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„Massinissa“ – Versionsunterschied

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[[Datei:MASSINISSA - MAA 23 - 87000716.jpg|mini|Münze des Massinissas]]
'''Massinissa''', König von [[Numidien]] [[201 v. Chr.|201]]–[[148 v. Chr.]]
'''Massinissa''' (auch ''Masinissa''; [[Griechische Sprache|griech.]] ''Massanasses'', {{tzmS|ⵎⴰⵙⵏⵙⵏ|Masnsen}}; * [[238 v. Chr.]]; † [[149 v. Chr.]]) war zunächst König der [[Massylier]] oder östlichen [[Numider]] und später König von ganz [[Numidien]] (201 bis 149 v. Chr.). Von 213 bis 206 v. Chr. war er mit [[Karthago]] im Bunde, paktierte dann jedoch mit den [[Römisches Reich|Römern]]. Er zählte am Ende zu den schärfsten Gegnern der [[Punier]].


== Leben ==
Massinissa wurde als Sohn des Fürsten Gaia des Stammes der Massyler geboren. Im Kampf mit Syphax dem Fürst der Masaesyler um die Herrschaft in Numidien verbündete sich Massinissa während des [[Zweiter Punischer Krieg|2. Punischen Krieges]] ([[218 v. Chr.|218]]–[[201 v. Chr.]]) zunächst mit [[Karthago]].
Massinissa wurde als Sohn des Fürsten [[Gala (Massylier)|Gala]] (auch ''Gaia'') vom Stamme der [[Massylier]] geboren. Er verlebte seine Jugendzeit in Karthago und verlobte sich hier mit [[Sophonisbe]], einer Tochter des [[Hasdrubal (Sohn Gisgos)|Hasdrubal]], des Sohnes des Gisgos. Er wurde in Karthago erzogen und in der punischen Kriegstechnik geschult. Im Gerangel mit dem auf römischer Seite stehenden [[Syphax]], König der [[Massäsylier]] oder westlichen Numider um die Herrschaft, verbündete sich Massinissa während des [[Zweiter Punischer Krieg|2. Punischen Krieges]] (218 bis 201 v. Chr.) mit Karthago und nahm zusammen mit einem punischen Heer unter Hasdrubal an deren Kämpfen gegen Syphax teil, bis dieser zum Frieden mit Karthago gezwungen war.


212 v. Chr. setzte er mit Hasdrubal nach Spanien über, wo er mit seinen numidischen Reitern entscheidend zum Sieg über die Brüder [[Publius Cornelius Scipio (Konsul 218 v. Chr.)|Publius Cornelius Scipio]] und [[Gnaeus Cornelius Scipio Calvus]] beitrug. Er nahm auch in den folgenden Jahren auf Seiten der Karthager am Krieg in Spanien teil.
Als Syphax seinerseits ein Bündnis mit Karthago schloss, unterstützte Massinissa [[204 v. Chr.]] die [[Römisches Reich|Römer]] als diese unter [[Publius Cornelius Scipio]] in Afrika landeten um Karthago anzugreifen. Mit römischer Hilfe konnte er sich nun auch gegen seinen Konkurrenten Syphax durchsetzen. Im Frieden mit Rom musste Karthago auch Massinissa als König von Numidien anerkennen und Gebiete in [[Tripolitanien]] abtreten. Hauptstadt Numidiens wurde [[Cirta]], das heutige Constantine in Algerien.


Als das Kriegsglück sich den Römern zuneigte, schwenkte er auf deren Seite über, nicht zuletzt hervorgerufen durch Hasdrubal, der seine Tochter Sophonisbe aus politischem Kalkül mit dem Erzrivalen Syphax verheiratet hatte, was Massinissa zutiefst gekränkt hatte. Er unterstützte nun Rom im Kampf gegen Karthago und belieferte die römische Streitmacht mit Getreide, Soldaten und Kriegselefanten. Nachdem er nach Afrika zurückgekehrt war, wurde er von Syphax geschlagen und aus Ostnumidien vertrieben. Als [[Publius Cornelius Scipio Africanus|Scipio der Ältere]] 204 v. Chr. in Afrika landete, konnte er sich nur als Flüchtling bei ihm einfinden.
Durch numidische Überfälle auf karthagische Gebiete provozierte Massinissa Karthago um [[150 v. Chr.]] zum Krieg. Dieser wurde von Rom zum Anlass für den [[Dritter Punischer Krieg|3. Punischen Krieg]] genommen ([[149 v. Chr.|149]]–[[146 v. Chr.]]). Noch vor dem Untergang Karthagos starb Massinissa. Nachfolger wurde sein Sohn [[Micipsa]].

