„Bolchowitinow DB-A“ – Versionsunterschied
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Die '''Bolchowitinow DB-A''' war ein schweres [[Bomber|Bombenflugzeug]] und in dieser Eigenschaft einer der ersten sowjetischen Typen, die in Ganzmetall-Halbschalenbauweise hergestellt wurden. Mit ihm sollten die schon in die Jahre gekommenen [[Tupolew TB-3|TB-3]]-Bomber abgelöst werden, letztendlich baute man jedoch nur zwölf Exemplare zugunsten der [[Petljakow Pe-8|Pe-8]]. |
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|Bild = [[Datei:DB-A 45938687.jpg|270px]] |
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|Typ = Schwerer [[Bomber]] |
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|Entwicklungsland = {{SUN-1923}} |
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|Hersteller = [[Kasanski awiazionny sawod|Werk Nr. 124]] [[Kasan]] |
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|Erstflug = 2. Mai 1935 |
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|Indienststellung = |
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|Produktionszeitraum = 1935–1938 |
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|Stückzahl = 12 |
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Die '''Bolchowitinow DB-A''' ({{ruS|Болховитинов ДБ-А}}) war ein schwerer [[Sowjetunion|sowjetischer]] [[Bomber]] und in dieser Eigenschaft einer der ersten Typen des Landes, die in Ganzmetall-Halbschalenbauweise hergestellt wurden. Die DB-A sollte die schon in die Jahre gekommenen [[Tupolew TB-3|TB-3]]-Bomber ablösen, letztendlich baute man jedoch nur zwölf Exemplare und verzichtete zugunsten der [[Petljakow Pe-8|Pe-8]] auf einen Serienbau. Bei dem Versuch, mit einer DB-A im Jahre 1937 einen Fernflug [[Sowjetunion|UdSSR]]–[[Vereinigte Staaten|USA]] über den [[Nordpol]] durchzuführen, verschwand die Maschine spurlos über der [[Arktis]]. |
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== Geschichte == |
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Hervorstechendstes Merkmal der DB-A waren die in die inneren Triebwerksgondeln auslaufenden großen Hosenbein-Fahrwerksverkleidungen, in die die Haupträder während des Fluges eingezogen wurden. Statt der bis dahin bei Bombenflugzeugen verwendeten Wellblechverkleidung war eine Ummantelung aus Glattblech vorgesehen. In den Vorderkanten des dicken Tragflügels befanden sich neben jedem Triebwerk zwei Wartungsklappen, um den Technikern den Zugang zu den Motoren zu erleichtern. Sämtliche Kabinen wiesen Glasverkleidungen auf und der mit einem [[SchKAS]]-MG bestückte Bugwaffenstand konnte mittels Servomotoren bewegt werden. Im Rumpf des gewaltigen [[Mitteldecker]]s befanden sich sechs Meter lange, geschlossene Bombenschächte. |
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Hervorstechendstes Merkmal der DB-A waren die in die inneren Triebwerksgondeln auslaufenden großen Hosenbein-Fahrwerksverkleidungen, in die die Haupträder während des Fluges eingezogen wurden. Statt der bis dahin bei Bombenflugzeugen verwendeten [[Wellblech]]verkleidung war eine Ummantelung aus [[Glattblech]] vorgesehen. In den Vorderkanten des dicken Tragflügels befanden sich neben jedem Triebwerk zwei [[Wartungsklappe]]n, um den Technikern den Zugang zu den Motoren zu erleichtern. Sämtliche Kabinen wiesen Glasverkleidungen auf und der mit einem [[SchKAS]]-[[Maschinengewehr|MG]] bestückte Bugwaffenstand konnte mittels [[Servomotor]]en bewegt werden. Im Rumpf des gewaltigen [[Mitteldecker]]s befanden sich sechs Meter lange, geschlossene Bombenschächte. |
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Die ersten Projektierungsarbeiten begannen 1935 und wurden von einem Spezialistenteam der [[Schukowski]]-Militärakademie der Luftstreitkräfte unter Leitung von [[Wiktor Bolchowitinow]] durchgeführt. Die eigentliche Konstruktion lag in den Händen von |
Die ersten Projektierungsarbeiten begannen 1935 und wurden von einem Spezialistenteam der [[Schukowski]]-Militärakademie der Luftstreitkräfte unter Leitung von [[Wiktor Fjodorowitsch Bolchowitinow|Wiktor Bolchowitinow]] durchgeführt. Die eigentliche Konstruktion lag in den Händen von [[Michail Michailowitsch Schischmarjow|Michail Schischmarjow]]. |
