„Cambridge Apostles“ – Versionsunterschied
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Die '''Cambridge Apostles''', auch bekannt als die '''Cambridge Conversazione Society''' und '''The Apostles''', |
Die '''Cambridge Apostles''', auch bekannt als die '''Cambridge Conversazione Society''' und '''The Apostles''', ist eine elitäre intellektuelle [[Geheimgesellschaft]] an der [[Universität Cambridge]] und wurde 1820 von [[George Tomlinson (Geistlicher)|George Tomlinson]] nach dem Vorbild einer [[Freimaurerei|Freimaurerloge]] gegründet. |
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Diese Geheimgesellschaft |
Diese Geheimgesellschaft erhielt den Namen ''Cambridge Apostles'', weil sie die zwölf begabtesten Studenten der Cambridge University verbinden sollte, er war eine Anspielung auf [[Apostel|die zwölf Apostel]]. Die aktiven Mitglieder sind überwiegend Studienanfänger. Die Gesellschaft war traditionell am [[King’s College (Cambridge)|King’s College]] und [[Trinity College (Cambridge)|Trinity College]] angesiedelt, was heute nicht mehr der Fall ist. |
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==Aktivitäten und Mitgliedschaft== |
== Aktivitäten und Mitgliedschaft == |
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Die Cambridge Apostles waren im Wesentlichen ein [[Debattierclub]]. Treffen wurden einmal wöchenlich abgehalten, traditionell an Samstagabenden, bei denen ein Mitglied einen Vortrag zu einem beliebigen Thema hielt und später eine Diskussion zu diesem Thema leitete. Während der Treffen wurden Sardinen auf Toast gegessen, die sie "Wale" nannten. Es gab keine Beschränkungen denen das Thema des Beitrages unterlag — weder moralische, juristische noch ideologische sollten die Freiheit des Vortrages behindern. |
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Die Cambridge Apostles waren im Wesentlichen ein [[Debattierclub]]. Treffen wurden einmal wöchentlich abgehalten, traditionell an Samstagabenden, bei denen ein Mitglied einen Vortrag zu einem beliebigen Thema hielt und später eine Diskussion zu diesem Thema leitete. Während der Treffen wurden Sardinen auf Toast gegessen, die sie „Wale“ nannten. Zum Vortragsthema gab es keine Beschränkungen – weder moralische, juristische noch ideologische Grenzen sollten die Freiheit des Vortrages behindern. |
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Die Apostel verwalteten seit ihrer Gründung ein ledernes Tagebuch, in dem ein Schriftführer die besprochenen Themen protokollierte. Die aktiven Mitglieder, die überwiegend aus Studienanfängern bestanden, wurden als "Apostles" bezeichnet, ehemalige Mitglieder wurden "Angels" genannt. Studienanfänger durften nach dem Graduieren "Angels" werden oder nachdem sie ein Forschungsstipendium erhalten hatten. "Angels", insbesondere aktive Mitglieder, suchten nach neuen Mitgliedern unter den Studienanfängern. Jedes Jahr werden, unter größter Geheimhaltung, alle "Angels" zu einem "Apostles' dinner" in einem Cambridge College eingeladen. |
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Die Apostel verwalteten seit ihrer Gründung ein ledernes Tagebuch, in dem ein Schriftführer die besprochenen Themen protokollierte. Die aktiven Mitglieder, die überwiegend Studenten sind, werden als „Apostles“ bezeichnet, ehemalige Mitglieder werden „Angels“ genannt. In der Regel wurden die „Apostles“ zu „Angels“ wenn sie ihr Studium abschlossen oder eine Assistentenstelle, die ein Promotionsstudium begleitete, annahmen. „Angels“ suchten dann nach neuen Mitgliedern unter den Studierenden. Jedes Jahr wurden, unter größter Geheimhaltung, alle „Angels“ zu einem „Apostles’ dinner“ in einem Cambridge College eingeladen. |
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Studienanfänger, die für eine Mitgliedschaft in Erwägung gezogen wurden, wurden als "[[Embryo|Embryos]]" bezeichnet und zu "Embryo Partys" eingeladen, bei denen bestehende Mitglieder entschieden, ob ein "Embryo" aufgenommen werden sollte oder nicht. Die Studenten besuchten diese Partys ohne zu wissen, dass sie für eine Mitgliedschaft in Erwägung gezogen wurden. Um ein "Apostle" zu werden, musste ein Eid zur Geheimhaltung abgelegt werden und eine Vorlesung gehört werden, die ursprünglich von dem Apostel [[Fenton Hort]] (Theologe seit 1851) geschrieben wurde. |
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[[Image:KingsCollegeChapel.jpg|thumb|left|380px|[[King's College, Cambridge]]]] |
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Es gab nur wenige weibliche Mitglieder. Die erste Frau (eine amerikanische Ph.D Studentin der sozialen Anthropologie) wurde [[1985]] Mitglied, 165 Jahre nachdem die "Cambridge Apostles" gegründet wurden. |
