Zum Inhalt springen

„Mildred Harnack-Fish“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
[ungesichtete Version][gesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
Bender235 (Diskussion | Beiträge)
Keine Bearbeitungszusammenfassung
K Linkspam
Markierung: Rückgängigmachung
 
(320 dazwischenliegende Versionen von mehr als 100 Benutzern, die nicht angezeigt werden)
Zeile 1: Zeile 1:
[[Datei:Harnak Mildred.jpg|mini|Mildred Harnack-Fish]]
'''Mildred Harnack''' (* [[16. September]] [[1902]] in [[Milwaukee]], [[Wisconsin]] als ''Mildred Fish''; † [[16. Februar]] [[1943]] in [[Berlin-Plötzensee]]) war eine amerikanisch-deutsche [[Literaturwissenschaftler]]in, [[Übersetzer]]in und [[Widerstandskämpfer]]in.


'''Mildred Harnack-Fish''' ({{Audio|GT Mildred Harnack-Fish.ogg|Anhören}}) (* [[16. September]] [[1902]] in [[Milwaukee]], [[Wisconsin]], als ''Mildred Elizabeth Fish''; † [[16. Februar]] [[1943]] in [[Berlin-Plötzensee]]) war eine [[Vereinigte Staaten|amerikanisch]]-[[Deutschland|deutsche]] [[Literaturwissenschaftler]]in, [[Übersetzer]]in und [[Widerstand gegen den Nationalsozialismus|Widerstandskämpfer]]in gegen den [[Nationalsozialismus]].
[[1926]] arbeitete sie als Dozentin für deutsche Literatur an der [[Universität Madison (Michigan)]], wo sie den deutschen Juristen [[Arvid Harnack|Arvid Harnack]] kennen lernte und heiratete, der dort Nationalökonomie studierte. [[1929]] zog sie mit Harnack nach Berlin, promovierte dort selbst und arbeitete als Lehrbeauftragte und Übersetzerin an der Berliner Universität.


== Leben ==
Ab [[1933]] baute sie zusammen mit ihrem Mann, dem Schriftsteller [[Adam Kuckhoff|Adam Kuckhoff]] und dessen Frau Greta einen Diskussionszirkel auf, der politische Perspektiven nach dem erwarteten Sturz des Naziregimes erörterte. [[1939]] entstand daraus das Widerstandsnetz, das die Gestapo „[[Rote Kapelle|Rote Kapelle]]“ nannte. [[1940]]/[[1941]] hatte die Gruppe Funkkontakt mit [[Sowjetunion|sowjetischen]] [[Agent]]en und versuchte so, den bevorstehenden deutschen Überfall auf die Sowjetunion zu verhindern. Juli [[1942]] dechiffrierte die Gestapo den Funkverkehr der Gruppe und rollte sie auf. Am [[7. September]] wurden Arvid und Mildred Harnack verhaftet. Arvid Harnack wurde am 19. Dezember zum [[Todesstrafe|Tode]] verurteilt und am 22. Dezember 1942 [[Hinrichtung|hingerichtet]]. Mildred Harnack wurde zu sechs Jahren Zuchthaus verurteilt. Hitler hob das Urteil auf, daraufhin wurde auch sie zum Tode verurteilt und am [[16. Februar]] [[1943]] hingerichtet.
[[Datei:Stamps of Germany (DDR) 1964, MiNr 1019.jpg|mini|40+10 [[Mark der DDR|Pfennig]]-[[Sondermarke]] der [[Briefmarken-Jahrgang 1964 der Deutschen Post der DDR|DDR-Post 1964]] mit Mildred und Arvid Harnack]]


[[File:Mildred Harnack-Fich Graffiti.jpg|thumb|Memorialgraffiti für Mildred Harnack-Fish]]
Als ihre Freundin und Studienkollegin [[Clara Leiser]] von der Ermordung erfuhr, schrieb sie zum Gedenken das Poem ''To and from the guillotine''.