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Der '''DB-A'''-Prototyp flog erstmals am 2. Mai 1935. Das zweite Modell, die '''DB-2A''' startete im März 1936 zum Erstflug und hatte bei gleichbleibender Höchstgeschwindigkeit eine höhere Startmasse und eine stärkere Besatzung als die DB-A.<br/> |
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Mit diesen beiden Flugzeugen wurden 1936/37 verschiedene Weltrekorde erflogen: so brachten die beiden Piloten ''Njuchtikow'' und ''Lipkin'' eine Nutzmasse von 10.000 kg auf 7.032 m und 13.000 kg auf 4.535 m Höhe. Zwei andere Piloten, ''Baidukow'' und ''Kastanajew'', flogen am 14. Mai 1937 mit 5.000 kg Zuladung auf einer Strecke von 2.002,6 km Länge mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 280 km/h.<br/> |
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Nach Beendigung der Flugerprobung erteilte man einen Auftrag über eine kleine Serie, die 1937/38 produziert wurde. Davon gingen fünf Exemplare an die sowjetischen Fernfliegerkräfte, der Rest wurde für Versuche genutzt oder stand in Reserve.<br/> |
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Das Typenkürzel DB-A steht für ''Dalni Bombardirowschtschik Akademija'' (Дальний Бомбардировщик Академия, Fernbomber der Akademie (Schukowski)). |
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Am 12. August 1937 unternahm der Polarflieger ''S.A. Lewanewski'' den Versuch, mit einer DB-A einen Fernflug UdSSR-USA über den [[Nordpol]] durchzuführen. Nach Überquerung des Pols unter schlechten Wetterbedingungen meldete die Besatzung über Funk den Ausfall des rechten äußeren Motors. Nach einer Weile brach jeglicher Funkkontakt ab. Trotz umfangreicher Suche seitens amerikanischer sowie sowjetischer Flugzeuge konnte von der DB-A mit der Kennung SSSR N-209 keine Spur gefunden werden, die Besatzung gilt seither als vermisst. |
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Der '''DB-A'''-Prototyp flog erstmals am 2. Mai 1935. Das zweite Modell, die '''DB-2A''' startete im März 1936 zum Erstflug und hatte bei gleich bleibender Höchstgeschwindigkeit eine höhere Startmasse und eine größere Besatzung als die DB-A. |
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Das Typenkürzel DB-A steht für "Дальний Бомбардировщик Академии" (Dalnij Bombardirowschtschik Akademii = Fernbomber der Akademie (Schukowski)). |
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===Technische Daten=== |
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Mit diesen beiden Flugzeugen wurden 1936/37 verschiedene Weltrekorde erflogen: so brachten die beiden Piloten ''M. Njuchtikow'' und ''M. Lipkin'' eine Nutzmasse von 10.000 kg auf 7032 m und 13.000 kg auf 4535 m Höhe. Zwei andere Piloten, ''[[Georgi Filippowitsch Baidukow|G. Baidukow]]'' und ''N. Kastanajew'', flogen am 14. Mai 1937 mit 5000 kg Zuladung auf einer Strecke von 2002,6 km Länge mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 280 km/h. |
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*'''Abmessungen''' |
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**Spannweite: 39,50 m |
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Nach Beendigung der Flugerprobung erteilte man einen Auftrag über eine kleine Serie, die 1937/38 produziert wurde. Davon gingen fünf Exemplare an die sowjetischen [[Fernfliegerkräfte]], der Rest wurde für Versuche genutzt oder stand in Reserve. |
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**Länge: 24,40 m |
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**Höhe: 8,50 m |
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== Gescheiterter Polarflug == |
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**Flügelfläche: 234,5 m² |
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[[Datei:Bolkhovitinov DB-A (14445605972).jpg|mini|Lewanewskis DB-A während der Vorbereitungen zum Langstreckenflug]] |
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*'''Massen''' |
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Im Jahr 1937 unternahm der Polarflieger [[Sigismund Alexandrowitsch Lewanewski|Sigismund Lewanewski]] den Versuch, mit einer DB-A einen Fernflug UdSSR-USA über den [[Nordpol]] durchzuführen. Lewanewski war einer der sieben Piloten, die 1934 nach Rettung der ''[[Cheliuskin (Schiff)|Cheliuskin]]''-Mannschaft den Titel [[Held der Sowjetunion]] erhalten hatten. |
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**Leermasse: 15.400 kg |
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**Startmasse: 21.900 kg |
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Bereits im Frühjahr 1935 wandte er sich mit der Bitte an Josef Stalin, mit einer [[Tupolew ANT-25|ANT-25]] über den Nordpol nach San Francisco fliegen zu dürfen. Stalin gab seine Zustimmung. Lewanewski startete am 3. August 1935 zusammen mit Copilot [[Georgi Filippowitsch Baidukow|Baidukow]] zum Rekordversuch, brach diesen über der Barentssee jedoch ab, da er den durch Überfüllung leckenden Öltank irrtümlich als Havarie ansah. Bei der abschließenden Auswertung des Fluges bezeichnete Lewanewski den Konstrukteur [[Andrei Tupolew]] als Volksschädling und Verräter und erklärte, niemals wieder in einem von dessen Flugzeugen fliegen zu wollen. |
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*'''Leistungen''' |
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**Antrieb: vier ''M-34FRN'' [[Reihenmotor]]en mit je 655 kN |
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Im Mai 1937 gab er den Beschluss bekannt, mit der DB-A den Flug durchführen zu wollen. Baidukow, der das Flugzeug schon geflogen hatte, äußerte seine Bedenken wegen der noch nicht ausreichend getesteten Maschine, wurde jedoch von Stalin abgeblockt. |
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**Höchstgeschwindigkeit: 330 km/h in 4.000 m Höhe |
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**Marschgeschwindigkeit: 290 km/h in 4.000 m Höhe |
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Kurze Zeit später flog eine ANT-25 mit [[Waleri Pawlowitsch Tschkalow|Tschkalow]], Baidukow und [[Alexander Wassiljewitsch Beljakow|Beljakow]] über den Pol in die USA, einen Monat später eine zweite mit der Besatzung [[Michail Michailowitsch Gromow|Gromow]], Jumaschew und [[Sergei Alexejewitsch Danilin|Danilin]]. Lewanewski geriet unter Zeitdruck. Die sechsköpfige Besatzung wurde eilig zusammengestellt und hatte nicht die notwendige Zeit, sich aufeinander einzuspielen. Noch einem Monat vor dem Flug wurde der Funker [[Leonid Lwowitsch Körber|Körber]] im Zuge der stalinistischen Säuberungen verhaftet und durch ''Galkowski'' ersetzt. |
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**Gipfelhöhe: 9.000 m |
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**Reichweite: 3.000 km |
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Am 12. August 1937 stand der Prototyp der DB-A auf dem Flugplatz Schtscholkowo bei Moskau bereit. Das Flugzeug hatte für den Flug eine blaue Rumpflackierung erhalten, das Tragwerk besaß eine signalroten Anstrich. Aufgrund der ungünstigen Vorzeichen des Fluges beantworteten Bordingenieur ''Godowikow'' und Navigator ''Lewtschenko'' die Abschiedsgrüße des Bodenpersonals mit „Lebt wohl!“ anstatt des üblichen „Auf Wiedersehen!“. Der Start wurde von Copilot ''Kastanajew'' durchgeführt. |
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**Bewaffnung: |
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***vier 7,62-mm-MG ''[[SchKAS]]'' mit je 3.000 Schuss |
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Nach Überquerung des Pols unter schlechten Wetterbedingungen meldete die Besatzung nach 19:27 Stunden Flugzeit über Funk den Ausfall des rechten äußeren Motors. Nach einer Weile brach jeglicher Funkkontakt ab. Trotz umfangreicher Suche seitens sieben amerikanischer sowie 24 sowjetischer Flugzeuge konnte von der DB-A mit dem Luftfahrzeugkennzeichen <span style="font-family:monospace;">SSSR N-209</span> keine Spur gefunden werden. Im Mai 1938 wurde die Suchaktion eingestellt, nachdem eine Fläche von 58.000 km² abgesucht worden war. Die Besatzung gilt seither als vermisst. |
