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„Relativitätstheorie“ – Versionsunterschied

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Äquivalenz von Masse und Energie: Der Satz "einem System [...] lässt sich auch im unbewegten Zustand eine Energie E zuordnen [...] E=mc2" lud geradezu dazu, bei Bewegung eine Massenzunahme entsprechend der kin. Energie anzunehmen. Auch die weitere Formulierung ("... eine der berühmtesten Formeln ... irreführend, Atombombe ...") war verbesserungswürdig. Umformuliert mit den Wesentlichen. Inhalten. Rest siehe Hauptartikel.
 
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[[Datei:BBH gravitational lensing of gw150914.webm|mini|Videosimulation der Verschmelzung von [[GW150914]]: gezeigt wird die durch die [[Gravitation]] verursachte Raumzeitverzerrung beim Umkreisen und Verschmelzen der [[Schwarzes Loch|schwarzen Löcher]]]]
Die '''Relativitätstheorie''' befasst sich mit der Struktur von [[Raum (Physik) | Raum]] und [[Zeit]] sowie mit dem Wesen der [[Gravitation]]. Sie besteht aus zwei maßgeblich von [[Albert Einstein]] geschaffenen [[Physik|physikalischen]] [[Theorie]]n, der [[1905]] veröffentlichten [[spezielle Relativitätstheorie|speziellen Relativitätstheorie]] und der [[1916]] abgeschlossenen [[allgemeine Relativitätstheorie|allgemeinen Relativitätstheorie]]. Die spezielle beschreibt das Verhalten von Raum und Zeit aus der Sicht von Beobachtern, die sich relativ zueinander bewegen, und die damit verbundenen Phänomene. Darauf aufbauend führt die allgemeine Relativitätstheorie die Gravitation auf eine [[Krümmung]] von Raum und Zeit zurück, die unter anderem durch die beteiligten Massen verursacht wird.


Die '''Relativitätstheorie''' befasst sich mit der Struktur von [[Raum (Physik)|Raum]] und [[Zeit]] sowie mit dem Wesen der [[Gravitation]]. Sie besteht aus zwei maßgeblich von [[Albert Einstein]] entwickelten physikalischen [[Theorie]]n: der 1905 veröffentlichten [[Spezielle Relativitätstheorie|speziellen Relativitätstheorie]] und der 1916 abgeschlossenen [[Allgemeine Relativitätstheorie|allgemeinen Relativitätstheorie]]. Die spezielle Relativitätstheorie beschreibt das Verhalten von Raum und Zeit aus der Sicht von Beobachtern, die sich relativ zueinander bewegen, und die damit verbundenen Phänomene. Darauf aufbauend führt die allgemeine Relativitätstheorie die Gravitation auf eine [[Raumkrümmung|Krümmung]] von Raum und Zeit zurück, die unter anderem durch die beteiligten [[Masse (Physik)|Massen]] verursacht wird.
Die Relativitätstheorie hat das Verständnis von Raum und Zeit revolutioniert und Phänomene aufgedeckt, die sich der anschaulichen Vorstellung entziehen. Die betreffenden Phänomene sind jedoch mathematisch präzise beschreibbar und experimentell bestens bestätigt.


Der in der physikalischen Fachsprache häufige Ausdruck ''relativistisch'' bedeutet üblicherweise, dass eine Geschwindigkeit nicht vernachlässigbar klein gegenüber der [[Lichtgeschwindigkeit]] ist; die Grenze wird oft bei zehn Prozent gezogen. Bei relativistischen Geschwindigkeiten gewinnen die von der speziellen Relativitätstheorie beschriebenen Effekte zunehmende Bedeutung, die Abweichungen von der [[Klassische Mechanik|klassischen Mechanik]] können dann nicht mehr vernachlässigt werden.
Die Relativitätstheorie stellt eine der beiden Säulen des Theoriengebäudes der [[Physik]] dar. Die Vereinigung mit der [[Quantentheorie]], die die zweite Säule repräsentiert, steht noch aus und zählt zu den größten Herausforderungen der physikalischen [[Grundlagenforschung]]. Beide Theorien enthalten ihren Vorgänger, die [[newtonsche Physik]], als Grenzfall und erfüllen damit das sogenannte [[Korrespondenzprinzip]].


In diesem Artikel werden die grundlegenden Strukturen und Phänomene lediglich zusammenfassend aufgeführt. Für Erläuterungen und Details siehe die Artikel [[spezielle Relativitätstheorie]] und [[allgemeine Relativitätstheorie]] sowie die Verweise im Text.
In diesem Artikel werden die grundlegenden Strukturen und Phänomene lediglich zusammenfassend aufgeführt. Für Erläuterungen und Details siehe die Artikel ''[[Spezielle Relativitätstheorie]]'' und ''[[Allgemeine Relativitätstheorie]]'' sowie die Verweise im Text. Zum Begriff der Relativität als solcher siehe ''[[Relativität]]''.


== Bedeutung ==
== Die spezielle Relativitätstheorie ==
Die Relativitätstheorie hat das Verständnis von Raum und Zeit revolutioniert und Zusammenhänge aufgedeckt, die sich der [[Anschauung|anschaulichen Vorstellung]] entziehen. Diese lassen sich jedoch mathematisch präzise in Formeln fassen und durch Experimente bestätigen. Die Relativitätstheorie enthält die [[newtonsche Physik]] als Grenzfall. Sie erfüllt damit das [[Korrespondenzprinzip]].


Das [[Standardmodell]] der Teilchenphysik beruht auf der Vereinigung der speziellen Relativitätstheorie mit der Quantentheorie zu einer relativistischen [[Quantenfeldtheorie]].
===Relativität von Raum und Zeit===


Die allgemeine Relativitätstheorie ist neben der [[Quantenphysik]] eine der beiden Säulen des Theoriengebäudes [[Physik]]. Es wird allgemein angenommen, dass eine Vereinigung dieser beiden Säulen zu einer [[Weltformel|Theory of Everything]] (Theorie von allem) im Prinzip möglich ist. Trotz großer Anstrengungen ist solch eine Vereinigung jedoch noch nicht vollständig gelungen. Sie zählt zu den großen Herausforderungen der physikalischen [[Grundlagenforschung]].
Die beiden folgenden Feststellungen lassen sich als [[Axiom]]e interpretieren, aus denen sich letztlich alles Weitere herleitet:


== Die spezielle Relativitätstheorie ==
[[Bild:Konstanz_der_Lichtgeschwindigkeit.png|thumb|right|220px|Beide Beobachter messen für die Geschwindigkeit des Lichtes denselben Zahlenwert, obwohl der linke sich bewegt.]]
{{Hauptartikel|Spezielle Relativitätstheorie}}
* Bewegt sich ein [[Objekt]] mit [[Lichtgeschwindigkeit]], so kommen alle Beobachter, die dessen [[Geschwindigkeit]] relativ zu ihrem Standort messen, unabhängig von ihrem eigenen Bewegungszustand zum selben Ergebnis. Dieses sogenannte ''Prinzip von der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit'' ist mit unserem Alltagsverständnis von Raum und Zeit nicht erklärbar, sondern erscheint [[Paradoxon|paradox]].


=== Das Relativitätsprinzip ===
* Die physikalischen Gesetze haben für alle Beobachter, die sich mit konstanter Geschwindigkeit bewegen, das heißt keiner Beschleunigung unterliegen, dieselbe Gestalt. Diesen Umstand nennt man [[Relativitätsprinzip]]. Man spricht von [[Inertialsystem]]en, in denen sich diese Beobachter befinden.
Die beiden folgenden Feststellungen lassen sich als [[Axiom]]e der Relativitätstheorie interpretieren, aus denen alles Weitere hergeleitet werden kann:


[[Datei:KonstdLichtgeschw.svg|mini|Beide Beobachter messen für die Geschwindigkeit des Lichtes denselben Zahlenwert, obwohl sich der linke relativ zur Lichtquelle bewegt]]
Zur Auflösung des obigen scheinbaren Paradoxons müssen unsere intuitiven Vorstellungen von einem absoluten Raum und einer absoluten Zeit aufgegeben werden: Raum- und Zeitangaben sind keine universell gültigen Ordnungsstrukturen, sondern der räumliche und zeitliche Abstand zweier Ereignisse und damit auch ihre [[Gleichzeitigkeit]] wird von Beobachtern mit verschiedenen Bewegungszuständen unterschiedlich beurteilt. Die Frage, wer die Situation korrekt beschreibt, ist prinzipiell nicht beantwortbar und daher irrelevant. Bewegte Objekte erscheinen im Vergleich zum Ruhezustand in Bewegungsrichtung verkürzt, und bewegte Uhren gehen langsamer. Diese [[Längenkontraktion]] und [[Zeitdilatation]] lassen sich vergleichsweise anschaulich anhand von [[Minkowski-Diagramm]]en nachvollziehen, einschließlich des bekannten [[Zwillingsparadoxon]]s. In der mathematischen Formulierung ergeben sie sich aus der [[Lorentz-Transformation]], die den Zusammenhang zwischen den Raum- und Zeitkoordinaten der verschiedenen Beobachter beschreibt. Diese [[Koordinatentransformation|Transformation]] lässt sich direkt aus den beiden obigen Axiomen und der Annahme, dass sie [[linear]] ist, herleiten.


* Messen verschiedene Beobachter die [[Geschwindigkeit]] eines Lichtstrahls relativ zu ihrem Standort, so kommen sie unabhängig von ihrem eigenen Bewegungszustand zum selben Ergebnis. Dies ist das sogenannte ''Prinzip von der Konstanz der [[Lichtgeschwindigkeit]]''.
Alle diese Phänomene machen sich erst bei Geschwindigkeiten bemerkbar, die im Vergleich zur Lichtgeschwindigkeit ins Gewicht fallen, so dass sie vor Einstein nicht aufgefallen sind.
* Die physikalischen Gesetze haben für alle Beobachter, die sich relativ zueinander mit konstanter Geschwindigkeit bewegen, also keiner Beschleunigung unterliegen, dieselbe Gestalt. Diesen Umstand nennt man [[Relativitätsprinzip]].


Das Relativitätsprinzip an sich ist wenig spektakulär, denn es gilt auch für die newtonsche Mechanik. Aus ihm folgt unmittelbar, dass es keine Möglichkeit gibt, eine absolute Geschwindigkeit eines Beobachters im Raum zu ermitteln und damit ein absolut ruhendes Bezugssystem zu definieren. Ein solches Ruhesystem müsste sich in irgendeiner Form von allen anderen unterscheiden – es würde damit aber im Widerspruch zum Relativitätsprinzip stehen, wonach die Gesetze der Physik in allen Bezugssystemen dieselbe Gestalt haben. Nun beruhte vor der Entwicklung der Relativitätstheorie die [[Elektrodynamik]] auf der Annahme des [[Äther (Physik)|Äthers]] als Träger [[Elektromagnetische Welle|elektromagnetischer Wellen]]. Würde ein solcher Äther als starres Gebilde den Raum füllen, dann würde er ein Bezugssystem definieren, in dem im Widerspruch zum Relativitätsprinzip die physikalischen Gesetze eine besonders einfache Form hätten und welches überdies das einzige System wäre, in dem die Lichtgeschwindigkeit konstant ist. Jedoch scheiterten alle Versuche, die Existenz des Äthers nachzuweisen, wie beispielsweise das berühmte [[Michelson-Morley-Experiment]] von 1887.
=== Äquivalenz von Masse und Energie ===


Durch die Aufgabe der konventionellen Vorstellungen von Raum und Zeit und die Verwerfung der Ätherhypothese gelang es Einstein, den scheinbaren Widerspruch zwischen dem Relativitätsprinzip und der aus der Elektrodynamik folgenden Konstanz der Lichtgeschwindigkeit aufzulösen. Nicht zufällig waren es Experimente und Überlegungen zur Elektrodynamik, die zur Entdeckung der Relativitätstheorie führten. So lautete der unscheinbare Titel der einsteinschen Publikation von 1905, die die spezielle Relativitätstheorie begründete, ''Zur Elektrodynamik bewegter Körper''.
Einem System mit der Masse <math>m</math> lässt sich auch im unbewegten Zustand eine [[Energie]] <math>E</math> zuordnen und zwar nach


=== Relativität von Raum und Zeit ===
<center>'''<math>
Raum- und Zeitangaben sind in der Relativitätstheorie keine universell gültigen Ordnungsstrukturen. Vielmehr werden der räumliche und zeitliche Abstand zweier Ereignisse oder auch deren [[Relativität der Gleichzeitigkeit|Gleichzeitigkeit]] von Beobachtern mit verschiedenen Bewegungszuständen unterschiedlich beurteilt. Bewegte Objekte erweisen sich im Vergleich zum Ruhezustand in Bewegungsrichtung als verkürzt und bewegte Uhren als verlangsamt. Da jedoch alle relativ zueinander gleichförmig bewegten Beobachter gleichermaßen den Standpunkt vertreten können, sich in Ruhe zu befinden, beruhen diese Beobachtungen auf Gegenseitigkeit, das heißt, zwei relativ zueinander bewegte Beobachter sehen die Uhren des jeweils anderen langsamer gehen. Außerdem sind aus ihrer Sicht die Meterstäbe des jeweils anderen kürzer als ein Meter, wenn sie längs der Bewegungsrichtung ausgerichtet sind. Die Frage, wer die Situation korrekter beschreibt, ist hierbei prinzipiell nicht zu beantworten und daher sinnlos.
E = m \cdot c^2
</math>'''</center>


Diese [[Längenkontraktion]] und [[Zeitdilatation]] lassen sich vergleichsweise anschaulich anhand von [[Minkowski-Diagramm]]en nachvollziehen. In der mathematischen Formulierung ergeben sie sich aus der [[Lorentz-Transformation]], die den Zusammenhang zwischen den Raum- und Zeitkoordinaten der verschiedenen Beobachter beschreibt. Diese [[Koordinatentransformation |Transformation]] lässt sich direkt aus den beiden obigen Axiomen und der Annahme, dass sie [[Lineare Abbildung|linear]] ist, herleiten.
wobei <math>c</math> die Geschwindigkeit des Lichtes ist. Diese Formel ist eine der berühmtesten in der Physik. Oft wird irreführend behauptet, sie habe die Entwicklung der [[Atombombe]] ermöglicht. Richtig ist, dass damit der Mechanismus der Atombombe nicht erklärt werden kann. Allerdings konnte mit dieser Formel und den schon bekannten Massen der Atome die enorme Freisetzung von Energie bei der Kernspaltung berechnet werden – schon bei deren Entdeckung durch [[Lise Meitner]]. Diese Massenabnahme tritt auch bei chemischen Reaktionen auf, war jedoch für die damaligen Messmethoden zu klein, anders als im Fall von Kernreaktionen.


