Zum Inhalt springen

„Sozialgerichtsgesetz“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
[ungesichtete Version][gesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
Keine Bearbeitungszusammenfassung
 
(111 dazwischenliegende Versionen von 47 Benutzern werden nicht angezeigt)
Zeile 1: Zeile 1:
Das '''Sozialgerichtsgesetz''' (SGG) regelt in Deutschland das Verfahrensrecht und die Gerichtsverfassung innerhalb der [[Sozialgerichtsbarkeit]].
{{Dieser Artikel|befasst sich mit dem Sozialgerichtsgesetz (SGG). Für weitere Bedeutungen der Abkürzung ''SGG'' siehe [[SGG]].}}
{{Infobox Gesetz
{| border="2" cellpadding="2" cellspacing="1" bgcolor="#6688AA" style="float:right; margin-left:15px"
| Titel=Sozialgerichtsgesetz
! colspan="2" | Basisdaten
| Kurztitel=
|---- bgcolor="#F7F8FF"
| Abkürzung=SGG
| Kurztitel: || Sozialgerichtsgesetz
| Art=[[Bundesgesetz (Deutschland)|Bundesgesetz]]
|---- bgcolor="#F7F8FF"
| Geltungsbereich=[[Deutschland|Bundesrepublik Deutschland]]
| Voller Titel: || ders.
| Rechtsmaterie=[[Sozialrecht (Deutschland)|Sozialrecht]], [[Verfahrensrecht]]
|---- bgcolor="#F7F8FF"
| FNA=330-1
| [[Typ]]: || Bundesgesetz
| DatumGesetz=3. September 1953<br />({{BGBl|1953n I S. 1239}})
|---- bgcolor="#F7F8FF"
| Inkrafttreten=1. Januar 1954
| Rechtsmaterie: || [[Sozialrecht]]
| Neubekanntmachung=23. September 1975<br />({{BGBl|1975n I S. 2535}})
|----
| Neufassung=
| Gültigkeitsbereich: || Bundesrepublik Deutschland
| InkrafttretenNeufassung=
|---- bgcolor="#F7F8FF"
| LetzteÄnderung=Art. 18 G vom 8. Oktober 2023<br />({{BGBl|2023n I Nr. 272}} vom 12. Oktober 2023)
| [[Abkürzung]]: || SGG
| InkrafttretenLetzteÄnderung=13. Oktober 2023<br />(Art. 31 G vom 8. Oktober 2023)
|---- bgcolor="#F7F8FF"
| GESTA=G011
| [[Fundstellennachweis|FNA]]: || 330-1
| Außerkrafttreten=
|---- bgcolor="#F7F8FF"
| Weblink={{§§|sgg|juris|text=Text des Gesetzes}}
| Datum des Gesetzes: ||3. September 1953 (BGBl. I S. 1239)
}}
|---- bgcolor="#F7F8FF"
Das '''Sozialgerichtsgesetz''' (SGG) regelt in Deutschland das Verfahrensrecht und die Gerichtsverfassung in der [[Sozialgerichtsbarkeit]] sowie das Widerspruchsverfahren der Sozialbehörden.
| Neufassung: ||23. September 1975 (BGBl. I S. 2535)
|---- bgcolor="#F7F8FF"
| letzte Änderung: || teils zum 15. Dezember 2004, teil zum 1. Januar 2005 und teils zum 1. Januar 2006 (Art. 1 und 3 des Gesetzes BGBl. I S. 3302)
|---- bgcolor="#6688AA"
|}
Das Sozialgerichtsgesetz qualifiziert die [[Sozialgericht]]e als besondere [[Verwaltungsgericht]]e, die von den Verwaltungsbehörden unabhängig sind. Der [[Instanz]]enzug ist dreigliedrig. Erstinstanzlich sind regelmäßig die [[Sozialgericht]]e, als [[Berufung]]sgerichte die [[Landessozialgericht]]e und als [[Revision]]sgericht das [[Bundessozialgericht]] mit Sitz in [[Kassel]] zuständig.


== Geschichte ==
===Zuständigkeiten===
Das SGG wurde am 3. September 1953 verkündet und am nächsten Tag im [[Bundesgesetzblatt (Deutschland)|Bundesgesetzblatt]] veröffentlicht.
Die Sozialgerichte sind sachlich für folgende Streitigkeiten zuständig (§§ 10, 51):

Um das Jahr 1980 gab es Überlegungen, das Sozialgerichtsgesetz mit der [[Verwaltungsgerichtsordnung]] und der [[Finanzgerichtsordnung]] in einer gemeinsamen „Verwaltungsprozessordnung“ zusammenzufassen. Vertreter dieser drei Zweige der Gerichtsbarkeit nahmen an Beratungen teil. Es wäre denkbar gewesen, einen Allgemeinen Teil für alle drei Zweige der Gerichtsbarkeit voranzuschicken, und mit drei weiteren Teilen fortzufahren, die jeweils auf die Besonderheiten der einzelnen Zweige zugeschnitten gewesen wären. Die Beratungen kamen aber nie über das Stadium der Planung hinaus.<ref>Joachim Martens, [https://www.jstor.org/stable/23416692?seq=1 Der Entwurf einer Verwaltungsprozeßordnung], [[Zeitschrift für Rechtspolitik]], 1979, S. 114–119, abgerufen am 25. Februar 2021.</ref>

