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„Samojede (Hunderasse)“ – Versionsunterschied

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{{Infobox Hunderasse
[[Bild:Samoyed_600.jpg|thumb|Samoyede]]
| Rassenname = Samojede <br/> (Samojedskaja Sobaka)
'''Samoyeden''' (''Samoiedskaïa Sabaka'', ''Samojede''; gelegentlich auch unkorrekt als "''Samoyedenspitz''" bezeichnet) sind eine mittelgroße nordische [[Haushund|Gebrauchshundrasse]], die vor langer Zeit im Westen [[Sibirien|Sibiriens]] vom Volk der [[Samojeden]] gezüchtet wurden; nach diesem Volk wurde die Hunderasse auch später benannt, als Ernest Kilburn-Scott ab [[1894]] erste Exemplare nach England brachte und mit dem Züchten der ab [[1913]] offiziell anerkannten Rasse begann.
| Bild1 =Samoyed dog two year old female dllu.jpg
| FCI-Nummer = 212
| FCI-Gruppe = 5
| FCI-Sektion = 1
| Arbeitsprüfung = ohne
| Herdengebrauchshund = 1
| Ursprungsland = [[Russland]]
| Patronat = Verband der nordischen Staaten (N.K.U.)
| Kontinent = Eu <!--Asiatische Hunderasse als Kategorie zusätzlich direkt eingefügt-->
| Alternativnamen = Samojedenhund, Samojedenspitz


| Widerristhöhe = Rüden 57 ± 3 cm<br />Hündinnen 53 ± 3 cm
== Rassestandard ==
[[bild:Samoyede_Nauka_2003-07_asb_PICT1895_small.JPG|thumb|Foto des Kopfs eines weiblichen Samoyeden im Alter von ca. einem Jahr, aufgenommen im Juli 2003 in Deutschland]]
Die Rasse der ''Samoyeden'' ist unter der '''FCI-Nummer 212''' (''FCI-Standard-Nr. 212 / 22. Juli 1997 / D'') in der Gruppe 5, ''Spitze und Hunde vom Urtyp'', Sektion 1.2, ''Nordische Schlittenhunde'' registriert. Der Rassestandard beschreibt das allgemeine Erscheinungsbild eines Samoyeden als ein Tier, das "den Eindruck von Kraft, Ausdauer, Geschmeidigkeit, Würde und Selbstvertrauen gepaart mit Charme vermittelt". Als charakteristisches Merkmal wird das so genannte "Lächeln" des Samoyeden genannt; dieser für Hunde ungewöhnliche Gesichtsausdruck wird erzeugt durch die Kombination der Augenform und -stellung mit den in sanfter Kurve nach oben gerichteten Lefzenwinkeln.


| Gewicht = Rüden 20–30 kg<br />Hündinnen 17–25 kg <!--Quelle: BI-Lexikon Hunderassen-->
Der Rassestandard beschreibt den Charakter des Samoyeden als "freundlich, aufgeschlossen, munter und lebhaft mit sehr ausgeprägtem Jagdinstinkt" und "sehr gesellig"; Samoyeden sollen keinesfalls scheu oder aggressiv auftreten. Trotz ihrer früheren Nutzung gelten sie heute als ungeeignet in der Funktion als Wachhund.
| Zuchtstandards = [http://www.fci.be/Nomenclature/Standards/212g05-de.pdf FCI], [http://www.akc.org/breeds/samoyed/index.cfm AKC]
}}


Der '''Samojede''' ({{ruS|самоедская собака}}, transkribiert ''samojedskaja sobaka'', Samojedenhund; gelegentlich auch als „''Samojedenspitz''“ bezeichnet) ist eine von der [[Fédération Cynologique Internationale|FCI]] anerkannte mittelgroße nordische [[Hunderasse]] ([[Hunderassen in der Systematik der FCI|FCI-Gruppe&nbsp;5, Sektion&nbsp;1, Standard Nr.&nbsp;212]]). Die Rasse entstand aus [[Haushund|Hunden]], die von [[Samojedische Völker|samojedischen Völkern]] in [[Sibirien]] verwendet wurden. Nach diesen Völkern wurde die Hunderasse auch benannt, als Ernest Kilburn-Scott ab 1894 erste Tiere nach England brachte und mit dem Züchten der ab 1913 anerkannten Rasse begann.
Der Kopf soll kräftig und keilförmig, der Hals kräftig und mittellang sein. Der Körper ist etwas länger als hoch; tief und kompakt, dabei jedoch geschmeidig. Die [[Rute]] soll ziemlich hoch angesetzt sein und wird "in der Bewegung oder in aufmerksamer Haltung [..] vom Ansatz an über den Rücken oder zur Seite gebogen getragen, darf aber in Ruhestellung herabhängen".


== Beschreibung ==
Ein besonderes Merkmal des Samoyeden ist das Haarkleid, das "üppig, dick, elastisch und dicht" sein soll; es diente ursprünglich als natürlicher Schutz im Polarklima. Das Fell ist rein weiß, weiß und beige oder cremefarben. Die ursprünglichen Samoyeden-Hunde traten auch in anderen Fellfärbungen wie braun oder schwarz auf, dies entspricht jedoch nicht dem heutigen Zuchtstandard.
Der [[Rassestandard]] für den Samojeden wird als FCI-Standard Nr. 212 bei der Fédération Cynologique Internationale (FCI) geführt. Er beschreibt das allgemeine Erscheinungsbild eines Samojeden als ein Tier, das „den Eindruck von Kraft, Ausdauer, Geschmeidigkeit, Würde und Selbstvertrauen gepaart mit Charme vermittelt“.<ref name="FCI-St">{{FCI-Link|Nr=212|Rasse=Samojede}}</ref> Als charakteristisches Merkmal wird das so genannte „Lächeln“ des Samojeden genannt; dieser für Hunde ungewöhnliche Gesichtsausdruck wird erzeugt durch die Kombination der Augenform und -stellung mit den in sanfter Kurve nach oben gerichteten Lefzenwinkeln. Der Charakter des Samojeden soll „freundlich, aufgeschlossen, munter und lebhaft mit sehr gering ausgeprägtem Jagdinstinkt“<ref name="FCI-St" /> und „sehr gesellig“<ref name="FCI-St" /> sein; Samojeden sollen „keinesfalls scheu oder aggressiv“<ref name="FCI-St" /> auftreten.


