„Seekarte“ – Versionsunterschied
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[[Datei:US NOAA nautical chart of Bering Strait.png|mini|350px|Ausschnitt einer elektronischen Seekarte der [[Beringstraße]]]] |
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Eine '''Seekarte''' ist eine [[Karte (Kartographie)|Karte]], die für die Schifffahrt die [[Seeweg]]e und [[Küste]]n, [[Untiefe]]n, [[Seezeichen]], [[Fahrrinne]]n etc. von einem bestimmten Seegebiet (z.B. Nordsee) wiedergibt. |
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Eine '''Seekarte''' ist eine [[Karte (Kartografie)|Karte]], die die Gebiete für die Schifffahrt die [[Seeweg]]e und [[Küste]]n, [[Untiefe]]n, [[Seezeichen]], [[Fahrrinne]]n etc. eines bestimmten Seegebietes (z. B. Nordsee) darstellt. |
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Die [[Maßstab (Verhältnis)|Maßstäbe]] von Seekarten reichen von etwa 1:25.000 bis 1:100.000 (für großmaßstäbige Küstenkarten) bis 1:2 Millionen (kleinmaßstäbige Ozeankarten). |
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Die [[Maßstab (Kartografie)|Maßstäbe]] von Seekarten reichen von etwa 1:25.000 bis 1:100.000 (für großmaßstäbige [[Küstenkarte]]n) bis 1:10 Millionen (kleinmaßstäbige Ozeankarten), die auch '''Übersegler''' genannt werden. |
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Eine [[großmaßstäbig]]e Seekarte enthält u.a. |
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* die Konturen der Küsten und Inseln |
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* Tiefenlinien, z.B. alle 5 oder 10 m |
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* alle Seezeichen als genormte Symbole |
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* bei [[Leuchtfeuer]]n Angaben, in welchem Sektor das Leuchtfeuer in welcher Farbe und in welchem Takt leuchtet |
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* Wracks |
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* Warnungen, wo die Tiefenangaben unzuverlässig sind |
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* Verkehrstrennungsgebiete, sozusagen die "Autobahnen zur See", bei denen man immer wartepflichtig ist, wenn man sie kreuzt |
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* militärische Sperrgebiete |
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* Kabel und Pipelines, damit dort nicht geankert wird |
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* die wichtigsten Ortschaften, Straßen und Berge nahe der Küste |
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* ein Gitternetz geografischer [[Koordinate]]n, typischerweise mit der Maschenweite von 10 [[Seemeile]]n (1 sm = 1 NM = 1.852 km) |
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* die magnetische [[Deklination]] (Richtung von magnetisch Nord) |
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== Geschichte == |
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Das Land ist beige eingefärbt, der Flachwasserbereich hellblau, ansonsten haben Seekarten einen weißen Hintergrund. |
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{{Hauptartikel|Entwicklungsgeschichte der Seekarte}} |
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== Karteninhalt == |
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Eine Seekarte ist eine [[Mercator]]-Karte, also eine [[winkeltreu]]e Projektion der Erdkugel auf einen Kreiszylinder. Insofern sind arktische und antarktische Gebiete stark vergrößert dargestellt; die Längen- und [[Breitengrad]]e sind daher gerade Linien. |
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[[Datei:Analog and digital Nautical chart.jpg|mini|Parallele Benutzung einer papierenen und einer elektronischen Seekarte auf dem Kriegsschiff ''[[Boxer (Schiff, 1995)|Boxer]]'' (2006)]] |
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Eine großmaßstäbige Seekarte enthält neben der Angabe des Maßstabes und des Herausgabejahres mit dem Stand der Berichtigung u. a. |
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* die Küstenlinie, |