== Allgemeines ==
Das Sozialgerichtsgesetz bezeichnet die [[Sozialgericht]]e als besondere [[Verwaltungsgericht (Deutschland)|Verwaltungsgerichte]], die von den Verwaltungsbehörden unabhängig sind ({{§|1|sgg|juris}}&nbsp;SGG).

Der [[Instanz (Recht)|Instanzenzug]] ist dreigliedrig. Erstinstanzlich sind regelmäßig die Sozialgerichte, als [[Berufung (Recht)|Berufungsgerichte]] die [[Landessozialgericht]]e und als [[Revision (Recht)|Revisionsgericht]] das [[Bundessozialgericht]] mit Sitz in [[Kassel]] zuständig.

== Zuständigkeiten ==


Die Sozialgerichte sind sachlich für folgende Streitigkeiten [[Zuständigkeit|zuständig]] ({{§|10|sgg|juris}} und {{§|51|sgg|juris}} SGG):
* Angelegenheiten der [[Sozialversicherung]]
* Angelegenheiten der [[Sozialversicherung]]
* [[Arbeitsförderung]]
* [[Arbeitsförderung]]
* [[Arbeitslosengeld II]] bzw. [[Bürgergeld-Gesetz|Bürgergeld]]
* soziale Entschädigung
* seit dem 1. Januar 2005: [[Sozialhilfe (Deutschland)|Sozialhilfe]]
* Schwerbehindertenrecht
* [[Soziales Entschädigungsrecht|soziale Entschädigung]]
* Streitigkeiten zwischen Krankenkassen und
* öffentliches [[Schwerbehindertenrecht (Deutschland)|Schwerbehindertenrecht]]
**Vertragsärzten und Vertragszahnärzten
* Streitigkeiten zwischen Krankenkassen und
**Psychotherapeuten
** Vertragsärzten und Vertragszahnärzten
** sowie deren Kammern
** Krankenhäusern
** Psychotherapeuten
** sowie deren Kammern.


Die örtliche Zuständigkeit ergibt sich in der Regel bei dem Gericht, in dessen Bezirk der Kläger seinen Sitz hat.
Die örtliche Zuständigkeit ergibt sich in der Regel bei dem Gericht, in dessen Bezirk der Kläger seinen Sitz hat.


===Besonderheiten===
== Besonderheiten ==
Die ehrenamtlichen Richter werden durch Arbeitgeber und Versicherte (ähnlich in der [[Arbeitsgerichtsbarkeit]]) gestellt.
Die Spruchkörper bestehen aus Berufsrichtern und ehrenamtlichen Richtern. Die ehrenamtlichen Richter werden in den sozialversicherungsrechtlichen Streitigkeiten durch Arbeitgeber und Versicherte (ähnlich in der [[Arbeitsgerichtsbarkeit (Deutschland)|Arbeitsgerichtsbarkeit]]) gestellt.

Die Vorschriften des Sozialgerichtsgesetzes verdrängen die Regeln der [[Verwaltungsgerichtsordnung]]. Das Sozialgerichtsgesetz verweist ergänzend auf die Vorschriften der Verwaltungsgerichtsordnung, des [[Gerichtsverfassungsgesetz]]es und der [[Zivilprozessordnung (Deutschland)|Zivilprozessordnung]].

== Siehe auch ==
* [[Verwaltungsgerichtsordnung]]
* [[Finanzgerichtsordnung]]
* [[Erstes Buch Sozialgesetzbuch]] (SGB I) und [[Zehntes Buch Sozialgesetzbuch]] (SGB X) zum Sozialverwaltungsverfahren und zum Sozialdatenschutz

== Literatur ==
* Jens Meyer-Ladewig, Wolfgang Keller und Stephan Leitherer: ''Sozialgerichtsgesetz (SGG), Kommentar''. 12. Auflage, 2017, C.&nbsp;H. Beck, ISBN 978-3-406-70634-9
* Otto Ernst Krasney, [[Peter Udsching]]: ''Handbuch des sozialgerichtlichen Verfahrens''. 5. neu bearbeitete Auflage. Erich Schmidt Verlag, Berlin 2008, ISBN 978-3-503-10694-3
* Hermann Plagemann (Hrsg.): ''Münchener Anwaltshandbuch Sozialrecht''. 3. Auflage 2009, C.&nbsp;H. Beck, ISBN 978-3-406-57472-6
* Rupert Hassel, Detlef Gurgel, Sven-Joachim Otto (Hrsg.): ''Handbuch des [[Fachanwalt für Sozialrecht|Fachanwalts Sozialrecht]]''. 3. Auflage 2012. Köln. Luchterhand. ISBN 978-3-472-07811-1