Trotz ihrer früheren Nutzung als Wachhunde gelten sie heute als ungeeignet für diese Verwendung, wobei sie bei Annäherung eines Fremden an „ihr“ Territorium (Garten) zwar anschlagen, aber nicht aggressiv werden.
Die ideale Widerristhöhe eines Samoyeden liegt bei 57 cm (Rüden) bzw. 53 cm (Hündinnen), wobei jeweils eine Abweichung von 3 cm nach oben oder nach unten toleriert wird. Der Rüde wiegt zwischen 20 und 25 Kilogramm, die Hündin zwischen 16 und 20 Kilogramm.


Die ideale [[Widerrist|Schulterhöhe]] eines Samojeden liegt bei 57 (Rüden) beziehungsweise 53 Zentimetern (Hündinnen), wobei jeweils eine Abweichung von 3 Zentimeter nach oben oder nach unten toleriert wird. Der Rüde wiegt zwischen 25 und 30 Kilogramm, die Hündin zwischen 20 und 25 Kilogramm. Der Kopf soll kräftig und keilförmig, der Hals kräftig und mittellang sein. Der Körper ist etwas länger als hoch, tief und kompakt, dabei jedoch geschmeidig. Die [[Schwanz|Rute]] soll „ziemlich hoch angesetzt“ sein und wird „in der Bewegung oder in aufmerksamer Haltung [] vom Ansatz an über den Rücken oder zur Seite gebogen getragen, darf aber in Ruhestellung herabhängen“.<ref name="FCI-St" /> Im Gegensatz zu anderen Schlittenhunden sind blaue oder zwei unterschiedlich gefärbte Augen ein zuchtausschließender Faktor.
Einige ausschließende Fehler disqualifizieren Individuen vom Zuchstandard; dazu gehören beispielsweise blaue oder verschiedenfarbene Augen, nicht aufrecht stehende Ohren, eine standardwidrige Fellfarbe oder eine scheue oder aggressive Veranlagung.


== Das Fell ==
Der amerikanische Zuchtstandard ('''AKC Standard''' des ''American Kennel Club'') entspricht in etwa den FCI-Richtlinien.
Ein besonderes Merkmal des Samojeden ist das Haarkleid, das „üppig, dick, elastisch und dicht“<ref name="FCI-St" /> sein soll; es dient als natürlicher Schutz im Polarklima. Das Fell ist rein weiß oder weiß, beige oder cremefarben. Es besteht aus einer dichten weichen Unterwolle (Kälteschutz) sowie einem längeren Deckhaar, das die Unterwolle vor Feuchtigkeit und Verschmutzung schützt. Der Samojede haart wenig bis gar nicht, außer während des Fellwechsels, der zweimal im Jahr auftritt. Das Fell ist zum größten Teil selbstreinigend.


Die ursprünglichen Samojedenhunde traten auch in anderen Fellfärbungen wie braun oder schwarz auf. Dies entspricht jedoch nicht dem heutigen Zuchtstandard.
Einen leicht abweichenden Zuchtstandard gibt es in Großbritannien; der '''UK Samoyed Standard''' des ''Kennel Club'' beschreibt etwas kompaktere Tiere mit einer Widerristhöhe von 51-56 cm (20-22 ins, Rüden) bzw. 46-51 cm (18-20 ins, Hündinnen).


== Züchtung und Nutzung ==
== Züchtung und Nutzung ==
Samojeden wurden von dem Volksstamm der [[Nenzen]] (''Samojeden'') ursprünglich als [[Arbeitshund]]e, [[Schlittenhund]]e, [[Hütehund]]e und [[Wachhund]]e verwendet. Erna Bossi beschreibt in ihrem Buch ''Der Samojede'' die frühere Nutzung dieser nordischen Hunderasse: ''„Sie hüteten ihre Rentierherden, verteidigten sie gegen angreifende Wölfe und Bären und waren ihre Jagdgefährten. Manchmal wurden sie auch vor die Schlitten gespannt. [] Mensch und Tier waren aufeinander angewiesen und lebten in engster Gemeinschaft miteinander []. Nachts durften die Hunde auch mit ins Zelt und dienten als Bettwärmer. Sie galten als vollwertige Mitglieder der Familie“''.
[[bild:Samoyede_Spanien_2002-07_kl_DSCN1634_small.jpg|thumb|350px|Foto von einem Samoyeden, aufgenommen im Juli 2002, Spanien]]
Samoyeden-Hunde wurden von dem Volksstamm der [[Samojeden]] ursprünglich verwendet als [[Arbeitshund]]e, [[Schlittenhund]]e, [[Hütehund]]e und [[Wachhund]]e. Erna Bossi beschreibt in Ihrem Buch ''Der Samojede'' die frühere Nutzung dieser nordischen Hunderasse: ''"Sie hüteten ihre Rentierherden, verteidigten sie gegen angreifende Wölfe und Bären und waren ihre Jagdgefährten. Manchmal wurden sie auch vor die Schlitten gespannt. [...] Mensch und Tier waren aufeinander angewiesen und lebten in engster Gemeinschaft miteinander [...]. Nachts durften die Hunde auch mit ins Zelt und dienten als Bettwärmer. Sie galten als vollwertige Mitglieder der Familie"''.


