„Geradengleichung“ – Versionsunterschied
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[[Datei:Line equation qtl9.svg|mini|Gerade durch die beiden Punkte <math>P</math> und <math>Q</math> in einem kartesischen Koordinatensystem]] |
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Eine '''Geradengleichung''' ist eine [[Gleichung]] in der [[Mathematik]], die eine [[Gerade]] eindeutig beschreibt. Die Abbildung zeigt eine Gerade '''g''' durch zwei gegebene Punkte '''P''' und '''Q''' in einem [[Kartesisches Koordinatensystem|kartesischen Koordinatensystem]]. Durch zwei voneinander verschiedene Punkte lässt sich in der [[Euklidische Geometrie|euklidischen Geometrie]] immer genau eine Gerade konstruieren. |
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Eine '''Geradengleichung''' ist in der [[Analytische Geometrie|analytischen Geometrie]] eine [[Gleichung]], die eine [[Gerade]] eindeutig beschreibt. Geraden lassen sich auf vielfältige Weise durch Gleichungen beschreiben: Bei einer ''Koordinatengleichung'' besteht eine Gerade aus allen Punkten, deren Koordinaten die Gleichung erfüllen. Auf diese Art lassen sich nur Geraden in einer Ebene beschreiben. Bei einer ''Vektorgleichung'' wird die Gerade mithilfe von Vektoren ausgedrückt, häufig kombiniert mit einem Parameter, der die reellen Zahlen durchläuft. Zu jedem Parameterwert gehört dann eindeutig ein Punkt auf der Geraden, und man spricht von einer ''Parametergleichung''. Eine ''Normalengleichung'' beschreibt eine Gerade mithilfe eines Vektors, der senkrecht auf der Geraden steht ([[Normalenvektor]]). Vektorgleichungen (insbesondere Parametergleichungen und Normalengleichungen) eignen sich zur Beschreibung sowohl von Geraden in der Ebene als auch von Geraden im Raum. |
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== Geraden in der Ebene == |
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:[[bild:Gerade_im_KS.PNG]] |
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=== Koordinatengleichungen === |
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In einem kartesischen Koordinatensystem werden jedem Punkt <math>P</math> der Ebene zwei Zahlen <math>x</math> und <math>y</math> als Koordinaten zugeordnet. Man schreibt <math>P(x|y)</math> oder <math>P=(x,y)</math>. Eine Gleichung mit den Variablen <math>x</math> und <math>y</math> beschreibt dann eine Menge von Punkten in der Ebene, und zwar die Menge aller Punkte, deren <math>x</math>- und <math>y</math>-Koordinate die Gleichung erfüllen. Die Schreibweise |
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: <math>g\colon \ y = 2 x</math> |
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In der [[Analytische Geometrie|analytischen Geometrie]] gibt es verschiedene Formen der Geradengleichung, die aber alle ineinander umgewandelt werden können. |
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bedeutet beispielsweise, dass die Gerade <math>g</math> aus allen Punkten <math>(x,y)</math> besteht, für die <math>y = 2 x</math> erfüllt ist. Die entsprechende Mengenschreibweise lautet |
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== Koordinatenform == |
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: <math>g = \{(x,y) \mid y = 2 x\}</math>. |
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Die Koordinatenform folgt immer dem Schema: |
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Für Geradengleichungen gibt es eine Reihe unterschiedlicher Darstellungsformen. |
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:<math>g:\;y = m\cdot x + q</math> |
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==== Normalform oder Hauptform ==== |
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'''m''' ist die Steigung der Geraden, |
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[[Datei:Line equation qtl7.svg|mini|Gerade mit Steigung ''m'' und y-Achsenabschnitt ''n'']] |
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{{Hauptartikel|Lineare Funktion}} |
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Jede Gerade, die nicht parallel zur <math>y</math>-Achse verläuft, ist der [[Funktionsgraph|Graph]] einer linearen Funktion |
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'''q''' ist der Achsenabschnitt auf der y-Achse, also die Verschiebung der Geraden entlang der y-Achse relativ zum Ursprung des Koordinatensystems (für q = 0 ergibt sich eine Gerade durch den Ursprung, eine Ursprungsgerade). |
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: <math>f(x) = m \cdot x + n</math>, |
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wobei <math>m</math> und <math>n</math> [[reelle Zahlen]] sind.<ref group="A">Der Parameter <math>n</math> wird in der Literatur auch mit <math>b</math>, <math>c</math> oder <math>t</math> bezeichnet. In Österreich schreibt man meist <math>f(x) = k \cdot x + d</math>.</ref> |
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Die zugehörige Geradengleichung lautet dann |
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: <math>y = m \cdot x + n</math>.<ref name=":0">{{Literatur |Autor=Lothar Papula |Titel=Mathematische Formelsammlung für Ingenieure und Naturwissenschaftler |Nummer=3 |Auflage=13. |Datum=2024 |Seiten=76}}</ref> |
