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„Diamant Fahrradwerke“ – Versionsunterschied

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{{Infobox Unternehmen
Die '''DIAMANT Fahrradwerke AG''' besteht, unter unterschiedlichen Namen, seit [[1885]] und produzierte während seiner Geschichte hauptsächlich [[Fahrrad|Fahrräder]] aber auch Platinen, Federn, und [[Leichtmotorräder]].
| Name = Diamant Fahrradwerke GmbH
| Logo = Diamant Logo.png
| Unternehmensform = [[Gesellschaft mit beschränkter Haftung (Deutschland)|Gesellschaft mit beschränkter Haftung]]
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| Gründungsdatum = 1885
| Auflösungsdatum =
| Auflösungsgrund =
| Sitz = [[Hartmannsdorf (bei Chemnitz)|Hartmannsdorf]] (bei [[Chemnitz]])<br />{{DEU}}
| Leitung = Brian Eugene Schumann
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| Mitarbeiterzahl = <div style="font-size:smaller;">
* 1000 (1916)
* 529 (1935)<ref name="historie">{{Webarchiv |url=http://www.diamantrad.com/historie/die-ganze-geschichte.html |wayback=20170107054952 |text=Archivierte Kopie}}</ref>
* 1588 (1951)<ref name="historie" />
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| Umsatz =
| Stand =
| Branche = [[Liste von Fahrradherstellern|Fahrradhersteller]]
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}}
Die '''Diamant Fahrradwerke''' bestehen unter unterschiedlichen Namen seit 1885 (seit der [[Wende und friedliche Revolution in der DDR|Wende]]: ''Diamant Fahrradwerke GmbH'') und produzierten in ihrer Geschichte hauptsächlich [[Fahrrad|Fahrräder]], aber auch [[Wirkmaschine]]n-Zubehör, [[Schreibfeder]]n, [[Flachstrickmaschine]]n und [[Leichtkraftrad|Leichtkrafträder]]. In der [[Deutsche Demokratische Republik|DDR]] war Diamant mit mehr als 8 Millionen produzierten Fahrrädern neben [[MIFA Mitteldeutsche Fahrradwerke|Mifa]] ein bedeutender Fahrradhersteller. Nach dem Produktionsrückgang in den 1980er Jahren und nach starken Einschnitten infolge der Wende gelang es mit neuen Geldgebern und der Übernahme durch die Firma [[Villiger (Fahrradhersteller)|Villiger]] die Diamant Fahrradwerke neu auszurichten und den veränderten Marktverhältnissen anzupassen. Man produziert inzwischen wieder knapp 200.000 Zweiräder pro Jahr (Stand 2018).


== Unternehmensgeschichte ==


==Geschichte==
=== Ursprung ===
Das Unternehmen wurde 1885 von [[Friedrich Wilhelm Nevoigt]] (1859–1937) und seinem Bruder Wilhelm Friedrich Nevoigt (1857–1909) in [[Chemnitz-Reichenbrand|Reichenbrand]] bei [[Chemnitz]] als ''Gebrüder Nevoigt Reichenbrand/Chemnitz'' in das [[Handelsregister]] eingetragen. Gegen Ende desselben Jahres begannen sie neben der Fabrikation ihrer anderen Produkte testweise mit einer Einzelproduktion von [[Fahrrad|Fahrrädern]].