Im [[19. Jahrhundert|19.]] und [[20. Jahrhundert]] wurden Samoyeden-Hunde von europäischen und amerikanischen Forschern in Arktis und Antarktis als Schlittenhunde genutzt. Eine frühe Erwähnung der Vorfahren heutiger Samoyeden findet sich in den Berichten zur gescheiterten Nordpol-Expedition von [[Fritjof Nansen]] von 1894; die Tiere werden als sehr ausdauernd beschrieben, sie könnten 95 Kilometer in einer Strecke zurücklegen, ohne gefüttert zu werden. Bei der Expedition von [[Roald Amundsen]] von [[1911]] erlangte der Samoyeden-Hund erstmals eine gewisse Berühmtheit: Er war das erste Nutztier, das den Südpol erreichte. In der konkurrierenden Südpol-Expedition von [[Robert Falcon-Scott]] von [[1911]] wurden vor allem Ponys verwendet, was als einer der Gründe für das Scheitern dieser Expedition angesehen wird.
Im 19. und 20. Jahrhundert wurden Samojeden von europäischen und amerikanischen Forschern in Arktis und Antarktis als Schlittenhunde genutzt. Eine frühe Erwähnung der Vorfahren heutiger Samojeden findet sich in den Berichten zur gescheiterten Nordpol-Expedition von [[Fridtjof Nansen]] von 1894; die Tiere werden als sehr ausdauernd beschrieben, sie könnten 95 Kilometer in einer Strecke zurücklegen, ohne gefüttert zu werden.


R. F. Scotts Bruder, Ernest Kilburn-Scott, brachte 1894 erste Exemplare nach England und begann mit dem Züchten; Kilburn-Scott gilt daher auch als Begründer der Samoyedenzucht; sein Entwurf für einen Rassestandard sah zwei Typen von Samoyeden vor: Der eine war etwas hochbeinig, aber stabil gebaut, das Fell war schneeweiß; der andere war ein bärenhafter Typ mit kleinen, gut behaarten Ohren und kräftigen Pfoten mit dicken Ballen. Diese Grundtypen finden sich, im Rahmen des durch den Zuchtstandard zulässigen, in Grundzügen auch heute noch.
Der Brite Ernest Kilburn-Scott brachte 1889 erste Exemplare nach England und gilt als Begründer der Samojedenzucht. Sein Entwurf für einen Rassestandard sah zwei Typen von Samojeden vor: Der eine war etwas hochbeinig, aber stabil gebaut, das Fell war schneeweiß; der andere war ein bärenhafter Typ mit kleinen, behaarten Ohren und kräftigen Pfoten mit dicken Ballen. Diese Grundtypen finden sich, im Rahmen des durch den Zuchtstandard Zulässigen, in Grundzügen auch heute noch. Der erste Rassestandard stammt von 1909.<ref name="FCI-St" />


Erste Exemplare gelangen etwa [[1904]] in die Vereinigten Staaten. 1913 wurden Samoyeden offiziell als Hunderasse anerkannt. [[1923]] wurde in den USA als erster Zuchtverein der ''Samoyed Club of America'' gegründet. Eine intensive Zucht begann in den ersten Nachkriegsjahren etwa ab [[1946]], die Popularität der Samoyeden nahm jedoch erst ab etwa [[1956]] in nennenswertem Ausmaß zu.
Erste Tiere gelangten etwa 1904 in die Vereinigten Staaten; 1913 wurden Samojeden amtlich als Hunderasse anerkannt. 1923 wurde in den USA als erster Zuchtverein der ''Samoyed Club of America'' gegründet. Eine intensive Zucht begann in den ersten Nachkriegsjahren ab etwa 1946, die Popularität der Samojeden nahm jedoch erst ab etwa 1956 in nennenswertem Ausmaß zu.


In Deutschland ist der [[1968]] gegründete ''Deutsche Club nordischer Hunderassen'' (DCNH) für die Einhaltung der Zuchtstandards zuständig.
In Deutschland ist der 1968 gegründete ''Deutsche Club nordischer Hunderassen'' (DCNH) für die Einhaltung der Zuchtstandards zuständig.


Samoyeden werden auch in [[Australien]], [[Dänemark]], [[Finnland]], [[Deutschland]], den [[Niederlande]]n, [[Irland (Insel)|Irland]], [[Italien]], [[Neuseeland]], [[Spanien]], [[Schweden]], [[Norwegen]], [[Dänemark]] und seit einiger Zeit auch in [[Spanien]] in größerem Umfang gezüchtet. Sogar in [[Simbabwe]] gibt es einen kleinen Zwinger; die dort gezüchteten Tiere sollen sich den klimatischen Gegebenheiten erstaunlich gut angepasst haben.
Samojeden werden auch in [[Australien]], [[Dänemark]], [[Finnland]], [[Deutschland]], den [[Niederlande]]n, [[Irland]], [[Italien]], [[Neuseeland]], [[Schweden]], [[Norwegen]] und seit einiger Zeit auch in [[Spanien]] in größerem Umfang gezüchtet. Sogar in [[Simbabwe]] gibt es einen kleinen Zwinger. Die dort gezüchteten Tiere sollen sich den klimatischen Gegebenheiten erstaunlich gut angepasst haben.


Obwohl Samoyeden eigentlich Arbeitshunde sind, werden sie heute hauptsächlich als [[Haushund|Haus-]], [[Familienhund|Familien-]] oder [[Ausstellungshund]]e sowie gelegentlich im [[Hundesport]], beispielsweise in [[Agility]], mit gutem Erfolg eingesetzt. Seltener werden sie als Schlittenhunde bei Schlittenhunderennen ([[Mushing]]) verwendet, da sie zwar sehr ausdauerd, aber weniger schnell als [[Husky]]s und weniger kräftig als [[Malamut]]es sind.
Obwohl Samojeden eigentlich Arbeitshunde sind, werden sie heute hauptsächlich als Haus-, [[Familienhund|Familien-]] oder Ausstellungshunde sowie gelegentlich im [[Hundesport]], beispielsweise in [[Agility]], mit gutem Erfolg eingesetzt. Seltener werden sie als Schlittenhunde bei [[Schlittenhunderennen]] verwendet, da sie zwar sehr ausdauernd, aber weniger schnell als [[Alaskan Husky|Huskys]] und weniger kräftig als [[Alaskan Malamute|Malamutes]] sind.