Die meisten dieser relativistisch erklärbaren Phänomene machen sich erst bei Geschwindigkeiten bemerkbar, die im Vergleich zur Lichtgeschwindigkeit nennenswert groß sind. Solche Geschwindigkeiten werden von massebehafteten Körpern im Alltag nicht annähernd erreicht.
===Vereinigung von Raum und Zeit zur Raumzeit===


=== Lichtgeschwindigkeit als Grenze ===
Raum und Zeit erscheinen in den Grundgleichungen der Relativitätstheorie formal weitgehend gleichwertig nebeneinander und lassen sich daher zu einer vierdimensionalen [[Raumzeit]] vereinigen. Der Umstand, dass wir Raum und Zeit als unterschiedliche Phänomene wahrnehmen, sowie alle anderen Unterschiede zwischen Raum und Zeit, lassen sich letztlich auf ein einziges [[Vorzeichen]] zurückführen, durch das sich die Art und Weise, wie ein Abstand im [[Euklidischer Raum|euklidischen Raum]] definiert wird, von der Bestimmung des Abstands in der vierdimensionalen Raumzeit unterscheidet. Aus gewöhnlichen [[Vektoren]] werden dabei [[Vierervektoren]].
Kein Objekt und keine Information kann sich schneller bewegen als das [[Licht]] im [[Vakuum]]. Nähert sich die Geschwindigkeit eines materiellen Objektes der Lichtgeschwindigkeit, so strebt der Energieaufwand für eine weitere [[Beschleunigung]] über alle Grenzen, weil die kinetische Energie mit zunehmender Annäherung an die Lichtgeschwindigkeit immer steiler ansteigt. Zum Erreichen der Lichtgeschwindigkeit müsste unendlich viel Energie aufgebracht werden.


Dieser Umstand ist eine Folge der Struktur von Raum und Zeit und keine Eigenschaft des Objekts, wie beispielsweise eines lediglich unvollkommenen [[Raumschiff]]es. Würde sich ein Objekt mit [[Überlichtgeschwindigkeit]] von A nach B bewegen, so gäbe es immer einen relativ zu ihm bewegten Beobachter, der eine Bewegung von B nach A wahrnehmen würde, wiederum ohne dass die Frage, wer die Situation korrekter beschreibt, einen Sinn gäbe. Das [[Kausalität]]sprinzip wäre dann verletzt, da die Reihenfolge von Ursache und Wirkung nicht mehr definiert wäre. Ein solches Objekt würde sich übrigens für jeden Beobachter mit Überlichtgeschwindigkeit bewegen.
===Lichtgeschwindigkeit als Grenze===


=== Vereinigung von Raum und Zeit zur Raumzeit ===
Kein Objekt, keine Welle und damit auch keine Information kann sich schneller bewegen als das [[Licht]]. Nähert sich die Geschwindigkeit eines Objektes der Lichtgeschwindigkeit, so strebt der Energieaufwand für eine weitere [[Beschleunigung]] über alle Grenzen. Dieser Umstand ist eine Folge der Struktur von Raum und Zeit und keine Eigenschaft des Objekts, wie beispielsweise eines lediglich unvollkommenen [[Raumschiff]]es. Könnte sich ein Objekt mit [[Überlichtgeschwindigkeit]] von A nach B bewegen, so könnte man immer Beobachter finden, die eine Bewegung von B nach A wahrnehmen würden, wiederum ohne dass die Frage, wer die Situation korrekt beschreibt, einen Sinn gäbe. Das [[Kausalität]]sprinzip wäre dann verletzt, da die Reihenfolge von Ursache und Wirkung nicht mehr definiert wäre. Ein solches Objekt würde sich übrigens für jeden Beobachter mit Überlichtgeschwindigkeit bewegen.
{{Hauptartikel|Raumzeit}}


Raum und Zeit erscheinen in den Grundgleichungen der Relativitätstheorie formal fast gleichwertig nebeneinander und lassen sich daher zu einer vierdimensionalen Raumzeit vereinigen. Dass Raum und Zeit auf verschiedene Weise in Erscheinung treten, ist eine Eigenheit der menschlichen Wahrnehmung. Mathematisch lässt der Unterschied sich auf ein einziges [[Vorzeichen (Zahl)|Vorzeichen]] zurückführen, durch das sich die Definition eines Abstandes im [[Euklidischer Raum|euklidischen Raum]] von der Definition des Abstands in der vierdimensionalen Raumzeit unterscheidet. Aus gewöhnlichen [[Vektor]]en im dreidimensionalen Raum werden dabei sogenannte [[Vierervektor]]en.
===Das Relativitätsprinzip===


In der Raumzeit gibt es aufgrund der Relativität von Längen und Zeitspannen drei klar unterscheidbare Bereiche für jeden Beobachter:
Aus dem Relativitätsprinzip folgt unmittelbar, dass es keine Möglichkeit gibt, eine absolute Geschwindigkeit eines Beobachters im Raum zu definieren beziehungsweise zu ermitteln, da es andernfalls im Widerspruch zum Relativitätsprinzip ein absolut ruhendes Bezugssystem gäbe, für das die Gesetze der Physik eine besonders einfache Gestalt annehmen würden. So scheiterten auch alle entsprechenden Versuche wie beispielsweise das berühmte [[Michelson-Morley-Experiment]] von [[1887]], mit dem man die Existenz eines im Kosmos ruhenden [[Äther (Physik)|Äther]]s als Träger [[Elektromagnetische Welle|elektromagnetischer Wellen]] nachweisen wollte.
* Im Zukunftslichtkegel liegen alle Punkte, die der Beobachter mittels eines Signals mit maximal Lichtgeschwindigkeit erreichen kann.
* Der Vergangenheitslichtkegel umfasst alle Punkte, von denen aus ein Signal mit maximal Lichtgeschwindigkeit den Beobachter erreichen kann.
* Alle restlichen Punkte heißen „vom Beobachter raumartig getrennt“. In diesem Bereich kann der gewählte Beobachter Zukunft und Vergangenheit nicht definieren.


Praktische Anwendung finden die Raumzeit-Vierervektoren beispielsweise in Berechnungen der [[Kinematik (Teilchenprozesse)|Kinematik]] schneller Teilchen.<ref>siehe z.&#8239;B.: W. Greiner, J. Rafelski: ''Spezielle Relativitätstheorie''. 3. Auflage, Frankfurt 1992, ISBN 3-8171-1205-X, S. 136–185.</ref>
Das Relativitätsprinzip an sich ist wenig spektakulär, denn es gilt auch für die newtonsche Mechanik. Es widersprach vor den Entdeckungen Einsteins jedoch den Gesetzen der [[Elektrodynamik]] und man neigte dazu, es aufzugeben. Durch die Aufgabe der konventionellen Vorstellungen von Raum und Zeit gelang es Einstein, den Widerspruch aufzulösen. Nicht zufällig waren es Experimente und Überlegungen zur Elektrodynamik, die zur Entdeckung der Relativitätstheorie führten. So lautete der unscheinbare Titel der einsteinschen Publikation von 1905 ''„Zur Elektrodynamik bewegter Körper“'', der nicht gerade einen Umsturz der bis dahin gültigen Vorstellungen von Raum und Zeit erwarten ließ.


=== Äquivalenz von Masse und Energie ===
===Magnetfelder in der Relativitätstheorie===
{{Hauptartikel|Äquivalenz von Masse und Energie}}


Jedes Objekt hat eine Ruheenergie ''E'', die seiner Masse ''m'' entspricht
Die Existenz [[Magnetismus|magnetischer]] Kräfte ist untrennbar mit der Relativitätstheorie verknüpft. Eine isolierte Existenz des [[Coulombsches Gesetz|coulombschen Gesetzes]] für elektrische Kräfte wäre nicht mit der Struktur von Raum und Zeit verträglich. So sieht ein Beobachter in einem System ruhender elektrischer Ladungen – anders als ein Beobachter, der sich relativ zu ihm bewegt – kein Magnetfeld. Übersetzt man die Beobachtungen des ruhenden Beobachters über eine [[Lorentz-Transformation]] in die des bewegten, so stellt sich heraus, dass dieser neben der elektrischen Kraft eine weitere wahrnimmt, die sich hinsichtlich ihrer mathematischen Struktur völlig mit den bekannten Gesetzen für Magnetfelder deckt. Die Existenz des [[Magnetfeld]]es in diesem Beispiel lässt sich daher auf die Struktur von Raum und Zeit zurückführen. Unter diesem Gesichtspunkt wirkt auch die im Vergleich zum Coulombgesetz komplizierte und auf den ersten Blick wenig plausible Struktur des vergleichbaren [[Biot-Savartsches Gesetz|Biot-Savartschen Gesetzes]] für Magnetfelder weniger verwunderlich. Im mathematischen Formalismus der Relativitätstheorie werden das elektrische und das magnetische Feld zu einer Einheit, dem vierdimensionalen [[elektromagnetischer Feldstärketensor|elektromagnetischen Feldstärketensor]], zusammengefasst, ganz analog zur Vereinigung von Raum und Zeit zur vierdimensionalen Raumzeit.


::<math>E=m \cdot c^2</math>,
'''Siehe auch:''' [[Spezielle Relativitätstheorie]]


wobei ''c'' die [[Lichtgeschwindigkeit]] ist. Damit ist die Masse eines zusammengesetzten Objekts nicht die Summe der Massen seiner Bestandteile, vielmehr trägt auch seine [[innere Energie]] (Bewegung der Bestandteile gegeneinander, potenzielle Energie, …) zur Masse bei. Die Änderung der inneren Energie eines Systems bedeutet daher auch eine Änderung seiner Masse.
== Die allgemeine Relativitätstheorie ==


Durch den großen konstanten Umrechnungsfaktor <math>c^2</math> gehen Energieumsätze, wie sie im Alltag typisch sind, nur mit unmerklich kleinen Änderungen der Masse einher. In der [[Kernphysik]], der [[Elementarteilchenphysik]] und der [[Astrophysik]] tritt die Äquivalenz von Masse und Energie weit stärker in Erscheinung. Die Masse von [[Atomkern]]en ist aufgrund der bei ihrer Entstehung freigesetzten [[Bindungsenergie]] um knapp ein Prozent kleiner als die Summe der Massen ihrer ungebundenen [[Nukleon|Kernbausteine]].
===Gravitation und die Krümmung des Raumes===


=== Magnetfelder in der Relativitätstheorie ===
Die allgemeine Relativitätstheorie führt die Gravitation auf ein geometrisches Phänomen in einer gekrümmten Raumzeit zurück, indem sie feststellt:
Die Existenz [[Magnetismus|magnetischer]] Kräfte ist untrennbar mit der Relativitätstheorie verknüpft. Eine isolierte Existenz des [[Coulombsches Gesetz|coulombschen Gesetzes]] für elektrische Kräfte wäre nicht mit der Struktur von Raum und Zeit verträglich. So sieht ein Beobachter, der relativ zu einem System [[Elektrostatik|statischer elektrischer Ladungen]] ruht, kein Magnetfeld, anders als ein Beobachter, der sich relativ zu ihm bewegt. Übersetzt man die Beobachtungen des ruhenden Beobachters über eine [[Lorentz-Transformation]] in die des Bewegten, so stellt sich heraus, dass dieser neben der elektrischen Kraft eine weitere, magnetische Kraft wahrnimmt. Die Existenz des [[Magnetismus|Magnetfeldes]] in diesem Beispiel lässt sich daher auf die Struktur von Raum und Zeit zurückführen. Unter diesem Gesichtspunkt wirkt auch die im Vergleich zum Coulombgesetz komplizierte und auf den ersten Blick wenig plausible Struktur des vergleichbaren [[Biot-Savartsches Gesetz|biot-savartschen Gesetzes]] für Magnetfelder weniger verwunderlich. Im mathematischen Formalismus der Relativitätstheorie werden das elektrische und das magnetische Feld zu einer Einheit, dem vierdimensionalen [[Elektromagnetischer Feldstärketensor|elektromagnetischen Feldstärketensor]], zusammengefasst, ganz analog zur Vereinigung von Raum und Zeit zur vierdimensionalen Raumzeit.


== Die allgemeine Relativitätstheorie ==
* Masse krümmt die Raumzeit in ihrer Umgebung.
{{Hauptartikel|Allgemeine Relativitätstheorie}}


=== Gravitation und die Krümmung der Raumzeit ===
* Ein Gegenstand, auf den keinerlei Kraft ausgeübt wird, bewegt sich zwischen zwei Stellen in der Raumzeit stets entlang des geradlinigsten Weges, einer sogenannten [[Geodäte]].


Die allgemeine Relativitätstheorie führt die Gravitation auf das geometrische Phänomen der gekrümmten Raumzeit zurück, indem sie feststellt:
Entzieht sich die vierdimensionale Raumzeit der speziellen Relativitätstheorie bereits einer anschaulichen Vorstellbarkeit, so gilt das für eine zusätzlich gekrümmte Raumzeit erst recht. Zugunsten der Vorstellbarkeit kann man jedoch Situationen mit reduzierter Anzahl von Dimensionen betrachten. So entspricht im Fall einer 2-dimensionalen gekrümmten Landschaft die geradlinigste Strecke dem Weg, den ein Fahrzeug mit geradeaus fixierter Lenkung nehmen würde. Würden zwei solche Fahrzeuge am Äquator nebeneinander exakt parallel Richtung Norden starten, dann würden sie sich am Nordpol treffen. Ein Beobachter, dem die Kugelgestalt der Erde verborgen bliebe, würde daraus auf eine Anziehungskraft zwischen den beiden Fahrzeugen schließen. In Wirklichkeit handelt es sich aber um ein geometrisches Phänomen. Gravitationskräfte werden daher gelegentlich auch als [[Scheinkraft|Scheinkräfte]] bezeichnet.


* Energie krümmt die Raumzeit in ihrer Umgebung.
Da der geradlinigste Weg durch die Raumzeit natürlich nicht von der Masse abhängt, fallen alle Körper im Gravitationsfeld gleich schnell, wie bereits [[Galileo Galilei|Galilei]] feststellte. Dieser Umstand wird in der [[Newtonsche Mechanik|newtonschen Mechanik]] mit der [[Äquivalenz]] von [[Träge Masse|träger]] und [[Schwere Masse|schwerer Masse]] erklärt, die damit in der allgemeinen Relativitätstheorie ihre Erklärung findet.
* Ein Gegenstand, auf den nur gravitative Kräfte wirken, bewegt sich zwischen zwei Punkten in der Raumzeit stets auf einer sogenannten [[Geodäte]].


Entzieht sich bereits die vierdimensionale Raumzeit der speziellen Relativitätstheorie einer anschaulichen Vorstellbarkeit, so gilt das für eine zusätzlich gekrümmte Raumzeit erst recht. Zur Veranschaulichung kann man jedoch Situationen mit reduzierter Anzahl von Dimensionen betrachten. So entspricht im Fall einer zweidimensionalen gekrümmten Landschaft eine Geodäte dem Weg, den ein Fahrzeug mit geradeaus fixierter Lenkung nehmen würde. Würden zwei solche Fahrzeuge am Äquator einer Kugel nebeneinander exakt parallel Richtung Norden starten, dann würden sie sich am Nordpol treffen. Ein Beobachter, dem die Kugelgestalt der Erde verborgen bliebe, würde daraus auf eine Anziehungskraft zwischen den beiden Fahrzeugen schließen. Es handelt sich aber um ein rein geometrisches Phänomen. Gravitationskräfte werden daher in der allgemeinen Relativitätstheorie gelegentlich auch als [[Scheinkraft|Scheinkräfte]] bezeichnet.
===Uhren im Gravitationsfeld===


Da der geodätische Weg durch die Raumzeit von ihrer Geometrie und nicht von der Masse oder sonstigen Eigenschaften des fallenden Körpers abhängt, fallen alle Körper im Gravitationsfeld gleich schnell, wie bereits [[Galileo Galilei|Galilei]] feststellte. Dieser Umstand wird in der [[Newtonsche Mechanik|newtonschen Mechanik]] durch die [[Äquivalenzprinzip (Physik)|Äquivalenz von träger und schwerer Masse]] beschrieben, die auch der allgemeinen Relativitätstheorie zugrunde liegt.
In der allgemeinen Relativitätstheorie hängt der Gang von Uhren nicht nur von ihrer relativen Geschwindigkeit ab, sondern auch von ihrem Ort im [[Gravitationsfeld]]. Eine Uhr auf einem Berg geht schneller als eine im Tal. Dieser Effekt ist zwar im irdischen Gravitationsfeld nur gering, er wird jedoch beim [[Global Positioning System|GPS-Navigationssystem]] zur Vermeidung von Fehlern bei der Positionsbestimmung über eine entsprechende [[Frequenz]]<nowiki></nowiki>korrektur der [[Funktechnik|Funksignale]] berücksichtigt.


===Die mathematische Struktur der allgemeinen Relativitätstheorie===
=== Die mathematische Struktur der allgemeinen Relativitätstheorie ===
Während viele Aspekte der speziellen Relativitätstheorie in ihrer einfachsten Formulierung auch mit geringen mathematischen Kenntnissen nachvollziehbar sind, ist die Mathematik der allgemeinen Relativitätstheorie deutlich anspruchsvoller. Die Beschreibung einer gekrümmten Raumzeit erfolgt mit den Methoden der [[Differentialgeometrie]], die die [[euklidische Geometrie]] des uns vertrauten flachen Raumes beinhaltet und erweitert.


Zur Beschreibung von Krümmung wird zur Anschauung meist ein gekrümmtes Objekt in einen höherdimensionalen Raum eingebettet. Zum Beispiel stellt man sich eine zweidimensionale Kugeloberfläche üblicherweise in einem dreidimensionalen Raum vor. Krümmung kann jedoch ohne die Annahme eines solchen Einbettungsraumes beschrieben werden, was in der allgemeinen Relativitätstheorie auch geschieht. Es ist beispielsweise möglich, Krümmung dadurch zu beschreiben, dass die [[Winkelsumme]] von [[Dreieck]]en nicht 180° entspricht.
Während die spezielle Relativitätstheorie auch mit relativ geringen mathematischen Kenntnissen nachvollziehbar ist, ist die allgemeine Relativitätstheorie deutlich anspruchsvoller. Die Beschreibung einer krummen Raumzeit erfolgt mit den Methoden der [[Differentialgeometrie]], die die [[euklidische Geometrie]] des uns vertrauten flachen Raumes ablöst. Die Entstehung der Krümmung wird durch die [[Einsteinsche Feldgleichungen|einsteinschen Feldgleichungen]] beschrieben. Dabei handelt es sich um [[Differentialgleichung]]en eines [[Tensorfeld]]es mit zehn Komponenten, die nur in speziellen Fällen analytisch, das heißt in Form einer mathematischen Gleichung, lösbar sind.


Die Entstehung der Krümmung wird durch die [[Einsteinsche Feldgleichungen|einsteinschen Feldgleichungen]] beschrieben. Dabei handelt es sich um [[Differentialgleichung]]en eines [[Tensorfeld]]es mit zehn Komponenten, die nur in speziellen Fällen analytisch, das heißt in Form einer mathematischen Gleichung, lösbar sind. Für komplexe Systeme wird daher üblicherweise mit Näherungsmechanismen gearbeitet.
===Kosmologie===


=== Uhren im Gravitationsfeld ===
Während die spezielle Relativitätstheorie bei Anwesenheit von Massen nur in Gebieten der Raumzeit gilt, die so klein sind, dass die Krümmung vernachlässigt werden kann, kommt die allgemeine Relativitätstheorie ohne diese Einschränkung aus. Sie kann somit auch auf das [[Universum]] als Ganzes angewandt werden und spielt daher in der [[Kosmologie]] eine zentrale Rolle. So wird die [[Expansion]] des Weltalls, die die Astronomen beobachten, durch die [[Alexander Friedmann|friedmannschen]] [[Friedmanngleichungen|Lösungen]] der einsteinschen Feldgleichungen in Kombination mit einer sogenannten [[kosmologische Konstante|kosmologischen Konstanten]] angemessen beschrieben. Danach begann diese Expansion mit dem [[Urknall]], der nach den jüngsten Untersuchungen vor 13,7 Milliarden Jahren stattgefunden hat, und der auch als der Beginn von Raum und Zeit angesehen werden kann. Dabei war das gesamte Universum auf einem Raumgebiet vom Durchmesser der [[Planck-Länge]] konzentriert.
In der allgemeinen Relativitätstheorie hängt der Gang von Uhren nicht nur von ihrer relativen Geschwindigkeit ab, sondern auch von ihrem Ort im [[Gravitationsfeld]]. Eine Uhr auf einem Berg geht schneller als eine im Tal. Dieser Effekt ist zwar im irdischen Gravitationsfeld nur gering, er wird jedoch beim [[Global Positioning System|GPS-Navigationssystem]] zur Vermeidung von Fehlern bei der Positionsbestimmung über eine entsprechende [[Frequenz]]<nowiki />korrektur der [[Funktechnik|Funksignale]] berücksichtigt.


===Schwarze Löcher===
=== Kosmologie ===
Während die spezielle Relativitätstheorie bei Anwesenheit von Massen nur in Gebieten der Raumzeit gilt, die so klein sind, dass die Krümmung vernachlässigt werden kann, kommt die allgemeine Relativitätstheorie ohne diese Einschränkung aus. Sie kann somit auch auf das [[Universum]] als Ganzes angewandt werden und spielt daher in der [[Kosmologie]] eine zentrale Rolle. So wird die [[Expansion des Universums|Expansion]] des Weltalls, die die Astronomen beobachten, durch die [[Alexander Alexandrowitsch Friedmann|friedmannschen]] [[Friedmann-Gleichungen|Lösungen]] der einsteinschen Feldgleichungen in Kombination mit einer sogenannten [[Kosmologische Konstante|kosmologischen Konstanten]] angemessen beschrieben. Danach begann diese Expansion mit dem [[Urknall]], der nach den jüngsten Untersuchungen vor 13,7&nbsp;Milliarden Jahren stattgefunden hat. Er kann auch als der Beginn von Raum und Zeit angesehen werden, bei dem das gesamte Universum auf einem Raumgebiet vom Durchmesser der [[Planck-Länge]] konzentriert war.


=== Schwarze Löcher ===
Eine weitere Vorhersage der allgemeinen Relativitätstheorie sind [[schwarzes Loch|Schwarze Löcher]]. Einstein konnte sich mit diesem Gedanken nicht anfreunden, und meinte, es müsse einen Mechanismus geben, der die Entstehung solcher Objekte verhindert. Heutige Beobachtungen legen aber nahe, dass es solche Schwarzen Löcher im Universum tatsächlich gibt und zwar als Endstadium der Sternentwicklung bei sehr massereichen [[Stern]]en und in den Zentren der meisten [[Galaxis|Galaxien]].
Eine weitere Vorhersage der allgemeinen Relativitätstheorie waren [[Schwarzes Loch|Schwarze Löcher]], die als Endstadium der Sternentwicklung bei sehr massereichen [[Stern]]en und in den Zentren von [[Galaxie]]n auftreten. Bei ihnen bewirkt eine Konzentration der [[Masse (Physik)|Masse]] auf einen extrem kleinen Bereich eine so starke [[Gravitation]], dass nicht einmal das [[Lichtgeschwindigkeit|Licht]] entweichen kann.


===Gravitationswellen===
=== Gravitationswellen ===
Die allgemeine Relativitätstheorie erlaubt die Existenz von [[Gravitationswelle]]n, lokalen Deformationen der Raumzeit, die sich mit Lichtgeschwindigkeit ausbreiten. Sie entstehen bei der Beschleunigung von Massen, allerdings sind sie nur sehr klein. Daher konnten Gravitationswellen lange Zeit nur indirekt bestätigt werden, etwa durch Beobachtungen an [[Doppelstern]]systemen mit [[Pulsar]]en. [[Russell Hulse]] und [[Joseph Hooton Taylor Jr.|Joseph Taylor]] erhielten dafür 1993 den Nobelpreis für Physik. Am 14.&nbsp;September 2015 gelang der direkte Nachweis durch die [[LIGO]]-Detektoren (Ereignis [[GW150914]]), was im Jahr 2017 ebenfalls durch einen Nobelpreis für Physik gewürdigt wurde.

Schließlich folgt aus der allgemeinen Relativitätstheorie die Existenz von [[Gravitationswellen]], lokalen Deformationen der Raumzeit, die sich mit Lichtgeschwindigkeit ausbreiten. Sie sollten bei der Beschleunigung von Massen entstehen. Diese Deformationen sind jedoch dermaßen klein, dass sie sich bis heute einem direkten Nachweis entzogen haben. Die [[Supernova 1987A|Supernovaexplosion]] im Jahre [[1987]] in unserer astronomischen Nachbarschaft sollte Gravitationswellen erzeugt haben, die nachweisbar gewesen wären. Diese Jahrhundertchance wurde jedoch verpasst, da mangels Absprache sämtliche Gravitationswellendetektoren weltweit in den entscheidenden Sekunden zu Wartungszwecken abgeschaltet waren. Immerhin konnte aus Beobachtungen an [[Doppelstern]]systemen mit [[Pulsar]]en die Existenz von Gravitationswellen indirekt bestätigt werden.

'''Siehe auch:''' [[Allgemeine Relativitätstheorie]]


== Entstehungsgeschichte ==
== Entstehungsgeschichte ==


=== Spezielle Relativitätstheorie ===
=== Überwindung der euklidischen Geometrie ===
{{Hauptartikel|Geschichte der speziellen Relativitätstheorie}}
[[Datei:Einstein Portrait.png|mini|hochkant|Albert Einstein, Physiker, 1879–1955]]
Ausgehend von den Problemen der verschiedenen [[Äther (Physik)|Äthertheorien]] des 19. Jahrhunderts und der [[Maxwell-Gleichungen|maxwellschen Gleichungen]] setzte eine kontinuierliche Entwicklung mit folgenden Hauptstationen ein:
* dem [[Michelson-Morley-Experiment]] (1887), das keine Relativbewegung zwischen Erde und Äther (Ätherdrift) aufzeigen konnte;
* der Kontraktionshypothese von [[George Francis FitzGerald|George FitzGerald]] (1889) und [[Hendrik Antoon Lorentz]] (1892), mit der das Michelson-Morley-Experiment erklärt werden sollte;
* der Lorentz-Transformation von Lorentz (1892, 1899) und [[Joseph Larmor]] (1897), die eine Veränderung der Zeitvariablen beinhaltete, und mit der generell die negativen Ätherdriftexperimente erklärt werden sollten;
* dem Relativitätsprinzip (1900, 1904), der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit (1898, 1904), und der Relativität der Gleichzeitigkeit (1898, 1900) durch [[Henri Poincaré]], der jedoch am Äthergedanken festhielt;
* sowie dem Erreichen der vollen [[Kovarianz (Physik)|Kovarianz]] der elektrodynamischen Grundgleichungen durch Lorentz (1904) und Poincaré (1905) in der [[Lorentzsche Äthertheorie|lorentzschen Äthertheorie]].


Dies kulminierte in der speziellen Relativitätstheorie [[Albert Einstein]]s (1905) durch eine durchsichtige Ableitung der gesamten Theorie aus den Postulaten des Relativitätsprinzips und der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit, und der endgültigen Überwindung des Ätherbegriffs durch Reformulierung der Begriffe von Raum und Zeit. Die [[Dynamik (Physik)|dynamische]] Betrachtungsweise von Lorentz und Poincaré wurde durch die [[Kinematik|kinematische]] Einsteins ersetzt. Schließlich folgte die mathematische Reformulierung der Theorie durch Einbeziehung der Zeit als [[4D|vierte Dimension]] durch [[Hermann Minkowski]] (1907).
Bereits vor Einstein hatte es Überlegungen zur mathematischen Struktur des Raumes gegeben. So stellten die Mathematiker [[János Bolyai]], [[Nikolai Iwanowitsch Lobatschewski]] und [[Carl Friedrich Gauß]] bereits Anfang des 19. Jahrhunderts fest, dass nicht unbedingt eine euklidische Geometrie des Raumes vorliegen müsse, und begannen, eine [[nichteuklidische Geometrie]] zu entwickeln. Diese Arbeiten blieben jedoch lange Zeit unbeachtet. Carl Friedrich Gauß publizierte seine diesbezüglichen Ergebnisse überhaupt nicht.


