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„Ahmed III.“ – Versionsunterschied

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[[Datei:Levni 002.jpeg|mini|hochkant|Sultan Ahmed III. mit dem jungen Kronprinzen]]
'''Ahmed III.''' (* [[1673]]; [[1. Juli]] [[1736]] in [[Konstantinopel]]) war [[1703]] bis [[1730]] [[Sultan]] des [[Osmanisches Reich|Osmanischen Reiches]].
[[Datei:Koceks - Surname-i Vehbi.jpg|mini|hochkant|Illustration aus dem ''Surname-i Vehbi'', einem Buch rund um die Feierlichkeiten zur Beschneidung der drei Söhne des Sultans. (18. Jh.)]]
'''Ahmed III.''' (geboren [[1673]]; gestorben [[1. Juli]] [[1736]] in [[Istanbul]]) war von 1703 bis 1730 [[Sultan]] des [[Osmanisches Reich|Osmanischen Reiches]].


== Leben ==
Ahmet war ein Sohn von [[Mehmed IV.]] und bestieg den Thron [[1703]], nachdem sein Bruder [[Mustafa II.]] abgedankt hatte. Im Angesicht der drohenden Haltung [[Russland]]s baute er die Beziehungen zu [[England]] aus.
Ahmed war ein Sohn [[Mehmed IV.|Mehmeds IV.]] und bestieg den Thron 1703, nachdem sein Bruder [[Mustafa II.]] abgesetzt worden war. Im Angesicht der drohenden Haltung [[Russisches Kaiserreich|Russlands]] baute er die Beziehungen zu [[Königreich Großbritannien|Großbritannien]] aus.
Er gewährte [[Karl XII. (Schweden)|Karl XII. von Schweden]] nach dessen [[Schlacht bei Poltawa|Niederlage bei Poltava]] im Osmanischen Reich Zuflucht ([[1709]]). Durch Russland zum Krieg gezwungen, kam er einem entscheidenden Sieg gegen den nördlichen Konkurrenten näher als irgendein anderer osmanischer Herrscher vorher oder nachher, da sein Großwesir Baltaji Mehmet Pascha die russischen Truppen nahe dem Pruth vollständig umstellen konnte ([[1711]]). Im Vertrag, den Russland unterzeichnen musste, erhielt das Osmanische Reich [[Asow]], die Zerstörung der von Russland gebauten Festungen, und die Verpflichtung des Zaren, sich zukünftiger Einmischungen in die Angelegenheit der Polen oder der Kosaken zu enthalten. Die Unzufriedenheit über die Milde dieser Bedingungen war so stark in Konstantinopel, dass sie beinahe ein Wiederausbrechen des Kriegs ausgelöst hätte.


1709 gewährte er [[Karl XII. (Schweden)|Karl XII.]] von Schweden nach dessen [[Schlacht bei Poltawa|Niederlage bei Poltawa]] im Osmanischen Reich Zuflucht. Durch Russland zum Krieg gezwungen, kam er einem entscheidenden Sieg gegen den nördlichen Konkurrenten näher als irgendein anderer osmanischer Herrscher vor oder nach ihm, da sein Großwesir [[Baltaji Mehmed Pascha]] die russischen Truppen auf ihrem [[Pruthfeldzug]] nahe dem [[Pruth]] vollständig umstellen konnte (1711). Im [[Frieden vom Pruth]] verpflichtete sich Russland zur Rückgabe von [[Asow]] an das Osmanische Reich, der Zerstörung mehrerer zuvor gebauter Festungen und zur zukünftigen Nichteinmischung in die Angelegenheit der Polen oder der [[Kosaken]]. Die Unzufriedenheit über die Milde dieser Bedingungen war in Konstantinopel so stark, dass es beinahe erneut zum Krieg gekommen wäre.
[[1715]] wurde [[Morea]] (Halbinsel [[Peloponnes]]) der Republik [[Venedig]] entrissen. Dies führte zu Feindseligkeiten mit Österreich, das sich mit der [[Republik Venedig]] verbündete, bei denen die Osmanen erfolglos waren. Die Belagerung der Insel [[Korfu]] wurde, im Sommer [[1716]], von Venedig abgewehrt und [[Belgrad]] fiel in die Hände von Österreich ([[1717]]). Durch die Vermittlung Englands und Hollands wurde der [[Friede von Passarowitz|Frieden von Passarowitz]] (serbisch ''Pozarevac'') ([[1718]]) geschlossen, durch den das Osmanische Reich die den Venezianern weggenommene Halbinsel [[Morea]] behielt, aber Ungarn verlor.