Mildred war das jüngste Kind von William Cook Fish und dessen Frau Georgina (geb. Hesketh) nach Harriet, Marion Hesketh und Marbeau Davenport Fish. 1919 machte sie ihren Abschluss an der Western High School in [[Georgetown (Washington, D.C.)]] und studierte dann Literaturwissenschaften. 1926 arbeitete sie als Dozentin für deutsche Literatur an der [[University of Wisconsin–Madison]], wo sie den Juristen und [[Rockefeller-Stiftung|Rockefeller]]-Stipendiaten [[Arvid Harnack]] kennenlernte und heiratete. 1929 zog sie mit Arvid nach [[Berlin]]. Von 1932 bis 1936 war sie als Englischlehrerin am Berliner Abendgymnasium (heute: [[Peter-A.-Silbermann-Schule]]) tätig. Sie promovierte 1941 an der [[Justus-Liebig-Universität Gießen|Ludwigs-Universität Gießen]] und arbeitete als Lehrbeauftragte und Übersetzerin an der [[Deutsche Hochschule für Politik#Integration in Auslandswissenschaftliche Fakultät und Deutsches Auslandswissenschaftliches Institut (DAWI)|Auslandswissenschaftlichen Fakultät]] der [[Humboldt-Universität zu Berlin|Universität Berlin]]. Dort sammelte sich ab 1939/40 ein reger Kreis widerständiger Dozenten und Studenten, darunter auch [[Harro Schulze-Boysen]] und [[Horst Heilmann (Widerstandskämpfer)|Horst Heilmann]]. Bis zu ihrer Verhaftung arbeitete sie auch als Dozentin am Heilschen Abendgymnasium in [[Berlin-Schöneberg]].

Ab 1933 baute sie zusammen mit ihrem Mann sowie dem Schriftsteller [[Adam Kuckhoff]] und dessen Frau [[Greta Kuckhoff]] einen Diskussionszirkel auf, der politische Perspektiven nach dem erwarteten Sturz des [[Zeit des Nationalsozialismus|Naziregimes]] erörterte.<ref>[[Stefan Heinz]]: [https://www.deutsche-biographie.de/pnd121982467.html Online-Biografie: Harnack, Arvid]. Aus: Neue Deutsche Biographie; 4. November 2022.</ref> 1939 entstand daraus das Widerstandsnetz [[Rote Kapelle]]. Bis zum [[Eintritt der Vereinigten Staaten in den Zweiten Weltkrieg]] war sie Vorsitzende des Frauen-Clubs an der [[Botschaft der Vereinigten Staaten in Berlin|US-Botschaft in Berlin]] und eng befreundet mit [[Martha Dodd]], der Tochter des Botschafters [[William Edward Dodd]]. Später waren die Harnacks eng mit Botschaftsrat [[Donald R. Heath]] und dessen Frau Louise befreundet.<ref>[[Johannes Tuchel]]: [http://www.zeit.de/2007/51/A-Rote-Kapelle?page=2 »Weihnachten müsst Ihr richtig feiern«]. Aus: Die Zeit, 13. Dezember 2007 Nr. 51.</ref> Donald Heath jr. schrieb später : „Mildred war ein Typ wie Julie Christie in Doktor Schiwago, wirklich höchst interessant. Ich fühlte mich zu ihr hingezogen. Sie wirkte sehr nordisch und trug altmodische Kleidung. Sie zog die Blicke der Leute auf sich. Sie entging einem selbst in einem überfüllten Raum nicht. Sie wirkte auf Männer. Sehr auffallend. Eine totale Präsenz, ihre Stimme, ihr Anblick, ihr Denken.“

Sie unterstützte ihren Mann, der ab 1935 für den [[Sowjetunion|sowjetischen]] [[Nachrichtendienst]] arbeitete, und half ihm beim Zusammenstellen politischer, militärischer und wirtschaftlicher Informationen.<ref>Neues Deutschland, 23. Dezember 1969, S. 4. [https://www.nd-archiv.de/artikel/943912.dr-mildred-harnack.html Online]</ref>
Bis Ende Juni 1941 hatte die Gruppe Kontakt mit Angehörigen der sowjetischen Botschaft und versuchte, vor dem bevorstehenden deutschen [[Deutsch-Sowjetischer Krieg|Überfall auf die Sowjetunion]] zu warnen. Im August 1942 wurde ein Funkverkehr der [[Belgien|belgischen]] Gruppe mit den Adressen von Adam Kuckhoff, [[Harro Schulze-Boysen]] und [[Ilse Stöbe]] dechiffriert.

