„Julius Schaub“ – Versionsunterschied
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'''Julius Schaub''' (* [[20. August]] [[1898]] in [[München]]; † [[20. Dezember]] [[1968]] in München) war [[Adolf Hitler]]s langjähriger persönlicher Chef[[Adjutant|adjutant]], zuletzt [[1944]] im Range eines [[Schutzstaffel|SS]]-Obergruppenführers. |
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[[Datei:Bundesarchiv Bild 146-1976-033-06, Münchener Abkommen, Unterschrift Adolf Hitler.jpg|mini|Julius Schaub (2. von rechts) bei der Unterzeichnung des [[Münchner Abkommen]]s durch [[Adolf Hitler]] (1938)]] |
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'''Julius Georg Luitpold August<ref>Die weiteren Vornamen von Schaub lassen sich diversen offiziellen Unterlagen (Abschriften und Kopien von Gerichtsbeschlüssen, Ausweisen etc.) in Schaubs Personalakte bei der Polizeidirektion München entnehmen, die heute im Staatsarchiv München verwahrt wird (PDM 10142). Siehe auch die im Staatsarchiv München: Polizeidirektion München Nr. 6713, Bl. 372 ([https://dfg-viewer.de/show/cache.off?tx_dlf%5Bpage%5D=374&tx_dlf%5Bid%5D=https%3A%2F%2Fgda.bayern.de%2Fmets%2F2f87bafc-9f67-4c35-90ed-7dbde95004ba&tx_dlf%5Bdouble%5D=0&cHash=6bf8208c95c6bec345db6e4b855d4c58 als Online-Digitalisat verfügbar]) enthaltene polizeiliche Vorführungsnote vom 25. April 1924, der sich Schaubs weitere Vornamen ebenfalls entnehmen lassen. In der Literatur findet sich häufig irrtümlich die Angabe, dass sein zweiter Vorname "Gregor" (anstatt korrekt: Georg) gelautet habe. Der falsche Vorname Gregor ist erstmals 1989 in dem Werk Anton Joachimsthaler: ''Korrektur einer Biographie: Adolf Hitler, 1908-1920'', 1989, S. 261 feststellbar und scheint seither als Wanderfehler im weiter verbreitet zu werden.</ref> Schaub''' (* [[20. August]] [[1898]] in [[München]]; † [[27. Dezember]] [[1967]] ebenda<ref>Schaubs Tod ist beurkundet bei: Standesamt München II: Sterberegister für das Jahr 1967, Sterbeurkunde Nr. 4492/1967</ref>) war ein deutscher [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|NS]]-Funktionär und langjähriger persönlicher Chef[[adjutant]] [[Adolf Hitler]]s. |
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== Leben und Wirken == |
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Als persönlicher [[Adjutant]] (ab 1940 nach [[Wilhelm Brückner]])war Schaub, der der [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|NSDAP]] seit ihren Anfängen angehörte, ständig in Hitlers Nähe und kannte die privaten und persönlichen Verhältnisse Hitlers wie kein Zweiter. Hitler war Trauzeuge bei der zweiten Heirat Schaubs in den 30er Jahren. |
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Schaub war ein Sohn des Julius Schaub und seiner Ehefrau Margarethe, geb. Ludwig. Er besuchte die Volksschule, anschließend eine Drogistenfachschule und eine Privathandelsschule in München. Danach war er bei der Handelsgesellschaft deutscher Apotheker tätig. |
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Im [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] wurde Schaub 1917 als Krankenwärter zum Militärdienst eingezogen. Bei einem schweren Sturz verletzte er sich beide Beine und wurde in der Folge 1918 aus dem aktiven Dienst entlassen. |
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Kein intellektuelles Schwergewicht und gerne dem Alkohol zugetan, war Schaub dabei absolut loyal, verschwiegen und zuverlässig. Eigenschaften, die Hitler an ihm wohl auch am meisten schätzte. |
