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„Melker Klosterreform“ – Versionsunterschied

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[[Datei:Aerial image of Melk Abbey (view from the southwest).jpg|mini|280px|Stift Melk]]
Die '''Melker Klosterreform''' oder kurz '''Melker Reform''' war eine im 15. Jahrhundert von [[Stift Melk]] in [[Niederösterreich]] ausgehende monastische Reformbewegung, die bald die übrigen [[Benediktiner]]klöster in Österreich und im Süden [[Bayern]]s erfasste.


== Ursprung, Geschichte und Ziele der Reform ==
Die ''' Melker Klosterreform''' begann nach dem [[Konzil von Konstanz|Konstanzer Konzil]] und besteht in einer Rückkehr zu den alten [[Benediktiner|benediktinischen]] Idealen. Sie wurde hauptsächlich von [[Nikolaus von Dinkelsbühl]] initiiert und weitergetragen.
Das [[Konzil von Konstanz]] (1414–1418) war bestrebt, eine allgemeine Reform der Kirche einzuleiten. Dazu gehörte auch die Kritik an der Verweltlichung der Mönche und an damit verbundenen Missständen in den Klöstern. Deshalb formulierte das Konzil auch die Forderung nach einer Erneuerung des Klosterlebens. Zum Ausgangspunkt und Modell dieser Reform wurde die italienische [[Kloster San Benedetto (Subiaco)|Benediktinerabtei Subiaco]]. Nach dem Vorbild dieses italienischen Klosters sollten alle [[Benediktinerkloster|Benediktinerklöster]] ihr Leben neu an den Idealen der [[Benediktsregel]] ausrichten.


Herzog [[Albrecht II. (HRR)|Albrecht V.]] von Österreich wollte mit der Reform der Klöster seines Herrschaftsgebietes in der Abtei Melk in [[Niederösterreich]] beginnen. Bei einer Visitation des Klosters Melk wurde 1418 Abt Johannes III. Flämming abgesetzt. Mit einer Pension ausgestattet verließ er das Kloster. Als neuer Abt wurde in Melk [[Nikolaus Seyringer]] eingesetzt (1418–25), der aus dem Kloster S. Anna in Rocca di Mondragona, einem von der Abtei Subiaco abhängigen Priorat, stammte. Gleichzeitig wurden in Melk die ''Consuetudines'' (Lebensgewohnheiten) des Klosters Subiaco eingeführt. Unter ihm und seinen Nachfolgern wurde Melk zu einem Musterbeispiel strenger [[monastisch]]er [[Gehorsam|Disziplin]].


Prinzipien der Reform:
==Einzelmaßnahmen der Melker Klosterreform waren:==
*Versuch, streng nach der Benediktsregel zu leben, d. h. Ausrichtung des klösterlichen Lebens auf die gemeinsamen Gebetszeiten sowie Kampf gegen die Verweltlichung der Mönche und Äbte
*Beseitigung der Beschränkung der Aufnahme ins Kloster auf Adlige
*Förderung der wissenschaftlichen Arbeit im Geiste des [[Humanismus]] (Studium der alten Quellentexte)


Durch die intensiven Kontakte des Klosters Melk mit der [[Universität Wien]] verband sich in der Melker Reform das monastische Erneuerungsprogramm mit dem Anliegen des [[Konziliarismus]], d. h. mit der Überzeugung, dass zur notwendigen Reform der Kirche an Haupt und Gliedern regelmäßig allgemeine Konzilien abgehalten werden müssen. Der Wiener [[Theologe]] [[Nikolaus von Dinkelsbühl]] spielte eine wichtige Rolle für die Reformbewegung.
* Wiederbelebung der [[Regula Benedicti|benediktinischen Regel]], insbesonders der "[[vita communis]]"

