„Hroznětín“ – Versionsunterschied
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{{Infobox Ort in Tschechien |
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'''Hroznětín''' (deutsch Lichtenstadt) ist eine Gemeinde im Bezirk [[Karlsbad]] ([[Okres Karlovy Vary]]) in [[Tschechien]]. |
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| Ort = Hroznětín |
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| Wappen = [[Datei:Hroznetin znak.jpg|111px|Wappen von Hroznětín]] |
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| Kraj = Karlovarský kraj |
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| Kraj_link = |
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| Lageplan= Hroznetin KV CZ.png |
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| Lageplanbeschreibung= |
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| Okres = Karlovy Vary |
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| Fläche = 2378,9312<ref>[http://www.uir.cz/obec/555185/Hroznetin uir.cz]</ref> |
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| Höhe = 449 |
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| Gemeindenummer = 555185 |
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| Postleitzahl = 362 33 – 363 01 |
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| Telefonvorwahl = 353 |
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| KFZ-Kennzeichen = K |
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| Straßen = |
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| Schienen = [[Bahnstrecke Merklín–Dalovice|Dalovice–Merklín]] |
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| Flughafen = |
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| GemeindeArt = Stadt |
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| Ortsteile = 5 |
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| Bürgermeister = Jaroslav Rovný |
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| BürgermeisterDatum = 2007 |
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| AnschriftStraße = Krušnohorské náměstí 1 |
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| AnschriftOrt = 362 33 Hroznětín |
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| Website = www.mestohroznetin.cz |
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| Breitengrad = 50/18/35/N |
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| Längengrad = 12/52/17/E |
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'''Hroznětín''' ({{deS|Lichtenstadt}}) ist eine Stadt im [[Karlovarský kraj]] in [[Tschechien]]. |
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==Lage== |
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[[Datei:01822-Lichtenstadt-1901-Panorama-Brück & Sohn Kunstverlag.jpg|mini|Stadtansicht von 1901]] |
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Lichtenstadt liegt im nordwestlichen [[Böhmen]] am Fuße des Erzgebirges, an der Bahnlinie [[Karlsbad]] - [[Merkelsgrün]]. |
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== Geographie == |
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=== Lage === |
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Die Ersterwähnung des Ortes erfolgt [[1273]] als ''Spitersgrün''. Die Gründung wird mit dem seligen [[Hroznata]] († 1217) in Verbindung gebracht, der [[1193]] das Kloster Tepl gegründet hatte, zu dessen Besitz der Ort anfangs gehörte. Durch zahlreiche Erzvorkommen (Silber, Eisen und Zinn) erfolgt die Entwicklung zur Stadt. Lichtenstadt gelangte an die Grafen [[Schlick (Adelsgeschlecht)|Schlick]], später an das Haus Sachsen-Lauenburg, die Markgrafen von Baden und den Großherzog von Toskana. |
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Die Stadt liegt in Nord[[westböhmen]] an der [[Bystřice (Eger)|Wistritz]] im [[Egerland]], am Fuße des [[Erzgebirge]]s. Sie hat einen Bahnhof an der [[Bahnstrecke Merklín–Dalovice|Nebenbahn Dalovice – Merklín]]. |