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Er trat am 10. Oktober 1920 in die [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|NSDAP]] ein ([[Liste der NSDAP-Mitgliedsnummern|Mitgliedsnummer]] 81 beim Wiedereintritt 1925<ref>[[Henrik Eberle]] (Hrsg.): ''Briefe an Hitler. Ein Volk schreibt seinem Führer. Unbekannte Dokumente aus Moskauer Archiven – zum ersten Mal veröffentlicht.'' Lübbe, Bergisch Gladbach 2007, ISBN 978-3-7857-2310-4, S. 439.</ref>). 1923 nahm er am [[Hitlerputsch|Hitler-Ludendorff-Putsch]] teil. Nach der Flucht nach Kärnten an der Grenze bei Salzburg verhaftet, wurde er zunächst im Mai 1924 vom [[Volksgericht (Bayern)|Volksgericht]] München zu einem Jahr und drei Monaten Festungshaft verurteilt. Später erhielt er den [[Blutorden]], den Hitler an die „Veteranen“ des Putsches verteilte. Schaub war Mitbegründer der [[Schutzstaffel|SS]] ([[Liste von SS-Mitgliedsnummern|SS-Nummer]] 7),<ref name="klee">[[Ernst Klee]]: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945, Verlagsgruppe Weltbild GmbH, genehmigte Lizenzausgabe, Augsburg 2005, S. 527. ISBN 978-3-8289-0569-6.</ref> in der er bis 1943 zum [[SS-Obergruppenführer]] aufstieg. |
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Es war Schaub, der [[1945]] kurz vor dem Tode Hitlers den [[Führerbunker]] in [[Berlin]] verließ und auf persönliche Anweisung von Hitler in dessen Wohnung in München und auf dem [[Obersalzberg]] sämtliche persönlichen Unterlagen aus Hitlers Tresoren nahm und verbrannte. |
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Am 1. Januar 1925 von Hitler privat als persönlicher Mitarbeiter angestellt, war Schaub bis ins Jahr 1945 ständig in seiner Nähe. Ab dem 18. Oktober 1940 trat Schaub an die Stelle des bisherigen Chefadjudanten [[Wilhelm Brückner]], der wegen einer Auseinandersetzung mit Hitlers Hausintendanten [[Arthur Kannenberg]] überraschend entlassen wurde. Die gute Beziehung zu seinem Chef zeigte sich unter anderem in der Teilnahme Hitlers als Trauzeuge an Schaubs zweiter Hochzeit. |
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[[Datei:Bundesarchiv Bild 183-R99057, Führerhauptquartier, Adolf Hitler mit Stab.jpg|mini|Julius Schaub, letzte Reihe, Zweiter von rechts, im Stab von Adolf Hitler im Juni 1940 vermutlich in Eselsberg in Bad Münstereifel-Rodert, in der Nähe des „K-Standes“ des [[Führerhauptquartier Felsennest|Führerhauptquartiers Felsennest]]]] |
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Schaub gehörte dem [[Reichstag (Zeit des Nationalsozialismus)|nationalsozialistischen Reichstag]] in der [[Liste der Reichstagsabgeordneten im Nationalsozialismus (3. Wahlperiode)|dritten]] und [[Liste der Reichstagsabgeordneten im Nationalsozialismus (4. Wahlperiode)|vierten Wahlperiode]] an. Am 9. November 1938 leitete Schaub zusammen mit dem [[Stoßtrupp Hitler]] die Verfolgung der Juden bei der [[Reichspogromnacht]] in München ein, als sie jüdische Geschäfte zerstörten, die [[Alte Synagoge Ohel Jakob]] in Brand setzten und nach den Aufzeichnungen von [[Goebbels]] „fürchterliche Arbeit verrichteten“.<ref>Goebbels Tagebücher, Eintrag vom 10. November 1938.</ref><ref>Angela Hermann: ''Hitler und sein Stoßtrupp in der „Reichskristallnacht“.'' In: ''Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte.'' 56, Hrsg. IfZ, München 2008, Heft 4, S. 614.</ref> |
