„Einstellungsgröße“ – Versionsunterschied
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Die '''Einstellungsgröße''' bezeichnet in der [[Filmkunst]] das Größenverhältnis des abgebildeten Objekts zur [[Cadrage (Film)|Kadrierung]], also dem vorgegebenen Bildfeld. Die Einstellungsgröße ergibt sich aus der Distanz der Kamera zum aufgenommenen Objekt und den gewählten Abbildungsparametern der Kamera.<ref>Thomas Petrasch, Joachim Zinke: ''Videofilm.'' 2., überarb. u. erw. Auflage. Hanser München 2012, ISBN 978-3-446-42757-0.</ref> |
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Die '''Einstellungsgröße''' ist in der [[Filmkunst]] eine Angabe über den im Bild gezeigten Ausschnitt. Die Größenangabe bezieht sich hierbei auf den im Bild gezeigten [[Schauspieler]] (oder sonst eine handelnde Figur, beispielsweise einen Roboter oder ein Tier). Ist keine handelnde Figur im Bild, lässt sich auch keine brauchbare Aussage über die Einstellungsgröße treffen. |
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Einstellungsgrößen finden neben der Filmkunst und der [[Fotografie]] auch in der [[Comic]]-Kunst Anwendung. Sie sind ein wichtiges Mittel bildlichen/filmischen Erzählens und können psychologische Akzente setzen. In der Regel werden die Einstellungsgrößen im [[ |
Einstellungsgrößen finden neben der Filmkunst und der [[Fotografie]] auch in der [[Comic]]-Kunst Anwendung. Sie sind ein wichtiges Mittel bildlichen/filmischen Erzählens und können psychologische Akzente setzen. In der Regel werden die Einstellungsgrößen im [[Storyboard]] definiert. |
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Grundsätzlich gibt es viele verschiedene Bezeichnungen und Schemata zur Definition von Einstellungsgrößen. Die Grenzen zwischen den einzelnen Einstellungen sind nicht streng, und es gibt regionale Unterschiede (USA, Europa), wie auch persönliche Handschriften eines [[Regisseur]]s, [[Kameramann]]s oder [[Filmemacher]]s. Je mehr Bildinhalt um den fokussierten Hauptinhalt herum zu sehen ist, desto totaler ist die Einstellung. Die Einstellungen werden oft in zwei Hauptgruppen unterteilt: Die ''totalen Einstellungen'' ([[Englische Sprache|engl.]] ''long shots'') und die ''nahen Einstellungen'' ''(close-ups)''. Im Folgenden sind die wichtigsten kurz vorgestellt: ''Supertotale'', ''Totale'', ''Halbtotale'', ''Amerikanische'' Einstellung, ''Halbnahe'', ''Nahe'', ''Groß-'', ''Detailaufnahme'', ''Italienische'' Einstellung.<ref>''Filme sehen lernen'', DVD-Video: Teil 1 – Grundlagen der Filmästhetik. Frankfurt am Main: [[Zweitausendeins]] 2005. ISBN 3-86150-637-8.</ref> |
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Grundsätzlich gibt es viele verschiedene Bezeichnungen und Schemata zur Definition von Einstellungsgrößen. Im Folgenden sind die wichtigsten kurz vorgestellt: |
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Ein Wechsel der Einstellungsgröße bei laufender, stationärer Kamera wird als [[Zoom (Film)|Zoom]] bezeichnet. Ein Wechsel kann aber auch durch eine [[Kamerafahrt]] erfolgen, was bei szenischen Produktionen wesentlich häufiger der Fall ist als ein Zoom. Da sich beim Zoom die [[Perspektive]] nicht verändert, wird diese Methode des Wechsels der Einstellungsgröße als flach und leblos angesehen. Sie entspricht auch nicht der alltäglichen Seherfahrung des Publikums, die eine Veränderung des Bildausschnittes instinktiv mit einer Bewegung des Betrachters verbindet. Eine Sonderform ist der [[Dolly-Zoom]], eine Kamerafahrt mit gleichzeitig gegenläufigem Zoom. Die Einstellungsgröße bleibt bei einem sauber ausgeführten Dolly Zoom gleich, während die Veränderung in der Perspektive ein Schwindelgefühl vermittelt. |
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===Weit=== bzw.''' ''very long shot'' ''' |
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== {{Anker|Totale_Einstellungen}} Totale Einstellungen ''(long shots)'' == |
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(englisch ''extreme long shot'', ELS) |
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⚫ | In der ''Supertotalen'', auch ''Weite'', ''Panorama'' oder ''Weitwinkel-Ansicht'' genannt, ist eine Landschaft der Bildinhalt. Menschen erscheinen darin verschwindend klein. Sie wird zum Beispiel für ''[[Establishing Shot]]s'' eingesetzt, um das Geschehen in seine Umgebung eingebettet zu zeigen. Als psychologischer Akzent kann sie Gefühle wie Einsamkeit, Isolation, Fremdheit und/oder Gefahr, aber auch Freiheit und Unendlichkeit ausdrücken. Diese Einstellung eignet sich auch, um die Tiefe der Landschaft zu verdeutlichen, wenn Personen diese betreten oder Fahrzeuge hineinfahren. |