== Gesundheit ==
Samoyeden können sowohl die [[Begleithundeprüfung|Begleithunde-]] als auch die [[Rettungshundeprüfung]] ablegen und als [[Sanitätshund|Sanitätshunde]] oder [[Lawinenhund|Lawinenhunde]] eingesetzt werden, sie sind jedoch als Wach- oder [[Schutzhund]]e eher ungeeignet, da sie auch fremden Menschen gegenüber freundlich und aufgeschlossen sind.
[[Datei:Dido background.jpg|mini|Samojede beim Spurt]]
Für den Samojeden sind in der tiermedizinischen Fachliteratur mehrere rassespezifische [[Erbkrankheit]]en beschrieben:


* [[Diabetes mellitus]], ähnlich, aber nicht identisch mit dem menschlichen Typ I (Insulindefizit): Die Krankheit tritt bei mittelalten Samojeden überproportional häufig auf; das durchschnittliche Alter bei der Diagnose liegt bei sieben Jahren. Die Ursache liegt in einer chronischen [[Pankreatitis|Entzündung der Bauchspeicheldrüse]] und/oder [[Autoimmunerkrankung|autoimmuner]] Zerstörung der Beta-Zellen der [[Langerhans-Inseln|Langerhansschen Inseln]]. Außerdem wurden bei betroffenen Hunden auch [[Autoantikörper]] gegen [[Insulin]] festgestellt. Zurzeit werden mehrere [[Marker (Genetik)|Genmarker]] als mögliche Ursachen diskutiert.<ref>Susan E. Kimmel u.&nbsp;a.: ''Familial insulin-dependent diabetes mellitus in Samoyed dogs.'' In: ''Journal of the American Animal Hospital Association.'' 38, Nr.&nbsp;3, 2002, S.&nbsp;235–238, PMID 12022409.</ref><ref>Andrea D. Short: [http://jhered.oxfordjournals.org/content/98/5/518 ''Analysis of candidate susceptibility genes in canine diabetes.''] In: ''Journal of Heredity.'' 98, Nr.&nbsp;5, 2007, S.&nbsp;518–525, [[doi:10.1093/jhered/esm048]].</ref>
== Verwandte und Verwechselte ==
* [[Progressive Retinaatrophie]] (PRA), bei dieser Rasse verursacht durch eine Frameshift-[[Mutation]] auf dem RPRG-[[Genlocus|Locus]] des [[X-Chromosom]]s. Die Krankheit führt zu einem langsam fortschreitenden Verlust des Sehsinns, der schließlich zur Erblindung führt. Erste Symptome treten zwischen zwei und fünf Jahren auf. Die Krankheit entspricht der X-linked PRA Typ 3 beim Menschen.<ref>P. F. Dice: ''Progressive retinal atrophy in the Samoyed.'' In: ''Modern Veterinary Practice.'' 61, Nr.&nbsp;1, 1980, S.&nbsp;59–60, PMID 7366567.</ref><ref>Barbara Zangerl u.&nbsp;a.: [http://jhered.oxfordjournals.org/content/98/5/526 ''Independent origin and restricted distribution of RPGR deletions causing XLPRA.''] In: ''Journal of Heredity.'' 98, Nr.&nbsp;5, 2007, S.&nbsp;526–530, [[doi:10.1093/jhered/esm060]].</ref>
Der Samoyede wird häufig verwechselt mit weißen Exemplaren des [[Großspitz]] (''Deutscher Spitz''), [[American Eskimo Dog]] oder auch des [[Wolfsspitz]]es, die beide auch einen spitzen Fang und Stehohren haben; der Samoyede ist eine nordische Rasse und mit den Spitzen verwandt, teilt es sich deren Wesensmerkmale als Wach- und Hofhund nicht.
* Erbliche [[Nephritis|Nierenentzündung]] durch eine Nonsense-[[Mutation]] im [[Genetischer Code|Codon]] 1027 des [[Kollagen-Typ 4α5|COL4A5]]-Gens auf dem [[X-Chromosom]] ([[Glycin]] zu [[Stopcodon]]), die dem [[Alport-Syndrom]] beim Menschen ähnelt. Die Krankheit wird [[Erbgang (Biologie)|einfach X-Chromosomal dominant]] vererbt, wobei Rüden im Allgemeinen stärkere Symptome aufweisen als Hündinnen. Klinisch sieht man bei beiden Geschlechtern ab dem Alter von drei bis vier Monaten [[Proteinurie]]; bei Rüden folgt darauf relativ schnell [[Nierenversagen]] in Kombination mit mehr oder weniger stark ausgeprägtem [[Hörverlust]] und Tod im Alter von 8 bis 15 Monaten; bei [[Heterozygotie|heterozygoten]] Hündinnen ist der Krankheitsverlauf langsamer. Der Krankheitsverlauf kann mittels [[Ciclosporin|Ciclosporin A]] und [[ACE-Hemmer]]n verlangsamt, jedoch nicht aufgehalten werden.<ref>B. Jansen u.&nbsp;a.: ''Mode of inheritance of Samoyed hereditary glomerulopathy: an animal model for hereditary nephritis in humans.'' In: ''Journal of Laboratory and Clinical Medicine.'' 107, Nr.&nbsp;6, 1986, S.&nbsp;551–555, PMID 3711721.</ref><ref>K. Zheng u.&nbsp;a.: [http://www.pnas.org/content/91/9/3989.full.pdf ''Canine X chromosome-linked hereditary nephritis: a genetic model for human X-linked hereditary nephritis resulting from a single base mutation in the gene encoding the alpha 5 chain of collagen type IV.''] (PDF; 1,4&nbsp;MB) In: ''[[Proceedings of the National Academy of Sciences]].'' 91, Nr.&nbsp;9, 1994, S.&nbsp;39893993, PMID 8171024</ref><ref>K. M. Grodecki u.&nbsp;a.: ''Treatment of X-linked hereditary nephritis in Samoyed dogs with angiotensin converting enzyme (ACE) inhibitor.'' In: ''Journal of Comparative Pathology.'' 117, Nr.&nbsp;3, 1997, S.&nbsp;209–225, [[doi:10.1016/S0021-9975(97)80016-3]].</ref><ref>Dilys Chen u.&nbsp;a.: [http://jasn.asnjournals.org/content/14/3/690 ''Cyclosporine a slows the progressive renal disease of alport syndrome (X-linked hereditary nephritis): results from a canine model.''] In: ''[[Journal of the American Society of Nephrology]].'' 14, Nr.&nbsp;3, 2003, S.&nbsp;690–698, PMID 12595505.</ref>
* Kurzbeinigkeit in Verbindung mit [[Fehlbildung]]en der Augen: Durch einen Gendefekt auf dem [[Kollagen-Typ 2α1|COL2A1]]-[[Genlocus|Locus]] kommt es zu disproportioniertem [[Kleinwuchs]] durch verkürzte Gliedmaßen in Verbindung mit [[Katarakt (Medizin)|grauem Star]], Fehlbildungen der [[Netzhaut]] und/oder [[Netzhautablösung]], Verflüssigung des [[Glaskörper]]s und persistierender [[Arteria hyaloidea]]. Die Fehlbildungen der Netzhaut sind dominant (kommen also schon bei heterozygoten Hunden vor), die übrigen Symptome sind rezessiv, kommen also erst bei [[Homozygotie|homozygot]] betroffenen Hunden zur Ausprägung. Ein Zusammenhang mit [[Opticin]] besteht nicht.<ref>V. N. Meyers u.&nbsp;a.: ''Short-limbed dwarfism and ocular defects in the Samoyed dog.'' In: ''Journal of the American Veterinary Medical Association'' 183, Nr.&nbsp;9, 1983, S.&nbsp;975–979, PMID 12002589</ref><ref>Gregory M. Acland u.&nbsp;a.: ''Retinal dysplasia in the Samoyed dog is the heterozygous phenotype of the gene (drds) for short limbed dwarfism and ocular defects.'' In: ''Transactions of the American College of Veterinary Ophthalmology.'' 22, 1991, S.&nbsp;:44.</ref><ref>Beth Pellegrini, Gregory M. Acland, Jharna Ra: ''Cloning and characterization of opticin cDNA: evaluation as a candidate for canine oculo-skeletal dysplasia.'' In: ''Gene'' 282, Nr.&nbsp;1–2, 2002, S.&nbsp;121–131, [[doi:10.1016/S0378-1119(01)00842-3]].</ref>
* [[Pulmonalstenose]] tritt beim Samojeden im Vergleich mit anderen Rassen gehäuft auf. Die Krankheit kann zu Kurzatmigkeit, [[Herzrhythmusstörung]]en und schnellem Ermüden bei Bewegung führen und erhöht das Risiko für [[Herzinsuffizienz|kongestives Herzversagen]].<ref>D. McCaw, E. Aronson: ''Congenital cardiac disease in dogs.'' In: ''Modern Veterinary Practice.'' 65, Nr.&nbsp;7, 1984, S.&nbsp;509–512, PMID 6749116.</ref>


