„Aborigines“ – Versionsunterschied
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{{Dieser Artikel|beschäftigt sich mit den australischen Ureinwohnern; zu dem mythischen latinischen Volk siehe [[Aborigines (Italien)]].}} |
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[[Bild:Aboriginal flag.png|thumb|Flagge der Aborigines, [[Flagge der Aborigines|Flaggenerklärung]]]] |
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Als '''Aborigines''' [{{IPA|apɔˈʁiːgine}}] (v. [[Latein|lat.]] ''ab origine'' „von Beginn an“; engl. [{{IPA|ˌæbəˈɹɪdʒɪni}}]) oder auch Aboriginals werden die Ureinwohner [[Australien (Kontinent)|Australiens]] bezeichnet. Das Wort wird seltener auch für Ureinwohner anderer [[Kontinent]]e benutzt. |
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[[Datei:Australian Aboriginal Flag.svg|mini|[[Flagge der Aborigines]]|alternativtext=Flagge mit oberer Hälfte in Schwarz, unterer Hälfte in Rot; in der Mitte ist ein gelber Kreis, so hoch wie die Hälfte der Höhe]] |
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== Allgemeines == |
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'''Aborigines''' ({{enS}} [{{IPA|ˌæbəˈɹɪdʒɪniːz}}], „Ureinwohner“) ist eine verbreitete Sammelbezeichnung für die [[Indigene Völker|indigenen Völker]] [[Australien]]s. Ihre Vorfahren besiedelten vor etwa 40.000 bis 60.000 Jahren den Kontinent vom Norden ausgehend.<ref>{{Webarchiv |url=http://www.nlc.org.au/articles/cat/our-history/ |text=nlc.org.au |wayback=20130119055001}}: ''History.'' Abgerufen am 29. Januar 2013 (englisch).</ref> |
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Die Aborigines Australiens sind kein [[Ethnie|Volk]], sondern bestehen aus mehreren Völkern und Stämmen. Sie selbst nennen sich ''[[Yolngu]]'' (in Nordaustralien), ''Murri'' (in Ostaustralien), ''Koori'' (Südosten), ''Nanga'' (Süden), ''Nyungar'' (Südwesten) und ''Wonghi'' (Westaustralien). Die [[Torres Strait Insulaner]], welche von den [[Torres Strait Inseln]] stammen, sind mit den Aborigines nicht verwandt. |
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Aborigines bezeichnet als Sammelbegriff [[Ethnie]]n, also [[Volk|Völker]], Stämme oder [[Clan]]s, mit oft höchst unterschiedlichen Gebräuchen und Sprachen. Je nach Definition und Quelle gab es vor der Ankunft der Briten etwa 200 bis 700 verschiedene [[Stämme der Aborigines]],<ref>N. Tindale: ''Aboriginal Tribes of Australia.'' 1974, ISBN 0-520-02005-7.</ref><ref name="Tindale Map">[https://www.samuseum.sa.gov.au/collection/archives/language_groups Karte von Tindale (1974) ''Tribal Boundaries in Aboriginal Australia'']</ref><ref name="AIATSIS Map">{{Webarchiv |url=http://www.aiatsis.gov.au/aboriginal_studies_press/aboriginal_wall_map/map_page |text=AIATSIS: ''Aboriginal Australia'' |wayback=20080213022207}}</ref> die vorwiegend als [[Jäger und Sammler]] lebten. Mit der Ankunft der Europäer ab 1788 sank ihre Zahl von geschätzten 300.000 bis 1.000.000 Einwohnern auf 60.000 im Jahr 1920,<ref name="ABS 2004" /> vor allem wegen [[Infektionskrankheit|eingeschleppter Krankheiten]], aber auch durch gewaltsame Konflikte mit den Siedlern um Landrechte. |
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Die Bewohner der vorgelagerten Insel [[Tasmanien]] lebten - trotz gemeinsamer Vorfahren - tausende von Jahren durch die Bass-Straße getrennt und entwickelten daher eine völlig eigenständige Kultur. |
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Etwa drei Viertel der 2006 rund 464.000 Aborigines<ref name="ABS Demografie">ABS (2006) {{Webarchiv |url=http://www.ausstats.abs.gov.au/ausstats/subscriber.nsf/0/38644B6D33F2EF79CA257418000E9E1A/$File/47130_2006.pdf |text=''Population Characteristics. Aboriginal and Torres Strait Islander Australians'' |wayback=20091025115417}} (PDF, englisch), zugegriffen am 18. November 2008.</ref> leben in Städten und haben sich weitgehend der modernen Lebensweise angepasst,<ref name="2002 National Aboriginal and Torres Strait Islander Social Survey">ABS (2002) [http://www.abs.gov.au/ausstats/abs@.nsf/00000000000000000000000000000000/294322bc5648ead8ca256f7200833040!OpenDocument ''National Aboriginal and Torres Strait Islander Social Survey''] (englisch).</ref> da die Behörden in Australien jahrzehntelang eine, oft gewaltsame, [[Assimilation (Soziologie)|Assimilationspolitik]] betrieben. Am ehesten blieben die Traditionen der Aborigines im [[Northern Territory]] erhalten, wo die Europäer erst spät siedelten. Dort leben sie in den meisten Orten unter sich, weswegen hier auch noch fast 60 % der Aborigines zu Hause eine der indigenen [[Australische Sprachen|australischen Sprachen]] sprechen.<ref name="ABS Demografie" /> |
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Alle [[Indigene Völker Australien-Ozeaniens|australischen Ureinwohner]] sind von brauner bis tiefschwarzer [[Hautfarbe]] mit schwarzem Haar, ihre Stirn ist fliehend. Die Lippen sind meist sehr ausgeprägt. |
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== Name == |
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Der Name wurde [[1770]] erstmals von den ersten weißen Entdeckern ([[James Cook]]) eingeführt. |
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[[Datei:Bathurst Island men.jpg|mini|Aborigines der [[Bathurst-Insel (Australien)|Bathurst-Insel]] 1938|alternativtext=drei Aborigines verschiedenen Alters mit muskulösen Oberkörpern, welche mit ernstem Blick in die Kamera schauen]] |
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Eigentlich sind die Aborigines keine einzelne [[Kultur]], sondern eine ganze Ansammlung entfernt miteinander verwandter Kulturen. Sie sprechen insgesamt 150 [[Sprache]]n (bei der Entdeckung Australiens waren es noch 250). Diese Sprachen sind möglicherweise alle untereinander verwandt, dies bleibt aber Gegenstand weiterer linguistischer Forschungen. |
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Das Wort ''Aborigine'' (aus dem [[latein]]ischen ''ab origine'' „von Beginn an“) bedeutet im Englischen allgemein [[Ureinwohner]]; es war ursprünglich die Bezeichnung für die Ureinwohner in [[Latium]] ([[Aborigines (Italien)]]), einer Region im zentralen [[Italien]].<ref>[https://www.duden.de/rechtschreibung/Aborigine_Ureinwohner_Australiens Duden online], zugegriffen am 26. April 2009.</ref> Als Name speziell für die Ureinwohner Australiens wurde es erstmals 1803 schriftlich dokumentiert.<ref>[http://www.oed.com/view/Entry/243055?rskey=oTaYHr&result=1#eid Oxford English Dictionary: ''Aborigines''] (englisch), zugegriffen am 5. April 2009.</ref> Heute gilt ''Aborigines'' in Australien als abwertend, veraltet und unangemessen und wird unter anderem durch ''Aboriginal'' ersetzt. Zur Begründung heißt es, das Substantiv ''Aborigines'' verweise auf die koloniale Vergangenheit des Kontinents und lasse die australischen Ureinwohner als einheitliche Masse erscheinen. Dagegen werde durch das substantivisch verwendete Adjektiv ''Aboriginal'' die Vielzahl und Unterschiedlichkeit der so bezeichneten Gruppen anerkannt.<ref>[https://www.workingwithindigenousaustralians.info/content/Indigenous_Australians_3_Approrpiate_Terms.html ''What's the appropriate term: Aboriginal … First nation.''] Working with Indigenous Australians</ref> Sich selbst bezeichnen Aborigines meist in ihren jeweiligen Sprachen, zum Beispiel Koori im Südosten Australiens, Yoingu im Norden, Murri im Osten, Nanga im Süden, Wonghi im Westen, Nyungar im Südwesten, oder Anangu im Zentrum. In englischer Sprache nennen sie sich ''black fellas.''<ref name="Jungehüsling">Julica Jungehülsing: ''Die Sendungsbewussten.'' In: ''Geo Spezial Australien.'' Gruner + Jahr, Heft 6, Hamburg 2013, S. 70–75, S. 73, {{ISSN|0723-5194}}.</ref> Die deutsche Sprache benutzt weiterhin den Begriff Aborigine.<ref>Duden online [https://www.duden.de/rechtschreibung/Aborigine_Ureinwohner_Australiens ''Aborigine''], zugegriffen am 2. Juli 2012.</ref> |
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Die meisten [[Stamm|Stämme]] leben [[nomaden|halbnomadisch]] und ziehen mit den [[Jahreszeiten]] innerhalb eines abgegrenzten Areals umher, dessen Größe sich nach der Fruchtbarkeit des Landes richtet. |
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Im deutschen Sprachgebrauch werden unter dem Begriff ''Aborigines'' meist alle Ureinwohner des Kontinents verstanden, während man in Australien zwischen ''Aborigines'' und den [[Torres-Strait-Insulaner]]n, den ursprünglichen Bewohnern der Inseln in der [[Torres-Straße]] in der [[Meerenge]] zwischen dem australischen Kontinent und [[Neuguinea]] unterscheidet. Im dortigen Sprachgebrauch spricht man von den ''Aboriginals and Torres Strait Islanders, First Australians'' oder ''Indigenous People,'' wenn die Gesamtheit der Ureinwohner des [[Australien|Staates Australien]] und deren Abkömmlinge bezeichnet werden soll. |
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Verbreitet ist bei fast allen Stämmen eine [[Religion]], die sich um die [[Traumzeit]] entwickelt hat, ein durch [[Meditation]] einsehbares [[Totenreich]], in dem viele mystische Kreaturen der Vorzeit und die alten Vorfahren leben. Zahlreiche [[Höhlenmalerei]]en und [[Schnitzkunst]]werke, die von den Ureinwohnern regelmäßig erneuert werden, zeigen die Wesen der Traumzeit und stammen laut den meisten Stämmen auch ursprünglich von diesen. |
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Mit [[Australneger]] wurden früher im deutschsprachigen Raum die Aborigines Australiens bezeichnet. Dieser Begriff stammt aus den [[Rassentheorie]]n, die vor allem im 19. und bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts weit verbreitet und einflussreich waren; sie gelten heute als überholt und wissenschaftlich nicht mehr haltbar. |
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Vor der Ankunft der Weißen führten die Aboriginal People eine konsequente [[Geburtenkontrolle]] durch, um die Bevölkerungszahl stabil zu halten. Diese basierte primär auf sexuellen [[Tabu]]s, [[Schwangerschaftsabbruch|Abtreibungen]] und [[Kindstötung]]en und wurde damit begründet, dass es für die Nomadenvölker nicht möglich war, mehr als ein Kleinkind pro erwachsene Person mit sich zu tragen. |
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Eine Person wird als ''Aborigine'' definiert, wenn sie Nachkomme von ''Aborigines'' ist, sich selbst als ''Aborigine'' bezeichnet und von der Gemeinschaft, in der sie lebt, als solche akzeptiert wird.<ref>Parliament of Australia (1981) {{Webarchiv |url=http://www.aph.gov.au/LIBRARY/pubs/rn/2000-01/01RN18.htm |text=''The Definition of Aboriginality'' |wayback=20110605063618}} (englisch)</ref> |
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== Kultur == |
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== Kulturareale == |
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Die folgenden Angaben sind notwendigerweise vereinfachend, da sich die vielen Aborigine-Kulturen nicht in wenigen Sätzen beschreiben lassen und sich auch untereinander merklich unterscheiden. |
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[[Datei:Aborigines-Regionen.png|mini|Kulturareale Australiens<ref>David Horten (Hrsg.) (1994): ''The Encyclopaedia of Aboriginal Australia: Aboriginal and Torres Strait Islander History, Society and Culture.'' ISBN 0-85575-234-3, zitiert nach {{Webarchiv |url=http://www.aiatsis.gov.au/asp/map.html |text=AIATSIS |wayback=20150106124431}}</ref> ]] |
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Aufgrund der gemeinsamen Abstammungslinie der australischen [[Population (Anthropologie)|Population]], der mindestens 35.000 Jahre währenden Isolation sowie der vielfältigen gemeinsamen Kulturmerkmale wird Australien auf der globalen [[Maßstabsebene]] als eigenes [[Kulturareal]] betrachtet. |
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=== Soziale Struktur und Politik === |
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Basierend auf der Arbeit von Nicolas Peterson<ref>N. Peterson: ''The natural and cultural areas of Aboriginal Australia.'' In: ''Tribes and boundaries in Australia.'' 1974, ISBN 0-85575-048-0.</ref> wurden die australischen Ethnien nochmals in weitere 17 Kulturareale untergliedert. Grundlage von Petersons Arbeit waren die Haupt-Wasserrouten und ihr Verlauf: Er postulierte, dass die Gruppen der Aborigines entlang der Wasserquellen lebten, dass entlang der Wasserverläufe Wechselbeziehungen zwischen den Gruppen entstanden, die einen kulturellen Austausch, verbunden mit einer relativen kulturellen Homogenität, ermöglichten. Dagegen hätten die Bereiche zwischen den Wasserläufen wegen der Wasser- und Nahrungsarmut natürliche Barrieren gebildet, so dass Beziehungen zu Menschen an anderen Flusssystemen weniger häufig auftraten.<ref>D. Mulvaney (1999): [http://books.google.com/books?id=K8Krrz1WWZcC&pg=PA66&source=gbs_toc_r&cad=0_0#v=onepage&q=peterson&f=false ''Prehistory of Australia'']. ISBN 1-86448-950-2, S. 78.</ref> |
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Die soziale Gliederung der australischen Ureinwohner geschieht nach Alter und Wissen. Die Stammesältesten ''(Elders)'' haben den größten Einfluss. Insgesamt ist die Kultur jedoch sehr egalitär, da die ''Elders'' durch den Gruppenkonsens bestimmt werden und jede Person die Chance hat, sich genügend Wissen anzueignen, um selbst zu einem ''Elder'' zu werden. |
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Das flächenmäßig größte Kulturareal ist das [[Kulturareal Desert]], das etwa 40 % des Landes bedeckt und die [[Arides Klima|ariden]] Teile des Landes mit der [[Simpsonwüste]], [[Gibsonwüste]], der [[Große Sandwüste (Australien)|Großen Sandwüste]] sowie mehreren kleineren Wüsten umfasst. |
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Die ''Elders'' haben großen Einfluss auf die Entscheidungen der Gruppen. Ihr Rat ist meistens ausschlaggebend. Obwohl der Entscheidungsprozess auf dem Gruppenkonsens beruht, haben die ''Elders'' ein [[Vetorecht]] - wenn die Ältesten nicht zustimmen, gilt der Vorschlag als abgelehnt. |
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== Geschichte == |
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Das Leben der Aboriginal People wird von ihren eigenen Gesetzen ("The Law" genannt) bestimmt. ''The Law'' bestimmt die [[Heiratsregel]]n, [[Tabu]]s, territoriale Ansprüche usw. Durch die Interpretation des Gesetzes haben die Ältesten auf diese Weise großen Einfluss auf das Alltagsleben der einzelnen Menschen. |
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[[Datei:Ausbreitung des Menschen nach Australien.png|hochkant=1.7|mini|Erste Wanderungen in den Nahen Osten und nach Australien (M 168 und M 130 bezeichnen Marker im [[Y-Chromosom]])]] |
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[[Datei:Karte von Sunda und Sahul.png|mini|Karte mit Sahul]] |
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[[Datei:Sunda-sahul-wallacea-migration.png|mini|Verlaufswege der ersten menschlichen Migrationen über die [[Sunda (Geologie)|Sunda]] und [[Sahul]]. Um 60.000 bis 50.000 Jahre v. Chr. Grau-gelb: Gebiete, die während der [[Letzte Kaltzeit|letzten Kaltzeit]] oberhalb des [[Höhe über dem Meeresspiegel|Meeresspiegels]] lagen.]] |
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=== Vorgeschichte === |
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Der Zeitpunkt, an dem die indigene Bevölkerung Australien erreichte, ist nicht geklärt. [[Mitochondriale Eva|Mitochondriale DNA-Vergleiche]] (mtDNA) lassen darauf schließen, dass Aborigines Nachfahren von Menschen einer der ersten [[Ausbreitung des Menschen|Emigrationswellen aus Afrika]] sind. Diese Vorfahren haben Afrika vor 100.000 bis 130.000 Jahren verlassen, um sich über [[Europa]], [[Asien]] und entlang der Küste [[Südostasien]]s bis nach Australien auszubreiten. |
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[[David Reich]] (2010) von der [[Harvard University]] fand in Zusammenarbeit mit Mark Stoneking (1997) vom Team des [[Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie|Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie]] zudem genetische Belege dafür, dass die Aborigines sowie kleinere verstreute Gruppen von Menschen in Südostasien, sogenannte [[Negritos|Negrito-Völker]] wie die ''Mamanwa'' auf den [[Philippinen]], ebenfalls DNA der [[Denisova-Mensch]]en besitzen. Allerdings besitzen nicht alle Negrito-Völker DNA der Denisova-Menschen; bei den [[Onge]], Ureinwohnern der Insel [[Little Andaman]], und bei malaysischen ''Jehai'' wurde beispielsweise festgestellt, dass sie kein nachweisbares Denisova-Erbgut besitzen. Diese Daten wurden dahingehend interpretiert, dass der [[Genfluss archaischer Menschen zu Homo sapiens|Genfluss]] auf dem südostasiatischen Festland stattgefunden haben könnte, und legen nahe, dass die Denisova-Menschen einstmals weit in Ostasien verbreitet waren.<ref name="Callaway.">{{Literatur |Autor=Ewen Callaway |Titel=First Aboriginal genome sequenced |Sammelwerk=Nature News |Datum=2011-09-22 |DOI=10.1038/news.2011.551}}</ref><ref name="Reich">{{Literatur |Autor=David Reich u. a. |Titel=Denisova Admixture and the First Modern Human Dispersals into Southeast Asia and Oceania |Sammelwerk=The American Journal of Human Genetics |Band=89 |Nummer=4 |Datum=2011-10-07 |Seiten=516–528 |DOI=10.1016/j.ajhg.2011.09.005 |PMC=3188841 |PMID=21944045}}</ref><ref name="Choi.">{{Internetquelle |autor=Charles Choi |url=http://www.livescience.com/16171-denisovans-humans-widespread-sex-asia.html |titel=Now-Extinct Relative Had Sex with Humans Far and Wide |werk=[[LiveScience]] |datum=2011-09-22 |abruf=2013-10-06}}</ref> |
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Die einheimische Bevölkerung Australiens sieht sich als Teil ihrer natürlichen Umgebung. ''The Law'' kennt sehr strikte Verhaltensregeln im Umgang mit der Natur, was dazu führt, dass die Repräsentanten der Aboriginal Peoples in den australischen Gremien Neuerungen gegenüber sehr zurückhaltend sind. |
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Australien war zu dieser Zeit Teil des Kontinents [[Sahul]] und mit [[Neuguinea]] über eine Landbrücke verbunden. Eine Landbrücke zum asiatischen Festland hat aber nie bestanden, so dass eine Besiedlung Groß-Australiens nicht ohne Überwindung des [[Wallacea (Gebiet)|Wallacea]]-Meeres möglich gewesen wäre. Schwimmend wäre das nicht möglich gewesen, und da die Erfindung seetauglicher Boote vor über 60.000 Jahren als sehr unwahrscheinlich gilt, wird eine sehr frühe Besiedlung Australiens überwiegend abgelehnt. Einige gehen gleichwohl von einer ersten, sehr frühen Einwanderungswelle von Menschen aus, die wegen der [[Toba-Katastrophentheorie|Toba-Katastrophe]] vor etwa 75.000 Jahren fast vollständig ausgestorben seien, weswegen eine engere genetische Verwandtschaft von Aborigines nur noch mit den [[Papua (Völkergruppe)|Papua-Völkern]] in den Bergen Neuguineas<ref>M. Ingman: ''Mitochondrial Genome Variation and Evolutionary History of Australian and New Guinean Aborigines.'' In: ''Genome Res.'' Nr. 7, 13. Juli 2003, S. 1600–1606. PMID 12840039.</ref> und einigen [[Indien|indischen]] Volksgruppen, wie den [[Veddas]], besteht.<ref>A. J. Redd: ''Gene flow from the Indian subcontinent to Australia: Evidence from the Y chromosome.'' In: ''Current Biology.'' Band 12, 16. April 2002, S. 673–677. PMID 11967156.</ref> Der Rest Asiens wurde von einer zweiten Auswanderungswelle aus Afrika wiederbesiedelt. |
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=== Musik === |
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[[Datei:055 Dinjimanne wife daughter w480.jpg|mini|Giles West Camp, South Australia 1903]] |
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Die Aborigines spielen das [[Didgeridoo]], ein [[Blasinstrument]] mit sehr tiefem Klang. Es gibt aber auch vereinzelt Instrumente, die einen hohen Klang haben. Das [[Schwirrholz]] oder auch Bull-Roarer wird nicht als Instrument eingesetzt, sondern ist als Werkzeug spiritueller Wahrnehmungstechniken einzustufen. Schlaginstrumente finden sich seltener, Saiteninstrumente in der traditionellen Musik überhaupt nicht. Wichtigstes "Instrument" ist jedoch die menschliche Stimme. |
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Für die Ankunft der Aborigines wird am häufigsten ein Zeitraum zwischen 40.000 und 50.000 v. Chr. genannt.<ref>John F. O’Connell, Jim Allen: ''Dating the colonization of Sahul (Pleistocene Australia-New Guinea).'' In: ''Journal of Archaeological Science.'' Band 31, 2004, S. 835–853.</ref> Das etwas präzisere Datum von 48.000 v. Chr. basiert auf Messungen von Siedlungen in Nordaustralien mithilfe der [[Thermolumineszenzdatierung]]. Bei vielen anderen Fundstätten wurden durch [[Radiokohlenstoffdatierung]] Daten von 38.000 v. Chr. gemessen. Diese Werte sind zweifelhaft, da die Radiokarbon-Methode nur bis zu 30.000 Jahre gut messen kann. |
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Die Arbeitsgruppe um Alan Cooper<ref>Ray Tobler, Adam Rohrlach, Julien Soubrier, Pere Bover, Bastien Llamas, Jonathan Tuke, Nigel Bean, Ali Abdullah-Highfold, Shane Agius, Amy O’Donoghue, Isabel O’Loughlin, Peter Sutton, Fran Zilio, Keryn Walshe, Alan N. Williams, Chris S. M. Turney, Matthew Williams, Stephen M. Richards, Robert J. Mitchell, Emma Kowal, John R. Stephen, Lesley Williams, Wolfgang Haak, Alan Cooper: ''Aboriginal mitogenomes reveal 50,000 years of regionalism in Australia.'' In: ''Nature.'' Band 544, 13. April 2017, S. 180–184, [[doi:10.1038/nature21416]].</ref> führte eine großangelegte Untersuchung der [[Mitochondriale DNA|mitochondrialen DNA]] von 111 australischen Ureinwohnern durch, die aus Archivmaterial aus der Zeit von 1920 bis 1970 mit Einverständnis der Teilnehmer von der [[Universität Adelaide]]<ref>Aboriginal hair shows 50,000 years connection to country, 9. März 2017, adelaide.edu.au: [https://www.adelaide.edu.au/news/news91042.html (online)]</ref> aufbewahrt und zur Verfügung gestellt worden war.<ref>Aborigines: 50.000 Jahre „heimatverbunden“. DNA-Analyse bestätigt einzigartige Bindung der australischen Ureinwohner an ihr Land. 8. März 2017, www.shh.mpg.de: [https://www.shh.mpg.de/381246/aboriginalhair (online)]</ref> |
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=== Kunst === |
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Es bestätigte sich darin, dass die Einwanderung vor circa 50.000 Jahren von Asien her begann. Die Ausbreitungswege, so Cooper et al., erfolgten über den gemeinsamen Kontinent [[Sahul]] sowohl entlang der Ostküste als auch der Westküste Australiens.<ref>Echoes of an ancient time in Australia. 14. März 2017 pangea.unsw.edu.au: [http://www.pangea.unsw.edu.au/sites/default/files/Echoes%20of%20Ancient%20time%20in%20aus.jpg (online)]</ref> Dabei bildeten die immigrierenden menschlichen Gruppen einzelne lokale und beständige [[Ethnie|Gemeinschaften]] aus. Diese Vermutung wird durch die Untersuchungen einiger [[Linguistik|Linguisten]] belegt, da sich viele [[australische Sprachen]] [[Isolierte Sprachen|isoliert]] entwickelten.<ref>''Genetik: Die Besiedlung Australiens.'' Spektrum der Wissenschaft 5.17, S. 9, [http://www.spektrum.de/magazin/die-besiedelung-australiens/1446169 (online)]</ref> |
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Genetische Untersuchungen haben ergeben, dass die Aborigines einer Auswanderungswelle aus Afrika vor 62.000–75.000 Jahren entstammen.<ref>Eske Willerslev, Morten Rasmussen et al.: ''Science.'' 20. September 2011.</ref> Weitere genetische Studien setzen ihre Etablierung als eigenständige Kulturgruppe auf ein Alter von 50.000 Jahren. Sie trafen auf ihrem Weg nach Australien auf verschiedene andere [[Hominiden]], darunter eine bisher unbekannte Gruppe, deren Gene rund 4 % zu denen der australischen Ureinwohner beigetragen haben.<ref>Anna-Sapfo Malaspinas u. a.: [http://www.nature.com/nature/journal/vaop/ncurrent/full/nature18299.html ''A genomic history of Aboriginal Australia.''] In: ''Nature.'' 21. September 2016 (online), [[doi:10.1038/nature18299]].</ref><ref>Hannah Devlin: [https://www.theguardian.com/australia-news/2016/sep/21/indigenous-australians-most-ancient-civilisation-on-earth-dna-study-confirms ''Indigenous Australians most ancient civilisation on Earth, DNA study confirms.''] In: ''The Guardian.'' 22. September 2016, abgerufen am 22. September 2016.</ref> Die australischen Ureinwohner sind damit die frühesten kontinuierlichen Vertreter des modernen [[Mensch]]en außerhalb Afrikas, denn die heutigen Europäer und Asiaten lassen sich auf eine weitere Auswanderungswelle 24.000 Jahre später zurückführen. |
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[[Bild:Aborigine_kunst.jpg|thumb|right|Röntgenstil-Darstellung des [[Barramundi]]-Fisches, Aborigine-Kunst]] |
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Die Aborigines kennen keine [[Schrift]]. Deshalb ist die [[darstellende Kunst]] eines ihrer wichtigsten Ausdrucksmittel. Aus diesem Grund sind die Traditionen und die Geschichte der Aborigines durch Malen festgehalten worden. Als Untergrund für die Malereien dienen Holz, Rinde, Felsen, aber auch Höhlenwände. |
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Am Warratyi-Felsüberhang in den [[Flinders Ranges]] im Bundesstaat [[South Australia]] konnten im Jahr 2016 Spuren menschlicher Aktivität gesichert werden, deren Alter auf 45.000 bis 49.000 Jahre datiert wurde. Dieses Datum liegt rund 10.000 Jahre vor dem bis dahin akzeptierten Datum für die Besiedlung des inneren Australien. Die Fundstelle hat ebenfalls gezeigt, dass Kunstwerke geschaffen und Werkzeuge von den Menschen benutzt wurden. Diese Funde sind die ältesten ihrer Art in Südostasien und Australien und sind jeweils ebenfalls 10.000 Jahre älter als die bisher bekannten Funde.<ref>Nicola Davies: [https://www.theguardian.com/science/2016/nov/02/humans-arrived-in-australian-interior-49000-years-ago-archaeologists-believe-flinders-ranges ''Humans arrived in Australian interior 49,000 years ago, archaeologists believe.''] In: ''The Guardian.'' 2. November 2016, abgerufen am 3. November 2016.</ref><ref>Giles Hamm, [http://www.nature.com/nature/journal/vaop/ncurrent/full/nature20125.html ''Cultural innovation and megafauna interaction in the early settlement of arid Australia''], in: Nature, 2. November 2016, [[doi:10.1038/nature20125]].</ref> |
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Am bekanntesten in der westlichen Welt sind dabei die für das Nördliche Territorium typischen Punkt- und Strichzeichnungen ([[Pointillismus]]), in der Gegend des [[Kakadu-Nationalpark]]s herrscht der so genannte „Röntgenstil“ vor, und in der Region um Kimberley finden sich insbesondere figürliche Darstellungen von Ahnengeistern (Handabdrücke). |
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Der [[Mungo Man]], dessen Überreste 1974 in der Nähe des [[Lake Mungo]] in [[New South Wales]] gefunden wurden, ist der älteste bisher in Australien gefundene Mensch. Auch wenn sein exaktes Alter unter Wissenschaftlern umstritten ist, geht man von etwa 40.000 Jahren aus. Nahebei wurde [[Mungo Lady]] aus demselben Zeitraum gefunden; bei ihr lässt sich ein komplexes [[Feuerbestattung]]s-Ritual nachweisen. Steinwerkzeuge, die am See gefunden wurden, konnten auf ein Alter von 50.000 Jahren bestimmt werden. Da sich der Lake Mungo im Südosten Australiens befindet, gehen viele Archäologen davon aus, dass die ersten Menschen einige tausend Jahre früher in Nordwest-Australien angekommen sein müssen. |
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Während Mungo Man wegen seiner Schädelform und seiner Größe als graziler Mensch eingestuft wurde, gab es in [[Kow Swamp]] ([[Victoria (Australien)|Victoria]]) Funde von menschlichen Überresten, die als robust eingeordnet und auf ein Alter von etwa 15.000 Jahren geschätzt werden. Zu dieser Zeit währte das letzte [[Weichsel-Kaltzeit|Maximum der jetzigen Eiszeit]]. Die unterschiedlichen Anatomien wurden herangezogen, um Theorien über zwei oder drei Immigrationswellen nach Australien zu untermauern. Es gibt aber keine systematischen Unterschiede in der [[Mitochondriale DNA|mtDNA]] zwischen diesen Skeletttypen, weswegen wieder eher von einer einzigen frühen Immigrationswelle ausgegangen wird. Unterschiede im Aussehen werden nun als evolutionäre Anpassungen an die klimatisch kälteren Bedingungen durch [[Selektion (Evolution)|Selektion]] sowie [[Genfluss]] erklärt.<ref>P. Hiscock (2007): [http://books.google.com.au/books?id=PiHSk5wwfX0C&pg=PA97&dq=gracile+robust+aborigine&lr=&ei=k8PmSaz1IYjQkASjqaCBAw ''Archaeology of Ancient Australia.''] ISBN 0-415-33811-5, S. 96–98.</ref> |
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=== Nach 3000 v. Chr. === |
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Vor etwa 4230 Jahren kam es zu einer Einwanderung von Menschen vom [[Indischer Subkontinent|indischen Subkontinent]] und zur Vermischung mit den Aborigines.<ref>Irina Pugach, Frederick Delfin, Ellen Gunnarsdóttir, Manfred Kayser und Mark Stoneking: Genome-wide data substantiate Holocene gene flow from India to Australia. Proc Natl Acad Sci U S A. 110, 2013, [[doi:10.1073/pnas.1211927110]].</ref> Zu dieser Zeit veränderte sich plötzlich die Verarbeitung von Pflanzenteilen und die Herstellung von Steinwerkzeugen. Auch ist zum Beispiel der [[Dingo]] vor etwa 4000 Jahren wahrscheinlich von [[Timor]] oder über [[Neuguinea]] mit Seefahrern nach Australien gekommen.<ref>P. Savolainen et al.: ''A detailed picture of the origin of the Australian dingo, obtained from the study of mitochondrial DNA.'' In: ''Proc Natl Acad Sci U S A.'' Band 101, Nr. 33, 17. August 2004, S. 2387–12390. PMID 514485, {{PMC|514485}}.</ref> Die heutigen Aborigines ähneln mittlerweile wieder eher der grazilen Form der Menschen. |
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Aus [[Makassar]] kamen möglicherweise seit dem 16. Jahrhundert, sicher ab etwa 1700, jedes Jahr zur Regenzeit Sammler von [[Seegurken]] für mehrere Wochen an die Nordküste und insbesondere ins [[Arnhemland]], wo dieser Aufenthalt die Kultur der [[Yolngu]] beeinflusste.<ref>R. Noel und J. de Costa (2006): [http://books.google.com/books?id=2w5-TCDybrMC&pg=PA35&dq=yolngu+macassar&as_brr=3&ei=Xp3pSdPLFInAlQSo9eWrAQ#PPA33,M1 ''A higher Authority. Indigenous Transnationalism and Australia.''] ISBN 0-86840-954-5, S. 33 ff.</ref> Der erste Europäer, der nachweislich auf Aborigines traf, war [[Willem Jansz]], der 1606 die Westküste Australiens betrat. Danach folgte eine ganze Reihe weiterer [[Liste der europäischen Entdecker Australiens|Entdecker]]. |
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Dagegen lebten die [[Tasmanier]] seit dem Ende der Eiszeit seit etwa 12.000 Jahren von den Aborigines des Festlandes isoliert. Mit steigendem Wasserpegel entstand die 250 km weite [[Bass-Straße]], die [[Tasmanien]] vom Festland trennte. |
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Die Aborigines überstanden alle [[Klimaveränderung]]en und passten sich erfolgreich der wechselnden Umwelt an. Es gibt große Debatten darüber, inwieweit sie ihre Umwelt selbst verändert haben. Eine Diskussion dreht sich um die Rolle der Aborigines bei der Ausrottung der [[Megafauna]] der [[Beuteltiere]]. Manche schreiben dieses Verschwinden dem Klimawechsel zu, andere glauben, dass die Tiere aufgrund ihrer Langsamkeit und Arglosigkeit einfache Beute waren. Eine dritte Möglichkeit wäre, dass das Aussterben durch menschliche Veränderungen an der Umwelt, vor allem durch [[Feuer]], indirekt verursacht wurde. |
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Es gibt Beweise dafür, dass im Laufe der Zeit innerhalb der indigenen australischen Kultur eine substantielle Änderung vorging. [[Felsmalerei]]en an verschiedenen Plätzen in Nordaustralien zeigen deutlich verschiedene Stile, die sich mit verschiedenen historischen Perioden verknüpfen lassen. Einige dieser Felsmalereien legen nahe, dass die letzte große Eiszeit vor 20.000 Jahren mit einer kontinentalen Trockenheit und einer Verbreitung von Sanddünen mit gesunkener Aktivität und größerer Spezialisierung bei der Benutzung von Materialien und Nahrungsmitteln bei den Aborigines einherging. |
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=== Nach 1788 === |
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Die britische Kolonisation Australiens begann 1788 mit der Ankunft der [[First Fleet]] in der [[Botany Bay]]. Die ersten Kontakte zwischen den Mitgliedern der ersten Flotte unter [[Arthur Phillip]] und den Aborigines sollen zunächst vorwiegend friedlich gewesen sein, da Phillip anwies, die Aborigines gut zu behandeln. Man betrieb Handel mit Lebensmitteln, weil die Kolonisten sich noch nicht selbst versorgen konnten. [[Bennelong]], ein Mitglied der [[Eora]], war ein Vermittler zwischen den beiden Kulturen, der Englisch lernte und seine Sprache lehrte und so zu einer Verständigung beitrug.<ref>Watkin Tench: [http://www.gutenberg.org/files/3534/3534.txt ''A Complete Account of the Settlement at Port Jackson.''] Projekt Gutenberg, zugegriffen am 15. März 2009.</ref> |
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[[Datei:Truganini and last 4 tasmanian aborigines.jpg|mini|Die letzte Gruppe von [[Tasmanier]]n, etwa 1860. [[Truganini]] sitzt rechts.]] |
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Nach Schätzungen des Australian Bureau of Statistics sank die Bevölkerung der Aborigines von den ursprünglich 300.000 bis 1 Million bis 1920 auf 60.000.<ref name="ABS 2004">ABS (1994) [http://www.abs.gov.au/AUSSTATS/abs@.nsf/7d12b0f6763c78caca257061001cc588/8dc45512042c8c00ca2569de002139be!OpenDocument Year Book Australia]</ref> Große Teile der Aborigines starben an eingeschleppten Krankheiten wie [[Influenza]] oder bei der [[Pockenepidemie in Australien 1789|Pockenepidemie von 1789]], bei der unter anderem mehr als 50 % der [[Darug (Stamm)|Darug]] starben. Sterilität von Frauen nahm wegen Geschlechtskrankheiten zu, die sie sich vor allem durch Prostitution und Sexsklaverei zuzogen.<ref>J. Flood, S. 124 ff.</ref> Nach Schätzungen von Henry Reynolds<ref>H. Reynolds: ''Dispossession; Black Australia and White Invaders.'' 1989, ISBN 1-86448-141-2.</ref> starben bei gewaltsamen Auseinandersetzungen 3000 Siedler und 20.000 Aborigines. Im 19. und frühen 20. Jahrhundert kam es zu vielen, zum Teil tödlichen Auseinandersetzungen und einer [[Liste der Massaker an Aborigines|Welle von Massakern an Aborigines]], wie zum Beispiel dem [[Myall-Creek-Massaker]] oder dem [[Cape-Grim-Massaker]], an denen in einigen Fällen auch das [[Native-Police-Corps]] teilnahm, eine Polizeitruppe, die hauptsächlich aus Aborigines bestand. Auslöser von Konflikten war zumeist der Zugang zu Nahrungsquellen. Da Schafe und Rinder der Siedler Wasserlöcher und Grasland zerstörten, verloren Aborigines ihre Lebensgrundlage und begannen stattdessen, das Vieh der Siedler zu jagen, um sich zu ernähren. Hinzu kam, dass Aborigines etwas wie Land''besitz'' nicht kannten; sie verstehen sich vielmehr als Bewahrer des Landes, das sie pflegen und hüten, dem sie aber auch entnehmen können, was sie brauchen, solange es dadurch nicht gefährdet wird. |
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In einem Versuch, die Konflikte zu entschärfen, wurden den Völkern der Aborigines in der Mitte des 19. Jahrhunderts von einem Komitee der britischen Regierung Protektorate zugewiesen. Dort sollten sie sich nach dem Vorbild der Kolonialisten Siedlungen errichten und Landwirtschaft betreiben. In Tasmanien wurden bereits in den 1830er Jahren im [[Black War]] mit der [[Black Line]] die Tasmanier zusammengetrieben und nach [[Flinders Island]] deportiert. Der Begriff Black Line geht darauf zurück, dass die Soldaten schwarz gekleidet waren und in einer Linie im Abstand von einigen Metern zum Nebenmann die Einheimischen vor sich hergetrieben haben. Zuletzt wurde in der [[Kulturareal Western Desert|Western Desert]] in den 1950ern und 1960ern durchgesetzt, dass Aborigines ihre traditionelle Lebensweise als nomadische Jäger und Sammler aufgeben und auf dem Gebiet von [[Maralinga Tjarutja]] Atomwaffentests durchgeführt werden sollten. Eine kleine Gruppe aus dem Volk der [[Pintupi]], genannt die ''[[Pintupi Nine]],'' lebte noch bis 1984 als Vollnomaden in traditioneller Lebensweise.<ref>P. Thorley (2006): [http://recollections.nma.gov.au/issues/vol_1_no_2/exhibition_reviews/colliding_worlds/ ''Colliding worlds: first contact in the western desert, 1932–1984.''] (englisch), zugegriffen am 8. April 2009.</ref> |
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''Chief Protectors'' wie [[George Augustus Robinson]] oder die [[Aboriginal Protection Board]]s erhielten später aufgrund von Gesetzen wie dem ''Aboriginal Protection Act 1869'' in [[Victoria (Australien)|Victoria]] weitgehende Rechte; zum Beispiel Kontrolle über die Aborigines hinsichtlich ihres Wohnortes, ihrer Arbeit, ihrer Heiraten, ihres sozialen Lebens und weiterer Aspekte sowie das Recht, über den Verbleib der Kinder zu entscheiden.<ref name="Home" /> |
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Ende des 19. Jahrhunderts errichteten christliche Kirchen auf den Gebieten der Aborigines Missionen, zum Beispiel [[Hermannsburg (Australien)|Hermannsburg]] und begannen, nicht nur die christliche Lehre zu verbreiten, sondern auch medizinische Hilfe und Schulen anzubieten.<ref>W. H. Edwards (1988): [http://books.google.com/books?id=kF-_Pe5WX6UC&pg=PA127&dq=christian+mission+aboriginal+australia&ei=0_LbSdaaD56ykASz2tXXDg ''An Introduction to Aboriginal Societies''], ISBN 1-876633-89-1.</ref> |
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1883 entführte der [[Völkerschau]]–[[Impresario]] [[Robert A. Cunningham]] eine [[Cunninghams Völkerschau der Aborigines 1883-88|Gruppe von neun Aborigines]] in [[Queensland]], um sie zuerst in Nordamerika und von 1884 bis 1887 in Europa zur Schau zu stellen. Die Aborigines wurden als „Wilde“ und „Kannibalen“ angekündigt. Während der Völkerschau starben sechs der neun Aborigines. Von 1892 bis 1898 tourte Cunningham mit einer zweiten Gruppe. Auch bei dieser Völkerschau verstarben sechs Personen.<ref>Roslyn Poignant: ''Professional Savages. Captive Lives and Western Spectacle.'' New Haven, London 2004.</ref> |
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Mit Beginn des 20. Jahrhunderts und bis in die 1970er Jahre wurden Kinder von Aborigines aus ihren Familien in den Reservaten systematisch zwangsweise entfernt und zur Adoption in weiße Familien oder in Missionen gegeben. Die Jungen wurden zu Farmhelfern ausgebildet, die Mädchen zu Haushaltshilfen. War das arbeitsfähige Alter erreicht, wurden sie an die umliegenden Farmen weitergeleitet. Diese Unmenschlichkeit ging mit dem Begriff [[Gestohlene Generationen]] (engl. ''stolen generation'') in die australische und die Menschheitsgeschichte ein. Das hauptsächliche Ziel war es, insbesondere Aborigines mit teilweise weißen Vorfahren zu assimilieren und Teil der weißen Gesellschaft werden zu lassen. Es gab die Überzeugung, dass dadurch nach vier Generationen kein aboriginaler Genanteil mehr vorhanden ist. Betroffen waren je nach Region und Zeitraum etwa 1/10 bis 1/3 aller Kinder.<ref name="Home">Australian Human Rights Commission (1997) [http://www.humanrights.gov.au/Social_Justice/bth_report/report/ ''Bringing them Home'']</ref> Der Bericht ''Bringing them Home'' der Australian Human Rights Commission von 1997 setzte sich mit dem Thema der ''Gestohlenen Generationen'' auseinander und führte dazu, dass der [[National Sorry Day]] eingerichtet wurde. |
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== Politische Bewegungen der Aborigines == |
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[[Datei:David Unaipon.jpg|mini|[[David Unaipon]]: Schriftsteller, Erfinder und Aktivist für die Rechte der Aborigines; heute auf dem 50-Dollar-Schein zu sehen]] |
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=== Menschenrechte === |
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Im Prinzip erhielten Aborigines das Wahlrecht als britische Staatsbürger zusammen mit den weißen Siedlern, als die australischen Kolonien in den 1850er Jahren ihre Selbstbestimmung erlangten. In der Folge führten Queensland 1885, Western Australia 1893 und auch die Northern Territory 1922 Gesetze ein, die die Aborigines ausdrücklich vom Wahlrecht ausschlossen.<ref name="Wahlen">Australian Electoral Commission [http://www.aec.gov.au/Voting/indigenous_vote/indigenous.htm ''Electoral Milestone / Timetable for Indigenous Australians''], zugegriffen am 2. Februar 2013.</ref> Dagegen wurde in [[South Australia]] das seit 1856 bestehende Wahlrecht für Briten 1895 mit der Einführung des [[Frauenwahlrecht]]es auf weibliche Aborigines ausgeweitet.<ref name="Wahlen" /> Queensland war 1965 der letzte Staat, der Aborigines das Wahlrecht zugestand. Das häufig zitierte Referendum aus dem Jahr 1967 hat dagegen nichts mit dem Wahlrecht zu tun, sondern bestätigte, dass die Aborigines in der australischen Verfassung mit anderen Volksgruppen rechtlich gleichgestellt und in den [[Volkszählung|Zensus]] aufgenommen werden sollten.<ref name="Wahlen" /> |
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Obwohl Aborigines am [[Australia Day]] 1949 wie alle anderen bis dahin britischen Bürger die australische Staatsbürgerschaft erhielten, gab es allerdings je nach Staat oder Territory weiterhin Gesetze, die Aborigines in ihren Bürgerrechten einschränkten:<ref>J. Jupp (2001): [http://books.google.com/books?id=wgoFxfSTfYAC&pg=PA119&dq=australian+citizenship+1948+aborigines&lr=&ei=G6ziSY2WMpWikATWuYS9DQ#PPA119,M1 ''The Australian People.''] ISBN 0-521-80789-1.</ref> Es gab Gesetze, die Ehen zwischen Weißen und Aborigines verboten; als Mündel des Staates war ihnen Alkohol verboten; es konnte weiterhin bestimmt werden, wo sie oder ihre Kinder lebten. Immer noch erhielten Aborigines keine Zuwendungen aus der staatlichen Alters- und Invalidenpension;<ref>J. Chesterman: ''Citizens without rights: Aborigines and Australian citizenship.'' 1997, ISBN 0-521-59751-X.</ref> erst 1964 erhielten sie das Recht, Immobilien zu besitzen.<ref>A. Davidson (1997): [http://books.google.com/books?id=WzC1G9pMvlUC&pg=PA195&vq=property+aborigines&source=gbs_search_s&cad=0 ''From subject to citizen: Australian citizenship in the twentieth century.''] ISBN 0-521-45973-7.</ref> Ausnahmen gab es für die Veteranen des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieges]] und ausnahmsweise wurden Aborigines wie dem Maler [[Albert Namatjira]] die vollen Bürgerrechte verliehen, wenn sie nachweisen konnten, dass sie eine „weiße“ Lebensweise führten. |
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Sowohl im [[Erster Weltkrieg|Ersten]] als auch im Zweiten Weltkrieg hatten Aborigines als Soldaten teilgenommen, was sowohl die Einstellung der Aborigines zu der bestehenden [[Diskriminierung]] als auch die der Weißen veränderte. Bereits vor dem Zweiten Weltkrieg hatte sich die [[Internationale Arbeitsorganisation]] (ILO) mit Konventionen gegen Zwangsarbeit im Jahr 1930 und Arbeit durch Aborigines im Jahr 1936 befasst; Familien zu beschäftigen wurde geächtet. Ferner wurden diese Regelungen 1957 um die Rechte indigener Gruppen erweitert; Minderheiten wurden berechtigt, traditionelles Recht anzuwenden. In den folgenden 1950er Jahren entstand ein weltpolitisches Klima, das die breite Öffentlichkeit sensibilisierte: Australien verstieß gegen diese Konventionen und das nutzten Aborigines, um ihre Anliegen der Welt bekannt zu machen und Einfluss auf die Politik zu nehmen und sie zu verändern.<ref>G. Leitner, S. 31 f.</ref> Mit dem ''[[Racial Discrimination Act]]'' von 1975 soll der Diskriminierung aufgrund der [[Abstammung]] Einhalt geboten werden und alle diskriminierenden Gesetze, die in den Staaten oder Territorien noch existierten, wurden außer Kraft gesetzt. |
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=== Politik und soziale Rechte === |
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[[Datei:Dayofmourning.jpg|mini|Protest von 1938: Day of Mourning]] |
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Nach dem Ersten Weltkrieg entstand im Jahr 1925 die [[Australian Aboriginal Progressive Association]] (AAPA), die erste politische Organisation, die soziale und politische Interessen der Aborigines formulierte, die gegen die Verschleppung von Aboriginekindern von ihren Familien sowie für freien Zugang zum Schulwesen, für Landrechte am traditionellen Siedlungsgebiet und gegen die Einflussnahme auf die Lebensverhältnisse durch die weiße Administration eintrat.<ref>H. Goodall (2000): [http://adbonline.anu.edu.au/biogs/A150399b.htm ''Maynard, Charles Frederick (Fred) (1879–1946).''] Australian Dictionary of Biography, S. 339, Bd. 15, Melbourne University Press</ref> Die AAPA löste sich wegen der systematischen Verfolgung durch die Polizei und durch den [[Aboriginal Protection Board]] im Jahr 1927 auf.<ref>G. Leitner S. 31.</ref> In den 1930er Jahren führten Aborigines erste Streiks für bessere Verpflegung und Behandlung in von Europäern geführten christlichen Missionen, wie im [[Cummeragunja Walk-off]] von 1939, durch.<ref>{{Webarchiv |url=http://www.abc.net.au/missionvoices/struggle_for_justice/default.htm |text=''Struggle for Justice'' |wayback=20090515125317}}, abgerufen am 9. Juli 2008.</ref> Die erste monatliche Zeitschrift, die ein Aborigine, [[Jack Patten]], für Aborigines herausbrachte, war die [[Abo Call]]. |
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Erste Forderungen nach vollen Bürgerrechten und nach Landrechten kamen auf. Es bildeten sich zwei politische Organisationen, die [[Australian Aborigines League]] und die [[Aborigines Progressive Association]], die diese Forderungen formulierten. Diese Entwicklung zeigte Erfolge, denn es gelang ihnen, den [[Day of Mourning]] als Protesttag durchzusetzen und eine Kontrollorganisation über das Leben der Aborigines, das Aboriginal Protection Board, im Jahr 1940 aufzulösen. Der Weltkrieg beendete die sich entwickelnde politische Opposition. |
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1946 begannen Aborigines wieder gegen ihre Lebensbedingungen aufzubegehren: Im Mittelpunkt stand zunächst ihre Bezahlung als Viehtreiber; mit Streiks, wie dem [[Native Title#1946: Pilbara Strike|Aboriginal Stockmen’s Strike/Pilbara Strike]], der von 600 Viehtreibern bis 1949 durchgeführt wurde, versuchten sie durchzusetzen, dass sie nicht nur mit Naturalien oder sehr geringen Löhnen entlohnt wurden. |
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Im 19. und 20. Jahrhundert wurden vom Staat Teile des Gehaltes von Aborigines einbehalten, was heutzutage als [[Stolen Wages]] (Gestohlene Löhne) gilt und entsprechende Forderungen nach Auszahlung nach sich zieht.<ref>{{Webarchiv |url=http://www.antar.org.au/issues_and_campaigns/stolenwages |text=Informationen auf www.antar.org.au |wayback=20090106032150}}, abgerufen am 10. Juli 2009.</ref> Historiker schätzen, dass mehrere zehntausend Aborigines von den ''Stohlen Wages'' in Australien betroffen waren.<ref>[http://www.antar.org.au/node/39 ''Give us back our money''], englisch, vom 14. Dezember 2007. In: Australians for Native Title and Reconciliation</ref> In das [[Palm-Island-Aborigines-Reservat]] in [[Queensland]], das größte in diesem australischen Bundesstaat, wurden 3490 Aborigines in der Zeit von 1918 bis 1972 deportiert. Dieser Bundesstaat wurde 1997 auf Zahlung verklagt. Entsprechend des Urteils, das 1998 erging, konnten diejenigen, die vor dem 31. Mai 1951 geboren wurden, eine Entschädigung von [[Australischer Dollar|AU]] 4000,00 und alle anderen danach geborenen AU 2000,00 erhalten.<ref>Joanne Watson: ''Palm Island, Trough a long Lens'', englisch. Aboriginal Studies Press, Canberra 2010. ISBN 978-0-85575-703-8. S. 138/139</ref> |
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Die Aborigines engagierten sich in den 1970er Jahren auch international gegen [[Rassismus]]. Im Jahr 1971 gab es massive Protest gegen die [[Apartheid]]politik um das Rugbynationalteam Südafrikas, genannt [[Südafrikanische Rugby-Union-Nationalmannschaft|Springboks]], das sich auf einer [[Tour der südafrikanischen Rugby-Union-Nationalmannschaft nach Australien 1971|sechswöchigen Tour durch Australien]] befand. Die australische Regierung sah sich aufgrund der Proteste gezwungen, in [[Brisbane]] den Notstand auszurufen. Bekannt wurden [[Gary Foley]] und ein weiterer Aktivist, die aufgrund des Protests von der Polizei arrestiert wurden. Diese Auseinandersetzung hatte für den Sport Südafrikas Folgen, denn dadurch wurde die rassistische Politik Südafrikas weltweit angeprangert und rassistische Sportmannschaften international ausgeschlossen.<ref>{{Webarchiv |url=http://www.abc.net.au/dimensions/dimensions_in_time/Transcripts/s608221.htm |text=Auseinandersetzung um die Springboks in Australien 1971 |wayback=20090324055915}}</ref><ref>The Sydney Morning Herald: [http://www.smh.com.au/news/sport/one-mans-sorry-tale/2005/07/08/1120704559096.html One man's sorry tale], abgerufen am 11. Juli 2009.</ref> |
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1972 wurde in [[Canberra]], der Hauptstadt Australiens, die sogenannte [[Zelt-Botschaft]] errichtet, in der die Forderung nach einer Souveränität der Aborigines als eine eigenständige Nation zum Ausdruck gebracht wurde. Der letzte lebende Gründer der Zelt-Botschaft, [[Michael Anderson (Aborigine-Aktivist)|Miachel Ghillar Anderson]], ist derzeit der bedeutendste Vertreter dieser politischen Forderung. |
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In den 1970er Jahren entwickelte sich eine politische Bewegung der Aborigines, das [[Outstation Movement]], die die Rücksiedlung in ihre angestammten Gebiete unter Berücksichtigung ihrer kulturellen und sozialen Interessen verfolgt. Gegründet wurden Siedlungen vor allem in abgelegenen Gebieten im [[Northern Territory]], in [[Western Australia]] und [[Victoria (Australien)|Australien]]. Im Northern Territory leben etwa 30 Prozent der dortigen Aborigines in etwa 500 weit über das Land verstreuten Homelands.<ref name="amn">{{Webarchiv |url=http://www.amnesty.org.au/indigenous-rights/comments/26411/ |text=amnesty.org.au |wayback=20120902172614}}: ''There’s no place like homelands.'' 5. August 2011, in englischer Sprache, abgerufen am 22. Juli 2012.</ref> Der derzeit (2015) regierende Premierminister von Western Australia [[Colin Barnett]] plant etwa die Hälfte der 241 Out-Station-Siedlungen zu schließen. Unterstützt wird er dabei vom australischen Premierminister [[Tony Abbott]], beide sind Mitglieder der [[Liberal Party of Australia]].<ref>[http://www.abc.net.au/news/2015-03-10/tony-abbott-backs-decision-to-close-wa-indigenous-communities/6295296 ''Tony Abbott a 'disgrace', says Federal Opposition after comments that living in remote Indigenous communities was a 'lifestyle choice' ''] (englisch). In: abc.net.au, vom 12. März 2015, abgerufen am 10. April 2015.</ref> |
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Am 13. Februar 2013 verabschiedete das australische Unterhaus ''The Aboriginal and Torres Strait Islander Peoples Recognition Bill,'' ein Gesetz, das die Aborigines als erste Bewohner Australiens anerkennt. Dieses Gesetz – die Verabschiedung im Oberhaus galt als sicher – hätte allerdings um Verfassungsrang zu erhalten, durch ein Referendum bestätigt werden müssen. Ein diesbezügliches Referendum ist von der australischen Premierministerin [[Julia Gillard]] angekündigt worden,<ref>[https://www.theguardian.com/world/2012/jan/20/australia-aborigines-race-discrimination-referendum guardian.co.uk]: Alison Bourke: ''Australia set to recognise Aborigines as first people of continent.'' 20. Januar 2012, in englischer Sprache, abgerufen am 25. Februar 2013.</ref> wurde jedoch nicht durchgeführt. Daher wurde die Gesetzesinitiative nach fünf Jahren am 28. März 2018 für „Self Ceasing“ („selbst erloschen“) erklärt.<ref>[https://www.legislation.gov.au/Series/C2013A00018 Aboriginal and Torres Strait Islander Peoples Recognition Act 2013] vom 28. März 2018. In: Federal Register of Legislation (engl.)</ref> |
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=== Landrechte === |
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[[Datei:Indigenous Land Rights in Australia 2022.jpg|mini|hochkant=1.5|'''Landeigentum der Aborigines 2022'''{{Farblegende|#ff5500|Land Rights Act-Gebiete}}<span style="color:#742D00">▲</span> Lokale Gemeinschaften]] |
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[[Datei:Indigenous Native Titles in Australia 2022.jpg|mini|hochkant=1.5|'''Besitz- und Nutzungsrechte der Aborigines 2022'''{{Farblegende|#38aa02| Exklusive Rechte}}{{Farblegende|#52ff00|Nicht-exklusive Rechte}}]] |
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Ab den 1960er Jahren rückte zunehmend die Frage nach Landrechten in den Mittelpunkt des politischen Interesses. Australien war von Captain [[James Cook]] 1770 als nahezu unbewohnt beschrieben und später – trotz der Anwesenheit der Aborigines – zur [[Terra Nullius]] erklärt worden. |
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Eine Aktion, die auch internationale Aufmerksamkeit erregte, war die [[Yolngu Bark Petition]], bei der 1963 Yolngu eine auf Baumrinde geschriebene Petition gegen die Errichtung einer Bauxit-Mine auf ihrem traditionellen Land einreichten. Die 1972 auf dem Rasen vor dem [[Old Parliament House]] in [[Canberra]] aufgestellte Zelt-Botschaft sollte neben der Forderung nach der Anerkennung einer eigenständigen Aborigines-Nation auch ihren Anspruch auf Land unterstreichen. Mit [[Neville Bonner]] zog 1971 der erste Aborigine in das australische Parlament ein. |
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1966 bestreikten 200 Viehtreiber der [[Gurindji]] die Wave Hill Cattle Station für gleichen Lohn mit den weißen Arbeitern, da sie bis dahin nur einen geringen Lohn oder Naturalien erhalten hatten. Der neun Jahre andauernde Streik um Arbeitsrechte wurde bald zu einer bundesstaatlichen Angelegenheit, als die Gurindji die Rückgabe ihres Landes forderten und dieses im Jahr 1975 durch den Premierminister [[Gough Whitlam]] auch zu großen Teilen stellvertretend an [[Vincent Lingiari]] zurückgegeben wurde.<ref>{{Webarchiv |url=http://www.cap.nsw.edu.au/bb_site_intro/specialPlaces/special_places_st3/WaveHill/wave_hill.htm |text=Wave Hill auf www.cap.new.edu.au |wayback=20050407160152}}</ref> |
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Mit dem [[Aboriginal Land Rights (Northern Territory) Act 1976]] wurde erstmals die Möglichkeit, Landrechte zu beanspruchen, eingeräumt und große Gebiete wurden wieder zum [[Eigentum]] von Aborigine-Gruppen – zuerst im Northern Territory und später auch in anderen Bundesstaaten und Territorien, vor allem in Western Australia und Queensland. Etwa 17 % der australischen Landfläche gehört 2022 wieder den Aborigines. Diese Gebiete liegen zu über 99 % im [[Outback]] und machen rund 24 % von dessen Fläche aus.<ref>Rohan Jacobsen, Claire Howell, Steve Read (Autoren), Australian Government, Department of Agriculture, Water and the Environment (Hrsg.): ''Australia’s Indigenous land and forest estate: separate reporting of estate categories,'' Technical report 20.15, Canberra Dezember 2020, ISSN 1839-3128<!--im Werk falsch angegeben-->, [https://www.agriculture.gov.au/sites/default/files/documents/AusIndigLandForestEstate_v1.0.0.pdf PDF, 26 Seiten], abgerufen am 13. Mai 2022.</ref> Zum größten Teil handelt es sich um Wüsten. |
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1993 erkämpften Organisationen wie ''Native People of Australia'' unter Führung von [[Eddie Mabo]] mit dem Urteil [[Mabo v. Queensland (No. 2)]] zusätzlich auf Bundesebene den sogenannten [[Native Title]], der [[Besitz]]- und Nutzungsrechte auf [[Krongut|Kronland]] (Land im Staatsbesitz) ermöglicht, das historisch einem gewissen Stamm zuzuordnen ist. Teilweise sind allerdings die Bergbau- und die Wasserrechte, außer für den eigenen Gebrauch, ausgeschlossen. Native Titles wurden anschließend in noch weitaus größerem Umfang geltend gemacht, sodass sie im Jahr 2022 zusammen 53 % der Landfläche Australiens ausmachen.<ref>National Native Title Tribunal: ''Native Title Determinations'' per 1. April 2022, [http://www.nntt.gov.au/Maps/Determinations_map.pdf (PDF)], abgerufen am 16. Mai 2022.</ref> |
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Landrechtsbewegungen verbinden sich auch mit ökologischen Forderungen. Eines der ersten Aborigines-Völker, die ihr Land nach dem ''Aboriginal Land Rights (Northern Territory) Act 1976'' zurückerhielten, jedoch nicht die Bergbaurechte, waren die [[Mirarr]]. Als 1960 Uran entdeckt wurde, wehrten sich die Mirarr erfolgreich gegen den Abbau in der [[Jabiluka]]-Mine,<ref>[http://www.austlii.edu.au/au/journals/ILB/2002/42.html Broken Promises: Land Rights, Mining and the Mirrar People], abgerufen am 10. Juli 2009.</ref> im australischen [[Kakadu-Nationalpark]] im Northern Territory.<ref>[https://kukon.net/allgemein/87526-von-australien-nach-gorleben/ Jubiluka-Uranmine], abgerufen am 10. Juli 2009.</ref> Die Mirarr leisten seit 1971 Widerstand und im Jahr 1998 besetzten für acht Monate etwa 5000 Aborigines und Umweltaktivisten aus der gesamten Welt dieses Gebiet; 550 von ihnen wurden festgenommen.<ref>{{Webarchiv |url=http://www.goldmanprize.org/node/116 |text=Jacqui Katona & Yvonne Margarula |wayback=20080219035748}}, abgerufen am 10. Juli 2009.</ref> Im Jahr 2002 wurde der Abbau wegen des fallenden Uranpreises eingestellt. |
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Im globalen Vergleich dürfen die enorm großen Gebiete, die Australien den Indigenen „zurückgegeben“ hat, nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Native Titles sehr uneinheitlich sind und jederzeit einseitig und möglicherweise ohne Entschädigung per Gesetz aufgekündigt werden könnten. Von der von den [[Vereinte Nationen|Vereinten Nationen]] geforderten [[Territorialautonomie]] für indigene Völker ist Australien wesentlich weiter entfernt als etwa Kanada (z. B. [[Nunavut]]) oder Dänemark ([[Grönland]]).<ref>Katja Göcke: Zusammenfassung der Dissertation mit dem Titel ''Indigene Landrechte im internationalen Vergleich Eine rechtsvergleichende Studie der Anerkennung indigener Landrechte in Kanada, den Vereinigten Staaten von Amerika, Neuseeland, Australien, Russland und Dänemark/Grönland,'' Universität Heidelberg, [http://archiv.ub.uni-heidelberg.de/volltextserver/18075/1/Goecke_Katja.pdf (PDF)], 2015, abgerufen am 21. Mai 2022.</ref> |
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=== Lebenssituation heute === |
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{| class="wikitable sortable float-right" |
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|- class="hintergrundfarbe5" |
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! Gebiet || Aborigines<ref name="ABS Demografie" /> || Bevölkerungsanteil |
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|- |
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| [[New South Wales]] |
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| style="text-align:right" | 140.000 |
|||
| style="text-align:right" | 2,1 % |
|||
|- |
|||
| [[Queensland]] |
|||
| style="text-align:right" | 113.000 |
|||
| style="text-align:right" | 2,7 % |
|||
|- |
|||
| [[Western Australia]] |
|||
| style="text-align:right" | 75.000 |
|||
| style="text-align:right" | 3,8 % |
|||
|- |
|||
| [[Northern Territory]] |
|||
| style="text-align:right" | 64.000 |
|||
| style="text-align:right" | 31,5 % |
|||
|- |
|||
| [[South Australia]] |
|||
| style="text-align:right" | 24.000 |
|||
| style="text-align:right" | 2,4 % |
|||
|- |
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| [[Victoria (Australien)|Victoria]] |
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Während 1920 die Zahl der Aborigines auf nur noch 60.000 geschätzt wurde, stieg sie beim Zensus von 1991 auf 265.000<ref>ABS (1994): [http://www.abs.gov.au/AUSSTATS/abs@.nsf/bb8db737e2af84b8ca2571780015701e/68AE74ED632E17A6CA2573D200110075?opendocument ''Statistics on the indigenous peoples of Australia''] (englisch), zugegriffen am 13. April 2009.</ref> und bis 2006 auf 464.000.<ref name="ABS Demografie" /> Neben einer erweiterten Definition, wer Aborigine ist, wird es auch dem gestiegenen Selbstbewusstsein zugeschrieben, sich selbst als Aborigine zu bezeichnen.<ref name="ABS Demografie" /> Die gestiegene Anerkennung der Aborigines spiegelt sich auch in symbolischen Gesten wider, wie der Darstellung von [[David Unaipon]] auf der australischen 50-Dollar-Note seit 1995, [[Gwoya Jungarai]] auf der 2-Dollar-Münze seit 1987, [[Len Waters]], eines Aborigine-Piloten im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]], seit 1995 und [[Cathy Freeman]], der ersten zu ihren Lebzeiten auf einer Briefmarke abgebildeten Aborigine-Persönlichkeit, seit 2000. Letzteres ist bemerkenswert, denn es war bis ins Jahr 1997 nicht erlaubt, lebende Personen auf Briefmarken in Australien abzubilden, außer Persönlichkeiten der Monarchie.<ref>Steve Meacham: ''[http://www.smh.com.au/articles/2002/06/28/1023864658194.html Faces of Australia stamp their place in society.]'' In: ''The Sydney Morning Herald.'' 29. Juni 2002.</ref> |
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Viele Probleme sind aber immer noch ungelöst: Im Vergleich zu der Gesamtbevölkerung Australiens gehören die Ureinwohner – und hier insbesondere jene, die in den ländlichen Gebieten leben – zum ärmsten Teil der australischen Gesellschaft; ihre Arbeitslosenquote ist mit 20 % fast dreimal so hoch wie die der Durchschnittsbevölkerung, sie haben eine geringere Bildung, ihre Lebenserwartung liegt im Durchschnitt zehn Jahre unter jener der weißen Bevölkerung,<ref>ABS [http://abs.gov.au/ausstats/abs@.nsf/mediareleasesbyCatalogue/C65F4C150DD0497ACA2575BE002656BC?Opendocument ''New estimates of Indigenous life expectancy released''] 25. Mai 2009, (englisch), zugegriffen am 7. Juli 2009.</ref> die Kindersterblichkeit ist doppelt so hoch<ref name="ABS 2004" /> und sie machen bei einem Anteil von weniger als vier Prozent der Bevölkerung 20 % aller Gefängnisinsassen aus.<ref name="abs1">ABS (2005) [http://www.abs.gov.au/ausstats/abs@.nsf/94713ad445ff1425ca25682000192af2/a3c671495d062f72ca25703b0080ccd1 ''Crime and Justice: Aboriginal and Torres Strait Islander People: Contact with the Law.''] (englisch) Aufgerufen am 28. April 2007.</ref> Erklärt werden diese Unterschiede mit dem Verlust funktionierender sozialer Strukturen durch die [[Assimilation (Kolonialismus)|Assimilationspolitik]] sowie dem generellen Mangel an Arbeit und Krankenversorgung in den ländlichen Gebieten. |
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Im Juni 2007 verkündete die australische Regierung die ''Northern Territory National Emergency Response,'' in den Medien diskutiert unter dem Begriff „Intervention“:<ref>Australian Government {{Webarchiv |url=http://facs.gov.au/nter/docs/factsheets/overview/factsheet_about_nter.htm |text=Northern Territory |wayback=20080723092809}}</ref> Anlass war der Bericht ''Little Children are Sacred'' des Northern Territorys, der die Verbreitung des [[Sexueller Missbrauch|sexuellen Missbrauchs]] an Kindern dokumentierte.<ref>Northern Territory (2007) {{Webarchiv |url=http://www.inquirysaac.nt.gov.au/pdf/bipacsa_final_report.pdf |text=''Litte Children are Sacred'' |wayback=20090515055946}} (PDF, englisch), zugegriffen am 22. März 2015.</ref> |
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Verschiedene Maßnahmen wurden eingeleitet, die das Ziel haben, Kindern ein sicheres Umfeld zu schaffen. Darunter gehören unter anderem das Verbot von Alkohol und Pornografie in den Gemeinschaften der Aborigines, aber vor allem umfangreiche medizinische Reihenuntersuchungen von Kindern, mehr Polizei und mehr Lehrer. Logistisch wird die Intervention vom Militär unterstützt. Die Gemeinschaften haben dabei ihre Selbstverwaltung verloren. Befürworter der Intervention begrüßen, dass die Regierung etwas gegen die Situation in den Gemeinschaften der Aborigines unternimmt. Kritische Stimmen beklagen jedoch vor allem, dass die Intervention rassistisch sei, da ein Teil der Sozialhilfe bei allen Aborigines dieses Gebietes staatlich kontrolliert wird, also auch bei jenen, die sozial nicht auffällig geworden sind. Außerdem wird kritisiert, dass die Intervention ohne Rücksprache mit den Betroffenen erfolgte oder dass sie [[Paternalismus|paternalistisch]] sei und die bestehende Kultur der Aborigines vollends zerstöre.<ref>Listen up Australia (2007): {{Webarchiv |url=http://www.listenupaustralia.org/the_evidence |text=''Why the current intervention in the Northern Territory will not protect Aboriginal and Islander children.'' |wayback=20081209044817}} (englisch), zugegriffen am 14. Dezember 2008.</ref> |
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In Bezug auf Alkohol wird darauf hingewiesen, dass der Anteil der Aborigines mit riskant hohem Alkoholkonsum mit elf Prozent sich statistisch nicht signifikant von dem der nichtindigenen Bevölkerung unterscheidet.<ref>ABS (2001) [http://www.abs.gov.au/AUSSTATS/abs@.nsf/allprimarymainfeatures/C7C6DDC16530CB4ACA25714C0018212B?opendocument ''National Health Survey: Aboriginal and Torres Strait Islander Results, Australia.''] (englisch), abgerufen am 7. Juli 2009.</ref> Vielmehr ist der [[Alkoholdehydrogenase|Alkoholabbau]] bei besonders vielen Aborigines wegen eines fehlenden Enzyms verlangsamt und bereits geringe Mengen Alkohol führen bei Aborigines zu einem auffälligen Verhalten.<ref>{{Literatur |Autor=H. W. Goedde, D. P. Agarwal, G. Fritze, D. Meier-Tackmann, S. Singh, G. Beckmann, K. Bhatia, L. Z. Chen, B. Fang, R. Lisker |Titel=Distribution of ADH2 and ALDH2 genotypes in different populations |Sammelwerk=Human Genetics |Band=88 |Nummer=3 |Datum=1992-01 |ISSN=0340-6717 |Seiten=344–346 |DOI=10.1007/BF00197271 |PMID=1733836}}</ref> |
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Die theoretische Gleichberechtigung der Aborigines und eine latent rassistische Praxis klaffen noch immer weit auseinander, wie im Mai 2018 ein Bericht zeigt, den das „Australian Institute of Health and Welfare“ veröffentlicht hat.<ref>{{Internetquelle |autor=David Braddock |url=https://www.aihw.gov.au/reports-statistics/health-welfare-services/youth-justice/overview |titel=Youth Justice Overview |hrsg=Australian Institute of Health and Welfare |abruf=2018-05-28}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor=Adella Beaini |url=https://www.nytimes.com/2018/05/25/world/australia/aboriginal-youth-juveniles-jail-report.html? |titel=Aboriginal Youth Are Disproportionately Jailed, Report Finds |hrsg=New York Times |datum=2018-05-25 |abruf=2018-05-27}}</ref> Nach diesem Report nimmt die Gesamtzahl von Minderjährigen, die strafrechtlich angeklagt werden, deutlich ab, während die Zahl von angeklagten, inhaftierten und unter Aufsicht gestellten jugendlichen Aborigines zunimmt. Indigene Jugendliche waren 2012/2013 fünfzehn Mal häufiger unter gerichtlicher Aufsicht als ihre weißen Altersgenossen, dieser Parameter ist in den letzten fünf Jahren auf 18 gestiegen. Im Jahr 2017 wurden täglich durchschnittlich 5359 Jugendliche im Alter zwischen 10 und 17 Jahren unter Aufsicht gestellt, die Hälfte davon aus den „Aboriginal and Torres Strait Islander“-Gemeinschaften, obwohl deren Kinder nur 5 Prozent der gesamtaustralischen Altersgruppe ausmachen. Der Report analysiert nicht die vielfachen Gründe (zum Beispiel den häufigen sexuellen Missbrauch Minderjähriger in Aborigines-Gemeinschaften) für die vergleichsweise hohe Kriminalität. |
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== Gesellschaft == |
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=== Traditionelle Lebensweise === |
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[[Datei:Klimazonen Australiens.svg|mini|Klimazonen Australiens: Klima beeinflusst Nahrung und Lebensweise]] |
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[[Datei:Aboriginal craft.jpg|mini|Werkzeuge der Aborigines, von links: [[Woomera (Waffe)|Woomera]], [[Wurfholz]] für die Jagd, rückkehrender [[Bumerang]]]] |
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[[Datei:Aboriginal grinding stones.jpg|mini|Mahlstein]] |
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[[Datei:Hut Eastern Arrernte Basedow.jpg|mini|Hütte im Zentrum Australiens, 1920]] |
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Die Bevölkerungszahl war sehr wahrscheinlich über tausende von Jahren hin konstant. Die dichteste Besiedlung wiesen schon vor der Ankunft der Europäer die auch heute noch bevölkerungsreichsten Regionen Australiens an den Küsten im Südosten und im Tal des [[Murray River]]s auf. Es gab jedoch über den ganzen Kontinent verteilt Stämme, die in allen Fällen ihre Lebens- und Essgewohnheiten, Technologien und Jagdmethoden an die jeweilige Umgebung angepasst hatten, ganz gleich ob es das kalte und feuchte Hochland Tasmaniens oder das trockene und heiße Innere des Kontinents war. |
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Unterschiede in der wildbeuterischen Lebensweise gab es in Einzelfällen durchaus, beispielsweise beherrschten die [[Gunditjmara]] ein ausgeklügeltes System einer [[Aquakultur]] und Aalzüchtung, sie bauten auch steinerne Wohnstätten und hatten einen festen Wohnort.<ref>Anna Salleh: ''{{Webarchiv |url=http://www.abc.net.au/science/news/stories/s806276.htm |text=Aborigines may have farmed eels, built huts |wayback=20030323121259}},'' News in Science, Australian Broadcasting Corporation, 13. März 2003, abgerufen am 24. Mai 2010.</ref><ref>''[http://www.theage.com.au/articles/2003/03/12/1047431092972.html Life was not a walkabout for Victoria's Aborigines],'' The Age, 13. März 2003. Abgerufen am 24. Mai 2010.</ref> Es gab auch einen seefahrenden Stamm der [[Ngaro]], der weitgehend unbekannt geblieben ist. Dieser Stamm lebte im Seegebiet der [[Whitsunday Islands]] und navigierte und jagte mit [[Auslegerkanu]]s sicher auf der See.<ref>[http://www.abc.net.au/local/stories/2008/06/25/2285036.htm Fiona Dickson: The Ngaro people of the Whitsundays auf abc.net] vom 25. Juni 2008, abgerufen am 24. Mai 2010.</ref> |
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Im Laufe der europäischen Expansion wurden die Ureinwohner immer mehr in die vormals nahezu unbesiedelten, trockeneren Landesteile verdrängt, wo es bedeutend weniger Wild gab. Massive Abholzungen und die Umwandlung großer Gebiete in land- und viehwirtschaftliche Flächen veränderten das Bild der Landschaft. Besonders die damit verbundene Einführung von [[Neobiota|Neozoen]] wie Kaninchen, Katze, Hund, Fuchs, Pferd, Büffel und Schaf schädigten die heimische Fauna und Flora erheblich und erschwerten es zunehmend, die überlieferte Lebensweise fortzuführen. Da die Europäer in den Trockengebieten mit der Zeit alle Gebiete besiedelten, die einen Zugang zu Wasser hatten, blieb den Aborigines kaum noch eine andere Wahl, als ebenfalls dort in der Nähe zu siedeln, wo es Wasser und Zugang zu (modernen) Lebensmitteln gab. Diese Entwicklung zerstörte die Unabhängigkeit der Menschen nachhaltig und führte zum Verfall [[Traditionelles Wissen|traditionellen Wissens]].<ref>Sibylle Kästner: ''Jagende Sammlerinnen und sammelnde Jägerinnen: Wie australische Aborigines-Frauen Tiere erbeuten.'' LIT Verlag, Münster 2012, ISBN 978-3-643-10903-3, S. 161–163.</ref> |
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Die meisten Ureinwohner im Outback sichern ihren Lebensunterhalt heute durch Hilfsarbeiten auf Farmen und Ranches, als Fremdenführer oder durch den Verkauf von Kunsthandwerk. Seit den 1970er Jahren spielen die überlieferten Jagd- und Sammeltechniken bei vielen [[Lokale Gemeinschaften|lokalen Gemeinschaften]] heute wieder eine mehr oder weniger wichtige Rolle. Bei weitgehend assimilierten Gruppen wird die Jagd der Männer (mit Autos und Gewehren) als sozial hoch bewerteter Wochenendsport betrieben, doch bei traditionelleren Gruppen in den „Outstations“ dienen Jagen und Sammeln der [[Subsistenz]]ergänzung.<ref name="Supp">Eckhard Supp: ''Australiens Aborigines: Ende der Traumzeit?'' Bouvier, 1985, ISBN 3-416-01866-4, S. 239, 303–306.</ref> In einigen Regionen kommt es nach der Klärung der Landrechte zu einer zunehmenden Rückbesinnung ([[Retraditionalisierung]]) auf die ursprüngliche Nahrungsbeschaffung (in einigen Fällen vom Tourismus initiiert).<ref name="Kohl">[[Karl-Heinz Kohl]]: ''Ethnologie – die Wissenschaft vom kulturell Fremden. Eine Einführung.'' 3. Auflage. Beck, München 2012, (erstveröffentlicht 1993), S. 86–88.</ref> Auf diese Weise versuchen kleinere Gruppen die Abhängigkeit von den Siedlungen zu verringern und die sozialen Praktiken der Alten wieder aufleben zu lassen. Die Umsetzung gestaltet sich je nach Region unterschiedlich schwierig. Auf der einen Seite hat die jahrelange Unterbrechung der Jagd die Wildbestände geschont, auf der anderen Seite haben die Einflüsse der weißen Siedler die Ökosysteme zum Teil nachhaltig geschädigt. Zudem ist nicht absehbar, welche Folgen die modernen Jagdmethoden haben werden.<ref name="Supp" /> |
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==== Ernährung ==== |
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Alle Ureinwohner Australiens waren [[Jäger und Sammler]], wobei die Menschen, die an der Küste oder an Flüssen lebten, auch Fischer waren, die auch [[Schildkröten]] und im tropischen Norden [[Dugong]]s fingen. Alle Stämme und Gemeinschaften der Aborigines benutzten und verwalteten ihre Nahrungsquellen und Vorräte nach unterschiedlichen, ausgeklügelten Methoden; [[Ackerbau]] betrieben sie hingegen nicht. Im heutigen Victoria gab es zwei verschiedene Stämme, die wirtschaftliche [[Flussaale|Aalfarmen]] betrieben. Sie verwendeten komplexe und ausgedehnte Systeme mit bewässerten Teichen; eines am [[Murray River]] im Norden des Staates und eines im Südwesten in der Nähe von [[Hamilton (Victoria)|Hamilton]], von wo aus sie bis in die Region um [[Melbourne]] Handel betrieben. Aber auch im Gebiet des heutigen Sydney entwickelte sich eine große Anbau- und Handelsstätte. Die typische Nahrung, das [[Bush Food]], bestand aus einer Vielfalt von [[Nahrungsmittel]]n, zum Beispiel [[Kängurus|Känguru]], [[Emus|Emu]] und dessen Eier, [[Wombat]], [[Warane|Goanna]], [[Schlangen]], Vögeln, vor allem in den Wüsten auch viele [[Insekten]] wie Honigameisen oder [[Witchetty-Made]]n und an den Küsten [[Muscheln]] und [[Krebstiere]]. Daneben wurden auch noch viele Varianten pflanzlicher Nahrung wie [[Nussfrucht|Nüsse]], [[Obst]] und [[Beere]]n genutzt. In den Wüstengebieten zum Beispiel die [[Buschbanane]] (Marsdenia australis) und die [[Solanum centrale#Nutzung|Bush-tomato]] (Solanum centrale), im tropischen Norden die [[Buschpflaume]] (Terminalia ferdinandiana). Einige Gruppen, wie z. B. die [[Martu (Aborigines)|Martu]] haben heute auch [[Hauskatze]]n auf ihrem Speiseplan. Damit ist ein „quasi natürliches“ [[Korrektur|Korrektiv]] im Ökosystem entstanden, das die Schadwirkungen der Katzen auf die [[Artenvielfalt]] etwas reduziert.<ref>F. Walsh: [http://www.nintione.com.au/resource/To-hunt-and-to-hold_Martu-Aboriginal-peoples-uses-and-knowledge-of-their-country.pdf ''To hunt and to hold: Martu Aboriginal people's uses and knowledge of their country, with implications for co-management in Karlamilyi (Rudall River) National Park and the Great Sandy Desert, Western Australia.''] (PDF; 12 MB) PhD Thesis, School of social and Cultural Studies and School of Plant Biology, University of Western Australia. Book Chapter, University of Western Australia, Perth, procite:286ebedb-588d-4c5a-a0be-baaf92021f9d, Photo 1.1 und S. 178–179.</ref> |
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Das primäre Werkzeug, das zur Jagd benutzt wurde, war der [[Speer]], der mittels eines [[Woomera (Waffe)|Woomera]] oder per Hand geworfen wurde. [[Bumerang]]s wurden sowohl im Norden als auch in den südlichen Wüsten benutzt, wobei die nichtzurückkehrende Variante (bekannter unter der korrekten Bezeichnung [[Wurfstock]]) effektiver und weiter verbreitet war als die zurückkehrende. Mit ihr konnten zum Beispiel Kängurus getötet werden. |
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{{Überarbeiten}} |
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Berichte über institutionalisierten [[Kannibalismus]] werden von wissenschaftlicher Seite als „Hörsagen, Berichte aus zweiter und dritter Hand, Übertreibungen, falsche Zitierungen und absichtliche Lügen“ bezeichnet. Es seien Begräbnisrituale missinterpretiert worden, aber auch Berichte über Kannibalismus gezielt in Umlauf gesetzt worden, um Aborigines als Wilde zu diskreditieren, denen man die Menschenrechte verwehren und das Land abnehmen könne.<ref name="the_anthropology_of_cannibalism">{{Literatur |Autor=Laurence Goldman |Titel=The anthropology of cannibalism |Verlag=Bergin Garvey |Ort=Westport, Conn. |Datum=1999 |ISBN=0-89789-597-5 |Seiten=61–67 |Online={{Google Buch |BuchID=ntC--6Q_CtoC |Seite=61}} |Abruf=2010-07-04}}</ref> |
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==== Nomadenleben ==== |
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In einigen Gebieten lebten die Aborigines halbsesshaft, vor allem in weniger trockenen Gebieten, wo durch Fischerei eine sesshaftere Lebensweise möglich war. Weiterhin waren die meisten indigenen Stämme seminomadisch und zogen in einem regelmäßigen Rhythmus durch ein bestimmtes Gebiet, in dem sie ihren Nahrungsquellen folgten und sich immer wieder zur selben Zeit am selben Ort niederließen. Durch Untersuchungen von Abfallansammlungen konnten Archäologen zeigen, dass manche dieser Plätze über tausende Jahre hinweg jährlich besucht wurden. In den trockenen Gebieten waren die Aborigines ausschließlich Nomaden, die auf Nahrungssuche über weite Gebiete zogen. |
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Sie wohnten in einfachen Hütten oder unter [[Windschirm]]en, die aus Zweigen oder Rinde aufgebaut waren. Feste Hütten aus Zweigen, Baumrinde, Gras und Schilf wurden nur bei längerem Aufenthalt erbaut. Die Lager durften von Angehörigen anderer Stämme nicht betreten werden, es sei denn, sie wurden eingeladen. Wurde ein Bote zu einem anderen Stamm geschickt, musste er in einiger Entfernung warten, bis er die Erlaubnis erhielt, näher zu kommen. Einige Aborigines hielten [[Dingo]]s als Begleittiere, um sie bei der Jagd zu nutzen oder sich während kalter Nächte an ihnen zu wärmen. |
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==== Ökologie und Feuer ==== |
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Die indigenen Völker Australiens benutzten Feuer für verschiedene Zwecke. Man geht davon aus, dass dies erstmals etwa vor 7000 Jahren geschah.<ref name="wyr" /> |
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Das kontrollierte Feuerlegen von trockenem Grasland, Buschwerk und Wäldern diente den Aborigines dazu, um Wege durch Dickicht und stachliges Gehölz zu schaffen, vorhandene Nutzpflanzen zu fördern und neues Wachstum zu initiieren, Jagdmöglichkeiten zu schaffen und nützliche Pflanzen zum unmittelbaren Verzehr oder Kochen, zur Wärmegewinnung oder auch zur Nachrichtenübermittlung, sowie auch für spirituelle Zwecke zu gewinnen. Die Nutzung des zweckgerichteten Feuers folgte bestimmten Regeln, die sich nach dem Vegetationsverlauf und dem Bedarf der Aborigines richteten. Es diente dem Wachstum essbarer Pflanzen oder um die Nahrungsaufnahme bejagbarer Tiere zu begünstigen, zum anderen aber auch, um das Risiko unkontrollierter [[Buschfeuer in Australien|Buschfeuer]] zu reduzieren. |
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Frühe europäische Forscher und Siedler hielten die Gewohnheiten der Aborigines mit dem Feuer fest. Die Feuer erstreckten sich in der Landschaft über den gesamten Jahresverlauf. Die meisten Brände waren von relativ geringer Intensität und verbrannten in den meisten Fällen lediglich kleine Flächen, unkontrollierbare Buschfeuer in großem Umfang entstanden dadurch kaum. |
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Feuer ist auch ein wichtiger Teil der Kultur der Aborigines, und die Kenntnis seiner Verwendung wurde von Generation zu Generation weitergegeben.<ref>[https://www.dpaw.wa.gov.au/management/fire/fire-and-the-environment/41-traditional-aboriginal-burning ''Traditional Aboriginal burning''] vom 12. Juni 2013, auf dpaw.wa.gov.au. Abgerufen am 27. März 2016.</ref> |
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Es wird auch angenommen, dass die Aborigines mit dem Abbrennen von Pflanzen auch den frühen [[Monsun]]regen und damit das Klima Australiens beeinflussten.<ref>Michael Notaro, Karl Heinz Wyrwoll, Guangshan Chen: [https://www.mendeley.com/research/aboriginal-vegetation-burning-impact-australian-summer-monsoon/#page-1 ''Did aboriginal vegetation burning impact on the Australian summer monsoon?''], auf mendeley.com. Abgerufen am 27. März 2016.</ref><ref name="wyr">Karl-Heinz Wyrwoll: [http://theconversation.com/how-aboriginal-burning-changed-australias-climate-4454 ''How Aboriginal burning changed Australia’s climate''], vom 11. Januar 2012, auf theconversation.com. Abgerufen am 27. März 2016.</ref> Es gibt allerdings große Meinungsverschiedenheiten, inwieweit das Feuerlegen zur Veränderung der Umwelt beigetragen hat. |
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==== Initiation ==== |
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[[Datei:Austl56.jpg|mini|[[Skarifizierung]]en auf der Brust]] |
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Die [[Initiation]] wurde in mehreren Stufen über mehrere Jahre vollzogen: Dabei lernten die Jugendlichen zum Beispiel ihr [[Totem]] kennen, unterstützt von altersgerechten Geschichten der Traumzeit und neuen Gesängen. Aber auch Strategien im Umgang mit Konflikten lernten sie. |
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Üblicherweise im Alter von 10 bis 12 Jahren wurden heranwachsende Jungen einem ersten Initiationsritus unterzogen, der Wochen andauern konnte. Dabei wurden sie von ihren Müttern getrennt, durften nicht sprechen und nicht angesprochen werden. Bestandteil der Initiationsriten ist der [[Walkabout]], ein Einführungsritual für dreizehnjährige Aborigines, die erstmals den Weg ihres eigenen Traumpfades gehen.<ref>[[Walter Baldwin Spencer|Baldwin Spencer]], [[Francis James Gillen]]: ''Initiation Ceremonies.'' In: Dieselben: ''The Native Tribes of Central Australia.'' Dover, London 1969, S. 212–270: Kapitel 7 (Nachdruck der Originalausgabe 1899; [http://www.sacred-texts.com/aus/ntca/ntca09.htm online] auf sacred-texts.com).</ref> |
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Vor allem in Zentralaustralien, also zum Beispiel bei Arrernte, Pitjantjatjara und Luritja, ist in diesem Alter die [[Zirkumzision]] üblich. Bei diesen Völkern wird im späteren jugendlichen Alter auch die [[Subinzision]] praktiziert. |
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In einer abschließenden Initiationsstufe im Alter von 16 oder 17 Jahren wurde bei fast allen Völkern die Haut junger Männer und Frauen [[Skarifizierung|skarifiziert]], womit sie heiratsfähig wurden. Die Narben waren je nach Volk zwei bis vier einfache nebeneinanderlaufende Linien auf der Schulter, Brust oder Bauch, die mit einem scharfen Steinmesser erstellt wurden.<ref>M. DeMello: ''Encyclopedia of body adornment.'' 2007, ISBN 978-0-313-33695-9, S. 20–21.</ref> Als Zeichen der Initiation war es bei Völkern der Küste verbreitet, einen Zahn zu entfernen oder zu verändern,<ref>P. Sutton: ''Native title in Australia. An ethnographic perspective.'' 2003, ISBN 0-521-81258-5, S. 43.</ref> oder ein Piercing zuzufügen. |
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==== Verwandtschaftssystem ==== |
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Der Schlüssel zum Verständnis ihrer Gesellschaftsstruktur liegt in ihrem komplexen Netz von Verwandtschaftsbeziehungen und deren Implikationen, das in allen Teilen Australiens in verschiedenen Formen existierte<ref>J. Jupp: ''The Australian People.'' 2001, ISBN 0-521-80789-1, S. 149.</ref><ref>C. Bourke: [http://books.google.com/books?id=s67sCiLbTsIC&pg=PA100&lpg=PA100&dq=Family+and+Kinship+Colin+Bourke++Bill+Edwards&source=bl&ots=V2-j5XTNxl&sig=nAv5iM6sxnjl2dZw2bOLdQWDlFg&hl=en&ei=A5LmSdzyHpDU7AOE08DbAw&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=1#PPA105,M1 ''Aboriginal Australia: an introductory Reader in aboriginal Studies.''] 1998, ISBN 0-7022-3051-0, S. 105.</ref> und heute noch insbesondere in Zentralaustralien besteht. |
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Grundlage der Verwandtschaftsbeziehungen ist nicht das in westlichen Kulturen verbreitete ''Eskimo-System,'' sondern das ''Iroquois-System.'' Das Eskimo-System besteht aus einer Kernfamilie: Vater, Mutter, Bruder und Schwester. Das Iroquois-System weitet das Konzept aus; so werden alle Schwestern der Mutter ebenfalls als Mutter bezeichnet. Analog werden alle Brüder des Vaters als Väter bezeichnet. Nur wenn sich das Geschlecht in der Elterngeneration (auf mütterlicher oder väterlicher Seite) ändert, werden andere Bezeichnungen verwendet. Demnach hat man nur auf der mütterlichen Seite Onkel und nur auf der väterlichen Seite Tanten. Die Tante auf der mütterlichen Seite wird als Mutter bezeichnet und der Onkel auf der Seite des Vaters als Vater. Das System erstreckt sich weiter auf Cousins und Cousinen. Die Kinder der Schwester der Mutter (die ebenfalls als Mutter bezeichnet wird) sind nicht Cousins/Cousinen, sondern Brüder und Schwestern. Das gilt ebenso für die Kinder des Bruders des Vaters (der als Vater bezeichnet wird). Demnach kann man nur Cousins/Cousinen haben, wenn sie die Kinder von den Geschwistern der Eltern sind ''und'' dabei das Geschlecht wechselt (Bruder der Mutter/Schwester des Vaters). Diese Unterscheidung ist wichtig, denn nur die als Cousin/Cousine Bezeichneten kommen als Heiratspartner in Frage. Es handelt sich hier um eine sogenannte [[Kreuzcousinenheirat]], die auch von anderen Kulturen her bekannt ist. |
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Das eben erläuterte System ist egozentrisch, denn es geht von einer Person (Ego) aus und entwickelt Relationen zu anderen Gruppenmitgliedern. Dieses egozentrische Bild ergibt sich jedoch nur aus der Analyse des eigentlichen Verwandtschaftssystems. Dieses wird im Folgenden erläutert: |
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Im Gegensatz zum westlichen System der [[Blutsverwandtschaft]] unterscheiden Aborigines nicht zwischen verwandt und nicht verwandt. In ihrem Sinne ist jedes Gruppenmitglied mit allen anderen verwandt. Das hier beschriebene System wird in verschiedenen Variationen bei fast allen australischen Aborigines verwendet. So können selbst Neulinge von anderen Gruppen oder außenstehende Personen (z. B. Anthropologen oder Linguisten, die längere Zeit bei einem Clan leben) einfach eingegliedert werden. Hat man einmal eine Position in diesem System, kann man seine Beziehung (und die dazugehörige Bezeichnung) zu jedem weiteren Mitglied der Gruppe herausfinden: Der gesamte Clan wird in zwei [[Moiety|Moieties]] (aus dem französischen: [[Französische Sprache|französisch]] ''moitié:'' Hälfte; englisch: ''moiety'') geteilt, die durch bestimmte zugehörige Gruppen-Totems (Tiere, Pflanzen, Orte) repräsentiert werden.<ref>{{Webarchiv |url=http://www.aboriginalculture.com.au/socialorganisation.shtml |text=''Traditional Life – Social Organisation.'' |wayback=20100322233231}} In: aboriginalculture.com.au, abgerufen am 21. Oktober 2015.</ref> Diese Einteilung ist wichtig für Heiratsregeln und Rituale. So ist es verboten, eine Person derselben Moiety bzw. desselben Totems zu heiraten. Man heiratet immer exogam, also in die jeweils andere Moiety. Bei religiösen Ritualen fallen den Mitgliedern der beiden Moieties verschiedene Rollen zu. Hinzu kommt eine weitere Unterteilung in sogenannte ''skin groups'' (wörtlich auf Englisch: Hautgruppe). ''Skin group'' ist ein anthropologischer Begriff und bezeichnet keine reale Hautgruppe oder -farbe. Die meisten Clans haben vier ''skin groups'' (zwei pro Moiety), jedoch gibt es auch viele Beispiele mit sechs oder acht ''skin groups.'' |
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Zur Verdeutlichung ein konkretes Beispiel: |
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Der Stamm der östlichen Arrernte,<ref name="Arrernte">Aboriginal Australia Art & Culture Centre in Alice Springs [http://aboriginalart.com.au/culture/family.html ''Our Family System/Skin Names''] (englisch).</ref> der in Zentral-Australien lebt, hat ein System mit vier ''skin groups.'' (Die nordöstlichen Arrente haben acht ''skin groups,'' die zentralen Arrente haben sechs). Eine Person gehört demnach einer der folgenden ''skin groups'' an: Entweder den ''Kemarre, Perrurle, Penangke'' oder ''Peltharre.'' Die ersten beiden Gruppen gehören zu einer Moiety; die Letzteren zur zweiten Moiety. |
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Daraus ergeben sich folgende Heiratsregeln.<ref name="Arrernte" /> |
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* Ein ''Kemarre-Mann'' heiratet eine ''Peltharre-Frau.'' Die Kinder gehören der Gruppe ''Perrurle'' an. |
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* Ein ''Perrurle-Mann'' heiratet eine ''Penangke-Frau.'' Die Kinder gehören der Gruppe ''Kemarre'' an. |
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* Ein ''Penangke-Mann'' heiratet eine ''Perrurle-Frau.'' Die Kinder gehören der Gruppe ''Peltharre'' an. |
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* Ein ''Peltharre-Mann'' heiratet eine ''Kemarre-Frau.'' Die Kinder gehören der Gruppe ''Penangke'' an. |
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Das System ist zyklisch und wiederholt sich nach zwei Generationen. Auch bei den komplexeren Systemen mit sechs oder acht ''skin groups'' wiederholt sich ein Zyklus nach jeder zweiten Generation. |
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Die wirkliche Bedeutung dieses System liegt darin, dass den verschiedenen ''skin groups'' Aufgaben im Stamm zufallen. So bestimmt das System zum Beispiel: Wer geht für wen jagen? Wer erzieht welche Kinder? Wer ist Hüter der Sprache? Wer darf bestimmte Rituale ausführen und wer nicht? Wer hält die Totenzeremonie? Weiterhin gelten bestimmte Regeln, nach welchen sich die Mitglieder verhalten müssen. Zu den Regeln zählen Umgangsformen wie Abstand, Höflichkeit oder Scherze. Damit übernimmt das System der ''skin groups'' viele Funktionen, die in westlichen Gesellschaften vom politischen oder ökonomischen System bestimmt werden. |
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==== Traditionelle Sozialstruktur ==== |
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Auf der Grundlage dieses gruppentotemistischen Verwandtschaftssystems waren die [[Lokalgruppe]]n der Aborigines in [[Clan]]s gegliedert; sofern konkrete Jagdgruppen betrachtet werden, spricht man von [[Horde (Wildbeuter)|Horden]] als kleinstem Wirtschaftsverbund. Ursprünglich waren diese Gruppen in ganz Australien politisch herrscherlos (→ [[Akephalie]]) und sozial ohne klare Rangabstufung (→ [[Egalitäre Gesellschaft]]) organisiert. Das heißt, im Prinzip waren alle Gruppenmitglieder einander gleichgestellt und es gab weder Arm noch Reich, weder Gemeine oder Adelige noch [[Häuptling]]e. Lediglich ältere Menschen genossen ob ihrer Weisheit und die sogenannten [[Schamane#Australien|Clever Men/Women]] ob ihrer magischen Kräfte besondere Anerkennung. Aufgrund dieser Sozialstruktur ist es streng genommen nicht korrekt, die größten sprachlich-kulturellen Einheiten verwandter Clans als [[Stammesgesellschaft]]en zu bezeichnen, denn außer dem „[[Wir-Gefühl]]“ existierte keine übergeordnete Einheit.<ref>Corinna Erckenbrecht: [http://www.erckenbrecht.com/publikationen/pdf-artikel/VT%20Kultur%20und%20Religion.pdf ''Indigene Kultur und Religion in Australien''] (PDF; 131 kB). In: „Traumspuren“. Kunst und Kultur der australischen Aborigines, S. 9–29, 101–130. Tagungsband der Evangelischen Akademie Iserlohn, Institut für Kirche und Gesellschaft der Evangelischen Kirche von Westfalen. Iserlohn 2003, abgerufen am: 21. Oktober 2015.</ref> |
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=== Religionen === |
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{{Hauptartikel|Traumzeit}} |
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[[Datei:RainbowSerpent.jpg|mini|Regenbogenschlange als Felsenmalerei]] |
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In den [[Ethnische Religion|ethnischen Religionen]] aller Aborigine-Völker steht der irreführende Ausdruck „Traumzeit“ (englisch: ''dreaming'' oder ''dreamtime'') im Zentrum des spirituellen Denkens. Die Geschichten der Traumzeit beschreiben die Zeit der Schöpfung, die [[Ahnengeister]] wie den [[Byamee (Traumzeit)|Byamee]], die [[Regenbogenschlange]] oder das [[Großes Känguru|Große Känguru]], die das Land, die Pflanzen und Lebewesen formten. Ein bekanntes Beispiel ist der [[Uluru-Mythos]], der Teil des ''Tjukurpa'' ist, die Bezeichnung für Traumzeit in der Sprache der Pitjantjatjara.<ref>{{Webarchiv |url=http://www.cultureandrecreation.gov.au/articles/indigenous/dreamtime/ |text=The Dreaming |wayback=20110406104008}}</ref> Zahlreiche [[Felsmalerei]]en, [[Schnitzkunst]]werke und [[Tanz|Tänze]] zeigen die Wesen der Traumzeit und stammen in der Vorstellung der meisten Stämmen ursprünglich von diesen. Die frühere Völkerkunde glaubte in den [[Traumzeit#Australische Hochgötter?|Traumzeit- und Ahnwesen]] oder den [[Kulturheros|Kulturheroen]] [[Hochgott]]-Vorstellungen zu sehen. Heute geht man jedoch davon aus, dass die Aborigines keine eigentlichen [[Gott|Götter]] haben.<ref name="Erckenbrecht">Corinna Erckenbrecht: ''Traditionelle Religionen in Australien.'' In: ''Harenberg Lexikon der Religionen.'' Harenberg, Dortmund 2002, ISBN 3-611-01060-X, S. 924–925, 928.</ref> |
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Außerdem wird [[traditionelles Wissen]] über das Land über Traumzeitgeschichten weitergegeben. Beispielsweise sind die [[Songlines]] Beschreibungen über das Land und sie sind Orientierungshilfen beim [[Walkabout]]. Des Weiteren sind die Gesetze, das Moralsystem und das [[#Verwandtschaftssystem|Verwandtschaftssystem]] Teil der Traumzeit.<ref>[[Department of Sustainability, Environment, Water, Population and Communities|Department of the Environment, Water, Heritage and the Arts]]: {{Webarchiv |url=http://www.environment.gov.au/parks/uluru/culture/culture/index.html |text=Tjukurpa – Anangu culture |wayback=20130603014609}} (englisch), zugegriffen am 27. März 2009.</ref> |
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Jeder Mensch ist mit den „Geistern und dem Gesetz der Traumzeit“ verbunden. Zu diesem Gesetz gehörten auch die ''Initiationen'' der Jugendlichen, die für jedes Gebiet spezifisch waren. Sie wurden in Zeremonien wie dem [[Corroboree]] in Szene gesetzt, die nicht sakraler Natur waren, etwa mit Stammestänzen, denen in europäischer Interpretation nur Unterhaltungswert beigemessen wird (alles hat bei den Aborigines metaphysische Bezüge). Andere Zeremonien waren geheim.<ref>Richard Nile, Christian Clerk: ''Weltatlas der alten Kulturen: Australien, Neuseeland und der Südpazifik. Geschichte Kunst Lebensformen.'' Christian Verlag, München 1995, ISBN 3-88472-291-3, S. 40.</ref> |
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Nicht alle Geschichten der Traumzeit sind jedem zugänglich: Kinder hören einfache Versionen; diese sind auch an Außenstehende weitergegeben worden. Andere Geschichten sind nur für Frauen oder nur für Männer, die meisten für [[Initiation|initiierte]] und einige ausschließlich für die Älteren (englisch: ''elder''), die respektierten Autoritäten. |
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Vorrangige Bedeutung für das religiöse Leben der Australier besaßen die [[Totem]]vorfahren, die dem irdischen Leben verbunden sind. Das Totem verbindet die Gruppe mit ihren Ahnen, es bedingt ihre gegenwärtige Geschlossenheit, und es ist Grundlage der äußerst komplizierten [[Exogamie|exogamischen]] Heiratsvorschriften. Während im Allgemeinen für das Totem strenges Essverbot besteht, kann rituell das Essen der Totempflanze oder des Totemtieres erlaubt oder sogar geboten sein. Die Gegenwart der Totemahnen wird im Surren der [[Tjuringa|Schwirrhölzer]] erlebt. Mit [[Totemismus|totemistischen]] Anschauungen hängt auch der [[Kult]] aufs engste zusammen. Die Riten sind von den Totemvorfahren gestiftet, und die Ausübenden betrachten sich auf Grund ihrer totemistischen Bindungen als wesensgleich mit diesen Ahnen. Lieder und Tänze, die ihre Rituale begleiten, gelten als Schöpfungen der Totemvorfahren.<ref>Günter Lanczkowski: ''Die Religion der Australier,'' erschienen in: Horst Balz et al. (Hrsg.): ''[[Theologische Realenzyklopädie]], Band 4: „Arkandisziplin – Autobiographie“, hier: Australien, Abschnitt 2.'' De Gruyter, Berlin/New York 1979, ISBN 978-3-11-019098-4, S. 755–768.</ref> |
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Wenn auch der Inhalt von Songlines und die Bedeutung bestimmter Orte und Totems nicht immer bekannt ist, so ist doch ausführlich beschrieben, nach welchen Kriterien Verantwortung und „Eigentum“ vergeben werden. In den meisten Stämmen ist der Ort der ersten gefühlten Kindesbewegung im Mutterleib (seltener die Geburt selbst) bestimmend dafür, welches mit dem Ort assoziiertes Totem jemand bekommt. |
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Heutzutage bekennen sich 73 % der Aborigines zu einer christlichen Konfession, da Missionen auf den Protektoraten der Aborigines nicht nur Schulen und Gesundheitsversorgung bauten, sondern auch ihre Lehre verbreiteten. 1,3 % bekennen sich zu den traditionellen Religionen und der Rest zu keiner Religion.<ref name="ABS Demografie" />{{rp|S. 46}} Nach den laufenden Erhebungen des [[Christlicher Fundamentalismus#Protestantischer Fundamentalismus|evangelikal-fundamentalistisch]] ausgerichteten Bekehrungsnetzwerkes [[Joshua Project]] bekennen sich allerdings bei vielen Stämmen noch zwischen 30 und 70 % zu einer [[Ethnische Religion|ethnischen Religion]].<ref>Joshua Project: {{Webarchiv |url=http://legacy.unreachedresources.org/people-profile.php |text=''Australia'' |wayback=20160303230729}} (verschiedene Abfragen nach Ethnien)<!-- funktioniert in der archivierten Version nicht mehr! -->, abgerufen am 1. April 2016.</ref> [[Synkretismus|Synkretistische]] Mischformen haben sich in Australien kaum gebildet, die Aborigines sahen das Christentum eher als zusätzlichen „religiösen Pfad“ (Dies mag die Ursache für die unterschiedlichen Zahlen sein). Die Ausübung der überlieferten Religionen findet sich hauptsächlich in abgelegenen Siedlungen Zentral- und Nordaustraliens. Eine in den 1960er und 70er Jahren einsetzende [[Revitalisierung (Ethnologie)|Revitalisierungsbewegung]] führte zu einer generellen Wiederbelebung. Allerdings ist durch die rigide Missionspolitik zum Teil viel altes Wissen vernichtet worden.<ref name="Erckenbrecht" /> |
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=== Sprachen === |
=== Sprachen === |
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{{Hauptartikel|Australische Sprachen}} |
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[[Datei:Pama-nyunga.jpg|mini|Pama-Nyunga-Sprachen vs. Non-Pama-Nyunga-Sprachen]] |
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Es ist umstritten, wie viele australische Sprachen es vor Ankunft der Europäer gab. Die Zahlen schwanken zwischen 200 und 300; man einigt sich meist auf etwa 250,<ref name="McConvell">Patrick McConvell und Nicholas Thieberger (2001): {{Webarchiv |url=http://www.vaclang.org.au/admin/file/content7/c6/EA%20-%20State%20of%20Indigenous%20Languages.pdf |text=''State of Indigenous Languages in Australia.'' |wayback=20080719231906}} (PDF; 1,1 MB), ISBN 0-642-54871-4.</ref><ref>R. M. W. Dixon: ''Australian Languages. Their Nature and Development.'' 2002, ISBN 0-521-47378-0.</ref> wovon etwa die Hälfte dieser Sprachen seither ausgestorben ist. Nur noch 20 Sprachen werden heute aktiv an Kinder weitergegeben; die verbleibenden etwa 100 Sprachen werden nur noch von Menschen mittleren oder hohen Alters verwendet, das heißt, mit jeder weiteren Dekade werden einige dieser Sprachen verschwinden. Die größte Verbreitung haben heute noch [[Arrernte]] (2800 Sprecher), Djambarrpuyngu, eine Yolngu-Sprache (2700), und [[Pitjantjatjara]] (2600). Sie werden alle im Northern Territory gesprochen, wo noch 59 % der Aborigines zu Hause eine indigene Sprache sprechen. In Städten wie Sydney und Melbourne, wo zwar die meisten Aborigines leben, sind es nur 1 %. Insgesamt gibt es in Australien noch etwa 50.000 Einwohner, die vorwiegend eine indigene Sprache sprechen.<ref name="ABS Demografie" /> In Teilen Australiens mit einer hohen Anzahl an Aborigines in der Bevölkerung werden seit 1973 in Schulen zweisprachige Programme angeboten.<ref>Central Land Council {{Webarchiv |url=http://www.clc.org.au/articles/cat/aboriginal-languages-of-central-australia/ |text=''Aboriginal Languages'' |wayback=20130502161932 |archiv-bot=2023-06-04 22:26:35 InternetArchiveBot}} (englisch), zugegriffen am 19. April 2009.</ref> |
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Alle [[Australische Sprachen|Sprachen der Aborigines]] werden heute einer einzigen Sprachfamilie zugerechnet (dies ist jedoch nicht unumstritten). |
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Keine andere Sprache oder Sprachgruppe zeigt Gemeinsamkeiten mit diesen Sprachen; |
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lediglich im Nordosten Australiens lebende Aborigines haben in ihre Sprachen einige wenige Ausdrücke aus [[Neuguinea]] aufgenommen. |
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Diese Beobachtungen gelten (neben anderen) als deutlicher Hinweis auf eine lange Isolation der Aborigines von Menschengruppen außerhalb Australiens. |
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Gleichzeitig ist die Einheitlichkeit sowie Vielfalt der Sprachen ein weiterer Hinweis auf das hohe Alter ihrer Kultur; allen Sprachen liegt eine Ursprache zugrunde, und es muss schon viel Zeit vergangen sein, um die beobachtete Differenzierung zu erreichen. |
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Linguistisch werden die australischen Sprachen in zwei Gruppen aufgeteilt: So unterschied Arthur Capell<ref>A. Capell: ''A new approach to Australian linguistics.'' University of Sydney 1956.</ref> zwischen Sprachen mit ausschließlich [[Suffix]]en und Sprachen mit Suffixen ''und'' [[Präfix]]en. Die Letzteren werden im Norden Australiens gesprochen – zwischen den [[Kimberley (Australien)|Kimberleys]] im Westen und dem [[Golf von Carpentaria]] im Osten. Die erste Gruppe bedeckt den gesamten restlichen Kontinent. In einer Arbeit von 1966 stellten Geoffrey O’Grady, Stephen A. Wurm und Kenneth Hale die Theorie auf, dass die ''Suffix-Gruppe'' eine eng verwandte [[Sprachfamilie]] darstellt, die sich über 7/8 des Kontinents erstreckt.<ref>G. O’Grady, S. A. Wurm, K. Hale (1966): ''Australian language families.'' Victoria University, British Columbia.</ref> Diese Familie wurde von O’Grady, Wurm und Hale ''Pama-Nyunga'' genannt, nach den Worten für „Mensch“ in den zwei entlegensten Gebieten dieser Sprachfamilie (im Nordosten von Queensland und im Südwesten von Western Australia). Die zweite Gruppe (mit Präfixen und Suffixen) wird durch Ausschluss, also als ''Non-Pama-Nyunga,'' definiert. Sie bildet keine einheitliche Sprachfamilie, sondern wurde anfangs in 28 (später in 26) Sprachfamilien unterteilt. Diese Gruppe stellt 90 % der sprachlichen Vielfalt auf 1/8 des Kontinents dar.<ref>N. Evans (Hrsg.): ''The Non-Pama-Nyungan Languages of Northern Australia.'' Pacific Linguistics, Canberra 2003, ISBN 0-85883-538-X.</ref> |
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Sprachwissenschaftler kennen heute etwa 200 bis 300 [[Sprache]]n sowie eine Vielzahl von Dialekten. |
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Eine Grenzziehung zwischen Sprache und [[Dialekt]] ist immer subjektiv, so dass die genannten Zahlen schwanken. |
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Im Norden Australiens hat sich aus dem Kontakt zwischen weißen Siedlern und den Aborigines auf der englischen Sprache basierend eine [[Kreolsprachen|Kreolsprache]], das [[Kriol]] entwickelt, das heute noch von rund 4000 Menschen gesprochen wird.<ref name="ABS Demografie" /> Die große Mehrheit (86 %) spricht ausschließlich [[australisches Englisch]], wobei es dort auch die Variante des [[Australisches Aboriginal-Englisch|Aborigine-Englisch]] gibt. |
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Diese Sprachen wurden erst [[1845]] „entdeckt“, als der deutsche Forscher [[Ludwig Leichhardt]] bei seiner Reise ins Inland bemerkte, dass seine Begleiter-Aborigines (von der Ostküste) die Inlands-Aborigines nicht verstanden. Davor dachte man, dass alle Aborigines die gleiche Sprache sprechen. |
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== Kunst und Kultur == |
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Heute werden höchstens noch 25 (bis 50) dieser Sprachen gesprochen, die auch als [[Muttersprache]] noch erlernt werden. |
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{{Hauptartikel|Kunst der Aborigines}} |
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Erst in jüngster Zeit wird deren Gebrauch von der australischen Regierung gefördert, während noch im [[20. Jahrhundert]] alle eigenständigen kulturellen Äußerungen der Ureinwohner sanktioniert wurden. |
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=== Bildende Kunst === |
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Seit der Arbeit von Pater [[Wilhelm Schmidt]] (siehe [http://www.bautz.de/bbkl/s/s1/schmidt_wi.shtml hier]) im Jahre [[1919]] werden die australischen Sprachen in die nordaustralischen und südaustralischen Sprachgruppen eingeteilt, später durch [[Arthur Capell]] in Sprachen mit [[Suffix]]en und Sprachen mit Suffixen ''und'' [[Präfix]]en. |
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Bei der [[Kunst der Aborigines]] gibt es unabhängig davon, ob es sich um traditionelle oder neuzeitliche Werke handelt, zwei Interpretationsebenen: „[Die] »inneren« Geschichten, die nur für diejenigen bestimmt sind, die über das entsprechende rituelle Wissen verfügen, und [die] »äußeren« Geschichten, die für alle zugänglich sind.“<ref>W. Caruana: ''Die Kunst der Aborigines.'' 1999, S. 14.</ref> Der Künstler ist Besitzer und Teilhaber der dargestellten Inhalte, die nur ihm für bestimmte Zwecke zugeteilt sind. Nur er hat das Recht heilige Muster zu verwenden und religiöse Inhalte abzubilden. Die Benutzung von Mustern, die anderen gehören und wenn diese ohne dessen Erlaubnis verwendet werden, ist ein schwerer Verstoß gegen dieses überlieferte ungeschriebene Gesetz.<ref>W. Caruana: ''Die Kunst der Aborigines.'' 1999, S. 15 f.</ref> |
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==== Traditionelle Kunst ==== |
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Die Einteilung der letzten Jahre in [[Sprachfamilie]]n zeigte, dass von den zirka 26 Familien diejenige der [[Pama-Myungan-Sprache]]n zirka 90 Prozent der Landmasse Australiens abdeckt, während die restlichen hauptsächlich im Nordwesten des Kontinents gesprochen werden. (Quelle: Fritz Schweiger: "Australische Sprachen und Papua-Sprachen"; in "Der Turmbau zu Babel", Kulturhistorisches Museum Wien) |
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[[Datei:Aboriginal art barramundi rock art.jpg|mini|Röntgenstil-Darstellung des [[Barramundi]]-Fisches, Aborigine-Kunst]] |
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[[Datei:Aboriginal craft made from weaving grass.jpg|mini|Handarbeiten aus gewobenem Gras und Rindenstücken. Oben links ein [[Coolamon]].]] |
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Die Kunst der Aborigines zählt zu „den ältesten kontinuierlichen Kunsttraditionen der Welt“.<ref>W. Caruana: ''Die Kunst der Aborigines.'' 1999, S. 7.</ref> Die Kunst der Aborigines umfasst ein weites Spektrum an Medien, einschließlich das Bemalen von Rindenplatten, Holz- und Steingravuren, Bildhauerei, Sandmalerei, das Erstellen von zeremoniellen Kleidungsstücken und die künstlerische Verzierung von Waffen und Werkzeugen. Als Materialien wurden Farben aus Ocker, Asche und Blut, Stoff, Federn, Holz, Stein und Muscheln eingesetzt. |
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== Sozialgeographie == |
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Das [[Arnhemland]] und die angrenzenden Gebiete haben die größte Anzahl von Aborigine-Kunstwerken wie Felsritzzeichnungen und Felsenmalerei. Dort gefundene Zeichnungen und Ornamentierungen wurden auf ein Alter von bis zu 50.000 Jahren datiert. Das Arnhemland ist auch bekannt für [[Rindenmalerei]], Skulpturen und Webereien.<ref>W. Caruana: ''Die Kunst der Aborigines.'' 1999, S. 20 ff.</ref> In den Wüstengebieten wurden neben Felsenmalereien auch Bodenzeichnungen im Sand hergestellt. Im Norden von Queensland und auf den [[Tiwi-Inseln]] sind vor allem Skulpturen als Kunstwerke bedeutend. |
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Die indigenen Völker Australiens lebten vor der Ankunft der Weißen in Australien vor allem an der Ostküste des Kontinents. Jedoch auch die Wüsten im australischen Outback waren besiedelt. |
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Kunst ist Bestandteil der Hauptrituale in der Kultur der Aborigines; sie wurde und wird genutzt, um Territorien zu markieren, Geschichte aufzuzeichnen und Erzählungen über die Traumzeit zu unterstützen und zu übermitteln. Als vor etwa 10.000 Jahren der Meeresspiegel anstieg, wurden Meereswesen wie die Regenbogenschlange Gegenstand der Felsenmalerei. Die Felsenmalerei wurde bis ins 20. Jahrhundert praktiziert und diente unter anderem dem Unterrichten von [[Anatomie]], wie bei der sogenannten [[Röntgenstil|Röntgendarstellung]] des Barramundis. |
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Die Aboriginal People lebten in Gemeinschaften von ungefähr 500 Menschen, denen sie sich zugehörig fühlten. Diese Gruppen unterteilen sich in kleinere Verbände von zirka 20 bis 50 Personen, von denen einige [[Sesshaftigkeit|sesshaft]] sind, die meisten jedoch als [[Nomade]]n leben. Zwischen den Gruppen gab es häufig kriegerische Auseinandersetzungen wegen territorialer Ansprüche. |
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==== Neuzeitliche Kunst ==== |
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Die Aboriginal People bewirtschaften das Land nicht im herkömmlichen Sinne. Sie verbrennen das Land kontrolliert ("fire-stick farming"), um es vor den verheerenden Buschbränden zu schützen und landwirtschaftlich nutzen zu können. |
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[[Datei:Namatjira govt house sydney.jpg|mini|170px|Namatjira vor dem Government House in [[Sydney]], circa 1947]] |
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[[Datei:Yagan Statue 2005a.jpg|mini|hochkant|Bronzestatue des Aborigineskriegers [[Yagan (Noongar)|Yagan]] von dem irisch-indigenen Bildhauer Robert Hitchcock (1984)]] |
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Mit neuen Techniken und Materialien wie synthetischen Farben und Leinwand fanden Weiterentwicklungen dieser Ausdrucksformen statt: In Australien fand die erste bedeutende Aborigine-Kunstausstellung im Jahr 1929 in Victoria unter dem Titel „Primitive Art“ statt. [[Albert Namatjira]] trug wesentlich dazu bei, dass die Kunst der Aborigines akzeptiert wurde; er stellte seine in Aquarell gemalten Landschaftsbilder erstmals 1938 in Melbourne aus. Königin [[Elisabeth II.]] verlieh ihm 1953 eine Medaille und traf ihn persönlich ein Jahr später in Canberra. |
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== Geschichte == |
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Die wachsende Anerkennung, die die Kunst der Aborigines genoss, spiegelt sich in der Verbreitung der Kunst wider: 1941 und 1942 wurden in Nordamerika und [[Kanada]] Aborigine-Kunstwerke erstmals außerhalb von Australien ausgestellt. 1957/58 wurde dann in Australien als Wanderausstellung die Kunstsammlung „The Art of Arnhem Land“ gezeigt, bei der die Künstler nach ihren Stilrichtungen geordnet wurden. 1959 kaufte dann die „Art Gallery of New South Wales“ Werke zeitgenössischer Aborigine-Künstler auf. 1966 schließlich wurde ein Malmuster von [[David Malangi]] auf dem australischen 1-Dollar-Schein abgebildet. |
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=== Vor der Ankunft der Weißen === |
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Die Entwicklung der kommerziell erfolgreichsten Kunstrichtung begann 1971 und 1972, als der Kunstlehrer [[Geoffrey Bardon]] Aborigines in [[Papunya]], nordwestlich von Alice Springs, ermutigte, ihre Geschichten von der Traumzeit als [[Honigtopfameisen-Wandgemälde]] auf die dortigen Schulmauern zu malen. Er unterwies sie auch in der Anwendung moderner Malmaterialien und -techniken und ermunterte sie, ihre Traumzeit auf Holzbrettern und auf Leinwand festzuhalten. Dieses Wandgemälde bildete den Ausgangspunkt der modernen heutigen Malerei der Aborigines. Der bekannteste und erfolgreichste Künstler dieser Bewegung, die als [[Kunst der Aborigines#Papunya Tula und „Dot-Painting“|Dot-Painting]] (Punkte-Malerei) bekannt wurde, war [[Clifford Possum Tjapaltjarri]], von dem ein Bild zum Rekordpreis von 2,5 Millionen [[Australischer Dollar|australischen Dollar]] (AUD) vom australischen Staat gekauft wurde, der verhindern wollte, dass dieses Kulturgut ins Ausland verkauft wird. Ein weiterer erfolgreicher Künstler dieser Stilrichtung war [[Johnny Warangkula Jupurrula]]. Er war einer der Ersten, der die Form der Punktmalerei perfektionierte und ikonografische Elemente schuf, die sich im Bild auflösen. |
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Man geht heute davon aus, dass die Aborigines Australien von [[Indonesien]] aus erreicht haben, als vor 40.000 Jahren die Meeresspiegel tiefer lagen ([[Eiszeit]]), so dass die zu überquerenden Meeresarme schmaler waren als sie heute sind. Die seitdem angestiegenen Meeresspiegel haben die ersten in Küstennähe vermuteten Ansiedlungen und Spuren überschwemmt. |
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Abgesehen von der Malerei gab es auch bedeutende Meilensteine in anderen Kunstrichtungen: 1988 wurde ein Denkmal für Aborigines und Torres Strait Insulaner in der [[National Gallery of Australia]] in [[Canberra]] enthüllt. Es bestand aus 200 hohlen Baumstamm-Grabmalen, die im Rahmen der 200-Jahr-Feier der britischen Kolonisation Australiens und in Erinnerung an jene Aborigines errichtet wurden, die bei gewaltsamen Konflikten mit Siedlern starben. Im selben Jahr öffnete das neue [[Parliament House (Canberra)|Parliament House]] in Canberra mit einem 196 Quadratmeter großen [[Granit]]mosaik aus Pflastersteinen von [[Michael Nelson Jakamarra]]. |
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=== Auswirkungen der Besiedelung durch die Weißen auf die Urbevölkerung === |
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In den letzten Jahrzehnten sind in den Siedlungen der Aborigines zahlreiche Kunstzentren und Künstlerkooperationen entstanden, die die Herstellung und den Handel von Kunstwerken fördern, wie beispielsweise das [[Warburton (Western Australia)#Warburton Kunstprojekt|Warburton-Kunstprojekt]], die Kooperativen in [[Papunya]], [[Kintore (Northern Territory)|Kintore]] und zahlreiche andere. Diese Form der Herstellung von Kunstwerken ermöglicht es den Aborigines, durch eigene Kraft und ohne staatliche Hilfe zu leben. Trotz der Entfernung vieler Künstler von urbanen Siedlungen, der Armut und den Gesundheitsproblemen vieler Künstler, wird der Wert dieses schnell wachsenden Kunstgewerbes auf eine halbe Milliarde australischer Dollars geschätzt.<ref>Senate Standing Committee on the Environment, Communications, Information Technology and the Arts (2007), ''Indigenous Art: Securing the Future – Australia’s Indigenous visual arts and craft sector,'' Canberra: The Senate</ref> |
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[[1836]] wurden von der britischen Kolonialverwaltung sämtliche Landrechte abgesprochen. Australien wurde als Niemandsland angesehen und die Weißen waren sich nicht darüber im Klaren, dass die Ureinwohner das Land organisiert und gezielt nutzten. |
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Einen anderen Weg der jüngeren Aborigines-Kunst, die sich in den Städten entwickelt hat, geht [[Richard Bell (Künstler)|Richard Bell]], der als Maler auch Performances entwirft oder Videos dreht, wobei er sich politisch mit dem Verhältnis von Weißen und Schwarzen auseinandersetzt. Er verbindet zwar traditionelle und moderne Kunst der Aborigines, schärft aber gesellschaftliche Widersprüche sowohl mit seinen Arbeiten als auch mit seinen Aussagen: „Aboriginal Art – das ist eine Sache der Weißen!“ […] „Ich will mein ganzes Land zurück…“<ref>{{Webarchiv |url=http://www.acc-weimar.de/ausstellungen/a2009/a181/artist07.html |text=ACC-Weimar |wayback=20091103043622}}</ref> |
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Durch die Vertreibung von ihren Territorien verloren die Aborigines nicht nur ihre Lebensgrundlagen, sondern auch ihren sozialen Zusammenhalt. Sie wurden von den weißen Siedlern teilweise sogar gejagt, vergiftet und erschossen. Die Ureinwohner [[Tasmanien]]s rebellierten dagegen und wurden fast vollständig vernichtet. Noch in den [[1920er]] Jahren fanden (illegale) Treibjagden auf "Abos" statt. Eingeschleppte Krankheiten und [[Seuche]]n (z.B. [[Pocken]] und [[Masern]]) dezimierten die einheimische Bevölkerung Australiens weiter. |
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=== Musik === |
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Die traditionelle Musik gehört zur traditionellen Kunst Australiens, daher treffen auf sie dieselben Konzepte und Gesetze zu wie auf die bildende Kunst. Auch hier gibt es eine »innere« und eine »äußere« Ebene (s. o.). Die Musik ist im Besitz einer bestimmten Person oder einer Gruppe und transportiert u. a. Verpflichtungen und Inhalte der Stammesgesetze und dient der Kommunikation historischer oder mythologischer Geschichten oder Erlebnisse, die damit in Verbindung stehen. Die Musik ist darüber hinaus auch an geografische Gegebenheiten gebunden, die durch mythologische Ereignisse miteinander in Verbindung stehen („Songline“). |
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Das wichtigste musikalische Element der traditionellen australischen Musik sind dabei die Gesänge,<ref>Alice-M. Moyle: ''Aboriginal Sound Instruments.'' Begleitbuch zu Feldaufnahmen, AIATSIS 1978/'90</ref> die einzeln oder mit mehreren Beteiligten durchgeführt werden. Sie werden angeleitet von einem oder mehreren „Songmen“ oder „-women“, die Verantwortung für die korrekte rituelle Durchführung haben und Besitzer bzw. Hüter der jeweiligen Form oder des Inhaltes sind. Einzelne Lieder haben selten eine Länge von mehr als drei Minuten, sind jedoch oft eingebunden in längere Gesangszyklen (Zeremonien). Gesänge decken das gesamte Bedeutungsspektrum von persönlichen Erzählungen und Vergnügungsliedern bis hin zu hoch spirituellen Ritualen ab, die der Aufrechterhaltung der [[Totem]]identität dienen. |
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Die Aboriginal People erhielten erst [[1961]] das [[Wahlrecht]] in Australien. Erst in den [[1980er]] Jahren wurde die [[Rassentrennung]] in den Schulen aufgehoben. [[1993]] erkämpften sich die Organisationen der Native People of Australia mit dem [[Mabo-Gesetz]] eine wichtige rechtliche Errungenschaft. |
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Zu den Liedern wird gelegentlich auch der Rhythmus geklatscht, dabei auch mit den hohlen Händen auf ein Stück Fell (früher) oder ein Kleidungsstück (heute) im Schoß, oder auf das Gesäß. |
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=== Situation heute === |
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Schlaginstrumente finden sich in Form der ''clap sticks'' (kurze Hartholzstöcke), die den Grundrhythmus angeben, aber auch Bumerangs werden dazu benutzt, die paarweise gegeneinander geschlagen werden. |
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Heute leben die Aboriginal People einen Kompromiss zwischen ihrem traditionellen und dem westlichen Lebensstil. Etwa die Hälfte der Urbevölkerung lebt in der Nähe von Städten und muss sich deshalb bis zu einem gewissen Grad anpassen. Nach wie vor kämpfen sie gegen Alkohol- und Drogenmissbrauch, schlechte medizinische Versorgung und eine sehr hohe Arbeitslosigkeit (38 % auf Arbeitssuche). |
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Die nordaustralischen Aborigines, vor allem im Arnhemland und in den Kimberleys, spielen das Yidaki ([[Didgeridoo]]), ein [[Blasinstrument]] aus der Familie der [[Aerophon]]e mit obertonreichem Klang und Tonlagen zwischen Tenor und Bass. Zumeist wird es aus dem Holz des von Termiten ausgehöhlten schwarzen oder gelben »Woolybutt« ([[Eukalyptus|Eucalyptus miniata]]) oder des »Stringybark« ([[Eucalyptus tetrodonta]]) gefertigt, der in den tropischen Gebieten vorkommt.<ref>Charlie McMahon: In: ''Das Didgeridoo-Phänomen.'' Traumzeit-Verlag, 2003.</ref> Meist dient das Yidaki als Rhythmusinstrument für die Gesänge bei Zeremonien. Es wird traditionell nur selten als Soloinstrument eingesetzt, auch wenn den Touristen oft das Bild vermittelt wird, dass das Yidaki hauptsächlich dem Erzählen von Geschichten dient. Seit den 1960er Jahren hat sich die Verwendung dieses Instrumentes über Australien verbreitet und wird von vielen Aborigines auch außerhalb des Ursprungsgebietes als Symbol ihrer traditionellen Identität aufgefasst. |
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Zu den Bestrebungen der Bürgerrechtsbewegung, der ATSIC und anderer Organisationen der indigenen Bevölkerung gibt es eine Gegenbewegung, an deren Spitze die politisch weit rechts stehende Partei "One Nation" steht. "One Nation" versucht, aus dem nach wie vor existierenden latenten Rassismus in Teilen der Bevölkerung Profit zu ziehen. |
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Im nördlichen Queensland wird für bestimmte rituelle Zwecke eine Trommel aus einem mit Tierhaut bespannten hohlen Eukalyptusstück gespielt (Ubar), die, ähnlich wie die Schlagstöcke, nur das Zeitmaß begleitet. Ihre Verwendung ist stark zurückgegangen. |
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Die Musik [[Gumleaf]] (Gummiblatt) wird mit einem einfachen Musikinstrument erzeugt. Es entstehen spezielle Töne, wie auch Vogelstimmen. Die Musiker führen dabei ein [[Eukalypten|Eukalyptusblatt]] an den Mund und durch Luftstöße werden Töne erzeugt. Gumleaf ist traditionell eine Musik der Aborigines, aber es gibt seit der britischen Kolonisation auch Weiße, die diese Musik beherrschen und sich seit 1977 jährlich in einer australischen Meisterschaft miteinander messen. Bekannte Interpreten dieser Musikrichtung sind [[Herb Patten]] und [[Roseina Boston]]. |
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== Prominente Aborigines == |
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Gelegentlich ist der Gebrauch von Flöten oder Pfeifen aus hohlen Halmen dokumentiert, die aber keine musikalische Funktion erfüllen und eher Signalcharakter haben. |
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=== Sport === |
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Das Bora-Bora ([[Schwirrholz]] oder Bull-Roarer) ist als Werkzeug spiritueller Wahrnehmungstechniken für Initiationen einzustufen. |
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* [[Graham Farmer]], auch "Polly" Farmer, ein [[Noongar]] war einer der bekanntesten Spieler des [[Australian Football]]. |
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* [[Cathy Freeman]], ein olympische Athletin, die bei den [[Olympische Spiele|Olympischen Spielen]] [[2000]] in [[Sydney]] das olympische Feuer entzündete und eine [[Goldmedaille]] gewann. |
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* [[Evonne Goolagong]], [[Tennis]]star, die sieben [[Grand Slam]]-Turniere gewann. |
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* [[Patrick Johnson]], Athlet. Er war der erste Nichtafrikaner, der den [[100-Meterlauf]] in weniger als 10 Sekunden schaffte. |
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* [[Michael Long]] und [[Nicky Winmar]], [[Australian Football]]. |
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* [[Douglas Nicholls]], ein [[Yorta Yorta]] und [[Australian Football|Football]]star. Später wurde er als Geistlicher akzeptiert und wurde der erste [[Gouverneur]] eines australischen Staates aus dem Volk der Aborigine. |
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* [[Lionel Rose]], [[Boxen|Boxer]]. |
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* [[Gavin Wanganeen]] und [[Adam Goodes]], Gewinner der [[Brownlow Medaille]] des [[Australian Football]]. |
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Ein weiterer integraler Bestandteil traditioneller Musik ist der Tanz. Einzelne Tänzer oder Gruppen versinnbildlichen mit ihren Bewegungsmustern die mit den Gesängen vermittelten Inhalte. Dabei stehen Tänzer und Musiker in ständigem Kontakt, die Musik liefert ganz bestimmte Schlüsselsignale für bestimmte Tanzschritte und dynamische Entwicklungen. |
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=== Kunst === |
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Die Musik der Aborigines ist nicht nur auf überlieferte Musik und die Verwendung traditioneller Musikinstrumente beschränkt: Der Aborigine-Rock in Australien begann mit der Band [[Yothu Yindi]], die sich 1986 gründete und mit dem politischen Song ''Homeland Movement'' bekannt wurde, der sich der Zwangswegnahme tausender Aborigine-Kinder von ihren Eltern widmet. Der Song erreichte nicht nur bei den Aborigines große Bekanntheit. [[Archie Roach]] gewann mehrere Preise dafür und erhielt als Auszeichnung für den Verkaufserfolg eine [[Goldene Schallplatte]]. |
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* [[Christina Anu]] von [[Torres Straight Island]], Teil der [http://www.bangarra.com.au Bangarra Dance Company] |
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* [[Mark Atkins]], international bekannter [[Didgeridoo]]-Spieler. |
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* [[Burnum Burnum]], Aktivist, Schauspieler, Künstler, Autor, Lehrer und Geschichtenerzähler |
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* [[Ernie Dingo]], Film- und Fernsehschauspieler |
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* [[David Gulpilil]], Film- und Fernsehschauspieler |
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* [[Djalu Gurruwiwi]], Ältester des Galpu Clan und traditioneller Spieler des [[Didgeridoo]]. |
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* [[David Hudson]], international bekannter Musiker, spezialisiert auf das Didjeridu. |
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* [[Albert Namatjira]], Maler |
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* [[George Rrurrambu]], Mitglied der Band [[Indigenous Roots]] |
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* [[Mandawuy Yunupingu]], Mitglied der Band [[Yothu Yindi]] |
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* [[The Stiff Gins]], eine Akustikgruppe ([http://www.stiffgins.com]) |
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Die Band hatte 1992 mit ''Treaty'' über Australien hinaus Erfolg und kombinierte erfolgreich das Didgeridoo mit modernen Instrumenten. In dieser Band spielen Aborigines und Australier europäischer Abstammung. Sie spielen alte und moderne Musik, aber auch Pop und Rock. In Deutschland sind sie unter anderem durch ihre Zusammenarbeit mit [[Peter Maffay]] auf dessen Album bekannt. |
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=== Politik === |
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Bekannt ist auch die ''Warumpi Band,'' die Hip-Hop und Rap verbindet. |
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* [[Neville Bonner]], erster Aborigine im australischen Parlament. |
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* [[Ernie Bridge]], ehemaliger Cabinet Minister in [[Western Australia]] |
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* [[Linda Burnley]], Mitglied des [[New South Wales Parliament]] |
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* [[John Ah Kit]], Deputy Chief Minister des [[Northern Territory]] |
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* [[Carol Martin]], Mitglied des Western Australian Parliament |
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* [[Pat O'Shane]], New South Wales Magistrat |
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* [[Aden Ridgeway]], Mitglied der [[Australian Democrats]] und [[Senator]] für [[New South Wales]] |
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* [[Marion Scrymgour]] Die erste indigene Frau im [[Northern Territory]] Parliamant ([http://notes.nt.gov.au/lant/members/Members1.nsf/49bd8676b89a70656925636c0021e38a/dc3d77549553d5d169256370001586d3?OpenDocument]) |
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=== Literatur === |
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[[David Unaipon]] war der erste Aborigine, der ein Buch mit dem Titel ''Aboriginal Legends'' schrieb und im Jahr 1927 veröffentlichte. Der Autor Colin Johnson, der den Aboriginenamen [[Mudrooroo]] annahm, gilt als der Begründer der politisch engagierten Aborigine-Literatur. Er gab 1965 den Roman ''Wild Cat Falling'' heraus, der in die Weltliteratur eingegangen ist. In diesem befasste er sich mit dem Schicksal eines jungen Aborigine, der sich ändern will, was ihm allerdings erst vor einer (erneuten) Verurteilung gelingt. Mudrooroo setzte dieses Thema im Jahr 1988 mit dem Werk ''Doin Wild Cats'' und mit ''Wildcat Screaming'' 1992 fort. In den weiteren Kurzgeschichten zur Thematik „Wild Cat“ setzte er sich mit den traditionellen und modernen Lebenserfahrungen des Jungen auseinander. Mudrooroos Vater, der Afrikaner war, hatte sich als Aborigine ausgegeben und deswegen wurde Mudrooroo in den 1990er Jahren heftig kritisiert. Er verlor aufgrund dieser ihm nicht bekannten Tatsache, deren Verheimlichung ihm vorgeworfen wurde, an politischer Bedeutung. Er veröffentlichte zahlreiche weitere literarische Werke und hielt Vorträge im Ausland über das Leben der Aborigines und schilderte vor allem die Schwierigkeit, die die englische Sprache bereitet, um die indigene Sichtweise zu verdeutlichen. |
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Bei [[Sally Morgan]] war es umgekehrt. Sie nahm jahrelang an, dass sie ein Kind einer indischen Familie sei, bis sie als junges Mädchen herausfand, dass sie von Aborigines abstammt. Diese Erfahrungen verarbeitete sie in dem Roman ''My Place,'' der 1987 erschien und weltweit Beachtung fand.<ref>G. Leitner: ''Die Aborigines Australiens.'' 2006, ISBN 3-406-50889-8, S. 96 ff.</ref> In dem von ihr verfassten Werk ''Wanamurraganya'' beschreibt sie die Geschichte ihres Großvaters. Sie ist auch als gestaltende Künstlerin erfolgreich, 1993 gewann sie für ihren Druck ''Qutback'' einen Preis. Heute ist sie Direktorin des ''Centre for Indigenous History and Arts'' an der [[University of Western Australia]]. |
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* [[Alison Anderson]] ATSIC Commisioner als gewählter indigener Repräsentant ([http://www.atsic.gov.au/About_ATSIC/Commissioners/anderson.asp]) |
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* [[Isabell Coe]], Aktivist für die Rechte der Aborigines |
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* [[Mudrooroo]], Autor und Drehbuchautor |
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* [[Oodgeroo Noonuccal]], Autor, Schauspieler, Lehrer |
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* [[Charles Perkins]], der erste Aborigine mit Universitätsabschluß. |
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* [[David Unaipon]], Prediger und Erfinder |
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Eine weitere als Autorin erfolgreiche Aboriginefrau ist [[Doris Pilkington]], die für ihren Roman ''Caprice – A Stockman’s Daughter'' 1996 einen Literaturpreis erhielt. Im selben Jahr veröffentlichte sie den Roman ''Follow the Rabbit-Proof Fence,'' der 2002 von [[Phillip Noyce]] unter dem Titel ''Rabbit-Proof Fence'' (dt.: ''[[Long Walk Home]]'') verfilmt wurde, und der die Jugenderlebnisse ihrer Mutter und die ''Stolen Generation'' zum Thema hat. Der Roman schildert die Flucht von drei Aborigine-Mädchen aus einem Lager, das zur Umerziehung von Kindern aus [[Interkulturelle Ehe|Mischehen]] zwischen eingeborenen und eingewanderten Australiern eingerichtet war, entlang des 3256 Kilometer langen [[Rabbit-Proof Fence|Schutzzauns gegen die Kaninchenplage]]. Die Väter dieser Kinder waren zumeist weiße Wanderarbeiter und die Mütter Aborigines. |
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== Literatur == |
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=== Film === |
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* Jürg Helbling: ''„Die Organisation des sozialen und natürlichen Raumes bei den australischen Aborigines“'' (S. 281?303). In: Paul Michel (Hrsg.): ''Symbolik von Ort und Raum.'' Bern: P. Lang 1997 |
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Die Filmindustrie wendet sich in Form von Dokumentar- und Spielfilmen dem Thema Aborigines zu. |
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Der Film ''Australian Rules'' von [[Paul Goldman]] aus dem Jahr 2002, der auf der autobiografieähnlichen Novelle ''Deadly Unna'' von Phillip Gwynne basiert, verarbeitet das Thema Rassismus und Sport. Er zeigt die Erfahrung von zwei befreundeten 16-jährigen footballspielenden australischen Jungen. Gary Black (Nathan Phillips), ein Weißer, und Dumby Red (Luke Carroll), ein Aborigine und erfolgreicher Footballspieler eines Fischerdorfs, erleben den latenten Rassismus der Dorfbevölkerung. Dieser bricht aus, als mehr als die Hälfte der Fußballmannschaft des Dorfes Aborigines sind und diese Mannschaft einen Preis gewinnt. In der daraus folgenden gewaltsamen Auseinandersetzung wird der junge Aborigine ermordet.<ref>{{Internetquelle |autor=Richard Phillips |url=http://www.wsws.org/articles/2002/sep2002/arul-s19.shtml |titel=Racism and small-town bigotry – World Socialist Web Site |werk=wsws.org |abruf=2016-02-18}}</ref> |
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== Weblinks == |
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[[Richard Frankland|Richard J. Frankland]],<ref>Lore of the Lands: {{Webarchiv |url=http://www.loreoftheland.com.au/indigenous/richard/rffilms.html |text=''Richard J. Franklands'' |wayback=20090912055222}} (englisch), zugegriffen am 21. Februar 2009.</ref> ein Aborigine vom Stamm der Gunditjmara, war Sänger und Liedermacher, Autor und Regisseur. Er drehte nach seinen Erfahrungen als Mitglied der ''Royal Commission into Aboriginal Deaths'' im Jahr 1966 den preisgekrönten Dokumentarfilm ''Who killed Malcolm Smith,'' einen Film über die hohe Selbstmordrate der Aborigines. Weitere Filme von ihm, die sich mit dem Leben der Aborigines befassen, sind: ''Clanging Doors'' (1991), ''Songlines'' (1993), ''No Way To Forget'' (1996) und ''Harry’s War'' (1999). |
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* [http://www.ididj.com.au Australian Aboriginal Didgeridoo] |
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* http://www.australien-info.de/aborigines.html – Geschichte und Kultur der Aborigines |
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Der Regisseur [[Wayne Blair]] drehte den Film ''The Djarn Djarns,''<ref>Berlinale (2005) [http://www.berlinale.de/de/archiv/jahresarchive/2005/02_programm_2005/02_Filmdatenblatt_2005_20050524.php Filmdatenblatt ''The Djarn Djarns'']</ref> der 2005 auf der Berlinale den Kinderkurzfilmpreis erhielt. Der Film erzählt die Geschichte eines elf Jahre alten Jungen, eines Tänzers, der in seiner Tanzgruppe von Aborigines den Todestag seines Vaters verarbeitet. |
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* http://home.t-online.de/home/310053825467 – Die Aborigines [[Tasmanien]]s |
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Im Jahr 2006 entstand der Film ''[[10 Kanus, 150 Speere und 3 Frauen]],''<ref>{{Internetquelle |url=http://trans.worldvision.com.au/birrung/ArtCentre.aspx?ID=10 |titel=World Vision Australia | Official site for child sponsorship and donations |werk=com.au |abruf=2016-02-18}}</ref> der in der Umgebung und in der Gemeinschaft vom [[Ramingining]] unter Beteiligung einiger Künstler aus Ramingining gedreht wurde. Die Bedeutung dieses Films liegt darin, dass er die Kulturregion und das dortige Aborigine-Leben am Rande des Arnhemlands ins Licht der internationalen Öffentlichkeit brachte. Er erhielt einen Kritikerpreis auf dem [[Internationale Filmfestspiele von Cannes|Filmfestival in Cannes]]. Regie führte der australische Dokumentarfilmer [[Rolf de Heer]]. Der Film wurde vorrangig in der australischen Sprache Ganalbingu gedreht. |
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Der Film ''[[Long Walk Home]]'' ''(Rabbit-Proof Fence),'' der 2002 erschien, behandelt das Schicksal von drei Kindern aus Mischehen, die aufgrund gesetzlicher Vorgaben ihrer Mutter weggenommen und in ein Erziehungsheim gebracht wurden. Sie laufen von dort weg und machen auf ihrer Rückreise Erfahrungen mit Rassismus. |
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Der Kinofilm ''[[Walkabout (Film)|Walkabout]]'' aus dem Jahr 1971 wurde von [[Nicolas Roeg]] gedreht. Er basiert auf dem 1959 erschienenen Roman ''Die Kinder'' (orig. ''The Children,'' später unter dem Titel ''Walkabout'') von [[James Vance Marshall]]. Darin begegnen zwei Kinder einem jungen Aborigene, der sich auf dem Walkabout befindet, einem Initiationsritual, bei dem der Dreizehnjährige sich auf seinen [[Traumpfad]] begibt und längere Zeit allein bleiben und für sich selbst sorgen muss. Die Begegnung mit den Menschen der fremden Kultur wirkt auf den Aborigine tödlich, er begeht Selbstmord. |
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=== Tanz, Theater und Musical === |
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Tanz, Gesang, Zeremonien und Initiationen sind bei zahlreichen Aboriginevölker seit jeher ein Bestandteil ihres traditionellen und kulturellen Lebens. Beispielsweise lernen die [[Tiwi (Stamm)|Tiwis]], die auf den [[Tiwi-Inseln]] vor [[Darwin (Australien)|Darwin]] leben, den Tanz mit ihren [[Totem]]s von ihrer Mutter, und die Tanzthemen wechseln nach Anlässen. Einige Tänze entstehen aber auch spontan und drücken die Emotionen der Tänzer aus, oder sie entsprechen ihren Zeremonien. In den Tänzen und Gesängen der Tiwi finden sich auch die Erlebnisse des Zweiten Weltkriegs, wie die Bombenangriffe auf Darwin, wieder. Gesang ist stets mit ihrem Tanz verbunden und es werden laufend neue Songs beim Tanzen kreiert, wobei sie dabei ihren Körper mit Ocker bemalen. Die Körperbemalungen der Tiwis finden sich als Muster auf ihren Kunstwerken wieder. |
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''A Bran Nue Dae'' (1991) war das erste [[Musical]], das ein Aborigine komponierte. Es zeigt in der Form einer Rockoper den Aborigine-Jungen Willy während einer Reise von [[Perth]] in seine Heimat bei seiner Suche nach sich selbst, nach Zuneigung und Geborgenheit. Es ist die autobiografische Erzählung von [[Jimmy Chi]], der in [[Broome]] aufwuchs und den seine Mutter in eine katholische Missionsstation nach Perth schickte. Nach einem Autounfall wurde er zunächst in die [[Psychiatrie]] überwiesen; als er diese verließ, ging er nach Broome zurück und brachte sich selbst das Musizieren sowie das Liederschreiben bei. Das Musical wurde mehrfach ausgezeichnet, wie beispielsweise mit dem ''Sidney Myer Performing Arts Awards'' und ''Western Australian Premier’s Book Awards.'' Das Musical wurde später verfilmt.<ref>Filmink: {{Webarchiv |url=http://www.filmink.com.au/news/a-bran-nue-dae-for-missy-higgins/ |text=''A Bran New Dae'' |wayback=20100207062620}} (englisch), zugegriffen am 6. März 2009.</ref> |
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Seit den frühen 1990er Jahren gründeten Aborigines erfolgreiche [[Tanztheater]], die ein kulturelles Bindeglied zwischen den Aborigines und der weißen Bevölkerung Australiens bildeten. Das [[Bangarra Dance Theatre]] (Bangarra heißt Feuermachen in der Sprache der [[Wiradjuri]]) ist ein Tanztheater, das 1989 von [[Carole Johnson]] gegründet wurde und durch seine Aborigine-Tanzaufführungen im Ausland, vor allem in den USA und Großbritannien bekannt ist. Es trat bei der Eröffnungs- und Schlussfeier der [[Olympische Sommerspiele 2000|Olympischen Spiele 2000]] in Sydney auf.<ref>Bangarra Dance Theatre {{Webarchiv |url=http://www.acc-weimar.de/ausstellungen/a2009/a181/artist07.html |text=Chronologie |wayback=20091103043622}} (englisch), zugegriffen am 6. März 2009.</ref> Das ''Chunky Move'' ist ein Aborigine-Tanztheater aus [[Southbank (Victoria)|Southbank]] in Victoria, das 1995 gegründet wurde und nicht nur in Australien, sondern auch in Asien, Europa, den USA und Kanada aufgetreten ist.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.australiadancing.org/apps/ad?action=ViewSubject&id=20&resourceType=All |titel=Australia Dancing leaps into Trove | National Library of Australia |werk=australiadancing.org |offline=1 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20091227075945/http://www.australiadancing.org/apps/ad?action=ViewSubject&id=20&resourceType=All |archiv-datum=2009-12-27 |abruf=2016-02-18}}</ref> |
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Das Theaterstück ''Stolen Generations,'' das von [[Jane Harrison]] geschrieben und 1998 in Australien uraufgeführt wurde, befasst sich mit dem Schicksal von fünf Aboriginekindern, die ihren Müttern weggenommen wurden.<ref>G. Notatas (25. Juni 2005): [http://www.wsws.org/articles/2000/jul2000/stol-j25.shtml ''The tragedy of the „stolen generation“.''] (englisch), zugegriffen am 6. März 2009.</ref> Es wurde in Asien und in den USA aufgeführt und lässt das Erlebnis der Zwangsentfernung der meist „halbblütigen“ Aboriginekinder nachvollziehen. Ein weiteres Theaterstück von Jane Harrison, ''Rainbow’s End,'' das 2005 in [[Melbourne]] aufgeführt wurde, befasst sich mit dem Leben von drei Aboriginefrauen, die in den 1950er Jahren gegen Rassismus in einer Kleinstadt und um ihren Unterhalt kämpfen.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.theage.com.au/news/Arts/At-Rainbows-End/2005/02/20/1108834654254.html |titel=Pot of gold at Rainbow's End – Arts – www.theage.com.au |werk=com.au |hrsg=www.theage.com.au |abruf=2016-02-18}}</ref> |
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== Sport == |
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[[Datei:Cathy Freeman 2000 olympics.jpg|mini|hochkant|Olympiasiegerin Cathy Freeman im Jahr 2000 in Sydney]] |
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[[Datei:Aboriginal cricket team at MCG in 1867.jpg|mini|links|Cricketmannschaft (1867), nur aus Aborigines bestehend]] |
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Die Beteiligung der Aborigines am Sport geht bis ins 19. Jahrhundert zurück. Die sportlichen Aktivitäten begannen im englischen [[Cricket]] und setzen sich in der [[Leichtathletik]] und im [[Australian Football]] fort. Einzelne Sportler gelangten zu nationaler Popularität und konnten emanzipatorische Inhalte transportieren. |
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Weltweite Aufmerksamkeit für die Probleme der Aborigines erzielte im Jahr 2000 [[Cathy Freeman]] mit dem Gewinn der Goldmedaille im 400-Meter-Lauf der Frauen bei den Olympischen Spielen in Sydney, insbesondere da sie nicht nur die Australische Flagge, sondern auch die Flagge der Aborigines im Stadion zeigte, obwohl eigentlich nur das Zeigen von Nationalflaggen erlaubt ist. |
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[[Nova Peris]], die bereits 1996 im Hockey als erste Aborigine olympisches Gold gewonnen und bei den Commonwealth Games 1998 in zwei Leichtathletikdisziplinen gesiegt hatte, wurde 2013 für das Northern Territory in den [[Australischer Senat|australischen Senat]] gewählt. |
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Eine weitere öffentlich erfolgreiche Aktivität führte der Australian-Rules-Footballspieler Michael Long im Jahr 2004 durch, als er einen Marsch von Melbourne nach Canberra begann, um den Premierminister [[John Howard (Politiker)|Howard]] zur Rede zu stellen. Dieser hatte das Leid der ''Stolen Generation'' mehrmals geleugnet. Long erreichte unter anderem aufgrund der großen Publizität, dass sich der Premierminister einer Aussprache stellte.<ref>G. Leitner: ''Die Aborigines Australiens.'' 2006, ISBN 3-406-50889-8, S. 100.</ref> |
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[[David Kantilla]], in seiner Sprache auch ''Amparralamtua'' genannt, war 1961 der erste „Vollblut-Aborigine“, der in einer der höchsten [[Australian Football|Football-Liga (SANFL)]] in South Australia spielte. Er stammte vom Volk der Tiwi ab. |
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[[Lionel Rose]] vom Stamm der [[Gunditjmara]] gewann als erster Aborigine 1968 einen Weltmeistertitel im Boxen; im selben Jahr erhielt er die Auszeichnung [[Australian of the Year]], was ihm zu weiterer Popularität verhalf.<ref>{{Webarchiv |url=http://www.australianoftheyear.org.au/pages/page103.asp |text=Australian of the Year 1968 |wayback=20090214085418}}</ref> 1985 wurde er in die [[Sport Australia Hall of Fame]] aufgenommen.<ref>Nick Campton: [https://www.abc.net.au/news/2021-12-10/lionel-rose-google-doodle-boxing/100689674 ''Lionel Rose Google doodle brings new generation to iconic fighter''] vom 10. Dezember 2021. In: ABC</ref> |
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Es dauerte bis ins Frühjahr 2008, bis [[Jade North]] als erster Aborigine in einem Freundschaftsspiel der australischen Fußballnationalmannschaft gegen Singapur die Kapitänsbinde trug.<ref>SBS (28. März 2008): [https://theworldgame.sbs.com.au/north-making-giant-strides ''North making giant strides''].</ref> |
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[[Evonne Goolagong]], eine Aborigine-Frau, war eine der erfolgreichsten australischen Tennisspielerinnen überhaupt. Sie gewann viermal die [[Australian Open]], zweimal die [[Wimbledon Championships]] und einmal die [[French Open]]. |
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Adam Goodes, ein landesbekannter Footballspieler, der die gesellschaftlichen Diskriminierungen öffentlich thematisierte, wird seit 2013 bei Auswärtsspielen regelmäßig rassistisch beleidigt.<ref>[[Der Spiegel]]: [http://www.spiegel.de/sport/sonst/rassismus-in-australien-beleidigungen-gegen-aborigine-adam-goodes-a-1045941.html#ref=veeseoartikel ''Rassisten machen Footballstar mürbe''] vom 30. Juli 2015, geladen am 6. Dezember 2016.</ref> |
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== Medien == |
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Seit 2007 betreiben die Aborigines einen eigenen Fernsehsender, NITV.<ref>[http://www.nitv.org.au/about-nitv/dsp-default.cfm?loadref=67 Website von NITV, dem Fernsehsender der Aborigines], abgerufen am 16. November 2014.</ref> Er sendet nonstop und lässt die Ureinwohner selbst über sich berichten,<ref name="Jungehüsling" /> um Klischees entgegenzuwirken und auch positive Entwicklungen zu zeigen. |
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== Siehe auch == |
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* [[History Wars]] |
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* [[Liste prominenter Aborigines]] |
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* [[Liste von Abkürzungen zur Geschichte der Aborigines in Australien]] |
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== Literatur == |
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* Geoffrey Blainey: ''The Triumph of the Nomads. A History of Aboriginal Australia.'' Overlook Press, New York 1976, ISBN 0-87951-043-9. |
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* Wally Caruana: ''Die Kunst der Aborigines.'' Deutsche Ausgabe. Thames & Hudson, London 1999, ISBN 3-7852-8403-9. |
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* [[Bruce Chatwin]]: ''Traumpfade („The songlines“).'' Verlag der [[Süddeutsche Zeitung|SZ]], München 2004, ISBN 3-937793-28-3. |
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* Ian Crawshaw: ''Australia walkabout – Reiseführer für das Australien der Aborigines und [[Torres Strait Islander]].'' Herausgeber der deutschen Auflage Sabine Muschter. Intuitiv media, Kiel 2011, ISBN 978-3-00-029490-7. |
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* Kate Darian-Smith, Juliane Lochner (Übers.): ''Indigenes Australien. Von der britischen Besiedelung bis zur Gegenwart.'' In: Bettina Biedermann, Heribert Dieter (Hrsg.): ''Länderbericht Australien.'' Schriftenreihe, 1275. [[Bundeszentrale für politische Bildung]] BpB, Bonn 2012, ISBN 978-3-8389-0175-6, S. 93–126. |
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* Robyn Davidson: ''Tracks.'' Pan Macmillan, London 1998, ISBN 0-330-36861-3. |
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* Ursula Dreyer: ''Dreaming Tracks – Spurensuche. Auf dem Weg zu interkulturellen Dialogen.'' Kleio Humanities, Bremen 2006, ISBN 3-9811211-1-2 (zugl. Dissertation, Universität Bremen 2006). |
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* [[Adolphus Peter Elkin|A. P. Elkin]]: ''Aboriginal men of high degree. Initiation and Sorcery in the World's Oldest Tradition.'' Inner Traditions International, Rochester, Vermont 1977, ISBN 0-7022-1017-X. |
|||
* Jürg Helbling: ''Die Organisation des sozialen und natürlichen Raumes bei den australischen Aborigines.'' In: Paul Michel (Hrsg.): ''Symbolik von Ort und Raum.'' P. Lang, Bern 1997, ISBN 3-906759-19-9, S. 281–303. |
|||
* David Horton (Hrsg.): ''The Encyclopaedia of Aboriginal Australia: Aboriginal and Torres Strait Islander history, society and culture.'' Aboriginal Studies Press (Australian Institute of Aboriginal and Torres Strait Islander Studies), Canberra 1994. Buch-Version: ISBN 0-85575-234-3, Windows CD-Rom 1996: ISBN 0-85575-261-0 Macintosh CD-Rom 1996: ISBN 0-85575-278-5. |
|||
* Robert Hughes: ''The Fatal Shore: A History of the Transportation of Convicts to Australia, 1787–1868.'' Vintage, London 2003, ISBN 0-09-945915-9. |
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* Aboriginal Studies Press (Australian Institute of Aboriginal and Torres Strait Islander Studies), Canberra 1994. Buch-Version: ISBN 0-85575-234-3, Windows CD-Rom 1996: ISBN 0-85575-261-0 Macintosh CD-Rom 1996: ISBN 0-85575-278-5. |
|||
* Jennifer Isaacs: ''Bush Food. Nahrung und Pflanzenmedizin der Aborigines.'' Könemann Verlagsgesellschaft, Köln 2000, ISBN 3-8290-2191-7. |
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* Robert Lawlor: ''Voices of the first day. Awakening in the aboriginal dreamtime.'' Inner Traditions International, Rochester, Vermont 1991, ISBN 0-89281-355-5. |
|||
* [[Gerhard Leitner (Anglist)|Gerhard Leitner]]: ''Die Aborigines Australiens.'' Beck, München 2006, ISBN 3-406-50889-8. (2. Auflage: Beck, München 2010, ISBN 978-3-406-50889-9) |
|||
* Malcolm Prentis: ''A Concise Companion to Aboriginal History.'' Rosenberg Publishing, Dural Delivery Centre NSW, Australia, 2008, ISBN 978-1-877058-62-2. |
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* F. Rose: ''Die Ureinwohner Australiens. Gesellschaft und Kunst.'' Leipzig 1969. |
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== Weblinks == |
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{{Commonscat|Aboriginal Australians|Aborigines}} |
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{{Wiktionary|Aborigine}} |
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* [http://www.aiatsis.gov.au/ Australian Institute of Aboriginal and Torres Strait Islander Studies (AIATSIS)] |
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* {{Webarchiv |url=http://www.cultureandrecreation.gov.au/articles/indigenous/ |text=Culture.gov.au – Australian Indigenous cultural heritage |wayback=20110408175838}} |
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* [http://www.ausanthrop.net/ AusAnthrop] |
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== Einzelnachweise == |
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<references responsive /> |
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{{Lesenswert|22. April 2009|59280767}} |
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[[Kategorie:Australien]] |
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{{Normdaten|TYP=s|GND=4000178-7}} |
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[[Kategorie:Ozeanische Ethnie]] |
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[[Kategorie:Aborigines| ]] |
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[[en:Australian Aborigine]] |
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[[Kategorie:Ethnie nach Staat]] |
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[[eo:Aborigenoj de Aŭstralio]] |
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[[fi:Aboriginaali]] |
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[[fr:Aborigènes d'Australie]] |
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[[he:אבוריג'ינים]] |
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[[it:Aborigeni australiani]] |
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[[ja:アボリジニ]] |
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[[nl:Aboriginals]] |
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[[pl:Aborygeni]] |
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[[pt:Aborígene australiano]] |
Aktuelle Version vom 26. Mai 2025, 01:13 Uhr

Aborigines (englisch [ ], „Ureinwohner“) ist eine verbreitete Sammelbezeichnung für die indigenen Völker Australiens. Ihre Vorfahren besiedelten vor etwa 40.000 bis 60.000 Jahren den Kontinent vom Norden ausgehend.[1]
Aborigines bezeichnet als Sammelbegriff Ethnien, also Völker, Stämme oder Clans, mit oft höchst unterschiedlichen Gebräuchen und Sprachen. Je nach Definition und Quelle gab es vor der Ankunft der Briten etwa 200 bis 700 verschiedene Stämme der Aborigines,[2][3][4] die vorwiegend als Jäger und Sammler lebten. Mit der Ankunft der Europäer ab 1788 sank ihre Zahl von geschätzten 300.000 bis 1.000.000 Einwohnern auf 60.000 im Jahr 1920,[5] vor allem wegen eingeschleppter Krankheiten, aber auch durch gewaltsame Konflikte mit den Siedlern um Landrechte.
Etwa drei Viertel der 2006 rund 464.000 Aborigines[6] leben in Städten und haben sich weitgehend der modernen Lebensweise angepasst,[7] da die Behörden in Australien jahrzehntelang eine, oft gewaltsame, Assimilationspolitik betrieben. Am ehesten blieben die Traditionen der Aborigines im Northern Territory erhalten, wo die Europäer erst spät siedelten. Dort leben sie in den meisten Orten unter sich, weswegen hier auch noch fast 60 % der Aborigines zu Hause eine der indigenen australischen Sprachen sprechen.[6]
Name

Das Wort Aborigine (aus dem lateinischen ab origine „von Beginn an“) bedeutet im Englischen allgemein Ureinwohner; es war ursprünglich die Bezeichnung für die Ureinwohner in Latium (Aborigines (Italien)), einer Region im zentralen Italien.[8] Als Name speziell für die Ureinwohner Australiens wurde es erstmals 1803 schriftlich dokumentiert.[9] Heute gilt Aborigines in Australien als abwertend, veraltet und unangemessen und wird unter anderem durch Aboriginal ersetzt. Zur Begründung heißt es, das Substantiv Aborigines verweise auf die koloniale Vergangenheit des Kontinents und lasse die australischen Ureinwohner als einheitliche Masse erscheinen. Dagegen werde durch das substantivisch verwendete Adjektiv Aboriginal die Vielzahl und Unterschiedlichkeit der so bezeichneten Gruppen anerkannt.[10] Sich selbst bezeichnen Aborigines meist in ihren jeweiligen Sprachen, zum Beispiel Koori im Südosten Australiens, Yoingu im Norden, Murri im Osten, Nanga im Süden, Wonghi im Westen, Nyungar im Südwesten, oder Anangu im Zentrum. In englischer Sprache nennen sie sich black fellas.[11] Die deutsche Sprache benutzt weiterhin den Begriff Aborigine.[12]
Im deutschen Sprachgebrauch werden unter dem Begriff Aborigines meist alle Ureinwohner des Kontinents verstanden, während man in Australien zwischen Aborigines und den Torres-Strait-Insulanern, den ursprünglichen Bewohnern der Inseln in der Torres-Straße in der Meerenge zwischen dem australischen Kontinent und Neuguinea unterscheidet. Im dortigen Sprachgebrauch spricht man von den Aboriginals and Torres Strait Islanders, First Australians oder Indigenous People, wenn die Gesamtheit der Ureinwohner des Staates Australien und deren Abkömmlinge bezeichnet werden soll.
Mit Australneger wurden früher im deutschsprachigen Raum die Aborigines Australiens bezeichnet. Dieser Begriff stammt aus den Rassentheorien, die vor allem im 19. und bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts weit verbreitet und einflussreich waren; sie gelten heute als überholt und wissenschaftlich nicht mehr haltbar.
Eine Person wird als Aborigine definiert, wenn sie Nachkomme von Aborigines ist, sich selbst als Aborigine bezeichnet und von der Gemeinschaft, in der sie lebt, als solche akzeptiert wird.[13]
Kulturareale

Aufgrund der gemeinsamen Abstammungslinie der australischen Population, der mindestens 35.000 Jahre währenden Isolation sowie der vielfältigen gemeinsamen Kulturmerkmale wird Australien auf der globalen Maßstabsebene als eigenes Kulturareal betrachtet.
Basierend auf der Arbeit von Nicolas Peterson[15] wurden die australischen Ethnien nochmals in weitere 17 Kulturareale untergliedert. Grundlage von Petersons Arbeit waren die Haupt-Wasserrouten und ihr Verlauf: Er postulierte, dass die Gruppen der Aborigines entlang der Wasserquellen lebten, dass entlang der Wasserverläufe Wechselbeziehungen zwischen den Gruppen entstanden, die einen kulturellen Austausch, verbunden mit einer relativen kulturellen Homogenität, ermöglichten. Dagegen hätten die Bereiche zwischen den Wasserläufen wegen der Wasser- und Nahrungsarmut natürliche Barrieren gebildet, so dass Beziehungen zu Menschen an anderen Flusssystemen weniger häufig auftraten.[16]
Das flächenmäßig größte Kulturareal ist das Kulturareal Desert, das etwa 40 % des Landes bedeckt und die ariden Teile des Landes mit der Simpsonwüste, Gibsonwüste, der Großen Sandwüste sowie mehreren kleineren Wüsten umfasst.
Geschichte



