„Landkreis Lissa (Wartheland)“ – Versionsunterschied
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Der preußisch-deutsche Landkreis '''Lissa (Wartheland)''', früher „Lissa“, bestand in der Zeit zwischen 1887 und 1945. |
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'''Landkreis Lissa (Wartheland)''' war der Name einer deutschen Verwaltungseinheit, die von 1815 bis 1919 und von 1939 bis 1945 bestand. |
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== Vorgeschichte (1815 bis 1920) == |
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{{Hauptartikel|Kreis Lissa}} |
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*3 Städte, |
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Das Gebiet um die Stadt [[Leszno]] (''Lissa'') gehörte von 1815 bis 1920 als [[Kreis Lissa]] zum [[Regierungsbezirk Posen]] der preußischen [[Provinz Posen]] des [[Deutsches Reich|Deutschen Reichs]]. Im Zuge des [[Großpolnischer Aufstand (1918-1919)|Großpolnischen Aufstandes]] kam ein Teil des Kreises im Januar 1919 unter polnische Kontrolle. |
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*83 Gemeinden. |
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Aufgrund der Bestimmungen des [[Versailler Vertrag]]s musste der [[Kreis Lissa]] am 28. Juni 1919 zusammen mit anderen Gebieten an [[Volksrepublik Polen|Polen]] abgetreten werden. Die Räumung der staatlichen deutschen Behörden und die Übergabe an Polen erfolgten zwischen dem 17. Januar und dem 4. Februar 1920. |
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Das Kreisgebiet bestand unter seinem polnischen Namen [[Powiat Leszczyński]] (''Lissascher Bezirk'') weiter. |
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=== Königreich Preußen === |
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Am 1. Oktober 1887 entstand der neue Kreises Lissa in der preußischen Provinz Posen, Regierungsbezirk Posen, aus Teilen des Kreises [[Landkreis Fraustadt|Fraustadt]], nämlich: |
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Im Rahmen des [[Überfall auf Polen|Überfalls auf Polen]] 1939 kam das Kreisgebiet wieder an das Deutsche Reich; die Kontrolle über die Kreisstadt war am 4. September 1939 hergestellt. Am 26. Oktober 1939 wurde das Kreisgebiet unter der Bezeichnung ''Landkreis Lissa'' (ab dem 21. Mai 1941 ''Landkreis Lissa (Wartheland)'') [[Völkerrecht|völkerrechtswidrig]] in den [[Regierungsbezirk Posen (Wartheland)|Regierungsbezirkes Posen]] eingegliedert, der nun dem [[Wartheland|Reichsgau Wartheland]] zugeordnet war. Der Landkreis lag im Südwesten des Regierungsbezirks. Sitz des [[Landratsamt]]es wurde die Kreisstadt [[Leszno|Lissa]]. |
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*den Stadtgemeinden ''Lissa'', ''Reisen'', ''Schwetzkau'', ''Storchnest'' und ''Zaborowo'' und |
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*den Polizeidistrikten ''Lissa'' - ohne die Landgemeinde Neu Laube- und ''Storchnest''. |
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Im Januar 1945 besetzte die [[Rote Armee]] das Kreisgebiet, das nun wieder Teil Polens wurde. In der Folgezeit wurde die verbliebene deutsche Bevölkerung größtenteils von den örtlichen polnischen Verwaltungsbehörden aus dem Landkreis Lissa [[Flucht und Vertreibung aus den deutschen Ostgebieten|vertrieben]]. Die neu angesiedelten Bewohner hatten zum Teil der polnischen ethnischen Minderheit in an die [[Sowjetunion]] gefallenen Gebieten östlich der [[Curzon-Linie]] angehört. |
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Dieser umfasste meist ländliche Gebiete um die Stadt Lissa. |
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Das Landratsamt war in Lissa. |
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=== Landkommissar === |
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1939: [[Reinfried von Baumbach]] |
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=== Landräte === |
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=== Norddeutscher Bund/Deutsches Reich === |
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*1939–1940: Reinfried von Baumbach (vertretungsweise) |
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*1940–1945: Karl Wollner |
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== Kommunale Gliederung == |
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Seit dem 1. Juli 1867 gehörte der Kreis zum [[Norddeutscher Bund|Norddeutschen Bund]] und ab 1. Januar 1871 zum [[Deutsches Reich|Deutschen Reich]]. |
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Die 86 Ortschaften des Landkreises wurden in 8 [[Amtsbezirk (Preußen)#Amtsbezirke in den „eingegliederten Ostgebieten“|Amtsbezirken]] zusammengefasst. Am 26. Oktober 1941 wurde der Amtsbezirk Lissa-Stadt nach der [[Deutsche Gemeindeordnung|Deutschen Gemeindeordnung]] von 1935 zur Stadt ernannt. |
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== Ausdehnung == |
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== Bevölkerung == |
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Nach dem Inkrafttreten des [[Vertrag von Versailles|Versailler Vertrages]] am 10. Januar 1920 gehörte der Kreis Lissa nunmehr als '''Leszno''' dem polnischen Staat an. |
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Der Landkreis Lissa (Wartheland) hatte im Jahre 1941 63.307 meist polnische Einwohner. Die deutschen Besatzungsbehörden [[Vertreibung|vertrieben]] zwischen dem 1. Dezember 1939 und dem 31. Dezember 1943 über 7000 Polen aus dem Gebiet. |
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=== Deutsches Reich/[[Großdeutsches Reich]] === |
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Zum 26. November 1939 wurde der polnische Landkreis '''Leszno''' unter seinem deutschen Namen '''Lissa''' Teil des neugebildeten [[Reichsgau]]s Posen – später [[Wartheland]] – im neuen Regierungsbezirk Posen. |