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* Tiefenlinien (üblich sind 0 m, 2 m, 5 m, 10 m, 20 m und 50 m) und Einzeltiefen bezogen auf das [[Seekartennull]], |
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* die [[Seezeichen]] als genormte Symbole, |
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* bei [[Befeuerung (Seefahrt)|Leuchtfeuern]] Angaben, in welchen Sektoren das Leuchtfeuer in welchen Farben und mit welchen Kennungen leuchtet, |
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* [[Wrack]]s und andere Unterwasserhindernisse wie z. B. große Steine, [[Pipeline]]s oder [[Seekabel]], |
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* Angaben über gefährliche Wasserfahrzeuge wie z. B. [[High Speed Craft|HSC]] (Hochgeschwindigkeitswasserfahrzeuge), |
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* Warnungen über unzuverlässige Tiefenangaben, Anomalien im Erdmagnetfeld, gefährliche Strömungen usw., |
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* [[Verkehrstrennungsgebiet]]e und [[Wasserstraße]]n, |
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* militärische und andere [[Sperrgebiet]]e, |
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* die wichtigsten Ortschaften, Verkehrswege und Höhen nahe der Küste, |
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* ein [[Gradnetz]] aus [[Längengrad|Längen-]] und [[Breitengrad]]en, |
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* die magnetische [[Deklination (Geographie)|Deklination]] (Missweisung, Differenz zwischen geographisch Nord und magnetisch Nord) sowie deren jährliche Änderung. |
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Landgebiete (üblicherweise Gebiete über dem [[Mittleres Hochwasser|Mittleren Hochwasser]]) werden mit einem gelblichen Flächenton dargestellt, der Flachwasserbereich in verschiedenen Blautönen, trockenfallende Gebiete (Flächen mit einer Höhe zwischen Seekartennull und MHW) z. B. [[Watt (Küste)|Watt]] grün eingefärbt. Die Tiefwassergebiete haben einen weißen Hintergrund. |
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Die amtlichen Seekarten werden in Deutschland vom [[Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie]] (BSH, früher DHI) herausgegeben. |
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Seezeichen, Symbole, Abkürzungen und Begriffe in Seekarten sind in der sogenannten ''Karte 1'' (''[[INT 1]]'') aufgeführt. |
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== Kartenprojektion == |
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[[Bild:Streckenteiler.jpg|thumb|Einsatz einer Seekarte und eines [[Streckenteiler]]s bei der Navigation des Flugzeugträgers USS John F. Kennedy]] |
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Eine Seekarte ist meist eine [[Mercator-Projektion|Mercator]]-Karte, somit eine [[winkeltreu]]e Projektion der Erdoberfläche auf einen Kreiszylinder. Bei dieser Projektion sind arktische und antarktische Gebiete stark vergrößert dargestellt; die Längen- und [[Breitengrad]]e erscheinen als gerade Linien und schneiden sich rechtwinklig. Eine Breitenminute entspricht 1 [[Seemeile]] (ca. 1,852 km). |
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== Amtliche Seekarten == |
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Der Gebrauch einer (auf Papier gedruckten) Seekarte (sofern man sie nicht in [[digital]]er Form benutzt) erfordert Bleistift und [[Stechzirkel]], 1-2 Kursdreiecke (mit Geo-Dreiecken vergleichbar) sowie Peil-Instrumente wie |
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Die amtlichen Seekarten werden in Deutschland vom [[Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie]] (BSH) herausgegeben. Früher geschah dies durch das ''Deutsche Hydrographische Institut'' (DHI) bzw. den [[Seehydrographischer Dienst der DDR|Seehydrographischen Dienst der DDR]] (SHD). Das deutsche Seekartenwerk ist seit 2014 hauptsächlich auf die deutschen Gewässer begrenzt. Außerdem gibt es je eine kleinmaßstäbige Karte von [[Nordsee|Nord-]] und [[Ostsee]] sowie einzelne Karten der [[Antarktis]]. |
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* [[Kompass]] oder [[Kreisel]]instrument mit Peil-Diopter |