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Die Einstellung wird verwendet, wenn eine Person oder Gruppe vollständig in ihrer Umgebung, also ''total'' zu sehen ist, die Landschaft aber nicht den Hauptbildinhalt ausmacht. Der Mensch erscheint zwar größer als in der Supertotalen, aber immer noch relativ unwichtig. Die Totale wird häufig für ''Establishing Shots'' eingesetzt. In Filmen, die überwiegend oder nur aus Totalen bestehen, wirken die Akteure unnahbar. In Dokumentarfilmen sind totale Einstellungen häufiger als in Spielfilmen zu finden. Sie sind dafür da, um einen Überblick über das Geschehen zu geben. |
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Zeigt eine Szenerie oder Landschaft, in der der Mensch zwar größer erscheint als in der SuperTotalen, aber immer noch sehr unwichtig ist. Wird häufig für [[Establishing Shot]]s eingesetzt. |
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===Halbtotale=== bzw.''' ''full figure'' ''' |
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Die Figuren werden von Kopf bis Fuß gezeigt. Diese Einstellungsgröße lässt sich gut für Menschengruppen einsetzen, oder für körperliche Aktionen, beispielsweise in der [[Slapstick-Comedy]]. In der Halbtotalen ist die [[Körpersprache]] oft wichtiger als der [[Dialog]]. |
Die Figuren werden von Kopf bis Fuß gezeigt. Diese Einstellungsgröße lässt sich gut für Menschengruppen einsetzen, oder für körperliche Aktionen, beispielsweise in der [[Slapstick-Comedy]]. In der Halbtotalen ist die [[Körpersprache]] oft wichtiger als der [[Dialog]]. |
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=== Full Shot === |
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(seltener auch englisch ''complete view'') |
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Der ''Full Shot'' ist eine besondere Form der halbtotalen Einstellung. Er zeigt nur die Personen und wenig oder gar nichts von deren Umgebung. |
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===Amerikanische=== bzw.''' ''american shot'' ''' |
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== Nahe Einstellungen ''(close-ups)'' == |
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Die Figuren werden vom Kopf bis kurz über dem Knie gezeigt. Diese Einstellungsgröße stammt aus dem [[Western]], wo sie eingesetzt wurde, um die Cowboys mitsamt ihrer Pistole zu zeigen. |
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=== Medium Shot === |
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(englisch ''medium shot'', MS oder auch ''mid shot'') |
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Die Figuren werden vom Kopf abwärts gezeigt bis zur Hüfte; man nimmt hier die breiteste Stelle der Hüfte als Anhaltspunkt, um die Person anzuschneiden; die unmittelbare Umgebung ist im Hintergrund erkennbar. Eine Sonderform ist die amerikanische Einstellung (american shot, AS), in der die Darsteller bis etwa zum Knie gezeigt werden. Diese Einstellungsgröße wurde oft im [[Western]] verwendet, um die Cowboys mitsamt ihrer Waffe zu zeigen. |
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===Halbnahe=== bzw.''' ''medium shot'' ''' |
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(englisch ''medium close-up'', MCU, entspricht dem ''[[Porträt]]'') |
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Die Figur wird vom Kopf bis zur Hüfte gezeigt. Diese Einstellung entspricht der natürlichen Sehsituation und wird deswegen häufig in Dialogszenen verwendet. |
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Die halbnahe Einstellung wird aber auch in geschlossenen Räumen verwendet und in der deutschen Filmproduktion als ''halbnaher Einer'', ''Zweier'' oder ''Dreier'' usw. bezeichnet. |
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===Nahe=== bzw.''' ''medium close up'' '''oder''' ''close up'' ''' |
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=== Nahe === |
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(''head and shoulder close-up'' bzw. nur ''shoulder close-up'', entspricht der ''[[Büste]]'') |