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Am 21. Mai 1941 wurde der Kreisname in '''Lissa (Wartheland)''' geändert. |
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Im Frühjahr 1945 wurde das Kreisgebiet durch die Rote Armee besetzt und trat danach unter polnische Verwaltung. |
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== Kommunalverfassung == |
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Der Kreis Lissa gliederte sich zunächst in die Stadtgemeinden Lissa, Reisen, Schwetzkau, Storchnest und Zaborowo. Die Landgemeinden und selbstständigen Gutsbezirke waren in [[Polizeidistrikt]]en zusammengefasst. |
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Nach der Rückkehr in das [[Deutsches Reich|Deutsche Reich]] wurde allein der Stadt Lissa (Wartheland) die im Altreich gültige [[Deutsche Gemeindeordnung]] vom 30. Januar [[1935]] verliehen. Die übrigen Städte und Gemeinden waren in [[Amtsbezirk]]en zusammengefasst; Gutsbezirke gab es nicht mehr. |
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== Ortsnamen == |
== Ortsnamen == |
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Die lokalen Besatzungsbehörden versahen sofort alle Ortschaften im Kreisgebiet mit deutschen Namen, obwohl offiziell laut unveröffentlichtem Erlass des Innenministers [[Wilhelm Frick]] vom 29. Dezember 1939 zunächst die 1918 gültigen deutschen Bezeichnungen weitergelten sollten. Am 18. Mai 1943 wurden für alle Orte mit einer Post- oder Bahnstation im [[Wartheland]] deutsche Namen festgelegt, wobei es wiederum zu Abweichungen kam. |
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Liste der Städte und Amtsbezirke im Landkreis Lissa (Wartheland): |
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Durch unveröffentlichten Erlass vom 29. Dezember 1939 galten vorläufig hinsichtlich der bisher polnischen Ortsnamen die bis 1918 gültigen deutschen Ortsnamen. Diese globale Rückbenennung war möglich, da noch das gesamte deutsche Kartenwerk für die 1920 an Polen abgetretenen Gebiete (auch) die früheren deutschen Ortsnamen weitergeführt hatte. |
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Im laufe der nächsten Jahre erfolgten teilweise „wilde“ Eindeutschungen von Ortsnamen, meist auf Kreisebene. 1943 wurden durch Anordnung des Reichsstatthalters mit Zustimmung des Reichsinnenministers alle Namen, die Orte betrafen, die eine Post- oder Bahnstation besaßen, endgültig in einer deutschen Form festgelegt. Das waren, da meist „nicht deutsch genug“, lautliche Angleichungen, Übersetzungen oder freie Erfindungen, zum Beispiel: |
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! polnischer Name || <small>deutscher Name (1918)</small> || <small>deutscher Name (1939–1945)</small> |
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|Brenno || <small>Brenno</small> || <small>Seefurt</small> |
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|Krzemieniewo || <small>Feuerstein</small> || <small>Feuerstein</small> |
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|[[Leszno]] || <small>Lissa</small> || <small>Lissa</small> |
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|Lipno || <small>Leiperode</small> || <small>Leiperode</small> |
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|Osieczna || <small>Storchnest</small> || <small>Storchnest</small> |
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|[[Rydzyna]] || <small>Reisen</small> || <small>Reisen</small> |
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|[[Święciechowa]] || <small>Schwetzkau</small> || <small>Schwetzkau</small> |
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|Włoszakowice || <small>Luschwitz</small> || <small>Luschwitz</small> |
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== Weblinks == |
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*Zedlitzwalde: 1939: Neu Zedlitzwalde, 1943: Zedlitzwalde, |
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* [http://www.territorial.de/wart/lissa/landkrs.htm Landkreis Lissa (Wartheland)] Verwaltungsgeschichte und die Landräte auf der Website territorial.de (Rolf Jehke), Stand 18. August 2013. |
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*Dobramysl: 1939: Schönhof, 1943: Dobermeisel, |
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* {{Verwaltungsgeschichte.de|pfad=pos_lissa.html|name=Landkreis Lissa}} |
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*Garzyn: Gelsendorf, |
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*Gorka Duchowna: 1939: Gustloff, 1943: Bergort, |
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*Wilkowice: 1939: Wolfskirch, 1943: Wolfskirch (Kr. Lissa, Wartheland), |
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{{Navigationsleiste Reg.Bez. und Kreise im Reichsgau Wartheland}} |
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== Persönlichkeiten == |
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[[Kategorie:Landkreis im Wartheland|Lissa]] |
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[[Kategorie:Leszno]] |
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[[Kategorie:Verwaltungseinheitsgründung 1815|Lissa]] |
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[[Kategorie:Aufgelöst 1919]] |
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[[Kategorie:Verwaltungseinheitsgründung 1939|Lissa]] |
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[[Kategorie:Aufgelöst 1945]] |
Aktuelle Version vom 29. März 2025, 13:37 Uhr

Landkreis Lissa (Wartheland) war der Name einer deutschen Verwaltungseinheit, die von 1815 bis 1919 und von 1939 bis 1945 bestand.