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Studenten, die für eine Mitgliedschaft in Erwägung gezogen wurden, wurden als „[[Embryo]]s“ bezeichnet und zu „Embryo Parties“ eingeladen, bei denen bestehende Mitglieder entschieden, ob ein „Embryo“ aufgenommen werden sollte oder nicht. Die Studenten besuchten diese Partys, ohne zu wissen, dass sie für eine Mitgliedschaft in Erwägung gezogen wurden. Um ein „Apostle“ zu werden, musste ein Eid zur Geheimhaltung abgelegt werden und eine Vorlesung gehört werden, die ursprünglich von dem Apostel [[Fenton Hort]] (Theologe seit 1851) geschrieben wurde. |
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Kritiker sagen, dass die geheime Natur der Apostel, zusammen mit der geringen Anzahl der weiblichen Mitglieder und dem signifikanten Anteil der "Angels", die ein Stipendium in Cambridge erhielten, sowie Stellen in den Medien, der Regierung und der Kirche, die leistungsorientierten Ideale der Universität bestens repräsentiert und von der Universität gefördert wird. Ehemalige Mitglieder sprachen von einem lebenslangem Bund der sie untereinander verband. Der Philosoph [[Henry Sidgwick]] schrieb in seinen Memoiren über die Apostel: "the tie of attachment to this society is much the strongest corporate bond which I have known in my life" (die Bindung zu dieser Gesellschaft ist die stärkste, die ich in meinem Leben gekannt habe). |
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[[Datei:KingsCollegeChapel.jpg|mini|[[King’s College (Cambridge)|King’s College]]]] |
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==Der Cambridge Spionagering== |
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Die ''Cambridge Apostles'' wurden [[1979]] schlagartig weltweit durch den [[Cambridge Five|Cambridge Spionagering]] bekannt, als Premierministerin [[Margaret Thatcher]] vor das [[House of Commons]] trat und den Abgeordneten einen der größten Spionageskandale in der Geschichte Großbritanniens verkündete. Mindestens vier Männer hatten Zugang zu den höchsten Ebenen der britischen Regierung — zwei von ihnen waren ehemalige Apostel — wurden überführt Informationen an den [[KGB]] weitergeleitet zu haben. Die vier Geheimagenten waren: [[Guy Burgess]], ein [[MI6]]-Officer und Sekretär des stellvertretenden Außenministers; [[Anthony Blunt]], [[MI5]]-Officer, Direktor des [[Courtauld Institute]] und Kunstberater der [[Elisabeth II. (Commonwealth)|englischen Königin]]; [[Donald Duart Maclean|Donald MacLean]], Minister des Außenministriums; und [[Kim Philby]], MI6-Officer und Journalist. |
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Obwohl nur vier Männer enttarnt wurden, gab es Gerüchte über einen fünften Mann, einem führenden Officer des britischen Geheimdienstes, der nie gefunden wurde. Viele dieser Gerüchte verwiesen auf [[Victor Rothschild]], einem anderen Apostel, der in London Räumlichkeiten für die Treffen der Spione bereitstellte, obwohl es keine Beweise gab, dass er von den Spionageaktivitäten wusste. Der amerikanische Schriftsteller [[Michael Straight]], der ehemaligen Herausgeber der ''New Republic'', wurde ebenfalls in diesem Zusammenhang vorübergehend verdächtigt. |
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Die Gesellschaft hatte immer ihre ungenannten, doch anerkannten Helden, die kein Mitglied sein mussten. Einer der ersten Helden war der Althistoriker [[Barthold Georg Niebuhr]]. Um 1900 übte dann der Philosoph [[George Edward Moore]] als Mitglied einen starken Einfluss auf die Cambridge Apostles aus.<ref>George Spater, Ian Parsons: ''Porträt einer ungewöhnlichen Ehe. Virginia & Leonard Woolf.'' Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 1980, S. 45.</ref> |
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Zwei der genannten Spione, Guy Burgess und Anthony Blunt, beide [[homosexuell]], waren Mitglieder der ''Cambridge Apostles''. Damals wurde behauptet, dass Homosexualität eine der Voraussetzungen für die Mitgliedschaft war und es wurde nachgesagt, dass die Geheimgesellschaft von Homosexualität und [[Marxismus]] geprägt war. Anthony Blunt, ein [[Kommunist]], war der erste, der vom KGB rekrutiert wurde, als er [[1933]] in die Sowjetunion reiste. Als er nach Großbritannien zurückkehrte, rekrutierte er auf Anweisungen des KGB schnell andere Studenten in Cambridge, unter anderem auch Michael Straight. Dennoch war es nicht Blunt, der Burgess, Philby und MacLean rekrutierte, wie der Schriftsteller [[Russel Aiuto]] schreibt ([http://www.crimelibrary.com/terrorists_spies/spies/cambridge/2.html?sect=23]). |
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Es gab nur wenige weibliche Mitglieder. Die erste Frau (eine amerikanische Ph.-D.-Studentin der sozialen Anthropologie) wurde 1985 Mitglied, 165 Jahre nachdem die „Cambridge Apostles“ gegründet wurden. |
