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„Schwanengesang“ – Versionsunterschied

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Als '''Schwanengesang''' bezeichnet man das letze Werk eines [[Musiker]]s oder eines [[Dichter]]s. Auch die letzte Rede eines [[Politiker]]s wird oft in einem weiten Sinne des Wortes als Schwanengesang bezeichnet.
[[Datei:Gravure door Reinier van Persijn.jpg|miniatur|[[Reinier van Persijn]], Singender Schwan, Allegorie]]
Als '''Schwanengesang''' bezeichnet man das letzte Werk eines [[Musiker]]s oder eines [[Dichter]]s. Auch die letzte Rede eines [[Politiker]]s wird oft in einem weiteren Sinne des Wortes als Schwanengesang bezeichnet. Eine andere Bezeichnung ist ''Schwanenlied'' (u. a. bei [[Gottfried August Bürger]], [[Clemens Brentano]], [[Hedwig Dohm]]). Der letzte Werkzyklus von [[Heinrich Schütz]] aus seinem Sterbejahr 1672 heißt ''Schwanengesang'' ([[Schütz-Werke-Verzeichnis|SWV]] 482-494), ein typisches Alterswerk. Berühmt ist der letzte Liederzyklus von [[Franz Schubert]], der nach dessen Tod von seinem Verleger unter dem Titel [[Schwanengesang (Schubert)|Schwanengesang]] zusammengestellt wurde.


== Etymologie ==
Der Ausdruck geht auf einen alten griechischen [[Mythos]] zurück, der besagt, das [[Schwan|Schwäne]] vor ihrem [Tod]]e noch einmal mit trauriger, jedoch wunderschöner Stimme ein letzes Lied anstimmen. In einer Fassung dieses Mythos wanderte Cygnus in einem Pappelhain am Ufer des Fusses Eridanus, den Tod seines treuesten Freundes Psittakos betrauernd. Da hatten die Götter Mitleid mit ihm und verwandelten ihn in einen Schwan aus leuchtenden Sternen. Bevor Cygnus aus Trauer über den geliebten Freund starb, sang er jene von keinem andern Gesang an trauriger Schönheit übertoffene Weise.
Der Ausdruck geht auf einen alten griechischen [[Mythos]] zurück, der besagt, dass [[Schwäne]] vor ihrem [[Tod]]e noch einmal mit trauriger, jedoch wunderschöner Stimme ein letztes Lied anstimmen. In einer Fassung dieses Mythos wanderte [[Kyknos (Sohn des Sthenelos)|Kyknos]] in einem Pappelhain am Ufer des Flusses [[Eridanus (Mythologie)|Eridanus]], den Tod seines treuesten Freundes [[Phaeton (Mythologie)|Phaëton]] betrauernd. Dabei sang er auf eine von keinem anderen Gesang an trauriger Schönheit übertroffene Weise. Da hatten die Götter Mitleid mit ihm und verwandelten ihn in einen [[Schwan (Sternbild)|Schwan aus leuchtenden Sternen]]. In ''[[Phaidon]]'' erklärt [[Sokrates]] den besonders eindrucksvollen und fröhlichen Gesang der Schwäne vor ihrem Tod mit deren Vorkenntnis des Guten in der Unterwelt.<ref>Platon: ''Phaidon'' [http://www.perseus.tufts.edu/hopper/text?doc=Perseus%3Atext%3A1999.01.0170%3Atext%3DPhaedo%3Asection%3D84e 84e-85b].</ref>
Einer der ältesten Belege für die Vorstellung, Schwäne würden bei ihrem Tod in einen traurigen Gesang verfallen, findet sich in der Tragödie [[Orestie#Agamemnon|''Agamemnon'']] von [[Aischylos]]: Nachdem [[Klytaimnestra]] ihren Gatten [[Agamemnon]] und dessen Sklavin [[Kassandra (Mythologie)|Kassandra]] getötet hat, weist sie darauf hin, Kassandra habe vor ihrem Tod eine letzte Prophezeiung getätigt, so wie Schwäne ein letztes Mal sängen.<ref>Aischylos: ''Agamemnon'' [http://www.perseus.tufts.edu/hopper/text?doc=Perseus:text:1999.01.0003:card=1444 1444f.]</ref>


In der Musik wurde die mythologische Überlieferung unter anderem aufgegriffen von [[Orazio Vecchi]] und [[Jakob Arcadelt]] mit ''Il bianco e dolce cigno'' im 16. Jahrhundert oder von [[Orlando Gibbons]] mit ''The Silver Swan'' (1612).
Schwanengesang ist auch der Name einer [[Lied]]ersammlung von [[Franz Schubert]].