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Am 23. April 1945, nachdem Hitler endgültig klar geworden war, dass der Krieg verloren war, befahl er Schaub, alle seine persönlichen Unterlagen aus der [[Neue Reichskanzlei|Reichskanzlei]] und dem [[Führerbunker]] im Garten der Reichskanzlei zu verbrennen. Danach entließ er Schaub aus seiner Umgebung im Führerbunker und schickte ihn von Berlin nach Süddeutschland, wo er seine weiteren persönlichen Unterlagen vernichten sollte. Zu diesem Zweck suchte Schaub Hitlers Privatwohnung am Münchener [[Prinzregentenplatz (München)|Prinzregentenplatz]] sowie den [[Berghof (Obersalzberg)|Berghof]] auf dem Obersalzberg auf und verbrannte alle greifbaren Dokumente aus Hitlers Privattresoren. Anschließend fuhr er nach [[Zell am See]] und [[Mallnitz]] und sprengte den [[Führersonderzug]]. |
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Nach dem Krieg von den Amerikanern 1945 interniert, lebte Schaub nach seiner [[Entnazifizierung]] in München. Ein Kriegsverbrecherprozess wurde ihm nicht gemacht, da ihm keine persönliche Beteiligung an [[Kriegsverbrechen]] nachgewiesen werden konnte. |
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Zur Zeit der [[Bedingungslose Kapitulation der deutschen Wehrmacht|deutschen Kapitulation]] wurde Schaub am 8. Mai 1945 in [[Kitzbühel]] mit gefälschten Personalpapieren, lautend auf „Josef Huber“, vom US-amerikanischen [[Counter Intelligence Corps]] (36th CIC Det.) verhaftet und bis zum 17. Februar 1949 in verschiedenen Internierungslagern festgehalten. Da sowohl den amerikanischen Militärgerichten als auch den deutschen [[Entnazifizierung]]sbehörden die Mitwirkung Schaubs an Verbrechen in der [[Zeit des Nationalsozialismus|Zeit von 1933 bis 1945]] nicht bekannt war – die Mitwirkung Schaubs an den Verbrechen der Reichspogromnacht wurde beispielsweise erst nach dem Jahr 2000 bekannt –, wurde er von der [[Spruchkammerverfahren|Spruchkammer]] nur als „[[Mitläufer]]“ eingestuft. Schaub wurde als „besserer Kammerdiener“ ohne eigene Entscheidungsgewalt eingeschätzt.<ref>Hermann Weiß (Hrsg.): ''[[Biographisches Lexikon zum Dritten Reich]]''. S. Fischer-Verlag, Frankfurt am Main 1998, ISBN 3-10-091052-4, Lemma Schaub.</ref> |
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1953 stand Schaub nochmals kurzzeitig mit Hitlers Fotograf [[Heinrich Hoffmann (Fotograf)|Heinrich Hoffmann]] in der Öffentlichkeit. Beide sagten als Zeugen in einem Gerichtsverfahren in München aus. Es ging dabei um persönliche Gegenstände aus dem Besitz von Adolf Hitler, die sich Hitlers Münchner Haushälterin Anni Winter teilweise widerrechtlich angeeignet hatte. Schaub arbeitete zuletzt als Drogist in München. |
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== Ehe und Familie == |
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In erster Ehe heiratete Schaub standesamtlich beim Standesamt München III am 3. Oktober 1921 Gertrud Hempel.<ref>Staatsarchiv München: JVA 15161/34: Besucherliste für den Festungsgefangenen Julius Schaub, 1924.</ref> Schaubs erste Ehe wurde am 20. Mai 1925 vor der II Zivilkammer des Landgerichts München I wegen Ehebruches geschieden. Das Gericht stellte ein Verschulden seiner Ehefrau fest, da sie sich im Jahr 1924 auf eine außereheliche Beziehung mit dem Meisterboxer [[Edmund Schneider (Putschist)|Edmund Schneider]] – ein Mithäftling ihres Ehemanns in Landsberg im Sommer 1924 – eingelassen hatte. Bereits im April 1923 war ein Denunziationsschreiben gegen Schaubs Frau bei der Parteileitung der NSDAP eingegangen, in dem diese der Prostitution bezichtigt wurde.<ref>[[Lothar Machtan]]: ''Hitlers Geheimnis. Das Doppelleben eines Diktators'', Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 2003, S. 203. ISBN 978-3-596-15927-7.</ref> |