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==Alphabet der ''Angels''== |
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Kritiker sagen, dass die geheime Natur der Apostel, zusammen mit der geringen Anzahl der weiblichen Mitglieder und dem signifikanten Anteil der „Angels“, die ein Stipendium in Cambridge erhielten, sowie Stellen in den Medien, der Regierung und der Kirche, die leistungsorientierten Ideale der Universität unterlaufen würde. Ehemalige Mitglieder sprachen von einem lebenslangen Bund, der sie untereinander verband. Der Philosoph [[Henry Sidgwick]] schrieb in seinen Memoiren über die Apostel: „the tie of attachment to this society is much the strongest corporate bond which I have known in my life“ (die Bindung zu dieser Gesellschaft ist die stärkste, die ich in meinem Leben gekannt habe). |
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''Cambridge Apostles'' waren (das Jahr des Beitritts in Klammern, wenn bekannt): |
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== Mitglieder == |
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* [[Noel Annan]], Mitglied des MI5 und Rektor der ''University of London'' |
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Nachweisbare Mitglieder der Cambridge Conversazione Society sind nach Epochen aufgeteilt. Sofern das Beitrittsjahr bekannt ist, steht es in Klammern. |
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=== Viktorianisches Zeitalter === |
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* [[Julian Bell]], Lyriker |
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* [[Francis Birrel]], Kritiker und Journalist |
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* [[Anthony Blunt]], Kunstberaterin des Hofes und KGB-Spion |
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* [[Rupert Brooke]], Lyriker ([[1908]]) |
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* [[Arthur Buller]], Jurist |
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* [[Charles Buller]] |
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* [[Guy Burgess]], Mitglied des MI6 und KGB-Spion |
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Dem Viktorianisches Zeitalter zugerechnet werden folgende Mitglieder<ref name="glbtq" >[http://www.glbtqarchive.com/ssh/cambridge_apostles_S.pdf glbtq Archive.]</ref>: |
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* [[Erasmus Darwin]] ([[1823]]) |
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* [[Goldsworthy Lowes Dickinson]], Historiker und Philosoph |
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* [[Arthur James Balfour]], Premierminister<ref name="glbtq" /> |
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* Oscar Browning, Historiker<ref name="glbtq" /> |
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* Erasmus A. Darwin, Mediziner und Bruder von [[Charles Darwin]] (1823)<ref name="glbtq" /> |
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* [[Goldsworthy Lowes Dickinson]], Historiker und Philosoph<ref name="glbtq" /> |
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* Arthur Hallam, Lyriker (1829)<ref name="glbtq" /> |
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* [[John Mitchell Kemble]], Historiker<ref name="glbtq" /> |
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* [[Frederic William Maitland]], Jurist<ref name="glbtq" /> |
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* Frederick Denison Maurice, Theologe und Begründer des christlichen Sozialismus<ref name="glbtq" /> |
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* [[James Clerk Maxwell]], Physiker (1852) |
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* [[Henry Sidgwick]], Philosoph und Utilitarist (1857)<ref name="glbtq" /> |
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* [[Alfred Tennyson]], Dichter des Viktorianischen Zeitalters<ref name="glbtq" /> |
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* [[George Tomlinson (Geistlicher)|George Tomlinson]], Bischof von Gibraltar (1820)<ref name="glbtq" /> |
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=== 20. Jahrhundert === |
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Dem 20. Jahrhundert zugerechnet werden folgende Mitglieder<ref name="glbtq" />: |
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* [[Edward Fitzgerald]], Lyriker und Übersetzer |
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* [[Edward Morgan Forster]], Schriftsteller ([[1901]]) |
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* [[Roger Eliot Fry]], Kunsthistoriker ([[1887]]) |
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* [[Noel Annan, Baron Annan|Noel Annan]], Mitglied des MI5 und Rektor der ''University of London'' |