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=== Ortsgliederung === |
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Nach dem Rückgang des Bergbaus entwickelte sich der Maschinenbau, die Leder- und Schuhindustrie sowie der Tourismus. |
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Die Stadt Hroznětín besteht aus den Ortsteilen [[Bystřice (Hroznětín)|Bystřice]] (''Langgrün''), Hroznětín (''Lichtenstadt''), [[Odeř]] (''Edersgrün''), [[Ruprechtov (Hroznětín)|Ruprechtov]] (''Ruppelsgrün'') und Velký Rybník (''Großenteich'').<ref>[http://www.uir.cz/casti-obce-obec/555185/Obec-Hroznetin uir.cz]</ref> |
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Das Gemeindegebiet gliedert sich in die Katastralbezirke Bystřice u Hroznětína, Hroznětín, Odeř und Ruprechtov u Hroznětína.<ref>[http://www.uir.cz/katastralni-uzemi-obec/555185/Obec-Hroznetin uir.cz]</ref> |
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Vor der Vertreibung der deutschen Bevölkerung [[1946]] lebten in Lichtenstadt knapp 2000 Einwohner. Heute sind es etwa die Hälfte. |
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=== Nachbarorte === |
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{{Nachbargemeinden |
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* Matthias Trötzscher, Orgelbauer in [[Kulmbach]] |
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| NORDWEST= [[Nejdek]] (Neudek) |
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| NORD= [[Merklín u Karlových Var|Merklín]] (Merkelsgrün) |
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| NORDOST= |
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| WEST= [[Děpoltovice]] (Tüppelsgrün) |
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| OST= [[Ostrov nad Ohří|Ostrov]] (Schlackenwerth) |
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| SUEDWEST= |
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| SUED= [[Sadov]] (Sodau) |
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| SUEDOST= [[Hájek u Ostrova|Hájek]] (Grasengrün) |
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== Geschichte == |
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[[Datei:Hroznětín, municipal office.jpg|mini|Gemeindehaus]] |
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*[http://www.volny.cz/ou.hroznetin/ Fotos des Ortes] |
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*[http://web.mvcr.cz/rs_atlantic/ftp/adresa/k/hrozn/ Adressen] |
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Die Ersterwähnung des Ortes erfolgte 1273 als „Spitersgrün“. Die Gründung wird mit dem seligen [[Hroznata von Ovenec|Hroznata]] († 1217) in Verbindung gebracht, der 1193 das [[Stift Tepl]] gegründet hatte, zu dessen Besitz der Ort anfangs gehörte. [[Karl IV. (HRR)|Karl IV.]] bestätigte am 3. Mai 1350 die Schenkung und gab die Erlaubnis in den an Lichtenstadt angrenzenden Waldgebiet und anderen Stiftsgütern Mühlen und Bergwerke anzulegen. Durch zahlreiche Erzvorkommen (Silber, Eisen und Zinn) entwickelte sich der Ort zur Stadt. Während der [[Hussitenkriege]] wurde Lichtenstadt von der königlichen Kammer eingezogen. 1437 verpfändete [[Sigismund (HRR)|Kaiser Sigismund]] die Herrschaft, früher mit Tepl vereinigt, an seinen Günstling [[Kaspar Schlick]], mit der [[Bergfreiheit]] über alle Metalle die entdeckt werden.<ref>{{Literatur |Autor=[[Rudolf Wolkan]] |Titel=Böhmens Antheil an der deutschen Litteratur des XVI. Jahrhunderts |Verlag=K.u.K. Hofbuchdruckerei A. Haase |Datum=1894 |Seiten=39 |Online=[https://books.google.com/books?id=Y4dBAAAAYAAJ&pg=PA39&dq=Herrschaft+Lichtenstadt books.google.com]}}</ref> Nach seinem Tod wurde der Besitz unter [[Mathäus Schlick|Matthäus Schlick]] und seinen Neffen aufgeteilt. Lichtenstadt fiel an die [[Herrschaft Schlackenwerth]], bei der es bis zur Aufhebung der [[Patrimonialgericht|Patrimonialgerichtsbarkeit]] 1849/50 verblieb. |