Das erste ''Diamant-Fahrrad'' wurde 1895 produziert. Damals noch unter der [[Firma]] ''"Gebrüder Nevoigt Reichenbrand/Chemnitz"'' in [[Chemnitz]]. Zu Beginn war dies nur ein Nebenerwerb des Unternehmens. Das Unternehmen wuchs sehr stark und wurde 1907 zur [[Aktiengesellschaft]] ''"Gebrüder Nevoigt AG Reichenbrand/Chemnitz"''. Bereits 1912 war die Fahrradproduktion ein so wichtiger Bestandteil des Unternehmens, dass das Unternehmen umfimierte und nun ''"Diamant Werke Gebrüder Nevoigt AG"'' hieß. 1920 gab es erneut eine Firmenänderung. Nun zur ''"Elite Diamant AG"'' nachdem man sich mit dem Autoproduzenten [[Elite AG]] zusammengeschlossen hatte. Die Marke war inzwischen so beliebt, dass sich in Chemnitz der ''"Chemnitzer Radrennclub Diamant"'' gründete. Später entstanden auch Vereine in anderen Städten. 1928 wurde das Unternehmen von [[Opel]] gekauft aber bereits 1930 nach einem Vergleich erhielt das Unternehmen seine unabhänigkeit zurück und hieß nun ''"Elite Diamant AG Siegmar/Sachsen"''. Die wohl wichtigste Erfindung des Unternehmens wurde 1931 mit der [[Doppelrollenkette]] gemacht, welche auch heute noch von allen Standardfahrrädern verwendet wird. Der Erfindergeist ging weiter und so wurde 1934 der ''"Gesundheitslenker"'' patentiert.
Das erste Diamant-Fahrrad aus Serienproduktion wurde 1895 produziert. Zu Beginn der Fahrradproduktion war dies eine von mehreren Betriebssparten des Unternehmens. Im Jahr 1898 erfanden die Gebrüder Nevoigt die [[Fahrradkette|Doppelrollenkette]],<ref name="geschichte">[http://www.diamantrad.com/geschichte/zeitreise/ diamantrad.com]</ref> die bis heute als Weltstandard gilt. Das Unternehmen wuchs stark und wurde am 12. März 1906 zu einer [[Aktiengesellschaft]], die unter dem Namen ''Gebrüder Nevoigt AG Reichenbrand/Chemnitz'' firmierte. 1912 war die Fahrradproduktion ein so wichtiger Bestandteil des Unternehmens, dass es umfirmierte und nun ''Diamant Werke Gebrüder Nevoigt AG'' hieß. Bis 1916 wuchs die Beschäftigtenzahl bis auf 1000. 1920 gab es erneut eine Firmenänderung, nun zur ''Elite Diamant AG'', nachdem man sich mit dem Autoproduzenten [[Elite-Werke]] zusammengeschlossen hatte. Die Marke war inzwischen so beliebt, dass sich in Chemnitz 1926 der ''Chemnitzer Radrennclub Diamant'' gründete. Später entstanden auch ähnliche Vereine in anderen Städten. Zu Zeiten der [[Weimarer Republik]] kostete im Inflationsjahr 1923 ein Diamant-Fahrrad schon bis zu 2,5 Millionen Reichsmark. Im Jahr 1927 drohte eine [[Insolvenz]] die Produktion zu beenden, jedoch erwarb [[Opel]] bis Februar 1928 aufgrund des Interesses an der Produktion motorgetriebener Zweiräder mehr als die Hälfte des Aktienkapitals und konnte die Geschäfte aufgrund dieser Mehrheitsverhältnisse wahrnehmen. Die Produktion und der Absatz motorgetriebener Zweiräder bei der Elite-Diamant AG verlief für Opel nicht erfolgversprechend, was 1930 zu einer Trennung führte. Die Fahrradwerke erhielten nach einem [[Vergleich (Recht)|Vergleich]] ihre Unabhängigkeit zurück und firmierten nun unter ''Elite Diamant AG [[Siegmar-Schönau|Siegmar]]/Sachsen''.
Nach dem [[2. Weltkrieg]] wurde das Unternehmen verstaatlicht und am [[2. Mai]] [[1952]] wurde offiziell der ''"[[Volkseigener Betrieb|VEB]] Fahradwerke Elite Diamant"'' gegründet. In der DDR fuhren alle Radrennfahrer Diamantfahrräder auch die Straßen-Weltmeisterschaften 1959, 1959 (von [[Gustav-Adolf Schur|Täve Schur]]) und 1960 (von [[Bernhard Eckstein]]) wurden von DDR-Radrennsportlern auf Diamant gewonnen.
Auch die Innovationen blieben in den 1950er Jahren ein Bestandteil von Diamant. So wurden erste Leichtmetallkomponenten verbaut und für den Bahnrennsport das erste Leichtmetallfahrrad konstruiert. Mit dem Ende der DDR wurde auch der VEB privatisiert. Am 01. Januar 1992 wurde die ''"DIAMANT Fahrradwerke AG"'' unter beteiligung der schweizer Villiger-Gruppe gegründet. Diese Gruppe übernahm das Unternehmen 1997 vollständig.
Das Unternehmen ist heute, nach eigenen Angaben die älteste deutsche Fahrradfabrik in [[Deutschland]].