Massinissa leistete indes den Römern in den Kämpfen wichtige Dienste; namentlich trug er bei dem Überfall, durch welchen 203 v. Chr. die Heere des Hasdrubal und des Königs Syphax vernichtet wurden, wesentlich zum Sieg bei. Zusammen mit [[Gaius Laelius (Konsul 190 v. Chr.)|Laelius]] machte Massinissa noch im selben Jahr einen Einfall in das Reich des Syphax, wobei dieser Ende 202 v. Chr. besiegt und gefangen genommen wurde. Da Sophonisbe als Siegesbeute in seine Hände fiel, vermählte er sich mit ihr. Weil Scipio ihre Auslieferung verlangte, reichte er ihr selbst den Giftbecher.

Mit römischer Hilfe hatte er sich gegen Syphax durchgesetzt. Im Frieden mit Rom musste Karthago Massinissa als König von Numidien anerkennen und Gebiete in [[Tripolitanien]] an ihn abtreten. Als Belohnung für die geleisteten Dienste erhielt er das Reich des Syphax. Das [[Medjerda]]-Tal (der Fluss hieß damals ''Bagradas'') wurde der punischen Herrschaft entrissen. Hauptstadt Numidiens wurde [[Cirta]], das heutige [[Constantine]] in [[Algerien]].

Im Friedensdiktat wurde den Karthagern 201 v. Chr. die Verpflichtung auferlegt, dem Verbündeten Massinissa alles zurückzuerstatten, was ihm oder seinen Vorfahren von ihnen entrissen worden war. Diese Bestimmung wurde von ihm während seiner langen Regierung benutzt, um den Karthagern, welchen verboten worden war, in Afrika ohne Erlaubnis der Römer einen Krieg anzufangen, einen Teil ihres Gebiets nach dem anderen zu entreißen. Zugleich nährte und steigerte Roms Verbündeter die Parteinahme für ihn in der Stadt. Es gab dort drei Parteien, die sich untereinander befehdeten: eine römisch gesinnte, eine im Dienste des Massinissa stehende und eine Volkspartei.

Vergebens suchten die Karthager Schutz bei den Römern; diese trafen entweder keine oder eine den Karthagern ungünstige Entscheidung. 151 v. Chr. wurde die Partei Massinissas von den Karthagern aus der Stadt vertrieben und sie griffen schließlich 150 v. Chr. zu den Waffen. Das Heer ihres Feldherrn [[Hasdrubal (Feldherr)|Hasdrubal]] wurde jedoch von Massinissa geschlagen. Der Feldherr musste einen Vertrag eingehen, in welchem er sich für die Karthager verpflichtete, auf alles streitige Gebiet zu verzichten und 5.000 [[Talent (Einheit)|Talente]] Silber zu zahlen; der Rest seines Heers musste ohne Waffen abziehen, wurde aber auf dem Weg von [[Gulussa]], dem Sohn Massinissas, überfallen und großenteils niedergemacht.

Als jedoch die Römer den Vertragsbruch Karthagos benutzten, um diesem den [[Dritter Punischer Krieg|dritten Punischen Krieg]] zu erklären, erkannte Massinissa zu spät, dass er in seinem Hass gegen Karthago bloß Roms Übermacht zum Nachteil seines eigenen Reichs gefördert hatte. Er unterstützte die Römer nur widerwillig, starb aber schon bei Beginn des Kriegs 149 v. Chr., 90 Jahre alt. Das Numiderreich wurde auf Wunsch des sterbenden Massinissa durch [[Publius Cornelius Scipio Aemilianus Africanus|Scipio den Jüngeren]] unter die Königssöhne [[Micipsa]], [[Gulussa]] und [[Mastanabal]] verteilt.<ref>[https://books.google.de/books?id=dP0NAAAAYAAJ&pg=PA33&dq=Mommsen+%22R%C3%B6mische+Geschichte%22+Band+4+Massinissa&hl=de&ei=6BEvTfavAo7Cswav8bnxBw&sa=X&oi=book_result&ct=result#v=onepage&q&f=false Theodor Mommsen: ''Römische Geschichte'', Band 2, ''Von der Schlacht bei Pydna bis auf Sullas Tod'', 4. Auflage, Berlin 1865, S. 33.]</ref>