=== Allgemeine Relativitätstheorie ===
Zwischen [[1818]] und [[1826]] leitete Gauß die Hannoversche Landesvermessung und entwickelte dabei Verfahren mit erheblich gesteigerter Genauigkeit. In diesem Zusammenhang entstand die Vorstellung, er habe empirisch nach einer Krümmung des Raumes gesucht, indem er die Winkelsumme in einem Dreieck vermaß, das vom [[Brocken]] im [[Harz (Mittelgebirge)|Harz]], dem [[Inselsberg]] im [[Thüringer Wald]] und dem [[Hoher Hagen|Hohen Hagen]] bei [[Göttingen]] gebildet wird. Sie wird heute mehrheitlich als Legende angesehen, auch wenn die Möglichkeit, Gauß habe nach Abweichungen vom üblichen Wert der Winkelsumme von 180° gesucht, nicht mit letzter Konsequenz ausgeschlossen werden kann. Die Genauigkeit seiner Instrumente hätte jedoch für den Nachweis der winzigen Krümmung des Raumes im Gravitationsfeld der Erde bei weitem nicht ausgereicht. Sie ist auch heute noch nicht möglich.
{{Hauptartikel|Allgemeine Relativitätstheorie#Geschichte|titel1= Geschichte der allgemeinen Relativitätstheorie}}


Während an der Entwicklung der speziellen Relativitätstheorie eine Reihe von Wissenschaftlern beteiligt war&nbsp;– wobei Einsteins Arbeit von 1905 sowohl ein Ende als auch einen Neuanfang darstellte&nbsp;–, war die Entwicklung der allgemeinen Relativitätstheorie, was ihre grundlegenden physikalischen Aussagen betraf, praktisch die alleinige Errungenschaft Einsteins.
Gauß' Schüler [[Bernhard Riemann]] war es, der die [[Differentialgeometrie]] krummer Räume entwickelte und [[1854]] vorstellte, ein Thema, das seinerzeit kaum jemand für relevant gehalten haben dürfte. [[Tullio Levi-Civita]], [[Gregorio Ricci-Curbastro]] und [[Elwin Bruno Christoffel]] bauten die Differentialgeometrie weiter aus. Einstein fand in ihren Arbeiten einen wahren Schatz an mathematischen Werkzeugen für seine allgemeine Relativitätstheorie.


Diese Entwicklung begann 1907 mit dem [[Äquivalenzprinzip (Physik)|Äquivalenzprinzip]], wonach träge und schwere Masse äquivalent sind. Daraus leitete er die gravitative Rotverschiebung ab und stellte fest, dass Licht im Gravitationsfeld abgelenkt wird, wobei er die dabei entstehende Verzögerung, die sogenannte [[Shapiro-Verzögerung]], bedachte. 1911 führte er mit verfeinerten Methoden diese Grundgedanken weiter. Diesmal vermutete er auch, dass die Lichtablenkung im Gravitationsfeld messbar ist. Der von ihm zu dieser Zeit vorhergesagte Wert war jedoch noch um einen Faktor 2 zu klein.
=== Ätherwind und Lorentztransformation ===


Im weiteren Verlauf erkannte Einstein, dass Minkowskis vierdimensionaler Raumzeitformalismus, welchem Einstein bislang skeptisch gegenüberstand, eine sehr wichtige Bedeutung bei der neuen Theorie zukam. Auch wurde ihm nun klar, dass die Mittel der euklidischen Geometrie nicht ausreichten, um seine Arbeit fortsetzen zu können. 1913 konnte er mit der mathematischen Unterstützung [[Marcel Grossmann]]s die im 19.&nbsp;Jahrhundert entwickelte [[nichteuklidische Geometrie]] in seine Theorie integrieren, ohne jedoch die vollständige Kovarianz, d.&#8239;h. die Übereinstimmung aller Naturgesetze in den Bezugssystemen, zu erreichen. 1915 waren diese Probleme nach einigen Fehlschlägen überwunden, und Einstein konnte schließlich die korrekten Feldgleichungen der Gravitation ableiten. Nahezu gleichzeitig gelang dies auch [[David Hilbert]]. Einstein errechnete den korrekten Wert für die Periheldrehung des Merkurs, und für die Lichtablenkung das Doppelte des 1911 erhaltenen Wertes. 1919 wurde dieser Wert erstmals bestätigt, was den Siegeszug der Theorie in Physikerkreisen und auch in der Öffentlichkeit einleitete.
Mit seinen 1865 veröffentlichten [[maxwellsche Gleichungen|Feldgleichungen]] hatte [[James Clerk Maxwell]] eine geschlossene Theorie von [[Elektrizität]], [[Magnetismus]] und [[Optik]] vorgelegt, die in den folgenden Jahrzehnten experimentell glänzend bestätigt wurde. Beim Wechsel in ein bewegtes Koordinatensystem änderten die maxwellschen Gleichungen jedoch ihre mathematische Gestalt. Das war ein klarer Verstoß gegen das galileische Relativitätsprinzip und warf die Frage auf, warum Experimente zur Überprüfung der maxwellschen Theorie nicht durch die Eigenbewegung der Erde beeinträchtigt wurden.


Danach versuchten sich viele Physiker an exakten Lösungen der Feldgleichungen, was in der Aufstellung diverser [[Kosmologie|kosmologischer]] Modelle und in Theorien wie die der [[Schwarzes Loch|Schwarzen Löcher]] mündete.
[[Bild:Ätherwind.png|thumb|right|250px|Wenn elektromagnetische Wellen an einen Äther gebunden wären, müsste man die Eigenbewegung von Erde und Sonne als ''Ätherwind'' messen können.]]


=== Weitere geometrische Theorien ===
Maxwell hatte sich elektromagnetische Wellen nicht anders vorstellen können als an ein stoffliches Medium gebunden, den [[Äther (Physik)|Äther]]. Als die Verletzung des Relativitätsprinzips bemerkt wurde, schloss man, dass auf der bewegten Erde eine Art Gegenwind, den man Ätherwind nannte, nachweisbar sein müsse. Alle Versuche zum experimentellen Nachweis des Ätherwindes scheiterten jedoch; Michelson und Morley konnten 1887 [[Interferometer|interferometrisch]] nachweisen, dass die Geschwindigkeit der Erde relativ zum Äther keinesfalls größer als ein Viertel der Bahngeschwindigkeit der Erde sein kann. Doch erst um das Jahr 1900 sprachen namhafte Physiker, darunter [[Paul Drude]] und [[Henri Poincaré]], ihre Zweifel an der Existenz des Äthers aus.
Nach der Erklärung der Gravitation als geometrisches Phänomen lag es nahe, auch die anderen damals bekannten [[Grundkräfte der Physik|Grundkräfte]], die elektrische und die magnetische, auf geometrische Effekte zurückzuführen. [[Theodor Kaluza (Physiker)|Theodor Kaluza]] (1921) und [[Oskar Klein]] (1926) nahmen dazu eine zusätzliche in sich geschlossene Dimension des Raumes mit so kleiner, nämlich subatomarer Länge an, dass diese Dimension uns verborgen bleibt. Sie blieben jedoch mit ihrer Theorie erfolglos. Auch Einstein arbeitete lange vergeblich daran, eine solche [[einheitliche Feldtheorie]] zu schaffen.


Nach der Entdeckung weiterer [[Grundkraft|Grundkräfte]] der Natur erlebten diese sogenannten [[Kaluza-Klein-Theorie]]n eine [[Renaissance]]&nbsp;– allerdings auf der Basis der Quantentheorie. Die heute aussichtsreichste Theorie zur Vereinigung der Relativitätstheorie und der Quantentheorie dieser Art, die [[Stringtheorie]], geht von sechs oder sieben verborgenen Dimensionen von der Größe der [[Planck-Länge]] und damit von einer zehn- beziehungsweise elfdimensionalen Raumzeit aus.
[[1887]] entdeckte [[Woldemar Voigt]] in einer Arbeit über den [[Doppler-Effekt]], dass bestimmte Gleichungen beim Wechsel in ein bewegtes Koordinatensystem ihre Form behalten, sofern man Orts- und Zeitkoordinaten nicht unabhängig voneinander transformiert, sondern in bestimmter Weise verkoppelt. Unabhängig von Voigt wurde diese Koordinatentransformation 1898 von [[Larmor]] und 1899 von [[Hendrik Antoon Lorentz]] entdeckt; sie ist heute als [[Lorentz-Transformation]] bekannt.

1889 veröffentlichte der irische Physiker [[George FitzGerald]] eine kurze, nichtmathematische Arbeit, in der er darauf hinwies, dass das Michelson-Morley-Experiment nur erklärt werden kann, wenn man annimmt, dass die Interferometerarme ihre Länge ändern, je nachdem, welchen Winkel sie zum Ätherwind einnehmen. Lorentz kam 1892 unabhängig zum gleichen Ergebnis, das heute zumeist [[Lorentz-Kontraktion]], seltener auch FitzGerald-Lorentz-Kontraktion genannt wird.

1898 wies [[Henri Poincaré]] darauf hin, dass wir keine intuitive Vorstellung von der Gleichheit zweier Zeitintervalle haben und dass Gleichzeitigkeit so ''definiert'' werden müsse, dass Naturgesetze eine möglichst einfache Gestalt haben. Im Juni 1905 veröffentlichte er, fast gleichzeitig mit Einsteins erster Arbeit zur Relativitätstheorie, einen Aufsatz ''Sur la dynamique de l'electron'', in dem er das Relativitätsprinzip aussprach (die Unmöglichkeit, absolute Bewegung nachzuweisen, scheint ein allgemeines Naturgesetz zu sein). In der gleichen Arbeit gab er der Lorentz-Transformation ihren Namen und wies darauf hin, dass sie zusammen mit den Drehungen im Raum eine [[Gruppentheorie|Gruppe]] bildet.

Erstaunlicherweise haben sich Einstein und Poincaré niemals gegenseitig zitiert, während beide jederzeit auf die Verdienste von Lorentz hinwiesen. Lorentz seinerseits wollte sich niemals ganz von der Äthervorstellung lösen.

=== Albert Einstein ===

[[Bild:Einstein patentoffice.jpg|thumb|Albert Einstein 1905]]
[[Albert Einstein]] schloss [[1900]] sein Physikstudium mit eher mittelmäßigem Erfolg ab und reichte 1905 seine Doktorarbeit ein. In dieser Zeit verdiente er seinen Lebensunterhalt als Angestellter im [[Patentamt]] von [[Bern]], was nicht gerade eine größere Karriere erwarten ließ. In seiner freien Zeit arbeitete er jedoch intensiv an bahnbrechenden theoretischen Ideen und publizierte 1905 drei Arbeiten, von denen jede einzelne seinen Ruhm als großer Physiker hätte begründen können. In einer davon formulierte er das, was wir heute die spezielle Relativitätstheorie nennen. Diese Publikationen brachten ihm Rufe als Hochschullehrer nach Prag und bald darauf nach Zürich ein.

Aus den Bemühungen, eine mit dem Relativitätsprinzip verträgliche Beschreibung der Gravitation zu entwickeln, erwuchs in den folgenden Jahren die allgemeine Relativitätstheorie. In mühevoller Arbeit eignete sich Einstein die nötigen mathematischen Fertigkeiten an. In welchem Ausmaß seine Frau, die Mathematikerin [[Mileva Maric]], an der mathematischen Ausformulierung beteiligt war, ist nicht genau rekonstruierbar. Anders als bei der speziellen Relativitätstheorie publizierte Einstein zunächst Teilergebnisse; die endgültigen Feldgleichungen fand unabhängig von ihm [[1915]] auch [[David Hilbert]].

Einstein stellte fest, dass seine Feldgleichungen kein statisches [[Universum]] zulassen. 1917 schlug er daher die [[kosmologische Konstante]] vor, ein Zusatzterm in den Feldgleichungen, der ein zeitlich unverändertes Universum ermöglicht. [[1922]] stellte [[Alexander Friedmann]] Lösungen ohne kosmologische Konstante vor, für die das Universum entweder expandiert oder kollabiert. [[1927]] entdeckte [[Edwin Hubble]] die Expansion des Universums und bestätigte damit Friedmanns Ansatz. Einstein bezeichnete daraufhin seine kosmologische Konstante als ''die größte Eselei meines Lebens''. Heutige Beobachtungen deuten jedoch darauf hin, dass die kosmologische Konstante sehr wohl existiert, wenngleich mit einem anderen Wert, als für ein statisches Universum nötig wäre.

Für die Relativitätstheorie, eine der bedeutendsten Entdeckungen überhaupt, ist erstaunlicherweise kein [[Nobelpreis]] verliehen worden. Gegen eine Auszeichnung Einsteins sprach aus Sicht der Schwedischen Akademie, dass die mathematische Struktur der speziellen Relativitätstheorie von anderen ausgearbeitet worden war; eine gemeinsame Ehrung war nach dem Tod [[Henri Poincaré|Poincarés]] (1912) nicht mehr möglich. Als Notlösung erhielt Einstein den [[Nobelpreis]] für das Jahr [[1921]] für seine Arbeit zum [[Photoeffekt]] aus dem Jahr 1905, die einen wichtigen Schritt in der Entwicklung der Quantentheorie darstellte.

=== Weitere geometrische Theorien ===
Nach der Erklärung der Gravitation als geometrisches Phänomen lag es nahe, auch die anderen damals bekannten [[Grundkräfte der Physik|Grundkräfte]], die elektrische und die magnetische, auf geometrische Effekte zurückzuführen. [[Theodor Kaluza]] ([[1921]]) und [[Oskar Klein]] ([[1926]]) nahmen dazu eine zusätzliche in sich geschlossene Dimension des Raumes mit subatomarer Länge an, derart dass sie uns verborgen bleibt. Sie blieben jedoch mit ihrer Theorie vorerst erfolglos. Nach der Entdeckung weiterer [[Grundkraft|Grundkräfte]] der Natur erlebten diese sogenannten [[Kaluza-Klein-Theorie|Kaluza-Klein-Theorien]] eine [[Renaissance]]. Die heute aussichtsreichsten Theorien, die auf den Ideen von Kaluza und Klein aufbauen, gehen von sechs beziehungsweise sieben verborgenen Dimensionen von der Größe der [[Planck-Länge]] und damit von einer zehn- beziehungsweise elfdimensionalen Raumzeit aus.