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* [[Julian Bell]], Lyriker |
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* [[Francis Birrell]], Kritiker und Journalist |
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* [[Anthony Blunt]], Kunsthistoriker und Doppelagent (MI6 und KGB-Spion) |
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* [[Rupert Brooke]], Lyriker (1908) |
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* Arthur Buller, Jurist |
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* Charles Buller, Politiker<ref>[http://www.biographi.ca/en/bio/buller_charles_7E.html Dictionary of Canadian Biography, vol. 7.]</ref> |
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* [[Guy Burgess]], Doppelagent (MI6 und KGB) |
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* [[Edward Morgan Forster]], Schriftsteller (1901) |
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* [[Roger Fry]], Maler und Kunstkritiker (1887) |
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* [[Godfrey Harold Hardy]], Mathematiker |
* [[Godfrey Harold Hardy]], Mathematiker |
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* [[Eric Hobsbawm]], Historiker |
* [[Eric Hobsbawm]], Historiker |
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* [[Alan Lloyd Hodgkin]], Physiologe und Nobelpreisträger |
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* [[Fenton Hort]], Theologe ([[1851]]) |
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* [[Fenton Hort]], Theologe (1851) |
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* [[Aldous Huxley]], Schriftsteller |
* [[Aldous Huxley]], Schriftsteller |
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* [[John Mitchell Kemble]], Historiker |
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* [[John Maynard Keynes]], Wirtschaftswissenschaftler |
* [[John Maynard Keynes]], Wirtschaftswissenschaftler |
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* Paul Levy, Schriftsteller und Restaurantkritiker |
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* [[Paul Levy]], Restaurantkritiker |
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* [[Geoffrey Lloyd]], Altphilologe |
* [[Geoffrey Lloyd]], Altphilologe |
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* [[Desmond MacCarthy]], Feuilletonist und Kritiker |
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* [[John McTaggart Ellis McTaggart]], Philosoph |
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* [[Charles Merivale]], Historiker |
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* [[George Edward Moore]], Philosoph (1894) |
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* Raymond Mortimer, Kunstkritiker und Journalist |
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* [[Victor Rothschild]], Bankier |
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* [[Bertrand Russell]], Philosoph (1892) |
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* John Tressider Sheppard, Altphilologe |
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* [[Gerald Shove]], Wirtschaftswissenschaftler (1909) |
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* [[C. P. Snow]], Schriftsteller und Physiker |
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* [[John Sterling]], Schriftsteller |
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* [[James Strachey]], Journalist (Biograph [[Sigmund Freud]]s) |
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* [[Lytton Strachey]], Schriftsteller und Kritiker (1902) |
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* Michael Straight, Publizist und KGB-Spion |
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* [[Stephen Tomlin (Bildhauer)|Stephen Tomlin]], Bildhauer |
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* Richard Trench, Schriftsteller und Theologe |
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* [[George Macaulay Trevelyan]], Historiker |
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* Robert Trevelyan, Lyriker und Übersetzer |
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* Saxon Sidney Turner, Schriftsteller |
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* [[Arthur Waley]], [[Sinologie|Sinologe]] und Historiker |
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* [[Leonard Woolf]], Verleger und Schriftsteller, Ehemann von [[Virginia Woolf]] (1902) |
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* [[Brooke Foss Westcott]], Theologe |
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* [[Alfred North Whitehead]], Mathematiker und Philosoph (1884) |
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* [[Ludwig Wittgenstein]], Philosoph (1912) |