== Siehe auch ==
* [[Der sterbende Schwan]]
* [[Schwanenkönig]], [[Musikalbum]] von [[Karat (Band)]] 1980
* [[Todesgedicht]]
* [[Kalchas (Tschechow)]] Einakter 1886

== Literatur ==
* [[Karl Friedrich Wilhelm Wander]] (Hrsg.): ''Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Ein Hausschatz für das deutsche Volk.'' F.A. Brockhaus, Leipzig 1867, 1870, 1873, 1876, 1880. Reprints: Scientia-Verlag, Aalen 1963; Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1964; Akademische Verlagsanstalt Athenaion, Kettwig 1987; Weltbild Verlag, Augsburg 1987, Band 4, S. 417.
* Hans Biedermann: ''Knaurs Lexikon der Symbole.'' Knaur, München 1998, ISBN 3-426-66403-8, S. 392.

== Weblinks ==
{{Wiktionary}}

== Einzelnachweise ==
<references />

[[Kategorie:Redewendung]]
[[Kategorie:Begriff aus der griechischen Mythologie]]
[[Kategorie:Schwan als Thema]]

Aktuelle Version vom 15. Juli 2024, 15:48 Uhr

Reinier van Persijn, Singender Schwan, Allegorie

Als Schwanengesang bezeichnet man das letzte Werk eines Musikers oder eines Dichters. Auch die letzte Rede eines Politikers wird oft in einem weiteren Sinne des Wortes als Schwanengesang bezeichnet. Eine andere Bezeichnung ist Schwanenlied (u. a. bei Gottfried August Bürger, Clemens Brentano, Hedwig Dohm). Der letzte Werkzyklus von Heinrich Schütz aus seinem Sterbejahr 1672 heißt Schwanengesang (SWV 482-494), ein typisches Alterswerk. Berühmt ist der letzte Liederzyklus von Franz Schubert, der nach dessen Tod von seinem Verleger unter dem Titel Schwanengesang zusammengestellt wurde.

Der Ausdruck geht auf einen alten griechischen Mythos zurück, der besagt, dass Schwäne vor ihrem Tode noch einmal mit trauriger, jedoch wunderschöner Stimme ein letztes Lied anstimmen. In einer Fassung dieses Mythos wanderte Kyknos in einem Pappelhain am Ufer des Flusses Eridanus, den Tod seines treuesten Freundes Phaëton betrauernd. Dabei sang er auf eine von keinem anderen Gesang an trauriger Schönheit übertroffene Weise. Da hatten die Götter Mitleid mit ihm und verwandelten ihn in einen Schwan aus leuchtenden Sternen. In Phaidon erklärt Sokrates den besonders eindrucksvollen und fröhlichen Gesang der Schwäne vor ihrem Tod mit deren Vorkenntnis des Guten in der Unterwelt.[1] Einer der ältesten Belege für die Vorstellung, Schwäne würden bei ihrem Tod in einen traurigen Gesang verfallen, findet sich in der Tragödie Agamemnon von Aischylos: Nachdem Klytaimnestra ihren Gatten Agamemnon und dessen Sklavin Kassandra getötet hat, weist sie darauf hin, Kassandra habe vor ihrem Tod eine letzte Prophezeiung getätigt, so wie Schwäne ein letztes Mal sängen.[2]

In der Musik wurde die mythologische Überlieferung unter anderem aufgegriffen von Orazio Vecchi und Jakob Arcadelt mit Il bianco e dolce cigno im 16. Jahrhundert oder von Orlando Gibbons mit The Silver Swan (1612).

  • Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Ein Hausschatz für das deutsche Volk. F.A. Brockhaus, Leipzig 1867, 1870, 1873, 1876, 1880. Reprints: Scientia-Verlag, Aalen 1963; Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1964; Akademische Verlagsanstalt Athenaion, Kettwig 1987; Weltbild Verlag, Augsburg 1987, Band 4, S. 417.
  • Hans Biedermann: Knaurs Lexikon der Symbole. Knaur, München 1998, ISBN 3-426-66403-8, S. 392.
Wiktionary: Schwanengesang – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

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  1. Platon: Phaidon 84e-85b.
  2. Aischylos: Agamemnon 1444f.