== Weblinks ==
* {{§§|sgg|juris|text=Text des Gesetzes}}


== Einzelnachweise ==
Die Vorschriften des Sozialgerichtsgesetzes verdrängen die Regeln der [[Verwaltungsgerichtsordnung]]. Das Sozialgerichtsgesetz verweist ergänzend auf die Vorschriften der VwGO, des [[Gerichtsverfassungsgesetz]]es und der [[Zivilprozessordnung]].
<references/>


{{Rechtshinweis}}
{{Rechtshinweis}}
{{Normdaten|TYP=w|GND=4133171-0}}


[[Kategorie:Gesetz (Deutschland)]]
[[Kategorie:Rechtsquelle (Deutschland)]]
[[Kategorie:Sozialgerichtliches Verfahren]]
[[Kategorie:Rechtsquelle (20. Jahrhundert)]]
[[Kategorie:Sozialrecht (Deutschland)]]
[[Kategorie:Prozessrecht (Deutschland)]]

Aktuelle Version vom 29. Oktober 2023, 14:15 Uhr

Basisdaten
Titel: Sozialgerichtsgesetz
Abkürzung: SGG
Art: Bundesgesetz
Geltungsbereich: Bundesrepublik Deutschland
Rechtsmaterie: Sozialrecht, Verfahrensrecht
Fundstellennachweis: 330-1
Ursprüngliche Fassung vom: 3. September 1953
(BGBl. I S. 1239)
Inkrafttreten am: 1. Januar 1954
Neubekanntmachung vom: 23. September 1975
(BGBl. I S. 2535)
Letzte Änderung durch: Art. 18 G vom 8. Oktober 2023
(BGBl. I Nr. 272 vom 12. Oktober 2023)
Inkrafttreten der
letzten Änderung:
13. Oktober 2023
(Art. 31 G vom 8. Oktober 2023)
GESTA: G011
Weblink: Text des Gesetzes
Bitte den Hinweis zur geltenden Gesetzesfassung beachten.

Das Sozialgerichtsgesetz (SGG) regelt in Deutschland das Verfahrensrecht und die Gerichtsverfassung in der Sozialgerichtsbarkeit sowie das Widerspruchsverfahren der Sozialbehörden.

Das SGG wurde am 3. September 1953 verkündet und am nächsten Tag im Bundesgesetzblatt veröffentlicht.

Um das Jahr 1980 gab es Überlegungen, das Sozialgerichtsgesetz mit der Verwaltungsgerichtsordnung und der Finanzgerichtsordnung in einer gemeinsamen „Verwaltungsprozessordnung“ zusammenzufassen. Vertreter dieser drei Zweige der Gerichtsbarkeit nahmen an Beratungen teil. Es wäre denkbar gewesen, einen Allgemeinen Teil für alle drei Zweige der Gerichtsbarkeit voranzuschicken, und mit drei weiteren Teilen fortzufahren, die jeweils auf die Besonderheiten der einzelnen Zweige zugeschnitten gewesen wären. Die Beratungen kamen aber nie über das Stadium der Planung hinaus.[1]

Das Sozialgerichtsgesetz bezeichnet die Sozialgerichte als besondere Verwaltungsgerichte, die von den Verwaltungsbehörden unabhängig sind (§ 1 SGG).

Der Instanzenzug ist dreigliedrig. Erstinstanzlich sind regelmäßig die Sozialgerichte, als Berufungsgerichte die Landessozialgerichte und als Revisionsgericht das Bundessozialgericht mit Sitz in Kassel zuständig.

Zuständigkeiten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Sozialgerichte sind sachlich für folgende Streitigkeiten zuständig (§ 10 und § 51 SGG):

Die örtliche Zuständigkeit ergibt sich in der Regel bei dem Gericht, in dessen Bezirk der Kläger seinen Sitz hat.

Die Spruchkörper bestehen aus Berufsrichtern und ehrenamtlichen Richtern. Die ehrenamtlichen Richter werden in den sozialversicherungsrechtlichen Streitigkeiten durch Arbeitgeber und Versicherte (ähnlich in der Arbeitsgerichtsbarkeit) gestellt.

Die Vorschriften des Sozialgerichtsgesetzes verdrängen die Regeln der Verwaltungsgerichtsordnung. Das Sozialgerichtsgesetz verweist ergänzend auf die Vorschriften der Verwaltungsgerichtsordnung, des Gerichtsverfassungsgesetzes und der Zivilprozessordnung.

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Joachim Martens, Der Entwurf einer Verwaltungsprozeßordnung, Zeitschrift für Rechtspolitik, 1979, S. 114–119, abgerufen am 25. Februar 2021.