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* Geschwindigkeitsmesser ([[Logge]]), und teilweise auch |
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* Lotung (Ultraschall) |
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* Radar-Gerät oder optische [[Distanzmessung]] |
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* Sichtfunkpeiler (Radiokompass) |
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* [[Sextant]] |
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in Verbindung mit einem Fernglas, um die anzupeilenden Seezeichen zu identifizieren. |
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Es werden nach verschiedenen Verfahren nacheinander Positionen in der Seekarte geometrisch konstruiert, indem man jeweils drei Linien zum Schnitt bringt. Sie sollten sich theoretisch alle im gleichen Punkt schneiden, bilden stattdessen jedoch ein Fehlerdreieck. Optisch ermittelte Positionen werden mit einem kleinen Kreis umgeben und per Funknavigation ermittelte mit einem kleinen Dreieck. Die Positionen werden mit der jeweiligen Uhrzeit beschriftet durch die Kurslinie verbunden. |
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[[Datei:OpenSeaMap-Warnemünde.png|mini|OpenSeaMap.org]] |
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Seekarten werden meist [[plan]] verkauft, da man mit gefalteten Karten schlechter bei der [[Navigation]] zurechtkommen würde. Sie werden auch nur plan in horizontalen Schubladen gelagert, also keinesfalls gerollt. |
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== Freie Seekarte == |
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Zur Zeit laufen Bestrebungen die Seekarten auf einer elektronische Datenbasis aufzubauen. |
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Im Rahmen von [[OpenStreetMap]] haben sich in den letzten Jahren verschiedene freie Seekartenprojekte wie [[OpenSeaMap]]<ref>[http://www.openseamap.org/ Offizielle Website von OpenSeaMap]</ref> oder [[FreieTonne]]<ref>[http://www.freietonne.de/ Offizielle Website von FreieTonne]</ref> entwickelt. Hier kann jeder seine Kenntnisse über [[Meer|Seereviere]], [[Hafen|Häfen]] und [[Marina (Hafen)|Marinas]] als geografische Karteninformation und als Textdaten im Sinne eines [[Hafenhandbuch]]es beisteuern. Basierend auf der technischen Infrastruktur von OpenStreetMap werden Daten zu den Weltmeeren und Binnenwasserstraßen ([[Leuchtfeuer]], [[Fahrwassertonne]]n, Hafeninformationen und viele weitere nautische Geo-Informationen) erfasst und dargestellt. Es existieren erste Ansätze, die Daten auf Laptop-Computern und GPS-Geräten zu visualisieren. Jedoch ist zu beachten, dass sich diese Formen von Seekarten nicht für die Navigation eignen, da weder Aktualität noch Richtigkeit garantiert werden können. |
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OpenSeaMap bietet eine weltweite Seekarte als [[Mobile App|App]] für iPad, iPhone und iPod,<ref>[http://itunes.apple.com/de/app/openseamap/id495210783 Karten- und Navigations-App für iPad, iPhone und iPod – weltweite Abdeckung]</ref> sowie eine Vektorkarte für ganz Europa für Garmin-Schiffsplotter.<ref>[http://wiki.openstreetmap.org/wiki/DE:OpenSeaMap_and_Garmin_nautical_chart_plotter Freie Vektorkarte für Garmin-Schiffsplotter – Europa]</ref> |
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Seekarten auf Papier werden mit Einführung der modernen [[Global Positioning System|GPS]]-Systeme, elektronischer Seekarten und kompletter elektronischer Navigationssysteme immer seltener gebraucht. Die Entwicklung geht dahin, die Elektronische Seekarte und das Radargerät in ein- und demselben Anzeigegerät zu vereinen. |
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== Nutzung einer Papierkarte == |
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Ein großer Nachteil der traditionellen Papierkarten ist die aufwendige [[Nachführung]] der Karten durch den [[Navigator|Schiffsnavigator]]. Er muss eventuelle Änderungen, die vom Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie in den [[Nachrichten für Seefahrer]] (NfS) publiziert werden, von Hand in die Karten eintragen. Dabei müssen z.B. neue [[Seezeichen]] oder Strömungsänderungen in die Karte für deren Laufendhaltung exakt übertragen werden. Bei den elektronischen Navigationssystemen wird diese ungeliebte und zeitraubende Arbeit automatisch durch Updates des Kartenmaterials erledigt. |