== Experimentelle Bestätigungen ==
== Experimentelle Bestätigungen ==
{{Siehe auch|Tests der speziellen Relativitätstheorie|Tests der allgemeinen Relativitätstheorie}}


Der erste Erfolg der speziellen Relativitätstheorie war die Auflösung des Widerspruches zwischen dem Ergebnis des [[Michelson-Morley-Experiment]]s und der Theorie der Elektrodynamik, der überhaupt als Anlass für ihre Entdeckung angesehen werden kann. Seither hat sich die spezielle Relativitätstheorie in der Interpretation unzähliger Experimente bewährt. Ein überzeugendes Beispiel ist der Nachweis von [[Myonen]] in der [[Höhenstrahlung]], die auf Grund ihrer kurzen Lebensdauer nicht die Erdoberfläche erreichen könnten, wenn nicht auf Grund ihrer hohen Geschwindigkeit die Zeit für sie langsamer gehen würde, beziehungsweise sie die Flugstrecke längenkontrahiert erfahren würden.
Der erste Erfolg der speziellen Relativitätstheorie war die Auflösung des Widerspruches, der als Anlass für ihre Entdeckung angesehen werden kann: der Widerspruch zwischen dem Ergebnis des [[Michelson-Morley-Experiment]]s und der Theorie der Elektrodynamik. Seither hat sich die spezielle Relativitätstheorie in der Interpretation unzähliger Experimente bewährt. Ein überzeugendes Beispiel ist der Nachweis von [[Myon]]en in der [[Höhenstrahlung]], die auf Grund ihrer kurzen Lebensdauer nicht die Erdoberfläche erreichen könnten, wenn nicht aufgrund ihrer hohen Geschwindigkeit die Zeit für sie langsamer ginge, beziehungsweise sie die Flugstrecke längenkontrahiert erführen. Dieser Nachweis gelang zum Teil bei den [[Gasballon|Ballonflügen]] in die [[Stratosphäre]] des Schweizer Physikers [[Auguste Piccard]] in den Jahren 1931 und 1932, die unter Mitwirkung von Einstein vorbereitet wurden.


Hingegen gab es zur Zeit der Veröffentlichung der allgemeinen Relativitätstheorie einen einzigen Hinweis für ihre Richtigkeit, die Perihel-Drehung des Merkurs. [[1919]] stellte [[Arthur Stanley Eddington]] bei einer [[Sonnenfinsternis]] eine Verschiebung der scheinbaren Position der Sterne nahe der Sonne fest und lieferte mit diesem sehr direkten Hinweis auf eine Krümmung des Raums eine weitere Bestätigung der Theorie.
Hingegen gab es zur Zeit der Veröffentlichung der allgemeinen Relativitätstheorie nur einen einzigen Hinweis für ihre Richtigkeit, die [[Apsidendrehung|Periheldrehung]] des [[Merkur (Planet)|Merkurs]]. 1919 stellte [[Arthur Stanley Eddington]] bei einer [[Sonnenfinsternis]] eine Verschiebung der scheinbaren Position der Sterne nahe der Sonne fest und lieferte mit diesem sehr direkten Hinweis auf eine Krümmung des Raums eine weitere Bestätigung der Theorie.


Weitere experimentelle Tests sind im Artikel zur [[Allgemeine Relativitätstheorie|allgemeinen Relativitätstheorie]] beschrieben.
Weitere experimentelle Tests sind im Artikel zur [[Allgemeine Relativitätstheorie|allgemeinen Relativitätstheorie]] beschrieben.


Die Relativitätstheorie hat sich bis heute in der von Einstein vorgegebenen Form gegen alle Alternativen, die insbesondere zu seiner Theorie der Gravitation vorgeschlagen wurden, behaupten können. Die bedeutendste war die [[Jordan-Brans-Dicke-Theorie]], die jedoch deutlich komplexer war, und wie alle anderen auch, durch den Vergleich mit experimentellen Ergebnissen widerlegt wurde.
Die Relativitätstheorie hat sich bis heute in der von Einstein vorgegebenen Form gegen alle Alternativen, die insbesondere zu seiner Theorie der Gravitation vorgeschlagen wurden, behaupten können. Die bedeutendste war die [[Jordan-Brans-Dicke-Theorie]], die jedoch aufwändiger war. Ihre Gültigkeit ist bisher nicht widerlegt worden. Der Bereich, den der entscheidende Parameter nach heutigem experimentellem Stand einnehmen kann, ist jedoch stark eingeschränkt.


== Rezeption und Interpretation ==
== Rezeption und Interpretation ==


=== Wahrnehmung in der Öffentlichkeit ===
=== Wahrnehmung in der Öffentlichkeit ===
Die neue Sichtweise der Relativitätstheorie bezüglich Raum und Zeit erregte nach ihrer Entdeckung auch in der Allgemeinheit Aufsehen. Einstein wurde zur Berühmtheit und die Relativitätstheorie erfuhr ein erhebliches Medienecho. Verkürzt auf das [[Geflügeltes Wort|geflügelte Wort]] ''Alles ist relativ'' wurde sie zuweilen in die Nähe eines philosophischen [[Relativismus]] gerückt.


Im April 1922 wurde ein Film mit dem Titel ''[[Die Grundlagen der Einsteinschen Relativitätstheorie]]''<ref>kinematographie.de: [http://www.kinematographie.de/EINSTEIN.HTM ''Quellen zur Filmgeschichte 1922 – Daten zum Einstein-Film''], 1. Dezember 2004.</ref> uraufgeführt, in dem Einsteins spezielle Relativitätstheorie mit vielen [[Animation]]en dem Publikum verständlich gemacht werden sollte.
Die neue Sichtweise der Relativitätstheorie bezüglich Raum und Zeit erregte nach ihrer Entdeckung auch in der Allgemeinheit Aufsehen. Einstein wurde zur Berühmtheit, und es war in den [[1920er]] Jahren in Mode, über die Relativitätstheorie zu diskutieren, auch wenn sie kaum jemand verstanden hatte. Verkürzt auf den Spruch ''alles ist relativ'' wurde sie zuweilen in die Nähe eines philosophischen [[Relativismus]] gerückt.


[[Antirelativismus|Kritik an der Relativitätstheorie]] speiste sich aus verschiedenen Quellen, wie Unverständnis, Ablehnung der fortschreitenden Mathematisierung der Physik und Ressentiments gegen Einsteins jüdische Abstammung. Ab den 1920er Jahren versuchten einige wenige offen antisemitische Physiker, namentlich die Nobelpreisträger [[Philipp Lenard]] und [[Johannes Stark]], der Relativitätstheorie eine ''[[deutsche Physik]]'' entgegenzusetzen. Wenige Jahre nach der [[Nationalsozialismus|nationalsozialistischen]] Machtergreifung ging Stark mit einem Artikel in der SS-Zeitung ''Das schwarze Korps'' vom 15. Juli 1937 gegen die im Land verbliebenen Anhänger der Relativitäts- und Quantentheorie in die Offensive. Unter anderem denunzierte er [[Werner Heisenberg]] und [[Max Planck]] als ''weiße Juden''. Heisenberg wandte sich direkt an [[Heinrich Himmler|Himmler]] und erreichte seine volle Rehabilitierung; nicht zuletzt mit Blick auf die Bedürfnisse der Rüstungsentwicklung blieb die Relativitätstheorie erlaubt.
[[Kritik an der Relativitätstheorie]] speiste sich aus verschiedenen Quellen, wie Unverständnis, Ablehnung der fortschreitenden Mathematisierung der Physik und teilweise auch Ressentiments gegen Einsteins jüdische Abstammung. Ab den 1920er Jahren versuchten in Deutschland einige wenige offen antisemitische Physiker, namentlich die Nobelpreisträger [[Philipp Lenard]] und [[Johannes Stark]], der Relativitätstheorie eine ''[[deutsche Physik]]'' entgegenzusetzen. Wenige Jahre nach der [[Zeit des Nationalsozialismus |nationalsozialistischen]] „[[Machtergreifung]]“ ging Stark mit einem Artikel in der [[Schutzstaffel|SS]]-Zeitung ''[[Das Schwarze Korps]]'' vom 15.&nbsp;Juli 1937 gegen die im Land verbliebenen Anhänger der Relativitäts- und Quantentheorie in die Offensive. Unter anderem denunzierte er [[Werner Heisenberg]] und [[Max Planck]] als ''weiße Juden''. Heisenberg wandte sich direkt an [[Heinrich Himmler|Himmler]] und erreichte seine volle Rehabilitierung; nicht zuletzt mit Blick auf die Bedürfnisse der Rüstungsentwicklung blieb die Relativitätstheorie erlaubt.


Auch viele führende Vertreter der hergebrachten klassischen Physik lehnten Einsteins Relativitätstheorie ab, darunter Lorentz und Poincaré selbst und auch Experimentalphysiker wie Michelson.
=== Erkenntnistheoretische Implikationen ===


=== Wissenschaftliche Anerkennung ===
Raum und Zeit spielen eine Schlüsselrolle in der [[Erkenntnistheorie]] von [[Immanuel Kant]]. Das legt nahe, dass die Relativitätstheorie mit ihren Aussagen über Raum und Zeit auch philosophische Implikationen hat.
Die Bedeutung der Relativitätstheorien [[Albert Einstein#Gegenstand des Nobelpreises|war anfänglich umstritten]]. Der [[Liste der Nobelpreisträger für Physik|Nobelpreis für Physik]] 1921 wurde Einstein im Jahr 1922 für seine Deutung des [[Photoelektrischer Effekt|photoelektrischen Effekts]] zugesprochen. Allerdings sprach er in seiner Preisrede dann über die Relativitätstheorien.


== Literatur und Film ==
Für Kant sind Raum und Zeit unabhängig von jedem empirischen Inhalt, also [[a priori]], gegebene Formen der [[Anschauung]]. ''Reine Anschauung'' ermöglicht es, ''reine Mathematik'' zu betreiben: Geometrie basiert auf Anschauung im Raum, Arithmetik basiert auf Abzählen in der Zeit. Mathematik erlaubt [[Synthetisches Urteil a priori|Synthetische Urteile a priori]]: ''„Ebensowenig ist irgendein Grundsatz der reinen Geometrie [[analytisches Urteil|analytisch]]. Daß die gerade Linie zwischen zwei Punkten die kürzeste sei, ist ein synthetischer Satz. Denn mein Begriff vom ''Geraden'' enthält nichts von Größe, sondern nur eine Qualität“'' ([[Kritik der reinen Vernunft|KdrV]], B16).


=== Physikalische Einführungen und Diskussion ===
Kant nimmt also die euklidische Geometrie als Grundlage der (physikalischen) Anschauung an. An diese Vorgehensweise knüpfen heute die [[Protophysik]]er an.
* [[Max Born]]: ''[[Die Relativitätstheorie Einsteins]]''. Bearbeitet von Jürgen Ehlers und Markus Pössel. Springer, Berlin 2003, ISBN 3-540-67904-9.
* Albert Einstein: ''[[Über die spezielle und die allgemeine Relativitätstheorie]]'', Springer Verlag 2009, 24. Auflage (1. Auflage 1916).
* Albert Einstein, [[Leopold Infeld]]: ''Die Evolution der Physik''. Zsolnay, Hamburg 1950, Rowohlt, Reinbek 1987, ISBN 3-499-18342-0.
* Albert Einstein: ''Grundzüge der Relativitätstheorie.'' Vieweg 1963; Neuausgabe: Springer, Berlin 2002, ISBN 3-540-43512-3 (Originaltitel ''Meaning of relativity'').
* Jürgen Freund: ''Relativitätstheorie für Studienanfänger – ein Lehrbuch''. vdf Hochschulverlag, Zürich 2004, ISBN 3-7281-2993-3.
* [[Hubert Goenner]]: ''Spezielle Relativitätstheorie und die klassische Feldtheorie''. Elsevier – Spektrum Akademischer Verlag, München 2004, ISBN 3-8274-1434-2.
* Holger Müller, Achim Peters: ''Einsteins Theorie auf dem optischen Prüfstand – Spezielle Relativitätstheorie''. In: ''Physik in unserer Zeit'' 35, Nr. 2, 2004, {{ISSN|0031-9252}}, S. 70–75.
* Wolfgang Nolting: ''Grundkurs Theoretische Physik''. Band 4. ''Spezielle Relativitätstheorie, Thermodynamik''. Springer, Berlin 2003, ISBN 3-540-42116-5.
* [[Hans Stephani]]: ''Allgemeine Relativitätstheorie''. Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1991, ISBN 3-326-00083-9.
* [[Torsten Fließbach]]: ''Allgemeine Relativitätstheorie''. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 2006, ISBN 3-8274-1685-X.


=== Populäre Literatur ===
Dass der physikalisch empirische (also: [[a posteriori]]) Raum der Relativitätstheorie zufolge tatsächlich gekrümmt ist, war Anfang des 20. Jahrhunderts überraschend, jedoch nicht unvereinbar mit dem erreichten Verständnis von Geometrie. Dass Raum und Zeit kommensurabel sind, weil zeitliche Größen durch Multiplikation mit der Lichtgeschwindigkeit in räumliche Größen umgerechnet werden können, so dass beide in den Gleichungen dieser Theorie strukturell nahezu gleichwertig in Erscheinung treten, war ebenfalls eine Überraschung.
* [[Peter von der Osten-Sacken (Astronom)|Peter von der Osten-Sacken]]: ''Gedankenexperimente zur Relativität der Zeit.'' In: [[Ernst von Khuon]] (Hrsg.): ''Waren die Götter Astronauten? Wissenschaftler diskutieren die Thesen Erich von Dänikens.'' Taschenbuchausgabe: Droemer, München/Zürich 1972, ISBN 3-426-00284-1, S. 113–124.
* [[Julian Schwinger]]: ''Einsteins Erbe. Die Einheit von Raum und Zeit''. Spektrum, Heidelberg 2000, ISBN 3-8274-1045-2.
* David Bodanis: ''Bis Einstein kam. Die abenteuerliche Suche nach dem Geheimnis der Welt''. Fischer, Frankfurt am Main 2003, ISBN 3-596-15399-9.
* Gerald Kahan: ''Einsteins Relativitätstheorie – zum leichten Verständnis für jedermann''. Dumont, Köln 1987, 2005, ISBN 3-7701-1852-9.
* [[Rüdiger Vaas]]: ''Jenseits von Einsteins Universum – Von der Relativitätstheorie zur Quantengravitation''. Kosmos, Stuttgart 2015, ISBN 978-3-440-14883-9.


=== Philosophische Einführungen und Diskussion ===
Über die Mathematik hinaus findet Kant, dass auch die Naturwissenschaft (''physica'') ''synthetische Urteile a priori als Prinzipien in sich'' enthält, so etwa die Erhaltung der Masse (KdrV, B17). In der Relativitätstheorie tritt an Stelle der Massenerhaltung die Erhaltung der Gesamtenergie. Auch hier bestätigt die Physik die philosophische Kritik an Kant, der zu Folge synthetische Urteile a priori nicht möglich sind.
* Julian Barbour: ''The End of Time''. Weidenfeld & Nicolson, London 1999, ISBN 0-297-81985-2.
* [[Ernst Cassirer]]: ''Zur Einsteinschen Relativitätstheorie. Erkenntnistheoretische Betrachtungen''. Meiner, Hamburg 2001, ISBN 3-7873-1410-5.
* [[John Earman]]: ''World Enough and Space-Time. Absolute versus relational theories of space and time''. MIT, Cambridge, Mass. 1989, ISBN 0-262-05040-4.
* John Earman (Hrsg.): ''Foundations of space-time theories''. University of Minnesota Press, Minneapolis, Minn. 1977, ISBN 0-8166-0807-5.
* [[Lawrence Sklar]]: ''Space, Time, and Spacetime''. University of California Press, 1977, ISBN 0-520-03174-1.
* R. Torretti: ''Relativity and Geometry''. Pergamon, Oxford 1983, ISBN 0-08-026773-4.
* M. Friedman: ''Foundations of Space-Time Theories. Relativistic physics and philosophy of science''. Princeton University Press, Princeton, NJ 1983, ISBN 0-691-07239-6.
* John Earman: ''Bangs, Crunches, Whimpers and Shrieks. Singularities and acausalities in relativistic spacetimes''. Oxford University Press, Oxford 1995, ISBN 0-19-509591-X.
* H. Brown: ''Physical Relativity. Space-time structure from a dynamical perspective''. Clarendon, Oxford 2005, ISBN 978-0-19-927583-0.
* Graham Nerlich: ''What spacetime explains. Metaphysical essays on space and time''. Cambridge University Press, Cambridge 1994, ISBN 0-521-45261-9.
* T. Ryckman: ''The Reign of Relativity. Philosophy in physics 1915–1925''. Oxford University Press, New York 2005, ISBN 0-19-517717-7.
* R. DiSalle: ''Understanding space-time. The philosophical development of physics from Newton to Einstein''. Cambridge University Press, Cambridge 2007, ISBN 978-0-521-85790-1.
* Werner Bernhard Sendker: ''Die so unterschiedlichen Theorien von Raum und Zeit. Der transzendentale Idealismus Kants im Verhältnis zur Relativitätstheorie Einsteins''. Osnabrück 2000, ISBN 3-934366-33-3.


Sowie Überblicksdarstellungen in den meisten Handbüchern zur [[Naturphilosophie]], [[Philosophie der Physik]] und oft auch [[Wissenschaftstheorie]].
=== Schlusswort ===


=== Film ===
Die Relativitätstheorie markiert wissenschaftshistorisch den Punkt, an dem die [[Anschauung]] als Mittel zum physikalischen Verständnis von Naturphänomenen zum ersten Mal grundsätzlich versagte. Raum und Zeit sind Vorbedingung für jegliche Erfahrung und können daher nicht Gegenstand dieser Erfahrung sein, wie bereits Immanuel Kant sinngemäß feststellte. Diese Situation sollte sich durch die anschließende Entdeckung der [[Quantentheorie]] mit ihrer Aufgabe strikt [[Determinismus|deterministischer]] Modelle und der Erkenntnis des [[Zufall]]s als fundamentalem Bestandteil der Welt noch erheblich verschärfen. Im Rahmen eines naturwissenschaftlichen Ansatzes gelingt es lediglich mit den Mitteln der Mathematik, diese Grenze erfolgreich zu überschreiten. Die Relativitätstheorie ist daher von [[Erkenntnistheorie|erkenntnistheoretischer]] Relevanz. Vor der Formulierung der Relativitätstheorie war die Diskussion über Raum, Zeit und Kosmologie weitgehend der [[Philosophie]] und [[Religion]] vorbehalten. Der Kirchenhistoriker [[Adolf von Harnack]] stellte seinerzeit fest:
* ''Einsteins große Idee''. Frankreich, Großbritannien 2005, [[Arte|ARTE]] Frankreich, Regie: Gary Johnstone. (Das Drehbuch basiert auf dem Bestseller ''Bis Einstein kam'' von David Bodanis.)

:''„Man klagt darüber, dass unsere Generation keine Philosophen habe. Mit Unrecht. Sie sitzen jetzt nur in einer anderen Fakultät. Sie heißen Max Planck und Albert Einstein“''.

== Literatur ==
* Albert Einstein/Leopold Infeld: ''Die Evolution der Physik''. 1950, auch als Taschenbuch: Reinbek, Rowohlt 1987 ISBN 3-499-18342-0
* Albert Einstein: ''Grundzüge der Relativitätstheorie''. 6. A. Springer, Berlin u.a. 2002 ISBN 3-540-43512-3 (Originaltitel: ''Meaning of relativity'')
* Julian Schwinger: ''Einsteins Erbe. Die Einheit von Raum und Zeit''. Spektrum, Heidelberg u.a. 2000 ISBN 3-8274-1045-2 (leicht verständliche Einführung für Laien)
* David Bodanis: ''Bis Einstein kam. Die abenteuerliche Suche nach dem Geheimnis der Welt''. Fischer, Frankfurt am Main 2003 ISBN 3-596-15399-9 (leicht verständliche Einführung zum Verständnis der Relativitätstheorie und der vorher geläufigen Lehrmeinungen, erläutert z. B. in eigenen Kapiteln ausführlich ''E'', ''m'', ''c²'' und sogar das Gleichheitszeichen)
* Jürgen Freund: ''Relativitätstheorie für Studienanfänger - ein Lehrbuch''. vdf Hochschulverlag an der ETH Zürich 2004; ISBN 3-7281-2993-3 (leicht verständliche Einführung; Mindestvoraussetzung Abitur, einige Kapitel können gelesen werden in www.relativitaet.info)
* Holger Müller, Achim Peters: ''Einsteins Theorie auf dem optischen Prüfstand: Spezielle Relativitätstheorie''. Physik in unserer Zeit 35(2), S. 70 – 75 (2004), ISSN 0031-9252
* Goenner, Hubert: ''Spezielle Relativitätstheorie und die klassische Feldtheorie'', Elsevier - Spektrum Akademischer Verlag 2004, ISBN 3-8274-1434-2


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Wikisource|Portal:Relativity|Historische Texte zur Relativitätstheorie (deutsch, englisch, französisch)|lang=en}}
{{Wikibooks2|Einsteins Welt|Einsteins Welt – Die Welt der Speziellen Relativitätstheorie}}
{{Wikisource|Relativitätstheorie|Historische Texte zur Relativitätstheorie, Deutsch}}
{{Wikibooks1|A. Einstein, Zur Elektrodynamik bewegter Körper. Kommentiert und erläutert.}}
{{Wikibooks2|Spezielle Relativitätstheorie: Inhalt|Spezielle Relativitätstheorie I-V}}
{{Commonscat|Theory of relativity|Relativitätstheorie}}
{{Wikiquote}}

{{Wiktionary}}
*[http://www.tempolimit-lichtgeschwindigkeit.de/ Tempolimit Lichtgeschwindigkeit] - Visualisierung der Phänomene der Relativitätstheorie
{{Wikibooks|Einsteins Welt|Einsteins Welt – Die Welt der Speziellen Relativitätstheorie}}
*[http://www.einstein-online.info/ Einstein online]
{{Wikibooks|A. Einstein: Kommentare und Erläuterungen: Zur Elektrodynamik bewegter Körper}}
* [http://www.ap.univie.ac.at/users/fe/rel.html Zur technischen Anwendung der Allgemeinen Relativitätstheorie in GPS-Systemen]
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* [http://www.tempolimit-lichtgeschwindigkeit.de/ Tempolimit Lichtgeschwindigkeit] – Visualisierung der Phänomene der Relativitätstheorie
=== Videos ===
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* E. F. Taylor and J. A. Wheeler: ''Spacetime Physics'' 2nd Edition, New York, W. H. Freeman and Co., 1992. ISBN 0-7167-2327-1. Standardwerk zur Speziellen Relativitätstheorie (englisch) [http://www.eftaylor.com/spacetimephysics/]
* [[Real Video]]: [http://www.br-online.de/cgi-bin/ravi?v=alpha/centauri/v/&f=010304.rm&g2=1 alpha centauri: Was ist Zeit?]
* [http://homepage.univie.ac.at/Franz.Embacher/rel.html Zur technischen Anwendung der Relativitätstheorie in GPS-Systemen]
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* [http://teacher.eduhi.at/alindner/Dyn_Geometrie/RelTheorie/index.htm Online-Kurs „Spezielle Relativitätstheorie“] (mit [[GeoGebra]], ausgezeichnet mit dem österreichischen Bildungssoftware-Preis L@rnie 2005)
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* J. R. Lucas: [http://users.ox.ac.uk/~jrlucas/ Homepage] mit zahlreichen Publikationen zur Philosophie der Zeit, Raumzeit und Relativität, darunter der Volltext von ''Reason and Reality'', 2006
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* {{SEP|http://plato.stanford.edu/entries/genrel-early/|Early Philosophical Interpretations of General Relativity|Thomas A. Ryckman}}
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* Andrew Hamilton: {{Webarchiv |url=http://casa.colorado.edu/~ajsh/sr/sr.shtml |text=Special Relativity |wayback=20170702231436}}
* Yuri Balashov: {{Webarchiv |url=http://www.owlnet.rice.edu/~spac205/ |text=From Space and Time to Space-Time: Understanding Relativity |wayback=20100419123410}}, Rice University, Houston, Texas 1999


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<references />


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Aktuelle Version vom 17. Februar 2025, 00:31 Uhr

Videosimulation der Verschmelzung von GW150914: gezeigt wird die durch die Gravitation verursachte Raumzeitverzerrung beim Umkreisen und Verschmelzen der schwarzen Löcher

Die Relativitätstheorie befasst sich mit der Struktur von Raum und Zeit sowie mit dem Wesen der Gravitation. Sie besteht aus zwei maßgeblich von Albert Einstein entwickelten physikalischen Theorien: der 1905 veröffentlichten speziellen Relativitätstheorie und der 1916 abgeschlossenen allgemeinen Relativitätstheorie. Die spezielle Relativitätstheorie beschreibt das Verhalten von Raum und Zeit aus der Sicht von Beobachtern, die sich relativ zueinander bewegen, und die damit verbundenen Phänomene. Darauf aufbauend führt die allgemeine Relativitätstheorie die Gravitation auf eine Krümmung von Raum und Zeit zurück, die unter anderem durch die beteiligten Massen verursacht wird.

Der in der physikalischen Fachsprache häufige Ausdruck relativistisch bedeutet üblicherweise, dass eine Geschwindigkeit nicht vernachlässigbar klein gegenüber der Lichtgeschwindigkeit ist; die Grenze wird oft bei zehn Prozent gezogen. Bei relativistischen Geschwindigkeiten gewinnen die von der speziellen Relativitätstheorie beschriebenen Effekte zunehmende Bedeutung, die Abweichungen von der klassischen Mechanik können dann nicht mehr vernachlässigt werden.

In diesem Artikel werden die grundlegenden Strukturen und Phänomene lediglich zusammenfassend aufgeführt. Für Erläuterungen und Details siehe die Artikel Spezielle Relativitätstheorie und Allgemeine Relativitätstheorie sowie die Verweise im Text. Zum Begriff der Relativität als solcher siehe Relativität.

Bedeutung

Die Relativitätstheorie hat das Verständnis von Raum und Zeit revolutioniert und Zusammenhänge aufgedeckt, die sich der anschaulichen Vorstellung entziehen. Diese lassen sich jedoch mathematisch präzise in Formeln fassen und durch Experimente bestätigen. Die Relativitätstheorie enthält die newtonsche Physik als Grenzfall. Sie erfüllt damit das Korrespondenzprinzip.

Das Standardmodell der Teilchenphysik beruht auf der Vereinigung der speziellen Relativitätstheorie mit der Quantentheorie zu einer relativistischen Quantenfeldtheorie.

Die allgemeine Relativitätstheorie ist neben der Quantenphysik eine der beiden Säulen des Theoriengebäudes Physik. Es wird allgemein angenommen, dass eine Vereinigung dieser beiden Säulen zu einer Theory of Everything (Theorie von allem) im Prinzip möglich ist. Trotz großer Anstrengungen ist solch eine Vereinigung jedoch noch nicht vollständig gelungen. Sie zählt zu den großen Herausforderungen der physikalischen Grundlagenforschung.

Die spezielle Relativitätstheorie

Das Relativitätsprinzip

Die beiden folgenden Feststellungen lassen sich als Axiome der Relativitätstheorie interpretieren, aus denen alles Weitere hergeleitet werden kann:

Beide Beobachter messen für die Geschwindigkeit des Lichtes denselben Zahlenwert, obwohl sich der linke relativ zur Lichtquelle bewegt
  • Messen verschiedene Beobachter die Geschwindigkeit eines Lichtstrahls relativ zu ihrem Standort, so kommen sie unabhängig von ihrem eigenen Bewegungszustand zum selben Ergebnis. Dies ist das sogenannte Prinzip von der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit.
  • Die physikalischen Gesetze haben für alle Beobachter, die sich relativ zueinander mit konstanter Geschwindigkeit bewegen, also keiner Beschleunigung unterliegen, dieselbe Gestalt. Diesen Umstand nennt man Relativitätsprinzip.

Das Relativitätsprinzip an sich ist wenig spektakulär, denn es gilt auch für die newtonsche Mechanik. Aus ihm folgt unmittelbar, dass es keine Möglichkeit gibt, eine absolute Geschwindigkeit eines Beobachters im Raum zu ermitteln und damit ein absolut ruhendes Bezugssystem zu definieren. Ein solches Ruhesystem müsste sich in irgendeiner Form von allen anderen unterscheiden – es würde damit aber im Widerspruch zum Relativitätsprinzip stehen, wonach die Gesetze der Physik in allen Bezugssystemen dieselbe Gestalt haben. Nun beruhte vor der Entwicklung der Relativitätstheorie die Elektrodynamik auf der Annahme des Äthers als Träger elektromagnetischer Wellen. Würde ein solcher Äther als starres Gebilde den Raum füllen, dann würde er ein Bezugssystem definieren, in dem im Widerspruch zum Relativitätsprinzip die physikalischen Gesetze eine besonders einfache Form hätten und welches überdies das einzige System wäre, in dem die Lichtgeschwindigkeit konstant ist. Jedoch scheiterten alle Versuche, die Existenz des Äthers nachzuweisen, wie beispielsweise das berühmte Michelson-Morley-Experiment von 1887.