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***eine 20-mm-MK ''[[SchWAK]]'' mit 250 Schuss |
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**Besatzung: 11 |
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== Technische Daten == |
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[[Datei:Bolschowitinow DB A Riss.jpg|mini|Risszeichnungen der DB-A]] |
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''Siehe auch:'' [[Liste von Flugzeugtypen]] |
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{| class="wikitable" |
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[[Kategorie:Militärischer Flugzeugtyp (UdSSR/Rus)]] |
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! Kenngröße |
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! Daten (DB-A)<ref name="Korrell, TB-3">{{Literatur |
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|Autor=Peter Korrell |
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|Titel=TB-3 |
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|TitelErg=Die Geschichte eines Bombers |
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|Verlag=Transpress |
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|Ort=Berlin |
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|Jahr=1987 |
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|ISBN=3-344-00116-7 |
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|Seiten=180/181}}</ref> |
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! Daten (DB-2A)<ref name="Korrell, TB-3" /> |
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! Daten (DB-A)<ref name="Korrell, TB-3" /> |
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| Konstrukteure || colspan=3 align="center"| M. M. Schischmarew, W. J. Bolchowitinow |
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| Baujahre || 1936 || 1937 || 1938 |
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| Besatzung || 8 || 11 || 5–8 (11?) |
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| Länge || colspan=4 align="center"| 24,40 m |
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| Spannweite || colspan=4 align="center"| 39,50 m |
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| Höhe || colspan=4 align="center"| 8,50 m |
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| Flügelfläche || colspan=4 align="center"| 234,5 m² |
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| Flügelstreckung || colspan=4 align="center"| 6,7 |
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| Leermasse || 15.400 kg || colspan=2 align="center"| 16.000 kg |
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| Nutzlast || 6.500 kg || 8.000 kg || 6.000 kg |
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| Startmasse || 21.900 kg || 24.000 kg || 22.000 kg |
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| Flächenbelastung || 95,2 kg/m² || 104,3 kg/m² || 95,7 kg/m² |
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| Leistungsbelastung || 7,68 kg/kW (5,64 kg/PS) || colspan=2 align="center"| 6,80 kg/kW (5,00 kg/PS) |
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| Verhältnis<br />Nutz- /Startmasse || 29,7 % || 33,3 % || 27,3 % |
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| Triebwerke || colspan=4 align="center"| vier [[Kühlung (Verbrennungsmotor)|wassergekühlte]] [[Zwölfzylinder]]-[[V-Motor]]en |
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| Typ || ''[[Mikulin AM-34|M-34RN]]'' || ''M-34RNW'' || ''M-34FRN'' |
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| Startleistung<br />Nennleistung || je {{kW2PS|713|-1}}<br />je {{kW2PS|618}} || je {{kW2PS|883|-1}}<br />je {{kW2PS|735|-1}} || je {{kW2PS|809}}<br />je {{kW2PS|662}} |
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| Höchstgeschwindigkeit || 280 km/h in Bodennähe<br />330 km/h in 4.000 m Höhe || 305 km/h in Bodennähe<br />335 km/h in 2.000 m Höhe || 300 km/h in Bodennähe<br />316 km/h in 6.000 m Höhe |