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[[Datei:The position is entered in the nautical chart.png|mini|Nach der Peilung am Peil[[Kreiselkompass|kompass]] – siehe [[Backbord|BB]]-[[Nock (Schiffbau)|Brückennock]] – wird der [[Ortsbestimmung|Standort]] in die Seekarte eingetragen – [[Norddeutscher Lloyd|NDL]] (1963)]] |
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[[Datei:US Navy 040927-N-4565G-003 Aviation Warfare Systems Operator 2nd Class Jonathan Collins of Wildwood Florida, plots water space management for ships - edited.jpg|mini|Einsatz einer Seekarte und eines [[Streckenteiler]]s bei der Navigation des Flugzeugträgers USS John F. Kennedy (2004)]] |
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Der Gebrauch einer gedruckten Seekarte erfordert bei der [[Schifffahrt]] ein [[Kartenbesteck]], also [[Stechzirkel]], [[Kursdreieck]]e und [[Bleistift]]. Es werden nach verschiedenen Verfahren Positionen in der Seekarte geometrisch konstruiert, indem man zwei, besser drei Linien zum Schnitt bringt. Auch drei Linien sollten sich theoretisch alle im gleichen Punkt schneiden, bilden stattdessen jedoch oft ein kleines Fehlerdreieck, dessen Mitte als Standort zum Zeitpunkt der Standortermittlung angenommen werden kann. Optisch ermittelte Positionen werden mit einem kleinen Kreis umgeben und per Funknavigation ermittelte mit einem kleinen Dreieck. Die Positionen werden mit der jeweiligen Uhrzeit beschriftet durch die [[Kurs (Navigation)|Kurslinie]] verbunden. |
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''Siehe auch:'' [[Flusskarte]], [[Landkarte]], [[Funknavigation]], [[Brötchentütennavigation]] (scherzhaft) |
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Nach [[DIN-Norm|DIN]] 13312 ''Navigation; Begriffe, Abkürzungen, Formelzeichen, graphische Symbole'' wird bei einem mit einem Ortsbestimmungsverfahren ermittelten Fahrzeugstandort die Kreuzung der [[Standlinie]]n – oder der Längen- und Breiten-Linie – mit einem Kreis umgeben; Standlinien der letzten Beobachtung haben an ihren Enden je eine Pfeilspitze; Funkstandlinien haben nur eine vom Sender weg weisende Pfeilspitze, die ähnlich einem ''[[Hochspannung]]spfeil'' gezackt ist. Die Standlinien-Kreuzungen von [[Koppelort]]en werden nicht umkreist. Versegelte Standlinien haben doppelte Pfeile an jedem Ende. |
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[[en:Nautical chart]] |
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[[sv:Sjökort]] |
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In den letzten Jahren werden Seekarten zunehmend auch außerhalb der Schifffahrt genutzt. Sie werden z. B. auch bei der Verwaltung der immer bedeutender werdenden Meeresnutzung (Energie- und Rohstoffgewinnung) verwendet. In den europäischen [[Ausschließliche Wirtschaftszone|Ausschließlichen Wirtschaftszonen]] wird zurzeit gerade die Nutzung der [[Offshore-Windpark|Offshore-Windenergie]] ausgebaut, für deren Planung und Sicherstellung von Sicherheits- und Rettungsmaßnahmen ebenfalls Seekarten genutzt werden. |
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[[Kategorie:Kartografie]] |
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Seekarten werden meist plano verkauft, da gefaltete Karten ungenau werden. Sie werden auch nur plan in Schubladen oder gerollt gelagert. |
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== Digitale Seekarten == |
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Ein großer Nachteil der traditionellen Papierkarten bei der Schifffahrt ist die aufwändige Aktualisierung der Karten durch den Schiffs[[navigator]]. Er muss die nautisch wichtigsten Änderungen, die vom Herausgeber der Karten regelmäßig (meist einmal pro Woche) in den [[Nachrichten für Seefahrer]] publiziert werden, von Hand in die Karten eintragen. Bei den elektronischen Systemen wird diese ungeliebte und zeitraubende Arbeit durch Updates der Kartendaten erledigt. |