Die Reformbemühungen im Kloster Melk strahlten rasch auf alle Benediktinerklöster in Österreich und in Südbayern aus. Zahlreiche Klöster übernahmen nicht nur die Lebensgewohnheiten des Klosters Melk, sondern erhielten Mönche aus Melk als Abt. Durch die Einführung und Umsetzung der Melker Reform kam es in vielen Klöstern zu einem neuen Aufblühen und zu einer echten Erneuerung des Klosterlebens. Der erstrebte Zusammenschluss der reformierten Klöster zu einer Kongregation gelang jedoch nicht (anders als bei der [[Bursfelder Kongregation|Bursfelder Reformbewegung]] im Norden Deutschlands). Dies mag ein Grund sein, warum schon bald im Zeitalter der [[Reformation]] (nach 1520) das monastische Leben in den eben erst reformierten Klöstern ungewöhnlich schnell wieder zusammenbrach.

== Einzelmaßnahmen der Melker Klosterreform ==
* Wiederbelebung der [[Regula Benedicti|benediktinischen Regel]], insbesondere der „[[Vita communis]]“
* Strenge Beachtung der [[Fastenordnung]]
* Strenge Beachtung der [[Fastenordnung]]
* Strikte Einhaltung des [[Armutsgelöbnisses]]
* Strikte Einhaltung des [[Armutsgelöbnis]]ses
* Hebung der [[Klosterdisziplin]]
* Hebung der [[Klosterdisziplin]]
* Einführung neuer [[Statuten]] und [[Konstitutionen]]
* Einführung neuer [[Rechtsnorm|Statuten]] und [[Konstitution]]en
* Einführung neuer und strengerer [[Consuetudines]] (Bräuche)
* Einführung neuer und strengerer [[Consuetudo|Consuetudines]] (Bräuche)
* Reform der [[Liturgie]] und der [[Meßfeier]] nach dem römischen [[Missale]]
* Reform der [[Liturgie]] und der [[heilige Messe|Messfeier]] nach dem römischen [[Missale]]
* Wiederaufnahme der Schriftlesung im [[Konvent]]
* Wiederaufnahme der Schriftlesung im [[Kloster#Grundbegriffe|Konvent]]
* Vergrößerung der Anzahl der Klostermitglieder durch Aufhebung von Eintrittsbeschränkungen
* Vergrößerung der Anzahl der Klostermitglieder durch Aufhebung von Eintrittsbeschränkungen
* Beseitigung des [[Adelsprivileges]] bei der Aufnahme neuer Mönche
* Beseitigung des [[Adelsprivileg]]es bei der Aufnahme neuer Mönche
* Förderung der Aufnahme von nichtadeligen Mönchen
* Förderung der Aufnahme von nichtadeligen Mönchen
* Förderung des Eintrittes von Doktoren und Professoren der Theologie
* Förderung des Eintrittes von Doktoren und Professoren der Theologie
* Aufnahme von gut ausgebildeten Mönchen
* Aufnahme von gut ausgebildeten Mönchen
* Aufnahme von [[Laienbrüder]]n
* Aufnahme von [[Laienbrüder]]n
* Sendung der Jungmönche an die [[Universitäten]]
* Sendung der Jungmönche an die [[Universität]]en
* Versetzung widerspenstiger Mönche in kleine [[Konvent]]e
* Versetzung widerspenstiger Mönche in kleine [[Konvent (Kloster)|Konvente]]
* Entfernung von ausschließlich fremdsprachigen Mönchen z.B. im [[Schottenkloster]] in Wien
* Entfernung von ausschließlich fremdsprachigen Mönchen z. B. im [[Schottenkloster]] in Wien
* Einsetzung von Reformäbten
* Einsetzung von Reformäbten
* Trennung von geistlichen und weltlichen Klosterämtern
* Trennung von geistlichen und weltlichen Klosterämtern
* Einführung eines [[Novizenmeister]]s
* Einführung eines [[Novizenmeister]]s
* Einführung eines "magister studentium" (Lehrers) für das [[Trivium]] der Klosteranwärter
* Einführung eines „magister studentium“ (Lehrers) für das [[Trivium]] der Klosteranwärter
* Erneuerung des Schulbetriebes in den Klöstern
* Erneuerung des Schulbetriebes in den Klöstern
* Erneuerung des Bibliothekswesens
* Erneuerung des Bibliothekswesens
* Vermehrung der Bücherbestände
* Vermehrung der Bücherbestände
* Wiedereinführung der [[Scriptorien]]
* Wiedereinführung der [[Skriptorium|Scriptorien]]
* Bau von neuen Klostergebäuden, insbesondere von Klosterbibliotheken
* Bau von neuen Klostergebäuden, insbesondere von Klosterbibliotheken
* Verbreitung der wirtschaftlichen Basis der Klöster
* Verbreiterung der wirtschaftlichen Basis der Klöster