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{{Vorlage:Navigationsleiste Städte und Gemeinden im Okres Karlovy Vary}} |
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Nach der [[Schlacht am Weißen Berg]] gelangte Lichtenstadt an Herzog [[Julius Heinrich (Sachsen-Lauenburg)|Julius Heinrich von Sachsen-Lauenburg]]. Nach seinem Tode 1666 erbte es Herzog [[Julius Franz (Sachsen-Lauenburg)|Julius Franz von Sachsen-Lauenburg]], der es 1689 seiner Tochter Prinzessin [[Franziska Sibylla Augusta von Sachsen-Lauenburg]], Ehefrau von Markgraf [[Ludwig Wilhelm (Baden-Baden)|Ludwig Wilhelm von Baden-Hochberg]] überließ. Nach dem Tode des letzten männlichen Vertreters [[August Georg Simpert|Markgraf Georg August von Baden]] erhielt es dessen Nichte Prinzessin Elisabeth Augusta.<ref>{{Literatur |Autor=Jaroslaus Schaller |Titel=Ellbogner Kreis: Zweyter Theil |Verlag=Piskaczek |Datum=1785 |Seiten=66 |Online=[https://books.google.de/books?id=79Srz0zzNi8C&pg=PA66&dq=Herrschaft+Schlackenwerth+Augusta books.google.de]}}</ref> 1782 fiel der Besitz an die königliche Kammer zurück. 1811 gelangte die Herrschaft an Erzherzog [[Ferdinand III. (Toskana)|Ferdinand von Toskana]]. 1832 zählte des Munizipalstädtchen Lichtenstadt über 1000 Einwohner, die in der Feldwirtschaft, Gewerbe und im Handel tätig waren; es gab 163 Christen- und 37 Judenhäuser.<ref>{{Literatur |Titel=Neueste Länder- und Völkerkunde. Ein geographisches Lesebuch für alle Stände |Verlag=Diesbach |Datum=1832 |Seiten=62 |Online=[https://books.google.de/books?id=I9NgAAAAcAAJ&pg=PA62&dq=Lichtenstadt+Schlackenwerth+163 books.google.de]}}</ref> |
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[[Kategorie:Ort in Tschechien]] |
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1847 waren es für Lichtenstadt 166 Häuser mit 998 Einwohnern, darunter 37 Judenhäuser mit 527 Einwohnern, eine Pfarrkirche unter herrschaftlichem Patronat, ein Rathaus, ein städtisches Brauhaus mit Braugerechtigkeit im Winter, drei Wirtshäuser und drei Mühlen, sechs Bäcker, ein Brauer, ein Bierschänker, zwei Drechsler, fünf Fassbinder, acht Fleischhauer, drei Gastwirte, drei Glaser, zwei Handschuhmacher, zwei Hufschmiede, ein Hutmacher, ein Kürschner, drei Lohgerber, ein Mauerer, fünf Müller, ein Nagelschmied, ein Riemer, ein Sattler, zwei Schlosser, zwei Seifensieder, neun Schneider, 17 Schuhmacher, ein Steinmetz, zwei Wagner, sechs Weber, drei Weißgerber, ein Tapezierer, sieben Tischler, zwei Töpfer, zwei Ziegelbrenner, ein Zimmermeister und fünf Kaufleute die mit Gemischtwaren Handel trieben. In der Judenstadt waren vier Schuhmacher, vier Schneider, drei Glaser, sechs Fleischer, zwei Bäcker, ein Tischler, sechs Strumpfwirker, ein Lohgerber, ein Spengler und 52 Hausierer. Es gab außerdem vier Wundärzte und zwei Hebammen.<ref name="Sommer97" /> |
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Mit dem Rückgang des Bergbaues entwickelte sich der Maschinenbau, die Leder- und Schuhindustrie sowie der Tourismus. Am 1. Dezember 1930 hatte Lichtenstadt 1971 Einwohner, am 17. Mai 1939 waren es 1924 und am 22. Mai 1947 856 Bewohner. Nach Ende des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkriegs]] war Lichtenstadt 1919 der neu geschaffenen [[Tschechoslowakei]] zugeschlagen worden. Aufgrund des [[Münchner Abkommen]]s kam der Ort 1938 zum [[Deutsches Reich 1933 bis 1945|Deutschen Reich]] und gehörte bis 1945 zum [[Landkreis Karlsbad]], [[Regierungsbezirk Eger]], im [[Reichsgau Sudetenland]]. In Edersgrün wurde zwischen Mai 1939 und 1942 ein Zwangssammellager für Juden betrieben.<ref>[[Rudolf M. Wlaschek]]: ''Juden in Böhmen.'' Oldenbourg, München 1990, S. 152.</ref> Am Ende des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]] wurde Lichtenstadt von der Tschechoslowakei übernommen. Nach der [[Vertreibung der Deutschen aus der Tschechoslowakei|Vertreibung der deutschen Bewohner]] und der damit einhergehenden Reduzierung der Einwohnerzahl gingen die Stadtrechte verloren. Im Norden des Ortes liegt [[Jüdischer Friedhof (Hroznětín)|einer der ältesten jüdischen Friedhöfe]] Böhmens. Seit dem 23. Januar 2007 ist Hroznětín wieder eine Stadt. |