Maßstäbe setzte Diamant bereits 1926 durch die Entwicklung eines Fahrrades, das komplett aus [[Leichtmetall]] gefertigt war. Diese Entwicklungen wurden nach jahrelanger Unterbrechung 1938 fortgeführt. Im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] setzte die ''Elite Diamant AG'' viele [[Zwangsarbeit]]er ein, darunter auch „[[Ostarbeiter]]“ aus der Sowjetunion.<ref>[http://www.zwangsarbeit-archiv.de/zwangsarbeit/ereignisse/ostarbeiter/index.html ''Erinnerungsbericht Hanna H.20. Februar 1942: Die „Ostarbeiter“-Erlasse.''] zwangsarbeit-archiv.de, abgerufen am 1. August 2017.</ref> Bis 1945 wurden insgesamt rund 1,3 Millionen Diamant-Fahrräder produziert.<ref>[http://www.ddrfahrradwiki.de/Datierung_Diamant_Fahrr%C3%A4der ''Datierung Diamant Fahrräder''] auf ddr-fahrradwiki.de, abgerufen am 1. August 2017.</ref>


<gallery perrow="5">
Diamant-annonce-1898.jpg|Annonce von 1898
Diamant 1913.jpg|Werbung aus dem Jahre 1913
Diamant Familie 1913.jpg|Familie auf Diamant-Rädern 1913
Diamant Goldenes Rad 1913.jpg|Prospekt der Fa. Diamant aus dem Jahre 1913
Emblem Elite Diamantwerke.JPG|Emblem der Elite Diamantwerke AG
Elite-Diamantwerke AG 1942 1000 RM.jpg|Aktie über 1000 RM der Elite-Diamantwerke AG vom 14. März 1942
Diamantrad 67.jpg|Diamantrad 67 aus dem Jahre 1937, Meisterschaftsrad von [[Edgar Schatz]], DDR-Straßenmeister 1950
Diamant Modell 36 2.jpg|Diamant Modell 36 mit einem [[Fichtel & Sachs]] Motor (98&nbsp;cm³) im [[Museum für sächsische Fahrzeuge]]
Diamant Elite Sport r.jpg|Diamant Elite Sport
Diamant-SG.jpg|Diamant Emblem und Motor beim Motorrad Diamant Typ F
</gallery>


=== Nach dem Zweiten Weltkrieg ===
*[http://www.chemnitzer74.de/chemnitz/diamant.htm Geschichte des Unternehmens]
Das Unternehmen wurde 1945 enteignet und bis 1952 von einem Generaldirektor als [[Sowjetische Aktiengesellschaft]] geführt. [[Datei:Bundesarchiv Bild 183-58981-0004, Chemnitz, VEB Elite Diamant.jpg|mini|hochkant|Gebäude des VEB Elite Diamant Chemnitz (1958)]]
*http://www.mdr.de/kinderwelt/figarino/fahrradtipps/1390231.html
[[Datei:DDR Bicycle,VEB Elite Diamant Fahrrad,Karl-Marx-Stadt. Wustrow Sept 2009 (3959374609).jpg|mini|hochkant|VEB Elite Diamant-Fahrrad]]
Am 2. Mai 1952 wurde es in [[Volkseigentum]] überführt und erhielt den Namen ''VEB Fahrradwerke Elite Diamant.'' Der Betrieb war neben MIFA der einzige Produzent von Fahrrädern, wobei seine Fahrräder für den Massengebrauch als höherwertig galten.