== Verbreitung der Melker Klosterreform==
== Verbreitung der Melker Klosterreform ==
Hauptsächlich durch Klostervisitationen verbreitete sich die Reform vom [[Stift Melk]] aus über ganz Süddeutschland.

Hauptsächlich durch Klostervisitationen verbreitete sich die Reform von Kloster [[Melk]] aus über ganz Süddeutschland.


Die Melker Reform wurde von folgenden Klöstern übernommen:
Die Melker Reform wurde von folgenden Klöstern übernommen:


=== Männerklöster ===
* [[Stift Melk|Melk]]
* [[Stift Göttweig|Göttweig]]
* [[Altenburg (Niederösterreich)|Altenburg]]
* [[Schottenstift]] in Wien
* [[Abtei Kleinmariazell|Kleinmariazell]]
* [[Stift Seitenstetten|Seitenstetten]]
* [[Benediktinerstift Gleink|Gleink]]
* [[Stift Garsten|Garsten]]
* [[Kloster Metten|Metten]]
* [[Stift Kremsmünster|Kremsmünster]]
* [[Stift Lambach|Lambach]]
* [[Kloster Mondsee|Mondsee]]
* [[Benediktinerabtei Michaelbeuern|Michaelbeuern]]
* [[Stift Sankt Peter (Salzburg)|St. Peter]] in Salzburg
* [[Kloster Vornbach|Vornbach]]
* [[Kloster Oberalteich|Oberalteich]]
* [[Biburg (Niederbayern)|Biburg]] bei Abensberg/Niederbayern
* [[Kloster Scheyern|Scheyern]]
* [[Kloster Ebersberg|Ebersberg]]
* [[Kloster Rott|Rott]]
* [[Kloster Tegernsee|Tegernsee]]
* [[Abtei St. Georgenberg-Fiecht|St. Georgenberg]] in Tirol
* [[Kloster Ettal|Ettal]]: Einführung der Reform 1441 durch [[Johannes Schlitpacher]] und Johannes von Speyer im Auftrag des Herzogs von Bayern
* [[Kloster Benediktbeuern|Benediktbeuern]]
* [[Kloster Wessobrunn|Wessobrunn]]
* [[Kloster Andechs|Andechs]]
* [[Kloster Irsee|Irsee]]
* [[Kloster Sankt Ulrich und Afra Augsburg|St. Ulrich und Afra]] in Augsburg: Einführung der Reform 1441 durch [[Johannes Schlitpacher]] im Auftrag des Bischofs von Augsburg
* [[Kloster Thierhaupten|Thierhaupten]]
* [[Kloster Fultenbach|Fultenbach]]
* [[Kloster Heilig Kreuz (Donauwörth)|Heilig Kreuz]] in Donauwörth
* [[Kloster Mönchsdeggingen|Mönchsdeggingen]] im Ries
* [[Kloster Anhausen an der Brenz|Anhausen ]]
* [[Kloster Elchingen|Elchingen]]
* [[Kloster Wiblingen|Wiblingen]]
* [[Kloster Blaubeuren|Blaubeuren]]
* [[Kloster Lorch|Lorch]]
* [[Kloster St. Blasien (Schwarzwald)|St. Blasien]]
* [[Kloster Allerheiligen (Schweiz)|Kloster Allerheiligen in Schaffhausen]]
* [[Stift Millstatt]]
* [[Sankt Paul im Lavanttal]]