Am 7. September 1942 wurden Arvid und Mildred Harnack während eines Urlaubs auf der [[Kurische Nehrung|Kurischen Nehrung]] in Ostpreußen von der [[Schutzstaffel|SS]] verhaftet.<ref>[http://www.heimatmuseum-erkner.de/service/veroeffentlichungen/chronik-notizen/beitraege.html?tx_ttnews&#x5B;tt_news&#x5D;=38&cHash=cc19672d18ec840c0838c8e942f246ce Kümmels Anzeiger Nr. 02/09, heimatmuseum-erkner.de]; vgl. auch die Darstellung bei [[Egmont Zechlin]], Erinnerungen an Arvid und Mildred Harnack, in: „Geschichte in Wissenschaft und Unterricht“, 33/1982, S. 395–404.</ref> Am 19. Dezember fällte das [[Reichskriegsgericht]] das Todesurteil über Arvid Harnack, das am 22. Dezember 1942 vollstreckt wurde. Mildred Harnack wurde zu sechs Jahren Zuchthaus verurteilt. Hitler ordnete jedoch eine neue Hauptverhandlung an, die am 16. Januar 1943 mit einem [[Todesstrafe|Todesurteil]] endete. Am 16. Februar 1943 wurde Mildred Harnack im [[Gedenkstätte Plötzensee|Strafgefängnis Berlin-Plötzensee]] mit der [[Guillotine]] [[Hinrichtung|hingerichtet]].<ref>[[Brigitte Oleschinski]]: [https://www.gdw-berlin.de/fileadmin/bilder/publikationen/gedenkstaette_ploetzensee/deutsch-screen.pdf ''Gedenkstätte Plötzensee'', (PDF)] S. 28.</ref> Ihre letzten Worte waren: „Und ich habe Deutschland so geliebt.“ Harnack-Fish ist die einzige amerikanische Zivilperson, die wegen Widerstands gegen das Naziregime hingerichtet wurde.<ref name="Gedenktag" />

Arvids Bruder [[Falk Harnack]], ebenfalls Widerstandskämpfer, konnte fliehen und überlebte den [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] als Partisan der [[ELAS]] in [[Griechenland]].

Als ihre Freundin und Studienkollegin [[Clara Leiser]] von der Enthauptung erfuhr, schrieb sie zum Gedenken das Gedicht ''To and From the Guillotine''.<ref>Clara Leiser: {{Webarchiv|wayback=20110814095618|url=http://archives.library.wisc.edu/uw-archives/mfh/textfiles/CLPoem_text_Brysac.html|text=''To and From the Guillotine''}}, 1943. ([http://www.library.wisc.edu/archives/wp-content/uploads/sites/23/2015/06/Poem.pdf pdf])</ref>

Mildred Harnack ist die Urgroßtante der US-amerikanischen Autorin [[Rebecca Donner]].<ref>[https://www.berliner-zeitung.de/kultur-vergnuegen/literatur/biografie-die-passion-des-widerstands-rebecca-donner-ich-moechte-dass-die-leser-mit-mildred-harnack-durch-berlin-gehen-li.271399 ''Rebecca Donner: Ich möchte, dass die Leser mit Mildred durch Berlin gehen''], [[Berliner Zeitung]], 4. Oktober 2022</ref>