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Gedruckte Seekarten auf [[Papier]] werden daher auf den Schiffen zunehmend durch elektronische Seekarten ([[Electronic Navigational Chart]], ENC), die über [[ECDIS]] genutzt werden, ergänzt oder sogar ersetzt. Der Verzicht auf Papierkarten ist jedoch an sehr strenge Sicherheitsauflagen gebunden, da Papierkarten auch bei einem Komplettausfall aller Systeme des Schiffes noch voll einsatzfähig sind und somit eine wichtige Backup-Funktion haben. |
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Mitte 2005 wurde als erstes Fahrzeug das U-Boot ''[[Oklahoma City (U-Boot)|Oklahoma City]]'' im Rahmen des [[Smart Ship Project]] für die ausschließliche Verwendung von digitalen Seekarten zertifiziert. |
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Die hydrographischen Dienste stellen für ihr jeweiliges Gebiet die ENC nach einheitlichen internationalen Standards her, der Vertrieb erfolgt bei diesen Kartendaten im Vektorformat zur Nutzung über ECDIS ausschließlich über internationale Datenzentren. |
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Digitale Seekartendaten im Rasterformat werden von allen wichtigen Seekartenverlagen kommerziell vertrieben, sind teilweise aber auch kostenlos verfügbar (z. B. für die USA bei der [[National Oceanic and Atmospheric Administration|NOAA]]).<ref>[http://www.nauticalcharts.noaa.gov/ Elektronische Seekarten für die USA zum Download] auf Noaa.gov</ref> |
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Die wichtigsten Hersteller von digitalen Seekarten für [[Sportboot]]e sind Navionics, C-Map, Garmin und Navkom. |
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== Siehe auch == |
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* [[Landkarte]] |
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* [[Funknavigation]] |
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* [[Seehandbuch]] |
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* [[Nachrichten für Seefahrer]] |
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* [[Brötchentütennavigation]] (scherzhaft) |
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* [[Entwicklungsgeschichte der Seekarte]] |
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*[http://fishing-app.gpsnauticalcharts.com/i-boating-fishing-web-app/fishing-marine-charts-navigation.html?title=BSH-Germany-Charts-Viewer#11.6/53.8552/8.7279 BSH ENC Karten-Viewer] |
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== Literatur == |
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* Mathias Jonas: ''Das internationale Zentrum für elektronische Seekarten sichert Qualität von ENCs''. In: ''[[Schiff & Hafen]]'', Heft 12/2015, S. 48–50 |
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== Weblinks == |
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{{Commonscat|Maps of seas|Seekarten}} |
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{{Wiktionary|Seekarte}} |
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== Quellen == |
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<references /> |
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{{Normdaten|TYP=s|GND=4180642-6}} |
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[[Kategorie:Kartentyp]] |
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[[Kategorie:Seekarte| ]] |
Aktuelle Version vom 7. April 2025, 11:00 Uhr

Eine Seekarte ist eine Karte, die die Gebiete für die Schifffahrt die Seewege und Küsten, Untiefen, Seezeichen, Fahrrinnen etc. eines bestimmten Seegebietes (z. B. Nordsee) darstellt.
Die Maßstäbe von Seekarten reichen von etwa 1:25.000 bis 1:100.000 (für großmaßstäbige Küstenkarten) bis 1:10 Millionen (kleinmaßstäbige Ozeankarten), die auch Übersegler genannt werden.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Karteninhalt
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Eine großmaßstäbige Seekarte enthält neben der Angabe des Maßstabes und des Herausgabejahres mit dem Stand der Berichtigung u. a.