== Literatur ==
== Literatur ==
* Elfriede Storm: ''Massinissa. Numidien im Aufbruch'' (= ''Schriften der Wissenschaftlichen Gesellschaft an der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt am Main.'' Bd. 16). Steiner, Stuttgart 2001, ISBN 3-515-07829-0.
* D. Ph. Eibeck: ''Massinissa, der ‚Zivilisator Numidiens‘, zwischen literarischen topoi und archäologischem Befund.'' In: ''Frankfurter elektronische Rundschau zur Altertumskunde'', Bd. 47 (2022), S. 1–30 ([https://www.fera-journal.eu/index.php/ojs-fera/article/view/319/282 Online]).

== Weblinks ==
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== Einzelnachweise ==
<references />


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*Storm, Elfriede: ''Massinissa : Numidien im Aufbruch''. Stuttgart 2001.


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{{Personendaten
[[en:Masinissa]] [[fr:Massinissa]]
|NAME=Massinissa
|ALTERNATIVNAMEN=Masinissa; Massanasses (griechisch)
|KURZBESCHREIBUNG=König von Numidien
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|STERBEDATUM=149 v. Chr.
|STERBEORT=
}}

Aktuelle Version vom 6. März 2024, 01:07 Uhr

Münze des Massinissas

Massinissa (auch Masinissa; griech. Massanasses, Zentralatlas-Tamazight ⵎⴰⵙⵏⵙⵏ Masnsen; * 238 v. Chr.; † 149 v. Chr.) war zunächst König der Massylier oder östlichen Numider und später König von ganz Numidien (201 bis 149 v. Chr.). Von 213 bis 206 v. Chr. war er mit Karthago im Bunde, paktierte dann jedoch mit den Römern. Er zählte am Ende zu den schärfsten Gegnern der Punier.

Massinissa wurde als Sohn des Fürsten Gala (auch Gaia) vom Stamme der Massylier geboren. Er verlebte seine Jugendzeit in Karthago und verlobte sich hier mit Sophonisbe, einer Tochter des Hasdrubal, des Sohnes des Gisgos. Er wurde in Karthago erzogen und in der punischen Kriegstechnik geschult. Im Gerangel mit dem auf römischer Seite stehenden Syphax, König der Massäsylier oder westlichen Numider um die Herrschaft, verbündete sich Massinissa während des 2. Punischen Krieges (218 bis 201 v. Chr.) mit Karthago und nahm zusammen mit einem punischen Heer unter Hasdrubal an deren Kämpfen gegen Syphax teil, bis dieser zum Frieden mit Karthago gezwungen war.

212 v. Chr. setzte er mit Hasdrubal nach Spanien über, wo er mit seinen numidischen Reitern entscheidend zum Sieg über die Brüder Publius Cornelius Scipio und Gnaeus Cornelius Scipio Calvus beitrug. Er nahm auch in den folgenden Jahren auf Seiten der Karthager am Krieg in Spanien teil.

Als das Kriegsglück sich den Römern zuneigte, schwenkte er auf deren Seite über, nicht zuletzt hervorgerufen durch Hasdrubal, der seine Tochter Sophonisbe aus politischem Kalkül mit dem Erzrivalen Syphax verheiratet hatte, was Massinissa zutiefst gekränkt hatte. Er unterstützte nun Rom im Kampf gegen Karthago und belieferte die römische Streitmacht mit Getreide, Soldaten und Kriegselefanten. Nachdem er nach Afrika zurückgekehrt war, wurde er von Syphax geschlagen und aus Ostnumidien vertrieben. Als Scipio der Ältere 204 v. Chr. in Afrika landete, konnte er sich nur als Flüchtling bei ihm einfinden.