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=== Demographie === |
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Bis 1945 war Lichtenstadt überwiegend von [[Deutschböhmen und Deutschmährer|Deutschböhmen]] besiedelt, die vertrieben wurden. |
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|+ Bevölkerungsentwicklung bis 1945 |
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! Anmerkungen |
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| 1785 ||style="text-align:center;"| {{0}} k. A. || 146 Häuser<ref>[[Jaroslaus Schaller]]: ''Topographie des Königreichs Böhmen''. Band 2: ''Ellbogner Kreis'', Prag 1785, S. 76, Ziffer 52 ([https://books.google.de/books?id=u0thAAAAcAAJ&pg=PA75 books.google.de]).</ref> |
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| 1830 ||style="text-align:center;"| {{0}} 923 || in 163 Häusern<ref>''Jahrbücher des böhmischen Museums für Natur- und Länderkunde, Geschichte, Kunst und Literatur''. Band 2, Prag 1831, S. 200, Ziffer 26 ([https://books.google.de/books?id=SEtFAAAAYAAJ&pg=PA200 books.google.de]).</ref> |
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| 1847 ||style="text-align:center;"| {{0}}998 || in 166 Häusern, in 37 Häusern davon 527 jüdische Einwohner<ref name="Sommer97">[[Johann Gottfried Sommer]]: ''Das Königreich Böhmen.'' Band 15: ''Elbogner Kreis.'' Prag 1847, S. 97, Ziffer 17 ([https://books.google.de/books?id=L6AJAAAAIAAJ&pg=PA97&dq=Lichtenstadt+998 books.google.de]).</ref> |
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| 1869 ||style="text-align:center;"| 1.738 || |
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| 1880 ||style="text-align:center;"| 1.731 || |
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| 1939 ||style="text-align:center;"| 1.923 || <ref name="Rademacher" /> |
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|+ Einwohner ab 1950<ref>{{Internetquelle |url=https://www.czso.cz/documents/10180/20537734/130084150412.pdf |titel=Historický lexikon obcí České republiky – 1869–2015 |hrsg=Český statistický úřad |datum=2015-12-18 |format=PDF |sprache=cs |abruf=2016-01-29}}</ref> |
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|} |
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== Sehenswürdigkeiten == |
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[[Datei:Church of Hroznětín (1).jpg|mini|Kirche St. Peter und Paul]] |
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* Kirche [[St. Peter und Paul (Hroznětín)|St. Peter und Paul]], erbaut 1732 bis 1734 |
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* [[Jüdischer Friedhof (Hroznětín)|Jüdischer Friedhof]], angelegt um 1500 |
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== Söhne und Töchter des Ortes == |
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* [[Lorenz Leiboldt]] (um 1530–1597), Bürgermeister und Chronist |
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* [[Jacob Kleinhempel]] (1532–1604), deutscher Unternehmer |
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* [[Andreas Leiboldt]] (1561–1614), Stadtrichter, Zolleinnehmer und Chronist |
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* [[Paul Macasius]] (1585–1644), deutscher Arzt, Stadtphysicus und Apotheker |
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* [[Lorenz Leiboldt junior|Lorenz Leiboldt]] (1597–1671), Stadtrichter, Bürgermeister und Amtsverwalter in Neudek |
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* [[Matthias Tretzscher]] (1626–1686), [[Orgelbauer]] in [[Kulmbach]] |
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* [[Erhard Glaser]] (1870–1947), österreichischer Mediziner |
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* [[Herlinde Latzko]] (* 1944), deutsche Schauspielerin |