Durch die Aufgabe der konventionellen Vorstellungen von Raum und Zeit und die Verwerfung der Ätherhypothese gelang es Einstein, den scheinbaren Widerspruch zwischen dem Relativitätsprinzip und der aus der Elektrodynamik folgenden Konstanz der Lichtgeschwindigkeit aufzulösen. Nicht zufällig waren es Experimente und Überlegungen zur Elektrodynamik, die zur Entdeckung der Relativitätstheorie führten. So lautete der unscheinbare Titel der einsteinschen Publikation von 1905, die die spezielle Relativitätstheorie begründete, Zur Elektrodynamik bewegter Körper.

Relativität von Raum und Zeit

Raum- und Zeitangaben sind in der Relativitätstheorie keine universell gültigen Ordnungsstrukturen. Vielmehr werden der räumliche und zeitliche Abstand zweier Ereignisse oder auch deren Gleichzeitigkeit von Beobachtern mit verschiedenen Bewegungszuständen unterschiedlich beurteilt. Bewegte Objekte erweisen sich im Vergleich zum Ruhezustand in Bewegungsrichtung als verkürzt und bewegte Uhren als verlangsamt. Da jedoch alle relativ zueinander gleichförmig bewegten Beobachter gleichermaßen den Standpunkt vertreten können, sich in Ruhe zu befinden, beruhen diese Beobachtungen auf Gegenseitigkeit, das heißt, zwei relativ zueinander bewegte Beobachter sehen die Uhren des jeweils anderen langsamer gehen. Außerdem sind aus ihrer Sicht die Meterstäbe des jeweils anderen kürzer als ein Meter, wenn sie längs der Bewegungsrichtung ausgerichtet sind. Die Frage, wer die Situation korrekter beschreibt, ist hierbei prinzipiell nicht zu beantworten und daher sinnlos.

Diese Längenkontraktion und Zeitdilatation lassen sich vergleichsweise anschaulich anhand von Minkowski-Diagrammen nachvollziehen. In der mathematischen Formulierung ergeben sie sich aus der Lorentz-Transformation, die den Zusammenhang zwischen den Raum- und Zeitkoordinaten der verschiedenen Beobachter beschreibt. Diese Transformation lässt sich direkt aus den beiden obigen Axiomen und der Annahme, dass sie linear ist, herleiten.

Die meisten dieser relativistisch erklärbaren Phänomene machen sich erst bei Geschwindigkeiten bemerkbar, die im Vergleich zur Lichtgeschwindigkeit nennenswert groß sind. Solche Geschwindigkeiten werden von massebehafteten Körpern im Alltag nicht annähernd erreicht.

Lichtgeschwindigkeit als Grenze

Kein Objekt und keine Information kann sich schneller bewegen als das Licht im Vakuum. Nähert sich die Geschwindigkeit eines materiellen Objektes der Lichtgeschwindigkeit, so strebt der Energieaufwand für eine weitere Beschleunigung über alle Grenzen, weil die kinetische Energie mit zunehmender Annäherung an die Lichtgeschwindigkeit immer steiler ansteigt. Zum Erreichen der Lichtgeschwindigkeit müsste unendlich viel Energie aufgebracht werden.

Dieser Umstand ist eine Folge der Struktur von Raum und Zeit und keine Eigenschaft des Objekts, wie beispielsweise eines lediglich unvollkommenen Raumschiffes. Würde sich ein Objekt mit Überlichtgeschwindigkeit von A nach B bewegen, so gäbe es immer einen relativ zu ihm bewegten Beobachter, der eine Bewegung von B nach A wahrnehmen würde, wiederum ohne dass die Frage, wer die Situation korrekter beschreibt, einen Sinn gäbe. Das Kausalitätsprinzip wäre dann verletzt, da die Reihenfolge von Ursache und Wirkung nicht mehr definiert wäre. Ein solches Objekt würde sich übrigens für jeden Beobachter mit Überlichtgeschwindigkeit bewegen.

Vereinigung von Raum und Zeit zur Raumzeit

Raum und Zeit erscheinen in den Grundgleichungen der Relativitätstheorie formal fast gleichwertig nebeneinander und lassen sich daher zu einer vierdimensionalen Raumzeit vereinigen. Dass Raum und Zeit auf verschiedene Weise in Erscheinung treten, ist eine Eigenheit der menschlichen Wahrnehmung. Mathematisch lässt der Unterschied sich auf ein einziges Vorzeichen zurückführen, durch das sich die Definition eines Abstandes im euklidischen Raum von der Definition des Abstands in der vierdimensionalen Raumzeit unterscheidet. Aus gewöhnlichen Vektoren im dreidimensionalen Raum werden dabei sogenannte Vierervektoren.

In der Raumzeit gibt es aufgrund der Relativität von Längen und Zeitspannen drei klar unterscheidbare Bereiche für jeden Beobachter:

  • Im Zukunftslichtkegel liegen alle Punkte, die der Beobachter mittels eines Signals mit maximal Lichtgeschwindigkeit erreichen kann.
  • Der Vergangenheitslichtkegel umfasst alle Punkte, von denen aus ein Signal mit maximal Lichtgeschwindigkeit den Beobachter erreichen kann.
  • Alle restlichen Punkte heißen „vom Beobachter raumartig getrennt“. In diesem Bereich kann der gewählte Beobachter Zukunft und Vergangenheit nicht definieren.

Praktische Anwendung finden die Raumzeit-Vierervektoren beispielsweise in Berechnungen der Kinematik schneller Teilchen.[1]

Äquivalenz von Masse und Energie

Jedes Objekt hat eine Ruheenergie E, die seiner Masse m entspricht

,

wobei c die Lichtgeschwindigkeit ist. Damit ist die Masse eines zusammengesetzten Objekts nicht die Summe der Massen seiner Bestandteile, vielmehr trägt auch seine innere Energie (Bewegung der Bestandteile gegeneinander, potenzielle Energie, …) zur Masse bei. Die Änderung der inneren Energie eines Systems bedeutet daher auch eine Änderung seiner Masse.

Durch den großen konstanten Umrechnungsfaktor gehen Energieumsätze, wie sie im Alltag typisch sind, nur mit unmerklich kleinen Änderungen der Masse einher. In der Kernphysik, der Elementarteilchenphysik und der Astrophysik tritt die Äquivalenz von Masse und Energie weit stärker in Erscheinung. Die Masse von Atomkernen ist aufgrund der bei ihrer Entstehung freigesetzten Bindungsenergie um knapp ein Prozent kleiner als die Summe der Massen ihrer ungebundenen Kernbausteine.

Magnetfelder in der Relativitätstheorie

Die Existenz magnetischer Kräfte ist untrennbar mit der Relativitätstheorie verknüpft. Eine isolierte Existenz des coulombschen Gesetzes für elektrische Kräfte wäre nicht mit der Struktur von Raum und Zeit verträglich. So sieht ein Beobachter, der relativ zu einem System statischer elektrischer Ladungen ruht, kein Magnetfeld, anders als ein Beobachter, der sich relativ zu ihm bewegt. Übersetzt man die Beobachtungen des ruhenden Beobachters über eine Lorentz-Transformation in die des Bewegten, so stellt sich heraus, dass dieser neben der elektrischen Kraft eine weitere, magnetische Kraft wahrnimmt. Die Existenz des Magnetfeldes in diesem Beispiel lässt sich daher auf die Struktur von Raum und Zeit zurückführen. Unter diesem Gesichtspunkt wirkt auch die im Vergleich zum Coulombgesetz komplizierte und auf den ersten Blick wenig plausible Struktur des vergleichbaren biot-savartschen Gesetzes für Magnetfelder weniger verwunderlich. Im mathematischen Formalismus der Relativitätstheorie werden das elektrische und das magnetische Feld zu einer Einheit, dem vierdimensionalen elektromagnetischen Feldstärketensor, zusammengefasst, ganz analog zur Vereinigung von Raum und Zeit zur vierdimensionalen Raumzeit.

Die allgemeine Relativitätstheorie

Gravitation und die Krümmung der Raumzeit

Die allgemeine Relativitätstheorie führt die Gravitation auf das geometrische Phänomen der gekrümmten Raumzeit zurück, indem sie feststellt:

  • Energie krümmt die Raumzeit in ihrer Umgebung.
  • Ein Gegenstand, auf den nur gravitative Kräfte wirken, bewegt sich zwischen zwei Punkten in der Raumzeit stets auf einer sogenannten Geodäte.

Entzieht sich bereits die vierdimensionale Raumzeit der speziellen Relativitätstheorie einer anschaulichen Vorstellbarkeit, so gilt das für eine zusätzlich gekrümmte Raumzeit erst recht. Zur Veranschaulichung kann man jedoch Situationen mit reduzierter Anzahl von Dimensionen betrachten. So entspricht im Fall einer zweidimensionalen gekrümmten Landschaft eine Geodäte dem Weg, den ein Fahrzeug mit geradeaus fixierter Lenkung nehmen würde. Würden zwei solche Fahrzeuge am Äquator einer Kugel nebeneinander exakt parallel Richtung Norden starten, dann würden sie sich am Nordpol treffen. Ein Beobachter, dem die Kugelgestalt der Erde verborgen bliebe, würde daraus auf eine Anziehungskraft zwischen den beiden Fahrzeugen schließen. Es handelt sich aber um ein rein geometrisches Phänomen. Gravitationskräfte werden daher in der allgemeinen Relativitätstheorie gelegentlich auch als Scheinkräfte bezeichnet.

Da der geodätische Weg durch die Raumzeit von ihrer Geometrie und nicht von der Masse oder sonstigen Eigenschaften des fallenden Körpers abhängt, fallen alle Körper im Gravitationsfeld gleich schnell, wie bereits Galilei feststellte. Dieser Umstand wird in der newtonschen Mechanik durch die Äquivalenz von träger und schwerer Masse beschrieben, die auch der allgemeinen Relativitätstheorie zugrunde liegt.

Die mathematische Struktur der allgemeinen Relativitätstheorie

Während viele Aspekte der speziellen Relativitätstheorie in ihrer einfachsten Formulierung auch mit geringen mathematischen Kenntnissen nachvollziehbar sind, ist die Mathematik der allgemeinen Relativitätstheorie deutlich anspruchsvoller. Die Beschreibung einer gekrümmten Raumzeit erfolgt mit den Methoden der Differentialgeometrie, die die euklidische Geometrie des uns vertrauten flachen Raumes beinhaltet und erweitert.

Zur Beschreibung von Krümmung wird zur Anschauung meist ein gekrümmtes Objekt in einen höherdimensionalen Raum eingebettet. Zum Beispiel stellt man sich eine zweidimensionale Kugeloberfläche üblicherweise in einem dreidimensionalen Raum vor. Krümmung kann jedoch ohne die Annahme eines solchen Einbettungsraumes beschrieben werden, was in der allgemeinen Relativitätstheorie auch geschieht. Es ist beispielsweise möglich, Krümmung dadurch zu beschreiben, dass die Winkelsumme von Dreiecken nicht 180° entspricht.

Die Entstehung der Krümmung wird durch die einsteinschen Feldgleichungen beschrieben. Dabei handelt es sich um Differentialgleichungen eines Tensorfeldes mit zehn Komponenten, die nur in speziellen Fällen analytisch, das heißt in Form einer mathematischen Gleichung, lösbar sind. Für komplexe Systeme wird daher üblicherweise mit Näherungsmechanismen gearbeitet.

Uhren im Gravitationsfeld

In der allgemeinen Relativitätstheorie hängt der Gang von Uhren nicht nur von ihrer relativen Geschwindigkeit ab, sondern auch von ihrem Ort im Gravitationsfeld. Eine Uhr auf einem Berg geht schneller als eine im Tal. Dieser Effekt ist zwar im irdischen Gravitationsfeld nur gering, er wird jedoch beim GPS-Navigationssystem zur Vermeidung von Fehlern bei der Positionsbestimmung über eine entsprechende Frequenzkorrektur der Funksignale berücksichtigt.

Kosmologie

Während die spezielle Relativitätstheorie bei Anwesenheit von Massen nur in Gebieten der Raumzeit gilt, die so klein sind, dass die Krümmung vernachlässigt werden kann, kommt die allgemeine Relativitätstheorie ohne diese Einschränkung aus. Sie kann somit auch auf das Universum als Ganzes angewandt werden und spielt daher in der Kosmologie eine zentrale Rolle. So wird die Expansion des Weltalls, die die Astronomen beobachten, durch die friedmannschen Lösungen der einsteinschen Feldgleichungen in Kombination mit einer sogenannten kosmologischen Konstanten angemessen beschrieben. Danach begann diese Expansion mit dem Urknall, der nach den jüngsten Untersuchungen vor 13,7 Milliarden Jahren stattgefunden hat. Er kann auch als der Beginn von Raum und Zeit angesehen werden, bei dem das gesamte Universum auf einem Raumgebiet vom Durchmesser der Planck-Länge konzentriert war.

Schwarze Löcher

Eine weitere Vorhersage der allgemeinen Relativitätstheorie waren Schwarze Löcher, die als Endstadium der Sternentwicklung bei sehr massereichen Sternen und in den Zentren von Galaxien auftreten. Bei ihnen bewirkt eine Konzentration der Masse auf einen extrem kleinen Bereich eine so starke Gravitation, dass nicht einmal das Licht entweichen kann.

Gravitationswellen

Die allgemeine Relativitätstheorie erlaubt die Existenz von Gravitationswellen, lokalen Deformationen der Raumzeit, die sich mit Lichtgeschwindigkeit ausbreiten. Sie entstehen bei der Beschleunigung von Massen, allerdings sind sie nur sehr klein. Daher konnten Gravitationswellen lange Zeit nur indirekt bestätigt werden, etwa durch Beobachtungen an Doppelsternsystemen mit Pulsaren. Russell Hulse und Joseph Taylor erhielten dafür 1993 den Nobelpreis für Physik. Am 14. September 2015 gelang der direkte Nachweis durch die LIGO-Detektoren (Ereignis GW150914), was im Jahr 2017 ebenfalls durch einen Nobelpreis für Physik gewürdigt wurde.