Massinissa leistete indes den Römern in den Kämpfen wichtige Dienste; namentlich trug er bei dem Überfall, durch welchen 203 v. Chr. die Heere des Hasdrubal und des Königs Syphax vernichtet wurden, wesentlich zum Sieg bei. Zusammen mit Laelius machte Massinissa noch im selben Jahr einen Einfall in das Reich des Syphax, wobei dieser Ende 202 v. Chr. besiegt und gefangen genommen wurde. Da Sophonisbe als Siegesbeute in seine Hände fiel, vermählte er sich mit ihr. Weil Scipio ihre Auslieferung verlangte, reichte er ihr selbst den Giftbecher.

Mit römischer Hilfe hatte er sich gegen Syphax durchgesetzt. Im Frieden mit Rom musste Karthago Massinissa als König von Numidien anerkennen und Gebiete in Tripolitanien an ihn abtreten. Als Belohnung für die geleisteten Dienste erhielt er das Reich des Syphax. Das Medjerda-Tal (der Fluss hieß damals Bagradas) wurde der punischen Herrschaft entrissen. Hauptstadt Numidiens wurde Cirta, das heutige Constantine in Algerien.

Im Friedensdiktat wurde den Karthagern 201 v. Chr. die Verpflichtung auferlegt, dem Verbündeten Massinissa alles zurückzuerstatten, was ihm oder seinen Vorfahren von ihnen entrissen worden war. Diese Bestimmung wurde von ihm während seiner langen Regierung benutzt, um den Karthagern, welchen verboten worden war, in Afrika ohne Erlaubnis der Römer einen Krieg anzufangen, einen Teil ihres Gebiets nach dem anderen zu entreißen. Zugleich nährte und steigerte Roms Verbündeter die Parteinahme für ihn in der Stadt. Es gab dort drei Parteien, die sich untereinander befehdeten: eine römisch gesinnte, eine im Dienste des Massinissa stehende und eine Volkspartei.

Vergebens suchten die Karthager Schutz bei den Römern; diese trafen entweder keine oder eine den Karthagern ungünstige Entscheidung. 151 v. Chr. wurde die Partei Massinissas von den Karthagern aus der Stadt vertrieben und sie griffen schließlich 150 v. Chr. zu den Waffen. Das Heer ihres Feldherrn Hasdrubal wurde jedoch von Massinissa geschlagen. Der Feldherr musste einen Vertrag eingehen, in welchem er sich für die Karthager verpflichtete, auf alles streitige Gebiet zu verzichten und 5.000 Talente Silber zu zahlen; der Rest seines Heers musste ohne Waffen abziehen, wurde aber auf dem Weg von Gulussa, dem Sohn Massinissas, überfallen und großenteils niedergemacht.

Als jedoch die Römer den Vertragsbruch Karthagos benutzten, um diesem den dritten Punischen Krieg zu erklären, erkannte Massinissa zu spät, dass er in seinem Hass gegen Karthago bloß Roms Übermacht zum Nachteil seines eigenen Reichs gefördert hatte. Er unterstützte die Römer nur widerwillig, starb aber schon bei Beginn des Kriegs 149 v. Chr., 90 Jahre alt. Das Numiderreich wurde auf Wunsch des sterbenden Massinissa durch Scipio den Jüngeren unter die Königssöhne Micipsa, Gulussa und Mastanabal verteilt.[1]

  • Elfriede Storm: Massinissa. Numidien im Aufbruch (= Schriften der Wissenschaftlichen Gesellschaft an der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt am Main. Bd. 16). Steiner, Stuttgart 2001, ISBN 3-515-07829-0.
  • D. Ph. Eibeck: Massinissa, der ‚Zivilisator Numidiens‘, zwischen literarischen topoi und archäologischem Befund. In: Frankfurter elektronische Rundschau zur Altertumskunde, Bd. 47 (2022), S. 1–30 (Online).
Commons: Massinissa – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Theodor Mommsen: Römische Geschichte, Band 2, Von der Schlacht bei Pydna bis auf Sullas Tod, 4. Auflage, Berlin 1865, S. 33.