== Ehrungen ==
* Vom Präsidium des [[Oberster Sowjet der UdSSR|Obersten Sowjets]] der [[Sowjetunion|UdSSR]] erhielt Mildred Harnack am 6. Oktober 1969 [[postum]] den [[Orden des Vaterländischen Krieges]] Erster Stufe verliehen.<ref>Peter Koblank: ''[http://www.mythoselser.de/schulze-boysen.htm#opfer Harro Schulze-Boysen. Rote Kapelle: Widerstand gegen Hitler und Spionage für Stalin]'', Online-Edition Mythos Elser 2014. Abgerufen am 27. Januar 2014.</ref>
* In [[Berlin-Lichtenberg]] sind mehrere Straßen im Wohngebiet [[Frankfurter Allee Süd]] nach Mitgliedern der [[Rote Kapelle|Roten Kapelle]] benannt. Hier befindet sich auch die nach ihr benannte [[Mildred-Harnack-Schule]], seit 2007 mit Gedenktafel. Die Harnackstraße erinnert an sie und ihren Mann. Im selben Viertel sind weitere Straßen nach [[Albert Hößler]], [[John Sieg]], [[Harro Schulze-Boysen|Harro]] und [[Libertas Schulze-Boysen]], [[Wilhelm Guddorf]], sowie [[Hans Coppi|Hans]] und [[Hilde Coppi]] benannt.
* An der [[Mercedes-Benz Arena (Berlin)|Mercedes-Benz Arena]] im Berliner Bezirk [[Friedrichshain-Kreuzberg]] gibt es seit 2008 eine Mildred-Harnack-Straße.
* In [[Berlin-Neukölln]] erinnert in der Lilienthalstraße eine Gedenktafel an das Ehepaar Harnack und an ihren Mitbewohner [[Stefan Heym]].
* Mildred Harnacks Name steht mit dem ihres Mannes Arvid und zehn weiteren Namen auf dem 1976 errichteten Mahnmal für die „im Kampf gegen den Hitlerfaschismus gefallenen“ Angehörigen der [[Humboldt-Universität]] im Gartenhof des Hauptgebäudes [[Berlin-Mitte]], Unter den Linden 6.<ref>http://www.ub.hu-berlin.de/literatur-suchen/sammlungen/kustodie/denkmaeler/mahnmal</ref>
* Die Skulptur [[Freiheitskämpfer (Skulptur)|''Freiheitskämpfer'']] von [[Fritz Cremer]] in [[Bremen]] wurde 1984 zum Gedenken an Mildred Harnack und [[Harro Schulze-Boysen]] beim [[Wilhelm-Wagenfeld-Haus (Bremen)|Wilhelm-Wagenfeld-Haus]] in den [[Bremer Wallanlagen]] aufgestellt.
* An der heutigen [[Peter-A.-Silbermann-Schule#Gebäude|Peter-A.-Silbermann-Schule]] (ehemaliges Berliner Abendgymnasium) wurde am 6. Juli 2009 eine Gedenktafel enthüllt.<ref>[http://www.berlin.de/ba-charlottenburg-wilmersdorf/presse/archiv/20090701.0945.131301.html Gedenktafel in der Peter-A.-Silbermann-Schule].</ref> Dazu gab es eine Gedenkveranstaltung. Ehemalige Schüler berichteten dort von der Umbenennung der Schule in ''Mildred-Harnack-Fish-Kolleg'' durch die Schülerinnen und Schüler Ende der 1960er Jahre aus Protest gegen den konservativen Namensgeber [[Peter Adalbert Silbermann]].<ref>''Dokumentation: Streik und Gegenunterricht an der Silbermannschule (Abendgymnasium).'' In: [[Alternative (Zeitschrift)|''alternative'']], Jahrgang 13, Heft 74 (1970), S. 165.</ref>
* In [[Gießen]] gibt es einen Mildred-Harnack-Weg. 2015 wurde das [[Otto Eger|Otto-Eger]]-Heim des Studentenwerkes in Mildred-Harnack-Fish-Haus umbenannt.<ref>{{Internetquelle|url=http://www.giessener-allgemeine.de/Home/Stadt/Uebersicht/Artikel,-Was-hinter-dem-neuen-Namen-fuer-das-ehemalige-Otto-Eger-Heim-steckt-_arid,613565_regid,1_puid,1_pageid,113.html|titel=Was hinter dem neuen Namen für das ehemalige Otto-Eger-Heim steckt|werk=giessener-allgemeine.de|datum=2015-12-14|zugriff=2015-12-14|archiv-url=https://web.archive.org/web/20151215124541/http://www.giessener-allgemeine.de/Home/Stadt/Uebersicht/Artikel,-Was-hinter-dem-neuen-Namen-fuer-das-ehemalige-Otto-Eger-Heim-steckt-_arid,613565_regid,1_puid,1_pageid,113.html|archiv-datum=2015-12-15|offline=1}}</ref>
* Vor dem Haus Genthiner Straße 14 im [[Berlin]]er Ortsteil [[Berlin-Tiergarten|Tiergarten]] wurden am 20.&nbsp;September 2013 in Anwesenheit von [[Vereinigte Staaten|US]]-Botschafter [[John B. Emerson]] [[Stolpersteine]] für Mildred und Arvid Harnack verlegt.<ref>{{Webarchiv|url=https://de.usembassy.gov/de/stolperstein-zeremonie-im-gedenken-an-mildred-fish-harnack-und-arvid-harnack/ |wayback=20180111191457 |text=''Stolperstein-Zeremonie im Gedenken an Mildred Fish-Harnack und Arvid Harnack'' }}</ref><ref>[http://www.flickr.com/photos/usbotschaftberlin/sets/72157635796590203/ Bilder von der Zeremonie]</ref>
* In ihrer Geburtsstadt Milwaukee trägt eine Kunstschule Mildred Harnacks Namen.<ref name="Blatt">Art Heitzer: ''Milwaukee gedenkt Mildred Harnack'' in ''Unser Blatt Nr. 67'' der Berliner VVN-BdA.</ref>
* Im Bundesstaat [[Wisconsin]] wird seit 1986 an allen Schulen am 16. September ein Gedenktag für Mildred Fish-Harnack begangen.<ref name="Gedenktag">[https://dpi.wi.gov/education-events/events/mildred-fish-harnack-day-2022 Mildred Fish Harnack Day].</ref>
* Auf dem [[Friedhof Zehlendorf]] in Berlin erinnert ein Gedenkstein an Mildred und Arvid Harnack. Das Grab von Arvids Bruder [[Falk Harnack]] (1913–1991) befindet sich auf diesem Friedhof.<ref>[[Hans-Jürgen Mende (Historiker)|Hans-Jürgen Mende]]: ''Lexikon Berliner Begräbnisstätten''. Pharus-Plan, Berlin 2018, ISBN 978-3-865-14206-1, S.&nbsp;674.</ref>