1715 wurde die [[Morea]] auf dem [[Peloponnes]] von der [[Republik Venedig]] erobert. Österreich verbündete sich mit Venedig und begann Krieg gegen die Osmanen. Die Belagerung der Insel [[Korfu]] wurde im Sommer 1716 von Venedig abgewehrt und [[Belgrad]] fiel 1717 in die Hände der Habsburger. Durch die Vermittlung Großbritanniens und der [[Republik der Vereinigten Niederlande|Niederlande]] wurde 1718 der [[Friede von Passarowitz|Frieden von Passarowitz]] (serbisch [[Požarevac]]) geschlossen, bei dem das Osmanische Reich die den Venezianern weggenommene Halbinsel Morea behielt, aber das [[Banat]], den Norden [[Serbien]]s und die [[kleine Walachei]] an Österreich verlor.
Im Jahr [[1727]] erlaubte er den Buchdruck im Osmanischen Reich, der bis dahin verboten war.


Ein Krieg mit [[Persien]] endete in einer Katastrophe, die zu einer Revolte der [[Janitscharen]] führte, die Ahmed im September [[1730]] absetzten. Er starb einige Jahre später in Gefangenschaft.
Ein Krieg mit [[Geschichte des Iran|Persien]] endete in einer Katastrophe, die zum [[Patrona-Halil-Aufstand]] der [[Janitscharen]] führte, die Ahmed im September 1730 absetzten. Er starb 1736 in Gefangenschaft.


Die Epoche von 1703 bis 1730 wurde als [[Tulpenzeit]] (''Lale devrı'') bekannt. Es war eine Zeit kultureller Blüte, besonders der [[Miniaturmalerei]]. 1725 erschien ein illustrierter Tulpenkatalog. Im Jahr 1727 erlaubte Ahmed [[İbrahim Müteferrika]] die Errichtung einer Druckerpresse mit arabischen Lettern, was bis dahin verboten gewesen war. Ahmet III. besaß Tulpenwiesen auf den Sommerweiden im [[Sipylos (Gebirge)|Spil Dağı]] oberhalb von [[Manisa]], die allgemein bewundert wurden und importierte Gartentulpen aus Holland.<ref>Liz Dobbs, Tulip. Quadrille, London 2004, 6</ref><ref>John H. Harvey 1976, Turkey as a Source of Garden Plants. Garden History 4/3, 22. {{JSTOR|1586521}}</ref>
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| width="30%" align="center" | Vorgänger:<br>[[Mustafa II.]]<br>([[1695]]-[[1703]])
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| width="30%" align="center" | Nachfolger:<br>[[Mahmud I.]]<br>([[1730]]-[[1754]])
|}


== Siehe auch ==
* [[Nevşehirli Damat İbrahim Pascha]]

== Literatur ==
* Ferenc Majoros, Bernd Rill: ''Das Osmanische Reich 1300-1922. Die Geschichte einer Großmacht''. Marix, Wiesbaden 2004, ISBN 3-937715-25-8.
* [[Josef Matuz]]: ''Das osmanische Reich. Grundlinien seiner Geschichte''. 4. Auflage. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2006, ISBN 3-534-20020-9.
* [[Nicolae Iorga]]: ''Geschichte des Osmanischen Reiches. Nach den Quellen dargestellt.'' 5 Bände, Verlag Perthes, Gotha 1908–1913, Nachdruck Frankfurt/Main 1990.
* [[Gabriel Effendi Noradounghian]]: ''Recueil d’actes internationaux de l’Empire Ottoman 1300-1789.'' Tome I. Paris, Neufchâtel 1897. Reprint: Kraus, Nendeln 1978, ISBN 3-262-00527-4.

== Weblinks ==
{{Commonscat|Ahmed III|Ahmed III.}}
* http://www.tuerkenbeute.de/kun/kun_bio/Ahmet3_de.php Badisches Landesmuseum, Karlsruhe: ''Ahmed III.''
* [http://www.tripota.uni-trier.de/single_picture.php?signatur=121_anon_0001 Tripota – Trierer Porträtdatenbank]

== Einzelnachweise ==
<references />

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Aktuelle Version vom 17. August 2024, 23:30 Uhr

Sultan Ahmed III. mit dem jungen Kronprinzen
Illustration aus dem Surname-i Vehbi, einem Buch rund um die Feierlichkeiten zur Beschneidung der drei Söhne des Sultans. (18. Jh.)

Ahmed III. (geboren 1673; gestorben 1. Juli 1736 in Istanbul) war von 1703 bis 1730 Sultan des Osmanischen Reiches.

Ahmed war ein Sohn Mehmeds IV. und bestieg den Thron 1703, nachdem sein Bruder Mustafa II. abgesetzt worden war. Im Angesicht der drohenden Haltung Russlands baute er die Beziehungen zu Großbritannien aus.

1709 gewährte er Karl XII. von Schweden nach dessen Niederlage bei Poltawa im Osmanischen Reich Zuflucht. Durch Russland zum Krieg gezwungen, kam er einem entscheidenden Sieg gegen den nördlichen Konkurrenten näher als irgendein anderer osmanischer Herrscher vor oder nach ihm, da sein Großwesir Baltaji Mehmed Pascha die russischen Truppen auf ihrem Pruthfeldzug nahe dem Pruth vollständig umstellen konnte (1711). Im Frieden vom Pruth verpflichtete sich Russland zur Rückgabe von Asow an das Osmanische Reich, der Zerstörung mehrerer zuvor gebauter Festungen und zur zukünftigen Nichteinmischung in die Angelegenheit der Polen oder der Kosaken. Die Unzufriedenheit über die Milde dieser Bedingungen war in Konstantinopel so stark, dass es beinahe erneut zum Krieg gekommen wäre.

1715 wurde die Morea auf dem Peloponnes von der Republik Venedig erobert. Österreich verbündete sich mit Venedig und begann Krieg gegen die Osmanen. Die Belagerung der Insel Korfu wurde im Sommer 1716 von Venedig abgewehrt und Belgrad fiel 1717 in die Hände der Habsburger. Durch die Vermittlung Großbritanniens und der Niederlande wurde 1718 der Frieden von Passarowitz (serbisch Požarevac) geschlossen, bei dem das Osmanische Reich die den Venezianern weggenommene Halbinsel Morea behielt, aber das Banat, den Norden Serbiens und die kleine Walachei an Österreich verlor.

Ein Krieg mit Persien endete in einer Katastrophe, die zum Patrona-Halil-Aufstand der Janitscharen führte, die Ahmed im September 1730 absetzten. Er starb 1736 in Gefangenschaft.

Die Epoche von 1703 bis 1730 wurde als Tulpenzeit (Lale devrı) bekannt. Es war eine Zeit kultureller Blüte, besonders der Miniaturmalerei. 1725 erschien ein illustrierter Tulpenkatalog. Im Jahr 1727 erlaubte Ahmed İbrahim Müteferrika die Errichtung einer Druckerpresse mit arabischen Lettern, was bis dahin verboten gewesen war. Ahmet III. besaß Tulpenwiesen auf den Sommerweiden im Spil Dağı oberhalb von Manisa, die allgemein bewundert wurden und importierte Gartentulpen aus Holland.[1][2]

  • Ferenc Majoros, Bernd Rill: Das Osmanische Reich 1300-1922. Die Geschichte einer Großmacht. Marix, Wiesbaden 2004, ISBN 3-937715-25-8.
  • Josef Matuz: Das osmanische Reich. Grundlinien seiner Geschichte. 4. Auflage. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2006, ISBN 3-534-20020-9.
  • Nicolae Iorga: Geschichte des Osmanischen Reiches. Nach den Quellen dargestellt. 5 Bände, Verlag Perthes, Gotha 1908–1913, Nachdruck Frankfurt/Main 1990.
  • Gabriel Effendi Noradounghian: Recueil d’actes internationaux de l’Empire Ottoman 1300-1789. Tome I. Paris, Neufchâtel 1897. Reprint: Kraus, Nendeln 1978, ISBN 3-262-00527-4.
Commons: Ahmed III. – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Liz Dobbs, Tulip. Quadrille, London 2004, 6
  2. John H. Harvey 1976, Turkey as a Source of Garden Plants. Garden History 4/3, 22. JSTOR:1586521
VorgängerAmtNachfolger
Mustafa II.Sultan und Kalif des Osmanischen Reichs
1703–1730
Mahmud I.