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⚫ | Die Figur wird vom Kopf bis zur Mitte des Oberkörpers gezeigt. Diese Einstellungsgröße kommt zum Beispiel in Gesprächsszenen zum Einsatz, wenn es auf die [[Mimik]] und Gestik ankommt. Auch sieht der Zuschauer in dieser Einstellung, wohin die Figur schaut, und kann daraus Schlüsse über den Fortgang der Handlung ziehen. In deutschen Filmproduktionen werden traditionell die Begriffe ''nahe Einer'' oder ''Zweier'' verwendet. |
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[[Bild:eg_Nah.jpg]] |
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Sie wird auch als ''Talking-Head'' oder ''[[Talking Head Shot|Talking-Head Shot]]'' bezeichnet. Sie wird bei Nachrichten- und Sportsendungen sowie Dokumentationen verwendet. Dabei sitzt die Person etwa 3–4 Meter vor der Kamera und blickt direkt in die Linse. In Dokumentationen spricht die Person dann reflektierend über die gezeigten Ereignisse. Dafür werden nur eine Kamera und wenige Leuchtmittel benötigt.<ref>[https://www.merriam-webster.com/dictionary/talking%20head Definition of talking-head] ''merriam-webster.com'', abgerufen am 15. April 2019.</ref><ref>[https://www.mediacollege.com/video/shots/talking-head.html ''talking-head''] ''mediacollege.com'', abgerufen am 15. April 2019.</ref> |
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===Großaufnahme=== bzw.''' ''close up'' '''oder''' ''head and shoulder close up'' ''' |
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=== Großaufnahme === |
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⚫ | Der Kopf der Figur und ein Teil der Schultern werden abgebildet. Oft sind Teile des gefilmten Objekts (Hüte usw.) abgeschnitten. Die Mimik steht hier deutlich im Vordergrund. Die Einstellungsgröße kann verwendet werden, um Gefühle im Stadium ihrer Entstehung zu zeigen oder Handlungen, die nur mit den Händen vorgenommen werden. |
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(englisch ''extreme close-up'', ECU, oder ''choker close-up'') |
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Es wird nur ein Ausschnitt des Gesamtbildes gezeigt, beispielsweise nur die Augen oder der Mund eines Menschen oder andere wichtige Details der Szene, wie etwa die Worte, die auf einem Computer getippt werden. |
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Die Aufmerksamkeit des Zuschauers wird auf einen kleinen Bildausschnitt gelenkt. Die intensive Bildwirkung vermittelt Intimität oder erzeugt auch eine abstoßende Wirkung. |
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[[Bild:eg_Detail2.jpg]] |
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=== Italienisch === |
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===Italienische=== bzw.''' ''italian shot'' ''' |
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(englisch ''Italian shot'') |
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Besondere Art der Detailaufnahme, bei der nur die Augen des Protagonisten gezeigt werden. Ein bekanntes Beispiel ist in [[Sergio Leone]]s Western ''C’era una volta il West'' ''([[Spiel mir das Lied vom Tod]])'' in den Szenen des Duells zwischen [[Henry Fonda]] und [[Charles Bronson]] zu sehen. |
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== Bedeutungen der Einstellungen == |
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[[Bild:eg_Detail.jpg]] |
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{{Belege fehlen|Die generalisierenden Behauptungen in diesem Abschnitt sind unbelegt.}} |
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===Vogelperspektive=== bzw.''' ''bird's eye view'' ''' |
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Jede Einstellungsform eignet sich für bestimmte Zwecke besonders gut. Eine wichtige Informationsquelle ist aber auch der Wechsel der Einstellungen. An ihr lassen sich stilistische Merkmale und auch die Handschrift des Regisseurs erkennen. Auch verschiedene Filmtraditionen und -kulturen verwenden traditionell sehr unterschiedliche Wechsel in den Einstellungen. |
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[[Actionfilm]]e oder [[Dokumentarfilm]]e weisen oft einen hohen Anteil ''long shots'' auf, weil für diese Filme Mimik und nonverbale Ausdrucksformen weniger wichtig sind, sondern gesamte Vorgänge eingefangen werden. Auch [[Mockumentary|quasidokumentarische]] Filme enthalten oft viele totale Einstellungen und verraten hiermit ihre Herkunft aus dem Dokumentarfilm. Filme, die Beziehungen der Figuren und das Gefühl in den Vordergrund stellen, enthalten viele Nahe Einstellungen. |
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Die Szene wird von oben herab gezeigt. Diese Angabe kann mit den obenstehenden Ausschnittsangaben kombiniert werden. |
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== Siehe auch == |
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===Froschperspektive=== bzw.''' ''worm's eye view'' ''' |
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* [[Cropping]] – das Beschneiden von Bildrändern |
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== Literatur == |
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Die Szene wird von Bodennähe aus gezeigt. Diese Angabe kann mit den obenstehenden Ausschnittsangaben kombiniert werden. |
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* Johannes Kramarek, Rainer Pockrandt, [[Peter Kerstan]]: ''DuMont's Handbuch für praktische Filmgestaltung.'' DuMont, Köln 1986, ISBN 3-7701-1862-6. |
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* Mikos, Lothar: ''Film- und Fernsehanalyse.'' [[UVK]], Konstanz 2008, ISBN 978-3-8252-2415-8. |
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== Weblinks == |
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*[https://web.archive.org/web/20170328105128/https://www.referenzfilm.de/einstellungsgroessen/ Erklärvideo] zu Einstellungsgrößen (Webarchiv) |
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*[http://www.movie-college.de/filmschule/filmgestaltung/einstellungsgroessen.htm Einstellungsgrößen] auf movie-college.de |
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== Einzelnachweise == |
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Ich weiß nicht ob komentare erlaubt sind aber die info's sind klasse |
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<references /> |
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{{SORTIERUNG:Einstellungsgrosse}} |
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[[Kategorie:Videotechnik]] |
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[[Kategorie:Fototechnik]] |
Aktuelle Version vom 28. Mai 2025, 13:27 Uhr
Die Einstellungsgröße bezeichnet in der Filmkunst das Größenverhältnis des abgebildeten Objekts zur Kadrierung, also dem vorgegebenen Bildfeld. Die Einstellungsgröße ergibt sich aus der Distanz der Kamera zum aufgenommenen Objekt und den gewählten Abbildungsparametern der Kamera.[1]
Einstellungsgrößen finden neben der Filmkunst und der Fotografie auch in der Comic-Kunst Anwendung. Sie sind ein wichtiges Mittel bildlichen/filmischen Erzählens und können psychologische Akzente setzen. In der Regel werden die Einstellungsgrößen im Storyboard definiert.
Grundsätzlich gibt es viele verschiedene Bezeichnungen und Schemata zur Definition von Einstellungsgrößen. Die Grenzen zwischen den einzelnen Einstellungen sind nicht streng, und es gibt regionale Unterschiede (USA, Europa), wie auch persönliche Handschriften eines Regisseurs, Kameramanns oder Filmemachers. Je mehr Bildinhalt um den fokussierten Hauptinhalt herum zu sehen ist, desto totaler ist die Einstellung. Die Einstellungen werden oft in zwei Hauptgruppen unterteilt: Die totalen Einstellungen (engl. long shots) und die nahen Einstellungen (close-ups). Im Folgenden sind die wichtigsten kurz vorgestellt: Supertotale, Totale, Halbtotale, Amerikanische Einstellung, Halbnahe, Nahe, Groß-, Detailaufnahme, Italienische Einstellung.[2]
Ein Wechsel der Einstellungsgröße bei laufender, stationärer Kamera wird als Zoom bezeichnet. Ein Wechsel kann aber auch durch eine Kamerafahrt erfolgen, was bei szenischen Produktionen wesentlich häufiger der Fall ist als ein Zoom. Da sich beim Zoom die Perspektive nicht verändert, wird diese Methode des Wechsels der Einstellungsgröße als flach und leblos angesehen. Sie entspricht auch nicht der alltäglichen Seherfahrung des Publikums, die eine Veränderung des Bildausschnittes instinktiv mit einer Bewegung des Betrachters verbindet. Eine Sonderform ist der Dolly-Zoom, eine Kamerafahrt mit gleichzeitig gegenläufigem Zoom. Die Einstellungsgröße bleibt bei einem sauber ausgeführten Dolly Zoom gleich, während die Veränderung in der Perspektive ein Schwindelgefühl vermittelt.
