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„Wasserhahn“ – Versionsunterschied

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{{Begriffsklärungshinweis|Zum 10. Jahr des chinesischen Kalenders siehe [[Wasser-Hahn]]; zum Rallenvogel siehe [[Wasserhahn (Vogel)]]; zu den als „Wasserhähne“ bezeichneten Hydrotherapeuten – Vater und Söhne – siehe [[Siegmund Hahn]].}}
[[Image:Wasserhahn.jpg|thumb|Geöffneter Wasserhahn]]


[[Datei:Wasserhahn.jpg|mini|Wasserhahn (Standhahn) mit Drehknauf an einem Waschbecken]]
Unter einem Hahn versteht man in der Regel einen '''Wasserhahn'''.


Ein '''Wasserhahn''' (auch '''Wasserkran''') ist eine regulierbare Auslauf[[armatur]] für Wasser, zum Beispiel für [[Trinkwasser]].
Allerdings ist diese Bezeichnung technisch falsch. Unsere Wasserhähne müssten eigentlich [[Ventil]]e heißen, da ein Ventil (Platte mit Spindel) senkrecht auf eine Dichtfläche gedrückt wird. Der Einbau eines echten [[Absperrhahn]]es in die [[Rohrleitung]] führt beim Schließen des Hahns zu [[Druckstoß|Druckstöße]]n, weil die Drehung des Griffs um 90° schnell ausgeführt wird. Aus diesem Grunde waren früher Wasserhähne in der Trinkwasserleitung nicht erlaubt. Heute hat man das Problem im Griff, weshalb Hähne wie Ventile in der Hausanlage zugelassen sind. In Ausnahmefällen können Hähne verwendet werden, die mittels eines [[Planetengetriebe]]s verzögert den Rohrquerschnitt verschließen.


== Begriff ==
Auch die neueren "Wasserhähne" in Küche und Bad ([[Einhandmischer]]) sind keine Hähne sondern [[Schieber]]. Hier werden zwei parallele Platten mit einem oder zwei Bohrungen (Löcher) übereinander verschoben. Liegen diese Bohrungen übereinander, so kann das Wasser fließen.
[[Datei:Kilb-Kettenreith - Feuerwehr - Bassena mit echten Wasserhähnen - 2.jpg|mini|hochkant|links|„Wasser-Hahn“]]
Die Herkunft des Begriffsteils „-hahn“ ist nicht belegt.


Mögliche Wortherkünfte sind:
In einigen Teilen Deutschlands (z.B.: [[Köln]]) nennt man den Wasserhahn
* Der Wasserhahn insgesamt könnte an den Kopf eines [[Haushuhn|Hahns]] erinnert haben.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.duden.de/rechtschreibung/Hahn |titel=Duden {{!}} Hahn {{!}} Rechtschreibung, Bedeutung, Definition, Herkunft |sprache=de |abruf=2020-11-09}}</ref>
Wasserkran.
* Das Wort könnte sich aus dem Umstand ableiten, dass das Betätigungsteil eines Wasserhahns früher häufig die Form eines Hahns hatte (zu finden zum Beispiel bereits 1496 in [[Albrecht Dürer]]s [[:Datei:Albrecht Dürer - The Men’s Bath - Google Art Project.jpg|Holzschnitt ''Männerbad'']]).
* Einige Quellen führen den Begriff auf [[Johann Siegmund Hahn]] zurück, einen der Begründer der [[Wasserheilkunde]].<ref>{{Literatur |Autor=Ute Baumgärtner, Brigitte Merk |Titel=Wickel und Auflagen |Auflage= |Verlag=Thieme |Datum=2014 |ISBN=978-3-13-152584-0 |Seiten=6}}</ref>


Das Wörterbuch von Jakob und Wilhelm Grimm verzeichnet unter „Wasserhahn“ einen Eintrag für Johann Christian Friedrich Keferstein in seiner 1791 erschienenen ''Anleitung zur Landbaukunst''.<ref>{{Deutsches Wörterbuch |Lemma=Wasserhahn |Band=27 |Sp= |lemid=GW08644}}</ref>
''Siehe auch:'' [[Durchflussbegrenzer]]