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* [[Frank Plumpton Ramsey|Frank Ramsey]], Mathematiker und Logiker<ref>{{Literatur |Autor=C. J. Misak |Titel=Frank Ramsey : a sheer excess of powers |Auflage=First edition |Ort=Oxford |Datum=2020 |ISBN=0-19-875535-X |Online=}}</ref> |
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== Cambridge-Spionagering == |
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Die ''Cambridge Apostles'' wurden 1973 durch den [[Cambridge Five|Cambridge-Spionagering]] bekannt. 1979 trat Premierministerin [[Margaret Thatcher]] vor das [[House of Commons (Vereinigtes Königreich)|House of Commons]] und verkündete öffentlich den Abgeordneten einen der größten Spionageskandale in der Geschichte Großbritanniens. Mindestens vier Männer, die Zugang zu den höchsten Ebenen der britischen Regierung hatten (zwei von ihnen waren ehemalige Apostel), wurden überführt, Informationen an den [[KGB]] weitergeleitet zu haben. Die vier Geheimagenten waren: |
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* [[Desmond McCarthy]], Feuilletonist und Kritiker |
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* [[John Ellis McTaggart]], Philosoph |
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* [[Frederick Denison Maurice]], Literaturwissenschaftler und Theologe |
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* [[James Clark Maxwell]], Physiker ([[1852]]) |
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* [[George Edward Moore]], Philosoph ([[1894]]) |
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* [[Raymond Mortimer]], Kunstkritiker und Journalist |
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# [[Guy Burgess]], [[Secret Intelligence Service|MI6]]-Officer und Sekretär des stellvertretenden Außenministers<ref name="endres" > [http://www.glbtqarchive.com/ssh/cambridge_apostles_S.pdf Nikolai Endres: ''Cambridge Apostles.'' In: glbtq Project.] Abgerufen am 20. Juli 2022.</ref> |
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# [[Anthony Blunt]], [[Security Service|MI5]]-Officer, Direktor des [[Courtauld Institute]] und Kunstberater der [[Elisabeth II.|britischen Königin]]<ref name="endres" /> |
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# [[Donald Maclean (Geheimagent)|Donald MacLean]], hochrangiger Beamter des [[Foreign and Commonwealth Office|Außenministeriums]] |
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# [[Kim Philby]], MI6-Officer und Journalist |
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Obwohl nur vier Männer enttarnt wurden, gab es Gerüchte über einen fünften Mann, angeblich führender Officer des britischen Geheimdienstes, der nie gefunden wurde. Viele dieser Gerüchte verwiesen auf [[Victor Rothschild, 3. Baron Rothschild|Victor Rothschild]] (1910–1990), einen anderen Apostel, der in London Räumlichkeiten für die Treffen der Spione bereitstellte. Es gab jedoch keine Beweise, dass er von den Spionageaktivitäten wusste. Der amerikanische Schriftsteller Michael Straight (1916–2004), ehemaliger Herausgeber der Zeitschrift ''[[The New Republic|New Republic]]'', wurde in diesem Zusammenhang ebenfalls vorübergehend verdächtigt. |
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* [[Victor Rothschild]], Bankier |
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* [[Bertrand Russell]], Philosoph ([[1892]]) |
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Unter den genannten Spionen gab es zwei [[Homosexualität|Homosexuelle]], Guy Burgess und Anthony Blunt, die beide Mitglieder der ''Cambridge Apostles'' waren.<ref> Fred Sommer: ''Anthony Blunt and Guy Burgess, Gay Spies.'' In: ''[[Journal of Homosexuality]]'' 29, 1995, S. 273–294.</ref> Damals hieß es, die Geheimgesellschaft sei von Homosexualität und [[Marxismus]] geprägt. Der [[Kommunismus|Kommunist]] Anthony Blunt sei der Erste gewesen, der 1933 vom KGB rekrutiert wurde, als er in der Sowjetunion war. Zurück in Großbritannien habe er auf Anweisung des KGB schnell weitere Studenten in Cambridge rekrutiert, unter anderem Michael Straight. Nach Angaben des Schriftstellers Russel Aiuto soll es aber nicht Blunt gewesen sein, der Burgess, Philby und MacLean rekrutierte.<ref>{{Webarchiv | url=http://www.crimelibrary.com/terrorists_spies/spies/cambridge/2.html?sect=23 | wayback=20050120092922 | text=Russell Aiuto, The Cambridge Spies, im Webarchiv}}</ref> |
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== Literatur == |
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* [[John Tressider Sheppard]], Altphilologe |
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* [[Gerald Shove]], Wirtschaftswissenschaftler |
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* [[Henry Sidgwick]], Philosoph ([[1857]]) |
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* [[Charles Percy Snow]], Schriftsteller und Physiker |
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* [[Leslie Stephen]], Philosoph |
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* [[John Sterling]], Schriftsteller |
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* [[James Strachey]], Journalist (Biograph [[Sigmund Freud]]s) |
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* [[Lytton Strachey]], Schrftsteller und Kritiker ([[1902]]) |
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* [[Michael Straight]], Publizist und KGB-Spion |
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* Peter Allen: ''The Cambridge Apostles. The Early Years.'' Cambridge University Press, Cambridge 1978, ISBN 978-0-521-21803-0. |
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* Richard Deacon: ''The Cambridge Apostles. A History of Cambridge University's Elite Intellectual Secret Society.'' Farrar, Straus and Giroux 1986, ISBN 978-0-374-11820-4. |
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* Paul Levy: ''Moore: G. E. Moore and the Cambridge Apostles.'' 1980, ISBN 978-0-03-053616-8. |
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* W. C. Lubenow: ''The Cambridge Apostles, 1820-1914. Liberalism, Imagination, and Friendship in British Intellectual and Political Life.'' Cambridge University Press 1998, ISBN 978-0-521-57213-2. |
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* George Spater, Ian Parsons: ''Porträt einer ungewöhnlichen Ehe. [[Virginia Woolf|Virginia]] & [[Leonard Sidney Woolf|Leonard Woolf]].'' Aus dem Englischen übersetzt von Barbara Scriba-Sethe. Mit einem Vorwort von [[Quentin Bell]]. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 1980, ISBN 3-596-22221-4, S. 41–61. |
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== Weblinks == |
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* [[Alfred Tennyson]], Schriftsteller |
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* [[Stephen Tomlin]], Bildhauer |
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* [[George Tomlinson]], Theologe ([[1820]])) |
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* [[Richard Trench]], Schriftsteller und Theologe |
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* [[George Macaulay Trevelyan]], Historiker |
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* [[Robert Trevelyan]], Lyriker und Übersetzer |
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* [[Saxon Sidney Turner]], Schriftsteller |
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* [http://www.glbtqarchive.com/ssh/cambridge_apostles_S.pdf Nikolai Endres: ''Cambridge Apostles.'' In: glbtq Project.] Abgerufen am 20. Juli 2022. |
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* [http://www.kings.cam.ac.uk/archive-centre/archive-month/january-2011.html ''A Cambridge secret revealed: the Apostles.''] in: King’s College, Cambridge, Januar 2011 |
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== Einzelnachweise == |
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* [[Arthur Waley]], Sinologe und Historiker |
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<references /> |
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* [[Brooke Foss Westcott]], Theologe |
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* [[Alfred North Whitehead]], Mathematiker und Philosoph ([[1884]]) |
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* [[Ludwig Wittgenstein]], Philosoph ([[1912]]) |
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{{Normdaten|TYP=k|GND=4196394-5|LCCN=n79137314|VIAF=263747785}} |
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==Quellen== |
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* Übersetzung des englischen Wikipedia-Beitrages: [http://en.wikipedia.org/wiki/Cambridge_Apostles]; 13.03.2005 |
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* Mandl, Benedikt; [http://tagebuch.aol.de/riesemann/Erwachsenenbildung/entries/961]; 13.03.2005 |
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[[Kategorie:Denkfabrik im Vereinigten Königreich]] |
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[[en:Cambridge Apostles]] |
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[[Kategorie:Geheimbund]] |
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[[Kategorie:Gegründet 1820]] |
Aktuelle Version vom 15. Januar 2025, 16:58 Uhr

Die Cambridge Apostles, auch bekannt als die Cambridge Conversazione Society und The Apostles, ist eine elitäre intellektuelle Geheimgesellschaft an der Universität Cambridge und wurde 1820 von George Tomlinson nach dem Vorbild einer Freimaurerloge gegründet.