=== Benediktinische Frauenklöster ===
1.) Männerklöster:
* [[Stift Nonnberg|Nonnberg]] in Salzburg

* [[Kloster Geisenfeld|Geisenfeld]]
*[[Melk]],
*[[Stift Göß|Göss]]<ref>{{Literatur |Autor=Tina Padlesak |Titel=Stift Göß und die Melker Reform |Ort=wien |Datum=2012 |Kommentar=uniwien |Online=http://othes.univie.ac.at/21589/ |Abruf=2019-04-25}}</ref>
*[[Göttweig]],
* [[Kloster Hohenwart|Hohenwart]]
*[[Altenburg (Niederösterreich)|Altenburg]],
* [[Kloster Kühbach|Kühbach]]
*[[Schottenkloster in Wien]],
* [[Kloster Bergen (Neuburg)|Bergen]]
*[[Klein-Mariazell]],
* [[Kloster Holzen|Holzen]]
*[[Seitenstetten]],
* [[Benediktinerinnenkloster Augsburg|St. Nikolaus bei Augsburg]]
*[[Gleink]],
* [[Schloss Sonnenburg|Sonnenburg]] (Südtirol)
*[[Garsten]],
*[[Kremsmünster]],
*[[Lambach]],
*[[Mondsee]],
*[[Michaelbeuren]],
*[[St. Peter in Salzburg]],
*[[Vornbach am Inn]],
*[[Oberaltaich]],
*[[Biburg]] bei Abensberg/Niederdbayern,
*[[Scheyern]],
*[[Ebersberg]],
*[[Rott]] an der Rott,
*[[Kloster Tegernsee|Tegernsee]],
*[[St.Georgenberg]] in Tirol,
*[[Ettal]],
*[[Benediktbeuern]],
*[[Wessobrunn]],
*[[Andechs]],
*[[Irsee]],
*[[St. Ulrich und Afra]] in Augsburg,
*[[Thierhaupten]],
*[[Fultenbach]],
*[[Donauwörth]],
*[[Deggingen]] im Ries,
*[[Anhausen]],
*[[Elchingen]],
*[[Wiblingen]],
*[[Blaubeuren]],
*[[Lorch]],
*[[St. Blasien]],
*[[Schaffhausen]],
*[[Millstadt]],
*[[St. Paul]] im Lavanttal.


2.) Benediktinische Frauenklöster:

*[[Nonnberg]] in Salzburg,
*[[Geisenfeld]],
*[[Hohenwart]],
*[[Kühbach]],
*[[Bergen]],
*[[Holzen]],
*[[St. Nikolaus bei Augsburg]],
*[[Sonnenburg]] (Kärnten).


=== Von der Melker Reform beeinflusste Klöster ===
* [[Kloster Metten|Metten]]
* [[Kloster Mallersdorf|Mallersdorf]]
* [[Kloster Prüfening|Prüfening]]
* [[Kloster Weihenstephan|Weihenstephan]]
* [[St. Stephan (Würzburg)|St. Stephan in Würzburg]]
* [[Abtei Neresheim|Neresheim]]
* [[Kloster Ottobeuren|Ottobeuren]]
* [[Kloster St. Mang|St. Mang in Füssen]]
* [[Fürstabtei St. Gallen]]


3.) Von der Melker Reform zeitweise beeinflußte Klöster:
=== Zur Bursfelder Reform umgeschwenkte Klöster ===
{{Siehe auch|Bursfelder Kongregation}}
* [[Kloster Alpirsbach|Alpirsbach]]
* [[Kloster Hirsau|Hirsau]]