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* [[Věra Nosková]] (* 1947), tschechische Schriftstellerin |
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== Partnerstadt == |
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* {{DEU|#}} [[Zirndorf]], Deutschland |
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== Literatur == |
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* {{MerianTopo |Titel=Lichtenstatt |Band=11 |Seite=45}} |
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== Weblinks == |
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== Einzelnachweise == |
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{{Navigationsleiste Städte und Gemeinden im Okres Karlovy Vary}} |
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{{SORTIERUNG:Hroznetin}} |
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[[Kategorie:Ort im Erzgebirge]] |
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[[Kategorie:Bergbau (Böhmisches Erzgebirge)]] |
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[[Kategorie:Hroznětín| ]] |
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[[Kategorie:Ersterwähnung 1273]] |
Aktuelle Version vom 9. März 2025, 23:33 Uhr
Hroznětín | ||||
---|---|---|---|---|
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Basisdaten | ||||
Staat: | ![]() | |||
Region: | Karlovarský kraj | |||
Bezirk: | Karlovy Vary | |||
Fläche: | 2378,9312[1] ha | |||
Geographische Lage: | 50° 19′ N, 12° 52′ O | |||
Höhe: | 449 m n.m. | |||
Einwohner: | 2.096 (1. Jan. 2023)[2] | |||
Postleitzahl: | 362 33 – 363 01 | |||
Kfz-Kennzeichen: | K | |||
Verkehr | ||||
Bahnanschluss: | Dalovice–Merklín | |||
Struktur | ||||
Status: | Stadt | |||
Ortsteile: | 5 | |||
Verwaltung | ||||
Bürgermeister: | Jaroslav Rovný (Stand: 2007) | |||
Adresse: | Krušnohorské náměstí 1 362 33 Hroznětín | |||
Gemeindenummer: | 555185 | |||
Website: | www.mestohroznetin.cz | |||
Lage von Hroznětín im Bezirk Karlovy Vary | ||||
![]() |
Hroznětín (deutsch Lichtenstadt) ist eine Stadt im Karlovarský kraj in Tschechien.
Geographie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Lage
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Stadt liegt in Nordwestböhmen an der Wistritz im Egerland, am Fuße des Erzgebirges. Sie hat einen Bahnhof an der Nebenbahn Dalovice – Merklín.
Ortsgliederung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Stadt Hroznětín besteht aus den Ortsteilen Bystřice (Langgrün), Hroznětín (Lichtenstadt), Odeř (Edersgrün), Ruprechtov (Ruppelsgrün) und Velký Rybník (Großenteich).[3]
Das Gemeindegebiet gliedert sich in die Katastralbezirke Bystřice u Hroznětína, Hroznětín, Odeř und Ruprechtov u Hroznětína.[4]
Nachbarorte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nejdek (Neudek) | Merklín (Merkelsgrün) | |
Děpoltovice (Tüppelsgrün) | ![]() |
Ostrov (Schlackenwerth) |
Sadov (Sodau) | Hájek (Grasengrün) |
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Ersterwähnung des Ortes erfolgte 1273 als „Spitersgrün“. Die Gründung wird mit dem seligen Hroznata († 1217) in Verbindung gebracht, der 1193 das Stift Tepl gegründet hatte, zu dessen Besitz der Ort anfangs gehörte. Karl IV. bestätigte am 3. Mai 1350 die Schenkung und gab die Erlaubnis in den an Lichtenstadt angrenzenden Waldgebiet und anderen Stiftsgütern Mühlen und Bergwerke anzulegen. Durch zahlreiche Erzvorkommen (Silber, Eisen und Zinn) entwickelte sich der Ort zur Stadt. Während der Hussitenkriege wurde Lichtenstadt von der königlichen Kammer eingezogen. 1437 verpfändete Kaiser Sigismund die Herrschaft, früher mit Tepl vereinigt, an seinen Günstling Kaspar Schlick, mit der Bergfreiheit über alle Metalle die entdeckt werden.[5] Nach seinem Tod wurde der Besitz unter Matthäus Schlick und seinen Neffen aufgeteilt. Lichtenstadt fiel an die Herrschaft Schlackenwerth, bei der es bis zur Aufhebung der Patrimonialgerichtsbarkeit 1849/50 verblieb.