Diese Geheimgesellschaft erhielt den Namen Cambridge Apostles, weil sie die zwölf begabtesten Studenten der Cambridge University verbinden sollte, er war eine Anspielung auf die zwölf Apostel. Die aktiven Mitglieder sind überwiegend Studienanfänger. Die Gesellschaft war traditionell am King’s College und Trinity College angesiedelt, was heute nicht mehr der Fall ist.
Aktivitäten und Mitgliedschaft
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Cambridge Apostles waren im Wesentlichen ein Debattierclub. Treffen wurden einmal wöchentlich abgehalten, traditionell an Samstagabenden, bei denen ein Mitglied einen Vortrag zu einem beliebigen Thema hielt und später eine Diskussion zu diesem Thema leitete. Während der Treffen wurden Sardinen auf Toast gegessen, die sie „Wale“ nannten. Zum Vortragsthema gab es keine Beschränkungen – weder moralische, juristische noch ideologische Grenzen sollten die Freiheit des Vortrages behindern.
Die Apostel verwalteten seit ihrer Gründung ein ledernes Tagebuch, in dem ein Schriftführer die besprochenen Themen protokollierte. Die aktiven Mitglieder, die überwiegend Studenten sind, werden als „Apostles“ bezeichnet, ehemalige Mitglieder werden „Angels“ genannt. In der Regel wurden die „Apostles“ zu „Angels“ wenn sie ihr Studium abschlossen oder eine Assistentenstelle, die ein Promotionsstudium begleitete, annahmen. „Angels“ suchten dann nach neuen Mitgliedern unter den Studierenden. Jedes Jahr wurden, unter größter Geheimhaltung, alle „Angels“ zu einem „Apostles’ dinner“ in einem Cambridge College eingeladen.
Studenten, die für eine Mitgliedschaft in Erwägung gezogen wurden, wurden als „Embryos“ bezeichnet und zu „Embryo Parties“ eingeladen, bei denen bestehende Mitglieder entschieden, ob ein „Embryo“ aufgenommen werden sollte oder nicht. Die Studenten besuchten diese Partys, ohne zu wissen, dass sie für eine Mitgliedschaft in Erwägung gezogen wurden. Um ein „Apostle“ zu werden, musste ein Eid zur Geheimhaltung abgelegt werden und eine Vorlesung gehört werden, die ursprünglich von dem Apostel Fenton Hort (Theologe seit 1851) geschrieben wurde.

Die Gesellschaft hatte immer ihre ungenannten, doch anerkannten Helden, die kein Mitglied sein mussten. Einer der ersten Helden war der Althistoriker Barthold Georg Niebuhr. Um 1900 übte dann der Philosoph George Edward Moore als Mitglied einen starken Einfluss auf die Cambridge Apostles aus.[1]
Es gab nur wenige weibliche Mitglieder. Die erste Frau (eine amerikanische Ph.-D.-Studentin der sozialen Anthropologie) wurde 1985 Mitglied, 165 Jahre nachdem die „Cambridge Apostles“ gegründet wurden.
Kritiker sagen, dass die geheime Natur der Apostel, zusammen mit der geringen Anzahl der weiblichen Mitglieder und dem signifikanten Anteil der „Angels“, die ein Stipendium in Cambridge erhielten, sowie Stellen in den Medien, der Regierung und der Kirche, die leistungsorientierten Ideale der Universität unterlaufen würde. Ehemalige Mitglieder sprachen von einem lebenslangen Bund, der sie untereinander verband. Der Philosoph Henry Sidgwick schrieb in seinen Memoiren über die Apostel: „the tie of attachment to this society is much the strongest corporate bond which I have known in my life“ (die Bindung zu dieser Gesellschaft ist die stärkste, die ich in meinem Leben gekannt habe).