Entstehungsgeschichte

Spezielle Relativitätstheorie

Albert Einstein, Physiker, 1879–1955

Ausgehend von den Problemen der verschiedenen Äthertheorien des 19. Jahrhunderts und der maxwellschen Gleichungen setzte eine kontinuierliche Entwicklung mit folgenden Hauptstationen ein:

  • dem Michelson-Morley-Experiment (1887), das keine Relativbewegung zwischen Erde und Äther (Ätherdrift) aufzeigen konnte;
  • der Kontraktionshypothese von George FitzGerald (1889) und Hendrik Antoon Lorentz (1892), mit der das Michelson-Morley-Experiment erklärt werden sollte;
  • der Lorentz-Transformation von Lorentz (1892, 1899) und Joseph Larmor (1897), die eine Veränderung der Zeitvariablen beinhaltete, und mit der generell die negativen Ätherdriftexperimente erklärt werden sollten;
  • dem Relativitätsprinzip (1900, 1904), der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit (1898, 1904), und der Relativität der Gleichzeitigkeit (1898, 1900) durch Henri Poincaré, der jedoch am Äthergedanken festhielt;
  • sowie dem Erreichen der vollen Kovarianz der elektrodynamischen Grundgleichungen durch Lorentz (1904) und Poincaré (1905) in der lorentzschen Äthertheorie.

Dies kulminierte in der speziellen Relativitätstheorie Albert Einsteins (1905) durch eine durchsichtige Ableitung der gesamten Theorie aus den Postulaten des Relativitätsprinzips und der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit, und der endgültigen Überwindung des Ätherbegriffs durch Reformulierung der Begriffe von Raum und Zeit. Die dynamische Betrachtungsweise von Lorentz und Poincaré wurde durch die kinematische Einsteins ersetzt. Schließlich folgte die mathematische Reformulierung der Theorie durch Einbeziehung der Zeit als vierte Dimension durch Hermann Minkowski (1907).

Allgemeine Relativitätstheorie

Während an der Entwicklung der speziellen Relativitätstheorie eine Reihe von Wissenschaftlern beteiligt war – wobei Einsteins Arbeit von 1905 sowohl ein Ende als auch einen Neuanfang darstellte –, war die Entwicklung der allgemeinen Relativitätstheorie, was ihre grundlegenden physikalischen Aussagen betraf, praktisch die alleinige Errungenschaft Einsteins.

Diese Entwicklung begann 1907 mit dem Äquivalenzprinzip, wonach träge und schwere Masse äquivalent sind. Daraus leitete er die gravitative Rotverschiebung ab und stellte fest, dass Licht im Gravitationsfeld abgelenkt wird, wobei er die dabei entstehende Verzögerung, die sogenannte Shapiro-Verzögerung, bedachte. 1911 führte er mit verfeinerten Methoden diese Grundgedanken weiter. Diesmal vermutete er auch, dass die Lichtablenkung im Gravitationsfeld messbar ist. Der von ihm zu dieser Zeit vorhergesagte Wert war jedoch noch um einen Faktor 2 zu klein.

Im weiteren Verlauf erkannte Einstein, dass Minkowskis vierdimensionaler Raumzeitformalismus, welchem Einstein bislang skeptisch gegenüberstand, eine sehr wichtige Bedeutung bei der neuen Theorie zukam. Auch wurde ihm nun klar, dass die Mittel der euklidischen Geometrie nicht ausreichten, um seine Arbeit fortsetzen zu können. 1913 konnte er mit der mathematischen Unterstützung Marcel Grossmanns die im 19. Jahrhundert entwickelte nichteuklidische Geometrie in seine Theorie integrieren, ohne jedoch die vollständige Kovarianz, d. h. die Übereinstimmung aller Naturgesetze in den Bezugssystemen, zu erreichen. 1915 waren diese Probleme nach einigen Fehlschlägen überwunden, und Einstein konnte schließlich die korrekten Feldgleichungen der Gravitation ableiten. Nahezu gleichzeitig gelang dies auch David Hilbert. Einstein errechnete den korrekten Wert für die Periheldrehung des Merkurs, und für die Lichtablenkung das Doppelte des 1911 erhaltenen Wertes. 1919 wurde dieser Wert erstmals bestätigt, was den Siegeszug der Theorie in Physikerkreisen und auch in der Öffentlichkeit einleitete.

Danach versuchten sich viele Physiker an exakten Lösungen der Feldgleichungen, was in der Aufstellung diverser kosmologischer Modelle und in Theorien wie die der Schwarzen Löcher mündete.

Weitere geometrische Theorien

Nach der Erklärung der Gravitation als geometrisches Phänomen lag es nahe, auch die anderen damals bekannten Grundkräfte, die elektrische und die magnetische, auf geometrische Effekte zurückzuführen. Theodor Kaluza (1921) und Oskar Klein (1926) nahmen dazu eine zusätzliche in sich geschlossene Dimension des Raumes mit so kleiner, nämlich subatomarer Länge an, dass diese Dimension uns verborgen bleibt. Sie blieben jedoch mit ihrer Theorie erfolglos. Auch Einstein arbeitete lange vergeblich daran, eine solche einheitliche Feldtheorie zu schaffen.

Nach der Entdeckung weiterer Grundkräfte der Natur erlebten diese sogenannten Kaluza-Klein-Theorien eine Renaissance – allerdings auf der Basis der Quantentheorie. Die heute aussichtsreichste Theorie zur Vereinigung der Relativitätstheorie und der Quantentheorie dieser Art, die Stringtheorie, geht von sechs oder sieben verborgenen Dimensionen von der Größe der Planck-Länge und damit von einer zehn- beziehungsweise elfdimensionalen Raumzeit aus.

Experimentelle Bestätigungen

Der erste Erfolg der speziellen Relativitätstheorie war die Auflösung des Widerspruches, der als Anlass für ihre Entdeckung angesehen werden kann: der Widerspruch zwischen dem Ergebnis des Michelson-Morley-Experiments und der Theorie der Elektrodynamik. Seither hat sich die spezielle Relativitätstheorie in der Interpretation unzähliger Experimente bewährt. Ein überzeugendes Beispiel ist der Nachweis von Myonen in der Höhenstrahlung, die auf Grund ihrer kurzen Lebensdauer nicht die Erdoberfläche erreichen könnten, wenn nicht aufgrund ihrer hohen Geschwindigkeit die Zeit für sie langsamer ginge, beziehungsweise sie die Flugstrecke längenkontrahiert erführen. Dieser Nachweis gelang zum Teil bei den Ballonflügen in die Stratosphäre des Schweizer Physikers Auguste Piccard in den Jahren 1931 und 1932, die unter Mitwirkung von Einstein vorbereitet wurden.

Hingegen gab es zur Zeit der Veröffentlichung der allgemeinen Relativitätstheorie nur einen einzigen Hinweis für ihre Richtigkeit, die Periheldrehung des Merkurs. 1919 stellte Arthur Stanley Eddington bei einer Sonnenfinsternis eine Verschiebung der scheinbaren Position der Sterne nahe der Sonne fest und lieferte mit diesem sehr direkten Hinweis auf eine Krümmung des Raums eine weitere Bestätigung der Theorie.

Weitere experimentelle Tests sind im Artikel zur allgemeinen Relativitätstheorie beschrieben.

Die Relativitätstheorie hat sich bis heute in der von Einstein vorgegebenen Form gegen alle Alternativen, die insbesondere zu seiner Theorie der Gravitation vorgeschlagen wurden, behaupten können. Die bedeutendste war die Jordan-Brans-Dicke-Theorie, die jedoch aufwändiger war. Ihre Gültigkeit ist bisher nicht widerlegt worden. Der Bereich, den der entscheidende Parameter nach heutigem experimentellem Stand einnehmen kann, ist jedoch stark eingeschränkt.

Rezeption und Interpretation

Wahrnehmung in der Öffentlichkeit

Die neue Sichtweise der Relativitätstheorie bezüglich Raum und Zeit erregte nach ihrer Entdeckung auch in der Allgemeinheit Aufsehen. Einstein wurde zur Berühmtheit und die Relativitätstheorie erfuhr ein erhebliches Medienecho. Verkürzt auf das geflügelte Wort Alles ist relativ wurde sie zuweilen in die Nähe eines philosophischen Relativismus gerückt.

Im April 1922 wurde ein Film mit dem Titel Die Grundlagen der Einsteinschen Relativitätstheorie[2] uraufgeführt, in dem Einsteins spezielle Relativitätstheorie mit vielen Animationen dem Publikum verständlich gemacht werden sollte.

Kritik an der Relativitätstheorie speiste sich aus verschiedenen Quellen, wie Unverständnis, Ablehnung der fortschreitenden Mathematisierung der Physik und teilweise auch Ressentiments gegen Einsteins jüdische Abstammung. Ab den 1920er Jahren versuchten in Deutschland einige wenige offen antisemitische Physiker, namentlich die Nobelpreisträger Philipp Lenard und Johannes Stark, der Relativitätstheorie eine deutsche Physik entgegenzusetzen. Wenige Jahre nach der nationalsozialistischenMachtergreifung“ ging Stark mit einem Artikel in der SS-Zeitung Das Schwarze Korps vom 15. Juli 1937 gegen die im Land verbliebenen Anhänger der Relativitäts- und Quantentheorie in die Offensive. Unter anderem denunzierte er Werner Heisenberg und Max Planck als weiße Juden. Heisenberg wandte sich direkt an Himmler und erreichte seine volle Rehabilitierung; nicht zuletzt mit Blick auf die Bedürfnisse der Rüstungsentwicklung blieb die Relativitätstheorie erlaubt.

Auch viele führende Vertreter der hergebrachten klassischen Physik lehnten Einsteins Relativitätstheorie ab, darunter Lorentz und Poincaré selbst und auch Experimentalphysiker wie Michelson.

Wissenschaftliche Anerkennung

Die Bedeutung der Relativitätstheorien war anfänglich umstritten. Der Nobelpreis für Physik 1921 wurde Einstein im Jahr 1922 für seine Deutung des photoelektrischen Effekts zugesprochen. Allerdings sprach er in seiner Preisrede dann über die Relativitätstheorien.

Literatur und Film

Physikalische Einführungen und Diskussion

Populäre Literatur

  • Peter von der Osten-Sacken: Gedankenexperimente zur Relativität der Zeit. In: Ernst von Khuon (Hrsg.): Waren die Götter Astronauten? Wissenschaftler diskutieren die Thesen Erich von Dänikens. Taschenbuchausgabe: Droemer, München/Zürich 1972, ISBN 3-426-00284-1, S. 113–124.
  • Julian Schwinger: Einsteins Erbe. Die Einheit von Raum und Zeit. Spektrum, Heidelberg 2000, ISBN 3-8274-1045-2.
  • David Bodanis: Bis Einstein kam. Die abenteuerliche Suche nach dem Geheimnis der Welt. Fischer, Frankfurt am Main 2003, ISBN 3-596-15399-9.
  • Gerald Kahan: Einsteins Relativitätstheorie – zum leichten Verständnis für jedermann. Dumont, Köln 1987, 2005, ISBN 3-7701-1852-9.
  • Rüdiger Vaas: Jenseits von Einsteins Universum – Von der Relativitätstheorie zur Quantengravitation. Kosmos, Stuttgart 2015, ISBN 978-3-440-14883-9.

Philosophische Einführungen und Diskussion

  • Julian Barbour: The End of Time. Weidenfeld & Nicolson, London 1999, ISBN 0-297-81985-2.
  • Ernst Cassirer: Zur Einsteinschen Relativitätstheorie. Erkenntnistheoretische Betrachtungen. Meiner, Hamburg 2001, ISBN 3-7873-1410-5.
  • John Earman: World Enough and Space-Time. Absolute versus relational theories of space and time. MIT, Cambridge, Mass. 1989, ISBN 0-262-05040-4.
  • John Earman (Hrsg.): Foundations of space-time theories. University of Minnesota Press, Minneapolis, Minn. 1977, ISBN 0-8166-0807-5.
  • Lawrence Sklar: Space, Time, and Spacetime. University of California Press, 1977, ISBN 0-520-03174-1.
  • R. Torretti: Relativity and Geometry. Pergamon, Oxford 1983, ISBN 0-08-026773-4.
  • M. Friedman: Foundations of Space-Time Theories. Relativistic physics and philosophy of science. Princeton University Press, Princeton, NJ 1983, ISBN 0-691-07239-6.
  • John Earman: Bangs, Crunches, Whimpers and Shrieks. Singularities and acausalities in relativistic spacetimes. Oxford University Press, Oxford 1995, ISBN 0-19-509591-X.
  • H. Brown: Physical Relativity. Space-time structure from a dynamical perspective. Clarendon, Oxford 2005, ISBN 978-0-19-927583-0.
  • Graham Nerlich: What spacetime explains. Metaphysical essays on space and time. Cambridge University Press, Cambridge 1994, ISBN 0-521-45261-9.
  • T. Ryckman: The Reign of Relativity. Philosophy in physics 1915–1925. Oxford University Press, New York 2005, ISBN 0-19-517717-7.
  • R. DiSalle: Understanding space-time. The philosophical development of physics from Newton to Einstein. Cambridge University Press, Cambridge 2007, ISBN 978-0-521-85790-1.
  • Werner Bernhard Sendker: Die so unterschiedlichen Theorien von Raum und Zeit. Der transzendentale Idealismus Kants im Verhältnis zur Relativitätstheorie Einsteins. Osnabrück 2000, ISBN 3-934366-33-3.

Sowie Überblicksdarstellungen in den meisten Handbüchern zur Naturphilosophie, Philosophie der Physik und oft auch Wissenschaftstheorie.

Film

  • Einsteins große Idee. Frankreich, Großbritannien 2005, ARTE Frankreich, Regie: Gary Johnstone. (Das Drehbuch basiert auf dem Bestseller Bis Einstein kam von David Bodanis.)
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Einzelnachweise

  1. siehe z. B.: W. Greiner, J. Rafelski: Spezielle Relativitätstheorie. 3. Auflage, Frankfurt 1992, ISBN 3-8171-1205-X, S. 136–185.
  2. kinematographie.de: Quellen zur Filmgeschichte 1922 – Daten zum Einstein-Film, 1. Dezember 2004.