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„Kloster Schuttern“ – Versionsunterschied

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{{Infobox Territorium im Heiligen Römischen Reich
[[Bild:Kircheschuttern.jpg|thumbnail|Klosterkirche Schuttern.]]
|Name= Reichsabtei Schuttern
'''Schuttern''' ist ein Ortsteil der Gemeinde [[Friesenheim (Baden)]] im Landkreis [[Lahr (Schwarzwald)]].
|Wappen = [[Datei:Freiburg Haus zum Landeck Wappen.jpg|350px]] Links (heraldisch rechts) das Abteiwappen
|Karte = [[Datei:Reichsstädte Offenburg - Gengenbach - Zell am Harmersbach, Michal 1725.png|350px]]
|Bildtext = Die Abtei Schuttern im Westen an der Schutter nördlich von Lahr („Lohr“) gelegen
|Alternativnamen = Reichskloster
|Vorläufer = karolingischem und ottonischem Reichskloster; bischöflichem [[Eigenkloster]]
|Periode = [[Frühmittelalter]] (als Königs- und Reichskloster); Am Beginn der [[Frühe Neuzeit|Frühen Neuzeit]]
|Regierungsform = [[Wahlmonarchie]]
|Staatsoberhaupt = [[Reichsabt]]
|Region-ISO = [[Baden-Württemberg|DE-BW]]
|Reichstag = [[Reichsfürstenrat]]: 1 [[Kuriatstimme|Kuriatsstimme]] auf der [[Schwäbische Prälatenbank|Schwäbischen Prälatenbank]]
|Reichsmatrikel = 3 zu Ross, 13 [[Fußsoldat]]en, 90 [[Gulden]] (1521)
|Reichskreis = [[Schwäbischer Reichskreis]]
|Karte Reichskreis = [[Datei:Seltzlin map 1572.JPG|350px]] (Karte des Schwäbischen Kreises nach David Seltzlin 1572)
|Kreistag = Kreisstandschaft; 6 zu Ross und 26 Fußsoldaten (1532);
|Hauptstädte/Residenzen = [[Schuttern]], [[Propstei Wippertskirch]], [[Heiligenzeller Schlössle]]
|Dynastien =
|Konfession/Religion = [[römisch-katholische Kirche|römisch-katholisch]]
|Sprache/n = [[Deutsche Sprache|deutsch]]; [[Lateinisch]]
|Fläche =
|Einwohner =
|Währung =
|Nachfolger = 1801: [[Herzogtum Modena]]; 1803: [[Johanniterorden]]; 1805: [[Kurfürstentum Baden]]
|Siehe auch =
|Lage =
}}


Die '''Reichsabtei Schuttern''' (lat. ''Abbatia Schotterensis''; Patrozinium: [[Maria (Mutter Jesu)|St. Maria]] und St. [[Petrus und Paulus]]) war ein [[Benediktiner]]kloster in [[Schuttern]] an der [[Schutter (Kinzig)|Schutter]] gelegen (heute Ortsteil der Gemeinde [[Friesenheim (Baden)|Friesenheim]] im [[Ortenaukreis]] in [[Baden-Württemberg]]). Es ist eine der vier frühen Mönchsabteien in der [[Ortenau]] und gehörte einst zum [[Erzbistum Straßburg|Bistum Straßburg]] und heute zum [[Erzbistum Freiburg]].
Der Ort hat zurzeit 1350 Einwohner und liegt in der oberrheinischen Tiefebene zwischen Offenburg im Norden und Freiburg im Süden, also am Fuße des Schwarzwaldes. Dieser südliche Winkel im Ortenaukreis zeichnet sich durch das milde Reizklima der Mittelgebirgszone aus.

Die restaurierte Römersiedlung sowie die alte Klosterkirche lassen ahnen, wie alt der Ort ist.
Bis 1974 war der Ort noch selbstständig, bevor er im Zuge der [[Gemeindereform|Gemeindereform]] Friesenheim angegliedert wurde.


== Geschichte ==
== Geschichte ==
Über die Gründung des Klosters Schuttern – gemäß der eigenen klösterlichen Tradition im Jahre 603 – liegen keinerlei Quellennachrichten vor. Eine frühmittelalterliche [[Cella|Zelle]], die nach einem nicht weiter zu identifizierenden [[Offo]] ''Offoniswilare'' oder ''Offonis Cella'' benannt ist, dürfte auf die vom [[Elsass]] ausgehende Christianisierung des rechtsrheinischen Landes im Vorfeld des Bistums Straßburg, auf die Wirkung der iro-schottischen Mission und damit auf das 7., wenn nicht schon auf das 6. Jahrhundert zurückgehen. Die weitere Geschichte des Klosterbesitzes in [[Ortenau]] und [[Breisgau]] legt eine Verflechtung mit dem elsässischen Herzogsgeschlecht der [[Etichonen]] und der ihnen verbundenen Adelssippen nahe, auch wenn das Kloster selbst, möglicherweise erst in karolingischer Zeit, unter den Schutz des Reichs gestellt wurde. Am Platz des Klosters selbst bestand eine römische Siedlung, wohl eine größere und repräsentativ ausgestattete [[Villa rustica]] des 4. nachchristlichen Jahrhunderts, von der [[Spolie]]n beim Bau der Klosterkirche und bei der Anlage der Gräber wiederverwendet wurden.

Der Versuch, den in der Klostertradition des 13. und 14. Jahrhunderts verehrten Klostergründer Offo mit einer [[Memoria (Architektur)|Memoria]], einer bereits in karolingischer Zeit mit einem Mosaik besonders ausgezeichneten Gedenkstelle, in Verbindung zu bringen, muss trotz ausführlicher archäologischer Dokumentation des Baubefundes Spekulation bleiben. Die Hochstilisierung des Offo als Klostergründer steht im Zusammenhang mit der politischen Agitation des Spätmittelalters gegen die amtierenden Klostervögte aus dem Haus Geroldseck.