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| Marschgeschwindigkeit || 290 km/h in 4.000 m Höhe || || |
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| Steigzeit || 5,0 min auf 1.000 m<br />56,0 min auf 7.000 m || 3,5 min auf 1.000 m<br />34,0 min auf 5.000 m || 3,5 min auf 1.000 m<br />52,0 min auf 7.000 m |
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| Dienstgipfelhöhe || 7.220 m || 6.900 m || 7.730 m |
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| Reichweite || 4.500 km || 4.600 km || 4.500 km |
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| Start- /Landerollstrecke || 400 m / 300 m || 380 m / 300 m || 400 m / 300 m |
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| Bewaffnung<br />(konzipiert) || colspan=3 align="center"| vier 7,62-mm-MG ''[[SchKAS]]'' mit je 3000 Schuss<br />eine 20-mm-MK ''[[SchWAK]]'' mit 250 Schuss<br />bis 3.000 kg Bomben |
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|} |
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== Siehe auch == |
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* [[Liste von Flugzeugtypen]] |
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== Literatur == |
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* {{Literatur|Autor=[[Wilfried Kopenhagen]]|Titel=Sowjetische Bombenflugzeuge|Verlag=Transpress|Ort=Berlin|Jahr=1989|ISBN=3-344-00391-7}} |
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* {{Literatur|Autor=Ulrich Unger|Titel=Der Transpolarflug S. A. Lewanewskis|Sammelwerk=Fliegerkalender der DDR 1982|Verlag=[[Militärverlag der Deutschen Demokratischen Republik|Militärverlag]]|Ort=Berlin|Jahr=1981|Seiten=50–64}} |
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== Weblinks == |
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{{Commonscat|Bolkhovitinov DB-A|Bolchowitinow DB-A}} |
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* [http://www.fliegerweb.com/geschichte/flugzeuge/lexikon.php?show=lexikon-614 Bolchowitinow DB-A auf FliegerWeb.com] |
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== Einzelnachweise == |
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<references /> |
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[[Kategorie:Bomber]] |
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[[Kategorie:Erstflug 1935]] |
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[[Kategorie:Viermotoriges Flugzeug mit Kolbenmotoren]] |
Aktuelle Version vom 2. August 2024, 15:30 Uhr
Bolchowitinow DB-A | |
---|---|
![]() | |
Typ | Schwerer Bomber |
Entwurfsland | |
Hersteller | Werk Nr. 124 Kasan |
Erstflug | 2. Mai 1935 |
Produktionszeit | 1935–1938 |
Stückzahl | 12 |
Die Bolchowitinow DB-A (russisch Болховитинов ДБ-А) war ein schwerer sowjetischer Bomber und in dieser Eigenschaft einer der ersten Typen des Landes, die in Ganzmetall-Halbschalenbauweise hergestellt wurden. Die DB-A sollte die schon in die Jahre gekommenen TB-3-Bomber ablösen, letztendlich baute man jedoch nur zwölf Exemplare und verzichtete zugunsten der Pe-8 auf einen Serienbau. Bei dem Versuch, mit einer DB-A im Jahre 1937 einen Fernflug UdSSR–USA über den Nordpol durchzuführen, verschwand die Maschine spurlos über der Arktis.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Hervorstechendstes Merkmal der DB-A waren die in die inneren Triebwerksgondeln auslaufenden großen Hosenbein-Fahrwerksverkleidungen, in die die Haupträder während des Fluges eingezogen wurden. Statt der bis dahin bei Bombenflugzeugen verwendeten Wellblechverkleidung war eine Ummantelung aus Glattblech vorgesehen. In den Vorderkanten des dicken Tragflügels befanden sich neben jedem Triebwerk zwei Wartungsklappen, um den Technikern den Zugang zu den Motoren zu erleichtern. Sämtliche Kabinen wiesen Glasverkleidungen auf und der mit einem SchKAS-MG bestückte Bugwaffenstand konnte mittels Servomotoren bewegt werden. Im Rumpf des gewaltigen Mitteldeckers befanden sich sechs Meter lange, geschlossene Bombenschächte.