Im Westen Deutschlands nennt man den Wasserhahn auch ''Kran'', eine Bezeichnung, die sich so auch in [[Nordgermanische Sprachen|skandinavischen Sprachen]] und im Russischen findet und auf das Wort für „[[Kranich]]“ zurückgeht. Auch das ''[[Emser Pastillen|Emser Kränchen]]'' geht auf diese Bedeutung zurück.
[[en:Tap (valve)]]

[[pl:Kran]]
Im Südwesten und in der Schweiz findet man die Bezeichnung ''Hahnen'', in Österreich und in Südtirol ''Pipe''.<ref>[https://web.archive.org/web/20120322082158/http://www.philhist.uni-augsburg.de/lehrstuehle/germanistik/sprachwissenschaft/ada/runde_3/f14b/ ''Dritte Runde – Wasserhahn''.] Atlas zur deutschen Alltagssprache (AdA), Phil.-Hist. Fakultät, Universität Augsburg, 19.&nbsp;Juni 2006.</ref>

== Allgemeines ==
[[Datei:13-01-06-wasserhahn-by-RalfR-02.jpg|mini|hochkant|Wasserhahn im Garten mit aufgeschraubtem Schlauch]]

Das ursprüngliche Prinzip des [[Absperrhahn]]s ist der [[Kükenhahn]], bei dem das sogenannte Küken den Strömungsquerschnitt freigibt oder verschließt. Die meisten heutigen Wasserhähne sperren den Wasserfluss durch einen [[Ventil]]teller ab, der senkrecht auf eine Dichtfläche gedrückt wird, oder nutzen keramische Dichtscheiben. Wenn von einem „Wasserhahn“ die Rede ist, ist daher fachsprachlich meist ein [[Absperrventil]] oder ein [[Absperrschieber|Schieber]] mit keramischen Dichtscheiben gemeint. Auch die modernen [[Mischbatterie]]n bzw. [[Einhebelmischer]] sind keine Wasser''hähne'' im technischen Sinn, sondern eher [[Absperrschieber|Schieber]]. Hier wird der Wasserfluss freigegeben, indem zwei übereinanderliegende keramische Scheiben verschoben werden, bis deren Bohrungen übereinander liegen. Alternativ kann auch eine gelochte keramische Kugel verwendet werden.

Das schnelle Schließen eines [[Kükenhahn|Küken-]] oder [[Kugelhahn]]s kann in einer [[Rohrleitung]] zu einem [[Druckstoß]] (Wasserschlag) führen. Aus diesem Grund wird vermieden, Küken- oder Kugelhähne mit größerem Durchfluss in Trinkwasserleitungen zu verwenden. <!-- Mittlerweile ist das Problem technisch gelöst, weshalb Absperrhähne wie Absperrventile in Hausanlagen als Absperrarmaturen in Rohrleitungen, jedoch nicht als Auslaufarmaturen zugelassen sind. << Wie ist das Problem denn gelöst worden? --> <!-- In Ausnahmefällen können in großen technischen Anlagen Absperrhähne verwendet werden, die mittels eines [[Planetengetriebe]]s verzögert den Rohrquerschnitt verschließen. << Dieser Artikel behandelt das Thema eher aus Laiensicht. Diese Angabe sollte daher vielleicht in einen technischen Artikel übernommen oder weggelassen werden. -->

Während im deutschen Sprachraum heute überwiegend sogenannte [[Mischbatterie]]n verwendet werden, trifft man in [[Vereinigtes Königreich|Großbritannien]] und anderen Ländern noch zwei separate Wasserhähne an, einen für kaltes und einen für warmes Wasser. Das hat den Nachteil, dass man sich für kaltes oder heißes Wasser entscheiden muss und keine Mischtemperatur wählen kann. Ein Grund dafür ist oft der geringere Druck des Heißwassers. In einer Mischbatterie würde dies das Mischen erschweren, und das kalte Wasser könnte in die Warmwasserleitung zurückdrücken. Eine Lösung sind „Quasi-Mischarmaturen“, die wie gewöhnliche Mischer aussehen, aber zwei getrennte Ausflussleitungen besitzen. Die Wasserströme fließen also nebeneinander aus einem Hahn und mischen sich erst nach dem Austritt aus dem Auslauf.

Stehend montierte Wasserhähne (z.&nbsp;B. auf [[Waschbecken]]) werden im Fachhandel- und -handwerk als ''Standhähne'' bezeichnet. Sie werden mit einem [[Standhahnmutterschlüssel]] montiert.