Totale Einstellungen (long shots)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Supertotale
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
(englisch extreme long shot, ELS)
In der Supertotalen, auch Weite, Panorama oder Weitwinkel-Ansicht genannt, ist eine Landschaft der Bildinhalt. Menschen erscheinen darin verschwindend klein. Sie wird zum Beispiel für Establishing Shots eingesetzt, um das Geschehen in seine Umgebung eingebettet zu zeigen. Als psychologischer Akzent kann sie Gefühle wie Einsamkeit, Isolation, Fremdheit und/oder Gefahr, aber auch Freiheit und Unendlichkeit ausdrücken. Diese Einstellung eignet sich auch, um die Tiefe der Landschaft zu verdeutlichen, wenn Personen diese betreten oder Fahrzeuge hineinfahren.
Totale
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
(englisch long shot, LS, auch wide shot)
Die Einstellung wird verwendet, wenn eine Person oder Gruppe vollständig in ihrer Umgebung, also total zu sehen ist, die Landschaft aber nicht den Hauptbildinhalt ausmacht. Der Mensch erscheint zwar größer als in der Supertotalen, aber immer noch relativ unwichtig. Die Totale wird häufig für Establishing Shots eingesetzt. In Filmen, die überwiegend oder nur aus Totalen bestehen, wirken die Akteure unnahbar. In Dokumentarfilmen sind totale Einstellungen häufiger als in Spielfilmen zu finden. Sie sind dafür da, um einen Überblick über das Geschehen zu geben.
Halbtotale
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
(englisch medium long shot, MLS, auch figure shot oder complete view)
Die Figuren werden von Kopf bis Fuß gezeigt. Diese Einstellungsgröße lässt sich gut für Menschengruppen einsetzen, oder für körperliche Aktionen, beispielsweise in der Slapstick-Comedy. In der Halbtotalen ist die Körpersprache oft wichtiger als der Dialog.
Full Shot
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten](seltener auch englisch complete view)
Der Full Shot ist eine besondere Form der halbtotalen Einstellung. Er zeigt nur die Personen und wenig oder gar nichts von deren Umgebung.
Nahe Einstellungen (close-ups)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Medium Shot
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
(englisch medium shot, MS oder auch mid shot)
Die Figuren werden vom Kopf abwärts gezeigt bis zur Hüfte; man nimmt hier die breiteste Stelle der Hüfte als Anhaltspunkt, um die Person anzuschneiden; die unmittelbare Umgebung ist im Hintergrund erkennbar. Eine Sonderform ist die amerikanische Einstellung (american shot, AS), in der die Darsteller bis etwa zum Knie gezeigt werden. Diese Einstellungsgröße wurde oft im Western verwendet, um die Cowboys mitsamt ihrer Waffe zu zeigen.
Halbnah
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
(englisch medium close-up, MCU, entspricht dem Porträt)
Die Figur wird vom Kopf bis zur Hüfte gezeigt. Diese Einstellung entspricht der natürlichen Sehsituation und wird deswegen häufig in Dialogszenen verwendet.
Die halbnahe Einstellung wird aber auch in geschlossenen Räumen verwendet und in der deutschen Filmproduktion als halbnaher Einer, Zweier oder Dreier usw. bezeichnet.