Vorgeschichte (1815 bis 1920)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Gebiet um die Stadt Leszno (Lissa) gehörte von 1815 bis 1920 als Kreis Lissa zum Regierungsbezirk Posen der preußischen Provinz Posen des Deutschen Reichs. Im Zuge des Großpolnischen Aufstandes kam ein Teil des Kreises im Januar 1919 unter polnische Kontrolle.
Aufgrund der Bestimmungen des Versailler Vertrags musste der Kreis Lissa am 28. Juni 1919 zusammen mit anderen Gebieten an Polen abgetreten werden. Die Räumung der staatlichen deutschen Behörden und die Übergabe an Polen erfolgten zwischen dem 17. Januar und dem 4. Februar 1920.
Das Kreisgebiet bestand unter seinem polnischen Namen Powiat Leszczyński (Lissascher Bezirk) weiter.
Verwaltungsgeschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Rahmen des Überfalls auf Polen 1939 kam das Kreisgebiet wieder an das Deutsche Reich; die Kontrolle über die Kreisstadt war am 4. September 1939 hergestellt. Am 26. Oktober 1939 wurde das Kreisgebiet unter der Bezeichnung Landkreis Lissa (ab dem 21. Mai 1941 Landkreis Lissa (Wartheland)) völkerrechtswidrig in den Regierungsbezirkes Posen eingegliedert, der nun dem Reichsgau Wartheland zugeordnet war. Der Landkreis lag im Südwesten des Regierungsbezirks. Sitz des Landratsamtes wurde die Kreisstadt Lissa.
Im Januar 1945 besetzte die Rote Armee das Kreisgebiet, das nun wieder Teil Polens wurde. In der Folgezeit wurde die verbliebene deutsche Bevölkerung größtenteils von den örtlichen polnischen Verwaltungsbehörden aus dem Landkreis Lissa vertrieben. Die neu angesiedelten Bewohner hatten zum Teil der polnischen ethnischen Minderheit in an die Sowjetunion gefallenen Gebieten östlich der Curzon-Linie angehört.
Politik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Landkommissar
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]1939: Reinfried von Baumbach
Landräte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 1939–1940: Reinfried von Baumbach (vertretungsweise)
- 1940–1945: Karl Wollner
Kommunale Gliederung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die 86 Ortschaften des Landkreises wurden in 8 Amtsbezirken zusammengefasst. Am 26. Oktober 1941 wurde der Amtsbezirk Lissa-Stadt nach der Deutschen Gemeindeordnung von 1935 zur Stadt ernannt.
Ausdehnung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Landkreis Lissa (Wartheland) hatte eine Fläche von 740 km².
Bevölkerung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Landkreis Lissa (Wartheland) hatte im Jahre 1941 63.307 meist polnische Einwohner. Die deutschen Besatzungsbehörden vertrieben zwischen dem 1. Dezember 1939 und dem 31. Dezember 1943 über 7000 Polen aus dem Gebiet.
Ortsnamen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die lokalen Besatzungsbehörden versahen sofort alle Ortschaften im Kreisgebiet mit deutschen Namen, obwohl offiziell laut unveröffentlichtem Erlass des Innenministers Wilhelm Frick vom 29. Dezember 1939 zunächst die 1918 gültigen deutschen Bezeichnungen weitergelten sollten. Am 18. Mai 1943 wurden für alle Orte mit einer Post- oder Bahnstation im Wartheland deutsche Namen festgelegt, wobei es wiederum zu Abweichungen kam.
Liste der Städte und Amtsbezirke im Landkreis Lissa (Wartheland):
polnischer Name | deutscher Name (1918) | deutscher Name (1939–1945) |
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Brenno | Brenno | Seefurt |
Krzemieniewo | Feuerstein | Feuerstein |
Leszno | Lissa | Lissa |
Lipno | Leiperode | Leiperode |
Osieczna | Storchnest | Storchnest |
Rydzyna | Reisen | Reisen |
Święciechowa | Schwetzkau | Schwetzkau |
Włoszakowice | Luschwitz | Luschwitz |
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Landkreis Lissa (Wartheland) Verwaltungsgeschichte und die Landräte auf der Website territorial.de (Rolf Jehke), Stand 18. August 2013.
- Michael Rademacher: Landkreis Lissa. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.