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Am 5. Mai 1931 heiratete Schaub in der Matthäuskirche in der Münchener Nußbaumstraße 1 in zweiter Ehe Wilma, geb. Giersieken [?] (* 12. Dezember 1906; † 7. November 1967). Als Trauzeugen fungierten Hitler und der NSDAP-Reichsschatzmeister [[Franz Xaver Schwarz (Politiker)|Franz Xaver Schwarz]]. Aus der Ehe gingen die Söhne Wolfgang (1932–1937) und Wieland (1947–1951) hervor. Die Familie wurde auf dem Münchener Ostfriedhof begraben.<ref>{{Findagrave|13738016|Abruf=2022-06-20}}</ref> |
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Die Grabstätte wurde laut [[Find a Grave]] vor oder um 2022 eingeebnet. |
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== Archivische Überlieferung == |
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Im Staatsarchiv München hat sich eine Akte der Polizeidirektion München über Schaub erhalten, die von den 1920er bis in die 1940er Jahre reicht (PDM 10142). |
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== Schriften == |
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* ''In Hitlers Schatten. Erinnerungen und Aufzeichnungen des persönlichen Adjutanten und Vertrauten 1925–1945'', Druffel & Vowinckel, Stegen/Ammersee 2005, ISBN 3-8061-1164-2. |
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== Literatur == |
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* [[Heike B. Görtemaker]]: ''Hitlers Hofstaat. Der innere Kreis im Dritten Reich und danach'', [[Verlag C. H. Beck|C. H. Beck]], München 2019, ISBN 978-3-406-73527-1. [https://www.google.de/books/edition/Hitlers_Hofstaat/dQCHDwAAQBAJ?hl=de&gbpv=1&dq=Julius+Schreck+Hitlers+Hofstaat&pg=PT79&printsec=frontcover Online-Ausgabe], ISBN 978-3-406-73528-8. |
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* Angela Hermann: ''Hitler und sein Stoßtrupp in der „Reichskristallnacht“.'' In: ''[[Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte]].'' 56, Hrsg. [[Institut für Zeitgeschichte|IfZ]], München 2008, Heft 4, S. 603–619 ([http://www.ifz-muenchen.de/heftarchiv/2008_4_3_hermann.pdf PDF]). |
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* [[Hermann Weiß (Historiker)|Hermann Weiß]] (Hrsg.): ''[[Biographisches Lexikon zum Dritten Reich]]''. S. Fischer-Verlag, Frankfurt am Main 1998, ISBN 3-10-091052-4. |
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* ''LG München II, 17. Februar 1949''. In: ''[[Justiz und NS-Verbrechen]]. Sammlung deutscher Strafurteile wegen nationalsozialistischer Tötungsverbrechen 1945–1966.'' Bd. IV, bearbeitet von Adelheid L Rüter-Ehlermann, [[C. F. Rüter]]. University Press, Amsterdam 1970, Nr. 123, S. 149–155 [https://web.archive.org/web/20020820053346/http://www1.jur.uva.nl/junsv/brd/files/brd123.htm Prozess gegen Sch., Julius] wegen Beihilfe zum Mord. Freispruch. |
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== Zeitgenössische Literatur == |
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* Dienstaltersliste der Schutzstaffel der NSDAP, Stand vom 1. Oktober 1934, Hrsg. Personalabteilung des RF SS, Buchdruckerei Birkner, vorm. Hermes, München 1934. Reprint: Privates Institut für Deutsche Phaleristik und Militärgeschichte, Osnabrück 2016, S. 4 f. ISBN 978-3-95868-056-2. |
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== Einzelnachweise == |
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Aktuelle Version vom 24. Mai 2025, 13:40 Uhr


Julius Georg Luitpold August[1] Schaub (* 20. August 1898 in München; † 27. Dezember 1967 ebenda[2]) war ein deutscher NS-Funktionär und langjähriger persönlicher Chefadjutant Adolf Hitlers.
Leben und Wirken
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Schaub war ein Sohn des Julius Schaub und seiner Ehefrau Margarethe, geb. Ludwig. Er besuchte die Volksschule, anschließend eine Drogistenfachschule und eine Privathandelsschule in München. Danach war er bei der Handelsgesellschaft deutscher Apotheker tätig.
Im Ersten Weltkrieg wurde Schaub 1917 als Krankenwärter zum Militärdienst eingezogen. Bei einem schweren Sturz verletzte er sich beide Beine und wurde in der Folge 1918 aus dem aktiven Dienst entlassen.
Er trat am 10. Oktober 1920 in die NSDAP ein (Mitgliedsnummer 81 beim Wiedereintritt 1925[3]). 1923 nahm er am Hitler-Ludendorff-Putsch teil. Nach der Flucht nach Kärnten an der Grenze bei Salzburg verhaftet, wurde er zunächst im Mai 1924 vom Volksgericht München zu einem Jahr und drei Monaten Festungshaft verurteilt. Später erhielt er den Blutorden, den Hitler an die „Veteranen“ des Putsches verteilte. Schaub war Mitbegründer der SS (SS-Nummer 7),[4] in der er bis 1943 zum SS-Obergruppenführer aufstieg. Am 1. Januar 1925 von Hitler privat als persönlicher Mitarbeiter angestellt, war Schaub bis ins Jahr 1945 ständig in seiner Nähe. Ab dem 18. Oktober 1940 trat Schaub an die Stelle des bisherigen Chefadjudanten Wilhelm Brückner, der wegen einer Auseinandersetzung mit Hitlers Hausintendanten Arthur Kannenberg überraschend entlassen wurde. Die gute Beziehung zu seinem Chef zeigte sich unter anderem in der Teilnahme Hitlers als Trauzeuge an Schaubs zweiter Hochzeit.

Schaub gehörte dem nationalsozialistischen Reichstag in der dritten und vierten Wahlperiode an. Am 9. November 1938 leitete Schaub zusammen mit dem Stoßtrupp Hitler die Verfolgung der Juden bei der Reichspogromnacht in München ein, als sie jüdische Geschäfte zerstörten, die Alte Synagoge Ohel Jakob in Brand setzten und nach den Aufzeichnungen von Goebbels „fürchterliche Arbeit verrichteten“.[5][6]
Am 23. April 1945, nachdem Hitler endgültig klar geworden war, dass der Krieg verloren war, befahl er Schaub, alle seine persönlichen Unterlagen aus der Reichskanzlei und dem Führerbunker im Garten der Reichskanzlei zu verbrennen. Danach entließ er Schaub aus seiner Umgebung im Führerbunker und schickte ihn von Berlin nach Süddeutschland, wo er seine weiteren persönlichen Unterlagen vernichten sollte. Zu diesem Zweck suchte Schaub Hitlers Privatwohnung am Münchener Prinzregentenplatz sowie den Berghof auf dem Obersalzberg auf und verbrannte alle greifbaren Dokumente aus Hitlers Privattresoren. Anschließend fuhr er nach Zell am See und Mallnitz und sprengte den Führersonderzug.
Zur Zeit der deutschen Kapitulation wurde Schaub am 8. Mai 1945 in Kitzbühel mit gefälschten Personalpapieren, lautend auf „Josef Huber“, vom US-amerikanischen Counter Intelligence Corps (36th CIC Det.) verhaftet und bis zum 17. Februar 1949 in verschiedenen Internierungslagern festgehalten. Da sowohl den amerikanischen Militärgerichten als auch den deutschen Entnazifizierungsbehörden die Mitwirkung Schaubs an Verbrechen in der Zeit von 1933 bis 1945 nicht bekannt war – die Mitwirkung Schaubs an den Verbrechen der Reichspogromnacht wurde beispielsweise erst nach dem Jahr 2000 bekannt –, wurde er von der Spruchkammer nur als „Mitläufer“ eingestuft. Schaub wurde als „besserer Kammerdiener“ ohne eigene Entscheidungsgewalt eingeschätzt.[7]
1953 stand Schaub nochmals kurzzeitig mit Hitlers Fotograf Heinrich Hoffmann in der Öffentlichkeit. Beide sagten als Zeugen in einem Gerichtsverfahren in München aus. Es ging dabei um persönliche Gegenstände aus dem Besitz von Adolf Hitler, die sich Hitlers Münchner Haushälterin Anni Winter teilweise widerrechtlich angeeignet hatte. Schaub arbeitete zuletzt als Drogist in München.
Ehe und Familie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In erster Ehe heiratete Schaub standesamtlich beim Standesamt München III am 3. Oktober 1921 Gertrud Hempel.[8] Schaubs erste Ehe wurde am 20. Mai 1925 vor der II Zivilkammer des Landgerichts München I wegen Ehebruches geschieden. Das Gericht stellte ein Verschulden seiner Ehefrau fest, da sie sich im Jahr 1924 auf eine außereheliche Beziehung mit dem Meisterboxer Edmund Schneider – ein Mithäftling ihres Ehemanns in Landsberg im Sommer 1924 – eingelassen hatte. Bereits im April 1923 war ein Denunziationsschreiben gegen Schaubs Frau bei der Parteileitung der NSDAP eingegangen, in dem diese der Prostitution bezichtigt wurde.[9]
Am 5. Mai 1931 heiratete Schaub in der Matthäuskirche in der Münchener Nußbaumstraße 1 in zweiter Ehe Wilma, geb. Giersieken [?] (* 12. Dezember 1906; † 7. November 1967). Als Trauzeugen fungierten Hitler und der NSDAP-Reichsschatzmeister Franz Xaver Schwarz. Aus der Ehe gingen die Söhne Wolfgang (1932–1937) und Wieland (1947–1951) hervor. Die Familie wurde auf dem Münchener Ostfriedhof begraben.[10] Die Grabstätte wurde laut Find a Grave vor oder um 2022 eingeebnet.
Archivische Überlieferung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Staatsarchiv München hat sich eine Akte der Polizeidirektion München über Schaub erhalten, die von den 1920er bis in die 1940er Jahre reicht (PDM 10142).
Schriften
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- In Hitlers Schatten. Erinnerungen und Aufzeichnungen des persönlichen Adjutanten und Vertrauten 1925–1945, Druffel & Vowinckel, Stegen/Ammersee 2005, ISBN 3-8061-1164-2.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Heike B. Görtemaker: Hitlers Hofstaat. Der innere Kreis im Dritten Reich und danach, C. H. Beck, München 2019, ISBN 978-3-406-73527-1. Online-Ausgabe, ISBN 978-3-406-73528-8.
- Angela Hermann: Hitler und sein Stoßtrupp in der „Reichskristallnacht“. In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte. 56, Hrsg. IfZ, München 2008, Heft 4, S. 603–619 (PDF).
- Hermann Weiß (Hrsg.): Biographisches Lexikon zum Dritten Reich. S. Fischer-Verlag, Frankfurt am Main 1998, ISBN 3-10-091052-4.
- LG München II, 17. Februar 1949. In: Justiz und NS-Verbrechen. Sammlung deutscher Strafurteile wegen nationalsozialistischer Tötungsverbrechen 1945–1966. Bd. IV, bearbeitet von Adelheid L Rüter-Ehlermann, C. F. Rüter. University Press, Amsterdam 1970, Nr. 123, S. 149–155 Prozess gegen Sch., Julius wegen Beihilfe zum Mord. Freispruch.
Zeitgenössische Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Dienstaltersliste der Schutzstaffel der NSDAP, Stand vom 1. Oktober 1934, Hrsg. Personalabteilung des RF SS, Buchdruckerei Birkner, vorm. Hermes, München 1934. Reprint: Privates Institut für Deutsche Phaleristik und Militärgeschichte, Osnabrück 2016, S. 4 f. ISBN 978-3-95868-056-2.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Literatur von und über Julius Schaub im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Zeitungsartikel über Julius Schaub in den Historischen Pressearchiven der ZBW
- Julius Schaub in der Datenbank der Reichstagsabgeordneten
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Die weiteren Vornamen von Schaub lassen sich diversen offiziellen Unterlagen (Abschriften und Kopien von Gerichtsbeschlüssen, Ausweisen etc.) in Schaubs Personalakte bei der Polizeidirektion München entnehmen, die heute im Staatsarchiv München verwahrt wird (PDM 10142). Siehe auch die im Staatsarchiv München: Polizeidirektion München Nr. 6713, Bl. 372 (als Online-Digitalisat verfügbar) enthaltene polizeiliche Vorführungsnote vom 25. April 1924, der sich Schaubs weitere Vornamen ebenfalls entnehmen lassen. In der Literatur findet sich häufig irrtümlich die Angabe, dass sein zweiter Vorname "Gregor" (anstatt korrekt: Georg) gelautet habe. Der falsche Vorname Gregor ist erstmals 1989 in dem Werk Anton Joachimsthaler: Korrektur einer Biographie: Adolf Hitler, 1908-1920, 1989, S. 261 feststellbar und scheint seither als Wanderfehler im weiter verbreitet zu werden.
- ↑ Schaubs Tod ist beurkundet bei: Standesamt München II: Sterberegister für das Jahr 1967, Sterbeurkunde Nr. 4492/1967
- ↑ Henrik Eberle (Hrsg.): Briefe an Hitler. Ein Volk schreibt seinem Führer. Unbekannte Dokumente aus Moskauer Archiven – zum ersten Mal veröffentlicht. Lübbe, Bergisch Gladbach 2007, ISBN 978-3-7857-2310-4, S. 439.
- ↑ Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945, Verlagsgruppe Weltbild GmbH, genehmigte Lizenzausgabe, Augsburg 2005, S. 527. ISBN 978-3-8289-0569-6.
- ↑ Goebbels Tagebücher, Eintrag vom 10. November 1938.
- ↑ Angela Hermann: Hitler und sein Stoßtrupp in der „Reichskristallnacht“. In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte. 56, Hrsg. IfZ, München 2008, Heft 4, S. 614.
- ↑ Hermann Weiß (Hrsg.): Biographisches Lexikon zum Dritten Reich. S. Fischer-Verlag, Frankfurt am Main 1998, ISBN 3-10-091052-4, Lemma Schaub.
- ↑ Staatsarchiv München: JVA 15161/34: Besucherliste für den Festungsgefangenen Julius Schaub, 1924.
- ↑ Lothar Machtan: Hitlers Geheimnis. Das Doppelleben eines Diktators, Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 2003, S. 203. ISBN 978-3-596-15927-7.
- ↑ Julius Schaub in der Datenbank Find a Grave, abgerufen am 20. Juni 2022.
Personendaten | |
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NAME | Schaub, Julius |
ALTERNATIVNAMEN | Schaub, Julius Georg Luitpold August (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher NS-Funktionär und langjähriger persönlicher Chefadjutant Adolf Hitlers |
GEBURTSDATUM | 20. August 1898 |
GEBURTSORT | München |
STERBEDATUM | 27. Dezember 1967 |
STERBEORT | München |