In der italienischen Gemeinde [[San Maurizio d’Opaglio]] befindet sich ein ''Museum des Wasserhahns (Museo del Rubinetto)''. Der Ort wurde im 20. Jahrhundert als „Hauptstadt des Wasserhahns“ bekannt.

== Aufbau ==
[[Datei:Tap.png|mini|links|Querschnittsschema (Aufbau)]]

Das Bild ''Querschnittsschema'' zeigt schematisch den Querschnitt eines einfachen, seit dem ausgehenden 20. Jahrhundert veralteten Wasserhahnes mit Tellerventil und [[Elastomer]]dichtung.

[[Datei:Wasserhahnrp.jpg|mini|hochkant=1.6|Teile im Aufbau eines Wasserhahns]]
[[Datei:Cranbucs.jpg|mini|links|Verschiedene Ventileinsätze für Wasserhähne]]
Das Bild ''Teile'' zeigt die nummerierten Einzelteile:

Der Ventileinsatz ist mit seinem Außen[[gewinde]] (10) aus dem Gehäuse herausgeschraubt. An seinem Kopf trägt er den ''Hahn'' (9), der über eine feste Achse mit der Spindel (6) verbunden ist.
Die Steigung der Spindel bestimmt den Hub der Ventildichtung (5) beim Drehen. Ist der Hahn geschlossen, versperrt die Dichtung (5) den Wasserzulauf (2). Wird die Dichtung durch Drehen des Hahns angehoben, läuft das Wasser durch den Zulauf (2) in den Auslauf (3). Die [[Stopfbuchse]] (7) und die Halteschraube (8) im Ventileinsatz verhindern Wasseraustritt entlang der Spindel oben am Hahn. Am ½-[[Zoll (Einheit)|Zoll]]-Gewinde (1) sieht man Reste von [[Werg|Hanf]], mit dem die Verschraubung an der Wasserleitung abgedichtet war. Der Wasserauslass (4) trägt ein 3/4-Zoll-Außengewinde, um z.&nbsp;B. eine Schlauchtülle aufzuschrauben.

Moderne Wasserhähne für Küche und Bad, auch [[Mischbatterie]]n mit zwei Griffen, haben meist Keramikventile ähnlich denen, die für [[Mischbatterie#Einhebelmischer|Einhebelmischer]] genutzt werden. Sie haben in der Regel auch ein Gewinde (meist Innengewinde) zum Einschrauben eines [[Strahlregler]]s ''(Mischdüse, Diffusor, Perlator)'', der dem Wasser Luft beimengt und zum Teil auch den Wasserstrom begrenzt, um Wasser zu sparen.
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== Durchflussmenge ==
[[Datei:Water drop animation enhanced small.gif|mini|Tropfender Wasserhahn (animiert)]]

Der Mindestwasserdruck liegt für Wannenfüll-, Dusch- und Waschtischarmaturen nach DIN 1988-30 bei 1000 mbar. Die Durchlaufmenge am Hahn einer Badewanne oder einer Dusche liegt bei 15 bis 25&nbsp;l/min.<ref>[https://c.wgr.de/f/buchlinks/978-3-14-235039-4/217_DIN_1988-300_Bemessung_der_Trinkwasserinstallation.pdf Bemessung der Trinkwasserinstallation - Differenziertes Verfahren nach DIN 1988-300] (PDF; 1,7&nbsp;MB)</ref> Zum Händewaschen genügen 7&nbsp;l/min, wenn ein Strahlregler den Wasserstrahl aufweitet.

== Schallschutz ==
[[Datei:S Stueck.jpg|mini|S-Stück zum Anschluss einer Badewannenarmatur mit integriertem (Wasser-)Schalldämpfer]]