Das Kloster wurde zwischen 746 und 753 durch [[Pirminius|Pirmin]] der [[Benediktinerregel]] unterstellt und errang in karolingischer Zeit eine bedeutende wirtschaftliche Stellung, so dass es 817 im [[Kapitularien|Kapitulare]] [[Ludwig der Fromme|Ludwigs des Frommen]] über das Heeresaufgebot der Reichsklöster (''Notitia de servitio monasteriorum'') in der Liste der 16 vermögendsten Reichsklöster erscheint. Gleichzeitig wurde hier eine hochqualifizierte [[Schreibschule]] gepflegt, wie ein vom damaligen [[Abt]] Beretrich in Auftrag gegebenes und von Diakon Liutharius geschriebenes [[Evangeliar]], heute in der [[British Library]] in London, belegt.<ref>London, British Library, Additional 47673; siehe auch [https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/bl_add47673 Digitalisat] der Universitätsbibliothek Heidelberg</ref> Auf der Seite 202v ist zu lesen: ''Ego Liutharius diaconus hunc biblum scripsi ob iussu bertrici abbatis, ad salutem querentibus anime vel legentibus…''. [[Thomas Coke, 1. Earl of Leicester]] erwarb es und bewahrte es in seiner Bibliothek [[Holkham Hall]]. Danach kam es über den Nachfolger [[Thomas William Coke, 1st Earl of Leicester of Holkham]] in die [[British Library|Britische Bibliothek]].
[[Datei:SchutternGospelsFolio19rIncMatt.jpg|mini|Folio 16r aus den Schuttern-Evangelien (British Library, MS Add. 47673), Incipit zum Matthäusevangelium]]

Möglicherweise ist es den Wirren der spätkarolingischen Zeit zuzuschreiben, dass das Kloster völlig verarmte und sein Besitz sich später fast vollständig in den Händen der [[Herren von Geroldseck]] wiederfindet. Erst mit der Entmachtung der [[Etichonen]] als Herzöge des [[Elsass]] scheint sich der Einfluss der Königtums wieder geltend machen zu können; Kaiser [[Otto II. (HRR)|Otto II.]] verlieh dem Kloster 975 ein [[Kirchliche Immunität|Immunitätsprivileg]], das es aus der Gerichtsbarkeit der regionalen weltlichen Gewalten befreite und gewährte den Mönchen die [[Abtswahl bei den Benediktinern|freie Abtswahl]]. 1007/1009 schenkte der spätere Kaiser [[Heinrich II. (HRR)|Heinrich II.]] Schuttern zusammen mit [[Kloster Gengenbach]] dem von ihm neu gegründeten [[Hochstift Bamberg]], und bei seinem Besuch in Schuttern im Jahr 1016 übereignete er dem Kloster wegen seiner großen Armut die benachbarte Pfarrkirche von [[Friesenheim (Baden)|Friesenheim]]. Wenn jemals wirklich ein Bezug auf einen Klostergründer Offo bestand, wurde diese Tradition in dieser Zeit unterdrückt; das Kloster erscheint ab 1025 unter den Namen Schuttern (Scutera). Ob ein inhaltlicher und traditionsmäßiger Zusammenhang zwischen der Neuorientierung des Klosters als Bamberger [[Eigenkloster]], dem Namenswechsel und dem Motiv des Brudermords von [[Kain]] und [[Abel (Bibel)|Abel]] auf einem zu Beginn des 11. Jahrhunderts angelegten Bodenmosaik – dem ältesten seiner Art in Deutschland – an der Stelle der Memoria besteht, muss offenbleiben.
[[Datei:Klosteranlage Schuttern.jpg|mini|links|Reichsabtei Schuttern, Radierung von Franz Xaver Schönbaechel, Ende des 17. Jahrhunderts]]
[[Datei:Schutterns Kloster- und Pfarrkirche.jpg|mini|links|Schutterns Kloster- und Pfarrkirche]]
Zahlreiche Feuersbrünste setzten dem Kloster im 12. und noch im 13. Jahrhundert zu und vernichteten neben den romanischen Klostergebäuden vermutlich auch den größten Teil der urkundlichen Überlieferung.

Mit dem Jahr 1235 beginnt die urkundliche Belegbarkeit der [[Vogtei (HRR)|Klostervogtei]], über die in der vorhergehenden Zeit nur spekuliert werden kann. Belege, dass die [[Zähringer|Herzöge von Zähringen]] als Inhaber der Ortenauer Grafschaft vor 1218 die Vogtei ausgeübt hätten, bestehen nicht. Andererseits liegt die Vermutung nahe, dass die [[Herren von Geroldseck]] bereits vor 1235 Vogteirechte zur Aneignung von Klosterbesitz in nicht geringem Umfang missbraucht haben.

Nach dem Absterben der Herren von Geroldseck in der [[Roeder von Diersburg (Adelsgeschlecht)|Diersburger Linie]] fiel die Vogtei 1277/1278 an das Haupthaus Geroldseck in der Hohengeroldsecker Linie zurück und war von da an von den von dort ausgehenden politischen Wirrnisse betroffen. Die Vogteirechte dienten den Geroldseckern als Basis, in der mittlerweile zur Stadt (1327) erhobenen Siedlung Schuttern eine [[Wasserschloss Schuttern|Burg]] zu errichten, die sie in der Zeit des [[Ludwig IV. (HRR)#Thronstreit (1314–1325)|habsburgisch-wittelsbachischen Thronstreits]] im frühen 14. Jahrhundert als Stützpunkt nutzten. Als Reaktion darauf zerstörten die Bürger der Stadt [[Straßburg]] 1334/1335 Kloster und Stadt. Im Zuge der geroldseckischen Erbauseinandersetzungen annektierten die [[Kurpfalz|Pfalzgrafen bei Rhein]] 1486 das Geroldsecker Territorium. Damit übernahmen sie 1486/1495 auch die Vogtei über Schuttern, die ihnen [[Maximilian I. (HRR)|Maximilian I.]] in der [[Landshuter Erbfolgekrieg|Bayerischen Fehde]] 1504 jedoch wieder abnahm.

Auch der [[Bauernkrieg]] zog das Kloster 1525 in Mitleidenschaft. 1548 wurde es durch einen weiteren [[Großbrand]] in Schutt und Asche gelegt. Die [[Stadtrechte]] gingen in diesen Wirren wieder verloren. Im Jahr 1521 wurde die Abtei Schuttern allerdings in [[Reichstag zu Worms (1521)|Worms]] als altes Reichskloster und quasi reichsunmittelbare Abtei in die [[Reichsmatrikel]] aufgenommen. 1532 wird Schuttern zudem als Mitglied des [[Schwäbischer Reichskreis|Schwäbischen Reichskreises]] mit einem eigenen Kontingent in der Kreismatrikel geführt.