== Verwandte Rassen ==
Als nordische Rasse wird der Samoyede gelegentlich auch mit dem [[Husky]] verwechselt; dieser hat jedoch i.d.R. ein graues Fell und blaue Augen, während Samoyeden immer weißes Fell und braune bis braunschwarze Augen haben; beiden gemeinsam ist der Jagdtrieb. Gelegentlich ist auch eine Verwechselung mit weißen [[Eurasier]]n möglich, deren Rassestandard bisher noch wenig ausgeprägt ist; da zur Züchtung des Eurasiers &ndash; neben [[Wolfsspitz]] und [[Chow-Chow]] &ndash; auch Samoyeden eingesetzt wurden, handelt es sich hier um sehr enge Verwandte. Die charakteristischen Wesensmerkmale des Samoyeden können jedoch beim Eurasier verdrängt sein.
Der Samojede wird häufig verwechselt mit weißen Exemplaren des [[Deutsche Spitze|Großspitzes]] (''Deutscher Spitz''), des [[American Eskimo Dog]] oder auch des [[Wolfsspitz]]es, die ebenfalls einen spitzen Fang und Stehohren haben. Der Samojede ist eine nordische Rasse und mit den Spitzen verwandt, teilt deren Wesensmerkmale als Wach- und Hofhund aber nicht.