Die Verwendbarkeit von Wasserhähnen bzw. ganz allgemein Armaturen und Geräten der Wasserinstallation, an die hinsichtlich des Geräuschverhaltens Anforderungen gestellt werden (z.&nbsp;B. Armaturen in Mehrfamilienhäusern), muss über ein [[allgemeines bauaufsichtliches Prüfzeugnis]] (AbP) nachgewiesen werden. Gemäß [[Bauregelliste]]&nbsp;A, Teil&nbsp;2, erklärt der Hersteller die Übereinstimmung des Bauprodukts mit der technischen Regel (AbP) nach vorheriger Prüfung des Bauprodukts durch eine anerkannte Prüfstelle. Das Bauprodukt ist mit dem [[Übereinstimmungszeichen]] (Ü-Zeichen) der Länder zu kennzeichnen.
Der Geräuschpegel darf für die in der Norm beschriebene Armaturengruppe&nbsp;I:
* bei 3 bar 20 [[Dezibel|dB]](A)
* bei 5 bar 25 dB(A)
und für die Armaturengruppe II:
* bei 3 bar 30 dB(A)
* bei 5 bar 35 dB(A)
nicht überschreiten.
Für Auslaufvorrichtungen, z.&nbsp;B. [[Rückflussverhinderer]] oder Strahlregler, gelten nochmals um 5&nbsp;dB(A) niedrigere Grenzwerte als für Armaturen.<ref>[http://www.ikz.de/1996-2005/2004/11/0411022.php ''Wie laut sind Billig-Armaturen?''] Fraunhofer-Institut für Bauphysik</ref>

Zum Erreichen dieser Grenzwerte werden z.&nbsp;B. in den bei Badewannenarmaturen üblichen S-Stücken Wasserschalldämpfer eingesetzt, die über elastische Elemente die Geräusche der Wassersäule und den [[Wasserschlag|Druckschlag]] beim Schließen der Armatur dämpfen.

== Forschung zu tropfenden Wasserhähnen ==
Tropfende Wasserhähne wurden Anfang der 1980er-Jahre im Kontext der [[Chaosforschung]] erforscht. Die Tropfen wurden in Abhängigkeit von der [[Volumenstrom|Durchflussmenge]] gemessen; dabei ging es um [[Flussbifurkation|Bifurkation]], [[Hysterese]] und [[Attraktor]].<ref>{{Literatur |Autor=Robert Shaw |Titel=Dripping Faucet As A Model Chaotic System |Reihe=The Science Frontier Series |Verlag=Areal Press |Ort=Santa Cruz |Datum=1984 |ISBN=0-942344-05-7 |Online=https://archive.org/details/ShawRobertDrippingFaucetAsAModelChaoticSystem1984_201811/mode/2up}}</ref>

== Siehe auch ==
* [[Dreiwegehahn|Dreiwege-]], [[Kükenhahn|Küken-]], [[Quetschhahn]]
* [[Strahlregler]]
* [[Ventil]]

== Literatur ==
* {{Literatur
|Autor=Walter Drack
|Titel=Zur Geschichte des Wasserhahns. Die römischen Wasser-Armaturen und mittelalterlichen Hahnen aus der Schweiz und dem Fürstentum Liechtenstein
|Reihe=Mitteilungen der [[Antiquarische Gesellschaft in Zürich|Antiquarischen Gesellschaft in Zürich]]
|BandReihe=64
|Verlag=Rohr
|Ort=Zürich
|Datum=1997
|ISBN=3-85865-513-9}}

== Weblinks ==
{{Wiktionary}}
{{Commonscat|Water taps|Wasserhähne|audio=0|video=0}}

== Einzelnachweise ==
<references />

{{Normdaten|TYP=s|GND=4465259-8}}

[[Kategorie:Armatur (Rohr)]]
[[Kategorie:Ventil]]
[[Kategorie:Stellglied]]
[[Kategorie:Stetiger Regler]]

[[ru:Смеситель (сантехника)]]

Aktuelle Version vom 26. Mai 2025, 19:51 Uhr

Wasserhahn (Standhahn) mit Drehknauf an einem Waschbecken

Ein Wasserhahn (auch Wasserkran) ist eine regulierbare Auslaufarmatur für Wasser, zum Beispiel für Trinkwasser.

„Wasser-Hahn“

Die Herkunft des Begriffsteils „-hahn“ ist nicht belegt.

Mögliche Wortherkünfte sind:

Das Wörterbuch von Jakob und Wilhelm Grimm verzeichnet unter „Wasserhahn“ einen Eintrag für Johann Christian Friedrich Keferstein in seiner 1791 erschienenen Anleitung zur Landbaukunst.[3]

Im Westen Deutschlands nennt man den Wasserhahn auch Kran, eine Bezeichnung, die sich so auch in skandinavischen Sprachen und im Russischen findet und auf das Wort für „Kranich“ zurückgeht. Auch das Emser Kränchen geht auf diese Bedeutung zurück.