== Literatur ==
*[[Metten]],
* [[Karl Suso Frank]]: ''Grundzüge der Geschichte des christlichen Mönchtums'' (= ''Grundzüge.'' 25). 3., unveränderte Auflage. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1979, ISBN 3-534-06034-2.
*[[Mallersdorf]],
* Albert Groiß: ''Spätmittelalterliche Lebensformen der Benediktiner von der Melker Observanz vor dem Hintergrund ihrer Bräuche. Ein darstellender Kommentar zum Caeremoniale Melicense des Jahres 1460'' (= ''Beiträge zur Geschichte des alten Mönchtums und des Beneditinertums.'' 46). Aschendorff, Münster 1999, ISBN 3-402-04080-8 (Zugleich: Rom, Pontificio Ateneo di Sant’Anselmo, Dissertation, 1996).
*[[Prüfening]],
* {{OeML|Melker_Reform|Melker Reform|MNi}}
*[[Weihenstephan]],
* Meta Niederkorn-Bruck: ''Die Melker Reform im Spiegel der Visitationen'' (= ''[[Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung]]. Ergänzungsband.'' 30). Oldenbourg, Wien u. a. 1994, ISBN 3-7029-0375-5.
*[[St. Stephan in Würzburg]],
* Philibert Schmitz: ''Geschichte des Benediktinerordens.'' 4 Bände. Benziger, Einsiedeln u. a. 1947–1960.
*[[Neresheim]],
*[[Ottobeuren]],
*[[Füssen]],
*[[Kloster St. Gallen]].


== Einzelnachweise ==
<references />


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4.) Von der Melker Reform zur [[Bursfelder Reform]] umgeschwenkte Klöster:


[[Kategorie:Benediktinisches Ordenswesen]]
*[[Alpirsbach]],
[[Kategorie:Stift Melk]]
*[[Hirsau]].
[[Kategorie:Kloster]]
[[Kategorie:Christentum (15. Jahrhundert)]]
[[Kategorie:Römisch-katholische Kirche in Österreich]]
[[Kategorie:Kirchenreform]]
[[Kategorie:Klosterreform]]

Aktuelle Version vom 15. April 2025, 17:46 Uhr

Stift Melk

Die Melker Klosterreform oder kurz Melker Reform war eine im 15. Jahrhundert von Stift Melk in Niederösterreich ausgehende monastische Reformbewegung, die bald die übrigen Benediktinerklöster in Österreich und im Süden Bayerns erfasste.

Ursprung, Geschichte und Ziele der Reform

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Das Konzil von Konstanz (1414–1418) war bestrebt, eine allgemeine Reform der Kirche einzuleiten. Dazu gehörte auch die Kritik an der Verweltlichung der Mönche und an damit verbundenen Missständen in den Klöstern. Deshalb formulierte das Konzil auch die Forderung nach einer Erneuerung des Klosterlebens. Zum Ausgangspunkt und Modell dieser Reform wurde die italienische Benediktinerabtei Subiaco. Nach dem Vorbild dieses italienischen Klosters sollten alle Benediktinerklöster ihr Leben neu an den Idealen der Benediktsregel ausrichten.

Herzog Albrecht V. von Österreich wollte mit der Reform der Klöster seines Herrschaftsgebietes in der Abtei Melk in Niederösterreich beginnen. Bei einer Visitation des Klosters Melk wurde 1418 Abt Johannes III. Flämming abgesetzt. Mit einer Pension ausgestattet verließ er das Kloster. Als neuer Abt wurde in Melk Nikolaus Seyringer eingesetzt (1418–25), der aus dem Kloster S. Anna in Rocca di Mondragona, einem von der Abtei Subiaco abhängigen Priorat, stammte. Gleichzeitig wurden in Melk die Consuetudines (Lebensgewohnheiten) des Klosters Subiaco eingeführt. Unter ihm und seinen Nachfolgern wurde Melk zu einem Musterbeispiel strenger monastischer Disziplin.