<gallery widths="130" heights="130" class="center">
Datei:Mildred Harnack Fish Haus.jpg|alternativtext=2015 wurde das Otto-Eger-Heim in Mildred-Harnack-Fish-Haus umbenannt.|Das Mildred-Harnack-Fish-Haus in [[Gießen]]
Datei:Gedenktafel mildred-harnack.jpg|Gedenktafel an der [[Peter-A.-Silbermann-Schule]]/[[Friedrich-Ebert-Oberschule (Berlin)|Friedrich-Ebert-Oberschule]] in Berlin-Wilmersdorf
Datei:Arvid Harnack-Mutter Erde fec.jpg|Gedenkstein für Mildred und Arvid Harnack auf dem [[Friedhof Zehlendorf]] in Berlin
Datei:Gedenktafel Unter den Linden 6 (Mitte) Opfer des Faschismus.jpg|Gedenktafel Unter den Linden 6 für die Opfer des Faschismus
Datei:Stolperstein Genthiner Str 14 (Tierg) Mildred Harnack.jpg|Stolperstein in [[Berlin-Tiergarten]]
Datei:FAS-Schule-Schulze-Boysen.JPG|[[Mildred-Harnack-Schule]] in [[Berlin-Lichtenberg]]
</gallery>


== Übersetzungen ==
== Übersetzungen ==
*Irving Stone: ''Lust for live'' (Vincent van Gogh. Ein Leben in Leidenschaft) Berlin 1936, Universitas.
* [[Irving Stone]]: ''Lust for Life.'' (''Vincent van Gogh. Ein Leben in Leidenschaft.'') Berlin 1936, Universitas.
*Walter D. Edmonds: ''Drums along the Mohawk'' (Pfauenfeder und Kokarde) Berlin 1938, Universitas.
* Walter D. Edmonds: ''Drums along the Mohawk.'' (''Pfauenfeder und Kokarde.'') Berlin 1938, Universitas.

== Schriften ==
* Mildred Harnack: ''Die Entwicklung der amerikanischen Literatur der Gegenwart in einigen Hauptvertretern des Romans und der Kurzgeschichte.'' (Maschinenschriftliche Dissertation), Philosophische Fakultät der Ludwigs-Universität zu Gießen, Gießen 1941.
* Mildred Harnack-Fish: ''Variationen über das Thema Amerika. Studien zur Literatur der USA.'' Herausgegeben von Eberhard Brüning. Aufbau-Verlag, Berlin u. a. 1988, ISBN 3-351-01022-2.


