„Fata Morgana“ – Versionsunterschied
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{{Dieser Artikel|behandelt den optischen Effekt bzw. die Luftspiegelung. Zu weiteren Bedeutungen siehe [[Fata Morgana (Begriffsklärung)]].}} |
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Eine '''Fata Morgana''' oder '''Luftspiegelung''' ist ein durch Ablenkung des [[Licht]]es an unterschiedlich warmen [[Luft]]schichten verursachter [[Optik|optischer]] Effekt. Im Gegensatz zu einer [[optische Täuschung|optischen Täuschung]] basiert die Fata Morgana auf [[physik]]alisch nachvollziehbaren Vorgängen der äußeren [[Natur]]. |
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[[Datei:20160607 Ferry FataMorgana Mirage BalticSea DSC01734 PtrQs.jpg|thumb|Eine Fata Morgana über der [[Ostsee]] (2016). Die Fata Morgana besteht aus gespiegelten und ungespiegelten Bildern über dem ursprünglichen Objekt.]] |
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== Physik der Fata Morgana == |
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[[Datei:Chott el djerid01.JPG|mini|Fata Morgana am [[Chott el Djerid]] in [[Tunesien]]]] |
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[[Datei:Fata Morgana Icebergs Greenland 1.jpg|mini|Luftspiegelung an [[Eisberg]]en in der [[Diskobucht]] ([[Grönland]])]] |
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[[Datei:2005-08-22 fata morgana.jpg|mini|Fata Morgana an der norwegischen Küste: Nur der im Nebel schwach erkennbare Bergrücken ist an realer Position.]] |
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Eine '''Fata Morgana''' (auch '''Luftspiegelung''') ist ein durch Ablenkung des [[Licht]]es an unterschiedlich warmen [[Luftschicht]]en auf dem [[Fermatsches Prinzip|fermatschen Prinzip]] basierender [[Optik|optischer]] Effekt. Es handelt sich hierbei um ein physikalisches Phänomen und nicht um eine visuelle [[Wahrnehmungstäuschung]] oder [[optische Täuschung]]. Der französische Physiker [[Gaspard Monge]] hat 1798 in Nieder[[ägypten]] erstmals Luftspiegelungen naturwissenschaftlich untersucht und gedeutet. |
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Ursache für die [[Spiegelung]]en ist meistens eine [[Totalreflexion]]. Liegt eine kalte Luftschicht auf einer warmen, so wird das Objekt, das in der kalten Luftschicht zu sehen ist, an der Grenzfläche der Luftschichten nach unten gespiegelt. Dies ist z.B. in der [[Wüste]] der Fall, wenn der [[Himmel (planetär)|Himmel]] gespiegelt wird und als Wasseroberfläche erscheint. Auch vermeintlich nasse Straßen an einem heißen Sommertag sind in Wirklichkeit Spiegelungen des Himmels. Das Objekt, das in der oberen Luftschicht aufrecht dargestellt wird, muss sich nicht unbedingt in gerader Linie in und hinter dieser Luftschicht befinden. Durch die Spiegelung in der unteren Luftschicht können auch Teile des Originals verdeckt werden, so dass z.B. bei der Spiegelung eines [[Schiff]]es nur die Segel erscheinen (aufrecht und darunter gespiegelt, also auf dem Kopf) und dabei der Rumpf verdeckt wird. |
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== Wortherkunft == |
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In klimatisch kalten Regionen kann auch der gegenteilige Effekt beobachtet werden: Wenn sich warme Luftschichten über kalten befinden, wird das Abbild in der kalten Schicht nach oben gespiegelt. So werden z.B. Berge "auf den Kopf" gestellt. Auch Vergrößerungen, Mehrfachspiegelungen und [[Verzerrung (Optik)|Verzerrungen]] sind möglich. Seefahrer früherer Jahrhunderte nannten solche Erscheinungen bei Schiffen auch ''[[Fliegender Holländer (Sage)|Fliegender Holländer]]''. |
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Das Wort „Fata Morgana“ stammt aus dem 18. Jahrhundert und ist dem italienischen „Fee Morgana“ ({{itS|fata morgana}}) entlehnt, ein Name aus der im Mittelalter in ganz Europa verbreiteten [[Artus#Die Artussage|Artussage]]. [[Morgan le Fay|Morgana]] bewohnte die mystische und für Sterbliche unerreichbare Insel [[Avalon (Mythologie)|Avalon]]. Dementsprechend wurde die Erscheinung einer nicht vorhandenen Insel in der [[Straße von Messina]] zwischen dem italienischen Festland und [[Sizilien]] mit ihr in Verbindung gebracht. |