Prinzipien der Reform:

  • Versuch, streng nach der Benediktsregel zu leben, d. h. Ausrichtung des klösterlichen Lebens auf die gemeinsamen Gebetszeiten sowie Kampf gegen die Verweltlichung der Mönche und Äbte
  • Beseitigung der Beschränkung der Aufnahme ins Kloster auf Adlige
  • Förderung der wissenschaftlichen Arbeit im Geiste des Humanismus (Studium der alten Quellentexte)

Durch die intensiven Kontakte des Klosters Melk mit der Universität Wien verband sich in der Melker Reform das monastische Erneuerungsprogramm mit dem Anliegen des Konziliarismus, d. h. mit der Überzeugung, dass zur notwendigen Reform der Kirche an Haupt und Gliedern regelmäßig allgemeine Konzilien abgehalten werden müssen. Der Wiener Theologe Nikolaus von Dinkelsbühl spielte eine wichtige Rolle für die Reformbewegung.

Die Reformbemühungen im Kloster Melk strahlten rasch auf alle Benediktinerklöster in Österreich und in Südbayern aus. Zahlreiche Klöster übernahmen nicht nur die Lebensgewohnheiten des Klosters Melk, sondern erhielten Mönche aus Melk als Abt. Durch die Einführung und Umsetzung der Melker Reform kam es in vielen Klöstern zu einem neuen Aufblühen und zu einer echten Erneuerung des Klosterlebens. Der erstrebte Zusammenschluss der reformierten Klöster zu einer Kongregation gelang jedoch nicht (anders als bei der Bursfelder Reformbewegung im Norden Deutschlands). Dies mag ein Grund sein, warum schon bald im Zeitalter der Reformation (nach 1520) das monastische Leben in den eben erst reformierten Klöstern ungewöhnlich schnell wieder zusammenbrach.

Einzelmaßnahmen der Melker Klosterreform

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  • Wiederbelebung der benediktinischen Regel, insbesondere der „Vita communis
  • Strenge Beachtung der Fastenordnung
  • Strikte Einhaltung des Armutsgelöbnisses
  • Hebung der Klosterdisziplin
  • Einführung neuer Statuten und Konstitutionen
  • Einführung neuer und strengerer Consuetudines (Bräuche)
  • Reform der Liturgie und der Messfeier nach dem römischen Missale
  • Wiederaufnahme der Schriftlesung im Konvent
  • Vergrößerung der Anzahl der Klostermitglieder durch Aufhebung von Eintrittsbeschränkungen
  • Beseitigung des Adelsprivileges bei der Aufnahme neuer Mönche
  • Förderung der Aufnahme von nichtadeligen Mönchen
  • Förderung des Eintrittes von Doktoren und Professoren der Theologie
  • Aufnahme von gut ausgebildeten Mönchen
  • Aufnahme von Laienbrüdern
  • Sendung der Jungmönche an die Universitäten
  • Versetzung widerspenstiger Mönche in kleine Konvente
  • Entfernung von ausschließlich fremdsprachigen Mönchen z. B. im Schottenkloster in Wien
  • Einsetzung von Reformäbten
  • Trennung von geistlichen und weltlichen Klosterämtern
  • Einführung eines Novizenmeisters
  • Einführung eines „magister studentium“ (Lehrers) für das Trivium der Klosteranwärter
  • Erneuerung des Schulbetriebes in den Klöstern
  • Erneuerung des Bibliothekswesens
  • Vermehrung der Bücherbestände
  • Wiedereinführung der Scriptorien
  • Bau von neuen Klostergebäuden, insbesondere von Klosterbibliotheken
  • Verbreiterung der wirtschaftlichen Basis der Klöster

Verbreitung der Melker Klosterreform

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Hauptsächlich durch Klostervisitationen verbreitete sich die Reform vom Stift Melk aus über ganz Süddeutschland.

Die Melker Reform wurde von folgenden Klöstern übernommen:

Männerklöster

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Benediktinische Frauenklöster

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Von der Melker Reform beeinflusste Klöster

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Zur Bursfelder Reform umgeschwenkte Klöster

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Einzelnachweise

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  1. Tina Padlesak: Stift Göß und die Melker Reform. wien 2012 (univie.ac.at [abgerufen am 25. April 2019] uniwien).