Nach der Schlacht am Weißen Berg gelangte Lichtenstadt an Herzog Julius Heinrich von Sachsen-Lauenburg. Nach seinem Tode 1666 erbte es Herzog Julius Franz von Sachsen-Lauenburg, der es 1689 seiner Tochter Prinzessin Franziska Sibylla Augusta von Sachsen-Lauenburg, Ehefrau von Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden-Hochberg überließ. Nach dem Tode des letzten männlichen Vertreters Markgraf Georg August von Baden erhielt es dessen Nichte Prinzessin Elisabeth Augusta.[6] 1782 fiel der Besitz an die königliche Kammer zurück. 1811 gelangte die Herrschaft an Erzherzog Ferdinand von Toskana. 1832 zählte des Munizipalstädtchen Lichtenstadt über 1000 Einwohner, die in der Feldwirtschaft, Gewerbe und im Handel tätig waren; es gab 163 Christen- und 37 Judenhäuser.[7]
1847 waren es für Lichtenstadt 166 Häuser mit 998 Einwohnern, darunter 37 Judenhäuser mit 527 Einwohnern, eine Pfarrkirche unter herrschaftlichem Patronat, ein Rathaus, ein städtisches Brauhaus mit Braugerechtigkeit im Winter, drei Wirtshäuser und drei Mühlen, sechs Bäcker, ein Brauer, ein Bierschänker, zwei Drechsler, fünf Fassbinder, acht Fleischhauer, drei Gastwirte, drei Glaser, zwei Handschuhmacher, zwei Hufschmiede, ein Hutmacher, ein Kürschner, drei Lohgerber, ein Mauerer, fünf Müller, ein Nagelschmied, ein Riemer, ein Sattler, zwei Schlosser, zwei Seifensieder, neun Schneider, 17 Schuhmacher, ein Steinmetz, zwei Wagner, sechs Weber, drei Weißgerber, ein Tapezierer, sieben Tischler, zwei Töpfer, zwei Ziegelbrenner, ein Zimmermeister und fünf Kaufleute die mit Gemischtwaren Handel trieben. In der Judenstadt waren vier Schuhmacher, vier Schneider, drei Glaser, sechs Fleischer, zwei Bäcker, ein Tischler, sechs Strumpfwirker, ein Lohgerber, ein Spengler und 52 Hausierer. Es gab außerdem vier Wundärzte und zwei Hebammen.[8]
Mit dem Rückgang des Bergbaues entwickelte sich der Maschinenbau, die Leder- und Schuhindustrie sowie der Tourismus. Am 1. Dezember 1930 hatte Lichtenstadt 1971 Einwohner, am 17. Mai 1939 waren es 1924 und am 22. Mai 1947 856 Bewohner. Nach Ende des Ersten Weltkriegs war Lichtenstadt 1919 der neu geschaffenen Tschechoslowakei zugeschlagen worden. Aufgrund des Münchner Abkommens kam der Ort 1938 zum Deutschen Reich und gehörte bis 1945 zum Landkreis Karlsbad, Regierungsbezirk Eger, im Reichsgau Sudetenland. In Edersgrün wurde zwischen Mai 1939 und 1942 ein Zwangssammellager für Juden betrieben.[9] Am Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Lichtenstadt von der Tschechoslowakei übernommen. Nach der Vertreibung der deutschen Bewohner und der damit einhergehenden Reduzierung der Einwohnerzahl gingen die Stadtrechte verloren. Im Norden des Ortes liegt einer der ältesten jüdischen Friedhöfe Böhmens. Seit dem 23. Januar 2007 ist Hroznětín wieder eine Stadt.
Demographie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bis 1945 war Lichtenstadt überwiegend von Deutschböhmen besiedelt, die vertrieben wurden.
Jahr | Einwohner | Anmerkungen |
---|---|---|
1785 | k. A. | 146 Häuser[10] |
1830 | 923 | in 163 Häusern[11] |
1847 | 998 | in 166 Häusern, in 37 Häusern davon 527 jüdische Einwohner[8] |
1869 | 1.738 | |
1880 | 1.731 | |
1890 | 1.907 | |
1900 | 2.212 | |
1910 | 2.056 | |
1921 | 1.786 | davon 1738 Deutsche[12] |
1930 | 1.971 | [13] |
1939 | 1.923 | [13] |
Jahr | 1950 | 1961 1 | 1970 2 | 1980 3 | 1991 3 | 2001 3 | 2011 3 |
Einwohner | 1.065 | 1.212 | 1.503 | 1.481 | 1.514 | 1.633 | 1.861 |
Sehenswürdigkeiten
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- Kirche St. Peter und Paul, erbaut 1732 bis 1734
- Jüdischer Friedhof, angelegt um 1500
Söhne und Töchter des Ortes
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Lorenz Leiboldt (um 1530–1597), Bürgermeister und Chronist
- Jacob Kleinhempel (1532–1604), deutscher Unternehmer
- Andreas Leiboldt (1561–1614), Stadtrichter, Zolleinnehmer und Chronist
- Paul Macasius (1585–1644), deutscher Arzt, Stadtphysicus und Apotheker
- Lorenz Leiboldt (1597–1671), Stadtrichter, Bürgermeister und Amtsverwalter in Neudek
- Matthias Tretzscher (1626–1686), Orgelbauer in Kulmbach
- Erhard Glaser (1870–1947), österreichischer Mediziner
- Herlinde Latzko (* 1944), deutsche Schauspielerin
- Věra Nosková (* 1947), tschechische Schriftstellerin
Partnerstadt
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zirndorf, Deutschland
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Martin Zeiller: Lichtenstatt. In: Matthäus Merian (Hrsg.): Topographia Bohemiae, Moraviae et Silesiae (= Topographia Germaniae. Band 11). 1. Auflage. Matthaeus Merians Erben, Frankfurt am Main 1650, S. 45 (Volltext [Wikisource]).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ uir.cz
- ↑ Český statistický úřad – Die Einwohnerzahlen der tschechischen Gemeinden vom 1. Januar 2023 (PDF; 602 kB)
- ↑ uir.cz
- ↑ uir.cz
- ↑ Rudolf Wolkan: Böhmens Antheil an der deutschen Litteratur des XVI. Jahrhunderts. K.u.K. Hofbuchdruckerei A. Haase, 1894, S. 39 (books.google.com).
- ↑ Jaroslaus Schaller: Ellbogner Kreis: Zweyter Theil. Piskaczek, 1785, S. 66 (books.google.de).
- ↑ Neueste Länder- und Völkerkunde. Ein geographisches Lesebuch für alle Stände. Diesbach, 1832, S. 62 (books.google.de).
- ↑ a b Johann Gottfried Sommer: Das Königreich Böhmen. Band 15: Elbogner Kreis. Prag 1847, S. 97, Ziffer 17 (books.google.de).
- ↑ Rudolf M. Wlaschek: Juden in Böhmen. Oldenbourg, München 1990, S. 152.
- ↑ Jaroslaus Schaller: Topographie des Königreichs Böhmen. Band 2: Ellbogner Kreis, Prag 1785, S. 76, Ziffer 52 (books.google.de).
- ↑ Jahrbücher des böhmischen Museums für Natur- und Länderkunde, Geschichte, Kunst und Literatur. Band 2, Prag 1831, S. 200, Ziffer 26 (books.google.de).
- ↑ Genealogie-Netz Sudetenland
- ↑ a b Michael Rademacher: Stadt und Landkreis Karlsbad. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
- ↑ Historický lexikon obcí České republiky – 1869–2015. (PDF) Český statistický úřad, 18. Dezember 2015, abgerufen am 29. Januar 2016 (tschechisch).