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Diese Darstellung einer Geradengleichung heißt ''Normalform''<ref>{{Literatur |Autor=Andreas Filler |Titel=Elementare Lineare Algebra |Datum= |Seiten=51}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Michael Jung |Titel=Ebene Trigonometrie & Analytische Geometrie |Auflage=1. |Verlag=Springer |Ort=Wiesbaden |Datum=2024 |ISBN=978-3-658-03261-6 |Seiten=181}}</ref> oder ''Hauptform''<ref>{{Literatur |Titel=Schülerduden Die Mathematik II (11.–13. Schuljahr) |Auflage=3. |Verlag=Dudenverlag |Ort=Mannheim / Wien / Zürich |Datum=1991 |ISBN=3-411-04273-7 |Seiten=143}}</ref> der Geradengleichung. Die Parameter <math>m</math> und <math>n</math> der Normalform haben eine geometrische Bedeutung: Die Zahl <math>m</math> ist die [[Steigung]] der Geraden und die Zahl <math>n</math> ist der Schnittpunkt mit der <math>y</math>-Achse ([[y-Achsenabschnitt]]). Ist <math>n = 0</math>, so verläuft die Gerade als [[Ursprungsgerade]] durch den Koordinatenursprung und die zugehörige Funktion ist eine [[Proportionalität]]. Geraden, die parallel zur <math>y</math>-Achse verlaufen, sind keine Funktionsgraphen und können folglich nicht in Normalform dargestellt werden. |
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==== Allgemeine Form ==== |
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'''x''' und '''y''' sind Platzhalter für die Koordinatenwerte aller Punkte, die die Geradengleichung erfüllen und somit auf dem Graphen der Gerade liegen. |
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{{Hauptartikel|Allgemeine Koordinatenform}} |
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Die ''allgemeine Form''<ref>{{Literatur |Titel=Die Mathematik II |Reihe=Duden für Schüler |Auflage=3. |Verlag=Dudenverlag |Datum=1991 |ISBN=3-411-04273-7 |Seiten=143}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=[[Gerd Fischer]] |Titel=Lernbuch Lineare Algebra und Analytische Geometrie |Auflage=4. |Verlag=Springer Spektrum |Ort=Wiesbaden |Datum=2019 |ISBN=978-3-658-27342-2 |Seiten=17}}</ref> der Geradengleichung in der Ebene lautet |
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:[[bild:Gerade_Koordinatenform.PNG]] |
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:<math>ax + by = c</math>, |
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wobei <math>a</math> und <math>b</math> nicht beide 0 sein dürfen. |
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Es handelt sich um eine implizite Gestalt der Geradengleichung.<ref>{{Literatur |Autor=[[Karl Strubecker]] |Titel=Einführung in die Höhere Mathematik. Band 1: Grundlagen |Auflage=2. |Verlag=R. Oldenbourg |Ort=München, Wien |Datum=1966 |ISBN=3-486-22421-2 |Seiten=144}}</ref> Durch Auflösen der Gleichung nach <math>y</math> (falls <math>b \neq 0</math>) erhält man hieraus die explizite Normalform |
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Ein Punkt '''P''' mit der x-Koordinate '''x''' hat eine y-Koordinate, die sich aus '''q''' und '''m · x''' zusammensetzt. Die Steigung '''m''' ist die [[senkrecht]]e [[Kathete]] des (blau gefärbten) Steigungsdreiecks, dessen [[waagerecht]]e Kathete '''1''' ist. Wird diese auf das x-fache vergrößert (gelbes Dreieck), so vergrößert sich auch die senkrechte Kathete auf das x-fache ([[Strahlensatz]]), also '''m · x'''. Zusammen mit dem Achsenabschnitt '''q''' folgt für die y-Koordinate: |
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:<math>y = -\frac{a}{b}x + \frac{c}{b}</math>. |
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Die allgemeine Form hat den Vorteil, dass sie symmetrisch in <math>x</math> und <math>y</math> ist und somit keine Richtung der Geraden bevorzugt wird. Dadurch unterliegt sie keinen Einschränkungen, d. h. ''jede'' Gerade lässt sich mithilfe der allgemeinen Form beschreiben.<ref group="A">Aus diesem Grund nennt man diese Form der Gleichung ''allgemeine Form.''</ref> Insbesondere können auch Geraden, die parallel zur <math>y</math>-Achse verlaufen, dargestellt werden als |
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im Beispiel: |
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:<math>x = a</math>, |
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wobei <math>a</math> die Stelle ist, an der die Gerade die <math>x</math>-Achse schneidet. Sie hat den Nachteil, dass man aus ihr im Allgemeinen keine geometrischen Eigenschaften der beschriebenen Geraden direkt ablesen kann.<ref name=":2">{{Literatur |Autor=Steffen Goebbels, Stefan Ritter |Titel=Mathematik verstehen und anwenden |Auflage=3. |Verlag=Springer |Ort=Berlin, Heidelberg |Datum=2018 |ISBN=978-3-662-57393-8 |Seiten=453}}</ref> |
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==== Zweipunkteform ==== |
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:<math>g:\;y = \frac{1}{2} \cdot x + 2</math>, |
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[[Datei:Line equation qtl8.svg|mini|Steigungsdreiecke einer Geraden]] |
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{{Hauptartikel|Zweipunkteform}} |
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Verläuft die Gerade durch die beiden Punkte <math>(x_1,y_1)</math> und <math>(x_2,y_2)</math>, wobei <math>x_1 \neq x_2</math>, dann kann die Steigung <math>m</math> der Geraden mit Hilfe des [[Differenzenquotient]]en berechnet werden: |
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== Zweipunkteform == |
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:<math>m = \frac{y_2 - y_1}{x_2 - x_1}</math>. |
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Die Steigung '''m''' der Geraden kann mit Hilfe des [[Differenzenquotient]]en folgendermaßen errechnet werden: |
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Nach dem [[Strahlensatz]] kann statt des Punktes <math>(x_2,y_2)</math> auch ein beliebiger anderer Punkt <math>(x,y)</math> der Geraden gewählt werden, ohne dass die Steigung sich ändert. Damit ergibt sich die ''Zweipunkteform'' |
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::<math>m=\frac{\Delta y}{\Delta x}=\frac{y_2 - y_1}{x_2 - x_1}</math>. |
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:<math>\frac{y - y_1}{x - x_1} = \frac{y_2 - y_1}{x_2 - x_1}</math><ref name=":1">{{Literatur |Autor=Lothar Papula |Titel=Mathematische Formelsammlung für Ingenieure und Naturwissenschaftler |Auflage=13. |Datum=2024 |Seiten=77}}</ref> |
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Nach dem [[Strahlensatz]] gilt für einen beliebigen anderen Punkt '''P(x|y)''' zugleich |
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oder äquivalent dazu, indem die Gleichung nach <math>y</math> aufgelöst wird, |
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::<math>m=\frac{\Delta y}{\Delta x}=\frac{y - y_1}{x - x_1}</math>, |
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:<math>y = \frac{y_2 - y_1}{x_2 - x_1} \cdot (x - x_1) + y_1</math>. |
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also |
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==== Punktsteigungsform ==== |
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[[Datei:Line equation qtl10.svg|mini|Punktsteigungsform einer Geradengleichung]] |
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{{Hauptartikel|Punktsteigungsform}} |
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Eine Gerade durch den Punkt <math>(x_1,y_1)</math> mit der Steigung <math>m</math> wird beschrieben durch die Gleichung<ref>{{Literatur |Autor=Wilhelm Leupold et al. |Titel=Lehr- und Übungsbuch Mathematik |Band=3 |Auflage=10. |Verlag=Verlag Harri Deutsch |Ort=Thun |Datum=1969 |ISBN=3-87144-041-8 |Seiten=31}}</ref> |
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:<math>g:\;\frac{y_2 - y_1}{x_2 - x_1} =\frac{y - y_1}{x - x_1}</math>. |
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:<math>y - y_1 = m \cdot (x - x_1)</math>. |
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:[[bild:Gerade_Zweipunkteform.PNG]] |
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Diese Formel kann auch benutzt werden, wenn zwei Punkte bekannt sind, aber man den Schnittpunkt mit der <math>y</math>-Achse (oben <math>n</math> genannt) nicht explizit bestimmen will. |
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Im Beispiel wird |
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==== Achsenabschnittsform ==== |
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::<math>\frac{3 - 1}{2 - (-2)}=\frac{2}{4} = 0{,}5 = \frac{y - 1}{x - (-2)}</math>, |
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[[Datei:Line equation qtl6.svg|mini|Achsenabschnittsform einer Geradengleichung]] |
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{{Hauptartikel|Achsenabschnittsform}} |
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Schneidet die Gerade die <math>x</math>-Achse an der Stelle <math>x_0 \neq 0 </math> und die <math>y</math>-Achse an der Stelle <math>y_0 \neq 0</math>, so lässt sich die Geradengleichung in der Form |
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:<math>g:\;\frac{y - 1}{x + 2} = 0{,}5</math>. |
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:<math>\frac{x}{x_0} + \frac{y}{y_0} = 1</math> |
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schreiben.<ref name=":1" /> Diese Form heißt ''Achsenabschnittsform'' der Geradengleichung mit dem <math>x</math>-Achsenabschnitt <math>x_0</math> und dem <math>y</math>-Achsenabschnitt <math>y_0</math>. |
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Wird die Gleichung nach <math>y</math> aufgelöst, so ergibt sich die Normalform |
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:<math>y = -\frac{y_0}{x_0} \cdot x + y_0</math>, |
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wobei das Verhältnis <math>-y_0/x_0</math> gerade der Steigung <math>m</math> der Geraden entspricht. |
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== |
=== Vektorgleichungen === |
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Geraden in der Ebene lassen sich auch mit Hilfe von [[Vektor]]en beschreiben. Dabei betrachtet man statt der Punkte ihre [[Ortsvektor]]en. Der Ortsvektor <math>\overrightarrow{OP}</math> eines Punktes <math>P=(p_1,p_2)</math> wird üblicherweise mit <math>\vec p = \tbinom{p_1}{p_2}</math> bezeichnet. |
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==== Parametergleichung ==== |
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Die Achsenabschnitte '''a<sub>x</sub>''' und '''a<sub>y</sub>''' ergeben sich aus den beiden Achsenschnittpunkten '''S<sub>x</sub>''' und '''S<sub>y</sub>''', die man auch [[Spurpunkt]]e nennt. |
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[[Datei:Line equation qtl1.svg|mini|Parameterform einer Geradengleichung]] |
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[[Datei:Line equation qtl2.svg|mini|Zweipunkteform einer Geradengleichung mit Vektoren]] |
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{{Hauptartikel|Parameterform}} |
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Bei einer Parametergleichung wird keine Bedingung formuliert, die die Koordinaten der Punkte erfüllen müssen, damit sie auf der Geraden liegen, sondern die Punkte der Geraden werden in Abhängigkeit von einem Parameter dargestellt. Jedem Wert des Parameters entspricht dabei ein Punkt der Geraden. Durchläuft der Parameter alle reellen Zahlen, so erhält man alle Punkte der Geraden. |
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:[[bild:Gerade_Achsenabschnittsform.PNG]] |
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Eine spezielle Parametergleichung ist die ''Punktrichtungsform''<ref name=":2" /><ref name=":3">{{Literatur |Titel=dtv-Atlas Schulmathematik |Auflage=2. |Verlag=Deutscher Taschenbuch Verlag |Ort=München |Datum=2003 |ISBN=3-423-03099-2 |Seiten=213}}</ref> |
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'''a<sub>y<sub>''' ist identisch mit '''q''' (aus der Koordinatenform, siehe oben). '''a<sub>x</sub>''' ergibt sich aus der Bedingung, dass an diesem Punkt (S<sub>x</sub>) y=0 sein muss: |
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:<math>\vec x = \vec p + s \, \vec u</math> |
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beziehungsweise in Komponentendarstellung |
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also |
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::<math>m \cdot a_x + a_y = 0</math>, |
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:<math>\begin{pmatrix} x_1 \\ x_2 \end{pmatrix} = \begin{pmatrix} p_1 \\ p_2 \end{pmatrix} + s \begin{pmatrix} u_1 \\ u_2 \end{pmatrix} </math>. |
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::<math>m = - \frac{a_y}{a_x}</math>, |
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Hierbei ist <math>\vec p</math> der Ortsvektor eines festen Punktes der Geraden (''Stützvektor'' genannt), <math>\vec u \neq \vec 0 </math> der ''Richtungsvektor'' der Geraden und <math>s</math> eine Zahl, die angibt, wie lange vom Stützvektor aus in diese Richtung gezählt wird. Der Parameter <math>s</math> bildet hierbei die Koordinate eines [[Affine Koordinaten|affinen Koordinatensystems]] auf der Geraden, das heißt die Gerade wird mit den Werten von <math>s</math> beziffert, wobei der Nullpunkt bei <math>(p_1,p_2)</math> liegt. |
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Eingesetzt in die Koordinatenform folgt: |
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Geht eine Gerade durch die Punkte <math>P</math> und <math>Q</math>, so lässt sie sich mit der ''Zweipunkteform''<ref name=":3" /><ref>{{Literatur |Autor=Tilo Arens et al. |Titel=Mathematik |Auflage=5. |Verlag=Springer |Ort=Berlin / Heidelberg |Datum=2022 |ISBN=978-3-662-64388-4 |Seiten=565}}</ref> |
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::<math>y = - \frac{a_y}{a_x} \cdot x + a_y</math>. |
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:<math>\vec x = \vec p + t (\vec q - \vec p)</math> |
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Umstellen der [[Gleichung]] ergibt dann die Achsenabschnittsform: |
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beschreiben. Der Ortsvektor <math>\vec p</math> dient dabei als Stützvektor der Gerade, während der Differenzvektor <math>\vec q - \vec p</math> den Richtungsvektor der Gerade bildet. Mithilfe der Distributivgesetze der Vektorrechnung erhält man hieraus die Darstellung |
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:<math> |
:<math>\vec x = (1-t)\vec p + t \vec q</math>. |
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=== Normalengleichungen === |
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Im Beispiel ist |
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[[Datei:Line equation qtl3.svg|mini|Normalenform einer Geradengleichung]] |
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{{Hauptartikel|Normalenform}} |
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Mit einem [[Normalenvektor]] <math>\vec n</math>, der im [[Rechter Winkel|rechten Winkel]] zur Geraden steht, lässt sich die Gerade in [[Normalenform]]<ref>{{Literatur |Autor=Hans-Wolfgang Henn, Andreas Filler |Titel=Didaktik der Analytischen Geometrie und Linearen Algebra |Reihe=Mathematik Primarstufe und Sekundarstufe I + II |Verlag=Springer Spektrum |Datum=2015 |ISBN=978-3-662-43434-5 |Seiten=213}}</ref> schreiben: |
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:<math>g:\;\frac{x}{-4} + \frac{y}{2} = 1</math>. |
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:<math>\vec n \cdot (\vec x -\vec p) = 0 \quad</math>bzw. äquivalent<math>\quad \vec n \cdot \vec x = \vec n \cdot \vec p </math>. |
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== Parameterform (Punktrichtungsform) == |
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Darin ist <math>\vec p</math> wieder der Stützvektor und <math>\cdot</math> das [[Skalarprodukt]] zweier Vektoren. Legt man ein ebenes rechtwinkliges Koordinatensystem zugrunde und stellt die Vektoren mithilfe ihrer Komponenten dar, so erhält man die Normalenform als Koordinatengleichung: |
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Es gibt auch die Möglichkeit, eine Gerade mit Hilfe der [[Vektorrechnung]] zu beschreiben. |
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:<math> |
:<math>(x_1 - p_1) \cdot n_1 + (x_2 - p_2) \cdot n_2 = 0 \quad</math>bzw. <math>\quad x_1 n_1 + x_2 n_2 = p_1 n_1 + p_2 n_2 </math>. |
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Eine spezielle Normalenform ist die [[hessesche Normalform]] |
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:[[bild:Gerade_Parameterform.PNG]] |
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<math>\vec |
:<math>{\vec n}_0 \cdot \vec x = d</math>, |
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bei der Normalenvektor <math>{\vec n}_0</math> [[Einheitsvektor|normiert]] und orientiert ist und <math>d</math> den Abstand der Geraden vom [[Koordinatenursprung]] bezeichnet. |
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<math>\vec u</math> ist der [[Richtungsvektor]], |
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== {{Anker|Gerade im Raum}} Geraden im Raum == |
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<math>\lambda</math> ist ein [[Skalar (Mathematik)|Skalar]] und gibt an, wie lange in diese Richtung gezählt wird. |
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[[Datei:Raumgerade.PNG|mini|Darstellung einer Raumgeraden]] |
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Geraden im Raum lassen sich nicht durch ''eine'' Koordinatengleichung beschreiben, sondern nur durch ein System von zwei linearen Gleichungen. Jede dieser Gleichungen beschreibt dabei eine Ebene und die Gerade ist die Schnittmenge der beiden Ebenen. Diese Beschreibung von Geraden im Raum ist unhandlich.<ref>{{Literatur |Autor=Andreas Filler |Titel=Elementare lineare Algebra |Datum= |Seiten=52}}</ref> Praktischer ist die oben vorgestellte Parametergleichung |
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Das Beispiel würde dann so aussehen: |
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:<math> |
:<math>\vec x = \vec p + s \, \vec u</math>, |
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wobei <math>\vec x</math>, <math>\vec p</math> und <math>\vec u</math> Vektoren im Raum sind. Legt man ein kartesisches Koordinatensystem zugrunde und stellt die Vektoren mithilfe ihrer Komponenten dar, so liest sich diese Gleichung als |
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λ bildet hierbei die Koordinate eines [[affine Koordinaten|affinen Koordinatensystems]] auf der Geraden, d.h. die Gerade wird (mit dem Nullpunkt bei P<sub>0</sub>) mit den Werten von λ beziffert (im Bild grün gekennzeichnet). |
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:<math>\begin{pmatrix} x_1 \\ x_2 \\ x_3 \end{pmatrix} = \begin{pmatrix} p_1 \\ p_2 \\p_3\end{pmatrix} + s \begin{pmatrix} u_1 \\ u_2 \\ u_3 \end{pmatrix} </math> |
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== Normalform == |
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Mit Hilfe des [[Vektorprodukt]]s lässt sich noch eine andere, parameterfreie Geradenform konstruieren, die '''Determinantenform''' |
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Mit einem Normalenvektor <math>\vec n</math>, der im [[Rechter Winkel|rechten Winkel]] zur Geraden steht, lässt sich die Gerade in [[Normalgleichung|Normalform]] (in anderer Notation: ''Normal'''en'''form'') schreiben: |
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:<math>\vec u \times \vec x - \vec u \times \vec p = \vec 0</math>. |
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Hierbei ist <math>\vec p</math> wiederum der [[Ortsvektor]] eines festen Punkts der Geraden und <math>\vec u</math> der Richtungsvektor der Geraden. Das Vektorprodukt ergibt die doppelte Fläche eines Dreiecks zwischen dem Ursprung, <math>\vec x</math> und <math>\vec x + \vec u</math>, das beim parallelen Verschieben einer Seite durch Verschieben von <math>\vec x</math> entlang der Gerade gleich bleibt. |
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oder |
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Da die Differenz <math>\vec x - \vec p</math> des Ortsvektors <math>\vec x</math> jedes beliebigen Punktes der Geraden und dem Stützvektor <math>\vec p</math> [[kollinear]] zum Richtungsvektor <math>\vec u</math> sein muss (also in dieselbe oder in die entgegengesetzte Richtung zeigt), ergibt das Vektorprodukt der beiden immer den [[Nullvektor]]: |
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::<math>\vec r \cdot \vec n = c</math>. |
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:<math>\vec u \times (\vec x - \vec p) = \vec 0</math>. |
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Darin ist c eine Konstante und <math>\cdot</math> das [[Skalarprodukt]]. Diese Darstellung beruht auf der Eigenschaft des Skalarproduktes, nach dem |
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Für jeden Vektor <math>\vec x</math>, der Ortsvektor eines Punktes der Geraden ist, trifft die Gleichung zu, in allen anderen Fällen ergibt sich nicht der Nullvektor. Ist <math>\vec u</math> ein [[Einheitsvektor]], so entspricht <math>|\vec u \times \vec p|</math> genau dem [[Abstand]] der Geraden vom Ursprung. |
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::<math>\vec a \cdot \vec b = |\vec a| \cdot |\vec b| \cdot cos(\alpha)</math> mit <math>\alpha = \angle ( \vec a , \vec b )</math>. |
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== Geraden in höherdimensionalen Räumen == |
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ist. Nun setzt sich der [[Ortsvektor]] <math>\vec r</math> eines beliebigen Punktes '''P(x|y)''' stets aus dem Vektor <math>\vec r_p</math> '''p'''arallel zur Geraden und dem Vektor <math>\vec r_s</math> '''s'''enkrecht zu der Geraden durch [[Vektor (Mathematik)|Vektoraddition]] zusammen: |
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Mithilfe der Parameterdarstellung lassen sich Geraden auch in höherdimensionalen Räumen definieren. Jedes <math>n</math>-Tupel <math>(x_1, x_2, \ldots , x_n) </math> wird dann einfach als „Punkt“ oder „Ortsvektor“ im <math>\mathbb R^n </math> interpretiert; Insbesondere lassen sich zwei <math>n</math>-Tupel <math>(p_1, p_2, \ldots, p_n)</math> und <math>(u_1, u_2, \ldots , u_n)</math> als Stützvektor und Richtungsvektor auffassen. Die Gleichung |
|||
:<math>\vec x = \vec p + s \vec u</math> |
|||
''definiert'' dann eine Gerade im <math>\mathbb R^n</math>. Sie besteht aus allen <math>\vec x = (x_1, x_2, \ldots, x_n)</math>, für die ein <math>s \in \mathbb R</math> existiert, so dass die Gleichung erfüllt ist. Diese Bedingung bedeutet aber, dass das folgende lineare n×1-Gleichungssystem eine Lösung hat: |
|||
:[[bild:Gerade_Normalform.PNG]] |
|||
:<math>\begin{matrix} |
|||
Aus den Eigenschaften der [[Kosinus]]funktion ergibt sich, dass stets |
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x_1 &=& p_1 + s u_1\\ x_2 &=& p_2 + s u_2\\ &\vdots& \\ x_n &=& p_n + s u_n |
|||
\end{matrix}</math> |
|||
== Siehe auch == |
|||
::<math>\vec r_p \cdot \vec n = |\vec r_p| \cdot |\vec n| \cdot \cos (90^\circ) = 0</math> |
|||
* [[Ebenengleichung]] |
|||
== Literatur == |
|||
und |
|||
* Manfred Leppig: ''Lernstufen Mathematik''. Girardet, 1981, ISBN 3-7736-2005-5, S. 61–74. |
|||
* [[Ilja Nikolajewitsch Bronstein]], [[Konstantin Adolfowitsch Semendjajew]]: ''[[Taschenbuch der Mathematik]].'' 24. Auflage. Harri Deutsch Verlag, 1989, ISBN 3-87144-492-8, S. 219. |
|||
* Helmuth Preckur: ''Lineare Algebra und Analytische Geometrie''. (= ''Mentor-Lernhilfe.'' Band 50). Mentor Verlag, München 1983, ISBN 3-580-64500-5, S. 72–85, 106–114. |
|||
* [[Lothar Papula]]: ''Mathematische Formelsammlung für Ingenieure und Naturwissenschaftler''. 13. Auflage. Springer, Wiesbaden 2024, ISBN 978-3-658-45805-8. |
|||
* Helmut Albrecht: ''Elementare Koordinatengeometrie''. Springer Spektrum, 2020, ISBN 978-3-662-61619-2, S. 49–53. |
|||
* [[Andreas Filler]]: ''Elementare lineare Algebra'' ''(= Mathematik Primarstufe und Sekundarstufe I + II)''. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 2011, ISBN 978-3-8274-2412-9. |
|||
== Weblinks == |
|||
::<math>\vec r_s \cdot \vec n = |\vec r_s| \cdot |\vec n| \cdot \cos (0^\circ) = |\vec r_s| \cdot |\vec n| = c</math> |
|||
{{Commonscat|Linear equations|Lineare Gleichungen}} |
|||
{{Commonscat|Linear functions|Lineare Funktionen}} |
|||
* {{Serlo|Autor=|Titel=Geradengleichung|Id=1747}} |
|||
== Anmerkungen == |
|||
ist. Da <math>\vec r_s</math> für alle Punkte der Geraden gleich ist, ist dieses Produkt konstant. Somit ist |
|||
<references group="A" /> |
|||
== Einzelnachweise == |
|||
::<math>\vec r \cdot \vec n = ( \vec r_s + \vec r_p ) \cdot \vec n = \vec r_s \cdot \vec n + \vec r_p \cdot \vec n = c + 0 = c</math>. |
|||
<references /> |
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Im Beispiel ist |
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::<math>\vec n = {-1 \choose 2}</math> |
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c ergibt sich durch Einsetzen der Koordinaten eines beliebigen Punktes, der auf der Geraden liegt, z.B. mit dem Punkt '''P(4|4)''': |
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::<math>c = \vec n \cdot \vec r = {-1 \choose 2} \cdot {4 \choose 4} = -4 + 8 = 4</math>. |
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(Jeder andere Punkt der Geraden führt zum gleichen Ergebnis!) Folglich lautet die Normalform der Geraden: |
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:<math>g:\;\vec r \cdot {-1 \choose 2} = 4</math>. |
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== Hessesche Normalform == |
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Sie leitet sich aus der Normalform ab. Offenbar ist der [[Betrag]] von <math>\vec r_s</math> identisch mit dem Abstand '''d''' der Geraden vom Ursprung. Aus |
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::<math>\vec r_s \cdot \vec n = |\vec r_s| \cdot |\vec n| \cdot \cos (0^\circ) = |\vec r_s| \cdot |\vec n| = c</math> |
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folgt |
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::<math>\vec r_s \cdot \vec n = c = | \vec r_s | |\vec n|</math> . |
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Division durch <math>| \vec n |</math> ergibt folglich |
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::<math>\frac {c}{|\vec n|} = |\vec r_s| = d</math>. |
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Daher ist |
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:<math>g:\;\vec r \cdot \frac{\vec n}{| \vec n |} = d</math>. |
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Im Beispiel ist <math>| \vec n | = \sqrt {(-1)^2 + 2^2} = \sqrt {5}</math>, also |
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:<math>g:\;\vec r \cdot \frac{{-1 \choose 2}}{\sqrt {5}} = \frac {4}{\sqrt{5}}</math>, |
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und der Ursprungsabstand der Geraden ist <math>d = \frac {4}{\sqrt{5}} \approx 1{,}79 </math>. |
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==Gerade im Raum== |
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Zur Beschreibung einer Geraden im (dreidimensionalen) Raum ist nur die Parameterform |
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:<math>g:\;\vec r = \vec r_0 + \lambda \cdot \vec u</math> |
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gebräuchlich, da eine Raumgerade weder Achsenabschnitte noch einen eindeutig bestimmten Normalenvektor besitzt (zu einer Geraden im Raum gibt es unendlich viele auf ihr senkrecht stehende Richtungen). <math>\vec r</math>, <math>\vec r_0</math> und <math>\vec u</math> sind dabei nun Vektoren im Raum. |
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:[[bild:Raumgerade.PNG]] |
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''Siehe auch:'' [[Vektorrechnung]], [[Parameterdarstellung]] |
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Aktuelle Version vom 6. Juli 2025, 15:27 Uhr

Eine Geradengleichung ist in der analytischen Geometrie eine Gleichung, die eine Gerade eindeutig beschreibt. Geraden lassen sich auf vielfältige Weise durch Gleichungen beschreiben: Bei einer Koordinatengleichung besteht eine Gerade aus allen Punkten, deren Koordinaten die Gleichung erfüllen. Auf diese Art lassen sich nur Geraden in einer Ebene beschreiben. Bei einer Vektorgleichung wird die Gerade mithilfe von Vektoren ausgedrückt, häufig kombiniert mit einem Parameter, der die reellen Zahlen durchläuft. Zu jedem Parameterwert gehört dann eindeutig ein Punkt auf der Geraden, und man spricht von einer Parametergleichung. Eine Normalengleichung beschreibt eine Gerade mithilfe eines Vektors, der senkrecht auf der Geraden steht (Normalenvektor). Vektorgleichungen (insbesondere Parametergleichungen und Normalengleichungen) eignen sich zur Beschreibung sowohl von Geraden in der Ebene als auch von Geraden im Raum.
Geraden in der Ebene
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Koordinatengleichungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In einem kartesischen Koordinatensystem werden jedem Punkt der Ebene zwei Zahlen und als Koordinaten zugeordnet. Man schreibt oder . Eine Gleichung mit den Variablen und beschreibt dann eine Menge von Punkten in der Ebene, und zwar die Menge aller Punkte, deren - und -Koordinate die Gleichung erfüllen. Die Schreibweise
bedeutet beispielsweise, dass die Gerade aus allen Punkten besteht, für die erfüllt ist. Die entsprechende Mengenschreibweise lautet
- .
Für Geradengleichungen gibt es eine Reihe unterschiedlicher Darstellungsformen.
Normalform oder Hauptform
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Jede Gerade, die nicht parallel zur -Achse verläuft, ist der Graph einer linearen Funktion
- ,
wobei und reelle Zahlen sind.[A 1] Die zugehörige Geradengleichung lautet dann
- .[1]
Diese Darstellung einer Geradengleichung heißt Normalform[2][3] oder Hauptform[4] der Geradengleichung. Die Parameter und der Normalform haben eine geometrische Bedeutung: Die Zahl ist die Steigung der Geraden und die Zahl ist der Schnittpunkt mit der -Achse (y-Achsenabschnitt). Ist , so verläuft die Gerade als Ursprungsgerade durch den Koordinatenursprung und die zugehörige Funktion ist eine Proportionalität. Geraden, die parallel zur -Achse verlaufen, sind keine Funktionsgraphen und können folglich nicht in Normalform dargestellt werden.
Allgemeine Form
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die allgemeine Form[5][6] der Geradengleichung in der Ebene lautet
- ,
wobei und nicht beide 0 sein dürfen.
Es handelt sich um eine implizite Gestalt der Geradengleichung.[7] Durch Auflösen der Gleichung nach (falls ) erhält man hieraus die explizite Normalform
- .
Die allgemeine Form hat den Vorteil, dass sie symmetrisch in und ist und somit keine Richtung der Geraden bevorzugt wird. Dadurch unterliegt sie keinen Einschränkungen, d. h. jede Gerade lässt sich mithilfe der allgemeinen Form beschreiben.[A 2] Insbesondere können auch Geraden, die parallel zur -Achse verlaufen, dargestellt werden als
- ,
wobei die Stelle ist, an der die Gerade die -Achse schneidet. Sie hat den Nachteil, dass man aus ihr im Allgemeinen keine geometrischen Eigenschaften der beschriebenen Geraden direkt ablesen kann.[8]
Zweipunkteform
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Verläuft die Gerade durch die beiden Punkte und , wobei , dann kann die Steigung der Geraden mit Hilfe des Differenzenquotienten berechnet werden:
- .
Nach dem Strahlensatz kann statt des Punktes auch ein beliebiger anderer Punkt der Geraden gewählt werden, ohne dass die Steigung sich ändert. Damit ergibt sich die Zweipunkteform
oder äquivalent dazu, indem die Gleichung nach aufgelöst wird,
- .
Punktsteigungsform
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Eine Gerade durch den Punkt mit der Steigung wird beschrieben durch die Gleichung[10]
- .
Diese Formel kann auch benutzt werden, wenn zwei Punkte bekannt sind, aber man den Schnittpunkt mit der -Achse (oben genannt) nicht explizit bestimmen will.
Achsenabschnittsform
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Schneidet die Gerade die -Achse an der Stelle und die -Achse an der Stelle , so lässt sich die Geradengleichung in der Form
schreiben.[9] Diese Form heißt Achsenabschnittsform der Geradengleichung mit dem -Achsenabschnitt und dem -Achsenabschnitt . Wird die Gleichung nach aufgelöst, so ergibt sich die Normalform
- ,
wobei das Verhältnis gerade der Steigung der Geraden entspricht.
Vektorgleichungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Geraden in der Ebene lassen sich auch mit Hilfe von Vektoren beschreiben. Dabei betrachtet man statt der Punkte ihre Ortsvektoren. Der Ortsvektor eines Punktes wird üblicherweise mit bezeichnet.
Parametergleichung
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Bei einer Parametergleichung wird keine Bedingung formuliert, die die Koordinaten der Punkte erfüllen müssen, damit sie auf der Geraden liegen, sondern die Punkte der Geraden werden in Abhängigkeit von einem Parameter dargestellt. Jedem Wert des Parameters entspricht dabei ein Punkt der Geraden. Durchläuft der Parameter alle reellen Zahlen, so erhält man alle Punkte der Geraden.
Eine spezielle Parametergleichung ist die Punktrichtungsform[8][11]
beziehungsweise in Komponentendarstellung
- .
Hierbei ist der Ortsvektor eines festen Punktes der Geraden (Stützvektor genannt), der Richtungsvektor der Geraden und eine Zahl, die angibt, wie lange vom Stützvektor aus in diese Richtung gezählt wird. Der Parameter bildet hierbei die Koordinate eines affinen Koordinatensystems auf der Geraden, das heißt die Gerade wird mit den Werten von beziffert, wobei der Nullpunkt bei liegt.
Geht eine Gerade durch die Punkte und , so lässt sie sich mit der Zweipunkteform[11][12]
beschreiben. Der Ortsvektor dient dabei als Stützvektor der Gerade, während der Differenzvektor den Richtungsvektor der Gerade bildet. Mithilfe der Distributivgesetze der Vektorrechnung erhält man hieraus die Darstellung
- .
Normalengleichungen
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Mit einem Normalenvektor , der im rechten Winkel zur Geraden steht, lässt sich die Gerade in Normalenform[13] schreiben:
- bzw. äquivalent.
Darin ist wieder der Stützvektor und das Skalarprodukt zweier Vektoren. Legt man ein ebenes rechtwinkliges Koordinatensystem zugrunde und stellt die Vektoren mithilfe ihrer Komponenten dar, so erhält man die Normalenform als Koordinatengleichung:
- bzw. .
Eine spezielle Normalenform ist die hessesche Normalform
- ,
bei der Normalenvektor normiert und orientiert ist und den Abstand der Geraden vom Koordinatenursprung bezeichnet.
Geraden im Raum
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Geraden im Raum lassen sich nicht durch eine Koordinatengleichung beschreiben, sondern nur durch ein System von zwei linearen Gleichungen. Jede dieser Gleichungen beschreibt dabei eine Ebene und die Gerade ist die Schnittmenge der beiden Ebenen. Diese Beschreibung von Geraden im Raum ist unhandlich.[14] Praktischer ist die oben vorgestellte Parametergleichung
- ,
wobei , und Vektoren im Raum sind. Legt man ein kartesisches Koordinatensystem zugrunde und stellt die Vektoren mithilfe ihrer Komponenten dar, so liest sich diese Gleichung als
Mit Hilfe des Vektorprodukts lässt sich noch eine andere, parameterfreie Geradenform konstruieren, die Determinantenform
- .
Hierbei ist wiederum der Ortsvektor eines festen Punkts der Geraden und der Richtungsvektor der Geraden. Das Vektorprodukt ergibt die doppelte Fläche eines Dreiecks zwischen dem Ursprung, und , das beim parallelen Verschieben einer Seite durch Verschieben von entlang der Gerade gleich bleibt.
Da die Differenz des Ortsvektors jedes beliebigen Punktes der Geraden und dem Stützvektor kollinear zum Richtungsvektor sein muss (also in dieselbe oder in die entgegengesetzte Richtung zeigt), ergibt das Vektorprodukt der beiden immer den Nullvektor:
- .
Für jeden Vektor , der Ortsvektor eines Punktes der Geraden ist, trifft die Gleichung zu, in allen anderen Fällen ergibt sich nicht der Nullvektor. Ist ein Einheitsvektor, so entspricht genau dem Abstand der Geraden vom Ursprung.
Geraden in höherdimensionalen Räumen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Mithilfe der Parameterdarstellung lassen sich Geraden auch in höherdimensionalen Räumen definieren. Jedes -Tupel wird dann einfach als „Punkt“ oder „Ortsvektor“ im interpretiert; Insbesondere lassen sich zwei -Tupel und als Stützvektor und Richtungsvektor auffassen. Die Gleichung
definiert dann eine Gerade im . Sie besteht aus allen , für die ein existiert, so dass die Gleichung erfüllt ist. Diese Bedingung bedeutet aber, dass das folgende lineare n×1-Gleichungssystem eine Lösung hat:
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Manfred Leppig: Lernstufen Mathematik. Girardet, 1981, ISBN 3-7736-2005-5, S. 61–74.
- Ilja Nikolajewitsch Bronstein, Konstantin Adolfowitsch Semendjajew: Taschenbuch der Mathematik. 24. Auflage. Harri Deutsch Verlag, 1989, ISBN 3-87144-492-8, S. 219.
- Helmuth Preckur: Lineare Algebra und Analytische Geometrie. (= Mentor-Lernhilfe. Band 50). Mentor Verlag, München 1983, ISBN 3-580-64500-5, S. 72–85, 106–114.
- Lothar Papula: Mathematische Formelsammlung für Ingenieure und Naturwissenschaftler. 13. Auflage. Springer, Wiesbaden 2024, ISBN 978-3-658-45805-8.
- Helmut Albrecht: Elementare Koordinatengeometrie. Springer Spektrum, 2020, ISBN 978-3-662-61619-2, S. 49–53.
- Andreas Filler: Elementare lineare Algebra (= Mathematik Primarstufe und Sekundarstufe I + II). Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 2011, ISBN 978-3-8274-2412-9.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Geradengleichung. In: Serlo.
Anmerkungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Der Parameter wird in der Literatur auch mit , oder bezeichnet. In Österreich schreibt man meist .
- ↑ Aus diesem Grund nennt man diese Form der Gleichung allgemeine Form.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Lothar Papula: Mathematische Formelsammlung für Ingenieure und Naturwissenschaftler. 13. Auflage. Nr. 3, 2024, S. 76.
- ↑ Andreas Filler: Elementare Lineare Algebra. S. 51.
- ↑ Michael Jung: Ebene Trigonometrie & Analytische Geometrie. 1. Auflage. Springer, Wiesbaden 2024, ISBN 978-3-658-03261-6, S. 181.
- ↑ Schülerduden Die Mathematik II (11.–13. Schuljahr). 3. Auflage. Dudenverlag, Mannheim / Wien / Zürich 1991, ISBN 3-411-04273-7, S. 143.
- ↑ Die Mathematik II (= Duden für Schüler). 3. Auflage. Dudenverlag, 1991, ISBN 3-411-04273-7, S. 143.
- ↑ Gerd Fischer: Lernbuch Lineare Algebra und Analytische Geometrie. 4. Auflage. Springer Spektrum, Wiesbaden 2019, ISBN 978-3-658-27342-2, S. 17.
- ↑ Karl Strubecker: Einführung in die Höhere Mathematik. Band 1: Grundlagen. 2. Auflage. R. Oldenbourg, München, Wien 1966, ISBN 3-486-22421-2, S. 144.
- ↑ a b Steffen Goebbels, Stefan Ritter: Mathematik verstehen und anwenden. 3. Auflage. Springer, Berlin, Heidelberg 2018, ISBN 978-3-662-57393-8, S. 453.
- ↑ a b Lothar Papula: Mathematische Formelsammlung für Ingenieure und Naturwissenschaftler. 13. Auflage. 2024, S. 77.
- ↑ Wilhelm Leupold et al.: Lehr- und Übungsbuch Mathematik. 10. Auflage. Band 3. Verlag Harri Deutsch, Thun 1969, ISBN 3-87144-041-8, S. 31.
- ↑ a b dtv-Atlas Schulmathematik. 2. Auflage. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2003, ISBN 3-423-03099-2, S. 213.
- ↑ Tilo Arens et al.: Mathematik. 5. Auflage. Springer, Berlin / Heidelberg 2022, ISBN 978-3-662-64388-4, S. 565.
- ↑ Hans-Wolfgang Henn, Andreas Filler: Didaktik der Analytischen Geometrie und Linearen Algebra (= Mathematik Primarstufe und Sekundarstufe I + II). Springer Spektrum, 2015, ISBN 978-3-662-43434-5, S. 213.
- ↑ Andreas Filler: Elementare lineare Algebra. S. 52.