Vorgeschichte
Der Zeitpunkt, an dem die indigene Bevölkerung Australien erreichte, ist nicht geklärt. Mitochondriale DNA-Vergleiche (mtDNA) lassen darauf schließen, dass Aborigines Nachfahren von Menschen einer der ersten Emigrationswellen aus Afrika sind. Diese Vorfahren haben Afrika vor 100.000 bis 130.000 Jahren verlassen, um sich über Europa, Asien und entlang der Küste Südostasiens bis nach Australien auszubreiten.
David Reich (2010) von der Harvard University fand in Zusammenarbeit mit Mark Stoneking (1997) vom Team des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie zudem genetische Belege dafür, dass die Aborigines sowie kleinere verstreute Gruppen von Menschen in Südostasien, sogenannte Negrito-Völker wie die Mamanwa auf den Philippinen, ebenfalls DNA der Denisova-Menschen besitzen. Allerdings besitzen nicht alle Negrito-Völker DNA der Denisova-Menschen; bei den Onge, Ureinwohnern der Insel Little Andaman, und bei malaysischen Jehai wurde beispielsweise festgestellt, dass sie kein nachweisbares Denisova-Erbgut besitzen. Diese Daten wurden dahingehend interpretiert, dass der Genfluss auf dem südostasiatischen Festland stattgefunden haben könnte, und legen nahe, dass die Denisova-Menschen einstmals weit in Ostasien verbreitet waren.[17][18][19]
Australien war zu dieser Zeit Teil des Kontinents Sahul und mit Neuguinea über eine Landbrücke verbunden. Eine Landbrücke zum asiatischen Festland hat aber nie bestanden, so dass eine Besiedlung Groß-Australiens nicht ohne Überwindung des Wallacea-Meeres möglich gewesen wäre. Schwimmend wäre das nicht möglich gewesen, und da die Erfindung seetauglicher Boote vor über 60.000 Jahren als sehr unwahrscheinlich gilt, wird eine sehr frühe Besiedlung Australiens überwiegend abgelehnt. Einige gehen gleichwohl von einer ersten, sehr frühen Einwanderungswelle von Menschen aus, die wegen der Toba-Katastrophe vor etwa 75.000 Jahren fast vollständig ausgestorben seien, weswegen eine engere genetische Verwandtschaft von Aborigines nur noch mit den Papua-Völkern in den Bergen Neuguineas[20] und einigen indischen Volksgruppen, wie den Veddas, besteht.[21] Der Rest Asiens wurde von einer zweiten Auswanderungswelle aus Afrika wiederbesiedelt.

Für die Ankunft der Aborigines wird am häufigsten ein Zeitraum zwischen 40.000 und 50.000 v. Chr. genannt.[22] Das etwas präzisere Datum von 48.000 v. Chr. basiert auf Messungen von Siedlungen in Nordaustralien mithilfe der Thermolumineszenzdatierung. Bei vielen anderen Fundstätten wurden durch Radiokohlenstoffdatierung Daten von 38.000 v. Chr. gemessen. Diese Werte sind zweifelhaft, da die Radiokarbon-Methode nur bis zu 30.000 Jahre gut messen kann.
Die Arbeitsgruppe um Alan Cooper[23] führte eine großangelegte Untersuchung der mitochondrialen DNA von 111 australischen Ureinwohnern durch, die aus Archivmaterial aus der Zeit von 1920 bis 1970 mit Einverständnis der Teilnehmer von der Universität Adelaide[24] aufbewahrt und zur Verfügung gestellt worden war.[25] Es bestätigte sich darin, dass die Einwanderung vor circa 50.000 Jahren von Asien her begann. Die Ausbreitungswege, so Cooper et al., erfolgten über den gemeinsamen Kontinent Sahul sowohl entlang der Ostküste als auch der Westküste Australiens.[26] Dabei bildeten die immigrierenden menschlichen Gruppen einzelne lokale und beständige Gemeinschaften aus. Diese Vermutung wird durch die Untersuchungen einiger Linguisten belegt, da sich viele australische Sprachen isoliert entwickelten.[27]
Genetische Untersuchungen haben ergeben, dass die Aborigines einer Auswanderungswelle aus Afrika vor 62.000–75.000 Jahren entstammen.[28] Weitere genetische Studien setzen ihre Etablierung als eigenständige Kulturgruppe auf ein Alter von 50.000 Jahren. Sie trafen auf ihrem Weg nach Australien auf verschiedene andere Hominiden, darunter eine bisher unbekannte Gruppe, deren Gene rund 4 % zu denen der australischen Ureinwohner beigetragen haben.[29][30] Die australischen Ureinwohner sind damit die frühesten kontinuierlichen Vertreter des modernen Menschen außerhalb Afrikas, denn die heutigen Europäer und Asiaten lassen sich auf eine weitere Auswanderungswelle 24.000 Jahre später zurückführen.
Am Warratyi-Felsüberhang in den Flinders Ranges im Bundesstaat South Australia konnten im Jahr 2016 Spuren menschlicher Aktivität gesichert werden, deren Alter auf 45.000 bis 49.000 Jahre datiert wurde. Dieses Datum liegt rund 10.000 Jahre vor dem bis dahin akzeptierten Datum für die Besiedlung des inneren Australien. Die Fundstelle hat ebenfalls gezeigt, dass Kunstwerke geschaffen und Werkzeuge von den Menschen benutzt wurden. Diese Funde sind die ältesten ihrer Art in Südostasien und Australien und sind jeweils ebenfalls 10.000 Jahre älter als die bisher bekannten Funde.[31][32]
Der Mungo Man, dessen Überreste 1974 in der Nähe des Lake Mungo in New South Wales gefunden wurden, ist der älteste bisher in Australien gefundene Mensch. Auch wenn sein exaktes Alter unter Wissenschaftlern umstritten ist, geht man von etwa 40.000 Jahren aus. Nahebei wurde Mungo Lady aus demselben Zeitraum gefunden; bei ihr lässt sich ein komplexes Feuerbestattungs-Ritual nachweisen. Steinwerkzeuge, die am See gefunden wurden, konnten auf ein Alter von 50.000 Jahren bestimmt werden. Da sich der Lake Mungo im Südosten Australiens befindet, gehen viele Archäologen davon aus, dass die ersten Menschen einige tausend Jahre früher in Nordwest-Australien angekommen sein müssen.
Während Mungo Man wegen seiner Schädelform und seiner Größe als graziler Mensch eingestuft wurde, gab es in Kow Swamp (Victoria) Funde von menschlichen Überresten, die als robust eingeordnet und auf ein Alter von etwa 15.000 Jahren geschätzt werden. Zu dieser Zeit währte das letzte Maximum der jetzigen Eiszeit. Die unterschiedlichen Anatomien wurden herangezogen, um Theorien über zwei oder drei Immigrationswellen nach Australien zu untermauern. Es gibt aber keine systematischen Unterschiede in der mtDNA zwischen diesen Skeletttypen, weswegen wieder eher von einer einzigen frühen Immigrationswelle ausgegangen wird. Unterschiede im Aussehen werden nun als evolutionäre Anpassungen an die klimatisch kälteren Bedingungen durch Selektion sowie Genfluss erklärt.[33]
Nach 3000 v. Chr.
Vor etwa 4230 Jahren kam es zu einer Einwanderung von Menschen vom indischen Subkontinent und zur Vermischung mit den Aborigines.[34] Zu dieser Zeit veränderte sich plötzlich die Verarbeitung von Pflanzenteilen und die Herstellung von Steinwerkzeugen. Auch ist zum Beispiel der Dingo vor etwa 4000 Jahren wahrscheinlich von Timor oder über Neuguinea mit Seefahrern nach Australien gekommen.[35] Die heutigen Aborigines ähneln mittlerweile wieder eher der grazilen Form der Menschen.
Aus Makassar kamen möglicherweise seit dem 16. Jahrhundert, sicher ab etwa 1700, jedes Jahr zur Regenzeit Sammler von Seegurken für mehrere Wochen an die Nordküste und insbesondere ins Arnhemland, wo dieser Aufenthalt die Kultur der Yolngu beeinflusste.[36] Der erste Europäer, der nachweislich auf Aborigines traf, war Willem Jansz, der 1606 die Westküste Australiens betrat. Danach folgte eine ganze Reihe weiterer Entdecker.
Dagegen lebten die Tasmanier seit dem Ende der Eiszeit seit etwa 12.000 Jahren von den Aborigines des Festlandes isoliert. Mit steigendem Wasserpegel entstand die 250 km weite Bass-Straße, die Tasmanien vom Festland trennte.
Die Aborigines überstanden alle Klimaveränderungen und passten sich erfolgreich der wechselnden Umwelt an. Es gibt große Debatten darüber, inwieweit sie ihre Umwelt selbst verändert haben. Eine Diskussion dreht sich um die Rolle der Aborigines bei der Ausrottung der Megafauna der Beuteltiere. Manche schreiben dieses Verschwinden dem Klimawechsel zu, andere glauben, dass die Tiere aufgrund ihrer Langsamkeit und Arglosigkeit einfache Beute waren. Eine dritte Möglichkeit wäre, dass das Aussterben durch menschliche Veränderungen an der Umwelt, vor allem durch Feuer, indirekt verursacht wurde.
Es gibt Beweise dafür, dass im Laufe der Zeit innerhalb der indigenen australischen Kultur eine substantielle Änderung vorging. Felsmalereien an verschiedenen Plätzen in Nordaustralien zeigen deutlich verschiedene Stile, die sich mit verschiedenen historischen Perioden verknüpfen lassen. Einige dieser Felsmalereien legen nahe, dass die letzte große Eiszeit vor 20.000 Jahren mit einer kontinentalen Trockenheit und einer Verbreitung von Sanddünen mit gesunkener Aktivität und größerer Spezialisierung bei der Benutzung von Materialien und Nahrungsmitteln bei den Aborigines einherging.
Nach 1788
Die britische Kolonisation Australiens begann 1788 mit der Ankunft der First Fleet in der Botany Bay. Die ersten Kontakte zwischen den Mitgliedern der ersten Flotte unter Arthur Phillip und den Aborigines sollen zunächst vorwiegend friedlich gewesen sein, da Phillip anwies, die Aborigines gut zu behandeln. Man betrieb Handel mit Lebensmitteln, weil die Kolonisten sich noch nicht selbst versorgen konnten. Bennelong, ein Mitglied der Eora, war ein Vermittler zwischen den beiden Kulturen, der Englisch lernte und seine Sprache lehrte und so zu einer Verständigung beitrug.[37]

Nach Schätzungen des Australian Bureau of Statistics sank die Bevölkerung der Aborigines von den ursprünglich 300.000 bis 1 Million bis 1920 auf 60.000.[5] Große Teile der Aborigines starben an eingeschleppten Krankheiten wie Influenza oder bei der Pockenepidemie von 1789, bei der unter anderem mehr als 50 % der Darug starben. Sterilität von Frauen nahm wegen Geschlechtskrankheiten zu, die sie sich vor allem durch Prostitution und Sexsklaverei zuzogen.[38] Nach Schätzungen von Henry Reynolds[39] starben bei gewaltsamen Auseinandersetzungen 3000 Siedler und 20.000 Aborigines. Im 19. und frühen 20. Jahrhundert kam es zu vielen, zum Teil tödlichen Auseinandersetzungen und einer Welle von Massakern an Aborigines, wie zum Beispiel dem Myall-Creek-Massaker oder dem Cape-Grim-Massaker, an denen in einigen Fällen auch das Native-Police-Corps teilnahm, eine Polizeitruppe, die hauptsächlich aus Aborigines bestand. Auslöser von Konflikten war zumeist der Zugang zu Nahrungsquellen. Da Schafe und Rinder der Siedler Wasserlöcher und Grasland zerstörten, verloren Aborigines ihre Lebensgrundlage und begannen stattdessen, das Vieh der Siedler zu jagen, um sich zu ernähren. Hinzu kam, dass Aborigines etwas wie Landbesitz nicht kannten; sie verstehen sich vielmehr als Bewahrer des Landes, das sie pflegen und hüten, dem sie aber auch entnehmen können, was sie brauchen, solange es dadurch nicht gefährdet wird.
In einem Versuch, die Konflikte zu entschärfen, wurden den Völkern der Aborigines in der Mitte des 19. Jahrhunderts von einem Komitee der britischen Regierung Protektorate zugewiesen. Dort sollten sie sich nach dem Vorbild der Kolonialisten Siedlungen errichten und Landwirtschaft betreiben. In Tasmanien wurden bereits in den 1830er Jahren im Black War mit der Black Line die Tasmanier zusammengetrieben und nach Flinders Island deportiert. Der Begriff Black Line geht darauf zurück, dass die Soldaten schwarz gekleidet waren und in einer Linie im Abstand von einigen Metern zum Nebenmann die Einheimischen vor sich hergetrieben haben. Zuletzt wurde in der Western Desert in den 1950ern und 1960ern durchgesetzt, dass Aborigines ihre traditionelle Lebensweise als nomadische Jäger und Sammler aufgeben und auf dem Gebiet von Maralinga Tjarutja Atomwaffentests durchgeführt werden sollten. Eine kleine Gruppe aus dem Volk der Pintupi, genannt die Pintupi Nine, lebte noch bis 1984 als Vollnomaden in traditioneller Lebensweise.[40]
Chief Protectors wie George Augustus Robinson oder die Aboriginal Protection Boards erhielten später aufgrund von Gesetzen wie dem Aboriginal Protection Act 1869 in Victoria weitgehende Rechte; zum Beispiel Kontrolle über die Aborigines hinsichtlich ihres Wohnortes, ihrer Arbeit, ihrer Heiraten, ihres sozialen Lebens und weiterer Aspekte sowie das Recht, über den Verbleib der Kinder zu entscheiden.[41]
Ende des 19. Jahrhunderts errichteten christliche Kirchen auf den Gebieten der Aborigines Missionen, zum Beispiel Hermannsburg und begannen, nicht nur die christliche Lehre zu verbreiten, sondern auch medizinische Hilfe und Schulen anzubieten.[42]
1883 entführte der Völkerschau–Impresario Robert A. Cunningham eine Gruppe von neun Aborigines in Queensland, um sie zuerst in Nordamerika und von 1884 bis 1887 in Europa zur Schau zu stellen. Die Aborigines wurden als „Wilde“ und „Kannibalen“ angekündigt. Während der Völkerschau starben sechs der neun Aborigines. Von 1892 bis 1898 tourte Cunningham mit einer zweiten Gruppe. Auch bei dieser Völkerschau verstarben sechs Personen.[43]
Mit Beginn des 20. Jahrhunderts und bis in die 1970er Jahre wurden Kinder von Aborigines aus ihren Familien in den Reservaten systematisch zwangsweise entfernt und zur Adoption in weiße Familien oder in Missionen gegeben. Die Jungen wurden zu Farmhelfern ausgebildet, die Mädchen zu Haushaltshilfen. War das arbeitsfähige Alter erreicht, wurden sie an die umliegenden Farmen weitergeleitet. Diese Unmenschlichkeit ging mit dem Begriff Gestohlene Generationen (engl. stolen generation) in die australische und die Menschheitsgeschichte ein. Das hauptsächliche Ziel war es, insbesondere Aborigines mit teilweise weißen Vorfahren zu assimilieren und Teil der weißen Gesellschaft werden zu lassen. Es gab die Überzeugung, dass dadurch nach vier Generationen kein aboriginaler Genanteil mehr vorhanden ist. Betroffen waren je nach Region und Zeitraum etwa 1/10 bis 1/3 aller Kinder.[41] Der Bericht Bringing them Home der Australian Human Rights Commission von 1997 setzte sich mit dem Thema der Gestohlenen Generationen auseinander und führte dazu, dass der National Sorry Day eingerichtet wurde.
Politische Bewegungen der Aborigines

Menschenrechte
Im Prinzip erhielten Aborigines das Wahlrecht als britische Staatsbürger zusammen mit den weißen Siedlern, als die australischen Kolonien in den 1850er Jahren ihre Selbstbestimmung erlangten. In der Folge führten Queensland 1885, Western Australia 1893 und auch die Northern Territory 1922 Gesetze ein, die die Aborigines ausdrücklich vom Wahlrecht ausschlossen.[44] Dagegen wurde in South Australia das seit 1856 bestehende Wahlrecht für Briten 1895 mit der Einführung des Frauenwahlrechtes auf weibliche Aborigines ausgeweitet.[44] Queensland war 1965 der letzte Staat, der Aborigines das Wahlrecht zugestand. Das häufig zitierte Referendum aus dem Jahr 1967 hat dagegen nichts mit dem Wahlrecht zu tun, sondern bestätigte, dass die Aborigines in der australischen Verfassung mit anderen Volksgruppen rechtlich gleichgestellt und in den Zensus aufgenommen werden sollten.[44]
Obwohl Aborigines am Australia Day 1949 wie alle anderen bis dahin britischen Bürger die australische Staatsbürgerschaft erhielten, gab es allerdings je nach Staat oder Territory weiterhin Gesetze, die Aborigines in ihren Bürgerrechten einschränkten:[45] Es gab Gesetze, die Ehen zwischen Weißen und Aborigines verboten; als Mündel des Staates war ihnen Alkohol verboten; es konnte weiterhin bestimmt werden, wo sie oder ihre Kinder lebten. Immer noch erhielten Aborigines keine Zuwendungen aus der staatlichen Alters- und Invalidenpension;[46] erst 1964 erhielten sie das Recht, Immobilien zu besitzen.[47] Ausnahmen gab es für die Veteranen des Zweiten Weltkrieges und ausnahmsweise wurden Aborigines wie dem Maler Albert Namatjira die vollen Bürgerrechte verliehen, wenn sie nachweisen konnten, dass sie eine „weiße“ Lebensweise führten.
Sowohl im Ersten als auch im Zweiten Weltkrieg hatten Aborigines als Soldaten teilgenommen, was sowohl die Einstellung der Aborigines zu der bestehenden Diskriminierung als auch die der Weißen veränderte. Bereits vor dem Zweiten Weltkrieg hatte sich die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) mit Konventionen gegen Zwangsarbeit im Jahr 1930 und Arbeit durch Aborigines im Jahr 1936 befasst; Familien zu beschäftigen wurde geächtet. Ferner wurden diese Regelungen 1957 um die Rechte indigener Gruppen erweitert; Minderheiten wurden berechtigt, traditionelles Recht anzuwenden. In den folgenden 1950er Jahren entstand ein weltpolitisches Klima, das die breite Öffentlichkeit sensibilisierte: Australien verstieß gegen diese Konventionen und das nutzten Aborigines, um ihre Anliegen der Welt bekannt zu machen und Einfluss auf die Politik zu nehmen und sie zu verändern.[48] Mit dem Racial Discrimination Act von 1975 soll der Diskriminierung aufgrund der Abstammung Einhalt geboten werden und alle diskriminierenden Gesetze, die in den Staaten oder Territorien noch existierten, wurden außer Kraft gesetzt.
Politik und soziale Rechte

Nach dem Ersten Weltkrieg entstand im Jahr 1925 die Australian Aboriginal Progressive Association (AAPA), die erste politische Organisation, die soziale und politische Interessen der Aborigines formulierte, die gegen die Verschleppung von Aboriginekindern von ihren Familien sowie für freien Zugang zum Schulwesen, für Landrechte am traditionellen Siedlungsgebiet und gegen die Einflussnahme auf die Lebensverhältnisse durch die weiße Administration eintrat.[49] Die AAPA löste sich wegen der systematischen Verfolgung durch die Polizei und durch den Aboriginal Protection Board im Jahr 1927 auf.[50] In den 1930er Jahren führten Aborigines erste Streiks für bessere Verpflegung und Behandlung in von Europäern geführten christlichen Missionen, wie im Cummeragunja Walk-off von 1939, durch.[51] Die erste monatliche Zeitschrift, die ein Aborigine, Jack Patten, für Aborigines herausbrachte, war die Abo Call.
Erste Forderungen nach vollen Bürgerrechten und nach Landrechten kamen auf. Es bildeten sich zwei politische Organisationen, die Australian Aborigines League und die Aborigines Progressive Association, die diese Forderungen formulierten. Diese Entwicklung zeigte Erfolge, denn es gelang ihnen, den Day of Mourning als Protesttag durchzusetzen und eine Kontrollorganisation über das Leben der Aborigines, das Aboriginal Protection Board, im Jahr 1940 aufzulösen. Der Weltkrieg beendete die sich entwickelnde politische Opposition.
1946 begannen Aborigines wieder gegen ihre Lebensbedingungen aufzubegehren: Im Mittelpunkt stand zunächst ihre Bezahlung als Viehtreiber; mit Streiks, wie dem Aboriginal Stockmen’s Strike/Pilbara Strike, der von 600 Viehtreibern bis 1949 durchgeführt wurde, versuchten sie durchzusetzen, dass sie nicht nur mit Naturalien oder sehr geringen Löhnen entlohnt wurden.
Im 19. und 20. Jahrhundert wurden vom Staat Teile des Gehaltes von Aborigines einbehalten, was heutzutage als Stolen Wages (Gestohlene Löhne) gilt und entsprechende Forderungen nach Auszahlung nach sich zieht.[52] Historiker schätzen, dass mehrere zehntausend Aborigines von den Stohlen Wages in Australien betroffen waren.[53] In das Palm-Island-Aborigines-Reservat in Queensland, das größte in diesem australischen Bundesstaat, wurden 3490 Aborigines in der Zeit von 1918 bis 1972 deportiert. Dieser Bundesstaat wurde 1997 auf Zahlung verklagt. Entsprechend des Urteils, das 1998 erging, konnten diejenigen, die vor dem 31. Mai 1951 geboren wurden, eine Entschädigung von AU 4000,00 und alle anderen danach geborenen AU 2000,00 erhalten.[54]
Die Aborigines engagierten sich in den 1970er Jahren auch international gegen Rassismus. Im Jahr 1971 gab es massive Protest gegen die Apartheidpolitik um das Rugbynationalteam Südafrikas, genannt Springboks, das sich auf einer sechswöchigen Tour durch Australien befand. Die australische Regierung sah sich aufgrund der Proteste gezwungen, in Brisbane den Notstand auszurufen. Bekannt wurden Gary Foley und ein weiterer Aktivist, die aufgrund des Protests von der Polizei arrestiert wurden. Diese Auseinandersetzung hatte für den Sport Südafrikas Folgen, denn dadurch wurde die rassistische Politik Südafrikas weltweit angeprangert und rassistische Sportmannschaften international ausgeschlossen.[55][56]
1972 wurde in Canberra, der Hauptstadt Australiens, die sogenannte Zelt-Botschaft errichtet, in der die Forderung nach einer Souveränität der Aborigines als eine eigenständige Nation zum Ausdruck gebracht wurde. Der letzte lebende Gründer der Zelt-Botschaft, Miachel Ghillar Anderson, ist derzeit der bedeutendste Vertreter dieser politischen Forderung.
In den 1970er Jahren entwickelte sich eine politische Bewegung der Aborigines, das Outstation Movement, die die Rücksiedlung in ihre angestammten Gebiete unter Berücksichtigung ihrer kulturellen und sozialen Interessen verfolgt. Gegründet wurden Siedlungen vor allem in abgelegenen Gebieten im Northern Territory, in Western Australia und Australien. Im Northern Territory leben etwa 30 Prozent der dortigen Aborigines in etwa 500 weit über das Land verstreuten Homelands.[57] Der derzeit (2015) regierende Premierminister von Western Australia Colin Barnett plant etwa die Hälfte der 241 Out-Station-Siedlungen zu schließen. Unterstützt wird er dabei vom australischen Premierminister Tony Abbott, beide sind Mitglieder der Liberal Party of Australia.[58]
Am 13. Februar 2013 verabschiedete das australische Unterhaus The Aboriginal and Torres Strait Islander Peoples Recognition Bill, ein Gesetz, das die Aborigines als erste Bewohner Australiens anerkennt. Dieses Gesetz – die Verabschiedung im Oberhaus galt als sicher – hätte allerdings um Verfassungsrang zu erhalten, durch ein Referendum bestätigt werden müssen. Ein diesbezügliches Referendum ist von der australischen Premierministerin Julia Gillard angekündigt worden,[59] wurde jedoch nicht durchgeführt. Daher wurde die Gesetzesinitiative nach fünf Jahren am 28. März 2018 für „Self Ceasing“ („selbst erloschen“) erklärt.[60]
Landrechte


Ab den 1960er Jahren rückte zunehmend die Frage nach Landrechten in den Mittelpunkt des politischen Interesses. Australien war von Captain James Cook 1770 als nahezu unbewohnt beschrieben und später – trotz der Anwesenheit der Aborigines – zur Terra Nullius erklärt worden.
Eine Aktion, die auch internationale Aufmerksamkeit erregte, war die Yolngu Bark Petition, bei der 1963 Yolngu eine auf Baumrinde geschriebene Petition gegen die Errichtung einer Bauxit-Mine auf ihrem traditionellen Land einreichten. Die 1972 auf dem Rasen vor dem Old Parliament House in Canberra aufgestellte Zelt-Botschaft sollte neben der Forderung nach der Anerkennung einer eigenständigen Aborigines-Nation auch ihren Anspruch auf Land unterstreichen. Mit Neville Bonner zog 1971 der erste Aborigine in das australische Parlament ein.
1966 bestreikten 200 Viehtreiber der Gurindji die Wave Hill Cattle Station für gleichen Lohn mit den weißen Arbeitern, da sie bis dahin nur einen geringen Lohn oder Naturalien erhalten hatten. Der neun Jahre andauernde Streik um Arbeitsrechte wurde bald zu einer bundesstaatlichen Angelegenheit, als die Gurindji die Rückgabe ihres Landes forderten und dieses im Jahr 1975 durch den Premierminister Gough Whitlam auch zu großen Teilen stellvertretend an Vincent Lingiari zurückgegeben wurde.[61]
Mit dem Aboriginal Land Rights (Northern Territory) Act 1976 wurde erstmals die Möglichkeit, Landrechte zu beanspruchen, eingeräumt und große Gebiete wurden wieder zum Eigentum von Aborigine-Gruppen – zuerst im Northern Territory und später auch in anderen Bundesstaaten und Territorien, vor allem in Western Australia und Queensland. Etwa 17 % der australischen Landfläche gehört 2022 wieder den Aborigines. Diese Gebiete liegen zu über 99 % im Outback und machen rund 24 % von dessen Fläche aus.[62] Zum größten Teil handelt es sich um Wüsten.
1993 erkämpften Organisationen wie Native People of Australia unter Führung von Eddie Mabo mit dem Urteil Mabo v. Queensland (No. 2) zusätzlich auf Bundesebene den sogenannten Native Title, der Besitz- und Nutzungsrechte auf Kronland (Land im Staatsbesitz) ermöglicht, das historisch einem gewissen Stamm zuzuordnen ist. Teilweise sind allerdings die Bergbau- und die Wasserrechte, außer für den eigenen Gebrauch, ausgeschlossen. Native Titles wurden anschließend in noch weitaus größerem Umfang geltend gemacht, sodass sie im Jahr 2022 zusammen 53 % der Landfläche Australiens ausmachen.[63]
Landrechtsbewegungen verbinden sich auch mit ökologischen Forderungen. Eines der ersten Aborigines-Völker, die ihr Land nach dem Aboriginal Land Rights (Northern Territory) Act 1976 zurückerhielten, jedoch nicht die Bergbaurechte, waren die Mirarr. Als 1960 Uran entdeckt wurde, wehrten sich die Mirarr erfolgreich gegen den Abbau in der Jabiluka-Mine,[64] im australischen Kakadu-Nationalpark im Northern Territory.[65] Die Mirarr leisten seit 1971 Widerstand und im Jahr 1998 besetzten für acht Monate etwa 5000 Aborigines und Umweltaktivisten aus der gesamten Welt dieses Gebiet; 550 von ihnen wurden festgenommen.[66] Im Jahr 2002 wurde der Abbau wegen des fallenden Uranpreises eingestellt.
Im globalen Vergleich dürfen die enorm großen Gebiete, die Australien den Indigenen „zurückgegeben“ hat, nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Native Titles sehr uneinheitlich sind und jederzeit einseitig und möglicherweise ohne Entschädigung per Gesetz aufgekündigt werden könnten. Von der von den Vereinten Nationen geforderten Territorialautonomie für indigene Völker ist Australien wesentlich weiter entfernt als etwa Kanada (z. B. Nunavut) oder Dänemark (Grönland).[67]
Lebenssituation heute
Gebiet | Aborigines[6] | Bevölkerungsanteil |
---|---|---|
New South Wales | 140.000 | 2,1 % |
Queensland | 113.000 | 2,7 % |
Western Australia | 75.000 | 3,8 % |
Northern Territory | 64.000 | 31,5 % |
South Australia | 24.000 | 2,4 % |
Victoria | 28.000 | 0,6 % |
Tasmanien | 15.000 | 3,1 % |
ACT | 4.000 | 1,2 % |
Während 1920 die Zahl der Aborigines auf nur noch 60.000 geschätzt wurde, stieg sie beim Zensus von 1991 auf 265.000[68] und bis 2006 auf 464.000.[6] Neben einer erweiterten Definition, wer Aborigine ist, wird es auch dem gestiegenen Selbstbewusstsein zugeschrieben, sich selbst als Aborigine zu bezeichnen.[6] Die gestiegene Anerkennung der Aborigines spiegelt sich auch in symbolischen Gesten wider, wie der Darstellung von David Unaipon auf der australischen 50-Dollar-Note seit 1995, Gwoya Jungarai auf der 2-Dollar-Münze seit 1987, Len Waters, eines Aborigine-Piloten im Zweiten Weltkrieg, seit 1995 und Cathy Freeman, der ersten zu ihren Lebzeiten auf einer Briefmarke abgebildeten Aborigine-Persönlichkeit, seit 2000. Letzteres ist bemerkenswert, denn es war bis ins Jahr 1997 nicht erlaubt, lebende Personen auf Briefmarken in Australien abzubilden, außer Persönlichkeiten der Monarchie.[69]
Viele Probleme sind aber immer noch ungelöst: Im Vergleich zu der Gesamtbevölkerung Australiens gehören die Ureinwohner – und hier insbesondere jene, die in den ländlichen Gebieten leben – zum ärmsten Teil der australischen Gesellschaft; ihre Arbeitslosenquote ist mit 20 % fast dreimal so hoch wie die der Durchschnittsbevölkerung, sie haben eine geringere Bildung, ihre Lebenserwartung liegt im Durchschnitt zehn Jahre unter jener der weißen Bevölkerung,[70] die Kindersterblichkeit ist doppelt so hoch[5] und sie machen bei einem Anteil von weniger als vier Prozent der Bevölkerung 20 % aller Gefängnisinsassen aus.[71] Erklärt werden diese Unterschiede mit dem Verlust funktionierender sozialer Strukturen durch die Assimilationspolitik sowie dem generellen Mangel an Arbeit und Krankenversorgung in den ländlichen Gebieten.
Im Juni 2007 verkündete die australische Regierung die Northern Territory National Emergency Response, in den Medien diskutiert unter dem Begriff „Intervention“:[72] Anlass war der Bericht Little Children are Sacred des Northern Territorys, der die Verbreitung des sexuellen Missbrauchs an Kindern dokumentierte.[73]
Verschiedene Maßnahmen wurden eingeleitet, die das Ziel haben, Kindern ein sicheres Umfeld zu schaffen. Darunter gehören unter anderem das Verbot von Alkohol und Pornografie in den Gemeinschaften der Aborigines, aber vor allem umfangreiche medizinische Reihenuntersuchungen von Kindern, mehr Polizei und mehr Lehrer. Logistisch wird die Intervention vom Militär unterstützt. Die Gemeinschaften haben dabei ihre Selbstverwaltung verloren. Befürworter der Intervention begrüßen, dass die Regierung etwas gegen die Situation in den Gemeinschaften der Aborigines unternimmt. Kritische Stimmen beklagen jedoch vor allem, dass die Intervention rassistisch sei, da ein Teil der Sozialhilfe bei allen Aborigines dieses Gebietes staatlich kontrolliert wird, also auch bei jenen, die sozial nicht auffällig geworden sind. Außerdem wird kritisiert, dass die Intervention ohne Rücksprache mit den Betroffenen erfolgte oder dass sie paternalistisch sei und die bestehende Kultur der Aborigines vollends zerstöre.[74]
In Bezug auf Alkohol wird darauf hingewiesen, dass der Anteil der Aborigines mit riskant hohem Alkoholkonsum mit elf Prozent sich statistisch nicht signifikant von dem der nichtindigenen Bevölkerung unterscheidet.[75] Vielmehr ist der Alkoholabbau bei besonders vielen Aborigines wegen eines fehlenden Enzyms verlangsamt und bereits geringe Mengen Alkohol führen bei Aborigines zu einem auffälligen Verhalten.[76]
Die theoretische Gleichberechtigung der Aborigines und eine latent rassistische Praxis klaffen noch immer weit auseinander, wie im Mai 2018 ein Bericht zeigt, den das „Australian Institute of Health and Welfare“ veröffentlicht hat.[77][78] Nach diesem Report nimmt die Gesamtzahl von Minderjährigen, die strafrechtlich angeklagt werden, deutlich ab, während die Zahl von angeklagten, inhaftierten und unter Aufsicht gestellten jugendlichen Aborigines zunimmt. Indigene Jugendliche waren 2012/2013 fünfzehn Mal häufiger unter gerichtlicher Aufsicht als ihre weißen Altersgenossen, dieser Parameter ist in den letzten fünf Jahren auf 18 gestiegen. Im Jahr 2017 wurden täglich durchschnittlich 5359 Jugendliche im Alter zwischen 10 und 17 Jahren unter Aufsicht gestellt, die Hälfte davon aus den „Aboriginal and Torres Strait Islander“-Gemeinschaften, obwohl deren Kinder nur 5 Prozent der gesamtaustralischen Altersgruppe ausmachen. Der Report analysiert nicht die vielfachen Gründe (zum Beispiel den häufigen sexuellen Missbrauch Minderjähriger in Aborigines-Gemeinschaften) für die vergleichsweise hohe Kriminalität.
Gesellschaft
Traditionelle Lebensweise




Die Bevölkerungszahl war sehr wahrscheinlich über tausende von Jahren hin konstant. Die dichteste Besiedlung wiesen schon vor der Ankunft der Europäer die auch heute noch bevölkerungsreichsten Regionen Australiens an den Küsten im Südosten und im Tal des Murray Rivers auf. Es gab jedoch über den ganzen Kontinent verteilt Stämme, die in allen Fällen ihre Lebens- und Essgewohnheiten, Technologien und Jagdmethoden an die jeweilige Umgebung angepasst hatten, ganz gleich ob es das kalte und feuchte Hochland Tasmaniens oder das trockene und heiße Innere des Kontinents war.
Unterschiede in der wildbeuterischen Lebensweise gab es in Einzelfällen durchaus, beispielsweise beherrschten die Gunditjmara ein ausgeklügeltes System einer Aquakultur und Aalzüchtung, sie bauten auch steinerne Wohnstätten und hatten einen festen Wohnort.[79][80] Es gab auch einen seefahrenden Stamm der Ngaro, der weitgehend unbekannt geblieben ist. Dieser Stamm lebte im Seegebiet der Whitsunday Islands und navigierte und jagte mit Auslegerkanus sicher auf der See.[81]
Im Laufe der europäischen Expansion wurden die Ureinwohner immer mehr in die vormals nahezu unbesiedelten, trockeneren Landesteile verdrängt, wo es bedeutend weniger Wild gab. Massive Abholzungen und die Umwandlung großer Gebiete in land- und viehwirtschaftliche Flächen veränderten das Bild der Landschaft. Besonders die damit verbundene Einführung von Neozoen wie Kaninchen, Katze, Hund, Fuchs, Pferd, Büffel und Schaf schädigten die heimische Fauna und Flora erheblich und erschwerten es zunehmend, die überlieferte Lebensweise fortzuführen. Da die Europäer in den Trockengebieten mit der Zeit alle Gebiete besiedelten, die einen Zugang zu Wasser hatten, blieb den Aborigines kaum noch eine andere Wahl, als ebenfalls dort in der Nähe zu siedeln, wo es Wasser und Zugang zu (modernen) Lebensmitteln gab. Diese Entwicklung zerstörte die Unabhängigkeit der Menschen nachhaltig und führte zum Verfall traditionellen Wissens.[82]
Die meisten Ureinwohner im Outback sichern ihren Lebensunterhalt heute durch Hilfsarbeiten auf Farmen und Ranches, als Fremdenführer oder durch den Verkauf von Kunsthandwerk. Seit den 1970er Jahren spielen die überlieferten Jagd- und Sammeltechniken bei vielen lokalen Gemeinschaften heute wieder eine mehr oder weniger wichtige Rolle. Bei weitgehend assimilierten Gruppen wird die Jagd der Männer (mit Autos und Gewehren) als sozial hoch bewerteter Wochenendsport betrieben, doch bei traditionelleren Gruppen in den „Outstations“ dienen Jagen und Sammeln der Subsistenzergänzung.[83] In einigen Regionen kommt es nach der Klärung der Landrechte zu einer zunehmenden Rückbesinnung (Retraditionalisierung) auf die ursprüngliche Nahrungsbeschaffung (in einigen Fällen vom Tourismus initiiert).[84] Auf diese Weise versuchen kleinere Gruppen die Abhängigkeit von den Siedlungen zu verringern und die sozialen Praktiken der Alten wieder aufleben zu lassen. Die Umsetzung gestaltet sich je nach Region unterschiedlich schwierig. Auf der einen Seite hat die jahrelange Unterbrechung der Jagd die Wildbestände geschont, auf der anderen Seite haben die Einflüsse der weißen Siedler die Ökosysteme zum Teil nachhaltig geschädigt. Zudem ist nicht absehbar, welche Folgen die modernen Jagdmethoden haben werden.[83]
Ernährung
Alle Ureinwohner Australiens waren Jäger und Sammler, wobei die Menschen, die an der Küste oder an Flüssen lebten, auch Fischer waren, die auch Schildkröten und im tropischen Norden Dugongs fingen. Alle Stämme und Gemeinschaften der Aborigines benutzten und verwalteten ihre Nahrungsquellen und Vorräte nach unterschiedlichen, ausgeklügelten Methoden; Ackerbau betrieben sie hingegen nicht. Im heutigen Victoria gab es zwei verschiedene Stämme, die wirtschaftliche Aalfarmen betrieben. Sie verwendeten komplexe und ausgedehnte Systeme mit bewässerten Teichen; eines am Murray River im Norden des Staates und eines im Südwesten in der Nähe von Hamilton, von wo aus sie bis in die Region um Melbourne Handel betrieben. Aber auch im Gebiet des heutigen Sydney entwickelte sich eine große Anbau- und Handelsstätte. Die typische Nahrung, das Bush Food, bestand aus einer Vielfalt von Nahrungsmitteln, zum Beispiel Känguru, Emu und dessen Eier, Wombat, Goanna, Schlangen, Vögeln, vor allem in den Wüsten auch viele Insekten wie Honigameisen oder Witchetty-Maden und an den Küsten Muscheln und Krebstiere. Daneben wurden auch noch viele Varianten pflanzlicher Nahrung wie Nüsse, Obst und Beeren genutzt. In den Wüstengebieten zum Beispiel die Buschbanane (Marsdenia australis) und die Bush-tomato (Solanum centrale), im tropischen Norden die Buschpflaume (Terminalia ferdinandiana). Einige Gruppen, wie z. B. die Martu haben heute auch Hauskatzen auf ihrem Speiseplan. Damit ist ein „quasi natürliches“ Korrektiv im Ökosystem entstanden, das die Schadwirkungen der Katzen auf die Artenvielfalt etwas reduziert.[85]
Das primäre Werkzeug, das zur Jagd benutzt wurde, war der Speer, der mittels eines Woomera oder per Hand geworfen wurde. Bumerangs wurden sowohl im Norden als auch in den südlichen Wüsten benutzt, wobei die nichtzurückkehrende Variante (bekannter unter der korrekten Bezeichnung Wurfstock) effektiver und weiter verbreitet war als die zurückkehrende. Mit ihr konnten zum Beispiel Kängurus getötet werden.
Berichte über institutionalisierten Kannibalismus werden von wissenschaftlicher Seite als „Hörsagen, Berichte aus zweiter und dritter Hand, Übertreibungen, falsche Zitierungen und absichtliche Lügen“ bezeichnet. Es seien Begräbnisrituale missinterpretiert worden, aber auch Berichte über Kannibalismus gezielt in Umlauf gesetzt worden, um Aborigines als Wilde zu diskreditieren, denen man die Menschenrechte verwehren und das Land abnehmen könne.[86]
Nomadenleben
In einigen Gebieten lebten die Aborigines halbsesshaft, vor allem in weniger trockenen Gebieten, wo durch Fischerei eine sesshaftere Lebensweise möglich war. Weiterhin waren die meisten indigenen Stämme seminomadisch und zogen in einem regelmäßigen Rhythmus durch ein bestimmtes Gebiet, in dem sie ihren Nahrungsquellen folgten und sich immer wieder zur selben Zeit am selben Ort niederließen. Durch Untersuchungen von Abfallansammlungen konnten Archäologen zeigen, dass manche dieser Plätze über tausende Jahre hinweg jährlich besucht wurden. In den trockenen Gebieten waren die Aborigines ausschließlich Nomaden, die auf Nahrungssuche über weite Gebiete zogen.
Sie wohnten in einfachen Hütten oder unter Windschirmen, die aus Zweigen oder Rinde aufgebaut waren. Feste Hütten aus Zweigen, Baumrinde, Gras und Schilf wurden nur bei längerem Aufenthalt erbaut. Die Lager durften von Angehörigen anderer Stämme nicht betreten werden, es sei denn, sie wurden eingeladen. Wurde ein Bote zu einem anderen Stamm geschickt, musste er in einiger Entfernung warten, bis er die Erlaubnis erhielt, näher zu kommen. Einige Aborigines hielten Dingos als Begleittiere, um sie bei der Jagd zu nutzen oder sich während kalter Nächte an ihnen zu wärmen.
Ökologie und Feuer
Die indigenen Völker Australiens benutzten Feuer für verschiedene Zwecke. Man geht davon aus, dass dies erstmals etwa vor 7000 Jahren geschah.[87]
Das kontrollierte Feuerlegen von trockenem Grasland, Buschwerk und Wäldern diente den Aborigines dazu, um Wege durch Dickicht und stachliges Gehölz zu schaffen, vorhandene Nutzpflanzen zu fördern und neues Wachstum zu initiieren, Jagdmöglichkeiten zu schaffen und nützliche Pflanzen zum unmittelbaren Verzehr oder Kochen, zur Wärmegewinnung oder auch zur Nachrichtenübermittlung, sowie auch für spirituelle Zwecke zu gewinnen. Die Nutzung des zweckgerichteten Feuers folgte bestimmten Regeln, die sich nach dem Vegetationsverlauf und dem Bedarf der Aborigines richteten. Es diente dem Wachstum essbarer Pflanzen oder um die Nahrungsaufnahme bejagbarer Tiere zu begünstigen, zum anderen aber auch, um das Risiko unkontrollierter Buschfeuer zu reduzieren.
Frühe europäische Forscher und Siedler hielten die Gewohnheiten der Aborigines mit dem Feuer fest. Die Feuer erstreckten sich in der Landschaft über den gesamten Jahresverlauf. Die meisten Brände waren von relativ geringer Intensität und verbrannten in den meisten Fällen lediglich kleine Flächen, unkontrollierbare Buschfeuer in großem Umfang entstanden dadurch kaum.
Feuer ist auch ein wichtiger Teil der Kultur der Aborigines, und die Kenntnis seiner Verwendung wurde von Generation zu Generation weitergegeben.[88]
Es wird auch angenommen, dass die Aborigines mit dem Abbrennen von Pflanzen auch den frühen Monsunregen und damit das Klima Australiens beeinflussten.[89][87] Es gibt allerdings große Meinungsverschiedenheiten, inwieweit das Feuerlegen zur Veränderung der Umwelt beigetragen hat.
Initiation

Die Initiation wurde in mehreren Stufen über mehrere Jahre vollzogen: Dabei lernten die Jugendlichen zum Beispiel ihr Totem kennen, unterstützt von altersgerechten Geschichten der Traumzeit und neuen Gesängen. Aber auch Strategien im Umgang mit Konflikten lernten sie.
Üblicherweise im Alter von 10 bis 12 Jahren wurden heranwachsende Jungen einem ersten Initiationsritus unterzogen, der Wochen andauern konnte. Dabei wurden sie von ihren Müttern getrennt, durften nicht sprechen und nicht angesprochen werden. Bestandteil der Initiationsriten ist der Walkabout, ein Einführungsritual für dreizehnjährige Aborigines, die erstmals den Weg ihres eigenen Traumpfades gehen.[90]
Vor allem in Zentralaustralien, also zum Beispiel bei Arrernte, Pitjantjatjara und Luritja, ist in diesem Alter die Zirkumzision üblich. Bei diesen Völkern wird im späteren jugendlichen Alter auch die Subinzision praktiziert.
In einer abschließenden Initiationsstufe im Alter von 16 oder 17 Jahren wurde bei fast allen Völkern die Haut junger Männer und Frauen skarifiziert, womit sie heiratsfähig wurden. Die Narben waren je nach Volk zwei bis vier einfache nebeneinanderlaufende Linien auf der Schulter, Brust oder Bauch, die mit einem scharfen Steinmesser erstellt wurden.[91] Als Zeichen der Initiation war es bei Völkern der Küste verbreitet, einen Zahn zu entfernen oder zu verändern,[92] oder ein Piercing zuzufügen.
Verwandtschaftssystem
Der Schlüssel zum Verständnis ihrer Gesellschaftsstruktur liegt in ihrem komplexen Netz von Verwandtschaftsbeziehungen und deren Implikationen, das in allen Teilen Australiens in verschiedenen Formen existierte[93][94] und heute noch insbesondere in Zentralaustralien besteht.
Grundlage der Verwandtschaftsbeziehungen ist nicht das in westlichen Kulturen verbreitete Eskimo-System, sondern das Iroquois-System. Das Eskimo-System besteht aus einer Kernfamilie: Vater, Mutter, Bruder und Schwester. Das Iroquois-System weitet das Konzept aus; so werden alle Schwestern der Mutter ebenfalls als Mutter bezeichnet. Analog werden alle Brüder des Vaters als Väter bezeichnet. Nur wenn sich das Geschlecht in der Elterngeneration (auf mütterlicher oder väterlicher Seite) ändert, werden andere Bezeichnungen verwendet. Demnach hat man nur auf der mütterlichen Seite Onkel und nur auf der väterlichen Seite Tanten. Die Tante auf der mütterlichen Seite wird als Mutter bezeichnet und der Onkel auf der Seite des Vaters als Vater. Das System erstreckt sich weiter auf Cousins und Cousinen. Die Kinder der Schwester der Mutter (die ebenfalls als Mutter bezeichnet wird) sind nicht Cousins/Cousinen, sondern Brüder und Schwestern. Das gilt ebenso für die Kinder des Bruders des Vaters (der als Vater bezeichnet wird). Demnach kann man nur Cousins/Cousinen haben, wenn sie die Kinder von den Geschwistern der Eltern sind und dabei das Geschlecht wechselt (Bruder der Mutter/Schwester des Vaters). Diese Unterscheidung ist wichtig, denn nur die als Cousin/Cousine Bezeichneten kommen als Heiratspartner in Frage. Es handelt sich hier um eine sogenannte Kreuzcousinenheirat, die auch von anderen Kulturen her bekannt ist.
Das eben erläuterte System ist egozentrisch, denn es geht von einer Person (Ego) aus und entwickelt Relationen zu anderen Gruppenmitgliedern. Dieses egozentrische Bild ergibt sich jedoch nur aus der Analyse des eigentlichen Verwandtschaftssystems. Dieses wird im Folgenden erläutert:
Im Gegensatz zum westlichen System der Blutsverwandtschaft unterscheiden Aborigines nicht zwischen verwandt und nicht verwandt. In ihrem Sinne ist jedes Gruppenmitglied mit allen anderen verwandt. Das hier beschriebene System wird in verschiedenen Variationen bei fast allen australischen Aborigines verwendet. So können selbst Neulinge von anderen Gruppen oder außenstehende Personen (z. B. Anthropologen oder Linguisten, die längere Zeit bei einem Clan leben) einfach eingegliedert werden. Hat man einmal eine Position in diesem System, kann man seine Beziehung (und die dazugehörige Bezeichnung) zu jedem weiteren Mitglied der Gruppe herausfinden: Der gesamte Clan wird in zwei Moieties (aus dem französischen: französisch moitié: Hälfte; englisch: moiety) geteilt, die durch bestimmte zugehörige Gruppen-Totems (Tiere, Pflanzen, Orte) repräsentiert werden.[95] Diese Einteilung ist wichtig für Heiratsregeln und Rituale. So ist es verboten, eine Person derselben Moiety bzw. desselben Totems zu heiraten. Man heiratet immer exogam, also in die jeweils andere Moiety. Bei religiösen Ritualen fallen den Mitgliedern der beiden Moieties verschiedene Rollen zu. Hinzu kommt eine weitere Unterteilung in sogenannte skin groups (wörtlich auf Englisch: Hautgruppe). Skin group ist ein anthropologischer Begriff und bezeichnet keine reale Hautgruppe oder -farbe. Die meisten Clans haben vier skin groups (zwei pro Moiety), jedoch gibt es auch viele Beispiele mit sechs oder acht skin groups.
Zur Verdeutlichung ein konkretes Beispiel: Der Stamm der östlichen Arrernte,[96] der in Zentral-Australien lebt, hat ein System mit vier skin groups. (Die nordöstlichen Arrente haben acht skin groups, die zentralen Arrente haben sechs). Eine Person gehört demnach einer der folgenden skin groups an: Entweder den Kemarre, Perrurle, Penangke oder Peltharre. Die ersten beiden Gruppen gehören zu einer Moiety; die Letzteren zur zweiten Moiety.
Daraus ergeben sich folgende Heiratsregeln.[96]
- Ein Kemarre-Mann heiratet eine Peltharre-Frau. Die Kinder gehören der Gruppe Perrurle an.
- Ein Perrurle-Mann heiratet eine Penangke-Frau. Die Kinder gehören der Gruppe Kemarre an.
- Ein Penangke-Mann heiratet eine Perrurle-Frau. Die Kinder gehören der Gruppe Peltharre an.
- Ein Peltharre-Mann heiratet eine Kemarre-Frau. Die Kinder gehören der Gruppe Penangke an.
Das System ist zyklisch und wiederholt sich nach zwei Generationen. Auch bei den komplexeren Systemen mit sechs oder acht skin groups wiederholt sich ein Zyklus nach jeder zweiten Generation.
Die wirkliche Bedeutung dieses System liegt darin, dass den verschiedenen skin groups Aufgaben im Stamm zufallen. So bestimmt das System zum Beispiel: Wer geht für wen jagen? Wer erzieht welche Kinder? Wer ist Hüter der Sprache? Wer darf bestimmte Rituale ausführen und wer nicht? Wer hält die Totenzeremonie? Weiterhin gelten bestimmte Regeln, nach welchen sich die Mitglieder verhalten müssen. Zu den Regeln zählen Umgangsformen wie Abstand, Höflichkeit oder Scherze. Damit übernimmt das System der skin groups viele Funktionen, die in westlichen Gesellschaften vom politischen oder ökonomischen System bestimmt werden.
Traditionelle Sozialstruktur
Auf der Grundlage dieses gruppentotemistischen Verwandtschaftssystems waren die Lokalgruppen der Aborigines in Clans gegliedert; sofern konkrete Jagdgruppen betrachtet werden, spricht man von Horden als kleinstem Wirtschaftsverbund. Ursprünglich waren diese Gruppen in ganz Australien politisch herrscherlos (→ Akephalie) und sozial ohne klare Rangabstufung (→ Egalitäre Gesellschaft) organisiert. Das heißt, im Prinzip waren alle Gruppenmitglieder einander gleichgestellt und es gab weder Arm noch Reich, weder Gemeine oder Adelige noch Häuptlinge. Lediglich ältere Menschen genossen ob ihrer Weisheit und die sogenannten Clever Men/Women ob ihrer magischen Kräfte besondere Anerkennung. Aufgrund dieser Sozialstruktur ist es streng genommen nicht korrekt, die größten sprachlich-kulturellen Einheiten verwandter Clans als Stammesgesellschaften zu bezeichnen, denn außer dem „Wir-Gefühl“ existierte keine übergeordnete Einheit.[97]
Religionen

In den ethnischen Religionen aller Aborigine-Völker steht der irreführende Ausdruck „Traumzeit“ (englisch: dreaming oder dreamtime) im Zentrum des spirituellen Denkens. Die Geschichten der Traumzeit beschreiben die Zeit der Schöpfung, die Ahnengeister wie den Byamee, die Regenbogenschlange oder das Große Känguru, die das Land, die Pflanzen und Lebewesen formten. Ein bekanntes Beispiel ist der Uluru-Mythos, der Teil des Tjukurpa ist, die Bezeichnung für Traumzeit in der Sprache der Pitjantjatjara.[98] Zahlreiche Felsmalereien, Schnitzkunstwerke und Tänze zeigen die Wesen der Traumzeit und stammen in der Vorstellung der meisten Stämmen ursprünglich von diesen. Die frühere Völkerkunde glaubte in den Traumzeit- und Ahnwesen oder den Kulturheroen Hochgott-Vorstellungen zu sehen. Heute geht man jedoch davon aus, dass die Aborigines keine eigentlichen Götter haben.[99]
Außerdem wird traditionelles Wissen über das Land über Traumzeitgeschichten weitergegeben. Beispielsweise sind die Songlines Beschreibungen über das Land und sie sind Orientierungshilfen beim Walkabout. Des Weiteren sind die Gesetze, das Moralsystem und das Verwandtschaftssystem Teil der Traumzeit.[100]
Jeder Mensch ist mit den „Geistern und dem Gesetz der Traumzeit“ verbunden. Zu diesem Gesetz gehörten auch die Initiationen der Jugendlichen, die für jedes Gebiet spezifisch waren. Sie wurden in Zeremonien wie dem Corroboree in Szene gesetzt, die nicht sakraler Natur waren, etwa mit Stammestänzen, denen in europäischer Interpretation nur Unterhaltungswert beigemessen wird (alles hat bei den Aborigines metaphysische Bezüge). Andere Zeremonien waren geheim.[101]
Nicht alle Geschichten der Traumzeit sind jedem zugänglich: Kinder hören einfache Versionen; diese sind auch an Außenstehende weitergegeben worden. Andere Geschichten sind nur für Frauen oder nur für Männer, die meisten für initiierte und einige ausschließlich für die Älteren (englisch: elder), die respektierten Autoritäten.
Vorrangige Bedeutung für das religiöse Leben der Australier besaßen die Totemvorfahren, die dem irdischen Leben verbunden sind. Das Totem verbindet die Gruppe mit ihren Ahnen, es bedingt ihre gegenwärtige Geschlossenheit, und es ist Grundlage der äußerst komplizierten exogamischen Heiratsvorschriften. Während im Allgemeinen für das Totem strenges Essverbot besteht, kann rituell das Essen der Totempflanze oder des Totemtieres erlaubt oder sogar geboten sein. Die Gegenwart der Totemahnen wird im Surren der Schwirrhölzer erlebt. Mit totemistischen Anschauungen hängt auch der Kult aufs engste zusammen. Die Riten sind von den Totemvorfahren gestiftet, und die Ausübenden betrachten sich auf Grund ihrer totemistischen Bindungen als wesensgleich mit diesen Ahnen. Lieder und Tänze, die ihre Rituale begleiten, gelten als Schöpfungen der Totemvorfahren.[102]
Wenn auch der Inhalt von Songlines und die Bedeutung bestimmter Orte und Totems nicht immer bekannt ist, so ist doch ausführlich beschrieben, nach welchen Kriterien Verantwortung und „Eigentum“ vergeben werden. In den meisten Stämmen ist der Ort der ersten gefühlten Kindesbewegung im Mutterleib (seltener die Geburt selbst) bestimmend dafür, welches mit dem Ort assoziiertes Totem jemand bekommt.
Heutzutage bekennen sich 73 % der Aborigines zu einer christlichen Konfession, da Missionen auf den Protektoraten der Aborigines nicht nur Schulen und Gesundheitsversorgung bauten, sondern auch ihre Lehre verbreiteten. 1,3 % bekennen sich zu den traditionellen Religionen und der Rest zu keiner Religion.[6]:S. 46 Nach den laufenden Erhebungen des evangelikal-fundamentalistisch ausgerichteten Bekehrungsnetzwerkes Joshua Project bekennen sich allerdings bei vielen Stämmen noch zwischen 30 und 70 % zu einer ethnischen Religion.[103] Synkretistische Mischformen haben sich in Australien kaum gebildet, die Aborigines sahen das Christentum eher als zusätzlichen „religiösen Pfad“ (Dies mag die Ursache für die unterschiedlichen Zahlen sein). Die Ausübung der überlieferten Religionen findet sich hauptsächlich in abgelegenen Siedlungen Zentral- und Nordaustraliens. Eine in den 1960er und 70er Jahren einsetzende Revitalisierungsbewegung führte zu einer generellen Wiederbelebung. Allerdings ist durch die rigide Missionspolitik zum Teil viel altes Wissen vernichtet worden.[99]
Sprachen

Es ist umstritten, wie viele australische Sprachen es vor Ankunft der Europäer gab. Die Zahlen schwanken zwischen 200 und 300; man einigt sich meist auf etwa 250,[104][105] wovon etwa die Hälfte dieser Sprachen seither ausgestorben ist. Nur noch 20 Sprachen werden heute aktiv an Kinder weitergegeben; die verbleibenden etwa 100 Sprachen werden nur noch von Menschen mittleren oder hohen Alters verwendet, das heißt, mit jeder weiteren Dekade werden einige dieser Sprachen verschwinden. Die größte Verbreitung haben heute noch Arrernte (2800 Sprecher), Djambarrpuyngu, eine Yolngu-Sprache (2700), und Pitjantjatjara (2600). Sie werden alle im Northern Territory gesprochen, wo noch 59 % der Aborigines zu Hause eine indigene Sprache sprechen. In Städten wie Sydney und Melbourne, wo zwar die meisten Aborigines leben, sind es nur 1 %. Insgesamt gibt es in Australien noch etwa 50.000 Einwohner, die vorwiegend eine indigene Sprache sprechen.[6] In Teilen Australiens mit einer hohen Anzahl an Aborigines in der Bevölkerung werden seit 1973 in Schulen zweisprachige Programme angeboten.[106]
Linguistisch werden die australischen Sprachen in zwei Gruppen aufgeteilt: So unterschied Arthur Capell[107] zwischen Sprachen mit ausschließlich Suffixen und Sprachen mit Suffixen und Präfixen. Die Letzteren werden im Norden Australiens gesprochen – zwischen den Kimberleys im Westen und dem Golf von Carpentaria im Osten. Die erste Gruppe bedeckt den gesamten restlichen Kontinent. In einer Arbeit von 1966 stellten Geoffrey O’Grady, Stephen A. Wurm und Kenneth Hale die Theorie auf, dass die Suffix-Gruppe eine eng verwandte Sprachfamilie darstellt, die sich über 7/8 des Kontinents erstreckt.[108] Diese Familie wurde von O’Grady, Wurm und Hale Pama-Nyunga genannt, nach den Worten für „Mensch“ in den zwei entlegensten Gebieten dieser Sprachfamilie (im Nordosten von Queensland und im Südwesten von Western Australia). Die zweite Gruppe (mit Präfixen und Suffixen) wird durch Ausschluss, also als Non-Pama-Nyunga, definiert. Sie bildet keine einheitliche Sprachfamilie, sondern wurde anfangs in 28 (später in 26) Sprachfamilien unterteilt. Diese Gruppe stellt 90 % der sprachlichen Vielfalt auf 1/8 des Kontinents dar.[109]
Im Norden Australiens hat sich aus dem Kontakt zwischen weißen Siedlern und den Aborigines auf der englischen Sprache basierend eine Kreolsprache, das Kriol entwickelt, das heute noch von rund 4000 Menschen gesprochen wird.[6] Die große Mehrheit (86 %) spricht ausschließlich australisches Englisch, wobei es dort auch die Variante des Aborigine-Englisch gibt.
Kunst und Kultur
Bildende Kunst
Bei der Kunst der Aborigines gibt es unabhängig davon, ob es sich um traditionelle oder neuzeitliche Werke handelt, zwei Interpretationsebenen: „[Die] »inneren« Geschichten, die nur für diejenigen bestimmt sind, die über das entsprechende rituelle Wissen verfügen, und [die] »äußeren« Geschichten, die für alle zugänglich sind.“[110] Der Künstler ist Besitzer und Teilhaber der dargestellten Inhalte, die nur ihm für bestimmte Zwecke zugeteilt sind. Nur er hat das Recht heilige Muster zu verwenden und religiöse Inhalte abzubilden. Die Benutzung von Mustern, die anderen gehören und wenn diese ohne dessen Erlaubnis verwendet werden, ist ein schwerer Verstoß gegen dieses überlieferte ungeschriebene Gesetz.[111]
Traditionelle Kunst


Die Kunst der Aborigines zählt zu „den ältesten kontinuierlichen Kunsttraditionen der Welt“.[112] Die Kunst der Aborigines umfasst ein weites Spektrum an Medien, einschließlich das Bemalen von Rindenplatten, Holz- und Steingravuren, Bildhauerei, Sandmalerei, das Erstellen von zeremoniellen Kleidungsstücken und die künstlerische Verzierung von Waffen und Werkzeugen. Als Materialien wurden Farben aus Ocker, Asche und Blut, Stoff, Federn, Holz, Stein und Muscheln eingesetzt.
Das Arnhemland und die angrenzenden Gebiete haben die größte Anzahl von Aborigine-Kunstwerken wie Felsritzzeichnungen und Felsenmalerei. Dort gefundene Zeichnungen und Ornamentierungen wurden auf ein Alter von bis zu 50.000 Jahren datiert. Das Arnhemland ist auch bekannt für Rindenmalerei, Skulpturen und Webereien.[113] In den Wüstengebieten wurden neben Felsenmalereien auch Bodenzeichnungen im Sand hergestellt. Im Norden von Queensland und auf den Tiwi-Inseln sind vor allem Skulpturen als Kunstwerke bedeutend.
Kunst ist Bestandteil der Hauptrituale in der Kultur der Aborigines; sie wurde und wird genutzt, um Territorien zu markieren, Geschichte aufzuzeichnen und Erzählungen über die Traumzeit zu unterstützen und zu übermitteln. Als vor etwa 10.000 Jahren der Meeresspiegel anstieg, wurden Meereswesen wie die Regenbogenschlange Gegenstand der Felsenmalerei. Die Felsenmalerei wurde bis ins 20. Jahrhundert praktiziert und diente unter anderem dem Unterrichten von Anatomie, wie bei der sogenannten Röntgendarstellung des Barramundis.
Neuzeitliche Kunst


Mit neuen Techniken und Materialien wie synthetischen Farben und Leinwand fanden Weiterentwicklungen dieser Ausdrucksformen statt: In Australien fand die erste bedeutende Aborigine-Kunstausstellung im Jahr 1929 in Victoria unter dem Titel „Primitive Art“ statt. Albert Namatjira trug wesentlich dazu bei, dass die Kunst der Aborigines akzeptiert wurde; er stellte seine in Aquarell gemalten Landschaftsbilder erstmals 1938 in Melbourne aus. Königin Elisabeth II. verlieh ihm 1953 eine Medaille und traf ihn persönlich ein Jahr später in Canberra.
Die wachsende Anerkennung, die die Kunst der Aborigines genoss, spiegelt sich in der Verbreitung der Kunst wider: 1941 und 1942 wurden in Nordamerika und Kanada Aborigine-Kunstwerke erstmals außerhalb von Australien ausgestellt. 1957/58 wurde dann in Australien als Wanderausstellung die Kunstsammlung „The Art of Arnhem Land“ gezeigt, bei der die Künstler nach ihren Stilrichtungen geordnet wurden. 1959 kaufte dann die „Art Gallery of New South Wales“ Werke zeitgenössischer Aborigine-Künstler auf. 1966 schließlich wurde ein Malmuster von David Malangi auf dem australischen 1-Dollar-Schein abgebildet.
Die Entwicklung der kommerziell erfolgreichsten Kunstrichtung begann 1971 und 1972, als der Kunstlehrer Geoffrey Bardon Aborigines in Papunya, nordwestlich von Alice Springs, ermutigte, ihre Geschichten von der Traumzeit als Honigtopfameisen-Wandgemälde auf die dortigen Schulmauern zu malen. Er unterwies sie auch in der Anwendung moderner Malmaterialien und -techniken und ermunterte sie, ihre Traumzeit auf Holzbrettern und auf Leinwand festzuhalten. Dieses Wandgemälde bildete den Ausgangspunkt der modernen heutigen Malerei der Aborigines. Der bekannteste und erfolgreichste Künstler dieser Bewegung, die als Dot-Painting (Punkte-Malerei) bekannt wurde, war Clifford Possum Tjapaltjarri, von dem ein Bild zum Rekordpreis von 2,5 Millionen australischen Dollar (AUD) vom australischen Staat gekauft wurde, der verhindern wollte, dass dieses Kulturgut ins Ausland verkauft wird. Ein weiterer erfolgreicher Künstler dieser Stilrichtung war Johnny Warangkula Jupurrula. Er war einer der Ersten, der die Form der Punktmalerei perfektionierte und ikonografische Elemente schuf, die sich im Bild auflösen.
Abgesehen von der Malerei gab es auch bedeutende Meilensteine in anderen Kunstrichtungen: 1988 wurde ein Denkmal für Aborigines und Torres Strait Insulaner in der National Gallery of Australia in Canberra enthüllt. Es bestand aus 200 hohlen Baumstamm-Grabmalen, die im Rahmen der 200-Jahr-Feier der britischen Kolonisation Australiens und in Erinnerung an jene Aborigines errichtet wurden, die bei gewaltsamen Konflikten mit Siedlern starben. Im selben Jahr öffnete das neue Parliament House in Canberra mit einem 196 Quadratmeter großen Granitmosaik aus Pflastersteinen von Michael Nelson Jakamarra.
In den letzten Jahrzehnten sind in den Siedlungen der Aborigines zahlreiche Kunstzentren und Künstlerkooperationen entstanden, die die Herstellung und den Handel von Kunstwerken fördern, wie beispielsweise das Warburton-Kunstprojekt, die Kooperativen in Papunya, Kintore und zahlreiche andere. Diese Form der Herstellung von Kunstwerken ermöglicht es den Aborigines, durch eigene Kraft und ohne staatliche Hilfe zu leben. Trotz der Entfernung vieler Künstler von urbanen Siedlungen, der Armut und den Gesundheitsproblemen vieler Künstler, wird der Wert dieses schnell wachsenden Kunstgewerbes auf eine halbe Milliarde australischer Dollars geschätzt.[114]
Einen anderen Weg der jüngeren Aborigines-Kunst, die sich in den Städten entwickelt hat, geht Richard Bell, der als Maler auch Performances entwirft oder Videos dreht, wobei er sich politisch mit dem Verhältnis von Weißen und Schwarzen auseinandersetzt. Er verbindet zwar traditionelle und moderne Kunst der Aborigines, schärft aber gesellschaftliche Widersprüche sowohl mit seinen Arbeiten als auch mit seinen Aussagen: „Aboriginal Art – das ist eine Sache der Weißen!“ […] „Ich will mein ganzes Land zurück…“[115]
Musik
Die traditionelle Musik gehört zur traditionellen Kunst Australiens, daher treffen auf sie dieselben Konzepte und Gesetze zu wie auf die bildende Kunst. Auch hier gibt es eine »innere« und eine »äußere« Ebene (s. o.). Die Musik ist im Besitz einer bestimmten Person oder einer Gruppe und transportiert u. a. Verpflichtungen und Inhalte der Stammesgesetze und dient der Kommunikation historischer oder mythologischer Geschichten oder Erlebnisse, die damit in Verbindung stehen. Die Musik ist darüber hinaus auch an geografische Gegebenheiten gebunden, die durch mythologische Ereignisse miteinander in Verbindung stehen („Songline“).
Das wichtigste musikalische Element der traditionellen australischen Musik sind dabei die Gesänge,[116] die einzeln oder mit mehreren Beteiligten durchgeführt werden. Sie werden angeleitet von einem oder mehreren „Songmen“ oder „-women“, die Verantwortung für die korrekte rituelle Durchführung haben und Besitzer bzw. Hüter der jeweiligen Form oder des Inhaltes sind. Einzelne Lieder haben selten eine Länge von mehr als drei Minuten, sind jedoch oft eingebunden in längere Gesangszyklen (Zeremonien). Gesänge decken das gesamte Bedeutungsspektrum von persönlichen Erzählungen und Vergnügungsliedern bis hin zu hoch spirituellen Ritualen ab, die der Aufrechterhaltung der Totemidentität dienen.
Zu den Liedern wird gelegentlich auch der Rhythmus geklatscht, dabei auch mit den hohlen Händen auf ein Stück Fell (früher) oder ein Kleidungsstück (heute) im Schoß, oder auf das Gesäß.
Schlaginstrumente finden sich in Form der clap sticks (kurze Hartholzstöcke), die den Grundrhythmus angeben, aber auch Bumerangs werden dazu benutzt, die paarweise gegeneinander geschlagen werden.
Die nordaustralischen Aborigines, vor allem im Arnhemland und in den Kimberleys, spielen das Yidaki (Didgeridoo), ein Blasinstrument aus der Familie der Aerophone mit obertonreichem Klang und Tonlagen zwischen Tenor und Bass. Zumeist wird es aus dem Holz des von Termiten ausgehöhlten schwarzen oder gelben »Woolybutt« (Eucalyptus miniata) oder des »Stringybark« (Eucalyptus tetrodonta) gefertigt, der in den tropischen Gebieten vorkommt.[117] Meist dient das Yidaki als Rhythmusinstrument für die Gesänge bei Zeremonien. Es wird traditionell nur selten als Soloinstrument eingesetzt, auch wenn den Touristen oft das Bild vermittelt wird, dass das Yidaki hauptsächlich dem Erzählen von Geschichten dient. Seit den 1960er Jahren hat sich die Verwendung dieses Instrumentes über Australien verbreitet und wird von vielen Aborigines auch außerhalb des Ursprungsgebietes als Symbol ihrer traditionellen Identität aufgefasst.
Im nördlichen Queensland wird für bestimmte rituelle Zwecke eine Trommel aus einem mit Tierhaut bespannten hohlen Eukalyptusstück gespielt (Ubar), die, ähnlich wie die Schlagstöcke, nur das Zeitmaß begleitet. Ihre Verwendung ist stark zurückgegangen.
Die Musik Gumleaf (Gummiblatt) wird mit einem einfachen Musikinstrument erzeugt. Es entstehen spezielle Töne, wie auch Vogelstimmen. Die Musiker führen dabei ein Eukalyptusblatt an den Mund und durch Luftstöße werden Töne erzeugt. Gumleaf ist traditionell eine Musik der Aborigines, aber es gibt seit der britischen Kolonisation auch Weiße, die diese Musik beherrschen und sich seit 1977 jährlich in einer australischen Meisterschaft miteinander messen. Bekannte Interpreten dieser Musikrichtung sind Herb Patten und Roseina Boston.
Gelegentlich ist der Gebrauch von Flöten oder Pfeifen aus hohlen Halmen dokumentiert, die aber keine musikalische Funktion erfüllen und eher Signalcharakter haben.
Das Bora-Bora (Schwirrholz oder Bull-Roarer) ist als Werkzeug spiritueller Wahrnehmungstechniken für Initiationen einzustufen.
Ein weiterer integraler Bestandteil traditioneller Musik ist der Tanz. Einzelne Tänzer oder Gruppen versinnbildlichen mit ihren Bewegungsmustern die mit den Gesängen vermittelten Inhalte. Dabei stehen Tänzer und Musiker in ständigem Kontakt, die Musik liefert ganz bestimmte Schlüsselsignale für bestimmte Tanzschritte und dynamische Entwicklungen.
Die Musik der Aborigines ist nicht nur auf überlieferte Musik und die Verwendung traditioneller Musikinstrumente beschränkt: Der Aborigine-Rock in Australien begann mit der Band Yothu Yindi, die sich 1986 gründete und mit dem politischen Song Homeland Movement bekannt wurde, der sich der Zwangswegnahme tausender Aborigine-Kinder von ihren Eltern widmet. Der Song erreichte nicht nur bei den Aborigines große Bekanntheit. Archie Roach gewann mehrere Preise dafür und erhielt als Auszeichnung für den Verkaufserfolg eine Goldene Schallplatte.
Die Band hatte 1992 mit Treaty über Australien hinaus Erfolg und kombinierte erfolgreich das Didgeridoo mit modernen Instrumenten. In dieser Band spielen Aborigines und Australier europäischer Abstammung. Sie spielen alte und moderne Musik, aber auch Pop und Rock. In Deutschland sind sie unter anderem durch ihre Zusammenarbeit mit Peter Maffay auf dessen Album bekannt.
Bekannt ist auch die Warumpi Band, die Hip-Hop und Rap verbindet.
Literatur
David Unaipon war der erste Aborigine, der ein Buch mit dem Titel Aboriginal Legends schrieb und im Jahr 1927 veröffentlichte. Der Autor Colin Johnson, der den Aboriginenamen Mudrooroo annahm, gilt als der Begründer der politisch engagierten Aborigine-Literatur. Er gab 1965 den Roman Wild Cat Falling heraus, der in die Weltliteratur eingegangen ist. In diesem befasste er sich mit dem Schicksal eines jungen Aborigine, der sich ändern will, was ihm allerdings erst vor einer (erneuten) Verurteilung gelingt. Mudrooroo setzte dieses Thema im Jahr 1988 mit dem Werk Doin Wild Cats und mit Wildcat Screaming 1992 fort. In den weiteren Kurzgeschichten zur Thematik „Wild Cat“ setzte er sich mit den traditionellen und modernen Lebenserfahrungen des Jungen auseinander. Mudrooroos Vater, der Afrikaner war, hatte sich als Aborigine ausgegeben und deswegen wurde Mudrooroo in den 1990er Jahren heftig kritisiert. Er verlor aufgrund dieser ihm nicht bekannten Tatsache, deren Verheimlichung ihm vorgeworfen wurde, an politischer Bedeutung. Er veröffentlichte zahlreiche weitere literarische Werke und hielt Vorträge im Ausland über das Leben der Aborigines und schilderte vor allem die Schwierigkeit, die die englische Sprache bereitet, um die indigene Sichtweise zu verdeutlichen.
Bei Sally Morgan war es umgekehrt. Sie nahm jahrelang an, dass sie ein Kind einer indischen Familie sei, bis sie als junges Mädchen herausfand, dass sie von Aborigines abstammt. Diese Erfahrungen verarbeitete sie in dem Roman My Place, der 1987 erschien und weltweit Beachtung fand.[118] In dem von ihr verfassten Werk Wanamurraganya beschreibt sie die Geschichte ihres Großvaters. Sie ist auch als gestaltende Künstlerin erfolgreich, 1993 gewann sie für ihren Druck Qutback einen Preis. Heute ist sie Direktorin des Centre for Indigenous History and Arts an der University of Western Australia.
Eine weitere als Autorin erfolgreiche Aboriginefrau ist Doris Pilkington, die für ihren Roman Caprice – A Stockman’s Daughter 1996 einen Literaturpreis erhielt. Im selben Jahr veröffentlichte sie den Roman Follow the Rabbit-Proof Fence, der 2002 von Phillip Noyce unter dem Titel Rabbit-Proof Fence (dt.: Long Walk Home) verfilmt wurde, und der die Jugenderlebnisse ihrer Mutter und die Stolen Generation zum Thema hat. Der Roman schildert die Flucht von drei Aborigine-Mädchen aus einem Lager, das zur Umerziehung von Kindern aus Mischehen zwischen eingeborenen und eingewanderten Australiern eingerichtet war, entlang des 3256 Kilometer langen Schutzzauns gegen die Kaninchenplage. Die Väter dieser Kinder waren zumeist weiße Wanderarbeiter und die Mütter Aborigines.
Film
Die Filmindustrie wendet sich in Form von Dokumentar- und Spielfilmen dem Thema Aborigines zu.
Der Film Australian Rules von Paul Goldman aus dem Jahr 2002, der auf der autobiografieähnlichen Novelle Deadly Unna von Phillip Gwynne basiert, verarbeitet das Thema Rassismus und Sport. Er zeigt die Erfahrung von zwei befreundeten 16-jährigen footballspielenden australischen Jungen. Gary Black (Nathan Phillips), ein Weißer, und Dumby Red (Luke Carroll), ein Aborigine und erfolgreicher Footballspieler eines Fischerdorfs, erleben den latenten Rassismus der Dorfbevölkerung. Dieser bricht aus, als mehr als die Hälfte der Fußballmannschaft des Dorfes Aborigines sind und diese Mannschaft einen Preis gewinnt. In der daraus folgenden gewaltsamen Auseinandersetzung wird der junge Aborigine ermordet.[119]
Richard J. Frankland,[120] ein Aborigine vom Stamm der Gunditjmara, war Sänger und Liedermacher, Autor und Regisseur. Er drehte nach seinen Erfahrungen als Mitglied der Royal Commission into Aboriginal Deaths im Jahr 1966 den preisgekrönten Dokumentarfilm Who killed Malcolm Smith, einen Film über die hohe Selbstmordrate der Aborigines. Weitere Filme von ihm, die sich mit dem Leben der Aborigines befassen, sind: Clanging Doors (1991), Songlines (1993), No Way To Forget (1996) und Harry’s War (1999).
Der Regisseur Wayne Blair drehte den Film The Djarn Djarns,[121] der 2005 auf der Berlinale den Kinderkurzfilmpreis erhielt. Der Film erzählt die Geschichte eines elf Jahre alten Jungen, eines Tänzers, der in seiner Tanzgruppe von Aborigines den Todestag seines Vaters verarbeitet.
Im Jahr 2006 entstand der Film 10 Kanus, 150 Speere und 3 Frauen,[122] der in der Umgebung und in der Gemeinschaft vom Ramingining unter Beteiligung einiger Künstler aus Ramingining gedreht wurde. Die Bedeutung dieses Films liegt darin, dass er die Kulturregion und das dortige Aborigine-Leben am Rande des Arnhemlands ins Licht der internationalen Öffentlichkeit brachte. Er erhielt einen Kritikerpreis auf dem Filmfestival in Cannes. Regie führte der australische Dokumentarfilmer Rolf de Heer. Der Film wurde vorrangig in der australischen Sprache Ganalbingu gedreht.
Der Film Long Walk Home (Rabbit-Proof Fence), der 2002 erschien, behandelt das Schicksal von drei Kindern aus Mischehen, die aufgrund gesetzlicher Vorgaben ihrer Mutter weggenommen und in ein Erziehungsheim gebracht wurden. Sie laufen von dort weg und machen auf ihrer Rückreise Erfahrungen mit Rassismus.
Der Kinofilm Walkabout aus dem Jahr 1971 wurde von Nicolas Roeg gedreht. Er basiert auf dem 1959 erschienenen Roman Die Kinder (orig. The Children, später unter dem Titel Walkabout) von James Vance Marshall. Darin begegnen zwei Kinder einem jungen Aborigene, der sich auf dem Walkabout befindet, einem Initiationsritual, bei dem der Dreizehnjährige sich auf seinen Traumpfad begibt und längere Zeit allein bleiben und für sich selbst sorgen muss. Die Begegnung mit den Menschen der fremden Kultur wirkt auf den Aborigine tödlich, er begeht Selbstmord.
Tanz, Theater und Musical
Tanz, Gesang, Zeremonien und Initiationen sind bei zahlreichen Aboriginevölker seit jeher ein Bestandteil ihres traditionellen und kulturellen Lebens. Beispielsweise lernen die Tiwis, die auf den Tiwi-Inseln vor Darwin leben, den Tanz mit ihren Totems von ihrer Mutter, und die Tanzthemen wechseln nach Anlässen. Einige Tänze entstehen aber auch spontan und drücken die Emotionen der Tänzer aus, oder sie entsprechen ihren Zeremonien. In den Tänzen und Gesängen der Tiwi finden sich auch die Erlebnisse des Zweiten Weltkriegs, wie die Bombenangriffe auf Darwin, wieder. Gesang ist stets mit ihrem Tanz verbunden und es werden laufend neue Songs beim Tanzen kreiert, wobei sie dabei ihren Körper mit Ocker bemalen. Die Körperbemalungen der Tiwis finden sich als Muster auf ihren Kunstwerken wieder.
A Bran Nue Dae (1991) war das erste Musical, das ein Aborigine komponierte. Es zeigt in der Form einer Rockoper den Aborigine-Jungen Willy während einer Reise von Perth in seine Heimat bei seiner Suche nach sich selbst, nach Zuneigung und Geborgenheit. Es ist die autobiografische Erzählung von Jimmy Chi, der in Broome aufwuchs und den seine Mutter in eine katholische Missionsstation nach Perth schickte. Nach einem Autounfall wurde er zunächst in die Psychiatrie überwiesen; als er diese verließ, ging er nach Broome zurück und brachte sich selbst das Musizieren sowie das Liederschreiben bei. Das Musical wurde mehrfach ausgezeichnet, wie beispielsweise mit dem Sidney Myer Performing Arts Awards und Western Australian Premier’s Book Awards. Das Musical wurde später verfilmt.[123]
Seit den frühen 1990er Jahren gründeten Aborigines erfolgreiche Tanztheater, die ein kulturelles Bindeglied zwischen den Aborigines und der weißen Bevölkerung Australiens bildeten. Das Bangarra Dance Theatre (Bangarra heißt Feuermachen in der Sprache der Wiradjuri) ist ein Tanztheater, das 1989 von Carole Johnson gegründet wurde und durch seine Aborigine-Tanzaufführungen im Ausland, vor allem in den USA und Großbritannien bekannt ist. Es trat bei der Eröffnungs- und Schlussfeier der Olympischen Spiele 2000 in Sydney auf.[124] Das Chunky Move ist ein Aborigine-Tanztheater aus Southbank in Victoria, das 1995 gegründet wurde und nicht nur in Australien, sondern auch in Asien, Europa, den USA und Kanada aufgetreten ist.[125]
Das Theaterstück Stolen Generations, das von Jane Harrison geschrieben und 1998 in Australien uraufgeführt wurde, befasst sich mit dem Schicksal von fünf Aboriginekindern, die ihren Müttern weggenommen wurden.[126] Es wurde in Asien und in den USA aufgeführt und lässt das Erlebnis der Zwangsentfernung der meist „halbblütigen“ Aboriginekinder nachvollziehen. Ein weiteres Theaterstück von Jane Harrison, Rainbow’s End, das 2005 in Melbourne aufgeführt wurde, befasst sich mit dem Leben von drei Aboriginefrauen, die in den 1950er Jahren gegen Rassismus in einer Kleinstadt und um ihren Unterhalt kämpfen.[127]
Sport


Die Beteiligung der Aborigines am Sport geht bis ins 19. Jahrhundert zurück. Die sportlichen Aktivitäten begannen im englischen Cricket und setzen sich in der Leichtathletik und im Australian Football fort. Einzelne Sportler gelangten zu nationaler Popularität und konnten emanzipatorische Inhalte transportieren.
Weltweite Aufmerksamkeit für die Probleme der Aborigines erzielte im Jahr 2000 Cathy Freeman mit dem Gewinn der Goldmedaille im 400-Meter-Lauf der Frauen bei den Olympischen Spielen in Sydney, insbesondere da sie nicht nur die Australische Flagge, sondern auch die Flagge der Aborigines im Stadion zeigte, obwohl eigentlich nur das Zeigen von Nationalflaggen erlaubt ist.
Nova Peris, die bereits 1996 im Hockey als erste Aborigine olympisches Gold gewonnen und bei den Commonwealth Games 1998 in zwei Leichtathletikdisziplinen gesiegt hatte, wurde 2013 für das Northern Territory in den australischen Senat gewählt.
Eine weitere öffentlich erfolgreiche Aktivität führte der Australian-Rules-Footballspieler Michael Long im Jahr 2004 durch, als er einen Marsch von Melbourne nach Canberra begann, um den Premierminister Howard zur Rede zu stellen. Dieser hatte das Leid der Stolen Generation mehrmals geleugnet. Long erreichte unter anderem aufgrund der großen Publizität, dass sich der Premierminister einer Aussprache stellte.[128]
David Kantilla, in seiner Sprache auch Amparralamtua genannt, war 1961 der erste „Vollblut-Aborigine“, der in einer der höchsten Football-Liga (SANFL) in South Australia spielte. Er stammte vom Volk der Tiwi ab.
Lionel Rose vom Stamm der Gunditjmara gewann als erster Aborigine 1968 einen Weltmeistertitel im Boxen; im selben Jahr erhielt er die Auszeichnung Australian of the Year, was ihm zu weiterer Popularität verhalf.[129] 1985 wurde er in die Sport Australia Hall of Fame aufgenommen.[130]
Es dauerte bis ins Frühjahr 2008, bis Jade North als erster Aborigine in einem Freundschaftsspiel der australischen Fußballnationalmannschaft gegen Singapur die Kapitänsbinde trug.[131]
Evonne Goolagong, eine Aborigine-Frau, war eine der erfolgreichsten australischen Tennisspielerinnen überhaupt. Sie gewann viermal die Australian Open, zweimal die Wimbledon Championships und einmal die French Open.
Adam Goodes, ein landesbekannter Footballspieler, der die gesellschaftlichen Diskriminierungen öffentlich thematisierte, wird seit 2013 bei Auswärtsspielen regelmäßig rassistisch beleidigt.[132]
Medien
Seit 2007 betreiben die Aborigines einen eigenen Fernsehsender, NITV.[133] Er sendet nonstop und lässt die Ureinwohner selbst über sich berichten,[11] um Klischees entgegenzuwirken und auch positive Entwicklungen zu zeigen.
Siehe auch
- History Wars
- Liste prominenter Aborigines
- Liste von Abkürzungen zur Geschichte der Aborigines in Australien
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