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Das italienische {{lang|it|''fata''}} gehört zum lateinischen {{lang|la|''fātum''}} (Schicksal, Weissagespruch) und {{lang|la|''fārī''}} (sprechen).<ref name="kluge">[[Friedrich Kluge]]: ''Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache'' [[Walter de Gruyter GmbH & Co KG]], 2012, ISBN 978-3-11-022365-1</ref> Der Frauenname Morgana entstammt dem griechischen {{lang|grc|''margarítēs''}}, ''{{lang|grc|márgaron}}'' (Perle) (arabisch {{lang|ars|''marǧān''|de=Koralle}}).<ref name="kluge" /> |
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Luftspiegelungen wurden [[1798]] von dem [[Frankreich|französischen]] [[Physiker]] [[Gaspard Monge]] in Nieder[[ägypten]] untersucht und erstmals richtig gedeutet. |
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Im Volksglauben wurde die „Fee Morgana“ ursprünglich für die Luftspiegelungen in der Straße von Messina verantwortlich gemacht und dann später als Bezeichnung für ähnliche Phänomene an anderen Orten übertragen.<ref name="kluge" /> |
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== Etymologie == |
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== Erklärung und Vorkommen == |
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Der Name ''Fata Morgana'' stammt aus [[Italien]]. Ein derartiges Phänomen wurde gelegentlich über der Meerenge zwischen Italien und [[Sizilien]] beobachtet. Der Volksmund nannte es ''Fata Morgana'' (=[[Fee]] [[Morgan le Fay|Morgana]]), nach einer Figur in der [[Artussage]]. Dort ist Morgana die Halbschwester [[König (Monarch)|König]] [[Artus]]'. Sie bewohnt das [[Schattenreich]] und beherbergt dort König Artus. Die von den [[Kelten]] stammende [[Artussage]] wiederum gelangte während der [[Kreuzzug|Kreuzzüge]] im [[Mittelalter]] mit den [[Bretonen (Volk)|Bretonen]] nach Süditalien. Diese verbreiteten die Sage auf dem Weg nach [[Palästina (Region)|Palästina]]. |
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Der [[Brechungsindex]] heißer Luft ist geringer als jener der kälteren Luft. Lichtstrahlen, die zunächst eine kalte Luftschicht durchqueren und anschließend in flachem Winkel auf wärmere Luftschichten stoßen, werden vom optisch dünneren Medium bis hin zu einer [[Totalreflexion]] weggebrochen. Dafür ist keine scharfe Grenze zwischen heißer und kalter Luft notwendig, es muss auch nicht windstill sein. Kontinuierliche Änderung des Brechungsindex bewirkt eine Krümmung der Strahlen. Wenn in Wüsten solche Luftschichtungen in größerer Höhe auftreten, sieht man [[Reflexion (Physik)|Spiegelungen]] am Himmel, die Fata Morgana. |
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Auch Vergrößerungen sind möglich, ebenso Mehrfachspiegelungen, welche die gespiegelten Objekte wieder aufrecht erscheinen lassen. Seefahrer früherer Jahrhunderte nannten solche Erscheinungen bei Schiffen auch [[Fliegender Holländer (Sage)#Geister- und Phantomschiffe|fliegender Holländer]]. |
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Die Figur der Fata Morgana ist jedoch älter als die Artussage, sie stammt aus der [[keltische Mythologie|keltischen Mythologie]]. |
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An der Straße, die westlich des [[Nil]]s zwischen [[Assuan]] und [[Abu Simbel]] in [[Ägypten]] verläuft, bildet sich in den Sommermonaten mit ziemlicher Regelmäßigkeit wegen der kaum sich ändernden Wetterlage und Sonneneinstrahlung eine Fata Morgana. Die Touristenbusse stoppen hier und die Passagiere können eine Oase mit mehreren gespiegelten Wasserstellen fotografieren.{{Absatz}} |
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== Siehe auch == |
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*[[Totalreflexion]] |
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*[[Portal Physik]] |
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== Literatur == |
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* H. Dittmar-Ilgen: ''Warum platzen Seifenblasen.'' Hirzel, Stuttgart 2003, ISBN 3-7776-1149-2, S. 144. |
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* {{Gartenlaube |Wikisource=Die Fata Morgana in der Wüste |Titel= |Autor=[[Balduin Möllhausen]] |Jahr=1860 |Heft=30 |Seite=475–477 |Kommentar=}} |
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== Weblinks == |
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{{Wiktionary}} |
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{{Wiktionary|Luftspiegelung}} |
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{{Commons|Mirage|Luftspiegelung}} |
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* [https://wissenstexte.de/physik/halligen.htm Anschauliche Erklärung von oberer und unterer Luftspiegelung und scheinbarer Verformungen der Sonne] |
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* [https://www.itp.uni-hannover.de/fileadmin/arbeitsgruppen/zawischa/static_html/TerrRefrak.html Gekrümmte Lichtstrahlen, Terrestrische Refraktion] |
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== Einzelnachweise == |
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[[da:Fatamorgana]] |
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<references responsive /> |
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[[en:Fata Morgana]] |
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[[id:Fatamorgana]] |
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{{Normdaten|TYP=s|GND=4243888-3}} |
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[[Kategorie:Optische Täuschung]] |
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[[Kategorie:Italienische Phrase]] |
Aktuelle Version vom 22. Januar 2025, 12:58 Uhr



Eine Fata Morgana (auch Luftspiegelung) ist ein durch Ablenkung des Lichtes an unterschiedlich warmen Luftschichten auf dem fermatschen Prinzip basierender optischer Effekt. Es handelt sich hierbei um ein physikalisches Phänomen und nicht um eine visuelle Wahrnehmungstäuschung oder optische Täuschung. Der französische Physiker Gaspard Monge hat 1798 in Niederägypten erstmals Luftspiegelungen naturwissenschaftlich untersucht und gedeutet.
Wortherkunft
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Wort „Fata Morgana“ stammt aus dem 18. Jahrhundert und ist dem italienischen „Fee Morgana“ (italienisch fata morgana) entlehnt, ein Name aus der im Mittelalter in ganz Europa verbreiteten Artussage. Morgana bewohnte die mystische und für Sterbliche unerreichbare Insel Avalon. Dementsprechend wurde die Erscheinung einer nicht vorhandenen Insel in der Straße von Messina zwischen dem italienischen Festland und Sizilien mit ihr in Verbindung gebracht.
Das italienische fata gehört zum lateinischen fātum (Schicksal, Weissagespruch) und fārī (sprechen).[1] Der Frauenname Morgana entstammt dem griechischen margarítēs, márgaron (Perle) (arabisch marǧān ‚Koralle‘).[1]
Im Volksglauben wurde die „Fee Morgana“ ursprünglich für die Luftspiegelungen in der Straße von Messina verantwortlich gemacht und dann später als Bezeichnung für ähnliche Phänomene an anderen Orten übertragen.[1]
Erklärung und Vorkommen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Brechungsindex heißer Luft ist geringer als jener der kälteren Luft. Lichtstrahlen, die zunächst eine kalte Luftschicht durchqueren und anschließend in flachem Winkel auf wärmere Luftschichten stoßen, werden vom optisch dünneren Medium bis hin zu einer Totalreflexion weggebrochen. Dafür ist keine scharfe Grenze zwischen heißer und kalter Luft notwendig, es muss auch nicht windstill sein. Kontinuierliche Änderung des Brechungsindex bewirkt eine Krümmung der Strahlen. Wenn in Wüsten solche Luftschichtungen in größerer Höhe auftreten, sieht man Spiegelungen am Himmel, die Fata Morgana.
Auch Vergrößerungen sind möglich, ebenso Mehrfachspiegelungen, welche die gespiegelten Objekte wieder aufrecht erscheinen lassen. Seefahrer früherer Jahrhunderte nannten solche Erscheinungen bei Schiffen auch fliegender Holländer.
An der Straße, die westlich des Nils zwischen Assuan und Abu Simbel in Ägypten verläuft, bildet sich in den Sommermonaten mit ziemlicher Regelmäßigkeit wegen der kaum sich ändernden Wetterlage und Sonneneinstrahlung eine Fata Morgana. Die Touristenbusse stoppen hier und die Passagiere können eine Oase mit mehreren gespiegelten Wasserstellen fotografieren.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- H. Dittmar-Ilgen: Warum platzen Seifenblasen. Hirzel, Stuttgart 2003, ISBN 3-7776-1149-2, S. 144.
- Balduin Möllhausen: Die Fata Morgana in der Wüste. In: Die Gartenlaube. Heft 30, 1860, S. 475–477 (Volltext [Wikisource]).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Anschauliche Erklärung von oberer und unterer Luftspiegelung und scheinbarer Verformungen der Sonne
- Gekrümmte Lichtstrahlen, Terrestrische Refraktion
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c Friedrich Kluge: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache Walter de Gruyter GmbH & Co KG, 2012, ISBN 978-3-11-022365-1