Als nordische Rasse wird der Samojede gelegentlich auch mit dem [[Siberian Husky]] verwechselt; dieser hat jedoch in der Regel ein graues Fell und blaue Augen, während Samojeden immer weißes Fell und braune bis braunschwarze Augen haben und das Fell viel länger ist als das des Huskys, bei dem das zu lange Fell ein zuchtausschließender Fehler ist. Gelegentlich ist auch eine Verwechslung mit weißen [[Eurasier (Hunderasse)|Eurasiern]] möglich, doch ist Weiß als Farbe bei Eurasiern ein zuchtausschließender Fehler; sie sind also dementsprechend selten. Da zur Züchtung des Eurasiers neben [[Wolfsspitz]] und [[Chow-Chow]] auch Samojeden eingesetzt wurden, handelt es sich hier um sehr enge Verwandte.
== Andere Schlittenhunderassen ==
* [[Alaskan Malamute]] FCI-Standard-Nr. 243
* [[Grönlandhund]] FCI-Standard-Nr. 274
* [[Siberian Husky]] FCI-Standard-Nr. 270


== Siehe auch ==
== Literatur ==
* Corinna Wolfram und die Adoptanten der Tierschutzhunde von Samojede-in-Not: ''Die weißen Unschulds(b)engel,'' Wolfram, Kleinkahl 2023
* [[Liste der Hunderassen]]
* Helmut Sicheritz: „Super Samojeden“, Sicheritz, Himberg 2018, ISBN 978-3-200-05521-6
* [[Schlittenhunde]], [[Hunde]], [[Haushund]]
* Erna Bossi: ''Der Samojede.'' Bossi, Solothurn 1994.
* Eva-Maria Krämer: ''Der neue Kosmos-Hundeführer.'' 5. Auflage. Kosmos, Stuttgart 2002, ISBN 3-440-07772-1, S.&nbsp;185.
* Betsy Sikora Siino: ''Samoyeds.'' Barron’s Educational Series, Hauppauge 1998, ISBN 0-7641-0175-7.
* Pamela Taylor: ''The Samoyed Today.'' Howell Books, New York 2000, ISBN 0-7645-6112-X.


== Quellen ==
== Einzelnachweise ==
<references />
* Erna Bossi: ''Der Samoyede. Idealer Familienhund und unermüdlicher Schlittenhund. Sein Ursprung und seine Geschichte''. Verlag Erna Bossi (2000) - das einzige deutschsprachige Buch zu Samoyeden.
* Betsy Sikora Siino: ''Samoyeds. Everything About Purchase, Care, Nutrition, Grooming, Behavior, and Training'' (Barron's Educational Series; 1998), ISBN 0764101757 (englischsprachig).
* Pamela Taylor: ''The Samoyed Today''. Howell Books (2000), ISBN 076456112X (englischsprachig).
* Eva-Maria Krämer: ''Der neue Kosmos-Hundeführer''. Kosmos (4. Auflage, 2000), S. 185, ISBN 3-440-07772-1.


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Commonscat|Samoyed (dog)|Samojede}}
* [http://www.goodmushing.de/ Good Mushing]- Das Schlittenhundeforum
* {{FCI-Link|Nr=212 |Rasse=Samojede}}
* [http://dmoz.org/World/Deutsch/Freizeit/Haustiere/Hunde/Rassen/Spitze_und_Hunde_vom_Urtyp/Samojede/ Kategorie zur Hunderasse der Samoyeden im Open Directory]
* {{dmoz|World/Deutsch/Freizeit/Haustiere/Hunde/Rassen/Spitze_und_Hunde_vom_Urtyp/Samojede/|Samojeden}}
* [http://www.kefk.net/Samoyede/index.asp Kefk Network Samoyede]
* [http://www.dcnh.de/rassen/samojede.htm Samojede: Rassebeschreibung] - Deutscher Club für Nordische Hunde e.V. (DCNH).
* [http://www.sknh.ch/ Schweizerischer Klub für nordische Hunde (SKNH)]
* [http://www.dcnh.de/rassen/samojede_standard.htm Samojede (Samoiedskaïa Sabaka): Rassestandard] (FCI-Standard-Nr. 212 / 9. Januar 1999 / D) - Deutscher Club für Nordische Hunde e.V. (DCNH)
* [http://www.dcnh.de/ Deutscher Klub für nordische Hunde (DCNH)]
* [http://www.trainingswagen.de/ Trainingswagen.de]- Der Webkatalog für den sportlichen Schlittenhundefreund
* [http://www.oecnhs.at/ Österreichischer Club für Nordische Hunderassen und Schlittenhunde (ÖCNHS)]


{{Exzellent|25. April 2004|1389460}}
{{exzellent}}


[[Kategorie:Hunderasse]]
[[Kategorie:Asiatische Hunderasse]]
[[Kategorie:Working Group (AKC)]]

[[en:Samoyed (dog)]]
[[Kategorie:Pastoral Group (KC)]]
[[sr:Самојед]]

Aktuelle Version vom 28. Oktober 2024, 16:17 Uhr

Samojede
(Samojedskaja Sobaka)
Samojede (Hunderasse)
FCI-Standard Nr. 212
Ursprung:

Russland

Patronat:

Verband der nordischen Staaten (N.K.U.)

Alternative Namen:

Samojedenhund, Samojedenspitz

Widerristhöhe:

Rüden 57 ± 3 cm
Hündinnen 53 ± 3 cm

Gewicht:

Rüden 20–30 kg
Hündinnen 17–25 kg

Zuchtstandards:

FCI, AKC

Liste der Haushunde

Der Samojede (russisch самоедская собака, transkribiert samojedskaja sobaka, Samojedenhund; gelegentlich auch als „Samojedenspitz“ bezeichnet) ist eine von der FCI anerkannte mittelgroße nordische Hunderasse (FCI-Gruppe 5, Sektion 1, Standard Nr. 212). Die Rasse entstand aus Hunden, die von samojedischen Völkern in Sibirien verwendet wurden. Nach diesen Völkern wurde die Hunderasse auch benannt, als Ernest Kilburn-Scott ab 1894 erste Tiere nach England brachte und mit dem Züchten der ab 1913 anerkannten Rasse begann.