- die Küstenlinie,
- Tiefenlinien (üblich sind 0 m, 2 m, 5 m, 10 m, 20 m und 50 m) und Einzeltiefen bezogen auf das Seekartennull,
- die Seezeichen als genormte Symbole,
- bei Leuchtfeuern Angaben, in welchen Sektoren das Leuchtfeuer in welchen Farben und mit welchen Kennungen leuchtet,
- Wracks und andere Unterwasserhindernisse wie z. B. große Steine, Pipelines oder Seekabel,
- Angaben über gefährliche Wasserfahrzeuge wie z. B. HSC (Hochgeschwindigkeitswasserfahrzeuge),
- Warnungen über unzuverlässige Tiefenangaben, Anomalien im Erdmagnetfeld, gefährliche Strömungen usw.,
- Verkehrstrennungsgebiete und Wasserstraßen,
- militärische und andere Sperrgebiete,
- die wichtigsten Ortschaften, Verkehrswege und Höhen nahe der Küste,
- ein Gradnetz aus Längen- und Breitengraden,
- die magnetische Deklination (Missweisung, Differenz zwischen geographisch Nord und magnetisch Nord) sowie deren jährliche Änderung.
Landgebiete (üblicherweise Gebiete über dem Mittleren Hochwasser) werden mit einem gelblichen Flächenton dargestellt, der Flachwasserbereich in verschiedenen Blautönen, trockenfallende Gebiete (Flächen mit einer Höhe zwischen Seekartennull und MHW) z. B. Watt grün eingefärbt. Die Tiefwassergebiete haben einen weißen Hintergrund. Seezeichen, Symbole, Abkürzungen und Begriffe in Seekarten sind in der sogenannten Karte 1 (INT 1) aufgeführt.
Kartenprojektion
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Eine Seekarte ist meist eine Mercator-Karte, somit eine winkeltreue Projektion der Erdoberfläche auf einen Kreiszylinder. Bei dieser Projektion sind arktische und antarktische Gebiete stark vergrößert dargestellt; die Längen- und Breitengrade erscheinen als gerade Linien und schneiden sich rechtwinklig. Eine Breitenminute entspricht 1 Seemeile (ca. 1,852 km).
Amtliche Seekarten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die amtlichen Seekarten werden in Deutschland vom Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) herausgegeben. Früher geschah dies durch das Deutsche Hydrographische Institut (DHI) bzw. den Seehydrographischen Dienst der DDR (SHD). Das deutsche Seekartenwerk ist seit 2014 hauptsächlich auf die deutschen Gewässer begrenzt. Außerdem gibt es je eine kleinmaßstäbige Karte von Nord- und Ostsee sowie einzelne Karten der Antarktis.

Freie Seekarte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Rahmen von OpenStreetMap haben sich in den letzten Jahren verschiedene freie Seekartenprojekte wie OpenSeaMap[1] oder FreieTonne[2] entwickelt. Hier kann jeder seine Kenntnisse über Seereviere, Häfen und Marinas als geografische Karteninformation und als Textdaten im Sinne eines Hafenhandbuches beisteuern. Basierend auf der technischen Infrastruktur von OpenStreetMap werden Daten zu den Weltmeeren und Binnenwasserstraßen (Leuchtfeuer, Fahrwassertonnen, Hafeninformationen und viele weitere nautische Geo-Informationen) erfasst und dargestellt. Es existieren erste Ansätze, die Daten auf Laptop-Computern und GPS-Geräten zu visualisieren. Jedoch ist zu beachten, dass sich diese Formen von Seekarten nicht für die Navigation eignen, da weder Aktualität noch Richtigkeit garantiert werden können.
OpenSeaMap bietet eine weltweite Seekarte als App für iPad, iPhone und iPod,[3] sowie eine Vektorkarte für ganz Europa für Garmin-Schiffsplotter.[4]
Nutzung einer Papierkarte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Gebrauch einer gedruckten Seekarte erfordert bei der Schifffahrt ein Kartenbesteck, also Stechzirkel, Kursdreiecke und Bleistift. Es werden nach verschiedenen Verfahren Positionen in der Seekarte geometrisch konstruiert, indem man zwei, besser drei Linien zum Schnitt bringt. Auch drei Linien sollten sich theoretisch alle im gleichen Punkt schneiden, bilden stattdessen jedoch oft ein kleines Fehlerdreieck, dessen Mitte als Standort zum Zeitpunkt der Standortermittlung angenommen werden kann. Optisch ermittelte Positionen werden mit einem kleinen Kreis umgeben und per Funknavigation ermittelte mit einem kleinen Dreieck. Die Positionen werden mit der jeweiligen Uhrzeit beschriftet durch die Kurslinie verbunden.