== Literatur ==
== Literatur ==
<!--chronologisch absteigend -->
*Shareen Blair Brysac: ''Resisting Hitler. Mildred Harnack and the Red Orchestra.'' Oxford University Press 2000. ISBN 0-19-515240-9
* Rebecca Donner: ''All the Frequent Troubles of Our Days: The True Story of the American Woman at the Heart of the German Resistance to Hitler.'' Little, Brown and Company, New York 2021, ISBN 978-0-316-56169-3.
** Rebecca Donner: ''Mildred. Die Geschichte der Mildred Harnack und ihres leidenschaftlichen Widerstands gegen Hitler.'' Kanon, Berlin 2022, ISBN 978-3-98568-047-4.
* [[Ingo Juchler]] (Hrsg.): ''Mildred Harnack und die Rote Kapelle in Berlin.'' Universitätsverlag Potsdam, 2017, ISBN 978-3-86956-407-4. [https://publishup.uni-potsdam.de/files/39816/mildred_harnack.pdf (PDF; 12,1 MB)].
* [[Sabine Friedrich]]: [[Wer wir sind]] : Roman. - München : Dt. Taschenbuchverl., 2012, ISBN 978-3-423-28003-7.
* [[Martha Dodd]]: ''Meine Jahre in Deutschland 1933–1937.'' Frankfurt am Main 2005, ISBN 978-3-8218-0762-1.
* [[Stefan Roloff]]: ''Die Rote Kapelle.'' Ullstein, 2002, ISBN 3-548-36669-4.
* {{Literatur |Autor=Shareen B. Brysac |Titel=Resisting Hitler. Mildred Harnack and the Red Orchestra |Verlag=Oxford University Press |Ort=Oxford |Datum=2000 |ISBN=978-0-195-15240-1 |Online=https://archive.org/details/resistinghitlerm0000brys/page/n6/mode/1up}} [https://books.google.de/books?id=5nEXxloJxQYC&pg=PT1 Auszüge]
** deutsch: ''Mildred Harnack und die „Rote Kapelle“. Die Geschichte einer ungewöhnlichen Frau und einer Widerstandsbewegung.'' Übersetzt von Klaus Kochmann. Scherz, Bern 2003, ISBN 3-502-18090-3.<ref>Silke Kettelhake: [http://buecher.hagalil.com/sonstiges/harnack.htm Rezension] in [[HaGalil]], ursprünglich in [[Jungle World]], 18. Februar 2004.</ref>
* Gert Rosiejka: ''Die Rote Kapelle. „Landesverrat“ als antifaschistischer Widerstand.'' Ergebnisse, Hamburg 1986, ISBN 3-925622-16-0.
* {{Literatur |Hrsg=Ingo Juchler |Titel=Mildred Harnack und die Rote Kapelle in Berlin. 2., verbesserte Auflage |Verlag=Universitätsverlag Potsdam |Ort=Potsdam |Datum=2021|ISBN=978-3-86956-500-2 |Online=https://publishup.uni-potsdam.de/opus4-ubp/frontdoor/deliver/index/docId/48176/file/rote_kapelle.pdf}}


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Commonscat|Mildred Harnack}}
*http://archives.library.wisc.edu/mfh/textfiles/CLPoem_text_Brysac.html - Clara Leiser: ''To and from the guillotine''
{{Wikiquote|Mildred Harnack}}
* {{DNB-Portal|118546066}}
* {{GDW|mildred-harnack}}

== Einzelnachweise ==
<references responsive />

{{Normdaten|TYP=p|GND=118546066|LCCN=n/82/223255|VIAF=36985500}}


[[Kategorie:Frau|Harnack, Mildred]]
{{SORTIERUNG:Harnack-Fish, Mildred}}
[[Kategorie:Person, für die im Bezirk Mitte ein Stolperstein verlegt wurde]]
[[Kategorie:Rote Kapelle|Harnack, Mildred]]
[[Kategorie:NS-Opfer|Harnack, Mildred]]
[[Kategorie:Widerstandskämpfer (Rote Kapelle Berlin)]]
[[Kategorie:Hingerichteter|Harnack, Mildred]]
[[Kategorie:Hingerichtete Person (NS-Opfer)]]
[[Kategorie:Geboren 1902|Harnack, Mildred]]
[[Kategorie:Person (Milwaukee)]]
[[Kategorie:Gestorben 1943|Harnack, Mildred]]
[[Kategorie:Übersetzer aus dem Englischen]]
[[Kategorie:Übersetzer ins Deutsche]]
[[Kategorie:Mitglied der Familie Harnack|⚭Mildred]]
[[Kategorie:Träger des Ordens des Vaterländischen Krieges I. Klasse]]
[[Kategorie:US-Amerikaner]]
[[Kategorie:Deutscher]]
[[Kategorie:Geboren 1902]]
[[Kategorie:Gestorben 1943]]
[[Kategorie:Frau]]


{{Personendaten|
{{Personendaten
NAME=Harnack, Mildred
|NAME=Harnack-Fish, Mildred
|ALTERNATIVNAMEN=
|ALTERNATIVNAMEN=Harnack, Mildred; Fish, Mildred Elizabeth (Geburtsname)
|KURZBESCHREIBUNG=amerikanisch-deutsche Literaturwissenschaftlerin, Übersetzerin und Widerstandskämpferin
|KURZBESCHREIBUNG=amerikanisch-deutsche Literaturwissenschaftlerin, Übersetzerin und Widerstandskämpferin
|GEBURTSDATUM=[[16. September]] [[1902]]
|GEBURTSDATUM=16. September 1902
|GEBURTSORT=[[Milwaukee]], [[Wisconsin]], [[USA]]
|GEBURTSORT=[[Milwaukee]], [[Wisconsin]], [[USA]]
|STERBEDATUM=[[16. Februar]] [[1943]]
|STERBEDATUM=16. Februar 1943
|STERBEORT=[[Berlin-Plötzensee]], [[Deutschland]]
|STERBEORT=[[Berlin-Plötzensee]]
}}
}}

Aktuelle Version vom 16. Juni 2025, 15:37 Uhr

Mildred Harnack-Fish

Mildred Harnack-Fish (Anhören/?) (* 16. September 1902 in Milwaukee, Wisconsin, als Mildred Elizabeth Fish; † 16. Februar 1943 in Berlin-Plötzensee) war eine amerikanisch-deutsche Literaturwissenschaftlerin, Übersetzerin und Widerstandskämpferin gegen den Nationalsozialismus.

40+10 Pfennig-Sondermarke der DDR-Post 1964 mit Mildred und Arvid Harnack
Memorialgraffiti für Mildred Harnack-Fish

Mildred war das jüngste Kind von William Cook Fish und dessen Frau Georgina (geb. Hesketh) nach Harriet, Marion Hesketh und Marbeau Davenport Fish. 1919 machte sie ihren Abschluss an der Western High School in Georgetown (Washington, D.C.) und studierte dann Literaturwissenschaften. 1926 arbeitete sie als Dozentin für deutsche Literatur an der University of Wisconsin–Madison, wo sie den Juristen und Rockefeller-Stipendiaten Arvid Harnack kennenlernte und heiratete. 1929 zog sie mit Arvid nach Berlin. Von 1932 bis 1936 war sie als Englischlehrerin am Berliner Abendgymnasium (heute: Peter-A.-Silbermann-Schule) tätig. Sie promovierte 1941 an der Ludwigs-Universität Gießen und arbeitete als Lehrbeauftragte und Übersetzerin an der Auslandswissenschaftlichen Fakultät der Universität Berlin. Dort sammelte sich ab 1939/40 ein reger Kreis widerständiger Dozenten und Studenten, darunter auch Harro Schulze-Boysen und Horst Heilmann. Bis zu ihrer Verhaftung arbeitete sie auch als Dozentin am Heilschen Abendgymnasium in Berlin-Schöneberg.

Ab 1933 baute sie zusammen mit ihrem Mann sowie dem Schriftsteller Adam Kuckhoff und dessen Frau Greta Kuckhoff einen Diskussionszirkel auf, der politische Perspektiven nach dem erwarteten Sturz des Naziregimes erörterte.[1] 1939 entstand daraus das Widerstandsnetz Rote Kapelle. Bis zum Eintritt der Vereinigten Staaten in den Zweiten Weltkrieg war sie Vorsitzende des Frauen-Clubs an der US-Botschaft in Berlin und eng befreundet mit Martha Dodd, der Tochter des Botschafters William Edward Dodd. Später waren die Harnacks eng mit Botschaftsrat Donald R. Heath und dessen Frau Louise befreundet.[2] Donald Heath jr. schrieb später : „Mildred war ein Typ wie Julie Christie in Doktor Schiwago, wirklich höchst interessant. Ich fühlte mich zu ihr hingezogen. Sie wirkte sehr nordisch und trug altmodische Kleidung. Sie zog die Blicke der Leute auf sich. Sie entging einem selbst in einem überfüllten Raum nicht. Sie wirkte auf Männer. Sehr auffallend. Eine totale Präsenz, ihre Stimme, ihr Anblick, ihr Denken.“

Sie unterstützte ihren Mann, der ab 1935 für den sowjetischen Nachrichtendienst arbeitete, und half ihm beim Zusammenstellen politischer, militärischer und wirtschaftlicher Informationen.[3] Bis Ende Juni 1941 hatte die Gruppe Kontakt mit Angehörigen der sowjetischen Botschaft und versuchte, vor dem bevorstehenden deutschen Überfall auf die Sowjetunion zu warnen. Im August 1942 wurde ein Funkverkehr der belgischen Gruppe mit den Adressen von Adam Kuckhoff, Harro Schulze-Boysen und Ilse Stöbe dechiffriert.

Am 7. September 1942 wurden Arvid und Mildred Harnack während eines Urlaubs auf der Kurischen Nehrung in Ostpreußen von der SS verhaftet.[4] Am 19. Dezember fällte das Reichskriegsgericht das Todesurteil über Arvid Harnack, das am 22. Dezember 1942 vollstreckt wurde. Mildred Harnack wurde zu sechs Jahren Zuchthaus verurteilt. Hitler ordnete jedoch eine neue Hauptverhandlung an, die am 16. Januar 1943 mit einem Todesurteil endete. Am 16. Februar 1943 wurde Mildred Harnack im Strafgefängnis Berlin-Plötzensee mit der Guillotine hingerichtet.[5] Ihre letzten Worte waren: „Und ich habe Deutschland so geliebt.“ Harnack-Fish ist die einzige amerikanische Zivilperson, die wegen Widerstands gegen das Naziregime hingerichtet wurde.[6]

Arvids Bruder Falk Harnack, ebenfalls Widerstandskämpfer, konnte fliehen und überlebte den Zweiten Weltkrieg als Partisan der ELAS in Griechenland.

Als ihre Freundin und Studienkollegin Clara Leiser von der Enthauptung erfuhr, schrieb sie zum Gedenken das Gedicht To and From the Guillotine.[7]

Mildred Harnack ist die Urgroßtante der US-amerikanischen Autorin Rebecca Donner.[8]

  • Irving Stone: Lust for Life. (Vincent van Gogh. Ein Leben in Leidenschaft.) Berlin 1936, Universitas.
  • Walter D. Edmonds: Drums along the Mohawk. (Pfauenfeder und Kokarde.) Berlin 1938, Universitas.
  • Mildred Harnack: Die Entwicklung der amerikanischen Literatur der Gegenwart in einigen Hauptvertretern des Romans und der Kurzgeschichte. (Maschinenschriftliche Dissertation), Philosophische Fakultät der Ludwigs-Universität zu Gießen, Gießen 1941.
  • Mildred Harnack-Fish: Variationen über das Thema Amerika. Studien zur Literatur der USA. Herausgegeben von Eberhard Brüning. Aufbau-Verlag, Berlin u. a. 1988, ISBN 3-351-01022-2.
Commons: Mildred Harnack – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Stefan Heinz: Online-Biografie: Harnack, Arvid. Aus: Neue Deutsche Biographie; 4. November 2022.
  2. Johannes Tuchel: »Weihnachten müsst Ihr richtig feiern«. Aus: Die Zeit, 13. Dezember 2007 Nr. 51.
  3. Neues Deutschland, 23. Dezember 1969, S. 4. Online
  4. Kümmels Anzeiger Nr. 02/09, heimatmuseum-erkner.de; vgl. auch die Darstellung bei Egmont Zechlin, Erinnerungen an Arvid und Mildred Harnack, in: „Geschichte in Wissenschaft und Unterricht“, 33/1982, S. 395–404.
  5. Brigitte Oleschinski: Gedenkstätte Plötzensee, (PDF) S. 28.
  6. a b Mildred Fish Harnack Day.
  7. Clara Leiser: To and From the Guillotine (Memento vom 14. August 2011 im Internet Archive), 1943. (pdf)
  8. Rebecca Donner: Ich möchte, dass die Leser mit Mildred durch Berlin gehen, Berliner Zeitung, 4. Oktober 2022
  9. Peter Koblank: Harro Schulze-Boysen. Rote Kapelle: Widerstand gegen Hitler und Spionage für Stalin, Online-Edition Mythos Elser 2014. Abgerufen am 27. Januar 2014.
  10. http://www.ub.hu-berlin.de/literatur-suchen/sammlungen/kustodie/denkmaeler/mahnmal
  11. Gedenktafel in der Peter-A.-Silbermann-Schule.
  12. Dokumentation: Streik und Gegenunterricht an der Silbermannschule (Abendgymnasium). In: alternative, Jahrgang 13, Heft 74 (1970), S. 165.
  13. Was hinter dem neuen Namen für das ehemalige Otto-Eger-Heim steckt. In: giessener-allgemeine.de. 14. Dezember 2015, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 15. Dezember 2015; abgerufen am 14. Dezember 2015.
  14. Stolperstein-Zeremonie im Gedenken an Mildred Fish-Harnack und Arvid Harnack (Memento vom 11. Januar 2018 im Internet Archive)
  15. Bilder von der Zeremonie
  16. Art Heitzer: Milwaukee gedenkt Mildred Harnack in Unser Blatt Nr. 67 der Berliner VVN-BdA.
  17. Hans-Jürgen Mende: Lexikon Berliner Begräbnisstätten. Pharus-Plan, Berlin 2018, ISBN 978-3-865-14206-1, S. 674.
  18. Silke Kettelhake: Rezension in HaGalil, ursprünglich in Jungle World, 18. Februar 2004.