Der Rassestandard für den Samojeden wird als FCI-Standard Nr. 212 bei der Fédération Cynologique Internationale (FCI) geführt. Er beschreibt das allgemeine Erscheinungsbild eines Samojeden als ein Tier, das „den Eindruck von Kraft, Ausdauer, Geschmeidigkeit, Würde und Selbstvertrauen gepaart mit Charme vermittelt“.[1] Als charakteristisches Merkmal wird das so genannte „Lächeln“ des Samojeden genannt; dieser für Hunde ungewöhnliche Gesichtsausdruck wird erzeugt durch die Kombination der Augenform und -stellung mit den in sanfter Kurve nach oben gerichteten Lefzenwinkeln. Der Charakter des Samojeden soll „freundlich, aufgeschlossen, munter und lebhaft mit sehr gering ausgeprägtem Jagdinstinkt“[1] und „sehr gesellig“[1] sein; Samojeden sollen „keinesfalls scheu oder aggressiv“[1] auftreten.

Trotz ihrer früheren Nutzung als Wachhunde gelten sie heute als ungeeignet für diese Verwendung, wobei sie bei Annäherung eines Fremden an „ihr“ Territorium (Garten) zwar anschlagen, aber nicht aggressiv werden.

Die ideale Schulterhöhe eines Samojeden liegt bei 57 (Rüden) beziehungsweise 53 Zentimetern (Hündinnen), wobei jeweils eine Abweichung von 3 Zentimeter nach oben oder nach unten toleriert wird. Der Rüde wiegt zwischen 25 und 30 Kilogramm, die Hündin zwischen 20 und 25 Kilogramm. Der Kopf soll kräftig und keilförmig, der Hals kräftig und mittellang sein. Der Körper ist etwas länger als hoch, tief und kompakt, dabei jedoch geschmeidig. Die Rute soll „ziemlich hoch angesetzt“ sein und wird „in der Bewegung oder in aufmerksamer Haltung […] vom Ansatz an über den Rücken oder zur Seite gebogen getragen, darf aber in Ruhestellung herabhängen“.[1] Im Gegensatz zu anderen Schlittenhunden sind blaue oder zwei unterschiedlich gefärbte Augen ein zuchtausschließender Faktor.

Ein besonderes Merkmal des Samojeden ist das Haarkleid, das „üppig, dick, elastisch und dicht“[1] sein soll; es dient als natürlicher Schutz im Polarklima. Das Fell ist rein weiß oder weiß, beige oder cremefarben. Es besteht aus einer dichten weichen Unterwolle (Kälteschutz) sowie einem längeren Deckhaar, das die Unterwolle vor Feuchtigkeit und Verschmutzung schützt. Der Samojede haart wenig bis gar nicht, außer während des Fellwechsels, der zweimal im Jahr auftritt. Das Fell ist zum größten Teil selbstreinigend.

Die ursprünglichen Samojedenhunde traten auch in anderen Fellfärbungen wie braun oder schwarz auf. Dies entspricht jedoch nicht dem heutigen Zuchtstandard.

Züchtung und Nutzung

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Samojeden wurden von dem Volksstamm der Nenzen (Samojeden) ursprünglich als Arbeitshunde, Schlittenhunde, Hütehunde und Wachhunde verwendet. Erna Bossi beschreibt in ihrem Buch Der Samojede die frühere Nutzung dieser nordischen Hunderasse: „Sie hüteten ihre Rentierherden, verteidigten sie gegen angreifende Wölfe und Bären und waren ihre Jagdgefährten. Manchmal wurden sie auch vor die Schlitten gespannt. […] Mensch und Tier waren aufeinander angewiesen und lebten in engster Gemeinschaft miteinander […]. Nachts durften die Hunde auch mit ins Zelt und dienten als Bettwärmer. Sie galten als vollwertige Mitglieder der Familie“.

Im 19. und 20. Jahrhundert wurden Samojeden von europäischen und amerikanischen Forschern in Arktis und Antarktis als Schlittenhunde genutzt. Eine frühe Erwähnung der Vorfahren heutiger Samojeden findet sich in den Berichten zur gescheiterten Nordpol-Expedition von Fridtjof Nansen von 1894; die Tiere werden als sehr ausdauernd beschrieben, sie könnten 95 Kilometer in einer Strecke zurücklegen, ohne gefüttert zu werden.

Der Brite Ernest Kilburn-Scott brachte 1889 erste Exemplare nach England und gilt als Begründer der Samojedenzucht. Sein Entwurf für einen Rassestandard sah zwei Typen von Samojeden vor: Der eine war etwas hochbeinig, aber stabil gebaut, das Fell war schneeweiß; der andere war ein bärenhafter Typ mit kleinen, behaarten Ohren und kräftigen Pfoten mit dicken Ballen. Diese Grundtypen finden sich, im Rahmen des durch den Zuchtstandard Zulässigen, in Grundzügen auch heute noch. Der erste Rassestandard stammt von 1909.[1]

Erste Tiere gelangten etwa 1904 in die Vereinigten Staaten; 1913 wurden Samojeden amtlich als Hunderasse anerkannt. 1923 wurde in den USA als erster Zuchtverein der Samoyed Club of America gegründet. Eine intensive Zucht begann in den ersten Nachkriegsjahren ab etwa 1946, die Popularität der Samojeden nahm jedoch erst ab etwa 1956 in nennenswertem Ausmaß zu.

In Deutschland ist der 1968 gegründete Deutsche Club nordischer Hunderassen (DCNH) für die Einhaltung der Zuchtstandards zuständig.

Samojeden werden auch in Australien, Dänemark, Finnland, Deutschland, den Niederlanden, Irland, Italien, Neuseeland, Schweden, Norwegen und seit einiger Zeit auch in Spanien in größerem Umfang gezüchtet. Sogar in Simbabwe gibt es einen kleinen Zwinger. Die dort gezüchteten Tiere sollen sich den klimatischen Gegebenheiten erstaunlich gut angepasst haben.