Nach DIN 13312 Navigation; Begriffe, Abkürzungen, Formelzeichen, graphische Symbole wird bei einem mit einem Ortsbestimmungsverfahren ermittelten Fahrzeugstandort die Kreuzung der Standlinien – oder der Längen- und Breiten-Linie – mit einem Kreis umgeben; Standlinien der letzten Beobachtung haben an ihren Enden je eine Pfeilspitze; Funkstandlinien haben nur eine vom Sender weg weisende Pfeilspitze, die ähnlich einem Hochspannungspfeil gezackt ist. Die Standlinien-Kreuzungen von Koppelorten werden nicht umkreist. Versegelte Standlinien haben doppelte Pfeile an jedem Ende.
In den letzten Jahren werden Seekarten zunehmend auch außerhalb der Schifffahrt genutzt. Sie werden z. B. auch bei der Verwaltung der immer bedeutender werdenden Meeresnutzung (Energie- und Rohstoffgewinnung) verwendet. In den europäischen Ausschließlichen Wirtschaftszonen wird zurzeit gerade die Nutzung der Offshore-Windenergie ausgebaut, für deren Planung und Sicherstellung von Sicherheits- und Rettungsmaßnahmen ebenfalls Seekarten genutzt werden.
Seekarten werden meist plano verkauft, da gefaltete Karten ungenau werden. Sie werden auch nur plan in Schubladen oder gerollt gelagert.
Digitale Seekarten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ein großer Nachteil der traditionellen Papierkarten bei der Schifffahrt ist die aufwändige Aktualisierung der Karten durch den Schiffsnavigator. Er muss die nautisch wichtigsten Änderungen, die vom Herausgeber der Karten regelmäßig (meist einmal pro Woche) in den Nachrichten für Seefahrer publiziert werden, von Hand in die Karten eintragen. Bei den elektronischen Systemen wird diese ungeliebte und zeitraubende Arbeit durch Updates der Kartendaten erledigt.
Gedruckte Seekarten auf Papier werden daher auf den Schiffen zunehmend durch elektronische Seekarten (Electronic Navigational Chart, ENC), die über ECDIS genutzt werden, ergänzt oder sogar ersetzt. Der Verzicht auf Papierkarten ist jedoch an sehr strenge Sicherheitsauflagen gebunden, da Papierkarten auch bei einem Komplettausfall aller Systeme des Schiffes noch voll einsatzfähig sind und somit eine wichtige Backup-Funktion haben. Mitte 2005 wurde als erstes Fahrzeug das U-Boot Oklahoma City im Rahmen des Smart Ship Project für die ausschließliche Verwendung von digitalen Seekarten zertifiziert.
Die hydrographischen Dienste stellen für ihr jeweiliges Gebiet die ENC nach einheitlichen internationalen Standards her, der Vertrieb erfolgt bei diesen Kartendaten im Vektorformat zur Nutzung über ECDIS ausschließlich über internationale Datenzentren.
Digitale Seekartendaten im Rasterformat werden von allen wichtigen Seekartenverlagen kommerziell vertrieben, sind teilweise aber auch kostenlos verfügbar (z. B. für die USA bei der NOAA).[5]
Die wichtigsten Hersteller von digitalen Seekarten für Sportboote sind Navionics, C-Map, Garmin und Navkom.
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Landkarte
- Funknavigation
- Seehandbuch
- Nachrichten für Seefahrer
- Brötchentütennavigation (scherzhaft)
- Entwicklungsgeschichte der Seekarte
- BSH ENC Karten-Viewer
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Mathias Jonas: Das internationale Zentrum für elektronische Seekarten sichert Qualität von ENCs. In: Schiff & Hafen, Heft 12/2015, S. 48–50