Zur Erneuerung des klösterlichen Lebens trat die [[Abtei]] Schuttern 1490 dem reformorientierten benediktinischen Klosterverband der [[Bursfelder Kongregation]] bei und gehörte ihr bis zu dem 1623 vom Straßburger Fürstbischof erzwungenen Austritt an. Im Jahr darauf, 1624, trat die Abtei auf Druck des Fürstbischofs in die neu gegründete ''Straßburger Benediktinerkongregation'' ein. Reformansätze wurden unter Mithilfe der Abteien Weingarten, Ochsenhausen und St. Blasien verfolgt. 1633 unter dem Abt [[Tobias Rösch]] zerstörten die Schweden das Kloster und vertrieben die Mönche.

Mit der politischen Orientierung nach [[Vorderösterreich|Österreich]] ab 1504 wurde der Abt des weiterhin formell der Bamberger Kirche gehörenden Klosters zum Ende des 17. und Beginn des 18. Jahrhunderts praktisch Mitglied der vorderösterreichischen Landstände. Der Turm der barocken Kirche wurde in den Jahren 1722–23 unter Abt Placidus II. Hinderer (1708–1727) errichtet. Sein Bau wird dem Vorarlberger Baumeister [[Peter Thumb]] zugeschrieben, auch wenn es keine ausreichenden Belege dafür gibt. Auch den barocken Klosterneubau errichtete ab 1722 Peter Thumb. Österreichisches Militär schlug 1743 Unruhen unter den Schutterner Bauern nieder. Unter Abt Karl Vogel (1753–1786) erlebte das Kloster noch einmal eine Blüte, in welcher in den Jahren 1767–1772 die heutige spätbarocke [[Abteikirche]] durch den Baumeister [[Joseph Michael Schnöller]] errichtet wurde und 1772 [[Konsekration#Weitere Konsekrationshandlungen|konsekriert]] werden konnte. Deren Innenausstattung fertigte der Stuckateur Christian Eitel<ref>[[Hermann Brommer]]: ''Joseph Michael Schnöller (1707–1767) –- Ein Tiroler Barockbaumeister am Oberrhein''. In: ''[[Badische Heimat]]'', Heft 1, März 1979, S. 17 ff.</ref> Anno 1770 übernachtete hier [[Marie-Antoinette]], Tochter Maria Theresias und zukünftige Gemahlin des französischen Thronfolgers [[Ludwig XVI.]], auf ihrer [[Brautfahrt der Marie-Antoinette|Reise von Wien]] nach [[Versailles]] zum letzten Mal auf deutschem Boden.
Im [[Friede von Lunéville|Frieden von Lunéville]] 1801 wurde Schuttern mitsamt dem österreichischen [[Breisgau]] Besitz des [[Herzog von Modena|Herzogs von Modena]] und kam dann im [[Friede von Pressburg|Frieden von Pressburg]] 1805 an [[Baden (Land)|Baden]]. Das [[Benediktinerkloster]] selbst mit dem Mönchskonvent unter seinem letzten Abt Placidus III. Bacheberle (1786–1806), war seit 1803 im Besitz der [[Johanniterorden|Johanniter]] und wurde erst 1806 von Baden aufgehoben. Auch die Klostergüter- und Besitzungen des ehemaligen Reichsklosters in der Ortenau, im Breisgau sowie im Elsass, in Schwaben und in Lothringen fielen damit an Baden. Die barocken Klostergebäude, die ihm noch kurz vorher den Glanz einer kleinen barocken Residenz gegeben hatten, wurden abgebrochen, die Klosterkirche wurde Pfarrkirche des Dorfes Schuttern.

== Baudenkmäler ==
[[Datei:Mosaik Schuttern - Kain erschlägt Abel.jpg|mini|Teil vom Mosaik in Schuttern, Kain erschlägt Abel]]

Einziger Überrest des alten Klosters ist die weithin sichtbare ehemalige barocke Abteikirche und heutige [[Mariä Himmelfahrt (Schuttern)|Pfarrkirche Mariae Himmelfahrt]], in deren Untergeschoss die Reste des ottonischen Bodenmosaiks von [[Kain]] und [[Abel (Bibel)|Abel]] sichtbar gemacht sind. Der Turm der Kirche entstand 1722 unter französischen Stileinflüssen, 1767 bis 1772 folgte das Langhaus. Dessen [[Vierungskuppel]] wurde 1821 abgebrochen, ein Brand vernichtete 1853 die barocke Ausstattung. Das heutige Erscheinungsbild geht auf die Gesamtrestaurierung der Kirche Ende der 1970er Jahre zurück, während der auch umfangreiche archäologische Untersuchungen durchgeführt wurden.

== Liste der Äbte und Reichsäbte von Schuttern ==
Im [[Reichenauer Verbrüderungsbuch]] genannte Äbte aus „Offinwilare“
* Beretrich
* Erchanpertus
* Wenibertus
* Adalbertus
* Petrus

Folgende Abtliste wurde den Annalen von Schuttern entnommen:

* Folkerus I., Simon, Dieboldus, Thomas I., Anselmus, Hugo, Berholdus I., Johannes I., Eberhardus I., Landolphus I., Adelhelmus I., Erchenbertus I., Willo, Emicho (Ernicho), Gottfridus I., Bertholdus II., Rudmannus, Gottfridus II., Hubertus, Wernerus, Poppo, Folkerus II., Alberikus, Rupertus, Friedrich I., Domnus (?)
* Beretricus oder Beretrich, um 817
* Petrus, 830
* Berchtholdus II.
* Anselmus II.
* Albertus oder Alberikus
* Egilbertus oder Egibertus, 881
* Dieboldus oder Theobaldus II., +938
* Ewihardus oder Eberhardus, Guthardus, 939
* Folkerus III., 975-1008
* Eckebertus, 1008-1016
* Reginboldus, 1016-1027
* Rustenus, auch Abt in Gengenbach, 1027-1034
* Folkerus IV. oder Folkbertus
* Anselm III., zugleich Abt von Gengenbach, 1069
* Rupertus I. oder Robertus, zuvor Abt von Reichenau, +1077
* Poppo, zugleich Abt von Gengenbach, +1083
* Hugo, zugleich Abt von Gengenbach, um 1100
* Eberhardus II., 1102, 1127
* Udalrikus
* Conradus I., vom [[Kloster Michelsberg]] 1135-1162
* Swigertus oder Swigerus, 1162-1187
* Dietricus oder Theodoricus, 1187-1215
* Henricus I., 1215–1245
* Bertholdus III. von [[Uttenheim (Erstein)|Uttenheim]], 1245–1252
* Rudolphus I., 1252–1256
* Friedericus II., 1256–1262
* Hermannus de Burner, ein Straßburger Patrizier, 1262–1295
* Rudolphus II., 1295–1324
* Leutphridus Lente (Lempfrit, Lenfrit, Lentfrit), entstammt einer Rheinauer Patrizierfamilie, 1324–1337
* Jsenbertus, 1337–1350
* Wilhelmus I. aus Lahr, 1350-1370
* Henricus II. von [[Burg Schnellingen|Schnellingen]], 1370–1379
* Wernherus II. von [[Lützelburg (Adelsgeschlecht)|Lützelburg]], 1379–1409
* Fridericus III. de [[Burg Wiedergrün|Wiedergrün]] von [[Burg Staufenberg (Schwarzwald)|Staufenberg]], 1409-1416
* Johannes II. Armbruster von Straßburg, 1416-1439
* Paulus Forster, 1439–1442 und 1460-1466
* Wilhelmus II. Schaub, 1442–1460
* Johannes III. Vill (Full) aus Schuttern, 1466–1491
* Johannes IV. de Widel aus [[Gernsbach]], 1491–1518
* Conradus II. Frick, 1518–1535
* Rudolphus III. Garb, 1535-1550, zuvor Prior im [[Kloster Hugshofen]]
* Thomas II. Bodenwald aus Freiburg, 1550-1555
* Stephanus Weitinger aus [[Horb]], 1555-1557
* Martinus Schimpfer, 1557-1562, früher Abt im [[Kloster Schwarzach]]
* Fridericus IV. Burger aus [[Alpirsbach]], 1562–1593
* Jakobus I. Rapp aus Freiburg, 1593–1600
* Johannes IV. Knörr, 1600–1624
* [[Tobias Rösch]] aus [[Epfenhofen]], 1624–1638 († im Exil im Franziskanerkloster Offenburg)
* Konradus III. Fuchs, 1638–1639 (nur im Exil, † im [[Kloster Sion (Klingnau)|Kloster Sion]])
* Benedictus II. Bebel aus [[Ensisheim]], 1639–1641 (nur im Exil, † in Offenburg)
* Vincenz Haug aus [[Görwihl]], von [[St. Blasien]] postuliert, 1641–1656, auch Abt im [[Münster Schwarzach|Kloster Schwarzach]] von 1643 bis 1649
* Benedictus II. Fusier aus [[Breisach]], 1656–1658
* Blasius Sarwey aus [[Konstanz]], von [[St. Blasien]] postuliert, 1658–1674
* Placidus I. Heuß aus [[Breisach]], 1674–1687
* Jakobus II. Vogler aus [[Engen]], 1688–1708, Bruder von [[Romanus Vogler]], von 1672 bis 1695 Abt zu [[Kloster St. Blasien (Schwarzwald)|St. Blasien]]
* Placidus II. Hinderer aus [[Baden-Baden]], 1708–1727
* Franziskus I. Müntzer aus [[Freiburg im Breisgau|Freiburg]], 1727–1751, Bruder von Leopold Müntzer, Abt im [[Kloster Tennenbach]] von 1725 bis 1754
* Karolus Vogel aus [[Baden-Baden]], 1751–1786
* Placidus III. Bacheberle, aus [[Oberkirch (Baden)|Oberkirch]], 1786–1806, letzter Abt des Klosters (Ultimus Abbas)

== Literatur ==
* Luisa Galioto: ''Die Abtei Schuttern: vom Stützpunkt zur monastischen Durchdringung der Ortenau zum repräsentativen und kulturellen Zentrum''. In: ''[[Die Ortenau]]'' 84. Bd. (2004), S. 253–266.
* Karl List: ''Die frühe Geschichte des Reichsklosters Schuttern. Ergebnisse der Grabung 1972–1975''. In: [[Wolfgang Müller (Kirchenhistoriker)|Wolfgang Müller]] (Hrsg.): ''Klöster der Ortenau''. In: ''Die Ortenau'' 58. Bd. (1978), S. 96–115.
* Gerhard Kaller: ''Kloster Schuttern''. In: Wolfgang Müller (Hrsg.): ''Klöster der Ortenau''. In: ''Die Ortenau'' 58. Bd. (1978). S. 116–149.
* [[Hermann Brommer]]: ''Joseph Michael Schnöller (1707–1767) – Ein Tiroler Barockbaumeister am Oberrhein''. In: ''[[Badische Heimat]]'', Heft 1, März 1979.
* Karl List: ''Die Reichsabtei Schuttern. Ergebnisse der Grabungen in den Jahren 1972 bis 1975.'' In: ''[[Denkmalpflege in Baden-Württemberg]]'', 4. Jg. (1975), Heft 3, S. 107–116. ([http://www.denkmalpflege-bw.de/fileadmin/media/publikationen_und_service/nachrichtenblaetter/archiv/1975-3.pdf PDF]) [nicht ausgewertet]
* Ludwig Heizmann: ''Benediktiner-Abtei Schuttern in der Ortenau: geschichtliche Beschreibung mit 4 Abbildungen''. 1915.