Obwohl Samojeden eigentlich Arbeitshunde sind, werden sie heute hauptsächlich als Haus-, Familien- oder Ausstellungshunde sowie gelegentlich im Hundesport, beispielsweise in Agility, mit gutem Erfolg eingesetzt. Seltener werden sie als Schlittenhunde bei Schlittenhunderennen verwendet, da sie zwar sehr ausdauernd, aber weniger schnell als Huskys und weniger kräftig als Malamutes sind.

Samojede beim Spurt

Für den Samojeden sind in der tiermedizinischen Fachliteratur mehrere rassespezifische Erbkrankheiten beschrieben:

Verwandte Rassen

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Der Samojede wird häufig verwechselt mit weißen Exemplaren des Großspitzes (Deutscher Spitz), des American Eskimo Dog oder auch des Wolfsspitzes, die ebenfalls einen spitzen Fang und Stehohren haben. Der Samojede ist eine nordische Rasse und mit den Spitzen verwandt, teilt deren Wesensmerkmale als Wach- und Hofhund aber nicht.

Als nordische Rasse wird der Samojede gelegentlich auch mit dem Siberian Husky verwechselt; dieser hat jedoch in der Regel ein graues Fell und blaue Augen, während Samojeden immer weißes Fell und braune bis braunschwarze Augen haben und das Fell viel länger ist als das des Huskys, bei dem das zu lange Fell ein zuchtausschließender Fehler ist. Gelegentlich ist auch eine Verwechslung mit weißen Eurasiern möglich, doch ist Weiß als Farbe bei Eurasiern ein zuchtausschließender Fehler; sie sind also dementsprechend selten. Da zur Züchtung des Eurasiers – neben Wolfsspitz und Chow-Chow – auch Samojeden eingesetzt wurden, handelt es sich hier um sehr enge Verwandte.

  • Corinna Wolfram und die Adoptanten der Tierschutzhunde von Samojede-in-Not: Die weißen Unschulds(b)engel, Wolfram, Kleinkahl 2023
  • Helmut Sicheritz: „Super Samojeden“, Sicheritz, Himberg 2018, ISBN 978-3-200-05521-6
  • Erna Bossi: Der Samojede. Bossi, Solothurn 1994.
  • Eva-Maria Krämer: Der neue Kosmos-Hundeführer. 5. Auflage. Kosmos, Stuttgart 2002, ISBN 3-440-07772-1, S. 185.
  • Betsy Sikora Siino: Samoyeds. Barron’s Educational Series, Hauppauge 1998, ISBN 0-7641-0175-7.
  • Pamela Taylor: The Samoyed Today. Howell Books, New York 2000, ISBN 0-7645-6112-X.

Einzelnachweise

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  1. a b c d e f g Rassestandard Nr. 212 der FCI: Samojede (PDF)
  2. Susan E. Kimmel u. a.: Familial insulin-dependent diabetes mellitus in Samoyed dogs. In: Journal of the American Animal Hospital Association. 38, Nr. 3, 2002, S. 235–238, PMID 12022409.
  3. Andrea D. Short: Analysis of candidate susceptibility genes in canine diabetes. In: Journal of Heredity. 98, Nr. 5, 2007, S. 518–525, doi:10.1093/jhered/esm048.
  4. P. F. Dice: Progressive retinal atrophy in the Samoyed. In: Modern Veterinary Practice. 61, Nr. 1, 1980, S. 59–60, PMID 7366567.
  5. Barbara Zangerl u. a.: Independent origin and restricted distribution of RPGR deletions causing XLPRA. In: Journal of Heredity. 98, Nr. 5, 2007, S. 526–530, doi:10.1093/jhered/esm060.
  6. B. Jansen u. a.: Mode of inheritance of Samoyed hereditary glomerulopathy: an animal model for hereditary nephritis in humans. In: Journal of Laboratory and Clinical Medicine. 107, Nr. 6, 1986, S. 551–555, PMID 3711721.
  7. K. Zheng u. a.: Canine X chromosome-linked hereditary nephritis: a genetic model for human X-linked hereditary nephritis resulting from a single base mutation in the gene encoding the alpha 5 chain of collagen type IV. (PDF; 1,4 MB) In: Proceedings of the National Academy of Sciences. 91, Nr. 9, 1994, S. 39893993, PMID 8171024
  8. K. M. Grodecki u. a.: Treatment of X-linked hereditary nephritis in Samoyed dogs with angiotensin converting enzyme (ACE) inhibitor. In: Journal of Comparative Pathology. 117, Nr. 3, 1997, S. 209–225, doi:10.1016/S0021-9975(97)80016-3.
  9. Dilys Chen u. a.: Cyclosporine a slows the progressive renal disease of alport syndrome (X-linked hereditary nephritis): results from a canine model. In: Journal of the American Society of Nephrology. 14, Nr. 3, 2003, S. 690–698, PMID 12595505.
  10. V. N. Meyers u. a.: Short-limbed dwarfism and ocular defects in the Samoyed dog. In: Journal of the American Veterinary Medical Association 183, Nr. 9, 1983, S. 975–979, PMID 12002589
  11. Gregory M. Acland u. a.: Retinal dysplasia in the Samoyed dog is the heterozygous phenotype of the gene (drds) for short limbed dwarfism and ocular defects. In: Transactions of the American College of Veterinary Ophthalmology. 22, 1991, S. :44.
  12. Beth Pellegrini, Gregory M. Acland, Jharna Ra: Cloning and characterization of opticin cDNA: evaluation as a candidate for canine oculo-skeletal dysplasia. In: Gene 282, Nr. 1–2, 2002, S. 121–131, doi:10.1016/S0378-1119(01)00842-3.
  13. D. McCaw, E. Aronson: Congenital cardiac disease in dogs. In: Modern Veterinary Practice. 65, Nr. 7, 1984, S. 509–512, PMID 6749116.
Commons: Samojede – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien