„Fahrradkurier“ – Versionsunterschied
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'''Fahrradkuriere''' (Schweiz.: ''Velokurier'') führen [[Kurierdienst]]e im Bereich von Kleintransporten mit Hilfe von [[Fahrrad|Fahrrädern]] durch. Ihr hauptsächliches Einsatzgebiet sind Mittel- und Großstädte, in denen das Fahrrad eines der schnellsten Transportmittel darstellt (unterhalb von 5 km Entfernung sind Radfahrer im Allgemeinen von Tür zu Tür 30% schneller als [[Kraftfahrzeug|Kfz]]-Nutzer). Zumeist erhalten mehrere selbständige Fahrradkuriere von einer Zentrale ihre Aufträge, es existieren jedoch auch klassische Arbeitsverhältnisse. Diese Fahrradkurierdienste behalten vom Auftragswert in der Regel zwischen 20% und 60% für die Büroorganisation und Rechnungsstellung ein. |
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[[Datei:London bicycle messenger.jpg|mini|Fahrradkurier in London]] |
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Die Dokumente und Kleinsendungen mit einem Durchschnittsgewicht von in der Regel unter 2 kg werden meist in einer großvolumigen Rückentasche transportiert. Aber auch [[Lastenfahrrad|Lastenfahrräder]] sind in einigen Städten im Einsatz. |
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'''Fahrradkuriere''' (Schweiz: ''Velokuriere'') führen Kleintransporte mit Hilfe von [[Fahrrad|Fahrrädern]] durch. |
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==Arbeitsbedingungen== |
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Diese kommerziellen [[Kurierdienst]]e werden vorwiegend in Mittel- und [[Großstadt|Großstädten]], in denen das Fahrrad eines der schnellsten Transportmittel ist, angeboten. |
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Ein Fahrradkurier legt bei 15-25 Aufträgen pro Tag zwischen 60 und 150 km zurück. Inzwischen gibt es kaum noch reine Fahrradkurierdienste. Die meisten Firmen nutzen Kraftfahrzeuge und die Netzwerke der Over-Night Dienstleister als Ergänzung und Erweiterung ihres Angebots. |
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== Grundlagen == |
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Fahrradkuriere sind in der Regel selbständige Unternehmer. |
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Zumeist erhalten mehrere selbstständige Fahrradkuriere von einer oder mehreren Zentralen ihre Aufträge, es existieren jedoch auch klassische Arbeitsverhältnisse. Diese Fahrradkurierdienste behalten vom Auftragswert in der Regel zwischen 20 % und 35 % für die Büroorganisation und Rechnungsstellung ein. |
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==Geschichte== |
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Während die Bike-Messenger in [[New York City|New York]] schon in den 70er Jahren des [[20. Jahrhundert]]s unterwegs waren, wurde der erste Fahrradkurierdienst in Deutschland 1984 in München gegründet. In der Folgezeit entstanden in beinahe allen Großstädten Deutschlands Kurierdienste. Die Möglichkeit, das auf der Kurzsstrecke schnellere und flexiblere Fahrrad mit der Bahn als schneller und ökologischer Alternative zwischen den Städten zu kombinieren, wurde Mitte der 90er Jahre mit der Firma Ökourier in [[Köln]] versucht und scheiterte nach wenigen Jahren. 1996 gründete sich der Bundesverband der Fahrradkurierdienste mit dem Ziel, die einzelnen Fahrradkuriere im deutschsprachigen Raum zu vernetzen. |
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Die Dokumente und Kleinsendungen mit einem Durchschnittsgewicht von in der Regel unter zwei Kilogramm werden meist in einer großvolumigen wasserdichten [[Kuriertasche#Kuriertasche|Rückentasche]] oder speziellen Kurierrucksäcken transportiert. Aber auch [[Lastenfahrrad|Lastenfahrräder]] und Räder mit [[Fahrradanhänger|Anhängern]] sind in einigen Städten im Einsatz. Viele Kuriere fahren Fahrräder, die sie nach eigenen Vorstellungen für die Stadt optimiert haben. Manche haben ein [[Eingangrad]] oder [[Starrer Gang|Fixie]], andere haben normale Rennräder oder Mountainbikes mit [[Slick]]-Reifen. Außerdem sind auch ganz „gewöhnliche“ Fahrräder im Einsatz. |
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Einziger deutscher einarmiger Fahrradkurier ist in [[Gera]] seit acht Jahren der ehemalige Radsportler Volkmar Nürnberger. |
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== Arbeitsbedingungen == |
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==Kultur== |
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Seit [[1993]] werden jährlich Fahrradkurier-Weltmeisterschaften ausgetragen. Die ersten [[CMWC|Cycle Messenger World Championships]] (CMWC) fanden 1993 in [[Berlin]] statt. Es folgten [[London]], [[Toronto]], [[San Francisco]], [[Barcelona]], [[Washington D.C.]], [[Zürich]], [[Philadelphia]], [[Budapest]], [[Kopenhagen]], [[Seattle]] und [[Edmonton]]. Austragungsort [[2005]]: [[New York]] |
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Ein hauptberuflicher Fahrradkurier legt bei 10 bis über 35 Aufträgen pro Tag zwischen 50 und mehr als 100 Kilometer zurück. Der Energiebedarf liegt im Schnitt bei ca. 6.000 [[Kalorie|kcal]] und kann je nach Konstitution des Fahrers im Winter auf über 12.000 kcal ansteigen. Hauptberufliche Fahrradkuriere fahren im Jahr oftmals über 20.000 Kilometer und haben deshalb einen sehr hohen Erholungsbedarf. |
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Seit [[1996]] gibt es auch Europameisterschaften, die sog. [[ECMC|European Cycle Messenger Championships]] (ECMC). Austragungsorte waren: [[Hamburg]], [[Amsterdam]], [[Graz]], [[Gijón]], [[Freiburg im Breisgau]], [[Rotterdam]], [[Dublin]], London und [[Warschau]]. Austragungsort [[2005]]: [[Basel]]. |
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Inzwischen gibt es kaum noch reine Fahrradkurierdienste. Die meisten Firmen nutzen Kraftfahrzeuge und die Netzwerke der Over-Night-Dienstleister als Ergänzung und Erweiterung ihres Angebots. |
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Seit [[2001]] gibt es deutsche Meisterschaften, den [[GCMC|German Cycle Messenger Cup]] (GCMC). |
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In Deutschland sind Fahrradkuriere in der Regel [[Selbständigkeit (beruflich)|selbständige]] Unternehmer. Sie arbeiten als [[Subunternehmen|Subunternehmer]] für eine oder mehrere Kurierzentralen, von denen sie mit Aufträgen versorgt werden. Auch eigene Rechnungsstellung oder Barzahlung ist bei manchen Kundenverhältnissen möglich. Seltener finden sich auch klassische Arbeitsverhältnisse zwischen Kurier und Kurierdienst. |
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==Weblinks== |
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*[http://www.bdfev.de/ Bundesverband der Fahrradkurierdienste] |
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*[http://www.netzwerk-fahrradkuriere.de/ Netzwerk Fahrradkuriere in NRW] |
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*[http://www.bme.org/ Liste europäischer Radkurierdienste] |
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*[http://www.messengers.org/ International Federation of Bike Messenger Associations] (resources for bike messengers worldwide) |
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Dass Fahrradkuriere bei Lieferdiensten für Dienstfahrten häufig ihr privates Rad und [[Mobiltelefon|Handy]] nutzen, sei nicht rechtens, urteilte das [[Bundesarbeitsgericht]] am 10. November 2021 ''(5 AZR 334/21)''.<ref>[https://www.bundesarbeitsgericht.de/presse/arbeitgeber-muss-fahrradlieferanten-fahrrad-und-mobiltelefon-als-notwendige-arbeitsmittel-zur-verfuegung-stellen/?highlight=fahrradlieferant Bundesarbeitsgericht: Arbeitgeber muss Fahrradlieferanten Fahrrad und Mobiltelefon als notwendige Arbeitsmittel zur Verfügung stellen.] Pressemitteilung vom 10. November 2021 (38/21)</ref> Es bestätigte damit ein Urteil des [[Hessisches Landesarbeitsgericht|Hessischen Landesarbeitsgericht]] vom März 2021 ''(14 Sa 306/20)''.<ref>{{Webarchiv|url=https://arbeitsgerichtsbarkeit.hessen.de/sites/arbeitsgerichtsbarkeit.hessen.de/files/PM%20Nr.%2003.2021_1.pdf |wayback=20211203073539 |text=Arbeitsgerichtsbarkeit Hessen: Fahrradlieferant kann von Arbeitgeber verlangen, dass ihm für die Einsätze ein Fahrrad und ein Smartphone zur Verfügung gestellt werden.}} Presseinformation Nr. 03/2021 vom 24. Juni 2021 (PDF; 320 kB)</ref> |
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[[Kategorie:Fahrrad]] |
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== Geschichte == |
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Während in den Jahren nach der Jahrhundertwende zum [[20. Jahrhundert]] der Botendienst per Fahrrad weitgehend üblich war, wurde er im Laufe der Zeit mehr und mehr durch motorisierte Boten ersetzt. Erst Mitte der [[1980er Jahre]] und im Zuge der zunehmenden Überlastung der Straßen, der Verteuerung der Energie und des daraus resultierenden ökologischen Bewusstseins wurden Fahrradkuriere für die Wirtschaft wieder interessant. |
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=== Vor dem Beginn der zunehmenden Motorisierung === |
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Der vermutlich erste Fahrradkurier der deutschen Geschichte war Johann Baptist Ruhdorfer aus [[Hohenlinden]]. Er fuhr mit seinem 1896 selbstgebauten Hochrad täglich nach [[München]] und [[Rosenheim]], um dort Ersatzteile für seine Kunden zu besorgen. |
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Einen noch früheren Bericht gibt es von [[San Francisco]], wo am 7. Juli 1894 der „pullman rail strike“ stattfand, ein Eisenbahnerstreik, der die Auslieferung von Postsendungen verhinderte. Durch die Idee eines Fahrradherstellers wurde mit einer Fahrradkurier-Transport-Kette die gesamte Eisenbahnstrecke in acht Bereiche eingeteilt, über die die Kuriere die Waren transportierten. Dieses Ereignis kann als Geburt des amerikanischen „bicycle messengers“ betrachtet werden.<ref>{{Webarchiv | url=http://www.messengers.org/resources/history/sf-fresno.html | wayback=20081012175311 | text=http://www.messengers.org/resources/history/sf-fresno.html}}</ref> |
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[[File:Werbemarke Rote Radler, um 1910.png|thumb|Werbemarke Rote Radler, um 1910]] |
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==== Rote Radler (D, historisch) ==== |
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Als Beispiel für deutsche Radkurierdienste der ersten Stunde können die Firmen ''Rote Radler'' aus München, [[Stuttgart]], [[Freiburg im Breisgau|Freiburg]] und [[Regensburg]] dienen, die um 1910 mit [[Dreirad|Dreirädern]] Sendungen auslieferten und allseits bekannt waren. Die ''Roten Radler'' gibt es heute noch, sie haben sich jedoch im Laufe der Jahre zu Umzugsunternehmen mit Maler- und Renovierungsservice entwickelt, die keine Radkuriere mehr beschäftigen.<ref>Webseite: [https://rote-radler.de/ Die Roten Radler] aufgerufen am 4. September 2020</ref> |
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Die tiefe Verwurzelung dieser Kuriere in der Münchner Kultur zeigt sich durch ihr Vorkommen in der Erzählung ''[[Der Münchner im Himmel]]'' des Schriftstellers [[Ludwig Thoma]].<ref>Ludwig Thoma: ''Der Engel Aloisius – Ein Münchner im Himmel: {{Webarchiv|url=http://www.hb-festzelt.de/de/aloisius.html |wayback=20070630164055 |text=Archivierte Kopie}}''</ref> |
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=== Die Kuriere der neueren Zeit === |
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Während die Bike-Messenger in [[New York City|New York]] schon in den 1970er Jahren unterwegs waren, wurde der erste europäische Fahrradkurierdienst im neueren Sinne 1985 in München gegründet. Es war die Firma ''Fahrrad Kurier München'' von Kurt Wolfram.<ref>Video-Dokumentation ''Fahrrad-Kurier-München Der Anfang „1985“ [https://www.youtube.com/watch?v=P2dvOUmglTA]''</ref> In der Folgezeit entstanden in beinahe allen Großstädten Deutschlands Fahrradkurierdienste. Die Möglichkeit, das auf der Kurzstrecke schnellere und flexiblere Fahrrad mit der Bahn als schneller und ökologischer Alternative zwischen den Städten zu kombinieren, wurde Mitte der 1990er Jahre mit der Firma Ökourier in [[Köln]] versucht und scheiterte nach wenigen Jahren. 1996 gründete sich der Bundesverband der Fahrradkurierdienste mit dem Ziel, die einzelnen Fahrradkuriere im deutschsprachigen Raum zu vernetzen. |
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In den 1980ern und 1990ern entwickelte sich innerhalb der Kurierszene dann ein bestimmter Lebens- und Kleidungsstil, der die urbane [[Fahrradkultur]] beeinflusste und die Szene immer mehr ''auch'' zu einer Freizeitszene und [[Subkultur]] werden ließ. Ausgehend von Metropolen wie New York, [[San Francisco]] und [[London]] verbreitete sich in den Großstädten weltweit ein deutlich zu erkennender Kurierstil, so auch in deutschen Großstädten wie Berlin, Hamburg oder München. So werden etwa praktische Fahrradsportbekleidung und wetterfeste Jacken mit kurzen Militärhosen (mit praktischen Seitentaschen), Fußballstutzen und verschiedenen Elementen der [[Skateboard|Skater]]-, [[Punk]]- und [[Hip Hop]]kultur gemischt.<ref>http://flickr.com/photos/59878729@N00/24899967/</ref> In Bezug auf die Räder entwickelte sich mehr und mehr ein betont minimalistischer Stil, der ursprünglich vom Zwang zur Kostenminimierung bei den Verschleißteilen der Räder herrührte, bald aber ein eigenes ästhetisches Dogma für viele Kuriere darstellte. |
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So verbreitete sich in der Szene die Verwendung von [[Eingangrad|Eingangrädern]], oder gar [[Bahnrad|Bahnrädern]] mit [[starrer Gang|starrem Gang]] und ohne Bremsen. Das Fahren ohne Bremsen ist jedoch in manchen Jurisdiktionen auf öffentlichen Straßen illegal; z. B. gemäß der deutschen Straßenverkehrsordnung müssen Fahrräder auf öffentlichen Straßen mit mindestens zwei unabhängigen Bremsen ausgerüstet sein. Zudem erfordert der sicheren Umgang mit derartigen Rädern einige Übung. Dennoch erweisen sich minimalistisch ausgerüstete Räder langfristig als kostengünstiger als die Schaltungen üblicher Rennräder und Mountainbikes und werden von vielen Kurieren als „stilechter“ empfunden. Somit lassen viele Kuriere ihre Räder individuell fertigen und/oder bauen sie selbst um, in vielen Städten haben sich einige Fahrradläden auf Kuriere als Kunden spezialisiert, oftmals solche Läden, deren Inhaber einst selbst als Kuriere gearbeitet haben. Im Umfeld dieser Läden treffen sich regelmäßig Kuriere, außerdem findet sich die Szene bei gemeinsamen Freizeitaktivitäten wie [[Radpolo]] und [[Alleycat]]-Rennen, bis hin zu internationalen Kuriermeisterschaften (siehe unten) zusammen. |
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Inzwischen ist in Städten wie New York und London dieser Stil auch unter Nichtkurieren und Freizeitfahrern auf breite Nachahmung gestoßen, so dass dort Bahnräder und die typische Kurierkleidung zum üblichen Straßenbild gehören. |
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==== Schweiz ==== |
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Auch in der Schweiz gehören Fahrradkuriere seit Jahren zum Straßenbild. Erste Fahrradkurierdienste wurden zwischen 1988 und 1989 in [[Luzern]], [[Bern]], [[Basel]] und [[Zürich]] gegründet. Deren Erfolg führte zu einer raschen Expansion auch in kleinere Städte. Heute sind Fahrradkuriere in rund 30 Städten täglich unterwegs. Die meisten Fahrradkurierdienste der Schweiz sind über die gemeinsame Firma [[Swissconnect]] und in Zusammenarbeit mit den [[Schweizerische Bundesbahnen|SBB]] logistisch vernetzt und führen so auch Lieferungen zwischen verschiedenen Städten aus. |
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== Meisterschaften == |
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[[Datei:Main race.jpg|mini|Checkpunkt beim Hauptrennen während der CMWC 2008 in Eindhoven, Niederlande.]] |
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[[Datei:Trackstand.jpg|mini|Trackstand während der Deutschen Meisterschaften der Fahrradkuriere 2007 in Frankfurt a. M.]] |
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Kuriermeisterschaften sind Anlässe, bei denen sich die Kuriere in verschiedenen Disziplinen messen, dienen aber auch der Kontaktpflege unter den „Boten“. Die Disziplinen orientieren sich an den täglichen Aufgaben der Arbeit als Fahrradkurier. Die Hauptrennen (''mainraces'') ähneln meist einem [[Orientierungslauf]] und werden auf einer abgesperrten Strecke ausgetragen. Daneben gibt es aber noch weitere Wettkampfformen: Stehend auf dem Fahrrad balancieren (''Trackstand''; wird mit Fahrrädern mit [[Starrer Gang|starrem Gang]], sogenannten ''Fixies'' ausgetragen), möglichst lange [[Bremsspur]] auf den Asphalt legen (''Trackskid''; wird mit Fixies ausgetragen) oder nächtliche [[Schnitzeljagd]]en in städtischer Umgebung (''[[Alleycat]]''-Rennen). |
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=== Deutschland === |
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Die [[Deutsche Meisterschaften der Fahrradkuriere|Deutschen Meisterschaften der Fahrradkuriere]] werden seit 1995 veranstaltet. In manchen Jahren wurde der Wettbewerb zusammen mit anderen Nationen abgehalten: 2009 mit der Schweiz und Frankreich,<ref>{{Internetquelle |url=http://www.tricmc09.ch/index.php?lang=en&content=info |titel=TriCMC 2009 |werk=TriCMC |datum=2009-09-23 |sprache=en |archiv-url=https://web.archive.org/web/20090923205039/http://www.tricmc09.ch/index.php?lang=en&content=info |archiv-datum=2009-09-23 |abruf=2023-10-28}}</ref> 2013 mit der Schweiz und Österreich<ref>{{Webarchiv |url=http://www.tricmc2013.org/ |text=TriCMC 2013 |wayback=20130716093956}}</ref> und 2015 mit der Schweiz.<ref>{{Webarchiv |url=http://sgcmc15.ch/ |text=SGCMC 2015 |wayback=20170915005609 |archiv-bot=2023-04-11 16:51:32 InternetArchiveBot}}</ref> |
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=== Österreich === |
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Die Österreichische RadBotInnen Meisterschaft (OeRBM/ÖRBM) findet seit 2007 statt.<ref name=":0" /> |
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* 2007: (vermutlich [[Wien]])<ref>Joseph Gepp: [https://www.falter.at/zeitung/20071002/arm-und-sexy Arm und sexy : Das ist „Mitoš“. Er ist der schnellste Radbote Österreichs …] falter.at, 2. Oktober 2007, kostenlose Teilansicht abgerufen am 10. November 2019. – Volltext: [https://geppbloggt.com/2007/10/09/arm-und-sexy/ Arm und sexy] geppbloggt.com, 9. Oktober 2007, abgerufen am 10. November 2019.</ref> |
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* 2008: [[Graz]] |
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* 2009: Graz |
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* 2010: Graz – 85 Teilnehmer<ref>{{Webarchiv|url=http://graz.radln.net/cms/beitrag/11345077/58512673/ |wayback=20191110155805 |text=OERM10 – Radboten maßen sich in Graz}} (Johannes Muhr), graz.radln.net, Argus Steiermark, Radlobby, September 2010, abgerufen am 10. November 2019.</ref> |
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* 2011: [[Linz]]<ref>{{Internetquelle |autor=Valentin Lischka |url=https://www.nachrichten.at/oberoesterreich/OEsterreichs-schnellster-Radbote-kommt-aus-Deutschland;art4,721315 |titel=Österreichs schnellster Radbote kommt aus Deutschland |werk=Oberösterreichische Nachrichten |datum=2011-09-26 |sprache=de-at |abruf=2023-10-28}}</ref> |
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* 2012: Wien – [[Seestadt Aspern]], 72 Teilnehmer<ref name=":0">{{Internetquelle |url=https://www.derstandard.at/story/1345165243619/oesterreichs-radboten-fahren-um-die-wette |titel=Österreichs Radboten fahren um die Wette |werk=Der Standard |datum=2012-08-27 |sprache=de-AT |abruf=2023-10-28}}</ref><ref>[https://bikeboard.at/Board/IMPRESSIONEN-der-Radboten-Meisterschaft-th169807 IMPRESSIONEN der Radboten-Meisterschaft] bikeboard.at, 26. August 2012, abgerufen am 10. November 2019.</ref> |
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* 2013: ? |
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* 2014: [[Innsbruck]] |
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* 2015: Wien |
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* 2016: Graz |
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* 2017: Linz – Stadtwerkstatt<ref>[https://www.facebook.com/events/stwst-stadtwerkstatt/oerbm-2017-oesterreichische-radbotinnen-meisterschaft/1821512068169387/ OERBM 2017 – Oesterreichische Radbotinnen Meisterschaft] facebook.com, Veranstaltung am 24. Juni 2017, abgerufen am 10. November 2019.</ref> |
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* 2018: Innsbruck |
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* 2019: Wien<ref name=":1">{{Internetquelle |url=https://radkurier24.com/veranstaltungen/ |titel=Fahrradkurier Veranstaltungen |werk=Radkurier24.com |sprache=de |abruf=2023-10-28}}</ref> |
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* 2020 ''nicht ausgetragen ([[COVID-19]])'' |
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* 2021 ''nicht ausgetragen ([[COVID-19]])'' |
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* 2022: Graz<ref name=":1" /> |
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* 2023: [[Salzburg]]<ref>{{Internetquelle |url=https://www.oerbm2023.at/ |titel=Oesterreichische RadBotInnen Meisterschaft - OERBM 2023 Salzburg |sprache=de-DE |abruf=2023-10-28}}</ref> |
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=== Schweiz === |
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Die Schweizer Meisterschaften, die ''[[Suisse Cycle Messenger Championships]] (SuiCMC)'' finden seit 1995 (mit Ausnahme von 2010 und 2020) jährlich statt. <br /> Austragungsorte waren |
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* 2000 [[Basel]] |
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* 2001 [[Zürich]] |
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* 2002 [[Genf]] |
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* 2003 [[Luzern]] |
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* 2004 [[Bern]] |
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* 2005 Genf |
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* 2006 Zürich |
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* 2007 [[Lausanne]] |
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* 2008 Luzern |
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* 2009 Basel |
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* 2010 ''nicht ausgetragen'' |
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* 2011 [[Winterthur]] und Zürich |
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* 2012 [[Biel]] |
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* 2013 [[Freiburg im Breisgau]] (Deutschland) |
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* 2014 [[Nyon]] |
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* 2015 [[St. Gallen]] |
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* 2016 [[Vevey]] |
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* 2017 Winterthur |
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* 2018 [[Lugano]] – kombiniert mit Italiens CMC |
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* 2019 Zürich |
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* 2020 ''nicht ausgetragen (COVID-19)'' |
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* 2021 Lausanne |
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* 2022 Luzern |
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* 2023 Bern<ref>{{Internetquelle |url=https://www.suicmc23.ch/ |titel=SUICMC23 BERN |sprache=en |abruf=2023-10-28}}</ref> |
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=== Europa === |
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Die '''Europameisterschaften''', die ''[[Fahrradkurier-Europameisterschaft|European Cycle Messenger Championships (ECMC)]]'' gibt es seit 1996. |
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[[Datei:2004 SUICMC Raphael Faiss Champion CMWC.jpg|mini|Raphael Faiss, mehrfacher Schweizer Meister und Weltmeister 2003, 2004 und 2006 an der SuiCMC 2004 in Bern]] |
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=== Weltmeisterschaften === |
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Die '''Weltmeisterschaften''' ''(Cycle Messenger World Championships, CMWC)'' gibt es seit 1993. |
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Austragungsorte<ref>{{Internetquelle |url=https://messengers.org/cmwc/ |titel=CMWC – messengers.org |werk=International Federation of Bike Messenger Associations |sprache=en |abruf=2023-10-28}}</ref> waren |
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* 1993 [[Berlin]], Deutschland |
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* 1994 [[London]], Vereinigtes Königreich |
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* 1995 [[Toronto]], Kanada |
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* 1996 [[San Francisco]], USA |
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* 1997 [[Barcelona]], Spanien |
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* 1998 [[Washington, D.C.|Washington D.C.]], USA |
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* 1999 [[Zürich]], Schweiz |
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* 2000 [[Philadelphia]], USA |
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* 2001 [[Budapest]], Ungarn |
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* 2002 [[Kopenhagen]], Dänemark |
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* 2003 [[Seattle]], USA |
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* 2004 [[Edmonton]], Kanada |
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* 2005 [[New York City]], USA |
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* 2006 [[Sydney]], Australien |
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* 2007 [[Dublin]], Irland |
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* 2008 [[Toronto]], Kanada |
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* 2019 [[Guatemala-Stadt]], Guatemala |
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* 2010 [[Tokio]], Japan |
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* 2011 [[Warschau]], Polen |
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* 2012 [[Chicago]], USA |
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* 2013 [[Lausanne]], Schweiz |
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* 2014 [[Mexiko-Stadt]], Mexiko<ref>http://www.messmedia.org/CMWC.html vom 4. Februar 2008</ref> |
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* 2015 [[Melbourne]], Australien<ref>[http://cmwc2015.com/ cmwc2015.com] 1. Oktober 2014</ref> |
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* 2016 [[Paris]], Frankreich |
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* 2017 [[Montreal]], Kanada |
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* 2018 [[Riga]], Lettland<ref>[https://www.youtube.com/watch?v=Yk6IwQRKktg The 26th Cycle Messenger World Championship / CMWC 2018 Riga] youtube.com, 17. Juli 2017, abgerufen am 10. November 2019. – Einladungsvideo (2:01)</ref> |
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* 2019 [[Jakarta]], Indonesien |
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* 2020 ''nicht ausgetragen ([[COVID-19]])'' |
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* 2021 ''nicht ausgetragen ([[COVID-19]])'' |
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* 2022 [[New York City]], USA |
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* 2023 [[Yokohama]], Japan |
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* 2024 [[Zürich]], Schweiz<ref>{{Internetquelle |autor=Aline Künzler |url=https://www.velojournal.ch/aktuell/nachrichten/detail/eine-meisterschaft-fuer-alle/ |titel=Eine Meisterschaft für alle |werk=Velojournal |datum=2023-04-11 |sprache=de-ch |abruf=2023-10-28}}</ref> |
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{{Belege fehlen|Unbelegt und möglicherweise überholt.|Die nachfolgendenden Abschnitte|Plural=1}} |
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* 2025 (angekündigt) [[Sydney]], Australien |
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Die Idee zu den ersten Kurierweltmeisterschaften wurde Anfang der 1990er Jahre durch den Chef des Berliner Kurierdienstes ''Messenger-Berlin'' Achim Beier aufgegriffen und mit einem eigenen Team umgesetzt. Zu dieser Veranstaltung kamen bereits rund 600 Teilnehmer aus den verschiedensten Ländern nach Berlin angereist. Neben den Wettkämpfen fanden auch vielseitige kulturelle Aktivitäten im damaligen Festivalzentrum ''die Pumpe'' statt. Dazu zählten Konzerte, Diskussionsrunden, Live-Auftritte von den Graffiti-Künstlern ''Futura 2000'' und ''Stash'' aus New York. Zu den bekanntesten Kurieren zu dieser Zeit zählten Buffalo Bill (London), James Moore (New York) und Andy Herbst (Berlin). Zahlreiche Filmdokumentationen wurden über diese drei Kuriere gedreht. Ein Novum bis heute war, dass bei dieser Ausgabe der Weltmeisterschaft das einzige Mal das Stadtzentrum der Gastgeberstadt gesperrt war und die Wettkämpfer von der Polizei während des Wettkampfs eskortiert wurden. Zu diesem Spektakel kamen etwa 100.000 Zuschauer an die Strecke, eine bis heute unerreichte Zuschauerzahl. |
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Das bis dahin mit 800 Teilnehmern größte Starterfeld wiesen die CMWC 1999 in Zürich auf. |
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== Literatur == |
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* Sabine Eggmann: ''Velokuriere in der Schweiz. Postmoderne Beweglichkeit im Alltag.'' (Dissertation, phil. Liz.-Arb.), Basel 1995. |
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* Sabine Eggmann: ''Velokuriere in der Schweiz. Kulturelle Aspekte eines wirtschaftlichen Phänomens.'' In: ''Schweizerisches Archiv für Volkskunde 94.'' (1998), Heft 2, S. 137–158. |
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;Belletristik |
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* [[Jon Day]]: ''Cyclogeography : journeys of a London bicycle courier''. London : Notting Hill Editions, 2016 |
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* Travis Hugh Culley: ''Der Fahrradkurier''. Zürich, 2003. |
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* Wolf Schmid: ''Pedalpilot Doppel-Zwo''. Leipzig, 2014. |
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== Weblinks == |
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{{Commonscat|Bicycle messengers|Fahrradkurier}} |
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{{Wiktionary|Fahrradkurier}} |
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* [http://www.messengers.org/ International Federation of Bike Messenger Associations] (resources for bike messengers worldwide) |
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== Einzelnachweise == |
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<references /> |
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{{Normdaten|TYP=s|GND=4252352-7}} |
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[[Kategorie:Radverkehr]] |
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[[Kategorie:Dienstleistungsberuf]] |
Aktuelle Version vom 20. Februar 2025, 02:04 Uhr

Fahrradkuriere (Schweiz: Velokuriere) führen Kleintransporte mit Hilfe von Fahrrädern durch. Diese kommerziellen Kurierdienste werden vorwiegend in Mittel- und Großstädten, in denen das Fahrrad eines der schnellsten Transportmittel ist, angeboten.
Grundlagen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zumeist erhalten mehrere selbstständige Fahrradkuriere von einer oder mehreren Zentralen ihre Aufträge, es existieren jedoch auch klassische Arbeitsverhältnisse. Diese Fahrradkurierdienste behalten vom Auftragswert in der Regel zwischen 20 % und 35 % für die Büroorganisation und Rechnungsstellung ein.
Die Dokumente und Kleinsendungen mit einem Durchschnittsgewicht von in der Regel unter zwei Kilogramm werden meist in einer großvolumigen wasserdichten Rückentasche oder speziellen Kurierrucksäcken transportiert. Aber auch Lastenfahrräder und Räder mit Anhängern sind in einigen Städten im Einsatz. Viele Kuriere fahren Fahrräder, die sie nach eigenen Vorstellungen für die Stadt optimiert haben. Manche haben ein Eingangrad oder Fixie, andere haben normale Rennräder oder Mountainbikes mit Slick-Reifen. Außerdem sind auch ganz „gewöhnliche“ Fahrräder im Einsatz.
Arbeitsbedingungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ein hauptberuflicher Fahrradkurier legt bei 10 bis über 35 Aufträgen pro Tag zwischen 50 und mehr als 100 Kilometer zurück. Der Energiebedarf liegt im Schnitt bei ca. 6.000 kcal und kann je nach Konstitution des Fahrers im Winter auf über 12.000 kcal ansteigen. Hauptberufliche Fahrradkuriere fahren im Jahr oftmals über 20.000 Kilometer und haben deshalb einen sehr hohen Erholungsbedarf.
Inzwischen gibt es kaum noch reine Fahrradkurierdienste. Die meisten Firmen nutzen Kraftfahrzeuge und die Netzwerke der Over-Night-Dienstleister als Ergänzung und Erweiterung ihres Angebots.
In Deutschland sind Fahrradkuriere in der Regel selbständige Unternehmer. Sie arbeiten als Subunternehmer für eine oder mehrere Kurierzentralen, von denen sie mit Aufträgen versorgt werden. Auch eigene Rechnungsstellung oder Barzahlung ist bei manchen Kundenverhältnissen möglich. Seltener finden sich auch klassische Arbeitsverhältnisse zwischen Kurier und Kurierdienst.
Dass Fahrradkuriere bei Lieferdiensten für Dienstfahrten häufig ihr privates Rad und Handy nutzen, sei nicht rechtens, urteilte das Bundesarbeitsgericht am 10. November 2021 (5 AZR 334/21).[1] Es bestätigte damit ein Urteil des Hessischen Landesarbeitsgericht vom März 2021 (14 Sa 306/20).[2]
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Während in den Jahren nach der Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert der Botendienst per Fahrrad weitgehend üblich war, wurde er im Laufe der Zeit mehr und mehr durch motorisierte Boten ersetzt. Erst Mitte der 1980er Jahre und im Zuge der zunehmenden Überlastung der Straßen, der Verteuerung der Energie und des daraus resultierenden ökologischen Bewusstseins wurden Fahrradkuriere für die Wirtschaft wieder interessant.
Vor dem Beginn der zunehmenden Motorisierung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der vermutlich erste Fahrradkurier der deutschen Geschichte war Johann Baptist Ruhdorfer aus Hohenlinden. Er fuhr mit seinem 1896 selbstgebauten Hochrad täglich nach München und Rosenheim, um dort Ersatzteile für seine Kunden zu besorgen.
Einen noch früheren Bericht gibt es von San Francisco, wo am 7. Juli 1894 der „pullman rail strike“ stattfand, ein Eisenbahnerstreik, der die Auslieferung von Postsendungen verhinderte. Durch die Idee eines Fahrradherstellers wurde mit einer Fahrradkurier-Transport-Kette die gesamte Eisenbahnstrecke in acht Bereiche eingeteilt, über die die Kuriere die Waren transportierten. Dieses Ereignis kann als Geburt des amerikanischen „bicycle messengers“ betrachtet werden.[3]

Rote Radler (D, historisch)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Als Beispiel für deutsche Radkurierdienste der ersten Stunde können die Firmen Rote Radler aus München, Stuttgart, Freiburg und Regensburg dienen, die um 1910 mit Dreirädern Sendungen auslieferten und allseits bekannt waren. Die Roten Radler gibt es heute noch, sie haben sich jedoch im Laufe der Jahre zu Umzugsunternehmen mit Maler- und Renovierungsservice entwickelt, die keine Radkuriere mehr beschäftigen.[4] Die tiefe Verwurzelung dieser Kuriere in der Münchner Kultur zeigt sich durch ihr Vorkommen in der Erzählung Der Münchner im Himmel des Schriftstellers Ludwig Thoma.[5]
Die Kuriere der neueren Zeit
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Während die Bike-Messenger in New York schon in den 1970er Jahren unterwegs waren, wurde der erste europäische Fahrradkurierdienst im neueren Sinne 1985 in München gegründet. Es war die Firma Fahrrad Kurier München von Kurt Wolfram.[6] In der Folgezeit entstanden in beinahe allen Großstädten Deutschlands Fahrradkurierdienste. Die Möglichkeit, das auf der Kurzstrecke schnellere und flexiblere Fahrrad mit der Bahn als schneller und ökologischer Alternative zwischen den Städten zu kombinieren, wurde Mitte der 1990er Jahre mit der Firma Ökourier in Köln versucht und scheiterte nach wenigen Jahren. 1996 gründete sich der Bundesverband der Fahrradkurierdienste mit dem Ziel, die einzelnen Fahrradkuriere im deutschsprachigen Raum zu vernetzen.
In den 1980ern und 1990ern entwickelte sich innerhalb der Kurierszene dann ein bestimmter Lebens- und Kleidungsstil, der die urbane Fahrradkultur beeinflusste und die Szene immer mehr auch zu einer Freizeitszene und Subkultur werden ließ. Ausgehend von Metropolen wie New York, San Francisco und London verbreitete sich in den Großstädten weltweit ein deutlich zu erkennender Kurierstil, so auch in deutschen Großstädten wie Berlin, Hamburg oder München. So werden etwa praktische Fahrradsportbekleidung und wetterfeste Jacken mit kurzen Militärhosen (mit praktischen Seitentaschen), Fußballstutzen und verschiedenen Elementen der Skater-, Punk- und Hip Hopkultur gemischt.[7] In Bezug auf die Räder entwickelte sich mehr und mehr ein betont minimalistischer Stil, der ursprünglich vom Zwang zur Kostenminimierung bei den Verschleißteilen der Räder herrührte, bald aber ein eigenes ästhetisches Dogma für viele Kuriere darstellte.
So verbreitete sich in der Szene die Verwendung von Eingangrädern, oder gar Bahnrädern mit starrem Gang und ohne Bremsen. Das Fahren ohne Bremsen ist jedoch in manchen Jurisdiktionen auf öffentlichen Straßen illegal; z. B. gemäß der deutschen Straßenverkehrsordnung müssen Fahrräder auf öffentlichen Straßen mit mindestens zwei unabhängigen Bremsen ausgerüstet sein. Zudem erfordert der sicheren Umgang mit derartigen Rädern einige Übung. Dennoch erweisen sich minimalistisch ausgerüstete Räder langfristig als kostengünstiger als die Schaltungen üblicher Rennräder und Mountainbikes und werden von vielen Kurieren als „stilechter“ empfunden. Somit lassen viele Kuriere ihre Räder individuell fertigen und/oder bauen sie selbst um, in vielen Städten haben sich einige Fahrradläden auf Kuriere als Kunden spezialisiert, oftmals solche Läden, deren Inhaber einst selbst als Kuriere gearbeitet haben. Im Umfeld dieser Läden treffen sich regelmäßig Kuriere, außerdem findet sich die Szene bei gemeinsamen Freizeitaktivitäten wie Radpolo und Alleycat-Rennen, bis hin zu internationalen Kuriermeisterschaften (siehe unten) zusammen.
Inzwischen ist in Städten wie New York und London dieser Stil auch unter Nichtkurieren und Freizeitfahrern auf breite Nachahmung gestoßen, so dass dort Bahnräder und die typische Kurierkleidung zum üblichen Straßenbild gehören.
Schweiz
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Auch in der Schweiz gehören Fahrradkuriere seit Jahren zum Straßenbild. Erste Fahrradkurierdienste wurden zwischen 1988 und 1989 in Luzern, Bern, Basel und Zürich gegründet. Deren Erfolg führte zu einer raschen Expansion auch in kleinere Städte. Heute sind Fahrradkuriere in rund 30 Städten täglich unterwegs. Die meisten Fahrradkurierdienste der Schweiz sind über die gemeinsame Firma Swissconnect und in Zusammenarbeit mit den SBB logistisch vernetzt und führen so auch Lieferungen zwischen verschiedenen Städten aus.
Meisterschaften
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Kuriermeisterschaften sind Anlässe, bei denen sich die Kuriere in verschiedenen Disziplinen messen, dienen aber auch der Kontaktpflege unter den „Boten“. Die Disziplinen orientieren sich an den täglichen Aufgaben der Arbeit als Fahrradkurier. Die Hauptrennen (mainraces) ähneln meist einem Orientierungslauf und werden auf einer abgesperrten Strecke ausgetragen. Daneben gibt es aber noch weitere Wettkampfformen: Stehend auf dem Fahrrad balancieren (Trackstand; wird mit Fahrrädern mit starrem Gang, sogenannten Fixies ausgetragen), möglichst lange Bremsspur auf den Asphalt legen (Trackskid; wird mit Fixies ausgetragen) oder nächtliche Schnitzeljagden in städtischer Umgebung (Alleycat-Rennen).
Deutschland
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Deutschen Meisterschaften der Fahrradkuriere werden seit 1995 veranstaltet. In manchen Jahren wurde der Wettbewerb zusammen mit anderen Nationen abgehalten: 2009 mit der Schweiz und Frankreich,[8] 2013 mit der Schweiz und Österreich[9] und 2015 mit der Schweiz.[10]
Österreich
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Österreichische RadBotInnen Meisterschaft (OeRBM/ÖRBM) findet seit 2007 statt.[11]
- 2007: (vermutlich Wien)[12]
- 2008: Graz
- 2009: Graz
- 2010: Graz – 85 Teilnehmer[13]
- 2011: Linz[14]
- 2012: Wien – Seestadt Aspern, 72 Teilnehmer[11][15]
- 2013: ?
- 2014: Innsbruck
- 2015: Wien
- 2016: Graz
- 2017: Linz – Stadtwerkstatt[16]
- 2018: Innsbruck
- 2019: Wien[17]
- 2020 nicht ausgetragen (COVID-19)
- 2021 nicht ausgetragen (COVID-19)
- 2022: Graz[17]
- 2023: Salzburg[18]
Schweiz
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Schweizer Meisterschaften, die Suisse Cycle Messenger Championships (SuiCMC) finden seit 1995 (mit Ausnahme von 2010 und 2020) jährlich statt.
Austragungsorte waren
- 2000 Basel
- 2001 Zürich
- 2002 Genf
- 2003 Luzern
- 2004 Bern
- 2005 Genf
- 2006 Zürich
- 2007 Lausanne
- 2008 Luzern
- 2009 Basel
- 2010 nicht ausgetragen
- 2011 Winterthur und Zürich
- 2012 Biel
- 2013 Freiburg im Breisgau (Deutschland)
- 2014 Nyon
- 2015 St. Gallen
- 2016 Vevey
- 2017 Winterthur
- 2018 Lugano – kombiniert mit Italiens CMC
- 2019 Zürich
- 2020 nicht ausgetragen (COVID-19)
- 2021 Lausanne
- 2022 Luzern
- 2023 Bern[19]
Europa
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Europameisterschaften, die European Cycle Messenger Championships (ECMC) gibt es seit 1996.

Weltmeisterschaften
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Weltmeisterschaften (Cycle Messenger World Championships, CMWC) gibt es seit 1993.
Austragungsorte[20] waren
- 1993 Berlin, Deutschland
- 1994 London, Vereinigtes Königreich
- 1995 Toronto, Kanada
- 1996 San Francisco, USA
- 1997 Barcelona, Spanien
- 1998 Washington D.C., USA
- 1999 Zürich, Schweiz
- 2000 Philadelphia, USA
- 2001 Budapest, Ungarn
- 2002 Kopenhagen, Dänemark
- 2003 Seattle, USA
- 2004 Edmonton, Kanada
- 2005 New York City, USA
- 2006 Sydney, Australien
- 2007 Dublin, Irland
- 2008 Toronto, Kanada
- 2019 Guatemala-Stadt, Guatemala
- 2010 Tokio, Japan
- 2011 Warschau, Polen
- 2012 Chicago, USA
- 2013 Lausanne, Schweiz
- 2014 Mexiko-Stadt, Mexiko[21]
- 2015 Melbourne, Australien[22]
- 2016 Paris, Frankreich
- 2017 Montreal, Kanada
- 2018 Riga, Lettland[23]
- 2019 Jakarta, Indonesien
- 2020 nicht ausgetragen (COVID-19)
- 2021 nicht ausgetragen (COVID-19)
- 2022 New York City, USA
- 2023 Yokohama, Japan
- 2024 Zürich, Schweiz[24]
- 2025 (angekündigt) Sydney, Australien
Die Idee zu den ersten Kurierweltmeisterschaften wurde Anfang der 1990er Jahre durch den Chef des Berliner Kurierdienstes Messenger-Berlin Achim Beier aufgegriffen und mit einem eigenen Team umgesetzt. Zu dieser Veranstaltung kamen bereits rund 600 Teilnehmer aus den verschiedensten Ländern nach Berlin angereist. Neben den Wettkämpfen fanden auch vielseitige kulturelle Aktivitäten im damaligen Festivalzentrum die Pumpe statt. Dazu zählten Konzerte, Diskussionsrunden, Live-Auftritte von den Graffiti-Künstlern Futura 2000 und Stash aus New York. Zu den bekanntesten Kurieren zu dieser Zeit zählten Buffalo Bill (London), James Moore (New York) und Andy Herbst (Berlin). Zahlreiche Filmdokumentationen wurden über diese drei Kuriere gedreht. Ein Novum bis heute war, dass bei dieser Ausgabe der Weltmeisterschaft das einzige Mal das Stadtzentrum der Gastgeberstadt gesperrt war und die Wettkämpfer von der Polizei während des Wettkampfs eskortiert wurden. Zu diesem Spektakel kamen etwa 100.000 Zuschauer an die Strecke, eine bis heute unerreichte Zuschauerzahl.
Das bis dahin mit 800 Teilnehmern größte Starterfeld wiesen die CMWC 1999 in Zürich auf.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Sabine Eggmann: Velokuriere in der Schweiz. Postmoderne Beweglichkeit im Alltag. (Dissertation, phil. Liz.-Arb.), Basel 1995.
- Sabine Eggmann: Velokuriere in der Schweiz. Kulturelle Aspekte eines wirtschaftlichen Phänomens. In: Schweizerisches Archiv für Volkskunde 94. (1998), Heft 2, S. 137–158.
- Belletristik
- Jon Day: Cyclogeography : journeys of a London bicycle courier. London : Notting Hill Editions, 2016
- Travis Hugh Culley: Der Fahrradkurier. Zürich, 2003.
- Wolf Schmid: Pedalpilot Doppel-Zwo. Leipzig, 2014.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- International Federation of Bike Messenger Associations (resources for bike messengers worldwide)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Bundesarbeitsgericht: Arbeitgeber muss Fahrradlieferanten Fahrrad und Mobiltelefon als notwendige Arbeitsmittel zur Verfügung stellen. Pressemitteilung vom 10. November 2021 (38/21)
- ↑ Arbeitsgerichtsbarkeit Hessen: Fahrradlieferant kann von Arbeitgeber verlangen, dass ihm für die Einsätze ein Fahrrad und ein Smartphone zur Verfügung gestellt werden. ( vom 3. Dezember 2021 im Internet Archive) Presseinformation Nr. 03/2021 vom 24. Juni 2021 (PDF; 320 kB)
- ↑ http://www.messengers.org/resources/history/sf-fresno.html ( vom 12. Oktober 2008 im Internet Archive)
- ↑ Webseite: Die Roten Radler aufgerufen am 4. September 2020
- ↑ Ludwig Thoma: Der Engel Aloisius – Ein Münchner im Himmel: Archivierte Kopie ( vom 30. Juni 2007 im Internet Archive)
- ↑ Video-Dokumentation Fahrrad-Kurier-München Der Anfang „1985“ [1]
- ↑ http://flickr.com/photos/59878729@N00/24899967/
- ↑ TriCMC 2009. In: TriCMC. 23. September 2009, archiviert vom am 23. September 2009; abgerufen am 28. Oktober 2023 (englisch).
- ↑ TriCMC 2013 ( vom 16. Juli 2013 im Internet Archive)
- ↑ SGCMC 2015 ( des vom 15. September 2017 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ a b Österreichs Radboten fahren um die Wette. In: Der Standard. 27. August 2012, abgerufen am 28. Oktober 2023 (österreichisches Deutsch).
- ↑ Joseph Gepp: Arm und sexy : Das ist „Mitoš“. Er ist der schnellste Radbote Österreichs … falter.at, 2. Oktober 2007, kostenlose Teilansicht abgerufen am 10. November 2019. – Volltext: Arm und sexy geppbloggt.com, 9. Oktober 2007, abgerufen am 10. November 2019.
- ↑ OERM10 – Radboten maßen sich in Graz ( vom 10. November 2019 im Internet Archive) (Johannes Muhr), graz.radln.net, Argus Steiermark, Radlobby, September 2010, abgerufen am 10. November 2019.
- ↑ Valentin Lischka: Österreichs schnellster Radbote kommt aus Deutschland. In: Oberösterreichische Nachrichten. 26. September 2011, abgerufen am 28. Oktober 2023 (österreichisches Deutsch).
- ↑ IMPRESSIONEN der Radboten-Meisterschaft bikeboard.at, 26. August 2012, abgerufen am 10. November 2019.
- ↑ OERBM 2017 – Oesterreichische Radbotinnen Meisterschaft facebook.com, Veranstaltung am 24. Juni 2017, abgerufen am 10. November 2019.
- ↑ a b Fahrradkurier Veranstaltungen. In: Radkurier24.com. Abgerufen am 28. Oktober 2023.
- ↑ Oesterreichische RadBotInnen Meisterschaft - OERBM 2023 Salzburg. Abgerufen am 28. Oktober 2023 (deutsch).
- ↑ SUICMC23 BERN. Abgerufen am 28. Oktober 2023 (englisch).
- ↑ CMWC – messengers.org. In: International Federation of Bike Messenger Associations. Abgerufen am 28. Oktober 2023 (englisch).
- ↑ http://www.messmedia.org/CMWC.html vom 4. Februar 2008
- ↑ cmwc2015.com 1. Oktober 2014
- ↑ The 26th Cycle Messenger World Championship / CMWC 2018 Riga youtube.com, 17. Juli 2017, abgerufen am 10. November 2019. – Einladungsvideo (2:01)
- ↑ Aline Künzler: Eine Meisterschaft für alle. In: Velojournal. 11. April 2023, abgerufen am 28. Oktober 2023 (Schweizer Hochdeutsch).