== Siehe auch ==
* [[Josua Uffenheimer]]
* [[Paul Volz (Theologe, 1480)|Paul Volz]]


== Weblinks ==
Die Geschichte Schutterns (oder Offonisvila, wie es in der Frühgeschichte hieß) ist sehr stark mit der Geschichte des Klosters verbunden.
{{Commonscat|audio=0|video=0}}
* {{KlosterBW|796|Benediktinerabtei Schuttern}}
* [https://www.ub.uni-heidelberg.de/helios/digi/schuttern.html Virtuelle Klosterbibliothek Schuttern]
* [http://www.1400jahre-schuttern.de/ Historischer Verein Schuttern]


== Einzelnachweise ==
Dieses wurde im Jahre [[603|603]] von dem irischen Wandermönch Offo gegründet. Nach anfänglichen Schwierigkeiten entwickelten sich das Kloster und der Ort über die Jahrhunderte zu voller Blüte.
<references />
Pirmin legte im 8. Jahrhundert durch die Einführung der [[Benediktiner|Benediktiner]]- Regeln den Grundstein für neues Leben. Der Zustrom von Mönchen aus den Kreisen des Adels kennzeichnet diese Zeit. Schuttern zählte u. a. neben Bamberg zu den bedeutendsten Reichsklöstern im Land.


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Im Jahre 817 belegen ein vom damaligen Abt Betrich in Auftrag gegebenes und von Diakon Luithar geschriebenes Evangeliar u. a. eine „Hohe Schreibschule“ im Kloster. Dieses Dokument befindet sich heute im Britischen Museum in London.
Hoher Besuch hat sich im Jahre 1016 angesagt. Kaiser [[Heinrich II. (HRR)|Heinrich II.]], Stifter des kostbaren Bodenmosaiks, besuchte zu dessen Verehrung am [[29. September]] [[1016]] das Kloster. Er überquerte bei Erstein den Rhein und übernachtete im Kloster ''(„Huius'' sub ''regimine rex Heinricus in oppido Offonisvila…...“)'' um am nächsten Tag die Heimreise nach Frankfurt fort zu führen.
Dieses Mosaik, das die Ermordung Abels durch Kain darstellt, darf als das älteste seiner Art in Deutschland bezeichnet werden. Zu sehen ist dieses nicht mehr vollständige Mosaik, das als Grabplatte des Klostergründers Offo diente, in der Krypta der Klosterkirche in Schuttern.
Kriege, Plünderungen und Brandschatzungen waren in dieser Zeit ein häufiger Begleiter.
So wurde das Kloster einige Male ein Raub der Flammen. ( 938, 1153, 1166, 1169, 1240, 1334, 1520, 1770). Doch fleißige Hände und der Glaube an Gott, haben Menschen dazu bewogen, diese Stätte der Kultur wieder aufzubauen, was in der damaligen Zeit kein leichtes Unterfangen war. Hunger trieb die Bevölkerung immer wieder zu Händeleien mit der Obrigkeit. Die alljährlich stattfindende Armenspeisung hat hier nur für kurze Zeit Linderung geschaffen.


{{Normdaten|TYP=k|GND=4203703-7}}
Am 6. Mai 1770 besuchte die Erzherzogin Maria Antonia, Tochter der Kaiserin [[Maria Theresia|Maria Therersia]] das Kloster. Von [[Schloss Schönbrunn|Schloss Schönbrunn]] setzte sich der Brautzug der [[Marie Antoinette|Marie Antoinette]], wie die Braut des Dauphins und späteren [[Ludwig XVI.|Königs von Frankreich]] jetzt hieß, in Bewegung.
In ihrem Gefolge kamen 257 Personen mit 57 Wagen und 450 Zug- und Reitpferden. Nicht zu vergessen die Kammerdiener, Hofdamen und Lakaien sowie die Küchenhierarchie von sage und schreibe 73 Personen.
Kanonenfeuer und Glockengeläut begrüßten die Ankömmlinge. Das Volk hat sich entlang der Klostermauer aufgestellt und jubelte dem hohen Besuch kräftig zu. Das Fest fand seinen Höhepunkt in einem pompösen Feuerwerk, das alle Zuschauer zur Begeisterung hinriss.
Am nächsten Morgen, nach der hl. Messe in der Hauskapelle, setzte sich der Tross wieder in Bewegung. Bei [[Kehl|Kehl]] wurde Marie Antoinette auf einer Insel im Rhein von ihrem zukünftigen Hofstaat in Empfang genommen. Nach ausschweifenden Jahren in Frankreich fand sie aber ein jähes Ende. Die revolutionäre Übermacht hat auch vor dem Hofe Frankreichs nicht halt gemacht.
Im Jahre [[1793|1793]] wurde sie auf einem Schinderkarren zur Hinrichtung auf die Guillotine geführt.
Die [[Säkularisation|Säkularisation]] im Jahre 1806 war der schmerzliche Niedergang einer einst blühenden Abtei.


[[Kategorie:Ort in Baden-Württemberg]]
[[Kategorie:Ehemaliges Benediktinerkloster in Baden-Württemberg|Schuttern]]
[[Kategorie:Ortenaukreis]]
[[Kategorie:Kloster (7. Jahrhundert)|Schuttern]]
[[Kategorie:Reichsabtei|Schuttern]]
[[Kategorie:Friesenheim (Baden)]]
[[Kategorie:Kirchengebäude im Ortenaukreis|Schuttern Kloster]]
[[Kategorie:Kirchengebäude in Europa]]
[[Kategorie:Kulturdenkmal im Ortenaukreis]]

Aktuelle Version vom 9. April 2025, 21:18 Uhr


Territorium im Heiligen Römischen Reich
Reichsabtei Schuttern
Wappen
Links (heraldisch rechts) das Abteiwappen
Karte
Die Abtei Schuttern im Westen an der Schutter nördlich von Lahr („Lohr“) gelegen
Lage im Reichskreis
(Karte des Schwäbischen Kreises nach David Seltzlin 1572)
Alternativnamen Reichskloster
Bestehen Frühmittelalter (als Königs- und Reichskloster); Am Beginn der Frühen Neuzeit
Entstanden aus karolingischem und ottonischem Reichskloster; bischöflichem Eigenkloster
Herrschaftsform Wahlmonarchie
Herrscher/
Regierung
Reichsabt
Heutige Region/en DE-BW
Reichstag Reichsfürstenrat: 1 Kuriatsstimme auf der Schwäbischen Prälatenbank
Reichsmatrikel 3 zu Ross, 13 Fußsoldaten, 90 Gulden (1521)
Reichskreis Schwäbischer Reichskreis
Kreistag Kreisstandschaft; 6 zu Ross und 26 Fußsoldaten (1532);
Hauptstädte/
Residenzen
Schuttern, Propstei Wippertskirch, Heiligenzeller Schlössle
Konfession/
Religionen
römisch-katholisch
Sprache/n deutsch; Lateinisch
Aufgegangen in 1801: Herzogtum Modena; 1803: Johanniterorden; 1805: Kurfürstentum Baden