Nahe
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten](head and shoulder close-up bzw. nur shoulder close-up, entspricht der Büste)
Die Figur wird vom Kopf bis zur Mitte des Oberkörpers gezeigt. Diese Einstellungsgröße kommt zum Beispiel in Gesprächsszenen zum Einsatz, wenn es auf die Mimik und Gestik ankommt. Auch sieht der Zuschauer in dieser Einstellung, wohin die Figur schaut, und kann daraus Schlüsse über den Fortgang der Handlung ziehen. In deutschen Filmproduktionen werden traditionell die Begriffe nahe Einer oder Zweier verwendet.
Sie wird auch als Talking-Head oder Talking-Head Shot bezeichnet. Sie wird bei Nachrichten- und Sportsendungen sowie Dokumentationen verwendet. Dabei sitzt die Person etwa 3–4 Meter vor der Kamera und blickt direkt in die Linse. In Dokumentationen spricht die Person dann reflektierend über die gezeigten Ereignisse. Dafür werden nur eine Kamera und wenige Leuchtmittel benötigt.[3][4]
Großaufnahme
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
(englisch close-up, CU)
Der Kopf der Figur und ein Teil der Schultern werden abgebildet. Oft sind Teile des gefilmten Objekts (Hüte usw.) abgeschnitten. Die Mimik steht hier deutlich im Vordergrund. Die Einstellungsgröße kann verwendet werden, um Gefühle im Stadium ihrer Entstehung zu zeigen oder Handlungen, die nur mit den Händen vorgenommen werden.
Detail
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
(englisch extreme close-up, ECU, oder choker close-up)
Es wird nur ein Ausschnitt des Gesamtbildes gezeigt, beispielsweise nur die Augen oder der Mund eines Menschen oder andere wichtige Details der Szene, wie etwa die Worte, die auf einem Computer getippt werden.
Die Aufmerksamkeit des Zuschauers wird auf einen kleinen Bildausschnitt gelenkt. Die intensive Bildwirkung vermittelt Intimität oder erzeugt auch eine abstoßende Wirkung.
Italienisch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
(englisch Italian shot)
Besondere Art der Detailaufnahme, bei der nur die Augen des Protagonisten gezeigt werden. Ein bekanntes Beispiel ist in Sergio Leones Western C’era una volta il West (Spiel mir das Lied vom Tod) in den Szenen des Duells zwischen Henry Fonda und Charles Bronson zu sehen.
Bedeutungen der Einstellungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Jede Einstellungsform eignet sich für bestimmte Zwecke besonders gut. Eine wichtige Informationsquelle ist aber auch der Wechsel der Einstellungen. An ihr lassen sich stilistische Merkmale und auch die Handschrift des Regisseurs erkennen. Auch verschiedene Filmtraditionen und -kulturen verwenden traditionell sehr unterschiedliche Wechsel in den Einstellungen.
Actionfilme oder Dokumentarfilme weisen oft einen hohen Anteil long shots auf, weil für diese Filme Mimik und nonverbale Ausdrucksformen weniger wichtig sind, sondern gesamte Vorgänge eingefangen werden. Auch quasidokumentarische Filme enthalten oft viele totale Einstellungen und verraten hiermit ihre Herkunft aus dem Dokumentarfilm. Filme, die Beziehungen der Figuren und das Gefühl in den Vordergrund stellen, enthalten viele Nahe Einstellungen.
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Cropping – das Beschneiden von Bildrändern
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Johannes Kramarek, Rainer Pockrandt, Peter Kerstan: DuMont's Handbuch für praktische Filmgestaltung. DuMont, Köln 1986, ISBN 3-7701-1862-6.
- Mikos, Lothar: Film- und Fernsehanalyse. UVK, Konstanz 2008, ISBN 978-3-8252-2415-8.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Erklärvideo zu Einstellungsgrößen (Webarchiv)
- Einstellungsgrößen auf movie-college.de
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Thomas Petrasch, Joachim Zinke: Videofilm. 2., überarb. u. erw. Auflage. Hanser München 2012, ISBN 978-3-446-42757-0.
- ↑ Filme sehen lernen, DVD-Video: Teil 1 – Grundlagen der Filmästhetik. Frankfurt am Main: Zweitausendeins 2005. ISBN 3-86150-637-8.
- ↑ Definition of talking-head merriam-webster.com, abgerufen am 15. April 2019.
- ↑ talking-head mediacollege.com, abgerufen am 15. April 2019.