Im Südwesten und in der Schweiz findet man die Bezeichnung Hahnen, in Österreich und in Südtirol Pipe.[4]

Wasserhahn im Garten mit aufgeschraubtem Schlauch

Das ursprüngliche Prinzip des Absperrhahns ist der Kükenhahn, bei dem das sogenannte Küken den Strömungsquerschnitt freigibt oder verschließt. Die meisten heutigen Wasserhähne sperren den Wasserfluss durch einen Ventilteller ab, der senkrecht auf eine Dichtfläche gedrückt wird, oder nutzen keramische Dichtscheiben. Wenn von einem „Wasserhahn“ die Rede ist, ist daher fachsprachlich meist ein Absperrventil oder ein Schieber mit keramischen Dichtscheiben gemeint. Auch die modernen Mischbatterien bzw. Einhebelmischer sind keine Wasserhähne im technischen Sinn, sondern eher Schieber. Hier wird der Wasserfluss freigegeben, indem zwei übereinanderliegende keramische Scheiben verschoben werden, bis deren Bohrungen übereinander liegen. Alternativ kann auch eine gelochte keramische Kugel verwendet werden.

Das schnelle Schließen eines Küken- oder Kugelhahns kann in einer Rohrleitung zu einem Druckstoß (Wasserschlag) führen. Aus diesem Grund wird vermieden, Küken- oder Kugelhähne mit größerem Durchfluss in Trinkwasserleitungen zu verwenden.

Während im deutschen Sprachraum heute überwiegend sogenannte Mischbatterien verwendet werden, trifft man in Großbritannien und anderen Ländern noch zwei separate Wasserhähne an, einen für kaltes und einen für warmes Wasser. Das hat den Nachteil, dass man sich für kaltes oder heißes Wasser entscheiden muss und keine Mischtemperatur wählen kann. Ein Grund dafür ist oft der geringere Druck des Heißwassers. In einer Mischbatterie würde dies das Mischen erschweren, und das kalte Wasser könnte in die Warmwasserleitung zurückdrücken. Eine Lösung sind „Quasi-Mischarmaturen“, die wie gewöhnliche Mischer aussehen, aber zwei getrennte Ausflussleitungen besitzen. Die Wasserströme fließen also nebeneinander aus einem Hahn und mischen sich erst nach dem Austritt aus dem Auslauf.

Stehend montierte Wasserhähne (z. B. auf Waschbecken) werden im Fachhandel- und -handwerk als Standhähne bezeichnet. Sie werden mit einem Standhahnmutterschlüssel montiert.

In der italienischen Gemeinde San Maurizio d’Opaglio befindet sich ein Museum des Wasserhahns (Museo del Rubinetto). Der Ort wurde im 20. Jahrhundert als „Hauptstadt des Wasserhahns“ bekannt.

Querschnittsschema (Aufbau)

Das Bild Querschnittsschema zeigt schematisch den Querschnitt eines einfachen, seit dem ausgehenden 20. Jahrhundert veralteten Wasserhahnes mit Tellerventil und Elastomerdichtung.

Teile im Aufbau eines Wasserhahns
Verschiedene Ventileinsätze für Wasserhähne

Das Bild Teile zeigt die nummerierten Einzelteile:

Der Ventileinsatz ist mit seinem Außengewinde (10) aus dem Gehäuse herausgeschraubt. An seinem Kopf trägt er den Hahn (9), der über eine feste Achse mit der Spindel (6) verbunden ist. Die Steigung der Spindel bestimmt den Hub der Ventildichtung (5) beim Drehen. Ist der Hahn geschlossen, versperrt die Dichtung (5) den Wasserzulauf (2). Wird die Dichtung durch Drehen des Hahns angehoben, läuft das Wasser durch den Zulauf (2) in den Auslauf (3). Die Stopfbuchse (7) und die Halteschraube (8) im Ventileinsatz verhindern Wasseraustritt entlang der Spindel oben am Hahn. Am ½-Zoll-Gewinde (1) sieht man Reste von Hanf, mit dem die Verschraubung an der Wasserleitung abgedichtet war. Der Wasserauslass (4) trägt ein 3/4-Zoll-Außengewinde, um z. B. eine Schlauchtülle aufzuschrauben.