Die Reichsabtei Schuttern (lat. Abbatia Schotterensis; Patrozinium: St. Maria und St. Petrus und Paulus) war ein Benediktinerkloster in Schuttern an der Schutter gelegen (heute Ortsteil der Gemeinde Friesenheim im Ortenaukreis in Baden-Württemberg). Es ist eine der vier frühen Mönchsabteien in der Ortenau und gehörte einst zum Bistum Straßburg und heute zum Erzbistum Freiburg.

Über die Gründung des Klosters Schuttern – gemäß der eigenen klösterlichen Tradition im Jahre 603 – liegen keinerlei Quellennachrichten vor. Eine frühmittelalterliche Zelle, die nach einem nicht weiter zu identifizierenden Offo Offoniswilare oder Offonis Cella benannt ist, dürfte auf die vom Elsass ausgehende Christianisierung des rechtsrheinischen Landes im Vorfeld des Bistums Straßburg, auf die Wirkung der iro-schottischen Mission und damit auf das 7., wenn nicht schon auf das 6. Jahrhundert zurückgehen. Die weitere Geschichte des Klosterbesitzes in Ortenau und Breisgau legt eine Verflechtung mit dem elsässischen Herzogsgeschlecht der Etichonen und der ihnen verbundenen Adelssippen nahe, auch wenn das Kloster selbst, möglicherweise erst in karolingischer Zeit, unter den Schutz des Reichs gestellt wurde. Am Platz des Klosters selbst bestand eine römische Siedlung, wohl eine größere und repräsentativ ausgestattete Villa rustica des 4. nachchristlichen Jahrhunderts, von der Spolien beim Bau der Klosterkirche und bei der Anlage der Gräber wiederverwendet wurden.

Der Versuch, den in der Klostertradition des 13. und 14. Jahrhunderts verehrten Klostergründer Offo mit einer Memoria, einer bereits in karolingischer Zeit mit einem Mosaik besonders ausgezeichneten Gedenkstelle, in Verbindung zu bringen, muss trotz ausführlicher archäologischer Dokumentation des Baubefundes Spekulation bleiben. Die Hochstilisierung des Offo als Klostergründer steht im Zusammenhang mit der politischen Agitation des Spätmittelalters gegen die amtierenden Klostervögte aus dem Haus Geroldseck.

Das Kloster wurde zwischen 746 und 753 durch Pirmin der Benediktinerregel unterstellt und errang in karolingischer Zeit eine bedeutende wirtschaftliche Stellung, so dass es 817 im Kapitulare Ludwigs des Frommen über das Heeresaufgebot der Reichsklöster (Notitia de servitio monasteriorum) in der Liste der 16 vermögendsten Reichsklöster erscheint. Gleichzeitig wurde hier eine hochqualifizierte Schreibschule gepflegt, wie ein vom damaligen Abt Beretrich in Auftrag gegebenes und von Diakon Liutharius geschriebenes Evangeliar, heute in der British Library in London, belegt.[1] Auf der Seite 202v ist zu lesen: Ego Liutharius diaconus hunc biblum scripsi ob iussu bertrici abbatis, ad salutem querentibus anime vel legentibus…. Thomas Coke, 1. Earl of Leicester erwarb es und bewahrte es in seiner Bibliothek Holkham Hall. Danach kam es über den Nachfolger Thomas William Coke, 1st Earl of Leicester of Holkham in die Britische Bibliothek.

Folio 16r aus den Schuttern-Evangelien (British Library, MS Add. 47673), Incipit zum Matthäusevangelium

Möglicherweise ist es den Wirren der spätkarolingischen Zeit zuzuschreiben, dass das Kloster völlig verarmte und sein Besitz sich später fast vollständig in den Händen der Herren von Geroldseck wiederfindet. Erst mit der Entmachtung der Etichonen als Herzöge des Elsass scheint sich der Einfluss der Königtums wieder geltend machen zu können; Kaiser Otto II. verlieh dem Kloster 975 ein Immunitätsprivileg, das es aus der Gerichtsbarkeit der regionalen weltlichen Gewalten befreite und gewährte den Mönchen die freie Abtswahl. 1007/1009 schenkte der spätere Kaiser Heinrich II. Schuttern zusammen mit Kloster Gengenbach dem von ihm neu gegründeten Hochstift Bamberg, und bei seinem Besuch in Schuttern im Jahr 1016 übereignete er dem Kloster wegen seiner großen Armut die benachbarte Pfarrkirche von Friesenheim. Wenn jemals wirklich ein Bezug auf einen Klostergründer Offo bestand, wurde diese Tradition in dieser Zeit unterdrückt; das Kloster erscheint ab 1025 unter den Namen Schuttern (Scutera). Ob ein inhaltlicher und traditionsmäßiger Zusammenhang zwischen der Neuorientierung des Klosters als Bamberger Eigenkloster, dem Namenswechsel und dem Motiv des Brudermords von Kain und Abel auf einem zu Beginn des 11. Jahrhunderts angelegten Bodenmosaik – dem ältesten seiner Art in Deutschland – an der Stelle der Memoria besteht, muss offenbleiben.

Reichsabtei Schuttern, Radierung von Franz Xaver Schönbaechel, Ende des 17. Jahrhunderts
Schutterns Kloster- und Pfarrkirche

Zahlreiche Feuersbrünste setzten dem Kloster im 12. und noch im 13. Jahrhundert zu und vernichteten neben den romanischen Klostergebäuden vermutlich auch den größten Teil der urkundlichen Überlieferung.