Die ersten Projektierungsarbeiten begannen 1935 und wurden von einem Spezialistenteam der Schukowski-Militärakademie der Luftstreitkräfte unter Leitung von Wiktor Bolchowitinow durchgeführt. Die eigentliche Konstruktion lag in den Händen von Michail Schischmarjow.
Das Typenkürzel DB-A steht für Dalni Bombardirowschtschik Akademija (Дальний Бомбардировщик Академия, Fernbomber der Akademie (Schukowski)).
Der DB-A-Prototyp flog erstmals am 2. Mai 1935. Das zweite Modell, die DB-2A startete im März 1936 zum Erstflug und hatte bei gleich bleibender Höchstgeschwindigkeit eine höhere Startmasse und eine größere Besatzung als die DB-A.
Mit diesen beiden Flugzeugen wurden 1936/37 verschiedene Weltrekorde erflogen: so brachten die beiden Piloten M. Njuchtikow und M. Lipkin eine Nutzmasse von 10.000 kg auf 7032 m und 13.000 kg auf 4535 m Höhe. Zwei andere Piloten, G. Baidukow und N. Kastanajew, flogen am 14. Mai 1937 mit 5000 kg Zuladung auf einer Strecke von 2002,6 km Länge mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 280 km/h.
Nach Beendigung der Flugerprobung erteilte man einen Auftrag über eine kleine Serie, die 1937/38 produziert wurde. Davon gingen fünf Exemplare an die sowjetischen Fernfliegerkräfte, der Rest wurde für Versuche genutzt oder stand in Reserve.
Gescheiterter Polarflug
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Im Jahr 1937 unternahm der Polarflieger Sigismund Lewanewski den Versuch, mit einer DB-A einen Fernflug UdSSR-USA über den Nordpol durchzuführen. Lewanewski war einer der sieben Piloten, die 1934 nach Rettung der Cheliuskin-Mannschaft den Titel Held der Sowjetunion erhalten hatten.
Bereits im Frühjahr 1935 wandte er sich mit der Bitte an Josef Stalin, mit einer ANT-25 über den Nordpol nach San Francisco fliegen zu dürfen. Stalin gab seine Zustimmung. Lewanewski startete am 3. August 1935 zusammen mit Copilot Baidukow zum Rekordversuch, brach diesen über der Barentssee jedoch ab, da er den durch Überfüllung leckenden Öltank irrtümlich als Havarie ansah. Bei der abschließenden Auswertung des Fluges bezeichnete Lewanewski den Konstrukteur Andrei Tupolew als Volksschädling und Verräter und erklärte, niemals wieder in einem von dessen Flugzeugen fliegen zu wollen.
Im Mai 1937 gab er den Beschluss bekannt, mit der DB-A den Flug durchführen zu wollen. Baidukow, der das Flugzeug schon geflogen hatte, äußerte seine Bedenken wegen der noch nicht ausreichend getesteten Maschine, wurde jedoch von Stalin abgeblockt.
Kurze Zeit später flog eine ANT-25 mit Tschkalow, Baidukow und Beljakow über den Pol in die USA, einen Monat später eine zweite mit der Besatzung Gromow, Jumaschew und Danilin. Lewanewski geriet unter Zeitdruck. Die sechsköpfige Besatzung wurde eilig zusammengestellt und hatte nicht die notwendige Zeit, sich aufeinander einzuspielen. Noch einem Monat vor dem Flug wurde der Funker Körber im Zuge der stalinistischen Säuberungen verhaftet und durch Galkowski ersetzt.
Am 12. August 1937 stand der Prototyp der DB-A auf dem Flugplatz Schtscholkowo bei Moskau bereit. Das Flugzeug hatte für den Flug eine blaue Rumpflackierung erhalten, das Tragwerk besaß eine signalroten Anstrich. Aufgrund der ungünstigen Vorzeichen des Fluges beantworteten Bordingenieur Godowikow und Navigator Lewtschenko die Abschiedsgrüße des Bodenpersonals mit „Lebt wohl!“ anstatt des üblichen „Auf Wiedersehen!“. Der Start wurde von Copilot Kastanajew durchgeführt.
Nach Überquerung des Pols unter schlechten Wetterbedingungen meldete die Besatzung nach 19:27 Stunden Flugzeit über Funk den Ausfall des rechten äußeren Motors. Nach einer Weile brach jeglicher Funkkontakt ab. Trotz umfangreicher Suche seitens sieben amerikanischer sowie 24 sowjetischer Flugzeuge konnte von der DB-A mit dem Luftfahrzeugkennzeichen SSSR N-209 keine Spur gefunden werden. Im Mai 1938 wurde die Suchaktion eingestellt, nachdem eine Fläche von 58.000 km² abgesucht worden war. Die Besatzung gilt seither als vermisst.
Technische Daten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Kenngröße | Daten (DB-A)[1] | Daten (DB-2A)[1] | Daten (DB-A)[1] | |
---|---|---|---|---|
Konstrukteure | M. M. Schischmarew, W. J. Bolchowitinow | |||
Baujahre | 1936 | 1937 | 1938 | |
Besatzung | 8 | 11 | 5–8 (11?) | |
Länge | 24,40 m | |||
Spannweite | 39,50 m | |||
Höhe | 8,50 m | |||
Flügelfläche | 234,5 m² | |||
Flügelstreckung | 6,7 | |||
Leermasse | 15.400 kg | 16.000 kg | ||
Nutzlast | 6.500 kg | 8.000 kg | 6.000 kg | |
Startmasse | 21.900 kg | 24.000 kg | 22.000 kg | |
Flächenbelastung | 95,2 kg/m² | 104,3 kg/m² | 95,7 kg/m² | |
Leistungsbelastung | 7,68 kg/kW (5,64 kg/PS) | 6,80 kg/kW (5,00 kg/PS) | ||
Verhältnis Nutz- /Startmasse |
29,7 % | 33,3 % | 27,3 % | |
Triebwerke | vier wassergekühlte Zwölfzylinder-V-Motoren | |||
Typ | M-34RN | M-34RNW | M-34FRN | |
Startleistung Nennleistung |
je 713 kW (ca. 970 PS) je 618 kW (840 PS) |
je 883 kW (ca. 1.200 PS) je 735 kW (ca. 1.000 PS) |
je 809 kW (1.100 PS) je 662 kW (900 PS) | |
Höchstgeschwindigkeit | 280 km/h in Bodennähe 330 km/h in 4.000 m Höhe |
305 km/h in Bodennähe 335 km/h in 2.000 m Höhe |
300 km/h in Bodennähe 316 km/h in 6.000 m Höhe | |
Marschgeschwindigkeit | 290 km/h in 4.000 m Höhe | |||
Steigzeit | 5,0 min auf 1.000 m 56,0 min auf 7.000 m |
3,5 min auf 1.000 m 34,0 min auf 5.000 m |
3,5 min auf 1.000 m 52,0 min auf 7.000 m | |
Dienstgipfelhöhe | 7.220 m | 6.900 m | 7.730 m | |
Reichweite | 4.500 km | 4.600 km | 4.500 km | |
Start- /Landerollstrecke | 400 m / 300 m | 380 m / 300 m | 400 m / 300 m | |
Bewaffnung (konzipiert) |
vier 7,62-mm-MG SchKAS mit je 3000 Schuss eine 20-mm-MK SchWAK mit 250 Schuss bis 3.000 kg Bomben |
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Wilfried Kopenhagen: Sowjetische Bombenflugzeuge. Transpress, Berlin 1989, ISBN 3-344-00391-7.
- Ulrich Unger: Der Transpolarflug S. A. Lewanewskis. In: Fliegerkalender der DDR 1982. Militärverlag, Berlin 1981, S. 50–64.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c Peter Korrell: TB-3. Die Geschichte eines Bombers. Transpress, Berlin 1987, ISBN 3-344-00116-7, S. 180/181.