Moderne Wasserhähne für Küche und Bad, auch Mischbatterien mit zwei Griffen, haben meist Keramikventile ähnlich denen, die für Einhebelmischer genutzt werden. Sie haben in der Regel auch ein Gewinde (meist Innengewinde) zum Einschrauben eines Strahlreglers (Mischdüse, Diffusor, Perlator), der dem Wasser Luft beimengt und zum Teil auch den Wasserstrom begrenzt, um Wasser zu sparen.

Durchflussmenge

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Tropfender Wasserhahn (animiert)

Der Mindestwasserdruck liegt für Wannenfüll-, Dusch- und Waschtischarmaturen nach DIN 1988-30 bei 1000 mbar. Die Durchlaufmenge am Hahn einer Badewanne oder einer Dusche liegt bei 15 bis 25 l/min.[5] Zum Händewaschen genügen 7 l/min, wenn ein Strahlregler den Wasserstrahl aufweitet.

S-Stück zum Anschluss einer Badewannenarmatur mit integriertem (Wasser-)Schalldämpfer

Die Verwendbarkeit von Wasserhähnen bzw. ganz allgemein Armaturen und Geräten der Wasserinstallation, an die hinsichtlich des Geräuschverhaltens Anforderungen gestellt werden (z. B. Armaturen in Mehrfamilienhäusern), muss über ein allgemeines bauaufsichtliches Prüfzeugnis (AbP) nachgewiesen werden. Gemäß Bauregelliste A, Teil 2, erklärt der Hersteller die Übereinstimmung des Bauprodukts mit der technischen Regel (AbP) nach vorheriger Prüfung des Bauprodukts durch eine anerkannte Prüfstelle. Das Bauprodukt ist mit dem Übereinstimmungszeichen (Ü-Zeichen) der Länder zu kennzeichnen. Der Geräuschpegel darf für die in der Norm beschriebene Armaturengruppe I:

  • bei 3 bar 20 dB(A)
  • bei 5 bar 25 dB(A)

und für die Armaturengruppe II:

  • bei 3 bar 30 dB(A)
  • bei 5 bar 35 dB(A)

nicht überschreiten. Für Auslaufvorrichtungen, z. B. Rückflussverhinderer oder Strahlregler, gelten nochmals um 5 dB(A) niedrigere Grenzwerte als für Armaturen.[6]

Zum Erreichen dieser Grenzwerte werden z. B. in den bei Badewannenarmaturen üblichen S-Stücken Wasserschalldämpfer eingesetzt, die über elastische Elemente die Geräusche der Wassersäule und den Druckschlag beim Schließen der Armatur dämpfen.

Forschung zu tropfenden Wasserhähnen

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Tropfende Wasserhähne wurden Anfang der 1980er-Jahre im Kontext der Chaosforschung erforscht. Die Tropfen wurden in Abhängigkeit von der Durchflussmenge gemessen; dabei ging es um Bifurkation, Hysterese und Attraktor.[7]

Wiktionary: Wasserhahn – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Wasserhähne – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. Duden | Hahn | Rechtschreibung, Bedeutung, Definition, Herkunft. Abgerufen am 9. November 2020.
  2. Ute Baumgärtner, Brigitte Merk: Wickel und Auflagen. Thieme, 2014, ISBN 978-3-13-152584-0, S. 6.
  3. Wasserhahn. In: Jacob Grimm, Wilhelm Grimm (Hrsg.): Deutsches Wörterbuch. Band 27: W–Weg[zwitschern]-zwiesel – (XIII). S. Hirzel, Leipzig 1922 (woerterbuchnetz.de).
  4. Dritte Runde – Wasserhahn. Atlas zur deutschen Alltagssprache (AdA), Phil.-Hist. Fakultät, Universität Augsburg, 19. Juni 2006.
  5. Bemessung der Trinkwasserinstallation - Differenziertes Verfahren nach DIN 1988-300 (PDF; 1,7 MB)
  6. Wie laut sind Billig-Armaturen? Fraunhofer-Institut für Bauphysik
  7. Robert Shaw: Dripping Faucet As A Model Chaotic System (= The Science Frontier Series). Areal Press, Santa Cruz 1984, ISBN 0-942344-05-7 (archive.org).