Mit dem Jahr 1235 beginnt die urkundliche Belegbarkeit der Klostervogtei, über die in der vorhergehenden Zeit nur spekuliert werden kann. Belege, dass die Herzöge von Zähringen als Inhaber der Ortenauer Grafschaft vor 1218 die Vogtei ausgeübt hätten, bestehen nicht. Andererseits liegt die Vermutung nahe, dass die Herren von Geroldseck bereits vor 1235 Vogteirechte zur Aneignung von Klosterbesitz in nicht geringem Umfang missbraucht haben.

Nach dem Absterben der Herren von Geroldseck in der Diersburger Linie fiel die Vogtei 1277/1278 an das Haupthaus Geroldseck in der Hohengeroldsecker Linie zurück und war von da an von den von dort ausgehenden politischen Wirrnisse betroffen. Die Vogteirechte dienten den Geroldseckern als Basis, in der mittlerweile zur Stadt (1327) erhobenen Siedlung Schuttern eine Burg zu errichten, die sie in der Zeit des habsburgisch-wittelsbachischen Thronstreits im frühen 14. Jahrhundert als Stützpunkt nutzten. Als Reaktion darauf zerstörten die Bürger der Stadt Straßburg 1334/1335 Kloster und Stadt. Im Zuge der geroldseckischen Erbauseinandersetzungen annektierten die Pfalzgrafen bei Rhein 1486 das Geroldsecker Territorium. Damit übernahmen sie 1486/1495 auch die Vogtei über Schuttern, die ihnen Maximilian I. in der Bayerischen Fehde 1504 jedoch wieder abnahm.

Auch der Bauernkrieg zog das Kloster 1525 in Mitleidenschaft. 1548 wurde es durch einen weiteren Großbrand in Schutt und Asche gelegt. Die Stadtrechte gingen in diesen Wirren wieder verloren. Im Jahr 1521 wurde die Abtei Schuttern allerdings in Worms als altes Reichskloster und quasi reichsunmittelbare Abtei in die Reichsmatrikel aufgenommen. 1532 wird Schuttern zudem als Mitglied des Schwäbischen Reichskreises mit einem eigenen Kontingent in der Kreismatrikel geführt.

Zur Erneuerung des klösterlichen Lebens trat die Abtei Schuttern 1490 dem reformorientierten benediktinischen Klosterverband der Bursfelder Kongregation bei und gehörte ihr bis zu dem 1623 vom Straßburger Fürstbischof erzwungenen Austritt an. Im Jahr darauf, 1624, trat die Abtei auf Druck des Fürstbischofs in die neu gegründete Straßburger Benediktinerkongregation ein. Reformansätze wurden unter Mithilfe der Abteien Weingarten, Ochsenhausen und St. Blasien verfolgt. 1633 unter dem Abt Tobias Rösch zerstörten die Schweden das Kloster und vertrieben die Mönche.

Mit der politischen Orientierung nach Österreich ab 1504 wurde der Abt des weiterhin formell der Bamberger Kirche gehörenden Klosters zum Ende des 17. und Beginn des 18. Jahrhunderts praktisch Mitglied der vorderösterreichischen Landstände. Der Turm der barocken Kirche wurde in den Jahren 1722–23 unter Abt Placidus II. Hinderer (1708–1727) errichtet. Sein Bau wird dem Vorarlberger Baumeister Peter Thumb zugeschrieben, auch wenn es keine ausreichenden Belege dafür gibt. Auch den barocken Klosterneubau errichtete ab 1722 Peter Thumb. Österreichisches Militär schlug 1743 Unruhen unter den Schutterner Bauern nieder. Unter Abt Karl Vogel (1753–1786) erlebte das Kloster noch einmal eine Blüte, in welcher in den Jahren 1767–1772 die heutige spätbarocke Abteikirche durch den Baumeister Joseph Michael Schnöller errichtet wurde und 1772 konsekriert werden konnte. Deren Innenausstattung fertigte der Stuckateur Christian Eitel[2] Anno 1770 übernachtete hier Marie-Antoinette, Tochter Maria Theresias und zukünftige Gemahlin des französischen Thronfolgers Ludwig XVI., auf ihrer Reise von Wien nach Versailles zum letzten Mal auf deutschem Boden. Im Frieden von Lunéville 1801 wurde Schuttern mitsamt dem österreichischen Breisgau Besitz des Herzogs von Modena und kam dann im Frieden von Pressburg 1805 an Baden. Das Benediktinerkloster selbst mit dem Mönchskonvent unter seinem letzten Abt Placidus III. Bacheberle (1786–1806), war seit 1803 im Besitz der Johanniter und wurde erst 1806 von Baden aufgehoben. Auch die Klostergüter- und Besitzungen des ehemaligen Reichsklosters in der Ortenau, im Breisgau sowie im Elsass, in Schwaben und in Lothringen fielen damit an Baden. Die barocken Klostergebäude, die ihm noch kurz vorher den Glanz einer kleinen barocken Residenz gegeben hatten, wurden abgebrochen, die Klosterkirche wurde Pfarrkirche des Dorfes Schuttern.

Teil vom Mosaik in Schuttern, Kain erschlägt Abel

Einziger Überrest des alten Klosters ist die weithin sichtbare ehemalige barocke Abteikirche und heutige Pfarrkirche Mariae Himmelfahrt, in deren Untergeschoss die Reste des ottonischen Bodenmosaiks von Kain und Abel sichtbar gemacht sind. Der Turm der Kirche entstand 1722 unter französischen Stileinflüssen, 1767 bis 1772 folgte das Langhaus. Dessen Vierungskuppel wurde 1821 abgebrochen, ein Brand vernichtete 1853 die barocke Ausstattung. Das heutige Erscheinungsbild geht auf die Gesamtrestaurierung der Kirche Ende der 1970er Jahre zurück, während der auch umfangreiche archäologische Untersuchungen durchgeführt wurden.

