnographic Survey. 2. Auflage. 2 („Maba – Yoruk“). Greenwood Press, Westport/Connecticut 1984, ISBN 0-313-24640-8, S. 830–833.
  6. a b Karl Reichl: Oral Epics Along the Silk Road: The Turkic Traditions of Xinjiang. In: CHINOPERL. Band 38, Nr. 1, 2019, ISSN 0193-7774, S. 45–63, doi:10.1080/01937774.2019.1633161.
  7. a b Rian Thum: The Uyghurs in Modern China. In: Oxford Research Encyclopedia of Asian History. 11. Juli 2020, abgerufen am 11. Juli 2020 (englisch). Erste Online-Veröffentlichung: 26. April 2018. Auch verfügbar als: Rian Thum: The Uyghurs in Modern China. In: Oxford Research Encyclopedia, Asian History (oxfordre.com/asianhistory). Oxford University Press, USA 2020 (englisch, online [PDF; 902 kB]).
  8. The Editors of Encyclopaedia Britannica: Uighur. Encyclopædia Britannica, inc.: Encyclopædia Britannica, 5. Februar 2020, abgerufen am 24. Mai 2020 (englisch).
  9. Barbara A. West: Encyclopedia of the peoples of Asia and Oceania. Facts On File / Infobase Publishing, New York 2009, ISBN 978-0-8160-7109-8, S. 848.
  10. Barbara A. West: Encyclopedia of the peoples of Asia and Oceania. Facts On File / Infobase Publishing, New York 2009, ISBN 978-0-8160-7109-8, S. 857.
  11. http://www.turkiclanguages.com/www/classification.html
  12. Zhao/Zhu S. 7.
  13. Zhao/Zhu S. 8.
  14. Zhao/Zhu S. 8; weitere Konsonantenallophone siehe z. B. Zhao/Zhu S. 11–13.
  15. Zhao/Zhu S. 26.
  16. Zhao/Zhu S. 4.
  17. Zhao/Zhu S. 14.
  18. Zhao/Zhu S. 16.
  19. Zhao/Zhu S. 19.
  20. Zhao/Zhu S. 23.
  21. Zhao/Zhu S. 23.
  22. Ausnahmen siehe z. B. Zhao/Zhu S. 16.
  23. Uyghur alphabets, pronunciation and language