In der [[Deutsche Demokratische Republik|DDR]] fuhren anfangs alle [[Radrennfahrer]] Diamant-Fahrräder. So wurden die Straßen-Weltmeisterschaften 1959 (von [[Gustav-Adolf Schur|„Täve“ Schur]]) und 1960 (von [[Bernhard Eckstein]]) von DDR-Radrennsportlern auf Diamant gewonnen. In den 1950er Jahren unterhielt die Firma eine [[Betriebssportgemeinschaft]] (BSG Diamant Chemnitz).<ref>{{Literatur |Titel=Illustrierter Radrennsport |Hrsg=Generalsekretariat der Sektion Radfahren der DDR |Nummer=4/1950 |Ort=Berlin |Datum=1950 |Seiten=16}}</ref> In den 1970er und 1980er Jahren entwickelten und bauten Ingenieure von Diamant unter maßgeblicher Anleitung des Leipziger Ingenieurs [[Paul Rinkowski]] Rennräder für die Nationalmannschaft der DDR, mit denen zahlreiche internationale Wettbewerbe gewonnen wurden. Später ging diese Sonderfertigung an [[Textima]] und [[Institut für Forschung und Entwicklung von Sportgeräten|FES]].


In den 1950er Jahren war Diamant mit Touren-, Sport- und Rennrädern technisch und optisch auf der Höhe der Zeit. Eine bemerkenswerte Entwicklung war die filigrane ''Rundscheidengabel'', mit der Diamant westlichen Sporträdern voraus war. 1957 wurden damals moderne sportliche Tourenräder mit 26’’-Laufrädern in das Sortiment aufgenommen. Ab den 1960ern geriet der technische Fortschritt ins Stocken, an den meisten Bauteilen wie Rahmen, Bremsen, Gangschaltung und Tretlager erfolgten keine relevanten Weiterentwicklungen mehr. Gleichzeitig verringerte sich die anfangs sehr hochwertige Fertigungsqualität. Äußerlich wurden die Räder mit kleineren Retuschen an den jeweiligen Zeitgeist angepasst. Die Produktion der 28’’-Sporträder wurde Ende der 1960er Jahre in das [[MIFA Mitteldeutsche Fahrradwerke|Mifa]]-Werk verlegt, wobei im Gespräch war, die Fahrradproduktion bei Diamant gänzlich einzustellen. Die Pläne wurden wegen einer falschen Einschätzung des Fahrradbedarfs jedoch wieder verworfen. Eine längere Zeit bestimmten nun technisch veraltete Rennräder und sportliche 26’’-Tourenräder das Fertigungsprofil. Die Fahrradproduktion wurde noch stärker vernachlässigt als bei Mifa, weil das Diamant-Werk seinerzeit vorrangig als Produzent von [[Strickmaschine|Flachstrickmaschinen]] fungierte, für die sich die DDR wichtige Exportmärkte erschlossen hatte.
[[Kategorie:Deutsche Geschichte]]

[[Kategorie:Ehemaliger Staatsbetrieb]]
In der zweiten Hälfte der 1980er Jahre wurde eine Neuausrichtung der Fahrrad-Modellpalette auf sportlichere Modelle begonnen, die im Zuge der Wende jedoch nur teilweise noch zum Tragen kam. Die Fahrradproduktion war zuletzt Teil des ''VEB Elite-Diamant Karl-Marx-Stadt'' im [[Kombinat Textima]]. Da es neben Diamant zuletzt nur noch Mifa als großen Fahrradhersteller in der DDR gab, war der Produktionsausstoß bei Diamant entsprechend hoch: Von 1949 bis 1990 wurden 8,4 Millionen Diamant-Fahrräder gebaut.<ref>{{Webarchiv|url=http://www.ddr-fahrradwiki.de/Datierung_Diamant_Fahrr%C3%A4der |wayback=20220328093106 |text=ddr-fahrradwiki.de}}</ref>
[[Kategorie:Aktiengesellschaft]]

[[Kategorie:Produzierendes Unternehmen]]
Außerdem produzierte der Betrieb Rundstrickmaschinen, die dem Stand der Technik entsprachen.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.robotrontechnik.de/index.htm?/html/standorte/textima.htm |titel=www.robotrontechnik.de - Die Geschichte der Computertechnik der DDR |abruf=2024-01-15}}</ref>
[[Kategorie:Unternehmen (Deutschland)]]

Der Betrieb hatte ab 1949 ein Betriebsferienheim in [[Pobershau]], das heutige ''Hotel Schwarzbeerschenke.''

=== Ab 1990 ===
[[Datei:Diamant Fahrradwerke Hartmannsdorf.jpg|mini|Diamant Fahrradwerke Hartmannsdorf]]
Mit dem Ende der DDR wurden der Volkseigene Betrieb (VEB) [[Privatisierung|privatisiert]], Produktionsumfang und Belegschaft [[Restrukturierung|stark verringert]]. Entsprechend der veränderten Marktsituation konnten aktuelle Konstruktionsprinzipien für neue Modelle übernommen werden. Es gelang, erneut einen festen Platz im Fahrradsegment zu finden, wobei die erlangte Eigenständigkeit schrittweise wieder aufgegeben wurde: Am 1. Januar 1992 wurde die ''DIAMANT Fahrradwerke GmbH'' unter Beteiligung der schweizerischen [[Villiger Söhne Holding|Villiger-Gruppe]] gegründet und 1997 von dieser vollständig übernommen. 2003 verkaufte die Villiger-Gruppe ihre Fahrradsparte mit den Marken Villiger und Diamant an die amerikanische [[Trek Bicycle Corporation]], zu der auch die Marken [[Bontrager]], [[Klein Bicycle Corporation|Klein]], [[Greg LeMond|LeMond]] und [[Gary Fisher]] gehören.

Die einstigen renommierten Marken ''[[Villiger (Fahrradhersteller)|Villiger]]'' und ''[[Gary Fisher]]'' werden durch die Trek Bicycle Corp. seit 2014/2015 nicht mehr geführt.<ref name="nachrichten">[https://radmarkt.de/nachrichten/hausmesse-trek-world-ulm-ohne-villiger-aber-mit-electra/ radmarkt.de]</ref> Laut Handelsregister HRB 6093 Chemnitz ist der Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag vom 10. Januar 2013 zwischen den Diamant-Fahrradwerken und der Trek Bicycle (Deutschland) GmbH, Frankfurt am Main, durch Aufhebungsvertrag zum 31. Dezember 2018 beendet.

2018 wurden in Hartmannsdorf 196.000 Fahrräder gebaut, davon die Hälfte mit Elektromotor. Bis zum Jahr 2021 wollte die Firma die Produktion mehr als verdoppeln (Stand Mitte 2019).<ref name="freiepresse20190727">{{Literatur |Autor=Bettina Junge |Titel=Fahrradfabrik erweitert Produktion in Hartmannsdorf |Hrsg= |Sammelwerk=Freie Presse, Lokalteil „Burgstädt & Mittelsachsen“ |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag= |Ort= |Datum=2019-07-27 |ISBN= |Seiten=14}}</ref>

Nach eigenen Angaben sind die Diamantwerke in Hartmannsdorf bei Chemnitz die älteste produzierende Fahrradfabrik in [[Deutschland]].

== Literatur ==
* Werner Aidn: ''Diamant. Fahrräder, Motorräder, Radsport.'' Maxime-Verlag, Leipzig 2010, ISBN 978-3-931965-25-9.
* Ludwig Karsch: ''Diamant. Legendäre Fahrräder aus Chemnitz.'' Sutton-Verlag, Erfurt 2016, ISBN 978-3-95400-706-6.

== Weblinks ==
{{Commonscat}}
* [http://www.diamantrad.com/ Offizielle Seite des Unternehmens]
* [http://www.altes-chemnitz.de/chemnitz/diamant.htm Geschichte des Unternehmens]
* [http://www.ddrfahrradwiki.de/Modelle_Diamant Alle Fahrradmodelle von Diamant 1946–1990]
* [http://www.museum-digital.de/san/index.php?t=sammlung&instnr=71&gesusa=123 Fahrradsammlung der Marken MIFA, DIAMANT und MÖVE im Fahrzeugmuseum Staßfurt]
* [http://www.zwangsarbeit-archiv.de/zwangsarbeit/ereignisse/ostarbeiter/index.html Zeitzeugenbericht einer bei der Elite Diamant AG eingesetzten „Ostarbeiterin“] – Interview-Ausschnitte aus dem Online-Archiv „Zwangsarbeit 1939–1945“

== Einzelnachweise ==
<references />

{{Normdaten|TYP=k|GND=7712124-7|LCCN=no2011050135|VIAF=170243583}}

[[Kategorie:Deutscher Fahrradhersteller]]
[[Kategorie:Produzierendes Unternehmen (Landkreis Mittelsachsen)]]
[[Kategorie:Markenname (Fahrrad)]]
[[Kategorie:Industrieverband Fahrzeugbau]]
[[Kategorie:Ehemaliges Unternehmen (Chemnitz)]]
[[Kategorie:Unternehmensgründung 1885]]
[[Kategorie:Produzierendes Unternehmen (DDR)]]
[[Kategorie:Hartmannsdorf (bei Chemnitz)]]
[[Kategorie:Ehemalige Aktiengesellschaft in Deutschland]]

Aktuelle Version vom 26. Januar 2025, 19:53 Uhr

Diamant Fahrradwerke GmbH

Logo
Rechtsform Gesellschaft mit beschränkter Haftung
Gründung 1885
Sitz Hartmannsdorf (bei Chemnitz)
Deutschland Deutschland
Leitung Brian Eugene Schumann

Mirco Schmidt

Mitarbeiterzahl
  • 1000 (1916)
  • 500 (2018)
Branche Fahrradhersteller
Website www.diamantrad.com

Die Diamant Fahrradwerke bestehen unter unterschiedlichen Namen seit 1885 (seit der Wende: Diamant Fahrradwerke GmbH) und produzierten in ihrer Geschichte hauptsächlich Fahrräder, aber auch Wirkmaschinen-Zubehör, Schreibfedern, Flachstrickmaschinen und Leichtkrafträder. In der DDR war Diamant mit mehr als 8 Millionen produzierten Fahrrädern neben Mifa ein bedeutender Fahrradhersteller. Nach dem Produktionsrückgang in den 1980er Jahren und nach starken Einschnitten infolge der Wende gelang es mit neuen Geldgebern und der Übernahme durch die Firma Villiger die Diamant Fahrradwerke neu auszurichten und den veränderten Marktverhältnissen anzupassen. Man produziert inzwischen wieder knapp 200.000 Zweiräder pro Jahr (Stand 2018).

Unternehmensgeschichte

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Das Unternehmen wurde 1885 von Friedrich Wilhelm Nevoigt (1859–1937) und seinem Bruder Wilhelm Friedrich Nevoigt (1857–1909) in Reichenbrand bei Chemnitz als Gebrüder Nevoigt Reichenbrand/Chemnitz in das Handelsregister eingetragen. Gegen Ende desselben Jahres begannen sie neben der Fabrikation ihrer anderen Produkte testweise mit einer Einzelproduktion von Fahrrädern.

Das erste Diamant-Fahrrad aus Serienproduktion wurde 1895 produziert. Zu Beginn der Fahrradproduktion war dies eine von mehreren Betriebssparten des Unternehmens. Im Jahr 1898 erfanden die Gebrüder Nevoigt die Doppelrollenkette,[3] die bis heute als Weltstandard gilt. Das Unternehmen wuchs stark und wurde am 12. März 1906 zu einer Aktiengesellschaft, die unter dem Namen Gebrüder Nevoigt AG Reichenbrand/Chemnitz firmierte. 1912 war die Fahrradproduktion ein so wichtiger Bestandteil des Unternehmens, dass es umfirmierte und nun Diamant Werke Gebrüder Nevoigt AG hieß. Bis 1916 wuchs die Beschäftigtenzahl bis auf 1000. 1920 gab es erneut eine Firmenänderung, nun zur Elite Diamant AG, nachdem man sich mit dem Autoproduzenten Elite-Werke zusammengeschlossen hatte. Die Marke war inzwischen so beliebt, dass sich in Chemnitz 1926 der Chemnitzer Radrennclub Diamant gründete. Später entstanden auch ähnliche Vereine in anderen Städten. Zu Zeiten der Weimarer Republik kostete im Inflationsjahr 1923 ein Diamant-Fahrrad schon bis zu 2,5 Millionen Reichsmark. Im Jahr 1927 drohte eine Insolvenz die Produktion zu beenden, jedoch erwarb Opel bis Februar 1928 aufgrund des Interesses an der Produktion motorgetriebener Zweiräder mehr als die Hälfte des Aktienkapitals und konnte die Geschäfte aufgrund dieser Mehrheitsverhältnisse wahrnehmen. Die Produktion und der Absatz motorgetriebener Zweiräder bei der Elite-Diamant AG verlief für Opel nicht erfolgversprechend, was 1930 zu einer Trennung führte. Die Fahrradwerke erhielten nach einem Vergleich ihre Unabhängigkeit zurück und firmierten nun unter Elite Diamant AG Siegmar/Sachsen.

Maßstäbe setzte Diamant bereits 1926 durch die Entwicklung eines Fahrrades, das komplett aus Leichtmetall gefertigt war. Diese Entwicklungen wurden nach jahrelanger Unterbrechung 1938 fortgeführt. Im Zweiten Weltkrieg setzte die Elite Diamant AG viele Zwangsarbeiter ein, darunter auch „Ostarbeiter“ aus der Sowjetunion.[4] Bis 1945 wurden insgesamt rund 1,3 Millionen Diamant-Fahrräder produziert.[5]

Nach dem Zweiten Weltkrieg

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Das Unternehmen wurde 1945 enteignet und bis 1952 von einem Generaldirektor als Sowjetische Aktiengesellschaft geführt.

Gebäude des VEB Elite Diamant Chemnitz (1958)
VEB Elite Diamant-Fahrrad

Am 2. Mai 1952 wurde es in Volkseigentum überführt und erhielt den Namen VEB Fahrradwerke Elite Diamant. Der Betrieb war neben MIFA der einzige Produzent von Fahrrädern, wobei seine Fahrräder für den Massengebrauch als höherwertig galten.

In der DDR fuhren anfangs alle Radrennfahrer Diamant-Fahrräder. So wurden die Straßen-Weltmeisterschaften 1959 (von „Täve“ Schur) und 1960 (von Bernhard Eckstein) von DDR-Radrennsportlern auf Diamant gewonnen. In den 1950er Jahren unterhielt die Firma eine Betriebssportgemeinschaft (BSG Diamant Chemnitz).[6] In den 1970er und 1980er Jahren entwickelten und bauten Ingenieure von Diamant unter maßgeblicher Anleitung des Leipziger Ingenieurs Paul Rinkowski Rennräder für die Nationalmannschaft der DDR, mit denen zahlreiche internationale Wettbewerbe gewonnen wurden. Später ging diese Sonderfertigung an Textima und FES.

In den 1950er Jahren war Diamant mit Touren-, Sport- und Rennrädern technisch und optisch auf der Höhe der Zeit. Eine bemerkenswerte Entwicklung war die filigrane Rundscheidengabel, mit der Diamant westlichen Sporträdern voraus war. 1957 wurden damals moderne sportliche Tourenräder mit 26’’-Laufrädern in das Sortiment aufgenommen. Ab den 1960ern geriet der technische Fortschritt ins Stocken, an den meisten Bauteilen wie Rahmen, Bremsen, Gangschaltung und Tretlager erfolgten keine relevanten Weiterentwicklungen mehr. Gleichzeitig verringerte sich die anfangs sehr hochwertige Fertigungsqualität. Äußerlich wurden die Räder mit kleineren Retuschen an den jeweiligen Zeitgeist angepasst. Die Produktion der 28’’-Sporträder wurde Ende der 1960er Jahre in das Mifa-Werk verlegt, wobei im Gespräch war, die Fahrradproduktion bei Diamant gänzlich einzustellen. Die Pläne wurden wegen einer falschen Einschätzung des Fahrradbedarfs jedoch wieder verworfen. Eine längere Zeit bestimmten nun technisch veraltete Rennräder und sportliche 26’’-Tourenräder das Fertigungsprofil. Die Fahrradproduktion wurde noch stärker vernachlässigt als bei Mifa, weil das Diamant-Werk seinerzeit vorrangig als Produzent von Flachstrickmaschinen fungierte, für die sich die DDR wichtige Exportmärkte erschlossen hatte.

In der zweiten Hälfte der 1980er Jahre wurde eine Neuausrichtung der Fahrrad-Modellpalette auf sportlichere Modelle begonnen, die im Zuge der Wende jedoch nur teilweise noch zum Tragen kam. Die Fahrradproduktion war zuletzt Teil des VEB Elite-Diamant Karl-Marx-Stadt im Kombinat Textima. Da es neben Diamant zuletzt nur noch Mifa als großen Fahrradhersteller in der DDR gab, war der Produktionsausstoß bei Diamant entsprechend hoch: Von 1949 bis 1990 wurden 8,4 Millionen Diamant-Fahrräder gebaut.[7]

Außerdem produzierte der Betrieb Rundstrickmaschinen, die dem Stand der Technik entsprachen.[8]

Der Betrieb hatte ab 1949 ein Betriebsferienheim in Pobershau, das heutige Hotel Schwarzbeerschenke.

Diamant Fahrradwerke Hartmannsdorf

Mit dem Ende der DDR wurden der Volkseigene Betrieb (VEB) privatisiert, Produktionsumfang und Belegschaft stark verringert. Entsprechend der veränderten Marktsituation konnten aktuelle Konstruktionsprinzipien für neue Modelle übernommen werden. Es gelang, erneut einen festen Platz im Fahrradsegment zu finden, wobei die erlangte Eigenständigkeit schrittweise wieder aufgegeben wurde: Am 1. Januar 1992 wurde die DIAMANT Fahrradwerke GmbH unter Beteiligung der schweizerischen Villiger-Gruppe gegründet und 1997 von dieser vollständig übernommen. 2003 verkaufte die Villiger-Gruppe ihre Fahrradsparte mit den Marken Villiger und Diamant an die amerikanische Trek Bicycle Corporation, zu der auch die Marken Bontrager, Klein, LeMond und Gary Fisher gehören.

Die einstigen renommierten Marken Villiger und Gary Fisher werden durch die Trek Bicycle Corp. seit 2014/2015 nicht mehr geführt.[9] Laut Handelsregister HRB 6093 Chemnitz ist der Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag vom 10. Januar 2013 zwischen den Diamant-Fahrradwerken und der Trek Bicycle (Deutschland) GmbH, Frankfurt am Main, durch Aufhebungsvertrag zum 31. Dezember 2018 beendet.

2018 wurden in Hartmannsdorf 196.000 Fahrräder gebaut, davon die Hälfte mit Elektromotor. Bis zum Jahr 2021 wollte die Firma die Produktion mehr als verdoppeln (Stand Mitte 2019).[2]

Nach eigenen Angaben sind die Diamantwerke in Hartmannsdorf bei Chemnitz die älteste produzierende Fahrradfabrik in Deutschland.

  • Werner Aidn: Diamant. Fahrräder, Motorräder, Radsport. Maxime-Verlag, Leipzig 2010, ISBN 978-3-931965-25-9.
  • Ludwig Karsch: Diamant. Legendäre Fahrräder aus Chemnitz. Sutton-Verlag, Erfurt 2016, ISBN 978-3-95400-706-6.
Commons: Diamant Fahrradwerke – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b c Archivierte Kopie (Memento vom 7. Januar 2017 im Internet Archive)
  2. a b Bettina Junge: Fahrradfabrik erweitert Produktion in Hartmannsdorf. In: Freie Presse, Lokalteil „Burgstädt & Mittelsachsen“. 27. Juli 2019, S. 14.
  3. diamantrad.com
  4. Erinnerungsbericht Hanna H.20. Februar 1942: Die „Ostarbeiter“-Erlasse. zwangsarbeit-archiv.de, abgerufen am 1. August 2017.
  5. Datierung Diamant Fahrräder auf ddr-fahrradwiki.de, abgerufen am 1. August 2017.
  6. Generalsekretariat der Sektion Radfahren der DDR (Hrsg.): Illustrierter Radrennsport. Nr. 4/1950. Berlin 1950, S. 16.
  7. ddr-fahrradwiki.de (Memento vom 28. März 2022 im Internet Archive)
  8. www.robotrontechnik.de - Die Geschichte der Computertechnik der DDR. Abgerufen am 15. Januar 2024.
  9. radmarkt.de