Liste der Äbte und Reichsäbte von Schuttern

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Im Reichenauer Verbrüderungsbuch genannte Äbte aus „Offinwilare“

  • Beretrich
  • Erchanpertus
  • Wenibertus
  • Adalbertus
  • Petrus

Folgende Abtliste wurde den Annalen von Schuttern entnommen:

  • Folkerus I., Simon, Dieboldus, Thomas I., Anselmus, Hugo, Berholdus I., Johannes I., Eberhardus I., Landolphus I., Adelhelmus I., Erchenbertus I., Willo, Emicho (Ernicho), Gottfridus I., Bertholdus II., Rudmannus, Gottfridus II., Hubertus, Wernerus, Poppo, Folkerus II., Alberikus, Rupertus, Friedrich I., Domnus (?)
  • Beretricus oder Beretrich, um 817
  • Petrus, 830
  • Berchtholdus II.
  • Anselmus II.
  • Albertus oder Alberikus
  • Egilbertus oder Egibertus, 881
  • Dieboldus oder Theobaldus II., +938
  • Ewihardus oder Eberhardus, Guthardus, 939
  • Folkerus III., 975-1008
  • Eckebertus, 1008-1016
  • Reginboldus, 1016-1027
  • Rustenus, auch Abt in Gengenbach, 1027-1034
  • Folkerus IV. oder Folkbertus
  • Anselm III., zugleich Abt von Gengenbach, 1069
  • Rupertus I. oder Robertus, zuvor Abt von Reichenau, +1077
  • Poppo, zugleich Abt von Gengenbach, +1083
  • Hugo, zugleich Abt von Gengenbach, um 1100
  • Eberhardus II., 1102, 1127
  • Udalrikus
  • Conradus I., vom Kloster Michelsberg 1135-1162
  • Swigertus oder Swigerus, 1162-1187
  • Dietricus oder Theodoricus, 1187-1215
  • Henricus I., 1215–1245
  • Bertholdus III. von Uttenheim, 1245–1252
  • Rudolphus I., 1252–1256
  • Friedericus II., 1256–1262
  • Hermannus de Burner, ein Straßburger Patrizier, 1262–1295
  • Rudolphus II., 1295–1324
  • Leutphridus Lente (Lempfrit, Lenfrit, Lentfrit), entstammt einer Rheinauer Patrizierfamilie, 1324–1337
  • Jsenbertus, 1337–1350
  • Wilhelmus I. aus Lahr, 1350-1370
  • Henricus II. von Schnellingen, 1370–1379
  • Wernherus II. von Lützelburg, 1379–1409
  • Fridericus III. de Wiedergrün von Staufenberg, 1409-1416
  • Johannes II. Armbruster von Straßburg, 1416-1439
  • Paulus Forster, 1439–1442 und 1460-1466
  • Wilhelmus II. Schaub, 1442–1460
  • Johannes III. Vill (Full) aus Schuttern, 1466–1491
  • Johannes IV. de Widel aus Gernsbach, 1491–1518
  • Conradus II. Frick, 1518–1535
  • Rudolphus III. Garb, 1535-1550, zuvor Prior im Kloster Hugshofen
  • Thomas II. Bodenwald aus Freiburg, 1550-1555
  • Stephanus Weitinger aus Horb, 1555-1557
  • Martinus Schimpfer, 1557-1562, früher Abt im Kloster Schwarzach
  • Fridericus IV. Burger aus Alpirsbach, 1562–1593
  • Jakobus I. Rapp aus Freiburg, 1593–1600
  • Johannes IV. Knörr, 1600–1624
  • Tobias Rösch aus Epfenhofen, 1624–1638 († im Exil im Franziskanerkloster Offenburg)
  • Konradus III. Fuchs, 1638–1639 (nur im Exil, † im Kloster Sion)
  • Benedictus II. Bebel aus Ensisheim, 1639–1641 (nur im Exil, † in Offenburg)
  • Vincenz Haug aus Görwihl, von St. Blasien postuliert, 1641–1656, auch Abt im Kloster Schwarzach von 1643 bis 1649
  • Benedictus II. Fusier aus Breisach, 1656–1658
  • Blasius Sarwey aus Konstanz, von St. Blasien postuliert, 1658–1674
  • Placidus I. Heuß aus Breisach, 1674–1687
  • Jakobus II. Vogler aus Engen, 1688–1708, Bruder von Romanus Vogler, von 1672 bis 1695 Abt zu St. Blasien
  • Placidus II. Hinderer aus Baden-Baden, 1708–1727
  • Franziskus I. Müntzer aus Freiburg, 1727–1751, Bruder von Leopold Müntzer, Abt im Kloster Tennenbach von 1725 bis 1754
  • Karolus Vogel aus Baden-Baden, 1751–1786
  • Placidus III. Bacheberle, aus Oberkirch, 1786–1806, letzter Abt des Klosters (Ultimus Abbas)
  • Luisa Galioto: Die Abtei Schuttern: vom Stützpunkt zur monastischen Durchdringung der Ortenau zum repräsentativen und kulturellen Zentrum. In: Die Ortenau 84. Bd. (2004), S. 253–266.
  • Karl List: Die frühe Geschichte des Reichsklosters Schuttern. Ergebnisse der Grabung 1972–1975. In: Wolfgang Müller (Hrsg.): Klöster der Ortenau. In: Die Ortenau 58. Bd. (1978), S. 96–115.
  • Gerhard Kaller: Kloster Schuttern. In: Wolfgang Müller (Hrsg.): Klöster der Ortenau. In: Die Ortenau 58. Bd. (1978). S. 116–149.
  • Hermann Brommer: Joseph Michael Schnöller (1707–1767) – Ein Tiroler Barockbaumeister am Oberrhein. In: Badische Heimat, Heft 1, März 1979.
  • Karl List: Die Reichsabtei Schuttern. Ergebnisse der Grabungen in den Jahren 1972 bis 1975. In: Denkmalpflege in Baden-Württemberg, 4. Jg. (1975), Heft 3, S. 107–116. (PDF) [nicht ausgewertet]
  • Ludwig Heizmann: Benediktiner-Abtei Schuttern in der Ortenau: geschichtliche Beschreibung mit 4 Abbildungen. 1915.
Commons: Kloster Schuttern – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. London, British Library, Additional 47673; siehe auch Digitalisat der Universitätsbibliothek Heidelberg
  2. Hermann Brommer: Joseph Michael Schnöller (1707–1767) –- Ein Tiroler Barockbaumeister am Oberrhein. In: Badische Heimat, Heft 1, März 1979, S. 17 ff.

Koordinaten: 48° 22′ 54,8″ N, 7° 51′ 8,6″ O