Mitglieder
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nachweisbare Mitglieder der Cambridge Conversazione Society sind nach Epochen aufgeteilt. Sofern das Beitrittsjahr bekannt ist, steht es in Klammern.
Viktorianisches Zeitalter
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Dem Viktorianisches Zeitalter zugerechnet werden folgende Mitglieder[2]:
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20. Jahrhundert
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Dem 20. Jahrhundert zugerechnet werden folgende Mitglieder[2]:
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Cambridge-Spionagering
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Cambridge Apostles wurden 1973 durch den Cambridge-Spionagering bekannt. 1979 trat Premierministerin Margaret Thatcher vor das House of Commons und verkündete öffentlich den Abgeordneten einen der größten Spionageskandale in der Geschichte Großbritanniens. Mindestens vier Männer, die Zugang zu den höchsten Ebenen der britischen Regierung hatten (zwei von ihnen waren ehemalige Apostel), wurden überführt, Informationen an den KGB weitergeleitet zu haben. Die vier Geheimagenten waren:
- Guy Burgess, MI6-Officer und Sekretär des stellvertretenden Außenministers[5]
- Anthony Blunt, MI5-Officer, Direktor des Courtauld Institute und Kunstberater der britischen Königin[5]
- Donald MacLean, hochrangiger Beamter des Außenministeriums
- Kim Philby, MI6-Officer und Journalist
Obwohl nur vier Männer enttarnt wurden, gab es Gerüchte über einen fünften Mann, angeblich führender Officer des britischen Geheimdienstes, der nie gefunden wurde. Viele dieser Gerüchte verwiesen auf Victor Rothschild (1910–1990), einen anderen Apostel, der in London Räumlichkeiten für die Treffen der Spione bereitstellte. Es gab jedoch keine Beweise, dass er von den Spionageaktivitäten wusste. Der amerikanische Schriftsteller Michael Straight (1916–2004), ehemaliger Herausgeber der Zeitschrift New Republic, wurde in diesem Zusammenhang ebenfalls vorübergehend verdächtigt.
Unter den genannten Spionen gab es zwei Homosexuelle, Guy Burgess und Anthony Blunt, die beide Mitglieder der Cambridge Apostles waren.[6] Damals hieß es, die Geheimgesellschaft sei von Homosexualität und Marxismus geprägt. Der Kommunist Anthony Blunt sei der Erste gewesen, der 1933 vom KGB rekrutiert wurde, als er in der Sowjetunion war. Zurück in Großbritannien habe er auf Anweisung des KGB schnell weitere Studenten in Cambridge rekrutiert, unter anderem Michael Straight. Nach Angaben des Schriftstellers Russel Aiuto soll es aber nicht Blunt gewesen sein, der Burgess, Philby und MacLean rekrutierte.[7]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Peter Allen: The Cambridge Apostles. The Early Years. Cambridge University Press, Cambridge 1978, ISBN 978-0-521-21803-0.
- Richard Deacon: The Cambridge Apostles. A History of Cambridge University's Elite Intellectual Secret Society. Farrar, Straus and Giroux 1986, ISBN 978-0-374-11820-4.
- Paul Levy: Moore: G. E. Moore and the Cambridge Apostles. 1980, ISBN 978-0-03-053616-8.
- W. C. Lubenow: The Cambridge Apostles, 1820-1914. Liberalism, Imagination, and Friendship in British Intellectual and Political Life. Cambridge University Press 1998, ISBN 978-0-521-57213-2.
- George Spater, Ian Parsons: Porträt einer ungewöhnlichen Ehe. Virginia & Leonard Woolf. Aus dem Englischen übersetzt von Barbara Scriba-Sethe. Mit einem Vorwort von Quentin Bell. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 1980, ISBN 3-596-22221-4, S. 41–61.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Nikolai Endres: Cambridge Apostles. In: glbtq Project. Abgerufen am 20. Juli 2022.
- A Cambridge secret revealed: the Apostles. in: King’s College, Cambridge, Januar 2011
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ George Spater, Ian Parsons: Porträt einer ungewöhnlichen Ehe. Virginia & Leonard Woolf. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 1980, S. 45.
- ↑ a b c d e f g h i j k l m glbtq Archive.
- ↑ Dictionary of Canadian Biography, vol. 7.
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